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Prolog

Wie putzig!
Es rieb mit seiner kleinen Pfote über seine ebenso kleine, feuchte Nase, ein Ohr hoch aufgestellt, doch es war eigentlich ahnungslos. So unglaublich ahnungslos. Langsam und vollkommen ruhig machte es weiter, ließ sich durch nichts davon beirren. Noch nicht. Die Hinterpfoten folgten, der Bauch. Oh, dieser leckere Hase!
Killian duckte sich weiter runter, starrte seine Beute fast schon sabbernd an, leckte sich übers Maul. Wie sehr er sich auf diesen Leckerbissen freute Doch plötzlich schreckte der Hase hoch, stellte sich auf die winzigen Hinterpfoten und beide Ohren drehten sich zum lauschen hin und her. Natürlich hatte es diesen lauten Schritte ebenfalls gehört. Wie konnte man das auch nicht?!
„KILLIAN!!!“
Und Schwups! Das kleine Tierchen schlug einmal auf den Boden, drehte sich rasant, verschwand ins Gebüsch und Killian verlor es aus den Augen. Knurren drehte er sich zu dieser unglaublich nervigen und lauten Stimme herum, fletschte seine schneeweißen Reißzähne und ging in Angriffsstellung. Na warte, Melissa!
„Was sollte das?! Ich hatte ihn schon fast!“, blaffte er den Störenfried an. Sie zuckte heftig zusammen, senkte den Kopf und sah schuldbewusst auf ihre weißen Stiefel. Weiß! Wieso hielt sie nicht ein Leuchtschild hoch auf dem stand >Hier bin ich! Nicht zu übersehen!<.
„E-es tut mir … Leid“, murmelte sie nun eher kleinlaut. Jedoch kannte er sie gut genug um zu wissen, diese Entschuldigung war nicht allzu ernst zu nehmen. Ganz im Gegenteil. Er ließ seinen Körper wieder locker, zog die Zähne ein wenig ein und wandelte sich zurück in seine menschliche Gestalt. Sofort drehte er ihr den Rücken zu, fuhr sich mit seinen langen Finger durch die nachtschwarzen Haare, das seinem Fell glich, und seufzte schwer.
„Was willst du hier, Melissa?“, fragte er dann endlich mit unglaublicher Ruhe. Kaum einer wagte es ihn beim Jagen zu stören. Aus einem sehr guten Grund. Doch dieses Mädchen tat es schon seit beide noch ganz klein waren. Und aus einem unerfindlichen Grund schien sie sich auf ihn versteift zu haben. In jeglicher Hinsicht. Noch viel merkwürdiger war es jedoch, dass er es irgendwie akzeptierte. Einfach so. Ja, sie nervte ihn gewaltig, regte ihn ständig auf, machte ihn sauer und das ein oder andere Mal hätte er ihr am liebsten den langen, schlanken Hals umgedreht. Doch er tat es nicht. Niemals.
Nun drückte sie herum, spielte mit ihren Finger und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Oder besser gesagt, nach einer Ausrede, die er ihr vielleicht abkaufen würde. Meistens kam sie einfach nur an, um ihn zu sehen. Dann klammerte sie regelrecht an ihm.
„Nun, also…ähm…“
Wie er vermutet hatte also. Er seufzte schwer, sah über seine Schulter zu ihr. Dabei bemerkte er dann auch endlich die Kleidung, die sie in der Hand hielt. Einer der wenigen Vorteile wenn sie ihn störte: sie brachte ihn immer Klamotten mir, da man nach der Wandlung von Wolf zu Mensch immer nackt war.
„Geb her“, knurrte er und drehte dich nur ganz leicht zu ihr herum damit er die Sachen greifen konnte. Gehorsam kam sie ein paar Schritte näher reichte ihm Hose und Shirt und drehte ihm dann selbst den Rücken zu.
„Gut, nun weiter mit deiner falschen Ausrede“, sagte er ungerührt und konnte förmlich spüren, wie sie zusammen zuckte. Er kannte jede ihrer Reaktionen nur zu gut. Viel zu gut eigentlich, wenn er es mal Recht überdachte.
„Ich habe keine falsche Ausrede“, sagte Melissa dann mit dieser gespielten Empörung in der Stimme, die ihm ebenfalls bestens bekannt und meist verhasst war.
„Nun gut, dann eben mir deiner noch nicht ganz zurecht gelegten Ausrede“, formulierte Killian seine Aussage um, wobei er es nicht lassen konnte sie ein wenig zu necken.
„Hey, das ist nicht lustig, Killian. Ich habe wirklich keine Ausrede“, schnaubte sie nun unerbittlich. Er schloss den Knopf der Jeans, drehte sich zu ihr und sah auf ihren Hinterkopf. Wie immer gestikulierte sie mir den Händen herum, was ihn amüsierte. Sie war eben noch ein kleines Mädchen mit ihren sechzehn Jahren.
„dann sag endlich, warum du hier bist.“ Vielleicht könnte er dann doch noch diesen kleinen Hasen aufspüren und…
„Dein Vater will dich sehen. Es geht um irgendeine Tussi, die du kennen lernen sollst.“
Killian nahm den Hass in ihrer Stimme wahr, als sie von der Frau sprach. Er wusste worum es ging, auch wenn es ihm nicht sonderlich gefiel. Dennoch würde er tun, was sein Vater von ihm verlangte. Wie immer.
„Ihr Name ist Belinda und sie ist sehr nett“, seufzte Killian, zog sich das Shirt nun auch über den Kopf und ging dichter zu ihr. Sie wirbelte zu ihm herum und legte den Kopf in den Nacken. Immerhin war er fast zwei Köpfe größer als sie und sie sah ihm grundsätzlich in die Augen. Hierzu musste er schon zugeben, dass sie unglaublich schöne, blaue Augen hatte. Ein klares Eisblau würde er schätzen. Eher ungewöhnlich für ihr Rudel, da die meisten Braun oder Grüntöne hatten.
„Nett?! Na klar doch! Und ich bin die Kaiserin von China!“
Missgelaunt zog sie die Stirn kraus und biss sich kurz auf die Unterlippe. Irgendwann hatte sie bestimmt ein Loch darin, doch das war nicht sein Problem.
„Diese Tussi…“
„Belinda.“
„…ist sowas von falsch!“ Das er sie unterbrach schien sie weder zu  irritieren, noch zu verärgern. Nicht offensichtlich jedenfalls. Aber er sah genau, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten.
„Zu allen ist sie immer überaus nett, höflich, diszipliniert!“, keifte Melissa weiter und stemmte ihre Hände ein die Hüfte. „Aber mich schaut sie immer so an, wie du deinen Hasen. Als würde sie mich gleich verschlingen wollen. Dabei habe ich ihr nie was getan. Ich bin immer ganz lieb.“
Killian konnte sich bei dieser dreisten Lüge, sie sei immer lieb, nur schwer das Lachen verkneifen. Wenn sie immer lieb war, dann war er wohl ein Vollmensch.
„Hey, lach mich nicht aus, Killian. Sonst hast du morgen früh Schlangen in deinem Bett“; warnte sie aufgebracht. Er wusste ganz genau, wes war keine leere Drohung. Wenn er etwas in den letzten Jahren gelernt hatte, dann das, dass man Melissa ihre Drohungen ruhig ernst nehmen sollte. So absurd ihre Ideen auch manches Mal waren. Auch seine jüngeren Geschwister hatte diese Seite von ihr schon zu spüren bekommen.
„Schlangen?  Wie kommst du denn eigentlich ausgerechnet auf die Viecher?“, fragte er dann an der Antwort interessiert. Sie zuckte mit den Schultern und hatte plötzlich dieses eine gewisse Funkeln in den Augen. Das verhieß selten etwas gutes. Und meist wurde er dann von ihr mit hinein gezogen.
„Melissa, sag es mir lieber jetzt. Vielleicht kann ich dir dann helfen“, bot er freundlich an. Nicht ohne egoistisch dabei zu sein. Wenn er ihr versprach zu helfen, würde sie die Schlangen nie gegen ihn verwenden. Eine gute Taktik, die sich in der Vergangenheit schon sehr oft bezahlt gemacht hatte.
„Na schön, na schön. Ich war doch letzte Woche Onkel Edgar besuchen und der hat ganz viele davon. Und ich dachte, naja, dass ich sie sicher mal gebrauchen kann. Der merkt bestimmt nicht, dass ein paar von ihnen fehlen.“ Na ganz klasse!
„Melissa, du weißt ganz genau wie Edgar ist. Wenn er es heraus findet…“
„..dann hilfst du mir. Hast du gerade versprochen!“, sagte sie grinsend und sichtlich zufrieden mit sich. Dieses kleine Luder! Oh nein, er war genau in ihre Fälle getappt.
„DU kleine…“, knurrte er nun wütend und wollte sie packen, doch sie war flink und so verfehlte er sie. Mal wieder.
„Nun sei nicht sauer, Killian. Ich bringe sie ihm wieder. Versprochen.“ Er sah sie an, stieß noch ein tiefes Knurren aus, doch besann er sich dann, dass sie nur solche Reaktionen von ihm wollte. Daher zuckte er nun selbst mit den Schultern und ließ sie einfach stehen.
Nerviges Gör!

Obwohl er versuchte sie nicht zu beachten, spürte er sie deutlich hinter sich. Und es gefiel ihm. Jedes Mal aufs neue. Warum konnte er allerdings nicht sagen. Von Tag zu Tag nervte sie ihn mehr und mehr. Und doch war es ein gutes Gefühl sie bei sich zu haben. Dies war einer der Gründe, warum er meist eher schroff zu ihr war.
Er kam in der Kleinstadt an, machte sich auf dem Weg zum Rathaus und war nicht weiter überrascht, dass Melissa davor stehen bleib. Sie und sein Vater möchten sich wirklich nicht mal ansatzweise. Fast schien es sogar, dass sein Vater da Mädchen hasste. Obwohl seine Mutter und seine Geschwister sie wie eine aus der Familie behandelten. Kein Wunder, so oft wie sie bei ihnen daheim war. Aber nur, wenn sein Vater nicht ebenfalls anwesend war.
„Sehen wir uns später“, rief sie ihm wieder mit dieser lauten, nervtötenden Stimme hinterher und hatte sofort die Aufmerksamkeit aller Leute um sich herum. Er hob nur die Hand in die Luft und machte eine wegwerfende Bewegung, was so viel wie Nein heißen sollte. Killian hörte si noch tief seufzen, dann fiel die Tür hinter ihm zu und sperrte Melissa aus.


Melissa seufzte schwer, steckte die Hände tief in die Taschen ihrer Jeans und drehte dem Gebäude den Rücken zu. Warum war er nur so zu ihr?! Das fragte sie sich nicht zum ersten Mal und fand nie eine Antwort darauf. Auf der einen Seite schien er sie zu akzeptieren und auf der anderen Seite schien er sie loswerden zu wollen. Er war so komisch! Doch sie liebte ihn! Oh ja, das tat sie. Schon seid sie noch ganz klein war. Und jetzt war sie immerhin schon sechzehn Jahre alt. Eine richtige Frau also! Zumindest in ihren eigenen Augen. Aber das bemerkte anscheinend keiner außer ihr selbst. Ihre Mutter sagte immer wieder, sie solle endlich erwachsen werden und auch verantwortungsbewusster. Ihr Vater, dass sie endlich aufhören sollte, Killian nachzustellen. Ihre Familie verstand es einfach nicht. Killian gehörte zu ihr, das war doch klar. Nur musste er das jetzt auch noch begreifen.
Dazu musste Belinda weg, diese Ziege!
Melissa hasste das Mädchen sofort, einfach shcön aus Prinzip, da sie die Frau von Killian werden sollte. Ein offenes Geheimnis in der Stadt. Aber sie passte nicht zu ihm. Und Melissa war sich ziemlich sicher, wenn diese Tusse wirklich seine Frau wurde, würde sie die Freundschaft zwischen Killian und ihr unterbinden. Das dürfte Melissa niemals zulassen. Dafür bräuchte sie allerdings einen guten Plan. Eigentlich hätte sie diesen sogar schon. Nun müsste er nur noch durchgeführt werden.
Grinsend lief sie nach Hause und ging fröhlich pfeifend in die Küche zu ihrer Mutter.
„Oh, du bist ja gut gelaunt. Ist was tolles passiert?“, wollte diese wissen. Melissa setzte sich an den großen Eichenholztisch und grinste noch mehr.
„Oh ja! Aber ich verrate es nicht. Es soll eine Überraschung werden.“ In einer ungute Vorahnung zog ihre Mutter eine Augenbrauen hoch, fragte aber nicht weiter nach. Sie kannte ihre jüngste Tochter nur zu gut.
„Ich hoffe nur, Sheriff Harris muss dich nicht wieder mitten in der Nacht nach Hause bringen“, war ihre einzige Bemerkung und widmete sich wieder dem Teig für den Kirschkuchen an dem sie gerade arbeitete.
„Nein, keine Sorge, Kenny wird mich nicht wieder abliefern müssen.“ Sie rollte mit den Augen. Was Ihre Mutter nur schon wieder dachte! Ihr Plan würde Erfolg haben. Ganz sicher.
„Nun, ich hoffe es. Du weißt was dein Vater gesagt hat. Wenn so etwas noch einmal vorkommt, wirst du einige Wochen bei Großmutter Malinda verbringen. Und du weißt genau, sie hat keine Geduld mit Kindern.“
Melissa nickte. Ihre Großmutter war eine Hexe! Im wahrsten Sinne des Wortes. Da erschauderte selbst Melissa vor Angst. Es gab nicht viel, wovor die Sechzehnjährige Angst hatte, aber ihre Großmutter zählte definitiv zu den Top Ten!

Der Tag und auch der Abend zogen sich endlos in die Läge. Melissa wartete geduldig das die Stunden vergingen. Als im ganzen Haus endlich die Lichter erloschen, wartete sie auch noch ein Weilchen ab. Lieber auf Nummer sicher gehen.
Sie lauschte angestrengt an der Zimmertür, öffnete dann ihr Fenster und ganz vorsichtig sprang sie hinaus. Schnell war sie beim Haus von killians Familie angekommen, sah zu seinem Fenster herauf und schmunzelte als sie es offen stehen sah. Das würde sich wohl niemals ändern.
Kopfschüttelnd zog sie ihr Nachthemd aus, Band es sich locker um den Hals und wandelte sich rasch. Mit einem kräftigen Sprung gelangte sie nach oben und erschrak zutiefst, als sie beim Eindringen ins Zimmer plötzlich am Nacken gepackt und auf den Boden gedrückt wurde.
„Melissa!“, blaffte Killian sie knurren an und drückte sie weiter runter. Er wusste, es tat ihr nicht weh. Aber sie zappelt trotzdem wie ein Fisch auf dem trockenem.
„Was, in drei Teufels Namen, machst du hier? Um diese uhrzeit?!“ Egal wie viel sie sich auch bewegte, sein Griff lockere sich nicht. Er hatte heute keine Geduld mehr für ihre Spielchen. Ganz besonders nicht um diese späte Uhrzeit.
„Kihhhh“, jammerte sie und wandelte sich zurück. Das verstört ihn irgendwie. Er wollte sie nicht nackt sehen. Auch wenn sie erst sechzehn war. Er selbst war immerhin einundzwanzig.
„Zieh dein Nachthemd über und dann wirst du mir sehr genau erklären, was das hier werden soll.“ Er ließ seine Stimme extra nachdrücklich klingen, verschränkte die Arme vor der breiten Brust und lehnte sich gegen die Kommode, die neben dem Fenster stand. Und ohne Widerworte zog sie dich das Kleidungsstück über den Kopf, setzte sich im Schneidersitz hin und sah zu ihm hoch.
„Ich habe dich vermisste und wollte dich sehen.“
„Es ist fast Mitternacht, Mädchen.“ Melissa ermahnte sich ruhig zu bleiben.
„nenn mich nicht immer mädchen. Das klingt so, als wäre ich noch ein kleines Kind.“
„Was du auch noch bist“, zischte er und knurrte dann leise. Wenn jemand sie hier vorfand, dann würde ihnen beiden Ärger blühen.
„Nein, gar nicht. Ich bin eine junge Frau. Und das sollte dir endlich mal klar werden. Sobald das in deinen Dickschädel geht, kannst du mich endlich markieren und heiraten.“
Okayyyy, das verschlug ihm nun wirklich die Sprache!
„Wie bitte?!“
„Du sollst mich Markieren und dann heiraten. Ist doch ganz logisch.“ Sie zuckte die Schultern und grinste ihn dann an. Für sie war es schon eine beschlossene Sache.
„Das soll wohl ein schlechter Scherz sein, Mädchen. Ich bin jetzt mit Belinda verlobt. Es wurde vorhin beschlossen. Und du bist noch ein kleines Kind. Was glaubst du bitte, sollte ich mit dir anfangen?“ Killian beschloss, dass endlich mal etwas getan werden musste. Und leider sah er keinen anderen Weg, als diesen zu gehen, den er soeben begonnen hatte. Melissa musste sich endlich mal zurück halten und ihm nicht immer hinterher laufen. Das war nicht gut. Für niemanden.
„Aber…ich liebe dich, Killian!“ Sie sah ihn flehen an und drückte tatsächlich eine Träne aus ihren Augen. Irgendwie tat es ihm schon weh…
„Okay, jetzt hör mir mal bitte genau zu, Melissa. Ich werde in zwei Monaten Belinda heiraten. Und das steht nicht zur Diskussion. Finde dich einfach damit ab, okay? Du bist noch jung und wirst vielen Jungs und Männern begegnen. Such dir jemanden, der zu dir passt und der dich lieben kann. Mich nervst du einfach nur gewaltig und ich habe dich immer nur ertragen, weil man es von mir erwartet, da mein Vater der Alphas des Rudels ist. Verstehst du? Ich kann dich nicht einmal leiden! Du bist laut, unhöflich und unglaublich nervig. Du kannst nicht mal fünf Minuten die Klappe halten und benimmt dich ständig wie ein bauerntrampel. Tue uns beiden einen Gefallen und verschwinde ganz schnell. Dann werde ich diesen lächerlichen Auftritt auch schnell vergessen und du musst dich nicht schämen.“
Mit jedem weiterem Wort von ihm, würden ihre Augen größer und ihr Herz schlug immer schmerzhafter gegen ihren Brustkorb. Der Schmerz wurde schlimmer und glitt immer tiefer in ihr Herz hinein, ließ Risse entstehen.
„Nein…du…“, versuchte sie es, doch zum ersten Mal in ihrem Leben wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Und es wollte einfach kein weiteres Wort mehr über ihre Lippen kommen. Sonst wusste sie immer was zu sagen, hatte einen Spruch auf Lager, nur jetzt nicht mehr. Ihre ganze Welt brach so plötzlich zusammen, das es einen Teil ihres Selbst mit sich nahm.
Nur mit großer Mühe schaffte sie es auf die Biene zu kommen und um Fenster zu gehen, neben dem er noch immer stand. Noch einen letzten Blick warf sie zu dem jungen Mann, dem biis eben ihr heikles Herz gehört hatte. Nun war es kaputt…
In ihren Augen lag eine solche Qual, dass Killian sich sofort von ihr abwandte. Er konnte diesen Blick enfach nicht ertragen und die Schuld daran zerfraß ihn von innen.
„Mach´s gut“, sagte er vollkommen ausdruckslos und es traf Melissa wie ein weiterer Schlag.
Er log nicht. Er meinte jedes Wort ernst“
Aufschluchzend sprang sie aus dem Fenster und rannte in die Nacht hinaus.
Nie wieder!
Sie wollte ihn nie wieder sehen!


Killian sah ihr nach, sobald sie unten ankam. Er wusste genau, sie sah nicht zurück, daher gestattete er es sich. Ihm tat es selbst weh, ihr solche Sachen gesagt zu haben, aber wenn er Belinda heiratete, würde er ihr eh das Herz brachen. Dann sollte sie lieber anfangen ihn zu hassen. Das würde es für sie einfache machen über ihn hinweg zu kommen.
Doch Warum fühlte es sich dann im Moment eher so an, als würde sein eigenes Herz brechen?!

Kapitel 1 Heute- 8 Jahre später

8 Jahre später...

„Haben wir noch das schwarze Jeanskleid mit den bunten Blumen in Größe 34?“, fragte Melissa ihre Freundin und Mitarbeiterin Jessica. Diese sah sofort über den Computer im System nach. Dadurch, dass sie erst vor ein paar Monaten den Laden vergrößert hatten, war auch das Lager gewachsen und durch das System, welches direkt mit der Kasse verbunden war, ging es um einiges schneller als extra nach hinten zu laufen. Außerdem war es noch nicht ganz aufgeräumt. Melissa hatte im Moment einfach so viel um die Ohren, dass einige Dinge nach hinten verschoben wurden. Das Lager zählte dazu. Leider.
„Eines soll noch hinten sein. Ich geh es schnell holen“, erwiderte Jess und machte sich bereits auf den Weg.
„Vielen Dank“, warf Melissa ihr hinterher und wandte sich wieder der Kundin vor sich zu.
„Nehmen Sie doch bitte einen Moment Platz. Ich bin gleich wieder bei Ihnen.“ Die Frau lächelte freundlich, ging sofort zu der gemütlichen Sitzgruppe, nahm sich eine der vielen Zeitschriften vom Tisch und blätterte darin herum. Eher lustlos allerdings wie es schien.
Melissa hingegen vertrieb sich die kurze Wartezeit damit, eine der Puppen im Geschäft neu einkleiden zu wollen, bis sie vom Geräusch der Türglocke leicht zusammen zuckte. Auch eine Erneuerung, an die sie sich jedoch noch nicht so ganz gewöhnt hatte. Das Klingeln war aber auch wirklich laut.
Außerdem geschah es nicht selten, dass sie sich in eine Aufgabe so vertiefte, dass es fast so wirkte, als würde sie in einer anderen Welt verweilen. Ihre Freunde und die Mitarbeiter waren daran gewöhnt. Und auch einige der Stammkunden kannten dieses Verhalten von ihr sehr gut.
Gerade wollte sie sich umdrehen, um freundlich ihre Hilfe anzubieten, doch als sie sah wer dort vor ihr stand, begann ihr Herz wie verrückt zu schlagen. Ihr wurde heiß und kalt zugleich und eisige Panik überkam sie. Was machte ER denn hier? Und wie, in Gottes Namen, hatte er sie gefunden? Immerhin hatte sie vor acht Jahren einen neuen Nachnamen angenommen, um niemals wieder an ihre Vergangenheit zu geraten. Sie hatte mit allem gebrochen, womit sie aufgewachsen war. Die meisten nahmen an, es war der Streit zwischen ihr und Killian gewesen, doch es gab noch mehr. Nur würde sie das niemals jemanden erzählen. Nicht heute, nicht morgen. Niemals!
„Hallo, Melissa.“
Diese verfluchte Stimme!
Schon früher war seine Stimme eher rau gewesen, jedes Wort wie eine Liebkosung und ein Versprechen. Doch jetzt...
Seine Augen fixierten sie, glitten fast schon träge über ihren Körper, wobei darin etwas aufblitzte, was sie nicht wirklich zuordnen konnte. Als er ihr wieder ins Gesicht sah, war sie drauf und dran einfach nur zu flüchten. Sie wollte ihn nicht sehen. Nicht diese Stimme hören. Nicht in diese Augen blicken.
Verdammt! Warum sah er denn jetzt noch umwerfender aus als früher? Himmel!
„Was denn, bist du stumm geworden? So kenne ich dich gar nicht. Gefällt mir aber irgendwie. Obwohl zumindest ein Hallo ganz nett wäre. Nach so vielen Jahren. Wir sind doch alte Freunde.“ Dieser nun überhebliche Klang war ihr sehr vertraut und doch gleichzeitig auch neu.
„Was willst du hier?“, brachte Melissa dann nur heraus, verschränkte die Arme vor ihren üppigen Brüsten und zog eine Augenbraue hoch. Auch wenn in ihrem Inneren das reinste Chaos herrschte, so war sie von Außen ganz eindeutig ihm gegenüber feindlich eingestellt. Er sollte einfach nur verschwinden.
„Begrüßt man so etwa einen alten freund? Die Zeit hier hat dir wohl nicht so gut getan.“
War das sein verdammter Ernst?! Nach allem, was er damals gesagt hatte? Sie schnaubte verächtlich und ließ ihre Deckung nicht fallen. Er hatte schon immer gewusst, wie er sie treffen konnte. Egal ob positiv oder negativ. Das hatte er anscheinend nicht vergessen. Schade.
„Wir sind keine Freunde, Killian. Das waren wir noch nie, wenn ich mich richtig an deine Worte erinnere. Also, was genau willst du hier? Und woher weißt du, wo ich lebe?“ Oh ja, sie hatte eine ganze Reihe von Fragen an ihn. Diese hier waren natürlich neu, denn nie hätte sie damit gerechnet, das sie ihn wiedersehen würde. Und alle anderen würde sie ihm niemals stellen. Das konnte sie nicht tun. Für ihre eigene Sicherheit schon nicht.
Sichtlich unbehaglich fuhr er sich wie früher durch diese tollen Haare und gab einen kleinen Seufzer von sich.
„Du erinnerst dich daran?“, fragte er sie tatsächlich und sah ihr dabei auch noch in die Augen. Melissa nickte kaum merklich. Und ob sie sich daran erinnerte! An jedes einzelne seiner gemeinen Worte. Er hatte ihr das Herz gebrochen. Und nicht nur das...
„Ja“, erwiderte sie jedoch nur knapp und sah ihn abwartend an. Er schien noch etwas sagen zu wollen, doch da kam Jess wieder. Gott sei Dank!.
„Hey, ich hab das Kleid“, sagte sie fröhlich wie immer, hielt jedoch inne als sie Killian bemerkte und riss die Augen auf. Melissa wusste genau, was nun kam und konnte nur die Augen verdrehen.
„Wow! Was bist du denn für ein Prachtexemplar von Mann?! Bist du zufällig Single und für einen One-Night-Stand zu haben?“, fragte sie in ihrer Direktheit und konnte damit doch tatsächlich Killian schocken. Zumindest weiteten sich seine Augen ganz leicht und er sah Melissa kurz an. Als ob er Hilfe von ihr brauchen würde. Diese grinste nun leicht.
„Danke für das Kleid, Jess. Und du kannst ihn nicht haben. Er ist nämlich verheiratet und obendrein auch noch ein riesiges Arschloch. Du bist viel zu gut für ihn.“ Damit nahm sie das Kleid entgegen, ließ die beiden stehen und widmete sich der Kundin.
Killian ballte seine Hände kurz zu Fäusten und sah Melissa hinterher. Er konnte echt nichts dafür, das sein Blick an ihrem Hintern klebte, der in diesen Kleid und bei den Mörderabsätzen, ganz herrlich zur Geltung kam. Wenn sie nur wüsste...
„Du bist verheiratet? Schade. Über das Arschloch könnte ich ja hinwegsehen, den Rest leider nicht“, hörte er die Frau neben sich sagen und sah sie an. Dabei lockerte er seine Hände auch wieder.
„Wie bitte?“ Sie grinste und winkte ab.
„Du kennst Melissa also von früher?“, fragte sie nun und er nickte wahrheitsgemäß. Er kannte sie besser, als er jeden anderen auf diesen Planeten kannte. Zumindest war das früher einmal so gewesen. Jedoch hätte er nie für möglich gehalten, dass sie am Tage nach seiner Hochzeit einfach verschwinden würde. Dazu noch so gut, dass er acht Jahre gebraucht hatte um sie zu finden. Nun gut, es waren nur knappe fünf Jahre, aber es war dennoch kaum ein Tag vergangen, an dem er nicht an sie gedacht hatte.
„Mhh, das ist interessant. Dann bist du wohl auch ein Teil der Vergangenheit, die sie versucht so gut wie möglich auszulöschen... Kann ich gut verstehen. Wenn mir so etwas passiert wäre wie ihr... ich hätte nicht mehr weiter leben wollen.“
Killian sah sie scharf an. Nur wegen Liebeskummer hätte sie sich umgebracht? So klangen die Worte ja nun mal. Das war doch Schwachsinn. Er knurrte leise.
„Man bringt sich doch nicht wegen einem gebrochenen Herzen um!“, sagte er unwirsch und wollte sich abwenden. Die junge Frau schnaubte verächtlich.
„Das nicht, aber das danach. Du weißt es anscheinend gar nicht. Nun, dann hab ich nichts gesagt. Entschuldige mich bitte, ich muss auch weiter arbeiten.“ Ehe er sie zurück halten konnte, war sie schon bei einer neuen Kundin. Killian war vollkommen verwirrt. Was meinte sie mit dem danach? War etwas passiert, von dem er nichts wusste? Und wenn ja... was konnte so schlimm sein?!
Nun, er würde es ganz sicher herausfinden. Nun galt es erst einmal Melissa davon zu überzeugen, ihn nach Hause zu begleiten. Sicher würde es kein leichtes Unterfangen werden.
Nachdem sie ihre Kundin abkassiert hatte, ging er wieder zu ihr.
„Du bist ja immer noch hier. Warum? Kannst du nicht einfach verschwinden und nie wieder auftauchen? Du hast hier absolut nichts zu suchen“, knurrte sie ihn sichtlich wütend an.
„Melissa, hör mir zu. Ich...“ Sie ließ ihn gar nicht erst ausreden und hob eine Hand.
„Nein! Jetzt hörst du mir zuerst einmal zu, Killian. Es gibt einen Grund, warum ich abgehauen bin. Warum ich meinen Nachnamen geändert habe. Warum ich niemanden etwas sagte. Ich will absolut nichts mehr mit eurem Rudel zu tun haben. Mit dieser ganzen Stadt wo ich geboren wurde. Noch nicht einmal mit meiner Familie. Hast du das verstanden? Dann kannst du ja jetzt wieder dorthin gehen, wo du herkommst und mich mein Leben leben lassen. Ich werde nicht noch einmal mit dir reden. Und wenn du nicht sofort meinen Laden verlässt, werde ich die Polizei rufen.“
Demonstrativ drehte sie ihm den Rücken zu. An ihrer angespannten Haltung konnte er deutlich sehen wie ernst es ihr damit war. Aber aufgeben war noch nie etwas gewesen, dass zu ihm gehörte. Und in dieser wichtigen Angelegenheit sowieso nicht.
„Shyra wurde entführt“, sagte er leise. Melissa zuckte zusammen und drehte sich ganz langsam um. Sie und seine kleine Schwester Shyra waren enge Freundinnen gewesen, obwohl Shyra ein Jahr jünger als Melissa war. Vielleicht lag es auch daran, das seine Schwester die ältere so bewundert hatte. Weiß der Geier warum, aber es war eben so. Ebenso wie es einfach eine Tatsache war, dass Melissa in Shyra selbst eine kleine Schwester sah und viel für sie getan hatte. Und hoffentlich auch noch tun würde.
„Wann?“, fragte sein Gegenüber nun mit gepresster Stimme.
„Schon vor drei Monaten... Wir haben absolut keine Ahnung wer dahinter steckt, oder was die wollen. Es ging keine Lösegeldforderung ein. Nur...“
Jetzt würde der wirklich schwierige Teil kommen. Wenn er das los war, würde sie ihn mehr als verhaften lassen. Vermutlich überstand er die nächste Nacht nicht mal mehr.
„Nur, was?“, fragte sie trügerisch ruhig. Er schluckte sichtbar.
„Sie wollen etwas, das Shyra dir vor langer Zeit gegeben hat. Sagen sie zumindest. Wir haben keine Ahnung was gemeint ist, aber du vermutlich schon. Und...“ Er brach ab als er sah, wie sie ganz blass wurde und sich an die Wand hinter sich lehnte. Okay, anscheinend wusste sie tatsächlich sofort, worum es sich handelte. Sehr interessant. Der heutige Tag schien überhaupt ziemlich viele Überraschungen zu beinhalten. Zum Beispiel hätte er auch nicht damit gerechnet, das ihre bloße Anwesenheit ihn so umhauen würde. Auch noch nach all den Jahren.
„Sa...Sag Ihnen... es existiert nicht mehr. Ich habe es vernichtet!“ Mittlerweile zitterte sie schon heftig.
Ohne es zu bemerken hatte Killian sich in Bewegung gesetzt, stand nun neben ihr und zog sie einfach so in seine Arme. Sie zuckte zwar zusammen und versteifte sich noch mehr, aber ansonsten hielt sie still.
„Ich denke, das stimmt nicht, Melissa. Angeblich soll ein Teil davon aufgetaucht sein und nun wollen sie alles haben. Sag mir lieber, worum es sich dabei handelt!“
Melissa riss sich von ihm los und trat einen Schritt zurück. Das konnte unmöglich wahr sein! Nein! Und es durfte auch nicht wahr sein. Wie konnte etwas davon ans Licht kommen? Und wieso hatten sie Shyra entführt? Es ergab nur wenig Sinn. Außerdem konnte sie Killian nicht die Information geben, die er wollte, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.
„Du glaubst doch wohl nicht, dass sie Shyra leben lassen, wenn sie es haben?“, fragte sie um ein wenig Zeit zu schinden. Obwohl die Frage natürlich berechtigt war. Auf keinen Fall würden sie das Mädchen leben lassen. Scheiße! Sie selbst würde es ja an deren Stelle nicht mal tun. Jedoch konnte sie ihre Freundin auch nicht im Stich lassen.
Verdammt! Was sollte sie denn jetzt nur tun?
„Das ist der zweite Grund, warum ich dich gesucht habe. Zum einen natürlich um das zu bekommen, was sie wollen. Zum anderen für Shyras Sicherheit. Weißt du, ich habe dich schon vor einer Weile gefunden. Ebenso habe ich in Erfahrung gebracht, was du so in den letzten Jahren getrieben hast. Ich denke, du bist genau die Richtige für den Job.“
Fassungslos sah sie den Mann vor sich an, den sie als Mädchen geliebt hatte, und erkannte ihn kaum wieder. Eigentlich hatte sie ja angenommen, dass die Ehe ihn weicher machen würde. Und die Kinder, die er sicherlich schon hatte. Aber es schien eher so, als sei er noch kälter als damals. Vielleicht wärmte seine Frau sein Bett ja nicht genug, dachte sie gehässig. Dabei versuchte Melissa ihr wild schlagenden Herz zu ignorieren. Das tat es nämlich schon, seit er angekommen war.
„Es tut mir Leid, Killian, aber ich kann dir nicht helfen. Ich habe nicht, was Sie wollen. Und ehrlich gesagt, ich will wirklich nichts mit euch allen zu tun haben. Bitte, geh jetzt.“
Sobald er weg wäre, würde sie nachforschen. Natürlich würde sie Shyra nicht im Stich lassen, niemals, aber sie würde auch nicht so dumm sein, mit Killian zusammen zu arbeiten. Oder noch schlimmer, ihn nach Hause zu begleiten. Nur als Leiche! Wenn sie schon eingeäschert war. Jawohl!
„Das kann nicht dein Ernst sein! Sie ist deine Freundin gewesen. So kaltherzig kannst du doch gar nicht sein. Bitte, Melissa. Es geht um meine kleine Schwester!“, blaffte er sie an, sodass sie noch einige Schritte zurück ging. Dabei schüttelte sie den Kopf.
„Verlang nicht von mir, dass ich zu diesem Ort zurück kehre, Killian. Bitte! Du hast damals zwar gesagt, das ich dich nerve und du mich nicht mal leiden kannst, aber tu mir das nicht an! Ich kann nicht zurück. Niemals. Akzeptiere das einfach. Ich kann dir nicht helfen!“
Sie schüttelte den Kopf und sah ihn nicht an. Den Blick auf den Boden gerichtet, schlang sie ihre Arme um sich. Natürlich war Melissa sich bewusst, wie sie sich gerade verheilt. Sehr schwach und erbärmlich, aber es war ihr gleich. Sobald er weg war, würde sie ihre Maske wieder hervorholen und nicht mehr absetzen. Es war einfach nur der Moment. Ein Schock sozusagen. Immerhin hatte sie geglaubt, ihn nie wieder zu sehen.
Es gab gerade einfach zu viel auf einmal.
„Fein! Ich lasse dich für heute in Ruhe. Aber eines sage ich dir, Melissa: Ich werde nicht gehen bis du dich einverstanden erklärst, mich zu begleiten. Und wenn es mir zu lange dauert, warte ich nicht mal das ab. Dann werde ich dich zwingen.“
Kalt sah er auf sie herab als sie ihn nun doch ansah. Es war ein harter Stich ins Herz. Ähnlich hatte er sie in jener Nacht angesehen. Was er sagte war kein leeres Versprechen, das wusste sie genau, er würde nicht einfach locker lassen. Also hatte sie genau zwei Optionen.
Erstens: sie fügte sich, brachte es ganz rasch hinter sich und hoffte dabei zu überleben.
Zweitens: sie wartete ab bis er nicht Acht gab und würde ein zweites Mal in ihrem Leben wegrennen und von ganz vorne beginnen müssen.
Keine der beiden Dinge wollte sie für sich. Am liebsten würde sie die Zeit auf heute Morgen zurück drehen und einfach nicht aufstehen. Vielleicht würde das sogar helfen.
Oder aber ihr fiel noch ganz schnell eine dritte Option ein. Leider war das Wunschdenken, da ihr Kopf wie leergefegt war. Zumal die Sorge um Shyra sich nicht einfach abschütteln lassen würde. Shit!
Als Melissa wieder hoch sah, war er verschwunden, nicht aber sein einzigartiger Geruch. Der war noch immer wie eine Wolke um sie herum und erschwerte es ihr ungemein, einen klaren Kopf zu bekommen. Nicht, dass das jetzt noch von Bedeutung wäre.


Killian fluchte draußen vor dem Laden unterdrückt und Bälle seine Hände zu Fäusten. Schon als er sie vor guten zwei Monaten endlich gefunden hatte, war es ein Schlag ins Gesicht gewesen. Sie hatte sich so stark verändert. Nicht nur wegen ihrem Nachnamen, und das sie nun wirklich erwachsen war, es war vielmehr alles andere. Der Detektiv hatte einiges über sie in Erfahrung gebracht. Zumindest von den letzten knappen drei Jahren. Was in den restlichen fünf passiert war, wusste er nicht und anscheinend hatte sie ihre Spuren so gut verwischt, dass niemand es heraus bekam.
Er wusste allerdings, dass sie von einem alten Mann Geld geerbt hatte, was sie in ihren Laden steckte. Und das nicht besonders schlecht. Innerhalb eines knappen Jahres hatte sie eine größere Immobilie anmieten können und das Geschäft schien zu florieren. Killian wollte unbedingt wissen, was es mit dem Mann auf sich hatte, doch auch dazu gab es kaum etwas zu finden. Jedenfalls nichts, was mit Melissa in Verbindung stand. Die ganze Situation frustrierte Killian über alle Maßen.
Zudem hatte er es nicht richtig gestellt mit Belinda. Dass die Ehe schon ein paar Monate später wieder geschieden worden war, weil seine ach so nette Frau, auch etwas zu nett zu anderen Männern gewesen war. Warum hatte er sie nicht korrigiert? Er wusste es wirklich nicht, aber im Moment war das auch nicht wirklich wichtig. Das war nur seine kleine Schwester. Shyra musste befreit werden, mit allen Mitteln! Und Killian hatte vor, wirklich alles dafür zu tun. Egal, was es war.
Vielleicht kam er auch an sein Ziel, wenn er mehr Zeit mit Melissa verbrachte, sie wieder in seinen Bann zog wie früher. Er wusste, dass sie ihn geliebt hatte. Zumindest soweit, wie es ein Mädchen in ihrem Alter hatte tun können. Vielleicht war tief in ihr noch etwas von diesen Gefühlen. Er wollte ihr zwar nicht weh tun indem er sie benutzte, jedoch ging es um das Leben seiner Schwester. Da konnte er unmöglich Rücksicht auf irgendjemanden nehmen.
Nachdem er sich die ganze Sache durch den Kopf gehen ließ, erschien es ihm immer leichter zu fallen. Lag allerdings auch daran, dass Melissa heute noch schöner war als damals. Vor acht Jahren hatte er es nicht zu würdigen gewusst, wegen ihrem Alter und weil er wusste, dass er irgendwann eine Frau würde heiraten müssen, die er nicht liebte, die aber gut zu ihm passte. Nun lag die ganze Sache anders. Melissa war zu einer atemberaubenden Frau geworden. Sein unterer Teil gab ihm nur allzu gern Recht und pochte gegen den Reißverschluss seiner Anzughose. Oh ja, er begehrte sie ehrlich. Daher würde es ihm nicht schwer fallen, sie zu umwerben.
Grinsend setzte er sich in seinen Sportwagen, fuhr zum Hotel in dem er abgestiegen war und fuhr dort in seine Suite hoch. Als erstes musste er sich von dem Detektiv alle Informationen bringen lassen, die dieser zu Melissa hatte. Am besten auch ihrer Mitarbeiterin. Killian hatte gespürt, das die beiden Frauen eine innige Freundschaft verband. Auch das wollte er sich zu nutze machen.
Sein Plan nahm immer weiter Gestalt an und sogar Vorfreude schlich sich in seinen wilden Gefühle hinein. Er würde es genießen, Melissa zu verführen!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.12.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Danke an meine Leser für ihre jahrelange Treue, auch wenn es nicht immer leicht mit mir ist ;) Ich hoffe, ich kann euch noch einige weitere Jahre zum Schmunzeln und verzweifeln bringen!

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