Vor dem Studium widmete ich den Sommer meinem künstlerischen Hobby und reiste in die Toskana in eine Künstlerkolonie. Auf einmal war ich nicht der einzige Praktikant ...
Wir waren vier junge Leute, drei Mädchen und ich, frischgebackene Abiturienten, die ihre Jugend in unbeschwerter offener Atmosphäre genossen.
Drei Episoden aus diesem nun schon lange zurückliegenden unvergesslichen Sommer erzähle ich hier in diesem kleinen Bändchen zu Eurer Unterhaltung und erotischen Anregung.
Viel Spaß bei der Lektüre wünscht der sich gern erinnernde Daniel
Wir fuhren durch ein kleines Dorf, rechts und links der engen Straßen erhaschte ich hier mal einen Blick auf ein Lebensmittelgeschäft, dort einen auf eine Trattoria, als es auch schon wieder aus dem Ort hinausging.
»Jetzt ist es nicht mehr weit«, ließ sich der bis dahin recht wortkarge Fahrer des kleinen Fiat vernehmen. Etwa eine Stunde waren wir durch die hügelige grüne Landschaft der Toskana gefahren, seit Hans, so hatte er sich mir vorgestellt, mich am Bahnhof in Siena abgeholt hatte. Wir hatten nur sehr wenige Worte gewechselt. Trotzdem hatte ich den Eindruck, freundlich empfangen worden zu sein. Ganz offensichtlich war der grauhaarige, von mir altersmäßig sehr schwer zu schätzende Mann, ein sehr ruhiger, mit seinem Leben zufriedener Mensch. Der Sprechweise nach zu vermuten, von der Küste stammend, der deutschen natürlich.
Wir durchfuhren ein offenstehendes, schmiedeeisernes Tor und hielten gleich hinter einer hohen Hecke, die das Grundstück umfriedete, unter einer Pinie. Jetzt begriff ich auch, woher die winzigen Dellen auf dem Autodach kamen, die mir schon beim Einsteigen in Siena aufgefallen waren. Pinien verlieren immer mal ihre Zapfen!
»Herzlich willkommen in unserem Arkadien! Ich hoffe, dir wird es hier gefallen. Gleich wird Uta kommen und dir dein Zimmer zeigen.« Hans räumte mein Gepäck aus dem Fiat, brummte noch etwas vor sich hin und verschwand im nächstgelegenen Atelier.
Eine Gemeinschaft von Malern und Bildhauern nutzte hier dieses schöne Grundstück in der Toskana für ihre künstlerische Arbeit. Von mir wurde nur erwartet, dass ich bei Bedarf den Künstlern als Modell zur Verfügung stünde. Außerdem konnte ich ihnen über die Schulter schauen und mir dies und das beibringen lassen. Ich freute mich auf einen kreativen Sommerurlaub.
Da kam auch schon eine Frau auf dem im Gras erkennbaren Trampelpfad rechts von dem Ateliergebäude, in dem Hans verschwunden war, direkt auf mich zu. Zuerst dachte ich, ich hätte mich verguckt, und schaute ein zweites Mal genauer hin. Dann wusste ich vor Verlegenheit gar nicht mehr, wohin ich schauen sollte. Denn die Frau war nackt! Total nackt! Aber natürlich konnte ich trotz meiner Verblüffung die Augen von dieser, für mich jungen, unerfahrenen Burschen ziemlich irrealen Erscheinung nicht lassen.
»Herzlich willkommen, Daniel!«, begrüßte sie mich und gab mir die Hand, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, dass sie mir hier nackt gegenüberstand. »Ich bin Uta und werde dir jetzt dein Zimmer zeigen. Komm mit!«
Ein helles, geräumiges Zimmer erwartete mich. Das Auffallendste darin war das Bett, auf ihm lagen verstreut viele weiche Kissen. Es war so breit, dass bestimmt ohne Schwierigkeiten vier Personen hineinpassten.
»Wir haben für dich das größte und komfortabelste unserer Gästezimmer ausgewählt. Die anderen Zimmer im Haus sind etwas kleiner, wir erwarten morgen ja noch weitere Praktikanten. – Zufrieden mit dem Quartier?«
»Aber natürlich! In dem riesigen Bett werde ich mich aber bestimmt verlaufen«, versuchte ich zu scherzen.
»Wer weiß? Ein Bett kann eigentlich nie zu groß sein.«
Die Antwort erschien mir damals etwas rätselhaft, aber was sollte ich dazu sagen? Ich war doch nicht etwa in einem Lustschloss gelandet? Das konnte ich natürlich nicht fragen, also stellte ich eine andere Frage, die mir auf der Zunge lag, seit ich die Statue gesehen hatte.
Auf dem Nachttisch neben dem Bett, der eigentlich eher eine hübsche, flache Kommode war, fiel mir beim ersten Umschauen eine dort stehende bronzene Frauenfigur auf, etwa fünfzig Zentimeter hoch. Sie stellte eine junge Frau dar, voller Anmut in ihrer Nacktheit, mit wunderschönen weiblichen Rundungen.
»Darf ich fragen, ob Sie für diese schöne Statue Modell gestanden haben? Sie ähnelt Ihnen total.«
»Du darfst fragen. Aber duze mich bitte auch, das Sie klingt so förmlich. Wir sind hier eine kleine verschworene Gemeinschaft von Freunden – und jetzt sollst du auch dazugehören. Zu deiner Frage: Die Figur habe ich selbst gemacht. Ich bin Bildhauerin, das ist sozusagen ein Selbstbildnis in Bronze.«
»Wahnsinn! Es gefällt mir prima! So etwas würde ich auch gern können.«
»Deswegen bist du ja auch da. Vielleicht können wir gemeinsam etwas modellieren?«
»Das wäre toll!«
Uta zeigte mir noch die restlichen drei Zimmer im Haus sowie eine kleine Küche und sprach davon, dass morgen noch mehr Feriengäste kommen würden.
»Jetzt lass ich dich erst einmal allein. Packe deine Sachen aus und richte dich hier ein! Spätestens zum Abendbrot wirst du auch alle anderen hier kennenlernen. Noch eins: Du hast es ja schon bemerkt, wir wollen hier ganz frei leben, uns ohne Zwänge wohlfühlen, auch ohne körperliche Einschränkungen. Deswegen siehst du mich auch ohne Klamotten. So fühle ich mich am wohlsten. Eigentlich sind wir – zumindest im Sommer – fast immer nackt. So wie der liebe Gott den Menschen schuf. Also, bis bald!«
Nachdenklich und mit einem seltsamen Gefühl im Magen schaute ich der mit großen Schritten davoneilenden nackten Künstlerin hinterher. Was würde mich hier erwarten?, dachte ich.
Am nächsten Tag schaute ich mich in dem großen parkähnlichen Gelände gründlich um. Ich erschrak fast zu Tode, als urplötzlich ein schwarzes Tier aus einer Hecke
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Franck Sezelli
Cover: Franck Sezelli mit Fotos von Pixabay
Tag der Veröffentlichung: 16.07.2019
ISBN: 978-3-7487-1015-8
Alle Rechte vorbehalten