Mein Beitrag zum 19. Wettbewerb der BX-Gruppe
"Gemeinsam" zum
Thema: „Petitesse“
Vorgegeben waren 27 Wörter, von denen mindestens 10 verwendet werden sollten:
Firlefanz, Humbug, Larifari, Sammelsurium, Tohuwabohu, Kokolores, Remmidemmi, Mumpitz, Kladderadatsch, Kuddelmuddel, Potzblitz, Schnickschnack, Krimskrams, Papperlapapp, Klamauk, Schlafittchen, Klimbim, Fisimatenten, Kinkerlitzchen, Brimborium, Rambazamba, Holterdiepolter, Plemplem, Mätzchen, Zappenduster, Schabernack, Lappalie
Die Wörter, die alle im Text verwendet wurden, sind fett gedruckt.
Als Karin und Siegmar von dem fast einwöchigen Städtetrip aus Norddeutschland zurückkamen, traf sie bald der Schlag. Aus dem Gästezimmer drang in ohrenbetäubender Lautstärke ein Lärm, von dem sie wussten, dass ihr Enkel das für Musik hielt. Lukas, der gerade Ferien hatte, sollte während ihrer Abwesenheit auf ihr Häuschen achten. Er freute sich immer, wenn er bei Oma und Opa im Gästezimmer übernachten konnte und damit seinen Eltern aus dem Weg ging.
»Was ist denn das für ein Remmidemmi?«, fragte Karin. »Das haben wir gleich«, antwortete Siegmar und riss holterdiepolter die Tür zum Gästezimmer auf. Auf der ausgeklappten Couch erkannte er in dem Kuddelmuddel von halbnackten Leibern, Armen und Beinen überhaupt nicht, was da abging. Er schaltete die Musikanlage aus und rief: »Potzblitz! Was ist denn das für ein Tohuwabohu?«
Das Menschenknäuel löste sich und Lukas fuhr erschrocken hoch: »Ach Opa, du kannst uns doch nicht so erschrecken, wenn du so Blitz-Plautz hereinstürmst.«
»Papperlapapp! Ich kann noch ganz anders … Es ist doch keine Lappalie, wenn du hier mit deiner Freundin und den beiden Unkannten da Rambazamba veranstaltest.«
Das dem Opa unbekannte Paar hatte ebenso wie die Freundin seine Klamotten gerichtet und stammelte Entschuldigungen: »Wir sind Freunde von Lukas und wollten nur zusammen ein bisschen Musik hören. Wir dachten, wir sind allein und es stört niemanden …«
»Kokolores! Erzählt doch keinen Humbug! Ich bin zwar schon alt, aber doch nicht Plemplem. Ich sehe doch, was ihr hier gerade machen wolltet. Dabei habe ich dir, Lukas, ganz deutlich gesagt, dass ihr keine Mätzchen machen sollt.«
In dem Moment kam Karin aufgeregt aus dem Bad. Wenn sie lange unterwegs war, muss sie immer zuerst ins Bad.
»Siggi, weißt du, wie es im Bad aussieht? Komm mal mit!«
Unwillig folgte Siegmar seiner Frau, die losschimpfte: »Wie es dort aussieht! Der Badtisch steht voller Firlefanz, lauter Klimbim, wahrscheinlich von dieser aufgetakelten Tussi von Lukas. Kosmetischer Schnickschnack, den keine normale Frau braucht.«
Karin hatte recht. Das Bad stand voller Fläschchen und Dosen, Duschgels und Haarshampoos, Parfums und viele andere Dinge, die Siegmar sowieso nicht kannte und für Mumpitz hielt. Jedenfalls sah es aus, als hätte nicht nur die Freundin von Lukas mal übernachtet, sondern, als hätte hier eine ganze Hundertschaft von Models hier für Monate Quartier bezogen. Man konnte kaum treten.
Nach einem Blick ins Wohnzimmer, in dem ihn neben einer heillosen Unordnung ein Sammelsurium von leeren und halbleeren Bier- und Schnapsflaschen erwartete, war er auf Hundertachtzig.
Der Hausherr stürmte wütend wieder ins Gästezimmer, wo die vier jungen Leute brav einer neben dem anderen auf der Couch hockten, als könnten sie keiner Fliege etwas zu Leide tun, ja nicht einmal, irgendeinen Klamauk veranstalten oder jemandem einen Schabernack spielen. Opa nahm Lukas beim Schlafittchen und zerrte ihn in die Wohnzimmertür. »Was habt ihr hier für einen Kladderadatsch hinterlassen, während ihr eigentlich das Haus hüten und in Ordnung halten solltet?«, fragte er seinen Enkel wütend.
»Opa, bitte, mach’ doch nicht so ein Brimborium! Es ist doch nichts passiert. Wir räumen ganz schnell alles wieder auf.«
»Das will ich euch auch geraten haben! Aber nicht so larifari! Ordentlich! Deine Freundin packt ihren Krimskram aus dem Bad ein. Deine Freunde nehmen die Flaschen mit und du räumst das Wohnzimmer und dein Zimmer auf. Und mach mir keine Fisimatenten, sonst sieht es für dich zappenduster aus und du brauchst überhaupt nicht mehr zu uns zu kommen …«
Nach einer Stunde war alles wieder im Lot. Lukas’ Freundin und das befreundete Pärchen verabschiedeten sich, nicht ohne noch einmal um Entschuldigung zu bitten.
»Eigentlich war es ja vielleicht doch nur eine Petitesse«, meinte Oma. Und Opa ergänzte: »Sozusagen eine Bagatelle.«
Am Abend saßen die Großeltern wieder versöhnt mit Lukas beisammen und erzählten ihm von den Erlebnissen ihrer Reise.
Texte: Franck Sezelli
Cover: Franck Sezelli unter Verwendung eines Motivs von Gerd Altmann auf Pixabay
Tag der Veröffentlichung: 03.11.2019
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