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The Kingdom Chronicles

Coolness bis ins Könighaus

 

 

 

 

 

 

 

 

Angefangen am 23.6.14,

beendet am 19.10.16

 

 

 

 

Always in my heart -

Diese Geschichte widme ich ins besonderem meinem Vater, meiner Mutter, die immer an mich glaubt,

und meinen beiden besten Freunden, weil sie einfach immer

zu mir halten egal was ich schon wieder gemacht habe :)

-

Love you

Dad!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Geschrieben von Svenja!!!

Kapitel 1 – Aller Anfang ist schwer

 

„Mr. Jonsan!“ Riley lief mit großen Schritten die lange Treppe hoch, in den großen weiten Saal der mit einem roten Teppich ausgelegt war und an der Decke mindestens drei Kronleuchter hingen, zur letzten Tür und riss sie einfach ganz ungeniert auf, ohne irgendwelche Rücksicht auf Verluste. In dem Zimmer saß hinten in der letzten Ecke Harry, dessen gelockten Haare in sein Gesicht fielen. Er trug bis auf seine Unterwäsche und einem Tanktop nichts und seine Haare waren immer noch ganz nass wegen der Dusche von der er gerade kam. Seine nackten Füße hatte er auf ein großes weißes Kissen gebettet und in seinen Händen hielt er sein Handy. Die Designer Couch, die im wunderschönen Beigenton gehalten war, wurde von den ganzen Klamotten und Schulsachen Harry's bedeckt.

 

„Mr. Jonsan“, räuspert sich Riley wieder. Seine schwarzen Haare zur Seite geschwungen, sein Gesicht eher eckig und seine grünen Augen passen sich diesem hervorragend an. In seinem schwarzen Butleranzug stand er vor Harry und wartet auf eine Reaktion, die er auch sofort bekam.

 

„Was gibt es Riley?“, räusperte sich Harry und schaute von seinem Handy auf zu Riley.

 

„Ich soll ihnen von ihrem Vater ausrichten, dass sie zum Speisen hinunter in den Speisesaal kommen sollen und das er noch etwas mit ihnen besprechen muss. Mrs. Jonsan ist mit Mrs. Cromwell Golf spielen und um zwei Uhr kommt wie abgemacht der Sohn der Cromwells zu Besuch.“ - „Wie oft habe ich dir eigentlich schon gesagt das du mich Harry nennen kannst und das ich dieses Mr. Jonsan nicht mehr hören kann. Ich bin keine 80 wie mein Vater und brauche die Bestätigung das ich über 18 Jahre bin nicht.“ Riley nickte schelmisch und Harry schaute ihn leicht grinsend an. Wussten beide doch, das Riley das ganze immer mit voller Absicht machte und es dabei auch noch genoss.

 

„So dann würde ich es sehr angenehm finden wenn du dich jetzt langsam aus meinem Zimmer bewegst damit ich mich umziehen kann.“ Harry schwang seine Beine von dem Sofa und stellte sich genau vor Riley auf. Dieser verbeugte sich leicht und sagte dann: „Ja Sir.“ Drehte sich dann um und verschwand mit einem breiten grinsen aus dem Zimmer, beim hinausgehen zog er die Tür hinter sich mit zu und ließ somit Harry ganz alleine.

 

 

Währenddessen im Zimmer von dem jungen Jonsan, wurde ein teures Smartphone in die nächste Ecke gepfeffert und Harry sprang verärgert herüber zu seinem Bett, wo sein Laptop stand und klappte diesen sauer und mit voller Wucht zu. Sein Gesicht war wutverzerrt und seine Muskeln zuckten unkontrolliert. Harry ballt seine Hände zu Fäusten und dabei bohrten sich seine etwas zu langen Fingernägel unsanft in die Haut. Was erlaubten sich die Menschen bitte? Egal was er machte, es war immer falsch und überhaupt nicht Königlike. Wutverzerrt ging er auf eine Tür zu und riss sie auf, stürzte in das nicht gerade klein gehaltene Bad und riss den Schrank auf, nahm sich seinen Rasierer aus der Schachtel, die wie auch das ganze Bad in einem Schneeweiß gehalten war. Die nächste Tür des Schrankes wurde gewaltsam aufgerissen und der braunhaarige Junge ließ augenblicklich ein knurrendes Geräusch von sich. Sekunden später segelte der Rasierer wieder in die Box zurück und wurde in den Schrank gestellt. Na prima, kein Rasierschaum.

 

Mit einer Laune die jetzt total im Keller gelandet war, machte er sich auf den Weg zurück in sein Zimmer und zu seinem übergroßen Kleiderschrank von dem jedes Mädchen nur so träumen konnte. Der große Kleiderschrank war in drei Etagen eingeteilt, drei große Doppeltüren und somit mehr als genug Platz für alle Kleider die er unterbringen musste. Das helle Holz bildete einen schönen Kontrast zum Rest des Zimmers, das ebenfalls in hellen Tönen gehalten war und somit einen fröhlichen Eindruck machte. Die erste Schranktür wurde, wie auch vorher schon bei dem Badeschrank, gewaltsam aufgerissen und die erstbesten Socken wurden genommen und quer durchs Zimmer befördert. Dann flog die Schranktür wieder mit einem lauten Rums in ihre Angeln. Die nächste Schranktür musste unter der Wut Harry's leiden und herausgenommen wurde diesmal neue Unterwäsche und danach flog auch diese Schranktür wieder laut zu. Aus den anderen beiden Türen holte sich der Braunhaarige noch T-Shirt, Jackett, Hose und Krawatte und begab sich mit seinen Kleidungsstücken wieder Richtung Bad.

 

Nach weniger als 7 Minuten war Harry fertig angezogen und hatte seine Haare so gestylte das sie ihm nicht mehr in die Augen fielen. Das enge, weiße T-Shirt und die schwarze Jacke zusammen mit der schwarzen Hose und der Krawatte die ebenfalls in einem Schwarzton gehalten war, sah er wieder ganz hochnäsig und eitel aus. Seine Wut hatte sich immer noch nicht gelegt und dementsprechend schaute er auch sein Spiegelbild an. Nach weiteren zwei Minuten, in denen er sich selbst anstarrte, verließ Harry für heute Morgen das zweite Mal das Badezimmer und marschierte zurück in sein Zimmer, diesmal aber auf den Schuhschrank zu, der viel kleiner ausfiel als der Kleiderschrank. Trotzdem lagen in diesem Schrank, der übrigens total unordentlich war, 86 schlicht gehaltene schwarze Schuhe die sich von nichts außer der Marke unterschieden. Alle waren mindestens mehrere Tausend Euro teuer und wurden nicht mehr als 3 mal angezogen. Sowieso lief der junge Erbe viel lieber mit Jogginghose und T-Shirt, darauf Turnschuhe und nicht gestylten Haaren, herum. Aber wenn er zu seinem Vater musste oder mit seiner Familie zu speisen befohlen war, musste er perfekt angezogen und genauso perfekt gestylte sein. Und meistens machte es Harry seinem Vater immer ganz einfach etwas an seinem Aussehen zu finden was ihm nicht passte und er seinen einzigen Sohn anschrie, als ob die Welt wegen seines Aussehen untergehen könnte. Und Harry wusste genau das er sich heute wieder so ein Gespräch bieten lassen musste, weil er sich ja nicht rasiert hatte. Als ob das seinem Vater auffallen würde, aber der Prinz hatte diesen schon viel zu oft unterschätzt und so bereitete er sich schon innerlich auf das schlimmste vor.

 

Mit nicht wirklich besserer Laune ging er den Flur entlang, der zur Treppe führte. Unten angekommen geht er auf die mittlere Tür zu, die in den Speisesaal führte. Der Salon war hell gehalten, in vielen hellen Farben, aber auch durch das Glasdach das sich über die ganze Fläche erstreckt. In der Mitte des großen Saales stand ein großer Tisch auf dem alle wichtigen Dinge gelagert waren die die Butler gebrauchen könnten, wenn sie den Hausherren oder dessen Sohn bedienten. Auf der anderen Seite war eine zweite Treppe die zu einem kleinen Raum führte in dem nur ein verglaster Fahrstuhl war, der die fünf Stockwerke immer wieder rauf und runter fuhr. An allen drei Seiten des Raumes waren jeweils drei Türen die in verschiedene Räume führten und an der letzten Seite ging es drei Treppenstufen herunter zum Eingangsbereich, der auch nicht gerade klein gehalten war. Die Wände waren, wie alle Wände in dem ganzen Schloss, abgesehen von Harry Zimmer, in einem beige-Rot-Ton gehalten und am oberen Ende hatten sie meist weiße oder schwarze Verzierungen oder Muster.

 

Harry machte langsam die große Salontür auf und trat zu seinem Vater in den Speisesaal. Auch in diesem Raum befanden sich viele Kronleuchter und der lange Tisch war mit den vielen Stühlen das einzige Möbelstück das, dass große Zimmer ausfüllt. Harry schaute zum oberen Ende des Tisches, an dem sein Vater den Platz belegte und drei Butler um ihn herum standen, Riley an der linken Seite. Der König war über den ganzen Papierkram gebeugt und hatte seinen Sohn noch nicht bemerkt. Harry ließ seinen Blick den ganzen langen Tisch entlang gleiten, zum anderen Ende und entdeckte dort glücklicherweise sein Essen, zu dem er jetzt schnell ging. Das bedeutete er müsste heute seinem Vater nicht in die Augen blicken und sich anhören das er eine Schande für die Familie war, weil er einfach keine Ahnung hatte wie sich ein richtiger Jonsan zu stylen und anzuziehen hatte. Mit großen Schritten machte er sich auf den Weg zu seinem Platz und ließ sich auf den goldverzierten Stuhl fallen der mit roten Samtkissen ausgelegt war. Bis jetzt hatte ihn noch keiner von den vier Personen bemerkt und so begann er einfach zu essen um schnell wieder in sein Zimmer zu kommen, damit er nicht mit seinem Vater reden musste.

 

Doch schon in den nächsten Sekunden wurde dieser Wunsch nur so in der Luft zerrissen, denn der Hausherr hob seinen Blick und ließ ihn wutverzerrt zu seinem Sohn schweifen. Harry schluckte stark und sein Frühstück blieb ihm fast im Hals stecken. Das wird noch ein Donnerwetter geben, das wusste Harry genau. Er war anscheinend nicht der Einzige der die Nachrichten heute Morgen geschaut hatte. Ängstlich ließ er seine Gabel auf den Teller sinken und starrte seinen Vater mit einem eingeschüchterten Blick an. Dieser stand auf und machte sich auf den langen Weg herüber zu seinem Sohn, der bei jedem Schritt den sein Vater machte immer nervöser wurde. Die drei Butler hoben die Blätter auf und gingen aus dem Raum. Alleine. Alleine mit seinem Vater, saß Harry auf seinem Stuhl und bohrte seine Hände in die Stuhllehnen. Endlich stand sein Vater ihm gegenüber und seine Augen strahlten pure Verachtung aus. Noch etwas mehr und er konnte Laserstrahlen aus seinen Augen schießen, versuchte sich Harry mit etwas witzigem selbst zu beruhigen.

 

„Was hast du dir eigentlich mit dieser Aktion gedacht, Harold!“ Dieser zuckte stark zusammen unter der Gewalt die der Tonfall von seinem Vater hervorbrachte. Nichts. Ganz einfach gar nichts. Aber das konnte er seinem Vater ja nicht an den Kopf werfen, dieser zerriss ihn doch so schon wie ein ausgehungerter Tiger in der Luft. Und somit blieb der Junge einfach still auf dem Stuhl sitzen und versuchte seine aufkommende Angst so gut wie möglich vor seinem Vater zu verbergen, das was nicht geht das geht halt nicht. Und somit sah man ihm die Angst ins Gesicht geschrieben. Das bemerkte auch sein Vater und nahm die Hände wieder runter die er bei seinem Satz eben in die Luft geschmissen und auf seinen Sohn gerichtet hatte. Seine Gesichtszüge lösten sich leicht und er versuchte nicht mehr ganz so gefährlich und bedrohend seinen eigenen und einzigen Sohn anzuschauen. Immerhin brauchte er noch einen Erben der das Schloss und alles darum herum erben musste, wenn er mal irgendwann nicht mehr konnte. Und daher das er nur einen Sohn hatte, konnte er diesen nicht wegen eines kleinen Seitenhiebes gleich umbringen, so schnell bekam er keinen neuen Sohn, auch wenn dies sich der Hausherr manchmal nicht sehnlicher wünschen würde. Doch das sagte er doch nicht Harry, was würde denn bitte passieren wenn er ihm verraten würde das er ihn manchmal umbringen wollte und sich einen neuen Sohn herbeiwünschen würde, der dem entspräche was er sich vorstellte, der ordentlich und immer Top gestylte überall aufkreuzen würde wenn er mit den Fingern schnipste. Doch das kann er ihm niemals gegen den Kopf knallen. Harry würde schneller die Beine in die Hand nehmen und sich von ganz alleine Enterben als er eine Entschuldigung über die Lippen bringen könnte. Nein das konnte der alte Herr auf keinem Fall eingehen.

 

„Harold, bitte sag mir das die Menschen die diesen Mist über dich verzapfen nur Schwachsinn reden und das du nichts mit dem ganzen zu tun haben.“ Sein Tonfall war jetzt nicht mehr gefährlich und bedrohlich, eher leise und zurückhaltend, Angst darum habend dass sein Sohn mit 'doch' antworten könnte. Doch dieser schaute genau in diesem Moment seinen Vater entgeistert an.

 

„Also ich traue dir ja viel zu, und mir auch. Ja ich mache viele Fehler, ich bin nicht perfekt ich bin noch nicht mal halb perfekt, aber so was, so was? Wie kommst du nur auf den bloßen Gedanken das ich nur irgendetwas damit zu tun haben könnte? Wie? Ich habe immer gedacht du kennst mich etwas besser als nur meinen Namen und den Namen meiner Mutter. Aber nein, da habe ich mich anscheinend total geirrt. Ich wusste immer das ich es dir nicht recht machen kann, nie werde ich das können, aber bin ich wirklich in deinen Augen so ein mieser Kerl? Na danke auch, ich fühle mich zu tiefst geehrt das zu wissen, und jetzt lass mich am besten Vorbei ICH WILL DICH NICHT MEHR SEHEN!“ Mit vor Wut zusammengepressten Fäusten war Harry von seinem Stuhl aufgesprungen und stand jetzt direkt vor seinem Vater und schaute diesem ins Gesicht. Die plötzlich aufgetauchte Wut kann er sich selbst nicht erklären und sie verschwand genauso schnell wie sie gekommen war. Aber er konnte es einfach nicht glauben das sein Vater so was von ihm dachte, das er wirklich daran dachte das Harry mit solchen miesen Leuten was zu tun hatte. Ja er ist kein einfacher Junge, niemand den man herumkommandieren konnte, aber das? Ernsthaft? Das hätte er nicht mal seinem Vater zugetraut. Sonst glaubte dieser doch auch nichts was in der Presse stand und jetzt? Jetzt machte er seinem Sohn schon für etwas Vorwürfe für das dieser rein gar nichts konnte.

 

„Harold.“ Versuchte es Mr. Jonsan wieder mit einer ruhigen Stimme, doch Harry ließ sich nicht einreden.

 

„Ich habe keine Lust mit jemanden zu reden!“ Bei jedem Wort war Harry ruhiger geworden und hatte seinen Blick in Richtung Boden gerichtet. Dann atmete er einmal tief durch und stürmte aus dem Speisesaal, durch den Salon, die Treppe hoch und in sein Zimmer, dass er nach dem zuknallen der Tür absperrt und sich dann zu seinem Laptop auf das Bett fallen ließ. Kann ja nicht wahr sein? Das ist doch alles nur ein mieser Albtraum. Der Tag von Harry war nun nicht mehr zu retten. Er zog die Decke über seinen Kopf und verkroch sich zusammen mit seinem Handy unter der Bettdecke.

 

 

Es wurde nun langsam Nachmittag und Harry war noch nicht unter seiner Bettdecke hervor gekommen. Das Zimmer hatte er nicht mehr verlassen, nicht einmal als sein Vater vor der Tür gestanden hatte und versuchte mit ihm zu reden. Gerade schaute er sich ein Musikvideo von einem seinem Lieblingskünstler an, als es schon wieder an der Tür klopfte, doch Harry rührt sich keinen Millimeter. „Harry, ich bin es, mach schon auf.“ Dieser schnaubte laut, schmiss aber die Bettdecke zur Seite und kroch aus dem Bett, ging rüber zur Tür, entsperrte sie und riss sie dann auf. „Dankeschön.“ Mason ging grinsend in das Zimmer und machte hinter sich wieder die Tür zu.

 

„Was hast du den ganzen Tag gemacht? Und jetzt sag mir bitte nicht das du die ganze Zeit unter deiner Bettdecke gelegen hast und dir Musikvideos von Fall out Boy angeschaut hast?“ Mason grinste Harry herausfordert an und dieser grinste zurück. „Nein, ich habe zwischendurch zu All Time Low gewechselt.“ Mason schüttelt entrüstet mit dem Kopf und schubst seinen besten Freund zum Bett.

 

„Weist du was wir jetzt machen?“- „Uns hinsetzten und Psychologe spielen damit du und ich verstehen warum ich so etwas mache?“ Mason schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und schnaubte laut. „Nein, natürlich nicht. Wir gehen jetzt nach draußen und machen eine kleine Motorradtour. Was hältst du davon?“ Harry schüttelte mit dem Kopf und versuchte wieder unter seine Bettdecke zu kriechen, doch Mason zog ihn unsanft am Arm und Harry flog zurück auf den Boden. „AU!“

 

Mason nahm Harry am Arm, zog diesen wieder auf die Beine und dann aus seinem Zimmer heraus. „Hey, ich habe nicht ja gesagt.“ - „Und das ist mir ziemlich schnuppe was du gesagt hast, denn wir gehen jetzt zusammen Motorrad fahren, weil wir was lustiges machen wollen.“ - „Und du denkst unter meiner Decke ist es nicht lustig oder was?“ Mason schüttelte belustigt den Kopf und zog Harry einfach weiter, die Treppe hinunter und dann vor das Schloss. Nahm seinen Motorradschlüssel aus seiner Jackentasche und hielt diesen Harry hin. „Du darfst auch fahren.“

 

Immer noch sehr unbeteiligt, nahm Harry die Schlüssel in die Hand, setzte sich einen Helm auf und schwang sein linkes Bein über das Motorrad. Mason tat es ihm gleich und setzte sich hinter Harry, er krallte seine Hände in die Hüfte seines Freundes damit er während der Fahrt Halt hatte und nicht vom Motorrad fiel. Harry gab leicht Gas und nahm dann den Fuß vom Boden um loszufahren. Mason krallte sich vor Schreck nur noch fester in die Haut von Harry und dieser ließ ein entsetztes Piepsen von sich. „Geht‘s auch etwas sanfter?“

 

„Nein“, meinte Mason, schlang jetzt aber die Arme um die Hüften, damit er sich weiter festhalten konnte, Harry aber nicht mehr wehtat. Dieser steuerte gerade aus dem Hof hinaus und auf die voll befahrene Straße zu. Von hinten merkte er wie Mason seinen Kopf, der übrigens keinen Helm anhatte, auf seine Schulter legte und der Atem an seinem Nacken kitzelte. „Mason, nimm bitte deinen Kopf von meiner Schulter, das lenkt mich ab.“ Doch dieser dachte nicht einmal daran und kuschelt sich nur noch mehr an die Schulter seines Freundes. Harry musste leicht lachen und Mason grinste siegessicher, das war es was er erreichen wollte.

 

Die Beiden fuhren noch eine ganze Weile über weite Straßen und an viele Autos vorbei, hielten an roten Ampeln und bogen dann schließlich am Waldrand in einen Waldweg ein. Diesem folgten sie weitere zehn Minuten bis Harry immer langsamer wurde und dann das Motorrad an einer Lichtung zum stehen brachte. Mason nahm seinen Kopf von Harry's Schulter und stieg dann ab, nahm Harry Helm und Schlüssel ab und schmiss diese auf die Wiese, zog sich sein T-Shirt aus und legt sich auf das weiche Gras. Harry tat es ihm gleich und legte sich dicht neben Mason.

 

„So und nun erzähl mal warum du mich wieder an diesen Ort geschleppt hast, wenn mein Bett doch bestimmt zehnmal gemütlicher ist als dieses Gras hier?“ Mason schmunzelte leicht und nahm mit seiner rechten Hand die von Harry, zog diesem den Ring von dem Finger und drehte ihn ein paar mal hin und her.

 

„Du musst endlich mit mir reden.“ Er hielt Harry nun den Ring genau vor die Nase. „Über das hier.“ Harry seufzte nur und verdrehte die Augen. Hatte er dazu doch überhaupt keine Lust. Trotzdem war er Mason eigentlich eine Erklärung schuldig.

 

„Es ist einfach so das ich doch auch irgendwo meine Verantwortungen habe und auch wenn ich immer wieder versuche mich aus allem herauszuhalten muss ich auch einsehen das ich irgendwann König werde und das Königreich führen muss. Ich kann nicht mein Leben lang vor allem weg rennen und mich nicht meinem Ich stellen. Mein Vater hat schon recht, ich bin ein Nichtsnutz und nicht für den Thron gemacht. Ich habe mal eine Zeit lang versucht der Sohn zu sein den er sich so gerne wünscht, aber ich habe mich einfach so sehr selbst gehasst und konnte nach einer gewissen Zeit nicht mehr in den Spiegel schauen, so angeekelt war ich von mir selbst. Was soll ich denn bitte machen? Einfach davon rennen? Er wird mich enterben und ich habe keinen Abschluss, ich habe so gut wie gar nichts und würde dann auf der Straße enden und das will ich auch wieder nicht. Ich denke die Situation ist einfach etwas komplizierter als du es dir zu ausmalen versuchst.“

 

Mason schaute betrübt herüber zu Harry und sah wie diesem eine kleine Träne die Wange hinunter lief, so verzweifelt hatte er ihn schon lange nicht mehr gesehen. Das letzte Mal war auch schon wieder ein paar Jahre her. Mason drückte sich vom Boden ab und lehnte sich über Harry, strich ihm die Träne von der Wange und lächelte ihn an.

 

„Wenn es wirklich irgendwann mal soweit kommen sollte, was ich bezweifele, dann bist du bei mir doch immer willkommen, wozu sind denn Freunde da.“ Er legte seinen Kopf auf die Brust von Harry und dieser lächelte ihn leicht an. „Alles wieder in Ordnung?“ - „Ja, lass uns zurückfahren ich muss da glaube noch was klären gehen.“ Mason nickte, stand auf, schmiss Harry seinen Ring zu, der diesen wieder an seinen Finger steckte und reichte Mason dann sein T-Shirt. Dieser zog es sich wieder über seinen Kopf und nahm sich den Helm und setzte ihn auf. „Diesmal fahre aber ich.“ Harry nickte nur und setzte sich hinter Mason auf das Motorrad. Langsam tuckerte dieses wieder in Richtung Waldweg und sie fuhren wieder nach Hause. Harry gähnte leicht und legte genauso wie Mason auf der Hinfahrt seinen Kopf auf die Schulter seines Freundes. Doch Harry gab diesem einen kleinen Kuss auf den Nacken und Mason zuckte erschrocken mit dem Lenker. „Mensch Harry!“

 

Die Beiden fuhren wieder die lange Strecke zurück zum Schloss und stellen das Motorrad vor der Tür ab, Harry stieg ab, gab Mason noch zum Abschied einen Kuss in den Nacken und verschwand dann die Treppe hinauf. Er konnte genau hören wie Mason wieder den ersten Gang einlegte und davon fuhr. Harry zog währenddessen das Tor auf und spazierte in das Schloss. Sollte er heute Abend noch mit seinem Vater reden oder würde es jetzt überhaupt keinen Sinn haben? Harry war etwas im Zwiespalt und so entschied er sich erst mal in sein Zimmer zu verkriechen und sich um zuziehen. Oben angekommen, schmiss er sein Handy von seinem Bett und wollte gerade seinen Laptop zuklappen, als eine blinkende Nachricht seine Aufmerksamkeit erlangte und Harry neugierig auf das Bopup drückt.

 

Nachricht von Mr. Henry Jaqueline Jonsan

Betreff: Komm in mein Büro

 

Harold, wenn du wieder zu Hause bist, würde ich es vorsehen mich mal bitte in meinem Büro aufzusuchen, ich denke wir müssen uns mal über etwas unterhalten. Und bitte tue dies gleich und mach nicht so als ob du diese E-Mail nie erhalten hättest, langsam kenne ich dich.

 

Dein Vater.

 

Harry klappte seufzend den Laptop zu und verschwand im Bad, spritzte sich etwas Wasser in sein Gesicht und versuchte sich mental auf das was jetzt kam vorzubereiten. Dann atmete er einmal tief durch und machte sich auf den Weg zum Büro seines Vaters. Davor angekommen wartete er erst mal einige Sekunden bis er gegen die Tür klopfte und nach einem schnaufenden herein auch die Tür öffnete.

 

„Dad!“ Dieser erschrak heftig und schlug versehentlich gegen den Stapel mit Blätter, die durch den plötzlichen Aufprall vom Schreibtisch segeln.

 

„Sohn!“ - „Was wolltest du von mir, Vater?“

 

„Ich denke ich sollte mich mal bei dir entschuldigen, du bist mir auch keine Erklärung schuldig oder ähnliches, ich will dir eigentlich nur sagen das es nicht richtig von mir war wie ich mich verhalten habe. Und du bist vielleicht nicht so schlimm wie ich immer denke.“ Jeder normale Sohn wäre jetzt zu seinem Vater gegangen und hätte diesen als Entschuldigung einmal umarmt, aber Harry und Mr. Jonsan begrenzten sich auf ein freundliches Kopfnicken und Harry verließ den Raum. Dann wäre das jetzt auch geklärt. Kann er ja wieder zurück in sein Zimmer gehen, sich das Fußballspiel anschauen und den Tag so doch noch angenehm ausklingen lassen. Doch genau in diesem Moment kam der junge Butler wieder.

 

„Mr. Jonsan?“ Harry dreht sich um.

 

„Ja Riley?“ - „Mrs. Neil ist angekommen und sie sollen sie einweisen weil ihr Vater keine Zeit hat.“ Harry seufzte leicht auf, auf so was hatte er jetzt echt keine Lust mehr, eigentlich wollte er ja nur noch in sein Bett und gar nichts mehr machen, aber er wollte auch seinem Vater mal beweisen das er nicht immer der ungezogene Sohn sein musste der auf nichts hörte das man ihm vorschrieb.

 

„Wo ist sie?“ - „Sie ist bei Logan und lässt sich von ihm einweisen.“ Harry betitelte diese Aussage mit einem kleinen „Danke“ und verschwand dann in Richtung Butlerhaus. Drei Treppen nach unten, durch etliche Flure hindurch, durch den Salon auf den Vorhof, durch den Garten zu einem kleinen Zweifamilienhaus, das fast so groß war wie Harry´s Zimmer. Dieser öffnet die knarrende Holztür und betrat das Haus, bis jetzt hatte ihn noch keiner bemerkt und er ging gelassen zu dem größten Raum des Hauses, das Wohnzimmer.

 

„Ich wiege mich nicht, denn soweit ich weiß gibt es noch keine Waage, die meinem wunderbaren und fantastischen Gewicht gerecht werden kann!“ Harry blieb verwirrt auf diese Aussage starr stehen und schaute in das Zimmer. Ein junges Mädchen mit langen blonden Haaren und schmal gebautem Körper, stand mitten im Raum, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schaute Logan und drei andere Butler böse funkelnd an. Na endlich mal ein Butler, oder besser Butlerin, die sich traute mal ein bisschen mehr Temperament zu zeigen. Das kann ja noch lustig werden.

Kapitel 2 – Die Wahrheit ist schwer zu finden

 

Harry schielte weiter um den Türrahmen in das kleine Wohnzimmer. Das Mädchen, dessen Namen er noch nicht wusste, stand immer noch mit verschränkten Armen vor der vor ihr stehenden Waage und schaute die vier Jungs wütend an.

 

„Das ist uns doch egal ob die Waage das anzeigen kann. Wir müssen dein Gewicht in das Formular eintragen und nun schwing dich auf diese scheiß Waage.“ Der Junge mit den hochgegelten Haaren zog die Augen grimmig zusammen. Ihm schien das ganze Theater um die Waage gar nicht zu gefallen und er wollte schnell weiter mit seinem Job machen.

 

„Du weißt aber schon das man das Gewicht von einem Mädchen nicht wissen soll?“ Das blonde, überraschenderweise wunderschöne, Mädchen machte sich wenn sie zickig war nur noch attraktiver. Harry versuchte nicht zu viel zu starren, denn wenn sie ihn doch entdeckten, war es für ihn schon ziemlich peinlich, sich auf den Butlerniveau runter gelassen zu haben.

 

„Weißt du was, Jack und Joseph drehen sich jetzt um und ich schreibe das alleine auf und werde es auch niemandem weiter erzählen, aber du musst dich jetzt auf diese Waage stellen, der König verlangt heute noch das Formular über dich und ich habe keine Lust schon das zweite mal in dieser Woche wieder irgendwas falsch gemacht zu haben, also schwing deinen Arsch hier hoch und lass es uns hinter uns bringen.“ Logen verschränkte die Arme wütend vor der Brust, was ziemlich verkrampft aussah, weil er noch das Klemmbrett in der Hand hielt und nicht genau wusste wohin damit in dieser Position. Logan war der einzige von den drei Butlern den Harry kannte, weil er genauso wie Riley nur für ihn arbeitete und nicht für seinen Vater so wie die ganzen anderen. Seine Mutter dagegen mochte es selbständig zu sein und stellte sich sonntags regelmäßig vor den Herd, sie war auch die einzige die keinen persönlichen Butler besaß. Die beiden anderen Jungs die Harry nicht kannte, drehten sich gerade um und standen so mit dem Gesicht zu ihm, weshalb er sich auch fast ganz hinter dem Türrahmen versteckte, so das sie ihn auch ja nicht entdeckten.

 

Das zickige Mädchen stellte sich nur widerwillig, immer noch mit vor der Brust überkreuzten Armen auf die Waage und starrte auf die gegenüberliegende Wand. Logan versuchte mit allen Mitteln nicht die Fassung zu verlieren. Etwas unsanfter als er es eigentlich wollte, nahm er dem Mädchen die Arme auseinander und ließ sie an den Seiten baumeln, dann grinste er aufgesetzt und schaute unten auf den Zeiger der das Gewicht anzeigte. Nach wenigen Sekunden schaute er wieder nach oben und notierte sich etwas auf seinem Klemmbrett, genau in diesem Moment sprang das Mädchen wieder von der Waage und die beiden Jungen drehten sich wieder zu ihr um.

 

„War das jetzt so schwer?“, fragte Logan, der Harry's Meinung nach ziemlich viel Ähnlichkeiten mit Riley hatte, nur das er etwas kleiner als sein Kumpel war und eindeutig eine krumme Nase besaß. Das Mädchen lief um die Nase herum leicht rot an und schüttelte mit beschämtem Gesicht den Kopf. Harry grinste und glaubte den besten Moment erwischt zu haben um in die Gemeinschaft zu platzen und den Papierkram mitzuholen, ihn sich selbst anzuschauen und selbst zu studieren, seinen Vater anzubetteln das er mit zwei Butler eindeutig zu wenig bedient war und sie anfordern. Wenn das nicht klappte, würde er schon etwas finden wie er es schaffte das dieses wunderschöne, blonde Mädchen immer um ihn herum sein würde und ihm am besten alle Wünsche von den Lippen ablesen könnte. Grinsend kam Harry hinter dem Türrahmen hervor und spazierte ziemlich unauffällig in das Wohnzimmer, lehnte sich rücklings an den kleinen Schrank der an der Wand stand und schaute die Leute, die nur wenige Meter mit dem Rücken zu ihm standen und auf das Brett starrten, an. Harry räusperte sich nicht gerade leise und merkte wie das Mädchen zusammenzuckte und die drei Butler sich mit einem grinsen umdrehten, das aber direkt wieder verschwand als sie merkten das der Thronerbe vor ihnen stand und nicht irgendein Butlerkollege. Augenblicklich standen die drei Jungen kerzengerade in einer Reihe vor ihm.

 

„Was führt sie in unser bescheidenes Haus, Mr. Jonsan?“ Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er wusste genau das ihn alle genauso respektierten wie seinen Vater und das sie genauso viel Angst vor ihm hatten wie vor diesem benannten König.

 

„Ich soll die Papiere abholen für meinen Vater!“ Harry schaute streng zu den Butler, als ob sie etwas falsch gemacht hätten. Genau in dem Moment, als Harry sich von dem Schrank abstieß und sich das Klemmbrett aus Logans Händen nehmen wollte, wurde er von einem lauten Knall und einer Lache, die er nur all zu gut kannte, aus seinem Tun gerissen.

 

„Leute das müsst ihr euch an-...“ Riley stoppte in seinem Redeschwall als er Harry an dem Schrank lehnen sah. „Hey Harry, was gibt’s denn?“ Harry zeigte mit einer Hand auf das Klemmbrett und mit der anderen winkte er begrüßend zu Riley herüber. Dieser ging auf Logan zu und nahm das Klemmbrett an sich, übergab es Harry und klopfte ihm dabei auf die Schulter.

 

„Wir sehen uns morgen, Logan, Riley.“ Die beiden Jungs nickten mit dem Kopf und Harry machte sich auf den Weg nach draußen zurück auf den Hof und dann ins Schloss. Heute würde er das Formular nicht mehr durchlesen, dazu war er eindeutig zu müde. Doch direkt morgen früh, nachdem Logan ihn um 7 Uhr morgens aufweckte und ihm Bescheid gab, dass er sich langsam auf den Weg zum Frühstück machen könnte. Harry lief die mit Gold besetzte Treppe zur Eingangstür hinauf und öffnete die große Tür. Schnell umziehen und ins Bett, zu mehr war Harry nicht mehr imstande.

 

 

„Wer war das?“, fragte zur gleichen Zeit das blonde Mädchen die beiden Jungen die immer noch bei ihr im Wohnzimmer standen.

 

„Mr. Jonsan Jr. oder auch der Thronprinz“, meinte Riley gelassen und zog sich während er redete Krawatte und Lederschuhe aus. Das Mädchen ließ weit den Mund aufklappen und schaute die Beiden geschockt an.

 

„Nicht wirklich.“ - „Doch!“ - „Und was sucht er in unserem Butlerhaus.“ Riley war mittlerweile bei seinem Hemd angekommen, das er einzeln aufknüpfte und dann zusammen mit seinem Jackett über den Stuhl hängte. Mit nur noch schwarzer Hose und Strümpfen begleitet stand er im Wohnzimmer und wurde von dem blonden Mädchen leicht angestarrt.

 

„Wow! Woher hast du diese Muskeln?“ fragte sie Riley. Logan verschränkte beleidigt die Arme und zog schmollend seine Unterlippe nach vorne.

 

„Ich darf regelmäßig mit dem Thronprinzen trainieren weil wir Beide ein sehr gutes Verhältnis haben und so was wie gute Freunde sind!“, meinte daraufhin Riley mit einem neckenden Grinsen zu Logan, der zwar auch Harry's persönlicher Butler war, aber nicht die Befugnis hatte auf private Dinge des Thronprinzen einzugehen, darum durfte er auch nicht in den königlichen Trainingsraum und selber hatten die Butler in ihrem kleinen Haus keinen. Um jeden Samstag, wenn sie frei hatten, immer in die Trainingshalle die drei Stunden entfernt war zu fahren, wäre Zeit- und Geldverschwendung, dafür nutzten sie ihren freien Tag lieber nützlicher und fuhren meistens in die Stadt oder nach Hause.

 

Warum sie samstags frei gehabt hatten? Ganz einfach, weil niemand im Haus war. Mrs. Jonsan ging jeden Samstag zusammen mit Mrs. Cromwell zur Maniküre und Pediküre, Harry hatte einmal in der Woche „Auslauf“, das hieß er durfte das machen wozu eigentlich ein Thronprinz nicht befugt war, in Harry's Fall ging dieser zusammen mit Mason Fußballspielen und dann noch Feiern, was jedes mal Ärger bei seinem Vater gab, aber Harry so gar nicht interessierte. Der König war jeden Samstag auf einer großen Versammlung und so waren dann alle außer Haus. Die Dienste der Butler wurden deswegen nicht gebraucht und somit durften sie sich auch einen Tag frei machen. Riley ging jeden Samstag zu seinem Kumpel in die Stadt und verbrachte ein paar Stunden mit zocken und einfach reden, was die Woche über so passiert war. Logan fuhr jeden Samstag zu seiner Freundin in die angelegene Stadt. Sie hatte sich nach 2 Jahren immer noch nicht daran gewöhnt das ihr Mann unter der Woche nicht zu Hause war und sie ihn nur am Samstag sehen konnte, trotzdem hatte Logan sie dazu überredet bekommen das sie die Beiden nicht aufgeben sollte und das sie Logan verstehen musste, er liebte diesen Job, er lebte schon fast dafür, niemand außer den jüngsten und neusten hingen sich nach 2 Jahren noch so in diesen Beruf wie Logan. Die meisten kündigten nach einem Jahr, viele wurden fauler und daraufhin dann rausgeschmissen.

 

Der Grund war ganz einfach. Die schwere Arbeit die der König von einem verlangte und seine stets schlechte Laune führten dahin das die Meisten sich einfach nicht mehr herumkommandieren lassen wollten, alle versuchten Harry's persönlicher Butler zu werden, weil sie alle wussten das Harry sie kaum brauchte, nicht viel verlangte und immer freundlich zu ihnen war. Doch nach über 19 Jahren hatten es nur drei geschafft. Zwei davon sind es heute immer noch, der dritte war wegen Altersschwäche letztes Jahr entlassen worden und lebte jetzt in einem Alter von 65 Jahren von einer fetten Rente. Genau so wollten es auch Logan und Riley machen, so lange es ging hier arbeiten und dann mit einer guten Rente gut leben können.

 

„Also… also war das der Thronprinz?“ Riley und Logan nickten nur.

 

„Das wusste ich gar nicht.“ - „Na ja viele wissen das nicht denn er benimmt sich nicht so wie sein Vater, ja er sieht ihm sehr ähnlich, aber vom Charakter gleicht er zu 100 % seiner Mutter und darum wollen alle Butler die hier arbeiten Harry's persönlicher sein, denn sie arbeiten den ganzen Tag fast nichts und bekommen trotzdem den gleichen Lohn.“ Die ersten Sekunden sah es so aus als ob das Mädchen erst noch überdenken musste was Riley gesagt hatte, aber dann fing sie schelmisch an zu grinsen.

 

„Wie werde ich das?“ - „Keine Chance wenn du Harry nicht gleich bei der ersten Begegnung überzeugst und er das seinem Vater meldet bist du aussichtslos!“, meinte Jack beleidigt, der gerade wieder zusammen mit Joseph in das Wohnzimmer kam und Riley´s Kleider vom Stuhl nahm, damit er sie zusammen mit seinem Butleranzug in die Wäsche bringen konnte. Beide, Jack und Joseph, waren nur mir Boxer-Shorts bekleidet.

 

„Wir haben es lange versucht, um genau zu sein ich mehr als 1 ½ Jahre und Joseph 1 Jahr. Es hat keinen Sinn, Harry ist stur und das wird er auch immer bleiben.“ Jack zuckte mit den Schultern und schaute Riley an.

 

„Ich weiß ja nicht wie du das siehst aber ich laufe nicht zweimal, Hose her!“ Er zeigte auf Riley´s immer noch angezogene Hose und machte eine leichte Handbewegung die zu ihm zeigte. Riley verdrehte genervt die Augen und zog dann seine Hose auch noch aus, so das er genauso wie die anderen Beiden nur in Boxer im Wohnzimmer stand, reichte diese dann weiter an den blonden Jungen und grinste ihn an. Logan der die ganze Zeit so ausgesehen hatte, als ob er überlegte, zog plötzlich auch Jackett, T-Shirt, Krawatte, Schuhe, Strümpfe und Hose aus, legte sie Joseph in die Arme und tätschelte leicht dessen Kopf, grinste dann schelmisch und drehte sich um, um in sein Zimmer zu gehen. Joseph, der dank der langen Hose nichts mehr sah, weil Logan sie etwas kompliziert eingewickelt hatte und ein Hosenbein in seinem Gesicht gelandet war. Er grummelte leise irgendwelche Worte die für die Anderen nicht hörbar waren.

 

„Undankbares Back“, schimpfte er zum Abschluss noch einmal, nahm sich das Hosenbein vom Gesicht und zog Jack am Arm nach draußen auf das Gelände zum Wäschehaus. Riley stand währenddessen immer noch mit dem blonden Mädchen im Wohnzimmer und musste sich ein Lachen verkneifen, so kannten sie hier alle Logan, für Harry machte er alles, war nie faul und führte alles gewissenhaft und sehr ordentlich aus, das es manchmal sogar besser aussah als wenn Riley es machte. Und wenn er hier im Haus war, dann ließ er alles die anderen machen, vom Frühstück bis hin zum Abendessen und die Uniform in die Waschküche zu bringen. Gerade als Riley sich auch auf den Weg zu seinem Zimmer machen wollte, fiel ihm wieder ein das er was vergessen hatte. Wenn Logan das schon nicht machte dann musste er es ja machen, jemand anderes sah er hier ja nicht.

 

„Wie heißt du eigentlich?“ - „Lucy Evie Neil.“ - „Neil echt?“ Lucy lehnte ihren Kopf leicht zur Seite und schaute Riley etwas verwirrt an.

 

„Hast du was daran auszusetzen?“ - „Nein, nur Jack heißt mit zweitem Nachnamen auch Neil.“ - „Der Blonde?“ - „Ja genau der, ihr seit nicht zufällig verwand?“ - „Nein“, grinste sie und schaute sich danach etwas unbeholfen um.

 

„Ich zeig dir dein Zimmer und morgen früh machen wir dann mit einer kleinen Rundführung weiter. In Ordnung?“ - „Klar.“ - „Ach und eins noch, Lucy Evie Neil. Wie soll ich dich denn nennen ich schreie nicht immer deinen ganzen Namen durch die Gegend.“ - „Nenn mich Lucy, Freunde nennen mich Evie aber das sind wir ja noch nicht also für dich bin ich einfach Mrs. Neil oder Lucy.“ Sie schaute Riley grinsend an und sah seinen verwirrten Gesichtsausdruck. Doch dieser legte sich schnell wieder als er sah das sie das nicht ernst meinte und nur ihren Spaß machte.

 

„Gut, ich heiße Riley Wayland und du darfst mich auch Mr. Wayland nennen oder wenn du willst auch Riley aber bitte komm nicht auf die Idee und nenne mich Riles, denn dann werde ich sauer.“ - „Geht klar“, meinte Lucy und folgte dann Riley, der in Richtung Schlafsäle marschierte.

 

 

„Sag mal wie lange lässt denn der König auf sich warten?“ Lucy saß zusammen mit Logan und Jack vor dem Büro des Königs auf einem Hocker und gemeinsam warteten sie bis dieser endlich die Höflichkeit besaß und sich zu Gesicht zeigte, denn dieser war jetzt mittlerweile mehr als eine halbe Stunde zu spät. Was ihm jetzt schon wieder dazwischen gekommen war?

 

 

Im Speisesaal saß der König immer noch mit angestrengter Miene und seinen Kopf in den Händen abgestützt auf seiner Seite des großen Speisesaaltisches, seine Frau direkt neben ihm und auf der anderen Seite sein Sohn der ihm schon die ganze Zeit eine Rede darüber hielt, warum er unbedingt noch einen dritten persönlichen Butler brauchte. Der König verzog darüber nur die Stirn kraus, denn er selbst hatte seine elf persönlichen Butler und würde auch nicht mehr ohne einen weniger überleben können, seine Frau hingegen versuchte dem Jungen die ganze Zeit zu verwirklichen das er sein Leben auch ohne diese Leute, die ihm alles nachtrugen auf die Reihe bekommen musste. Doch Harry hörte ihr gar nicht zu und schleuderte seinem Vater wild irgendwelche Argumente an den Kopf die ihm vielleicht umstimmen könnten. Nach weiteren zehn Minuten in denen sein Sohn die ganze Zeit geredet hatte und der arme König nicht dazu gekommen war sein Frühstück zu verspeisen ohne das sein Sohn gleich lauter geworden war und ihm somit sagen wollte das er gefälligst seinen Argumenten folgen sollte und sich nicht mit dem Essen ablenken sollte, verlor der König endgültig seine Geduld und knallte mit der Faust auf den Tisch, so das Messer und Gabel an der Seite hinunterfielen und klirrend auf dem Boden landeten. Harry hörte augenblicklich auf zu reden und schaute seinen Vater leicht geschockt und fragend an.

 

„Harold Ethan Jonsan, du kannst dir von mir aus noch einen Butler anschaffen, aber halte die nächsten 20 Minuten deinen Mund, ich will essen.“ Harry strahlte plötzlich auf, fröhlich darüber das er das bekam was er haben wollte. Mit einem Blick auf die Uhr und einem anderen Blick danach auf seinen schon leeren Teller, fing genau dieser nur noch mehr an zu grinsen.

 

„Vater du lässt deine Butler aber lange warten.“ Der breit gebaute König schreckte herum und starrte an die Uhr, die seelenruhig weiter tickte.

 

„Harold übernimm du, ohne essen kann ich keine Rede halten.“ Harry ließ sich das nicht zweimal sagen, schneller als gewollt sprang er von seinem Stuhl und konnte diesen mit einer geschickten Handbewegung noch rechtzeitig auffangen, bevor er laut auf den Boden auf geknallt wäre. Mit schnellen Schritten rannte er aus dem Speisesaal, durch den Salon und zu dem verglasten Fahrstuhl. Oben angekommen, leicht außer Atmen, aber total mit sich selbst zufrieden, sah er Lucy, Logan und Jack auf den Hockern sitzen und sich leise unterhalten. Einige Sekunden blieb er stehen um seinen Atem wieder in normale Schnelligkeit zu bringen, damit es niemandem auffiel das er gerannt war, denn ein König rannte nicht. Als er wieder bei normaler Atmung war, ging er auf die drei Butler zu und schaute sie an.

 

„Aufstehen, mitkommen“, meinte Harry kalt, wie das auch immer sein Vater machte wenn dieser jeden Morgen mit bestimmten Butler ein Gespräch abhielt. Sie sollten sich nicht wohl fühlen hier, sie sollten gleich von Anfang an merken das hier kein Ort war, an dem man gerne mal hinging, dies hier war ein Ort an dem man Disziplin lernte und sie umsetzen musste, sonst flog man schneller als man denken konnte. Die drei schreckten aus ihrer Unterhaltung und schauten leicht geschockt Harry an. Dieser trug wie fast jeden Morgen einen schwarzen Anzug mit schwarzer Krawatte und weißem Hemd, das einzige was heute nicht so war wie sonst, war das er die Prinzenkrone auf dem Kopf trug und viel zu sehr von sich selbst überzeugt rüber kam. Logan und Jack standen sofort auf und stellten sich ganz gerade mit den Händen an den Seiten neben den Thronprinzen, der die Beiden beruhigend anlächelte. Lucy merkte das sie als einzige noch saß und sprang schnell von ihrem Stuhl auf, kam zu den beiden anderen Butler und stellte sich, wie auch die Beiden, mit den Armen am Körper gepresst vor Harry. Mit einer Kopfbewegung zeigte er ihnen das sie den Raum betreten können. Harry folgte den Butlern in den Raum seines Vaters und schloss hinter sich die Tür zu. Nur ein Stuhl stand in dem Zimmer und der gehörte dem König, es ist schon landlebende Tradition das der Butler im Büro des Königs nicht zu sitzen hatte, das er etwa zu knien oder zu stehen hatte. Harry ließ sich auf den überaus weichen Sessel fallen und schlug seine Beine übereinander.

 

„Daher das mein Vater noch nicht ganz fertig ist, halte ich heute Morgen die Rede, ihr habt mir genauso zuzuhören wie ihr ihm auch zuhört.“ Dann nahm er sich die Papiere von Lucy, die immer noch offen auf dem Schreibtisch lagen, weil der König gestern noch nicht wusste wo er sie einsortieren sollte. Harry dagegen ging zielsicher auf den Schrank mit den Akten zu und suchte unter „T“ nach der Akte Thronprinz, als er sie endlich fand und sie mit zurück zum Schreibtisch nahm, schaute er wieder auf, zu den drei die ihm die ganze Zeit von Schritt zu Schritt mit den Augen gefolgt waren. Harry schlug seine Mappe auf und heraus kamen zwei Akten, die von Riley und die von Logan. Interessiert was Harry mit seiner Mappe vorhatte, lehnte sich Logan etwas weiter nach vorne um besser sehen zu können. Harry klappte diese auf und schaute Logan genau an, dieser erschreckte leicht und rutschte augenblicklich wieder in seine normale Position zurück.

 

„Wir müssen nur schnell deine Mappe überarbeiten Logan, denn ab morgen ist wieder ein Jahr vorbei.“ Logan nickte wissend und stellte sich auf die linke Seite bei den Thronprinzen damit er auf die Mappe schauen konnte. Schnell waren die Beiden mit dem Aktualisieren der Mappe fertig, es wurde verbessert das Logan jetzt verheiratet und nicht mehr verlobt war und das er jetzt mit seiner Frau zusammenwohnte. Mehr war auch nicht zu ändern denn er hatte ja seinen Nachnamen behalten und er war auch immer noch Harry’s Butler. Und genau dieser stand jetzt auf und legte Logans Akte auf den Kopierer der direkt neben dem PC stand. Dann ging er wieder zum Schreibtisch und nahm sich die Mappe von Lucy. Diese schaute jetzt interessiert zu Harry um zu erfahren was er mit ihrer Akte machte.

 

„So Lucy Evie Neil also? Wie soll ich dich nennen?“ - „Lucy oder Evie“, kam es leicht ängstlich und eher leise von dem blonden Mädchen. Harry der das sofort bemerkt hatte, grinste in seinen nicht vorhandenen Bart und packte die Mappe kurzerhand in seine Akte. Die beiden Jungs stießen ein keuchendes Geräusch aus, als sie dies sahen. Lucy würde also die persönliche Bedienstete von Harry. Innerlich brodelt Jack vor Wut, er hatte es so lange versucht und nie geschafft und dann kam so eine Möchtegern Diva daher und nahm ihm die Chance darauf Harry's persönlicher Butler zu werden. Um seine Wut zu unterdrücken, ballte er unauffällig die Hände zu Fäusten und rammte sich die Fingernägel in die Handinnenfläche.

 

„Also wie die beiden Jungen schon so gut erkannt haben, du wirst meine persönliche Butlerin. Was das bedeutet werde ich dir jetzt sagen. Du wirst immer, immer wenn ich dich an piepse zu mir kommen müssen.“ Harry nahm aus seiner Anzughose ein ganz schmales kleines, noch handlicheres Ding als sein Handy und legte es auf den Tisch. Darauf waren 2 rote Punkte und ein blauer.

 

„Logan kennt dies hier schon, was ist es?“ Logan schluckte leicht und versuchte einen genauso guten eleganten Ton zu behalten wie Harry. Er rollte seinen Uniformärmel leicht nach oben und zum Vorschein kam eine eigenartige Uhr, die eigentlich auch wie eine aussah, außer das keine Zeiger dabei waren. Stattdessen waren auf dem Ziffernblatt zwei rote Knöpfe.

 

„Dieser-“ Logan zeigte auf den ersten roten Knopf. „Der blinkt und läutet wenn Harry etwas von mir verlangt, also wenn er auf seinem Pad den Knopf mit Logan drückt, der andere ist für Notfälle und unten auf dem kleinen Bildschirm kannst du sehen welchen Notfall welcher Art, der blaue Knopf ist dafür das du weißt das Harry allen Butlern gleichzeitig Beschied gegeben hat, wenn er zum Beispiel mit uns allen sprechen muss, anderes als beim König sind bei Harry nur ich und Riley unter dem blauen Knopf zu erreichen und bald dann auch du. Der König kann dir zwar immer noch Befehle aufdrücken, aber sie dürfen nicht länger als 2 Stunden am Tag sein, denn eigentlich hast du ja nur auf Harry zu hören. Ansprechen musst du ihn mit Mr. Jonsan, Harold Ethan Jonsan oder Thronprinzen, das bleibt dir überlassen, nur Riley, Mason und ich dürfen ihn Harry nennen, also schau dir das nicht von mir ab.“ Harry nickte bewundern als Logan endete und er merkte das Logan kein einziges Detail vergessen hatte. Dann nahm er die Uhr vom Tisch und überreichte sie an Lucy.

 

„Im Moment wird bei dir der erste rote Punkt nicht leuchten weil mein Vater das Pad von mir erst noch umbauen lassen muss, darum wirst du die ersten Tage nur dann was zu tun haben wenn mein Vater es verlangt oder wenn ich nach euch dreien verlange.“ Verstehend nickte Lucy und legte sich die Uhr um ihr rechtes Handgelenk.

 

„So ihr seit dann für heute entlassen. Ach so, du siehst wo ich bin, hier unten, auf dem Display da steht dann der Raum.“ Harry drehte sich um und wies die Dreien mit einer Kopfbewegung dazu auf das sie das Zimmer verlassen sollen. Jack ging direkt in die linke Richtung, denn er musste wieder zur Tür, heute war er damit beschäftigt so schnell wie möglich Tor und Tür aufzumachen wenn jemand bei der Familie Jonsan aus oder ein gehen möchte oder wenn sie Besuch bekamen. Und weil Jack genau wusste das Mason und seine Familie heute vorbeikommen wollten, sprintete dieser schnell die Treppen nach unten in den Salon, der Fahrstuhl war nämlich nur für die Königsfamilie. Logan dagegen hatte jetzt nichts zu tun und blieb bei den Beiden stehen, doch lange sollte dies nicht halten.

 

„Logan du kannst gerne Riley helfen mein Zimmer aufzuräumen bis Mason kommt, denn ich würde gerne mit ihm Zocken in einem aufgeräumten Zimmer!“ - „In Ordnung“, gab Logan schnell von sich und ging mit einem leichten grinsen zur Treppe die in den zweiten Stock führte. „Und dich führe ich jetzt etwas herum, das Schloss ist groß wir wollen dich ja nicht gleich alleine lassen.“ Lucy nickte eher schüchtern und folgte dem Lockenkopf, der für seine Reise schon zur Treppe vorgegangen war.

 

 

Nach mehreren Stunden des Herumführens und erklären, hatten Lucy, Logan und Riley Pause und saßen zusammen im Schloss auf einer großen Couch die im Keller und direkt neben dem Trainingssaal stand. Von drinnen hatte man schon die ganze Zeit Harry und Mason vor sich hin reden gehört und immer wieder ein erschreckendes Lachen von Harry ergattert. Die beiden spazierten gerade aus der Halle heraus und Harry blieb unglücklich am Türrahmen hängen und stolperte über seine eigene Füße. Unsanft und total unelegant legte dieser sich auf die Nase und ließ ein erschrecktes Keuchen von sich. Direkt hinter ihm verfiel Mason mit den wunderschönen blau-grünen Augen in einen Lachanfall und musste sich am Rahmen festhalten so das er nicht auch noch auf der Nase landete.

 

„Harry du bist einfach zu talentiert.“ Dieser schnaubte nur und setzt sich auf den kalten Boden.

 

„Hilf mir lieber auf.“ - „Ein wahrer Freund hilft dir immer.“ - „Ja nachdem er dich ausgelacht hat.“ Grinsend zog Mason seinen besten Freund wieder auf die Beine und schob ihn aus dem Keller.

Kapitel 3 – Nächtliche Umwege

 

Harry hatte sich danach nicht mehr blicken lassen, er war in sein Zimmer, hatte sich zusammen mit Mason auf sein Bett geschmissen und irgend einen Horrorfilm angemacht der dann auf der großen Leinwand gegenüber von Harry's Bett abgespielt wurde. Zwischendurch waren die beiden besten Freunde dann einfach eingeschlafen und auch wenn es zu dieser Zeit erst acht Uhr Abends war, hatte keiner der Butler versucht sie wach zu machen.

 

Riley und Logan dagegen hatten sich noch sehr lange darüber gestritten wer morgen die Beiden aufwecken gehen würde, keiner von den Beiden möchte Harry und Mason aus dem Schlaf zerren, denn beide wussten, dass sie nach einer ungemütlichen Nacht sehr zickig sein könnten. Nachdem sie mindestens zwanzig Minuten darüber gestritten hatten und zum Entschluss gekommen waren, dass einfach derjenige geht der auch eigentlich an der Reihe war, hatten sich die Wege der Beiden geändert und Logan war total müde und schlapp ins Bett gefallen. Riley hingegen war hinüber zu Jack, weil er heute Nachtschicht hatte und noch einmal das ganze Schloss abklappern musste.

 

 

Mitten in der Nacht wachte Harry plötzlich auf. Mit verzogenem Gesicht schob er den Arm von Mason, von seinen Hüften und sprang aus dem viel zu großen Bett. Suchend schaute er sich in seinem Zimmer um, schien aber nicht das zu finden wonach er zu suchen schien. Seufzend ließ er seine Hand von seinem Bauch gleiten und schaute auf die Tür die aus dem Zimmer führte. Sollte er es wagen?

 

Ohne weiter darüber nachzudenken ging Harry einfach auf die Tür zu, schaute beim gehen noch einmal schnell auf die goldverzierte Uhr die an der Wand über seinem Schreibtisch hing und riss dann mit Schwung, aber unglaublich leise, die Tür auf. Vorsichtig schaute Harry zu beiden Seiten des Ganges um sicher zu gehen das niemand gerade wach war. Nichts. Rein gar nichts. Auf leisen Sohlen schlich er aus dem Zimmer und zog dabei die Tür wieder hinter sich zu, dieses mal langsam aber ebenfalls geräuschlos. Auf Zehenspitzen und sich dabei auf der Zunge herumkauend, schlich er weiter zur Treppe. Langsam, ganz langsam klettert er, nur mit Boxer-Shorts bekleidet die Treppe hinunter. Unten angekommen stolperte er über die letzte Treppenstufe, die er vollkommen übersehen hatte. Doch schnell konnte Harry sich wieder fangen, indem er sich am Geländer festkrallte und die Fingernägel in den seidigen Bezug rammte. Wenn sie nicht geschnitten wären, würde er wie eine Katze den Saum auf kratzen. Mucksmäuschenstill blieb Harry in seiner ungemütlichen Position stehen, hatte er doch wegen seiner Stolperaction ein Knarren von der Treppe vernommen und musste nun darum bangen das niemand erschrocken von dem Krach das Licht anknipste und ihn auf frischer Tat ertappte.

 

Immer noch mit dem einen Fuß in der Luft und dem anderen auf der Treppenstufe, mit leicht nach vorne gebeugtem Oberkörper und zugekniffenen Augen, wartete Harry mehr als zwei Minuten das etwas passierte, doch es geschah nichts. Nach etlichen Sekunden ließ Harry erleichtert das Geländer los und öffnete die Augen. Er stellte sich wieder normal auf den Boden und atmet einmal tief durch, hatte er doch fast die ganze Zeit die Luft angehalten um ja nicht das kleinste Geräusch von sich zu geben. Mit jetzt schnellen Schritten durchquerte er den Salon, den Speisesaal, sowie den kleinen nicht gestrichenen Gang in dem kein einziger Lichtstrahl hineinfiel, bis er an einer großen weißen Tür ankam und sie langsam aufdrückte. Es kam immer wieder vor das ein paar von den Butlern bis spät in die Nacht in der Küche verbrachten, weil sie komplizierte Gerichte vorbereiteten, die Kästen auffüllten oder einfach nur das Geschirr noch spülen mussten.

 

Harry schob die Tür noch ein Stückchen weiter auf und schaute in die anscheinend komplett lehre Küche. Einmal schaute er sich noch um und ging dann endlich hinein. Auf Zehenspitzen schlich er durch die blitzende Küche, nirgendwo entdeckte man ein Staubkörnchen, die weiß-graue Küche blinkte wie neu. Doch das ist nichts neues, legte der König doch viel Wert darauf das seine Küche immer in einem Top Zustand zurückgelassen wurde. Mit einem diebischem grinsen machte sich Harry auf den Weg zum einzigen, von insgesamt drei Kühlschränken, der offen stand. Doch das machte ihm überhaupt nichts aus, fand er auch in diesem Kühlschrank immer etwas leckeres zum Essen. Quietschend öffnete er die Tür und schaute sich den Inhalt genau an, sein Blick blieb auf dem Erdbeerkuchen mit Sahne hängen. Wann hatten sie denn bitte Kuchen? Harry konnte sich einfach nicht an den Tag erinnern, oder hat seine Mutter den Kuchen von ihrem Ausflug mitgebracht? Harry ging in die Hocke und nahm den Kuchen mitsamt Tablett aus dem Kühlschrank und stellte diesen auf den metallischen Tisch in der Mitte. Er betrachtete den Kuchen eingehend, dieser sah aber weder alt noch ungenießbar aus. Die erste Schublade des großen Tisches wurde langsam aufgezogen und Harry nahm sich ein Kuchenmesser hinaus mit dem er sich erst ein Stück vom Kuchen abschnitt. Er legte das Messer zur Seite und steckte schelmisch grinsend seinen Zeigefinger in die Sahne die über den Kuchen verteilt war. Langsam bewegte er diesen Finger nun zu seinem Mund und leckte genüsslich die Sahne hinunter. Gar nicht mal so schlecht. Grinsend ließ er seinen Finger wieder sinken und ging immer noch schelmisch grinsend auf einen Glasschrank mit Tellern zu.

 

Dieser stand direkt neben dem eben geöffneten Kühlschrank und war ziemlich in die Länge gezogen, die Gläserfront war nicht wirklich durchsichtig, sie hatte eher etwas milchiges was die Sicht verschwommen machte. Harry nahm sich einen kleinen Teller aus genau diesem Schrank und legte dann seinen Kuchen darauf. Wieder machte er die Schublade am Tisch auf, doch diesmal nahm er sich eine kleine Gabel, mit der er seinen Kuchen nun verspeisen würde. Voller Vorfreude, sein erschreckend lautes Magenknurren endlich zu beenden, schwang sich Harry auf den Tisch und zog den Kuchen mitsamt Gabel auf seinen Schoß. Langsam, so das der Kuchen nicht wieder hinunter fiel, zog er seine Beine an, so das er nun im Schneidersitz auf dem Tisch platz nahm und der Teller auf seinen Beinen stand.

 

Gerade wollte der junge, hübsche, braunhaarige Junge in den unglaublich lecker aussehenden Kuchen beißen, als nicht gerade leise die Küchentür aufgestoßen wurde und zwei miteinander redenden Jungen die Küche betraten. Der eine blond und der andere Schwarzhaarig. „Du willst mir also sagen das...“ Der blonde Junge, dessen Namen Harry nicht kannte, hörte augenblicklich auf zu sprechen und starrte Harry leicht geschockt an. Leicht überrumpelt und komplett verwirrt schaute Harry zurück.

 

„Prinz... Harry... öhm... was machen sie.... hier?“ Harry schüttelte seinen Kopf und schloss schnell wieder seinen Mund, als er sich selbst aus seiner Starre zog.

 

„Ich...!“ Harry ließ seinen Blick auf den Erdbeerkuchen in seinem Schoß sinken und überlegte sich eine passende Ausrede, die Beide ihm abkaufen würden, nachdem sie schon gesehen hatten was er gemacht hatte. Doch nur Sekunden später fiel ihm wieder ein, das er den Bediensteten überhaupt keiner Erklärung schuldig war, immerhin ist es sein Schloss, seine Küche und na ja vielleicht auch sein Kuchen, aber das konnte er nicht so ganz bestimmen.

 

„Ich esse Kuchen wie du sehen kannst! Und ihr so?“ Etwas überrumpelt schaute der Blonde Harry an, die Art in der er ihm diese Antwort gegeben hatte, erinnert ihn stark an die Anweisungen des Königs, meistens sind diese auch barsch und voller Kaltherzigkeit. Doch auch wenn diese Aussage genau das gleiche Ausstrahlen sollte, konnte man Harry irgendwie nicht so ganz glauben. Dafür war die Unsicherheit in seiner Stimme noch etwas zu überlegen.

 

„Wir machen unseren nächtlichen Rundgang den der König eingeführt hat. Das wissen sie doch hoffentlich noch, oder Prinz Harry?“ Logan klang neckisch und seine Stimme versprühte reine Frechheit, doch er konnte es sich erlauben, er ist mit dem Prinzen befreundet.

 

„Jaja ich kann mich daran erinnern Logan.“ Harry stellte langsam den Kuchen wieder auf die Theke, rutschte dann von ihr herunter und ging auf die beiden Jungen zu. Vielleicht höchstens 20 cm vor ihnen blieb er stehen, hob seinen rechten Zeigefinger und schaut ihnen warnend in die Augen.

 

„Ein Wort zu meinem Vater das ich mich nachts im Schloss umhertreibe und ihr seit euren Job los, ja du auch Logan.“ Schob er noch schnell hinterher als er den Schwarzhaarigen grinsen sah.

 

„Keine Sorgen Harry wir sagen nichts, oder Jack?“ Dieser schüttelte jetzt doch eingeschüchtert den Kopf, um die Aussage schnell mit seiner Meinung zu untermalen.

 

„Ich hoffe doch schwer das ich euch glauben kann.“ Wieder so schnell wie eben nickte diesmal Jack mit dem Kopf. Harry schaute ihn verwirrt an.

 

„Wenn du weiter so schnelle Bewegungen mit deinem Kopf machst dann fällt er dir irgendwann noch ab und du besitzt keinen mehr.“ Der blonde Junge riss die Augen auf und schaute Harry genau an, total verwirrt wollte er wieder mit seinem Kopf nicken, doch die Hand von Harry hielt ihn auf. Harry hatte seine Hand an die Stirn von Jack gelegt um ihn so davor zu hindern das er wieder mit seinem Kopf Ball spielte. Logan daneben schaute sich die Beiden genau an und musste leicht schmunzeln. Hatte Jack doch eben noch auf cool gemacht, weil er doch angeblich keine Angst vor Harry hatte und jetzt stand er vor dem Prinzen und musste sich von ihm schon den Kopf festhalten lassen weil er ihn sonst noch wegschmeißen würde. Und reden konnte Jack sowieso nicht mehr. Ja ja der und keine Angst vor Harry haben, dann war Logan aber auch Kaiser von China. Mit einem großen Grinsen und diebisch glitzernden Augen marschierte er an Harry und Jack vorbei zur Theke und nahm sich den draufstehenden Kuchen in die Hand.

 

Weil Logan, auch wenn er mit Harry befreundet war, kein unhöflicher Mensch war, fragte er vorher Harry, mit einer Fingerbewegung auf sich und dann auf den Kuchen, ob er ein Stück haben könnte. Harry hatte mittlerweile von Jack abgelassen und nickte Logan auch nur zu. Es ist schön sich mit jemanden so zu verstehen das man keine Worte benutzen musste, so verschwendet man auch keinen unnötigen Atem mit unnötigen Fragen die sowieso mit ja beantwortet wurden. Jack kam auf die ganze Sache immer noch nicht ganz zurecht, wie ein kleiner Teenager der sich in jemanden verliebt hatte und dieser Person gerade gegenüberstand, versuchte er bei Harry irgendeinen vernünftigen Satz zu formen. Doch es kamen ihm noch nicht mal wirr durcheinander fliegende Wörter über die Lippen, das Einzige was passierte war, dass er seinen Mund bewegte und die Ähnlichkeiten mit einem Fisch auf dem trockenen hatte. Harry schien nun auch endlich zu merken das er den armen Jack ganz um den Verstand brachte, grinste diesen noch einmal schelmisch an und ging dann herüber zu seinem Diener und Freund.

 

„Auch wenn ich dir erlaubt habe was zu nehmen habe ich noch lange nicht gesagt das du alles aufessen darfst.“ Harry schaute Logan an.

 

„Ach nein?“ Mit einer eleganten Bewegung rutschte Logan von der Theke herunter, immer noch den Teller in der Hand, und ging langsam rückwärts. Harry durchschaute den Jungen, der seinen Kuchen stibitzen wollte, sehr schnell und ging etwas schneller auf diesen zu, doch genau als hätte Logan gewollt das sein Prinz das machte, drehte er sich einmal um sich selbst und ging nun geradewegs auf Jack zu, bei ihm angekommen lehnte er sich mit einem Arm auf dessen Schulter an und aß mit der Anderen eine weitere Gabel von dem Kuchen. Harry schaute ihn nur böse an, machte aber nicht die kleinste Bewegung, sondern blieb gelassen dort stehen und schaute dem Schwarzhaarigen zu wie dieser die leckere Torte verschlang.

 

Nach ein paar Momenten merkte auch endlich Logan das sich Harry höchstwahrscheinlich nicht mehr zu ihm bewegen würde. Mit vollen Backen und die Gabel wieder vollbeladen, schaute er auf, genau in die Augen des Prinzen und konnte gerade noch so das schelmisch und hinterhältige Grinsen von Harry sehen, bevor dieser seinen Kopf zur Seite drehte und so machte als ob er ganz normal warten würde. Doch Logan traute der ganzen Sache nicht so genau, beunruhigt über die aufkommende Stille schaute er sich zu Jack um, doch dieser hatte ja im Moment sowieso keine Sprache mehr, also konnte er ja auch kein Ton von sich geben. Trotzdem kam Harry irgendwie beängstigend rüber. Was hatte er vor? War das Erste was Logan einfiel, dann stellt er den Teller auf den Boden, leckte die Gabel säuberlich ab und legte diese dazu. Mit einer leichten und sanften Bewegung schob er den Teller mit dem Fuß rüber zu seinem Prinzen, doch diesem schien der Kuchen total schnuppe zu sein. Gefährlich grinste dieser Logan an und in seinen Augen konnte man sehr deutlich den aufkommenden Schalk sehen. Von der Situation etwas übermannt und beunruhigt, schaute Logan hilfesuchend zu Jack und hoffte das dieser ihm vielleicht irgendwie in irgendeiner Art unter die Armen greifen könnte, aber bei dem Blonden hatte sich rein gar nichts getan, denn dieser stand immer noch wie abgestellt und nie abgeholt am selben Platz und schaute sich das Schauspiel mit interessierten Augen an.

 

„Du Harry, wir müssen dann auch wieder gehen. Auch wir brauchen unseren Schlaf bevor.. ja bevor.. wir arbeiten?“ Wild gestikulierte der Butler mit seinen Armen umher und versuchte seine nicht sehr ernstzunehmende Aussage etwas zu untermauern.

 

„Ja, wir... wir... wir. Komm Jack.“ Eilig riss er am Arm des Blonden und zog diesen in Windeseile aus der Küche, in den dunklen Gang hinaus. Mit einem letzten Blick auf Harry, der gerade den Teller vom Boden aufhob, merkte Logan das dieser immer noch schelmisch vor sich hin grinste und sich überhaupt nichts daraus machte das er jetzt einfach die Flucht ergriff. Fast würde Logan denken, dass diese Aktion vielleicht in Harry's Plan passen könnte und der Erbe dies genauso haben wollte wie es jetzt war, aber das war dann doch etwas zu absurd.

 

 

Harry hingegen bekam dieses schelmische Grinsen überhaupt nicht mehr von seinen Lippen hinunter, die ganze Zeit musste er daran denken was er sich für Logan als kleine Rache überlegt hatte. Ja, Logan hatte überhaupt keinen blassen Schimmer was in dem hübschen Köpfchen von Harry vor sich ging. Mit leisen Schritten ging dieser hinüber zur Spüle und stellte Teller mitsamt Gabel in diese hinein. Der Hunger hatte sich gelegt und Harry beschloss, dass er einfach wieder in sein Bett kriechen würde und dann bis zum Frühstück warten könnte. Gedacht, getan. Der Braunhaarige zog hinter sich die schwere Tür wieder zurück in ihre Angeln und ging genauso leise, wie auch schon beim Hinweg, durch den Gang und die lange Halle, die Treppe hinauf und seinen Flur entlang bevor er vor seiner Zimmertür stehen blieb und diese extra sanft aufschob. Wusste der Lockenkopf doch genau das sein bester Freund einen sehr leichten Schlaf besaß und sich auch schon durch das Quietschen der Tür aufwecken ließ. Doch das Glück war heute auf Harry's Seite. Während er die Tür aufschob, gab diese keinen einzigen Ton von sich, auch nicht als Harry sie mit angehaltenem Atem wieder schoss. Auf leisen Sohlen und sehr vorsichtig, kroch er zu seiner Hälfte des Bettes und hob die Bettdecke an, kroch darunter und kuschelte sich in sein super weiches, mit Federn gefülltes Kissen. Ein letzter Blick auf sein Handy, das neben ihm auf dem Nachtschrank lag und anzeigte das es mittlerweile schon fast 3 Uhr in der Nacht war. Eindeutig Zeit um noch etwas Schlaf vor dem Frühstück zu tanken. Grinsend drehte er sich noch einmal zu Mason um, schloss dann auch die Augen und versuchte zurück in seine Traumwelt zu driften.

 

 

„Harry.“ Sprach eine leise Stimme und eine Hand streichelte ihm über die Wange. Der Braunhaarige schmiegte sich in diese und gluckste leise auf, bevor er ein Schnaufen von sich gab und wieder einschlafen wollte.

 

„Harry.“ Wurde die Stimme plötzlich viel dunkler als noch vor ein paar Sekunden und Harry verzog leicht das Gesicht.

 

„Harold William Ethan Jonsan schwing dich aus deinem Bett!“ Vor lauter Schreck riss der Angesprochene die Augen auf und fuhr in seinem Bett nach oben. Seine Sicht fiel sofort auf einen grinsenden Mason und einen sich unsicher umsehenden Logan. Ungläubig schüttelte Harry den Kopf und rieb sich mit seiner linken Hand einmal über beide Augen, bevor er sie wieder auf die beiden Jungen vor sich richtet. Logan war wie immer in seiner Arbeitsuniform gekleidet und hatte diesen seltsamen Blick drauf, den er nur dann besaß wenn er sich bei einer Sache sehr unsicher war und nicht genau wusste was auf ihn zukommen würde. Mason dagegen hatte nur eine schwarze Samthose an. Die Socken hielt er zusammen mit seiner Zahnbürste in seiner Hand und das schwarze Hemd hing über der Lehne des Schreibtischstuhles. Seine Haare standen in jede beliebige Richtung ab und man konnte ihm ansehen das er auch gerade erst aufgestanden war. Harry ließ sich erschöpft wieder in sein Kissen sinken und schiss seine Arme über dem Kopf zusammen damit das große Licht ihn nicht zu sehr blendete. Seine Mundwinkel zogen sich nach unten als er einen leichten Stoß in die Rippen bekam und dann ein seltsames Lachen, das sich anhörte als ob Mason sich gerade an seiner Zahnbürste verschluckt hätte.

 

Leicht blinzelte Harry unter seinen Armen hervor und bekam gerade noch so mit das Logan, Mason liebevoll auf den Rücken klopfte und dieser einen rot angelaufenen Kopf hatte. Anscheinend wirklich an der Zahnbürste verschluckt. Widerwillig, aber dieses mal wenigstens mit einem Grinsen auf den Lippen, schwang sich Harry aus seinem Bett und stolperte zuerst über seine Schuhe die direkt neben seinem Bett standen. Mit gesamter Länge rutschte er auf den Boden und schlug etwas unsanft mit der Nase auf.

 

Besser konnte ein Tag aber auch echt nicht anfangen. Mit einer komplett miesen Laune raffte er sich auf, schleifte sich ins Bad und machte das was er jeden Morgen auch machte. Rasieren, duschen, Haare stylen, anziehen und sich dann runter in den Saal zum Frühstück schleppen. Zu seinem bedauern hatte Harry ganz vergessen das Mason das totale Gegenteil von ihm war und morgens nicht mit sich selbst und dem wach bleiben kämpfen musste. Fröhlich summend sprang dieser die Treppenstufen hinunter und warf immer wieder einen Blick auf Harry, als ob er Angst hatte, das dieser ganz plötzlich sich umdrehte und sich wieder in seinem Bett unter der Decke verkroch und nie wieder auftauchen würde.

 

Am Saal angekommen, wurde die große verzierte Tür, von zwei Butler die Harry nicht beim Namen wusste, aufgezogen und die beiden Jungen gingen in den Speisesaal. Harry's und auch Mason's Eltern saßen schon wild redend auf ihren Plätzen an dem langen Tisch. Die beiden Neuankömmlinge gesellten sich zu den beiden Elternpaare und warteten still bis ein Butler kam und ihnen ihr Frühstück vor die Nase stellte. Mason schnappte sich sofort Messer und Gabel, spießte das Spiegelei auf und knapperte den Rand davon ab. Harry betrachtete dies nur mit einem leisen Schmunzeln und schob sein Essen ein Stückchen von sich weg. Am frühen Morgen und noch total übermüdet bekam dieser nichts warmes herunter. Mit einer leichten Handbewegung in die Ecke des Raumes, wo sich ein Butler aufhielt, kam dieser auch schon angeflitzt und schaute Harry fragend an.

 

„Bring mit bitte irgendwas kaltes, am besten einfach ein Brot mit Käse.“ Der Butler nickt verstehend und verschwand mit schnellen Schritten aus dem Speisesaal.

 

„Harold, Mason wie habt ihr beide geschlafen?“ Überrascht über diese Frage schaute Harry seinen Vater etwas geschockt an, riss sich aber schnell wieder zusammen und nickte bejaht.

 

„Angenehm.“ Kam es laut schmatzend von Mason und dabei ließ dieser sehr un-gentleman-like die Gabel mit dem Ei auf den Teller fallen. Harry verdrehte nur etwas angewidert seine Augen, wenn ihm das passieren würde, sein Vater würde ihn für drei Wochen zu den Pferden in den Stall sperren. Doch Mason's Vater beachtete noch nicht mal was sein Sohn sich hier zusammenreimte und redete aufgeregt weiter mit der Mutter von Harry.

 

„Wie ist eigentlich dein Beziehungsstatus?“ Kam eine überhaupt nicht zum Thema passende Frage von Mrs. Cromwell. Harry der am frühen Morgen eigentlich nicht mit Denkaufgaben belästigt wurde, schaute die gute Frau erst etwas bescheuert an, bevor er richtig realisieren konnte was sie ihn gerade gefragt hatte.

 

„Mein Beziehungsstatus?“ Fragte er besser wieder nach und von Mrs. Cromwell kam die Bestätigung in Form eines nicken.

 

„Ich liebe mein Bett.“ Schnurrte Harry und seine Augen fingen an zu strahlen.

 

„Dein Bett?“ Kam auch prompt die unglaubwürdige Frage von der Frau. Harry nickte abwesend und bekam nur am Rande mit das der Butler, den er wegen seinem Extrawunsch losgeschickt hatte, wieder bei ihm stand und ihm einen Teller mit auseinander geschnittenem Brötchen, belegt mit Käse und einem Blatt Salat vor die Nase stellte. Und sich danach wieder unbemerkt in seine Ecke verzog. Harry blinzelte noch einmal schwer und übermüdet, bevor er sich die eine Hälfte des Brötchens schnappte und herzhaft hinein biss. Nichts ging über ein einfaches Brot am morgen, doch bei seinem Vater musste es sogar zum Frühstück ein neun Gänge Menü geben. Spottend verdrehte Harry seine Augen, was würde nur aus seiner Figur werden wenn er Morgens, Abends und zum Mittag neun Gänge essen würde? Genau, sie wäre nicht mehr vorhanden.

 

„Harold sag mir wie geht es dir denn an diesem Morgen?“ Verwirrt über die Aussage und noch mehr verwirrt darüber das er sein Wort überhaupt an ihn richtete, rutschte Harry ein Stückchen im Stuhl auf und schaute seinen Vater durchdringend an.

 

„Sehr gut Vater, sehr gut. Aber ich werde mich jetzt noch für ein paar Stunden aufs Ohr hauen, denn ich muss heute Nachmittag ja noch zu meinem Unterricht.“ Grinsend erhob sich der baldige König von seinem Platz und ließ noch einmal seinen Blick über die versammelte Belegschaft gleiten und schenkte somit jedem zum Abschied ein kleines Lächeln, bei Mason angekommen schlich sich ein leichtes Grinsen auf seine Lippen und er zog den kleineren kurz in den Arm bevor er ihm ins Ohr flüsterte.

 

„Wir sehen uns heute Abend, kein Wort zu deinen Eltern.“ Mason nickte an Harry's Schulter und dieser ließ von seinem Langzeitfreund ab und machte sich auf, in Richtung Zimmer, um sich endlich wieder hinzulegen und etwas Schlaf nachzuholen.

 

 

Als Harry das zweite mal an diesem Tag unsanft aus seinem Land der Träume gerissen wurde, stand weder Mason noch Logan vor ihm, sondern ein etwas dümmlich grinsender Riley hatte ihm anscheinend eine schellende Backpfeife gegeben.

 

„Ich soll dich von deinem Vater aus wecken, es wird Zeit für deinen Unterricht.“ Harry stöhnte gequält auf und warf einen Blick auf die Handyuhr. Mit einem lauten Rums rutschte der Thronerbe auf den Boden und blieb dort ausgestreckt liegen. Schon das zweite mal an einem Tag.

 

„Was? Wir haben schon so spät? Wie lange habe ich denn bitte geschlafen?“

 

„Dem König zufolge zu lange, mach dich fertig und schwing dich nach unten zu den Ställen, ich will dich dort in genau 20 Minuten sehen oder du bekommst extra Arbeit aufgespannt, so wie meine Anfänger immer.“ Harry nickte gequält und stöhnte gegen den Teppich. Das Knarren einer Tür und das klicken der Angeln, als die Tür ins Schloss fiel, sagte Harry das Riley sich wieder aus dem Staub gemach hatte.

 

Maulend stand Harry von seinem Boden auf und schleifte sich das zweite mal an diesem Tag in sein Badezimmer. Dieses Mal wurde Rasierer und Gel im Schrank gelassen, Anzug, sowie schwarze Lackschuhe fielen ganz weg. Stattdessen nahm sich Harry, ein schwarzes T-Shirt mit dem Schlosswappen auf der Brust, ein Blazer, eine weiße Reiterhose, Reiterstiefel und einen Helm. Murrend marschierte er aus seinem Zimmer hinaus auf den großen Hof und dann hinüber zum großen Stall mit insgesamt 59 Pferden.

 

Das erste was der Braunhaarige sah als er die Tür zum Stall aufriss, war ein glücklich strahlender Riley, der einem schwarzen Wallach geschmeidig über die Nüstern streichelte und dieser leicht warmen Atem aussonderte. Harry grinste die beiden Schmusenden an und ging zwei Boxen weiter in die Knie, um einen Keil unter der schweren Holztür hinauszuziehen. Kilana hatte es sich irgendwie zum Hobby gemacht immer einen Weg zu finden um über Nacht aus der Box zu kommen und mit hochgehobenem Kopf durch den Gang des Stalls zu traben um die anderen Pferde eifersüchtig zu machen.

 

Doch Harry hatte mit dem Keil unter der Tür einen interessanten Trick bekommen. Seit drei Tagen musste er seine hochmütige Stute nicht mehr im langen Gang einfangen gehen, bevor er mit Striegeln und dem ganzen anfangen konnte. Nach ungefähr einer Stunde und einem pitschnassen Pferd, sowie Reiter, ließ dieser sich auf den Boden sinken. So angestrengt hatte dieser sich schon länger nicht mehr gefühlt. Doch seine Lippen zierte wieder ein leichtes Grinsen, als er daran dachte, dass er jetzt zwei Stunden lang im Wald frei herumreiten konnte und die schöne warme Spätsommersonne zwischen den Bäumen auf seiner Haut glitzern lassen konnte. Mit der Zügel und der Trense in der einen Hand und in der anderen Sattel mitsamt Satteldecke, machte sich der Thronprinz auf den Weg nach draußen, legte alle Gegenstände auf den dafür vorgesehenen Platz ab und lief mit Strick wieder zurück in die Box um Kilana nach draußen zu bekommen.

Kapitel 4 – Nichts ist wie es scheint

Der Tag verlief ziemlich schleppend und ereignislos. Nachdem Harry von seinem Ausritt zurück war und Kilana gewaschen und gestriegelt zurück in die Box gebracht hatte, war dieser noch mit seinem Vater auf einem sehr langweiligem Meeting gewesen, wo es über irgendwelche Themen ging die Harry sowieso nur halbwegs verstanden hatte. Sein Vater aber meinte das diese Erfahrung wichtig für ihn wäre, denn man wüsste nie wann er sein Amt nicht mehr führen könnte und er wollte seinen Sohn nicht einfach ins kalte Wasser fallen lassen. Darauf konnte Harry dann nichts mehr sagen und war widerwillig mit seinem Vater mitgefahren. Das dass Meeting sich um mehrere Stunden gezogen hatte und Harry weniger als die Hälfte des Gespräches verstanden hatte, war dem König egal. So ist diesem auch nicht aufgefallen, als Harry nach der Kaffeepause einfach draußen auf der Bank sitzen geblieben war und mit Riley einen interessanten WhatsApp Austausch hatte.

 

Als die Beiden zu Hause ankamen, war eigentlich schon wieder der ganze Tag zu Ende. Harry war schnell unter die Dusche gesprungen, hatte sich Jeans, T-Shirt und Turnschuhe herausgelegt, war sich in der Küche etwas kleines zu Essen holen und war dann um Punkt sieben mit seinen etwas anderen Klamotten, als denen die er sonst so trug, aus dem Schloss verschwunden. Hatte sich in seinen Porsche gesetzt und war zu Mason gefahren. Dessen Eltern auf einem wichtigen Essen waren und der Neunzehnjährige somit alleine in dem großen Haus gewesen war, wenn es nicht Harry und seine nicht immer tollen Ideen gegeben hätte. So hatten die Beiden bis um halb eins Nachts die Bude auf den Kopf gestellt, indem sie sich mit Nerv-Kanonen durchs Haus verfolgt hatten und alles was ihnen in den Weg gekommen war, einfach hinüber geräumt wurde. Als Harry Mason noch beim Aufräumen helfen wollte, meinte dieser aber das dies nicht nötig sei, er würde es einfach auf die Katzen schieben, das hätten seine Eltern schon öfters geglaubt.

 

Harry war dann ungefähr um ein Uhr zu Hause angekommen, hatte sich halb tot vor Müdigkeit ins Bett geschmissen und durchgeschlafen, bis eine wirklich unsanfte Hand sich auf seiner Wange wiederfand und ihn gewaltsam ins hier und jetzt riss.

 

„Du musst dir echt was anderes überlegen.“ Motzte Harry und rieb sich mit seiner linken Hand über seine rot angelaufene Wange.

 

„Das ist echt wirklich nicht mehr lustig und schmerzhaft ist es auch.“ Gefrustet von der Situation sprang Harry unter die Dusche und versuchte alles um sich herum einmal zu vergessen, einfach sich nur auf die Tropfen zu konzentrieren und abzuschalten. Nach weniger als 15 Minuten wurde diese Ruhe wieder gestört, als Riley aus seinem Zimmer schrie, dass er sich beeilen müsste, weil das Frühstück gleich anfing. Die Mundwinkel von Harry zogen sich nach unten, murrend ging er aus der Dusche und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften. Manchmal wünschte er sich so sehr das er ein normaler Junge sein könnte, der wie alle Anderen auch in die Schule ging und vor allem eine Jugend besaß. Doch wie immer musste es ihn treffen, welcher Jugendliche fand es denn „cool“ um sieben Uhr morgens aus dem Bett geschmissen zu werden um zusammen mit seinem Vater zu Frühstücken? Wohl keiner und Harry konnte es vollkommen verstehen.

 

Mies gelaunt schlüpfte er in seine Sachen für diesen Tag und ging dann zusammen mit Riley zum Speisesaal. Dort wurde er dann auch schon von seinem ungeduldigen Vater erwartet.

 

„Harold, warum kannst du eigentlich nicht einmal pünktlich sein?“ Seine Hand krachte laut auf den Tisch, die Teller schepperten leise und Harry zuckte kurz zusammen. Mit einem eisernen Blick auf die Butler, verschwanden diese aus der großen Tür. Harry hörte nur hinter sich das laute Klicken bevor er realisierte das er schon wieder alleine mit seinem Vater war und das war eine Tatsache die er wirklich überhaupt nicht leiden konnte, sogar ziemlich hasste.

 

„Harold William Ethan Jonsan muss man dir mit neunzehn Jahren immer noch Manieren beibringen?“ Harry schluckte seinen imaginären Klos herunter, als sein Vater sich von seinem Stuhl erhob und zu seinem Sohn herüber kam.

 

„Ich möchte ja auch verhindern das du wenn ich mein Amt abtrete total versagen wirst und das Königreich verlierst, denn du und mein Königreich sind das Einzige was mir noch so geblieben ist.“ Sein Augen funkelten ehrlich, doch Harry glaubte ihm kein Stück. Was hatte diese Art von Erziehung denn bitte noch mit dem ganzen hier zu tun? Harry verdrehte verachtend die Augen.

 

„Ich habe in meinem Leben vieles verloren, dass mir wichtig war, vieles falsch gemacht, was ich heute bereue, vieles gelernt, was nicht nötig gewesen wäre, alles was ich erlebt und getan habe, hat mich zu dem Menschen gemacht, denkt über mich was du willst, geh den Weg, den ich gegangen bin, und du wirst sehen, warum ich so bin wie ich bin, vergiss aber nicht, Menschen sind keine Roboter, Menschen machen Fehler..."

 

Doch Harry schaute kein bisschen besser. Ihn hatten die Worte seines Vaters nicht erreicht. Sein Blick blieb wie aus Stein, als ob die Worte an ihm abgeprallt waren und sich im Raum verteilt hätten. Ihm war es vollkommen egal was sich der König hier versuchte von der Seele zu reden, ihm war es so scheiß egal was er redete. Wut bahnte sich in Harry auf, was wagte sein Vater hier zu erreichen? Das Harry aufstand, ihm um den Hals fiel und ihr Verhältnis besser wurde als es je zuvor war? Das konnte er doch wohl selbst nicht glauben. Ihr Verhältnis wird sich nie bessern, erst recht nicht wenn der König seinem Sohn so eine miese Entschuldigung vorlegte. Menschen sind keine Roboter, Menschen machen Fehler. Wer wurde denn hier immer wieder wegen seinen Fehlern beschuldigt, wegen seinen Fehlern eingeschränkt, weil er nicht immer das gemacht hatte was von ihm verlangt wurde, weil er nicht auf die dummen Befehle von seinem Vater gehört hatte, ja wer war das nur?

 

Harry. Harry ganz alleine und niemand Anderes. Als ob Henry je einen Fehler gemacht hätte den man ihm nie direkt verziehen hätte, ach ja warte, Harry hatte vergessen das es für den König nie so was wie Fehler gab, er hatte ja nie welche gemacht. Der allerliebste König war ja Fehlerlos.

 

"Ich mag Menschen, die nicht nur Ihr eigenes Ich sehen, die dir die Hand reichen und dir sagen, schön dass es dich gibt einfach so, weil du es bist, und du gerne bist wie du bist, nicht wie die Menschen um dich herum dich wollen. Genau diese Menschen mag ich und die haben auch ein Platz in meinem Herzen. Und du gehörst nicht dazu." Beim letzten Satz hatte Harry die Wörter nur noch gemurmelt und sich regelrecht an ihnen verschluckt.

 

Liebte er doch seinen Vater ganz tief in sich drin, doch ist diese Liebe lange nicht groß genug um zu verstehen was er alles falsch gemacht hatte und warum ausgerechnet Harry ihm alles vergeben sollte. Nein dafür langte dieser kleine Fleck im Herzen ganz sicher nicht.

 

"Ich brauche niemanden der mich verändern will, ich habe sehr lange gebraucht um der zu werden der ich sein wollte." Henry schaute seinen Sohn leicht verwundert an.

 

„Ich will dich doch nicht verändern, was redest du denn schon wieder für einen Unsinn?“ Harry riss seinen lockigen Kopf in die Höhe und schaute seine Vater wütend an.

 

„Ach du willst mich nicht verändern?“ Der Prinz war schon lange von der Tür weggegangen und stand nun weniger als 20 Zentimeter von seinem Vater entfernt, machte sich jetzt vor ihm groß, dass konnte doch jetzt wohl nicht sein ernst sein, hatte er gestern auf der Heimfahrt doch drei Stunden lang darüber geredet was Harry alles anderes machen müsste damit er auch so ein großer und erfolgreicher König wie sein Vater werden könnte, was er noch alles an sich verändern müsste das er irgendwann auch so viele Untertanen hatte und ihm jedem mit einem Augenzwinkern gehorchte, damit er endlich vernünftig genug war um das Königreich zu übernehmen und auch würdig genug um es weiterzuführen und jetzt ganz plötzlich kam er damit.

 

„Ich will dich doch gar nicht verändern.“ Äffte Harry lächerlich seinen Vater nach.

 

„Warte ich zitiere dich falls du es schon vergessen hast. Harry, wenn du irgendwann endlich mein Königreich übernehmen möchtest dann musst du endlich erwachsen werden und dich verändern. Zitat ende. Vergessen? Ja? Schön.“ Harry schmiss seine Arme theatralisch in die Luft und lies schnaufend etwas Luft aus. Seine Gedanken kreisten nur um eine Frage. Warum? Warum kam er jetzt ganz plötzlich mit einer Entschuldigung um die Ecke und warum wollte er jetzt ganz plötzlich das sich ihr Verhältnis wieder verbesserte, oder besser wurde als es je war? Warum? Harry könnte sich die Haare ausreisen, weil er auf keinen klaren Entschluss kam. Er verstand diesen Schachzug seines Vaters nicht. Was hatte er wieder gemacht das dieser mit anderen Regeln zu spielen anfing?

 

"Ich bin wie ich bin, mit meinen Stärken und Schwächen, lass mich auch so bleiben, ich lasse mich hier jetzt nicht von dir schlecht reden, die Menschen die mich mögen wie ich bin sind mir viel wichtiger als deine Meinung." Harry schaute seinen Vater wutentbrannt an, konnte immer noch nicht fassen wegen was sie Beide hier standen und stritten. Der Grund für den Streit war schon lange vergessen, es zählte nur noch das was der König nie in seinem Sohn gesehen hatte und nie in ihm sehen wird, das er sich doch irgendwie bei diesem entschuldigen wollte aber Harry krampfhaft die Worte ignorierte und seinen Vater mit irgendwelchen Bemerkungen bewarf die diesen immer schlechter fühlen ließen. Doch interessierte es Harry reichlich wenig, alles was im Moment für ihn zählte, waren seine Worte die er sich gerade von der Seele redete, seinen inneren Bedürfnissen freien lauf ließ und seinen Vater endlich mal die Wahrheit auf den Tisch knallte.

 

„Du willst mich doch komplett auf den Arm nehmen? Wo hast du den Spruch aufgegriffen? Doch mal einen Blick in das Internet geworfen was dir angeblich so fremd ist? Seit wann bitte hast du denn Schwächen? Du redest dir doch seid Jahren ein das du Perfekt bist und nichts an dir jemals nicht gestimmt hat, du redest dir doch ein das man keine Stärken haben kann wenn man auch keine Schwächen besitzt. Und jetzt kommst du mit diesem armseligen Spruch den du dir irgendwo aus dem Ärmel geschüttelt hast. Und ich rede dich auch nicht schlecht, denn du bist von Natur aus schlecht, da muss man nichts mehr schlecht reden es ist dir einfach angeboren du wurdest so erzogen und willst mich auf die gleiche Weise vernichten und erniedrigen wie es deine Eltern immer bei dir gemacht haben, aber ich bin nicht wie du, denn ich lasse mich von dir ganz sicher nicht in den Boden stampfen und niedermachen, ich habe meinen eigenen Willen und den setze ich gekonnt gegen dich ein. Ganz sicher lasse ich mich von deinem Gerede nicht einwickeln. Schlussendlich hast du es doch nur dafür benutzt im mich für irgendwas fertig zu machen. Und stecke dir deine Träume sonst wo hin, die existieren nämlich gar nicht. Der einzige Gedanke der dein Interesse flutet bin ich und meine vielen Fehler die mich so schlecht machen. Ach und dein inneres Kind gibt es überhaupt nicht, das ist auch der Grund warum du mir meines nehmen möchtest.“

 

Harry hatte bei seiner Rede den ganzen langen Tisch umrundet und jedes Besteck und anderen Krimskrams der darauf gestanden hatte, mit einer schwungvollen Bewegung auf den Boden gepfeffert. Bei jedem klirrenden Geräusch von zerbrochenen Tellern auf dem teuren Boden war sein Vater zusammengezuckt und hatte seinen Sohn verständnislos angeschaut. Harry stand am Ende des Tisches und seine Hand glitt über die Lehne des Stuhles der dort stand. Sein Blick war glasig und sein Lächeln aufgesetzt. Mit Wucht zerrte Harry plötzlich den Stuhl an der Lehne zu Boden und der teure, extra angefertigte Stuhl für den König küsste den Boden. Durch die Wucht hatten sich von den beiden Armlehnen einige goldene Juwelen gelöst und kullern jetzt über den Boden. Ein ekelhaftes Grinsen stahl sich auf das Gesicht von dem Jungen.

 

„Weißt du ‚VATER‘ irgendwann in meiner von dir verkorksten Kindheit habe ich gedacht das ich es dir einfach schwerer mache und mich verändere, zum Guten. Ich bin viel glücklicher als vor ein paar Jahren noch. Habe aufgehört auf deine Befehle zu hören, habe mir nichts mehr aus deinen Aussagen und Strafen gemacht und habe jede Chance ergriffen die sich mir ergeben hat um dich etwas zu ärgern und wenn ich ganz ehrlich bin. Es war eine der wenigen Entscheidungen in meinem Leben die ich richtig gefällt habe.“ Harry's Hand strich über den Ärmel seines weißen Hemdes und das vollkommen falsche Grinsen schmückte immer noch sein Gesicht. Durch dieses grinsen war der König sich nicht ganz sicher ob er jetzt ausrasten sollte oder ob es genau das war worauf sein Sohn doch eigentlich hinaus wollte. Mit sich selbst am Schwanken merkte dieser gar nicht wie er immer näher zu Harry kam und ihn unsanft am Arm packte, ihn gegen die Wand schubste und sich genau neben seinen Sohn stellte. Dabei eine Hand schmerzhaft um das Handgelenk des Sohnes gelegt hatte, damit dieser nicht noch mal im Saal umher ging und alles noch vorhandene kaputt machte.

 

Das Grinsen von Harry hatte augenblicklich seine Wirkung verloren und eine schmerzliche Miene legte sich über sein Gesicht. Mit der freien Hand griff er sich am Hinterkopf in die Haare. Etwas unsanft war er mit dem Kopf gegen die Wand gekommen, als sein Vater ihn herumgezogen hatte. Wutentbrannt versuchte er sein Handgelenk aus dem Fesselgriff seines Vaters zu bekommen, doch dieser krallte sich gemein in das Fleisch seines Sohnes. Harry ließ stöhnend die Versuche sofort bleiben, als der Schmerz zu schlimm wurde. Tränen stiegen in die sonst so klaren, grünen Augen und die Unterlippe des Braunhaarigen fing gewaltig an zu zucken. Doch sein Vater dachte überhaupt nicht daran den Griff um das Handgelenk zu lösen oder wenigstens zu lockern. Harry biss sich auf die Unterlippe und konnte nach wenigen Sekunden schon merken wie sich der Geschmack von Blut in seinem Mund breit machte. Erschrocken riss er den Mund auf und merkte das er sich die Lippe aufgebissen hatte.

 

„Harold, mir macht das ganze doch auch keinen Spaß aber du musst doch auch irgendwann merken das du einfach nicht zum Erben geboren wurdest und so auch nie meinen Platz einnehmen werden wirst. Ist ja nicht so als ob ich mich nicht abgesichert hätte und keine zweite Wahl für diesen Platz gefunden hätte, was auch rechtlich vollkommen in Ordnung geht.“ Der König blickte seinem Sohn ernst in die erschrocken, aufgerissene Augen. Doch schon im nächsten Moment machte es in Harry's Kopf 'klick'. Darauf wollte sein Vater schon die ganze Zeit hinaus. Darauf das er ihm noch eine letzte Chance geben würde um Thronerbe zu werden sonst würde er seine zweite Wahl vorziehen und ihn einfach fallen lassen, vielleicht sogar einfach aus dem Schloss schmeißen und auf der Straße verhungern lassen.

 

Harry würde es diesem Unmenschen von Person sogar noch zutrauen. Alles was nicht mit dem Königreich zu tun hatte, war schlecht und wurde keinen Augenblick länger behalten. Und somit auch Harry der keine Manieren besaß und jegliche Chance zu seinem Thron verbaut hatte. Sollte er nicht eigentlich glücklich darüber sein das er nicht mehr König werden musste? Dass er jetzt nicht mehr den ganzen Druck auf den Schultern liegen hatte? Doch genau in diesem Moment als jemand Harry klar machte, dass es vorbei war, genau dann fiel ihm ein warum er das ganze nicht selbst beendet hatte.

 

Harry besaß weder Geld noch einen Abschluss, er würde auf der Straße verhungern und elendig sterben. Nur aus dem Grund war er nicht schon vor Jahren selbständig aus dem Schloss geflüchtet. Diese Gründe machten sich gerade in dem Kopf des nicht mehr Erben breit und vernebelten ihm die Sinne. Sein Vater würde ihn herausschmeißen und auf der Straße stehen lassen bis dieser nur noch Haut und Knochen wäre, dann würde er ihm wahrscheinlich auch noch zuschauen wie dieser seine letzte Energie verlor und starb. Er würde wahrscheinlich neben dran stehen, ein Video davon machen und es allen zeigen, mit den Worten. 'Ich habe endlich meinen Sohn besiegen können´. Bei diesen Gedanken fing Harry unkontrolliert an zu zittern.

 

„Ich weiß genau an was du jetzt denkst kleiner Mann.“ Doch Harry hatte in diesem Moment gemerkt das sein Vater noch undurchschaubarer war als er die ganzen Jahre gedacht hatte. Ergeben schloss der Junge mit den eigentlich wunderschönen, grünen Augen, diese und senkte seinen Kopf in Richtung Boden. Henry lockerte den Griff um das Handgelenk von Harry und ließ ihn schließlich ganz los. Immer noch mit zusammengepressten Augen, rieb sich der Junge das rot angelaufene Handgelenk.

 

„Du bist jung Harold, lange noch nicht reif genug um mit mir mitzuhalten, außerdem besitzt du deinen Noten nach keinen einzigen Funken Intelligenz. Das ist auch der Grund warum du deinen Abschluss versaut hast und arm und elendig sterben wirst. Und haben will dich sowieso keiner. Mehr als hübsch aussehen kannst du nicht.“ Harry ließ ein fast lautlosen seufzen aus und drehte sich langsam zu seinem Vater um.

 

„Dein Alter definiert nicht deine Reife. Deine Noten nicht deine Intelligenz. Deine Schönheit nicht deinen Charakter. Und Gerüchte nicht, wer du bist." Harry liefen die Tränen ungehemmt die Wangen hinab, seine Augen brannten wie Feuer und seine Stimme war nur noch ein gequältes Kratzen, hatte er sich doch gerade die Seele aus dem Leib geschrien. Harry schaute zu Henry hoch, rot unterlaufene Augen, nasse Wangen und verschwitzte Haare waren das Ergebnis ihres hitzigen Streites. Doch Harry schien das ganze nicht so runter zu schlucken wie sein Vater. Seine Augen fingen an zu blinzeln und immer mehr Tränen bahnten sich den Weg über seine Wangen. Mit weit aufgerissenen Augen hob er seine Hände leicht nach oben um sie besser begutachten zu können. Seine Adern traten heraus und seine ganze Hand zitterte unkontrolliert. Verschwommen schaute er wieder zu seinem Vater. Dieser begrinste nur die ganze Situation, schien sich total wohl zu fühlen mit dem Ergebnis, dass er seinem Sohn gerade den Boden unter den Füßen weggezogen hatte, ihm die Augen geöffnet hatte zu was er noch alles fähig war.

 

Harry fühlte sich miserabel, nicht so wie jeden Morgen wenn er aufstehen musste und genau wusste das er gleich mit seinem Vater zu Frühstücken hatte, sondern miserabel in dem Sinne von wirklich richtig beschissen, weil eine einzige Person mit einem einzigen Satz gerade sein ganzes Weltbild zerrissen und vor ihm verbrannt hatte.

 

„Hab ich was falsches gesagt Harold?“ Harry hatte es schon immer gehasst wie er seinen Vornamen ausgesprochen hatte, doch jetzt klang es noch schlimmer, fieser, einfach bedrohlicher. Harry hob langsam wieder den Kopf und suchte die Augen seines Vaters, doch dieser schaute stur über ihn hinweg, als ob er seinem Sohn nicht in die Augen schauen wollte oder konnte. Doch Harry war dies im Moment egal, er versuchte nur irgendwo an irgendeiner Geste zu erkennen das er nicht fertig war mit dem Kapitel seines Lebens war, sondern das es jetzt einfach weiter gehen würde.

 

Trotz des sehr ordentlichem suchen, fand der Braunhaarige einfach nicht das was er sich erwünschte. Es ist vorbei, endgültig. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass wenn es irgendwann mal zu Ende ging, dass er derjenige war der seinen Vater schockte und ihn niederknien sah wie ein Häufchen Elend, weil er das Königreich verließ und so die Erbschaft ausklingen lassen würde. Doch egal was er gemacht hätte, sein Vater war ihm in jeder Sicht einen Schritt voraus gewesen.

 

„Wer?“ Henry schaute endlich wieder seinen Sohn an und ein siegessicheres Grinsen umschloss seine Lippen.

 

„Deine Mutter war damals nicht die einzige die ich geschwängert habe. Ich habe noch zwei Söhne, aber leider habe ich deine Mutter geheiratet und somit dich als offiziellen Erben angegeben. Doch was soll man machen wenn das Königreich doch weiter geführt werden muss, aber der eigene Sohn leider an einem dramatischen Tod gestorben ist? Man konnte nie feststellen wie. Die Beweise waren viel zu wenig dafür, denn der Mörder ist viel zu geübt.“

 

Teuflisch grinste der König auf seinen Sohn hinunter, dem bei den Worten neue Tränen kamen. Harry blinzelte mehrmals um zu schauen ob dieser verschwommene, schimmernde Rand vielleicht wieder weg ging, doch es wurde nur schlimmer. Aus dem verschwommenen Rand wurde ein leichtes Flimmern bis er seinen Vater plötzlich Doppel sah. Dieser hob die Hand und machte diese zu einer Faust, das Grinsen verließ für keine Sekunde seine Lippen. Harry riss den Mund auf, aber außer ein kratzendes Geräusch verließ nichts seine trocken geschriene Kehle. Mit aufkeimender Panik merkte er das sein Vater sich von zwei Personen zu vier, dann zu sechs auseinander zog und schließlich wieder zusammen knallte, bevor er ein unerträglicher Schmerz in seinem Gesicht spürte und die Faust von Henry ihm wahrscheinlich die Nase brach, dann wurde alles um ihn herum schwarz, Harry knallte mit dem Kopf voran auf die teuren Fliesen.

 

Kapitel 5 – Die Suche nach der Wahrheit

 

Alles um den König herum war gespenstig ruhig geworden, kein einziger Laut gelang an dessen Ohren. Etwas ungläubig schaute er nach unten zu seinem Sohn. Hatte er dies wirklich getan? Der König wusste das er schon lange darüber nachgedacht hatte alles endlich zu beenden und Plan B zu benutzen, aber es jetzt wirklich zu machen erschreckte ihn dann doch etwas. Trotzdem entschloss er sich seine Tat nicht zu bereuen und seinen Plan umzusetzen, zum Wohle des Königreiches und der Menschheit.

 

Doch wie sollte er das ganze erklären? Er konnte wohl schlecht sagen das sein Sohn gestorben sei, sie würden alle wissen wollen was passiert war und eigentlich war dieser auch ziemlich lebendig und selbst würde er seinen Sohn nie umbringen, der König war vielleicht grausam aber kein Tyrann. Also musste eine andere Lösung her, doch nur welche? Bevor er sich hier jetzt den Kopf vom Denken kaputt machte, nahm er seinen Sohn am Ärmel und hob ihn dann mit einem Schwung nach oben, so das er ihm im Arm lag. Der König überlegte schnell in welches Zimmer so gut wie niemand hineinging und er die Kontrolle darüber hatte. Er kam schnell zu dem Entschluss, ihn einfach in sein eigenes Zimmer zu stecken und seinen Dienern einfach zu verbieten dort hineinzugehen. Ja genau so würde er es machen, so und nicht anders.

 

Mit Harry in seinen Armen ging der König auf die Tür zu. Die ersten Probleme bekam er schon beim aufmachen dieser, was sich als ziemlich schwierig herausstellte wenn man keine Hände frei hatte. Mit etwas Geschick und einer passenden Armbewegung schaffte er es dann aber doch und die große Tür sprang auf. Der König schaute sich zuerst musternd um, als er sah das ihm niemand über den Weg laufen würde, schlich er aus dem Saal. Das nächste Problem bekam er an der Treppe. Er hatte es sich einfacher vorgestellt Harry die Treppe hinaufzutragen, doch was spielte er sich auch vor. Er war ein nicht gerader dünner Mann und Harry war mittlerweile 19 Jahre und mindestens 10 cm größer als er.

 

Der König setzte seinen einen Fuß auf die unterste Treppenstufe und verlor schon direkt das Gleichgewicht. Da müsste jetzt eine schnelle Idee her, sonst konnte er sich das ganze abschminken. Doch sein Kopf war wie leergefegt. Keine Idee wollte sich zu ihm schleichen. Seufzend ließ er Harry runter und platzierte ihn dann auf dem Treppenabsatz. Mit der linken Hand fuhr er sich über die verschwitzte Stirn. Er schnaufte schon als wäre er einen Marathon gelaufen, dabei war er gerade erst 20 Meter weit gekommen. Wenn er so weiter machen würde, könnte er es auch gleich aufgeben. Das Grübeln wurde ihm abgenommen als ein Junge, vielleicht 20 Jahre, die Treppe runter gesprungen kam und ein paar Stufen vor Harry und dessen Vater anhielt. Der Junge schaute etwas geschockt hin und her, nicht wissend was er in solch einer Situation am besten machen müsste. Jetzt musste der König schnell handeln und sich irgend eine Geschichte ausdenken sonst würde er auffliegen.

 

„Hilf mir ihn in mein Zimmer zu bringen, keine Fragen und kein Wort zu irgendjemand. Erst recht nicht zu Riley und Logan und zu meiner Frau. Verstanden? Sonst muss ich dich leider feuern mit der Begründung das du unanständige Dinge vor hattest. Ups.“ Das Gehirn des Königs arbeitete anscheinend nicht, denn anstatt einer Lügengeschichte griff er einfach auf die altmodische Erpressungsmethode zurück und grinste den blöd schauenden Jungen angsteinflößend an.

 

Dieser konnte nicht anders, als die Arme von Harry in die Hand zu nehmen und diesen hochzuheben. Der König schaute siegessicher und nahm die Beine seines Sohnes, ehe sie zusammen den immer noch ohnmächtigen Harry die Treppe hoch trugen und in das Zimmer des Königs schlichen, den armen Jungen aufs Bett schmissen und dann wieder aus dem Zimmer schlichen. Der König schenkte dem Jungen nochmal einen warnenden Blick, ehe er das Zimmer abschloss und davonging. Ein lautes Stöhnen war zu hören als der Junge endlich wieder anfing zu atmen und die ganze aufgestaute Luft wieder aus seiner Lunge presste. So was war ihm auch noch nicht passiert. Das würde seine Zeit dauern um es zu verkraften. Der Junge versuchte wieder normal weiter zu atmen und setzte seinen eigentlich Weg fort.

 

 

Unten im Butlerhaus stritten sich im Moment Riley und Logan darum, wer von ihnen zu Harry ins Zimmer rennen musste und diesen zum täglichen Meeting zu zwingen. Doch sie wurden sich einfach nicht einig, bis sie dann beschlossen einfach zusammen zu gehen und so standen sie nur wenige Minuten später vor der geschlossenen Tür des Prinzen. Riley schlug einmal dagegen, doch es kam keine Antwort, verwirrt schaute er zu Logan herüber und schlug nochmal gegen die Tür, doch wieder keine Reaktion.

 

„Der wird doch jetzt nicht etwa schlafen oder?“, fragte Riley verwirrt. Logan zuckte nur mit den Schultern und schlug ein letztes Mal gegen die Tür, doch wieder kam keine Antwort. Riley ging nach vorne und riss die Tür einfach auf. Die Beiden schauten in das leere Zimmer und dann wieder sich an. Das konnte doch nicht sein. Verwirrt traten sie ein und Logan schlich in das anliegende Bad, doch auch dort war kein Harry aufzufinden.

 

„Niemand hier“, schrie er aus dem Badezimmer und schritt dann wieder zu Riley. „Ich hab keinen blassen Schimmer wo der sein könnte.“

 

Auch Logan zuckte mit den Schultern, war es doch der Andere der Harry besser kannte als jeder hier im Schloss und wenn schon dieser keine Ahnung hatte, dann konnten sie es auch gleich aufgeben.

 

„Warte ich ruf ihn mal an, vielleicht ist er mit dem Motorrad weg und hat nur vergessen Bescheid zu sagen, wäre ja nicht das erste Mal.“ Riley nahm sein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer von Harry. Es tutete einmal dann kam die ekelhaft klingende Frauenstimme und meinte. „Dieser Benutzer ist im Moment leider nicht erreichbar aber sie können eine Nachricht nach dem PEEP hinterlassen.“ Riley drückte frustriert den roten Hörer.

 

„Und was machen wir jetzt? Einfach ohne Harry zum König gehen und diesem was sagen? Ja Sorry euer Sohn ist nicht auffindbar, also müssen sie das Meeting heute leider ohne ihn machen? Na ich weiß nicht.“ Logan fasste sich nachdenklich an sein Kinn, doch auch ihm schien nichts besseres einzufallen, er zuckte nur resigniert mit den Schultern.

 

„Ich hab auch keine bessere Idee.“ Riley ließ ein frustriertes Schnaufen los. „Das wird er noch teuer bereuen dieser Idiot.“

 

Somit gingen die Beiden los und suchten sich den Weg durch das große Schloss zu einem kleinen abgelegenen Raum, der ausschließlich für das Meeting benutzt wurde. Die meisten Menschen dort kannten die Beiden nicht, nicht einmal vom sehen. Doch der König war anscheinend noch nicht angekommen. Langsam füllte sich der Raum und die beiden Jungen wurden immer nervöser als sich immer noch kein König blicken ließ.

 

„Das kann doch jetzt nicht wirklich deren ernst sein. Weder Harry noch der König sind auffindbar ich geh mich gleich vergraben.“ - „Kann ich ihnen helfen?“ Riley erschrak und sprang leicht zur Seite. Dort stand der König mit den Mundwinkeln nach unten gezogen und den Augenbrauen zusammengepresste. Er sah wütend aus, wirklich sehr wütend. Riley schaute sich hysterisch zu Logan um, nicht wissend was er jetzt sagen sollte. Doch dieser schien auch unter Schock zu stehen und war deswegen Riley keine große Hilfe.

 

„Wir.. öhm, Sir. Ihr Sohn... Harr... Harold, ist leider nicht.... auffindbar.“, Logan stotterte geschwollen einen Satz zusammen und schaute dann direkt in das unveränderte Gesicht von dem König.

 

„Ich weiß das er heute nicht erscheinen wird, ihr könnt gehen.“ Er machte eine abfällige Handbewegung und zeigte so den Beiden sehr deutlich das er sie nicht mehr sehen wollte und sie verschwinden sollten. Riley schaute verwirrt zu Logan, doch zog dann seinen Kollegen am Arm mit nach unten. Logan schaute den ganzen Weg die Treppe hinunter Riley sehr komisch an, doch bevor dieser nur die kleinste Frage aussprechen konnte unterbrach ihn Riley direkt.

 

„Ich versteh es auch nicht, lass uns einfach ins Haus gehen und in Ruhe darüber nachdenken.“, stieß er aus und schaute erwartend zu Logan, dieser nickte und sie gingen über den Hof zu ihrem Haus.

 

 

Der König saß zusammen mit mehreren Angestellten und anderen hohen Leuten aus dem Lande im Saal und das Einzige an das er denken konnte war sein Sohn. Umso mehr er darüber nachdachte umso mehr bereute er diese Entscheidung, aber andererseits hatte er auch keine Lust das ganze wieder rückgängig zu machen, es würde nur noch mehr Arbeit machen als wenn er jetzt einfach den Plan durchzog und danach nie wieder daran dachte. Die Konferenz verlief Ereignislos und Henry bekam so gut wie nichts mit. Als der Gong für das Ende erschlug, schoss er von seinem Platz hoch und verließ in Windeseile den Saal um zu Harry ins Zimmer zu kommen.

 

Dieser war inzwischen wieder wach geworden und schaute sich erschrocken in dem ziemlich leeren Zimmer um. Er konnte es sehr leicht als das seines Vaters identifizieren, doch warum war er hier und wie kam er hier her? Harry sprang von dem Doppelbett und ging zur Tür, nur um zu merken das sie abgeschlossen war. Verzweifelt kramte er in seiner Hosentasche und suchte nach seinem Handy, als er es fand, öffnete er WhatsApp und den Kontakt Mason. „Hey, denkst du das du kannst mir helfen kommen könntest?“, schrieb Harry und schickte die Nachricht dann ab. Er wartete gespannt auf das Häkchen, doch nichts geschah, das Häkchen blieb aus. Irritiert schob er seine Einstellungen nach unter und sah das er nicht mit dem Internet verbunden war. Er wählte seine W-LAN Verbindung und musste leider feststellen das sie sich nicht verbinden ließ. Was sollte das ganze denn jetzt?

 

Harry fing an zu verzweifeln und warf das Handy gegen die Wand. Es ergab einen lauten Knall und ein klirrendes Geräusch. Das Handy war anscheinend jetzt hinüber, da musste man gar nicht darüber streiten. Aber schlauer war er jetzt auch noch nicht geworden. Das alles musste ein Albtraum sein, schließlich konnte er sich an nichts erinnern und er war in einem Zimmer ohne entkommen eingesperrt. So etwas geschah doch eigentlich nur in solchen komischen Horror Streifen. Doch eigentlich schien alles ziemlich echt und Harry fing an sich wirklich Sorgen zu machen. Unentschlossen kroch er wieder auf das Bett und setzte sich in den Schneidersitz. Es würde ihm nicht weiter helfen, aber wenigstens konnte er so in Ruhe denken und vielleicht eine Lösung finden. Gerade als Harry die Augen geschlossen hatte, machte es Klick und ein Schlüssel wurde umgedreht. Schnell öffnete er die Augen und sah seinen Vater ins Zimmer kommen.

 

Verdutzt drehte er sich zu diesem um, der den Schlüssel ins Schloss steckte und wieder zu sperrte. Eingeschlossen, zusammen mit seinem Vater, was schlimmeres konnte sich Harry nicht vorstellen. „Wir müssen uns Unterhalten“, sagte Henry mit gedämpfter Stimme und kam langsam auf seinen Sohn zu. Diesen ergriff die Angst und er rückte auf dem Bett nach hinten bis er mit dem Rücken an die Lehne stieß. „Ich sollte wahrscheinlich erklären was ich vorhabe“, versuchte der König es wieder mit ruhiger Stimme, doch Harry hörte ihm gar nicht erst zu. Für ihn war sein Vater jetzt endgültig gestorben und er wollte nur noch davon rennen. Als Henry sich auf das Bett setzte, ging durch den Jungen einen Ruck und er sprang vom Bett und stolperte zur Tür, versuchte den Türgriff nach unten zu reisen und merkte erst zu spät das die Tür abgeschlossen war.

 

Harry ließ sich mit dem Rücken an der Tür hinuntergleiten und fing unkontrolliert an zu zittern. Dass er verzweifelt war, war eine Untertreibung, er war komplett am Ende und wusste nicht mehr wohin mit all seiner Angst. Henry der die Aktion mit einem schadenfrohem und einem wütenden Auge beobachtet hatte, stand jetzt auf und ging mit großen Schritten auf Harry zu.

 

„Schlechte Idee mein kleiner.“ Mit einem gezielten Schlag in die Magengrube und dann gegen den Kopf, glitt Harry wieder bewusstlos zu Boden. Der König schob seinen Sohn mit dem Fuß zur Seite damit er die Tür wieder öffnen konnte. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.

 

„Ein großer Fehler“, murmelte er eher zu sich selbst bevor er rausging und die Tür von außen wieder zu sperrte.

 

Er ging zurück in sein Büro und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Nun musste er seine nächsten Schritte planen und zwar sehr sorgfältig, niemand durfte etwas mitbekommen und am besten fing er direkt mit seiner Frau an. Dieses Weib hing ziemlich an diesem verkorksten Sohn und würde sich schnell Sorgen machen, wenn sie wieder von ihrer Wohlfahrt nach Hause kam.

 

Bestätigend nickte er einmal, bevor er aufstand und sich zwei Diener herbeirief. Mit den Beiden ging er dann wieder zu seinen Gemächer und sperrte die Tür auf, machte sie aber noch nicht auf.

 

„Ein Wort, nur das kleinste und ihr seit euren Job los und werdet in eurem Lebtag keinen mehr bekommen, haben wir uns da verstanden oder rede ich undeutlich?“ Die beiden Diener nickten verwirrt aber klar und deutlich.

 

„Gut“, murmelte Henry und öffnete die Tür bevor er mit den beiden Diener das Zimmer betrat. Die Tür knallte gegen den immer noch auf dem Boden liegenden Harry. Der König beugte sich leicht zu seinem Sohn und schaute ihn genauer an. Wenn er schlief, sah er ziemlich brav aus, so unschuldig. Doch er war es nicht, Harry war in den Augen seines Vaters dem Teufel entsprungen und eine Schande für das ganze Königreich. Nicht mehr zu retten und Hoffnungslos verloren, drückte es der König gerne aus. Doch jetzt konnte er das Problem ein für alle mal aus dem Weg schaffen und hoffentlich bald ein besseres Königreich gründen mit einem würdigen Nachfolger und keinem der seine eigenen Bedürfnisse vor die der Anderen stellte. Das war es nämlich was Harry machte, er hatte es nicht ein mal versucht in diese ganze Sache hineinzupassen, er hatte es von Anfang an abgelehnt und verleugnet ein Prinz zu sein, er wollte nie König werden.

 

Das Henry nie sah, wie sich Harry immer die Mühe gab alles so perfekt wie möglich zu machen und jeden morgen mit großer Motivation nach unten zum Essen zu kommen, war einfach das der König nur das schlechte in seinem Sohn sah, alles andere war nicht vorhanden oder nicht würdig genug das man darauf achtete. Henry schnippte mit den Finger und machte eine komische Bewegung zu Harry, die beiden Diener kamen angerannt und nahmen Harry an Händen und Füßen hoch, damit sie ihn tragen konnten. Es sah etwas sehr unkontrolliert aus, aber solange Henry keinen Finger krümmen musste, war es ihm eigentlich egal. Die beiden Diener trugen Harry aus dem Zimmer, aber nicht ohne ihn versehentlich gegen die Tür knallen zu lassen. Die Treppe wurde wieder etwas schwieriger und immer wieder sah es so aus als würde Harry gleich aus den Händen der Beiden rutschen und die Treppe herunter fallen, aber Glücklicherweise passierte es nicht und sie kamen alle drei unversehrt unten an.

 

Der König ließ sich von einem anderen Diener seinen Autoschlüssel bringen und ging dann aus dem Schloss. Dicht gefolgt von seinen beiden Helfer, die sichtliche Schwierigkeiten damit hatten, Harry's Kopf nicht über das Pflaster streifen zu lassen und ihn hoch genug zu heben. Am Auto angekommen, ließen sie Harry unsanft auf den Sitzt im Auto fallen und atmeten erst einmal wieder tief ein und aus. Ohne in weiteres Wort, stieg der König auf der Fahrerseite ein und fuhr vom Platz auf die Straße.

 

Die Fahrt verlief nicht sehr schnell, viel Verkehr und ein König der nicht den Weg in den Wald wusste. Als er dann doch endlich nach hundert Versuchen einen geeigneten Weg fand, lief alles besser. Er fuhr in den Wald und fand auch direkt die Hütte nach der er gesucht hatte. Früher war er hier öfters gewesen, als Harry noch klein war und er seine Frau noch liebte. Doch diese Zeiten waren vorbei. Sein Sohn hatte sich zu einem Teufel entwickelt und seine Frau war einfach nur anstrengend und nervig geworden. Henry öffnete die Beifahrertür und schaute auf seinen Sohn. Die Entscheidung war gefallen und es gab keinen Weg mehr zurück. Ungeschickt versuchte er den immer noch bewusstlosen Jungen aus dem Auto zu ziehen. Nach dem dritten Versuch, rutschte Harry dann auch endlich aus dem Auto und landete sehr unsanft auf dem Waldboden, doch das schien beide Personen nicht zu interessieren.

 

Der König nahm die beiden Armen von Harry und zog ihn über den Boden rüber zur Hütte, legte ihn dort kurz ab um die Tür aufzuschließen und zog ihn dann endgültig in die Hütte hinein. Weil er ja kein Unmensch war, klappte Henry das Bett auf und legte Harry darauf. Doch mehr konnte und wollte er nicht machen. Er ging auf die Tür zu und blickte noch einmal zurück, doch was geschehen war, war geschehen und wird nicht mehr rückgängig gemacht. Henry zog die Tür hinter sich zu. Jetzt musste er nur noch seine Frau loswerden und seine ganzen Probleme würden sich in Luft auflösen.

 

Im Schloss angekommen, sah er schon den blauen BMW seiner Frau vor dem Schloss stehen, schnell parkte Henry und lief die Treppe hinauf. Er musste gar nicht überlegen wo er seine Frau finden könnte, denn sie begrüßte immer zuerst Harry wenn sie am Abend nach Hause kam. Also lief Henry die Treppen zum Zimmer seines Sohnes hoch und traf dort auch auf eine sehr besorgt aussehende Frau.

 

„Wo ist mein Engel?“, fragte sie direkt heraus und schaute dabei Henry ziemlich wütend an. Dieser hatte keine andere Wahl mehr als sich sehr schnell eine Lüge zu überlegen, mit der er am besten auch sie aus dem Schloss bekam. Langsam ging er auf sie zu und legte die Hand gegen ihre Schulter. Teresa schlug sie wieder hinunter und schaute ihren Mann immer noch wütend an.

 

„WO IST MEIN SOHN?“, ließ sie nicht locker. Henry schluckte, hatte noch keine passende Lüge gefunden und musste somit improvisieren.

 

„Abgehauen“, murmelte er traurig und versuchte die Trauer in seiner Stimme mitklingen zu lassen. Teresa schaute ihn verstört an.

 

„Nie im Leben, Harry würde nicht einfach so wegrennen, das macht er nicht, dafür kenne ich ihn zu gut. Er ist mein kleiner Engel und würde nie ohne mich gehen.“ Doch Henry versuchte seine Rolle weiter zu spielen und blieb stur.

 

„Doch ist er, er hat mir gesagt das du ihm gerne nachkommen kannst, er hat den erstbesten Flieger nach Amerika genommen und möchte dort ein neues Leben anfangen, du kannst ihn noch erreichen.“ Tränen liefen von Teresa's Wangen und sie fing leise an zu schluchzen.

 

„Wie konntest du das Zulassen, das er einfach davonrennt?“ - „Wie ich das Zulassen konnte? Harry war die Wiedergeburt des Teufels und das musst du endlich erkennen, er ist nicht dein kleiner Egel er ist dein kleiner Teufel.“ Jetzt fing Teresa erst richtig an zu weinen und Henry wurde stinke wütend. Er war mal wieder der Böse, in ihren Augen war Harry immer der kleine süße Junge der noch nie einen Fehler gemacht hatte und er war die Bosheit in Person. Es reichte endgültig.

 

 

 

„Kommt dir dieses Verhalten nicht auch komisch vor?“, fragte Riley während er sich auf das Sofa fallen ließ und sich die Schuhe von den Füßen zog. Logan nickte bejaht und verschwand in die anliegende Küche.

 

„Ich wette da stimmt was nicht“, schrie Riley vom Wohnzimmer. Logan nahm sich aus dem Kühlschrank zwei Tomaten und einen Salatkopf und breitete beides auf der Theke aus.

 

„Logan“, schrie Riley wieder vom anderen Raum. Abwesend, weil er seinem Kollegen nicht zuhörte, murmelte Logan ein gequältes „Ja“ und nahm sich ein Messer und Schneidebrett, breitete die Tomate auf diesem aus und schnitt sie in der Mitte hindurch. Dann drehte er sie einmal und setzte wieder an. Ein lautes „LOGAN!“ riss ihn aus seiner Konzentration und er ließ das Messer fallen.

 

„Mensch Riley“, motzte Logan laut und hob das Messer vom Boden auf. Genervt verdrehte er die Augen und setzte wieder das Messer an die Tomate, er wartete noch ein, zwei Sekunden, als er keine nervende Stimme hörte, schnitt er die Tomate.

 

„Logan“, Riley kam ins Zimmer gerannt und sprang Logan von hinten an. Dieser stieß einen genervten Laut aus und legte ganz langsam das Messer zur Seite.

 

„Riley, sag noch einmal meinen Namen und ich nehme dieses Messer und schneide dir damit die Kehle raus.“ Riley ließ Logan langsam los und schaute etwas verdutzt herüber. Er lehnte sich neben Logan an die Theke und zog die Unterlippe nach vorn. Seine bersteinbraunen Augen blitzten Logan entschuldigend an. Dieser schnaufte leise und grinste dann, lange konnte er diesem Welpenblick nicht widerstehen.

 

„Ist ja gut und hör auf mich so anzuschauen ich kann dir sowieso nicht lange böse sein.“ Logan fing an zu grinsen und nahm das Messer in die Hand, schnitt die Tomate fertig und nahm die Schüssel in die er die fertigen Stücke legte. Riley konnte nicht still stehen und sprang immer wieder von einer auf die andere Seite, damit brachte er Logan ganz durcheinander. „Du weißt selbst das es seltsam ist. Harry war den ganzen Tag noch nicht in seinem Zimmer, keiner weiß wo er ist und der König benimmt sich wie ein Schwerverbrecher. Wenn du keine Lust hast von mir aus, aber ich habe nicht vor den ganzen Tag hier zu stehen und die Uhr anzustarren nur um festzustellen das es nicht anfängt zu blinken. Verrecke an deinem Salat aber dein Desinteresse macht mich krank.“, Riley wurde immer lauter, stieß sich von er Küchentheke ab und verschwand.

 

„MENSCH RILEY!“, Logan schrie seinem Kollegen hinterher doch dieser schien es etwa nicht mehr zu hören oder wollte es nicht. Er ließ frustriert das Messer auf das Brett fallen und schubste die Schüssel mit den Tomaten sauer in die Spüle. Das hatte er ja mal wieder gut hinbekommen. Klasse Logan, eine Runde Applaus für diese Aktion.

 

 

Riley hingegen stürmte ins Schloss und rannte dann zu Harry's Zimmer, die Tür war nur angelehnt und er riss sie einfach auf. Erschrocken blieb er sofort kerzengerade stehen. Im Raum stand der König und seine Frau, sie schienen sich gestritten zu haben, denn der König hatte ein wutverzerrtes Gesicht und seiner Frau liefen die Tranen die Wange hinunter. Riley fühlte sich augenblicklich fehl am Platz und versuchte so unauffällig wie möglich die Tür wieder zu schließen. Er ließ fünf Zentimeter Platz zwischen Tür und Angel und drehte sich dann um. Schnell rannte er die Treppe herunter und begegnete am unteren Ende Mason. „Hey Riley.“ Dieser erschrak zu tote und schlug seine Hand gegen das harte Holz, vor Schmerz gab Riley ein wirklich unmännlichen Ton von sich.

Kapitel 6 – Plan? Hatten wir einen Plan?

 

Riley schaute Mason geschockt an. „Was machst du denn hier?“ Dieser grinste dämlich und nickte dann die Treppe hinauf um dem Anderen zu zeigen dass er zu Harry wollte. Riley verstand sofort und fing an mit seinen Fingern zu spielen, das würde noch sehr schlecht ausgehen, das konnte er schon riechen und wollte es eigentlich so gut es ging verhindern.

 

„Du, Harry ist gerade nicht da.“ - „Wir waren aber um die Uhrzeit verabredet, wollten eine kleine Motorradtour machen.“ Riley seufzte und nickte nur verstehend. Doch als Mason an ihm vorbei wollte, versperrte er ihm den Weg und ließ ihn nicht die Treppe hinauf. Mason schauten ihn komisch an und schob dann leicht den Arm zur Seite, doch Riley riss ihn direkt wieder nach oben und verhinderte so nochmal das der Andere an ihm vorbeikam. Das Ganze würde es doch nur noch schwieriger machen und alles würde aus dem Ruder laufen, doch wie sollte er es Mason erzählen, er hatte ja noch nicht mal eine Ahnung wie er anfangen sollte. Während er in Stille überlegte was er machen könnte, hatte Mason wieder eine Chance ergriffen und zog den Arm nach unten, doch unterbewusst schlug ihn Riley wieder nach oben und traf direkt auf den Oberarm von Mason und dieser jaulte kurz auf bevor er selbst Riley fest gegen den Arm schlug. Dieser schreckte aus seiner Überlegung und schaute geschockt zu dem Jungen.

 

„Was sollte denn das gerade werden?“, fragte er verwundert und rieb sich den Oberarm. „Na bestimmt aus demselben Grund weshalb du mich auch geschlagen hast aber so genau weiß ich das auch noch nicht“, meinte Mason motzig und verschränkte die Arme vor der Brust. Riley nahm einen tiefen Atemzug und versuchte sich irgendwie zu erklären:„Ich glaube ich muss dir was erzählen und dich wegen etwas wichtigem aufklären.“ Mason nickte nur bestätigend und zog dann leicht seine rechte Augenbraue nach oben.

 

„Naja Harry ist verschwunden und der König benimmt sich seltsam, keiner weiß wo er sein könnte und alle die anscheinend was wissen machen dicht und hauen schnell wieder ab bevor ich sie fragen kann, außerdem weint die Königin im Moment anscheinend wegen etwas sehr viel und der König hat schon den ganzen Tag so einen komischen Gesichtsausdruck den man nicht identifizieren kann und auch irgendwie nicht will....“ - „RILEY!“, schrie Mason dazwischen und bekam so den Jungen zur Ruhe.

 

„Bitte etwas langsamer und genauer, ich habe jetzt so gut wie nichts verstanden und weiß glaube nicht mal halb worum es eigentlich geht.“ Riley schnaufte laut und schlug regelrecht die Hände über dem Kopf zusammen. Verzweifelt war überhaupt kein Ausdruck mehr, er wusste nicht wie er es Mason am besten erzählen sollte damit dieser es verstand, aber nicht missverstand. Es war wie in einer Zwickmühle die nicht aufhören wollte zu zwicken.

 

„Mason es ist einfach etwas kompliziert zu erklären, ich kann es nicht erklären.“ Mason schüttete gequält den Kopf und ließ seine Augen rollen. „Am besten wir gehen zusammen hoch und fragen einfach mal den König bevor wir hier voreilige Schlüsse ziehen, komm Riley“, meinte Mason und ging an Riley vorbei die Treppe hoch, er nahm immer zwei Stufen auf einmal, weshalb sich Riley beeilen musste hinterher zu kommen. Oben angekommen, gingen sie langsam auf die Zimmertür zu, sie war nun geschlossen. Mason drückte den Griff nach unten und merkte das sie abgeschlossen war. Verwirrt blickte er zu Riley, doch der hatte auch keine Ahnung und zuckte nur mit den Schultern. Ein lautes Poltern, das nur zwei Zimmer nebenan ertönte, schreckte sie auf. Ohne etwas zu sagen, gingen sie gleichzeitig auf die Tür zu. Von außen konnte man nichts verstehen, aber die Beiden waren sich zu hundert Prozent sicher das der König und seine Frau im Zimmer waren. Dies wurde auch bestätigt als die Tür wenige Minuten später auf geschleudert wurde und eine sehr wütende und verweinte Frau aus dem Zimmer kam. Mason und Riley schauten sie fragend an, doch sie schnaufte nur laut und meinte: „Fragt doch Mr. Ich weiß alles besser.“ Und dann ging sie.

 

Komplett verwirrt schaute Mason zu seinem Kumpel und dann in den Raum, dort tobte gerade ein sehr aufgebrachter König mit einem Grinsen auf seinem Gesicht. Warum grinste er? Mason schaute wieder zu Riley und zog beide Augenbrauen nach oben, bevor er ihn am Nacken nach vorne zog damit er auch in das Zimmer schauen konnte. Um seine Verwirrtheit zu verdeutlichen zuckte Mason mit den Schultern und zeigte dann in den Raum. Genau in diesem Moment hörte der König auf zu toben und strich schnell seine Kleider wieder glatt, ehe er ein steinhartes Gesicht aufsetzte und aus dem Zimmer ging. Mason schreckte rechtzeitig zurück und zog Riley hinter sich her. Der König öffnete die Tür und entdeckte sie.

 

„Wie kann ich euch helfen?“ - „Also eigentlich suche ich Harry, wir waren verabredet.“ Beide Jungen konnten beobachten, wie der König für eine Millisekunde die Fassung verlor und seine Mundwinkel nach unten rutschten, doch er fing sich schnell wieder und antwortete ganz monoton. „Der ist gerade leider nicht erreichbar, hat Extra Training.“ Und mit diesen Worten marschierte der König davon. Riley's Gesicht wurde Tomatenrot und er sah aus als würde er gleich platzen.

 

„Das ist nicht sein Ernst? Seiner Frau erzählt er, dass Harry nach New York ausgewandert ist und dir sagt er das Harry noch Extra Training hat. Ein Lügner sollte ein gutes Gedächtnis haben, erst recht wenn man die Geschichte öfters erzählt.“ Mason schaute den Schwarzhaarigen komisch an. „Er hat jedem was anderes erzählt?“ - „Nein, das ist nur das was ich schon die ganze Zeit versuche dir beizubringen, Mensch Mason wenn Dummheit wehtun könnte.“ - „Pass auf was du sagst, kleiner.“ Mason richtete seinen Finger gegen Riley und setzte ein bedrohliches Gesicht auf, doch Riley fing nur an zu kichern und murmelte „Kleiner“, denn man sah schon von weitem das Mason mindestens 15 cm kleiner war als Riley aber jeder hatte ja Träume und was für ein Mensch wäre er wenn er die von Mason zerstören würde.

 

„Wir müssen herausfinde wer Harry als letztes getan hat.“ Mason schien wie ausgewechselt, er hatte die Augenbrauen gestresst zusammengezogen und kaute unruhig auf seiner Unterlippe herum, sein Atem ging stoßweise und seine Stimme klang ängstlich und besorgt. Mit seinen Finger schnippte er ungeduldig und seine Augen gingen von links nach rechts in weniger als einer Sekunde. Riley wollte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter legen, doch dieser schlug sie schnell weg und ging im Eiltempo den Gang entlang. „Beeil dich.“ War das letzte was Riley hörte bevor er Mason aus den Augen verlor.

 

Bevor er weiter nachdenken konnte, wurde er an der Schulter gepackt und gewaltsam gegen die Wand gepinnt. Er kniff die Augen zusammen und hielt den Atem an. „Riley.“ Schnaufte eine unverkennbare Stimme und das Herz rutschte dem armen Jungen in die Hose. „Wage es nicht weiter nach Harry zu suchen, lass es wie es ist und hör auf.“ Der Atem von Riley ging sehr schnell, er traute sich nicht die Augen zu öffnen. Die Hand des Mannes umgriff immer noch seine Kehle und hielt ihn an der Wand gepinnt. Seine Füße schwebten mehrere Zentimeter über dem Boden und die Luft wurde langsam knapp. „Hast du verstanden, Dreckskerl?“ Weil er nicht sprechen konnte und wollte, nickte Riley so gut es ging und merkte kurz danach wie sich die Hand löste und er zurück auf den Boden glitt. Als er die Augen öffnete war die Person schon weg und er stand wieder alleine im Gang. Sein Herz raste wie ein Rennauto und sein Atem stockte wie ein defekter Motor. Das war abgefahren, damit hatte er nicht gerechnet. Riley's Hand legte sich auf sein Herz und versuchte sich irgendwie zu beruhigen, doch der Schock schlummerte ihm noch in den Knochen.

 

„Rileeeyyyy?“, schrie eine Stimme von weitem. Mason hatte er komplett vergessen, erleichtert versuchte Riley sich zu beruhigen und aufzustehen. Als der Junge bei ihm ankam, war Riley wieder auf den Beinen, doch stützte sich immer noch an der Wand ab, weil er das Gefühl hatte gleich wieder in sich zusammenzuklappen, denn seine Knie fühlten sich an wie Wackelpudding. „Hast du einen Geist gesehen?“ Riley schreckte hoch und schaute in Mason's Gesicht. „Was? Nein, nein, wieso?“ - „Du bist so bleich, alles in Ordnung?“ - „Jaja, alles in Ordnung.“ Mason schien ihm nicht zu glauben, doch er fragte auch nicht weiter nach und ging wieder in Richtung Treppe, nur dieses Mal schaute er sich um und wollte sicher gehen das ihm Riley auch folgte. Dieser ging leicht schwankend hinter seinem Kumpel her und versuchte sein aufkommendes Gleichgewichtsproblem im Griff zu halten. Nach wenigen Schritten legte es sich wirklich und Riley konnte gemütlich die Treppe runter laufen und zusammen mit Mason ins Butlerhaus wandern.

 

Dort angekommen ging Mason in die Mitte des Aufenthaltsraumes und klatschte einmal in die Hände, Sekunden später hatte er die Aufmerksamkeit aller Butler. „Ich wollte nur schnell etwas fragen, ich weiß das nicht alle mich kennen, trotzdem möchte ich ehrliche Antworten, wer von euch hat Harold heute Morgen als letztes gesehen oder vielleicht gestern Abend?“ Die Butler brachen in eine Diskussion aus und es wurde sehr laut im großen Raum. Mason drehte sich um und ging zu Riley und lehnte sich zu ihm an die Wand. Aus dem Augenwinkel sahen die Beiden Logan, der auf sie zukam. „Also ist er immer noch nicht aufgetaucht?“ Riley schüttelte nur benebelt mit dem Kopf, irgendwie war ihm nicht nach sprechen zumute. Logan schien dies nicht aufzufallen, denn er drehte sich zu Mason und fragte diesen mit allen möglichen Fragen aus.

 

Riley bekam nur nebenbei mit, wie alle möglichen Leute zu Mason und Logan kamen und mit den Beiden sprachen, dann wieder gingen und die Beiden wieder anfingen zu diskutieren. Das Gespräch zog ereignislos an Riley vorbei, er stand innerlich noch unter Schock und wusste nicht wie er weiter agieren sollte. Die Wörter prallten an ihm ab und die Gesten nahm er alle nicht mehr wahr. Das ganze zog wie ein Film an ihm vorbei. Das Einzige an das er jetzt noch denken konnte, war Harry und das ihm doch was zugestoßen war, aber er es niemandem erzählen konnte.

 

„Riley, kommst du mit?“, fragte Mason und schaute den Anderen dabei an. „Was?“, kam es verwirrt von Riley. „Mit suchen, Logan und ich haben beschlossen das wir nach ihm suchen gehen, weil irgendwas stimmt hier gewaltig nicht und die Butler sind keine große Hilfe deswegen wollten wir das ganze jetzt auf eigene Hand durchziehen. Also, kommst du mit deinen besten Freund suchen?“ Riley konnte nicht anders als mit dem Kopf zu schütteln und zu sagen: „Der taucht schon wieder auf.“ Doch innerlich wollte er schreien und weinen und sofort wegrennen und nach Harry suchen, doch die Angst vorm König war zu groß, zu groß um seinen besten Freund zu suchen? War die Angst wirklich so groß? Mason schaute geschockt zu Riley. „Ist das gerade dein Ernst oder verarschst du mich, ich habe jetzt keine Lust auf blöde Witze das ist eine Ernste Sache, also komm jetzt endlich.“

 

Die Angst ist nicht größer als die Liebe, Hass ist nicht größer als Liebe, den Hass kann man besiegen, die Liebe nicht. Riley nickte und rannte den Beiden hinterher ins Schloss. An der Eingangstür blieben sie stehen und teilten die Bereiche auf. Logan drehte auf dem Absatz um und rannte in Richtung Ställe, Riley nahm sich einen Plan aus der Halterung die für Besucher des Schlosses angefertigt wurden und klapperte alle Gebiete ab die auch die Besucher sehen konnten. Mason kümmerte sich um alle Gegenden die nur für die Familie oder den engeren Kreis zugängig waren. Mason gehörte als Harry's bester Freund, zum engen Kreis. Nach mehr als vier Stunden trafen sich die drei Freunde wieder unten am Haupteingang und berichteten sich was sie gefunden oder erfahren haben, doch alles brachte nichts, Harry war nicht auffindbar.

 

Also beschlossen sie größere Maßnahmen zu setzten. Riley überwand seine Angst und erzählte den Beiden was vor wenigen Stunden im Gang vorgefallen war. Sie nickten nur und kamen so auf den Beschluss das es wohl das Beste wäre, wenn sie dem König mal etwas hinterher gingen und schauten was dieser so trieb. Riley war mit dieser Sache nicht so ganz einverstanden, weshalb er versuchte sich immer wieder raus zureden, doch Mason und Logan merkten schnell warum er es vermeiden wollte vom König entdeckt zu werden. Also beschlossen sie, diese Sache zu zwei zu machen und Riley immer auf dem Laufenden zu halten. Dieser ging nach oben in Harry's Zimmer und wollte seiner alltäglichen Arbeit nachgehen und das Zimmer aufräumen, nur ja nicht auffallen.

 

Die anderen Beiden schlichen wie zwei Diebe durch das Schloss und hielten Ausschau nach dem König. Diesen fanden sie dann auch recht schnell, denn er schien sich nicht zu verstecken. Doch als Mason hinter sich die Tür zuzog und genau hinsah, konnten sie erkennen das der König gehässig am Kamin stand und alle möglichen Papiere in den Kamin schmiss. Wenn man genauer hinsah, konnte man sehen das es Urkunden waren, die Geburtsurkunde von Harry oder die Urkunde von seiner Frau, alles segelte in den Kamin.

 

„Was treibt er da?“, murmelte Mason während er weiter in die Mitte kroch und sich hinter dem Sofa duckte. Logan hielt das ganze für eine dumme Idee und bliebt hinten an der Tür stehen, damit er das Ganze von weitem beobachten konnte. Mason aber war zu neugierig und linste immer wieder über das Sofa zum König, diesem waren anscheinend die Blätter ausgegangen. Mason drehte sich zu Logan um und versuchte ihm mit Handzeichen zu zeigen das sie wieder verschwinden sollten. Doch Logan schien total auf dem Schlauch zu stehen, denn er zog nur verwirrt die Augenbrauen in die Höhe und zuckte mit den Schultern. Mason schnaufte tonlos und linste noch ein letztes Mal über den Rand des Sofas, ehe er wieder zu Logan kroch und mit ihm zusammen aus dem Raum schlich.

 

„Das hilft uns auch nicht weiter, aber wir wissen jetzt wenigstens das wirklich der König irgendwas im Schilde führt und Harry nicht einfach so verschwunden ist.“ - „Wussten wir das nicht schon vorher?“ - „Klappe Logan ich fühle mich gerade wie ein Detektiv der einen Fall löst und das mein erster Hinweis ist, mach dieses Gefühl nicht kaputt. Okay?“ Logan nickte leicht grinsend. „Und jetzt, Detektiv Conan?“ - „LOGAN! Zieh das ganze bitte nicht ins Lächerliche.“ - „Okay, Sherlock. Wie sieht dein weiterer Plan aus?“ Mason grummelte nur wütend und Logan musste sich ein Grinsen verkneifen, man konnte den Jungen so einfach ärgern.

 

Die Beiden schreckten zusammen, als sie eine Tür knarren hörten und sahen wie der König mit seinen Autoschlüssel aus dem Raum kam. Ohne darüber nachzudenken, schubste Mason Logan zur Seite und somit gegen das harte Geländer. Nur mit sehr viel Selbstkontrolle konnte es Logan verhindern vor Schmerz aufzuschreien. Als der König außer Reichweite war, schlug er Mason gegen den Hinterkopf. „Super gemacht Sherlock!“ Mason schnaufte und setzte sich in Bewegung. „Aufhören zu Quatschen und endlich was machen.“ Logan schaute Mason mit einem Blick an der diesem verriet das er gleich in Einzelteile gerissen werden würde oder auf eine noch schmerzhafteren Weiße dem Tod in die Hände fiel. Mason grinste nur und lief dann dem König hinterher.

 

Dieser war mittlerweile an seinem Auto angekommen und schaute sich die ganze Zeit in alle Richtungen um, als ob er sicher gehen wollte das auch ja niemand mitbekam, dass er wegfuhr. Logan zeigte stumm zu einem blauen, alten, verschrammten BMW und dann wieder auf den König. Mason verstand und nahm sein Handy aus der Hosentasche, öffnete WhatsApp und schrieb Riley eine Nachricht in der stand, dass er runter kommen sollte damit sie alle drei dem König hinterher fahren könnten. Nur wenige Sekunden später wurden die Häkchen blau und Mason schloss die App und schaute wieder zu Logan und zeigte aufs Auto. Beide schlichen unbemerkt am König vorbei und kamen an dem alten BMW von Logan an. Dieser stieg in der Fahrerseite ein und öffnete für Mason die Tür. Der König war immer noch nicht eingestiegen, er schaute immer noch dumm in der Gegend herum und spielte mit dem Schlüssel seines Rang Rover. Etwas weiter hinten kam gerade Riley aus der Eingangstür und ließ diese laut wieder zurück in ihre Angeln fallen. Der König schreckte auf und schaute zu Riley. Dieser lief leicht rot an und ging die andere Treppe nach unten zum Butlerhaus.

 

„Diese Dummheit, diese Dummheit“, murmelte Mason verzweifelt und schlug sich mit der flachen Hand gegen den Kopf. „Wie kann man nur so dumm sein.“ Logan zuckte unwissend mit den Schultern. „So was bekommt auch nur der hin.“ Das Geräusch eines startenden Motors ließ Mason wieder nach dem König schauen. Dieser hatte sich endlich in sein Auto gesetzt und war anscheinend kurz davor loszufahren. Logan fing an nervös auf das Lenkrad zu tippen und brachte Mason damit komplett aus der Peilung. „Lass, das. Bitte, hör auf.“

 

Die Hintertür vom Auto wurde aufgerissen und die beiden Freunde zucken zusammen. „AHHHhh...!“, schrie Mason bevor er von Logan den Mund zugehalten bekam. „Gut gemacht Sherlock“, flüsterte er bevor er etwas weiter in den Sitzt rutschte und Mason es ihm nachmachte. Neugierig schielte er nach hinten und konnte niemand geringeres erkennen als Riley, der es sich auf der riesigen Bank bequem gemacht hatte und unverschämt grinste. „Das bekommst du noch zurück.“ - „Ruhe“, pfiff Logan mahnend. Sein Blick huschte wieder zum König, der gerade aus dem Tor fuhr. Logan setzte sich schnell wieder gerade hin und startete den Motor zum losfahren. „Alle angeschnallt?“ - „Ja und jetzt fahr endlich.“

 

Genervt fuhr Logan los und versuchte den König nicht aus den Augen zu verlieren. Dieser fuhr aber immer wieder nach links und rechts und bog an Stellen ab wo sie schon zweimal vorbeigefahren waren. Nach über einer Stunde waren sie immer noch nicht weiter als zwei Kilometer vom Schloss entfernt. Mason war kurz davor die Fassung zu verlieren und hatte schon angefangen nervös und gestresst auf seinen Fingernägel zu kauen. Riley hatte sich hinten gemütlich gemacht und hörte irgendeine Musik auf seinem Handy und ging darauf voll ab. Logan verlor auch bald den Verstand, wie konnte man bitte fünfhundert mal an der ein und selben Kreuzung immer wieder nach links abbiegen ohne zu merken das man schon die ganze Zeit im Kreis fuhr und nicht voran kam? Wie durch ein Wunder bog der König plötzlich bei der Kreuzung an der dritten Ausfahrt ab und Logan war davon so überrascht das er vergaß auch abzubiegen und so noch eine Runde im Kreisel drehen musste. Doch lange hielt dieses Wunder nicht, als Logan den König wieder eingeholt hatte, konnte er erkennen wie dieser seine mindestens dreißigste Runde im Kreisel drehte und nicht den Anschein daran machte wieder raus zufahren. Logan bremste an der Ausfahrt und beobachtete wie der König Runde um Runde fuhr. In den Kreisel fahren konnte er nicht, denn dazu fehlte schlicht ergreifend der Platz.

 

Nach elend langen Minuten, die den drei wie Stunden vorkamen, bog der König endlich ab und fuhr in Richtung Wald. Mason konnte man allmählich mit einem Serienmörder vergleichen der schon lange keinen Menschen mehr umgebracht hatte und nun sein Verlangen nicht mehr aufhalten konnte.

 

Nach weiteren zehn Minuten bogen sie auf einen Geländeweg ein und kamen schon bald an einer Holzhütte an. Dort parkte der König sein schwarzes Bonzehnauto direkt vor der Hütte und Logan fuhr etwas abseits zwischen die Bäume und den Büschen, dort stellte er den Motor ab und stieg mit den anderen Beiden leise aus dem Auto. Der König war mittlerweile im Haus verschwunden und so konnten die drei etwas näher schleichen. Doch schnell bemerkten sie das es ihnen nichts brachte näher ans Haus zu kommen. Die Hütte besaß weder eine andere Öffnung noch waren Fenster vorzufinden. Logan setzte sich frustriert gegen einen Baum.

 

„Dann heißt es jetzt wohl warten.“ Für Mason schien dies eine regelrechte Quälerei, denn seine Augen zuckten immer noch nervös, wenn man es nicht besser wüsste, würde man denken er wäre auf Drogen. Doch Mason war einfach nur wahnsinnig, was für Außenstehende immer noch nicht besser klingen würde, doch die beiden Begleiter wussten was mit Mason los war. Er reagierte schon immer leicht über und, wenn er nicht die Kontrolle über die Situation hatte dann konnte er schon leicht wahnsinnig werden und überreagieren. Dann fing er an zu schwitzen, zu zittern und seine Augen färbten sich gefährlich rot, wie ein Drogenabhängiger eben.

 

Riley nahm es gelassener als er es sollte, doch innerlich versuchte er sich schon die ganze Zeit einzureden das alles wieder gut werden würde und das Harry nichts passiert war. Das er einfach nur auf einem Ausflug war und am nächsten Tag wieder auf dem Teppich stehen würde und wenn die Jungs ihm erzählen würden was sie für ihn gemacht hatten, würden sie alle lachen. Doch ganz tief drinnen wusste auch Riley dass dies nur eine Vorstellung war die sein Unterbewusstsein ihm vor spielte. Denn er war zwar naiv und sah in allem und jedem immer das Positive, doch er war nicht vollkommen bescheuert und konnte eins und eins sehr gut zusammenzählen und dies war eindeutig die einfachste Matheaufgabe die er je gelöst hatte.

 

Logan dagegen versuchte mit seinem Alter einen auf Anführer zu machen und die Beiden immer auf dem Boden zu halten, doch das stresste die Anderen nur und so ließ er es schnell wieder bleiben und sagte so gut wie nichts mehr. Als nach gefühlten zehn Jahren die Tür der Hütte endlich geöffnet wurde und der König hinauskam und sich wieder in sein Auto setzte und davon fuhr. Atmeten sie erleichtert aus, jetzt musste Harry nur noch in dieser Hütte sein und ihre Suche war endlich beendet. Denn langsam fing es schon an zu dämmern und es wurde allmählich kühler.

 

Ohne noch länger zu warten schlich Mason aus seinem Versteck und rannte rüber zu der Hütte, winkte die anderen Beiden zu sich und ging dann hinein. Sein Atem stockte und sein Herz rutschte ihm in die Hose, als er den bewusstlosen Harry auf der Bank in der Hütte liegen sah. Es war ein grauenhafter Anblick, wenn man nicht die leichten Atemzüge sehen konnte, würde Mason denken das sein bester Freund Tod wäre. Doch das war er nicht und darüber waren auch alle ziemlich froh. Als Logan und Riley auch endlich in der Hütte einliefen, schauten sie auch erst geschockt auf den leblosen Harry bevor sie sich zueinander drehten und einen Plan schmiedeten. Schnell erkannten sie, das es wohl am besten wäre wenn sie Harry aufwecken würden, doch das stellte sich schwieriger raus als gedacht. Denn dieser schien wirklich ganz weit weg zu sein, egal was Mason versuchte, es kam nicht die kleinste Regung von dem Braunhaarigen. Leicht verzweifelt drehte sich Mason zu den anderen beiden um.

 

„Sicher das er doch nicht Tod ist?“ - „Quatsch, er atmet immer noch.“ Mason schien nicht ganz überzeugt zu sein. Ihn machte die ganze Sache ziemlich fertig und er kam nicht damit klar seinen besten Freund so zu sehen. Riley schien in dieser Situation der Einzige zu sein der einigermaßen einen klaren Kopf behalten konnte, er versuchte Mason zu beruhigen und schmiss gleichzeitig Logan mit wilden Ideen zu. „Was ist wenn wir Jack und Joseph anrufen und sie fragen ob sie uns helfen kommen? Sie könnten ihren großen Wagen nehmen, würden Harry aufladen und dann zu Mason bringen. Dort wäre er erstmals für die Nacht sicher und Mason könnte sich um ihn kümmern so das er recht bald wieder wach wird und wir ihn zu der ganzen Situation befragen können.“

 

Logan schien überrascht über die guten Ideen die Riley an den Tag brachte, doch fing er sich schnell wieder und kramte nach seinem Handy. Er scrollte durch seine Kontakte und rief dann Jack an. Als dieser nicht an sein Handy ging, legte Logan frustriert auf. Scrollte weiter und versuchte es dann bei Joseph. Dieser nahm ab und kicherte ihm in den Hörer. „Du Joseph es ist echt wichtig und du würdest uns sehr helfen, wenn du und Jack euch bitte euren Wagen nehmt und in den Wald zur alten Jagdholzhütte kommt.“ - „Öhm klar, was ist denn so wichtig?“ - „Schwer zu erklären, du wirst es sehen.“ Mit diesen Worten legte Logan auf und ließ sein Handy wieder zurück in die Hosentasche gleiten. „Sie kommen.“ Riley nickte beruhigt und schaute rüber zu Mason und Harry. Der aschblonde Junge hatte sich neben seinen besten Freund auf den Boden gesetzt und streichelte ihm sorgfältig die leichten Locken aus seinem Gesicht. Den Kopf hatte Mason gegen die harte Bank gelehnt und starrte mit glasigem Blick den bewusstlosen Körper an. Von seiner vor kurzem noch wahnsinnigen Art war nichts mehr zu sehen. Er sah einfach nur müde und überfordert aus, wie er da saß und auf den anderen Jungen hinunterschaute als ob sie beide eine tiefere Verbindung hatten und Mason genau spüren konnte das es Harry gerade überhaupt nicht gut ging.

 

In der nächsten halben Stunde hatte sich Mason nicht von seinem Platz bewegt und die anderen beiden Jungen hatten kein Ton über die Lippen gebracht. Als endlich Jack und Joseph an der Hütte ankamen, waren die Beiden nicht weniger geschockt als die drei Anderen. Trotzdem versuchte Riley das ganze schnell zu halten und ihnen nur die wichtigsten Informationen zu geben, ehe sie halfen Harry ins Auto zu bekommen und ihn in Sicherheit zu bringen. Bei Mason angekommen, trugen sie den Jungen nach oben in das recht kleine Zimmer von Mason und zogen die Tür hinter sich zu.

 

„Mason du schaffst das alleine, die Nacht über?“ Dieser nickte paralysiert. „Logan und ich kommen morgen wieder vorbei um zu schauen wie es weiter geht und was wir am besten machen. Wenn er bis morgen früh nicht aufgewacht ist, bestelle bitte einen Arzt und lass ihn durch checken. Halt uns auf den Laufenden, Ok? Gute Nacht.“ Riley hatte ziemlich schnell gesprochen, doch Mason hatte alles verstanden und immer wieder genickt. Logan nahm Riley und zog diesen aus dem Haus, verabschiedete sich noch von Mason, ehe er ins Auto stieg und dicht gefolgt von den beiden Cousins wieder zurück zum Schloss fuhren.

Kapitel 7 – Der Kampf geht in die erste Runde

 

Als die Tür in die Angeln fiel, rannte Mason direkt die Treppe hoch in sein Zimmer, wo Harry auf dem Bett lag und ziemlich leblos aussah. Mason schaute sich kurz in seinem Zimmer um und entdeckte den Schreibtischstuhl. Diesen nahm er sich und zog ihn neben das Bett zu Harry, seufzend ließ er sich darauf nieder und winkelte seine Beine auf dem Sitzt an. Seine Hand strich Harry durch die wirren Haare und er drehte diese zwischen seinen Fingern. Er würde schon wieder aufwachen. Er würde aufwachen und ihm um den Hals springen, sich bei ihm bedanken und ihn nie wieder loslassen. Doch Mason wusste das dies Wunschdenken war, Harry würde wieder aufwachen, aber er würde ihn nicht freudig anspringen und ihm danken. Trotzdem ließ er diese Szene immer und immer wieder in seinem Kopf ablaufen und versuchte sich einzureden das es vielleicht doch so passieren könnte. Mason stand auf und schnappte sich die Decke vom Boden damit er seinen Freund zudecken konnte. Nachdem er ihn sorgfältig zugedeckt und das Licht gelöscht hatte, ging er aus dem Zimmer einen Raum weiter und machte es sich im Raum seiner Eltern gemütlich.

 

Doch schlafen konnte er nicht, all seine Gedanken kreisten um seinen Freund und die Hoffnung das er morgen wieder wach werden würden und alles wieder gut wird. Doch irgendwie konnte er sich dies selbst nicht glauben und so versuchte er es auch gar nicht erst es sich einzureden. Die Nacht zog sich hin und die Minuten vergingen immer langsamer. Gegen drei Uhr hielt es Mason nicht mehr aus und lugte kurz in sein Zimmer. Harry hatte sich bewegt, er lag jetzt mit dem Kopf in Richtung Wand und sein ruhiger Atme konnte Mason bis zur Tür hören. Das war gut. War es doch? Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, schloss er wieder die Tür und ging die Treppe nach unten in die Küche, machte sich einen heißen Kaffee und setzte sich mit der Fernbedienung vor den Fernseher. In der Nacht lief nichts besseres als auch über den Tag, aber es lenkte Mason ab. Nach wenigen Minuten wurde dieser endlich müde und stellte seine Kaffeetasse auf den Glastisch. Dann schlief er auf der ungemütlichen Couch ein. Er schlief nicht sehr lange, um acht Uhr war seine Ruhe vorbei.

 

Noch total verschlafen stand er von der Couch auf und schlurfte mit der Kaffeetasse in die Küche, stellte diese in das Waschbecken und sprang regelrecht die Treppenstufen nach oben in sein Zimmer zu Harry. Dieser saß wach auf dem Bett und hatte sein Gesicht in seinen Händen vergraben. Mason zögerte keine Sekunde und lief direkt auf seinen Freund zu, nahm die Hände vom Gesicht und zog ihn in eine Umarmung. Harry ging sofort darauf ein und schlang auch seine Arme um den kleinen Körper. Nach wenigen Minuten versuchte Mason sich von Harry zu lösen und schob ihn so weit von sich, das er ihm in die Augen schauen konnte.

 

„Hey, alles klar?“ Der Andere nickte nur etwas benommen und schaute sich desorientiert im Zimmer um.

 

„Du bist bei mir Zuhause. Alles ist gut.“ Wieder nur ein eher schäbiges nicken von Harry. „Ich gehe schnell telefonieren, du läufst nicht weg?“ Harry schüttelte mit dem Kopf, zu mehr war er nicht im stante. Doch für Mason reichte dies und er stand auf und ging aus dem Raum, nahm sein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer von Riley. Nach dem zweiten Ringen ging dieser endlich an sein Handy.

 

„Riley?“ - „Ja so heiße ich, was gibt’s?“ Mason schnaubte einmal, weil selbst an so einem bescheidenen Tag war Riley immer noch er selbst und ließ sich von nichts die gute Laune vermiesen. „Harry ist wach, wollt ihr vorbei kommen?“ Ein lautes Knistern kam aus dem Hörer und ein Schrei von Logan der von einer weiteren Entfernung schrie: „Wir sind schon fertig, gib uns 30 Minuten.“

 

Mit diesen Worten legte Riley auf und Mason schaute nur verwirrt auf sein Handy. Ihm war schon klar das die beiden Freunde so schnell es ging zu Harry wollten, aber Mason hatte sich innerlich erhofft noch mehr Zeit mit ihm alleine zu verbringen. „Hör auf an dich zu denken, es geht hier nicht um dich. Nicht um deine Interessen. Lass es bleiben, Okay?“, murmelte Mason zu sich selbst und schlug sich dabei immer wieder auf seinen Unterarm und die Wirkung seiner Worte zu verdeutlichen. Als er sich wieder beruhigt hatte, ging er wieder zu Harry ins Zimmer, der immer noch auf dem Bett saß und den Boden musterte als ob er nie etwas schöneres in seinem Leben gesehen hätte.

 

„Willst du duschen gehen?“, flüsterte Mason leise, während er das Handy in seinen Händen mehrmals drehte und fast auf den Boden fallen ließ. Harry nickte nur, hob den Blick nicht vom Boden und marschierte dann an Mason vorbei in das Bad. Wumms. Und das Handy war nun wirklich auf den Boden gesegelt. Mason fuhr sich verzweifelt durch die Haare und ließ sich dann zu seinem Handy auf den Boden fallen. „Ein und Ausatmen, ganz ruhig bleiben.“, flüsterte er sich immer wieder zu. Doch ruhiger wurde er dadurch nicht.

 

Die Minuten verflogen und Mason wollte einfach nicht mehr aufstehen, er schien an den Boden festgewachsen zu sein. Selbst als Harry mit frischen Klamotten, von Mason, wieder in das Zimmer kam und sich auf das Bett setzte, blieb er ruhig auf dem Boden liegen und starrte an die Decke. Diese schien in den letzten Minuten immer näher gekommen zu sein, denn er schien nicht mehr aufstehen zu können, die Decke würde ihn erdrücken und er würde lebendig darunter begraben werden. Riinnnggg~ Die Türklingel riss ihn aus seinem Gedankenspiel und Mason reckte sich schnell auf. Die Decke war wieder ganz weit weg und seine Zweifel auch. Schnell sprang er auf und lief nach unten zur Haustür. Dort angekommen, öffnete er diese und vier Personen kamen ins Haus. Riley und Logan hatten anscheinend Jack und Joseph informiert das es Harry wieder besser ging und dann wollten sie mitkommen. Mason hatte nichts dagegen, zwei Personen mehr brachte jetzt auch nicht den Weltuntergang. Mit einer Handbewegung zeigte er nach oben und sie gingen zusammen zu Harry.

 

Riley schmiss sich gleich mit einem beherzten Sprung auf den armen Prinzen und riss diesen fast vom Bett. Seine Arme schlang er ganz fest um Harry. Dieser schien die Umarmung nur halbherzig zu erwidern, denn sein Blick lag immer noch trocken auf dem Fußboden und auch die sanfte Stimme von Logan, der anfing rauf und runter zu reden was gestern alles passiert war, löste nicht den Blick. Mason blieb regungslos stehen, er konnte mit der ganzen Sache nicht umgehen und wollte einfach nur noch alles hinter sich bringen. Riley hatte währenddessen von Harry abgelassen und sich neben ihn auf das Bett gesetzt, sein Kopf lag auf der Schulter des Anderen und die Hand lag auf dem Knie von Harry.

 

„Willst du uns erzählen was passiert ist?“, fiel Logan mit der Frage ins Haus, die Mason schon die ganze Zeit aussprechen wollte, sich aber nicht getraut hatte. Endlich hob Harry den Kopf und schaute sich im Raum um, mit dem Blick blieb er an Mason hängen. „Was passiert ist?“, nuschelt er. Riley nickte und strich mit seinem Finger immer wieder über die Handfläche und fing an kleine Muster nach zufahren. Harry setzte sich etwas aufrechter hin und schüttelte somit den Kopf von Riley von seiner Schulter, doch dem schien das nichts auszumachen.

 

„Es war ein komplett normaler Morgen. Ihr habt mich wach gemacht und ich bin nach unten zum Frühstück. Dort schlug die Stimmung dann plötzlich um und mein Vater und ich kamen in Rage. Wir stritten uns heftig und er schmiss mir Dinge an den Kopf die mir die Luft zum atmen nahmen. Schlussendlich verpasste er mir eine und ich fiel ohnmächtig um. Ich wachte wieder im Zimmer von ihm auf und er stellte mich wieder zur Rede, doch ich wollte nicht reden, also verpasste er mir wieder eine. Dann ist alles weg. Das letzte an das ich mich erinnere ich das hier.“ Verzweifelt schaute sich Harry in der Runde um und hoffte das jemand noch etwas dazu beitragen wollte, das noch jemand seine Lücken im Gedächtnis füllen könnte. Doch niemand schien zu wissen was er sagen sollte. Also ließ Harry wieder resigniert den Kopf zu Boden hängen und seufzte.

 

„Er wollte mich loswerden, ich bin kein Erbe mehr. Nur noch ein Junge ohne Schulabschluss und ohne Zukunft.“ - „Quatsch. Erstens hast du noch uns und zweitens kann er dir nicht einfach den Thron verweigern, du bist der einzige Erbe den er besitzt, früher oder später musst du auf den Thron, also rede nicht so ein Schwachsinn und raff dich endlich wieder auf.“ Riley hatte die Stimme erhoben und schien genau die Punkte zu treffen die Harry zweifeln ließen. Der Schwarzhaarige war schon immer gut im reden, nicht nur im viel reden, sondern auch darin die richtigen Worte zu finden.

 

„Plan?“, rief er in die Runde und schaute sich um. Niemand schien irgendeine Idee zu haben. Niemand schien zu wissen was nun zu tun war. Niemand außer Mason. Doch Mason wollte nicht reden. Er wollte still schweigen und zuschauen bis sich alles wieder von alleine lösen würde. Das war seine Einstellung, einfach so lange zu warten bis sich das Problem von alleine löste. Doch dieses Problem würde sich nicht von alleine lösen lassen und das wusste auch Mason, also nahm er seinen Mut zusammen und meinte: „Das Einzige was wir tun können, ist den König mit seinen eigenen Waffen schlagen.“ Mason nahm sich einen Stuhl und setzte sich darauf.

 

„Wir müssen ihm zeigen das Harry das Recht auf seinen Thron hat und ihm zeigen was er mit dieser Sache angerichtet hat. Ich kenne mich wahrscheinlich nicht gut genug mit Jura aus, aber seinen Sohn zu schlagen und ihn dann in den Wald zu bringen um ihn außer Reichweite zu bekommen, klingt für mich brutal genug das man es anzeigen kann. Bei der Polizei. Und dann würde er wenigstens dafür bezahlen, oder du könntest ihn damit erpressen. Was deinen Thron angeht bin ich mir noch nicht ganz sicher welches Recht du hast und welche Rechte er hat. Henry muss schon einen Plan B haben sonst würde er gar nicht so weit gehen.“ Harry nickte unmerklich. „Er hat noch einen Sohn, oder mehrere ich kann mich nicht mehr genau erinnern.“ Logan schaute geschockt zu Riley und dieser meinte: „Von deiner Mutter?“ Harry schüttelte den Kopf. „Da haben wir es doch“, jauchzte Mason. „Er muss erst die Ehe mit deiner Mutter annullieren, bevor er sich mit jemand anderen Verheiraten kann und dann der Sohn von ihr als Erbe zu ernennen, das heißt, mit der Hilfe deiner Mutter könnten wir es schaffen.“ Noch etwas unsicher nickte Harry aber dann doch. „So machen wir das, wir sind deine Freunde und wir sind für dich da in jeder Lage.“, schrie Riley und sprang dabei vom Bett. Lachend zog er Harry mit nach oben und nahm ihn wieder in den Arm. „Und jetzt verschwinden wir vier wieder und schauen was wir im Schloss machen können, während du hier bleibst und dich weiter ausruhst. Was essen würde auch nicht schaden, Mason kann bestimmt kochen.“ Harry fing an leicht zu grinsen und schubste dann Riley leicht von sich, damit er wieder zu Atem kommen konnte. „Alles klar Chef.“ Riley riss die Hand nach oben und verbeugte sich vor Harry bevor er ihm einen Kuss auf die Wange drückte und dann mit den anderen Drei im Schlepptau verschwand.

 

Mason bohrte sich währenddessen die Fingernägel in seine Handinnenfläche. Warum konnte er nicht auch so Handeln wie Riley. Ohne darüber nachzudenken und ohne diese ganzen Ängste was Harry auf das Ganze erwidern würde. Doch jetzt war keine Zeit für Wut und auch nicht wenn die Wut auf ihn selbst war. Er schaute Harry an, der wieder um einiges besser aussah als noch vor ungefähr einer Stunde. Und das war höchstwahrscheinlich wegen der Hilfe von Riley. Mason könnte sich in die Hand beißen nur bei dem Gedanken wie nah sich die beiden Freunden waren und wie wenig sie machen mussten um den Anderen auch ohne Worte, sondern nur mit körperlichen Berührungen sich besser fühlen zu lassen. Mason wollte dies auch können, doch ihm wurden diese Gene anscheinend vom lieben Gott verweigert.

 

„Sollen wir was essen gehen?“, fragte Mason angespannt und bekam von Harry ein liebevolles Lächeln. Die Beiden liefen zusammen in die Küche und setzten sich an den Küchentisch. Der Orangensaft langte zum trinken und Brot stand auch noch auf dem Tisch. Nur wegen dem Nutella stand Harry wieder auf und nahm dann auch gleich zwei Teller und zwei Messer aus dem Schrank. Einen Teller und ein Messer legte er Mason vor die Nase und den Rest stellte er sich selbst auf den Platz.

 

„Wo sind eigentlich schon wieder deine Eltern?“, fragte Harry beiläufig, während er sich mit Nutella sein Brot beschmierte. „Urlaub.“ War die kurze Antwort von Mason. Harry wusste wie ungern dieser von seinen Eltern sprach, weil sie so gut wie nie für ihn da waren und ihnen alles egal war was Mason machte und sie sich nicht für ihren einzigen Sohn interessierten. Bei einem Streitgespräch war der Mutter einmal raus gerutscht, das er nie gewollt war und das die Beiden nie ein Kind wollten, Mason dann aber doch behielten weil eine Abtreibung nicht in Frage kam. Seit diesem Zeitpunkt fühlte sich Mason nicht mehr als Bestand dieser Familie und wollte sie nur noch so schnell wie es ging aus seinem Leben verbannen. Doch Mason war 19 Jahre alt und würde erst dieses Jahr sein Abitur machen. Klar könnte er einfach ausziehen und sich eine eigene Wohnung suchen, aber woher nahm man das Geld dafür? Ja seine Eltern waren reich, aber das Geld ist nur gut genug für Mason wenn er sich benahm und das tat was sie von ihm verlangten. Ausziehen bevor er seinen Abschluss hatte, fiel nicht in diese Kategorie. Also kein Geld mehr für Mason wenn er gehen würde. Mason schob sich den kleinen Streifen Brot mit dem Nutellaaufstrich in den Mund und schaute Harry dabei an.

 

„Wie geht es dir?“ Der Angesprochene hielt inne und schaute Mason an. Den Finger im Mund hängen und den Mundwinkel mit Nutella verschmiert, sah er aus wie ein kleines Kind das immer noch nicht wusste wie man richtig aß. Schnell zog Harry den Finger aus seinem Mund, den er übrigens mit Nutella beschmiert hatte und rieb sich den Mundwinkel sauber. „Gut, besser als ich gedacht hatte.“

 

Mason konnte über diese Niedlichkeit einfach nur grinsen, das war sein bester Freund. Ein kleines Kind im Körper eines neunzehnjährigem Jungen. Harry wusste das Mason ihn oft niedlich fand und dieser war damit überhaupt nicht einverstanden, ja er benahm sich manchmal wie ein kleines Kind und konnte wie ein Hundewelpen schauen und bekam dann meistens alles was er wollte, aber er war unter keinen Umständen niedlich. Nie und nimmer.

 

„Harry“, nuschelte Mason in sein Brot. „Ja.“ - „Ich wollte dir nur nochmal sagen das du mein bester Freund bist und ich immer für dich da bin und auch immer sein werde und ich dich nie wieder gehen lassen will, weil ohne dich das Leben nur noch halb so viel Sinn macht. Aber ich kann das nicht so offen und ehrlich zeigen, wie zum Beispiel Riley, weswegen ich manchmal den Gedanken hege das du überhaupt nicht registrierst das ich alles bedenkliche versuche.“ Mason's Finger fuhren nervös am Tellerrand entlang und strichen dort die Überreste vom Nutella weg. „Du weißt aber auch das du auch mein bester Freund bist und auch wenn du es nicht so zeigst wie Riley oder auch wenn du nicht immer so offen und hilfsbereit bist wie Logan, weiß ich doch genau das du alles für mich machen würdest. Hör auf dir unnötige Gedanken zu machen. Du bist mein kleiner Bruder und wirst es auch immer bleiben.“ Ein grinsen huschte über Mason's Gesicht und man sah ihm förmlich an das es ihm wieder besser ging und dass die Gedanken sich wieder einigermaßen gelegt hatten. Eine Bestätigung war jetzt genau das was er gebraucht hatte um wieder klar denken zu können.

 

 

Währenddessen bei den anderen, versuchte Riley immer wieder das Lenkrad von Logan in die Hand zu bekommen um sich irgendwas zu beweisen, doch Logan hatte anscheinend mehr als nur zwei Augen und schlug somit Riley's Hand immer weg, schon bevor sie in die Nähe des Lenkrades kommen konnte. Irgendwann gab der Jüngere dann auf und schob sich schmollend tiefer in den Sitz. Um zu untermalen das er beleidigt war, zog er seine Unterlippe nach vorne und überkreuzte seine Arme vor der Brust. Doch Logan schien das ganze eher witzig zu finden und gab Riley keinerlei Beachtung mehr. Jack und Joseph auf der hinteren Bank, versuchten ein Lachen zu unterdrücken und pressten sich gequält die Hände vor den Mund. Riley benahm sich manchmal sehr kindisch, dann wieder sehr ernst und dann war er die Ruhe in Natur. Menschen die ihn nicht richtig kannten wurden schnell bekloppt bei seinen Stimmungsschwankungen aber seine Freunde kannte diese und fanden es meist nur noch witzig.

 

Als sie am Schloss ankamen verabschiedeten sich Jack und Joseph, weil die Beiden jetzt Dienst beim König hatten und weil es nicht auffallen sollte das sie zu viert über das Gelände streiften. Logan und Riley setzten sich auf eine Bank vor dem Haupteingang und schauten diesen genau an bis Riley die Stille unterbrach: „Weißt du wie wir jetzt weiter vorgehen?“ Als erstes wollte Logan mit dem Kopf schütteln, doch dann kam ihm ein Gedanke.

 

„Eigentlich könnten wir mal den König etwas beobachten und schauen was er macht. Einfach um raus zu finden mit welchen Waffen wir ihn schlagen könnten.“ Riley fuhr sich mit seinen langen Fingern über sein eckiges Kinn und verzog die Augenbrauen. „Wäre das nicht zu auffällig? Ich meine wir sind ihm schon gestern wie Bekloppte gefolgt und er ist bestimmt nicht so blöd und hat das ganze nicht mitbekommen. Außerdem, wenn er nach Harry schauen geht und merkt das dieser nicht mehr da ist, sind wohl wir Beiden die Hauptverdächtigen.“ Logan zog scharf die Luft ein. Einerseits hatte Riley ja recht aber andererseits wollte er was tun. Er konnte nicht tatenlos herumsitzen und zuschauen wie alles seinen Lauf fand. Logan musste genau durchplanen wie es weiter gehen sollte. Doch mit Riley an der Seite war dies so gut wie unmöglich. Dieser ließ immer alles auf sich zukommen und war die Ruhe für sich. Egal wie aussichtslos die Sache war, Riley sah überall einen Tunnel durch den man entfliehen konnte und solange der Tunnel noch nicht stark genug leuchtete und man deswegen nicht einfach raus spazieren konnte, blieb er ruhig und wartete. Logan hasste diese Art, es machte ihn fertig mit welch einer Leichtigkeit der Jüngere immer alles aufnahm und das man ihn wirklich überhaupt nicht aus der Fassung bringen konnte. Doch bewunderte er auch diese Art, es war einfacher einen kühlen Kopf zu behalten und sich erst mal Gedanken zu machen. Während Logan meistens überstürzt handelte und es dann meistens nur noch schlimmer machte als es eh schon war, lehnte sich Riley zurück und ließ seine Gedanken treiben. Es dauerte manchmal etwas länger bis er einen geeigneten Plan hatte, aber dieser funktionierte dann auch zu 99% und man konnte sich immer auf Riley verlassen.

 

„Dann schlag du was vor. Los!“ - „Sei mal nicht so ungeduldig, mir wird schon was passendes einfallen und wenn nicht dann machen wir nichts unüberlegtes.“ Logan war kurz vor einem Nervenzusammenbruch, er wollte etwas machen was seinem Freund half und alles was Riley dazu sagte war, das ihm schon was einfallen würde und er nicht so ungeduldig sein sollte.

 

„Weißt du, das erste was wir machen könnten wäre kündigen.“ - „Warum um Himmels Willen sollte ich kündigen?“ Logan war jetzt komplett am Ende, doch Riley schien sich seiner Sache sehr sicher und ließ sich nicht von dem entsetzten Gesichtsausdruck beirren. „Um ihm zu zeigen das wir hinter Harry stehen, das wir hier nicht mehr arbeiten wenn er nicht mehr da ist. So zu sagen, aus Loyalität.“ Langsam schien es Logan einleuchtender, aber er verstand immer noch nicht was es jetzt nun für ihn bedeuten würde. „Wir würden nicht wirklich kündigen, wenn Harry wieder kommt und wir alles wirklich gerade biegen können, dann würde er uns wieder einstellen. Aber jetzt müssen wir das durchziehen. Um ihm zu zeigen das er nicht alleine kämpft, sondern das er auch Gegenspieler hat.“ Logan schien ein Licht aufzugehen, plötzlich fühlte er sich genauso schlau wie Riley. „So, warum kündigt man?“ Und die plötzliche schlaue Phase war wieder vorbei und Logan fühlte sich erneut dumm wie Stroh.

 

„Wir müssen einen Grund angeben?“, fragte er komplett verwirrt und schaute Riley aus überraschten Augen an. Dieser hatte es sich bequem gemacht und lag nun halb auf der Bank. „Jap.“ Logan streckte seine Beine aus und schlug sich einmal sanft auf beide Kniescheiben bevor er ein lautes Seufzen los ließ und resigniert zu Riley schaute.

 

„Warum man kündigt? Man ist unzufrieden?“ - „Nein wir wollten doch nicht Harry in den Rücken fallen.“ Riley verdrehte die Augen und schaute zu dem Größeren auf. Manchmal machte er sich Sorgen ob bei ihm oben in der Stube noch alles vollzählig war oder ob sein Gehirn schon weggelaufen war. „Zum Beispiel, das du einen Job gefunden hast, bei dem du weniger arbeiten musst aber dafür mehr Geld verdienst. Wie mein Cousin, der hat Bäcker gelernt, arbeitet jetzt aber bei der Bundeswehr weil er dort mehr Geld verdient und er dort bessere Schichten hat. Das ist ein guter Grund.“ Logan nickte und grummelte böse Wörter vor sich hin, in der Hoffnung das Riley sie nicht hören würde.

 

„Lass uns ins Schloss gehen, es wird kalt.“ Riley sprang von er Bank und schlang seine Arme um seinen Körper um sich wärmer zu halten. Sie gingen den Weg nach oben zum Eingang und schoben die große Tür zur Seite. Schon bevor sie die Eingangshalle erreicht hatte, kam ihnen Lucy entgegen.

 

„Hey, was sucht ihr?“ - „Warum sollten wir was suchen?“, versucht Riley die ganze Aktion zu überspielen. „Na Harry ist verschwunden.“ Da gab es nichts mehr zu überspielen, das Mädchen wusste von allem Bescheid. Riley ließ die Schultern sinken und meinte: „Ja wir hatten Harry gesucht.“ - „Was heißt hatten?“ - „Das heißt das wir es jetzt nicht mehr machen, Mensch Mädchen.“, juchzte Riley und warf theatralisch die Arme in die Luft um zu zeigen wie entsetzt er doch war. Lucy verdrehte die Augen und versuchte auf lässig zu spielen, indem sie ihre Arme überkreuzte und sich mehr auf das linke Bein stellte. „Und warum habt ihr aufgehört?“ - „Warum hört man wohl auf jemanden zu suchen? Ja genau, wenn man ihn gefunden hat, tausend Punkte für Lucy und ihre ultra schlaue Frage. Einen Applaus bitte. Danke.“ Logan schlug Riley mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf und der Getroffene schrie kurz auf.

 

„Wir haben ihn gefunden in einer Waldhütte und haben ihn zu Mason gebracht, damit er sich dort auskurieren kann.“ Fasste Logan die Geschehnisse sachlich in genau einem Satz zusammen und Riley verdrehte neben ihm mit den Augen. „Oh nein, was ist denn genau passiert, hoffentlich geht es ihm gut?“ Beide Jungs nicken und schütteln dann den Kopf, merkten aber schnell das sie gerade irgendwas verdreht hatten und Logan schrie „Ja“ und Riley „Nein“. Beide schauten sich an. Das war jetzt etwas verwirrend. „Ich glaube ich weiß was ihr meint.“ - „Ach echt?“, kam die überrascht klingende Frage von Riley: „Ich weiß nämlich gerade selbst nicht mehr was ich eigentlich sagen wollte, um so besser das du noch weißt worum es geht. Wenn ich gar nicht mehr weiter weiß dann komm ich zu dir.“ Das Mädchen grinste überheblich und verabschiedete sich dann wieder recht schnell.

 

„Ich mag die Schnepfe nicht.“, murmelte Riley, während Logan hinter ihm die Augen verdrehte und dem Anderen dann einen Schubs in die richtige Richtung gab.

 

 

Lucy ging geradewegs in die Gemächer des Königs und hoffte das dieser sich auch dort aufhielt. Als sie vor der Tür ankam und eine tiefe Stimme herein schrie, trat sie ein und stellte sich neben den König an den Schreibtisch. Dieser schaute auf und fing an zu lächeln bei dem Anblick von Lucy. „König wir haben ein Problem und dieses wird ihnen ihren ganzen Plan durcheinander bringen.“

 

 

 

 

 

Kapitel 8 – Feinde: stehen dir näher als Freunde

Der Teller klirrte, als er in die Spüle fiel und Mason ohne hinzusehen den Wasserhahn aufdrehte um damit die Teller von den Nutellaresten zu befreien. Doch sauber sahen sie nach seiner Aktion nicht wirklich aus. Aber das war ihm egal, es gab ja noch genug saubere Teller im Schrank, da kam es auf die Beiden dreckigen auch nicht mehr an. Zufrieden mit seiner Arbeit, ging er zu Harry in sein Zimmer und nahm sich Kleider aus dem Schrank. Mit einem Seitenblick über die Schulter und einer deutlichen Geste, verschwand Mason im Badezimmer und sprang unter die Dusche. Weil er genau wusste das Harry schnell ungeduldig wurde, beeilte er sich extra und fiel beim aussteigen fast auf die nassen Fiesen. Doch er konnte sich noch rechtzeitig retten und krallte sich mit beiden Händen am Waschbecken fest. Schnell zog er sich an und ging dann wieder zu Harry in sein Zimmer.


Dieser versuchte bereits die aufkommende Langeweile zu unterdrücken indem er sich den Nintendo von Mason geklaut hatte und gerade Mario Kart spielte. Doch diesen klappte er schnell wieder zu, als er seinen Freund im Türrahmen stehen sah. „Können wir los.“, fragte Mason leise und zeigte die Treppe runter. Harry fühlte wie sich ein großer Glos in seinem Hals bildete und er nicht mehr aufstehen wollte. Jede Bewegung schien plötzlich falsch und schwerer als sonst. Nur mit Mühe und Not schaffte es Harry aufzustehen und bis an die Tür zu kommen. Der Glos war mittlerweile so groß geworden das er Angst hatte daran zu ersticken. Doch Mason lächelte ihn so ehrlich und aufbauen an, dass alles erträglicher wirkte und weniger grausam.

 

Die Beiden sprangen die Treppen hinunter und an der Haustür schnappte sich Mason seinen Motorradschlüssel und den Haustürschlüssel. Dann gingen sie nach draußen und Mason schloss die Tür ab, während Harry schon auf das Motorrad von Mason zuging und sich auf den hinteren Sitzt schwang. Fast wäre er wieder runter gefallen, denn sein Gewischt auf den hinteren Teil des Motorrades brachte dieses gefährlich ins Schwanken. Doch Mason schwang sich auch auf das wackelnde Teil und balancierte es somit wieder aus. Alles fühlte sich an diesem Tag falsch und ziemlich kompliziert an. Wenn Harry sonst die Arme immer ohne nachzufragen um den Bauch von Mason schlang, wusste er heute nicht was er damit anfangen sollte und hielt sich schlussendlich am hinteren Rand fest. Diese Position war um einiges unbequemer, doch Harry wollte keine falschen Bewegungen machen und Mason zählte zu diesen Dingen bei denen er an diesen Tag besonders vorsichtig sein wollte und ja kein Fehler machen würde.

 

Mason wunderte sich etwas, doch ließ es dann bleiben nachzufragen. Es würde nur unnötigen Atem kosten und sie würden sowieso nicht auf einen runden Nenner kommen. Wenn Harry nicht wollte, dann wollte er nicht. Trotzdem verletzte es Mason irgendwo. Am Frühstückstisch hatte Harry noch bestätigt das nichts war und das er weiß, dass sie beste Freunde sind und jetzt fasste er ihn nicht mal mehr an. Doch beschweren wollte er sich nicht. Kein Grund um etwas noch schlimmer zu machen als es eh schon war. Also startete Mason sein Motorrad und fuhr langsam vom Platz. Als sie schneller wurden und es Harry auf dem hinteren Platz immer wackliger wurde und er irgendwann keinen Halt mehr zu finden schien, schlag er doch seine Arme um Mason. Erst ganz locker und behutsam, aber nur wenige Minuten später kuschelte er sich an den Rücken des Anderen und legte seinen Kopf auf die Schulter von Mason. Es würde dem Anderen schon nichts aus machen und wenn doch, dann würde er was sagen.


Die Fahrt zum Schloss verlief sehr ruhig und ohne Zwischenfälle. Am Schloss angekommen, stellte Mason das Motorrad so weit weg vom Eingang wie möglich und verkroch sich dann zusammen mit Harry hinter den nächstbesten Busch. Gesehen werden durften sie nicht, erst recht nicht Harry. Dann würde das ganze auffliegen und es wird große Probleme geben. Also setzten sie sich gemütlich hin und Harry's Kopf glitt wie von ganz alleine auf den Schoss von Mason. Dieser schloss die Augen und versuche diese Berührung zu genießen, weil er das Gefühl hatte das sich Harry im Moment sehr von ihm distanzierte. Ein leises Zwitschern ließ ihn aufschrecken. Das war definitiv kein Vogel gewesen und auch Harry schien das so zu sehen, denn er kramte sein fast defektes Handy aus der Hosentasche und erkannte das er mehr als 100 Nachrichten auf WhatsApp hatte. Über fünfzig davon waren von Harry's besorgter Mutter und waren gefüllt von Fragen und Vorwürfen. Harry tippte ihr eine schnelle Erklärung und versuchte sie zu beruhigen. Weitere Nachrichten waren von seinen Freunden und die letzten zwanzig von einer Gruppe die den Namen 'CoolnessBisInsKönigreich' trug. Harry musste unwillkürlich schmunzeln.

 

Riley hatte anscheinend die Idee gehabt eine Gruppe zu eröffnen in der er und Logan, sowie die beiden Cousins als auch Harry und Mason drin waren. Die Nachrichten waren alle Smileys und hatten keinen Zusammenhang. Harry stellte sein Handy wieder auf Lautlos und sperrte es dann. Er schob es wieder in seine Hosentasche und schaute zu Mason auf. „Ich glaube wir sollten was bereden.“ Der andere schluckte, nickte aber bejaht.

 

„Irgendwie habe ich das Gefühl das irgendwas zwischen uns nicht stimmt aber ich komme nicht drauf was es sein könnte. Wenn du irgendein Problem hast dann wäre es für mich erträglicher wenn du es ausspricht anstatt es in dich hineinzufressen und darauf zu warten das ich von ganz alleine darauf komme. Also hopp, spuck es aus.“ Mason schien am Anfang verwirrt zu sein und wusste nicht genau was er jetzt darauf antworten sollte, doch schnell begriff er was Harry aufgefallen war und erklärte: „Es hat weniger etwas mit dir zu als mit der Tatsache das mich diese ganze Situation irgendwie fertig macht und das obwohl ich hier nicht die betroffene Person bin sondern du.“ - „Aber ich bin dein bester Freund und du liebst mich ganz dolle, oder?“, fragte Harry zuckersüß und pikste dabei Mason kichernd in den Bauch. Dieser erschrak kurz und riss die Augen auf, bevor er bestätigend nickte und sich an seinen besten Freund kuschelte. Irgendwie war die Differenz abgeschlossen ohne das sie wirklich darüber geredet hatten. Doch dies war eine komische Angewohnheit von Harry, er schaffte es immer wieder alle auf andere Gedanken zu bringen ohne das eigentliche Problem zu lösen und sobald man wieder an das Problem dachte, war es meistens verschwunden. Er war Meister im ignorieren eines Problems bis dieses von alleine verschwand.

 

Doch auch wenn die Beiden nicht mehr aufhören wollten zu kuscheln, dieses Problem ließ sich leider nicht durch ignorieren lösen. Also wurde Harry schnell wieder ernst und schaute Mason an. „Wir müssen in dieses Schloss.“ Dabei betonte er das ‚in‘ so sehr als ob es das wichtigste Wort im Universum war und ohne dieses Wort würden alle Menschen aussterben. Doch Harry hatte schon immer den Drang dazu etwas zu überdramatisieren, das hatte er mit Mason gemeinsam. Während die Beiden eine Sachlage immer überdramatisierten stand Riley daneben und schlief. Es war ein Kontrast wie Winter und Sommer oder Regen und Sonne, aber es glich sich wunderbar aus und alles lief gut. Aber die Beiden alleine hatten keinen Anker der sie wieder runter zog. Sie alleine konnten nämlich nur dramatisch denken.

„Und das am besten schnell bevor wir erwischt werden und wie im Mittelalter am Strick gehängt werden.“ - „Mach doch kein Quatsch. Dafür würde er sich gar nicht die Mühe machen, ich wette mit dir das er mit seiner Shotgun durch die Gänge rennt und alles abknallt was so ähnlich wie ich aussieht.“ Mason zog die Augenbrauen nach oben und schien diese Konversation zu überdenken. „Wir müssen echt ins Schloss bevor wir hier noch komplett wahnsinnig werden.“ Bestätigend nickte ihm Harry zu und sprang auf. Beide krabbelten von Busch zu Busch und versuchten nicht von irgendjemanden entdeckt zu werden. Als sie weniger als zwanzig Meter vor der Treppe waren, blieb Harry stehen und jaulte auf.

 

„Wir haben was übersehen.“ - „Hä?“ - „Wie..“ Harry zeigte auf die Treppe: „kommen wir da rauf?“ Mason setzte sich gequält hin und ließ den Kopf in die Hände fallen, daran hatte er noch gar nicht gedacht. Das würde schwierig werden. Die ganze Treppe schafften sie unmöglich ohne dabei gesehen zu werden, sie war viel zu lang und es gab kein Geländer oder Mauer hinter der sie sich hätten verstecken können. Ein wichtiges Detail das sie vergessen hatten.

„Merkst du was?“, flüsterte Harry. Und Mason nickte zustimmend. Sie schafften es nicht, nicht einmal an die Treppe konnten sie denken oder einen kühlen Kopf behalten. Riley wären in der Zeit schon zwanzig Lösungswege eingefallen und Logan wüsste immer wie man etwas auch anders regeln konnte. Doch Mason und Harry fühlten sich im Moment dumm wie Brot und so hohl wie Stroh. Doch das brachte sie auch nicht die Treppe nach oben.

 

„Idee.“, schrie plötzlich Harry und bekam nur Sekunden später eine Hand auf seinen Mund geknallt. Mit einem „Shhhhh“ untermalte Mason seine Handlung. Der Andere kramte sein Handy aus seiner Tasche und versuchte die Hand von Mason wieder von seinem Mund zu bekommen. Doch diese schien es nicht zu wollen, ohne nachzudenken leckte Harry einmal mit seiner Zunge über die Hand und Mason schrie gequetscht auf und nahm die Hand vom Mund. Ein zufriedenes lächeln umschloss Harry's Mundwinkel, er hatte bekommen was er wollte, auch wenn er dazu härtere Geschütze ausfahren musste.

 

„Ich frag Riley was wir machen sollen.“ Mason ließ sich frustriert nach hinten fallen, hatte dieser doch wirklich mit dem Gedanken gespielt, dass Harry wirklich einen eigenen Einfall hatte, doch das war anscheinend hoffnungslos verloren. Schnell öffnete Harry die Gruppe und schrieb in Großbuchstaben: „MASON+ICH,SITZEN VOR SCHLOSS! IDEEN, IN SCHLOSS?“ Für Sätze reichte es anscheinend nicht mehr und für eine geeignete Logik anscheinend auch nicht. Aber Riley würde es verstehen, Riley verstand nämlich alles, auch wenn es noch so viel Fehler hatte und jeder andere Mensch beim ersten Wort einen Zungenbrecher bekam, der Schwarzhaarige schaute kurz drauf und erklärte dann mit einem Gähnen was die Person von einem wollte. Es war manchmal sehr anstrengend, weil er sich angewöhnt hatte auch nur noch in Rätsel zu schreiben. Doch Mason hatte sich lange genug dagegen gewährt bis Riley extra für ihn wieder mit normal verständlichen Sätzen anfing.

 

„Bis der das liest ist es dunkel und wir schlafen.“ Doch Harry hörte ihm gar nicht zu denn die erschienene Worte auf dem Bildschirm nahmen ihm die Aufmerksamkeit. Anscheinend waren diese Worte nicht sehr ausführlich und auch in einzelne Teile gehackt, denn Harry hielt Sekunden später Mason das Handy unter die Nase mit der Aufforderung auch mal zu versuchen dieses Chaos was sich Nachricht nennen durfte zu entziffern. „TRPE HITRASGNG, NÄHER, L. WARTEN“ Doch auch Mason zog verwirrt die Augenbrauen nach oben und schob das Handy dann wieder ein Stück von sich weg. Genervt massakrierte Harry den Fragezeichen Button und jeder normale Mensch würde ihn jetzt blockieren, doch Harry tat dies öfters und wenn man etwas unerklärlich ausdrückte dann musste man schon damit rechnen das er wieder damit anfing. Während Harry seine Fragezeichen Armee in der Gruppe verteilte kam eine neue Nachricht von Riley in der die beiden Worte „Hintertür“ und „Logan“ standen. Immer noch nicht mehr als in der ersten Nachricht aber um Längen verständlicher.

 

„Na siehst du. Meine Ideen sind doch immer die besten.“, meinte Harry und schickte ein Herz in die Gruppe, danach packte er sein Handy wieder ein und legte sich auf den Boden. Mason wusste ja das sein bester Freund nicht oft Ideen hatte, aber wenn er welche hatte dann waren sie meist mehr schlecht als recht, aber ließ sich dann nicht mehr davon abbringen. Da lag er also auf den Boden und streckte die Armen und Beinen von sich. „Du musst so nah am Boden sein wie möglich“, versuche er seine Aktion zu beschreiben. Doch Mason schien nicht darauf eingehen zu wollen, denn er stand auf und lief zwei Schritte, bis er sich hinter der Treppe verstecken konnte und dann gemütlich an der Außenwand vorbei schlich. Nach weniger als zehn Meter blieb er stehen und drehte sich um, Harry lag immer noch wie ein gestrandeter Wahl auf dem Boden und rührte sich nicht. Selbst das Augenverdrehen oder die anzügliche Handbewegung von Mason konnte ihn nicht überzeugen, doch als der Blonde Harry einen Kussmund machte und ihm mit Gesten zeigte das er sein Herz war, kam Bewegung in den Jungen und er rannte zu seinem Freund und sprang diesen an.

 

Schnell konnten sich die Beiden wieder beruhigen und keiner musste laut lachen. Langsam und geduckt schlichen sie an der Außenwand vorbei, dabei wurde ihnen die Größe des Schlosses bewusst und keiner der Beiden konnte einschätzen wie lange sie noch laufen würden bis sie endlich die Hintertür erreichten. Nach etlichem laufen kamen sie dann endlich im Garten an. Die Tür für den Hintereingang war versteckt und man konnte sie nicht von außen öffnen, aber in diesem Falle würde Logan auf sie warten. Die Beiden duckten sich noch etwas tiefer und sprangen dann die kleine Mauer hinunter in den Vorsprung wo die Tür war. Sie war geschlossen doch Harry klopfte einmal und sofort ging sie auf. Langsam fühlten sich die Beiden wie in einem Aktionsfilm in dem sie als Superhelden die Welt retten mussten, wobei sich Mason eher wie ein Schwächling vorkam als wie ein Superheld. Doch Harry schien in der ganzen Sache aufzublühen und seinen Reiz darin zu finden. Sie gingen mit Logan in das Schloss und rannten fast die Stahltreppe nach oben in den ersten Stock, wo sie dann auch Riley fanden. Dieser begrüßte sie mit einer herzhaften Umarmung und einem Kuss auf die Wange.

 

„Was habt ihr bis jetzt getrieben?“ - „Gründe zum Kündigen gesucht und dann ohne Ziel durchs Schloss gewandert, hatten wir ein Spaß, oder?“, meinte Riley und bockste dabei Logan in die Rippen. „Ja“, japste dieser und drückte sich die Hand auf die schmerzende Stelle.

 

„Und wie geht es jetzt weiter?“ - „Ach ja, wir haben Lucy eingeweiht irgendwie wusste sie die Hälfte und andererseits hatte Riley sie dumm.. naja Riley war eben Riley und das musste ich dann irgendwie noch retten.“ Der Angesprochene schlug Logan für dieses Kommentar wieder in die Rippen und dieser fing wieder an zu japsen. „Was heißt denn hier bitte Riley war wieder Riley? Hab ich jetzt schon eine ganz eigene Charaktereigenschaft die man mit meinem Namen benennen kann oder was? Ich meine ich sag ja auch nicht, ach da hast du dich wieder besonders Logan aufgeführt, wenn jemand furchtbar nett zu mir ist und alles in einer Blümschenwiese badet“, motzte der Schwarzhaarige und war kurz davor dem Anderen wieder mit der Faust auf die Rippen zu schlagen, wenn dieser nicht rechtzeitig zur Seite gesprungen wäre und wimmernd die Hand weggeschlagen hätte.

 

„Ganz ruhig.“, versuchte Harry die Oberhand zu übernehmen. Doch irgendwie schien ihm keiner zuzuhören. Man merkte direkt das die Beziehung zwischen Butler und Prinz nicht vorhanden war und das sich alle benahmen als ob sie schon immer befreundet wären und niemand einen Rang höher war, als der Andere. „Hmmhmm, RUHE!“, schrie Harry jetzt und alles wurde mucksmäuschenstill. „Geht doch. Und jetzt, entschuldigt euch.“ - „Tschuligung...“, nuschelten sie und gaben sich die Hand, bevor Riley Logan in eine Umarmung zog und den anderen damit fast erwürgte.

 

„Aber jetzt müssen wir weiter und am besten noch irgendwas erreichen.“, meldete sich Mason und spornte die Anderen an endlich wieder was zu tun. Riley ließ Logan wieder atmen und stimmte dann zu. Harry hatte sich schon längst in Bewegung gesetzt und irgendeine Richtung eingeschlagen. Nach drei Schritten merkte aber auch er das es eine Sackgasse war und drehte sich auf dem Absatz wieder um, damit er in die andere Richtung laufen konnte. Wie bei der Armee liefen die Freunde Harry hinterher und dieser führte sie gekonnt und durch fast unbekannte Flure in den Hauptsaal. Imaginär klopfte er sich für diese Leistung auf die Schulter und erntete von den Anderen komische Blicke.

 

„Heeyyy!“, schrie jemand sehr hell und Riley schlug sich die Hände auf die Ohren. Die Tür flog wieder in ihre Angeln und Lucy kam auf die vier Freunde zu. „Harold schön dich wieder zu sehen, wir haben uns alle Sorgen um dich gemacht.“ Dieser schien bei ihren Worten zu schmelzen und ein riesiges grinsen bildete sich auf seinem Gesicht. „Ja ich bin wieder da und sehr lebendig.“ - „Ich wollte auch nur fragen ob ich euch nicht irgendwie helfen könnte?“, fragte sie und klimperte dabei mit ihren langen Wimpern. Gekonnt schmiss sie sich ihre langen blonden Haare nach hinten und setzte einen Hundeblick auf. Harry war sofort Feuer und Flamme von der Idee und stimmte zu. Logan hatte eigentlich nichts dagegen und Riley hielt sich raus, weil jeder wusste was er von dem Mädchen hielt. Nur Mason schien alles andere als begeistert zu sein. Er hatte die Augenbrauen zusammen gezogen und die Arme verschränkt und machte mit einem „Nein“ den Anderen deutlich das er sie nicht dabei haben wollte. Das diese Aktion von Eifersucht trotzte, wollte er sich selbst nicht eingestehen und es schien auch niemand zu merken außer Riley, aber der wusste auch alles.

 

Trotz des Protestes von Mason, hielt Harry an dem Mädchen fest und erklärte ihr was sie jetzt als nächstes vorhatten. Sie hörte aufmerksam zu und nickte immer wieder wenn es etwas zu bestätigen gab. Nach dem Harry geendet hatte schaute er die Anderen an. „Ich ruf mal schnell Jack und Joseph an.“ Mit einer einfachen Handbewegung zog er seinen sogenannten besten Freund aus der Hosentasche und rief die Beiden an. „Jungs, ihr würdet mir einen großen Gefallen tun wenn ihr in mein Zimmer gehen könntet und dort meine wichtigsten Sachen zusammensuchen würdet. Eine Reisetasche müsste auch in meinem Schrank stehen, die könnt ihr nehmen. Passt aber bitte auf das euch niemand sieht.“ Mit diesen Worten legte er wieder auf und ließ sein Handy zurück in die Hosentasche gleiten.

 

„Wir müssten mal schnell aufteilen. Ich muss noch schnell in die Stadt, wir brauchen Urkunden, denn die Originale hat dein Vater im Kamin verbrannt. Mason und Riley ihr geht bitte in die Küche und holt irgendwas zu essen, außer Harry und dir hat niemand was gegessen und ich fühle mich langsam wirklich ausgehungert. Dabei passt ihr bitte auf das euch niemand sieht, haltet aber gleichzeitig Ausschau nach dem König. Harry und Lucy ihr versucht einfach unentdeckt zu bleiben und irgendwelche Hinweise zum Plan des Königs zu finden, denn er muss ja einen haben, er wird ja nicht unüberlegt handeln.“ Alle nickten, manche mehr gezwungen als gewollt aber sie gingen dann alle ihren Tätigkeiten nach.

 

Riley und Mason gingen in Richtung Küche und sobald sie außer Reichweite von den Anderen waren, schlug Riley Mason gegen den Arm und meine: „Du kleine eifersüchtige Sau, mach das mal nicht so auffällig mein Großer, das sieht man aus dreißig Kilometer Entfernung das du der Schnepfe die Bratpfanne über den Schädel ziehen willst.“ - „Ich bin überhaupt nicht eifersüchtig.“, flüstert Mason und versucht Riley dabei nicht anzusehen. „Sie wird dir ihn schon nicht wegnehmen, mach dir keine Gedanken.“ - „Was meinst du mit wegnehmen?“ Doch Riley grinste nur vor sich hin und fing leise an zu pfeifen. „Ich meine du bist auch sein bester Freund und machst dir gar keine Gedanken.“ Doch Riley reagierte immer noch nicht und pfiff weiter vor sich hin. Mason lief wie auf heißen Kohlen, was könnte der Andere meinen und wusste er was in Mason vor sich ging oder war Riley einfach nur ein sehr guter Schauspieler? Aus dieser Person wurde noch niemand schlau. „Mach dir nicht so viele Gedanken, ich weiß was du über ihn denkst. Ich kann Menschen besser lesen als sie denken und ein Job als Psychologe wäre wohl auch eine sehr gute Wahl gewesen aber leider war ich zu faul zum studieren.“, sagte Riley. Er schien das so ganz nebenbei zu sagen, ohne Zusammenhang und ohne größere Bedeutung doch Mason interpretierte in dies Aussage zu viel hinein und lief tomatenrot an.

 

„Mensch kleiner ich verrate schon nichts, aber falls du gedacht hattest das merkt keiner, dann solltest du das nächste mal vielleicht nicht so auffällig sein. Ich meine das geht jetzt schon das ganze letzte halbe Jahr so, sogar auf mich bist du oft eifersüchtig obwohl ich wohl keine große Konkurrenz bin.“, grinsend flüsterte Riley diese Worte und lief dann wieder etwas schneller. Doch Mason war immer noch nicht beruhigt, der Gedanke das Riley alles wusste, machte ihn ganz nervös und er fing an zu schwitzen und atmete abgehackt. Doch Worte oder Sätze konnte er mit dem Chaos in seinem Kopf nicht formen, den es würden nur Geräusche über seine Lippen kommen und wie ein erstickendes Kätzchen wollte er nicht klingen. Es langte schon das er sich hier vor Riley benahm wie ein verliebter kleiner Teenager, obwohl diese Aussage nicht sehr weit weg von der Wahrheit lag, doch er wollte nicht so klingen. Bevor er weiter denken konnte, schlangen sich zwei Arme um ihn und strichen ihm sanft über den Rücken.

 

„Hör auf zu denken Mason, das steht dir nicht.“, flüsterte Riley und fing sich einen Schlag auf den Rücken ein, doch seine Worten zeigten Wirkung denn Mason entspannte sich wieder und ein kleines Lächeln konnte man auch wieder sehen. Mit seiner Arbeit zufrieden, löste sich Riley wieder aus der Umarmung und setzte seinen Weg fort, dicht gefolgt von einem wieder fröhlich wirkenden Mason. „Essen?“ - „Essen.“

 

 

Während die Beiden in der Küche ankamen, waren Harry und Lucy in der zweiten Etage angekommen. Sie liefen ohne Plan durch die Gänge und hatten auch eigentlich kein Ziel vor Augen. Doch Lucy hatte sowieso etwas ganz anderes im Auge. Immer wieder versuchte sie die Hand von Harry zu erhaschen um sie mit ihrer eigenen zu umschlingen und sie festzuhalten. Doch ob ungewollt oder nicht, die Hand von Harry schwang, immer wieder genau dann wenn sie zugreifen wollte, in die andere Richtung und Lucy bekam sie einfach nicht. Nach mehreren verzweifelten Versuchen entschied sie ihre Taktik etwas zu verändern. Mit einem gehässigem grinsen auf den Lippen drückte sie Harry plötzlich gegen eine Tür und lehnte sich gegen ihn. Der Braunhaarigen riss erschrocken die Augen auf und wollte eigentlich so schnell es ging wieder aus dieser Position verschwinden, doch Lucy wollte ihn nicht loslassen, sie hatte einen anderen Plan.

 

Langsam schloss sie ihre Augen und ihr Kopf bewegte sich immer näher zu Harry's und kurz bevor sich die Lippen berühren konnten, schrie Harry auf. „Was um Himmels Willen versuchst du hier?“ Doch Lucy schien diese Aussage zu überhören, denn sich versuchte ein weiteres mal Harry zu küssen, doch dieser drehte schnell den Kopf zur Seite und so gab sie ihm nur einen Wangenkuss. Leicht wütend über diese Pleite, versuchte sie den Kopf von Harry wieder in die richtige Richtung zu drehen, doch dieser war zu stark.

 

„Harry, ich will dir doch nichts böses.“ - „Ich will aber nicht von dir geküsst werden.“ - „Ach was, ich weiß doch das du auf mich stehst, wie du mich immer anschaust und schau mich doch an. Ich bin wohl das hübscheste Mädchen das du je gesehen hast und deine Wahl wird wohl nie besser sein. Komm schon küss mich oder hast du Angst? Du wirst doch wohl schon mal jemanden geküsst haben.“ Augenblicklich lief Harry rot an und Lucy merkte das sie einen guten Punkt getroffen hatte. „Wen?“ Doch Harry gab keinen Ton von sich, presste die Lippen aufeinander und würde auch nichts sagen. Ja er hatte schon mal jemanden geküsst obwohl er noch nie eine Freundin hatte, doch dieser Kuss war eine Besonderheit und blieb unter diesen beiden Personen. Harry würde nichts sagen, unter keinen Umständen.

 

„Kleiner Prinz, komm erzähl es mir. Wer hat diese Lippen das erste Mal berührt? Sie war bestimmt nicht so hübsch wie ich.“ Nein das war sie nicht, aber das musste sie auch nicht wissen. Denn Harry würde diese Person unter keinen Umständen erwähnen und sie in irgendeine missliche Lage bringen.

 

„Du gehst mir langsam richtig auf die Nerven weißt du das kleiner Prinz?“, murmelte Lucy und versuchte noch ein letztes mal den Kopf von Harry wieder in eine ansehnliche Position zu bringen, doch dieser lehnte sich mit aller Kraft dagegen. „Ich werde dich schon noch küssen, du wirst sehen und dann kannst du nichts dagegen machen, denn du wirst es müssen.“ Langsam bekam Harry Panik, nicht nur weil Lucy sich ganz plötzlich wie eine Irre benahm, sondern auch was sie sagte und diese Worte machten Harry wirklich große Angst. Es klang fast wie sein Vater, so siegessicher. Doch das konnte nicht sein. Bevor ihm ein Licht aufgehen konnte, wurde die Tür hinter ihm geöffnet und Lucy schubste ihn in den Raum. Harry stolperte rückwärts und fiel nach wenigen Schritten sehr unsanft auf den Boden. Jetzt wusste er was hier lief und er fand es alles andere als gut.

 

„Hallo Harold, lange nicht mehr gesehen. Du hast es also doch geschafft zu entkommen, aber nicht sehr lange. Ich wusste das du naiv bist, das war schon immer einer deiner schwachen Seiten. Deswegen habe ich Lucy besorgt. Und dieser Plan läuft besser als ich am Anfang gedacht hatte.“

Kapitel 9 – Die Zeit rennt an dir vorbei wenn du stehen bleibst

„Va- Vater?“, die Stimme von Harry war kratzend und sehr leise, fast war nur ein mitleidiges Wimmern zu hören. Doch der König schaute nur gehässig zurück. Es war richtig schrecklich. Er war sich so sicher gewesen das sein Plan aufgehen würde und das er endlich Harry in die Knie zwingen konnte. Jetzt stand dieser vor ihm und schaute ihn mit einer Angst in den Augen an, dass der König stolz auf sich sein konnte.

 

„Harry, du bist endlich da wo ich dich haben will und das macht mich so unendlich stolz auf mich selbst, denn du bist schlauer als ich am Anfang gedacht hatte, aber ich kann jeden überlisten und du bist ganz sicher nichts Besonderes. Und der Beweis steht direkt vor mir.“ Harry senkte weiter den Blick in Richtung Bakettboden um seinen Vater keinen Blick zu würdige und vielleicht, weil er nicht zeigen wollte das er schwach war.

 

„Harry du bist alleine, merkst du das denn nicht? Keiner hat dich je geliebt oder wird dich je lieben. Ich hab mir in all den Jahren die Zähne an dir ausgebissen und bin nicht voran gekommen, du hast dich viel zu schnell weiterentwickelt als das man dein Verhalten hätte studieren können, doch irgendwann hast selbst du aufgehört zu wachsen und es viel mir so viel einfacher deine ganzen Schwächen zu finden und sie gegen dich zu verwenden. Hups, hab ich dich damit schon geschlagen?“ Harry traute sich immer noch nicht seinen Kopf zu heben, er hatte immer gedacht das die eigenartige Art von seinem Vater vielleicht an der sehr strengen Erziehung hing, die er die ganzen Jahren durchleben musste, doch das hier war mehr als nur Erziehung, Harry gehörte nicht in seinen Plan und deswegen musste man ihn von der Bildfläche verschwinden lassen. Der König war schon immer besessen von einem perfekten Sohn mit einem arroganten Lächeln und der seinem Vater zu Knien liegt in allen erdenklichen Situationen, doch Harry hatte sich nie gefügt und war schon immer derjenige der aus der Reihe tanzte und immer zur Minderheit gehörte, doch den einzigen den das interessierte war Henry.

 

Er hatte Angst um seinen großen Schatz, um sein armes Königreich, weil dies alles war, was er besaß und was er wertschätzen konnte. Er war einer der Menschen die nur auf ihren materiellen Besitz achteten und denen alles andere nicht so wichtig war, trotzdem hatte Harry immer gehofft das er als Sohn vielleicht doch eine Chance hätte, warum hatte er dies getan? Alles was sein Vater schon mit ihm gemacht hatte, sprach wohl das genaue Gegenteil und trotzdem glaube er immer an die gute Seite in seinem Vater und versuchte sich anzupassen, auch wenn dies gegen seine eigene Prinzipien ging.

 

„Weißt du Harry, deine größte Schwäche ist wahrscheinlich deine Naivität, du machst alles ohne viel darüber nachzudenken oder zu hinterfragen, einfach machen. Das hat dich schon immer verwundbar gemacht, angefangen hat das ganze als du 10 Jahre alt warst, weißt du das noch?“ Der Blick von Harry glitt zu den kotzgrünen Schuhen von Lucy und er nickte nur leicht. Die Farbe der Schuhe beschrieb in dem Moment sehr genau wie es ihm gerade ging.

 

 

'Der Schmerz war fast unerträglich und Harry konnte nicht mehr beschreiben woher er eigentlich kam. Das Einzige was er wusste war, dass er seinen Vater hasste, er hasste ihn so sehr. Doch was konnte er dagegen tun? Nichts, genau. Ein Zehnjähriger kann sich nicht gegen seinen Vater stellen, er wüsste auch gar nicht genau was er machen sollte. Es war verrückt.

 

Bei Harry musste immer alles perfekt sein, er war nachfolgender König und dies hieß das er besser sein musste als alle Anderen. Und seine letzte Mathearbeit war leider nur eine zwei und sein Vater nahm ihm dies ziemlich übel. Wenn er ihn doch nur beschimpft hätte. Dies war er nämlich schon gewöhnt und die harschen Worte machten ihn schon kaum noch was aus.

 

Aber heute hatte der König andere Pläne, anscheinend reichte es ihm nicht mehr seinen Sohn zu demütigen und ihm zu zeigen das er im Leben nichts erreichen wird. Nein, wie lernt man am besten? Durch Schmerz! Und genau diesen Weg ging Henry jetzt, er wollte seinem Sohn die Fehler weg prügeln, denn er wollte ihm ja auch nur helfen, er meinte es doch nur gut.'

 

 

***

 

 

„Du bist manchmal ein so schlechter Mensch, kannst du dir das vorstellen?“ - „Ja ich weiß, ich kann deswegen auch nicht schlafen.“ Ein harter Schlag traf Riley gegen den Kopf und er stolperte zwei, drei Meter nach vorn. Doch er konnte sich schnell wieder fangen und schaute nach hinten zu Mason der leise vor sich her pfiff.

 

„Mieses Schweinchen“, grummelte Riley und richtete sich wieder seine Klamotten, die bei dem fast Sturz, verrutscht waren. Doch Mason zuckte nur mit den Schultern, als wollte er klar machen das er es nicht war. Doch lange konnte er nicht den Unschuldigen spielen, denn schon nach kurzer Zeit schlich sich ein lächeln auf seine Lippen und dann auch schließlich ein richtiges Lachen.

 

„Ich kann es nur immer wieder gerne wiederholen, du bist ein schrecklicher Mensch.“ Doch Riley ließ sich nicht beirren und ging einfach weiter in Richtung Küche.

 

„Du sagst es aber keinem weiter und vor allem nicht Harry?“, die Stimme von Mason war sehr leise und brach am Ende sogar ab. Sein Blick richtete er gegen den Boden und nervös rieb er sich über die langen Finger. Riley ging etwas langsamer so das er wieder neben dem Ánderen stand und meinte dann: „Für wen hältst du mich denn bitte, ich bin doch kein Unmensch. Keine Angst Süßer, ich werde es niemandem erzählen und das mit Harry das darfst du schon selbst machen, da mische ich mich ganz sicher nicht ein.“

 

Mason nickte dankend und ließ endlich wieder seine Finger los, die vom ganzen reiben schon rote Flecken angenommen hatten. Doch es war ihm immer noch nicht geheuer, dass der Andere sein größtes Geheimnis wusste und er sein handeln nicht mehr kontrollieren konnte, doch man konnte Riley vertrauen, wenn er eines nicht war, dann ein Lügner. Nach wenigen Minuten kamen sie dann an der Küche an und stellten erst einmal sicher das niemand in der Nähe war, dann gingen sie hinein.

 

„Was brauchen wir?“ - „Essen.“ Mason wollte am liebsten schon wieder Riley hinter den Kopf schlagen für diese hilfreiche Bemerkung, aber er konnte sich noch rechtzeitig davon abbringen. Der Andere hatte das Zucken der Hand bemerkt und ging etwa drei Schritte von Mason weg.

 

„Wir wollen ja nichts riskieren, ich bekomme schon eine Beule von vorhin“, lachte er und schritt Richtung Kühlschrank, diesen riss er auf und steckte seinen Kopf regelrecht hinein.

 

„Wir hätten Braten, wahrscheinlich von gestern. Eine halbe Torte, keine Ahnung woher die kommt, Nudelsalat, Kartoffelsalat, Bauernsalat ach und Griechischer Salat, du hast also eine wirklich große Auswahl an Salaten. Was gibt es denn noch. Hmmm, was ist denn das?“ Riley drehte sich zu Mason um und hielt diesem eine tropfende Packung unter die Nase, Es stank bestialisch und die Tropfen sammelten sich auf dem Boden langsam zu einer Pfütze zusammen. Mason drehte sich angeekelt wieder weg und hielt sich die Nase zu.

 

„Mach das weg, Riley das ist … ähhh ich glaube mir wird schlecht, mach das endlich weg.“ Das gehässige Lachen von Riley konnte man meilenweit hören. „Mach es weg, ich meine das Ernst.“ - „Nur leider bist du dabei nicht gerade überzeugend und ich habe keine Angst vor dir“, lachte Riley und drehte sich wieder zum Kühlschrank um das stinkende und tropfende Etwas wieder wegzustecken.

 

„Ist verschwunden.“ Mason lugte erst leicht über die Schulter um zu kontrollieren ob Riley die Wahrheit sagte, als er den geschlossenen Kühlschrank und die leeren Hände von seinem Kumpel sah, drehte er sich erleichtert ganz um.

 

„Du kannst dich aber auch anstellen, Mädchen.“ Motzend verschränkte Mason die Arme vor der Brust und gab grummelte Geräusche von sich, als ob er sich wie ein Mädchen benahm, er war wohl das männlichste Wesen im ganze Universum, das anfing zu schreien, als Logan wieder die Packung hervorkramte.

 

„Sag mal findest du das eigentlich witzig?“ - „Ja, du Mädchen.“ Mason konnte es nicht fassen das sein Freund ihn so schamlos wegen eines Lachers ausnutzen konnte, und das er vielleicht doch ein kleines Mädchen war. Frustriert stampfte er mit einem Fuß auf, bevor er realisieren konnte das dies auch ziemlich Mädchenlastig war und es ganz schnell wieder bleiben ließ. Riley fing an zu lachen als er den inneren Konflikt von Mason erkannte: „Junge, wir mögen dich so wie du bist und diese kleine Eigenschaften lassen dich ganz sicher nicht wie ein Mädchen wirken. Hör doch endlich mal auf immer alles was du tust in Geschlechter aufzuteilen, denn schlussendlich ist alles was du machst menschlich und darauf kommt es doch an. Aber lass mir meine kleinen Witze, ich liebe dein Gesicht wenn ich dich ärgern kann.“

 

Mason verdrehte die Augen und öffnete einen weiteren Kühlschrank, um besser hineinsehen zu können kniete er sich hin und betrachtete den Kühlschrank von oben bis unten, doch was essbares für jetzt gleich, fand er nicht. Frustriert schloss er die Tür wieder und ging zum nächsten Kühlschrank, doch auch hier befanden sich nur Hauptgerichte, die teilweise sogar noch tiefgefroren waren. Seufzend ließ er sich auf den Boden fallen.

 

 

***

 

 

„Ach mein süßer kleiner naiver junger Harry, du bist noch lange nicht an dem Wissen angekommen das ich besitze und wirst deswegen auch nie gegen mich ankommen können, das ist ganz einfach Fakt.“ Eine eisige Kälte zog sich durch den schmalen Körper von Harry und er fühlte sich wie in einer Gefriertruhe, kalt und eingesperrt, keinen Versuch der Flucht möglich. Er war wirklich schwach, sehr schwach sogar, aber aufgeben war eh nie eine Methode für ihn. Vor mehreren Jahren hatte er sich vorgenommen nicht mehr vor seinem Vater zu weinen, doch alles was man sich vornahm wird irgendwann gebrochen, ob gewollt oder ungewollt.

 

 

'Heiße Tränen liefen Harry über die Wangen. Er hatte sich geschworen nicht mehr wegen seinem Vater zu weinen, keine Schwäche vor ihm zu zeigen, doch er hatte mal wieder versagt. Jetzt fühlte er sich benutzt und erniedrigt. Doch das konnte sein Vater auch am besten. Und es funktionierte immer wieder. Harry rollte sich in seine Decke ein und vergrub sein Gesicht im Kopfkissen.'

 

 

***

 

 

„Was hältst du von Sandwichs?“ - „Mit was darauf?“ Darauf wusste auch Riley keine Antwort, denn hier sah es nicht so aus als ob man auch normale Wurst oder Käse aus dem Supermark lagerte. Mason ließ seinen Blick nochmal durch die Küche schwingen und blieb an einer Truhe mit der Aufschrift, 'Not for the kingdom' hängen. Neugierig stand er auf und wurde aber sehr schnell wieder enttäuscht. Betrübt hielt er das Schloss etwas höher, sodass es auch Mason sehen konnte.

 

„Das ist doch verarsche.“ Doch anders als erwartet fing der Schwarzhaarige an zu grinsen und kam auf ihn zu. „Das lässt sich schnell regeln.“ Er nahm eine Sicherheitsnadel aus seiner Jackentasche und bog sie auseinander, sodass sie ein längeres Metallstäbchen ergab. Dann steckte er das Ende in ein Loch und fummelte etwas ungeschickt darin herum.

 

„Bist du sicher das du das kannst.“ - „Nein, aber das Fernsehen lügt nicht, Schätzchen.“ Erst eine komplette Drehung nach links, dann eine nach rechts und mehreren kleinen komischen hin und her Bewegungen, merkte dann auch Riley das es nicht funktionierte. Doch sein Ehrgeiz war schon immer übermenschlich hoch und so steckte er die Nadel in eine Position in der sie festhing und schlug dann mit der Faust darauf. Ein Kling zeigte ihnen, dass das Schloss aufgesprungen war und die hirnrissige Idee doch gut war.

 

„Na wer sagst denn, ich kann ja doch alles.“ Mason schüttelte den Kopf und konnte einfach nicht glauben wie viel Arroganz und Leichtglaube in einem so kleinen Körper stecken können.

 

 

***

 

 

„Weißt du Harold, wenn man was bewirken will muss man Grenzen ziehen und ich weiß auch wo meine Grenzen sind und wo ich meine Linien setzen werde. Und bis vor ein paar Monaten lag meine Linie noch knapp vor dir, du warst also hinter meiner Grenze, doch seit neusten sehe ich die ganze Sache geräumiger und mit meinem sehr durchdachten Plan bist du wieder vor die Grenze gerückt.“ Henry ging während er sprach durch den fast leeren Raum und umso weiter er sich von Harry entfernte umso mehr erschallte seine Stimme durch die Luft. Doch waren die Worte noch nie so klar und deutlich. Es war erdrückend wenn Henry nicht sprach und die Luft schien dicker zu werden. Langsam liefen Tränen über Harry's Augen und er fing an sich wirklich alleine zu fühlen, jedenfalls war er das. Hier in diesem Raum mit seinem Vater und irgendeiner durchgeknallten Frau, fühlte er sich erdrückend alleine und konnte kaum mehr glauben das es Menschen gab die sich Gedanken um ihn machen würden.

 

„Harold William Ethan Jonsan du bist eine Schande, du kannst nichts, du kannst einfach gar nichts. Du bist einfach ein ziemlich nutzloser Junge.“ Harry bekam vom vielen auf den Boden starren schon fast einen Knicksturz, doch als er diese Worte hörte fühlte er sich nochmal um einiges schlechter, er kannte sie, immer und immer wieder sagte sein Vater diese, genau diese Worte zu ihm, als er noch ein Kind war.

 

 

' „Du bist eine Schande, du kannst nichts, hast du dir schon mal überlegt einfach alles hinzuschmeißen und Putzfrau zu werden? Nein warte, das hatte ich vergessen, selbst das kannst du nicht, du kannst einfach gar nichts. Solch einen nutzlosen Knaben wie dich habe ich noch nie gesehene und es ist eine Schande das du mein edles Blut in dir trägst und eigentlich König werden solltest, du bist nicht einmal gut genug um einer Bauernfamilie gerecht zu werden.“

 

Harry schaute nicht auf, es war nicht das erste Mal, dass er diese Worte an den Kopf geworfen bekam, aber noch nie schien sein Vater das ganze ernster zu meinen als gerade. Unmerklich schlichen sich die Tränen aus Harry's Augen.'

 

 

***

 

 

Riley öffnete die Truhe und schaute neugierig hinein, darin befanden sich Packungen von Wurst und Käse, alles was man in einem Supermarkt auch gefunden hätte. „Das gibt’s ja nicht, ich habe heute ja richtig Glück.“ - „Glück? Mason ich will dir ja nicht deine Träume zerstören, aber das hat nichts mit Glück zu tun, denn diese Truhe steht hier immer und das du sie vor mir gesehen hast, sagt nur aus das ich noch mit was anderem beschäftigt war und deswegen dafür noch keine Zeit hatte. Wenn man das ganze nun zusammen fassen würde, dann ist deine Definition von Glück also, dass du zuerst einen Blick in deine Umgebung werfen kannst und die Dinge schneller finden kannst? Glück hat nichts mit den Dingen zu tun, die sowieso da sind, denn sie werden da sein auch wenn du nicht hinsiehst.“

 

Mason konnte einfach nur wieder den Kopf schütteln, immer wenn er dachte, dass er seinen besten Freund kannte, überraschte dieser ihn immer und immer wieder. „Du bist einfach unverbesserlich, weißt du das eigentlich?“ Riley zuckte nur mit den Schulter und entschied sich dann für eine Packung Käse und zwei Packungen italienischer Schinken. Dann ging er zurück zu dem großen Tresen und schnappte sich zwei Messer aus der Schublade, bevor er nach dem Brot greifen konnte, stieß er sich das Becken an der nicht geschlossenen Schublade.

 

„Shit“, fluchte er und schlug gegen den Griff der Schublade, sodass diese mit einem Ruck zuflog und ein lauter ‚Rums‘ sie einrosten ließ. Riley schaute nach unten auf sein Becken und zog seine Hose an der Stelle etwas nach unten, dort erkannte er einen leichten roten Fleck. „Na toll, das wird mit 100% einen blauen Fleck geben.“ - „Karma“, grummelt Mason neben ihm und nahm das Brot von dem oberen Tresen. „Schneit“, meinte er grinsend zu Riley und schob ihm das große Stück herüber, dieser nahm es an sich und schnitt es einmal in der Hälfe, bevor er sich die eine Seite nahm und die Andere wieder zurück zu Mason schob. Er nahm zwei Teller aus einer anderen Schublade, so das sie nicht auf dem Tisch schneiden mussten und fing dann an kleine und große Scheiben zu schneiden. Als Beide fertig waren, belegten sie manche Scheiben mit Schinken und Käse, dann hörte Riley einfach auf und legte das Messer hart auf den Tresen.

 

„Butter, Harry isst doch sein Sandwich immer mit Butter.“ Schnell eilte er wieder zur Truhe und öffnete sie, doch leider konnte er keine Butter darin entdecken, sondern nur Wurst und noch mehr Wurst. „Wo gibt es denn in diesem Drecksladen Butter?“ - „Ich würde es im Kühlschrank versuchen“, Mason's Kommentar war gehässig und gefüllt mit einem Lachen. Riley ging Augen verdrehend zu einem der Kühlschränke und nahm sich Butter. „Butter, Butter, Butter.“ Er legte sie auf den Tresen und schaute Mason dabei zu wie er die restlichen Scheiben mit Butter beschmierte und sie dann auch mit Schinken und Käse belegte. Dann suchten sie noch Folie und irgendeine Plastiktüte um die Brote dann transportieren zu können. Als sie alles gefunden hatten, gingen sie aus der Küche heraus und schlossen hinter sich wieder die Tür.

 

 

***

 

 

„Du hast mir nie geholfen, ich war eigentlich immer ein Klotz an deinem Goldbein. Doch irgendwann wird diese Phase endlich zu Ende sein und ich werde dir zeigen was ich alles anrichten kann“, die Worte klangen brüchig und gereizt doch eigentlich sollten sie überzeugend sein. Doch bei Henry richtete das ganze nur einen leichtes Grinsen an. Er würdigte seinem Sohn nicht mal einen Blick und schritt einfach weiter seine Runden. Und wieder schnitt die Stille dem Jungen die Kehle zu und sie wurde immer trockener und fing langsam an zu kratzen, doch er konnte nichts dagegen tun, denn er fühlte sich wie versteinert. „Vielleicht weil du es nicht besser verdient hast“, unterbrach Henry das quälende Schweigen. „Ich meine wirklich nie, nicht nur wenn ich was angestellt hatte, sondern auch wenn es total unbegründet war.“

 

 

'Hastig drückte er auf seinen Arm, doch das Blut wollte einfach nicht stoppen, es schien wie ein Fluch. Schmerzverzerrt schrie Harry kurz auf und riss sich das Handtuch von seinem Handgelenk, doch das Blut floss einfach weiter. Er würde noch ausbluten, er würde dies nicht überleben wenn er nicht schnellstmöglich zu einem Arzt kam. In seinem Kopf ratterte es nach Möglichkeiten, doch sie blieben alle an seinem Vater hängen. Schnell holte er sich wieder das Handtuch und drückte es auf den Arm. Der Schmerz war fast unerträglich doch Harry war hart im nehmen. Schnell lief er die Treppe nach unten und fand seinen Vater im Konferenzsaal. Doch bevor er überhaupt den Mund aufmachen konnte, wurde er auch schon wieder von diesem aus dem Saal geschmissen. Auch seine Erklärungsversuche blieben ungehört, der König schien sich nicht im geringsten dafür zu interessieren was sein Sohn ihm so wichtiges zu sagen hatte. Verzweifelt stand Harry vor der verschlossenen Tür und noch mehr Tränen suchten sich den Weg nach draußen.'

 

 

***

 

 

„Lass mal schauen ob wir die Anderen finden.“ Auf dem Weg in den oberen Stock sprachen sie kein einziges Wort, doch es war eine sehr angenehme Stille und niemand fühlte sich dabei schlecht, es war einfach eine Stille ohne Worte und trotzdem schien sie nicht still zu sein. Als sie durch die Tür in einen belebteren Bereich traten, schielten sie um beide Ecken um sicher zu gehen das es keine größere Gefahr gab. Kichernd ging Mason nach links und schlich den Flur entlang. „Du bist wirklich ein kleines Mädchen, Mason.“ Doch dieser beachtete Riley gar nicht und ging einfach weiter, bis er endlich das Ende des Flures erreichte. Dort kamen ihnen dann Jack und Joseph entgegen, Beide sahen nicht sehr glücklich aus. „Ihr habt nicht zufällig Harry gesehen, wir suchen ihn schon über einer Stunde und wir waren schon so gut wie an allen Orten die wir kennen und haben niemanden getroffen der es ansatzweise wissen könnte“, Joseph schnaufte als ob er gerade gerannt war und seine Worte klangen etwas gedämpft, Riley warf einen verwirrten Blick auf Mason und schüttelte dann den Kopf.

 

 

***

 

 

„Es ist ganz einfach, wenn du die Bedingungen einhältst die ich dir stelle dann kann nichts passieren und alles wird wieder in Ordnung, alles wird wieder besser. Vielleicht auch nur für mich und du wirst es nicht so gut haben, aber das wäre für uns alle okay.“ Die Kaltherzigkeit in seiner Stimme war kaum überhörbar und Harry glaubte langsam das seine Wangen brannten, von den vielen heißen Tränen die er bis jetzt vergossen hatte.

 

„Ich bin nicht alleine.“ Seine Stimme war leise und kratze, doch Henry blieb trotzdem endlich stehen und drehte sich zu seinem Sohn um. Mit einer Hand fuhr er sich über die wenigen Haare auf seinem Kopf. „Ich sehe hier niemanden den du hast, du etwas?“ Er zeigte durch den Raum und blieb dann bei Lucy stehen. „Ich dagegen habe jemanden.“ Harry wollte schon wieder den Kopf senken, doch dieses mal fühlte er sich lebendiger als vorher und hatte auch den Mut sich gegen seinen Vater zu stellen.

 

„Ich bin nicht alleine.“ - „Du kannst dich von mir aus an diesen einen Satz klammern doch am Schluss werde ich siegen und du wirst es nicht schaffen mich aufhalten zu können.“ Jetzt senkte Harry doch den Kopf, auch wenn er sich an diesen Satz klammern würde, er würde die ganze Situation nicht besser machen.

 

 

'Es war richtig einsam im Zimmer, ohne Handy, ohne Konsole oder Fernsehen. Harry schaute sich in seinen Gemächern um, diese waren zwar sehr groß aber es standen kaum Möbel darin. Das Bett, der Schrank und der Schreibtisch waren die einzigen die Harry auch regelmäßig benutzte. Doch jetzt sah das Zimmer noch leerer aus, ohne seine elektrischen Geräten.

 

Sein Vater fand es eine gute Idee ihm zu zeigen wie er aufgewachsen war und wie schwer es in seiner Zeit war ein König zu werden, nur hatte er seine Idee nicht ganz durchdacht. Denn er hatte Harry in sein Zimmer eingesperrt und ihm alles abgeholt was ihm Spaß machte. Doch er hatte kein Problem damit, diese Strafe war wenigstens keine schmerzhafte und sein Vater würde nicht seine Wut an ihm auslassen.'

 

 

***

 

 

„Nein, wir waren die ganze Zeit in der Küche und haben was zu essen besorgt.“ Um seine Aussage zu Untermalen, hob er die Plastiktüte etwas höher. „Wir müssen ihn suchen, irgendwas ist ganz sicher passiert, wir hätten ihn nie alleine lassen sollen, das war falsch.“ - „Oder bei Lucy lassen“, grummelte Mason etwas leiser.

 

 

***

 

 

„Du siehst deinen Standpunkt? Und du siehst auch das du keine andere Wahl mehr hast als mir zu zustimmen. Hör endlich auf dich aus der ganzen Sache heraus zureden, sie werden dich nicht finden, dafür habe ich gesorgt und wenn du jetzt nicht endlich zustimmst dann werden weitere schreckliche Dinge passieren. Und um dir die Situation zu erleichtert, wenn du jetzt einschlägst dann werden weder Riley noch Logen ihren Job verlieren und du wirst die Möglichkeit bekommen einmal im Monat Mason zu sehen. Das ist doch super und jetzt schlag endlich ein.“

 

Harry war gebrochen, er konnte nichts mehr erwidern, es war für ihn vorbei und das wusste auch sein Vater, der dem Jungen seine Hand unter die Nase hielt und nur darauf wartete das sein Sohn einschlug. Harry hob den Kopf und schaute den König genau an. Seine Augen waren rot unterlaufen und geschwollen von den vielen Tränen die er über das ganze Gespräch vergossen hatte, seine Wangen immer noch nass. Frustriert fuhr er sich durch die verstrubbelten Haare und seufzte fast lautlos bevor er einschlug.

 

„Das war das einzig richtige was du hättest tun können.“ Doch Harry fühlte sich alles andere als gut, er wurde gebrochen und verarscht, er war nicht nur auf Lucy hereingefallen, sonder wurde auch von seinem Vater über den Tisch gezogen und er konnte überhaupt nichts dagegen machen, er stand einfach nur da und hörte zu. Kampf verloren, jetzt musste er das Beste aus der ganzen Sache machen.

 

Du“ er zeigte mit dem Finger auf Harry und seine Lippen umspielten ein grauenvolles Grinsen. „wirst Lucy heiraten und König werden.

 

Kapitel 10 – Ungebremst gegen die Wand

 

„Harry du weißt das du keine Chance hast und deswegen ja sagen musst, aber ich will es dir doch so angenehm machen wie es geht und deshalb darfst du deine Butler behalten.“ Das Angebot schien nicht Fair und auf keinem Fall durchdacht, aber Harry war mittlerweile ziemlich verzweifelt und konnte auch nicht mehr aufhören zu weinen, seine Leben lief gerade vor seinen Augen vorbei. Sein Mund war staubtrocken und seine Wangen feucht von den Tränen, ein leises „Ja“, verließ die Lippen von Harry und brachte somit den König zum strahlen.

 

„Ich wusste das du mir zustimmen würdest, du hattest ja auch keine andere Wahl mehr.“ Jetzt war es zu Ende, er hatte sein Ende selbst besiegelt, aber ihn würde aus dieser Patsche niemand mehr herausholen können, es war das Ende für ihn. Mit einem breiten Grinsen, packte Henry das kleine Mädchen am Arm und zog sie fast hinter sich her, doch ihr schien das Ganze nichts aus zu machen, grinsend schmiss sie sich die langen blonden Haaren hinter die Schulter und zwinkerte ihm dabei zu.

 

Als die Beiden die Tür erreichten, kamen die beiden Butler, die aussahen wie Schränke, endlich auch in Bewegung und gingen zusammen mit den Anderen aus dem Raum. Zurück blieb ein aufgelöster Junge.

 

Harry's Haare waren mittlerweile vor Schweiß getränkt und deswegen hingen ihm seine Locken ins Gesicht. Was aber auch besser war, denn der entsetzliche Anblick wollte er sich nicht weiter geben. Fast in Zeitlupe fiel er auf die Knie und knallte mit den Händen auf den harten Holzboden. Harry zitterte am ganze Körper und versuchte gar nicht mehr es zu unterdrücken, er war jetzt alleine und ihn konnte keiner mehr sehen, dies war ein guter Augenblick um die Nerven zu verlieren. Ein lautes Schluchzen verließ seine Lippen und dabei fiel sein Kopf nach vorne über und die Arme gaben nach. Auf dem Boden war es kalt und ungemütlich, doch die Kraft hatte ihn verlassen. Er war verlassen, von allen und gedemütigt, von allen, noch nie im Leben hatte er sich so schlecht gefühlt als genau in diesem Moment. Harry drehte sich auf den Rücken und streckte die Beine und die Arme aus, er fühlte sich wie überfahren. Alles war taub und doppelt so schwer wie es eigentlich sein sollte. Immer noch tränkten Tränen seine nassen Wangen und er fühlte sich kein Stückchen besser.

 

Mit einem lauten Krach wurde die weite Holztür aufgerissen und das Licht schien wieder in das fast fensterlose Zimmer. Augenblicklich schmiss Harry sich den linken Arm über die Augen und legte sich auf die Seite, zog die Beine heran um sich dann zusammen zukuscheln wie ein kleines Kind. Harry wollte von niemandem gesehen werden, er schämte sich auch für sein jetziges Verhalten. Eine sanfte Hand berührte seine Schulter und strich den Ärmel entlang bis sie sich auf die Hüfte legte und dort dann erst mal eine Zeit lang ruhen blieb. Eine zweite Hand gesellte sich dazu und strich die nassen Haare aus Harry's Gesicht. Der aufgelöste Junge zitterte immer noch unter der Berührung seines besten Freundes, doch es wurde kontrollierter und fing an abzuebben.

 

„Schatz, was ist passiert?“ Riley strich mit der Hand hoch zu der Wange von Harry und fuhr dann weiter zu dessen Hüfte, bevor er versuchte seinen besten Freund etwas zu Seite zu drehen um ihm dann besser aufhelfen zu können. Doch Harry machte sich steif und ließ sich kein Stückchen bewegen. Eine weitere Hand legte sich an die Hüfte des Thronprinzen, doch dieser schien sie nicht einmal zu registrieren und fing einfach wieder stärker an zu zittern. Mason schaute hinauf zu Harry während er sich in den Schneidersitz auf den Boden setzte, seine Augen hatten einen nassen Schimmer und einzelne Tränen versuchten sich aus seinem Augenwinkel zu bahnen. Riley schüttelte nur den Kopf und versuchte wieder Harry irgendwie auf den Rücken zu drehen, Mason kam ihm zu Hilfe indem er den Oberkörper mitdrehte und es dann auch wirklich funktionierte.

 

„Heb ihn am Oberkörper, ich stütze dann die Beine, wir tragen ihn in mein Zimmer im Butlerhaus, da wird er sich erst mal beruhigen und dann sehen wir weiter ob wir etwas aus ihm raus bekommen.“ Mit geballten Kräften schafften es die Beiden, Harry durch das halbe Schloss und in das kleine Zimmer von Riley zu tragen, dort legten sie ihn auf das schmale Bett und deckten ihn zu. Das Wimmern hatte schon fast komplett aufgehört und es sah so aus als würde er in den nächsten Minuten einschlafen.

 

Mason schaute etwas traurig, seine Augen hatten sich wieder etwas geklärt aber er sah immer noch fertig aus, dann nahm er Riley am Ärmel und zog ihn aus dem Zimmer. Sie zogen sich jeweils einen Stuhl an den runden Esstisch und ließen sich darauf fallen.

 

„Ich kann es nicht fassen das es so weit kommt.“ Mason stützte seine Ellenbogen auf die Knie und legte seinen Kopf in die Hände, ein lautes Seufzen schlich sich über seine geschlossenen Lippen und sein Körper fing leicht an zu zittern.

 

„Mason, das ist ganz sicher nicht deine Schuld!“ - „Es fühlt sich aber so an.“ Er hob den Kopf wieder aus seinen Händen und starrte seinen Gegenüber gekränkt und mit nassen Wangen an. „Es fühlt sich aber verdammt noch einmal so an.“ Beide ließen den Kopf auf den Tisch fallen und genossen nur eine Sekunde lang die beruhigende Stille, bevor jemand mit großem Gelächter die Tür aufriss und in den Raum spaziert.

 

„Warum sitzt ihr hier mit hängenden Köpfen?“, Logan zog sich einen Stuhl an den Tisch und ließ sich darauf fallen, dann holte er mehrere zusammengerollte Papiere aus seinem Rucksack und breitete sie auf dem Tisch aus: „Eigentlich solltet ihr euch freuen, denn ich habe alle Papieren gefunden die der König verbrannt hat.“ Riley bewegte sich keinen Millimeter und ballte seine Hand langsam zur Faust. „Hallo Leute was habt ihr denn?“ - „Harry hat ja gesagt! Harry hat verdammt nochmal ja gesagt!“ Riley hatte den Kopf hochgerissen und auf den Tisch geschlagen, dabei hatten die Papiere einen leichten Windstoß bekommen. Die Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben und noch nie konnte man ihn so verzweifelt sehen, der eigentlich ruhigste Mensch der Welt, so verzweifelt. „Zu was?“ - „Zur Hochzeit.“

 

 

Harry schlug die Augen auf, doch das Licht fiel ihm direkt ins Gesicht und somit schloss er sie sofort wieder. Die Erinnerungen an den schrecklichen Tag kamen in ihm auf und am liebsten hätte er sofort wieder angefangen zu weinen, doch es brachte ja nichts, weinen hatte noch nie was gebracht. Einmal tief durchatmen und nicht mehr daran denken, einmal tief durchatmen und weiter machen, einmal tief durchatmen und das Leben geht weiter auch wenn du nicht mitziehen kannst, deswegen atme einmal tief durch und mach das Beste aus der misslingen Lage.

 

Harry setzte sich aufrecht auf das Bett und stellte die Füße auf den Boden, seine Augen öffnete er langsam sodass sie sich an das Licht gewöhnen konnten. Doch sein Kopf hämmerte gewaltig und er konnte sich auf keinen Punkt an der Wand konzentrieren, er sah nur verschwommen, weswegen ihm langsam schlecht wurde. Harry griff sich an die Wange und konnte recht schnell feststellen das diese immer noch nass war.

 

Langsam versuchte er sich aus dem Bett zu heben, alles drehte sich, doch mit etwas Geduld stand Harry aufrecht vor dem Bett. Seine Schläfen schienen explodieren zu wollen. Fast blind bewegte er sich in Richtung des anliegenden Badezimmers und erreichte auch ohne Probleme das Waschbecken. Dort drehte er den Wasserhahn auf und verschloss den Abfluss, damit sich das Wasser im Becken ansammeln konnte.

 

Ein Blick in den Spiegel, verriet Harry, dass er nie wieder eine glatte Haut bekommen würde. Überall waren Striemen vom Weinen und rote Abdrücke vom Boden. Dort wo die Haut nicht rot war, war sie unnatürlich weiß und fast komplett ausgetrocknet, selbst Blut lief ihm von der Oberlippe in den Mund hinein. Harry konnte sich nicht daran erinnern wann seine Nase angefangen hatte zu bluten, oder warum sie es überhaupt tat. Das Waschbecken war fast komplett gefüllt und Harry drehte den Wasserhahn wieder zu, dann zog er sich quälend langsam und unter Schmerzen das T-Shirt aus und ließ es neben sich auf den Boden fallen. Mit der Hand griff er in das Wasser, um zu testen wie kalt es war, es hatte eine angenehme Kälte.

 

Ohne darüber nachzudenken zog er die Hand wieder aus dem Waschbecken und steckte seinen Kopf unter Wasser. Das kühle Nass umschloss sein ganzes Gesicht und Harry spürte wie es die Tränenstriemen weg wusch und die rötlichen Flecken kühlte. Es tat einfach nur gut. Nur unter Zwang tauchte er wieder aus dem Wasser auf, am liebsten hätte er ihn darin gelassen.

 

Die warme Luft schlug ihm ins Gesicht und augenblicklich fühlte sich Harry wieder wie gerädert, das Wasser hatte die ganze Anstrengung ferngehalten und weggespült, doch jetzt wo es an ihm herunterlief konnte die Luft wieder alles in Besitz nehmen. Harry nahm sich ein kleines Handtuch aus dem weißen Regal direkt neben dem Becken und wusch sich damit das Gesicht trocken. Seine ausgetrocknete Haut fing dabei an aufzureißen. Mit müden Augen schaute er in den Spiegel. Wenigstens bekam man jetzt keinen Schreck mehr wenn man ihn anschaute, dass war jetzt erst einmal die Hauptsache. Dann zog er sich wieder quälend langsam das T-Shirt an.

 

Auch wenn seine Ohren sich immer noch taub anfühlten konnte er allmählich die lauten Stimmen aus dem anderen Zimmer erkennen und beschloss ihnen einen Besuch abzustatten. Die verschwommene Sicht war immer noch nicht ganz verschwunden und so hatte es Harry etwas schwer aus dem Badezimmer zu gelangen, das ganze Schlafzimmer zu durchqueren und dann die Tür zu erreichen. Doch mit nur einem Zusammenstoß mit dem Schreibtischstuhl, blieb Harry unversehrt und erreichte die Tür. Als er im Nebenzimmer stand hörten die Stimmen plötzlich auf und drei Augenpaare starrten ihn an.

 

„Hey“, murmelte Harry und stolperte auf den letzten freien Stuhl zu, auf den er sich sofort fallen ließ. Mason riss die Augen auf, sein Hals hatte sich ganz plötzlich trocken gelegt und hatte nicht mehr die Fähigkeit zu sprechen, doch das machte überhaupt nichts, denn eine andere Person konnte es umso mehr.

 

„Harry, wie geht es dir? Gehts dir besser? Du siehst immer noch fast so beschissen aus, also nicht mehr ganz so schlimm wie als wir dich gefunden hatten, aber immer noch schlimm genug. Du weißt schon wie ich das meine oder? Klar weißt du das. Wie hast du geschlafen? Lang war das ja nicht gerade. Soll ich dir irgendwas bringen, du weißt doch das ich für dich bis nach Alaska und zurück laufen würde?“, Riley redete so schnell, dass er sich fast an seinen eigenen Wörtern verschluckte. Dann sprang er auf und sein Stuhl fing dabei beträchtlich an zu wackeln, bevor er mit einem lauten Knall zu Boden flog. Harry zuckte dabei zusammen. Riley erreichte seinen besten Freund und riss ihn in seine Arme, er schlang sich um den kleineren und dünneren Jungen und drückte ihn fest an sich. Harry atmete aus, denn genau dieser Halt hatte er gebraucht und Riley war der Einzige der es erkannt hatte und ihm helfen konnte.

 

So war es immer, während Andere noch nachdachten, machte der Schwarzhaarige immer direkt alles was ihm einfiel. Ob es nun schlecht oder gut bei Anderen ankam, hatte ihn dabei noch nie gestört. Die Sekunden verflogen und niemand sagte ein Wort, es war still. Nicht erdrückend still, sondern angenehm, was besonders Harry genoss, denn seine Ohren hatten ihm die letzten Stunden des öfteren ein Streichorchester vorgespielt und darauf konnte er getrost verzichten. Dann ließ Riley ihn los und es fühlte sich an als würde die Seele sich wieder aus dem Körper von Harry ziehen und nur eine leere Hülle zurück lassen, doch die Hand von Riley, die immer noch auf dem Oberarm von Harry lag, hinderte seine Seele daran sich von ihm abzuwenden und seine Hülle stehen zu lassen.

 

Riley zog mit einer einzigen Handbewegung Harry aus dem Stuhl und setzte sich selbst darauf bevor er den Anderen auf seinen Schoß zog und seine Hände mit denen von Harry auf Harry's Schoß verknotete. Es schien als würde die angenehme Wärme durch diese einfache Geste im Körper bleiben. Logan hatte die Beiden die ganze Zeit stumm angeschaut, eigentlich wollte er Harry auch in den Arm nehmen, hatte sich dann aber doch anders entschieden, die Chance das er ihn damit vielleicht erschrecken konnte wollte er nicht eingehen.

 

Mason dagegen ging es fast so schlecht wie Harry, er hasste sich, machte sich stumme Vorwürfe und schrie sich innerlich an. Er wollte doch für seinen besten Freund da sein, genauso wie es Riley immer tat, aber Mason konnte es einfach nicht, es war ihm nicht gegönnt. Er fuhr mit seinen Fingernägel immer wieder über seinen Handrücken nur um zu bemerken das sich darauf langsam rote Striemen bildeten.

 

„Also was machen wir jetzt? Hat jemand einen Plan?“ Die durchdringende Stimme von Riley riss ihn aus seinen Gedanken und Mason schaute wieder die Anderen an.

 

„Ich um ehrlich zu sein habe keine Ahnung was wir machen könnten, es scheint wie verflucht, immer wenn wir einen Plan haben kommt irgendwas dazwischen.“ Harry machte ein erdrückend seufzen und zog die Blicke auf sich. Seine Hand umschloss immer noch die von Riley und sie gab ihm den Halt den er gerade brauchte.

 

„Ich kann nur mitspielen und ihr müsst euch was überlegen, was anderes geht im Moment nicht, alles was ich mache ist falsch, deswegen mache ich jetzt das was von mir verlangt wird, es kann ja nicht noch schlimmer werden.“ Mason war von dieser Aussage geschockt, Harry hatte sich zwar ziemlich deutlich angehört, aber er konnte einfach nicht fassen, dass dieser die Flinte ins Korn warf und aufgab. Nach all den harten Jahren wollte er jetzt einfach seinem Vater alle Wünsche erfüllen, nur weil dieser was gegen ihn in der Hand hatte. Mason brodelte innerlich vor Wut. Riley nickte nur etwas abwesend und legte seinen Kopf auf die Schulter von Harry, dann schloss er die Augen und versuchte sich ein Lächeln aufzuzwingen.

 

„Ich weiß, dass die ganze Sache nach allem klingt außer nach einem guten Plan, aber ich kann im Moment einfach nicht mehr machen, das musst du verstehen, Mason.“ Erschrocken riss Mason die Augen auf und hielt die Luft an, dass er direkt angesprochen wurde, hatte er dann doch nicht erwartet. Doch Harry hatte anscheinend erkannt das er mit seinem inneren Schweinehund kämpfte und auch noch am verlieren war, jetzt war dieser besagte Hund plötzlich verschwunden und eine Stille hatte sich ausgebreitet, die Mason fast erschlug.

 

„Aber am besten du ruhst dich noch etwas aus bevor du wieder ins Schloss gehst, dann bist du wenigstens gerüstet“, Logan schob die Papiere zu Harry. „Vielleicht kannst du die trotzdem gebrauchen, du kannst sie ja in deinem Zimmer irgendwo verstecken.“ Dann stand er auf und ging aus dem Raum.

 

Mason hatte immer noch kein einziges Wort gesagt und sein Hals war auch immer noch ausgetrocknet, er würde einfach weiter hier herumsitzen und zusehen was die beiden Anderen noch zu bereden hatten, doch die wollten anscheinend nichts bereden. Mehrere Minute verstrichen und keiner bewegte sich auch nur einen Zentimeter, alles schien wie eingefroren, bis ein grelles piepsen sie aus ihrer Starre riss. Riley entknotete seine rechte Hand aus der von Harry und schaute auf den Blinker.

 

„Ich muss los, der König lässt nach mir rufen, ich werde nichts sagen was er nicht erfahren soll.“ Riley versuchte Harry's Hände aus seinen zu lösen, doch dieser wollte ihn nicht loslassen, leise flüsterte Riley ihm irgendwas ins Ohr und daraufhin ließ Harry wirklich beide Hände los und ließ den Anderen aufstehen. Mit einer fließenden Bewegung schob sich Riley an seinem Freund vorbei und drückte ihn sanft zurück in den Stuhl, dann drückte er ihm einen Kuss auf die Wange und ging auch aus dem Raum.

 

Jetzt waren nur noch zwei Personen übrig, die eine klammerte sich jetzt an die Stuhllehne und hatte den Blick auf den Tisch gerichtet und die Andere fuhr sich die ganze Zeit über die Handfläche um die roten Striemen wieder verschwinden zu lassen. Doch ohne jeglichen Erfolg. Nach weiteren ewig langen Minuten der Stille hielt Mason es nicht mehr aus und sprang auf. Seine Knien schlugen dabei gegen die Tischplatte und er zog scharf die Luft ein. Harry schaute auf und ein grinsen hatte sich auf seine Lippen gelegt, auch in den schlimmsten Stunden konnte er noch grinsen, denn auch der schlimmste Tag hatte bekanntlich nur 24 Stunden. Mason ging um den Tisch auf seinen Freund zu und riss ihn aus dem Stuhl in seine Arme.

 

Anders als Riley, viel hektischer und unkontrollierter, mit mehr Gewalt und Festigkeit. Doch das machte Harry nichts aus, der drückte seinen kleineren Freund an sich und schmiegte seinen Kopf gegen dessen Schulter. Mason aber konnte sich für diese Ungeschicklichkeit in den Arsch beißen, aber weil er nicht dran kam reichte vorerst auch seine Zunge. Harry drückte Mason von sich und schaute ihm in die Augen.

 

„Was denkst du jetzt schon wieder? Eigentlich müsste dein Kopf schon qualmen.“ - „Nichts, nur das ich einfach zu ungeschickt für die einfachsten Dinge bin und ich anscheinend der einzige bin dem das was ausmacht.“ Harry musste leicht grinsen und strahlte seinen besten Freund an und Mason konnte nichts anderes machen als zurück zu lächeln, sie sahen so aus als hätten sie sich mehrere Monate nicht gesehen. Harry strich mit seiner Hand über die zarte Wange von Mason und sein Lächeln wurde immer größer.

 

Mit einem kleinen Ruck kam er ganz nahe und legte sanft die Lippen auf die von seinem besten Freund, genießerisch schloss er die Augen. Die Hand des Prinzen glitt von der Wange in den Nacken und zog Mason noch ein Stückchen näher an sich, seine Lippen bewegten sich kurz gegen die des Anderen. Dann legte auch Mason seine eine Hand in den Nacken von Harry und die Andere an das Becken. Sie standen so nah aneinander das kein Papier mehr dazwischen gepasst hätte. Mit dem Daumen strich Harry an der Wange von Mason entlang und entlockte ihm so eine Gänsehaut. Als Mason noch ein Stück näher kommen wollte, riss Harry plötzlich die Augen auf und sie realisierten was sie hier taten. Erschrocken riss Harry die Hände hoch und stieß Mason etwas unsanft von sich. Seine Augen waren geweitet vor Schock und die Lippen zitterten bedächtig.

 

Das war nicht geplant gewesen, nein so war das eindeutig nicht gewollt. Noch mehr schlechte Dinge sollten jetzt doch nicht passieren, es langte langsam, Harry fühlte sich wie ein Magnet. Er zog die schlechten Dinge nur so an und sie hörten nicht damit auf, auf ihn draufzuschlagen.

 

 

Kapitel 11 – Fünf Worte die alles verändert haben

 

 

Peinlich berührt drehte sich Mason weg und fuhr sich an die Lippen, was hatte er jetzt schon wieder getan? Im Moment wollte einfach nichts mehr funktionieren. Er fühlte sich schlecht. Hatte er Harry geküsst? Oder war es Harry der ihn geküsst hatte? Er konnte es sich plötzlich nicht mehr erklären. Als er sich wieder umdrehte konnte er erkennen das Harry komplett rot um die Nase war, er hatte seine Augen Richtung Decke gedreht und spielte an seinem Ring mit dem Wappen der Königsfamilie.

 

Es war ihm genauso peinlich wie Mason und sie wussten nicht wie sie mit der Situation umgehen sollten. Die Stille war erdrückend und entzog Harry fast die komplette Luft aus der Lunge, er konnte nicht mehr richtig Atmen, seine Lippen brannten und kitzelten vom Kuss, Schweißperlen liefen ihm die Stirn entlang und er fing wieder an, etwas gedämpft zu hören. Sie hätten sich wahrscheinlich noch länger an geschwiegen, wenn Harry's Handy nicht gerappelt hätte. Ohne sich wieder zu Mason zu drehen oder ihn auch nur anzusprechen, rannte Harry aus dem Haus und ließ den Anderen mit seinen Gefühlen und Gedanken alleine.

 

 

Das war nur ein Traum, ein Alptraum aus dem er nicht erwachen konnte. Er war verloren und das regelrecht. Gefühlte drei Stunden saß er jetzt schon an diesem Tisch, von Lucy, seinem Vater und mehreren Dienern umzingelt die ihn die ganze Zeit anzustarren schienen. Sein Blick lag auf dem mit Gold verzierten Tisch, auf dem mehrere Magazine ausgebreitet waren, die Hochzeitskleider oder Tischdekor zeigten. Lucy versuchte schon längere Zeit ihn davon zu überreden, das sie die rote Tischdekor mit den Rosenblüten und den rosaroten Schleifen am Tischende nehmen sollten, doch Harry war alles andere als begeistert.

 

Eigentlich gefiel ihm in diesem komischen Heften nichts, alles war mit Blumen geschmückt und in einem pink, rot oder orange gehalten, das beim längeren anschauen in den Augen brannte. Er mochte diese Art von Farbe noch nie, aber dann mit Blumen und Strasssteinen, ging man eindeutig zu weit. Doch Lucy ließ nicht locker und sein Vater würde ihn erst wieder in Ruhe lassen wenn er ja sagte oder einen besseren Vorschlag hatte, und damit war nicht gemeint die Hochzeit abzusagen. Schade eigentlich. Die grelle Stimme von Lucy ließ sein Ohr vibrieren und er fühlte sich ziemlich beschallt, denn von der anderen Seite ertönten immer wieder verschiedene Orchester Lieder von verschiedenen Künstler, um auszuprobieren welches am besten zur Hochzeit passen würde. Es war furchtbar laut und in Harry's Kopf dröhnte es unbeschreiblich schlimm. Er wollte nur noch raus aus diesem Raum und in sein Bett, sich unter die Decke legen und schlafen, doch dies war im Moment nicht möglich.

 

„Ja!“, stöhnte Harry aus und legte seine Hand auf die aufgeschlagene Seite mit der Blumendekor. „Ich bin mit dieser einverstanden.“ Es war kein rosa, sondern eher ein lila, die Blumen waren Lilien und die Steine in einem blasspink gehalten, außerdem waren die Schleifen viel kleiner und in schneeweiß, dich Tischdeckchen hatten Rüschen und waren weiß mit rosa gesprenkelt. Er war komplett nicht einverstanden mit allem, aber es war das Beste was er bis jetzt gesehen hatte und noch weitere Magazine würde er nicht überleben, weswegen er es jetzt in Kauf nehmen würde. Lucy fing an zu strahlen und nahm das Heft an sich, sie begutachtete die Bilder genau und las sich die Texte an der Seite durch. Ihr schien die Dekor zu gefallen.

 

„Harry das ist einfach fantastisch, ich wusste gar nicht das du so einen wunderschönen Geschmack hast.“ Sie legte eine Hand auf seinen Arm und gab ihm einen Kuss auf die Wange, dann sprang sie aufgeregt mit dem Heft in der Hand auf und stürmte aus dem Raum. Harry konnte es nicht verstehen, sie hatte ihn verraten, hatte mit seinem Vater gearbeitet und trotzdem machte sie als wäre nichts passiert und sie würden heiraten weil sie sich so verdammt lieben würden. Es war seltsam und Harry konnte nicht gut genug schauspielern um das ganze glaubwürdig herüber zu bringen, weshalb er einfach den Mund hielt und auf einen Punkt an der Wand starrte wenn sie wieder davon sprach wie sehr sie ihn liebte und wie herzzerreißend schön doch die Hochzeit werden wird.

 

Harry's Kopf dröhnte immer noch unermesslich, auch wenn sich eine Geräuschquelle verzogen hatte, dafür schien aber die Andere um mehrere Oktaven gestiegen zu sein. Er würde es hier keine zwei Minuten mehr aushalten, er musste hier raus, und das ganz schnell. Orientierungslos sprang er vom Stuhl und musste sich an der Tischkante abstützen um nicht in sich zusammen zu klappen. Taumelnd lief er an seinem Vater vorbei, der noch etwas sagte das klang wie: „Wir sehen uns in drei Stunden wieder zur Anprobe“, doch Harry hörte nur Bruchstücke.

 

An seinem Zimmer angekommen wurde er regelrecht von der Stille erschlagen und zum ersten mal machte ihn das nicht fertig, sondern er fühlte sich erlöst, von allem. So schnell es in seinem Zustand möglich war, zog er sich bis auf die Unterhose aus und schlüpfte dann in seine Schlafhose, bevor er seine Bettdecke zurückzog und sich in die Seide einkuschelte, dann zog er die Decke bis ans Kinn und schloss die Augen. Die Kleider waren überall verteilt und wenn er sich nachher wieder anziehen würde, müsste er zum suchen noch extra Zeit einplanen, aber damit kam er recht gut klar.

 

 

Mason hatte währenddessen fast sein ganzes Zimmer aus den Angeln genommen und es sah so schlimm aus wie noch nie. Alles hatte sich auf dem Boden verteilt und was nicht mehr hingepasst hatte, hatte sich seinen eigenen Platz gesucht. Der Kleiderschrank war aufgerissen und die Kleider hingen aus ihm heraus, sein Schreibtisch war leergefegt und der ganze Inhalt aus seinem Bücherregal hatte sich auf seinem Bett breit gemacht. Eigentlich hatte Mason alles raus gerissen was nicht niet und nagelfest war, doch er fühlte sich um keinen Tick besser, sein Kopf schrie ihn immer noch an und er wollte einfach nicht mit den ganzen Vorwürfen aufhören.

 

Er drehte sich einmal in seinem Chaos im Kreis, bevor er die Tür mit all seiner Kraft zuschlug, die einen Knall von sich gab, den sogar die Nachbarn aus ihrem Bett gerissen hätten. Heiße Tränen flossen über seine Wangen und er fühlte sich wie gerädert, alles schien ihm im Moment aus den Fingern zu gleiten und er konnte nichts dagegen tun. Niedergeschlagen ließ Mason sich an die Tür fallen und glitt quälend langsam an ihr herunter bis er am Boden ankam und alle Gegenstände aus dem Weg schob, bevor er sich setzen konnte. Dann zog er die Beine an seinen Oberkörper und legte seinen Kopf darauf, niemand würde ihn hören, denn niemand war da um ihn zu hören. Alle waren weg.

 

Lautlos flossen ihm jetzt ununterbrochen die Tränen die Wangen hinunter und sein Oberkörper zuckte dabei gewaltig, doch es brachte alles nichts mehr, was geschehen war, war geschehen und er konnte es nicht mehr rückgängig machen, egal wie stark er sich das wünschte.

 

 

Harry hatte das Gefühl das er keine Sekunde die Augen geschlossen hatte, doch die Zeit war verflogen und seine Verlobte stand mit verschränkten Armen neben seinem Bett. Stöhnend schmiss er die Decke nach hinten und richtete sich auf. Seine nackten Füße berührten den kalten Boden und ein Schock durchzuckte ihn.

 

„Gib mir zehn Minuten dann bin ich angezogen.“ Doch Lucy schien nicht daran zu denken wieder aus dem Zimmer zu gehen, sie setzte sich auf das Bett und zog die Beine an den Oberkörper und fing an zu grinsen. „Mach du ruhig ich warte dann hier!“ Harry stand genervt auf und suchte seine Klamotten zusammen, Hose und Hemd waren nicht schwer zu finden, aber als es um die Krawatte und um die Socken ging, wurde es schon wieder etwas schwieriger. Doch er hatte jetzt keine Lust zu suchen und ging deswegen an seinen Schrank um sich neue zu holen. Zum Schluss nahm er sich noch Lackschuhe aus dem Regal und richtete sich provisorisch die Haare.

 

„Lass uns gehen.“ Lucy stand auf und nahm die Hand von Harry, drehte ihre Finger in seine und setzte ein gefälliges Grinsen auf bevor sie ihn aus der Tür zog und sie zusammen in Richtung Saal davongingen. Harry fühlte sich mit der Hand von Lucy sehr unwohl, er konnte nicht einmal beschreiben was er daran nicht mochte, aber es war einfach falsch. Er fühlte sich dabei Unbehagen und er hatte regelrechte Angst das ihn jemand so sehen könnte. Als sie endlich den Saal erreichten, schien Harry die ganze Anstrengung im Gesicht zu stehen, denn er zog direkt seine Hand aus der von Lucy und ging auf seinen alt bekannten Platz an seinem Tisch zu. Dort zog er sich den Stuhl vom Tisch und ließ sich schnaufend darauf fallen. Bereit für eine neue Runde ‚schlag den Prinzen‘.

 

„Also was haben wir bis jetzt?“ Lucy ging um den Tisch herum und bestaunte die einzelnen Kleider die sie ausgestellt hatten, Bilder von anderen Kleidern hingen an der Wand dahinter. Alle waren weiß, gingen bis zum Boden und hatten eine elend lange Schleppe. Doch Harry hatte keine Ahnung von Hochzeitskleider, er interessierte sich eher für die Anzüge daneben. Sie sahen fast alle gleich aus und waren sehr dunkel gehalten. Nur vom Schnitt und den Details unterschieden sie sich voneinander. Es war für jemanden der nicht mit Designerklamotten aufgewachsen war, schwer zu sehen, aber Harry konnte jedes Detail genau benennen und empfand dies als sehr gruselig. Harry bevorzugte die Anzüge in einem kompletten schwarz und den kleinen Pajetten am Ärmel. Sonst war ihm eigentlich egal wie der Schnitt war oder was die restlichen Details waren.

 

Doch Lucy schien auf alles zu achten, auf alles worüber er nicht einmal nachdenken würde. Ob der Anzug und das Kleid zusammenpassen, ob sie die gleiche Schnitten hatten, ob die Muster Ähnlichkeiten hatten oder auch ob sie gleich im Licht schimmernden. Es war viel zu seltsam, als das Harry es verstehen könnte. Er hörte einfach nur zu und nickte ab und an wenn es angebracht war. Alle im Raum scherten sich um die Kleider und die Anzüge, außer Harry, der blieb einfach auf dem Stuhl sitzen und schaute ihnen dabei zu. Er ließ sich von den ganzen Menschen die auf ihn einreden wollten nicht beirren, am Ende hätte er sowieso kein Mitspracherecht und Lucy würde das letzte Wort haben, weshalb dann überhaupt den Versuch wagen und Atem verschwenden.

 

Es war interessant den Leuten zu zuschauen wie sie sich wie ein Haufen Ameisen um die ganzen Kleider scherten. Nach gefühlten Stunden fiel dann auch endlich die Entscheidung. Harry konnte nicht genau sagen wieso und weshalb jetzt genau das Kleid oder der Anzug, denn er sah keine großen Unterschiede und wenn dann nur beim Anzug und nicht bei dem Kleid. Es war ihm aber eigentlich auch recht egal, Hauptsache er konnte endlich wieder aus diesem Raum heraus und in seine eigenen vier Wände.

 

Harry gähnte theatralisch und hielt sich die Hand vor den Mund, er würde keine weiteren zwei Minuten hier herumsitzen und zuschauen wie sich alle um die Hochzeitsplanung stritten. Er stand auf, zog Lucy aus der Masse heraus und legte seinen Mund ganz nah an ihr Ohr.

 

„Ich muss ins Bett, mir geht es nicht gut und du kommst hier auch sehr gut ohne mich klar.“ Sie nickte nur, strich ihm über den Oberarm und zwängte sich wieder durch die Menschen zu ihrem Platz. Harry gähnte wieder, dies mal aber nicht gekünstelt, sondern wirklich. Schlaf, er brauchte immer noch eine menge Schlaf. Sein Zimmer war der einzige Ort an dem er sich wohl fühlte, doch als er seine Tür von innen schloss war es anders, es fühlte sich anders an.

 

 

„Hilfe, das ist ja fast so schlimm wie im Kuhstall zu schlafen.“ Riley hob die Füße fast bis zum Kinn, während er durch den Matsch ging und versuchte Jack und Joseph zu erreichen. Die Beiden saßen ganz hinten am Ende vom Feld und hatten es sich auf dem Heuhaufen bequem gemacht. Leider hatte Riley nicht ganz mitgedacht und war einfach drauf losgegangen, jetzt hatte er den Salat. Tief stand er mit seinen Lackschuhen im Schlamm und hatte das Gefühl, dass er sie bei jedem Schritt verloren könnte. Er mühte sich ab vorwärts zu kommen, aber irgendwie hatte er das Gefühl, das er sich keinen Meter näherte. Sein Atem ging schneller und er rutschte immer wieder hin und her.

 

Es war grausam und eklig, wie kam er nur auf die Idee Sache so zu regeln? Riley wusste es nicht, er wusste im Moment eigentlich gar nichts mehr, seine ganzen Gedanken drehten sich darum nicht mit seinem Anzug in den Schlamm zu fallen. Nach weiteren Schritten hatte er es dann endlich geschafft und erreichte das grüne Gras.

 

„Hilfe, ich war noch nie so froh auf einer Wiese zu stehen.“ Sein Blick fiel auf seine Schuhe, es war einfach nicht mehr möglich sie zu retten, deswegen zog er sie an Ort und Stelle aus und ließ sie auf den Boden fallen. „Tschüss.“ Er tapste auf nassen und schlammigen Socken über die Wiese. „JUUUNNGGGS?!“ Schreiend lief er auf die Heuballen zu. Als er bei den Jungen ankam, ließ er sich nach hinten auf das Gras fallen und fing an zu schnaufen. „Was können wir denn für dich tun?“ Joseph rückte etwas zur Seite um Platz auf dem Heuballen zu machen, doch Riley blieb einfach auf dem Boden liegen und streckte die Beine und Arme von sich weg.

 

„Eigentlich wollte ich euch was erzählen. Aber ich bin etwas geknickt weil ich gerade durch den Schlamm wandern durfte und jetzt neue Lackschuhe brauche.“ Jack kicherte und wackelte mit seinen Füßen an denen grasgrüne Gummistiefel hingen. „Ihr wollt mich doch auf den Arm nehmen, warum war am Telefon nie die Rede von einem Schlammbad und Wasserpfützen die mir bis an die Kniekeile reichen.“ Joseph richtete sich auf und streifte sich seine Stiefel von den Füßen, grinsend schaute er den verdutzten Riley an. „Jetzt ist es auch zu spät um noch diese hässlichen Gummistiefel anzuziehen. Meine Schuhe sind jetzt schon kaputt und auf dem Rückweg werde ich wahrscheinlich auch meine Socken verschmutzen.“ Jack sprang vom Ballen und gesellte sich zu Riley auf den Boden. Stützte sich auf die Arme und schlug die Beine übereinander. „Warum hast du es eigentlich nicht wie wir gemacht?“ - „Wie meinst du das?“ - „Na wir sind einfach über den Feldweg gelaufen und haben uns somit noch nicht einmal die Füße dreckig gemacht. War gar nicht so schwer!“

 

Riley sprang auf und stürzte sich auf Jack, stemmte seine Arme gegen den Boden und legte sich fast komplett auf den Anderen. „Ich hasse, hasse, hasse euch Jungs.“ Doch sein Lachen sagte anderes. „Lass uns über die wichtigen Sachen reden.“ Riley setzte sich auf Jack's Schoß und riss etwas Gras heraus, bevor er die Hand öffnete und es wegblies sodass es sich über den Oberkörper und das Gesicht von Jack verteilte. „Wir haben einen Plan wie wir Harry wieder aus der misslichen Lage bringen können.“ - „Stimmt es eigentlich, hat Harry zur Hochzeit ja gesagt?“ Riley konnte nur nicken und griff wieder ins Gras. „Lasst uns ins Schloss gehen und Logan suchen, das ist gerade das Einzige was ich machen kann.“

 

 

Harry schaffte es keinen Augenblick ruhig zu sitzen, das Gefühl überwacht zu werden war grausam und er hatte das Gefühl als wäre jeder Schritt den er machte falsch. Er wusste genau das er überwacht wurde, Henry hatte es nie ausgesprochen, aber Harry konnte es fühlen, es war mehr als offensichtlich was der König versuchte zu erreichen. Aufgeregt ging er immer wieder in seinem Zimmer auf und ab. Dabei sah er sich um, konnte aber keine auffälligen Gegenstände entdecken, alles schien wie immer, doch das war es nicht, das wusste er ganz genau.

 

Harry schaute auf die Uhr, warum verlief die Zeit so langsam, wieso versuchte der Zeiger stehen zu bleiben? Noch nie war Harry so verzweifelt, er konnte nichts mehr machen, alles was er anfasste schien falsch zu sein und alles was er vorhatte schien nicht zu funktionieren. Also ließ er einfach alles bleiben und kuschelte sich ins Bett, dort war es warm und bequem und nichts konnte ihn daran hindern die Augen zu schließen und abzuschalten. Er dachte darüber nach wie alles hätte laufen können wenn er sich gleich von Anfang an anders verhalten hätte, ob das ganze was geändert hätte. Er schloss die Augen und kuschelte sich weiter in das Kissen. Nach wenigen Minuten schaffte er es endlich einzuschlafen und fiel in einen Tiefschlaf.

 

 

Er träumte von einem friedlichen Königreich, in dem es keinen Vater gab und er die Macht über alles hatte. Mason stand direkt neben ihm und hielt die Hand eines Mädchens mit rotbraunen Augen. Sie lächelten sich an und schienen frisch verliebt zu sein. Harry hielt auch eine Hand, aber nicht die Hand die er erwartet hatte. Eigentlich hatte Harry gehofft in der Traumwelt endlich mit seiner großen Liebe zusammen zu sein und nicht mit ihm. Es war nichts dabei, er hatte nichts anderes erwartet. Harry hielt die Hand von Riley, dieser strahlte ihn mit Smaragdgrünen Augen an. Sie standen alle zusammen auf dem großen Podest auf dem oberen Balkon und blickten auf den Garten und das Königreich herunter. Die warme Herbstluft blies ihnen durch die Haare und seine Locken flogen ihm in die Augen. Blätter wurden vom Wind getragen und sammelten sich am Boden in verschiedenen Farben an.

 

Doch Harry konnte nur an eine Sache denken, warum konnte er nicht mit Mason zusammen sein? Warum verweigerte selbst sein Traum ihm dieses Verlangen? Riley's Hand umschloss noch etwas fester die von Harry und veranlasste diesen wieder nach unten zu schauen, auf seine Lackschuhen. Er konnte sich nicht beschreiben warum sie zusammen auf diesem Balkon standen und warum sie es gerade jetzt taten. Das Mädchen an der Seite von Mason kannte er auch nicht und die beiden Diener an der Glastür waren ihm genauso fremd. Sie bewachten die Tür von beiden Seiten und hatten die Tür von innen und von außen belagert. Harry fühlte sich fremd aber auch einheimisch, als würde er alles schon einmal erlebt haben oder noch erleben würden. Ohne weiter darüber nachzudenken schaute er über die Bäume in die Ferne hinaus, er schloss seine Augen und ließ den Wind ihm die Haare ins Gesicht wehen. Es war nur ein Traum, alles war nur ein Traum und sobald er aufwachen würde, wäre alles wieder vorbei.

 

 

Als Harry wieder wach wurde, saß ein Mädchen mit langen blonden Haaren und grünen Augen vor ihm und spielte an ihrem Handy, dass mit Strasssteinen besetzt war. Als Harry sich bewegte und die Decke von seinem Körper schlug, schaute sie auf und ließ das Handy sinken.

 

„Hey Schatz, du bist je endlich wach.“ Sie stand auf und legte ihr Handy auf den Stuhl hinter sich, dann ging sie auf das Bett zu und setzte sich zu Harry auf das Bett, streckte ihre Hände aus und legte sie auf die Wangen des Anderen. Sie fing an zu grinsen und schaute wie sich die Gesichtszüge von Harry in schrecken weiteten und er die Augen weit aufriss. Das Braun stach undurchdringlich heraus.

 

„Harry, wir werden uns eine wunderschöne Zukunft aufbauen und zusammen alt werden.“ Sie rückte noch näher an ihn heran und legte ihren Kopf auf seine Schultern, dann schloss sie genießerisch die Augen. Harry starrte geradeaus an die Wand und versuchte einen Punkt zu fixieren, doch seine Gedanken drifteten immer wieder ab und er dachte an den Kopf auf seiner Schulter, der anscheinend überhaupt nicht darauf zu passen schien. Es fühlte sich falsch an und Harry wollte am liebsten aufspringen und davonrennen, aber das würde nichts bringen, es würde alles nichts bringen. Also ließ er alles über sich ergehen und dachte an was Anderes, an schöne Zeiten.

 

Doch Lucy hatte etwas gegen die Stille und so versuchte sie durch leichte Berührungen an Harry's Bein seine Aufmerksamkeit zu erlangen, doch dieser reagierte eher weniger und starrte weiter gegen die Wand. Also wanderte sie mit ihrer Hand an den Arm des Anderen und fuhr dort immer wieder über die sanfte Haut. Als sie dort aber auch keine Reaktion erzielte, strich sie ihm über die Wange. Harry schreckte aus seiner Starre und schielte auf Lucy herunter.

 

„Lass das.“ Sie grinste und fuhr ihm wieder über die Wange. „Lass das!“ Doch Lucy hatte es sich als neues Hobby genommen, Harry zu ärgern und zu quälen, sie ließ ihn keine Sekunde mehr aus den Augen und fasste ihn die ganze Zeit an. Es war dem Prinzen eigentlich egal, solange es bei dem Bein oder dem Arm blieb, aber Lucy's Lieblingsstelle war seine Wange oder seine Lippen und damit hatte Harry eindeutig ein großes Problem. „Lucy ich meine das Ernst, lass es einfach.“ Doch sie hatte nicht das Verlangen es zu lassen. Sie drängte sich immer wieder gegen ihn und zwängte Harry somit in die Ecke. Dieser hatte langsam keine Chance mehr vor ihr auszuweichen und knallte mit dem Rücken gegen die Wand. Seine Locken fielen ihm in die Augen und Lucy drückte sich mit ihrem zierlichen Körper gegen ihn, strich dann mit der einen Hand die Locken wieder hinter die Ohren und fing an zu lächeln.

 

Der schrecklich rote Lippenstift hatte sich teilweise an ihren Zähnen geheftet und ihre verlängerten Wimpern machten die kotzgrünen Augen nur noch intensiver. Anders als bei Mason war diese Augenfarbe so drückend, dass es Harry fast nicht schaffte hineinzusehen, anders als bei seinem besten Freund, in dessen Augen man sich fallen lassen konnte, fühlte sich Harry in Lucy's Augen wie eingesperrt. Sie kam immer näher und mittlerweile trennten ihre Münder nur noch wenige Millimeter, Harry würde den Kopf nicht wegdrehen können, an der einen Seite war eine Wand und an der Anderen die Hand von Lucy.

 

„Sag mal was erhoffst du dir hiermit eigentlich?“ Das Mädchen fing an zu grinsen und brachte wieder etwas Abstand zwischen sich und Harry. „Früher oder später wirst du mich küssen müssen und etwas Übung vor der Hochzeit ist doch wohl nicht verboten.“ Sie legte ihre freie Hand an die kühle Wange von Harry. Sie war weich und rein und Lucy's Finger darauf waren kalt und hart. „Außerdem hast du mir immer noch nicht verraten wen du als erstes geküsst hast! War es jemand den ich kenne, ist es dir deswegen vielleicht peinlich?“ Sie grinste und kam wieder etwas näher, schaute ihrem Gegenüber direkt in die Bernsteinbraunen Augen. „War es überhaupt ein Mädchen oder hast du deinen besten Freund geküsst? War es Mason?“

 

Harry reagierte nicht und schaute einfach starr an Lucy vorbei. „Nein, wer könnte es dann gewesen sein? Ich hab es, eigentlich total auffällig. Es war Riley hab ich recht? Wie nah ihr euch steht und wie sehr ihr euch gegenseitig zeigen könnt was ihr an dem Anderen mögt, es hätte mir sofort auffallen müssen.“

 

Auch wenn Harry versuchte sich wieder nicht zu regen, zuckte er doch bei dem Namen kurz zusammen und verriet sich somit selbst. Jetzt kannte Lucy die Geschichte, und es gefiel ihm überhaupt nicht. „Wenigstens ist er für mich keine Gefahr, ihr wart nie ein Paar hab ich recht? Ihr habt euch nur einmal geküsst, ihr habt euch nicht auf eine Beziehung eingelassen?“ Doch wieder zuckte Harry kurz, er konnte einfach nicht stillhalten und das machte ihn gerade selbst sehr wütend.

 

„Doch. Ihr hattet eine Beziehung, ist das dein Ernst? Wann ist das denn passiert, dein Vater wusste davon doch gar nichts? Ich wette ihr habt das Ganze heimlich gemacht. Aber warum habt ihr Schluss gemacht? Hmm?“ Sie kam noch etwas näher und ihre rauen Lippen legten sich auf die Wange von Harry. „Sag es mir!“ - „Es hatte nicht gepasst, wir haben uns als Freunde genauso benommen wie in der Beziehung und somit hatten wir entschieden wieder zu diesem Punkt zurückzugehen, das ist mittlerweile aber auch schon fast zwei Jahre her.“ Lucy ließ etwas geschockt von der Wange ab und schaute Harry in die Augen. „Wie lange wart ihr zusammen?“ - „Halbes Jahr!“ Dann presste er wieder die Lippen aufeinander und schmiss den Kopf gegen die Wand, kein Wort mehr, kein Wort mehr. Doch Lucy schien sich wieder gefangen zu haben und kam wieder Stück für Stück näher, doch bevor sie ihre Lippen auf die von Harry legen konnte, rutschten diesem noch fünf wichtige Worte aus dem Mund.

 

„Ich bin mit Mason zusammen.“

 

Kapitel 12 – Der armselige Schauspieler

 

„Ich habe das nie gesagt, Lucy hör mir zu, das stimmt nicht, es ist mir nur einfach so herausgerutscht. Eigentlich wollte ich was ganz anderes sagen.“ Sie ließ Harry los und ging ein paar Schritte nach hinten, in ihren grünen Augen stand der Schock. Dann drehte sie sich um und ging auf das Bett zu, ließ sich darauf fallen und legte den Kopf in die Hände. „Harry, ist das dein Ernst?“

 

Dieser fing an zu schwitzen, er spürte wie ihm der Schweiß am Haaransatz herunterlief und seine Finger ziemlich nass wurden. Er drehte seinen Ring immer wieder hin und her, sein Atem fing an stoßweise zu gehen und seine Haare wurden langsam am Ansatz schweißnass. Lucy wollte auf die Tür zurennen, doch Harry sprang vom Bett auf und schnappte sie am Arm bevor sie die Tür erreichen konnte. Sie drehte sich zu ihm herum und ihre Augen hatten sich mit Wasser gefüllt, sie sah aus als würde sie gleich anfangen zu weinen. „Harry, ich bin kein Unmensch, ich kann doch keine Beziehung zerstören.“ Harry ließ geschockt den Arm wieder los und stolperte zwei oder drei Schritte rückwärts. Dann stieß er mit der Kniekehle gegen die Bettkante und fiel auf die weiche Matratze. „Du lügst.“ Lucy drehte sich um und wischte sich mit dem Ärmel die imaginären Tränen von den Wangen, bevor sie anfing zu grinsen und dann auf Harry zu ging. Dann ließ sie sich neben ihn fallen und legte einen Arm um seine Schultern.

 

„Harry, warum sollte ich dich denn anlügen, was habe ich denn davon?“ - „Du hast ein Problem mit mir, du hast ein Problem mit meiner Homosexualität. Du kannst keinen Mann heiraten der eigentlich gar nicht auf Frauen steht sondern auf Männer, der dich überhaupt und in keiner Weise attraktiv findet und dich auch nie lieben könnte. Ups, habe ich dich durchschaut?“ Lucy sprang vom Bett und wischte sich die Hand an ihrer Hose ab, dann ging sie mehrere Schritte rückwärts und stieß dann gegen die Kommode von Harry. Sie schaute ihn geschockt an, nie hätte sie damit gerechnet das er direkt auf die Idee kommen würde, doch genau das hatte er erreicht und sie somit komplett aus der Bahn geworfen. „Du weist gar nichts über mich, komm mir nie wieder zu nahe, du bist doch total bescheuert und krank.“

 

Sie drehte sich um und lief fast gegen die Tür, bevor sie den Griff erreichte und endlich aus dem Raum verschwand, somit dann auch Harry alleine zurück ließ. Doch eigentlich wusste er ganz genau das dies auch nicht der Grund sein konnte, dafür hatte sie viel zu gefasst gewirkt. Doch so leicht würde er ganz sicher nicht aufgeben und deswegen nahm er sich vor, dem ganze auf die Spur zu gehen.

 

 

Lucy riss die Tür auf und marschierte in das Büro von Henry, sie stützte sich wütend auf dem Schreibtisch ab und starrte den König böse an. „Wissen sie eigentlich was mir ihr Sohn so erzählt hat? Nein, ich denke sie wissen es nicht.“ Henry legte den Kugelschreiber auf das Blatt und schob beides auf die Seite, dann stützte er seine Ellenbogen auf den Holzschreibtisch und faltete seine Hände. „Was möchtest du mir so dringendes erzählen.“ Sie riss die Arme schwunghaft in die Höhe und trat dann wieder einen Schritt zurück. Nur für einen kurzen Augenblick schloss sie die Augen und versuchte ihre Gedanken in Worte zu fassen. „Henry es ist einfach so, dass ihr Sohn vielleicht, aber auch nur ganz vielleicht, in einen Mann verliebt ist und nur ganz vielleicht auch mit diesem zusammen ist.“

 

Henry riss die Augen auf und starrte an die Wand, seine Gedanken fingen an zu rasen wie auf einer Achterbahn. Doch er konnte nicht verarbeiten was Lucy ihm gerade erzählt hatte und er konnte nicht verstehen wie er das die ganzen Jahre übersehen hätte können. Langsam stand er auf und schob den Stuhl nach hinten um gerade stehen zu können. Er starrte an die Wand auf der anderen Seite und betrachtete genau wie dort die Schattierungen ins bläuliche liefen, bevor sich an der schwarzen Decke endeten. „Lucy...!“ Henry versuchte ruhig zu atmen und nicht durchzudrehen, doch seine Gedanken kreisten und hörten nicht auf verschiedene Anschuldigungen zu schreien. „Das kann doch nicht dein Ernst sein, Harry würde sich nie auf so was niederlassen.“

 

Doch eigentlich wusste er die Wahrheit und konnte sie vollkommen spüren. Er wollte es nur nicht wissen und deswegen versuchte er es zu verdrängen, das würde alles zu Nichte machen, Harry hatte gelogen, er wollte nur wieder seinen Hintern retten. Er trommelte auf seinem Schreibtisch herum und wackelte mit seinem Fuß. Lucy ließ ihren Blick immer wieder zwischen Fuß und Finger gleiten. Nicht nur sie war nervös, Henry war mit den Nerven am Ende.

 

 

Harry hatte nach langem suchen endlich den Schlüssel zu seinem Zimmer gefunden und sperrte die Tür ab, dann ging er auf seine weiße Couch zu und ließ sich verzweifelt darauf fallen. Was hatte er jetzt schon wieder getan? Wieder und wieder ritt sich Harry ungewollt in missliche Situationen und wusste nicht mehr wie er daraus kommen konnte. Er hatte keine Chance Lucy aufzuhalten, sie hatte sich nach dieser verzweifelten Situation von ihm abgewandt und war auf dem schnellsten Weg davon gerannt, geradewegs zum König. Es war alles nicht so geplant gewesen, aber er konnte nichts mehr dagegen machen. Er fühlte sich erniedrigt und ziemlich schwach, alles wendete sich gegen ihn und er konnte einfach nichts dagegen machen. Er wollte nicht anderes als seine Ruhe, eine längere Pause aus der er endlich wieder lernte was klares denken bedeutete.

 

Harry versuchte sich mehrere Stunden zu konzentrieren, aber es gab weder einen Anhaltspunkt, noch eine gerade Richtung. Deshalb hatte er es gelassen und war mehrere Minuten hin und her gerannt, bis ihm wieder einfiel das er die Tür immer noch verschlossen hatte. Auf der einen Seite wollte er sie nicht aufschließen, auf unerwarteten Besuch konnte er gut verzichten, aber wenn Henry kommen würde und nicht reinkäme, dann würde er das wahrscheinlich nicht überleben. Also ging er zur Tür und entriegelte diese, gerade noch rechtzeitig, denn nur Sekunden später wurde die Klinke herunter gedrückt und der König betrat den Raum. Auf seinem Gesicht konnte Harry tausend von Emotionen erkennen und das war nicht gut, es war sogar ziemlich schlecht. Schneller als er hätte denken können, kam Henry mit großen Schritten auf seinen Sohn zu. Dann passierte es.

 

„Wie kannst du nur so eine Enttäuschung sein, es ist mir nicht mehr vorstellbar.“ Henry stieß seinen Sohn gegen die Wand und hielt ihn an der Hüfte fest. Dann fuhr er mit seinen Händen an die Arme von Harry und drückte diese ihm über den Kopf an die Wand. Harry konnte sich nicht mehr wehren und versuchte es auch gar nicht mehr weiter. Sein Vater kam ihm immer näher und seine Augen blinkten vor Wut, er sah aus wie ein hungriger Löwe der sich auf seine Beute schmiss. Nur war diese Beute keine Gazelle, sondern sein eigener Sohn. Harry keuchte, weil ihm heiß war, weil er Schmerzen im Rücken hatte, weil er Angst um sein Leben hatte. Er keuchte wie ein gehetzter Hund auf der Jagt, er sollte keuchen. Henry lehnte sich so stark gegen ihn, dass Harry keine Chance hatte sich zu befreien und wegzurennen. Doch er war es gewohnt, schon viel zu oft hatte er in einer solchen Situation gesteckt. Er hatte aufgehört wegen solchen Kleinigkeiten zu weinen, er würde seinem Vater keine Genugtuung mehr geben. Doch dank einem harten Schlag mit einem stumpfen Gegenstand gegen die linke Wange und in den Magen wurde Harry nicht nur schwindelig, sondern auch die Tränen liefen ihm jetzt die Wangen hinunter.

 

 

Harry wusch sich das Blut von seiner Hand und tastete dann sanft an seine Wange. Aus der offenen Wunde floss immer noch etwas Blut und es tat höllisch weh. Er drehte den Wasserhahn auf und nahm sich einen Waschlappen aus seinem Schrank, dann hielt er ihn unter den kalten Wasserstrahl und feuchtete den Lappen an. Sanft fuhr er sich damit über die Wange, er verzog das Gesicht vor Schmerz und ließ den Lappen daraufhin wieder fallen. Seine Hand zitterte stark und es fühlte sich so an als würden ihm die Fingernägel von den Fingern fallen. Der Schmerz war unerträglich, dabei war der Schnitt nicht einmal so groß, es floss nicht einmal mehr viel Blut. Harry drehte den Wasserhahn wieder auf und ließ es laufen, er schaute dem Blut dabei zu wie es sich vom Waschlappen löste und zusammen mit dem Wasser in den Abfluss floss. Langsam war nur noch klares Wasser zu sehen und Harry wagte es sich wieder den Lappen aus dem Becken zu holen und sich auf die schmerzende Wange zu legen.

 

Sie brannte unter dem nassen Stoff und er fühlte wie sich noch etwas Blut aus der Wunde zwängte. Mit geschlossenen Augen nahm er den Waschlappen wieder vom Gesicht und legte ihn diesmal auf den Boden, bevor er frustriert das Zimmer verließ und sich auf die Couch schmiss. Harry winkelte die Beine an und schlang seine Arme um die Knie und legte sein Kinn darauf, bevor er anfing zu seufzen und die Augen schloss. Er musste sich jetzt erst einmal beruhigen und aufhören an den Schmerz in seinem Gesicht zu denken, dann würde er wahrscheinlich das restliche Blut abwischen, die Wunde provisorisch mit Pflastern kleben und dann ins Bett klettern und schlafen gehen. Der Tag war hart genug und noch mehr schlechte Nachrichten oder eine weitere Begegnung mit Lucy oder seinem Vater würde er in seinem jetzigen Zustand nicht überleben. Alles wurde ihm nach und nach zu viel und er kam nicht mehr mit Atmen hinterher.

 

 

Als er Lucy gefunden hatte, zog er sie in eine engere leere Nische und drückte sie leicht an die Wand, wenn sie gewollt hätte, wäre sie weggelaufen. Doch sie wehrte sich nicht, stattdessen schaute sie auf den Boden und schien die Kacheln zu zählen. „Sag mir doch endlich warum du dich so seltsam benommen hast?“ Doch sie gab ihm keine Antwort, nicht mal die kleinste Regung war an seinem Körper vorzufinden. Harry versuchte mit Lucy zu reden, doch sie schien ihm nicht zuhören zu wollen. Er verstand die Welt nicht mehr, als ihm herausgerutscht war das er mal mit Riley zusammen war, hatte sie das ganz normal aufgenommen und danach ihn einfach weiter geärgert, als er dann aber erwähnte das er mit Mason zusammen ist, hat ihr ganzes Verhalten plötzlich umgeschlagen und Harry konnte sich dieses Verhalten nicht erklären und Lucy war nicht bereit ihm eine Erklärung zu geben. Er ließ sie los und trat einen Schritt zur Seite, endlich schaute sie wieder nach oben und entfernte sich von der Wand, dann drehte sie sich um die Ecke und verschwand aus der Sichtweite von Harry.

 

 

„Steven, tu mir einen Gefallen und suche bitte nach Mason und wenn du ihn gefunden hast, bringe ihn zu mir. Persönlich zu mir bringen, nicht herschicken, ich möchte wirklich sicher gehen das er hier oben bei mir ankommt und sich nicht auf dem Weg zu mir verläuft. Aber such nur hier auf dem Schloss und auf dem Platz draußen, wenn er nach Hause gefahren ist, dann lass es einfach bleiben.“ Harry seufzte laut und griff instinktiv an seine geklammerte Wange, sie fühlte sich taub an und feucht von der Creme. Immer und immer wieder erwischte er sich selbst dabei wie er an Mason dachte, wie er ihn vermisste und das er es keine weiteren Stunden ohne ihn aushalten könnte.

 

Doch er wusste selbst das er nicht zu ihm kommen würde, selbst wenn Steven ihn dazu überreden könnte, würde er nicht mit ihm sprechen wollen. Harry wusste nicht mehr was er machen sollte, er hatte im Moment einfach Keinen mehr zum reden und diese generelle Einsamkeit war schrecklich. Manchmal dachte er darüber nach einfach mit sich selbst zu reden, sich noch mehr zum Idioten zu machen, aber dann nicht mehr so alleine zu sein. Die Minuten vergingen und nichts passierte, die Wanduhr tickte freudig vor sich hin und somit war die Stille wenigstens nicht so erdrückend. Minuten wurden zu Stunden und endlich rührte sich die Tür, doch es kam nicht die Person die er erhofft hatte. Henry kam in den Raum und schaute sich um, Harry versuchte nicht die Augen zu verdrehen und komplett ruhig zu bleiben.

 

Der König kam immer näher, blieb dann aber auf einer Distanz von mehreren Metern und setzte sich fast geschmeidig auf das Bett vom Prinzen. Komischerweise viel, dank dieser Geste, Harry ein Stein vom Herzen. Doch jetzt wollte er das Henry endlich anfing zu sprechen, damit er nicht noch länger ihn anstarren musste und dabei das Gefühl hatte das er gleich wahnsinnig werden würde. Doch niemand wollte reden, niemand wollte der Erste sein. Harry fing an auf der Couch hin und her zu rutschen, ihm fingen langsam an alle Knochen wehzutun, doch aufstehen wollte er auch nicht. Die Zeit wollte nicht vergehen, doch es schien dem König überhaupt nichts auszumachen. Harry fing an mit den Augenlidern zu zucken und den Fingernägel auf den Arm herumzuspielen. Dann endlich fing Henry an zu reden und es fühlte sich an wie ein Befreiungsschlag. „Wir warten nur kurz auf Lucy.“

 

Und die Enttäuschung machte sich wieder breit. Das war alles was er sagte und für Harry war es eindeutig nicht genug, es war überhaupt nicht genug. Doch Henry schaute wieder geradeaus an die Wand und sah nicht mehr so aus als würde er noch etwas sagen wollen. Es war ein schreckliches Gefühl, diese Stille machte sich ziemlich breit in seinem Kopf und hämmerte ihm gegen die Schläfen. Doch diesmal kam die vollkommene Stille nicht, denn die Tür wurde aufgerissen und Lucy schob sich durch den kleinen Spalt in den Raum. Sie schloss die Tür hinter sich wieder und setzte sich zum König auf das Bett.

 

„Wir können dann beginnen.“ Henry stand auf und faltete die Hände, dann stellte er sich genau dort hin, wo beide ihn sehen konnten, dann begann er zu reden. „Wir haben leider ein paar Probleme, weswegen wir uns Sorgen wegen der Hochzeit machen. Deshalb habe ich beschlossen das ganze etwas vorzuziehen und die Hochzeit schon in einer Woche zu feiern, damit wir diese sogenannten Probleme umgehen können und friedlich das neue Paar am englischen Himmel zu feiern. Ich will eure Meinung dazu überhaupt nicht hören, denn ich finde das ihr dabei überhaupt keine Meinung besitzen dürft. Lasst uns zum förmlichen kommen.“ Dann nahm er einen Umschlag aus seinem Jackett und öffnete es, dann nahm er zwei Briefe heraus und gab einen an Lucy und den Anderen an Harry.

 

Dieser schaute geschockt auf das Papier und konnte nicht fassen was hier passierte. Sein Blick ging zu Lucy, doch die schaute starr auf den Brief und rührte sich nicht. Harry faltete den Brief auseinander und fing an ihn zu lesen, es war ein Einverständnis mit der Hochzeit und, dass die Vorverlegung für alle Beteiligten in Ordnung gehen würde. In seinem Kopf ging alles wie in einer Achterbahn und die Fahrt wurde ganz plötzlich beendet als die Schienen ein Loch hatten und der Wagon abstürzte.

 

Harry seufzte und zerriss das Papier mit einer Handbewegung, Henry und Lucy schauten ihm dabei zu. Dann knüllte er die beiden Seiten zusammen und schmiss sie zielsicher in den Mülleimer auf der anderen Seite, der direkt neben dem Schreibtisch stand. Der eine Ball traf den Eimer und der Andere verfehlte diesen nur ganz knapp. Henry hatte die Arme verschränkt und einen sehr bösen Blick aufgesetzt, seine Augenbrauen waren zusammengezogen und in seinen Augen blinkte die pure Wut. Er wollte jetzt sofort eine Antwort haben, aber Harry war nicht in der Lage auch nur ein einziges Wort zu sagen, er war viel zu sehr damit beschäftigt nichts falsches mehr zu verraten.

 

Doch Henry schien mit dieser Reaktion schon gerechnet zu haben, denn er nahm noch einen weiteren Umschlag aus seinem Jackett und reichte diesen ebenfalls an seinen Sohn weiter. „Zerreiß ihn wieder und ich werde dein ganzes Leben zerreißen.“ Harry seufzte und nahm sich dann einen Kugelschreiber bevor er zwanghaft eine Unterschrift unter das Einkommen setzte und den Brief dann wieder an seinen Vater reichte.

 

 

„Nächste Woche.“ Harry hätte am liebsten wieder angefangen zu weinen, er konnte es nicht fassen, sein Vater hatte die Hochzeit auf nächste Woche vorverlegt und jetzt würde er zusammen mit Lucy auf das Podest steigen müssen um der Presse die Neuigkeit zu verbringen. Eigentlich konnte der Tag nicht mehr schlechter werden, aber immer wenn Harry versuchte sich das einzureden, erschlug ihn eine weitere böse Überraschung und er musste den Spruch wieder überdenken. Für ihn hieß es nicht mehr „Schlimmer geht nicht mehr“ sondern „Schlimmer geht‘s immer.“ Er stand an der Balkontür und schielte durch den weißen Vorhang auf die Menge die sich im Hof versammelt hatten. Auf dem Podest standen mehrere Kameramänner die nur darauf warteten das er sich zusammen mit seiner wunderschönen Verlobten auf den Balkon traute und die Hochzeit verkündete. Alle waren aufgeregt und redeten wild umher, außer Harry und Lucy, sie starrten sich an aber sagten nichts. Noch immer wusste Harry nicht, warum ihn das Mädchen so ignorierte, sie hatte nicht mehr wirklich mit ihm geredet und war immer wieder ihm ausgewichen.

 

Plötzlich öffnete sich die große Balkontür und die Vorhänge wurden aufgerissen, Harry bekam einen großen Ausblick auf die Geschehnisse die auf dem Hof passierten. Lucy kam auf ihn zu und nahm seine Hand, dann zog sie ihn regelrecht hinter sich her auf das große Podest, sie hatte ein Grinsen aufgesetzt. Harry schaffte es nicht rechtzeitig zu handeln und stolperte hinter seiner Verlobten her, dann blieb er stehen und starrte sie an, lang, bis er von einem Reporter angesprochen wurde und aus seiner Starre zuckte.

 

 

Harry wusste das seinem Vater alle Details aufgefallen waren, alle kleinen Details die er gerade gemacht hatte und das er jetzt gleich in sein Zimmer gestürmt kommen würde um ihn zur Rede zu stellen. Doch umso länger er wartete desto langsamer schien die Zeit zu vergehen. Es geschah rein gar nichts und der König ließ sich auch nicht blicken. Harry wollte und konnte nicht glauben das sein Vater nicht kommen würde um ihn zur Sau zu machen, doch genau das geschah gerade, nichts. Es war mehr als seltsam und es machte den jungen Prinzen nur noch nervöser, als wenn sein Vater neben ihm stehen würde.

 

Er stand auf und lief aufgebracht in seinem Zimmer auf und ab, doch es geschah einfach nichts und es war ziemlich schrecklich. Die Zeit schien stehen zu bleiben und alles ging in Zeitlupe. Die Wunde an Harry's Wange fing an zu brennen instinktiv fuhr er sich an die Schnittwunde, sie wurde immer heißer und langsam bekam er das Gefühl als würde sie gleich wieder anfangen zu bluten. Das dies natürlich eher unmöglich war wusste Harry, trotzdem konnte er nichts gegen das Gefühl machen und wurde immer nervöser.

 

Dann öffnete sich endlich die Tür und der König betrat den Raum, er hatte sich nicht umgezogen, immer noch trug er den schrecklichen Anzug mit den zu langen Hemdärmel die unter dem Jackett hervorragten. Die grausam brauen Knöpfen an dem blauen Anzug vielen ihm immer und immer wieder in die Augen und sie bereiteten ihm immer noch Würgegefühle. „Harry, ich muss dir glaube nicht mehr sagen was du heute schon wieder alles falsch gemacht hast.“ Der Prinz seufzte und bereute es mittlerweile das er sich wünschte sein Vater würde hier auftauchen.

 

„Ich will überhaupt nicht alles ansprechen und wiederholen, außer Eines.“ Er sah auf seinen Sohn herunter und beobachtete genau wie dieser nervös mit seinen Händen zuckte und immer weiter nach hinten schritt bis er an seine Couch stieß und sich dann wie ein nasser Sack darauf fallen ließ. „Warum hast du Lucy nicht geküsst und deinen Kopf weggedreht als alle danach gewünscht hatten?“ Harry blieb stumm und starrte auf den Boden. „Warum kannst du deine Rolle nicht so spielen wie du es sollst?“

Kapitel 13 – Gewinnen ist schwer, verlieren aber auch

 

Harry versuchte mit allem klar zu kommen, er hielt sich die letzten zwei Tage an alle Regeln die Henry gemacht hatte und hatte auch versucht sich gegenüber Lucy besser zu verhalten. Doch es nagte an seinen Nerven und das konnte man ihm ansehen. Harry lief wie eine Leiche durch die Gegend und erschreckte jeden mit seinem blassen Gesicht und seinen glasigen Augen. Er fühlte sich einsam und hatte seine Freunde seit den zwei Tagen nicht mehr gesehen. Wenigstens hatte er sich Lucy wieder etwas annähern können, sie sprachen wieder miteinander, auch wenn sie ihm anscheinend nie erzählen wird, was sie nach der Nachricht so verärgert werden ließ. Auch seine Wunde an der Wange musste nicht mehr geklammert werden. Er hatte es am Anfang noch mit einem Pflaster getan, doch das war ihm auf Dauer zu anstrengend und viel zu unbequem, dann doch lieber die unschöne Narbe präsentieren.

 

Im Moment saß er in seinem leeren Zimmer und starrte an die Wand, noch nie hatte er sich in seinem ganzen Leben so alleine gefühlt, ohne Unterstützung oder Freunde. Hin und wieder hatte er Gespräche mit seinem Vater, aber diese liefen alle auf nichts hinaus und gingen meistens nur um das Königreich oder die Hochzeit und von Beidem wollte Harry absolut nichts wissen im Moment.

 

Der Morgen war anstrengend und nach dem Frühstück war der Thronprinz wieder in seinem Zimmer verschwunden, genervt hatte er seine komplette Stiftsammlung unter seinem Bett herausgezogen und angefangen diese zu sortieren, dann hatte er seinen Schreibtisch etwas frei geräumt und dort zwei kleine Körbe aufgestellt, in den einen legte er mehrere Buntstifte, in allen möglichen Farben und in den Anderen, Bleistifte in allen Größen und Dicken, sowie Radiergummis, Fineliner und Eddings. Dann breitete er ein DIN A2 Blatt aus und fing an irgendwelche Linien darauf zu ziehen, nach und nach versuchte er alle zusammenzuführen und daraus ein Bild entstehen zu lassen. Als er mit seinen Outlines fertig war, fing er an sie mit verschieden Dicken schwarzen Fineliner nach zu fahren, dann malte er mit den Farben blau, rot, orange und grün den Hintergrund. Nach und nach fing das Bild an Gestalt anzunehmen, doch Harry hörte erst auf als ihm die Hand anfing einzuschlafen. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er schon mehrere Stunden hier saß und einfach nur malte, dass konnte ihn schon immer beruhigen und vergessen lassen. Ein Blick auf das Handy sagt ihm, dass er sich langsam auf den Weg machen sollte, er hatte sich heute morgen noch mit Riley und Mason verabredet und er wollte auch nicht zu spät kommen.

 

Das Bild zeigte einen jüngeren Mann, er hatte gelocktes Haar und eine Krone auf dem Kopf, sein Gesicht strahlte Traurigkeit aus und seine Kleidung war schwarz, im Hintergrund leuchteten die Farben der Natur und das noch nicht angemalte Schloss.

 

Angezogen wie er war, schnappte sich Harry sein Handy und steckte es in die Hosentasche, dann ging er die Treppen hinunter aus dem Schloss hinaus und öffnete die Garage, schnappte sich seine Schlüssel und ging zu seinem Motorrad. Harry holte sich seinen Helm und schwang sich dann auf sein Motorrad. Laut raste er vom Platz und bog in die Straße ein, nur wenige Minuten zuvor hatte Riley ihm geschrieben, dass er früher aufhören durfte und dann zu Mason gegangen war. Harry drehte einen höheren Gang ein, raste über die Schnellstraße, bis er in Rekordgeschwindigkeit bei dem Haus seines Freundes ankam. Dort sperrte er die Tür auf, den Schlüssel von diesem Haus hatte er irgendwann geschenkt bekommen und er benutzte ihn immer wieder. Hinter sich ließ er die Tür wieder zufallen und ging dann die Treppe hinauf in das Zimmer von Mason.

 

Dort saß der zusammen mit Riley auf dem Boden und sie spielten UNO. Durch das Knallen der Tür wurden sie aus ihrem Spiel gerissen und schauten zu Harry auf. „Hey Schatz.“ Riley drehte seine Karten mit der Spielseite auf den Boden und sprang dann elegant auf, bevor er sich in die Arme von Harry stürzte und ich ganz fest an ihn drückte, auch der Prinz schloss seinen Freund in eine feste Umarmung. Beide spürten was zwei Tage Trennung bei ihnen bewirken konnten. Harry wollte am liebsten den warmen Körper nie wieder loslassen und sich auch nie wieder so einsam fühlen.

 

Doch Riley fing an die Arme wieder zu lockern und sich von ihm zu lösen, es fühlte sich falsch an und Harry wollte seinen Halt nicht loslassen, weswegen er sich an dem Jackett von Riley festkrallte und neben ihm leicht zu schwanken anfing. „Ich kann nicht lange bleiben, also lasst uns das bitte schnell klären damit ich wieder zurück ins Schloss kann.“ Mason hatte das ganze Szenario vom Boden aus beobachtet und fühlte sich hundeelend, er traute sich nicht seinen besten Freund zu begrüßen und hoffte ganz instinktiv das Harry diesen Schritt machen würde, aber dieser hatte ihm noch nicht einmal mit einem Blick gewürdigt und schaute nur Riley an. Irgendetwas zog sich in seiner Brust zusammen und er konnte regelrecht hören wie sein Herz anfing Risse zu bekommen.

 

„Ich weiß immer noch nicht was ich hier soll und wofür ich meine Zeit opfere.“ Riley lächelte leicht und ging dann zu seiner Tasche, aus dieser zog er einen Block und einen Kugelschreiber. „Lasst uns mit meinem zehn Stufen Plan beginnen.“ Dann ließ er sich wieder im Schneidersitz auf den Boden sinken und klopfte neben sich auf den Teppich, Harry setzte sich widerwillig.

 

Dann schlug Riley den Block auf und zum Vorschein kamen mehrere Zeichnungen von den Räumen aus dem Schloss, sie waren ziemlich detailgenau und alle in einer gewissen Reihenfolge angeordnet, gab es eigentlich etwas war Riley nicht konnte? Doch dieser blätterte einfach weiter und blieb bei einer Liste mit zehn Stichpunkten stehen. „Ten Steps bis zum Ziel“, hatte er an den oberen Rand des Blattes geschrieben und darunter die einzelnen Punkten in verschiedenen Farben.

 

„So Jungs, als Erklärung. Die Liste haben Jack, Joseph und ich gemacht und wir sind ziemlich zufrieden damit, Logan ist auch damit einverstanden, jetzt bleibt nur noch ihr.“ Er riss ein leeres Blatt aus dem Block und schrieb in Großbuchstaben 'Aufgaben von Mason und Harry' darauf.

 

„Dann legen wir mal los. Numero uno: Jeder muss seiner eigenen Aufgabe nachgehen und das meine ich vollkommen ernst, hört auf irgendwas anders zu machen nur weil wir jetzt in dieser misslichen Lage stecken.“ Dann schrieb er diese kleine Zusammenfassung zu den Aufgaben und wendete sich an die Beiden. Sie nickten dem Älteren nur zu, gaben aber kein Kommentar.

 

„Numero dos: Harry wird sich mit allem abfinden müssen, ich will das du dich da hineinversetzt und dich benimmst wie ein perfekter Sohn oder auch Ehemann. Mason bleibt während der Zeit am besten vom Schloss fern und geht seinen eigenen Problemen hinterher.“ Wieder gab keiner der Beiden eine Antwort auf die Anforderung, Riley zuckte nur mit den Schulter, dann hatte er wenigstens nicht noch mehr zu bereden und wurde schneller fertig.

 

„Numero tres: Harry muss versuchen, dass Lucy denkt das du mit Mason zusammen wärst, das würde sie wahrscheinlich erst einmal aus der Bahn werfen und dir die gewisse Unabhängigkeit von ihr gewähren. Mason du musst einfach mitspielen.“ Harry hatte angefangen den Boden zu beobachten und kleine Schweißperlen hatten sich in seinem Nacken gebildet. Besser er würde nicht verraten, dass er diesen Punkt schon lange selbst abgehakt hatte. Wieder schrieb Riley kurze Stichpunkte zu den Aufgaben und las dann den nächsten Punkt vor.

 

„Numero cuatro: Schonmal etwas von Lügenpresse gehört? Ich möchte von euch, dass ihr ein kleines perfektes Pärchen spielt, nicht vor der wirklichen Presse aber vor dem Schloss und vor allem vor deinem Vater Harry, das ist besser als jedes Ablenkungsmanöver das wir uns ausdenken könnten, jeder hat während diesem Punkt seine eigenen Aufgaben und wir wissen alle was wir zu machen haben.“ Niemand konnte sich anschauen, Riley bekam langsam Zweifel daran was mit den Beiden eigentlich los war, aber weil er wusste, das Harry wenig Zeit hatte, redete er einfach weiter.

 

„Numero cinco: Und zunächst auch letzten Punkt, weil dann müssen wir erst einmal schauen wie sich das ganze entwickeln wird. Harry du bist der Einzige der in die Aufzeichnung von alten Akten kommt und an das Videomaterial, wir wollen das du alles heraus suchst was du gegen deinen Vater verwenden kannst, es würde dir wahrscheinlich das Leben retten. Ja Mason, jetzt hast du natürlich den kürzeren gezogen, denn du musst währenddessen dich mit den zwei Feinden beschäftigen und dabei ist mir eigentlich egal wie du das anstellst, denn reden werden die mit dir sowieso.“

 

Riley beendete seinen Vortrag und schaute in die Runde, wenigstens für den Schluss, hätte er eine Diskussion erwartet, aber keiner schaute ihn an und versuchte irgendetwas zu sagen. Er würde gleich ein ausführliches Gespräch mit Mason führen müssen, das würde so nicht weitergehen und zu allem übel wahrscheinlich auch den Plan gefährden. Harry nickte Riley zu und stand dann schnell auf, gab dem Schwarzhaarigen noch einen kleinen Kuss auf den Kopf, ehe er sich aus dem Zimmer drängte und aus dem Sichtfeld der Freunde verschwand.

 

Mason saß auf dem Boden und schluckte stark, so sollte es nicht laufen und er wollte auch ganz sicher nicht das es so lief. Frustriert sprang er auf und rannte aus dem Raum, die Treppe hinunter und kam dann keuchend im Wohnzimmer an, wo er sich auf das Sofa fallen ließ. Im Zimmer saß Riley immer noch auf den Boden und starrte die langsam zugehende Tür an, er versuchte zu begreifen was gerade geschehen war. Dann stand auch er auf und ging ins Wohnzimmer, wo er Mason auf dem Sofa fand.

 

Der rechte Arm hatte er über seine Augen gelegt, anscheinend dass niemand sehen konnte wie er weinte, doch sein schluchzen verriet ihn. Riley zerriss es das Herz seinen besten Freund so niedergeschlagen zu sehen und ging langsam auf ihn zu, dann ließ er sich auf den Boden direkt neben dem Sofa sinken und platzierte eine Hand auf die Schulter von Mason. Doch dieser regte sich nicht unter der Berührung, sondern fing nur an stärker zu weinen, endlich schienen alle Dämme bei dem Jungen zu brechen und er konnte sich nicht mehr zurückhalten. Mehrere Minuten vergingen, in denen Mason leise vor sich hin schniefte und Riley einfach daneben auf dem Boden saß und ihn sanft mit seiner Hand an der Schulter streichelte, Worte waren im Moment einfach überflüssig. Als sich der Blonde wieder etwas gefangen hatte, nahm er den Arm von seinen Augen und legte den Blick auf die rot angeschwollenen und mit Tränen gefüllten grünen Augen frei. Riley rückte etwas auf seinem Platz hin und her, versuchte einen besseren Platz zu finden, weil er das Gefühl hatte noch etwas länger auf dem Boden sitzen zu bleiben.

 

„Harry und ich reden nicht mehr miteinander.“ Die Stimme war zart und zögernd, sehr leise und Riley musste die Ohren spitzen um zu verstehen was sein Freund von sich gab. „Irgendwie ist alles aus dem Ruder gelaufen, ich weiß nicht wie das passieren konnte.“ Er versuchte sich aufzurichten und trat dabei dem Anderen fast gegen das Becken, dann zog er Riley mit auf das eher schmale Sofa und ließ sich dann wiederum von ihm auf den Schoß ziehen. Eigentlich hatte es Mason nicht so mit Nähe, alles was er so brauchte konnte er von Harry bekommen, aber weil dieser auf Distanz ging, fühlte sich Mason unterkühlt und komplett alleine gelassen, nicht nur von seinen Eltern, sondern auch von seinen Freunden. Riley hatte kein Problem mit allem und zog seinen Freund einfach noch ein bisschen mehr in seine Arme, strich ihm wie ein kleines Kind über den Kopf und versuchte ihn etwas zu beruhigen.

 

„Wir haben uns geküsst“, kam Mason endlich mit der ganzen Wahrheit heraus, doch das schien den Anderen überhaupt nicht zu schockieren, er schien es schon erwartet zu haben. Genau das hatte Riley, zwar war er nicht darauf vorbereitet es so von Mason zu erfahren, aber er hatte es Beiden ansehen können. „Hey Schatz, dass wird sich schon wieder alles richten, du glaubst gar nicht wie schnell ihr euch wieder vertragt und dann kann endlich alles gut werden, aber im Moment musst du stark bleiben und dich auf den Plan fokussieren. Wenn du willst rede ich nochmal mit Harry und versuche herauszufinden warum er sich so verhält.“

 

Doch Mason fing nur an den Kopf zu schütteln: „Ich will dich nicht wie ein kleines Kind vorschicken, weil ich zu viel Angst vor seiner Meinung habe, ich werde es schon selbst schaffen.“ Riley nickte ihm aufmunternd zu und fuhr ihm noch einmal über den Kopf, ehe er Mason von sich schob und sich dann erhob und ohne einen weiteren Blick in die Küche ging. Er brauchte jetzt erst einmal etwas zwischen die Zähne, sonst würde er noch von allen Knochen fallen.

 

 

 

Harry hatte sich währenddessen schon wieder auf den Weg zurück ins Schloss begeben und sprintete gerade den Weg die Treppe hinauf in sein Zimmer, als er die Tür aufriss schien noch alles so zu sein wie es war, als er es verlassen hatte. Nur wenige Sekunden später stand ein großer schwarzhaariger Junge im Zimmer und strahlte ihn an. Sein Anzug war frisch angezogen und die Krawatte etwas verrutscht vom arbeiten, aber sonst sah er recht gut aus. Daneben standen die beiden Cousins und trugen genau die selben Kleider. Wenn sie nebeneinander standen, dann konnte man genau sehen wie verschieden sie doch waren, auch wenn man manchmal dachte sie sähen sich ziemlich ähnlich.

 

Doch hatte Jack dunkelblonde an den Seiten abrasierte Haare und Joseph hellbraune und etwas längere Haare, auch sonst konnte man im Gesicht nicht viele Ähnlichkeiten finden. Jack hatte weiche Konturen und noch fast Babybäckchen und mit seinen blauen, fast grauen Augen, sah er manchmal auch aus wie eines. Joseph dagegen hatte ein erwachsenes Gesicht, seine Züge waren konturierter und bei ihm spross der Dreitagebart, der bei Jack noch nicht einmal nach einem Jahr kommen würde. Doch wenn man nicht so genau hinsah, waren sie sich ziemlich ähnlich, gleiche Größe, gleicher Gang, gleicher Stand, gleiche Kleidung und immer das gleiche gefällige Grinsen auf den roten Lippen.

 

„Wir hatten vor Essen zu gehen und wollten dich fragen ob du mitkommen möchtest oder ob du noch irgendwelche Pflichten zu erfüllen hast?“ Harry schaute sich noch einmal im Zimmer um, doch es geschah nichts und niemand kam durch die Tür, dass war wohl die versprochene Freiheit, die er bekam wenn er die Rolle richtig spielte. Um nicht noch mehr Zeit zu verschwenden, nickte er seinen Butlern und Freunden zu, nahm sich eine Jacke aus dem Schrank und marschierte mit ihnen in das anliegende Haus. Dort wurde er gezwungen zu warten, denn in ihren Uniformen wollten die Anderen nicht unbedingt in irgendeinem Restaurant auftauchen.

 

Harry lehnte sich an die Wand und nahm sein Handy aus der Hosentasche, er hatte ganz vergessen, dass er es eingesteckt hatte. Um nochmal auf Nummer sicher zu gehen, verband er sich mit dem Internet und wartete kurz. Doch es kamen keine Nachrichten von Henry oder Lucy, dafür aber mindestens tausende von Mason und ein paar von Riley. Widerwillig drückte er sie an und las. Riley sprach von einem weiteren Treffen und das er morgen wieder arbeiten würde. Harry wusste das er dies absichtlich geschrieben hatte, denn er fühlte sich mit Riley um sich herum gleich viel wohler in diesem kalten und großen Schloss. Er antwortete nur mit einem Herz, denn er wusste genau wie sein Freund die Nachricht aufnehmen würde.

 

Dann waren dort nur noch Nachrichten von irgendwelchen unwichtigen Menschen oder von Gruppen und natürlich Mason, doch diesen übersprang Harry gekonnt. Er scrollte desinteressiert durch die ungelesene Nachrichten und blieb dann doch unter Schock bei einem Namen stehen. Langsam drückte er darauf und fand einen sehr langen Text in dem stand, dass er nichts falsch gemacht hätte und sie versuchen würde alles wieder gerade zu biegen, aber das sie dafür Zeit bräuchte und er alles machen sollte um die Hochzeit noch weiter hinzuhalten. Harry bekam leichte Schnappatmung als er seiner Mutter eine kurze Erklärung und eine Einwilligung schrieb.

 

Dann steckte er das Handy wieder in seine Hosentasche und lehnte sich gegen die Wand, doch lange musste er nicht warten, denn die Anderen kamen schon wieder aus ihren Räumen. Logan sah aus als würde er gleich auf irgendeine Gala gehen, seine Uniform hatte er nämlich gegen eine enge schwarze Hose und ein weißes Hemd getauscht, darauf schwarze Lackschuhe und eine Krawatte. Fast hätte er besser ausgesehen als Harry selbst, aber auch nur fast, denn über dessen Anzug ging überhaupt nichts. Die beiden Anderen dagegen hatten sich mit Jeanshose und einfachem Pullover etwas schlichter angezogen. Schnell wurde entschieden, dass Logan fahren durfte, er war auch der Einzige der nicht das Gefühl hatte sich heute noch besaufen zu müssen.

 

Die Entscheidung fiel auf ein etwas feineres Restaurant, wenn sie sich schon so schick angezogen hatten, dann mussten sie es auch ausnutzen und weil Harry angeboten hatte zu bezahlen, waren dann auch alle einverstanden. Der Weg in die Innenstadt dauerte etwas länger als erhofft, denn die Straßen waren voll von Autos die gerade von ihrer Arbeit kamen und sich den Weg nach Hause bahnten, Autos die gerade erst zur Arbeit fuhren oder Busse, die die Schüler absetzten. Harry lehnte sich in seinem Sitz nach hinten, er hatte sich mit Joseph um den vorderen Platz geschlagen und am Schluss ihn mit Schere zu Papier geschlagen. So lief es eigentlich immer ab zwischen ihnen, man schlug sich wie richtige Kerle.

 

Harry machte die Augen zu, versuchte aber nicht an die eine Sache zu denken, doch irgendwie bekam er sie seit Gestern nicht mehr aus dem Kopf, immer und immer wieder fühlte er Mason's Hände an seinem Nacken oder seiner Hüfte und die sanften Lippen auf seinem Mund. Er wollte seinen besten Freund nicht ignorieren, aber Harry hatte das Gefühl ihm in die Arme zu fallen und das wäre jetzt kurz vor der Hochzeit das Letzte was er machen wollte, deswegen musste er sich den gewissen Abstand jetzt schaffen, auch wenn er dadurch wahrscheinlich Mason verletzte.

 

Endlich am Restaurant angekommen, suchte sich Logan einen Parkplatz aus, aus dem er auch nachher wieder gut herauskommen würde, dann stiegen sie aus und betraten zusammen das Restaurant, ließen sich vom Oper an einen freien Tisch am Fenster führen und die Speisekarte bringen. Jeder schwieg und las leise was sie sich bestellen wollte, Harry war am schnellsten mit seinem Menü durch und bestellte schon einmal für alle was zum trinken, für den Anfang entschied er sich für Cola und danach konnten sie von ihm aus auch Alkohol bestellen, er jedenfalls würde versuchen seine Probleme nicht damit zu verbessern. Als auch die Anderen fertig waren, bestellten sie zusammen die Vorspeise und den Hauptgang, dann fing Logan an mit seiner Cola zu spielen und immer wieder an ihr zu nippen.

 

Jack fing an zu kichern und meinte:„Mensch Logan, nur weil du deine Frau schon so lange nicht mehr gesehen hast, musst du jetzt hier nicht mit deiner Cola herumknutschen, auch wenn ich glaube das dies noch nicht zu betrügen zählt.“ Die Stimmung wurde augenblicklich besser, als alle anfingen zu lachen und der Älteste sein Getränk beleidigt wieder auf den Tisch stellte. „Du weißt doch gar nicht wie das ist, wenigstens habe ich eine, du musst diese ganzen Dinge ja immer noch mit deinem Teddy üben.“

 

Jack's Augen weiteten sich und sein Kiefer machte Bekanntschaft mit der Tischkante, ehe er sich wieder fing und sich dann theatralisch über die Augen rieb. „Ich dachte das hätte ich dir im Vertrauen erzählt, wie kannst du es nur weiter erzählen.“ Joseph fing an den Kopf zu schütteln und rieb seinem Cousin über die Schulter. „Er meint das nicht so.“ Harry fühlte sich besser, seit etlichen Tagen fühlte er sich endlich wieder besser, noch nicht gut, aber wenigstens ziemlich nahe dran.

 

„Warum hab ich eigentlich solche Idioten als Freunde, es ist nicht mehr schön mit anzusehen.“ Er schüttelte den Kopf und nahm einen großen Schluck, während er von Jack böse beobachtet wurde. „Ex oder Arschloch mein Kleiner.“ Harry setzte das Glas nicht ab, kurz hörte er auf zu trinken und nahm noch einmal tief Luft durch die Nase, ehe er weiter trank und versuchte das 0,5er Glas auszutrinken. Nur noch wenige Schlucke trennten ihn von seinem Sieg und auch diese schaffte er mit einer gewaltigen Leichtigkeit. Dann setzte er das leere Glas auf den Tisch und schaute den kleinen dunkelblonden Butler grinsend an. „Na, überrascht?“ Dieser nickte nur und schaute sich die Gläser an, ein leeres und drei volle.

 

„Du musst aber alleine die Toilette suchen gehen“, meinte Joseph dann ganz beiläufig und erst jetzt viel Harry auf, dass er gerade einen halben Liter getrunken hatte und sich nicht in diesem Restaurant zurecht finden würde. Sein süßer Sieg wurde plötzlich ziemlich bitter. Die Anderen konnten sein Problem erkennen und fingen wieder an zu lachen, und schon wieder fühlte sich Harry wie der Verlierer auch wenn er gerade gewonnen hatte. Als dann auch endlich die Vorspeise kam, redete niemand mehr vom Trinkwettbewerb, sondern die Gespräche richteten sich auf den sehr leckeren Salat den sie sich alle vier bestellt hatten. Danach kam auch direkt der Hauptgang, Harry strahlte sein Steak mit Kräuterbutter an, er konnte sich nicht vorstellen wie lange er schon nicht mehr, außerhalb vom Schloss essen war, weswegen er sich einfach noch mehr freute als alle am Tisch. Jack und Joseph begnügten sich mit Spagetti Bolognese und Logan hatte sich klassisch für einen großen Salat entschieden, bei dem konnte er sich wenigstens auch immer sicher sein das er Vegetarisch war.

 

Sie aßen stumm ihr Essen und verschoben die Gespräche auf die Wartezeit zwischen dem Hauptgang und der Nachspeise. Doch irgendwann hatte Harry das Gefühl er müsste ganz dringend die Toilette aufsuchen und deswegen ließ er alles stehen und liegen und fing an zu suchen, schnell fand er sie und schlüpfte in eine Kabine. Am Waschbecken packte er dann sein Handy aus und suchte nach Empfang, glücklicherweise fand er sogar welchen. Sein Handy piepste auf und er sah wer ihm schon wieder geschrieben hatte. Mason. Mehrmals. Doch Harry wollt schon wieder nicht darauf klicken und trennte die Verbindung zum Internet einfach wieder. Dann wusch er sich die Hände fertig und steckte sein Handy wieder in die Hosentasche.

 

Auf seinem Platz angekommen sah er das Logan schon so gut wie fertig mit seinem Essen war und die beiden Cousins auch ihre letzten Züge vor sich hatte. Harry grinste und nahm sich Messer und Gabel, schnitt zwei kleiner Stücke von seinem Steak ab und gab sie jeweils an Jack und Joseph weiter. Die Beiden bedankten sich mit einem breiten grinsen und aßen dann wieder weiter. Nach wenigen Minuten waren dann auch alle fertig und die Teller waren leer, der Kellner kam und nahm die Teller mit, dann bestellten sie sich noch jeweils ein Bier und diskutierten über den Nachtisch.

 

Die Wartezeit verbrachten sie mit einem hitzigen Gespräch darüber, wer die besten Qualitäten als Schauspieler hätten. Sie einigten sich sehr schnell darauf das Harry mit seinen braunen Locken und dem Modegesicht am schönsten aussehen würde, aber seine schauspielerischen Talente einfach unterirdisch waren, deswegen viel die schlussendliche Entscheidung auf den leicht schüchternen Jack und seinen wunderschönen Augen. Der Nachtisch kam, sie aßen und tranken zusammen, Joseph war mittlerweile schon bei seinem dritten Bier und Jack war wieder auf die Cola umgestiegen, Harry dagegen hatte es sich mit einem Glas Sekt beschäftigt und war dann doch auf Wodka umgestiegen, nur Logen trank überhaupt nichts mehr, außer ein Glas Wasser das er sich über den ganzen Abend aufteilte.

 

Um zehn Uhr wurden sie leicht müde und so entschieden sie einstimmig sich auf den Weg nach Hause zu machen, jeder hatte vor dem schlafen gehen noch etwas zu erledigen und alle mussten morgen wieder früh aufstehen. Logan fuhr sie wieder nach Hause und Jack war gezwungen Joseph den Weg ins Haus zu zeigen, denn dieser hatte sich im laufe des Abends auch für den Wodka entschieden, aber anders als bei Harry hatte es ein Glas nicht getan, also musste Jack nun dabei helfen das sein Cousin nicht den Boden knutschte. Logan schloss sein Auto ab und drehte sich zu Harry. „Soll ich dich nach oben begleiten?“

 

Er fragte nur aus Höflichkeit und weil er wusste das Harry auch angetrunken war, doch dieser schüttelte mit dem Kopf und umarmte seinen Freund noch einmal zum Abschied ehe er sich umdrehte und in Richtung Schloss verschwand. Die Treppen wirkten irgendwie größer als sonst und Harry musste die Beine fast doppelt so hoch heben wie normalerweise, dabei legte er sich fast auf die Nase und konnte sich nur am Geländer immer wieder fangen. In seinem Zimmer angekommen, schnaufte er wie ein Läufer nach 40Km, dabei war er nur durch das Schloss gelaufen und zwei Treppen hoch. Harry zog sich fast komplett aus und schlüpfte dann in seinen Schlafanzug, dann unter die Decke und kuschelte sich in sein Kopfkissen. So schnell würde er das Zimmer nicht mehr verlassen, dass wusste er schon jetzt.

Kapitel 14 – Pläne sind zum ignorieren

 

Die Nacht war grausam und als Harry endlich wach wurde und es sogar schaffte aus dem Bett zu klettern, tat ihm jeder einzelne Knochen im Körper weh. Dabei hatte er gestern wirklich nicht viel getrunken und war gesittet ins Bett gegangen. Doch es schien nicht der Alkohol zu sein der auf seine Nerven schlug, der ganze Stress machte sich in seinen Muskeln breit und er konnte es in jeder Faser seines Körpers spüren. Mit wenig Elan zog er einen frischen Anzug an und schaffte es sogar sich zu waschen und zu rasieren, ehe er seine Haare richtete und in ein paar polierte Lackschuhe schlüpfte. Harry griff nach seinem Handy auf dem Nachtschrank und ignorierte die Nachrichten, schaute nur auf die Uhrzeit und ließ dann frustriert das Metallgerät wieder sinken. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass die Sonne noch ziemlich tief stand und es noch nicht komplett hell in seinem Zimmer war, die Uhrzeit zeigte sechs Uhr dreißig an, selbst zum frühstücken war dies noch etwas zu früh.

 

Weil er aber genau wusste, dass er etwa überhaupt nicht mehr einschlafen würde oder vielleicht sogar verschlafen, legte er sich nicht mehr in sein Bett, schlug nur die Decke nach hinten und ging dann aus dem Zimmer. Auf dem Weg nach draußen lief ihm keine Menschenseele über den Weg, das ganze Schloss schien noch zu schlafen, im Angesicht das es auch erst um acht Uhr Frühstück geben würde und dies noch etwas mehr als eine Stunde hin war, auch kein Wunder. An der frischen Luft angekommen setzte sich Harry auf die Steintreppe und schaute dem Sonnenaufgang zu, es war seltsam, alle Menschen die er fragte, mochten den Sonnenuntergang mehr, anscheinend war es harmonischer dem Tag beim enden zuzusehen, doch Harry fand den Sonnenaufgang um einiges schöner, ohne jeglichen Grund, einfach aus reiner Intension.

 

Er nahm sein Handy aus der Hosentasche und schoss ein Bild von der roten Sonne und den großen Bäumen davor. Dann checkte er doch seine Nachrichten und musste kurz stutzen, 'Coolness bis ins Königreich' hatte mehr als zehn Nachrichten. Unbesonnen klickte er darauf und erkannte das Riley sich lautstark darüber aufregte das sie den Plan ändern müssten und sie sich dafür doch bitte alle heute treffen mussten. Harry schloss grinsend wieder den Chat und legte das Handy auf die Steinfliesen, leider hatte Riley mit dieser Aussage recht, denn alles was er gestern vorgelesen hatte war nicht unbedingt der Anfang eines super Plans und deswegen mussten sie sich unbedingt um einen besseren kümmern.

 

Die plötzlichen Geräusche eines alten Autos, dessen Auspuff wahrscheinlich schon seine besten Jahre hinter sich hatte, ließ Harry wieder aufschauen und er konnte den blauen Mercedes seines Freundes Riley erkennen, das Auto hatte nicht mehr viel was es zusammenhielt, doch der Andere konnte einfach nicht loslassen und hatte damit gedroht so lange mit diesem Auto zu fahren bis es wirklich auseinander fiel. Riley stieg aus dem Auto und schlug die Tür hinter sich wieder zu, das Auto wackelte bedächtig und Harry rechnete fest damit, dass die Tür wieder aus den Angeln springen würde und seinen Freund dann erschlagen würde. Doch nichts passierte und Riley kam auf ihn zugelaufen.

 

Er trug eine Jeans die am unteren Ende kürzer war und verfranzt aussah, unter seinen weißen Sneakers hatte er ausnahmsweise keine Socken an und ein schwarzes T-Shirt schmückte den Rest des gut gebauten Körpers, wenn es um Modestil ging hatte der Schwarzhaarige schon immer ein gutes Händchen gehabt, das war auch damals so gewesen als sie zusammen waren, Riley war nie mit ihm ausgegangen wenn er nicht bestimmen durfte was er anziehen würde. Strahlend ließ Riley sich auch auf die Steintreppe fallen und verzog dann kurz darauf das Gesicht, ja Steine waren normalerweise hart.

 

„Hey Kleiner.“ Harry strahlte den Größeren an. „Du hast hoffentlich gesehen das ich mich in unserer Gruppe etwas ausgelassen habe. Wir müssen uns echt mal zusammensetzen und das Ganze bereden, so wird das nichts und das wissen wir alle.“ Leider hatte er recht und das wusste Harry auch, dabei war er derjenige um den es ging und der diese ganze Sache keines Willen wollte. „Ich begleite dich heute so gut wie überall hin, habe Volltag und kann dir also auf Schritt und Tritt folgen.“ - „Du versüßt mir den Tag mein Schatzi“, scherzte Harry und schlang einen Arm um die Schultern von Riley, zog ihn dann etwas an sich ran und verwuschelte ihm die gerichteten Haare. Die Beiden lachten auf und setzen sich dann wieder normal auf die Treppe, die Minuten vergingen und sie schauten nur in den Himmel. Irgendwann stand dann Harry doch auf und schaute noch einmal auf die Uhr, ehe er Riley ein Zeichen gab und wieder zurück ins Schloss ging.

 

Es war mittlerweile kurz vor acht und er konnte sich so langsam auf den Weg in den Speisesaal machen um nicht zu spät zu kommen. Dort angekommen, merkte er wie schon alle an ihren Plätzen saßen und anscheinend auf ihn warteten. Harry setzte sich neben Lucy und schob seinen Stuhl etwas näher an den Tisch. Vor ihm stand nicht nur sein Frühstück, dass aus einen Brot etwas Bacon und einem Kaffee bestand, sondern auch mehrere Terminkarten und Aufgabenlisten mit Uhrzeiten.

 

„Was genau ist das?“ Harry hob die beiden Zettel auf und schaute sie genauer an. Es waren genaue Anweisungen die er anscheinend befolgen sollte. Auf dem Ersten standen mehrere Termine die etwas mit dem Erwerb des Anzuges und des Kleides zu tun hatten, alle Termine in einem anderen Geschäft oder gar bei einem professionellen Schneider, auf dem anderen Zettel waren Aufgaben aufgelistet die er im Schloss absolvieren sollte. Frustriert ließ er die Zettel wieder sinken und seufzte, eigentlich hatte er sich auf einen weiteren entspannten Tag gefreut und darauf das er endlich mit seinen Freunden einen vernünftigen Plan schmieden konnten, doch wenn er sich die ganzen Zeiten auf den Zetteln ansah, dann wurde aus einem Treffen mit allen Anderen nichts. „Ja Harry, und ich möchte von dir das du dein Amt ernst nimmst und alle Aufgaben sorgfältig ausführst.“ Frustriert nickte der Prinz und schaute dabei seinem Vater in die Augen, er hatte aufgehört zu widersprechen und zu versuchen sich aus der Angelegenheit zu ziehen, er würde seiner Zukunft entgegengehen und nicht auf irgendwelche Abwege kommen. „Dann auf unser baldiges Ehepaar.“ Henry hob das Sektglas und die wenigen Anwesenden hoben ihr Getränk, bei Harry war dies sein Kaffee, aber das schien niemanden zu stören.

 

 

Nach dem Frühstück rannte er in sein Zimmer und wechselte die Hose, außerdem musste er sich eine andere Krawatte umbinden und hatte es geschafft Lucy dazu zu überreden seine Narbe auf der Wange mit Schminke zu verdecken. Ohne darüber zu reden, verstanden sich die Beiden wieder viel besser und konnten bei der Schminkaktion auch zusammen lachen. Danach half ihr Harry wie ein echter Gentleman in ihr Kleid und verschloss den Reißverschluss, ehe sie zusammen Hand in Hand zu seinem Auto liefen. Auch wenn es ihm immer noch nicht gefiel die Hand von Lucy zu halten, hatte er sich mittlerweile damit abgefunden und verkrampfte sich nicht mehr so sehr wie am Anfang. Sie setzte sich ohne Widerrede auf die Beifahrerseite und ließ Harry fahren.

 

Am ersten Termin angekommen, wurden sie schon von dem Inhaber in Empfang genommen, dieser führte sie erst einmal durch seine ganze Boutique und zeigte ihnen danach endlich das Kleid, für das sich Lucy entschieden hatte, sie sollte es noch einmal anprobieren bevor sie sich wirklich dafür entschied. Während sich das Mädchen in der Kabine umzog, saß Harry auf einem Sofa und spielte mit seinem Handy, die ganzen neuen Nachrichten von Mason ignorierte er schon wieder, auch wenn er langsam an seine Grenzen stieß und es nicht mehr ertrug seinen besten Freund so zu behandeln, doch es war für sie Beide das Beste, denn ihr Liebe hätte niemals eine Chance.

 

Als Lucy aus ihrer Umkleide kam, steckte er aus Höflichkeit das Handy wieder in seine Hosentasche. Sie sah wunderschön aus, auch wenn ihre langen blonden Haaren noch nicht gestylt waren und schlaff herunterhingen, saß das Kleid perfekt an ihrem schmalen Körper und die Länge reichte genau bis an ihre schmächtigen Fußknöcheln, sie lief noch Barfuß. Lucy schaute auf und trat etwas auf Harry zu, dabei entfaltete sich die Länge der Schleppe und man konnte gut erkennen, dass sie an der Hochzeit dann von zwei Kinder getragen werden würde. Das Kleid war komplett weiß und sehr schlicht gehalten, nur um die Taille war ein Band gebunden, dass den Oberkörper etwas schmaler wirken ließ und die Stelle abtrennte an der das Kleid in die Länge und auch etwas in die Breite fiel. Würde Harry auf Mädchen stehen, hätte er sie schon lange geheiratet, wenn sie den Mund nicht aufmachte und einfach nur dastand konnte sie richtig hübsch aussehen und niemand bemerkte das sie eigentlich nicht die nette Schwiegertochter war.

 

Sie hielt ein Paar silbrige High Heels in der Hand und streckte diese dann Harry entgegen. „Währst du so höflich und könntest mir in die Schuhe helfen?“ Der Prinz nickte lächelnd und stand dann auf, half seiner Verlobten in die Schuhe und stützte sie dabei, damit Lucy nicht gleich wieder umfallen würde. Dann nahm er ihre Hand und stellte sich dicht neben sie. Selbst auf solch hohen Schuhe war sie noch ein ganzes Stückchen kleiner als der Prinz, aber jetzt sah der Unterschied nicht mehr so rapide aus. „Ach, sie werden ein wunderschönes Paar abgeben“, seufzte der Verkäufer und nippte dann an seinem Sekt, den Harry noch nicht einmal mit einem Blick gewürdigt hatte. „Wollen sie sich nicht noch einen Anzug aussuchen und wir schauen was zusammenpassen könnte?“ Lächelt löste sich Harry von Lucy und setzte dann an: „Nein danke, mein Anzug wird geschneidert.“ Dann half er ihr wieder aus den Schuhen und sie ging sich wieder umziehen. An der Kasse schrieb Harry dann den Check aus und dann verließen sie auch schon wieder das Geschäft.

 

Der Termin beim Schneider war in weniger als zwanzig Minuten und noch wusste Harry nicht wie er durch die Innenstadt kommen würde. Doch die Fahrt verlief ziemlich ereignislos und die meisten Menschen waren anscheinend schon auf der Arbeit und somit war nicht sehr viel los.

 

Beim Schneider angekommen, wurde Harry direkt in eine Kabine gezogen und mit dem Anzug belagert, der extra für ihn angefertigt worden war. Harry zog, als der Schneider ihn alleine ließ, den Anzug an und ging dann aus der Kabine. Der Stoff lag eng an seinem Körper und eigentlich sah er auch recht passabel damit aus. Am unteren Ende müsste man noch etwas von den Beinen kürzen, aber sonst passte der Anzug wie angegossen. Harry knöpfte das bis jetzt offen stehende Jackett zu und konnte die Feinheiten daran sehen. Jede Naht war perfekt ausgeführt und hatte das richtige Muster bekommen, die winzige Pajetten an seinem Ärmel und am Rand strahlten, aber lenkten nicht vom Gesamtbild ab. Die Hose lag eng und elegant, sie schlug kaum Falten und hatte einen tiefen Schwarzton. Er fühlte sich gut, aber wenn er daran dachte warum er diesen Anzug anhatte, wich das Gefühl gleich wieder. Lucy stand an der Wand und beobachtete Harry von unten nach oben, jeden Zentimeter seines Körpers, dann nickte sie anerkennend: „Da haben sie aber richtig gute Arbeit geleistet.“

 

Der Schneider dankte ihr und trat dann zu Harry, nahm ein Maßband aus seiner Jackentasche und fummelte am Beinende von der Hose herum, mit Stecknadeln steckte er den überstehende Rand um und diskutierte dann zusammen mit Lucy wie weit er es hochstecken konnte, dass es noch gut aussah. Als sie sich für eine Länge entschieden hatte, konnte sich Harry endlich wieder umziehen und war fürs erste fertig mit seinen Arbeiten in der Stadt. Stumm fuhren sie wieder zurück zum Schloss und fingen direkt an sich um die anderen Dinge zu kümmern, während Lucy in den Thronsaal ging und dort half die Halle zu dekorieren, wartete Harry am Eingang und hatte sich als Aufgabe gemacht, auf die Paketlieferungen zu warten und diese dann anzunehmen.

 

Als erstes tauchte ein jüngerer Mann mit einem grausamen Schnauzer auf, er trug eine blaue Arbeitsuniform die er am oberen Ende nicht richtig zugeknöpft hatte, somit hatte Harry einen guten Ausblick auf dessen behaarte Brust. Eine Sache mit der er leider nichts anfangen konnte, außerdem machte die Gesichtsbehaarung alles kaputt, da war nichts zu retten. Er unterschrieb die Bescheinigung und nahm das Paket an, die Anderen wurden dann nach und nach aus dem Laster geladen. Neugierig öffnete Harry das Päckchen und konnte die Lilien entdecken, die sie bestellt hatten. Eigentlich sahen diese auch recht schön aus, es waren nicht diese perfekten Hochzeitsblumen und das machten sie dann noch schöner.

 

Er brachte das Päckchen in den Thronsaal und sagte kurz Lucy Bescheid, ehe er wieder nach draußen ging und seinen Posten einnahm. Dann geschah zuerst nichts, nur die Butler liefen gehetzt an ihm vorbei und trugen die Pakete in das Schloss. Aus weiter Ferne konnte er dann doch Riley erkennen, der gerade versuchte mit den Cousins ein Gespräch zu führen. Alles in Harry schrie, dass er sich bewegen sollte, um zu den Anderen zu kommen bevor sie wieder verschwinden würden. Doch Harry's Füße taten einfach nicht das was er wollte und so musste er leider stehenbleiben und hoffen das sich einer von ihnen hierher verirren würde. Nach längerer Beobachtung, konnte er erkennen das Riley sich abwandte und dann in seine Richtung einschlug, erst vor ihm kam er dann zum stehen. „Hey Kleiner was machst du denn?“ - „Ich nehme die Lieferungen an, und du so? Worüber habt ihr gesprochen?“ Riley seufzte und ließ sich dann mal wieder auf die harten Steine fallen, und schon wieder zog er scharf die Luft ein, weil er einfach nicht aus Fehlern lernen konnte.

 

„Wir haben versucht schon einmal einen Ansatz von einem Plan zu finden, aber uns fehlen einfach drei kluge Köpfe.“ Harry musste grinsen und setzte sich dann neben seinen besten Freund. „Ich hoffe auf ein paar Stunden Freiheit und werde mich dann auf den Weg zu euch machen, damit wir endlich voran kommen. Ich habe nicht das Gefühl das ich hier noch lange bleiben kann ohne verheiratet zu werden.“ Riley nickte und stand dann aber wieder auf. Er klopfte sich den Dreck von seiner Hose und sprang dann drei Treppenstufen herunter. „Ich weiß das sich Mason in ungefähr drei oder vier Stunden mit Jack und Joseph treffen wollte, wenn du es bis dahin schaffst, dann können wir zusammen reden.“

 

Harry nickt und hoffte innerlich, dass er vielleicht schon früher gehen durfte, doch damit rechnen tat er nicht wirklich. Riley verschwand wieder aus seinem Sichtfeld, dafür kam der nächste Lieferant endlich an und Harry nahm die Dekoration an, ehe er unterschrieb und dann die einzelne Kiste in den Thronsaal brachte. Dort wurde er nicht beachtet, denn alle hatten ihre festen Aufgaben und scherten sich nicht um einen kleinen Prinz der mit einem Paket auf dem Arm in die Halle kam, anscheinend war allen klar was in dieser Kiste war. Unbeirrt stellte er das Paket auf den Tisch und verschwand dann wieder, für heute war seine Arbeit eigentlich getan, doch gerade als er in sein Zimmer gehen wollte, kam sein Vater um die Ecke und sah so aus als würde er ein Gespräch mit ihm halten müssen, und genau das tat er dann auch.

 

Doch das Gespräch war nicht sehr ausführlich, er schilderte Harry nur was er noch für die Hochzeit geplant hatte und wie im groben die Zeremonie ablaufen würde, dann entließ er seinen Sohn auch schon wieder und gewährte ihm die gewünschte Freiheit. Dieser nutzte diese auch direkt aus, indem er aus dem Schloss lief und sich auf dem Platz nach irgendjemandem umschaute, doch niemand war zu sehen. Es parkten zwei große Laster, viele Menschen mit verschiedenen Uniformen rannten über den Platz und hoben Pakete, trugen diese ins Schloss und wieder zurück zu ihrem Laster, sprachen mit verschiedenen Butlern oder schrieben irgendetwas auf ihre Klemmbretter. Doch Harry suchte Riley, oder auch die Cousins, wenigstens irgendjemanden den er kannte. Doch niemand schien in seiner Nähe zu sein, weswegen er sich einfach auf den Weg machte und ins Butlerhaus ging, dieses war wie immer recht leer, nur wenige hatten gerade Pause und konnten sich ausruhen, auch Logan saß zufälligerweise in der hinteren Ecke und blätterte in einem Buch.

 

Harry ging auf ihn zu und riss ihm das Buch aus der Hand: „Wo sind die Anderen?“ Logan riss vor Schreck die Augen auf und starrte seinen Freund komplett überfordert an. „Öhm, Riley wollte sich zusammen mit Jack und Joseph auf dem Feld treffen wenn sie frei hatten, ich gehe da auch in..“ Er schielte auf die Uhr, dann klopfte er gegen die Glasplatte, wackelte mit dem Handgelenk, ließ sein Handgelenk dann aber stöhnend sinken und nahm sein Handy aus der Hosentasche. „In, ohh, jetzt wollte ich mich treffen. Die blöde Uhr ist schon wieder hängen geblieben. Kommst du mit?“

 

Dann schwang er sich vom Sofa und schnappte sich sein Buch wieder aus Harry's Händen, schmiss es in seine Schublade und zog seinen Freund einfach am Handgelenk hinter sich her. Erst draußen ließ er diesen wieder los und sie gingen zusammen über den Feldweg zu den vielen Heuballen die auf dem Feld lagen.

 

Aus der Ferne konnte er Jack und seine auffälligen grünen Stiefel erkennen, wie er auf einem der großen Heuballen stand und sich immer wieder im Greis drehte, daneben saß Joseph und missbrauchte seine Stiefel als Getränkehalter, indem er diese einfach in die Schuhe gestopft und wahrscheinlich auch Eiswürfel reingeschmuggelt hatte. Mason saß etwas abseits auf seinem Motorradhelm und hatte den Kopf auf seinen Händen abgestützt, Riley sprang am Heuballen hoch, konnte sich aber einfach nicht am Heu festhalten und fiel immer wieder herunter. Ein leichtes grinsen schlich sich über Harry's Wangen und er freute sich das sie wieder alle zusammen kamen und endlich alles klären würden, auch wenn er nicht sicher war ob die Sache mit Mason gut gehen würde.

 

Bei den Anderen angekommen, griff Logan direkt in den umfunktionierten Stiefel und nahm sich ein kühles Bier heraus. Harry setzte sich gegen alle Erwartungen neben Mason und schenkte diesem sogar ein leichtes Lächeln, der arme blonde Junge war so überfordert von der ganzen Situation, dass er diese Geste nicht einmal erwidern konnte. Als Riley schon wieder am Heuballen herunterrutschte und diesmal sogar auf dem Hintern landete, gab er endlich auf und klopfte sich das Heu von der Hose, ehe er sich in die Mitte der beiden Heuballen stellte und die Hände über dem Kopf zusammenschlug.

 

„Alle mal herhören!“ Jeder schaute den Schwarzhaarigen an. Dieser kicherte. „Man, ihr hört ja echt auf mich“, lachte er und nahm die Hände dann wieder herunter. „Also Leute, wir brauchen einen wunderschönen und gut durchdachten Plan wie wir das mit der Hochzeit anstellen. Vorschläge? Und bitte nur gute.“ Doch keiner sagte irgendwas, jeder schaute sich nur etwas zweifelnt an und hoffte das jemand Anderes anfing, doch keiner schien es freiwillig zu machen. Riley seufzte und meinte dann: „Na das habe ich mir sogar gedacht. Also, ich habe mir gedacht, das wir die ganzen Dokumente als ein Vorteil ziehen.“ Keiner gab einen Mucks von sich. „Ihr seit ein hoffnungsloser Fall, wisst ihr das eigentlich.“

 

Mason stand auf und räusperte sich einmal: „Also ich hätte da eine ganz interessante Idee, muss ich sagen.“ Alle schauten ihn an, auch Riley war überrascht, eigentlich war er davon ausgegangen hier den alleinigen Entertainer zu mimen. „Also, mein Plan ist, dass wir uns einfach auf alles einstellen.“ Dann schritt Mason nach vorn und schob seinen Freund etwas zur Seite, damit er sich zwischen die Ballen stellen konnte.

 

Nach etlichen Vorschlägen und sehr viel Diskussionsbedarf, waren endlich alle mit dem Plan einverstanden und verabschiedeten sich wieder voneinander. Riley und Logan mussten sich beeilen, denn ihre Pause war eigentlich schon etwas länger vorüber. Jack und Joseph hatten jetzt frei, wollten aber nicht dumm und dämlich herumsitzen, sondern schon einmal was für den Plan machen. Mason verabschiedete sich auch recht schnell von den Freunden, denn er hatte noch einen Termin mit seiner Katze beim Tierarzt, zum Abschied bekam er sogar eine Umarmung von Harry, auch wenn dieser kein Wort mit ihm gewechselt hatte, irgendwie war das Verhältnis doch wieder besser geworden. Harry wollte direkt seine Arbeit vom Plan umsetzen und schwang sich in seinen Porsche, mit dem er dann einfach in den nächsten Globus fuhr um sich die Einzelteile zu besorgen. Er brauchte länger als erhofft und musste mehrmals nachfragen wo er gewisse Teile finden konnte, doch schlussendlich hatte er alles zusammen und ging zur Kasse, bezahlte und fuhr dann wieder nach Hause.

 

Wieder in seinem Zimmer angekommen, breitete er alle Teile auf seinem Teppichboden aus und betrachtete das Chaos von oben, eigentlich hatte er keine Lust mehr irgendetwas zu machen, aber andererseits wollte er auch nichts herumliegen lassen. Also setzte er sich widerwillig in den Schneidersitz auf den Boden und räumte alles zur Seite, was er für den Anfang nicht gebrauchen würde. Er kam sich leicht so vor, als würde er ein Vogelhäuschen zusammenbauen, dabei hatte er noch nicht einmal Nägel oder einen Hammer, angeblich konnte man auch alle Teile ohne zusammensetzen. Nicht gerade überzeugt fing Harry mit seiner Arbeit an, doch es stellte sich schwieriger heraus als es aussah, noch schwieriger.

 

Nach etlichen Stunden, beendete er endlich seine Baukunst und stand dann vom Boden auf, es sah recht gut aus und würde auch wahrscheinlich seinen Zweck erfüllen. Schnell kramte er sein Handy aus der Hosentasche und schoss von seinem Kunstwerk ein Bild, verschickte es dann in der Gruppe und sperrte sein Handy wieder. Nach weiterem betrachten fiel ihm auf, dass dieses Teil in der Mitte seines Zimmers stand und er so nicht mehr einen freien Blick auf seinen Fernseher hatte, frustriert schob er es in die Ecke zu seinem Schreibtisch und schnaufte beherzt auf. Genug Arbeit für einen Abend, erst einmal schlafen gehen.

 

Im Bad zog er sich komplett aus und sprang unter die Dusche, ließ sich von den Wassertropfen berieseln und schloss dabei genießerisch die Augen, jede Anspannung schien dadurch zu verschwinden. Schon bald musste er wieder die Dusche verlassen, er wollte gar nicht wissen wie spät es schon war, also zog er sich Boxershorts an und schmiss sich unter die Decke.

 

Draußen war es schon dunkel, das konnte Harry gut durch die immer offen stehenden Shallusinen erkennen. Um zu schauen wie viel Uhr es wirklich war, suchte er sein Handy und ließ dann erschöpft den Kopf sinken als ihm einfiel, dass er es in der Hose im Badezimmer hatte liegen lassen. Zitternd lief er mit nackten Füßen über den Teppich bis zum Bad und kam dort auf den kalten Fliesen zum stehen, trat einen Schritt zurück, damit er wieder auf dem Teppich stand. Akrobatisch streckte er sich so sehr, dass er irgendwie an seine Hose kam, doch diese war eindeutig zu weit hinten im Raum und unmöglich von dieser Entfernung zu erreichen, als er sich wieder gerade hinstellen wollte, rutschte Harry mit der Hand am Waschbecken ab und stolperte über seine eigenen Füßen.

 

Bauchlängs lag er jetzt auf den kalten Fliesen, ohne T-Shirt, nur mit Unterhose, dies schien ihm dann doch schlimmer als nur an den Füßen die Kälte zu spüren, wenigstens kam er jetzt endlich an die Hose ran. Mit dem Handy zusammen, ging er wieder zurück in sein Bett und musste sich in die Decke und das Kissen kuscheln. Harry fror am ganzen Körper und zitterte als ob er gerade aus dem Kühlschrank gekommen wäre.

 

Mit den Armen halb unter der Decke versuchte er sein Handy zu entsperren, was sich als ziemlich schwierig herausstellte. Doch schaffen konnte man alles mit einem gewissen Willen. 01:19 Uhr, zeigte ihm sein Handy an, das würde er morgen früh ganz sicher zu spüren bekommen. In der Gruppe hatten sich Riley und Logan erfreut über das Bild unterhalten, dass Harry vor ungefähr einer Stunde geschickt hatte. Von Jack und Joseph kam nur ein Daumen nach oben. Mason schrieb ihm mal wieder nur Privat. Nach einem so erfolgreichen Tag konnte er nicht mehr widerstehen und drückte den Namen seines besten Freundes an. Schuldbewusst ging er die vielen Nachrichten durch und las was Mason alles über die Tage geschrieben hatte. Ziemlich viel, denn er hatte ihn auch mehrere Tage ignoriert. Harry setzte zum schreiben an, aber irgendwie schien ihm nichts einfallen zu wollen.

 

>>Was hältst du von einem klärenden Gespräch, ich denke das würde uns gut tun? Morgen, ich muss noch schauen wann ich die zwei Nervensägen abschütteln kann.<<

 

Dann schloss er die App und sperrte sein Handy wieder, schlafen wäre jetzt eine sehr gute Idee. Also kuschelte er sich noch mehr unter die Decke, denn so richtig warm hatte er immer noch nicht und schlief dann auch recht bald ein.

 

Kapitel 15 – Das Leben fährt gerade Achterbahn

Der Morgen kam schneller als es Harry recht gewesen war, doch die Sonnenstrahlen kitzelten ihn an der Nase, dass er dann doch aufstehen musste. Müde und total verschlafen schleppte er sich in sein Badezimmer und riss vor Schreck die Augen auf. Er sah wie gerädert aus und dann noch einmal von einem Lastwagen überrollt, seine Haare hatten ein Eigenleben entwickelt und die Tränensäcke wollten anscheinend einen Weltrekord knacken, man schenkte ihnen ja sonst keine Aufmerksamkeit. Da würde nur noch eine ausführliche Dusche helfen, also streifte er sich schon wieder aus seiner Unterwäsche und schlüpfte unter das kalte Nass, den Fakt das er erst gestern Abend genau hier stand, ignorierte er einfach galant.

 

Nach weniger als zehn Minuten hatte er schon das Gefühl sich besser und eindeutig erfrischter zu fühlen. Dann stieg er auch aus der Dusche und schnappte sich ein großes weißes Handtuch vom Halter an der Kabine, schlug es sich um die Hüfte und trat an sein Waschbecken. In seinem Gesicht war wieder mehr Farbe und seine Augen hatten wieder eine normale Größe angenommen, um sein Aussehen noch weiter zu verbessern, nahm er sich den Föhn und trocknete sich die Haare, kämmte sich, rasierte seine Bartstoppel und betrachtete dann sein Werk. Mit Anzug und Krawatte würde er wieder königlich aussehen.

 

Fertig angezogen saß er zusammen mit seinem Vater und seiner Verlobten am Tisch und stocherte in seinem Ei herum, er hatte gerade erfahren das heute der Tag war an dem sie endlich der Presse und allen Anderen verraten würden, dass sie verlobt sind und bald heiraten würden. Das waren keine guten Aussichten für Harry, der sich eigentlich mit Mason vertragen wollte und sich fast eine Beziehung mit ihm vorstellen konnte. Doch er konnte nichts dagegen tun, alles was er machen würde, wäre nur schadhaft für ihn und wahrscheinlich auch für die Anderen, also hielt er den Mund. Nach dem Frühstück ging er wieder in sein Zimmer und fand dort seinen Freund auf seinem Bett sitzen. Dieser hatte den Kopf gesenkt und starrte auf sein Handy in seinen Händen, die wunderschönen blonden Haare fielen ihm in die Augen und nur sein Auftreten ließ Harry wieder fröhlicher werden. Als Mason die Tür knallen hörte, riss er den Kopf hoch und schaute den Prinzen direkt mit seinen grünen Augen an.

 

„Ich.. ich.. ich wollte eigentlich nicht hier warten, aber unten fühlte ich mich ziemlich unwohl.“ Harry winkte ab und ging zu ihm hinüber, ließ sich neben ihm auf das Bett fallen und umarmte ihn dann ganz fest von der Seite, als würde er ihn nie wieder loslassen können, weil er Angst hatte ihn zu verlieren. Mason schnaufte erleichtert seine angestaute Luft aus und schlang dann auch die Arme um seinen Freund. „Ich habe dich so sehr vermisst“, gestand Harry und schmiss sich halb auf Mason, drückte diesen in eine liegende Position und schmiegte sich dann ganz fest an den Körper. Verträumt schaute Harry ihn an und in seinen Augen strahlte endlich wieder der Glanz, auch wenn er gerade überglücklich war, sie würden über das ganze sprechen müssen. Doch bevor einer von Beiden anfing zu denken, verloren sie sich in den Augen des jeweils Anderen, kamen sich immer näher und schlossen genau im selben Moment die Augen, als die trockenen Lippen von Harry auf die nassen von Mason trafen.

 

Dann passierte nichts, nur die Lippen der Beiden die sich berührten und die angenehme Stille die in den Ohren wie ein Orchester dröhnte. Doch Harry nahm wieder Leben in die Sache und drehte Mason auf den Rücken, aber ohne dessen Lippen loszulassen, dabei drängte er sich auf den Älteren und fuhr mit den Händen langsam über die Brust von ihm, bis er am Hals ankam und sie schlussendlich auf die weichen Wangen von Mason legte.

Dieser wusste nichts mit seinen Händen anzufangen und zog dann einfach mit ihnen die Hüfte von Harry etwas näher an sich heran. Vor Luft keuchend mussten sich die beiden Jungen dann doch voneinander lösen, doch nur für Sekunden, denn Mason hielt es nicht länger ohne die Wärme von den anderen Lippen aus und drückte seinen Mund wieder auf die des Anderen.

Nur diesmal bewegte er sie sanft und zwang so Harry seine Lippen leicht zu öffnen, sodass ein leidenschaftlicher Kuss entstand und den Beiden nicht auffiel wie warm es zwischen ihnen wurde und wie nah sie sich eigentlich waren. Keiner wusste wie weit der Andere gehen würde, oder ob sie dies jemals herausgefunden hätten, denn die Tür vom Zimmer wurde mit einem lauten Knall aufgerissen und Lucy stapfte in das Zimmer, laut redete sie mit ihrem Handy und hatte die beiden Jungen noch nicht gesehen.

 

Erschrocken lösten sich die Beiden von einander, doch den Kuss konnte keiner verbergen, viel zu auffällig hatten ihre Körper auf die Berührungen reagiert, also ließ sich Harry einfach von Mason rutschen und versuchte so gleichgültig wie er konnte zu schauen. Lucy legte auf und drehte sich endlich zu den Beiden um, erschrak heftig und sprang fast drei Schritte rückwärts, wo sie fast gegen das Bücherregal fiel.

 

„Was...? Ihr...? Ach du...!“ Harry atmete immer noch schwer, seine Augen flatterten und die Lippen waren angeschwollen und leuchtend rot, auch Mason hatte rote Flächen im Gesicht, auch wenn sich diese auf Wange und Stirn verlagerten und seine Haare zu allen Ecken ab standen. Keiner konnte den Kuss verdecken. „Ja Lucy wir haben uns geküsst als du noch nicht da warst, jetzt mach nicht so scheinheilig und sag mir was du von mir willst!“

 

Doch sie reagierte nicht, sondern drehte sich einfach nur immer und immer wieder im Kreis, sie schien nicht die richtigen Worte zu finden um ihre Sätze zu bauen. Dann blieb sie ganz plötzlich stehen und starrte die beiden Jungen genau an: „Ich habe mit dieser ganzen Sache kein Problem und das weißt du auch Harry, aber dein Vater ist nicht davon begeistert das du mit einem Mann ausgehst.“ Mason rutschten alle Gesichtszüge aus dem Gesicht und er starrte Harry sehr erschrocken an, dieser wollte nicht zurückschauen, er wusste das er seinem Freund nachher eine Erklärung schuldig war. Lucy versuchte nicht noch mehr durchzudrehen und riss deswegen die Tür auf um dann schnell zu verschwinden.

 

Auch Harry wollte sich anscheinend recht schnell aus dem Staub machen, doch bevor er sich aus dem Bett erheben konnte, schnappte Mason sich seinen Arm und hinderte ihm am aufstehen. „Harry ich glaube du bist mir noch eine Erklärung schuldig.“ Dieser stöhnte nur frustriert und legte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme unter seinem Kopf und schloss die Augen.

 

„Vielleicht habe ich erzählt das wir eine Beziehung führen.“ Mason schaute geschockt, als würde vor ihm ein Hund im Tutu tanzen, doch nur Harry lag vor ihm und traute sich nicht die Augen wieder zu öffnen. „Du, Mason es tut mir sehr leid.“ Doch der Blonde stand einfach nur vom Bett auf und ging in Richtung Tür, dort blieb er stehen und drehte sich noch einmal um, doch Harry bewegte sich nicht und hatte auch immer noch die Augen geschlossen. „Ich bin nicht sauer, keine Angst. Es ist sogar gut so, das wird uns noch helfen.“ Dann ging er aus dem Raum und ließ einen verwirrten Prinzen hinter sich alleine.

 

 

Harry schmiss ein Tuch über sein selbstgebautes Meisterwerk und hob es dann einmal zum testen an, es war nicht so schwer wie er sich das am Anfang vorgestellt hatte. Ungesehen konnte er es in seinem Auto verstauen und dann vom Platz fahren und sich seinen Weg durch die Stadt bahnen, bis er an einer einsamen Wiese ankam und dann ausstieg. Niemand war in der Nähe und wenn man sich umschaute, dann sah man nur Wiese, über Kilometer nur grüne Wiese. Wenn man sich umdrehte sah man einen großen Wald mit hohen Bäumen die sich über den Horizont erstreckten. Ohne darüber nach zudenken, schnappte er sich sein Meisterwerk aus dem Kofferraum und ging dann damit in den Wald hinein. Auch wenn er nicht genau wusste wo er hingehen musste, ließ er sich einfach von seinem Instinkt leiten und versuchte sich einfach einen Weg zu suchen. Nach mehreren Schritten, stand er schon ziemlich tief im Wald und man konnte nicht mehr den Weg oder das Auto sehen.

 

„Hey!“ Riley sprang ihn von der Seite an und verursachte so das Harry fast alles fallen ließ. „Du kleines mieses…“, weiter kam der Prinz nicht, bevor er von hinten angefallen wurde und ihm dunkle Haare in die Augen fielen. „Was habt ihr heute eigentlich alle mit mir, lasst den Unfug bitte endlich.“ Harry drehte sich sauer um und blickte in die Augen von Joseph, dieser grinste verrucht und wedelte mit den Händen und zog eine Grimasse. „Du siehst grausam aus wenn du das machst.“

 

Riley nahm Harry endlich das komische Gestell aus der Hand und stellte es auf dem Boden ab, denn schaute er es sich genau an. Es stand auf einem Holzboden und fand so den Halt den es brauchte. Ansonsten war ein ganz normales Stativ darauf montiert und am Fuße der Stützen war eine Batterie, die Kabeln waren mit der Kamera auf dem Stativ verbunden, diese wiederum stand auf einem Beamer der auch an die Batterie angeschlossen war. Es war eine seltsame Konstruktion, aber für Harry die beste Möglichkeit alles auf einen Haufen zu bringen und nicht noch tausend Teile durch die Gegend zu schleppen. Also hatte er sich dazu entschlossen einfach alles auf eine Bauwerk zu stecken und es dann einfacher zu haben.

 

„Ist ja ganz nett, aber hast du schon einmal was von Rollen gehört?“ Harry drehte sich zu Riley um und schaute seinen besten Freund fragend an. „Du weißt schon, diese kleinen Dinger, rund, meistens schwarz, kann man gut rollen.“ Harry schlug ihm heftig gegen die Schulter und legte die Stirn in Falten. „Du kannst manchmal so anstrengend sein, weißt du das eigentlich?“ Riley fuhr sich durch die Haare und schloss dabei die Augen, er sah mehr als verführerisch aus und fühlte sich auch ziemlich ausstrahlend, dann sah er zu Joseph und musste anfangen zu lachen. Dieser hatte nämlich seine Augen verdreht und sah mehr als nur genervt aus. „Kannst du nicht ein Tag lang normal sein, es wäre so viel einfacher für mich und alle anderen menschlichen Wesen auf diesem Planeten.“

 

Riley verschränkte beleidigt die Armen und verzog sein Gesicht zu einer hässlichen Fratze, dann streckte er die Zunge raus und verabschiedete sich von den anderen Beiden, mit den Worten: „Ich such mir Freunde die netter sind als ihr. Die Konstruktion ist übrigens besser als ich gedacht habe, lass sie hier stehen bis wir sie brauchen.“ Dann verschwand er zwischen den Bäumen. Joseph seufzte auf und brummte laut auf. „Und da ist meine Mitfahrgelegenheit abgehauen, danke Welt, danke Menschheit.“ Harry musste auflachen und tätschelte dann den Älteren am Arm um ihm zu zeigen, dass er auch ein Auto besaß und mitfahren durfte. Zusammen fuhren sie ins Schloss zurück und Harry musste sich beeilen um rechtzeitig am vereinbarten Ort zu sein.

 

 

Ja, Harry war gestresst und das konnte man ihm auch an allen Gesichtszügen ansehen, aber er würde es nie zugeben, denn diese Genugtuung würde er keinem geben. Er stand vor der großen Bogentür und starrte Lucy an. Sie hatte ihre Haare nach hinten gebunden und trug ein blaues kurzen Kleid, darauf schwarze High Heels und den Verlobungsring an ihrem Finger. Genau mit diesem Ring spielte Harry schon die ganze Zeit an seiner Hand, er konnte einfach nicht fassen das er sich jetzt wirklich mit Lucy verlobt hatte und jetzt gleich aus dem Schloss treten würde und allen erzählen würde wann die Hochzeit wäre, eigentlich war er noch gar nicht so weit. Doch er bekam keine Zeit darüber nachzudenken, denn Henry kam angerannt und rief sie Beide zu sich, ratterte kurz im Schnelltempo die Einzelheiten runter und ließ sie dann wieder alleine. Nur noch wenige Sekunden und jeder im Königreich würde wissen, wann die Beiden den Bund der Ehe schließen würden. Auch wenn es gelogen war, wenn alles was er gleich machen wird gelogen war, jeder würde es glauben und umso öfter er es wiederholte, umso mehr glaubte auch er selbst daran.

 

Ohne über weitere Konsequenzen nachzudenken, nahm er die Hand von seiner Verlobten und stieß mit der anderen Hand die Tür auf, die Butler am Rand öffneten sie dann ganz und stellten sich an die Seite, damit Harry und Lucy durch die offene Tür spazieren konnten. Auf dem Platz waren tausende von Menschen, sie wurden durch Absperrungen am unteren Ende der Treppe gehalten und konnten nicht zu ihnen hochkommen, trotzdem fühlte sich Harry erdrückt. Die Reporter hatten sich die Plätze in der ersten Reihe gesichert und hielten ihre Mikros so weit es ging über die Absperrung. Als sich Harry umschaute konnte er auch bekannte Gesichter entdecken, neben Riley und Logan stand Mason, der Ausdruck auf dessen Gesicht war undefinierbar und Harry fühlte sich gleich noch schlechter als vorher. Lucy wurde auch ganz blass um die Nase, drückte etwas seine Hand und zwang ihn mit Blicken, dass er endlich anfangen sollte zu reden, denn sie würde es nicht tun.

 

„Wie sie vielleicht schon erfahren haben, sind Lucy und ich schon etwas länger ein Paar und haben uns jetzt auch für einen Tag entschieden an dem wir heiraten werden.“ Harry biss sich auf die Zunge, er hatte das Gefühl als könne er das nicht glaubwürdig an die Zuschauer verkaufen. „Wir werden bald heiraten, um es genau zu sagen, in vier Tagen, am Samstag.“ Ein lautes Raunen ging durch die Menschenmasse, damit hatte anscheinend niemand gerechnet und umso begeisterter war die Reaktion darauf. Des öfteren gab es schon die Gerüchte das der junge Prinz nie die richtige Freundin finden würde oder das er sogar noch nie eine Beziehung geführt hatte, das er vermutlich nie den Thron besteigen würde. Alle Gerüchte und Vermutungen wurden mit nur einer Aussage aus dem Verkehr genommen. Harry fühlte sich schrecklich, er wischte seine freie Hand immer wieder an seinem Hosenbein ab und hoffte innerlich das niemand diese Geste mitbekommen würde. Doch Henry würde sich freuen, alles lief nach seinem ganz persönlich selbst zusammengestellten Plan. Eigentlich war alles gesagt und die Beiden wollten nur noch zurück in das beschützende Schloss, Lucy verbeugte sich leicht und ging dann auf die noch offen stehende Tür zu.

 

„Danke für ihre Aufmerksamkeit“, nuschelte Harry fast undeutlich und trat dann seiner Verlobten hinterher. Im inneren des Schlosses angekommen, wurden die Türe wieder hinter ihnen geschlossen und man hörte regelrecht wie Harry die Luft aus seinen Lungen ließ und wieder anfing richtig zu Atmen. Es hatte nicht mehr viel gefehlt und er wäre an seinem eigenen Atem erstickt, so hatte es sich zumindest angefühlt. Lucy verabschiedete sich von Harry und ging in großen Schritten in Richtung ihrer eigenen Schlafgemächer, seit sie heute morgen die beiden Jungen erwischt hatte, fühlte sie sich grausam schuldig, als wäre sie daran schuld das die Beiden keine richtige Beziehung führen konnten und es ihnen deswegen schlecht ging. Harry dagegen wollte eigentlich nur zu Riley, er brauchte jemanden zum reden, über alles was heute schon passiert war, oder was wahrscheinlich noch passieren würde. Nur war ein unentdecktes entkommen aus diesem Schloss im Moment einfach unmöglich und er konnte es nicht riskieren. Deshalb ging auch Harry in seine eigenen vier Wände und verkroch sich dann auf seinem Sofa, er würde einfach warten was als nächstes passierte.

 

 

Harry wusste nicht wohin, egal welchen Ausgang er benutzen wollte, es standen mehrere Menschen von der Presse oder der Security vor oder in der Nähe der Tür. Er hatte keine Chance aus dem Gebäude zu entkommen, also gab er es einfach auf und schmiedete einen effektiven Plan. Doch er konnte keinen geheimen Ausgang herzaubern und niemand könnte diese vielen Menschen gleichzeitig ablenken, es war einfach unmöglich aus diesem Schloss zu kommen. Irgendwann stand dann plötzlich Mason in seiner Zimmertür und strahlte auf den Anderen hinunter, seine Augen leuchteten und sein Grinsen reichte bis zu seinen Ohren. Harry hatte nicht erwartet das er hier auftauchen würde, erst recht nicht weil er so verletzt ausgesehen hatte als er das Datum für die Hochzeit mit Lucy verkündet hatte, doch er stand jetzt in seinem Zimmer und sah alles andere als wütend aus. „Ich bin weder sauer noch wütend oder sonst irgendwas, denn ich bin nicht dumm, ich weiß was du tun musst und was für dich alles auf dem Spiel steht.“ Dann schritt er etwas mehr in den Raum und strahlte weiter auf seinen Freund hinunter, der auf dem Boden im Schneidersitz saß und immer noch sehr verblüfft aussah.

 

„Ich hatte eigentlich schon damit gerechnet.“ Mason setzte sich auf die Knie und streckte seine linke Hand aus, berührte damit leicht die Wange von Harry und strich zärtlich darüber. „Nein, ich wäre ziemlich kindisch wenn ich das auf dich schieben würde.“ Auch wenn der Prinz nicht überzeugt von der ganzen Erklärung war, hatte er keine Lust sich mit seinem Freund zu streiten, denn sie redeten erst seit heute wieder miteinander, wer mochte schon so etwas frisches gleich wieder zerstören? Also legte Harry einfach seinen Kopf etwas schief und schmiegte ihn in die warme Hand von Mason, schloss die Augen und versuchte einfach nur zu fühlen und nicht mehr über alles nachzudenken.

 

 

Jack keuchte laut und musste sich schnaufend an seinen Knien abstürzen, weil er das Gefühl hatte gleich vorne über zu kippen wenn er es nicht tun würde. In ihm drinn zogen sich seine Lungen und sein Magen zusammen, ihm war schlecht und die Luft wurde immer weniger und dicker. Immer wenn er aufblickte fing er an verschwommen zu sehen und seine Häärchen stellte sich auf als hätte er kalt, wenn es draußen doch fast 30 Grad waren. Jack stand in einem leeren Flur mit nur wenigen Lampen und nur einer Tür am Ende, niemand kam hier rein, normalerweise, aber Jack hatte nicht gewusst wo er sonst hinrennen sollte. Er fühlte sich schlecht und seine Knie fingen langsam an unter der Last seiner Hände zu zittern. Gleich würde er auch das Gleichgewicht verlieren und wahrscheinlich auf dem Boden aufschlagen, damit rechnete er.

 

Doch kurz bevor sich sein Sichtfeld wieder verdunkelte, packten ihn zwei starke Arme um die Brust und hoben ihn hoch, dann wurde er gedreht und an die Brust des eindeutig Größeren gedrückt und er schlang mit seiner letzten Kraft seine Arme um dessen Hals und die Beine um die Taille, damit er etwas Halt verspüren konnte. Jack behielt die Augen geschlossen und vertraute seinem Retter, egal wer er war, das dieser ihn behutsam in sein Zimmer bringen würde. Nach wenigen Minuten wurde er behutsam auf eine weiche Matratze gelegt und er merkte wie sich seine Muskeln und Knochen augenblicklich entspannen konnten, sein Atem konnte sich dadurch auch wieder regulieren und er schaffte es die Augen zu öffnen.

 

Vor ihm stand ein sehr besorgt wirkender großer Mann mit tief braunen Augen und dunklen Haaren, die vom Schweiß nass waren und in allen Richtungen abstanden. Jack atmete aus, als er Logan erkannte, wäre es irgendeine fremde Person gewesen, hätte er nicht gewusst wie er reagieren sollte. „Jack, was genau ist denn mit dir passiert?“ Doch reden war noch nicht drin, auch wenn er sich wieder besser fühlte, drückten seine Lungen immer noch auf seine Atemwege und hinderten ihn so daran irgendetwas zu sagen. Logan strich ihm besorgt über die Stirn, doch zog er recht schnell und ruckartig die Hand wieder weg. „Meine Güte du glühst ja wie aus dem Backofen gezogen.“

 

Dann verschwand er ohne ein weiteres Wort im anliegenden Badezimmer und kam mit einem sehr feuchten Waschlumpen wieder, legte diesen auf die Stirn von Jack. Der Kleine musste unwillkürlich zusammenzucken, der Waschlumpen war nicht nur sehr feucht, er war regelrecht nass und tropfte ihm auf die Augen und die Ohren, nein er war auch noch eisig kalt, aber es half, es half wieder auf normale Temperaturen zu kommen, genau das was er jetzt brauchte. Logan ging wieder ins Badezimmer und kam dieses mal mit einem Glas Wasser und einem Handtuch wieder heraus, das Handtuch breitete er neben dem erschöpften Körper aus und das Glas legte er an dessen Lippen.

 

Zusammen mit Jacks Hilfe konnte er den Kopf etwas anheben und ihm etwas Wasser zu trinken geben, die Hälfte davon ging vorbei, aber jeder Tropfen der im Mund ankam und kalt die Kehle runter lief, war wie eine Seelenbehandlung. Logan nahm das Glas wieder weg und stellte es auf das Nachtschränkchen, dann wendete er sich wieder zu Jack. „Hey, was ist denn mit dir passiert, du warst doch eigentlich zum Ausladen der Waren eingeteilt, wie kommst du in diese einsame Gasse?“ Jack versuchte einfach nur wieder ganz normal zu Atem zu kommen und nicht zu hyperventilieren. Nach wenigen Minuten fühlte er sich schon um einiges besser und war bereit zu reden.

 

„Ich weiß es nicht mehr.“ Und es stimmte, er wusste es nicht mehr, es war ihm richtig schleierhaft wie er dahin kam und wer ihm das angetan hatte.

Kapitel 16 – Denn Tote schweigen

 

Die Nacht war ziemlich kurz und Jack fühlte sich immer noch nicht wieder ganz fit, aber er wusste was er zu tun hatte und nahm die Situation sehr ernst. Mit etwas mühe schaffte er es aus dem Bett und ins Bad, dann wusch er sich und konnte sich endlich wieder ansehen. Mit schnellen Bewegungen zog er sich um und suchte sich dann einen Weg zu seinem Cousin. Er fand ihn in seinem Zimmer im Bett, er schlief noch wie ein kleines Baby und sah dabei sogar richtig niedlich aus. Er hatte den Mund leicht offen und total verstrubbelte Haare, sein einer Arm hing aus dem Bett und der Andere war unter seinem nackten Oberkörper versteckt.

 

Jack schlug seinem Cousin auf den Rücken und sah dabei zu wie dieser aufschreckte und mit aufgerissenen Augen den Anderen anschaute. „Du musst wirklich lebensmüde sein, wenn du dir so etwas zutraust.“ Joseph schmiss die Decke von seinen Beinen und stand auf, streckte sich ausgiebig und stapfte dann in sein Bad. Jack schaute misstrauisch auf die zugeschlagene Tür, das würde viel zu lange dauern, länger als ihm lieb wäre.

 

„Joseph wage es ja nicht dich jetzt drei Stunden mit deinen Wimpern zu beschäftigen, ich will heute noch zu den Anderen kommen, nicht erst dann wenn die Eiszeit angebrochen ist.“ - „Halt doch einfach die Klappe Jackie.“ Dann kam er wieder aus dem Badezimmer und schüttelte die Wassertropfen aus seinen Haaren, mehrere Tropfen flogen in Jacks Richtung und trafen ihn ungünstig im Gesicht und in den Augen. „Du bist so ein Arsch.“

 

Dann schnappte er sich eine Jacke von seinem älteren Cousin und verließ das Zimmer. Joseph versuchte sich daraufhin zu beeilen und den Anderen nicht zu lange warten zu lassen. Nach weniger als 15 Minuten, hatte er es dann doch geschafft und stand endlich angezogen und fertig vor seiner Zimmertür, hatte sich seine Autoschlüssel geschnappt und seinen Cousin, ging dann mit ihm zu seinem Auto und fuhr los.

 

 

Der Treffpunkt war nicht zu weit weg und somit konnten sie sich noch etwas Zeit lassen, denn Joseph hatte sich diesmal wirklich beeilt und sich nicht drei Stunden im Bad aufgehalten wie es sonst immer der Fall war. Auf der ganzen Fahrt merkte keiner von Beiden das ihnen ein schwarzer Compi folgte und ihnen nicht mehr von den Fersen wisch. Am Treffpunkt angekommen, stiegen sie aus und konnten schon die anderen Drei entdecken.

 

Mason hatte sich auf den Boden gesetzt und die Beine überschlagen, seine Augen waren geschlossen und er lehnte am vorderen Autoreifen, er sah komplett verträumt aus und sein Lächeln war grenzdepil. Riley dagegen stand, und zwar auf der Motorhaube seines eigenen Autos, er fühlte sich schon wieder von der ganzen Welt angezogen und trug eine Lederjacke mit der er wie ein böser Junge wirken wollte und gleichzeitig eine Stoffjacke in blau um seine Hüften gebunden um sich cooler zu machen. Logan lief, er war der Einzige der nervös aussah und die ganze Zeit auf und ab lief, sich dann auf der Achse umdrehte und dann wieder im Laufschritt zurück ging. Jack und Joseph gingen auf sie zu und gesellten sich dann zu ihnen, ließen sich auch auf den Rasen fallen und lehnten sich gegen die alte Klapperkiste die mehr aussah wie ein misshandeltes Eichhörnchen als wie ein Auto.

 

„Wir sind alle zusammen, Yeah, dann können wir ja endlich anfangen.“ Logan blieb endlich stehen und hörte auf alle Anderen um sich herum wahnsinnig zu machen, daraufhin fing er auch an endlich hilfreich zu werden und redete. „Also bis jetzt ist unser Plan ziemlich wage und wir haben auch noch lange nicht alles zusammen was wir brauchen.“ Riley sprang mit einem beherzten Sprung von seinem Auto und landete mehr als unelegant auf dem grasigen Boden, wo er sich mit der Hand auf dem Knie abfangen musste um sich einen sicheren Stand zu verschaffen. Er richtete sich auf und strich sich dabei über seine Kleidung um sie von dem Dreck zu befreien.

 

„Aber wisst ihr was das wichtigste ist? Genau, die Grundidee, die Basis, und die haben wir ja zumindest.“ Er schritt zwischen Mason und Logan, legte Beiden jeweils ein Arm um die Schulter und grinste dann wie ein Honigkuchenpferd. „Auf einer Grundidee kann man aufbauen Jungs, ist doch komplett einfach, jetzt ist alles nur noch ein Kinderspiel.“ Riley sagte dies mit einer solchen Leichtigkeit das es einfach jeder glauben musste, egal wie unwirklich sie es fanden.

Logan versuchte sich aus dem Arm zu befreien und einen freien Platz zu schaffen, er stellte sich vor die Anderen auf und schaute auf sie hinab. Alle saßen mittlerweile auf dem Boden und betrachteten ihn mit einem interessierten Blick. Doch plötzlich wusste Logan nicht mehr wovon er sprechen wollte, es war einfach nichts mehr da und kein Gedanke mehr in seinem Kopf geordnet. Wenn er den Mund geöffnet hätte, dann wäre nur gestammel und einzelne Silben über seine Lippen gekrochen und das wollte er nicht. Also schloss er die Augen und atmete einmal tief ein, spürte dabei wie sich seine Lungen mit frischer Luft füllten und dann wieder aus, die Lungen sich wieder gleichmäßig leerten. Dann schaute er wieder auf und sein Blick traf den von Riley, der Junge, weswegen sie alle hier waren.

 

„Also, an der Hochzeit, die übrigens am Samstag ist, also in genau 3 Tagen, um 15:30 Uhr, werden wir mit dem von Harry zusammengestellten Bauwerk in die Kirche spazieren und die Türen versperren, dann wird irgendjemand von euch am oberen Ende der Tür eine weiße Plane aufhängen, damit sie sich über die Tür erstreckt. Wenn das geschafft ist wollen wir den Film abspielen lassen und hoffen das alle auf ihren Plätzen sitzen bleiben und sich in Ruhe den Film ansehen werden? Den Film der noch gar nicht existiert? Und ihr denkt das alle brav wie dressierte Hunde Sitz und Platz machen werden? Ich glaube wir haben immer noch ein kleines bisschen was zu bereden bevor wir sagen können das wir auf einem guten Weg sind. Auch wenn ich deinen Optimismus liebe Riley, diese Art wie du immer das Positive in allem sehen kannst, müssen wir uns hier auf Fakten beruhen und diese sind leider, das noch keiner irgendeinen verdammten Plan davon hat, wie das ablaufen wird.“

 

Riley konnte die ganze Zeit nicht seinen Blick von seinem Freund nehmen und strahlte ihn förmlich mit einem verträumten Blick an. Dann stand er klatschend von seinem Platz auf und ging drei Schritte auf ihn zu. „Willst du vielleicht eine Flasche Wasser?“ Der verwirrte und komplett verstörte Blick von Logan war Gold wert und hätte man einfach mit der Kamera festhalten müssen. „Ich meine weil du so viel geredet hast, und dann auch noch in so einem verdammt schnellen Tempo, was hast du getrunken? Benzin? Bist du jetzt ein Rennauto?“

 

Er kam noch ein paar Schritte auf Logan zu und sprang ihn dann komplett überraschend an, schlang seine Arme um seine Hüften und hob ihn etwas in die Luft. Riley war um einiges stärker als er aussah und das überraschte Keuchen von Logan bestätigte dies nur noch. „Riley! Verdammt nochmal, lass mich sofort wieder auf diesen bescheuerten Erdboden zurück.“ Riley zog eine beleidigte Schnute und ließ dann seinen Freund und Kollegen wieder zurück auf den braunen Erdboden. „Wir schaffen das schon, das Recht steht für uns und das Recht gewinnt immer.“ Auch wenn Logan noch etwas einwerfen wollte, wusste er das nicht einmal die Hälfte der Anwesenden ihm zuhören würden. Also setzte er sich neben Riley und schloss die Augen, während er den Kopf gegen das Auto lehnte und die Beine von sich streckte.

 

Währenddessen hatte Mason seinen alten Platz eingenommen und bittete stumm um die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Zuhörer. „Legen wir unseren Plan endgültig fest und verteilen die Rollen.“ Das ganze Theater dauerte länger als gedacht und jeder wollte etwas einbringen, alle Kommentare wurden wiederholt und akribisch diskutiert bevor sie in den Plan aufgenommen wurden. Zusammen verbrachten sie am Schluss mehrere Stunden und trotzdem stand der Plan noch nicht komplett fertig. Nun saßen sie alle zusammen und tranken kühles Bier, dass Riley in seinem Auto in einer Kühlbox verstaut hatte. Ein lautes Lachen und Röhren ging durch die Runde. Mason und Joseph hatten sich lachend dafür entschieden ein Alkoholfreies Bier zu trinken und nicht noch einmal etwas angetrunken zu Arbeit zu gehen. Logan dagegen hatte sich schon wieder für eine Flasche Wasser entschieden und sich dann auf den Weg zurück zum Schloss gemacht hatte, netterweise hatte ihm Joseph angeboten sein Auto zu nehmen, weil die Anderen zusammen mit einem Wagen gekommen waren. Mason hatte sich zwischen die beiden Cousins gequetscht und ihnen jeweils ein Bier hingehalten, Joseph natürlich eines ohne Alkohol.

 

„Erzählt mir was von Harry?“ Jack war so überrumpelt das er fast seinen Mundinhalt wieder ausspuckte und über das Gras verteilte. „Was genau willst du denn wissen?“ Mason fing an zu überlegen und musste lange über die Frage nachdenken, denn es gab eigentlich nichts was sich die Beiden nicht erzählten. „Wie ist er so gegenüber seinen Angestellten?“ Jack legte ihm eine Hand auf das Knie und streichelte dann das Schienbein hinab. „Was wird dir das bringen wenn du das weißt?“ Mason zuckte nur mit den Schulter, denn er wusste selbst nicht warum ihn das so sehr interessierte und er es unbedingt von ihnen wissen wollte.

 

„Es ist einfach so, dass ich alles von ihm wissen möchte.“ Jack drehte sich zu Mason und musterte diesen etwas argwöhnisch, als könnte er sich gleich in ein Alien verwandeln. „Warum versuchst du nicht einfach ihn selbst zu fragen? Das wäre doch wohl viel einfacher für dich und für ihn?“ Mason zuckte mit den Schultern und wollte seine Unsicherheit nicht preisgeben, denn den eigentlichen Grund sollte keiner wissen, vorerst auf jeden Fall. Seufzend stand er auf und klopfte Jack beim vorbeigehen einmal auf die Schulter und verabschiedete sich von ihm. Dann ging er zu Logan und Riley, ließ sich neben die Beiden sinken und lehnte seinen Kopf gegen die Schulter von Riley, schloss die Augen und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen.

 

Der eigentliche Grund war ganz einfach, denn er wusste seit ihrer Wiederzusammenfindung einfach nicht mehr wie er mit seinem Freund umgehen sollte, alles fühlte sich so elend falsch an. Er traute sich sogar nichts mehr zu fragen, aus Angst irgendetwas falsch zu machen und dadurch ihr Verhältnis wieder zu verschlechtern. Das waren Dinge die er einfach nicht riskieren konnte und wollte. Ein seltsames Knacken und ein keuchen ließ ihn wieder aus seinen Gedanken schrecken.

 

Plötzlich stand ein gut gekleideter Mann auf dem Feld, er trug Butleruniform und zwar die von Harry‘s Vater. Außerdem hatte er in der einen Hand einen Autoschlüssel von seinem BMW und in der Anderen ein Handy, anscheinend hatte er irgendetwas damit gemacht, denn er schwenkte es voller Freude in der Luft herum und fing an zu schreien: „Hey ihr da, ihr seit aufgeflogen.“ Dann nahm er sehr schnell den Arm wieder herunter und machte auf seiner Ferse eine Kehrtwende, lief davon und stieg in sein Auto. Riley sprang auf und Mason rutschte an seiner Schulter ab und fiel auf den Boden, schnaufte und stand dann auch auf, klopfte seinen imaginären Staub von den Beinen und half dann Logan großzügig hoch.

 

„Was war das?“ Mason stellte sich neben Riley und versuchte das geschehene zu verarbeiten. „Hallo, Universum an Mason, der Typ da hat unseren Plan und wir müssen ihn aufhalten bevor er es ausplaudert und wir ein großes Problem haben.“ Jack sprang an ihm vorbei und schnappte sich die Autoschlüssel, die auf der Haube von Riley‘s Auto lagen, flitzte zusammen mit Joseph zu dem Gefährt und stieg dann ein, stieß sich dabei noch den Kopf am Türrahmen und fiel mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den Fahrersitz. Joseph konnte trotz der schlimmen Situation immer noch lachen, beruhigte sich aber recht schnell wieder und legte eine Hand auf den Oberschenkel von seinem Cousin. „Jack, mach die Zähne zusammen und starte den Wagen.“

 

Mittlerweile haben sich auch die Anderen in Riley‘s Auto zusammengefunden und das Auto fuhr los, über den Feldweg und dann auf die einsame Straße. Die Fahrt schien noch viel länger zu sein als gedacht und umso größer wurde die Angst von Mason, dass der Mann sie auffliegen lassen würde. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen sich hinter dem Schloss auf einem kleinen Parkplatz an, dort schloss gerade der besagte Butler seinen teuren Wagen ab und wollte dann verschwinden, doch er schaute noch einmal hoch und entdeckte sie, während sie aus dem Auto stiegen. Sein Gesicht wurde etwas bleicher als es eh schon war und dann nahm er seine Beine in die Hand und rannte los, doch nicht wie erwartet zum Schloss, sondern in Richtung des Gartens.

 

Jack und Joseph waren die Ersten die sich wieder gefangen hatten und hinter ihm her rannte. Der Nachlauf endete an einem kleinen Brunnen ungefähr in der Mitte des Gartens. Er war aus grauen Gestein und schon ziemlich alt, denn die Fassade hatte schon angefangen zu bröckeln, aber war trotzdem noch edel und wurde deswegen nicht abgerissen. Es floss genug Wasser im Brunnen, durch eine kleine Skulptur wurde noch mehr Wasser in das Becken gepumpt und ließ ihn einfach auch noch schöner aussehen. Ohne groß drüber nachzudenken stellte sich der Mann ganz nah an den Brunnen, denn um diesen herum waren nur dichte Hecken und Bäume und es gab nur diesen einen Weg nach draußen und der wurde nun durch vier junge Männer versperrt.

 

„Wir haben sie, dachten sie wirklich das sie mit unserem Plan einfach so abhauen könnten?“ Irgendwie sah der Butler doch etwas geschockter aus als angenommen, als hätte er tatsächlich nicht damit gerechnet das ihm jemand folgen würde. Etwas benommen sah er sich nach einem Fluchtweg um, doch musste schweren Herzens erkennen, dass der einzige Weg belagert war und der Wald und die Büsche jegliche Flucht verschlossen. „Man sollte sich schon überlegen wohin man rennt, wenn man vor jemandem flüchtet, man kann sich ziemlich schnell den Weg selbst zuschaufeln.“

 

Riley trat einen Schritt in die Richtung des Butlers und konnte die zuckende Augenbraue auf seiner Stirn gut erkennen. Mit einer eleganten und sehr schnellen Bewegung stand er vor seinem Feind und seine Hand glitt langsam nach oben und wollte nach dem in die Luft gestreckten Handy greifen. Doch plötzlich kam wieder leben in den Butler und dieser schubste Riley von sich weg und rannte, an ihm vorbei direkt auf Mason zu, doch dieser überlegte viel zu lange wie er in dieser Situation handeln sollte und ließ sich dadurch ablenken. Der Butler rannte ihn einfach über den Haufen und stand dann Joseph in den Armen, an dem man nicht so einfach vorbei kam. Mit einem festen Griff hielt er den Butler am Handgelenk fest und hievte nach dem Handy, doch bevor er es erreichen konnte, schmiss der Butler es einfach nach hinten, schloss dabei die Augen und biss sich fest auf die Zunge, als würde er auf etwas hoffen.

 

Joseph ließ eilig das Handgelenk los und rannte in Richtung Brunnen, doch als er ankam war es schon zu spät. Das Handy hatte mit einer kleinen Wasserfontäne den Brunnen erreicht und war hineingefallen. Als Joseph nach diesem griff und es rausholte, triefte das Wasser aus allen Rillen und der Bildschirm war rabenschwarz. „Drück auf irgendwelche Tasten, schau ob es noch funktioniert!“, kommandierte Jack von der anderen Seite und schlug beim reden Mason vor Aufregung immer wieder gegen die Brust. Joseph drückte auf den An und Aus Schalter, doch nichts passierte, dann auf den Home Button, doch wieder geschah rein gar nichts. „Ist anscheinend kaputt.“ Dann ließ er es zurück in den Brunnen fallen und drehte sich zu den Anderen herum. „Lasst uns gehen, wir sind hier fertig.“ Zusammen mit seinen Kumpanen verließen sie den königlichen Garten und stiegen in ihr Wagen, um ihn zurück auf den Butlerparkplatz von Harry zu stellen.

 

In der Zwischenzeit hatte sich der Butler am Rand vom Steinbrunnen abgestützt und betrachtete im schimmernden Wasser das schwarze Smartphone auf dem Boden des Brunnens. Er schloss die Augen und griff dann hinein, voller Hoffnung das vielleicht doch noch was zu holen war, wenn er dem elektronischen Gerät nur genug Zeit gab, also nahm er es heraus und machte genau die selben Bewegungen wie vor ihm Joseph

auch, doch auch jetzt passierte nichts. Frustriert ließ er sich auf den Boden sinken und legte das Handy auf den Steinboden neben sich. Die Chance sich dem König zu beweisen und endlich Anerkennung zu bekommen, war dahin und mit ihr wichtige Informationen. Nicht nur, dass er sich nicht mehr an alles erinnern konnte, der König würde ihm auch kein einziges Wort glauben und deswegen war dieses Video seine einzige und wahrscheinlich auch letzte Chance gewesen sein.

 

 

Mason schloss die Augen und lehnte sich an die Wand direkt neben der Tür, dann nahm er einen tiefen Atemzug und all seinen Mut zusammen, bevor er an der einen wichtigen Tür klopfte und ohne weitere Anweisungen einfach hinein ging. Der Kopf von Harry ging nach oben als er das Zimmer betrat, er sah schrecklich ausgelaugt aus und hatte riesige Augenringe vom fehlenden Schlaf. Doch alles was Mason sah war ein sehr tapferer und mutiger Mann, der auch diese Pleite überstehen würde und sich dann hoffentlich auch für ihn entscheiden konnte. Er sah leichte, dunkelbraune Locken die über seine Augen fielen und den wehleidigen Blick verdeckten, er sah eine leicht verkratzte und mit einer Narbe überzogene Wange und einen mit Schweiß überzogener Hals.

 

Als nächstes erkannte er dass Harry sich nicht die Mühe gemacht hatte sich etwas anzuziehen, seine Muskeln waren immer noch so ausgeprägt wie in ihrer Zeit, in der sie noch regelmäßig und täglich trainierten. Seine Haut war braun gebrannt und mit leichten Narben oder noch frischeren überzogen, außerdem sah man immer noch die große Narbe über seinen kompletten Torso, der von diesem einen schlimmen Unfall stammte über den nur wenige Leute Bescheid wussten. Harry saß auf seinem weißen Sofa und hatte die Beine in einem Schneidersitz überschlagen, er trug eine leichte Hose aus dünnem Stoff und keine Socken, außer seinem Laptop stand nichts in greifbarer Nähe. Mason konnte sich endlich von diesem Erscheinungsbild lösen und überbrückte die Schritte bis zum Sofa, dann ließ er sich viel zu schnell fallen und rutschte bei dieser Geste fast wieder vom besagten Sofa herunter.

 

„Harry können wir vielleicht kurz reden?“ Dieser schaute seinem Freund genau in die Augen und beobachtete jede Pore in dessen Gesicht, ein leichtes Lächeln schlich sich auf die Lippen des Prinzen und dann nickte er zustimmend. Mason krümmte seine Finger und knackte dann leicht mit ihnen, was er immer tat wenn er nervös war und nicht wusste wie er anfangen sollte, es trieb nur leider die Menschen mit denen er sprechen wollte in den Wahnsinn. Auch Harry wollte es sich nicht anhören und ansehen, also nahm er kurzer Hand die beiden Händen in seine eigenen und strich sanft mit dem Daumen über den Handrücken. Seine Haut war an den Fingern aufgerissen und fühlten sich komplett rau an, als wäre er mehrerer Tage im Wasser gewesen und hätte sich die gelockerte Haut einfach abgezogen, die Finger wieder getrocknet und nun fehlten die obersten Hautschichten.

 

„Was sind wir?“ Mason wusste genau das er diese Frage mehr als ungünstig formuliert hatte und er von Riley jetzt eine Antwort wie, Menschen, erwarten konnte, doch Harry schaute einfach nur auf den Boden. Er gab keine sarkastischen Kommentare, erst recht nicht in solchen Situation, denn so hart und komplett unter Selbstkontrolle war er nicht. „Was sind wir denn?“, antwortete er kratzig und schaute ihn dann endlich wieder an. Die wunderschönen braunen Augen waren irgendwie leer und ohne Emotionen, als wäre heute etwas passiert wovon er noch nichts wusste. Etwas was Harry erschüttert haben musste, etwas ganz schreckliches, denn egal was passierte den Glanz in seinen Augen verlor er nie, dem war er sich immer sicher. „Ich weiß es nicht“, flüsterte Mason leise in den komplett stillen Raum, traute sich nicht die andere Frage zu stellen die ihm auf der Zunge lag und ihm den Mund verbrannte.

 

Harry ließ die Hände los und stand auf, drehte sich mit dem Rücken zu Mason und präsentierte ihm seine Kehrseite. Mit Schrecken musste der arme Junge erkennen, dass sich an der Hüfte eine Menge roter Striemen sammelten und im Bund der Hose verschwanden. Außerdem schien er an der Wade zu bluten, oder er hatte geblutet. „Harry...“ - „Mach dir keine Sorgen, das war ich selbst, niemand ist mir zu nahe gekommen.“ Schrecklicherweiße beruhigte das Mason kein bisschen, es machte ihn nur noch mehr Angst und umso eher wollte er wissen was passiert war das den Mann den er liebte so aus der Bahn geschmissen hatte.

 

„Wir sind ein Paar, würde ich jetzt einfach mal so behaupten wenn du nichts dagegen hast.“ Mason riss seinen Blick von den Blutflecken los und starrte den hochgewachsenen Mann an, dessen Worte ihn gerade komplett aus dem Konzept gebracht hatten. „Ja.. ja.. ja ich denke schon.“ Irgendwie wusste er nicht was er darauf antworten sollten, denn er hatte sich nicht ausmalen können das Harry überhaupt auf seine komische Frage antwortete. Jetzt hatte er den Salat von seinem nicht durchdachten Plan und fing langsam an wie ein Fisch auf dem Trockenen zu atmen.

 

Doch Harry schien das nicht zu bemerken, oder er wollte es nur einfach nicht sehen, denn er legte sich einfach in sein nicht gemachtes Bett und schlug die Bettdecke nach hinten, dann klopfte er auf die freie Bettseite und schaute Mason mit komplett leeren Augen an. Es war keine Einladung in ein Paradies mit einem edlen Ritter, sondern eine Aufforderung mit der bösen Hexe durch einen engen und dunklen Tunnel zu spazieren. Trotzdem raffte er sich vom Sofa auf und schritt herüber zum Bett, auch wenn ihm die leere von den Augen und die weiße vom Gesicht einfach nur eine gewaltige Angst einjagten.

 

Da war nichts mehr übrig von dem wunderschönen Mann den er noch vor wenigen Minuten gesehen hatte, jetzt blickte er hinter die Fassade und erkannte die vielen gebrochenen Stellen die man nicht so einfach mit etwas Lehm wieder kleben konnten, das würde seine Zeit brauchen. Und er würde ihm helfen, denn sie waren ein Paar, sie gehörten zusammen und er würde sich um seinen Freund kümmern bis dieser wieder sein Funkeln zurück hatte, und selbst dann würde er noch alles für den Anderen tun. Mason schloss die Augen und drückte Harry seine Lippen auf, es war nicht zärtlich oder leidenschaftlich, es war einfach nur ein Zeichen das ihm zeigen sollte das er hier war und nicht gehen würde, nie wieder. Mason löste sich wieder von den anderen Lippen, als sich plötzlich etwas nasses um seine eigenen aufgeplatzten Lippen schloss und er die Augen öffnen musste um nachzusehen was los war.

 

Harry hatte die Augen zusammengepresst und sich die Decke über den Körper gezogen bis zu seinem Kinn, heiße Tränen liefen ihm über die Wangen und es waren nicht gerade wenige. Mason sah aus als würde er gleich auch in Tränen ausbrechen, doch dann biss er sich hart auf die Zunge und sprach sich selbst zu das dies nichts bringen würde. Nahm sich dann die Decke und zwängte sich auf unter die Daunen, dann nahm er seinen Freund ganz fest in die Arme und drückte ihn an seine Brust, die Hände von Harry krallten sich wie kleine Babykatzen in seine Brust und würden wahrscheinlich Striemen hinterlassen, doch das alles war es ihm Wert. Dann legte sich ein Kopf in die Halsbeuge von Mason und warme Tränen berührten seine weiche Haut an der Stelle an der das T-Shirt verschoben war. Ein Bein von Harry schob sich zwischen die von Mason und er versuchte sich noch näher an ihn heran zu schieben um ihm noch näher zu sein.

 

Harry schlang seine Beine regelrecht an die Hüfte von Mason und würden diese auch nicht so schnell wieder loslassen. Auch wenn Mason seinen Freund nie loslassen würde, Harry hätte es ihm in diesem Moment wahrscheinlich nicht geglaubt, deswegen hielt er den Mund und hielt den verschwitzten und heißen Körper einfach an sich geschmiegt und rührte sich keinen einzigen Millimeter von seinem Platz. Komplett ohne Zusammenhang und ohne jegliche Vorwarnung murmelte Harry plötzlich schrecklich Zeilen an seinen Hals.

 

„Sie ist tot, Teresa ist tot, meine Mum ist tot, die Frau die immer und in jeder Hinsicht zu mir gehalten hat ist tot. Sie ist tot. Mit dem Flugzeug abgestürzt mit dem sie wieder zurück zu mir fliegen wollte um mir zu helfen. Sie ist tot, meinetwegen Sie ist meinetwegen gestorben. ICH HABE SIE GETÖTET!“ Die Stimme klang erschreckend klar und stark, sodass Mason nur schlucken konnte und dann auch ihm die Tränen über das Gesicht liefen.

Kapitel 17 – Auf Freunde kannst du dich verlassen

 

Es piepste, laut und für jeden hörbar. Er sprang auf und rannte zur Heizung in seinem Raum, nahm das staubtrockene Handy in seine Hand. Er schloss die Augen und atmete einmal ein und aus und dann doch noch ein zweites mal tief ein und dann wieder aus. „Drück drauf!“, schrie er sich selbst an und berührte dann doch endlich den Powerbutton. Das Handy vibrierte und fuhr hoch. Sobald es fertig hochgefahren war, suchte er nach der richtigen Datei und versuchte ob sie noch in Ordnung war, das Video ließ sich ohne jegliche Probleme abspielen, also hängte er das Handy zurück an sein Ladekabel und platzierte es auf der Fensterbank.

 

 

Harry hatte so gut wie nicht geschlafen und als er dann endlich richtig runter gekommen war, schreckte er wieder aus seinem Schlaf. Er hatte die ganze Nacht geschwitzt und die Decke immer wieder weggeschmissen und dann wieder zu sich genommen, er konnte sich einfach nicht entscheiden ob schwitzen oder frieren besser war. Sein Brust hatte sich keine Sekunde beruhigt und sein Herz ununterbrochen gegen seinen Brustkorb geschlagen. Immer dann wenn er die Augen offen hatte, liefen Tränen aus den Winkeln hinunter und hatten dann allmählich über Nacht das Bettlagen mit Flecken beschmiert. Jedes Geräusch hatte ihn dazu gebracht sich umzudrehen und nachzusehen woher es kam und was es war. Mason neben ihm hatte besser geschlafen, auch wenn er öfters wach wurde und dann seinen Freund wieder an sich drückte, ihn für die nächsten Minuten wieder beruhigen konnte.

 

Die Nacht war schrecklich, und das nicht nur für Harry, denn Mason hatte genauso gelitten. Ohne Worte stand der Prinz auf und verschwand im Badezimmer, schloss sich dort ein und kam nicht mehr heraus. Mason zog sich währenddessen um, er nahm sich dafür Kleider von seinem Freund, einen schlichten und billigen Anzug ohne Krawatte und mit schwarzen Turnschuhen. Dann setzte er sich auf den Boden und versuchte an nichts zu denken, sie hatten noch so viel zu klären und der Plan war noch lange nicht fertig, doch was er auch versuchte, seine Gedanken waren nur bei einer Person.

 

Als dann Harry endlich aus dem Badezimmer kam, sah er genauso schrecklich aus wie die ganze Zeit, auch geduscht und mit frisch gekämmten Haaren, konnte nicht von seinem leidenden Gesicht ablenken und den erschreckend leeren Augen. Die braunen Augen waren nur noch eine blasse Farbe und verlief komplett ins schwarze hinein, nichts deutete mehr auf den fröhlichen Jungen hin, den er immer versuchte zu sein. Sein ganzer Körper zitterte und es sah aus als ob ihm immer wieder kleine elektrische Schläge durch den Körper jagen würden. Als Mason vom Boden aufstand und auf ihn zugehen wollte, zuckte Harry stark zusammen und seine Muskeln spannten sich an. Die ganzen Geräusche um ihn herum machten ihn immer noch Angst und es fuhr ihm durch den ganzen Körper. Mason ließ sich davon aber nicht beirren und betrat das Bad, machte sich komplett fertig und lugte dann wieder ins Zimmer. Harry hatte sich angezogen und richtete gerade seine Krawatte, bevor er die passenden Schuhe anzog und sich die Tränen von den Wangen wusch.

 

„Ich..“, fing er an zu stammeln und versuchte mehr mit Händen anstatt mit Worten zu argumentieren. „Ich weiß, geh.“ Mason kam ihm näher und berührte ihn dann doch ganz sanft an der Schulter, Harry zuckte nur ganz leicht zusammen und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn diese Berührung mitnahm. Mason drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange und verschwand dann durch die Tür aus dem Raum. Harry stand noch mehrere Minuten einfach genau auf der ein und selben Stelle in seinem Zimmer, bevor er es endlich schaffte zum Frühstück zu gelangen.

 

Auf dem Weg dorthin kamen ihm viele Menschen entgegen und strahlten ihn an, begrüßten ihn und machten fröhliche Bemerkungen, aber keiner sah den kleinen verkümmerten Jungen genau an, der es nicht schaffte seinen Butlern in die Gesichter zu schauen. Im Saal ließ er sich auf seinen Stuhl fallen und starrte mit starrem Blick an die gegenüberliegende Wand.

 

 

„Ja?“ Henry legte das Dokument zur Seite und schaute zur Tür. Diese wurde geöffnet und einer seiner Butler betrat den Raum, kam auf den Schreibtisch zu und legte ohne jeglichen Kommentar das Handy auf diesem ab. „Beweise.“ Henry runzelte leicht die Stirn und griff dann aber doch nach dem elektronischem Gerät. „Beweise dafür was Harry und seine Freunde vorhaben um die Hochzeit zu verhindern.“

 

Jetzt wurden aus dem runzeln ein überschwängliches Grinsen und er drehte das Handy in seinen Händen immer wieder hin und her. Dann machte er es an und ging auf die Galerie, schaute sich das letzte Video an, das aufgenommen wurde. Darauf konnte man sehr gut erkennen wie der Butler aus dem Auto gestiegen war und vorsichtig das Handy auf den Boden gehalten hatte. Dann richtete er es endlich auf und man sah fünf ausgelassene Teenager die sich an ein Auto gelehnt hatten und verschiedene Säfte trunken. Mehrere Minuten passierte nichts, doch dann fingen sie an über den Plan zu reden und über den Plan, wie sie vorgehen würden. Pikante Details wurden aufgedeckt und Henry rieb sich über sein rasiertes Kinn. Das war gut, dass könnte er mit Bravour gegen Harry verwenden und diesen dann noch für viel mehr benutzen, denn er würde alles machen um seinen Freunden nicht zu schaden.

 

„Jetzt habe ich was gegen ihn.“ Er sperrte das Handy wieder und verschloss es dann in der Schublade. „Doch zuerst muss ich seine Verletzlichkeit ausnutzen und ihm eine sehr schwere Neuigkeit überbringen.“ Henry stand von seinem Platz auf und schob dabei seinen Schreibtischstuhl nach hinten, hörte wie er gegen seinen Aktenschrank stieß. „Wie können sie eigentlich immer noch grinsen?“ Henry drehte sich beim vorbeigehen zu seinem Butler um. „Meine Frau und ich standen uns schon länger nicht mehr so nahe wie sie vielleicht gedacht hatten und für eine solch dumme und unpassende Frage muss ich sie jetzt leider feuern. Gehen sie mir aus dem Weg ich muss noch andere Leute von ihrer Arbeit befreien, für heute sind es zwei.“

 

Dann schob er seinen ehemaligen Butler mit der Hand zur Seite und brachte ihn dabei zu Fall, er konnte sich aber an der Lehne von einem Stuhl abstützen und so einen Sturz verhindern.

 

 

Die Tür zum Saal schwang auf und ein wütender Mann und ein verwirrtes Mädchen betraten den Essenssaal, leider konnte Harry nicht erkennen was seinen Vater so wütend werden ließ. Aber dafür musste er auch nicht lange warten, denn Harry steuerte sofort den Platz von Harry an und schlug mit beiden Händen flach auf den Tisch. Das Geschirr klirrte und der Tisch wackelte, während Harry mit seinem Stuhl nach hinten rückte.

 

„Mein Sohnemann, wir müssen anscheinend neue Seiten aufschlagen. Was habe ich gehört? Ihr wollt euch gegen mich wenden? Die Hochzeit verhindern? Soll ich dir was verraten mein Sohn?“ Harry rutschte nur noch mehr mit seinem Stuhl nach hinten, versuchte noch mehr Abstand zwischen ihnen zu bekommen. Die Entsetzung stand ihm ins Gedicht gestiegen und er konnte sich nicht ausmalen woher sein Vater diese ganzen Informationen haben könnte.

 

„Ich habe das Video gesehen!“ In Harry‘s Kopf fing es an zu rattern. Welches Video und woher hatte er das? Er wusste nichts von einem derartigen Video, er wusste im Moment überhaupt nichts mehr. „Mein Butler hat auf meine Anweisung hin, deine Freunde beschattet und herausgefunden das ihr anscheinend vor habt meine Hochzeit zu vernichten.“

 

Immer noch konnte sich Harry die Aussage mit dem Video nicht erklären, und dabei war dies der interessante Part an der ganzen Aussage. „Er hat ein Video von eurem Plan gemacht, als ihr diesen gestern besprochen habt.“ Harry wurde einiges klar, gestern als er den ganzen Tag mit Lucy unterwegs war, haben sich seine Freunde ohne ihn treffen wollen, damit sie den Rest vom Plan endlich fertig bekamen. Harry wollte wieder etwas näher an seinen Vater herankommen, aber dieser durchschnitt ihm sein Vorhaben.

 

„Und komm mir jetzt nicht mit der Aussage, dass du davon nichts gewusst hattest.“ Und ohne das Harry was darauf hätte antworten können, winkte sein Vater zwei Männer in schwarzen Anzügen in den Saal und mit Schrecken musste der Prinz erkennen das es seine Butler waren die sein Vater rief. „Und um dir deutlich zu machen das wir hier kein Spiel spielen mein Sohn, ziehe ich dir die Leine etwas enger.“

 

Diesen Satz hatte Henry geflüstert und sich dabei etwas über den Tisch gelehnt. Jack und Joseph traten an den Tisch heran und stellten sich neben den König auf und schauten etwas niedergeschlagen zu Harry, sie wussten wahrscheinlich weswegen Henry sie hierher bestellt hatte. Der König stieß sich vom Tisch ab und fing an durch den Raum zu stolzieren, dann stellte er sich endlich an die Wand, direkt neben die geschlossene Tür und fing an zu reden. Laut und mit voller Stimme, als wollte er eine Rede halten und jeder sollte ihm zuhören können.

 

„Wir haben uns heute hier versammelt um eine Entscheidung zu treffen. Ich habe beschlossen, dass mein Sohn, Harold William Ethan Jonsan, eine Strafe verdient hat. Ich habe zusammen mit Lucy beschlossen die Hochzeit zu verlegen, und zwar auf den heutigen Tag.“ Harry riss die Augen auf und sprang von seinem Stuhl, brachte diesen dabei zum wackeln, er fiel aber nicht um. „Das kannst du nicht machen, nicht ohne mich vorher zu fragen.“

 

Henry lehnte immer noch an der Wand, hatte mittlerweile die Arme vor der Brust verschränkt und ein süffisantes Grinsen aufgesetzt. Harry hatte die andere Seite vom Tisch erreicht und wollte auf seinen Vater zugehen, wurde dann aber von zwei Butlern von Henry aufgehalten. „Ich darf das, solange ich dich informiere darf ich das. Und ich informiere dich hiermit, also ist diese Sache abgehakt.“

 

Dann stieß er sich von der Wand ab und ging endlich zu den beiden Cousins herüber, die schon anfingen sich fehl am Platz zu fühlen. „Und um dir zu zeigen wie sehr ich dir das Leben vermiesen kann, wenn du dich nicht an die Regeln halten kannst, habe ich eine Idee.“ Er fing an Joseph‘s Schulter zu tätscheln und schaute den jungen Mann dann mit einem überschwänglichen Grinsen an.

 

„Ihr seit unverzüglich entlassen, ihr könnt noch eure Sachen im Haus packen, aber ich möchte das ihr bis morgen ausgezogen seit.“ Vier Gesichtszüge entglitten zeitgleich, denn auch Lucy hatte von diesem Vorhaben nichts gewusst und war genauso geschockt wie die Jungs auch. Doch ohne weiter etwas zu sagen, verließ der König mit seinen zwei Butlern und der schockierten Lucy den Saal, diese wollte er nicht mit den Jungs zusammen im Saal zurücklassen. Harry stützte sich an seinen Knien ab und schnaufte ganz tief durch, versuchte zu verstehen, was gerade passiert war. Doch noch geschockter waren Jack und Joseph, die überhaupt nicht verstanden was gerade passiert war und die dies auch nicht begreifen konnten. Sie hatten gerade ihren Job verloren, fristlos und ohne jegliche Erklärung. Jack war der Erste, der sich wieder einigermaßen fing und dann zu Harry ging, er hatte das Gefühl als wären sie daran Schuld und müssten sich jetzt dafür entschuldigen. Doch der Prinz sah das komplett anders, er fühlte sich auch für alles Verantwortlich.

 

„Ich komme mit euch.“ Jack und Joseph nickten ihm einfach nur noch zu und gingen dann zusammen zum Haus der Butler.

 

 

Henry hatte alle Kontakte spielen lassen und hatte es dann auch geschafft, alles auf heute verlegen zu lassen und die Gäste auch bei der Trauung dabei zu haben. Es verlief alles wie er es sich ausgemalt hatte und wie er es sich vorstellte, die letzten Probleme waren beseitigt und er glaubte kaum daran das Harry einen weiteren Versuch bringen würde.

 

Mit einem sehr großen Grinsen lief er durch sein Schloss und scheuchte alle, die er auf seinem Weg traf, herum. Drückte ihnen irgendeine Aufgabe auf und ermahnte sie, sich damit zu beeilen. Dann kam er am Haupttor an und ließ sich die Tür öffnen, scheuchte die Butler draußen auch zu irgendwelchen Aufgaben und ließ sich das große Tor öffnen, die Gäste würden schon in wenigen Minuten eintreffen und ihnen sollte nichts im Wege stehen. Jetzt würde er sich mit Lucy zusammensetzen und ihr bei ihrem Kleid und den anderen wichtigen Dingen helfen, Harry kam danach.

 

 

Der Prinz wandelte durch die Gänge des Schlosses und versuchte sein Zimmer irgendwie zu finden, aber es schien als wäre er nicht in der Lange es aus eigener Hand zu finden. Mit Tränen in den Augen hatte er sich von den Beiden verabschiedet und ihnen beim packen der Koffer geholfen, dabei hatte er immer wieder gesagt, dass sie nicht ausziehen mussten und das alles wieder in Ordnung käme, doch keiner glaubte seinen Worten, er auch nicht. Nach etlichen falschen Türen, fand er dann doch endlich die richtige und musste mit Verwunderung erkennen, dass Mason sein Bett anscheinend nicht verlassen hatte. Als Harry die Tür zurück in ihre Angeln fallen ließ, stand Mason auf und rannte zu ihm.

 

„Alles in Ordnung? Du siehst noch schlimmer aus als heute morgen und das ist so gut wie unmöglich.“ Harry wollte sich in diesem Moment einfach nicht umarmen lassen, also drückte er seinen Freund von sich und verschwand wieder im Badezimmer. Er besuchte diesen Raum in letzter Zeit zu oft. Harry lehnte sich an sein Waschbecken und stützt sich am Rand ab, drehte dann aber doch das Wasser auf und schaute ihm dabei zu wie es das Porzellanbecken füllte. Er fühlte sich elend und schwitzte aus jeder Pore seines Körpers. Am liebsten hätte er einfach seinen Kopf in das Becken gesteckt und sich gekühlt, doch er konnte sich selbst nicht versprechen das er ihn danach auch wieder aus dem Becken gezogen hätte.

 

Leise kam Mason ins Bad und stellte sich neben seinen Freund, berührte ihn leicht am Oberarm und passte dabei genau auf das dieser sich nicht unnötig erschrak. Doch Harry rührte sich keinen Millimeter und blieb einfach ganz ruhig stehen. Mason fasste die Chance beim Schopf und zog Harry aus dem Bad, setzte ihn auf das Bett und holte sich dann ein nasses und ein trockenes Handtuch. Dann setzte er sich neben Harry und wusch ihm mit dem nassen Tuch den Schweiß von der Stirn und vom Kinn, dann trocknete er ihn ab und erkannte das man ihm wieder ins Gesicht schauen konnte. Harry hingegen fühlte sich nicht besser und ließ sich deswegen auf den Rücken fallen, nahm sich das Kissen und rückte es auf sein Gesicht.

 

„Ich heirate in ein paar Stunden.“ Mason sprang auf. „WAS?!“ Harry schmiss das Kissen auf den Boden und richtete sich auf. „Ich heirate in ein paar Stunden!“, wiederholte er seinen Satz. „Das habe ich schon verstanden. Aber wieso?“ - „Weil er unseren Plan herausgefunden hat und mir alle Zügeln aus der Hand nehmen will.“

 

Mason wollte zu einer weiteren Antwort ansetzen, doch Harry hörte ihm schon gar nicht mehr zu, er hatte sich vom Bett gerafft und war zum Schrank gegangen, hatte dann seinen Anzug für die Hochzeit herausgeholt und sich wieder zu Mason gedreht. „Wir haben verloren.“

 

 

Harry hatte es nicht weiter für nötig gehalten mit Mason über die ganze Sache zu diskutieren, er hatte sich einfach umgezogen und fertig gemacht. Er sah immer noch ziemlich fertig aus und war nicht im Stande gleich eine Trauung zu vollziehen, aber das musste ja niemand wissen. Auch wenn Mason immer wieder auf ihn einredete, blieb der Prinz stumm und hörte seinem Freund kaum zu, er hatte seine Entscheidung getroffen, er wollte nicht noch mehr Menschen das Leben kaputt machen.

 

 

Das Schloss hatte sich ziemlich schnell gefüllt und auch die schon dekorierte Halle war ziemlich schnell fertiggestellt, das Paar war auch schon im hinteren Raum angekommen und Henry rieb sich siegessicher die Hände. Eine einzige Sache war nicht wie sie geplant war, aber davon wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand, was auch besser so war. Mason war zu Riley gerannt, dieser war damit beschäftigt allen von dem Todesfall zu berichten, eine einfache Aufgabe die ihm der König aufgetragen hatte, als er Fragen zu den Gästen stellte. Mason schnappte ihm am Arm und zog ihn ein paar Meter von den Anderen weg.

 

„Wir haben ein Problem!“ Beim laufen versuchte der Blonde Riley alles zu erzählen, was wichtig war und was er sonst noch so wusste, dabei überschlug er sich fast mit seinen eigenen Worten und musste sich des öfteren wiederholen, damit Riley auch alles verstand. Am Butlerhaus angekommen, riss er die Tür auf und schrie durch den kompletten Raum nach Logan, der dann auch mit einem lauten Knall vom Sofa flog und sein Buch etwas weiter neben ihm landete.

 

„Meine Güte was brüllt ihr denn hier so herum?“ - „In dein Zimmer, sofort!“ Logan rappelte sich wieder vom Boden auf und suchte dann sein Buch. „Seh‘ ich aus als wäre ich fünf?“ Mason verdrehte die Augen über diese Antwort und riss dann die Zimmertür von Logan auf. „Nein, aber rein da.“ Als sie zu dritt im Raum waren, ließ sich Riley auf das Bett fallen und stöhnte laut aus. „Kann mir einer von euch erzählen was denn nun los ist? Was wollen eigentlich diese ganzen Leute auf einmal hier?“ - „Pssch!“ Mason hatte einen Finger in die Höhe gestreckt und wedelte damit herum, um Logan und Riley zu zeigen, dass er jetzt absolute Stille haben wollte, denn in der anderen Hand hatte er sein Telefon und drückte es an sein Ohr.

 

„Jack, schnapp dir deinen Cousin und komm sofort in Logan‘s Zimmer.“ Dann legte er einfach auf und steckte sein Handy wieder in seine Hosentasche. In wenigen Minuten waren dann auch endlich alle zusammen und Mason musste die ganze Geschichte schon wieder von vorn erzählen. Als jeder informiert war, konnten sie endlich entscheiden was sie als nächstes machen würden. Sie diskutierten lange und ausgiebig, versuchten einen neuen Weg zu finden oder den alten so umzustellen, dass er auch auf heute passte, doch nichts schien zu funktionieren.

 

 

Harry saß auf einem Stuhl, polierte schon seit etlichen Minuten seine Schuhe und versuchte irgendwie seine Nervosität wieder loszuwerden, aber es funktionierte eher weniger. Lucy kam auch endlich in den Saal und gesellte sich zu Harry auf den anderen Stuhl direkt neben ihm. Sie strich ihm über den Oberschenkel. Harry schlug die Hand weg. Sie legte sie wieder auf den Oberschenkel. Er gab ihr einen bösen Blick. Sie nahm die Hand wieder vom Bein. Henry betrat den Raum und schaute sich um, strahlte über die Backen und richtete sich die Fliege, ging dann auf seinen Sohn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

 

„Es wird alles toll laufen.“ Doch das tat es nicht, alles lief total schief und es war noch nicht einmal die eigentliche Zeremonie. Erst riss ihm ein Knopf am Ärmel ab und leider konnte er ihn dann sogar nicht mehr finden, die Suche endete damit, das er von seinem Vater vom Boden hochgezogen wurde und Harry den Staub von seinen Knien wischen musste. Dann wurde ihm ein neuer Knopf angenäht und er sah wieder komplett perfekt aus.

 

Als nächstes fing Lucy an zu weinen und wollte einfach nicht wieder damit aufhören, egal was Harry auch zu ihr sagte. Erst als sie sich setzten durfte und die Schuhe ausgezogen hatte, beruhigte sie sich wieder, beteuerte aber gleich wieder anzufangen wenn sie aufstehen musste. Auch wenn Harry nicht verstand was das ganze Theater sollte, wollte er sich doch einreden, dass sie versuchte Zeit für ihn und seine Freunde zu schinden. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt lief ihr Plan auch ganz gut, bis Henry irgendwann die Nerven verlor und sie dazu zwang aufzustehen und dabei keine einzige Träne zu vergießen. Kurz bevor Henry dann die Tür öffnete, verschwand plötzlich die Motivation von Harry und er drehte sich einfach um und lief zum Stuhl. Henry brauchte mehrere Minuten bis er ihn davon überzeugte wieder aufzustehen und endlich zu heiraten.

 

Harry und Henry verließen dann endlich den Raum und gingen gemeinsam zum Altar. Harry wusste nichts mit sich anzufangen und spielte mit seinen Fingernägel, er drückte die vordere Seite immer wieder nach oben und es hätten wahrscheinlich nur wenige Millimeter gefehlt, bevor sie abgebrochen wären. Die Halle war voll gefüllt und die meisten Menschen kannte Harry nicht und um ehrlich zu sein wollte er sie auch gar nicht kennen. Umso länger er an diesem Altar stehen musste, umso schlimmer wurde es. Der Pfarrer vor ihm hatte ein komplett schwarze Kutte an. Harry versuchte sich auf alles andere zu konzentrieren, aber es viel ihm schwer, weil alles an diesem Raum ihn daran erinnerte das er gleich heiraten würde.

 

Die Musik fing an zu spielen und Harry drehte sich um, schaute dabei zu, wie die Tür aufschwang und Lucy in ihrem wunderschönen Kleid eintrat. Sie sah immer noch etwas verweint aus, was auch daran lag das ihre Schminke nicht mehr so perfekt saß wie am Anfang. Mit einem starren Blick stellte sie sich dann schließlich neben Harry, konnte ihn aber aus einem bestimmten Grund nicht anschauen. Der Pfarrer nahm die Bibel in die Hand und legte die andere Hand darauf. Und das Grauen nahm seinen Lauf.

 

Jede Sekunde war grausam und zog sich elend lange wie ein Kaugummi. Alles fing an in Zeitlupe zu laufen. Harry konnte nicht mehr sagen was der Mann vor ihm alles sagte, denn er hörte ihm nicht mehr zu, seine Ohren waren ziemlich taub. Mit einem ziemlich lauten Schwung flog die Tür wieder auf und plötzlich standen mehrere Menschen im Flur. Mason hatte komplett wirre Haare und sein Hemd war auf der einen Seite in der Hose und auf der Anderen hing es heraus. Logan daneben sah fast komplett perfekt aus, sein Anzug saß einfach an allen Ecken und Kanten und selbst die Schuhe hatte er noch einmal getauscht. Jack und Joseph waren nur in Jeans und T-Shirt aufgetaucht, denn sie hatten ihre ganzen Anzüge schon in den Koffern verstaut. Vor ihnen stand das seltsame Kunstwerk, dass Harry zusammengebaut hatte.

 

Um das Ganze zu überspielen, ging Riley etwas nach vorn, riss die Hände in die Luft und riss somit alle Blicke auf sich. Jetzt konnte Logan unentdeckt eine Steckdose finden und das Bauwerk einzustecken. Doch dies war nicht einfach, weil die Gäste bis an die Wand mit ihren Stühlen saßen und man so nur schwer etwas sehen konnte. Riley dagegen ging verdammt langsam auf die Treppe zu und hatte dabei die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Als irgendjemand aus der Reihe was sagen wollte, drehte er sich blitzschnell herum und drückte seinen Zeigefinger auf die Lippen. Eine eindeutige Geste um allen zu zeigen, dass sie doch bitte still sein sollten, was auch alle taten, außer Henry.

 

Der König lief tomatenrot an und zitterte vor Wut mit den Händen, er stürmte auf Riley zu und wollte ihn packen und schütteln. Riley wisch galant aus. Henry versuchte es mit Worten. „Was macht ihr hier? Was habt ihr vor? Ihr seid nicht eingeladen, also verlasst auf der Stelle diesen Saal!“

 

Riley antwortete nicht, jeder falsche Satz würde ihm nur schaden, also versuchte er stumm mehr Zeit zu gewinnen. Logan hatte endlich eine Steckdose gefunden, diese war hinter einem Stuhl und auf dem Stuhl saß ein Mann, mit grimmiger Miene und starren Blick, die Augenbrauen zusammengezogen und hörte dabei nicht auf Logan anzustarren. So wurde es für ihn unmöglich an die Steckdose zu kommen, aber ohne Strom konnten sie nicht den Plan durchführen, also nicht den vollständigen. Logan starrte zurück, zu dem Mann, fand aber keinen Weg an ihm vorbei. Jack und Joseph verloren allmählich die Geduld und kamen einfach auf Logan zu. „Ich glaube du könntest unsere Hilfe gebrauchen.“

 

Ohne weitere Fragen zu stellen, hoben und zogen die Cousins den Mann einfach aus dem Weg, damit der Platz zur Steckdose frei wurde und Logan seiner Arbeit nachgehen konnte. Schnell war das Gerät angeschlossen und die Jungs konnten endlich mit ihrem Plan weiter machen. Riley stellte sich an den Beamer und legte eine Hand auf den Powerbutton, drückte aber noch nicht darauf. „Die Wahrheit kommt immer ans Licht. Egal wie schmerzhaft und unwirklich sie euch auch erscheinen mag.“ Dann drückte er den Knopf und Harry zog Lucy etwas zu Seite, er wusste im ungefähren was jetzt passieren würde und hoffte das dieser Plan aufgehen würde.

 

Kapitel 18 – Die Rettung ist nah

 

Ein weißer Bildschirm erschien direkt hinter dem Altar an der leicht grauen Wand, dann öffnete Riley den Laptop, der nur auf Standby stand. Er fand die Datei recht schnell und konnte sie auch ohne Probleme starten. Alle starten auf den weißen Fleck an der Wand, der sich in Sekundenschnelle änderte und die Datei auch an der Wand erschien.

 

Der Film fing an und zeigte einen jungen Harry mit vielleicht sieben Jahren, er saß auf dem Boden und spielte mit einer Eisenbahn, seine Mutter saß neben ihm und las ein Buch. Es passierte eine Zeit lang nichts, bis Henry auch in den Saal kam und den kleinen Jungen am Arm hoch riss, ihn anschrie und ihm nach einem beleidigenden Kommentar eine Backpfeife verpasste. Daraufhin fiel Harry auf den Teppichboden und fing an zu weinen, man konnte sehr deutlich sehen wie sehr sich Teresa bemühen musste um nicht aufzustehen und ihrem Sohn aufzuhelfen. Dann ging der König wieder aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu, Teresa sprang auf und nahm ihren Sohn in die Arme. Dann sprang die Szene um und Harry war plötzlich zehn Jahre alt, er saß an seinem Schreibtisch und machte seine Hausaufgaben. Und wieder kam sein Vater in den Raum gestürmt und riss seinen Sohn vom Stuhl, schrie ihn schon wieder an und gab ihm am Ende eine Backpfeife.

 

Das wiederholte sich noch einige Male in verschiedenen Situationen. Immer kamen Szenen mit Henry und seiner schlechten Erziehung, dann wechselte plötzlich das Thema und es war nicht mehr Harry zu sehen sondern Teresa und der König alleine, sie stritten, heftig und mit ausfallenden Worten. Es endete damit das Henry seiner Frau eine verpasste und dann aus dem Raum stürmte. Auch dies passierte öfters als nur einmal und somit gab es auch davon mehrere Videodateien. Am Ende des Filmes wurde dann wieder aufgegriffen wie schrecklich Henry mit Menschen umging, besonders mit seinen Angestellten. Dabei waren auch Videos von Riley und Logan und wie sie sich von Henry fertig machen ließen, nichts sagten und dann mit hängendem Kopf wieder gingen. Was aber als allerletztes kam, war die Szene von vor ein paar Wochen, im Speisesaal, als Henry seinem Sohn die komplette Wahrheit gesagt hatte und ihm am Schluss wieder schlug.

 

Der Film wurde schwarz und somit auch der Fleck auf der Wand. Alle starrten immer noch geradeaus, konnten nicht fassen was sie gerade gesehen hatten, niemand traute sich etwas zu sagen, doch als Henry aufspringen wollte, hielten ihn Jack und Joseph so gut es ging auf seinem Platz fest. Riley ging wieder zum Laptop und öffnete noch eine Datei, in der waren Videos von Harry und Henry, die sich stritten und dabei schrien, Harry war in den Videos schon neunzehn und sie waren alle nur wenige Wochen oder Tage alt. Sie waren alle entstanden als es um die Hochzeit ging, sie enthielten mögliche Informationen um zu zeigen was alles in den letzten Wochen passiert war und warum die Beiden eigentlich heirateten, nicht weil sie es wollten oder sich liebten, sondern weil ihnen keine andere Wahl blieb.

 

Sogar die Sache mit dem Wald war in einem Video und an dieser Stelle ging ein Raunen durch den Saal. Die Cousins mussten stärker an den Armen von Henry festhalten, damit er nicht aufstehen konnte, aber ein ausgewachsener Mann, der vor Wut schon einen roten Kopf hatte, war einfach ziemlich schwer zu bändigen. Auch dieser Film stoppte und diesmal machte Riley den Laptop aus, er wiederholte den Satz den er am Anfang vor dem Film gesagt hatte und drehte sich dann zu Mason um, er hatte das Gefühl als wäre alles gut verlaufen, wenn auch nicht perfekt.

 

Henry sprang auf und stürmte auf die Jungs zu, er schnappte Riley am Arm und zog ihn aus dem Saal, er blieb erst stehen als sie im Flur zum stillstand kamen. „Was hast du dir dabei nur gedacht?“ Riley war über seine Füße gestolpert und hatte jetzt das Gefühl wenn er den Mund öffnen würde, dann würde er auch beim Reden über seine Zunge stolpern. Also sagte er nichts, presste seine Lippen aufeinander und versteifte sich vollkommen. Auch wenn er sonst immer wusste was er sagen sollte, war er in der Gegenwart von Henry dann doch viel zu nervös um einen vollständigen Satz richtig auszusprechen.

 

„Ich habe mit dir geredet.“ Riley schaute in verschiedene Richtungen und versuchte dem Blick vom König auszuweichen. Doch alles klappte nicht, denn der Blick von Henry war durchdringend und verfolgte ihn regelrecht. „Riley ich meine das Ernst, wie seit ihr an das ganze Videomaterial gekommen?“ Wäre die Stimme nicht so kraftvoll und durchdringend, dann hätte Riley wahrscheinlich was gesagt, vielleicht sogar was richtiges. Doch im Moment war er einfach nur nicht fähig den Mund zu öffnen. Henry konnte sich nicht mehr zügeln und drückte ohne jegliche Vorwarnung Riley gegen die Wand, stemmte ihm eine Hand an die Kehle und starrte ihn durchdringend an. Auch in dieser Position würde Riley nichts sagen, erstens weil er überhaupt keine Luft mehr bekam und deswegen auch nicht sprechen konnte und zweitens, weil er es sich versprochen hatte und sich auch immer daran halten würde.

 

Riley versuchte durch die Nase zu atmen um nicht ohnmächtig zu werden, denn Henry hatte seinen Druck erhöht und es fiel ihm immer schwerer richtig Luft zu bekommen. Mit seiner letzten Kraft schaffte er es in seine Hosentasche zu greifen und sein Handy herauszuholen, dann hob er es etwas an und zeigte dem König den Display, darauf konnte man sehr gut eine geöffnete Email erkennen. Und bei genauerem hinsehen sah man auch, an wen diese war, außerdem waren zwei Dateien als Anhang dabei und man musste vom Mars sein um nicht zu wissen welche Dateien das waren.

 

Henry erschrak als er dies realisierte und ließ Riley ruckartig los, dieser kam endlich mit den Füßen wieder auf den Boden und atmete laut tief ein und wieder aus, er atmete für fünf. Mit einer Hand auf seiner Lunge gelang es ihm wieder aufzublicken und dem König endlich wieder ins Gesicht zu schauen. Dann nahm er das Handy wieder etwas höher und grinste sogar dabei, der Schalter in seinem Hirn hatte sich wieder umgelegt und er hatte endlich wieder die Oberhand. Den Finger legte er ganz sanft auf den ‚Senden‘ Knopf und schaute den König ganz genau an. Konnte sehen wie sich seine Gesichtsfarbe rapide änderte und er kalkweiß wurde, aussah wie ein Schneemann.

 

„Du hast verloren Henry, und ich werde dir überhaupt nichts erklären, denn ich muss gar nichts machen was ich nicht will.“ Dann drückte er auf den Knopf und auf seinem Handy wurde die Nachricht, `Nachricht wird gesendet` angezeigt. Anders als erwartet, kam Henry wieder auf Riley zu und drückte ihn wieder gegen die Wand, noch fester und noch etwas höher, sodass Riley wegen Kraftmangel sein Handy fallen ließ und versuchte mit Beinen und Armen zu strampeln. Er bekam komplett keine Luft mehr und war unter diesem Druck auch nicht fähig genug durch die Nase zu atmen.

 

Erst als die Tür geöffnet wurde und mehrere Leute einen Einblick in sein Verhalten bekamen, ließ er den Jungen wieder los. Schon wieder rutschte Riley auf den Boden, doch diesmal blieb er auf dem Boden liegen und versuchte ganz langsam wieder zu einem normalen Atemtempo zu kommen. Seine Lungen zogen sich schmerzhaft zusammen und wollten nicht das er die frische Luft wieder aus sich raus atmete. Logan sprang aus dem Saal und stürzte sich auf seinen Freund und Kollegen, wollte ihm aufhelfen, doch Riley versuchte das wortlos zu verhindern, er fühlte sich noch lange nicht fähig genug um wieder aufzustehen und zu laufen. Deswegen wimmelte er den Arm weg und lehnte sich gegen die Wand. Noch nie war ihm so schwarz vor Augen geworden und er hatte darüber nachgedacht zu sterben, die Luft war auf der einen Seite ein Segen und auf der Anderen eine Qual, er brauchte sie und sie füllte seine Lungen wieder, aber bei jedem Atemzug tat ihm alles weh und es zog sich zusammen.

 

Kein schönes Gefühl und Riley war nicht der Meinung, das dass sich so schnell wieder ändern würde. Die sitzende Position war ihm zuwider und somit musste er sich auf den ungemütlichen Holzboden legen, er wollte nur seinen Lungen wieder Platz geben. Harry kam jetzt auch aus dem Saal gestürmt und stürzte sich auf Riley, setzte sich neben ihm und strich ihm durch die Haare, flüsterte leise: „Es tut mir so leid, dass du das ganze abbekommen hast.“

 

Riley schüttelte nur den Kopf und ließ die Hand von Harry gewähren. So schnell würde er nicht mehr aufstehen können. Viele Menschen hatten sich mittlerweile um Henry geschert und stellten ihn zu Rede, wenn sie es nicht schon nach dem Video geglaubt hatten, dann machten sie es jetzt ganz bestimmt. Denn jeder hatte mit seinen eigenen Augen gesehen was er mit Riley gemacht hatte. Mit viel Mühe bekamen ein paar Ältere und einflussreiche Menschen den König dann dazu, sich zurück in den Saal zu begeben und erst einmal mit ihnen zu sprechen, die anderen Menschen verteilten sich anderswo, aber jeder ging einmal an Riley vorbei und fragte dreimal ob es ihm auch gut gehen würde oder ob sie etwas für ihn tun konnten. Doch der Junge verneinte immer.

 

Als dann nur noch die Beteiligten da waren, setzten sie sich alle auf den Boden und starrten sich gegenseitig an. Mason hatte sich neben Harry gesetzt und schmiegte jetzt seinen Kopf wie eine kleine Katze an seinen Oberarm. Doch das ganze setzte niemandem mehr zu als Harry, auch wenn er es gut fand das sein Vater endlich das bekam was ihm zustand, er konnte nur noch darüber nachdenken das er beide Elternteile verlieren würde, denn eines war schon weg und sein Vater würde ihm diese Situation niemals verzeihen. Er dachte darüber nach ob es vielleicht besser gewesen wäre, wenn er die Hochzeit einfach durchgezogen hätte um seinem Vater das zu geben was er wollte, doch damit wäre er auch nicht glücklich geworden, mit dem Gedanken das er damit auch Lucy schadete.

 

 

Harry und Mason flohen von der Versammlung und versuchten sich irgendwo in Sicherheit zu winden. Sie fanden schlussendlich in Harry‘s Zimmer einen einsamen Ort. Auch wenn es eigentlich ein glücklicher Moment sein müsste, war Beiden nicht zum lachen zumute. Jeder stand für sich an einer Stelle im Zimmer und starrte auf den Boden. Es war eine unangenehme Stille zwischen ihnen, etwas was eigentlich nie passierte, aber niemand wusste so wirklich über was sie sprechen sollten, also sagte niemand etwas.

 

Harry war regelrecht müde von dem ganzen Tumult, die letzten Tage hatten ihn physisch fertig gemacht und er kam morgens nur schwer auf. Auch wenn er sich etwas besser fühlte, überwiegen irgendwie immer noch die schlechten Dinge und das zeigte sich auf seinem Gesicht. Mason versuchte alles um nicht gleich loszuheulen, seit das Ganze geschehen war, hatte er ein schlechtes Gefühl, er wusste nicht genau was er von der ganzen Sache halten sollte, oder wie sie schlussendlich ausgehen würde, aber am schlimmsten waren seine Gedanken zu der Beziehung mit Harry. Nicht erst seit heute hatte er es schwer an eine Fortsetzung zu glauben, irgendwie war seit gestern Abend irgendwas anders und er hatte es nur noch nicht herausgefunden. Die Angst war groß das sie sich jetzt doch noch auseinander leben würden. Der Boden veränderte sich nicht, auch wenn sich Harry das zu wünschen schien, jedenfalls wurde er regelrecht langweiliger umso länger man ihn anstarrte.

 

Als er endlich den Klos in seinem Hals herunter geschluckt hatte und sich durchringen konnte aufzuschauen, konnte er den betrübten Blick von Mason einfangen und war etwas erleichtert, dass nicht nur er ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache zu haben schien. Doch auch wenn sie sich mittlerweile anschauten, reden tat noch keiner und es sah auch nicht so aus als würden sie das in den nächsten Minuten noch tun. Stattdessen starrten sie sich an, konzentrierten sich dabei auf die Augen und Mason konnte erkennen das die Farbe von Harry immer mehr wisch und der Glanz nie wieder zurück kommen würde, wenn sich nicht bald etwas ändern würde.

 

„Ich muss alleine sein.“ Schaffte es Harry dann doch etwas zu sagen. Schaute dabei aber wieder zu Boden und fühlte sich auch elend, dass er seinen Freund einfach aus dem Zimmer warf. Doch Mason sagte nichts, drehte sich einfach um und verschwand. Beim Knall der Tür zuckte Harry leicht zusammen und schaute dann doch auf. Er hatte nicht damit gerechnet das Mason wirklich gehen würde, eigentlich war er davon ausgegangen das er auf ihn zukam und ihm sagen würde das alles wieder gut werden würde.

 

Doch das konnte Harry ihm wohl kaum vorschreiben, er hatte das getan was Harry ihm gesagt hatte und doch passte es dem Prinzen nicht. Mit seinen verschwitzten Händen strich er sich über den Nacken und schmiss dabei den Kopf nach hinten, schaute an die Decke und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Nichts würde ihn jetzt zum weinen bringen, rein gar nichts. Doch umso mehr er über alles nachdenken musste, umso schwerer wurde das Ziel das er sich gesetzt hatte.

 

 

Mason rannte die Treppen nach unten und kam am Saal vorbei, immer noch waren viele Leute im Raum und unterhielten sich angeregt über alles was passiert war und was sie jetzt machen würden. Mason konnte das alles nicht mehr mit ansehen, er hatte das Gefühl als würde ihm jemandem auf die Lungen drücken und ihm so verbieten weiter zu atmen. Mit schnellen Schritten kam er am kleinen Raum an in dem die Anderen sich aufhielten und riss die Tür auf, stürmte rein und setzte sich in die Ecke neben Logan. Niemand stellte eine Frage, warum er hier war oder wo er Harry gelassen hatte und dafür war er mehr als dankbar, denn er hätte wahrscheinlich direkt angefangen zu weinen. Riley lag bequem auf dem Boden, sie hatten ihm eine dicke Luftmatratze aufgebaut und einige Kissen gebracht, er hatte genug Wasser zum trinken und ein paar nasse Waschlumpen. Sein Atem hatte sich wieder verlangsamt und bald würde er wieder auf einem normalen Nivea sein. Er hatte die Augen geschlossen und sich beide Hände auf die Brust gelegt um sich so beim Atmen zu helfen.

 

Jack und Joseph saßen einfach nur daneben und starrten still auf den am Boden liegenden Riley, alles war gut verlaufen und jeder hatte das gesehen was er sehen sollte, aber trotzdem war niemand so richtig glücklich. Sie hatten zwar ihren Plan ausführen können, aber es hatte noch nicht geendet und das war auch das Problem an der ganzen Sache, denn eigentlich wollten sie sich noch um ein vernünftiges Ende kümmern, dafür hatte aber dann die Zeit nicht mehr gereicht. Jetzt saßen sie alle schweigend in einem Raum und versuchten nicht durchzudrehen, niemand wusste was jetzt passieren würde und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

 

 

Harry hatte sich auf dem Weg aus seinem Zimmer gemacht, er würde seinen Vater jetzt zur Rede stellen und das ein für alle mal, er musste das jetzt auf der Stelle beenden bevor er sich noch schlechter fühlte. Doch egal wo er nachsah, sein Vater war nirgendwo zu finden und auch niemand schien ihn gesehen zu haben. Auch wenn sich das Schloss allmählich wieder leerte, waren immer noch genug Menschen da die versuchten irgendwas herauszufinden oder zu helfen. Harry konnte beide Sorten nicht ausstehen, sie standen ihm im Weg und stellten die selben bescheuerten Fragen. Das Schloss kam dem Prinzen noch nie so groß vor und auch wenn er schon sein ganzes Leben hier wohnte, hatte er zum ersten mal das Gefühl er könnte sich verlaufen wenn er nicht aufpasste.

 

Er bog um eine Ecke und plötzlich stand ein grinsender Junge vor ihm, er war vielleicht gerade mal 18 oder 19, nicht älter. Er trug eine Butleruniform und das Bändchen für den König, seine Frisur war grausam. An den Seiten abrasiert und vorn über geschnitten, sodass sie ihm bis auf die Nase vielen, dabei konnte man nur schlecht die grauen Augen erkennen, die Harry hämisch ansahen.

 

„Du sollst mitkommen.“ Meinte der komische Typ plötzlich und zeigte dem Prinzen dann einen Weg. Harry wusste nicht genau was er davon halten sollte und blieb vorerst einfach stehen, starrte in den Flur und bewegte sich keinen Meter. „Der König schickt mich, er würde sich gerne mit dir unterhalten, wenn das möglich wäre allein.“

 

Harry dachte nicht darüber nach, sondern schlug einfach den Weg ein, den der Junge ihm zeigte. Sie kamen schließlich an einem Raum an, an den sich Harry nur schwer erinnern konnte, er war nicht oft hier gewesen, denn er lag in dem Gang in den er nie die Erlaubnis hatte einzutreten. Der Butler öffnete die Tür und zeigte Harry an, dass er rein gehen durfte, er selber blieb draußen und schloss die Tür. So standen Vater und Sohn wieder zusammen alleine in einem Raum und Harry fühlte sich bei diesem Treffen noch viel schlechter als bei ihrem letzten, auch wenn er damals einen Zusammenbruch hatte.

 

„Harry wir sollten reden!“ Der Prinz lachte auf und setzte sich dann auf einen der freien Stühle die im Raum standen, er wusste nicht worüber, auch wenn er selbst seinen Vater gesucht hatte, er wusste nicht was er sagen sollte oder wollte. „Wir können das Problem doch bestimmt unter uns klären!“

 

Harry hörte ganz deutlich den Nachklang hinter jedem Satz, Henry wollte unter keinen Umständen das noch mehr Menschen von allem erfuhren und somit sein Ruf noch mehr durch den Dreck gezogen wurde. „Wir können das regeln Harry.“ Er sah eher verzweifelt aus, nicht als wäre er von seinem eigenen Vorschlag überzeugt. Das nutzte Harry aus um wieder Kraft zu schöpfen, er sagte seinem Vater die komplette Wahrheit und seine eigene Meinung.

 

„Ich weiß ja nicht wie du das siehst Vater, aber ich wurde schon immer von dir schlecht behandeln, auch wenn ich alles daran getan habe dich glücklich zu stimmen, immer hatte irgendwas nicht gepasst und du hast es mir auf sehr schmerzhaft Art und Weise wissen lassen. Ich habe das jahrelang mitgemacht und nie auch nur ein kleines Wörtchen gesagt, denn ich wusste das du mein Vater und gleichzeitig auch der König bist oder warst. Ich habe lange alles mitgemacht und durchgehalten, aber seit ein paar Monaten kann ich einfach nicht mehr und das musst du doch auch sehen, aber nein, du hast einfach alles noch einmal umgedreht. Ich war schon mit allen Kräften am Ende und dann kommst du und machst ein neues Spiel auf, weil ich nicht anders kann, versuche ich natürlich mitzuspielen, denn für eine Gegenwehr war meine Kraft nicht gut genug. Ich habe echt alles versucht um dir das Gefühl zu geben das ich das aus Freude mache, aber dir hatte nichts gepasst. Es dürfte dich also nicht überraschen das sich meine Freunde was für mich überlegt haben um mich aus der ganzen Sache zu retten, denn ich hatte die Kraft nicht mehr dafür. Und wenn du ernsthaft jetzt versuchst mit einfachen Worten mich dazu zu bringen dir zuzuhören und dann einfach alles zu vergessen, dann hast du mich aber total unterschätzt.“

 

Harry hatte sich in rage geredet und wollte nicht mehr aufhören damit, es musste endlich alles runter von seiner armen Seele und mit jedem ausgesprochenen Wort fühlte er sich um einiges besser. Henry versuchte Worte zu finden um seinem Sohn zu antworten, aber irgendwie musste er lange darüber nachdenken und er kam schlussendlich mit einem einfachen. „Du hast alles verloren!“

 

Harry konnte es nicht fassen, er wusste genau was sein Vater damit meinte, denn er hatte keine Familie mehr, alle waren tot oder verschwunden. Niemand war jetzt noch für ihn da, wenn er seinem Vater den Rücken zukehren würde, aber er hatte keine andere Wahl, er wollte schließlich ein freies Leben haben und nicht sein Leben lang unter Druck stehen.

 

„Ich habe immer noch jemanden.“ - „Ach ja? Deine Freunde, die dich in diese Sachlage getrieben haben? Es hätte alles so gut laufen könne, ich meine, mittlerweile hattest du dich doch mit Lucy recht gut verstanden und ihr wärt bestimmt ein schönes Pärchen geworden, ich hätte dir rechtzeitig alles gezeigt was du wissen müsstest und du hättest den Thron übernehmen können. Aber deine Freunde mussten dich natürlich retten.“

 

Harry schnaubte, sein Vater verstand nicht, dass für ihn das Wort Familie mehr bedeutete, mehr als nur mit jemandem verwandt zu sein und die selben Gene zu tragen. Das Wort Familie war für Harry schon immer breitflächiger gewesen, denn für ihn waren seine Freunde schon immer mehr als nur Freunde gewesen, sie waren alles was er jemals wirklich hatte und auf die er sich verlassen könnte, sie waren seine Familie und das in allen Ansichten. Niemand war mehr für ihn da gewesene als seine Freunde und niemand hatte so viel für ihn getan wie sie. Sein Freunde waren alles was er immer wollte und deswegen machte es ihm plötzlich nichts mehr aus, dass er seine ganze Familie verloren hatte. Über den Tod seiner Mutter war er immer noch todtraurig, aber er konnte ihn nicht rückgängig machen und wenn er weiter darüber Tränen vergießen würde, konnte er nicht nach vorn blicken.

 

An der Vergangenheit konnte man nichts mehr tun, doch die Gegenwart kann man beeinflussen und deswegen würde sich Harry jetzt ausschließlich auf das hier und jetzt konzentrieren, Henry war nicht mehr Teil seiner Familie, er war es nie gewesen. „Harry.“ - „Ich habe meine Familie und zwar eine besser als du jemals gewesen warst und niemand wird sie mir wegnehmen, du bist armselig wenn du wirklich darüber nachgedacht hast, dass ich dir einfach so vergeben würde, ich meine, dass hast du doch nicht wirklich gedacht?“ Harry lachte halbherzig auf und ging in Richtung Tür.

 

„Ich zeige dir jetzt endgültig was es heißt sich mit mir anzulegen.“ Dann öffnete Harry die Tür und stürmte nach draußen auf den Flur. Die Holztür flog mit einem lauten Knall wieder zurück in ihre Angeln. Im Raum zuckte Henry vor Schreck zusammen und im Flur durchfuhr es den Butler. Henry wusste nicht was er machen sollte, denn er hatte verloren und das mehr als deutlich. Sein Plan war nicht aufgegangen und er wurde von ein paar jungen Leuten hintergangen, aber am schlimmsten war sein Sohn, der es endlich geschafft hatte ihn zu besiegen und es ihm so richtig unter die Nase zu reiben. Henry hatte verloren und das wahrscheinlich auch zum ersten und letzten mal, wer weiß schon was danach geschehen würde, denn niemand hatte eine Ahnung was noch passierte, alles war wieder offen, aber die Karten lagen zu Gunsten von Harry.

 

 

Riley schrak aus seiner Starre und fuhr auf, dabei bekam er kurz keine Luft und drückte sich eine Hand auf den Bauch. Das piepsen von seinem Handy hatte aber alle dazu gebracht aufzuschauen, jeder schaute das elektronische Gerät an und wartete darauf das es noch etwas machte, doch es blieb still. Anscheinend war es nur eine Nachricht, aber um sicher zu gehen schaute Riley nach. Es war tatsächlich eine Email, und zwar eine Antwort auf seine, die er nur vor wenigen Minuten oder vielleicht mittlerweile einer Stunde verschickt hatte, es war eine erlösende Antwort auf fast alle Probleme. Um den Anderen zu zeigen warum er sich freute und deswegen grinsen musste wie ein Pferd, drehte er seine Handy um und zeigte seinen Freunden die geöffnete E-mail und die wenigen Worte, die sagten ‚Ich werde mich um alles kümmern‘.

Kapitel 19 - Der Weg ist frei

 

Am nächsten morgen hatte sich die Sachlage so gut es ging wieder beruhigt, alle Gäste waren wieder nach Hause gegangen und der König wurde über Nacht in seinem Zimmer gehalten und überwacht. Mason und Harry hatten unfreiwillig in getrennten Zimmern geschlafen, aber sie konnten es nicht ändern, denn immer wenn sie zusammen in einem Raum waren, wurde er erfüllt vom Schweigen und es war kein angenehmes.

 

Jack und Joseph schliefen zusammen in einem Zimmer und versuchten erst einmal an nichts mehr zu denken, sie brauchten eine Auszeit von allem. Logan dagegen hatte seine Auszeit ziemlich weit weg verlegt, denn er war noch am selben Abend zwei Stunden nach Hause zu seiner Freundin gefahren und hatte sich mit ihr ausgesprochen, denn sie hatten eigene Probleme die er nur nach hinten geschoben hatte um Harry zu helfen.

 

Aber die Person die am wenigsten geschlafen hatte, war Riley. Die ganze Nacht über hatte er kein Auge zubekommen und hatte verzweifelt versucht einzuschlafen, doch sein Körper hatte dagegen rebelliert und ihm keine Ruhe gelassen. Dann war er immer wieder aufgestanden und durch sein Zimmer gerannt, war irgendwann immer verzweifelter geworden und hatte sich dann auf den Boden fallen gelassen. Der kalte Boden hatte das Problem aber nicht lösen können. Riley atmete immer noch schwerfällig und jede Bewegung fiel ihm schwerer als eigentlich. Dann stand er wieder auf, er schaute dabei zu, wie der Zeiger an seiner Uhr sich bewegte und von Sekunde zu Sekunde langsamer zu werden schien. Dann stand er auf und legte sich wieder in sein Bett, schlug die Decke über sich und drückte sein Gesicht in das Kopfkissen. Seine Lungen zogen sich zusammen und taten beim einatmen weh. Noch einmal drehte er sich um und sah jetzt direkt an die weiße Wand, starrte die Tapete an und schloss dann endlich die Augen, auch wenn er nicht einschlafen konnte.

 

 

Harry und Mason standen sich im Raum gegenüber und starrten sich gegenseitig an, jeder beobachtete und scannte den Anderen genau. Doch keiner sagte ein Wort. Harry wusste das es nicht gut gehen konnte, deshalb hatte er bereits ein gekränktes Gesicht aufgesetzt und starrte seinen Gegenüber gespannt an, doch der schloss einfach nur die Tür hinter sich und folgte dann dem Beispiel von Harry, ließ sich zu dem Anderen auf das breite Bett fallen und starrte an die Decke. Keiner sagte ein Wort und die Stille war erdrückend, aber keiner wollte den Anfang machen. Die Bettdecke raschelte als Harry sich bewegte und plötzlich über Mason gebeugt war, ihm direkt in die Augen schauen konnte. Mason konnte sich nicht vorstellen mit jemandem zusammen zu kommen, dessen Augen nur Kälte und Angst ausstrahlten, kein Glanz und keine Freude, nur leere.

 

Harry ließ sich wieder neben seinen Freund auf das weiche Bett fallen, hatte jedoch seine Hand dabei um die von Mason geschlossen. „Lass uns reden!” – „Über?”, murmelte Mason und blickte weiter starr an die Decke von dem Zimmer. Wenn er sie so betrachtete, dann konnte er fast ein Muster hinter den Linien erkennen, aber er wusste nicht ob das Zufall war oder ob doch irgendeine Idee dahinter steckte. „Über das ganze hier, aber im besonderen über uns.”

 

Mason schluckte den Klos in seinem Hals hinunter, denn er wollte nicht hören das sich Harry von ihm distanzieren wollte, er wollte ihn weiter bei sich haben und nicht mehr loslassen. „Ich weiß im Moment nicht wie ich mit allem umgehen soll, ok? Mein Vater ist ein Tyrann, wir haben ihn zwar überliefern können, aber es ist nochmal was anderes seinen eigenen Vater hinter Gitter zu bringen, meine Mum ist tot und wird wohl nie wieder zurück kommen, ich fühle mich so alleine wie schon lange nicht mehr und ich schaffe es nicht das ganze Chaos abzulegen. Ich versuche es aber ich fühle einfach nur Schmerz und Angst vor der Zukunft.”

 

Mason bewegte dich nicht, versuchte nicht einmal zu blinzeln, aber er konnte den Anderen ganz plötzlich besser verstehen, auch wenn er sich nicht in dessen Lage versetzten konnte. Harry rollte wieder vom Bett und saß jetzt auf dem Boden, strich mit seinen Fingernägel auf dem Boden herum und versuchte sich zu beruhigen. „Ich kann es einfach nicht fassen, dass sie tot ist.“ Er stand auf, drehte sich im Greis und blieb dann wieder stehen. „Es fühlt sich verdammt unwirklich an.“

 

Harry lief zur Tür, wollte sie aufmachen, wollte davonlaufen, ließ es dann aber doch bleiben. „Ich kann das nicht alleine.“ Dann ging er wieder von der Tür weg und lief ins Bad, schnappte sich ein leeres Glas und stellte es unter den aufgedrehten Wasserhahn. Harry schaute dem Wasser zu wie es in das Glas lief und drehte dann den Hahn wieder zu, nahm sich das nun volle Glas und schritt wieder in sein Zimmer. Mason hatte sich mittlerweile hingesetzt und die Beine zum Schneidersitz überschlagen. Als die Tür zum Badezimmer zuschlug und Harry sich auf das Sofa fallen ließ, schaute Mason auf. „Du bist nicht alleine.“

 

Doch Harry schaute seinen Freund nicht einmal an, seine Augen wanderten die ganze Zeit vom Glas zu seiner zitternden Hand und wieder zum Glas. „Sie ist einfach weg!“ Mason wusste nicht was er sagen sollte, Mason wusste in diesem Moment überhaupt nichts mehr. Dann stand er einfach auf und ging auf den Prinzen zu, nahm ihm ohne zu überlegen das Glas aus der Hand und stellte es auf den Boden, dann setzte er sich auf den Schoß und umarmte Harry. Schlang seine Arme um seinen Brustkorb und drückte seinen Kopf in die Schulter von Harry. Alles was der Prinzen tun konnte war, sich an Mason zu kuscheln und laut in dessen Nacken zu schluchzen. Es musste jetzt erst einmal alles raus, der ganze Stress von den letzten Tagen, der Verlust von seiner Mutter, der Verrat an seinem Vater und alles was in letzter Zeit schief gegangen war. Die Sekunden verstrichen und die Minuten vergingen, doch nach einer unbestimmten Zeit konnte sich Harry wieder beruhigen und ließ von Mason ab. Dann setzten sie sich getrennt auf das Sofa und starrten sich wieder an, genauso wie schon vor geraumer Zeit.

 

„Henry, ich weiß das er Fehler gemacht hat, aber er ist mein Vater und ich fühle mich schrecklich mit dem Wissen das ich für alles verantwortlich bin, was jetzt mit ihm passiert.“ - „Du weißt selbst, dass er alles, was jetzt mit ihm passiert, verdient hat.“ Harry nickte. „Und du darfst jetzt nicht anfangen dich deswegen schuldig zu fühlen, sonst hast du nur noch mehr Päckchen mit dir herumzutragen.“ Harry nickte wieder. „Und wenn du nicht aufhörst zu zweifeln, dann kommst du nicht mehr weiter. Ich will das du dich auf das hier und jetzt konzentrierst.“ Harry nickte wieder nur einmal. „Hör jetzt sofort auf zu nicken und bestätige meine Aussage.“

 

Harry krabbelte ein paar Zentimeter auf Mason zu und drückte ihm dann einen Kuss auf den leicht geöffneten Mund. „Danke“, flüsterte er gegen die knallroten Lippen und lehnte sich wieder zurück. „Ich muss mich entscheiden.“ Harry legte sich eine Hand auf die Stirn und fing an zu zweifeln. „Ich muss mich entscheiden.“ Harry fuhr sich gehetzt über die Stirn, immer und immer wieder. „Doch für was? Für was?“ Die Wahl schien ihm noch nie so schwer gefallen zu sei. Vor ein paar Tagen war ihm noch klar, dass er sich nie wieder in die Königsfamilie einbinden, vor ein paar Jahren wollte er noch unbedingt König werden und jetzt, jetzt wusste er es nicht mehr. „Harry, gib der Entscheidung Zeit, irgendwann wirst du es wissen und dann wird es auch in der richtigen Zeit passieren.“

 

Harry stand auf und schaute auf den Anderen hinunter. „Und wir?“ Mason verstand nicht. „Uns?“ - „Was soll mit uns sein?“ Harry setzte sich wieder auf das Sofa, dieses mal näher an seinen Freund und starrte diesem direkt in die Augen. „Wie werden wir verbleiben?“ Mason schwieg, er wusste was er wollte, aber er wusste auch was für sie Beide sicherer war und das war auch eigentlich wichtiger. Doch er wollte es nicht aussprechen, denn es schmerzte ihn innerlich daran zu denken. Also schwieg er weiter. „Wie werden wir verbleiben?“, fragte Harry wieder und strich dabei Mason über die Wange. „Ich liebe dich Mason, mehr als alles andere auf dieser Welt und ich möchte dich nicht verlieren.“

 

Dann lehnte Mason sich gegen Harry und drückte ihm seine Lippen auf. Es war ein kurzer und harter Kuss. Es war eine stumme Antwort auf die nicht ausgesprochene Frage und Beide wussten was sie sich damit sagen wollten. Endlich, nach etlicher Zeit, konnten sie sich wieder anschauen und dabei grinsen, ehrlich grinsen. Harry lehnte sich wieder zu Mason und berührte dessen Lippen dabei nicht. Strich nur zart über dessen Wange und fing an zu lächeln, dann zog er seinen Freund an sich und schlang beide Arme um seinen Körper. Er hatte seine Entscheidung beschlossen, er würde ihn nicht so einfach aufgeben, nur weil sie im Moment mehrere Probleme hatten. Er konnte ihn auch nicht einfach so aufgeben, in dem Wissen was er hätte alles haben können. Mason war für Harry einfach alles und noch viel mehr. Denn ohne ihn war die Welt nur noch halb so schön.

 

„Ich liebe dich auch.“ Mason hatte die Worte nur geflüstert und war dann aufgestanden, zum Bett gelaufen und hatte sich mit einem breiten lächeln darauf fallen gelassen. Harry stand auch auf, zog sich auf dem Weg zum Bett das T-Shirt aus und sprang zu Mason auf die weiche Matratze. Er nahm dessen Gesicht in die Hand und küsste ihn voller Liebe und Begeisterung.

 

 

Riley saß in der letzten Ecke seines Bettes und starrte die Wand an, es war schon 5 Uhr und er hatte die ganze Nacht durch wach gelegen, er hatte es nicht geschafft einzuschlafen. Doch jetzt war es schon der nächste Tag und ihm wurde ganz schwindelig, wenn er versuchte sich auf irgendeinen Punkt an der Wand zu konzentrieren. Umso mehr er es versuchte, umso anstrengender wurde es und er verlor den Blickwinkel immer mehr. Riley rutschte an der Wand entlang und kuschelte sich in seine Bettdecke, dann schlief er ein.

 

`Er rannte, er rannte immer und immer schneller. Er konnte nicht mehr aufhören zu rennen und kam einfach nicht außer Puste. Außerdem wurde er immer schneller, je mehr Schritte er machte. Doch es fühlte sich nicht an wie laufen, es fühlte sich nicht einmal an wie gehen und das war das seltsame an der ganzen Sache. Auf seinem Weg kam er an nichts vorbei, es war noch nicht einmal eine komplette Landschaft, es war einfach ein langer, unendlicher Weg, der aus dem Nichts ins Nichts führte und nicht zu enden schien. Nach einiger Zeit konnte er sich nicht mehr daran erinnern wie lange oder wie weit er eigentlich gelaufen war. Doch plötzlich wurde er langsamer, seine Beine trugen ihn nicht mehr wie vorher, er hatte wieder eigene Kontrolle über seinen Körper und spürte richtig wie er sich dazu zwang nicht mehr zu rennen und endlich stehen zu bleiben. Dann bemerkte er einen Jungen, der immer wieder am Weg entlang stand.

 

Riley stand plötzlich auch, starrte den Jungen am Rand an und musste schmerzlich erkennen, dass er ihn nicht erkannte. Doch er wusste das er ihn kannte, wusste das er mit ihm aufgewachsen war, doch erkannte ihn einfach nicht. Er erkannte ihn nicht und dabei war er sich sicher das er es sollte. Aber er tat es nicht.´

 

Vor Schreck fuhr er auf und knallte sich den Kopf an der Wand. Er war einfach eingeschlafen, an Ort und Stelle, war dann gegen die Wand gerollt und hatte sich beim aufwachen ziemlich heftig den Kopf gestoßen. Verzweifelt ließ er sich auf die Matratze sinken und presste eine Hand gegen seine pochende Schläfe. Der Schweiß hatte sich auf seiner Stirn ausgebreitet und die Erinnerung an den Traum fraß ihn von innen weiter auf. Er wollte schreien, aber er konnte nicht. Er wollte aufstehen, aber seine Beine wollten sich nicht bewegen. Er wollte weinen, aber er hatte keinen Grund dazu. Er wollte einfach nur vergessen was ihm sein Verstand zu sagen versuchte, aber erinnern war so viel einfacher als vergessen.

 

Dann stand er auf, er musste es, denn er konnte nicht weiter liegen bleiben und stumm vor sich hin denken. Riley wusste genau auf was sein Unterbewusstsein hinaus wollte, aber er war viel zu stur um es zu akzeptieren, verdrängen war die einzige Lösung. Er musste raus aus diesem kleinen Raum und raus aus dem beengenden Schloss, was er jetzt brauchte war frische Luft.

 

 

Harry saß am Tisch, er sah viel glücklicher aus als die letzten Tage und er hatte endlich wieder Farbe in seinem Gesicht, außerdem hatte er wieder Glanz in seinen Augen. Auf dem Stuhl rechts von ihm, saß Mason und strahlte ihn wie ein Honigkuchenpferd an. Jack und Joseph hatten gegenüber von ihnen Platz genommen und waren in ein tiefes Gespräch verstrickt. Beide hatten anscheinend heute morgen nicht genug Zeit gehabt um sich noch die Haare zu machen oder sich ordentlich anzuziehen, denn die Haare standen ihnen zu Berge und der Anzug war nicht komplett zugeknöpft, die Krawatte nicht gebunden. Doch es schien keinen zu stören. Riley war der Einzige am Tisch, der sich nicht auf das Frühstück konzentrieren konnte, seine Gedanken streiften immer wieder zu seinem Traum ab und alles was ihm durch den Kopf jagte war der Junge, an den er sich nicht erinnern konnte, aber wollte. Mason hatte sich zum Essen extra in eine frische Jeans gezwängt und hatte sich ein Hemd aus dem Schrank von Harry geklaut. Das blau stand ihm nicht und stach sich mit seinen Augen, aber es war ihm egal, denn auch so konnte Harry seinen Blick nicht von ihm abwenden.

 

Der Prinz hatte sich mit Jogginghose und Sweater, keine große Mühe mit seiner Kleidungswahl gemacht. Das Frühstück bestand aus überbackenem Toast und selbst gepresstem Orangensaft. Es war nur ein kleiner Moment des Zusammensein von guten Freunden und alle schienen sich zu amüsieren, auch Riley hatte endlich die Chance sich von seinem Traum abzuwenden und das hier und jetzt zu genießen, er würde schon noch herausfinden was es mit der ganzen Sache auf sich hatte. Jack hatte sich nach drei Toasts so vollgegessen, dass er nur noch schwachsinniges Zeug von sich gab und unlustige Witze erzählte. Die Stimmung war gut und jeder konnte sich wieder an etwas erfreuen, solange bis Harry plötzlich aufstand und meinte das er jetzt mit seinem Vater reden müsste.

 

Der Weg zum Saal, in dem Henry die Nacht verbracht hatte, kam ihm noch nie so lange vor und er hatte eine gewisse Zeit das Gefühl sich sogar verlaufen zu können. Doch er erreichte den Saal und trat mit ganz viel Selbstvertrauen hinein, wollte direkt einen vernünftigen Eindruck machen. Henry saß hinter seinem Schreibtisch auf einem drehbaren Stuhl und hatte ihn anscheinend erwartet, denn er schaute nicht überrascht oder erschrocken. „Ich will noch einmal versuchen mit dir zu reden, denn ich habe das Gefühl das man auch alles anders regeln könnte, ohne das es dir so viel schadet, aber dafür musst du kompromissbereit sein.“

 

Henry faltete seine Hände und stützte sein Kinn auf die Fingerspitzen, dann nickte er einfach nur schweigend. „Es muss dir aber im klaren sein, dass du nie wieder König sein kannst und dein Amt abtreten musst, an wen, das ist noch nicht ganz klar.“ Auch dieses mal nickte der jetzige König noch, auch wenn seine Mimik sich drastisch geändert hatte, denn seine Stirn schmiss Falten und seine Lippen pressten sich aufeinander. Er konnte es fast nicht unterdrücken und Harry sah es in jeder Farbe seiner Augen.

 

„Du wirst dieses Schloss verlassen müssen um dein gehütetes Königreich zu schützen und ihm nicht in seiner Weiterentwicklung im Wege stehen.“ Henry stand auf und ging auf seinen Sohn zu, er trat auf den Boden auf als wollte er durch ihn hindurch und in den unteren Raum fallen. Doch Harry hatte zu sich gesagt, dass er sich nicht einschüchtern lassen würde, egal was sein Vater noch vorhatte. Jetzt standen sich die Beiden direkt gegenüber, der Größenunterschied war plötzlich mehr als sichtbar, denn Harry hatte zwar gute fünf Zentimeter mehr Höhe, aber Henry war um einiges breiter gebaut als sein Sohn. „Du hast mir nicht vorzuschreiben mein eigenes Königreich zu verlassen.“ Seine Stimme klang noch ziemlich ausgeglichen. „Aber das wird nie gut gehen und niemand würde mehr das Königreich akzeptieren.“

 

Harry versuchte ruhig zu bleiben, aber er wusste schon bei Beendigung des Satzes, dass seinem Vater das nicht passen würde. „Ohne mich geht das Königreich den Bach runter und das weißt du auch. Du bist nicht würdig genug um mein Nachfolger zu werden.“ Immer noch versuchten Beide ruhig zu bleiben, auch wenn es dem Sohn besser gelang als dem Vater.

 

„Es wird nie wieder so sein wie früher, ich kann dir einfach nicht mehr vertrauen und das wird unsere Beziehung nicht gerade besser.“ Harry ging ein paar Schritte rückwärts und versuchte so wieder Abstand zu schaffen. „Du hast deinen Untergang besiegelt, ohne mich wirst du oder das Königreich nicht überleben und wenn du mich wegsperren lässt, dann wird alles unter gehen.“ Henry‘s Augen glühten vor Zorn und seine Augenlidern zitterten, doch er trat immer wieder näher an seinen Sohn heran, denn er würde sein Hab und Gut nicht einfach so aufgeben nur weil ihm ein kleiner Junge dies sagte. Doch bevor Harry noch weiter zurück gehen konnte, wurde die Tür aufgerissen und Jack und Joseph kamen in den Raum gestürmt. „Henry es ist vorbei und wir haben jetzt keine Lust mehr uns irgendwas von dir sagen zu lassen.“ - „Es heißt immer noch König oder Mr. Jonsan. Keiner von euch hat die Erlaubnis mich beim Vornamen zu nennen.“ - „Naja, du bist jetzt kein König mehr und deswegen kann ich dich nennen wie ich will.“

 

 

Es war vorbei, den König war nicht mehr im Schloss, der König war gar kein König mehr. Alles würde sich jetzt ändern und Harry würde endlich König sein. Doch bis zur Krönung war es noch ein langer Weg und Harry musste noch vieles lernen, aber er hatte Freunde die immer für ihn da sein werden und ihm nie den Rücken zukehren würden. Deswegen glaubte auch Harry daran, dass endlich alles wieder gut werden konnte.

 

 

Es war kein seltsames Gefühl mehr, es war vertrauter und angenehmer als am Anfang noch. Harry rannte nur mit Boxershorts bekleidet durch sein Zimmer und verschwand im Bad, dort putzte er sich die Zähne und wusch sich danach sein Gesicht. Als er fertig war, grinste er breit in den Spiegel und lief dann wieder zurück in sein Zimmer. Mason lag eingewickelt in einer Bettdecke auf dem Bett und spielte an seinem Handy, als Harry auf die Matratze sprang und sich an seinen Freund kuscheln wollte. Mason musste widerwillig sein Handy zur Seite legen und konnte dann aber seinen Freund in die Arme schließen.

 

„Hey“, flüsterte Harry in sein Ohr und biss dann zärtlich in das Ohrläppchen. „Zeit zum schlafen?“ Doch Mason schüttelte den Kopf und lehnte sich auf Harry, schmiss die Decke von sich und setzte sich auf die Hüfte von Harry. „Nicht müde“, nuschelte Mason wie ein kleines Kind das noch nicht schlafen gehen wollte. Dann beugte er sich zum Prinzen hinunter und presste seine Lippen auf die Anderen, dabei schloss er die Augen und fuhr mit seinen Händen die Hüften entlang.

 

„Mason, das ist ein sehr unpassender Zeitpunkt.“ Harry musste kichern als sein Freund mit der Zunge seinen Hals hinabfuhr und am Schlüsselbein stehen blieb. Mason‘s Blick sprach Bände, er wollte ihn nicht wegstoßen, aber er musste morgen viel erledigen und wollte dafür ausgeschlafen sein. Also zog er seinen Freund wieder zu sich herauf und küsste ihn wieder, fuhr mit seinen Händen an seinem Oberkörper hinab und schob sie in dessen Unterhose. Mason schnaubte bei dieser Geste und legte seine eigenen Hände an die Wangen von Harry.

 

Der Kuss dauerte nicht lange und recht bald schauten sich die Beiden einfach nur noch starr in die Augen. Das stumme Liebesgeständnis lag in der Luft, aber keine wollte es aussprechen, also schauten sie sich einfach weiter in die Augen. „Schlafen?“

 

Harry nickte nur stumm und rollte sich dann von Mason herunter, kuschelte sich von der Seite an ihn dran und versuchte einzuschlafen. „Es wird wieder alles besser werden.“, nuschelte Mason an seine Schulter und schlief dann fast auf der Stelle ein. Harry grinste leicht und schloss seine Arme noch weiter um den Körper von Mason, drückte seinen Freund noch näher an sich dran und schloss dann auch endlich die Augen, auch wenn er nicht direkt einschlafen konnte, sondern noch eine gewisse Zeit wach lag und über das Leben nachdachte.

Kapitel 20 – Der Abschied fällt schwer

 

Harry wurde zuerst wach, er stand alleine auf und ging erst einmal eine Runde duschen bevor er seinen Freund wach machen würde. Nachdem er sich auch angezogen hatte, ging er zurück in sein Zimmer und legte sich wieder auf die weiche Matratze. Mason schlief immer noch, er hatte den Mund leicht geöffnet und gab leise Geräusche von sich, seine Hände waren in das Laken gekrallt und seine Haare eine komplette Katastrophe. Harry beugte sich zu seinem Freund hinunter und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, doch nichts geschah. Mason schlief einfach tief und fest weiter.

 

Harry versuchte es mit der Wange, doch auch davon wurde der Andere nicht wach, selbst ein Kuss auf den Mund konnte Mason nicht aus der Welt der Träume zerren. Erst als Harry zu gröberen Maßnahmen griff und seinem Freund die Nase zuhielt, wurde dieser mit einem Schreck wach und setzte sich direkt auf. Mit großen, geschockten Augen schaute er seinen Freund an, der ihm grinsend anschaute und so tat als wüsste er nicht was geschehen war.

 

„Harry, ist das gerade dein verdammter Ernst?“ - „Weiß gar nicht was du meinst?“ Dann stand der Prinz auf und verließ das gemütliche Bett, er hatte genug geschlafen für den Tag und würde sich jetzt in die Arbeit stürzen. „Wollte dich nur aufwecken.“ Mason grummelte unüberhörbar und ließ sich dann rückwärts wieder auf das Bett fallen, er war noch lange nicht ausgeschlafen und die Art wie Harry ihn geweckt hatte, war mehr als unromantisch gewesen.

 

„Liebe dich.“ Mit diesen Worten verließ Harry den Raum und machte sich auf den Weg in den Thronsaal, er hatte unter der Dusche eine Entscheidung getroffen, eine Entscheidung die sein ganzes Leben verändern könnte. Um direkt guten Eindruck zu machen, hatte er sich für einen edlen schwarzen Anzug entschieden und einer schlichten schwarzen Krawatte, sowie schwarze Lackschuhe. Die Tür zum Saal war offen und es waren schon mehrere Menschen anwesend.

 

Harry trat einfach ein und durchquerte den kompletten Saal, bis er an dem großen Thron angekommen war, der den Raum kleiner wirken ließ und alles andere im Raum übertraf. Er stand auf einer kleinen Erhöhung und vor ihm war ein roter Teppich ausgerollt, auf einem kleinen Tischchen lag die Krone. Der Thron war groß und edel, er bestand aus einer goldenen oberen Schicht und war aus massivem Stahl hergestellt. Er war mit Edelsteinen geschmückt, die in grünen und roten Tönen leuchteten. In nur wenigen Wochen würde er auf diesem Thron sitzen und das ganze Königreich anführen, doch im jetzigen Moment machte es Harry mehr Angst als es sollte. Er drehte sich zu den Menschen um und nahm platz am langen Tisch, jetzt würde es zählen, wann würde er König werden?

 

 

Harry wusste was nun anstand, er würde das ganze Schloss umgestalten und neu einrichten lassen, er konnte in keinem Schloss wohnen das sein Vater dekorieren gelassen hatte. Er stand in der Eingangshalle und betrachtete den großen Türbogen mit der grausam verzierten Tür. Hier würde er anfangen, die Tür würde er neu machen lassen. Die kleinen Figuren die als Verzierung galten, erzählten den Werdegang des Königreiches, wie Harry geboren und aufgewachsen war, er wollte nicht jeden Tag aufs neue wieder daran erinnert werden. Es würde eine menge Arbeit werden, bis er endlich wieder zufrieden mit dem Schloss war.

 

Zusammen mit Riley ging er die ganzen Gänge, Flure, Räume und Säle im Schloss auf und ab, hinterließ überall seine Meinung und erzählte seinem Freund alles was er geändert haben möchte und was so bleiben darf. Es war ein langer Weg und die Beiden machten immer wieder eine Pause und unterhielten sich, gerade standen sie in einem leeren Zimmer und saßen auf dem verdreckten Boden. Auch wenn Beide einen ziemlich teuren Anzug anhatten und ihn damit zerstörten.

 

„Du hast dich also entschieden?“ Harry nickte auf die Frage von Riley, blieb aber stumm, denn er war sich noch nicht sicher ob er bei seiner Entscheidung bleiben sollte. „Ja ich habe mich entschieden, der Termin steht fest, aber ich muss ehrlich sein, ich weiß immer noch nicht ob es wirklich die beste Idee ist.“ Riley rückte ein Stück näher an Harry heran, nahm ihn an der Schulter und zog ihn in eine Umarmung. „Was spricht eigentlich dagegen?“ Harry schloss die Augen und atmete tief ein, ja er hatte sich darüber schon mehrmals Gedanken gemacht, hat ziemlich viele Listen gemacht und war in seinem Kopf alles durchgegangen.

 

„Das ist mein Problem, ich bin schon alles durchgegangen und weiß einfach nicht für was ich mich entscheiden soll.“ - „Wenn du dir die Zeit gibst, dann wird auch irgendwann die Entscheidung kommen.“ Harry verdrehte die Augen. „Wenn ich irgendwann alt bin und meine eigenen Kindern hab, dann zieh ich ganz weit weg und lebe auf dem Land, baue mir eine Farm auf und züchte mir Pferde.“ Riley stand auf und stellte sich vor Harry, breitete seine Arme aus und grinste breit. „Das Leben ist einfach viel größer als dieses Königreich, ich will die ganze Welt sehen und durch die sieben Weltmeere reisen. Ich will ins All und auf den Mond, ich will alles sehen was ich mir vorstellen kann.“ Harry lehnte sich an die Wand und hörte der Erzählung seines Freundes aufmerksam zu. Riley sprach von Dingen die er auch schon immer machen wollte, die er auch irgendwann erreichen würde, denn jetzt war er frei und er würde es besser machen als sein Vater.

 

„Die Welt ist nicht dein Gefängnis und dieses Schloss ist auch nicht deine Zelle, du darfst nicht in einer Box denken, auch nicht außerhalb der Box, denk einfach als wäre dort nirgendwo eine Box. Es ist alles viel einfacher wenn man nicht so viel nachdenkt was man machen soll, sondern einfach seinem Gefühl folgt und es schafft auch aus dem Bauch hinaus zu entscheiden.“ Riley ließ sich vor Harry auf den Boden fallen und setzte sich in den Schneidersitz. „Was sagt dir dein Bauchgefühl?“ Harry wusste es nicht, aus reinem Gefühl konnte er auch nicht entscheiden was besser war, für ihn, nicht für das Königreich. „Und nur unter uns. Du wärst ein fabelhafter König.“ Harry musste leicht auflachen, denn eigentlich war seine Entscheidung schon lange gefallen, spätestens als er heute morgen den Termin unterschrieben hatte, war ihm klar geworden, das es ernster wurde. Doch die Entscheidung hatte sein Gefühl schon viel früher mit sich ausgemacht, seinem Kopf aber einfach nicht Bescheid gesagt. „Danke Riley, dein Wort bedeutet für mich mehr als tausend von anderen Personen.“

 

Es dauerte mehrere Stunden, bis sie endlich wieder im Eingangsraum ankamen und sich ausruhen konnten. Riley schlug den Block auf und musste mit erschrecken feststellen, dass er mehr aufgeschrieben hatte als er am Anfang gedacht hatte. Das alles umzusetzen würde mehrere Monate dauern und das wusste auch Harry. Er nahm sich den Block und den Stift, kreuzte alles an, was er für wichtiger empfand als die anderen Dinge und nummerierte sie dann durch.

 

„Wenn wir es schaffen, die wichtigsten Sachen zu erledigen, dann bin ich schon mehr als glücklich.“ Er reichte Riley wieder den Block und steckte den Stift selbst ein. „Ich muss was unterschreiben gehen.“ Dann ließ er seinen Freund stehen und ging los. Wieder zurück n den Thronsaal, mit dem Wissen das dort jemand auf ihn warten würde. Es dauerte nicht lange und Harry kam freudestrahlend wieder aus dem Saal heraus, er hatte es tatsächlich getan, er hatte die Dokumente unterschrieben und würde jetzt wirklich König werden. Den Termin hatte er schon vor mehreren Stunden unterschrieben, aber die anderen Dokumente hatte er noch offen gelassen, weil er sich noch nicht sicher war.

 

Harry kam strahlend in den Raum von Jack und Joseph, doch als er die Tür aufriss und sich im Zimmer umsah, verschwand sein lächeln direkt wieder. Der Raum sah leer aus, die Betten waren gemacht, die Wände von Bildern und Postern befreit, die Schränke ausgeräumt, die Koffer noch offen und die Kartons noch unbeschriftet. Harry verstand nicht was hier passierte, warum die Cousins alles zusammengepackt hatten und warum es danach aussah als würden sie verreisen wollen.

 

„Jack?“ Harry schob einen noch offenen Karton zu Seite und bahnte sich seinen Weg zum Badezimmer. „Joseph?“ - „Hier!“ Harry öffnete die Badezimmertür, doch dort war niemand. „Wo ist hier?“ Er drehte sich um. „Na hier!“, kam die vorwitzige Antwort von Jack. Harry schüttelte resigniert den Kopf und verließ das Bad wieder. Er durchquerte den Raum und öffnete eine Tür am anderen Ende des Raumes, die Zugangstür zu dem Schlafzimmer von Joseph. Harry öffnete sie und trat ein und fand dort die Cousins. „Warum bist du nochmal so vorwitzig?“ Jack zuckte mit den Schultern und zog ein eigenartig komisches Gesicht, fast schon so als würde er nicht wissen ob er lachen oder weinen sollte.

 

„Darf ich fragen was ihr vor habt?“ Joseph stand von seinem bezogenen Bett auf ging auf Harry zu. „Wir haben hier nichts mehr zu suchen, wir sind gekündigt worden, schon vergessen?“ - „Das war doch nicht ich, das war mein Vater und ich habe nicht vor euch zu feuern, oder warte, euch nicht wieder einzustellen.“ Jack verzog sein Gesicht zu einer lachenden Grimasse. „Das wissen wir doch!“ Jetzt verstand Harry gar nichts mehr. Das ganze verwirrte ihr mehr als es sollte, denn er kannte eigentlich die Witze von Jack und dessen Streiche. Doch diesen Verstand er nicht.

 

„Wir ziehen in ein anderes Zimmer du Hirn. Deswegen die Kisten und das leere Zimmer.“ Harry verstand immer noch nicht was hier vor sich ging, alle Zimmern waren belegt und er würde niemandem kündigen, in welches Zimmer wollten die Beiden ziehen? „Harry? Warum bist du so verwirrt? Du weißt doch das Riley kündigen wird.“ Es viel dem Prinzen wie Tomaten von den Augen. Plötzlich machte alles Sinn, die Anspielungen von heute Morgen, das komische Verhalten und das traurige Gesicht machte plötzlich Sinn. „Du wusstest es nicht?“, flüsterte Joseph wehmütig. Harry konnte darauf nur den Kopf schütteln, es tat ihm mehr weh als er gedacht hatte, nach so vielen Jahren der Zusammenarbeit würde sein bester Freund einfach kündigen und gehen, ohne ihm ein einziges Wort zu sagen. Harry sah aus als würde er gleich anfangen zu weinen, seine Augen wurden glasig und eine einzelne Träne wich aus seinen Augen.

 

Harry hatte Riley schneller gefunden als er gedacht hatte, er schien sich aber auch nicht zu verstecken. Harry hatte seine ganzen Gefühle über Bord geworfen, er war fuchsteufelswild und das lebte er jetzt aus. Als er Riley fand, schubste er ihn gegen die Wand und stemmte sich gegen seinen Brustkorb. „Du bist der schlimmste Freund den man haben kann, warum bist du eigentlich so verdammt egoistisch? Ich versteh dich nicht, du hattest hier immer alles und jeden, du hattest mich und wir hatten uns, was soll ich nur ohne dich machen? Ich habe den ganzen Scheiß nur mit dir überlebt und wenn du jetzt verschwindest, dann weiß ich nichts mehr mit mir anzufangen.“ Jetzt war Harry nicht mehr wütend, er war nur noch traurig, seine Gefühle stauten sich gerade in seinem Körper auf und er konnte sich nicht mehr kontrollieren. Tränen liefen seine Wangen hinunter und er ließ schlaff von seinem Freund ab.

 

„Harry, das ganze hat einen Grund.“ - „WELCHEN? WELCHEN VERDAMMTEN GRUND MUSS ES HABEN MICH ALLEINE ZU LASSEN?!“ Riley ging auf seinen Freund zu und umarmte ihn, drückte den Körper fest an seinen Brustkorb und strich ihm über den Kopf. „Wie kannst du mir so was nur antun?“ Riley drückte seinen Freund wieder etwas von sich weg und brachte ihn dazu, sich auf den Boden zu setzen und sich wieder zu beruhigen. „Bitte erklär es mir einfach..“

 

„Ich kann das hier nicht mehr, es ist nicht wegen dem Königreich, nicht wegen meinen Freunden, nicht wegen dir. Es ist ganz alleine wegen mir. Ich kann hier nicht mehr sein, ich habe das Gefühl zu ersticken und brauche endlich neue Luft. Ich lasse dich ungern alleine, du bist einfach alles für mich, mehr als mein Bruder, eher mein Seelenverwandter, aber ich kann das alles einfach nicht mehr. Da war dieser Traum, den ich nicht deuten konnte, es fühlte sich an als würde ich etwas vermissen von dem ich noch gar nichts weiß. Ich muss endlich raus hier, in die Welt hinaus und die ganze Welt sehen. Die Meere besegeln und die Berge besteigen, den Mond berühren und herausfinden was ich bin und wer ich in diesem Universum sein will. Ich muss den leeren Part in meinem Leben füllen und dafür muss ich opfer bringen, auch wenn sie nicht gerade einfach sind und du mir sehr am Herzen liegst.“

 

Harry wusste nicht was er sagen sollte, er wusste im Moment gar nicht mehr was er machen sollte. Er wollte seinen besten Freund verstehen, aber irgendwie konnte er es noch nicht, aber die Betonung lag auf dem noch, hoffte er zumindest. „Ich werde dich vermissen.“ - „Ich werde dich noch nicht so schnell verlassen.“

 

Nach dem ziemlich langen und ausführlichen Gespräch mit Riley musste Harry erst wieder zu Atem kommen, auch wenn er seinen besten Freund verstehen konnte, damit leben wollte er trotzdem nicht. Die Tage vergingen und die Wochen verflogen, die Krönung kam immer näher und Harry wurde immer nervöser. Er bekam am Anfang noch Briefe von seinem Vater, die er aber weder selbst annahm noch öffnete, er wollte das Kapitel in seinem Leben schließen. Riley hatte versprochen noch bis nach der Krönung zu bleiben und ihm bei allem behilflich zu sein und das Versprechen hielt er auch.

 

Die Beziehung mit Mason wurde immer enger und Harry konnte sich nicht mehr vorstellen, wie er es ohne ihn als Freund ausgehalten hatte. Jack und Joseph zogen in das große Zimmer von Riley und machten sich dort breit. Die Krönung kam immer näher und alles voran Harry denken konnte, war die Verantwortung die er übernehmen musste.

 

 

Zwei Tage vor dem großen Tag, lag er zusammen mit Mason in seinem Bett und starrte an die Decke. In seinem Zimmer hatte sich einiges verändert, sein Bett war größer geworden und seine Couch war verschwunden, stattdessen stand dort ein großer Schreibtisch den sein Vater auch in seinem Büro immer stehen hatte. Die Wände wurden neu gestrichen, sie waren jetzt blassgrün und nicht mehr mit dem Muster von seinem Vater verziert. Ansonsten hatte Harry ein neues Bücherregal aufbauen lassen und sich neue Dekoration zugelegt. Sein Zimmer sah jetzt förmlicher aus. Während dem ganzen Chaos war Mason bei ihm eingezogen, irgendwie. Jedenfalls war er nicht mehr zuhause bei seinen Eltern, was keinen so wirklich interessierte.

 

Harry stand auf und machte sich für den Tag fertig, es würde heute nichts passieren. Mason kam von hinten und schlang seine Arme um den Prinzen, legte seinen Kopf auf dessen Schulter und schaute auch in den Spiegel. Harry musste grinsen, das Spiegelbild sah so bizarr aus, wie er dort stand, mit seinem Seidenanzug und den frisch gekämmten Haaren und dann Mason hinter ihm, der seine Hände um seine Hüften verschränkt hatte und nichts am Oberkörper anhatte, seine Haare waren durcheinander und er hatte einen verträumten Blick aufgesetzt. „Hey kleiner.“ Mason schmiegte sich noch weiter an seinen Freund und küsste dessen Hals. „Schatz jetzt nicht, mach dich fertig und komm mit, du hast noch keinen Anzug für die Zeremonie.“

 

Nach wenigen Minuten war auch Mason angezogen und fertig für ein Besuch beim Schneider. Sie nahmen das Auto von Harry und fuhren zusammen in die Stadt, zum Schneider. Dort angekommen nahmen sie im Wartebereich platz und verfielen in ein leichtes Gespräch über die Zukunft. Nach wenigen Minuten kam dann auch der Schneider, der Harry auch schon den Anzug für die Hochzeit gemacht hatte. Er führte die Beiden zu einem freien Raum und brachte dem Prinzen den Anzug, den er für die Krönung geschneidert hatte. Für Mason gab es einen schon vorgefertigten Anzug. Beide gingen in ihre jeweilige Umkleide und kamen neu bekleidet wieder heraus. Alles verlief gut, bis Harry nicht nachdachte und Mason vor Freude einen Kuss auf die Lippen drückte. Der Schneider schaute geschockt die beiden Männer an, hatte er doch vor wenigen Monaten noch das Kleid einer Frau genäht die Harry heiraten wollte. Doch es war Harry egal, er würde nicht mehr auf die Meinung von Anderen hören, er würde nur noch auf sich selbst achten und ab jetzt alles so machen wie er es für richtig empfand.

 

 

Am Tag der Krönung war Harry alleine in einem kleinen Raum direkt neben dem Saal, genau den selben Raum, in dem er schon gesessen hatte, kurz vor seiner fast Hochzeit. Nur jetzt wollte er freiwillig in den Saal gehen und wurde nicht dazu gezwungen. Harry schaute entsetzt auf die große schwere Krone in seinen Händen, sie hatte eine seltsame Ausstrahlung auf ihn. Die Zacken sahen aus wie der Dreizack von Poseidon, die Edelsteine an der Seite waren abwechselnd grün und rot, dazwischen immer kleine Einkerbungen. Sie sah in seinen Händen so seltsam aus, so anders, er hatte sie noch nie in eigenen Händen gehalten, sondern immer nur auf dem Kopf von seinem Vater gesehen.

 

Es war ein noch seltsameres Gefühl, weil er wusste, das er sie gleich nicht mehr in den Händen halten würde sondern sie sich aufsetzen musste. Denn er würde gleich zum König gekrönt werden, er würde König werden und das war nicht nur seltsam, sondern auch erschreckend. Harry atmete noch einmal tief ein und wieder aus. Er würde gleich in den Saal eintreten und sich Krönen lassen. Der Raum in dem er momentan saß, war klein und ziemlich beengend, er war komplett leer und außer einem Stuhl, auch mit keinen Möbeln versehen. Harry hatte sich noch nicht auf den Stuhl setzen können, er brauchte die Bewegung um nicht komplett wahnsinnig zu werden.

 

Harry versuchte zu atmen, normal zu atmen, nicht durch die Nase, sondern durch die Lungen. Er wollte durch diese Tür gehen und es einfach hinter sich bringen. Dann endlich öffnete sich die Tür und er trat in den Saal ein. Alle waren anwesend, alle saßen dort auf ihren Stühlen und starrten ihn an, während er seine Krone an den Altar trug. Er hatte sich lange Gedanken darüber gemacht wie die Krönung ablaufen würde, wenn sein Vater nicht anwesend war, aber Harry konnte es nicht übers Herz bringen, ihn für ein paar Stunden aus dem Gefängnis zu holen.

Harry starrte auf seine Freunde, alle saßen sie dort. Logan war extra wieder angereist für ihn, die Kündigung kam zwar unangekündigt, aber nicht überraschend. Er wollte seine Freundin wieder richtig zurückgewinnen und machte dafür alles. Harry konnte das verstehen, er würde es genauso machen. Jack und Joseph grinsten sich gegenseitig an und strichen sich immer wieder über die Hosenbeine. Sie hatten es sich in dem großen Zimmer von Riley gemütlich gemacht. Harry hatte sich oft mit ihnen zusammengesetzt und sie hatten viel geredet, vor dem ganzen Trubel, wusste er noch nicht einmal den Namen der Cousin‘s, doch jetzt waren sie gute Freunde und gehörten zur Familie. Dann saß dort Riley, der Junge mit den schwarzen Haaren und dem großen Herz. Der Junge der ihn bald verlassen würde und den er mehr vermissen würde als der ganze Rest in seinem Leben.

 

Dann saß dort Mason, in seinem wunderschönen Anzug und den traumhaften Augen, die ihn anstrahlten. Mason war alles für ihn, der Strick an den er sich immer wieder halten konnte, der Rettungsring der ihn immer wieder über Wasser hielt und die Luft, die er zum Atmen brauchte. Und jetzt würde er vor seinen Freunden endlich zum König gekrönt werden. Das Königreich würde endlich in die richtigen Hände fallen, auch wenn er von ein paar seiner Freunde und Kollegen verlassen wurde, auch wenn er es verstand, trauerte er ihnen hinterher.

 

 

Die Party nach der Krönung fand im Garten statt und alle waren noch geblieben. Jack und Joseph hatten sich volllaufen gelassen und saßen jetzt zusammen am Brunnen und kicherten vor sich hin, alles war plötzlich witzig und sie wussten nicht einmal wieso. Logan hatte sich etwas abseits an den Baum gestellt und die Beine überschlagen, er hatte sich ein Bier genommen und den Gedanken freien lauf gelassen, solange bis Harry sich zu ihm stellte. „Hey, wie geht es dir? Hab dich ja schon länger nicht mehr gesehen.“ Logan schaute auf, drehte sein Bier in seinen Händen und schaute endlich auf. „Du Harry, wäre es möglich wieder eingestellt zu werden? Ich meine wenn ich irgendwann wieder zurück will.“ Harry stutzte. „Wies?“ - „Ich habe das Gefühl, als würde das mit meiner Frau nicht so funktionieren wie ich es mir erwünscht hatte und wenn es überhaupt nicht klappen sollte, wollte ich wissen ob ich wieder zurückkommen kann.“ Harry nickte. „Immer.“

 

Harry legte eine Hand auf die Hüfte von Mason und zog ihn näher an sich heran. Sie tanzten zu einer langsamen Musik und es fühlte sich einfach heimisch an. Doch Mason konnte es einfach nicht genießen, da war die eine Sache die ihm nicht mehr aus dem Kopf ging und er musste endlich mit Harry darüber reden. „Harry?“ - „Hmm?“ - „Wir müssen mal reden.“ Harry löste seine Hand von der Hüfte von Mason und zog ihn am Arm an einen ruhen Ort. „Was musst du mir sagen?“

 

Harry konnte es nicht mehr fassen, dass Riley gehen würde war ihm klar, sein Freund konnte hier im Schloss einfach nicht mehr glücklich sein. Aber jetzt stand Mason vor ihm und versuchte ihn mit Tränen in den Augen zu erzählen, das er die Chance hatte, an der Universität seiner Träume zu studieren. Nicht nur das es schon immer sein Wunsch war, er bekäme auch noch ein Stipendium dafür. Mehr als er sich jemals erträumt hatte. Doch er wollte Harry nicht zurücklassen, das wollte er nicht, nicht nachdem er wusste das auch Riley gehen würde. „Harry, wenn du zu mir sagst das ich bleiben soll, dann werde ich nein sagen und bei dir bleiben, ich werde es für dich tun.“ Harry schaute auf den Boden, doch er wusste seine Antwort schon. „Ich werde dir nicht im Weg stehen, nicht wenn es um deinen Traum geht. Ich werde dich nicht aufhalten und ich werde dich nicht bitten zu bleiben und ganz sicher nicht wegen mir. Ich schaff das schon irgendwie.“ Mason schluckte, er wusste wie schwer es Harry fiel, dass zu sagen, aber er wusste auch, dass er ihn selbst in die Universität schleifen würde, wenn er es nicht selbst gehen würde.

 

„Ich liebe dich!“, die Stimme von Mason war nur ein flüstern. „Ich dich auch.“ Dann küsste Harry seinen Freund, zum Abschied, zur Trennung, vor Trauer. Denn eine Fernbeziehung würde für sie nicht in Frage kommen. Mason löste sich von Harry und schaute ihn strahlend an, legte eine Hand auf die Wange von seinem Freund und fuhr mit dem Daumen darüber. „Ich werde dich vermissen!“ - „Sei ein guter König!“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 20.10.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Diese Widmung geht an jeden der sich dieses Buch durchgelesen hat. Außerdem an die beste Freundin die man sich vorstellen kann, die mir immer wieder auf die Finger geschlagen hat, wenn ich mal wieder einfach aufhören wollte und sich durch jedes Kapitel durchgequält hat, um meine Tipp- und Logikfehlern zu verbessern. Sie ist einfach die beste. Aber auch an meine Mum, die immer hinter mir steht, egal was ich mache. Ihr seit mir viel wert.

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