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Komplexgemeinschaft

Mit geschlossenen Augen stehe ich unter der Dusche, lausche dem rauschen des Wassers. Genieße das kühle Nass, welches meinem Körper entlang gleitet. Eine Dusche wirkt oft wunder.

Ich greife nach dem Duschgel, seife mich gründlich ein, entferne so, den Schweiß des Tages von meinem Körper und lasse ihn in dem Abfluss entschwinden. Zurück bleibt Sauberkeit und Entspannung. Nicht das ich mich Momentan über etwas aufregen würde aber bei meiner Arbeit, geht schon mal der eine oder andere Nerv verloren. Als Sozialarbeiten hatte man es nicht immer leicht aber da ich ein angeborenes Helfersyndrom besahs, war ich damit wohl am besten bedient. Es erfüllte mich einfach, helfen zu können, ohne dass es krankhaft oder störend wirkte. Manchmal kann einem ja übertriebene Hilfestellung auch auf die Nerven gehen…

 

Meine Gedanken schweifen etwas ab, denn ich überlege ob ich mal wieder einen meiner stätigen Bettgefährten Anrufen soll um etwas druck abzulassen. Der letzte gute Fick ist schon wirklich lange her. Warum dem so war? Weil ich ziemlich viel um die Ohren hatte und durch den ganzen stress einfach zu platt für alles war. Auch für Sex. War zwar nicht üblich bei mir aber konnte ja mal vorkommen.

Bevor ich zu einem Gedanklichen Entschluss kam wurde ich herausgerissen. Es klingelte an der Tür und ich stand hier immer noch unter der Dusche. Wer das wohl war? Einer Meiner Schützlinge wohl kaum, die hätte mich angerufen. Keiner von ihnen wusste wo ich wohne. Die Arbeit blieb schön außerhalb meiner Wohnung. Es gab schließlich genug Orte wo man sich zum Reden treffen konnte. In mein kleines Reich nahm ich wirklich nur meine Freunde oder Menschen, mit denen ich mich vergnügen wollte.

 

Erneut erklang der Ton meiner Glocke und ließ mich nun doch seufzend die Dusche verlassen. Nicht bevor ich natürlich das Wasser ausgestellt hatte. Wir wollen doch kein Wasser verschwenden..
Hastig wischte ich nach einem Handtuch, trocknete mich notdürftig ab, angelte nach meiner Boxershorts und zog sie mir über. Das Handtuch legte ich um meiner Schulter und schon verließ ich das Badezimmer, um endlich zur Tür zu gelangen.

 

Doch als ich jene öffnete stockte ich erst mal, nicht fähig eine meiner lässigen Begrüßungen vom Ast zu lassen. Ich starrte den Kerl vor mir fassungslos an. Sein Gesicht versetzte mich in eine Zeit zurück, an die ich besser nicht denken wollte. Er Erinnerte mich an meine erste liebe und nach hier hatte ich auch die Nase voll davon. Seine Züge erinnerten mich an ihn… An Aaron Dreher… Dem ich mein erstes Mal schenkte und der mich danach wie eine heiße Kartoffel einfach fallen ließ. Nett oder? Gott was war ich verliebt.

 

Der fremde Kerl mit diesem verdammt Attraktiven Gesicht… wobei man den Rest seines Körpers auch nicht wirklich außer Acht lassen sollte. Er war heiß.. ohne Frage. Was wollte ich sagen? Achja… er hatte sich geräuspert um meine Aufmerksamkeit zu erlangen, doch die ist wohl gleich wieder wandern gegangen..

Erneut räuspert er sich und lässt mich ihn fragend ansehen. Immer noch waren meine Manieren vergessen, sein Anblick hat mich viel zu sehr geschockt.

 


„Ähm… guten Tag.. ich…“, seine Stimme versagt und sein Blick gleitet von meinem Halbnackten Körper. Oh.. ich lasse ihn wohl nicht ganz kalt? Unbewusst lecke ich mir lasziv über die Lippen, nicke ihm zu und antworte ihm auch endlich.

„Hallo. Was gibt es denn? Willst du was Bestimmtes?“, fragte ich ihn neutral, obwohl es in mir ganz anders aussah. Ich würde ihn gerne hineinbitten und etwas spaß mit ihm haben. Auch wenn er nicht meinem Typ entsprach, er reizte mich extrem…

„Ich wollte eigentlich zu einem Studienkollegen… Hab mich wohl vertan… Kennen sie einen Tony Stabs? Auf ihrem Klingelschild stand nur T. Stabs und da hab ich wohl die falsche Tür erwischt. Verzeihen sie die Störung.“, gab dieser Schönling nun höflich von sich. Wow es gab wirklich noch Leute mit Manieren? Doch ich schüttelte auf seine Entschuldigung hin nur den Kopf.

 

„Nein schon gut.. Das passiert öfter mal. Die Person die du suchst, wohnt am Ende des Ganges. Dürfte ich deinen Namen erfahren? Dein Gesicht kommt mir so bekannt vor. Du hast nicht zufällig einen Bruder der Aaron heißt, oder?“, konnte ich es nicht lassen und wollte meine Neugierde gestillt haben.

Misstrauisch und verwundert zugleich, musterte er mich. „Sie kennen meinen Bruder?“
Treffer versenkt! Also doch! Konnte dich kein Zufall sein. „Ja… oder eher kannte. Ich bin Tobias Stabs aber nenn mich ruhig Tobi!“, stelle ich mich ihm vor und reiche ihm die Hand. Überrumpelt nahm er sie und stellte sich mir vor.

„Christopher Dreher… aber werde von allen nur Chris genannt. Außer mit ein paar Ausnahmen…“, murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart. Der Kerl war echt niedlich, ganz anders als sein Bruder, obwohl er genauso gut aussah wie jener.

„Woher kanntest du Aaron?“, wollte er nun seinerseits wissen. „Willst du nicht kurz reinkommen? Da quatscht es sich besser?“ Sein Blick glitt über mich und er schüttelte den Kopf. „Ich denke das ist keine so gute Idee… Vielleicht ein anderes Mal, wenn du etwas mehr anhast und ich mehr Zeit habe?“, lehnte er ab und ließ mich schmunzeln. „Macht dich mein Anblick nervös?“, fragte ich ihn grinsend. Ein Lächeln schlich sich auf diese verheißungsvollen Lippen. „Nicht direkt nervös aber ich bin auch nur ein Kerl. Du verstehst? Ich denke.. meine Aufmerksamkeit würde etwas anderem als deinen Worten gelten.“. schmunzelte er. Er wusste sich wirklich auszudrücken. So etwas fand man heutzutage selten. Meine Rotzlöffel konnten sich an ihm ein Beispiel nehmen.

„Schade.. aber ich kann es verstehen. Dann… warte kurz.“, bitte ich ihn, wende mich kurz um und angle nach einem meiner Visitenkarten. „Ruf mich einfach an, wenn du etwas Zeit erübrigen kannst. Dann erzähle ich dir gerne alles was du wissen willst.“

Nickend nimmt er das Kärtchen entgegen, steckt es weg und verabschiedet sich dann auch schon. Mein Blick folgt ihm noch den ganzen Flur entlang. Erst dann schließe ich grinsend meine Wohnungstür. Das war doch mal eine nette Verwechslung. Ob er wirklich anrufen wird?

 

Eine ganze Woche verging, ohne dass er etwas von sich hören ließ. Gut er war Student wahrscheinlich hatte er viel um die Ohren. Wieso machte ich mir darüber überhaupt solche Gedanken. Konnte mir doch egal sein. War es aber nicht weil er mein Interesse geweckt hatte. Dies ließ sich nicht mehr so leicht abtöten, außer ich durfte von ihm naschen. Dann waren auch die tollsten Kerle schnell wieder vergessen. Ich war nicht der Typ für eine Beziehung und schuld daran war sein Bruder. Dieser miese Arsch…

 

Doch bevor ich ihn Gedanklich noch weiter verfluchen konnte, schälte es an meiner Wohnungstür. Seufzend erhob ich mich, sah kurz zum Fenster hinaus. Die Nacht hatte bereits den Tag abgelöst und meine beiden Lieblings Nachbarn hatten es sich auf ihrem Stammplatzt wieder bequem gemacht. Ich mochte die beiden Turteltauben wirklich gerne. Sie waren angenehme und ruhige Gesellschaft, vor allem wiedersprachen sie mir niemals. Nun aber genug.

 

Ich wand mich von ihnen ab und ging zur Tür um sie endlich zu öffnen. Mein Besucher grinste mich schief an und hob die Hand zum Gruß. „Hey Tobi. Darf ich reinkommen?“

Ich trat zur Seite, machte ihm somit den Weg frei und zeigte ihm somit stumm das er eintreten sollte.
Tat er dann auch und als er an mir vorbei ging, raunte ich ihm eine Begrüßung zu. „Hey… schön dass du da bist, Chris.“ Konnte einfach nicht wiederstehen. Er zeigte aber leider keine Reaktion darauf, außer einem galanten Lächeln. Er hatte sich anscheinend Perfekt im Griff.

„Setzt dich ruhig. Willst du etwas trinken?“, fragte ich ihn, schließlich war ich ein guter Gastgeber. Zumindest behaupte ich dies immer. „Nein, danke. Lass und lieber reden. Deswegen bin ich doch hier.“, meinte er grinsend und setzte sich auf meine bequeme Sitzgelegenheit. „Wie du meinst. Falls du doch was willst, sag es halt.“

Ich ließ mich neben ihn sinken und sah ihn auffordernd an. „Dann frag mal drauf los.“, gab ich ihm die Chance zu beginnen, doch er schüttelte seinen hübschen Kopf. „Du beginnst. Erzähl mir. Wie du ihn kennen gelernt hast. Was er dir bedeutet und warum du so geschockt warst als ich vor die gestanden habe. Hast du solch schlechte Erinnerung an ihn?“ Hm.. Da wollte er aber ganz schön viel von mir wissen.

Bereit willig erzählte ich ihm von meinem ersten Mal. Wie mich Aaron verführt hatte und daraufhin einfach fallen ließ. Ich ließ auch die Tatsache nicht aus das ich in ihn verliebt war und durch ihn nun Beziehungsunfähig bin. Weil ich nicht nochmal jemand so an mich heranlassen möchte. Chris schien nicht wirklich überrascht zu sein.

„Also… ich weiß zwar wie arrogant und selbstgefällig er sein kann aber dass er solche Sachen macht, wusste ich nicht. Dann hast du ebenfalls einen Komplex den du mit ihm verbindest. Wirklich äußerst interessant.“, kam es nachdenklich von ihm.

„Wieso.. Komplex?“, fragte ich ihn verwirrt.

„Naja.. du hast dadurch Komplexe das du ihn geliebt hast und er dich einfach fallen ließ. Stimmt doch soweit, oder?“ Er neigte den Kopf schief und sah mich abwartend an. Irgendwie süß…

„Ja… kann man so sagen…“, stimme ich zu und seufzte schwer.

„Eben.. und ich hab Bruder Komplexe. Ich vergöttere ihn total und würde wohl alles für diesen Spinner tun.

 

Er ist mein großes Vorbild in Sachen Studium, ich will irgendwann so ein fähiger Arzt werden wie er es ist und er ist die wichtigste Person in meinem Leben. Auch wenn ich meine ganze Familie liebe, ist er ihnen etwas voraus. Genau wie mein kleiner Bruder… Ich hab einen großer und kleiner Broder Komplex.“, gestand er mir und grinste mich an. War er auch noch stolz drauf? Sah ganz so aus.

„Du hast es nicht leicht. Was?“, lachte ich.

„Im Sinne meiner Familie schon. Sie sind echt die besten und auch meine Freunde sind toll.“ Es klang so ehrlich aus seinem Munde. Irgendwie faszinierte mich der Kerl. Das soll wirklich Aarons Bruder sein? Er Ist so ganz anders…

„Wie sieht es bei dir in der Liebe aus?“, frage ich unbedacht und bereue es auch gleich, seine noch zuvor erhellte Miene verdunkelt sich schlagartig.

„Schlecht…“, lächelt er bitter. „Ich schenke meine Liebe immer den falschen. Jeder von ihnen findet seinen Gegenpart nur ich steh dann immer mit Herzschmerz da. Versteh mich nicht falsch… ich gönne ihnen ihr glück aber es schmerz so sehr zu sehen das jeder diese Erfüllung bekommt nur ich nicht.“ Er weicht seinen Blick aus, doch ich hab es bereits bemerkt. Seine strahlenden grünen Augen, trübt nun die Trauer.

„Deswegen gibt es für mich nur Sex und keine Gefühle.“, kam es kühl von mir. Verwundert blickt er mich an und nickt verstehend.

„Ich hab noch nicht.. ich meine..“ Er seufzt erneut. „Ich hab bis jetzt weder einen Kerl richtig geküsst, noch sonst etwas gemacht.“, gesteht er mir geknickt und es verwundert mich.

„Wieso denn nicht? Bei deinem Aussehen würde doch jeder anspringen.“ Selbst ich würde es tun und ich war wählerisch.

 

„Ganz einfach. Die bei denen ich wollte das sie auf mich anspringen, die taten es nicht. Bei anderen hab ich nie darüber nachgedacht…“, murmelte er leise vor sich her.

„Dann ändern wir das doch einfach.“, werfe ich grinsend ein.

„Was? Wie meinst…“, doch er kam nicht zu mehr, denn ich drückte ihn einfach hinab auf das Sofa und beugte mich rasch über ihn.

„Ich werde dir zeigen wie es ist einen Kerl zu küssen.“, raunte ich ihm zu und ließ ihn erschaudern.

„Aber… nein… lieber n…“ Einer meiner Finger bringt ihn zum Schweigen. Mein Daumen fährt seine Lippen entlang. Ich will ihn küssen…

„Schhh… du wirst es genießen. Glaub mir… Mach die Augen zu, Chris.“, flüstere ich ihm zu und warte dass er meiner bitte folgt. Denn einen Befehl kann man es nicht nennen.

Zögernd tut er mir den gefallen und schließt seine schönen grünen Seelenspiegel.

„Gut so..“, wisperte ich gegen seine verführerischen Lippen und küsse ihn. Nur ganz sanft und vorsichtig. Bis er plötzlich seine Arme um meinen Nacken schlingt und mich dichter an sich heran zieht um unseren Kuss zu vertiefen. Gierig spüre ich seine Zunge über meine Lippen streichen, bettelnd nach Einlass. Kaum gewähre ich ihm diesen, sucht er meine Zunge und fordert sie zu einem heißen Spiel heraus. Holla… und er soll echt noch nie jemand geküsst haben?

Keuchend starrten wir uns an als ich den Kuss schließlich löste. Genüsslich leckte er sich über die Lippen, beugt sich etwas zu mir hoch und raunt mir ein „Mehr“ ins Ohr. Ein heißer Schauer schlich sich über meinen Rücken und ließ mich schwer schlucken…

„Vorher beantworte mir noch…. Du hast echt noch nie jemand geküsst?“ Das wollte ich näher wissen. War er ein Naturtalent?

„Keinen Kerl… Mädchen schon… öfters.. und auch mehr.“ Schien ihm wohl peinlich zu sein, für mich war es unverständlich. Ich konnte gar nicht mit Frauen.

„Iiiiiih Mädchen.“, angewidert verzog ich das Gesicht. „Aber du hast ja anscheinend gerade noch so die Kurve gekriegt.“, fügte ich hinzu und beuge mich erneut zu ihm hinab.

„Also weiter?“, hauchte ich fragend. Als ob ich die Antwort nicht schon wusste. Er gab sie mir nicht mal mehr, sondern legte eine Hand in meinen Nacken und zog mich zu einem erneuten Kuss hinab. Der gleich zu Anfang viel intensiver wurde als der zu vor.

Forschend wandern meine Hände über seinen Körper und die seinen Tun es den meinen gleich. Ich bekomme nackte Haut zu fassen und entlocke ihm ein keuchen, welches ich gerade zu aufzog. Doch bevor wir zu mehr kamen klingelte ein Störenfried, Namens Handy.

Knurrend löse ich mich von ihm und fische mein Handy aus meiner Hosentasche heraus.
„Tut mir leid ich muss da rangehen..“ Tat ich dann auch und es war einer meiner Schützlinge, der meine Hilfe brauchte.

„So leid es mir tut… aber wir müssen das hier unterbrechen…“, meine ich frustriert und erhebe mich von ihm.

„Hnn.. schade… aber kann man nichts machen.“ Leise Worte der Enttäuschung.

„Wollen wir ein anderes Mal fortführen was uns nun verwehrt blieb?“, fragte ich ihn grinsend.

„Oh ja… Du küsst so gut. Ich will mehr davon..“, kam es keck zurück und ließ mich lachen.

„Fortsetzung folgt…“, flüsterte ich und stahl ihm einen letzten Kuss, bevor wir aufbrachen.

 

Ende

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Tag der Veröffentlichung: 07.08.2013

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