© 2021 Thomas Artelsmair
Alle Rechte vorbehalten.
ISBN: 979-8-531-63455-9
1. Auflage
Thomas Artelsmair
Mühlstraße 42D
4600, Wels
Österreich
Buchcover: Denise Gahn
Korrektorat/Lektorat: Christina Müller
Buchsatz: Kathrin Lembcke
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Über den Autor
Thomas Artelsmair, geboren im Jahr 1997, ist Investor, Day-Trader und Unternehmer. Nach seiner Matura (bzw. Abitur) – welche er mit einem Notendurchschnitt von 1,0 abschloss – begann er zunächst ein Studium mit den Schwerpunkten Mechatronik und Wirtschaft. Kurz darauf entschloss er sich aber, seinen unternehmerischen Träumen nachzugehen und brach daher das Studium ab.
Trotz seines jungen Alters hat er daraufhin viele Bereiche der Digitalisierung kennengelernt und sich eingehend damit auseinandergesetzt. Unter anderem war er erfolgreich im Online- und Network-Marketing und im digitalisierten Vertrieb tätig, bevor er sich hauptberuflich dem Day-Trading widmete, wo er noch heute sehr erfolgreich tätig ist.
Nebenbei beschäftigt er sich seit dem Jahr 2015 mit den Themen Kryptowährungen und Blockchain und sieht sich als langfristigen Krypto-Investor, wobei er schon mehrmals seine Investitionen durch eine geschickte Auswahl an Coins und Token vervielfachen konnte. Wenn er sich auch sehr für den Bereich interessiert, so ist dies für ihn lediglich eine Nebentätigkeit.
Er sieht sich nicht als selbsternannten “Experten”, sondern möchte sein über die Jahre im Selbststudium erworbenes Wissen weitergeben. Dabei wendet er sich speziell an Einsteiger, die noch nichts mit dem Thema zu tun hatten, sich aber dafür interessieren. Mit seinem offenen, ungezwungenen Schreib- und Lehrstil holt er dabei jeden dort ab, wo er gerade steht – sei es nun ein vollkommener Anfänger oder jemand, der sich schon eingehend mit Kryptowährungen und Blockchain beschäftigt hat.
Er lebt in der Nähe der Stadt Linz in Österreich, verreist aber (sowohl geschäftlich als auch privat) sehr oft und ist in der ganzen Welt unterwegs. Alle Updates und weitere Informationen finden Sie in der Linksammlung am Ende dieses Buches. Außerdem lädt Thomas Sie ein, ihn persönlich per Mail zu kontaktieren. Sei es nun für Feedback (positiv wie negativ), Anmerkungen, Mentoring oder einfach zum Wissensaustausch, er freut sich über Ihre Nachricht unter: kryptobuch@gmx.net!
Einleitung und Vorwort des Autors
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser!
Das Thema ist so aktuell wie nie zuvor. Sogar die klassischen Medien wie Fernsehen und Zeitungen berichten mittlerweile darüber und jeder hat schon einmal irgendwie davon gehört. Für die meisten von uns ist es ein Mysterium des Internetzeitalters, und nur wenige Interessierte wissen wirklich, was sich genau dahinter verbirgt. Die Rede ist von Kryptowährungen und ihrem bekanntesten Vertreter: Bitcoin.
Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Buches befindet sich der gesamte Kryptomarkt mitten in einer beispiellosen Aufwärtsbewegung und ein Hoch folgt auf das nächste. Nach mehr als zwölf Jahren seit der Erfindung der ersten digitalen Währung wurde im Januar 2021 die magische Grenze von einer Billion US-Dollar Marktkapitalisierung durchbrochen. Damit diese Zahl etwas greifbarer wird: „Eine Billion“ besteht aus einer Eins gefolgt von 12 Nullen (1.000.000.000.000)!
Weitere drei Monate später hatte sich dieser Wert bereits mehr als verdoppelt!
Während viele Skeptiker im aktuellen Anstieg nur eine einzige riesige Spekulationsblase sehen, sprechen Anhänger der Szene von berechtigter Wertsteigerung oder gar von der Geburt eines „neuen Finanzsystems“, das das klassische System mit Banken und zentraler Regulierung durch Staaten in Zukunft ablösen könnte.
Und es ist tatsächlich etwas dran an solchen Aussagen. Die sogenannten Fiat-Währungen wie Euro, US-Dollar usw. verlieren seit Jahrzehnten ihren Wert und das Vertrauen der Bevölkerung. Auch das kommt nicht von irgendwo: Bei der Bank gibt es seit Jahren praktisch keine Zinsen mehr. Und die Inflation1, kombiniert mit dem pausenlosen Drucken von neuem Geld, lässt den Wert sinken. Das ist simple Ökonomie. Der Preis oder Wert eines Gutes (bzw. einer Währung) wird immer bestimmt durch Angebot und Nachfrage. Wenn das Angebot steigt, indem neues Geld gedruckt wird, die Nachfrage aber grundsätzlich gleich bleibt, dann kann der Wert nur sinken.
Als die große Alternative werden von immer mehr Menschen die Kryptowährungen angepriesen. Dafür gibt es verschiedene Gründe, die Sie auf den folgenden Seiten noch im Detail kennenlernen werden. Beispielsweise sind Kryptowährungen durch die Blockchain-Technologie vollkommen dezentral und können von niemandem manipuliert oder kontrolliert werden. Weiters ist der Bitcoin als größte Kryptowährung de facto inflationsgeschützt, da nicht unendlich viele Coins hergestellt werden können. Dazu aber später mehr.
Bei all dieser Huldigung dürfen Sie aber keinesfalls die Probleme und Risiken der digitalen Währungen vergessen. Die Technologie ist erst wenige Jahre alt und entsprechend nicht vollkommen ausgereift. Darüber hinaus werden große Player wie Staaten und Großbanken natürlich versuchen, die Kontrolle über das Finanzsystem zu behalten. Entsprechend müssen früher oder später Regulierungen und in ganz krassen Fällen auch Verbote folgen. Ob sich dies bewahrheitet oder ob solche Verbote überhaupt durchführbar sind und halten können, das wird die Zeit zeigen.
Die meisten Interessierten (und wahrscheinlich auch Sie) sehen in Kryptowährungen aber lediglich eine Anlagemöglichkeit, die ihren frühen Investoren in der Vergangenheit enorme Gewinne beschert hatte. Gerade der zu Beginn dieser Einleitung angesprochene massive Anstieg des gesamten Marktes hat buchstäblich einige Menschen über Nacht reich gemacht. Die Chancen sind also historisch betrachtet extrem hoch.
Gleichzeitig stellt eine Investition in Kryptowährungen natürlich immer auch ein großes Risiko dar. Wer sich noch an den ersten Bullenmarkt2 im Jahr 2017/18 erinnert, der weiß, was danach passiert ist. Innerhalb weniger Monate stieg damals der Preis eines Bitcoins auf knapp 20.000 US-Dollar. Danach folgte ein großer Zusammenbruch, der den Wert auf unter 3.000 US-Dollar drückte. Auch wenn der jüngste Anstieg definitiv nicht nur auf reiner Spekulation aufgebaut ist, so zeigt die Geschichte doch, dass es auch sehr, sehr schnell abwärts gehen kann.
Nur wenige Investoren hatten damals die Nerven, nicht zu verkaufen und ihre Bitcoins zu halten. Doch sie wurden belohnt, denn Ende 2020 stieg der Preis auf über 20.000 und im April auf über 60.000 Dollar.
Mindestens ebenso spannend wie die historische Preisentwicklung ist auch die Technologie hinter Bitcoin und Co.3
Sehr oft hört man das Wort „Blockchain“ im Zusammenhang mit Kryptowährungen. Doch was genau hat es eigentlich mit dieser „Kette von Blöcken“ (engl. „Blockchain“) auf sich und wie funktioniert das Ganze? Und vor allem: Kann etwas Derartiges überhaupt sicher genug sein, um eine eigene Währung wie etwa Bitcoin zu verwalten?
Nun, stark vereinfacht ausgedrückt ist eine Blockchain nichts Anderes als eine Datenbank. Man könnte sie sogar in einem Excel-Dokument darstellen. Es gibt aber zwei Besonderheiten:
Durch diese beiden Eigenschaften ergibt sich eine praktische Unveränderbarkeit der Datenbank. Jeder neue Datensatz enthält am Ende einen „Fingerabdruck“ vom vorherigen. Würde man nun einen Eintrag in der Mitte der Kette ändern oder entfernen wollen, so würde das entsprechend den nachfolgenden Datensatz beeinflussen, was wiederum den nächsten Block verändert und so weiter. Alleine dadurch wird so eine nachträgliche Änderung schon extrem schwierig und rechenaufwändig für einen Computer.
Vollkommen verhindert wird eine Beeinflussung der Blockchain erst durch ihren dezentralen Charakter. Eine klassische Datenbank wird auf einem Computer oder Server – also zentral – gespeichert. Der Eigentümer des Rechners kann sie nach Belieben jederzeit verändern. Die Blockchain allerdings läuft gleichzeitig auf mehreren Tausenden oder Millionen Computern weltweit, die über das Internet miteinander verbunden sind. Für eine nachträgliche Änderung der Kette bräuchte man die Zustimmung von über 50 % der Teilnehmer, was praktisch unmöglich ist.
Hier folgt eine kurze Erklärung der Funktionsweise dieses Systems am bekanntesten Beispiel einer Blockchain: dem Bitcoin-Netzwerk.
Möchte man eine Bitcoin-Transaktion tätigen, dann steht keine Bank oder andere Kontrollinstanz dazwischen wie beim klassischen Finanzsystem. Vielmehr agieren Millionen von Computern überall auf der Welt als Kontrolleure. Somit ist die Macht über dieses System auf das gesamte Netzwerk verteilt.
Für die Überprüfung der Richtigkeit jeder einzelnen Überweisung wird mithilfe von „Spieltheorie“, „Konsensalgorithmus“ und „Kryptografie“ gesorgt. Dabei handelt es sich um komplizierte mathematische Operationen, die wiederum dezentral über das Netzwerk abgewickelt werden. Diese Themen werden wir (stark vereinfacht) weiter hinten im Kapitel „Blockchain – Die Technologie hinter Bitcoin und Co.“ noch eingehender behandeln.
Nun aber genug von der Geschichte, Technologie und Zusammenfassung der Kryptowährungen. Da Sie noch immer weiterlesen, haben Sie die Absätze über Technik sowie Chancen und Risiken von Kryptowährungen wohl nicht abgeschreckt. Herzlichen Glückwunsch! Nicht alle Menschen sind so offen, sich diesen jungen Markt zumindest einmal anzusehen. Sehr oft wird das Ganze als schlechte Investition ohne Wert oder gar als Betrug abgestempelt, ohne überhaupt irgendwelche Hintergründe zu kennen.
Dieses Buch soll Sie dabei aber keinesfalls von Kryptowährungen überzeugen oder gar „missionieren“. Ich werde Ihnen möglichst sachlich sowohl die positiven als auch negativen Aspekte und Chancen wie Risiken aufzeigen. Zu Beginn knüpfe ich an der obigen Einführung an und werde die Geschichte noch etwas näher beleuchten. Danach sehen wir uns (sachlich) verschiedene bekannte Coins an und was dahinter steckt und beleuchten kurz die Technologie hinter den Kryptowährungen. Zum Abschluss des ersten Teils folgt eine grobe Einteilung dieser „Kryptos“ in verschiedene Gruppen und was man bei Coins allgemein beachten muss. Ganz wichtig dabei: Am Ende jedes Kapitels finden Sie einige Fragen, mit denen Sie selbst Ihr Verständnis prüfen können. Ich möchte Sie einladen, diese Möglichkeit zu nutzen und nicht einfach nur „drüber zu lesen“.
Im zweiten Abschnitt, dem Praxisteil, folgt eine praktische Anleitung zum Kaufen und Investieren in Kryptowährungen. Dabei werden wir auch einige Coins beispielhaft aus Sicht eines Investors analysieren und Sie lernen, was es dabei zu beachten gibt. Und ganz zum Schluss folgt noch eine Checkliste oder auch Anleitung mit den wichtigsten Schritten als Krypto-Neuling. Nutzen Sie am besten auch hier die Fragen am Ende jedes Kapitels, die Sie ganz einfach abhaken können.
Das Buch kann also in zwei Abschnitte geteilt werden: Theorie und Praxis. Auch wenn für Sie nur die Praxis interessant sein sollte, so empfehle ich Ihnen trotzdem, auch den Theorieteil zumindest einmal gründlich zu lesen. Eine Eigenschaft, die alle erfolgreichen Investoren besitzen, ist die folgende: Sie wissen immer genau, worin sie investieren.
Der Anspruch dieses Buches ist, dass Sie nach dem Lesen mehr über das Thema Kryptowährungen wissen als 95 % der Menschen. Und nebenbei werden Sie auch noch lernen, wie die Investition darin funktioniert und was es zu beachten gibt.
Noch eine kleine Anmerkung: Da das Thema der Kryptowährungen doch recht neuartig und insgesamt recht komplex ist, werde ich versuchen, alles möglichst einfach zu beschreiben. Sie werden im späteren Verlauf des Buches auf einige Querverweise auf vorherige Themen und kleinere Vorgriffe in spätere Kapitel stoßen. Leider ist es mir nicht anders möglich, die verschiedenen Aspekte anschaulich zu erklären, da alles stark ineinandergreift. Weiters hängt das Thema allgemein stark mit dem Internet an sich zusammen, weshalb auch im Deutschen diverse Anglizismen4 verwendet werden. Ich werde alle Fachbegriffe bestmöglich erklären und einfache Definitionen verwenden. Dabei möchte ich Sie aber auch dazu aufrufen, immer wieder an die jeweils verwiesene Stelle zurück und eventuell sogar nach vorne zu blättern, wenn ein Thema für Sie noch nicht ganz verständlich ist. Spätestens beim zweiten Lesen des Buches wird alles für Sie klar werden. Versprochen! ;-)
ACHTUNG:
Auch wenn dieses Buch Sie definitiv über die Welt der Kryptowährungen aufklären wird, so stellt es trotzdem keine Anlageberatung dar und es kann natürlich keine Haftung für etwaige Verluste übernommen werden. Dieses Werk dient lediglich als Einführung und zur Vermittlung von Wissen und beinhaltet keine Empfehlung, in bestimmte Coins oder generell in Kryptowährungen zu investieren. Ich möchte Sie dringend anhalten, Ihre eigenen Analysen zu machen sowie einen professionellen Berater zu konsultieren und im Falle des Falles nur Geld zu investieren, auf das Sie langfristig verzichten können.
Jede Art der Investition stellt ein Risiko dar und kann im schlimmsten Fall zu Teil- oder sogar Totalverlusten führen. Vergangene Resultate stellen niemals einen Indikator für die Zukunft dar. Erinnern Sie sich an den starken Anstieg und darauf folgenden Crash im Jahr 2017/18 (aber vergessen Sie auch nicht den Bullenmarkt, den wir seitdem haben)!
Ihr
Thomas Artelsmair
Einführung und Theorie
Was sind Kryptowährungen?
Sucht man über Google oder andere Suchmaschinen nach dem Schlagwort „Kryptowährung“, dann erhält man Millionen von Ergebnissen. Sieht man sich dabei die Definition von verschiedenen Webseiten an, dann hört sich das meist folgendermaßen an:
Kryptowährungen sind (...) ein digitales Zahlungsmittel, welches auf kryptografischen Werkzeugen basiert. Dies können beispielsweise Blockchains oder andere digitale Signaturen sein.5
Oder anders ausgedrückt:
Eine Kryptowährung (Kryptogeld) ist eine digitale Währung mit einem kryptografisch abgesicherten und dezentralen Zahlungssystem. Die technische Umsetzung basiert auf der Blockchain.6
Ähnlich sieht auch die Definition von Wikipedia aus:
Kryptowährung, auch Kryptogeld, nennt man digitale Zahlungsmittel, die auf kryptografischen Werkzeugen wie Blockchains und digitalen Signaturen basieren. Als Zahlungssystem sollen sie unabhängig, verteilt und sicher sein. Sie sind keine Währungen im eigentlichen Sinne.7
Wenn es auch – je nach genauer Quelle – leicht unterschiedliche Definitionen des Terminus „Kryptowährung“ gibt, so gibt es doch einige zentrale Gemeinsamkeiten:
Eine Kryptowährung ist digital und entsprechend nicht physisch vorhanden.
Das Thema „Kryptografie“ wird später noch genau beleuchtet. Dabei handelt es sich im Prinzip um mathematische Computeroperationen, die den Kryptowährungen ihre Sicherheit geben sollen.
Die Schlagworte unabhängig, verteilt (oder auch „dezentral“) und sicher sind ebenfalls sehr entscheidend und werden von vielen Krypto-Anhängern als klare Unterscheidungsmerkmale zu herkömmlichen Währungen betrachtet.
Ein Satz, den man dabei aber immer im Hinterkopf behalten sollte, ist folgender: Momentan wird keine Kryptowährung als offizielles Zahlungsmittel eines Staates anerkannt. Ob sich das zukünftig ändert, bleibt abzuwarten.8
Prüfen Sie Ihr Verständnis:
Beantworten Sie diese Fragen für sich selbst und gehen Sie so sicher, das vorhergehende Kapitel wirklich verstanden zu haben. Überprüfen Sie anschließend Ihre Antworten anhand der nachfolgenden kleinen Zusammenfassung.
Sie haben alle Fragen richtig beantwortet? Glückwunsch, gehen Sie weiter zum nächsten Kapitel!
Sie haben eine oder mehrere Fragen nicht oder falsch beantwortet? In diesem Fall möchte ich Sie einladen, noch einmal zurückzugehen und das Kapitel zumindest zu überfliegen.
Das Wichtigste in Kürze:
Geschichte und Hintergründe
Gehen wir einmal zurück bis ganz an den Anfang. Die Entstehung der Kryptowährungen geht Hand in Hand mit jener des Bitcoins. Als erste digitale Währung hat er auch die dahinterliegende Blockchain-Technologie begründet.
Bereits in der Zeit des großen Internet- und Technologiebooms Ende der 1990er-Jahre wurde versucht, eine vollkommen digitale Währung samt zugehörigem Zahlungssystem zu erschaffen. Aufgrund vielfältiger Gründe (unter anderem finanzielle Probleme der Entwickler oder teilweise auch betrügerische Absichten) hat sich aber keines dieser Projekte durchgesetzt. Auch die sehr begrenzte Rechenleistung der damaligen Computer hat die Entwicklung beeinträchtigt.
Wichtig zu beachten: Keines dieser frühen Systeme hatte einen dezentralen9 Ansatz, wie er bei den meisten heutigen Kryptowährungen Verwendung findet.
Es dauerte noch etwa zehn Jahre, bis das erste funktionierende Konzept vorgestellt wurde. Im Jahr 2008 veröffentlichte eine bis heute unbekannte Person oder Gruppe unter dem Namen „Satoshi Nakamoto“ in einem Online-Forum für Kryptografie und Digitalisierung ein Dokument namens „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“10, das die Funktionsweise der ersten richtigen Digitalwährung beschrieb. Die Idee wurde von einigen privaten und ebenfalls unbekannten Entwicklern und Programmierern des Forums aufgegriffen und weiterentwickelt. Einige Monate später im Januar 2009, veröffentlichte Nakamoto die Software für das Bitcoin-Netzwerk, welches einige Tage danach online ging.
Übrigens ist bis heute nicht geklärt, wer oder was sich hinter dem Pseudonym „Satoshi Nakamoto“ verbirgt. Mehrere Gruppen und Einzelpersonen haben den Titel des Bitcoin-Erfinders bislang beansprucht, doch niemand konnte dies belegen. Theorien gibt es aber viele. Interessant: Nakamoto wurde 2015 sogar für den Wirtschaftsnobelpreis vorgeschlagen. Dies scheiterte aber an einer Regelung des Preises, wonach nur eine natürliche Person ausgezeichnet werden kann, nicht aber ein Pseudonym.
Interessanterweise fällt die Schaffung von Bitcoin genau in die Zeit der Weltwirtschaftskrise von 2008. Der damalige Crash hat das Vertrauen der Menschen in die Banken jedenfalls stark beeinträchtigt und so eventuell sogar zur Entwicklung der „Alternative Bitcoin“ beigetragen. Diese Theorie ist jedoch nicht eindeutig belegt.
Anfangs wurde die Kryptowährung mangels eines Handelsplatzes nur von den Forenmitgliedern untereinander getauscht. Der erste Umrechnungskurs lag bei 0,07 US-Dollar und wurde anhand der Kosten für die Erzeugung der Bitcoins errechnet. Der erste richtige Kauf eines physischen Gutes mit der Digitalwährung fand im Mai 2010 statt: 10.000 Bitcoins wurden damals in den USA für zwei Pizzen eingetauscht. Betrachtet man den heutigen Wert der Kryptowährung, dann erscheinen diese Zahlenwerte schon fast unrealistisch.
Einen weiteren Meilenstein stellte die erste richtige Börse für Kryptowährungen namens „Mt. Gox“ dar, die ursprünglich als ein Umschlagplatz für das Online-Kartenspiel „Magic – The Gathering Online“ entwickelt wurde. Der Betreiber stieß einige Zeit nach der Veröffentlichung des Konzeptes auf Bitcoin und baute die Webseite zu einer Exchange11 für die Kryptowährung um. Im Jahr 2014 wurde die Seite von unbekannten Hackern geknackt und 750.000 Bitcoins entwendet. Damals entsprach dies einem Gegenwert von etwa 850 Mio. US-Dollar. Darauf folgten diverse Anklagen gegen die Betreiber der Börse und wenig später ihre Schließung. Diese Ereignisse führten außerdem dazu, dass der Preis von Bitcoin innerhalb kurzer Zeit um knapp 40 % einbrach. Die zweite je gegründete Exchange existiert aber noch heute: Coinbase wurde im Jahr 2012 eröffnet. Das Unternehmen ist bis heute aktiv und zählt zu den größten Tauschplätzen für Kryptowährungen. Im April 2021 ging es sogar an die New Yorker Börse!
Große Bekanntheit erlangten die Kryptowährungen erst in den Jahren 2015 - 2017. In dieser Zeit stieg der Kurs von Bitcoin rasant auf 20.000 Dollar, nur um wenig später massiv einzubrechen, als die damalige Blase platzte. Über die historische Kursentwicklung von Bitcoin und anderen Coins werden Sie aber in einem späteren Teil des Buches noch lesen.
Im Jahr 2011 folgte mit dem sogenannten Litecoin die zweite Digitalwährung. Ripple und Dogecoin folgten im Jahr 2013 und Ethereum 2015, um nur die Wichtigsten zu nennen. Mittlerweile gibt es tausende Kryptowährungen. Alleine auf coinmarketcap.com, der wahrscheinlich wichtigsten Nachrichten- und Kursverfolgungswebseite für Kryptos, sind zum momentanen Zeitpunkt über 9.000 verschiedene Coins gelistet – Tendenz stark steigend. Davon verfügen aber nur die wenigsten über ein nennenswertes Handelsvolumen12.
Vor allem auch Ethereum, die aktuell zweitgrößte Kryptowährung, ist aus historischer Sicht interessant. Sie ermöglichte es nämlich erstmals, auch andere Coins und Projekte über ihre Blockchain laufen zu lassen. Da die Konzipierung eines eigenen Netzwerkes extrem aufwendig ist und sich dieses auch erst einmal durchsetzen muss, ebnete Ethereum somit den Weg für viele weitere Projekte, die in ihrer Anfangszeit auf eine bestehende Infrastruktur angewiesen waren. Mittlerweile bieten auch weitere Blockchains diese Dienstleistung an, unter anderem das Netzwerk der aktuell größten und wichtigsten Exchange Binance.
Dieser Absatz hat Sie als „Neuling“ in der Krypto-Welt jetzt vielleicht etwas verwirrt. Ich muss zugeben, hier habe ich schon etwas vorgegriffen und auf Dinge verwiesen, die Sie in einem späteren Kapitel erst noch kennenlernen werden. Haben Sie also keine Angst, wenn Sie das Thema noch nicht vollkommen verstehen. Ich werde den Sachverhalt noch genau beschreiben und am Ende wird alles Sinn ergeben.
Prüfen Sie Ihr Verständnis:
Beantworten Sie diese Fragen für sich selbst und gehen Sie so sicher, das vorhergehende Kapitel wirklich verstanden zu haben. Überprüfen Sie anschließend Ihre Antworten anhand der nachfolgenden kleinen Zusammenfassung.
Sie haben alle Fragen richtig beantwortet? Glückwunsch, gehen Sie weiter zum nächsten Kapitel!
Sie haben eine oder mehrere Fragen nicht oder falsch beantwortet? In diesem Fall möchte ich Sie einladen, noch einmal zurückzugehen und das Kapitel zumindest zu überfliegen.
Das Wichtigste in Kürze:
Wie bildet sich der Preis einer Kryptowährung und was beeinflusst ihn?
Sie haben in der Einleitung bereits mehrmals von extremen Kursanstiegen, aber auch großen Einbrüchen von Bitcoin und Co. gelesen. Zusammengefasst ist der Kurs von Bitcoin als bekanntestes Beispiel über die Jahre von ursprünglich 0,07 US-Dollar auf aktuell über 60.000 Dollar angestiegen, hatte aber dazwischen auch immer wieder starke Korrekturen wie im Jahr 2017/18, als der Preis innerhalb weniger Wochen von 20.000 Dollar auf etwa 3.000 Dollar sank. Sehr ähnlich sieht die Vergangenheit all der anderen Coins aus. Doch wie bildet sich eigentlich ein genauer Preis für beispielsweise 1 BTC (= Bitcoin)?
Grundlegend funktioniert die Preisbildung bei Kryptowährungen genau gleich wie bei allen anderen (physischen und auch digitalen) Gütern: durch Angebot und Nachfrage. Die Grundgesetze der Wirtschaftswissenschaften gelten also auch für Bitcoin und Co. Wenn eine Ware knapp ist, sie aber jeder haben möchte (geringes Angebot, hohe Nachfrage), dann wird ihr Preis steigen. Ist ein Gut im Gegensatz dazu im Überfluss vorhanden und gibt es gleichzeitig nur wenige, die es kaufen möchten, dann erzielt es nur einen geringen Preis.
Um dies zu verdeutlichen, gehen wir gedanklich auf einen Bauern- oder Wochenmarkt. Stellen Sie sich vor, Sie möchten Tomaten kaufen und es gibt nur einen einzigen Bauern, der das Gemüse im Angebot hat. Mangels einer Alternative müssen Sie also zu seinem Preis von 3 € pro kg kaufen. Nun kommen immer mehr Menschen, die ebenfalls Tomaten brauchen und natürlich auch nur bei dem einen Bauern kaufen können. Die Nachfrage steigt also immer weiter an, das Angebot sinkt aber gleichzeitig, weil unser Händler natürlich nicht unendlich viele Tomaten verkaufen kann. Irgendwann kommt ihm folgender Gedankengang: „Jetzt habe ich nur noch wenige Tomaten übrig, aber es kommen immer mehr Kunden. Wieso erhöhe ich nicht meinen Preis?“ Daraufhin verkündet er, dass die Tomaten von nun an 4 € pro kg kosten. Die Menschen sind entsprechend etwas verärgert und einige beschließen, heute gar keine Tomaten zu kaufen. Wenn die Nachfrage aber groß genug bleibt oder sogar noch ansteigen sollte, dann wird der Bauer den Preis immer weiter erhöhen, bis nur noch wenige Kunden übrig sind. Irgendwann ist der Preis so hoch, dass der Händler keinen Käufer mehr findet. Entsprechend wird er seinen Preis etwas reduzieren, bis wieder Kunden kommen und bei ihm kaufen. Irgendwann hat sich das ganze Spiel dann etwas stabilisiert und ein Durchschnittspreis gebildet.
Das ist natürlich eine stark vereinfachte Analogie, die Grundlagen werden aber sehr gut beschrieben. Die Realität ist dabei komplizierter, weil es mehrere Verkäufer und sogar mehrere verschiedene Wochenmärkte (oder bei Kryptowährungen eben Börsen) gibt.
Verändern wir unser Beispiel also etwas: Statt einem einzigen Bauern gibt es nun zwei, die Tomaten im Angebot haben. Bei Händler A müssen Sie für 1 kg Tomaten 3 € bezahlen,
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 13.08.2021
ISBN: 978-3-7487-9152-2
Alle Rechte vorbehalten