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Die Schönheit der Puppe

Drei Freunde laufen durch den Park und machen Blödsinn, so wie Jungs das in ihrem Alter so machen.

 

"Man, sieht die hübsch aus!", stellt Jack fest und deutet auf ein Mädchen, das gerade mit ihrem Fahrrad an ihnen vorbei gefahren kommt. Sein Freund Tom kennt das Mädchen und weiß, dass sie seine jüngere Schwester und andere Kinder gern zankt, doch er schweigt.

 

"Meine Freundin ist hübscher, als die!", kontert Billy.

 

"Au ja, da hast du recht. Die ist unglaublich schlank und hat tolle, lange Haare!", stimmt Jack zu.

 

Das stimmt, denkt sich Tom, aber sie geht ihm fremd, das hat er neulich erst beobachtet. Da lief sie Händchen haltend mit dem Kerl aus dem Fußballteam herum und machte sich lustig über Billy. Bisher wusste Tom nicht, wie er es ihm sagen sollte.

 

"Ich hätte auch gern so eine heiße Braut", jammert Jack.

 

"Deine Freundin ist nicht schlecht", lacht Billy, "Kannst dir aber ja eine Neue suchen, du siehst ja viel besser aus als sie."

 

"Das stimmt. ich glaube Claudia steht auf mich. Die ist heiß. So ein hübsches Gesicht!"

 

Claudia ist eine kleine Diebin, denkt sich Tom. Sie klaut im Supermarkt und schreibt in der Schule immer ab. Nur deshalb muss sie kein Schuljahr wiederholen.

 

Tom gerät ins Grübeln über die Sichtweise seiner Freunde. Irgendwann schaut er sich die Puppe seiner Schwester an, die er vorhin auf dem Spielplatz gefunden hat und die sie eines Tages dort verloren hatte. Dann hält er sie hoch und bleibt stehen. Erst, als die anderen Jungs ihm Gehör schenken, sagt er: "Diese Puppe hier ist auch sehr hübsch. Sie hat wunderschöne Augen, lange, wallende und glänzende Haare, sie ist schlank und hat ein hübsches Gesicht oder?"

 

Die Jungs runzeln die Stirn und nicken mit fragenden Gesichtern.

 

"Naja", beginnt Tom erneut, "trotzdem ist sie bloß eine Puppe."

 

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Tag der Veröffentlichung: 29.03.2018

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