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Inhaltsverzeichnis

 

  • Erfüllung

 

  • Flötenspiel

 

  • Tücke des Dialekts

 

  • Ein schöner Tag

 

  • Entwarnung

 

  • Zur Einkehr

 

  • Grübeleien der Kalendererfinder

 

  • Die Tochter des Chefs

 

  • Die dritte Tür links

 

  • In der Kunstgalerie

         

  • Small Talk

 

  • Notwendiger Umbau

1

Erfüllung

 

Ob sie kommen würde? Daniel hatte die attraktive Jana erst gestern kennengelernt.

 

»Psst, psst!« Sie war es!

 

Jana schmiegte sich an Daniel und küsste ihn leidenschaftlich. In einem Versteck im warmen Sand blieben die Kleidungsstücke nicht lange am Leib. Bald lag Jana auf seinem Körper und er streichelte ihre einladenden Rundungen.

 

Sie stützte sich auf seine Brust und bewegte sich langsam auf und ab.

Vom Hochgefühl überrollt presste sie sich plötzlich fest in Daniels Schoß.

 

Wieder bei Atem schmiegte sie sich an ihn und dachte glücklich: Endlich!

Von Anfang an wollte ich dich, als du damals in die Parallelklasse kamst.

 

***

 

Beitrag zum 93. BookRix-Drabbles-Wettbewerb Juli 2018

https://www.bookrix.de/_ebook-franck-sezelli-erfuellung/

2

 

 Flötenspiel

 

Ophelia ruhte zwischen Pans Bocksbeinen und bat ihn um Unterricht im Flötenspiel.

Sie staunte, als aus des Hirtengottes Körpermitte ein strammes Rohr emporwuchs.

»Das sei deine Flöte«, verhieß der listige Pan der Fragenden.

So sehr sich Ophelia mit Lippen und Zunge abmühte, kein Ton kam hervor. Auch flinkes Fingerspiel half da nicht.

»Sei unverdrossen, du machst das gut. Spiele weiter! Diese Flöte ist ein Spezialinstrument. Die Töne sammeln sich und kommen dann mit Macht als himmlisches Geschenk hervor.«

 

Und so geschah es: Ihr Mündchen konnte nicht alle  Flötentöne fassen, geronnene Bocksmilch tropfte auf ihre jungfräuliche Brust.

3

 

 

Tücke des Dialekts

(frei nach einer wahren Begebenheit)

 

 

»Schnell, der Flug geht gleich.« Gudrun rannte schon. »Dort vorn der Schalter, die nette Frau vom Reisebüro hat es mir gezeigt.«

Dieter ihr hinterher, wenn auch nicht so schnell wegen der Koffer.

Am Check-in-Schalter wunderte sich das Paar, wieso Air France diese Linie flog. Allerdings ist heutzutage alles global, also warum auch nicht?

 »Das wird eine interessante Woche in Europas Kulturhauptstadt von 2001.« Dieter nickte nur.

 

Entgeistert starrten die Leipziger nach der Landung auf das Schild »Bienvenue à Bordeaux«.

»Was hast du denn gebucht?«, fragte Dieter seine Frau.

»Na, Bordoo, wo wir hin wollten!«

 

 »Wir wollten nach Porto! In Portugal!«

4

Ein schöner Tag

 

Was für ein schöner Tag! Ich möchte mich erst einmal vorstellen: Mein Name ist Gäp und ich fliege gern in den Gärten herum.

Am Morgen hatte ich ein tolles Frühstück: ein Stückchen ungarische Salami, ein Tropfen Milch und – köstliche Himbeerkonfitüre!

Gesättigt habe ich unter einem schattenspendenden Blatt Siesta gemacht.

Nachmittags habe ich Nektar aus vielen bunten Blüten getrunken und bin mit meinen Freundinnen herumgeflogen.

Auf der Grillparty am Abend gab es duftendes Fleisch – und dann dieser frische, berauschende Biergeruch!

 

Mist, jetzt komme ich hier nicht mehr heraus … paddel, schluck, schluck, … aber eigentlich ein schöner Tod …, paddel, schluck.

 

 

© Franck Sezelli – 28. Juli 2018

 

 

5

 

Entwarnung

 

Alle saßen auf der Gartenterrasse und aßen die frisch gegrillten Steaks, die wenigen störenden Wespen wurden mit einer Handbewegung verscheucht.

»Macht mir ja die Wespen nicht wild«, äußerte sich Karl-Heinz besorgt, »ich bin gegen Wespenstiche allergisch, letztes Mal war mein ganzes Bein geschwollen.«

»Hab dich nicht so«, spöttelte Dieter, »wegen so einem Piekser.«

 

   Plötzlich stöhnte Karl-Heinz auf, fasste sich an die Brust und fiel vom Stuhl. Karin rannte nach Essig und rieb  die verdächtige Stelle ein. Dieter schaltete und rief die SMH.

 

 

Nach Stunden der Arzt am Telefon: »Ihr Verdacht war unbegründet, kein allergischer Schock! Ein ganz gewöhnlicher Herzinfarkt …«

 

 

© Franck Sezelli – 28. Juli 2018

6

 

 

 

 

Zur Einkehr

 

Der Gasthof »Zur Einkehr« war immer gut besucht, zum Frühschoppen wie zur Essenszeit. Man fühlte sich wohl und kam gern wieder. Auch die fünf Gästezimmer waren meist ausgebucht.

 

Eines Tages heiratete die Gastwirtstochter einen Fleischermeister. Die Eltern übertrugen ihrem Schwiegersohn die Führung der Wirtschaft, der den Gastbetrieb um einen gutgehende Metzgerei mit stets frischen Fleisch- und Wurstwaren erweiterte. 

Nach der offiziellen Genehmigung der Stadtverwaltung blieben rätselhafterweise die Gäste aus.

 

Bis ein guter und pfiffiger Freund die Ursache in dem neuen Schild über der Theke erkannte. Dort stand:
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Inhaber hat die Erlaubnis,

Gäste zu beköstigen, zu beherbergen

und zu schlachten.

 

 

 

 

 

 

 

 

© Franck Sezelli – 25. August 2018

 

Beitrag zum 95. Drabbles-Wettbewerb auf BookRix

https://www.bookrix.de/_ebook-franck-sezelli-zur-einkehr/

7

 

 

Grübeleien der Kalendererfinder

 

Eine vernünftige Taktung der Zeit?

Gut: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Vier Teile sind zu wenig?

Der Sonnenlauf dauert 365 Tage. Genauer, knapp 6 Stunden mehr. Geteilt durch die heilige Zwölf sind 30,416666... Tage.

Geht nicht auf! Was hat der HERR sich nur dabei gedacht?

Sieben mal 31 und fünf mal 30 sind zu viel ... Zwei Tage weg, macht 365.

Schön verteilen, sieht gut aus.

Die fehlenden 6 Stunden? Ergänzen aller vier Jahre den reinigenden Februare!

Also das Jahresende mal am 28., mal am 29. Februar?

 

Auch nicht gut! Beginnen wir eben anders und enden halt im zehnten Mond!

 

     © Franck Sezelli – 26. Januar 2019

 

Beitrag zum 100. Drabbles-Wettbewerb auf BookRix
     https://www.bookrix.de/_group-de-drabbles/
 

 

 

8

 

Die Tochter des Chefs

 

Martin schaute in der Betriebskantine vom Teller auf. Da kam der Chef auf seinen Tisch zu, hinter sich eine junge Frau. Als sie näher waren, erkannte er Sandra. Mit ihr hatte er im Vorjahr mal bei einem Schulfest getanzt. Sie war zwei Klassen unter ihm gewesen.

»Dürfen wir uns zu dir setzen? Übrigens, das ist meine Tochter Sandra.«

»Kenne ich.«

Die Augen des Chefs blitzten auf. Er musterte seinen Azubi und dann seine Tochter misstrauisch.

Martin befürchtete ein Missverständnis. Er wies auf den nicht zu übersehenden Bauch der jungen Frau und stotterte: »Nein! Da kann ich aber nichts für …«

 

© Franck Sezelli – 7. Februar 2019

 

Siegerbeitrag zum 23. Drabbles-Wettbewerb in der Gruppe New 100 Word Stories
    https://www.bookrix.de/_group-de-new-100-word-stories-1/

 

 

9

 

Die dritte Tür links

 

»Mutter, warum habt ihr mich dorthin geschickt? Dachtet ihr, ich habe es nötig? Weil ich noch kein Mädchen nach Hause mitgebracht habe? Oder warum?«

»Wie? Wohin geschickt? Hat dir der Besuch bei Tante Emma nicht gefallen?«

»Tante Emma? Du bist lustig! Sie hieß Emmanuelle?«

»Nennt sie sich jetzt so? Im Alter werden manche wunderlich!«

»Alter? Sie war höchstens 25! Und bildhübsch! Aber leider eine … Professionelle …«

»Wie? Du meinst, eine Prostituierte? Hast du die Türen verwechselt?

Ich sagte doch, in der Sigmund-Freud-Straße 6, dritte Etage, die dritte Tür links!«

»Mama, du zeigst nach rechts! Meintest du das andere Links?«

 

© Franck Sezelli – 2. März 2019

 

Siegerbeitrag zum 24. Drabbles-Wettbewerb in der Gruppe New 100 Word Stories
   https://www.bookrix.de/_ebook-franck-sezelli-die-dritte-tuer-links/

 

10

 

In der Kunstgalerie

 

Kerstin und Alexander gingen von Bild zu Bild, blieben mal hier stehen, mal da. Obwohl Alexander zunächst keine Lust für diesen Besuch der Gemälde-Ausstellung von Künstlern der Region hatte, begann er sich nun für die Bilder zu interessieren.


»Sieh mal, dieser Sonnenaufgang! Diese optimistische Stimmung! Das Morgenrot verscheucht die letzten nächtlichen Schleier. Eine Aufforderung zum Neuanfang!«

 

Kerstin geht näher, schaut auf die Signatur des Künstlers. »Das ist kein Sonnenaufgang – das ist ein Sonnenuntergang!«

 

»Aber wie kommst du darauf? Erkennst du denn die Gegend und deshalb die Himmelsrichtung?«

 

»Nein, aber ich kenne den Maler, so zeitig steht der nie auf ...«

 

 © Franck Sezelli – 29. März 2019

 Beitrag zum 102. Drabbles-Wettbewerb in der Gruppe Drabbles
   https://www.bookrix.de/_ebook-franck-sezelli-in-der-kunstgalerie/

11

Small Talk

 

Ich kenne den doch gar nicht! Ein früherer Klassenkamerad meiner Frau, der uns hier auf der Rassekatzenausstellung über den Weg lief.

Sie musste dringend auf die Toilette und hat uns allein gelassen. Jetzt stehe ich hier und weiß nicht, worüber ich mit ihm reden soll. Katzen interessieren mich eigentlich gar nicht, ich bin nur meiner Frau zuliebe mitgegangen.

Small Talk also, da gibt es ja ein ganz beliebtes Thema: Wetter!

»Ähmh …Wetter, ist auch nicht mehr das, was es früher war …«

»Wieso? Welches meinen Sie?

 

Das im Ruhrgebiet mit fast 28000 oder das in Hessen mit ungefähr 9000 Einwohnern?«

 

 

 

© Franck Sezelli – 4. April 2019

 

Beitrag zum 25. Drabbles-Wettbewerb in der Gruppe New 100 Word Stories
  https://www.bookrix.de/_ebook-franck-sezelli-small-talk/

12

 

 

Notwendiger Umbau

 

Vor mir ist die Spur frei. Aber links von mir fahren sie nur 110 km/h. Ich muss bremsen, weil das der rote Wagen kurz links vor mir macht.

 

Rechts überholen ist verboten!

 

Ich lasse mich zurückfallen, um in der Lücke nach dem roten Auto auf die äußere Spur zu wechseln, zu überholen und danach vorschriftsgemäß auf der leeren rechten Spur weiterzufahren.

 

Dabei denke ich an mein Schreiben an das Verkehrsministerium.

 

Ich zweifle nicht daran, dass mein Vorschlag umgesetzt wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die rechte Spur auf den dreispurigen Autobahnen wird abgebaut und links wieder angebaut.

 

 

Nur so können wir der Staus Herr werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

© Franck Sezelli – 28. Oktober 2019

 

Beitrag im 109. Drabbles Wettbewerb

der Gruppe "Drabbles"

Thema: Wir fahr'n (fahr'n, fahr'n) auf der Autobahn ...

https://www.bookrix.de/_ebook-franck-sezelli-notwendiger-umbau/

Impressum

Texte: Franck Sezelli
Bildmaterialien: Faun mit Nymphe – CC BY-SA 3.0 de; andere Bilder – Pixabay
Cover: Franck Sezelli, BookRix
Tag der Veröffentlichung: 25.07.2018

Alle Rechte vorbehalten

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