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Prolog

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich das Informationsblatt in meinen Händen an.
Das konnte unmöglich wirklich wahr sein!! Nein, vollkommen unmöglich...
Niemals würde ich diesen Fehler begangen haben. Und doch sagte mir genau dieses Schriftstück vor meinen Augen, das es tatsächlich so war.

"Wir freuen uns sie, junger Mann, an unserem Eliteinternat für junge Gentleman, begrüßen zu dürfen...", begann der Brief und war ganz eindeutig. Noch offensichtlicher hätte es ja wohl kaum sein können. Ich fluchte ein paar Mal ungehalten und versuchte angestrengt nach zu denken. Wie hatte mir das nur entfallen können? Zähneknirschend raufte ich mir die Haare und schmiss mich aufs Bett.
Noch nie war mir so etwas passiert. Das ich etwas derartig wichtiges einfach übersah. Eine ganze Stunde lang versuchte ich damit klar zu kommen, das ich, Elisa Adams, ein Ass in fast allen Fächern, einen so schwerwiegenden Fehler begangen hatte.
Mit dieser Tatsache konnte ich mich wahrlich nicht anfreunden...
Das war ja fast so, als hätte ich plötzlich eine sechs geschrieben, was bei mir so gut wie unmöglich war.
Na klar, beim Sport war ich nicht so das Ass, aber auch nur weil man dafür nicht "lernen" konnte.
Jedenfalls nicht auf die normale Weise wo man sich mit dem Lehrbuch hinsetzt und versucht sich alles einzuprägen. Denn genau das konnte ich wahnsinnig gut.
Vermutlich, weil ich nichts anderes tat seit Jahren.

Seufzend stand ich wieder auf und versuchte ruhiger zu werden. Eigentlich war es ja gar nicht möglich, dass ich tatsächlich dort angenommen wurde.
Ich glaube kaum, das dem Direktor so ein Fehler ebenfalls unterlaufen sein könnte. Immerhin war er auf Havard gewesen und hatte als einer der besten in der Geschichte dieser Schule abgeschlossen! Das konnten nicht viel von sich behaupten. Woher ich das weiß? Nun ja, ich habe mich über ihn schlau gemacht.
So etwas sollte man immer tun, damit man einschätzen konnte, wie man an bestimmten Orten zurecht kommen würde. Mir ging es jedenfalls so! Nun stand ich allerdings vor diesem großen Problem. Innerlich zwang ich mich zur Ruhe und griff wieder nach dem Brief.
Bisher hatte ich nur den Anfang gelesen und war einfach zu geschockt davon. Meine Hände zitterten leicht als ich begann weiter zu lesen.

"...Mir ist durchaus bewusst, das sie statt eines jungen Herrn, eine Lady sind. Ich habe es in ihrer Bewerbung nicht einfach übersehen. Jedoch haben mich ihre schulischen Leistungen derart begeistert, das ich ihnen gerne einen Vorschlag machen würde. Sie scheinen wirklich einen wachen Verstand und den festen Willen zu haben, um in dieser Welt voran zu kommen."

Oh mein Gott! Das war ja wirklich mal sehr interessant. Der Direktor schien diesen Brief sogar weitestgehend selbst verfasst zu haben, was mich ungemein beeindruckte. Allerdings konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, dass mir sein Vorschlag derart zusagen würde. Ich zwang mich zum weiter lesen.

"Diese Schule besteht nur aus männlichen Schülern, was auch einen bestimmten Grund hat. Junge Menschen, insbesondere junge Männer, lassen sich in diesem Alter sehr gerne von dem weiblichen Geschlecht ablenken und meist leiden ihre schulischen Leistungen darunter. Um dies zu vermeiden, wurde diese Schule von meinem Großvater gegründet und bis heute hat sich daran nichts geändert. Jedoch bin ich der Auffassung, das auch junge Frauen die Chance bekommen sollten.
Und an ihrer Bewerbung habe ich deutlich erkannt, das es ihnen ernst ist. Auch das sie sich nicht zu schade sind, nur unter heranwachsenden Jungen zu lernen. Daher also nun mein Vorschlag. Ich würde es sehr begrüßen, wenn sie an diese Schule kommen würden, müsste jedoch eine kleine Bedingung stellen: Sie müssten als männliche Person hier ihre Zeit verbringen!"

BOOM!

Das hatte jetzt wirklich gesessen! Und es erschien mir vollkommen unmöglich, dass ein Mann seines Formates tatsächlich ein solches Arrangement treffen konnte.
Ja, das er es sogar für eine gute Idee hielt.
Nein!
Und noch einmal: N-E-I-N-!
Das würde ich ganz sicher niemals mitmachen.

Oder doch...?

Nein! Es ging ganz einfach nicht. Wie sollte ich es denn schaffen, zwei ganze Schuljahre an einen Internat zu verbringen, als Junge?
Ich hatte zwar jedes Jahr, seit der ersten Klasse, beim Schultheater mitgespielt, doch für ein solches Unterfangen reichte mein Talent niemals ran. Dabei gab es genau an diesem Internat einige der besten Lehrkräfte des ganzen Landes. Dort nicht hinzugehen würde einen intelektuellen Selbstmord gleich kommen.
Also was sollte ich nur tun?
Sollte ich es wirklich wagen?
Sollte ich versuchen als Junge zwei Jahre durch zu halten? Eigentlich müsste ich ja tatsächlich nur den Unterricht mit ihnen verbringen...Oh NEIN!
Erst jetzt fiel mir uch noch ein, das ich ja auch dort wohnen müsste. Und sie viel ich wusste-was man halt in den Brochüren und im Internet fand-waren die Schlafzimmer in kleine Wohnungen unterteilt.
Hieß im Umkehrschluss, ich müsste auch mit ein paar von ihnen zusammen leben! Da würde man meine Maskerade zweifelsohne sofort durchschauen.
Kein besonders beruhigender Gedanke.

Eine ganze Woche versuchte ich darüber nach zu denken, was ich nun tun sollte. Mir blieben ja ein paar einfache Optionen offen.
Zum einen könnte ich ganz einfach nein sagen. Der Direktor hatte ganz sicher Verständnis dafür, auch wenn er enttäuscht sein würde.
Zum anderen könnte ich es tatsächlich versuchen. Wobei ich mir meinen Erfolg nicht allzu hoch einschätzte. Denn seien wir doch mal ganz ehrlich: wie lange konnte es gut gehen, als Mädchen zwischen so vielen Jungs? Genau, nicht besonders lange.
Doch dann war halt auch noch der Punkt, das die Kurse, der Unterricht und auch die Freizeitangebot erstklassig waren. Wenn ich dort gut sein würde, könnte ich alles studieren! Wirklich alles! Außerdem würden mir so einige Türen offen stehen.
Ich war wirklich in einer echten Zwickmühle. Diese einmalige Chance konnte ich mir nicht entgehen lassen. Das könnte vermutlich niemand.

Seufzend begann ich meine Antwort zu schreiben. Ja, ich würde das merkwürdig erscheinende Experiment wirklich eingehen. Und sei es auch nur für eine noch so kurze Zeit.

Kapitel 1

Um kurz vor 3 weckte mich meine Mutter.
Wir hatten ein kleines Stückchen zu fahren bis zu diesem Internat. Ich stand auf, ging duschen und versuchte mir bloß nicht allzu viele Gedanken zu machen. Es würde einiges auf mich zukommen und irgendwie musste ich dem gewappnet sein. Nur wie? In einer solchen Lage hatte ich mich noch nie befunden.
Da ich bezweifelte, dass es vielen so ging.
Nur die wenigsten wären wohl so dumm, dass hier wirklich durch zu ziehen. Ganz zu schweigen davon, in einer Verkleidung! Das war doch schon wirklich verrückt genug. Gestern hatte ich ein ziemlich langes Telefonat mit dem Direktor gehabt. Er hatte mir genau erklärt, was er sich davon erhoffte: Gleichberechtigung!
Nun ja, keine schlechte Sache.
Aber warum dann dieses kleine Theaterspiel?
Ich verstand es einfach nicht. Konnte ich wirklich nicht als Mädchen dort sein? Anscheinend ja nicht. Ich seufzte schwer, stieg aus der Dusche und wickelte mich in mein schönes, rosa farbenes Handtuch. Das würde ich wohl auch hier lassen müssen…Genau wie meine tollen Kleider und die ganzen geilen Highheels.
Eine Schande war das wirklich. Und ich hatte es mir auch nicht verkneifen können ein paar dieser Schuhe, sowie einen Minirock und ein enges Top einzupacken.
Hoffentlich konnte ich in meinem Zimmer dann auch mal normal rumlaufen! Wenn nicht würde ich irgendwann verzweifeln. Aber eigentlich war ich da dann doch schon ganz optimistisch.
Ich würde die meiste Zeit lernen, in meinem Zimmer, und da konnte ich ja rumlaufen wie ich wollte. Zumindest hoffte ich das inständig. Nachdem ich mich angezogen, die Haare geföhnt und mich vergewissert hatte, dass alles da war, fuhren wir auch schon los.

So nervös wie heute, war ich in meinen ganzen Leben noch nicht gewesen.
Ich hatte mich an diesem Internat beworben, wo nur Jungs Zutritt hatten, ohne zu überlegen, was dies für mich bedeutete...
Meine Koffer waren gepackt, die Haare unter einer super echt aussehenden Perücke versteckt und die Brüste hatte ich mir auch abgebunden, damit es nicht so sehr auffiel.
Irgendwie ja schon komisch. Vor allem wenn ich daran dachte, das ich mit vier Jungs zusammen wohnen würde, die keine Ahnung hatten, das ich eigentlich ein Mädchen war.
Ich konnte echt nur hoffen, dass sie nicht ständig nackt durch die Räume liefen oder dass sie nicht zu oft irgendwelche Weiber hier rein schmuggeln würden.
Das würde echt schon eklig werden, wenn die da vor meinen Augen anfangen mit denen rum zu machen. Oder schlimmer noch: wenn sie mir auch eine aufdrängen wollten!
Nie im Leben würde ich was mit nen Weib machen. Außerdem würde dann ja auch alles auffliegen. Vermutlich musste ich wohl dann auf schwul tun, was ganz sicher nicht für ein harmonisches Zusammenleben führen würde. Warum ich mich dort beworben hatte?
Ich wollte endlich auch einmal wahrgenommen werden. An solchen normalen Schulen ging man ständig in der gesamten Masse unter.

Eine knappe halbe Stunde später, wurde ich zu meinem Zimmer gebracht und verabschiedete mich von meinen Eltern. Nun würde es richtig losgehen. Irgendwie hatte ich total Panik. Und ich bemerkte, dass ein Zimmer bereits besetzt war. Es war das größte Zimmer wie ich vom Grundriss her wusste. Klar, wer zuerst kommt, malt zuerst wie ein Sprichwort besagte.
Ich hätte auch gerne das Größte Zimmer gehabt, aber nun ja. Nun begann ich auch leicht zu zittern. Schnell sah ich mich um und nahm mir dann das kleinste Zimmer und packte den Koffer sehr ordentlich auf das Bett. Ja, Ordnung war mir verdammt wichtig, genau wie gute Noten.
Da konnte ich wohl nichts machen.
Ich war eine Streberin!
Ich packte den Koffer aus und seufzte ständig. Es war merkwürdig, dass mir meine langen blonden Haare nicht ständig über die Schultern fielen.
Ich fühlte mich regelrecht nackt dabei. Auch mit den Jungs Klamotten musste ich mich erst noch anfreunden. Das Shirt war wirklich groß genug damit ich zwei Mal rein gepasst hätte…
Als es dann plötzlich klopfte, schreckte ich sofort aus meinen Gedanken. Zitternd ging ich zur Tür und öffnete sie zögernd.
Mir verschlug es glatt die Sprache, was da für ein Kerl vor mir stand.
Er war echt total mein Typ und hatte dann auch noch so hammergeile Augen. Und auch ansonsten war er wirklich ziemlich heiß. Vor allem die Piercings! Ich liebte so was an Kerlen einfach.
Auch wenn meine ganzen Freundinnen es nicht verstanden. Aber so war nun einmal mein eigener Geschmack. Sone normalen Playboys waren absolut nichts für mich.
Obwohl ich eigentlich sagen musste, das er auch wie ein Player wirkte. Schade dass ich mich nicht hatte hübsch machen können. Wäre wohl dann zu schwul rüber gekommen.
"h-Hallo...", stammelte ich wenig geistreich und sah ihn etwas verlegen an.
"Hi, ich bin Joah", stellte er sich mir vor und reichte mir seine Hand. "Du bist ein komplett neuer Schüler, oder? Hab dich zumindest noch nie auf dem Campus gesehen."
An seinen Blick erkannte ich sofort, dass er mich für einen Milchbubi hielt. Kein Wunder, dachte ich sarkastisch und seufzte innerlich. Ich schüttelte seine Hand nur ganz leicht und sah ihm in die strahlenden Augen.
"El...Kyle", korrigierte ich mich schnell.
Verdammt, ich musste wirklich aufpassen, dass ich mich nicht so einfach verraten würde.

Und plötzlich kamen drei weitere Kerle rein von denen auch jeder verdammt gut aussah. Oh Mann, da war ich im Paradies und gleichzeitig in der Hölle.
Zwei von ihnen schien dieser Joah zu kennen, da er mit ihnen einschlug. Ich betrachtete alle vier Jungs kurz genau. Also sie waren wirklich alle heiß.
Verdammt heiß.
Aber das sollte mir egal sein. Ich wollte ja keinen freund haben. Niemals! Kerle waren doch eh zu nichts zu gebrauchen außer dass sie einen vom Lernen abhielten. Sah ich ja immer wieder bei Freundinnen. Nie hatten sie Zeit sich zusammen zu setzen…
Die drei suchten sich auch noch ein Zimmer und ein paar Minuten später setzten wir uns alle in den Wohnraum um halt alles zu besprechen. War ja nur vernünftig.
Die anderen waren Chris, Matt und Bryan. Joah erhob die Stimme.
"Okay, wer kann kochen?" Zwei der Kerle nickten, einer schüttelte den Kopf und dann sah er mich fragend an.
"Ähm...ja...ich kann auch kochen", stammelte ich wieder und fühlte mich total unwohl. Alle starrten mich an. Verstellte ich meine Stimme nicht gut genug?
"Ich könnte das ja komplett übernehmen", schlug ich dann etwas ernster vor. Sofort schüttelte Joah den Kopf. Ich war regelrecht fasziniert von seinen Augen.
"Das brauchst du nicht, hier muss jeder ran. Jedem wird ein Wochentag zugeteilt und am Wochenende machen wir zusammen. Das wird schon klappen." Er lehnte sich zurück und ich sah ihn aufmerksam an.
"Wer hat ein Problem mit etwas Lautstärke?", fragte er dann überraschend.
Ich sah ihn leicht verwirrt an. Das war ja wirklich ein abrupter Themenwechsel.
"Ich nicht", antworte ich automatisch, obwohl ich schon nen Problem damit hatte, wenn es war, wo ich lernen wollte. Da konnte ich es echt nicht leiden.
Aber so wie er wirkte, würde er wohl Verständnis dafür haben. Hoffte ich jedenfalls sehr. Auch die andern waren nicht dagegen, was ich mir schon denken konnte. Auch sie wirkten wie Kerle, die gerne mal Party machten.
"Alles klar", grinste er, "Dann werden wir eine gute Wohngemeinschaft." Joah verschwand für einen Moment in seinem Zimmer und kam dann mit einem Kasten Bier wieder, den er auf den Tisch stellte.
Jeder bekam eine Flasche in die Hand. Auch ich!
Bier??? Oh Mist. ich hatte bisher noch nie Alkohol getrunken...
"Auf das Schuljahr!", meinte er grinsend und erhob seine Flasche zum Anstoßen. Die anderen drei stießen sofort an. Ich sah die Flasche unschlüssig an, trank dann aber doch auch einen Schluck um keinen Verdacht zu erregen. Das schlimmste würde ja eh noch kommen, wenn es ums Bad ging.
"Auf das Schuljahr", nuschelt ich wenig begeistert und stieß mit ihnen an.

Wir unterhielten uns ein über alles Mögliche. Unsere Hobbies, Schule und so einen Kram, ehe wir, natürlich, auf Weiber zu sprechen kamen. War mir ja schon vorher klar gewesen…
Wieder seufzte ich innerlich.
"Ich hab eine Freundin zuhause", sagte Chris. Die anderen sahen ihn kurz an und er begann zu lachen. Ich fand daran wirklich nichts lustig!
"Und eine hier im nächsten Dorf und zwei weiter weg und eine in Italien - zumindest glauben sie das alle."
Wie konnten Kerle echt nur so sein? Sie dachten anscheinend echt nur mit dem Schwanz und hatten sonst nichts im Kopf. Mir reichte das.
"Ich bin im Zimmer", meinte ich nur kurz angebunden, stand auf und verschwand auch schon drin.
Das Bier ließ ich natürlich stehen. Mehr als wegkippen würde ich es eh nicht.
"Sone Idioten. Die haben doch echt nen Schuss!" Da keine Musik oder sonst was an war, hörte ich auch weiterhin jedes Wort, das sie sagten.
"Was ein Milchbubi", hörte ich Joah sagen, "Der hat bestimmt noch nie eingelocht."
Wie Recht er damit hatte, dachte ich sarkastisch und ballte die Hände zu Fäusten. Ich setzte mich aufs Bett und versuchte alles zu ignorieren.
"Jungs? Wir müssen eine Liste machen, wer wann einkauft. Und eine Putzplan, ich will hier nicht im Chaos versinken“, rief er dann von einen anderen Raum aus. Schätzungsweise die Küche. Ich hörte die anderen zustimmen und wie dann Schritte in meine Richtung kamen. Kurz darauf klopfte es wieder bei mir.
"Kommst du nochmal? Wir müssen alles regeln."
Er lief zurück und warf sich wieder auf das große Sofa. Hätte nie gedacht das er doch so schwer wäre, dass man es hören konnte…
Gut das er auch nur geklopft hatte, da ich mir grade ein anderes Oberteil anziehen wollte. Seufzend beließ ich alles dabei und gesellte mich wieder zu ihnen.
"Dann schieß ml los!", meinte ich nun wieder etwas munterer, da ich mich beruhigt hatte. Zumindest vorerst.

Es dauerte eine halbe Stunde, bis wir uns einigen konnten, wer was wann machte. Joah und ich waren diese Woche direkt mit dem Einkauf dran.
So stand er auf und streckte sich. Sein Shirt rutschte höher und enthüllte seine beachtlichen Bauchmuskeln. Ich spürte wie mir ganz warm wurde.
"Gut, dann würd ich sagen, wir fahren sofort, der Kühlschrank ist leer“, sagte er dann an mich gewandt. Jetzt gleich? Mit ihm alleine? Irgendwie war mir das echt nicht ganz geheuer, dennoch nickte ich zustimmend.
"Okay, auf gehts!"

Wir liefen los und waren bald in der Stadt angekommen.
Das Internat lag ja ein kleines Stück außerhalb. Auch das Auto hatten wir stehen lassen.
"Was willste denn alles holen?", fragte ich dann im Supermarkt. Wir hatten zwar eine Liste gemacht, aber jeder wollte ja was anderes. Besonders ich Naschkatze!
"Na ja, alles, was auf der Liste steht, oder?Oh Mann, vielleicht hätten wir erst einen Speiseplan machen sollen...", nuschelte er. Die Liste war echt lang. Ich grinste ihn an.
"Und wir hätten mein Auto nehmen sollen!" Brummelnd schob er den Einkaufswagen vor sich her und lud ein paar Dinge ein.
Er hasste Einkaufen wohl.
Wie jeder Kerl den ich kannte! Ich hingegen liebte es regelrecht. Zwar eigentlich eher shoppen von Klamotten und so etwas aber das spielte im Moment wohl eher keine Rolle. Ich war total gut gelaunt und lächelte viel. Bald waren wir fertig, bezahlten rasch und gingen wieder. Natürlich hatte ich bemerkt, wie sehr es ihn genervt hatte.
"Was den Essensplan angeht, könnte ich ja nachher, wenn ihr das Bad benutzt, schnell eine Liste machen wo wir dann abstimmen."
Wir hatten extra auch eine Reihenfolge festgesetzt im Bad. Natürlich hatte ich freiwillig gesagt, dass ich als letzter gehen würde. So konnte ich alles ganz in Ruhe erledigen.
Auch die Perücke wieder aufsetzen und meine Brüste abbinden.
Daran musste ich mich auch erst einmal noch gewöhnen. Und hoffentlich würde ich es bald schaffen. Nun sah ich ihn fragend an

Kapitel 2

"Das klingt gut. Solange es kein Fertigfraß ist, esse ich eigentlich auch alles. Nur keine Oliven." Angewidert verzog Joah das Gesicht worüber ich natürlich sofort lachen musste.
"Oliven sind doch lecker!", sagte ich sofort grinsend und sah ihm an. Er grinste nur und sprach weiter.
"Das ist das schwierigste hier... ehrlich... der eine isst das nicht, der andere das... da wirste bekloppt, glaub mir. Darum hab ich mir halt angewöhnt alles zu essen. Nur an Oliven komm ich echt nicht ran."
Naja, ich aß auch ein paar Sachen nicht...
"Wie wäre es, wenn ich ml nen paar Sachen damit mache und du versuchst es einfach mal. Vielleicht schmeckt es dir ja doch", bot ich dann freundlich an.
Der Weg war lang, die Tüten schwer, seine Laune sank zusehends. Wir hatten uns natürlich die Tüten geteilt und ich konnte wetten, dass seine schwerer waren, aber meine fühlten sich für mich auch an als würden Elefanten drin stecken.
"Wenn du es schaffst, dass ich die widerlichen Dinger nicht sehe", erwiderte er grinsend und hielt mir die Tür auf. Wow, Manieren hatte er also auch. Ich war echt erstaunt darüber. Und es gefiel mir sehr. Jungs mit Manieren, mit solchen Manieren, gab es leider nur noch selten.
Umso mehr freute ich mich eben.
"Das nächste Mal nehmen wir echt das Auto. Bei der Hitze ist das echt eine Tortur. Wie kannst du nur ein Shirt tragen?", fragte er mich und schüttelte unverständlich den Kopf.
Toll das er das grade jetzt ansprach! Ich hatte es die ganze Zeit geschafft, fast gar nicht auf seinen Körper zu starren und nun das. Seine Muskeln waren wirklich nicht zu verachten.
Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Eben genau richtig. Und ziemlich hot. Wie sie sich wohl anfühlen mussten?
"Ach, mir wird nicht so schnell warm", behauptete ich einfach nur und zuckte die Achseln. Wir stellten die Tüten ab und packten alles aus.
Chris, Matthew und Bryan halfen sogar dabei und machten sich gleich über das Knabberei her.
So typisch! Nichts dafür machen wollen, aber von dem Ergebnis profitieren.
Aber da konnte man wohl kaum was machen. Wir hatten ja noch Zeit zum Ausruhen. Gott sei Dank würde der erste Unterricht erst am Montag stattfinden und wir hatten erst Freitag.

"Okay, aber das gilt nicht als Ausrede heute Abend nicht beim traditionellen Nackt-Nacht-Baden der Oberstufe teilzunehmen", erwiderte Joah plötzlich grinsend und nahm sich ein neues Bier. Mussten Kerle immer so viel trinken?
Vor allem bei der Hitze musste das doch gar nicht gut sein. Lieber sollten sie ich eine Flasche Wasser oder frisch gepressten Orangensaft nehmen. Das würde nicht nur ihrem Körper, sondern auch ihrer Gesundheit gut tun. Auch mir drückte er wieder ein Bier in die Hand.
Wenn das so weiter ging, wäre er wohl heute Abend schon besoffen, was mir natürlich nur zu Gute kommen würde. So konnte ich mich vor diesem Baden drücken.
"Das gehört dazu. Gerade die Elfer müssen hin, das ist Pflicht. Keiner kann sich davor drücken. keiner!", setzte er nun noch hinzu und sah mich ernst an.
"Bitte was?", fragte ich entsetzt. Oh Scheiße, das konnte doch nicht gut gehen. Niemals im Leben. keiner durfte doch erfahren, dass ich ein Mädchen war.
"Ähm...ich...kann nicht schwimmen...", erfand ich einfach mal so. Dabei war ich eine ganz ausgezeichnete Schwimmerin und auch ziemlich schnell.
Nur in diesem Fall konnte ich mich doch nicht ausziehen. nicht mal Obenrum. das wäre echt sehr verherrend.
"Und?" Joah zuckte mit den Schultern.
"Ihr werdet nur nass gemacht und in der Oberstufe willkommen geheißen."
Schon schlimm genug. Selbst wenn ich Klamotten an hätte, würde es mich verraten. Selbst das größte T-Shirt würde meine Brüste nicht verbergen können, wenn es am Shirt klebte wie eine zweite Haut.
"Ähm ne danke, verzichte", sagte ich sofort, der Panik schon sehr nahe.
"ich bleib lieber im Zimmer und lerne noch etwas."
"Ach sei doch kein Langweiler! Du musst auch getauft werden, sonst findest du hier nie Anschluss!"
Wieder war da dieses spöttische Funkeln in seinen Augen und ich seufzte innerlich. Hielt er mich womöglich für frigide? Naja, besser als würde er mich sehen. Wenn der nur wüsste. ich glaube kaum, das er es besonders gut auffassen würde, mich nackt zu sehen.
Ja, so wenig war nicht dran an Oberweite aber dennoch. Musste ja nicht unbedingt sein...
"Ich will gar keinen Anschluss finden. ich will einfach nur meine Schulzeit rum kriegen und gut ist!"
"Wenn du meinst. Aber dann wunder dich nicht."", gab er nur von sich und zuckte die Schultern. Und wieder nahm er einen Schluck Bier.
Wie konnten Kerle das nur die ganze Zeit, dachte ich nicht zum ersten Mal und setzte mich neben Matt aufs Sofa. Ich ließ mein Bier natürlich unberührt und starrte die Flasche nur an.
"Ja, mein ich. lernen ist mir sehr wichtig. Natürlich nur neben den Songs schreiben."
Ich seufzte schwer und lehnte mich entspannend zurück.
"Du schreibst Songs? Kannst du auch singen?" Anscheinend hatte er da sofort angebissen. Ob er wohl auch Musik machte? Vielleicht spielte er ja irgendein Instrument, was ich leider nicht wirklich konnte.
Ein paar Arrcorde auf der Gitarre bekam ich zwar hin, aber das reichte niemals für ein ganzes Lied.
Ja nicht mal für eine einzige Strophe. Leider. Dabei würde ich meine Texte gerne mal mit Musik verbinden. Genug Melodien dafür hatte ich im Kopf.
Mehr als genug! Aber wie sollte ich die Musik dazu alleine machen? Richtig, ging natürlich nicht. Auf jeden Fall schien Joah sich dafür zu interessieren.

Überrascht sah ich wieder zum ihm. Leider konnte ich ihm nicht komplett ehrlich antworten. Ich sang zwar gar nicht mal so schlecht, aber nur mit meiner normalen weiblichen Stimme.
"Jups, ich schreibe ab und zu welche."
"Zeigst du mir ein paar Texte? Ich bin super beim Sound, aber der Text... hoffnungslos."
Ohhh, damit hätte ich nun nicht so gerechnet 
Er lächelte mich an und war auch schon in seinem Zimmer verschwunden, nur um dann mit seiner Akustik-Gitarre wieder zu kommen. Wirklich ein geiles Teil! Joah setzte sich ganz automatisch neben mich, sodass ich nun zwischen ihm und Matt saß.
Schnell stand ich auf und holte mein Textbuch. Hoffentlich würde er nicht zu genau rein schauen, da ich auch eine ziemlich weibliche Schrift hatte. Aber wen wunderte das schon, dachte ich grinsend und musste schwer seufzen. Hier würde es ja jeden wundern.
"An was haste so gedacht?" Mein Lächeln viel leichtert aus, als ich gedacht hätte. ich musste langsam mal so wirklich zusammen reißen. Die größte Probe würde ja heute Abend noch kommen, wenn es ums Bad ging...
"Ist mir egal, zeig mir irgendwas und ich versuch was." Grinsend nahm er noch einen Schluck und stellte die Flasche laut auf den Tisch ab.
"Hey, vielleicht wird das Jahr ja doch nicht so beschissen", fügte er dann an mich gewandt hinzu. Ich nickte einfach nur und hatte meine Nase schon ins Buch gesteckt. Ich blätterte ein wenig durch und suchte nach einem Song, der nicht über Jungs handelte. Natürlich fand ich auch nen guten.
Ich reichte ihn rüber und wartete gespannt auf seine Meinung. In dem Lied ging es drum, wie künstlich die ganzen Weiber waren aber dennoch total heiß aussahen.
Eigentlich ja wirklich nen Text, der eher von einem Kerl geschrieben wurde. Er erschien mir im Moment wirklich am passendsten und am ungefährlichsten ohne mich zu entlarven.
Er las sich den Text ein paar Mal durch wie ich an seinen Augen erkannte und ich selbst wartete gespant ab. Ob es ihm gefallen würde?
Vielleicht fand er es ja doch ein wenig zu ...naja...was auch immer. Doch dann lachte er und ich hatte doch ein komisches Gefühl. Verriet der Text mich doch?
Oder dachte man einfach nur, dass ich schwul war?
"Der ist klasse! So wahr ey...", grinste er mich an. Und er begann ein wenig auf den Saiten der Gitarre zu zupfen. Genauso hatte ich mir die Melodie am Anfang schon vorgestellt. Ich freute mich tierisch darüber, dass es ihm gefiel. Und das er gleich eine Melodie im Kopf hatte.
"Wie lange schreibst du schon?", fragte er dann unvermittelt.
"Ähm, ca. 7 Jahre. Da habe ich schon damit angefangen weil mich die ganzen Girls einfach so abgefuckt haben!" Ja, so würden Kerle wohl sprechen. Wie gut das mir einen großen Bruder hatte.
In vielerlei Hinsicht müsste ich wohl sofort erwähnen. Da lernte man viele praktische Sachen über Kerle. Besser gesagt, wie Kerle über Weiber dachten. Auch die Klamotten hatte ich von Stan.
Tja, er war halt der Beste.
Zu schade dass er im Moment nicht Zuhause war, sondern im Einsatz. Jups, er war bei der Army...
Ich konzentrierte mich wieder auf Joah, der nun eine Augenbraue hoch zog.
"Gehörst du zum anderen Ufer?" Hatte ich also doch recht, er hielt mich jetzt für schwul. Um einiges besser als für ein Girl...
"Um Gottes willen, nein!", empörte ich mich dennoch sofort. Nicht das die Jungs sich nur von mir fern hielten. Obwohl... Vielleicht wäre es ganz praktisch so.
"Aber haste dir mal die Chicks angesehen? Mit den ganzen Kleister im Gesicht und so?", meinte ich dann weiter und seufzte innerlich. Ich schminkte mich selbst nämlich soooo gern. Fast schon wie ein Hobby könnte man sagen.
"Find ich auch nicht toll, aber was anderes gibt's aufm Markt ja nicht. Ganz ehrlich? Das einzige Weib, das ich bisher wirklich mochte, lief auch so rum. Obwohl ich schon immer mehr auf Natur stand." Er zuckte mit den Schultern.
Da hatte er vollkommen Unrecht! Ich kannte viele Mädels in meinem Alter, die sich auch nicht schminkten. Nicht mal ein kleines Bissel!
"Da hast du wohl recht", stimmte ich dennoch zu. Ich runzelte leicht die Stirn.

Langsam wurde es immer später. Schon kurz nach drei bemerkte ich, als ich auf die Uhr sah.
"Soll ich anfangen mit kochen? Hab Kohldampf!", fragte ich in die Runde und stand schon auf.
Automatisch wollt ich mir die Haare nach hinten werfen, aber da waren ja grade keine, dachte ich ein wenig frustriert... Joah war der Einzige, der mir Hilfe anbot.
Ich wusste ja schon, dass er gute Manieren hatte. Vielleicht mochte er aber auch einfach kein Fußball, denn das schauten sich die anderen an und brummte nur etwas Unverständliches.
"Ne ne, geht schon", winkte ich sofort ab und ging in die geile Küche.
Man, hier gefiel es mir echt klasse. Da war ich so das typische Weib, ich liebte kochen, putzen, mich schick machen und so weiter. Es war einfach himmlisch. Schnell suchte ich mir alles zusammen für was Einfaches und begann dann mit dem kochen.
Matthew, Matt, kam irgendwann mal rein wegen nen Bier und starrte mich so komisch an.
"Ist es modern, eine lange Strähne bei den Haaren zu haben?", fragte er und ich erstarrte. Mist, da hatte sich wohl was gelöst.
"Haha, klar doch!", versuchte ich zu scherzen und wandte mich von ihm. Er stand noch ein kleines Weilchen bei mir und seufzte dann.
"Ganz wie du meinst...Aber lass es die anderen nicht sehen. Sie würden sofort denken, oder erkennen, dass du nur eine Perücke trägst..." Damit verschwand er auch wieder.
Bitte was? Hatte er es etwa erkannt?
Und wenn ja, was dachte er dann dazu? Vielleicht ja...nein...oder das... nein....
Verdammt! Ich wusste es einfach nicht und ich konnte ja jetzt schlecht rüber gehen, ihn mit raus nehmen und danach fragen... Hoffentlich würde ich später eine Gelegenheit dazu bekommen. Wenn nicht...
Oh Gott! Ich wollte lieber gar nicht daran denken und kümmerte mich weiter ums Essen...

Kapitel 3

Nein, das durfte doch nicht wirklich wahr sein...
Alles stand auf dem Spiel für mich. nun gut, ich war ja heute erst angekommen, aber trotzdem. Es war unfair, wenn ich gleich wieder fahren musste ohne zeigen zu können, was ich drauf hatte. Ich zitterte ein wenig und versuchte nach zu denken.
Natürlich wollte ich nicht sofort alles hin schmeißen.
Es bestand sogar eine minimale Chance, dass er es ganz anders gemeint hatte. Oder das er sich wirklich nichts weiter dabei dachte. Vielleicht nur das ich nen bissel Punkig war und durch die Perücke hier nicht so auffallen wollte.
Ja, in meiner Fantasy war wirklich alles möglich... Also, aufgeben gab es bei mir nicht. Weg von hier wollte ich auch nicht. Und ich fand die vier Jungs auch irgendwie richtig cool, schon jetzt.
Dabei waren sie so verdammt unterschiedlich, wie vier Jungs nur sein konnten.
Joah konnte ich noch nicht so ganz einschätzen. Ich wusste aber, dass er wirklich gute Manieren hatte und auch ziemlich nett war.
Zumindest bisher. Und natürlich sah er wirklich super aus. Wie ich ja schon sagte, stehe ich total auf Jungs mit Piercings und all dem Zeug. Wobei mir einfiel, dass es mich auch interessieren würde, ob er ein Tattoo hatte. Aber bestimmt...
Matt war irgendwie geheimnisvoll und undurchsichtig. Das bewies auch sein Kommentar grade. Seine schwarzen, etwas längeren Haare mit den bernsteinfarbenen Augen gefielen mir allerdings auch schon recht gut.
Außerdem hatte er eine schöne Bräune und ebenfalls ein Piercing, welches man nicht sofort sah. Ein Zungenpiercing um genau zu sein. Es war mir nur durch Zufall aufgefallen.
Über Chris konnte ich schon etwas mehr sagen, obwohl ich mit ihm sehr wenig gesprochen hatte. Er war ein Aufreißer und Weiberheld der erst noch seinesgleichen suchte! Aber echt ey. Wie konnte man so mit den Mädchen spielen? Eine hier, eine dort...
Da ist wohl ein weiterer Kommentar reine Zeitverschwendung! Jedoch fand ich seinen Look ziemlich cool. Grade auch durch seine blonden Haare und den blauen Augen, wirkte er wie der typische Sunnyboy! Heiß!!!
Und Bryan? Nun ja, ich hatte beobachtet, dass er etliche Bücher hatte.
Ja, hatte ich gesehen als ich vorhin mit Joah wieder kam und an seinem Zimmer vorbei lief. Daraus schloss ich einfach mal, dass er sehr gerne las. Keine schlechte Eigenschaft. Zudem stand ich total auf seine grünen Augen. Gepaart mit den braunen Haaren auch nicht zu verachten.
Nun ja, aber um die vier wirklich beurteilen zu können, müsste ich erst mal eine Weile hier sein. Bisher hatte ich ja nur den ersten Eindruck und meine Beobachtungen, die auch vollkommen falsch sein konnten. jedoch war mein erster Eindruck eigentlich immer richtig bisher. .

"Hab was!", sagte Joah plötzlich hinter mir und begann eine Melodie auf seiner Gitarre zu spielen. Ich erschreckte mich total, da ja immer noch in Gedanken versunken war, und hätte mich fast verbrannt. Das wäre ganz und gar nicht gut gewesen.
Tolle Bescherung, wenn ich jetzt schon zur Ärztin musste...
Langsam drehte ich mich zu ihm um und hörte dann gebannt zu. Fast hätte ich angefangen mit zu singen. Die Melodie war echt verdammt schön.
"Wundervoll", hauchte ich nachdem er fertig war.
"Du bist echt verdammt gut", setzte ich noch hinzu und lächelte. Beinahe hätte ich mit meiner normalen Stimme gesprochen. Jups, ich verstellte meine Stimme etwas.
Ziemlich schwierig die ganze Zeit damit zu reden. Das war auch einer der Gründe warum ich hoffte öfter alleine zu sein.
"Na ja, das mit dem Singen muss ich noch üben", lachte er.
"Aber cool, dass es dir gefällt. Ey, das wär echt geil, wenn du zu ein paar von meinen Stücken Texte schreiben würdest."
"Ähm...ich kann es gerne mal versuchen!", sagte ich nur und beobachtete ihn. Er legte die Gitarre beiseite und nahm sich einen Löffel, den er in den Topf tauchte.
Verlegen trat ich einen Schritt zur Seite. Er sah echt verdammt gut aus...die anderen drei aber auch. Doch ich brauchte und wollte keinen Kerl haben, egal wie heiß er war.
Außerdem war ich ja als Junge hier...
Da war es wohl noch schwieriger. Es sei denn besagter wäre Schwul, was dann aber auch wieder Probleme geben würde. So oder so. Ich blieb Single! Er probierte nun von dem fast fertigen Essen.

"Und? Wie schmeckts dir?", fragte ich gespannt und versuchte mich wirklich nur auf ihn zu konzentrieren. Nicht unbedingt auf seine Erscheinung, die mir ein leichtes Kribbeln verursachte. Eher auf seine Miene.
"Is' nicht schlecht, aber es fehlt ein wenig Salz, meinst du nicht auch?" Er tauchte den Löffel erneut ein und hielt ihn mir hin. Wollte der mich jetzt füttern?
Da musste ich wohl mitspielen. Auch wenn es ein wenig merkwürdig war. Das schien ihn jedoch keineswegs zu stören, also warum sollte ich nicht mitmachen?
Genau, dafür gab es keinen vernünftigen Grund. Ich nahm den Löffel in den Mund, wie ich es immer tat und merkte, dass er Recht hatte. Sofort griff ich zum Salz und tat noch etwas hinzu, schmeckte noch mal und war dann zufrieden.
"Besser?", fragte ich, nachdem auch Joah noch mal versucht hatte.
Meine Augen taxierten ihn sehr genau.
"Jap, so ist echt lecker. Wollen wir aufm Balkon essen? Hab Bock ein wenig Farbe zu bekommen", schlug Joah dann auch noch vor und nahm auch schon einen Stapel Teller in die Hand.
Der ließ echt nichts anbrennen wie man so schön sagte. Und ob wir anderen dazu Lust hatten, schien ihn nicht zu interessieren.
Naja, warum auch, dachte ich innerlich grinsend und seufzte.
"Von mir aus." Ich zuckte nur die Schultern und nahm Besteck heraus. Dann sagte ich schon mal den anderen Bescheid, die weniger begeistert waren, da sie nicht weiter gucken konnten. Sie setzten sich dennoch lachend mit an den Tisch. Auch sie waren Oberkörper frei, was mir echt zu schaffen machte.
Wieso war so etwas nicht verboten?
Auch so gut aus zu sehen! 
Echt mies für mich. Auf der anderen Seite aber auch wieder ziemlich gut, wenn man mal genauer darüber nach dachte. Immerhin hatte ich vier geile Typen für mich ganz alleine.
Das konnte nicht jedes Mädchen von sich behaupten.
Jedoch würde ich damit auch nie versuchen an zu geben. Naja, vielleicht doch irgendwann einmal. Nu halt nicht im Moment. Und als ich so beim Kochen war, hatte sich noch eine Idee in meinen Kopf gebrannt. Ich musste unbedingt mit dem Direx sprechen.
Natürlich fand ich es wirklich mies, als Junge hier zu sein. Daher wollte ich ihm noch vorschlagen, wie es wäre, wenn ganz offiziell auch Mädchen hier lernen könnten.
Er war ja immerhin der Auffassung, das Mädchen auch das recht haben sollen. Nur anscheinend wollte er nicht alle mit dieser Meinung erschrecken. So dachte ich mir das jedenfalls.
"Voll mies, dass du nen Balkon hast", murrte Matthew plötzlich, während er sich in den Stuhl zurück lehnte. Joah hingegen grinste bloß frech.
"Wer zuerst kommt... außerdem bin ich der Älteste hier, also hab ich Sonderrechte." Da hatte er natürlich vollkommen recht Natürlich hatte er einige Sonderrechte.
Zumindest im Gegensatz zu mir. So wie ich verstanden hatte, waren auch Chris und Matt nicht neu hier.
Nur Bryan hatte dies mit mir gemeinsam. Mit einem Zwinkern holte er noch die Töpfe und stellte ihn auf den Tisch, dann setzte er sich auch.

Halb schweigend aßen wir dann im schönen Sonnenschein. Nur ab und zu sagte einer etwas. Mir gefiel das wirklich ziemlich gut. Ich liebte es so schön gemütlich und still.
Es war einfach besser sich zu konzentrieren. Sogar beim Essen. Ja, es gab so einiges an mir, das sehr viele merkwürdig gefunden hätten. Ich selbst störte mich daran nur gering.
Klar gab es deswegen auch ab und zu Getuschel, doch hier hatte ich es wohl nicht zu befürchten. Egal wie jeder einzelne hier war.
Am Ende räumte ich alles ordentlich ab und wusch dann auch noch schnell das Geschirr sauber. Hilfe wollte ich nicht.
Als ob Kerle auch so gerne helfen würden. Okay ja, Joah auf jeden Fall, doch er hatte ja auch so schon ein wenig geholfen, ohne es überhaupt zu wissen. Dann war es irgendwann auch schon so weit, fürs Bad. Man, wie schnell die Zeit hier verging.
Und so rückte auch dieses Nacht-Nackt-Baden immer weiter ran.
Noch immer suchte ich nach der besten Ausrede. So einiges hatte ich im Kopf schon durch gespielt, mit ein und demselben Ergebnis: Würde ich es heute nicht mitmachen müssen- wegen Krankheit oder dergleichen- würde es ganz sicher eine Wiederholung für mich geben.
Dafür würde Joah garantiert sorgen.
Irgendwie hatte ich das starke Gefühl, das er sich für die jüngeren verantwortlich fühlte. Echt süß von ihm, für mich im Moment nur stressig. Auch Matt hatte beim Essen einen ähnlichen Kommentar von sich gegeben.
"Jeder der da heute nicht mitmacht, kommt dennoch nicht drum rum...", hatte er gesagt. Wenn man es ganz genau nahm war es ja nicht nur etwas ähnliches, sondern genau das! Nicht sehr beruhigend für meine Wenigkeit.
Also Krankheit fiel flach.
Bammel? Dann wäre ich der Loser schlechthin. Nicht sehr erstrebenswert.
Mich einfach im Zimmer einschließen? Jeder der Jungs war wohlhabend genug, eine eingetretene Tür mit Leichtigkeit zu ersetzen.
Die Nacht über fliehen? So ein Angsthase war ich nun auch nicht...oder?
Naja, ein wenig Zeit hatte ich ja noch zum überlegen. Erst einmal wollte ich duschen gehen.
Durch die Hitze war ich ziemlich verschwitzt und wollte auch mal etwas freier atmen können.
Der Verband mit dem ich meine Brust abgebunden hatte, war wirklich äußerst unbequem... Die vier Jungs waren fertig und ich ging ins Bad.
Ich nahm die Perücke ab, zog mir das Oberteil aus und nahm den Verband ab. Seufzend stand ich vor dem Spiegel.
Die Abdrücke waren deutlich zu erkennen und sahen schon halt wie ein Oberteil aus. Ein ziemlich freizügiges allerdings. Ich grinste ein wenig über diesen Gedanken und seufzte dann wieder frustriert.
Das kam mir hier alles immer noch so unwirklich vor. Vor allem aber so...naja...Es war ganz einfach komisch und ich fühlte mich die ganze Zeit über total unbehaglich.
Schnell stellte ich das Wasser schon an, da Chris mir verraten hatte, dass es etwas brauchte, bis es warm genug wäre. Und ich liebte das Wasser immer heiß! So das man sich schon fast die Haut verbrannte...

Ich sah noch einmal in dem Spiegel übern Waschbecken und bemerkte plötzlich ein Handy dort liegen. Wer von den vieren hatte es denn vergessen? Naja, derjenige würde wohl noch warten. So dreist sein und einfach reinkommen würde wohl keiner.
Doch genau in dem Moment ging die Tür auf und Joah stand im Türrahmen.
"Sorry Kyle, ich... fuck, wer bist du denn?!", sagte er schockiert und musterte mich irritiert. Er blinzelte und schien mich dann doch zu erkennen.
Kreischend legte ich mir die Hände vor die Brüste und war nur sehr froh, mich noch nicht ganz ausgezogen zu haben. Schlimm war es dennoch...
Irgendwie musste ich versuchen mich raus zu reden. Das Kyle ein Mädel bei sich hatte oder so etwas...
"Scheiße! Du bist Kyle! Aber... und wie..."
Verdammte Scheißeeee...Ich hatte vergessen ab zu schließen.
"Glotz nicht so!", fuhr ich ihn an, mit meiner richtigen Stimme. Das durfte doch nicht wahr sein.
Nicht mal 24 Stunden hier und schon war ich aufgeflogen. Natürlich kamen die anderen drei auch an und erkannten schnell an der Perücke, die beim Waschbecken lag, was hier Sache war.
Das musste einfach nur ein Albtraum sein.
Joah hätte ich die Geschichte mit Kyles Freundin vielleicht noch verkaufen können, aber allen vieren und dann noch die Perücke?
Das war schlichtweg unmöglich.

Kapitel 4

"Verdammte Scheiße!", wiederholte Joah und glotze noch viel mehr.
"Alter, warum? Und wie verdammt nochmal bist du hier angenommen worden?!" Er schien ein wirklich krasses Problem damit zu haben.
War nur die Frage warum.
Aber mein Problem war im Moment viel wichtiger.
Was sollte ich jetzt nur tun? Ich konnte doch nicht... Nein, ich wollte hier einfach nicht weg. Ich schnappte mir schnell mein Shirt und zog es über, natürlich war es nun nicht mehr zu übersehen, was ich wirklich war. Und eine richtige Erklärung konnte ich wohl kaum abgeben...
"Ähm...könntet ihr vielleicht erst mal raus gehen?", fragte ich verlegen und biss mir auf die Unterlippe.
"Nee! Erst erklärst du das!", rief Chris und die anderen beiden nickten zustimmend. Joah erhob auch wieder seine Stimme.
"Genau. Und dann gehen wir zum Schulleiter", meinte er und kniff die Lippen fest zusammen.
Na Klasse ey!!!
Das musste mir ja jetzt wieder passieren. Einmal in meinen kurzen Leben wollte ich etwas wagen, da ich ja immer nur so vernünftig war, und dann lief es so gründlich schief. Nie wieder würde ich so handeln, das schwor ich mir!
Ich seufzte schwer und setzte mich auf den Rand der Badewanne. Schnell band ich mir auch noch das lange Haar zu einem Pferdeschwanz zurück.
"Ich hatte mich hier beworben und nicht dran gedacht, dass es nur für Jungs ist. Aber der Direx war so begeistert von meinen schulischen Leistungen, dass er meinte, wenn ich es auch als Junge hier machen wollen würde, hätte er nichts dagegen. Es darf nur niemand davon wissen. Es sollte sone Art Experiment sein, ob auch ein Mädchen mit den schulischen Anforderungen klar kommen würde.
Er hat nämlich vor, bald auch Mädchen hier lernen zu lassen. Aber eigentlich ist ja alles nur auf Jungs ausgelegt. Und wenn ich als Mädchen hier zwischen all den Jungs lernen würde, könnte es für beide Seiten, die der Jungs und meine, ziemlich schwierig werden. Dem wollte er entgehen. Und ich wollte einfach mal etwas wagen...Es sollte nur niemand davon wissen...."
"Zu spät", sagte Matt und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Was machen wir jetzt mit dir?"
"Sie kann den Haushalt übernehmen", schlug Chris vor und Bryan nickte zustimmend. Joah hingegen sagte nichts und konnte seinen Blick augenscheinlich nicht von mir abwenden. Sie wollten also dass ich sone Art Sklavin spielte? Na das konnten sie sich echt abschminken!!! So tief würde ich auf gar keinen Fall sinken...Oder?
Naja, vermutlich würde ich es bis zu einer gewissen Grenze tatsächlich tun um hier bleiben zu können. Versagen gab es in meinen Wortschatz nicht bisher.
Und ich wollte nicht jetzt damit anfangen. Egal was ich bisher in Angriff genommen hatte, es wurde immer ein voller Erfolg. Auch hier sollte es so sein!
"Klugscheißer", meinte ich zu Matt und sah ihn böse an. Und Chris bei seinem Vorschlag noch viel böser.
"Ist ja fast, als wäre ich dann eure Sklavin!", sprach ich angewidert meine Gedanken aus und sah zu Joah.
"Ich glaube, jetzt weißt du, warum ich bei dem Baden da nicht mitmachen kann...."
Für einen kleinen Moment schloss ich die Augen.
"Ich muss hier raus", knurrte dieser statt mir eine Antwort zu geben und eilte davon, direkt aus der Tür der Suite und ganz sicher auch aus dem Gebäude, da man kurz darauf ein Auto weg fahre hörte. Verwundert sahen alle ihm nach und ich hatte meine Aussage von eben schon fast wieder vergessen.
Chris drehte sich wieder zu mir, breit und dreckig grinsend.
"Genau so schauts aus, Püppchen. Du bist ab jetzt unsere Sklavin und dafür sagen wir nichts!"
Oh Mann, das konnte was werden...
Aber auch um mir die Chance der Schule hier nicht entgehen zu lassen, stimmte ich dann zu. Ich musste es einfach tun. Aber ich würde ganz sicher nicht alles machen was sie wollten. Jungs konnten nämlich ziemlich dreckige Gedanken haben und dafür war ich echt nicht zu haben.
Gegen putzen und Kochen hatte ich echt nichts ein zu wenden. War mir eh ganz Recht, da ich nicht glaubte, dass sie allzu ordentlich wären...

Sie verließen das Bad wieder. Ich zog mich komplett aus und stellte mich in die offene Dusche. Nachdem ich mit dem duschen fertig war, zog ich mir wieder die Männerklamotten an und Perücke über. Doch das gefiel den anderen gar nicht.
"Wenn du in der Suite bist, sollst du auch wie eine echte Sklavin aussehen", meinte Chris grinsend. Ich schluckte hart, als er mir ein Kleid zuwarf...naja eher einen Stoffstreifen... Genau das hatte ich mit dreckigen Gedanken gemeint.
Dabei fragte ich mich aber auch, wo sie in so kurzer Zeit und vor allem zu dieser Zeit, ein solches Kostüm aufgegriffen hatten. War ja sicherlich nicht einfach so vom Himmel gefallen. Dennoch zog ich es über und ließ mein echtes Haar offen. Das Kleid zeigte mehr als es eigentlich verbarg...wieder so typisch Kerl!!!
"So und nun bediene uns doch mal ein wenig!" Bryan grinste frech und zwinkerte mir zu. Seufzend holte ich Bier für die Jungs. Und noch ein paar Knabbereien.
Das würde echt schwieriger werden als gedacht. Immer wieder zupfte ich an dem Kleid und zog es runter, wodurch jedoch oben mehr zu sehen war.
Gott, wer hatte so was nur erfunden? Der müsste erschossen und gevierteilt werden, ganz sicher! Zumindest wurde ich somit von dem Baden verschont. Fürs erste jedenfalls. Wenn die anderen Jungs an dieser Schule bemerkten dass ein neuer fehlte, würde ich doch noch...
Nein, darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken! Die Jungs hatten mich gezwungen noch eine Runde mit ihnen zu Pokern. daraus waren nun schon 5 Runden geworden und jede einzelne gewann ich. Sie waren ziemlich frustriert darüber und gaben das auch lautstark zu verstehen. Müssten die nicht langsam mal los?

Joahs Sicht:

Sobald ich den Campus verlassen hatte, begann ich zu fluchen Ein Weib. Hier. Warum? Warum um alles in der Welt? Dieses Internat hatten wir doch extra gewählt...Extra damit ich nicht... Es war einfach nur zum kotzen. Sie musste verschwinden. Und das so schnell wie möglich... Wenn nicht...Ich konnte für nichts garantieren. Und wenn sie wirklich blieb??? Hoffentlich kleidete sie sich als Kerl, wenn sie unter uns war... sonst würde ich das nicht überstehen...
Ich ging in eine Schwulenbar, bestellte mir einen Drink und seufzte schwer. Nachdem ich einige Drinks getrunken und etliche Kerle abgewimmelt hatte, machte ich mich auf den Rückweg. Ich hatte beschlossen auf das Schwimmen zu verzichten - es war eh jedes Jahr das Gleiche - und direkt ins Bett zu gehen. So taumelte ich in unsere Suite. hoffentlich wären alle schon im Bett. Besonders ein gewisser Jemand. Aber so viel Glück sollte ich nicht haben...
"Ihr müsst ins Schwimmbad", lallte ich die Jungs an, "Sonst gibs hinterher Stress. Chris, du müsstest es doch wissen." Dieser nickte, stand auf und zwang die anderen beiden mit ihm zu gehen. Ich versuchte dieses Weib keinen Blick zu würdigen.

Elisas Sicht:

Was hatte er denn nur? Vorhin hatten war uns ganz normal unterhalten können und nun das!! Ich verstand gar nichts mehr. So stand ich einfach nur auf und begann alles auf zu räumen. Natürlich musste ich mich dafür auch bücken, wo man dann alles sehen konnte.
"Lass das", sagte Joah plötzlich wütend und stützte sich an der Wand ab.
"Sonst vögel ich dir gleich das Hirn raus." Geschockt drehte ich mich zu ihm um und ließ eine halb volle Flasche Bier dabei fallen.
Sie zerbrach sofort und der Rest ergoss sich auf dem Boden.
"Was...?" Ich zitterte und meine Augen waren weit aufgerissen.
"Du hast richtig gehört! Jetzt werde wieder Kyle!" Er musste mich richtig zwingen, sich von meinen Anblick loszureißen und taumelte ins Bad. Ich hatte es genau an seinem Blick erkannt. So hatte ER mich auch immer angesehen...damals....
Ich begann unkontrolliert zu zittern und schlang die Arme um meinen Körper. Wieder fühlte ich dieses Gefühl in mir hoch kommen..
.Entschieden drängte ich diese Gedanken weg. Noch immer schockiert sah ich zum Bad, hob aber die Flasche, naja eher ihre Einzelteile, wieder auf und eilte in die Küche um einen Lappen zu holen. Dann ging ich wieder in das andere Zimmer und begann auf allen vieren die Lache weg zu wischen. Dabei hörte ich wie die Dusche lief...
Ich zitterte am ganzen Körper und es wollte einfach nicht aufhören. Warum hatte er so etwas gesagt? Das passte nicht zu dem kleinen Bild, was ich bisher von ihm hatte.
Auch als der Fleck war, blieb ich so sitzen, tief in meinen Gedanken versunken. Plötzlich ging die Tür des Bads wieder auf und ich sah schreckhaft zu ihm hoch.
Joah hatte nur ein Handtuch um die Hüften geschlungen und das Wasser perlte an seinen beachtlichen Oberkörper ab. Wirklich ein ziemlich beeindruckendes Bild. Wenn sein Blick und das leise Knurren nur nicht gewesen wäre.

Er hatte ja gemeint, dass ich verschwinden sollte. Also rappelte ich mich auf und sah ihn eingeschüchtert an.
"Gute Nacht...", murmelte ich als ich an ihn vorbei ging, da mein Zimmer auf dieser Seite war. Jedoch kam ich nicht an ihm vorbei, denn er hielt mich einfach fest und pinnte mich an die Wand.
"Ich hab dich gewarnt", flüsterte er und sah mir tief in die Augen.
Wa-was hatte er vor? Ich erwiderte seinen Blick ängstlich und schluckte hart.
"Ich geh doch schon...", stammelte ich flüsternd und spürte etwas Hartes ab meinem Bauch. Sein Körper presste meinen fest an die kalte Wand. Ein Schauer rann über meinen Rücken. Verdammt!!! Was sollte ich nur tun?
Er ließ mir keinen Gelegenheit zu gehen...Warum?
"Warum tust du das", fragte er mich leise und ich wusste überhaupt nicht was er damit meinte. Was tat ich denn schon großartig? Grade wollte ich seinen Rat, nein seinen Befehl, doch befolgen. Nur er hielt mich davon ab.
"Ich habe dir gesagt, dass ich dich ficken werde, wenn du nicht mit dem Bücken und Knien aufhörst...", sagte er dann schon weiter.
"Aber...aber...ich musste doch...aufräumen...", stotterte ich ängstlich und versuchte mich zu wehren indem ich mich bewegte. Sofort spürte ich wie das an meinem Bauch noch härter wurde. Wenn das überhaupt möglich ist, dachte ich schon ein wenig sarkastisch und begann es ganz langsam mit der Angst zu tun.
"Die können ihren Scheiß selbst aufräumen!", zischte er mich an und ich schrumpfte innerlich zusammen.
"Sie wollen mich aber sonst verpfeifen", hielt ich dagegen und versuchte mich mehr zu bewegen, weil ich glaubte, dass er mich dann los lassen würde.
Ein heiseres Stöhnen entwich ihm, was mich leicht erröten ließ. Jedoch verstärkte es auch meine Angst. Dennoch wehrte ich mich aber noch mehr. Vielleicht könnte ich ihm dadurch ja auch wehtun, sodass ich fliehe konnte.
"Hör auf damit...", zischte er wieder und schüttelte dann den Kopf.
"Verdammte Scheiße, dann musst du eben was finden um sie auch in der Hand zu haben!"
"Ich kenne sie doch nicht! Wie soll ich da etwas finden...", wurde ich nun lauter und sah ihn mit funkelnden Augen an. "Durchwühl ihre Zimmer, mein Gott!" Auch Joah wurde nun um einiges lauter. Anscheinend war er auch nicht bester Laune und mit dieser Situation ein klein wenig überfordert. Doch plötzlich hob er mich hoch und hielt mich noch fester.
Vermutlich wollte er einfach nur, dass ich aufhörte so zu zappeln. Irgendwie kam mir in den Sinn, das es vielleicht erregte, wenn ich mich so wehrte... Durch das hochheben, hatte ich allerdings kaum noch halt und schlang ganz einfach meine Beine um seine Hüfte damit ich nicht einfach weg rutschte.
"Ganz tolle Idee", meinte ich ironisch und verdrehte die Augen.
"Das sind Kerle! Wer weiß was die da alles haben."
"Du hast auf jeden Fall was, das ich jetzt haben will", knurrte er wieder.

In der nächsten Sekunde lagen seine Lippen auf meinen...

Kapitel 5

Erschrocken riss ich die Augen auf und begann mich wieder richtig zu wehren, ließ es aber schnell bleiben. Irgendwie fühlten seine Lippen sich wirklich gut an...ich durfte das hier nicht zulassen. Verzweifelt presste ich die Lippen fest zusammenSeine Zunge strich über meine Lippen, drängte um Einlass. Er wollte mich anscheinend wirklich...Oh Gott!
Er hörte einfach nicht auf und irgendwann verließ mich einfach die Kraft. Meine Lippen öffneten sich leicht und unsere Zungen spielten miteinander.Was sollte das nur? Wieso tat er das? Dachte er überhaupt grade noch nach? Ich würde behaupten nicht...
Leicht kamen mir die Tränen, obwohl es sich wirklich gut anfühlte...Ein zufriedenes Stöhnen entwich ihm und er ließ unser Spiel wilder werden. In der Zeit wanderte seine rechte Hand unter meinen Rock und die andere umfasste meine Brust.
Das brachte auch mich zum Stöhnen. Verdammt war mir das peinlich. Auch das mir immer wärmer davon wurde, obwohl es doch gegen meinen Willen geschah...Oder?
"Bitte...", flüsterte ich zwischendurch und sah ihn flehend an. Dabei wusste ich nicht mal, um was ich eigentlich bat. Fest stand nur, dass ich tief in meinem Inneren nicht wollte, dass er aufhörte
."Was?", fragte er mich heiser, "Was willst du?"
Den Stofffetzen, den ich trug, konnte er mir ganz leicht ausziehen, was er dann auch tat. Grinsend legte er seine Lippen um eine meiner Knospen und spielte an ihr.
Sofort stöhnte ich lauter und schloss die Augen für einen kurzen Augenblick. Es fühlte sich...gut an. Auch zwischen meinen Beinen begann es nun zu prickeln.
Aber nein...das durfte nicht passieren...nicht so jedenfalls. Nein, eigentlich gar nicht!
"Hör auf!", schrie ich nun.
"Warum?", nuschelte er und sah zu mir hoch. "Gefällt es dir nicht?"
Oh, es gefiel mir sogar zu gut...
Und ich wusste nach einen Blick in seine Augen ganz genau, was er sich grade vorstellte: wie er mich auf sein Bett warf und durch nahm... ich begann wieder zu zittern und sah ihn ängstlich an.
"Nein, es gefällt mir nicht!", log ich verzweifelt. Vielleicht würde er ja dann aufhören...Er musste einfach!
"Bitte...lass mich gehen..."
Ich rutschte hin und her.Und endlich ließ er mich tatsächlich los und fluchte ungehalten.
"Ich will dich so nicht sehen. Scheiße, lauf als Kerl rum, damit ich mir einreden kann du wärst einer!", meinte er ziemlich wütend und verschwand ziemlich schnell in seinem Zimmer. Obwohl ich genau dies gewollte hatte, verwirrte es mich, das er ganz plötzlich nach gelassen hatte.
Was war nur mit dem los? Er schloss sogar seine Tür ab!

Weinend sank ich nach unten und faste an mein wild klopfendes Herz. Verdammt, was war das denn? Und wieso hatten mir seine Berührungen nur so sehr gefallen? Ich war so mega verwirrt...
Erst nach ein paar Minuten konnte ich wieder aufstehen und in mein Zimmer verschwinden.
Ich saß auf dem Bett und versuchte zu überlegen, was grade wirklich geschehen war.
Was HEUTE allgemein alles geschehen war. Son Scheiß! Wie sollte ich so die Jahre hier überstehen? Oder auch nur eine Woche...Irgendwann schlief ich einfach ein. nicht ml umgezogen hatte ich mich. Aber wozu auch. Rein kommen würde ja ganz sicher niemand.
Hoffte ich jedenfalls sehr stark. So etwas würde ich nun noch weniger gebrauchen können. Zuerst einmal musste ich das Ganze von eben verarbeiten. Das war schon eine ganze Menge auf einmal!Ich kuschelte mich seitlich, ein Bein angewinkelt, in das gut duftende Kissen und die Decke.
Nur wenige Augenblicke später schlief ich auch schon tief und fest.
Ich träumte natürlich von ihm und den Geschehenen!

Joah:

Handarbeit half in solchen Fällen zum Glück ganz gut...
Zumindest ging es mir in dem Moment so. Natürlich war es nicht besonders erfreulich und Elisa wäre mir tausend Mal lieber gewesen, aber so war es vermutlich auch ganz einfach besser. Es brachte ja nichts.
Und vor allem, konnte ich so auch noch lästigen Gesprächen aus dem Weg gehen.
Es war noch nicht ganz Mitternacht, also beschoss ich doch noch zu dem Schwimmen zu gehen.
Der Direktor brach es meist erst gegen zwei ab, also würde es sich noch lohnen. Badehose an, Handtuch gepackt und raus aus dieser Scheiß-Suite.
Weg von Elisa und alles was mit ihr zusammen hing!Bisher wusste hier niemand von meinem Problem und das war auch wesentlich besser so. Zumal es mir natürlich auch unangenehm war.
Mir wurde zwar immer wieder gesagt, dass ich nicht wirklich Schuld daran sei, aber wenn ich ehrlich war, hatte ich bisher auch noch nichts gegen diese Sache unternommen. Ich versuchte ganz einfach dem Ganzen immer so weit wie möglich zu entgehen. Einfach einen Bogen darum zu machen.
War nicht immer ganz einfach, doch irgendwie gelang es mir immer wieder.
Ich behielt Recht was das Schwimmen anging - um zwei kam der Direx und jagte uns in unsere Wohnungen zurück.Dort ging ich ins Bad und duschte erst einmal ausgiebig, während die anderen drei sich wieder ins Wohnzimmer verzogen. Und unser Girl schlief anscheinend schon.
Moment mal!!!
Unser Girl?
Man, wie kam ich denn jetzt nur wieder auf diesen Schwachsinn? Ich ging nicht noch einmal zu ihnen, sondern ging sofort ins Bett.
Bald schon schlief ich ein.

Elisa:

Da der nächste Tag ein Samstag war, konnte ich so richtig schön ausschlafen. Naja, ich hätte es gekonnt...Wenn da nicht Chris gewesen wäre. Schon um kurz nach neun kam er bei mir rein und verlangte, das ich Frühstück machte. Natürlich protestierte ich sofort, doch hatte gegen ihn keine Chance. Nicht mal eine Kleine!
Chris war wirklich gemeinsam mit Bryan der Schlimmste...
Okay, ja, ich bezog Joah dabei nicht mit ein.Die Szene von gestern Abend wollte ich einfach nur noch aus meinem Kopf streichen. Es war viel zu viel gewesen um es einfach zu vergessen oder auch nur ansatzweise zu ignorieren!
Nachdem er wieder raus aus dem Zimmer war, zog ich mich an, setzte die Perücke auf und begab mich in die Küche. Hoffentlich müsste ich Joah nicht sofort in die Augen sehen.
Ich deckte den Tisch in der Küche und sagte dann den Jungs Bescheid. Dann ging ich wieder zurück um noch mal alles zu kontrollieren. Die Jungs würden eh noch einen kleinen Moment brauchen und so hatte ich noch etwas Zeit. War auch ganz gut so.
Ich schenkte jedem noch seinen Kaffee ein.Doch plötzlich kam Joah nur in Boxershorts in die Küche geschlürft, beachtete mich nicht und griff erst mal nach Kaffee und Aspirin.
Na vielen Dank auch Arschloch, dachte ich nur eingeschnappt.Auch ich sah ihn nicht weiter an. Aber rot wurde ich dennoch. Verdammt, mir war das von gestern echt mega peinlich. Auch das ich mich nicht stärker gewehrt hatte. Aber es hatte sich auch wirklich toll angefühlt.
"Guten Morgen!", sagte ich dann doch noch, natürlich mit verstellter Stimme.
Ich wollte ihm ja keinen Grund liefern, schon am frühen Morgen mit mir zu streiten. Das würde ihm ja echt so passen!Seine Antwort bestand aus einem Brummen.
Anscheinend hätte er noch viel lieber geschlafen, was ich total nachvollziehen konnte. Auch ich hätte dieses mal gerne noch etwas im Bett gelegen, doch es war mir nicht vergönnt...

Ich seufzte nur und setzte mich an den Tisch. Neben Matt, der urplötzlich auch schon da war.
"Ey, wir hatten aber gesagt, dass du hier wie ein Girl rumlaufen musst!", meinte Matt dann und riss mir die Perücke runter. Und das tat auch noch verdammt weh, da ich sie immer mit Spangen befestigte.Sofort entwich Joah ein lautes Knurren, was mich zusammen zucken und erschaudern ließ.
"Verdammte Scheiße, zieh die wieder auf!", blaffte er mich an.
Dabei konnte ich nun doch wirklich nichts dafür, wenn Matt mir das dumme Ding wegnahm! Wie ungerecht Joah war...Dann wandte er sich an die Jungs.
"Was macht ihr, wenn jemand kommt, hm? Mädchen sind hier verboten! Wir bekommen alle Ärger!"
Matt zuckte nur die Schultern.
"Wir verstecken sie einfach! Unsere Süße hier, bleibt nur für uns reserviert!", grinste er und mir lief es eiskalt den Rücken runter. Auch als Bryan sich zu mir beugte, mich weiter mit ran zog und mich dann küsste. Sofort schob ich ihn weg.
"Lass das!", sagte ich wütend.
Ich wollte das einfach nicht! Nicht von Bryan, nur von...
Nein, daran wollte ich gar nicht denken!Joah schien es zu reichen. Fast schon fluchtartig verließ er die Küche und kurze Zeit später schlug er seine Tür zu. Hoffentlich würde er jetzt nicht was Falsches machen...oder denken!
Naja, vielleicht hatte er ja auch irgendein Problem, über das er nicht reden konnte.
Die Jungs schienen davon jedenfalls nichts zu wissen.
Ich hörte, da die anderen drei ruhig waren, sofort das Joah ein wenig auf der Gitarre spielte.
Seufzend aß ich dann eine Kleinigkeit und machte mir so meine Gedanken.
Wieso war er halbwegs normal wenn ich als Junge rum lief, tickte aber sofort aus, wenn auch nur die Spur von Weiblichkeit kam
...Ohhh...

Wahrscheinlich war er schwul!!!

Das musste die Lösung sein. Und das von gestern hatte er nur gemacht, damit ich mich vor den anderen in Acht nahm!Mit mir zufrieden, da ich glaube die Lösung für sein Verhalten zu haben, wollte ich gleich darüber mit ihm sprechen.
Ich wollte ihm sagen, dass ich mit Schwulen kein Problem hatte und mich auch gegen die anderen Jungs hier wehren könnte. Aber auf mein Klopfen reagierte er nicht und so kam ich einfach rein.
Die Perücke war noch immer ab, wie ich plötzlich feststellte, da ich mir die Haare nach hinten strich.

"Joah?" Er stand wirklich da und spielte ein paar Riffs.
Leider war es wohl falsch gewesen einfach so rein zu gehen.
Erschrocken rutschte er ab und schnitt sich augenscheinlich den Finger an der Seiten auf.
"Verdammt!"Schnell steckte er den Finger in den Mund und schaute mich wütend an.
Sofort eilte ich zu ihm, nahm den Finger aus seinen Mund und sah mir den Schnitt an. Tief war es ja Gott sei Dank nicht.
"Tut mir leid. ich wollte dich nicht erschrecken....", nuschelte ich verlegen und sah ihm in die Augen. Da es natürlich noch weiter blutete, nahm ich den Finger nun selbst zwischen die Lippen.Mit großen Augen sah er mich an. Irgendwie schon ganz niedlich. Doch schnell wechselte sein Gesichtsausdruck.
Ich konnte es nicht definieren..."Warum tust du das? Willst du mich so sehr quälen?", fragte er mich leise, mit rauer Stimme.Sofort hörte ich damit auf und sah ihn bedauernd an.
"Entschuldige", sagte ich schon wieder. Irgendwie schien das langsam zur Gewohnheit zu werden. Schon merkwürdig...
Ich setzte mich neben ihn, den Kopf leicht gesenkt, doch den blick genau auf seine Augen.
"Hör mal, genau darüber wollte ich mit dir reden. ich weiß was los ist mit dir. Und ich habe kein Problem damit, echt nicht."
Ich lächelte ihn total süß an damit er mir auch glaubte. Einen schwulen Kumpel zu haben, wäre vielleicht sogar ganz cool. Mit hm shoppen gehen und so.
Naja, wenn es denn stimmte, was man so allgemein über Schwule sagte und kannte. Sicher konnte man sich dabei ja nie sein.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.05.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Diese Geschichte widme ich meiner Schwester Ann! Nur durch sie, habe ich einige Ideen dafür. Ebenso wie der Charakter Joah vollkommen von ihr ist! Danke dafür meine Süße. Ich habe dich so unendlich lieb.

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