Cover




Salto Wortale



Da stehe ich
in der Manege weißer Blätter
jongliere
mit Worten
lasse sie
durch brennende Reifen springen
um am Ende
ein Lächeln
oder eine Träne
aus dem Hut zu zaubern





unberechenbar



Gib dir
keine Mühe
mit unserer Choreographie,
denn
ich liebe es
aus der Reihe
zu tanzen.





Science Fiction



Liebesszenen
haben
in Frauenköpfen Premiere
noch bevor
der Hauptdarsteller
die Bühne betritt





unbelehrbar



Wie ein Kind,
das immer wieder
auf die
heiße Herdplatte fasst,
stehe ich
auf den
Scherben zerbrochenen Glücks
mit offenen Armen,
bereit
für die Liebe.


Ausgebrannt



Manchmal möchte ich
Meinen Pflichten entfliehen
Eure Erwartungen an mich
links liegen lassend
meinen eigenen Weg gehen

Ohne Zeit, ohne Ziel,
um dann
mit einem großen Strauß
Gelassenheide
zurückzukehren





Handarbeit



Spielerisch
gleiten Hände
über rotflauschigen Pulloverrücken,

erzeugen
Woll-Lust.





ohne Worte



Warum
ich so still
bin?

Ich wollte
deinen Augen
nicht
ins Wort fallen.





Reflexion



Mit dir
bin ich
eine andere geworden

jetzt
ohne dich
auch





Falsche Frage



Frag mich nicht,
ob du der Einzige
für mich bist.

Was nützt dir die Gewissheit
der Einzige zu sein,
wenn du nicht der Richtige bist.





Grund genug



Ich meide Imker,
denn ich hab Angst
vor Körben





Wie lange



Du sagst, du liebst mich
für immer.

Liebe mich
bis zum ersten Sonnenstrahl,
dann sehen wir weiter.





wahlweise



Der Verstand
wählt den sicheren Weg,
das Herz
springt
auch über Klippen


wertlos



Als du anfingst
meine Worte
auf die Goldwaage
zu legen
hatten sie längst
jeden Wert für dich
verloren


Wortgewalt



Fabelhaft
lässt sich
der Buchstab
über fremden Häuptern
brechen,
ohne Moral





aufgewärmt



Erinnerungen
sind die Wärmflaschen
des Alters


Punkt



Bei manchen Menschen
sind Sommersprossen
die einzig erkennbaren
Gesichtspunkte,
die sie haben.


Dornröschen



Ich möchte nicht dein Dornröschen sein!
Vielleicht erspare ich dir meine Dornenhecke,
wenn du mich nicht hundert Jahre
auf den ersten Kuss warten lässt.





Rapunzel



Ich habe mein
Haar abgeschnitten.

Jetzt warte ich
auf meinem Turm,
dass dir deine Liebe
Flügel wachsen lässt.





Sonntag ohne dich



Müdes Morgenblinzeln
Vorhang aus Regenschnüren
Wassertropfen
morsen auf dem Fenstersims
Sehnsuchtswetter

Decke über den Kopf gezogen
mich näher
zu dir geträumt


nur für mich



Drei Quadratmeter Natur
mitten in Berlin
Heimat
für Lavendel, Schleierkraut
und Löwenmäulchen

Hänge matt
sanft geschaukelt
die Augen
im endlosen Blau


Liebeslast



Erinnerungen
an unsere Liebe,
im Karton verpackt,
fest verschnürt,
im Herzen bewahrt.

Nicht den Mut ihn zu öffnen,
unfähig ihn wegzuwerfen,
ist er doch
ein Teil meines Lebens.





Pflichtbewusstsein


Nachts,
wenn du dich heimtückisch
an mein Bett schleichst
mich ruhelos
hin und her wirfst
mir einbrennst
ich hätte meine Hausaufgaben nicht gemacht
wünschte ich
du würdest meine Lebenslust wecken
damit sie dir im Halbschlaf
ein "na und"
entgegen schleudert





Eiszeit



Früher
wärmtest du meine kalten Füße.

Heute
trage ich Socken.





Erkenntnis



Keine Liebe währt so lange,
wie die unerfüllte, denn
sie nährt sich
aus der Sehnsucht
und den Träumen.


schade



Du stehst in der Tür
und ich möchte sagen
bleib doch

Du stehst in der Tür
Angst zu stören
unsicher

Aus lauter Vorsicht – Rücksicht
bleiben wir beide
stumm





immer wieder



Du fielst wie Regen
in meine Wüste
brachtest sie zum Blühen
und gingst mit dem Wind

In kalten Nächten
schau ich zum Himmel
hoffe auf Wolken





vertagt



Über meine Schwelle gegangen
verwirrend große Räume
unter vertrauten Bildern
verstaubter Ruhesessel
Fenster ohne Ausblick
auf dem Tisch Ereignisse
wahllos durcheinander geworfen
beklemmend hoch aufgetürmt
mutlos verschoben
auf ein anderes Mal


sonnenklar



Bisher
hatte ich immer
die rosarote Brille auf,
wenn ich zu einem Rendezvous ging.

Beim nächsten Mal
nehme ich die Lupe mit.





unbeantwortet



Wie viele Briefe habe ich dir geschrieben
und nicht abgeschickt

sie in Gedanken über die Brücke
der Sehnsucht getragen

in der Hoffnung auf eine Antwort


Wintertag



Der Tag erhellt sich
und verlischt
hinter des Fensters Scheiben.
Sein Werk
schon längst getan,
bevor das meine ruht.

Der kühle Abend
reicht mir
schwarze Horizonte.


Impressum

Texte: (c)Brigitte König
Tag der Veröffentlichung: 09.11.2008

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