Tage wie diese sind nicht ganz mein Element. Denn meine Natur entspricht der Sonne! Ich blende die Leute mit meiner Schönheit, mit meiner Ausstrahlung und sie wissen alle, dass ich etwas Besonderes bin. Nicht, das ich Regen hassen würde aber er brachte meine Frisur aus dem Gleichgewicht und das passte mir weniger. Natürlich sehe ich trotzdem immer noch wie die Perfektion selbst aus. Wie könnte es auch anders sein? Nichts könnte meinen wundervollen Anblick so schnell zu Nichte machen. Nein, nicht bei mir! Selbst die Regentropfen die sich in meinem dunklen Haar sammelten, perlten stolz an weil sie mich berühren durften. Das darf nicht jeder! Gut… gegen diese konnte man sich auch schlecht wehren. Besonders, wenn einem der Regenschirm abhandengekommen ist…
Da der liebe Wind gemeint hat er müsste ihn jetzt mit einem heftigen Windstoß vernichten. Super Attentat, der Schirm war jedenfalls hinüber, weswegen er auch in der nächst besten Mülltonne gelandet war.
Nun stehe ich vor einem Schaufenster und betrachte mein Spiegelbild. Die Ware in der Auslage interessierte mich kein bisschen. Genauso wenig wie die Schaufensterpuppen, die einem so dämlich entgegen starrten.. Ich war viel aufregender und schöner natürlich auch. Lange Zeit starre ich mich selbst an und nehme den Regen um mich herum nicht mehr war. Auch die Menschen um mich herum blendete ich aus, wie sie alle hektisch nach Unterschlupf suchten, nach einem trocknenden Ort. Fast schon hysterisch flüchten sie in ihre Wohnungen und Häuser… Als ob die herabfallenden tropfen eine Seuche wären dabei ist es der Ursprung des Lebens.
Ich bin der einzige der im Regen verweilt und gelassen sein eigenes Spiegelbild anstarrt. Das Licht der Laternen erhellt die Nacht, lässt die Tropfen auf meinem ganzen Körper und auf der Kleidung schimmern. Es wirkt als würde ich glitzern.. und nein ich bin keiner dieser Glitzervampire auch wenn so wunderschön bin. Die könnten mir sowieso nicht das Wasser reichen.
Aus den Augenwinkeln nehme ich eine Bewegung war, doch ich ignorierte sie. Was konnte denn schon so wichtig sein, das ich dir Aufmerksamkeit von mir selbst nehmen musste? Nichts… genau! Außer meine Familie, für die ich alles tun würde, für jeden einzelnen und besonders für die eine Person, die unsere Familie wieder zusammen geschweißt hatte.
Ja.. meine Sippe war mein Schwachpunkt aber das weiß kaum einer und ich würde es auch sicher niemand auf die Nase binden. Ich bin doch nicht lebensmüde.
Ich bin der starke, selbstsichere Aaron und auch extrem selbstverliebt. Noch hatte es keiner außerhalb meiner Familie geschafft mich zu fesseln oder mich aus der Ruhe zu bringen. Niemand..
Erneut nehme ich neben mir eine Bewegung war. Ich rege mich nicht…
Der Wind trägt einen angenehmen Duft zu mir herüber. Ich kann ihn nicht direkt beschreiben…
Leises seufzt dringt zu mir durch, wodurch ich nun doch zur Seite blicke und erstarre.
Da lehnte doch allen Ernstes ein Kerl direkt neben mir. Mit dem Rücken am Glas des Schaufensters stand er dicht neben mir. Sein dunkles, längeres Haar war von vereinzelnden tropfen benetzt, die danach schrien sie hinfort zu wischen. Doch ich tat es nicht… Ich betrachte weiter. Lange Wimpern zeichnen sich unter seinen geschlossenen Augen ab. Kirschrote Lippe sind so einem amüsierten lächeln geformt. Oh ja… er wusste ganz genau, das er von mir beobachtet wurde und es gefiel ihm sichtlich. Wem würde es auch nicht gefallen, von mir betrachtet zu werden? Der Kerl faszinierte mich irgendwie… Warum wusste ich nicht. Er wirkt auf eine Art genauso vollkommen wie ich, doch perfekter als ich war kaum möglich. Er schien Asiate zu sein und mir viel auf wie blass seine Haut war. Sie wirkte fast wie Seide… Ob sie sich auch so weich anfühlen würde?
Plötzlich öffnet er seine Augen und sieht mir aus seinen Rehbraunen Seelenspiegeln belustigt entgegen.
„Ich gefalle dir wohl?“, fragte er mich grinsend, was mich leicht lachen ließ.
„Das tust du.. aber so wie du mich ansiehst, beruht das auf Gegenseitigkeit.“, stelle ich ebenso grinsend fest und mustere den Rest seinen Körpers genauso ausgiebig.
„Wie heißt du?“, will er wissen und legt den Kopf leicht fragend zu Seite.
„Aaron Dreher. Perfektion in Person und selbst?“, wollte ich ebenso wissen.
„Akira Shino. Irgendwie passt das perfekt. Zwei Typen der ersten Klasse. Also A… und dann beginnen unsere beiden Namen auch noch mit A.. Ist wohl Schicksal.“, versucht er zu scherzen.
„Tja… so gehört es sich auch. Was treibst du hier im Regen?“, frage ich ihn und lehne mich ebenfalls aber seitlich ans Glas.
„Ich warte auf einen Kumpel und was treibst du hier?“, will er mit seiner angenehmen Stimme wissen.
„Wieso wartest du hier auf ihn und nicht in einem Lokal? Ich bin auf dem Weg zu meiner Familie und habe mich etwas ablenken lassen.“, erkläre ich ihm bereitwillig.
„Weil ich den Regen liebe und die Ruhe auskoste die er immer mit sich bringt. Sie die nur Die Wege und Straßen an. Sonst sind sie überfüllt mit maßen von Menschen und nun sind wir ganz alleine, alles still, alles ruhig. Ich find das einfach schön. In einem Lokal hab ich das nicht.“
Ja… er hatte Recht. Der Regen hat seine guten Seiten, wie seine schlechten. Wobei mir gerade nicht schlechtes einfallen will. Mein Bruder Chris liebt den Regen auch sehr… Also kann er doch nur etwas Schönes sein.
„Träumst du?“, will er neckend wissen.
„Hm… vielleicht?“, gehe ich drauf ein und grinse.
„Von was denn?“, fragt er nach und lächelt leicht.
„Von vielem und doch von nichts.“, meine ich ihn einem Rätsel doch er scheint es zu verstehen. Schlaues Kerlchen.
„Magst du Seifenblasen?“, haucht er mir zu und schien sich mir zu nähern.
„Eigentlich schon… Warum?“, erwiderte ich leise und beobachte ihn.
„Nur eigentlich?“, er klingt etwas enttäuscht.
„Nein… ich mag sie.“, gestehe ich und bin dennoch verwirrt. Was sollte diese Frage?
„Hast du schon mal richtig über sie Nachgedacht?“
„Nein?“, entgegne ich nur noch verwirrter und ernte ein herzhaftes Lachen seinerseits.
„Machst du dich über mich lustig?“ Fragend hebe ich eine meiner perfekt geschwungenen Brauen und warte auf seine Antwort.
„Natürlich nicht. Verzeih. Dein verwirrten Blick war nur äußerst köstlich.“, erläuterte er mir und fuhr sich durch sein nasses Haar.
„Erklärst du mir den Sinn deiner Frage?“, versuchte ich ihn zu einer Antwort zu drängen.
„Ach.. das ist nicht wichtig.. Ich bin nur ein Träumer…“, grinst er mich an und zuckt mit seiner zierlichen Schulter.
„Dann lass mich mal etwas daran teilhaben.“, verlange ich und rücke noch näher an ihn heran.
„Was bekomme ich denn dann dafür?“, will er wissen und leckt sich über seine roten, vollen Lippen.
„Was du möchtest… Entscheide selbst.“, lasse ich ihm die Wahl offen und verlange dafür nach Antwort.
„Deal.“, grinst er erneut und beginnt zu erzählen.
„Stell dir vor… jeder dieser Blasen sei eine eigene Welt und man könnte in jede einzelne entschwinden. Sich vor der Realität verkriechen. Würde doch jeder gerne mal tun.“, seufzte er und schüttelte seinen hübschen Kopf leicht.
Fragend blicke ich ihn an aber ohne ihn zu unterbrechen und dies lässt ihn fortfahren.
„So wäre doch alle Probleme weniger schwerwiegend. Man könnte selbst bestimmen was passiert und bei Bedarf wieder alles rückgängig machen oder ändern.“, erzählte er weiter und sah mir tief in die Augen.
„Mag sein..“, murmle ich nur und lasse ihn weiter reden. Bei jedem seiner Worte kam er mir immer näher bis ich seinen Atem an meinen Lippen spüren konnte. Sein angenehmer Duft umhüllt mich und zieht mich in seinen Bann. Wie war das noch gleich? Keiner konnte mich fesseln?
„Ich weiß es ist dumm so zu denken aber ich träume eben gerne…“, schmunzelte er.
„Wer tut dies denn nicht gerne?“, frage ich ihn grinsend, doch er zuckte nur mit der Schulter.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, stieß er sich vom Schaufenster ab und sah mir erneut tief in die Augen.
„Manches muss ja zum Glück kein Traum bleiben.“, hauchte er mir zu als er mich zu sich ran zog und einfach küsste. Weich und bestimmt drückte er seine wundervollen Lippen auf die meinen. Ich erwiderte den Kuss, schlag meine Arme um ihn und zog ihn so noch dichter an mich heran. Seine Hände strichen über meine nasse Kleidung, erforschten, suchten halt, denn sie aber kaum fanden.
Meine Finger lösten sich von seiner Mitte und tasteten sich genauso suchend voran. Fühlt sich wirklich gut an.
„AKIRA!“, riss uns jemand zurück in die Realität und mit einem mal war PUFF… Die Seifenblase dahin.
Ich löste mich aber nicht gleich von ihm, sondern behielt ihn dich bei mir.
„Willst du zurück in die Seifenblase?“, raune ich fragend an sein Ohr.
„Oh ja… zu gerne…“, haucht er zurück und leckt mir genüsslich über die Lippen.
„Dann ignorier ihn und lass uns nochmal fortfliegen.“, biete ich ihm an und das tat ich nicht oft.
„Geht leider nicht.. Ich muss nun…“, flüsterte er schon fast und löst sich langsam von mir.
„Du bist einer der Träume die ich einfange und die mir dann entgleiten.“, meint er noch leise bevor er sich abwenden.
„Mach es gut… Vielleicht sieht man sich ja irgendwann mal wieder, Aaron.“, fügt er noch an, wendet sich ein letztes Mal zu mir um und lächelt. So hell wie ein Sonnenschein und ja er könnte es fast mit mir aufnehmen.
„Machs gut. Ja vielleicht treffen wir uns in einer deiner Seifenblasen wieder.“, gehe ich drauf ein und wende mich ebenfalls ab. Es wird langsam Zeit…
„Mata ne!“, höre ich ihn rufen, doch ich verstehe den Sinn der Worte nicht.
Muss ich auch nicht. Ich stelle mir einfach vor was sie bedeuten könnten. Langsam setzte ich meinen Weg nach Hause fort. Zu meiner geliebten Familie.
Kaum am Haus angelangt stürmt mir auch schon mein kleiner Bruder entgegen. Der Kleister der meine Familie zusammen hielt. Der kleine der den größten Platz in meinem Herzen trug.
Mein kleiner Bruder Chris. „Chrissi, ich hab dich lieb!“, hauche ich ihm zu als er sich freudig in meine Arme wirft und herzhaft lacht. Kinder haben es so gut, wie gerne ich doch auch noch eines wäre aber ab heute… bin ich erwachsen. Denn heute werde ich 18.
„Happy Birthday, Aaron! Ich hab dich auch lieb!“, entgegnet er mir fröhlich und sieht strahlend zu mir empor.
„Danke, Chris. Komm, lass uns hineingehen und feiern.“, kam es sanft von mir und zusammen betreten wir unser zu Hause.
Wo ich auch schon herzlich begrüßt wurde.
Was könnte schöner sein?
Nichts…
Texte: alles meins
Bildmaterialien: internet
Tag der Veröffentlichung: 01.03.2013
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