Hallo^^
Diese Geschichte verdanke ich meiner süßen Manu. Sie brachte mich auf diese wundervolle Idee, hat mir immer gut zugeredet.
Ohne sie, wäre es wohl nie so weit gekommen!
Außerdem danke ich meiner Schwester Ann. Du glaubst immer an ich und bist jedes mal für mich da. So eine tiefe Freundschaft gib es sicher nicht oft.
Ich loves ya so much!
Zur Geschichte direkt:
Ich bin mir gaaanz sicher, das es die Idee, bestimmt schon 1000 und mehr, Male gibt. Dennoch hat es mich einfach gereizt es zu schreiben.
Tut mir also echt leid, wenn ihr sonst was geniales erwartete und vielleicht enttäuscht werdet.
Außerdem ist dies erst meine zweite Geschichte in der Ich- Form.
Falls es also diesbezüglich Kritik/Beschwerden gibt, scheut euch nicht davor, es mir direkt zu sagen.
Ich finde Kritik nämlich sehr wichtig damit man sich verbessern kann.
Auf irgendwelche Hasskritiken, ganz direkten Runtermachen, kann ich allerdings verzichten. Auch Kritik sollte immer noch Manieren vorzuweisen haben.
Nun aber viel Spaß!
Eure Missy!!!
Meine Finger flogen regelrecht über die weißen Tasten, meines ganz neuen Laptops. Erst vor wenigen Tagen hatte ich ihn von meinem Vater zu Weihnachten bekommen. Man, wie sehr ich mich darüber freute. Bisher hatte ich nur einen einfachen Kuli und ein kleines Notizbuch bei mir.
Meine Freunde hatten sich schon über mich lustig gemacht, da sie immer mit all ihren teuren Technik Schnickschnack zusammen saßen.
Seien es Handys, Laptops oder die ganzen kleinen Spielekonsolen.
Aber mir war so etwas eigentlich gar nicht wichtig!
Funktionieren musste etwas nur.
Allerdings machte ich mir auch gar keine Illusionen darüber, dass in dem heutigen Zeitalter, solche Dinge regelrecht zu Statussymbolen geworden waren.
Aber dieses Geschenk war wohl nicht ganz so uneigennützig wie ich zuerst gedacht hatte.
Seufzend hielt ich kurz inne und überlege angestrengt.
"Soll ich dir mit dem Gepäck helfen, Samantha?" War ja klar, dass meine ehrenwerte Mutter, genau diesen Moment ausnutzen musste.
Nur ganz langsam hob ich den Kopf und sah meine Mutter aus leeren Augen an. Wir verstanden uns noch nie besonders gut. Musste wohl auch daran liegen, das sie uns verlassen hatte...Damals als...
Nein, darüber wollte ich auf keinen Fall nachdenken!
"Nein, danke! das schaffe ich auch alleine, MOM!", giftete ich sie an. Nur zu deutlich, bekam ich mit, dass sie leicht zusammen gezuckt war. Tja, ihr eigenes Problem, nicht meines!
Als sie endlich den blauen Mercedes anhielt, sah ich schon etwas neugierig aus dem heruntergelassenen Fenster.
Das Haus sah ziemlich alt aus, hatte jedoch seinen ganz eigenen liebevollen Charme und Charakter.
Die Fenster schienen noch aus der Kriegszeit zu stammen, mit neu gestrichenen grünen Fensterläden. An manchen Stellen war der Putz ab gebröckelt.
Die Haustür erstrahlte in den gleichen Grünton wie die Fensterläden und wirkte ein wenig überladen.
Vielleicht lag diese Einschätzung allerdings auch nur an meiner Abneigung gegen grün. Keine Ahnung warum, aber diese Farbe mochte ich nicht besonders. Gab einfach zu viel Grün auf der Welt.
Allerdings gefiel mir der Efeu, der sich sanft an der Hauswand herauf schlängelte und die Fenster umschloss, sehr. Genau wie die vielen kleinen und großen Blumenkübel, welche den Weg zum Haus säumten.
Leider konnte im Moment nicht viel darin blühen, Winter halt.
Aber auch so, mit den glitzernden weißen Schnee, der vollkommen rein war, sah es einfach nur herrlich aus. Hoffentlich würde mir mein Zimmer auch so gut gefallen, denn die Aussicht, hier ein ganzes Jahr zu verbringen, behagte mir nicht besonders.
Das hatte ich meinem Vater auch nur zu deutlich gesagt.
Wieder klang mir der Streit, den ich daraufhin mit meinen Vater hatte, in den Ohren. Es waren auch einige böse Wörter gefallen, die ich natürlich niemals so gemeint hatte. Aber ich war wütend. So richtig wütend!
Meine Eltern, Susan und Frank, hatten es einfach über meinen Kopf hinweg entschieden. Hatten mich nicht mal gefragt, was ich dazu sage! Da konnte man doch nur wütend sein! Oder? Natürlich!
Von dieser Meinung, würde mich auch keiner so schnell abbringen.
Irgendwie waren Eltern ja eh immer der Meinung, genau zu wissen, was das Beste für einen war. Pah!
Und trotzdem erzählten sie ständig, man müsse seine eigenen Fehler machen und aus ihnen lernen.
So konnte man ja nicht mal Fehler machen. Sehe ich jedenfalls so.
Schnell öffnete ich die Tür, setzte einen Fuß in den höheren Schnee und erschauderte. Etwas von dem weißen Etwas war mir in den Schuh gefallen. Ich seufzte schwer. Das fing ja mal wieder super für mich an. Das waren meine absoluten Lieblingsschuhe.
Hier war eben alles anders als in Kalifornien.
Dort war es immer warm, sonnig, schön.
Hier schien es nur kalt, leer und langweilig zu sein!
Aber ich war ein aufgeschlossener Mensch. und sehr anpassungsfähig. Anders hätte ich wohl nie die letzten Jahre überstehen können.
Ich sah wie meine Mutter zum Kofferraum ging und eilte hin. Schnell nahm ich ihr meinen pinken Koffer ab und funkelte sie feindselig an. Ja, ich weiß! Ziemlich kindisch.
Mir jedoch egal.
Mit erhobenem Kopf lief ich dem Weg zum Haus entlang, Mom gleich hinterher. Dann drängelte sie sich bei den drei kleinen steinernen Stufen vor und schloss die Tür auf. Freundlich lächelnd hielt sie mir diese auf.
Im Inneren war es herrlich warm und roch noch immer nach der kürzlich vergangenen Weihnachtszeit, Zimt, Orange und Tanne.
Einfach nur herrlich köstlich.
"Dein Zimmer ist im ersten Stock..." Sie ging vor, ich folgte eifrig.
An der zweiten Tür neben der Treppe auf der rechten Seite, blieb sie stehen und öffnete auch diese Tür.
Mit einen mulmigen Gefühl trat ich ein und sah mich neugierig um, nachdem ich den Koffer sofort abgestellt hatte.
Es war einfach traumhaft, alt, romantisch, Mädchenhaft.
Ein wunderschönes, riesiges weißes Himmelbett nahm den größten Teil ein und zog den Blick magisch auf sich. Gleich daneben ein ebenso weißer, alter Schreibtisch, jedoch mit einem modernen Drehstuhl.
Der Kleiderschrank war mit kleinen Schnörkeleien verziert. Natürlich auch in Weiß.
Und auch die Wände erstrahlen in einen frischen weiß, mit rosa Akzenten.
Eigentlich ja schon wie ein Zimmer für eine kleine Prinzessin. Betonung auf klein liegend.
Doch mir gefiel es super.
"Ganz nett", sagte ich dennoch und versuchte gleichgültig zu klingen. Hinter mir seufzte Mom.
"Ich bring dir den Rest hoch und dann kannst du erst mal auspacken. Mittag gibt es um Punkt eins."
Schnell eilte sie aus dem Raum und lief hastig die Treppen runter.
Wieder seufzte ich schwer. Fing ja schon mal gut an.
Aus meiner kleinen Sporttasche, fischte ich mein Handy. Dieses war ein Geschenk meiner Mutter. Natürlich auch hypermodern und so gar nicht mein Fall. Doch tatsächlich, hatte ich mich schnell an die komplizierte Bedienung gewöhnt. Noch einmal sah ich mich um.
Hier würde ich also die nächsten 12 Monate verbringen. Ganz toll! So hatte ich mir mein Leben doch echt vorgestellt!
Genervt hob ich den Koffer aufs Bett und öffnete ihn. Überall Falten und Knicke an meinen Lieblingsstücken. Es wurde ja wirklich immer besser. Mir war es jetzt schon zu dumm hier. Hoffentlich könnte ich so oft wie möglich, hier allein, in meinem Zimmer sein!
Die ersten Tops hatte ich gerade in den Schrank verfrachtet und nahm nun meine Unterwäsche aus dem Koffer.
"Störe ich zufällig oder soll ich lieber helfen? Wobei ich das Ausziehen ja lieber übernehme!"
Vor Schreck kreischte ich hysterisch und drehte mich ganz langsam um uuundd...
Vor mir stand der heißeste Kerl seit ich denken konnte. Hätte er mich nicht so erschreck, wäre mir garantiert der Mund offen geblieben und ich hätte gesabbert.
Schätzungsweise eine ganze Minute, volle sechzig Sekunden, starrte ich ihn einfach nur erschrocken an, dann erst realisierte ich, was er da gesagt hatte und worauf es bezogen war.
"Spanner!", rief ich wütend, ging auf ihn zu und schob ihn aus dem Türrahmen.
"Ich bin kein Spanner, Püppchen!", konterte er augenscheinlich belustigt
"Mir im Moment vollkommen egal, wer oder was du bist. Doch du verpisst dich jetzt aus meinem Zimmer, bevor ich dir was brechen muss!"
Oh ja, das hätte ich echt drauf. Dabei würde man es nie vermuten bei meinen, wie alle sagten, süßem Aussehen. Klasse! Süß! Dabei wollte ich gar nicht so sein und schon gar nicht so rüber kommen.
Er lachte nur und hob abwehrend die Hände.
"Schon gut, Rambo. Bin schon weg." Er drehte sich um und verschwand...genau gegenüber. Na Prima. Wenn ich jetzt auch noch wüsste wer das ist!
"Wie ich gehört habe, hast du Raphael schon kennen gelernt." Mom stand unten an der Treppe und lächelte mich an. Ich nickte. Mehr nicht. Raphael hieß er also. Damit war schon mal das wer geklärt. Fehlte jedoch noch das was!
"Was macht er hier?" Meine Stimme klang äußerst misstrauisch.
"Darüber wollte ich noch mit dir reden Süße."
"Na dann schieß los. Bin ganz Ohr!" Sie druckste etwas rum und fuhr sich mit einer Hand durch das lange rabenschwarze Haar. Tief atmete sie ein und schloss für einen Moment die Augen, bevor sie mich ernst ansah.
"Raphael ist der Sohn von..."
"...deinen neuen Macker!", unterbrach ich sie schlussfolgernd. Ein Nicken von ihr. Ob das was Ernstes zwischen den beiden war? Sicher nicht. Mom wollte bestimmt auch nur etwas Spaß haben. Na warum auch nicht.
"Und warum ist der-", dabei zeigte ich auf die Tür, in der Raphael verschwunden war. "hier?"
Wieder druckste sie etwas rum. Echt merkwürdig ihr Verhalten.
"Er wohnt auch hier. Wir wohnen alle hier..." Das war fast wie ein Schlag! Also war es doch ernst!
Kein Plan warum aber ich wurde richtig wütend und starrte sie vorwurfsvoll an.
"Schön, dass man das auch nur durch Zufall erfährt. Sonst noch irgendwelche Überraschungen?"
"Im Moment nicht..." Sie sah anscheinend nicht wie sauer ich war.
"Im Moment nicht...", äffte ich sie wenig erwachsen nach und seufzte dann schwer.
"Fräulein! Nicht in diesem Ton!", warnte sie mich streng und setzte ihren Blick auf, der mir sagen sollte, das sie immerhin hier das sagen hatte.
Ob ihr Macker sich auch alles sagen ließ? Denke mal nicht...Obwohl. Bei so einem Sohn würde es mich kein Stück wundern.
Dabei war er ja wirklich verdammt...Ach scheiß drauf, warum sollte ich es wirklich nicht zugeben... Er war die reinste Versuchung, der ich leider widerstehen musste.
"Schon gut, sorry", lenkte ich wenig ehrlich ein, drehte mich um und verschwand wieder in meinem Zimmer.
Das hatte mir zu meinem Glück wirklich noch gefehlt. Nicht nur dieser komische Typ von meiner Mutter, nein, er musste auch noch einen Gott gleichen Sohn haben...
Konnte nicht einmal was in meinen beschissenen Leben gut gehen?
Und dann viel mir auch noch was anderes ein: das Haus war zwar echt schick, aber in der Pampa war ich trotzdem. Wie sollte ich denn von hier aus zur Schule kommen? Oder zum einkaufen, Kino, Shoppen, feiern...?
Gott, ich könnte echt so ausrasten.
"Verdammt!", rief ich leise, aber dennoch sehr wütend und warf mich auf das wirklich schöne Bett. Naja, etwas kitschig war es ja wirklich. Was mich nicht daran hinderte, mich auf die Seite zu rollen, die Augen zu schließen und schon wenige Minuten später, fest ein zu schlafen.
Doch schon weitere wenige Minuten späte, wurde ich ziemlich unsanft auf dem Schlaf gerissen.
Erstaunt setzte ich mich auf und lauschte dem lauten Geräusch...
Ganz eindeutig! Ein Motorrad, ein ziemlich schnelles vom Klang her.
Ich raste zum Fenster und spähte hinaus. Tatsache! WOW!!!! Und was das für eines war.
Ohne weiter darüber nach zu denken, war ich schon auf den Sprung nach unten, ohne Jacke oder Schuhe. Umso schneller wurde mir das bewusst, da mir die eisige Kälte sofort in die Glieder kroch, nachdem ich die Tür des Hauses, viel zu hastig aufgerissen hatte.
Ich zitterte sofort wie Espenlaub und schlang meine Arme um mich.
"Ich würde es ja mal mit der Jacke oder so versuchen. Hab gehört, soll helfen."
Ich drehte mich so hastig zu ihm herum, das ich leicht umknickte und genau in seinen Armen landete. Verdammt, was der für Muskeln hatte!!! beinahe hätte ich begonnen zu sabbern und meine Hände über seine Brust gleiten lassen.
Schnell machte ich mich von ihm los und spürte dabei schon den leichten Schmerz in meinem Knöchel, zeigte es aber natürlich nicht. Wäre ja auch noch zu schön gewesen.
"Kümmere dich um deinen eigenen Kram, Spanner!", meinte ich nur bissig und ging demonstrativ so nach draußen, wie ich war.
Schön blöd von mir, aber ich wollte ihm keine Genugtuung geben.
"Was soll man denn bei dir spannen? Ist ja kaum was dran an dir. Kleine Titten, dafür aber nen zu großer Arsch und..."
Da er mir gefolgt und genau hinter mir war, wirbelte ich ausholend rum und traf ihn ziemlich gut,
"Halt bloß deine große Fresse. Ich wette bei dir ist genauso wenig "dran". Obwohl es mich überhaupt nicht interessiert!"
Upps, den letzten Satz hätte ich mir echt sparen können. Das zeigte mir auch sein fettes grinsen, obwohl er sich die Wange hielt, auf der meine Finger und der Daumen richtig gut zu sehen waren.
"Manno man. Da kann eine echt austeilen. Wenig mädchenhaft, findeste nicht auch?"
Er grinste nur noch mehr, als ich ihn entgeistert anstarrte.
Was war der denn? Stand er womöglich sogar auf die harte Tour?
Mist! Bei dem Gedanken wurde mir etwas wärmer.
"Geht dich ja wohl nen scheiß Dreck an, was ich mache oder wie ich bin. Kannst mir ja auch aus dem Weg gehen!", entgegnete ich schnell, dennoch sehr schnippisch.
Er lachte leise. Ein raues verführerisches Lachen...
"Und wie, wenn ich fragen darf, stellst du dir das vor? Das ist zwar keine Hütte, aber wirklich riesig ist das Haus auch nicht. Außerdem werden wir uns jeden Morgen und nach der Schule eh sehen."
"Äh, und womit habe ich diese wenig erfreuliche Tatsache verdient?", fragte ich misstrauisch und kniff die Augen leicht zusammen. Von der Kälte spürte ich im Moment ziemlich wenig.
"War klar, dass du noch nicht darüber nachgedacht hast, wie du zur Schule und wieder zurück kommst", meinte er, sah dabei ziemlich missbilligend zu mir.
Vielleicht kennt ihr ja auch das Gefühl, wenn ihr denkt, die ganze Welt hätte sich gegen euch verschworen...Genau so ging es mir grade!
Und ich hasste es so sehr!
"Na schöne Scheiße", entwich es mit, dieses Mal ungewollt. Ich war wohl zum Teil auf ihn angewiesen, wie es schien. Am besten stellte ich mich bald mal gut mit meiner Mutter, damit sie mir ein kleines Auto besorgte.
"Hey, ich bin auch nicht sonderlich begeistert deinen Babysitter zu spielen."
Wie bitte? Hatte er das tatsächlich gesagt?
Meine Wut steigerte sich immer weiter.
"N dann lass es einfach. Und lass mich auch einfach zufrieden!" Ich drehte mich auf dem Absatz um und spürte nun wieder die Kälte unter meinen Socken. Warum lief ich dumme Kuh eigentlich nicht wieder ins Haus? Das Motorrad schien ja weg zu sein...
Vorsichtig sah ich ein wenig über die Schulter und stellte erleichtert fest, dass er bereits wieder weg war. So schnell meine Füße sich mich tragen konnten, lief ich ins Haus zurück und sofort in mein Zimmer hoch.
Scheiße, wie kalt es hier war. ich ging zu meinem pinken Koffer und holte mir eine dünne Jacke heraus. Nachdem ich sie geschwind angezogen hatte, machte ich mich endlich daran, auch den Rest noch aus zu packen. Allen voran die Bilder von meinen Freunden. Die mussten einen Ehrenplatz auf der Kommode haben.
Schnell hatte ich fast alles ausgepackt und schaute mich grade zufrieden um, wie sehr ich es an mich angepasst hatte, als meine Mutter auch schon zum Essen rief.
Am liebsten wäre ich einfach nicht runter gegangen, aber irgendwie war ich auch ziemlich neugierig auf ihren Macker.
Leider war ich kein Stück auf seinen Anblick vorbereitet.
Verflixt! Jetzt wusste ich, woher Raphael sein gutes Aussehen hatte! Und ich konnte sogar verstehen, was sie an ihm fand. Was allerdings nicht sehr beruhigend war.
"hey, du musst Samantha sein! freut mich echt, dich endlich kennen zu lernen. Ich darf doch du sagen?" Er sah mich lächelnd an und zeigte dabei seine perfekten weißen Zähne.
Du lieber Himmel! Ich nickte einfach nur. Es hatte mir total Sprache verschlagen.
Und zu meinem Glück, Sarkasmus lässt grüßen, kam Raphael genau da.
"Ach du hast also unsere kleine Zicke schon kennen gelernt, Dad", meinte er grinsend und setzte sich an den großen gedeckten Tisch.
"Raph, bitte", ermahnte er seinen Sohn und unwillkürlich grinste ich daraufhin.
"So ist richtig. Zeigen sie ihm mal wo der Haken hängt", entschlüpfte es mir, ich schrumpfte sofort einige Zentimeter. Doch er lachte nur, während Raphael mich mit seinen Blicken zu erdolchen versuchte.
"Du kannst mich ruhig duzen. ich bin Adam!" Er reichte mir seine Hand, die ich auch sogleich ergriff. Dann erst setzte ich mich, ans andere Ende des Tisches. Mein Blick bohrte sich in den von Raphael.
Dong, Dong! Die Runde ist eröffnet, dachte ich mir nur so, als wäre dies ein Boxkampf.
Und genauso verlief das Essen dann auch. Immer wieder lieferten er und ich uns einen heftigen Wortabtausch, was meine Mutter die Augen verdrehen und Adam lachen ließ.
Total geschafft wäre ich am liebsten sofort ins Bett gefallen, doch meine Mutter bestand darauf, dass ich mit ihr gemeinsam den Abwasch erledigte.
Hatte die nichts Besseres zu tun? Warum holte sie sich denn keinen Geschirrspüler? Genug Geld hatte sie weiß Gott ja nun wirklich. Sie mussten nicht einen einzigen Cent umdrehen wie man so schön sagte und konnte sogar ausgedehnte Shoppingtouren machen.
"Ach mal ne Frage", fing ich an, als wir endlich alleine waren. Sie sah mich abwertend an, wohl weißlich, dass nun von mir etwas kommen würde, wo es drum ging, dass ich unbedingt etwas haben wollte.
"Wie sieht es denn mit einen eigenen Auto oder so aus? ich möchte nicht, dass Raphael immer auf mich warten muss, falls ich wieder etwas länger brauche", versuchte ich es als erste höflich. An seine Mitmenschen zu denken, kam eigentlich immer ganz gut an. Doch sie schüttelte den Kopf.
"Nach deinen ersten guten Noten können wir darüber reden." Tja, ihren Ton nach zu schließen, war das Thema damit erst einmal beendet.
"Ist gut", murmelte ich und verzog mich nach oben, da wir fertig waren.
"Schlaf schön, Schatz", rief sie mir noch nach.
Ich träumte grade von meinem schönen Kalifornien. Es war warm und laut und ...einfach wunderbar!!
Doch plötzlich schreckte ich hoch und saß kerzengrade in meinem Bett.
"Hey Dornröschen, aufwachen, wir müssen los!", hörte ich Raphael meckern. Hastig blickte ich zum Wecker und fluchte laut.
Natürlich hatte ich verschlafen...Wenn man erst einmal die halbe Nacht wach liegt, muss das ja passieren!
"Mach mal hinne, Rambo. Andere müssen noch was lernen, was du anscheinend ja nicht nötig hast!", schrie er nun schon wütender. Mir doch egal, was der musste und was nicht.
Nachdem ich auch noch gaaanz in Ruhe gefrühstückt hatte, war seine Stimmung wohl vollkommen im Keller. Kam mir jedenfalls so vor, als wir wenig später in seinem Auto saßen. Oder sollte ich besser sagen, seinen echt geilen Schlitten.
Ey, stellt euch das mal vor: der Bengel besaß wirklich nen Ferrari!!!!
Fuck, ich raste voll aus!!! Wie konnte er denn bitte son Glück haben?
"Geile Karre!", gab ich ehrlich zu und grinste ihn unverschämt an. Er winkte nur lässig ab und beschleunigte etwas. Oder auch etwas mehr. Das war ein verdammt gutes Gefühl, muss ich wohl zu meiner eigenen Schande gestehen.
Ob das war um mich zu beeindrucken? Son Spinner...
Als wir ankamen, war der Parkplatz bei der Schule gerammelt voll und wo genau am meisten? Richtig, da wo er hinwollte. Schönen Dank auch!...
Ich sah mir die Leute mit zusammen gekniffenen Augen an und kam zu zwei Schlüssen:
Erstens: Raphael schien wirklich beliebt zu sein, was mich wenig wunderte, da er immerhin eine echte Sahneschnitte war. Ja, gut. Das erklärte natürlich nur die ganzen Tussis, was uns zum zweiten Schluss bringt.
Die Weiber bestanden halt hauptsächlich nur aus Tussis, die gegenseitig versuchten sich ins Aus zu schubsen um selbst an der Spitze zu sein. Ihre kurzen Röcke hätten sie auch einfach weg lassen können, da man eh das meiste sah. Ekelhaft!
"Na los, raus hier!", meinte der Spanner von der Seite her und einen Moment sah ich ihn verwirrt an. Da hatte ich wohl zu lange nachgedacht.
"Schon gut, Perversling!", gab ich zurück und streckte ihm ganz frech die Zunge raus und erhob meinen Mittelfinger.
"Alta, übertreibs nicht, Rambo. Sonst lernste mich richtig kenne."
"Oh, Gott bewahre mich vor dieser Schande! Spast!"
Eiligst stieg ich aus und sah mich etwas um, bemerkte dabei auch, wie ich angestarrt wurde.
Jaja, ich war grade aus seinem Auto gestiegen, dachte ich nur amüsiert und entfernte mich ein paar Schritte, ehe ich einen ebenso heißen Kerl auf mich zukommen sah.
Seine blonden, etwas längeren haare bewegten sich bei jeden Schritt und ich merkte, wie ich ihn einfach nur anstarrte.
Und direkt vor mir, blieb er wahrhaftig stehen.
"Hi, du musst Samantha sein." Er lächelte mich freundlich an. Woher kannte der denn meinen Namen? Das verwirrte mich. Und genau so, nämlich extrem verwirrt, sah ihn an, was ihn zum Lachen brachte.
"Hab gesehen, dass du mit Raph gekommen bist. ich Dale, sein bester Freund", stellte er sich vor und hielt mit seine Hand hin.
Suuuper.... Da musste der beste Kumpel genauso scharf sein wie dieser Spanner. Aber er schien um einiges netter zu sein.
"Ähm, ja...ich bin Samantha, aber alle nennen mich nur Sam. freut mich!"
Ich wollte grade seine Hand lächelnd ergreifen, als ein gewisser Jemand mir seinen Arm um die Schulter legte. Erschrocken zuckte ich zusammen.
"Hey Dale, haste Rambo also schon kennen gelernt."
"Rambo?" Dale zog fragend eine Augenbraue hoch. Super gemacht, Arschloch! Der dachte doch jetzt sonst was von mir.
"Lass deine Pfoten von mir", giftete ich Raphael an und riss mich von ihm los, nur um dann aus zu holen und ihn wie schon gestern eine zu verpassen. Doch er war dieses Mal besser vorbereitet und fing meine Hand auf. Ganz nah kam er mit seinem Gesicht den meinem und ich hielt doch tatsächlich den Atem an.
"Ich hab ja keine Ahnung ob du so auf die harte Tour beim ficken stehst, aber ich kann dir gerne mal zeigen, wie ich meine Weibe nehme!", flüsterte er mir grinsend zu.
Meine Wut steigerte sich noch mehr.
"Wenn du versuchen solltest, mich an zu fassen, beiße ich dir deinen Schwanz ab, Pisser!"
Er lachte nur leise und ließ mich los.
"Rambo geht in die nächste Runde also!" Raphael lachte immer mehr und mir war das echt zu dumm.
Ohne noch ein Wort zu sagen, da es den Atem nicht wert wäre, drehte ich mich hoch erhobenen Haupts um und stolzierte davon, wobei ich ihm noch meinen Mittelfinger schenkte.
"Man, die Kleine gefällt mir. Endlich mal eine, die dir Contra kommt", hörte ich noch von Dale und grinste zufrieden.
Vielleicht fing die Schule hier doch nicht ganz so dumm an.
Naja wohl zu voreilig geurteilt, stellte ich schon wenige Minuten später fest.
Ich wollte grade hinein gehen, als sone dämliche Tussi mich anrempelte und dann auch noch behauptete, ich hätte es mit Absicht getan~~~grrr~~~
"Alta, laber weiter son Scheiß und ich polier dir die Fresse!", meinte ich nur genervt und drängte mich an sie vorbei.
"Hast du mir grade gedroht?", fragte sie hinter mir, ich wirbelte herum.
"Ach du bist also nicht nur dumm sondern auch noch taub?", fragte ich wiederum und setzte ein honigsüßes Lächeln auf.
"Das tut mir echt Leid für dich. Muss verdammt schwer sein, wenn man nicht mal nen einfachen Satz versteht. An deiner Stelle würde ich mich da nicht so weit aus dem Fenster lehnen, Püppchen!" Oh jaaa, ich war nun richtig in meinem Element. Und wie!
Sie wollte grade zu einer Antwort ansetzen, als dieser Spanner Raphael schon wieder auftauchte und dieser Barbiepuppe lässig einen Arm um die Schultern legte. Kotz!
Das hatte mir jetzt echt noch gefehlt, verdammte Scheiße, ey!
"Machst du schon wieder Ärger, Rambo?" Er zog eine Augenbraue hoch und sah mich amüsiert an.
"Halts Maul, Spanner!" Nun hob er abwehrend die Hände.
"Ganz ruhig, Rex. Da hat wohl jemand seinen Maulkorb vergessen."
Ich ballte die Hände zu Fäusten und bemerkte erst jetzt, dass sich ganz sicher die halbe Schule um uns versammelt hatte und gebannt zuhörte. Suuuper...
Ich presste die Lippen fest aufeinander, drehte mich um und ging einfach. Das war nun doch langsam unter meinem Niveau!
Eiligst ging ich zum Direx, da ich mir ja noch alle Pläne und so holen musste. Der alte Sack wartete schon ungeduldig auf mich. Naja, wen interessiert´s?
Eine ganze volle Stunde, musste ich mir das dumme Gelaber von ihm anhören, nickte immer wieder zustimmend, obwohl ich nur die Hälfte mitbekam, und konnte dann endlich wieder gehen.
Auf dem Weg zu meiner "1." Stunde, sah ich mich gleich mal ein wenig um damit ich nachher in der Pause nicht so kopflos rum laufen musste. Oder sogar fragen...Dabei konnte man ja leicht an die falschen Leute geraten, die denken, dass sie was Besseres sind ~~~grrr~~~
Schnell hatte ich die Cafeteria, Bibliothek und noch einen sehr interessanten Raum für einen bestimmten Kurs gefunden.
Als ich in meinen Raum ankam, wurde ich freundlich von der Lektorin begrüßt und zu einem Platz gewiesen. Neben mir saß ein Kerl in meinem Alter, der nicht weniger attraktiv als Raphael und Dale waren.
Gab es an dieser Gott verdammten Schule etwa nur solche Jungs?
Eigentlich ja fast schon ein Paradies, wären da nicht noch die ganzen Schnicksen!
"Hi, ich bin Kyle", hörte ich fast am Ende der Stunde von nebenan. Der Kerl hatte sich zu mir gebeugt und lächelte mich an, wobei ich einen Blick auf seine strahlend weißen Zähne erhaschte.
Ja ich gibs zu, so etwas war mir sehr wichtig...
"Samantha", erwiderte ich nur, lächelte selbst allerdings nicht.
"Schöner Name für ein schönes Girl." Flirtete der etwa mit mir? Unglaublich! Nun konnte ich mir ein Lächeln doch nicht verkneifen.
"Danke." Sie sah wieder weg und nach vorne. Und leider entdeckte ich dann plötzlich Raphael. Wie lustig, das ich ihn vollkommen übersehen hatte.
Kyle tippte mich an.
"Bist du etwa die Stiefschwester in Spe von Raph? Auch Rambo genannt?", fragte er dann etwas belustigt und ich starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Hatte der Penner etwa diesen Namen über mich verbreitet? Das würde er noch bitter bereuen!
"Wage es nie wieder, mich seine Stiefschwester zu nennen oder mich auch nur mit ihm in Verbindung zu bringen", knurrte ich böse und rutschte einige Plätze weiter weg. So ein Vollpfosten!
Genau so einer wie Raphael es auch einer war. Besagter sah genau in dem Moment zu mir hoch und ich streckte ihm natürlich, wie sollte es auch anders sein, die Zunge heraus.
Kyle setzte sich wieder neben mich.
"Ich sollte mal eines klar stellen, Püppchen. Diese Bazille und ich können uns nicht ausstehen! Das geht schon seit dem Kindergarten so. Schnauz mich also nicht so an, wenn ich was frage, egal wie dumm die Frage ist oder wie wütend du bist!" Seine Worte hatte er mir eiskalt lächelnd ins Ohr geflüstert, wobei ich auch mitbekam, das Raph immer noch hoch sah und die Stirn in Falten legte.
"V-Verstanden", brachte ich nur hervor und drehte den Kopf leicht zu Kyle rum, wobei meine langen schwarz gefärbten Haare, seine Wange streiften. Seine grünen Augen funkelten sauer und ich hätte mich am liebsten geduckt.
Etwas in seiner Stimme jagte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken.
Also ich war ja echt nicht nen Angsthase und sagte immer was ich dachte, aber bei ihm war es irgendwie anders. Vor ihm hatte ich auf irgendeine absurde Weise, Respekt!
"Belästigt der Kerl dich?" Huch, wie war denn der Spanner so schnell neben uns aufgetaucht? Und vor allem, warum? Ich sah ihn schneidend an.
"Als wenn dich das was angehen würde!", blaffte ich gereizt, stand auf und sah beide abwechselnd herablassend an.
"Ihr Kerle denkt wohl auch, das ihr das tollste seid, was? Aber falsch. Ihr seid einfach nur langweilige und dumme Exemplare!" Schnell drehte ich mich herum und verließ den Raum. Mir doch scheiß egal, was fürn Ärger ich bekommen würde wegen dem Schwänzen.
Leider kam ich nicht sehr weit.
Grob wurde ich an der Schulter gepackt und an die Wand gedrückt. Als ich den Blick hob, traf ich auf den von Raphael.
"Bezeichne mich noch mal als dumm und du wirst hier nicht sehr glücklich werden", meinte er kalt.
"Als wenn ich das hier in sonen Kaff wollen würde", spie ich nur aus und versuchte ihn weg zu schubsen, doch es gelang mir nicht. Sein Blick bohrte sich noch weiter in mich.
"Übertreibe es nicht Fräulein. Ich mach dir das Leben so zur Hölle."
"Das Leben an sich IST die Hölle!"
Nun wurde ich langsam wieder richtig sauer. Ohne drüber nach zu denken, scheuerte ich ihm eine, was mir half, ihn weg zu schieben und dann lässig zu gehen.
"Du kannst nicht abhauen, Rambo!", rief Raph mir nach.
"Leck mich, Arsch!", war nur meine glorreiche Antwort, der Mittelfinger folgte sofort. Genau wie ein ganz gewisser Hüftschwung. Und ich spürte seinen Blick auf meinem Arsch.
Auch sein leises Knurren entging mir nicht.
Tja, Pech gehabt, Freundchen, so leicht wirst du mich nicht einschüchtern können, dachte ich nur triumphierend
Die nächsten Stunden hatte ich Gott sei Dank weder mit dem Spanner noch mit Kyle. Keinen von beiden wollte ich jetzt sehen. ~~~grrr~~~
Die gingen mir einfach nur so sehr auf den Sack. Aber so was von!
Jedoch war mir mein Glück nicht ganz hold, da diese Barbietusse die meisten Stunden bei mir verbrachte. Kotz! Mit ihren blonden Haaren, den blauen Augen und ihren übersteigerten Ego, war sie mir echt ein Kräuel. Wie konnten Kerle nur auf so etwas stehen. Sie sah vielleicht ja ganz hübsch aus, nicht das ich das finde aber egal, aber definitiv hatte sie doch nun wirklich wenig zu bieten. Bei dem was der Prof sagte, konnte es mit ihrer Intelligenz auch nicht sehr weit her sein. Da konnten auch ihre Titten nicht mehr viel bewirken, wenn man es auf ein ernsthaftes Gespräch mit ihr anlegte.
Allerdings waren die meisten hier ganz anders als ich. Hauptsächlich sah man nur das gleiche Bild: Die Kerle entweder hammermäßig heiß oder Streber. Und dann gab es natürlich noch eine extra Kategorie: Die Sportler!
Also das würde ich am wenigsten verstehen. Die sahen fast alle gleich aus, mit ihren durchtrainierten Körpern, den dunklen oder blonden Haaren und diesen faszinierenden Augen, wo auch Raph, Kyle und dieser Dale zugehörten, wie ich im Sportunterricht feststellen konnte, als sie ihre Shirts auszogen...Da hätte ich gleich wieder sabbern können, wenn ich sie nicht hassen würde. Raph war eh eine Sache für sich.
Seine schwarzen Haare mit den grünen Augen, war wirklich eine Sünde wert. Das markante Gesicht fiel auch auf jeden Fall überall auf.
Dale hingegen schien mit diesen hellen Blond, wo ich mir sicher war, dass sie nicht gefärbt waren, eher so der Charmeur zu sein. Natürlich war er nicht weniger beliebt, genau wie Kyle.
Auch um ihn schwirrten die Weiber in Scharren umher. Kein Wunder! Durch die Kombi seiner braunen Haare, die etwas länger waren, und seiner grünen Augen, zog auch er die Blicke auf sich.
Bei den Weibern war es kaum anders. Sie waren nuttig angezogen, fühlten sich dabei hübsch und versuchten sich gegenseitig zu kopieren. Kaum einer traute sich anders aus zu sehen als die "Angesagten". Was für eine traurige Welt...
Ich sah hingegen schon anders aus. Zwar versuchte ich mich auch ein wenig an der Mode zu orientieren, brachte aber meinen ganz eigenen persönlichen Stil mit rein. Zum Beispiel trug ich zu den schwarzen Leggings und dem viel zu grellen neonfarbenen orangen Pullover, auch noch knallpinke Stiefel. Jaja, ich weiß was ihr jetzt denkt. Die sieht ja aus wie ein Paradiesvogel... Aber hey, mir gefällt es wirklich so! Und ich fühle mich halt sehr wohl damit! Und mein Vater hatte mir schon früh beigebracht, dass dies das Wichtigste war.
Außerdem zog ich so auch, egal ob freiwillig oder unfreiwillig, alle Blicke auf mich, was ja auch nicht immer schlecht war. So ging ich wenigstens nicht in der Menge unter.
Auch meine Haare waren da ein wenig anders.
Aber irgendwie überstand ich sogar das, bis ich mich daran erinnerte, dass ich auch wieder mit Raphael nach Hause fahren müsste. Ob das wirklich gut ging, nach der Sache vorhin? Eher unwahrscheinlich.
Seufzend schlug ich den Weg zum Parkplatz ein und sah nur noch wie sein Auto um die Ecke brauste.
Barbie kam mir entgegen und lachte schadenfroh.
"Tja, da muss wohl einer laufen. Geschieht dir ganz Recht." Ich sah sie an und ballte die Hände zu Fäusten.
"Du legst es wohl wirklich drauf an das ich dir deine dumme Fresse polieren", zischte ich gefährlich leise, sie zuckte nur die Schultern.
"Versuchs ruhig, aber wird dir nicht gut bekommen. Raph wird es nicht besonders gut auffassen."
"Und was bringt dich auf die Idee, dass es mich auch eine winzige Sekunde interessieren könnte, was dieser Spanner denkt?" Ihre überhebliche Art war kaum zu fassen.
"Du wohnst doch bei ihm"; meinte sie nur abfällig und lächelte grimmig. Ahhh, daher wehte also der Wind. Die Kleene war ganz eindeutig eifersüchtig auf mich, da ich mit diesen Proletten zusammen lebte, egal es ich wollte oder nicht. Irgendwie ja eine gute Sache. So konnte ich sie wenigstens immer wieder aus der Fassung bringen.
"Falsch, wir wohnen zusammen, nicht ich bei ihm!", spuckte ich regelrecht aus, drehte mich herum und lief zur Bushaltestelle ganz in der Nähe. Die hatte ich Gott sei Dank heute Morgen gesehen auf dem Weg hierher.
Und natürlich war der Bus erst vor zwei Minuten abgefahren. Und wieder natürlich, dass der nächste erst in knappen zwei Stunden fahren würde.
Niedergeschlagen machte ich mich schlussendlich zu Fuß auf den Weg nach Hause. Dabei musste ich durch die ganze Kleinstadt hindurch laufen und nur durch Zufall, sah ich Raphaels Auto vor einem Bäcker stehen, eine ziemlich billig aussehende Schönheit darin.
Ob das eine Nutte war? Bestimmt.
Ich lachte leise, als ich daran denken musste, dass er es wohl so nötig hatte. Und mir kam eine kleine gemeine Idee.
Da er nirgends zu sehen war, ging ich zum Auto und beugte mich zum offenen Fenster ran.
"Hey, wie viel bezahlt er dir?", fragte ich grinsend. Im ersten Moment sah sie mich perplex an, dann leicht panisch, wie ich feststellte.
"Bist du seine Freundin?", flüsterte sie und ich nickte nur stumm.
"Ey, es tut mir echt leid. Ich wusste nicht dass er jemanden hat", sagte sie schnell und stieg aus.
"Wie viel?", fragte ich wieder.
"30..." Boaaaahhh, so geizig war der Spast? Na warte!
Schnell nahm ich meine Potte und holte einen Fünfziger hervor, den ich ihr dann reichte.
"Für deine Mühe und die Umstände", erwiderte ich nur auf ihren fragenden Blick und versuchte traurig zu lächeln. Also Schauspielern konnte ich ja schon immer sehr gut
Sie verschwand eilig um die nächste Ecke und ich ging ganz normal weiter. Schadenfroh grinste ich die ganze Zeit, auch als mir schon die Füße weh taten vom Laufen.
Das hatte echt gut getan!
Zuhause angekommen, seit wann nannte ich es eigentlich so..., naja egal. Also Zuhause angekommen, ging ich schnurstracks in mein Zimmer hoch, warf die Tasche aufs Bett und zog mir den Mantel, Stiefel und Mütze sofort aus. Der Pullover und die Leggings folgten sofort. Ich brauchte einfach was Warmes. Gut das ich im Winter immer schon Frühs Sachen auf die Heizung legte.
Ich stand also nur in Unterwäsche im Zimmer, als die Tür aufgerissen wurde.
"Was sollte die Scheiße in der Stadt?", fragte Raphael mich böse, kam richtig rein und verschloss die Tür. Ich wirbelte herum und hielt mir ein Shirt vor den Körper. Das würde auch nicht viel verbergen können...
"Raus hier, Spanner!", rief ich überrascht und funkelte ihn an.
"Erst wenn du mir erklärt hast, was das mit Jenny sollte!" Er kam noch einen Schritt auf mich zu und ließ seinen Blick abschätzend über meine kaum verhüllten Körper gleiten. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Oh oh, das konnte nichts Gutes bedeuten.
"Ich hab ja echt nicht geahnt, dass du es so nötig hast, dass du dir schon Nutten mitnehmen musst" Ich zog eine Augenbraue hoch. Würde er mir zu nahe kommen, würde er niemals Vater werden, so viel war sicher.
"Tja, dann weißt du es jetzt. Und du bist mir eine Entschädigung schuldig..." Seine Stimme klang seltsam rau und jagte mir einen Schauer über den blanken Rücken. Noch einen Schritt kam er näher und ich wich einen zurück.
"Was willst du?", fragte ich flüsternd. Sein grinsen wurde noch breiter.
"NEIN! Auf gar keinen Fall!", schrie ich sofort, doch es schien ihn gar nicht zu interessieren.
"Mir Latte, Schätzchen. Du hast immerhin meinen Spaß mit Jenny verhindert. Nun musst du auch mit den Folgen leben. Auch wenn dieser Ersatz nicht besonders schmackhaft ist..."
Wieso glaubte ich ihm nur nicht? Weil ich das Funkeln in seinen Augen sehen konnte, genau wie die Beule in seiner Hose. Soso, der Kerl fand mich also scharf. Na wenn man das nicht mal ausnutzen konnte. Was sollte schon großartig geschehen?
Dass er wütend war? Passierte eh ständig...
Dass er irgendwelchen Schwachsinn über mich erzählen würde? Kannte ich schon von meiner alten Schule.
Dass er wirklich mit mir schlafen würde?...dazu fehlten mir im Moment die Worte.
"Du glaubst doch nicht im Ernst, das ich mit dir ins Bett gehen würde!", meinte ich leicht fassungslos und starrte ihn regelrecht an. Er nickte nur grinsend.
"Und ob, Schätzchen. Und es wird der geilste Fick werden, den du je hattest und haben wirst!"
Was bildete der sich nur ein? So ein ~~~agggrrrrr~~~
Ich biss mir auf die Unterlippe und verschränkte die Arme achtlos vorm Körper. Sein Blick rutschte wieder abwärts.
"Hey, hier oben sind meine Augen, Arsch!", schnauzte ich sofort und er hob tatsächlich den Blick. Allerdings zu den unteren Augen, wie die Kerle so gerne sagten.
"Alta, willst du mich verarschen?", schrie ich nun richtig aufgebracht und ballte die Hände zu Fäusten. Noch einen Schritt kam er näher, der Blick nu ziemlich anzüglich.
"Na na, nicht so wild, Rambo. Noch habe ich dich doch gar nicht durch genommen!"
"Wirst du auch niemals!" Aber langsam war ich mir gar nicht mehr so sicher. Er zog mich schon irgendwie an, doch mir war natürlich bewusst, was danach wäre, also verdrängte ich diesen Gedanken ganz schnell wieder.
"Bist du dir sicher?" Seine Augen funkelten als er nun so dicht vor mir stand, dass ich seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Ein Kribbeln breitete sich in mir aus, was mich noch mehr in Rage brachte. Warum musste mein Körper mich nur so verraten? Das war nicht besonders lustig kann ich euch sagen!
"Ja, bin ich!", meinte ich abfällig und zog eine Augenbraue hoch. Kampflos würde ich mich niemals geschlagen geben.
"Und wenn du nicht sofort aus meinem Zimmer verschwindest, schreie ich so laut, dass man es bis zur Stadt hören wird!", drohte ich zornig, wobei ich genau wusste, dass es wohl nicht viel bringen würde. Mom und Adam waren nicht hier, noch arbeiten halt, und bis zur Stadt reichte mein Organ dann doch nicht ganz
"Das ich nicht lache. Wir wissen beide, dass du in ner ganz schönen dumme Lage im Moment steckst. mach doch einfach das Beste draus und bitte mich in dein Bett!"
Wie konnte ein einzelner Mensch nur so überheblich und selbstgefällig sein?
Ohne groß darüber nach zu denken, hatte er sich eine gefangen und taumelte sogar ein Stück zurück.
"Und nun raus hier, du perverser Alien!", schrie ich und zeigte auf die Tür.
Aber war doch klar, dass er es nicht tat. Innerlich seufzte ich nur, äußerlich kochte ich vor Zorn.
"Du kleines dummes Miststück!" Er packte meine Handgelenke und schmiss mich aufs Bett, er direkt über mir. Ich begann leicht zu zittern und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Mein Mund öffnete sich zu einem Schrei, was er sofort ausnutzte, seine Lippen auf meine drückte und mit seiner Zunge an meiner spielte. Ich war überrascht...
Er war nicht so brutal wie ich eigentlich gedacht hatte, eher etwas sanft und sogar zurückhaltend, dennoch aber auch fordernd. Ja, so musste man geküsst werden!
Moment mal...Was ging mir da nur durch den Kopf? War ich nun vollkommen übergeschnappt? Vermutlich...
Da er immer noch meine Handgelenke im Griff hatte und sie eisern aufs Bett drückte, hatte ich zur Verteidigung nur meine Beine und somit kam auch nur eine Stelle in Frage, die mich sicher retten würde.
Doch leider hatte ich nicht das Glück, in dort zu treffen, da genau in dem Moment, wo ich das Knie anziehen wollte, von unten meine Mutter zu hören war.
"Bin wieder da Leute!", rief sie laut und deutlich. Irgendwie war ich einerseits enttäuscht, dass ich es nicht hatte ausführen können, andererseits war ich aber ungemein erleichtert.
Raphael stieg von mir runter, würdigte mich keines Blickes mehr und verschwand aus dem Zimmer.
Das war ja grade noch mal gut gegangen, dachte ich ein wenig... ja was eigentlich?
Mist! Sein Kuss hatte sich sogar richtig gut angefühlt. Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Ich bekomm noch ne Krise, ey! Dieser verdammte...
Ja, da fiel mir doch tatsächlich nicht mal ein passendes Wort für ihn ein.
Seufzend stand ich jetzt auch vom Bett auf, ging zum Schrank und zog mir endlich was über. Dabei schwor ich mir, dass ich es ihm heimzahlen würde.
Natürlich hatte ich die Beule in seiner Hose gespürt, was ja wohl hieß, dass er mich echt geil fand. Und genau das würde sein Verderben werden in der nächsten Zeit.
Ich würde ihn so heiß auf mich machen und immer wieder abblitzen lassen, dass er mich irgendwann in Ruhe lassen würde.
So sah der Plan in meinem Kopf aus. Ob es auch in der Realität genauso klappen würde, war selbstverständlich eine andere Geschichte. Nen versuch war es einfach Wert.
Nachdem ich mir dann endlich was angezogen hatte, extra für den Plan eine kurze Hotpants und ein knappes Top mit viel Ausschnitt, ging ich hinunter zu meiner Mutter. Sie begrüßte mich lächelnd und zum ersten Mal seit so langer Zeit erwiderte ich ihr Lächeln ein wenig, was ihre Augen strahlen ließ.
War wohl nicht nur für mich schwer die ganze Situation.
Adam kam ebenfalls ins Wohnzimmer und grüßte mich freundlich. Irgendwie war er mir ja doch schon etwas sympathisch. Aber ich war ja erst den zweiten Tag hier, also konnte ich noch nicht wirklich viel über ihn sagen. Naja, außer dass er einen richtig dummen Sohn hatte.
Diese Plage war wirklich nervig.
Ich sah wieder zu meiner Mutter als diese sich räusperte und mich etwas...besorgt...ansah. Hatte ich schon wieder was verpasst?
"Was ist los?", fragte ich sofort alarmiert und sogar Adam sah mich nun mit diesem Blick an. Und er war es dann auch, der das Wort zuerst ergriff.
"Wir müssen dir noch etwas sagen", fing er an und ich ahnte schon, dass mir das, was er sagen würde, ganz und gar nicht gefallen würde.
"Okay Stopp! Wenn es etwas ist, was ich sicher nicht hören will, und davon gehe ich mal ganz stark aus, dann lass es lieber. Oder schickt mich wieder zurück."
Ich sah beide abwechselnd an, die Arme mittlerweile vor der Brust verschränkt, das Gesicht in Falten gezogen. Wehe es kam noch so eine Neuigkeit wie das zusammen wohnen! Dann würde ich aber mal echt so richtig ausrasten und mal Dampf ablassen.
"Also? Wie sieht’s aus? Soll ich meine Koffer packen?", fragte ich gelassen. Eigentlich würden sie mir damit ja nun wirklich einen Gefallen tun.
"Jetzt reiß dich mal zusammen, Samantha. Du wirst natürlich hier bleiben und du wirst dich gefälligst anständig benehmen!" Meine Mutter klang nun nicht mehr so freundlich. Eher sauer und auch ein wenig frustriert. Na und? Nicht mein Problem.
"Dann sagt doch einfach was los ist und macht nicht so ein Geheimnis draus, verdammt noch mal!!"
Adam kam einen Schritt näher zu mir.
"Ich habe noch zwei Kinder. Sie werden ab Freitag ebenfalls hier wohnen", ließ er dann die Bombe platzen.
Ungläubig und mit weit aufgerissenen Augen sah ich ihn an. Sein Ernst? Schien so. Seine ganze Haltung drückte seinen Ernst aus und die Aufrichtigkeit seiner Worte.
"Und DAS musstet ihr erst jetzt sagen?" Meine Stimme klang ausdruckslos und heiser.
"Du wärst niemals her gekommen, wenn ich es dir gleich gesagt hätte", verteidigte meine Mutter sich. Natürlich hatte sie damit Recht, aber damit war mir auch nicht geholfen.
"Natürlich wäre ich nicht hier! Ist doch wohl logisch. Aber das ihr so hinterfotzig seid und es mir erst jetzt sagt..." Ich beendete den Satz nicht, brauchte ich auch gar nicht. meine Mutter wusste auch so was in mir vorging. Verletzt rannte ich wieder hoch, prallte auch gleich oben an der Treppe mit Raph zusammen.
"Na, haben sie es dir endlich gesagt?", fragte er gehässig, doch das interessierte mich kein Stück.
Grob schob ich ihn beiseite und betrat mein Zimmer. Sofort drehte ich den Schlüssel herum und ließ mich auf den Boden sinken.
Konnte es eigentlich nur noch schlimmer werden?
Am nächsten Morgen duschte ich nur kurz, zog mich schön warm an und verschwand aus dem Haus ohne ein Wort zu sagen oder jemanden zu beachten.
Nach ein paar wenigen Minuten, lassen wir es mal auch eine halbe Stunde gewesen sein, fuhr Raph mit seinem Wagen neben mir.
"Steig ein!", rief er mir zu durch das herunter gelassene Fenster, doch ich reagierte nicht. Auch er, grade ER, sollte mich jetzt besser in Ruhe lassen.
"Steig endlich ein, Miststück! Es wird kalt hier drinnen."
Gleich würde es noch viel kälter werden. Ich bückte mich und hoch so viel Schnell ich tragen konnte, auf und warf sie durch das Fenster zu ihm rein.
Fluchend bremste er sofort ab und stieg auch aus. Grob packte er mich am Arm und zerrte mich zum Auto.
"Du wirst jetzt einsteigen, Fräulein. Ich will mir dann nicht die Standpauke anhören dürfen, wenn du krank bist!" Sein Blick war eindringlich und duldete keinen Widerspruch!
"Das kann dir doch egal sein! Und fass mich nicht an, Arsch!" Ich entzog ihm meinen Arm.
"Wenn du mich noch einmal antatschst, bekommste meine Faust zu spüren und ich schwöre dir, das wird nicht sehr angenehm für dich werden!" Ich meinte jedes Wort verdammt ernst.
Er lachte mich einfach nur aus und schob mich ins Auto. Drei Mal trat ich ihm gegens Schienbein, doch er ignorierte es anscheinend einfach. Ich war ein wenig verwirrt davon und versuchte erst die Tür wieder zu öffnen, als er sie schon längst verriegelt hatte.
"Lass mich hier raus!", schrie ich ihn aufgebracht an. Wieso tat er das? Es konnte ihn doch wirklich vollkommen Latte sein, wenn ich krank werden würde. So müssten wir das hier wenigstens eine Weile nicht überstehen. Danach würde ich mir schon was Neues einfalle lassen.
"Nichts da, Miststück. Bei der Schule kannste wieder raus, nicht vorher!", presste er zähneknirschend hervor und gab schon wieder Gas. Und wie er das tat.
Also ich liebte es ja echt wenn ein Kerl im Wagen so viel Gas gab, aber bei seiner Stimmung machte es mir doch etwas Angst. Vor allem seine zusammen gepressten Lippen.
"Fahr langsamer", meinte ich daher leicht hysterisch. Er lachte nur.
"Warum? Haste etwa Angst, Schätzchen?" Raphael gab noch mehr Gas, wir erreichten die Stadt. Selbst rote Ampeln schienen ihn nicht zu interessieren. Mein Herz pochte wilder als je zuvor, meine Augen weiteten sich panisch. Schnell kniff ich sie zusammen, die Lippen genauso. Meine Atmung war Stoßweise und ich schloss schon mit meinem Leben ab, hatte schon innerlich allen lebe wohl gesagt.
"Hast du?", fragte er noch mal als ich mich an die Tür klammerte. Seine Stimme war nur ein Flüstern. Tränen traten in meine Augen, wobei ich ihn ansah.
"JA, VERDAMMT!", schrie ich und konnte die Tränen nicht mehr länger zurück halten. Sie liefen einfach die Wange hinunter, wollten nicht aufhören, wurden nur noch mehr.
Doch plötzlich spürte ich, wie das Auto langsamer wurde. Wir hatten die Schule fast erreicht.
"Merk dir dieses Gefühl", flüsterte er mir direkt ins Ohr, ich zitterte.
"Es wird nicht das letzte gewesen sein, was du in meiner Nähe gefühlt hast."
Geschickt, und im normalen Tempo, parkte er an seinem Platz und stieg aus. Ich konnte mich einen Moment nicht rühren, dachte einfach nur über das grade geschehene nach.
Das konnte doch nicht wirklich passiert sein...Nein, niemals! Und doch war es so.
Mir saß noch immer die blanke Angst in den Gliedern, die Tränen flossen noch immer.
Schnell wischte ich sie weg und stieg hastig aus. Raph mit diesem Dale, der Barbie und ein paar anderen ein Stück entfernt, doch sie zeigten mit dem Finger auf mich, außer Dale. Er sah eher...besorgt in meine Richtung. Ich wandte mich ab und ging in Richtung des Eingangs. Mein Herz hatte sich wieder ein wenig beruhigt. Das würde ich niemals vergessen und ihm auch niemals verzeihen können.
Ich hasste ihn aus tiefsten Herzen...
Der Unterricht verging wie im Flug. Keiner sprach mich an, doch spürte die Blicke von Raphael, genau wie die von Dale. Es war, als würden sie mich regelrecht verfolgen.
Als die Stunden endlich vorbei waren, schmiss ich all mein Zeug einfach chaotisch in die rosa farbene Tasche und rannte fast aus dem Schulgelände hinaus.
Komischerweise begann ich erneut zu zittern, meine Hände waren eiskalt, wofür die Kälte, die ich im Moment als angenehm empfand, nichts damit zu tun hatte. Angst ließ mich frösteln.
Auf keinen Fall würde ich mit ihm zurück fahren. Eher würde ich erfrieren wollen!
"Soll ich dich mitnehmen?" Überrascht blieb ich stehen und sah nach rechts wo Dale mit seinem Auto war. Er lächelte mich freundlich an.
"Na komm. Ich fahr auch langsam!" Wollte er sich jetzt doch noch über mich lustig machen? Wahrscheinlich eine schöne Geschichte für diesen Arsch!
"Nein, danke. Ich habe keinen Bock auf eure Spielchen. Lasst mich einfach nur alle in Ruhe und sucht euch ein neues Opfer aus. Bin mir echt zu fein dafür."
Der kalte Wind schlug mir entgegen und ich zog den Schal enger um meinen kahlen Hals.
"Samantha, ich will keine Spielchen spielen. ich möchte dich nur nach Hause fahren, da es doch ziemlich kalt ist. Außerdem wollte ich mich für Raphaels Verhalten entschuldigen."
Nun war ich echt verblüfft. ER wollte sich entschuldige, obwohl er doch gar nichts getan hatte?
Das war einfach nur...süß! Innerlich schmolz ich dahin, äußerlich blieb ich weiter hart.
"Warum solltest du das tun? Du bist doch sein Kumpel." Ich sah Dale skeptisch an und zog eine Augenbraue höher, die Arme vor der Brust verschränkt.
"Ja, bin ich. Was aber nicht heißt, dass ich alles gut finde, was er tut. Und was er heute Morgen getan hat, war nicht in Ordnung. Er hat nicht nur sein eigenes, sondern auch dein Leben in Gefahr gebracht."
Ja, da hatte er natürlich recht und sein Blick war ehrlich.
Nach kurzem Zögern ging ich um das Auto herum und setzte mich auf den Beifahrersitz. Sofort schloss er sein Fenster wieder und es wurde schön warm.
"Soll ich die Heizung höher stellen?", fragte er mich lächelnd und ich schüttelte den Kopf.
"Nein, es ist warm genug..." Ich erwiderte sein freundliches Lächelnd, lehnte mich zurück und schloss erschöpft die Augen. Ich war vollkommen entspannt.
Dass ich eingeschlafen war, bemerkte ich erst als Dale mich an der Schulter rüttelte.
"Hey, Prinzessin, aufwachen. Wir sind bei dir", flüsterte er. Meine Augen öffneten sich, er war mir sehr nah. Mein Herz wurde wieder schneller. Seine Augen waren wirklich unglaublich...
"Schade", hörte ich mich selbst flüstern, Dale nickte zustimmend.
"Leider...Aber wir können es gerne morgen wiederholen..." Dieses Mal nickte ich.
"Soll ich dich auch Frühs mitnehmen?" Wieder nickte ich. Irgendwie wollte meine Stimme einfach nicht so recht wie ich wollte.
"Gut, dann geh jetzt besser rein." Noch einmal nickte, drehte mich rum und öffnete die Tür. Vorsichtig stieg ich aus, beugte mich jedoch sofort wieder rein und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
"Vielen Dank, Dale. Du bist so ganz anders als er..." Er lachte so verführerisch heiser.
"Nichts zu danken, meine Süße!" Zwinkernd startete er den Motor wieder.
"Bis morgen früh dann!"
"Ja, bis morgen dann." Ich schloss die Tür und winkte ihm noch mal, als er weg fuhr.
Mit einen unglaublichen Glücksgefühl ging ich endlich ins Haus, ein fröhliches Lächeln auf meinen Lippen.
Der restliche Nachmittag und der Abend hätten nicht besser sein können. Raph war nämlich nicht da. Keine Ahnung wo er war und es war mir auch so ziemlich egal. Fakt war einfach, das ich meine Ruhe vor ihm hatte.
Auch die restliche Woche verlief weitestgehend sehr angenehm.
Jeden Morgen holte Dale mich ab und nach dem Unterricht brachte er mich nach Hause. Selbst dann, wenn er schon vor mir Schluss hatte. Ja, er wartete dann extra auf mich. Am Donnerstag hatte er sogar seine letzte Stunde geschwänzt, nur weil ich eine früher gehen konnte.
Es war einfach nur ein wundervolles Gefühl. Im Auto unterhielten wir uns sehr viel, einfach über alles Mögliche und wir stellten sogar fest, wie viel wir gemeinsam hatten.
Und das ich morgens wegen dem Bad immer mit Raphael aneinander geriet, trübte meine Stimmung kein Stück. Doch dann war es Freitag. Heute würde ich die Geschwister von diesem Alien kennen lernen. Mir kraute es schon den ganzen Tag davor. Daher war ich auch noch ein wenig mit Dale unterwegs gewesen. Ich hatte es hinaus zögern wollen solange es ging.
Nachdem ich mich mit einem Kuss auf die Wange von Dale verabschiedet hatte, wurde mir etwas mulmig zumute. Wie die anderen zwei wohl sein würden?
Ganz langsam ging ich auf das Haus zu, noch langsamer öffnete ich die Tür und im Schneckentempo ging ich schlussendlich ins Wohnzimmer, wo ich die vielen Stimmen hörte.
Ich erkannte die von meiner Mutter, Adams, Raphaels und noch eine männliche, die mit seltsam bekannt vorkam. Die andere weibliche Stimme sagte mir absolut gar nichts.
Aber so wusste ich schon mal dass wir weibliche Verstärkung haben würden, männliche allerdings auch.
Eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Arm als ich die Tür erreicht hatte. Ich öffnete sie vollständig, da sie nur angelehnt war, und erstarrte augenblicklich.
"DU?", zischte ich erschrocken...
Ich taumelte einen Schritt zurück und krallte mich an dem Türrahmen fest. Ich konnte wirklich nicht glauben, wen ich da vor mir sah.
Das Mädchen hatte ich noch nie gesehen, aber sie war ziemlich hübsch und hatte so ein Puppengesicht, was man einfach vergöttern musste. Ihre langen blonden Haare, die sich leicht gewellt über ihren Rücken legten, waren einfach nur wunderschön und passten perfekt zu den strahlend blauen Augen. Doch ihr Blick war mir persönlich zu hochmütig. Und eisig könnte ich schwören.
Ich versuchte mich wieder auf den Kerl zu konzentrieren, der mit doch glatt die Sprache verschlagen hatte.
Verdammt, was machte er denn hier? Vielleicht wollte er ja nur Raphael was vorbei bringen...
Nein, das war nun wirklich mehr als alles andere ausgeschlossen.
Noch immer versuchte ich es zu realisieren.
"Alles okay, Samantha?", fragte mich meine Mutter und kam mit einem besorgten Gesichtsausdruck zu mir. Ich konnte nur nicken und schluckte hart. Wollte dieser Albtraum hier denn echt niemals enden? Son Scheiß!
"Was will er hier?" Ich deutete auf ihn, der wie selbstverständlich neben Adam stand, mich angrinsend.
"Ihr kennt euch? Oh, das ist ja schön!" Wieder mal hatte meine Mutter absolut keinen Plan was in mir vorging. Typisch!
"Schön ist was anderes", kam es nuschelnd von mir. Ich konnte meine Augen einfach nicht von ihm abwenden. Es war einfach zu...unfassbar!
"Was hast du gesagt, Schatz?" Mom sah mich mit einer hoch gezogenen Augenbraue an, ich schüttelte nur den Kopf.
"Nichts, schon gut. Alles okay...", kam es als Antwort abgehakt von mir.
"Gut. Na wenn ihr beide euch kennt muss ich euch ja nicht mehr vorstellen." Sie legte ihren Arm um das Mädchen, die mich nun freundlich anlächelte. Bildete ich mit das spöttische Funkeln nur ein?
"Und das ist Ashley", stellte sie nun das Mädchen vor. Freundlich lächelnd streckte ich ihr die Hand entgegen, die sie erst nach einem abfälligen Blick ergriff. Komisches Girl!
Dann sah ich wieder zu jemand ganz anderen und auch zu dem Alien.
"Wieso hat keiner von euch mir das gesagt?", fragte ich vorwurfsvoll und stemmte die Hände in die Hüfte. Der Neuankömmling kam zu mir, sein Gesicht sehr ernst.
"Ich habe dir doch gesagt, dass ich und die Bazille uns nicht gut verstehen." Ja okay, stimmt. Er hatte es mir wirklich gesagt. Aber er hätte dazu doch echt erwähnen können, dass sie Brüder waren.
Aber Moment mal... Er hatte gesagt, dass sie sich seit dem Kindergarten nicht verstanden? Und wieso lebten sie nicht zusammen?
Das alles verwirrte mich so krass das ich auf dem Absatz kehrt machte und hoch in mein Zimmer rannte.
Kyle war Raphaels Bruder????
In dem Moment konnte ich kaum einen klaren Gedanken fassen, geschweige denn das alles einfach zu akzeptieren oder verstehen...
Es war so unwirklich und ich fühlte mich irgendwie total überrumpelt und auch hintergangen.
Das war ein echt mieses Gefühl...
Ich stand wieder auf und setzte mich aufs Bett da mir langsam der Po vom Boden wehtat. Laut seufzend ließ ich mich nach hinten fallen, die Arme über den Kopf ausgestreckt und die Beine angewinkelt.
Ob die vielleicht noch mehr Überraschungen hatten? Ich konnte ehrlich nur beten, dass dem nicht so war. Und falls ich gedacht haben sollte, dass die Hölle schon hier wäre, hätte ich mich aber richtig geirrt, denn sie begann erst jetzt richtig. Mein einziger Hoffnungsschimmer war Dale.
Er war wirklich zu einem Freund geworden und ich vertraute ihm sogar...Das war bei mir etwas sehr seltenes da ich wusste wie verlogen und egoistisch alle Menschen waren. Natürlich bildete ich auch nicht immer eine Ausnahme. In bestimmten Situationen konnte ich genauso mein Ego raus hängen lassen...
Naja egal auch. Jetzt brauchte ich unbedingt eine gute Ablenkung. Dale hatte ja leider das ganze WE keine Zeit, wie er mir verraten hatte. Besonders süß fand ich daran, dass er sich bei mir deswegen entschuldigt hatte.
Bei dem Gedanken grinste ich ziemlich zufrieden. Es war ein tolles Gefühl, das er anscheinend was für mich übrig hatte.
Das plötzliche Klingeln meines Handys ließ mich aufschrecken und hastig griff ich in meine Jeanstasche.
"Wer stört?", meldete ich mich unfreundlich wie immer an dem Ding.
"Oh, stören wollte ich auf keinen Fall. Ich wollte nur deine süße Stimme hören."
Mein Herz schlug sofort schneller als ich die Stimme erkannte, ein glückliches Lächeln umspielte meine Lippen. Wie sagte man doch so schön? Wenn man vom Teufel spricht...Ja gut, ich hatte nur an ihn gedacht aber egal.
"Nein, du störst auch wirklich nicht."
"Dann ist ja gut. Eigentlich wollte ich nur wissen, wie du die Überraschung aufgenommen hast."
MOOOOMENT MAL!!!!!! Sollte das heißen, Dale wusste auch schon vorher davon?
Na sicher doch! Er war ja Raphaels bester Freund. Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen.
Meine Stimmung sank erneut auf einen gewissen Tiefpunkt, daher schwieg ich auch.
"Tut mir leid, dass ich dir auch nichts verraten habe, aber das ist eine Familiensache, Süße."
Jaja, fang bloß so an. Das macht es ja auch viel besser, dachte ich sarkastisch und verdrehte genervt die Augen. Männer waren eben doch alle gleich.
"Sam...sei nicht böse..." Dann überleg dir mal besser was Gutes als Entschädigung, Junge!
"Nein...bin ich...nicht...", stammelte ich wenig ehrlich. Am anderen Ende der Leitung seufzte Dale nur.
"Also lügen musst du noch sehr üben." Danke für den Tipp, aber nicht alle sind so dreiste Lügner und Heimlichtuer!
"Nein, danke. Ich verzichte liebend gern. Einer auf der Welt muss ja noch ehrlich sein", erwiderte ich nun bissig und drückte einfach auf auflegen. Mir egal was er jetzt dachte. Ich war echt maßlos von ihm enttäuscht.
Er versuchte noch ein paar Mal mich zu erreichen, doch ich wollte im Moment nicht mit ihm sprechen.
Als es langsam Zeit fürs Essen wurde, zog ich mir schon mein Schlafzeug an, da ich nicht vorhatte, noch lange mit dieser "Familie" Zeit zu verbringen. Eine kurze schwarze Hotpants und ein sehr enges, knappes, schwarzes Top und fertig war ich. In diesem Haus herrschten eh immer sehr warme Temperaturen und raus wollte ich nun echt nicht mehr. Fenster aufmachen genauso wenig.
Nachdem ich endlich den Weg in die Küche gefunden hatte, Sarkasmus pur, wurde ich sofort von allen angestarrt. Susan und Adam sahen mir besorgt entgegen und änderte ihren Blick auch dann nicht, als ich bereits saß und mir auffüllte.
Diese Ashley hatte nur kurz aufgesehen und sich dann wieder ihrem eigenen Teller gewidmet.
Tja und Kyle...Bei ihm hatte ich so eine vage Ahnung, dass er mich noch weiter mit seinen Blicken auszog. Heiß war er ja auch, aber jetzt nicht mehr halb so interessant wie am Anfang.
Jedenfalls wenn wir die Tatsache mal beiseiteschoben, dass er der Bruder des Spanners war und sie trotzdem bisher nicht zusammen gelebt hatten. Denn die Stelle fand ich immer noch sehr spannend.
Naja und der Spanner selbst, der direkt neben mir saß ~~grrr~~ blickte nur auf sein Essen. Mein Glück natürlich.
Nicht sehr angenehm wenn man wie ein dummes Insekt die ganze Zeit über beobachtet wurde. Und noch viel unangenehmer, das Raph ständig Ausversehen mein Bein berührte. Das machte er dieses Mal ganz sicher nicht mit Absicht, da war ich mir absolut sicher.
Irgendwann reichte es mir dann auch.
"Was ist? Hab ick wat im Gesicht oder warum könnt ihr eure Augen nicht von mir abwenden?", schnauzte ich in meiner Art los.
"Samantha! Bitte nicht in diesem Ton!"
"In welchen denn dann, Mom? Soll ich mich freuen, dass ihr mir so dumm mitgespielt habt? Soll ich vor Freude Luftsprünge machen, weil ihr mich sozusagen belogen habt?" Wütend schob ich den Teller weg und stand auf, mein Blick richtig zornig.
"Schlimm genug, dass du mir nicht gesagt hast, das Adam und dieser perverse Alien hier wohnen, nein, du hast mir die anderen auch noch verschwiegen. Und das mit voller Absicht! Das ist wirklich das Letzte. Ich hatte eigentlich mehr von dir erwartet."
Bei seinem Kosenamen von mir, hob Raph den Kopf und sah mich böse an. Mir egal!
"Ich wusste ganz genau, wie du reagieren würdest."
"Natürlich wusstest du das. Du hättest absolut genauso reagiert! Jeder hätte es getan", spie ich angewidert aus und wollte mich rumdrehen, hielt jedoch bei den Tränen meiner Mutter inne. Ich hatte sie noch nie weinen sehen...im meinem ganzen Leben nicht!
"Es tut mir Leid, Samantha", flüsterte sie erstickt. Auch wenn wir kein gutes Verhältnis hatten, weinen solle sie wegen mir auch nicht. Außer natürlich wenn ich den Löffel abgab, was hoffentlich noch sehr lange nicht der Fall war. Jedenfalls lebte ich recht gesund.
Mein Körper verkrampfte sich sofort und ich rannte aus der Küche raus und nach oben. Warum musste nur alles so mega kompliziert sein? Das war doch zum Haare ausreißen!
Oben schmiss ich mich auf mein Bett und starrte wieder an die Decke. Was sollte ich nur tun? Ihre Tränen hatten mich unvorbereitet getroffen...
Plötzlich klopfte es und Kyle kam rein. Sofort bekam er ein Kissen ab.
"Raus hier!" Hätte ich nen Laserblick, wäre er sofort tot umgefallen oder in seine Einzelteile gespalten worden.
"Nein, ich will mit dir reden..." Und? Sollte mich das interessieren, was er wollte und was nicht? Nein, bestimmt nicht.
"Nicht mein Problem. Verschwinde lieber sonst setzt es was!" Ungerührt kam er auf das Bett zu und ich setzte mich sofort auf.
"Ich sagte: Verschwinde!", knurrte ich böse und funkelte ihn genauso an.
"Und ich, das ich mit dir reden will." Na schöne Scheiße. Da war der Kerl anscheinend genauso stur wie ich. Nur das er stärker war von der körperlichen Kraft...
Als Zeichen, dass er sich die Mühe sparen könnte, griff ich mein Handy mit dem Kopfhörer, steckte mir die Stöpsel ins Ohr und schaltete die Musik auf volle Lautstärke.
Einige Sekunden später wurden sie mir jedoch wieder raus gerissen, ziemlich brutal sogar.
"Alta, raffst du es nicht? Bist du total behindert oder was? ich glaube echt, du hast ne Schraube da oben Locker. Wie wär es mal, wenn du Dr. Frankenstein aufsuchen würdest?" Fragend zog ich eine Augenbraue hoch und musterte ihn argwöhnisch als er sich zu mir aus Bett setzte.
"Nun hör mal ganz genau zu, Täubchen. Ich bin genauso wenig gern oder freiwillig hier wie du. Mir wäre es auch lieber, wenn ich diesen Spasten und meinen "Dad" nicht sehen müsste, aber wir sitzen hier fest. Vielleicht wäre da ein Waffenstillstand die beste Lösung."
Ungläubig war mein Blick nun genau auf ihn gerichtet, meine Aufmerksamkeit gehörte ihm vollkommen im Moment.
"Okay...Mal angenommen ich stimme zu, was ich hiermit noch nicht getan habe...Wie sollte dieser Waffenstillstand aussehen?"
Er zog eine Augenbraue hoch.
"Wir zicken uns nicht an?" Wow, was er doch für eine super Antwort gab. Sarkasmus lässt grüßen!
Doch plötzlich lachte er leise.
"War nur nen Scherz, Süße. Ich dachte aber echt daran, dass wir Streitigkeiten so gut es eben geht, vermeiden sollten. Es würde uns kein Stück helfen, wenn wir uns auch noch an die Gurgel gehen."
Tja, der Punkt ging dann wohl eindeutig an ihn. Ich nickte verstehend.
"Stimmt...Und du meinst, das schaffen wir? Ich glaube ehrlich gesagt eher weniger dran."
"Kommt einfach auf nen Versuch an. Ich werde eh versuchen so wenig wie möglich hier zu sein." Er zog die Schultern kurz hoch so nach dem Motto: mir alles Latte.
Ich seufzte resigniert.
"Na gut. Du hast gewonnen. Versuchen wir es dann einfach mal."
Kyle nickte nur zufrieden und verließ mein Zimmer dann wieder. Ob das wirklich gut gehen konnte? Ich glaubte noch nicht so wirklich daran aber wie sagte man ja immer? Die Hoffnung stirbt zuletzt...Oder jemand ganz bestimmtes, ging es mir dazu noch böse durch den Kopf.
Ich lächelte wieder und ging zum Schreibtisch. Schnell fuhr ich den Laptop hoch um mit meinen Freunden daheim schreiben zu können. Wenigstens musste ich nicht auf Internet hier verzichten, was ein riesengroßer Vorteil war. Wahrscheinlich auch der Einzige hier überhaupt.
Es wurde immer später und nachdem ich mich auf den neuesten Stand gebracht hatte, ging ich schlafen. Dies war nun mein erstes Wochenende hier und ich war wirklich sehr gespannt, wie es ablaufen würde und wie viele Tote es am Sonntagabend geben würde.
Am nächsten Morgen hieß es als erstes anstehen vor dem Bad was mich ja mal vollkommen aufrege. Und wer war derjenige der sich extrem viel Zeit ließ? Richtig, der perverse Alien!
"Mach hinne!", schrie ich gegen die Tür, nur ein raues Lachen als Antwort.
"Verdammt, beeil dich. Andere müssen auch mal!"
"Bin fertig, komm rein", hörte ich dann plötzlich und riss natürlich die Tür auf, in der Hoffnung, dass ich ihn damit erschrecken würde und er sofort ging.
Auf den Anblick der sich mir aber tatsächlich bot, war ich in keiner Weise vorbereitet.
Raphael stand nackt, mit vor der Brust verschränkten Armen vor mir und grinste dreckig. Fast schon automatisch wanderte mein Blick nach unten und ich schluckte hart. Verdammt, war der gut gebaut...!
"Hier oben sind meine Augen!", wiederholte er meine Worte von Montag. Meine Augen schossen nach oben, ich war knallrot im Gesicht. Natürlich war es kein Versehen von ihm. Aber dieses Spiel konnte ich besser als er spielen!
Süffisant lächelnd ging ich zu ihm, stricht mit dem Zeigefinger über seine muskulöse Brust und sah ihm tief in die Augen.
"Wie ich vermutet hatte...viel ist nicht dran!" Ich zwinkerte zufrieden mit mir selbst, da seine Kinnlade sofort runter sackte. Jupps, damit hatte er kein Stück gerechnet. War wohl nicht so gut für sein aufgeblasenes Ego.
"Als würdest du das jetzt ernst meinen", erwiderte er jedoch und griff mein Handgelenk. Kräftig zog er meine Hand runter. Er hatte doch nicht jetzt vor...? Oh mein Gott, nein, bitte nicht!
Ich versuchte mich mit Scherzen aus der Situation zu retten.
"Wasn? Soll ich Stummelchen streicheln damit er nen Zentimeterchen wäschst?" Grinsend bemerkte ich, wie er sich sofort versteifte. Ja, der Punkt ging an mich! Oder?
"Versuch es, Schneewittchen!", grinste er nur wieder. Schneewittchen? Was sollte das denn jetzt?
Anscheinend wusste er, dass ich damit nichts anfangen konnte.
"Schneewittchen: kein Arsch und kein Tittchen", erklärte er sofort. Nun wurde ich wieder richtig wütend. Wir konnten echt nur streiten, verdammt!
"Aber immerhin hat sie gleich mit dem Prinzen gerechnet, acht Kerle die auf sie stehen!", konterte ich. Man, ich hatte echt erst mal nachdenken müssen, wie viele dumme Zwerge es in dem Märchen gab.
"Sieben davon sind doch nur kleine Halbwüchsige. Glaube kaum, dass sie es Schneewittchen...oder besser gesagt dir, ordentlich besorgen könnten!" Er grinste wieder und meine Hand befand sich nun wirklich schon ziemlich nah an seinen wirklich guten Stück.
"Besser als Stummelchen ganz sicher. Oder willst du mir erzählen, dass er mehr als nen Zentimeterchen noch wachsen kann?" Fragend zog ich eine Augenbraue hoch.
"Werden wir ja gleich sehen...Oder du wirst es spüren."
Plötzlich drängte er mich an die Wand, die Hände über den Kopf an die Fliesen gedrückt. Seine andere Hand legte er richtig dreist auf eine meiner Brüste. Seine Lippen legten sich fordernd auf meine.
Der hatte sie doch echt nicht mehr alle! Und nun konnte ich endlich das tun, was ich schon bei letzten Mal tun wollte. Das hatte ich jedenfalls gehofft.
"Stummelchen? Schneewittchen? Ihr habt echt süße Kosenamen für einander." Unsere Köpfe drehten sich gleichzeitig zu der lachenden Stimme um und erblickten Kyle im Türrahmen angelehnt.
"Ich glaube, man sollte euch auch noch beibringen wie man die Tür schließt, bei solchen intimen Angelegenheiten." Er machte keinerlei Anstalten sich vom Fleck zu rühren. Dafür löste sich allerdings Raphael von mir und schnappte sich ein Handtuch, dass er sich dann schnell um die Hüfte schwang.
"Verpiss dich einfach!", schnauzte Raph ihn dann an und ich konnte mir doch ein grinsen einfach nicht verkneifen.
"Hey, ganz ruhig. ich kann ja auch nichts dafür, dass deine Freundin nicht von dir befriedigt werden kann", scherzte Kyle weiter, ich prustete einfach drauf los und hielt mir den Bauch vor Lachen. leider war Raph war nicht so gut gelaunt wie wir und schneller als ich gucken konnte, lag Kyle mit ner blutenden Nase am Boden und Raph zittert und mit geballten Fäusten stand vor ihm. Nein, das war doch jetzt nicht wirklich passiert...
"Spinnst du?", zischte ich und eilte zu Kyle.
"Alles okay?" Mein Blick war besorgt. Er nickte jedoch und grinste immer noch, obwohl auch Überraschung in seinem Blick lag. Kerle würden für mich wohl immer ein Buch mit sieben Siegeln bleiben.
Seufzend half ich ihm hoch und erschreckte mich dann auch im nächsten Augenblick, da mein Handy klingelte, Dale.
"Ja, was gibs?"
"Hey meine Hübsche. Haste heute Abend vielleicht Lust auf Party?" Ich runzelte die Stirn und sah Raphael an. Ob der wohl auch hingehen würde. Er musste die Frage auf jeden Fall gehört haben denn er zuckte die Schultern. Na große Klasse. Ging er nun auch hin oder nicht? Davon hing immerhin meine Antwort ab.
Ich zog eine Augenbraue hoch, er grinste nur diabolisch.
"Ja, ich werde da sein."
"Prima. ich weiß zwar, dass du dich nicht mit Raphael verstehst, aber ihr könnt dann ja gemeinsam kommen."
Also "kommen" würde ich mit dem wohl nie, erscheinen schon etwas eher.
"Wenns sein muss..."
"Ich freu mich, meine Süße!" Ich konnte Dale förmlich sehen, wie er grade zufrieden grinste.
"Schon gut...Wann soll ich da sein?" Mir behagte es kein Stück, wie Raphael mich immer noch ansah. Kyle winkte mir zu und verschwand in seinem Zimmer.
"Raph weiß schon wann. Okay, ich muss dann noch nen bissel was machen. Bis heute Abend dann.“ Es machte Klick und die Leitung war tot.
"Na mal sehen wie viel du verträgst", fing der Alien schon wieder an. Seufzend ließ ich ihn einfach stehen und verschwand in meinem Raum. Duschen könnte ich auch noch ein paar Minuten später.
Auf meinen Bett sitzen und die Decke anstarrend, überlegte ich angestrengt, was ich genau anziehen sollte. Eigentlich konnte es ja nicht ganz so schwer sein, etwas Passendes zu finden...Wenn man genug Klamotten hier hatte! War aber nicht der Fall. Und in die Stadt konnte ich jetzt unmöglich laufen um mir noch etwas zu kaufen. Meine Mutter konnte ich nicht fragen, da sie mit Adam und Ashley bis morgen Abend weg gefahren waren. Zum Glück für den Perversling! Sonst hätte ich jetzt schon längst nen dämlichen Spruch ihnen gegenüber verlauten lassen.
Naja ein wenig Zeit hatte ich ja schon noch, also kramte ich einfach alles aus dem Schrank und versuchte verschiedene Sachen zu kombinieren. Als der Nachmittag hereinbrach, hatte ich endlich DAS Outfit gefunden. Mir gefiel es und es schmeichelte meiner schlanken Figur sehr.
Auch das Bad war endlich frei. Jedoch war es ungewöhnlich still hier. Nicht mal die Musik von einen der Jungs, war zu hören. Was soll´s? So hatte ich wenigstens meine Ruhe.
Als die warmen Wassertropfen auf meine Haut trafen, entspannte ich mich vollständig. Meine Muskeln, vollkommen verkrampft von dem ganzen Stress hier, wurden wieder weich und geschmeidig.
Ich schloss die Augen und hielt mein Gesicht genau in den prasselnden Strahl. Das tat einfach so unglaublich gut im Moment. Eine ganze Stunde später, war ich endlich komplett fertig im Bad: Haare gemacht und geschminkt. Nun musste ich mich nur noch anziehen, was ich eine Dreiviertelstunde später auch tat, und dann hätte ich theoretisch los können. Aber eben nur theoretisch, denn ich fand Raph nicht. Auch sein Auto war nicht mehr in der Garage. Boaaaahhh, wenn der Arsch jetzt doch ohne mich gefahren ist! Der könnte echt was erleben!
Doch ich machte mir vollkommen unnötig Sorgen, da er um kurz nach acht Abends an meine Tür hämmerte und meinte, ich solle mich beeilen runter zu kommen.
Im Auto saß noch jemand: eine ziemlich aufgetakelte Olle...Barbie war es.
Ohne sie zu beachten stieg ich hinten ein, da sie ja vorne auf meinem Platz saß. Moment mal...meinen Platz? Der gehörte mir doch gar nicht...
"Müssen wir die mitnehmen?", fragte sie nachdem wir losgefahren waren. Raphael warf mir einen kurzen Blick über den Rückspiegel zu.
"Leider ja. Sie und Dale verstehen sich gut", brummte er nur. Am liebsten hätte ich ihm sonst was an den Kopf geworfen, blieb aber total gelassen und grinste sogar.
"Sag bloß, du wolltest im Auto mit Stummelchen spielen?", kam es kichernd von mir. Raphael schlitterte daraufhin leicht, hatte den Wagen aber schnell wieder unter Kontrolle.
"Miststück!", zischte er.
"Stummelchen wächst nur ein Zentimeterchen", zwitscherte ich vergnügt grinsend und hatte plötzlich mega gute Laune, die auch er mir nicht verderben könnte.
"Stummelchen?" Barbie zog eine der perfekt gezupften Augenbrauen hoch und sah Raphael dann böse an.
"Hattest du was mit der?", fragte sie weiter und sah mich kurz von der Seite an. Das war doch wohl meine Chance. ich beugte mich zum Sitz vor und legte meine Hände auf seine Schultern. Abwehrend konnte er sie wegen dem fahren ja nicht.
"Aber Darling! Hast du ihr gar nichts vom duschen heute Morgen erzählt? Schäm dich mein Lieber. Ich dachte doch wirklich, dass es was Ernstes zwischen uns werden könnte, wo wir doch schon zusammen wohnen und schlafen." Ich schaffte es tatsächlich meine Stimme beleidigt und vergnügt gleichzeitig klingen zu lassen. Das machte verdammt Spaß.
Sein Körper versteifte sich sofort bei meinen Worten und er biss die Zähne fest zusammen.
"WIE BITTE?!!?" Barbies Stimme klang schrill und äußerst zornig. Ich hätte am liebsten laut los gelacht.
"Sie lügt!", presste Raphael raus und warf mir erneut einen Blick durch den Rückspiegel zu, der mir sagen sollte, dass ich das bereuen würde. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, das dem wirklich so war. Doch im Moment interessierte mich das nen feuchten Dreck.
"Warum sollte sie so was sagen? Ihr zickt euch doch nur an!" Ja, genau Barbiechen, denk nur weiter so. Wenn er ihr den Grund dafür sagen würde, wäre es nicht besonders besser für ihn. Immerhin gab es ja schon zwei Küsse, die mir wirklich...naja...sie waren nicht so schlimm gewesen, wie ich gedacht hätte. Eigentlich hatten sie mir ja total zugesagt.
"Sie steht auf mich...Hatte sie mir heute Morgen gesagt, als sie einfach ins Bad rein kam und ich noch unter der Dusche stand. Ey die hat sich einfach so an mich ran gemacht....", log er dann ganz dreist. Mir sackte nun die Kinnlade runter und ich starrte in seine Augen durch den Spiegel.
Wie konnte er denn behaupten, dass ich auf ihn stand? Scheiße! Und diese dumme Tussi lachte nur schadenfroh.
"Da geht dein Spiel wohl nicht ganz auf, Schlampe", haute sie raus.
"Schlampe?" Das ging nun echt zu weit.
"Ich zeige dir gleich mal wer eine Schlampe ist du billiges Flittchen!" Ich kochte regelrecht vor Wut. Gott sei Dank kamen wir in dem Moment an und ich stieg hastig aus, sonst hätte sie wohl zum Arzt fahren müssen!
Der Arsch kam sofort zu mir und packte mich am Arm.
"Sag noch ein Wort drüber und du landest noch heute in meinem Bett wo ich dir mal ordentliche Manieren beibringe!" Ich lachte kalt.
"Als wenn ich Angst vor dir oder deinem Flittchen hätte!"
"Vor Janice musst du ganz sicher kein Schiss haben. Sie ist nur eine dumme Blondine. Aber ich schwöre dir, solltest du mich weiter reizen, Vögel ich dir dein dummes Hirn raus!"
Er machte nicht mal nen Geheimnis daraus, dass er mich wollte? Gut zu wissen...
"Dazu müsstest du erst mal was in der Hose haben", zischte ich zurück und entriss ihn meinem Arm. In dem Moment wo er noch was sagen wollte, kam jedoch schon Dale auf uns zu.
"Hey, schön dass du da bist Sam." Wie immer begrüßten wir uns mit einem Küsschen, dieses Mal jedoch auf den Mund. Es überraschte mich ein wenig, doch ich ließ mir nichts davon anmerken und erwiderte seinen Kuss sogar. Seine Lippen waren so weich und warm, einfach nur total schön.
Und ich sah aus dem Augenwinkel, wie Raphael vor Wut zu kochen schien, doch warum nur...
Schell löste ich mich wieder von Dale und sah ihn dankbar an.
"Lasst uns rein gehen!", schlug er vor, ich nickte.
"Super Idee. Ich brauche endlich mal intellektuelle Kontakte", scherzte ich wieder gut gelaunt. Mir doch egal, was der fürn nen Problem hatte. Mich würde er jedenfalls definitiv nie bekommen!
Eher würde die Hölle gefrieren oder Schweine fliegen lernen! Vielleicht ja sogar beides!
Im Haus drinnen, war es wirklich angenehm warm und ich zog sofort meinen kurzen, schwarzen Mantel aus und reichte ihm Dale.
"Was hast du denn zu trinken da?", fragte ich lächelnd und hakte mich bei ihm unter. Gemeinsam liefen wir in die Küche, die wirklich verdammt groß war. So wie das ganze Haus auch.
"Alles was du willst. Und falls nichts für deinen guten Geschmack da ist..." Er zwinkerte mir zu. "dann gehen wir es noch kaufen. Das sollte nun wirklich kein Problem für uns werden. Aber ich denke schon, dass ich an alles gedacht habe."
"Okay." Ich nickte lächelnd und nahm mir ein Bier aus dem Kühlschrank. Am besten gleich so richtig betrinken. Warum dafür nur ein Bier? Ganz einfach...Ich kann echt alles trinken: Wodka, Whiskey...halt die "harten" Sachen und kaum etwas passierte. Doch wenn ich nur ein Bier trank, war ich schon ziemlich gut angeheitert. Daher war es immer ziemlich preiswert wenn ich feiern ging! Außerdem gefiel es den Kerlen auch ganz gut, wenn ein Weib nicht diese komischen Cocktails trank.
Auch Dale hatte diesen bewundernden Blick nun im Gesicht, was mir ausgesprochen gut gefiel. Am liebsten hätte ich nun darüber gelacht, ließ es aber bleiben, da es wahrscheinlich so gewirkt hätte, als würde ich ihn auslachen.
Noch ein paar Kerle kamen in die Küche und sahen mich mit ihren lüsternen Blicken an.
Kein Wunder bei meinem Outfit: ein kurzer, heller Jeansmini, Leggings drunter, hochhackige schwarze Stiefel und ein ziemlich gewagtes Top. Ja, vielleicht nen bissel nuttig, aber ich fand’s super.
"Wasn? Noch nie nen Girl gesehen?", zwitscherte ich ausgelassen, schnappte mir Dales Arm und ging mit ihm ins Wohnzimmer. Raphael sah ich leider sofort. Er stand mit der Barbie, Janice glaub ich, in einer Ecke und war nur am rummachen. So was Ekelhaftes!
Schnell sah ich weg. Warum verspürte ich dabei so ein komisches Gefühl, wenn er eine andere küsste? Ich verstand es kein Stück...es fühlte sich ja fast wie...Eifersucht...an. Das konnte unmöglich sein.
Ich hatte ja keinen Grund für Eifersucht. Erstes, weil ich diesen Kerl hasste und zweitens, weil er mich hasste.
Aber seine Küsse...
Schnell schüttelte ich den Kopf und amüsierte mich mit Dale. Dabei lernte ich noch ein paar der Sportler aus der Schule besser kennen. Ich musste nun ehrlich gestehen, dass einige doch schon ganz schön was im Kopf hatten. Besonders auch Bryan. Er wollte nach der Schule mit seinem Jurastudium beginnen.
Wir unterhielten uns wirklich prächtig und so erfuhr ich noch einiges über ihn, Dale und auch dem Alien. Bei letzteren tat ich natürlich so, als würde es mich nicht interessieren, dabei war das Gegenteil der Fall.
Es wurmte mich total, das er mit dieser Tusse die ganze Zeit dort in der Ecke stand.
Seufzend wandte ich mich wieder Dale zu und lachte über einen Witz von ihm.
"Ey, Sweety. Raphael beobachtet uns die ganze Zeit. Hattet ihr wieder krach? Er schaut nämlich ziemlich düster her", flüsterte Dale mir nach einer Weile ins Ohr. Erschrocken zuckte ich leicht zusammen, traute mich aber nicht, hin zu sehen.
"Naja, du kennst uns doch. Wir können einfach nicht miteinander. Ich hasse ihn!"
Meine Hände ballten sich zu leichten Fäusten und stur starrte ich auf den Boden, der mir irgendwie nicht ganz so langweilig erschien, wie er hätte sein müssen.
"Hassen? Ist das nicht ein wenig zu viel? Ja gut, ihr versteht euch nicht besonders gut, aber so schlimm kann es doch gar nicht sein." Behutsam legte er seine Hand auf meine Schulter und zog mich in seine Arme.
"Du hast ja keine Ahnung...", flüsterte ich nur und lehnte mich an Dale.
Wahrscheinlich sah es ziemlich merkwürdig aus wie wir hier standen, denn keine fünf Minuten später stand ein gewissen Jemand hinter uns und knurrte leise.
"Ach, machste dich jetzt an meinen besten Freund ran, weil du bei mir nicht landen kannst?"
Gott, konnte der mich nicht mal eine Stunde in Ruhe lassen? Obwohl mir sogar schon zehn Minuten reichen würden ohne diese Landplage!
"Ich habe es nicht nötig, mich an irgendjemand ran zu machen", zischte ich zurück und sah ihn feindselig an.
"Und was...?"
"Ich habe sie umarmt", mischte sich Dale ein. Er war vollkommen ruhig und gelassen, was ich echt bewunderte.
"Und warum?" Raphael zog eine Augenbraue hoch, den Mund zu einem Grinsen verzogen.
"Ich mag sie halt. Sie ist ein interessantes Mädchen und nicht so strohdumm wie die meisten hier." Dabei sah er deutlich zu Janice. Auch Raphael sah kurz zu seiner Begleitung. Ich lächelte einfach nur für mich.
"Strohdumm vielleicht nicht, aber interessant? Ich bitte dich! Schau sie dir doch mal an. Da ist absolut nichts dran..." Weiter kam der Alien nicht, da Dales Faust in seinem Gesicht landete. Erschrocken schnappte ich nach Luft. Wieso hatte er das denn jetzt getan? Ich verstand gar nichts mehr.
"Fuck, Alta! Was soll das?" Vermutlich, nein ganz sicher, ohne nach zu denken, schlug Raph zurück. Die Anderen versammelten sich um uns, was mir total unangenehm war. Aber noch mehr, ich hatte echt Angst, dass sie sich weiter prügeln würden.
"Hört auf!", brüllte ich daher und stellte mich zwischen sie.
"Ihr benehmt euch wie kleine Kinder!" Raphael stellte sich drohend direkt vor mich.
"Du bist wohl eher das Kind hier. Kannst dich nicht mal mehr selbst verteidigen. Und wie hast du Dale dazu gebracht dich zu verteidigen? Na? Hast ihn wohl schon ordentlich ran gelassen, was? Billige Schlampe!"
Meine Kinnlade sackte für einen Moment runter. Boaaaahhh, der hatte ja mal Nerven!! Wie konnte er es wagen, so mit mir zu reden und mir etwas Derartiges zu unterstellen?
Außerdem hatte er es doch auch schon versucht bei mir...
Mir platzte der Kragen endgültig. Wieder bekam er eine von mir gescheuert. Traurig lächelnd sah ich ihm in die unergründlichen Augen.
"Du bist wirklich ein bemerkenswert armseliges Stück Scheiße, Raphael! Und du tust mir echt leid. Was musst du doch für ein langweiliges Leben haben, dass du immer so auf anderen rum hackst." Zum ersten Mal hatte ich ihn beim Namen genannt, was schon ziemlich merkwürdig war.
Er hielt sich die schmerzende Wange und sah mich irgendwie total leer an. Das passte so gar nicht zu ihm.
Genauso wenig wie sich einfach um zu drehen und zu gehen. Sonst scheute er auch keine Frontationen mit mir. her schien er es wie ich, ein wenig zu genießen...Moment mal!!! Ich genoss es mit ihm zu streiten? Das war ja ganz was Neues. Aber es stimmte leider.
"Wo willst du den jetzt hin? Haste Schiss vor mir?", versuchte ich ihn wieder zu provozieren. Sein Gesichtsausdruck gefiel mir nicht. Es sah so...bedrückt aus!
"Halt deine dämliche Fresse! Ich fahre heim." Und schon war er aus der Tür verschwunden.
"Geh ihm nach, Sam." Dale sah mich lächelnd an und drückte meine Hand kurz. Ich nickte und lief Raphael dann hinterher.
"Warte auf mich“, rief ich ihm zu, als er beim Auto war und einstieg. Der heftige Schneesturm peitschte mir sofort ins Gesicht. Die Straßen sahen auch nicht wirklich gut aus. Alles war voller Schnee und erweckte wenig den Eindruck, noch befahren zu werden.
Schnell rannte ich zum Auto, kletterte auf den Beifahrersitz und schnallte mich an.
"RAUS HIER!" Erschrocken zuckte ich zusammen und sah zu ihm. Sein Gesicht zeigte nur zu deutlich, wie mega wütend er war, doch ich schüttelte nur den Kopf.
"Ich lasse dich auf keinen Fall alleine fahren. Du hast immerhin schon was getrunken."
"Na und? Was geht dich das an? Ich bin doch eh nur nen Stück Scheiße!" Ohhh...Sieh mal einer an! Mein Blick wurde erstaunt und meine Lippen öffneten sich. Meine Worte hatten ihn also wirklich verletzt? Das war...unfassbar. Niemals hätte ich geglaubt, dass mir so etwas gelingen könnte und irgendwie erfüllte es mich mit Stolz. Aber irgendwie tat es mir auch total Leid. Zankereien hin oder her, so verletzen hatte ich ihn auch nicht wollen. Wobei wir das ja ständig gegenseitig taten. Was hatte sich daran verändert?
"Hör mal...ich..." Ja was eigentlich? Was wollt ich sagen? Wollte ich mich entschuldigen? Nein, soweit würde es noch kommen...
"Lass gut sein! Ich halte auch nicht besonders viel von dir." Er riss mich aus meinen Gedanken und ich seufzte frustriert. So konnte es nicht mehr lange weiter gehen.
"Können wir nicht wenigstens versuchen miteinander aus zu kommen?" ich lächelte ihn sogar lieb an bei meiner Frage. Etwas, was ich selten tat. Auch ihn schien es zu verwirren.
"Wieso sollte ich das tun? Und nun steige endlich aus. Ich will nach Hause bevor das Auto komplett eingeschneit ist!" Das hatte er sich so gedacht. Ich schüttelte den Kopf.
"Nein, ich möchte auch gerne zurück und Dale kann mich nicht fahre!
Er seufzte, startete den Motor und fuhr los.
"Aber wehe du sagst auch nur ein Wort. Dann halte ich sofort an und du kannst den Rest laufen!"
Bei mir gab es keinerlei Zweifel, dass er es verdammt ernst meinte und so nickte ich ernst.
Wenn ich vorher gewusst hätte, was passiert, wäre ich lieber bei Dale geblieben...oder auch nicht!
Der Wind wurde immer heftiger und die Schneeflocken wurden immer dicker. Obwohl die Scheibenwischer unerlässlich liefen, konnte man kaum etwas sehen. Raphael hatte schon extra die Nebelscheinwerfer an, was jedoch wenig brachte.
Ich schaute aus dem Fester und betete dafür, dass es nicht noch schlimmer werden würde. Auch Raphael schien das gleiche zu denken, denn er sah angestrengt und nachdenklich nach vorne. Nur einen kurzen Seitenblick auf ihn gönnte ich mir. Seine Lippen waren fest aufeinander gepresst, die Hände am Lenkrad leicht verkrampft. Auch sein Fahrstil war so krass vorsichtig, das ich schon glaubte bei jemand anderen im Auto zu sitzen.
Und dann passierte es auch schon: wir blieben stehen!
"Was ist los?", fragte ich sofort alarmiert und sah ihn nun direkt an.
"Nichts!", erwiderte er barsch und versuchte weiter Gas zu geben.
"Wir stecken doch nicht etwa fest?" Meine Stimme überschlug sich nun fast. Bitte, lieber Gott, lass es nicht wahr sein, flehte ich innerlich.
"Nun sag doch schon!"
"Halt die Klappe!", zischte er und ich zuckte leicht zusammen. So ein Arsch!
Ich sah wieder aus dem Fenster, da wir doch noch weiter kamen. Zum Glück wohl. Ich musste unbedingt schnell aus dem Auto kommen, sonst würde ich irgendwann an die Gurgel gehen.
Wir fuhren ein ganzes Stück weiter ohne noch irgendeine Panne zu haben. Doch wieder mal hatte ich mich echt zu früh gefreut.
Plötzlich blieb das Auto wieder stehen und man hörte, wie die Reifen sich überdrehte auf der vereisten Unterfläche.
"FUCK!" Erschrocken sah ich zu Raphael.
"JETZT stecken wir fest!", presste er hervor. Er machte doch wohl nur nen Scherz...oder?
"Wie bitte?!?! Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein!" Er sah zu mir, mit zusammen gepressten Lippen.
"Und was machen wir jetzt? Wir können ja schlecht einfach hier im Auto bleiben."
"Ach? Und was hast du stattdessen vor? Zu Fuß weiter gehen? Ohne deinen Mantel?"
Ohne Mantel??? Ich sah an mir herab und fluchte sofort. Ohne über was nach zu denken, war ich ja einfach hinter ihm her gerannt. Ein Wunder das ich meine Stiefel an hatte. Aber er hatte vollkommen Recht. So konnte ich unmöglich da draußen in dem Schneesturm rumlaufen...Er allerdings schon mit der dicken Jacke, die auf dem Rücksitz lag.
"Nein, natürlich nicht. Aber hier bleiben können wir doch auch nicht. Auch hier drinnen wird es irgendwann zu kalt werden." Ich fror schon alleine, wenn ich nur daran dachte. Und noch um einiges mehr, wenn ich daran dachte, mit wem ich hier fest saß.
Die Scheibenwischer und der Motor liefen noch immer und Raphael sah angestrengt nach draußen.
"Es gibt eine kleine Hütte...nicht weit von hier", sagte er nach ein paar Minuten und sah mich nachdenklich an.
"Und was willst du mir damit sagen?"
"Wir könnten versuchen hin zu kommen. Es wird zwar niemand da sein, aber ich weiß wo der Schlüssel ist."
Ich legte den Kopf schief und überlegte, nickte schlussendlich.
"Okay..." Schon lag meine Hand am Türgriff.
"Warte. Du wirst meine Jacke anziehen!" Ungläubig sah ich ihn an. Er war ja plötzlich so nett...
Er holte die Jacke hervor, reichte sie mir und ich schlüpfte hinein. Sie roch nach ihm...
Im nächsten Moment war er schon draußen, ich folgte sogleich.
"Wo lang?" Ich musste sogar ein wenig brüllen durch den Sturm.
"Komm her!" Aber anstatt ich zu ihm gehen konnte, warf er schon bei mir und legte einen Arm um mich.
"Alta, lass mich los!", meinte ich sofort aufgebracht.
"Denkst du vielleicht, mir macht es Spaß dich frigide Pussy zu berühren? Aber ich kann auch nicht verantworten, dass du krank wirst. Mein Vater und deine Mutter würden mir die Hölle heiß machen und drauf kann ich gut und gerne verzichten."
Ich nicht! Aber das zu sagen unterdrückte ich mir. Ich hatte auch nicht wirklich Bock drauf krank zu werden.
"Ist ja gut. Dann lass uns schnell gehen." Ich zitterte schon jetzt wie Espenlaub.
Am Ende war es doch um einiges weiter als ich gehofft hatte. Wir waren ganz sicher gut und gern 20 Minuten unterwegs. Natürlich lag das hauptsächlich daran, dass wir nur sehr langsam durch den hohen Schnee vorankamen.
"Wie weit ist es denn noch?", fragte ich zitternd und sah zu hm auf.
"Wir sind gleich. Halt noch ein wenig durch." Er lächelte mich sogar leicht an, was mir auf der Stelle die Sprache verschlug. Noch nie hatte ich ihn so lächeln sehen. So... freundlich...
Wenige Minuten später waren wir tatsächlich da und ich schickte tausende Dankesgebete zum Himmel.
"Schnell rein mit uns." Er schloss auf und wir konnten nicht schnell genug drinnen sein. Her war es zwar auch ziemlich kalt, aber noch lange nicht wie dort draußen in der eisigen Hölle.
"Ich gehe mal gucken ob ich Kaminholz finde." Ich nickte nur und schaute mich neugierig um. Doch mehr als ein paar Umrisse und den Kamin, zwischen zwei kleinen Fenstern, konnte ich nicht ausmachen.
Es dauerte eine ganze Weile bis Raphael wieder kam. In der Zwischenzeit hatten sich meine Augen ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt.
"Ich habe Holz und auch ein paar Kerzen gefunden. Verteil sie beim Kamin." Zwar hatte ich keine große Lust, seine Befehle zu befolgen, aber ich wollte es auch wärmer und heller haben.
"Hast du mal nen Feuerzeug?", fragte ich dann und drehte mich zu ihm. Mittlerweile glomm ein kleines Feuerchen im Kamin und tauchte ihn in ein fast schon unheimliches Licht. Er warf mir ein Feuerzeug zu.
Ob er wohl rauchte und deswegen eines bei hatte?
Schulterzuckend da ich nicht weiter drüber nachdenken wollte, drehte ich mich wieder zu den Kerzen um und entzündete diese.
"Komm her ans Feuer. Hier liegt ein schöner weicher Teppich." Ich kam nickend seinem Vorschlag nach und ließ mich auf dem Boden nieder. Plötzlich warf er mir auch noch eine Decke zu.
"Danke...", flüsterte ich ehrlich dankbar. Also hatte er tief in sich auch noch eine gute Seite...
"Eine hässliche erfrorene Leiche nützt mir nichts!"
Wohl doch nicht! Er war doch das aller letzte!!!
"Ich zeige dir gleich mal hässlich!", fauchte ich zurück und ignorierte ihn von da an.
Das Feuer im Kamin knisterte leise und verbreitete eine angenehme Wärme. Und dennoch zitterte ich noch immer wie Espenlaub. Dabei hatte ich sogar noch Raphaels Jacke an und eine Decke darüber.
"Zieh dich aus!" Verständnislos sah ich zu Raphael, der neben mir in die Hocke ging und die Decke weg zog.
"Wie bitte?" Diese Worte wiederholte ich ziemlich häufig in Konversationen mit ihm, fiel mir grad mal so auf.
"Du sollst die kalten Sachen ausziehen." Er klang ganz ruhig und kein wenig spaßig.
"Du hast doch echt nen Vogel!" Dabei tippte ich ihn an die Stirn.
"Gott, Weib!" Er schob mir die Jacke von den Schultern und schien sich gar nicht daran zu stören, dass ich mich wehrte. Irgendwie schaffte er es wirklich, dass ich sowohl die Jacke als auch mein Top aus hatte.
Sofort kroch die Kälte wieder hoch und ich zitterte noch viel stärker.
Im nächsten Moment setzte sich Raphael hinter mich und legte die Arme um meinen Körper. Auch er war Oberkörper frei und ich spürte seine harten Muskeln an meinen Rücken. Die Decke hatte er um uns beide nun geschlungen.
"Körperwärme hilft viel mehr", hauchte er mir leise ins Ohr. ich musste hart schlucken und war wirklich froh dass er mein Gesicht nicht sehen konnte, da ich in diesem Moment so rot wie eine Tomate war.
Nach und nach wurde ich immer schläfriger und meine Augen fielen zu. Mein Atem wurde immer ruhiger.
"Legen wir uns hin und schlafen!", raunte er mir zu, ich nickte nur müde.
Als wir lagen kuschelte ich mich auch sofort an ihn. Mir war echt vollkommen egal, was er deswegen von mir dachte oder ob dafür nach dem schlafen wieder dumme Sprüche kommen würden.
"Es ist das erste Mal, dass wir uns nicht die Köpfe einschlagen...", flüsterte ich und versuchte die Augen offen zu halten als ich ihn ansah. Er nickte.
"Stimmt...und ich finde es gar nicht ml so schlecht..." Mir ging es ganz genauso. Ein nettes Lächeln glitt über meine Lippen. Ich wollte noch etwas sagen und öffnete sie, doch da spürte ich wieder seine.
Vermutlich lag es an der Müdigkeit oder einfach an den Umständen, aber ich erwiderte seinen Kuss zärtlich und schmiegte mich sogar an ihn.
Seine Hände glitten über meinen nackten Rücken und nur am Rande bekam ich mit, dass er meinen BH geöffnet hatte. Aber es war mir auch egal...
Meine eigenen Hände glitten über seine muskulöse Brust, immer weiter nach unten bis zum Rand seiner Hose. Neckend strich ich am Bund entlang. Sein Atmen wurde, genau wie meiner es schon war, immer schneller.
Seine Zunge drang in meinen Mund ein, spielte mit meiner und wir drängten uns immer enger aneinander.
Das Feuer knisterte lauter, doch meine Gedanken waren nur bei ihm.
Vorsichtig drehte er mich auf den Rücken und zog mir auch noch Rock, Leggings und Stiefel aus. Ich ließ ihn einfach machen, half ihm allerdings bei seiner Hose.
Er nur noch in Boxer und ich nur noch im String, lag er auf mir, küsste mich immer leidenschaftlicher. Ein raues Stöhnen entwich mir.
"Sam..." Raphael flüsterte meinen Namen heiser, strich mit den Fingern über meine bereits aufgerichteten Knospen. Wieder stöhnte ich. Verdammt, er wusste echt was und wie er es tun musste.
Ganz langsam strichen seine Hände weiter runter, wobei er mich weiter so leidenschaftlich und wild küsste, dass mir ganz schwindelig wurde.
Ich hatte ja schon gewusst wie gut er küssen konnte, doch in einer solchen Situation, war es doch noch mal was anderes. Mein Herz raste immer mehr.
"Raph...", wisperte ich an seinen Lippen. Erregt drängte ich mich ihm entgegen.
Gott, ich wollte ihn wirklich...Das machte mir eine scheiße Angst, wenn ich ehrlich sein soll.
Die letzten Kleidungsstücke verschwanden auch noch und ungehindert streichelte er mich nun. Immer wieder stöhnte und keuchte ich erregt, wurde vollkommen mitgerissen. Meine Hand lag ein seinem besten Stück und glitt immer schneller auf und ab.
Doch plötzlich hörte er selbst auf und sah mich ernst an.
"Hast du was dabei?" Ich starrte ihn im ersten Moment total verständnislos an. Was meinte er denn jetzt...?
Dann machte es auch bei mir Klick und ich schüttelte den Kopf. Er fluchte ungehalten.
"Ich auch nicht..."
Gaaanz toll...
"Und jetzt?", fragte ich leise und strich über seine Wange.
"Nichts! Wir müssen es wohl verschieben." Er presste die Lippen aufeinander und legte sich neben mich.
"Ich will es aber nicht verschieben", schmollte ich sofort und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Denkst vielleicht es ist lustig mit soner Latte?" Eine Augenbraue von ihm war hochgezogen, der Mund spöttisch verzogen.
"Nein, glaube nicht...", gab ich kleinlaut zu und seufzte genervt. Das hatte ja echt so kommen müssen.
"Und nun?" Ich zog ebenfalls eine Augenbraue hoch und setzte mich auf.
"Na nichts. Ohne mach ich nicht! Kein Bock mir was ein zu fangen."
"Sehr lustig. Als ob du dir bei mir was einfangen würdest. Eher müsste ICH mir wohl Sorgen machen um mich! Ich selbst kann nichts haben."
"Ach, und warum nicht? Wohl kaum, weil du noch Jungfrau bist. Nicht in deinem Alter." Er lachte leise und ich wurde einfach nur wieder knallrot, da er den Nagel auf dem Kopf getroffen hatte. Schnell sah ich weg und zog die Decke etwas höher.
"Ich glaubs nicht! Du bist wirklich noch Jungfrau!", meinte er ungläubig und setzte sich ebenfalls auf.
"Spinnst du eigentlich vollkommen, Miststück?"
Meine Augen weiteten sich. Warum reagierte er denn jetzt so? Dieser Kerl war doch echt...agggrrrrhhh.
"Nein, warum sollte ich? Daran ist nichts schlimmes, da alle als Jungfrauen geboren werden!"
Der Penner konnte mich echt mal...Das hier war einfach nur ein Fehler und total wahnsinnig...
"Das stimmt! Aber ich werde dich ganz sicher nicht entjungfern. Soweit kommts noch!" Er sah mich angewidert an. Was war denn so schlimm dran? Verdammt!
"Na vielen Dank auch. Eben hat es dich kein Stück interessiert! Ach verpiss dich einfach!"
Er schüttelte den Kopf.
"Ich gehe wohl kaum in den Schnee raus. Aber keine Angst, ich komm dir nicht mehr zu nahe!"
"Besser ist!" Er stand auf und zog sich schnell an. Dann schnappte er sich seine Jacke und setzte sich neben dem Kamin in die Ecke.
Ich starrte ihn sekundenlang vollkommen ausdruckslos an.
"Was ist?", giftete er mich sofort wieder an. Schnell wandte ich den Blick ab und legte mich hin.
"Nichts...", flüsterte ich so leise, dass er es unmöglich gehört haben konnte.Ich schloss erschöpft die Augen und kuschelte mich weiter in die Decke ein. Ans Anziehen dachte ich nicht eine Sekunde in dem Moment. Wozu auch, so war es irgendwie viel wärmer als mit Klamotten.
Nur so nebenbei bekam ich mit, wie Raphael aufstand und noch Holz nachlegte. Wieder knisterte das Holz so schön und beruhigend.Dann war ich auch schon wenige Minuten später eingeschlafen.
Ein lautes Knallen gefolgt von einem Fluch, ließ mich am nächsten Morgen wieder wach werden. Ruckartig hob ich den Kopf und sah Raphael in der Tür stehen, sich Schnee von den Klamotten klopfend. Die Tür stand weit offen und der Schnee quoll hinein.
FUCK!!!
"Sag nicht dass wir eingeschneit sind!" Sofort war ich auf den Beinen und wickelte mir die Decke richtig fest um. Wieder fiel Schnee hinein.
"Scheint wohl so", murmelte er nur und drückte die Tür zu.
"Helf mir mal!" Sofort war ich an seiner Seite und mit vereinten Kräften schafften wir es die Tür zu schließen.Schnaufend lehnte ich mich dagegen und schloss für einen Moment die Augen.
"Gibt es hier Essen? Trinken?", fragte ich leise und sah zu ihm auf. Er stand ebenfalls an die Tür gelehnt, neben mir.
"Wir werden schauen müssen. Zieh dir aber endlich mal was an!", knurrte er, stieß sich von der Tür ab und verschwand in einen anderen Raum.Seufzend ging ich wieder zu dem kleinen Teppich hin, schnappte mir meine Sachen, zog sie schnell über und folgte ihm dann. Ich landete in der kleinen Küche.
"Und?" Neugierig sah ich Raphael über die Schulter, als er sich bei dem unteren Schrank bückte.
"Kühlschrank ist natürlich leer, aber hier sind reichlich Dosen." Eine davon, mit Hühnersuppe augenscheinlich, hielt er hoch.
"Ist zwar nicht sehr gesund son Dosenzeug aber immer noch besser als zu verhungern", stimmte ich zu. Er erhob sich wieder und nahm einen Topf aus einem anderen Schrank. Derweil zündete ich schon mal den Gasherd. Es überraschte mich ungemein, dass er wirklich funktionierte. Immerhin wusste ich ja nicht, wie lange diese Hütte nun leer stand.
Und...Woher wusste Raph eigentlich wo der Schlüssel zu finden war?
Er verwirrte mich immer mehr...aber er machte mich auch immer neugieriger.Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass meine Familie schon ziemlich kaputt ist.
Dad mit seiner Schnickste Mindy, die gut und gerne zwanzig Jahre jünger ist als er, und Mom mit ihrem neuen Lover, der so gut aussah, dass es glatt verboten hätte sein müssen.Doch gegen Raphaels Familie, war meine noch recht normal. Mich ließ es immer noch nicht los, das Kyle sein Bruder war. Und dann diese Ashley...Die drei Geschwister waren vom Charakter her so krass unterschiedlich! Und warum hatten sie bisher nicht zusammen gewohnt? Und wo war die Mutter?
"Darf ich dir mal eine Frage stellen?" Ich sag fragend zu ihm, da er nun neben mir stand und den Inhalt der Dose in den mittleren Topf kippte. Er nickte geistesabwesend.
"Wenn es mir nicht gefällt, antworte ich aber nicht." Jetzt nickte ich.
"Okay! Also...Wie kommt es, dass Kyle und Ashley nicht bei dir und deinem Dad gewohnt haben?"
Sofort versteifte er sich, was ich daran sah, das er drohte, die Dose zu zerdrücken. Schnell drehte er mir den Rücken zu und seufzte schwer. Mit einer Antwort rechnete ich nicht mehr.
"Das ist nicht so einfach zu erklären", nuschelte er nach ein paar Minuten und sah mich wieder an.
"Meine Mutter...Rachel...Sie war schon immer sehr instabil gewesen was ihren Geist angeht", fing er an und setzte sich an den kleinen Tisch der mittig im Raum stand.
"Kyle kam als erstes von uns dreien. Sie war nicht in der Lage sich richtig um ihn zu kümmern, war schwer depressiv. Und da Dad zu dem Zeitpunkt noch in der Army war und nicht anwesend, hat sie allein die Entscheidung getroffen, ihn weg zu geben. Er wurde von einem ziemlich netten Pärchen adoptiert und Dad konnte es leider nicht mehr rückgängig machen. Das ist die Erklärung, warum Kyle nicht bei uns gewohnt hat. Leider sind seine Adoptiveltern vor einen knappen Monat bei einem Autounfall ums Leben gekommen."
Ich setzte mich ihm nun gegenüber und sah ihn gebannt an.
"Das ist echt krass....", flüsterte ich nur leise.
Man, diese Familie war wirklich ganz schön...traurig...Raphael nickte und schloss kurz die Augen.
"Ein knappes Jahr später kam ich dann. Mom und Dad dachten eigentlich, dass es ihr besser ginge und so war es tatsächlich. Bis dann auch Ashley geboren wurde. Meine kleine Schwester hat einen Herzfehler und ist seit vielen Jahren sehr krank. Die meiste Zeit verbringt sie in einer Spezialklinik in der Schweiz und ist dabei ans Bett gefesselt. Solche Momente, wo sie einfach so raus kann, sind wirklich selten und jedes Mal holen wir sie dann zu uns. Dabei ist sie nicht einmal Dads wirkliche Tochter..."
"Nicht? Aber..."
"Sie ist auch nur Kyles und meine Halbschwester." Er presste die Lippen fest zusammen und starrte auf den alten Holztisch. Seine Hände waren verkrampft und aus einem Impuls heraus, legte ich meine eigenen darüber und sah ihn aufmunternd
"Ihr habt alle echt sehr viel durch gemacht. Aber vielleicht wird ja jetzt alles gut." ich lächelte ihn lieb an und legte den Kopf schräg. Doch er zog seine Hände weg und sah mich abweisend an.
"Ich brauche dein Mitleid nicht. Und tu nicht so, als würde es dich wirklich interessieren!", fauchte er mich an und stand auf. Wieso reagierte er denn jetzt so? Ich hatte ihm doch gar nichts getan!
"Aber..."
"Halt einfach die Fresse! Du bist doch auch nur wie die anderen die es hören: oh ihr Armen, das tut mir ja so leid, ich wünschte ich könnte helfen! Zum Kotzen so was!"
Ich stand nun ebenfalls auf und lange nach seiner Hand, die er sofort weg zog.
"Wage es nicht, mich jetzt auch noch an zu fassen, Weib!"
"Jetzt reicht es aber ernsthaft, Raphael! Ich habe kein Mitleid mit euch! Ich habe Respekt! Davor, was ihr alles trotzdem geschafft habt. Das ihr euch nicht davon habt unterkriegen lassen!"
Ich ergriff nun seine Hand sehr fest, damit er sie gar nicht erst wieder weg ziehen konnte.'
"Son Schwachsinn...Respekt? Du kennst dieses Wort doch gar nicht. Wie du dich mir gestern an den Hals geworfen hast. Wie sone billige Straßenschwalbe! Einfach ekelhaft!"
BOOM!!!
Sofort hatte er meine Hand in seinem Gesicht und rieb sich die schmerzende Stelle. Ich knurrte wütend und sah ihn angewidert an.
"Ich habe mich dir nicht an den Hals geworfen, Arschloch! Und selbst wenn ich es getan hätte...DU hast mitgemacht! Spiel dich also nicht so auf!", schrie ich ihn an.
"Klar habe ich mitgemacht!" Er sah mich verachtend an und ließ seinen Blick musternd über meinen kaum verhüllten Körper gleiten.
"Du bist nun ziemlich scharf, wenn auch billig. Aber so sind Kerle nun mal."
"Billig? Ganz sicher nicht, Arschloch! Und ich bin viel mehr wert, als du jemals verdient hast!" Ich verschränkte die Arme vor der Brust und ging in das Wohnzimmer zurück. Dort setzte ich mich wieder auf den Teppich.
Verdammt! Was war nur wieder mit ihm los? Erst war alles so entspannt und ich hatte das Gefühl, das man wirklich mit ihm auskommen könnte, und dann reagierte er plötzlich so...ausfallend.
Das war doch echt zum Mäuse melken mit diesem Spasten!
Wieso war er nur immer so widersprüchlich?
Fast hätte ich ja gesagt, dass er seine Tage hatte so wie er sich benahm, aber das war ja wohl nicht möglich. Sonst wäre er ja wohl kaum so verdammt gut bestückt in der unteren Region.
Aus Jungs würde ich wohl niemals schlau werden. Und verstehen konnte man sie eh nicht, da sie augenscheinlich von einem anderen Planeten stammten...
"Kommst du essen?", fragte er plötzlich hinter mir und riss mich aus meinen trüben Gedanken.
"Keinen Hunger mehr", murmelte ich nur und wagte es nicht ihn an zu sehen. Ich wollte es eigentlich auch gar nicht. Eben hatte ich nur nett sein wollen. Und was hatte ich dafür bekommen? Wieder dumme Sprüche von ihm!
Nein, danke. Mir reichte es erst einmal mit ihm. So schnell würde ich mich nicht mehr mit ihn an einen Tisch setzen. Und wenn ich mit ihm da drinnen essen sollte, würde mir eh der Appetit vergehen!
"Wie du willst. Hab ich halt mehr." Und schon war er wieder verschwunden, ich spürte ich es genau.
Sekunde mal...ich spürte es? So ein Unsinn. Als ob ich so etwas spüren würde...Als ob ich traurig darüber wäre...Als ob ich ihn...NEIN!!!! Ganz entschieden Nein!
Er war ein Niemand für mich. Nur der Sohn von Adam, dem Macker meiner Mutter!Dennoch sah ich zur Küchentür, wobei ich mein Magenknurren zu ignorieren versuchte. Verdammter Verräter, dachte ich nur darüber und seufzte schwer.
Wie lange wir wohl hier drin bleiben mussten? Bei der Schneemasse sicherlich einige Tage oder sogar länger.
Ich hatte keine Ahnung wie lange ich dort einfach nur gesessen und überlegte hatte, aber irgendwann war er einfach wieder da. Sogar Feuer hatte er wieder gemacht und...mir einen Teller mit Suppe hingestellt. Anscheinend war ich echt heftig weg gewesen, da ich ja nichts davon mitbekommen hatte.
"Danke", murmelte ich leise und seufzte wieder. Dann griff ich mir den Teller und begann zu essen.
Seine Blicke auf mir bemerkte ich die ganze Zeit und fühlte mich eigenartig unwohl.Eigentlich hatte ich noch nie Probleme damit gehabt vor anderen zu essen, aber in seiner Nähe schien eh alles ganz anders zu sein als ich es gewohnt war.
"Schon gut." Wow, er hatte wirklich was dazu gesagt. Erstaunt sah ich kurz zu ihm, blickte dann aber wieder auf den halb leeren Teller.
Nachdem ich fertig war stand ich auf, brachte den Teller zurück und seufzte in der Küche.
Ob wir es vielleicht schaffen würden einen Waffenstillstand hin zu bekommen? Das wäre mir um einiges lieber als das wir uns her die Köpfe einschlagen würden, wie man so schön sagte.
Und es kam doch einfach auf einen versuch an. Wenn wir es von vornherein ausschließen würden, verschenkten wir vielleicht eine gute Chance das ganze hier heil zu überstehen.
Von meinem eigenen seelischen Befinden mal ganz zu schweigen.Mit dieser Idee und reichlich Optimismus, ging ich wieder zu ihm.
"Waffenstillstand?" Ich sah ihn fragend an und legte den Kopf schief. Eine Hand stemmte ich in meine Seite.
"Wozu?"
"Damit wir das hier unbeschadet schaffen. Ich habe keinen Bock deinem Dad zu erklären, warum du so viele blaue Flecke hast!" Das meinte ich verdammt ernst.
"Als ob ich die hätte. Du machst dir wohl eher Sorgen, das du nur noch ein Häufchen Elend sein wirst..." Er lachte rau, stand auf und packte meine Arme, die er dann schmerzhaft hinter meinen Rücken bog.
Scheiße Man!
"Ey, was soll das? Ich versuche doch nur eine Lösung zu finden, damit wir uns nicht an die Gurgel gehen."
"Dann verzieh dich doch einfach. Es gibt dort noch ein Zimmer mit Bett." Er deutete auf eine Tür nahe dem Kamin.
Wie bitte???? Und das sagte er mir erst jetzt? Was für ein Penner!
"Dazu müsstest du mich dann allerdings loslassen, dummes Insekt!"
"Insekt? Gehen dir etwa die Wörter aus?" Spöttisch hob er eine Augenbraue und grinste.
"Nein, sicher nicht. Aber du bist genauso eklig wie so ein Krabbelvieh. Da passt es doch gut, wenn ich dich auch so betitele", knurrte ich wütend.
"Ach, und ich darf dich nicht als billig bezeichnen, obwohl du genau das bist?"
Er drehte die Arme noch etwas weiter nach hinten.
"Verdammt, lass das! Es tut weh! Und nein, darfst du nicht, da ich nicht billig bin!", teilte ich ihm noch weiter mit.
"Und ich nicht eklig!", stellte er klar und ließ mich dann endlich wieder los.
Ich dehnte mein Arme ein wenig um den stechenden Schmerz zu vertreiben.
"Jetzt weiß ich, warum du mich gestern nicht ficken wolltest. Es war dir einfach zu soft gewesen. Aber sorry, ich steh nicht so auf SM!"
Schulter zuckend ging ich dann zu der Tür und öffnete sie, kam jedoch nicht sehr weit, da er mich drinnen an die Wand drückte, meine Handgelenke fest an die Wand mit seinen Händen gepinnt.
"Ich habe dich nicht gefickt, weil du Jungfrau bist!"
"Ja und? Wo liegt das Problem?" Ich verstand es echt nicht.
Genauso wenig wie das ich tatsächlich schon wieder dieses Verlangen verspürte. Genau wie gestern Abend. Das war doch zum Haare raufen.
"Wenn ich dich entjungfern würde, würdest du dich auf jeden Fall in mich verknallen und so was kann ich nicht gebrauchen. Weiber sind nun mal so und du wirst keine Ausnahme sein!"
Na der hatte ja mal nen knallhartes Ego. Mein lieber Scholli!
"Du glaubst wirklich, dass ich so jemanden wie dich auch nur im Entferntesten mögen könnte? Man, was hast du denn genommen? Ich hasse dich ja nicht mal. Und weißt du auch warum? Hass ist ein Gefühl und Gefühle hast du Schmierlappen einfach nicht verdient. Egal wie negativ sie auch sein mögen", schleuderte ich ihm entgegen und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, was sich als ziemlich schwierig, bis hin zu unmöglich heraus stellte.
Das er Kraft hatte, wusste ich ja schon vorher, aber nicht wie eisern er vorging.
"Du kleine Hexe!", zischte er mit einen angewiderten Gesichtsausdruck.Im nächsten Moment spürte ich wieder seine Lippen auf meinen, hart und unerbittlich. Warum tat er das wieder? Es ergab so wenig Sinn...Und dennoch spürte ich dieses mittlerweile vertraute Ziehen zwischen meinen Beinen wieder. Eine Hitzewelle überflutete meinen Körper, selbst ein leises Stöhnen entwich mir.
Ich drehte den Kopf leicht weg, so gut es mir eben gelang.
"Hör auf damit! Ich will nicht von dir berührt oder geküsst werden!"
"Du bist wirklich eine erbärmliche Lügnerin", nuschelte er und eroberte meinen Mund aufs Neue.
Unwillkürlich presste ich mich an ihn, drückte mich ihm entgegen. Ich spürte seine Erregung an meinem Bauch und schloss die Augen. Auch wenn ich ihn nicht leiden konnte, so weckte er doch dieses ganz natürliche Verlangen in mir, das sich all die Jahre noch nie so extrem gemeldet hatte.
Klar war ich schon mal richtig verknallt gewesen und wollte mit dem Kerl auch schlafen, aber dazu war es nie gekommen, da er es ja vorzog meine beste Freundin genau an meinem Geburtstag, in der Wohnung von mir und meinen Dad, flach zu legen.
Aber das war nichts im Vergleich zu dem, was Raphael nun mit mir anstellte. Das Feuer in mir loderte so heftig das ich befürchtete sogar daran zu verbrennen.
Er ließ meine Handgelenke plötzlich los, hob mich hoch und warf mich wenig sanft aufs Bett. Sofort war er wieder über mir und küsste mich erneut.
Verlangend, fordernd, als könnte er nicht genug davon bekommen.
Meine Hände zerrten an seinem Shirt, küsste jede freie Stelle seines muskulösen Oberkörpers als ich es endlich geschafft hatte ihn von dem störenden Stoff zu befreien.
Innerlich stellte ich mich jedoch auf die nächste Abwesend von ihm ein. Jede Sekunde rechnete ich damit, dass er fluchte oder einfach aus dem Zimmer stürmte. Daher zitterte ich auch leicht.
Naja, vielleicht zitterte ich ja auch vor Begierde. Kein Plan!
"Insekt...was wird das?", nuschelte ich an seinen Lippen und sah ihm direkt in die Augen. Er erwiderte meinen Blick so intensiv, dass ich schon dachte, dass er sich rein brennen würde.
"Da du ja keine Gefühle hast...warum sollte ich mir den Spaß nehmen lassen?" Sein Lächeln war arrogant und selbstgefällig, was auf mich wie eine eiskalte Dusche wirkte.
"Runter von mir!", schrie ich und versuchte ihn weg zu stoßen. Es gelang mir nicht.
"Wie kannst du es nur wagen? Weißt du eigentlich noch was du tust? Ich glaube kaum..."
"Ich weiß ganz genau was ich tue, Püppchen. Ich werde dir zeigen, wie sehr du mich seit deiner Ankunft schon provoziert hast. Ob du willst oder nicht!"
Sein Tonfall war eiskalt und unmissverständlich. Wollte er etwa auch gegen meinen Willen...?
"Verdammt, Raph! Hör sofort auf damit!", schrie ich wieder, konnte aber nichts ausrichten gegen ihn.
Sein Körper lag schwer auf mir, seine Erregung spürte ich noch immer und sein Atem streifte die empfindliche Haut an meinem Schlüsselbein.
"Ach? Du hast also kein Verlangen?" Er zog kurz eine Augenbraue hoch und presste seine Lippen auf meine.Und ich dumme Kuh seufzte wohlig auf.
Scheiße!!!!
Irgendwie konnte ich ihm einfach nicht widerstehen und wir beide waren schon bald wieder komplett nackt. Hier drin war es eigentlich ziemlich kalt, doch ich fror nicht. Nicht mal Ansatzweise.Wir wärmten uns gegenseitig.
Seine Finger glitten immer wieder über meinen Körper, liebkosten und reizten die empfindlichen Stellen. Ganz besonders zwischen meinen Beinen. Sengende Hitze bildete sich dort, eine feuchte Wärme, die nach ihm verlangte.
Meine eigenen Hände erforschten seinen Körper ebenfalls, wollten alles berühren und erkunden. Sanft umfasste ich seine aufgerichtete Männlichkeit und schluckte hart.
Verdammt, er war echt ziemlich groß...Ob das überhaupt gehen würde?
Doch ich kam nicht sehr weit mit meinen Überlegungen da ich ganz plötzlich nichts mehr in der Hand hatte und dafür seine Zunge an meiner Mitte spürte. Lustvoll stöhnte ich auf als er meine Perle liebkoste und mit einen Finger in mich eindrang.
Mein Verlangen wurde einfach übermächtig und verzückt gab ich mich ihm einfach ganz und gar hin. Ich wollte einfach alles nehmen was er mir zu geben bereit war.
"Raph...bitte...", hörte ich mich selbst flehen. Meine Stimme kam mir so unbekannt vor, so rau und heiser.
Er sah mir stumm in die Augen, in denen das gleiche Feuer brannte, wie in meinem Inneren.
"Bitte...nimm mich!" Nun konnte ich es einfach aussprechen und wurde nicht mal dabei rot.
"Hab Geduld, Babe!" Er lächelte mich lüstern an und küsste mich nun aufwärts.
Mein Bauch kribbelte wieder so angenehm, meine Brüste spannten.
Dann waren seine Lippen wieder auf meinen. Es war merkwürdig mich selbst dabei zu schmecken, heizte mich aber auch an. Abrupt drehte ich ihn auf den Rücken und machte es ihm einfach nach. Meine Lippen umschlossen seine Erregung sanft.
"Gott, Sam!", keuchte er und hob das Becken an. Er hatte noch nie meinen Namen gesagt. Erst recht nicht so voller verlangen und Sehnsucht.
Aber ich schien es ja gut zu machen, da es nicht lange dauerte, das er mich von dort weg zog, auf den Rücken drehte und sich zwischen meine Beine legte. Hart verschloss sein Mund meinen.
Im nächsten Moment spürte ich wie er langsam in mich eindrang, ganz vorsichtig als hätte er wirklich Angst mir weh zu tun. Das war tatsächlich eine ganz andere Seite an ihm. Und sie gefiel mir.
Der leichte Schmerz kam dennoch unerwartet. ich versteifte mich leicht und kniff die Augen zusammen.
"Entspann dich, Sam. Sonst tut es nur mehr weh!", flüsterte er mir ins Ohr, drängte sich weiter rein und liebkoste meine Brüste dabei. Der Schmerz ließ immer weiter nach und er begann sich richtig zu bewegen.
Ich passte mich einfach seinen Bewegungen an, ließ mich vollkommen gehen und stöhnte immer lauter.
Es war wie ein Rausch, so neu, extrem und verheißungsvoll.Als ich meinen ersten Orgasmus hatte, schrie ich meine Lust laut hinaus, meine Nägel fest in seinen Rücken gekrallt.
"RAPH!...Ja!"
Ich atmete schnell und flach. Mir war immer noch so warm und das Gefühl ihn in mir zu spüren wollte einfach nicht verblassen. Himmel, ich hatte wirklich mit ihm geschlafen!!!!
Vorsichtig sah ich zu Raphael, der ganz ruhig neben mir lag und wie ich keinen Ton von sich gab.
Was er wohl dachte???
Aber gut musste es wohl gewesen sein, da er ja auch gekommen war...in mir...
FUCK!!!
Ich war doch echt bescheuert. Aber beim ersten Mal wird wohl nichts passiert sein.
Und ich würde mir einfach die Pille danach besorgen. War doch eigentlich eigentlich alles gar nicht so schwer, dachte ich lächelnd, drehte mich auf die Seite und legte sogar eine Hand auf seine erhitzte Brust.
"Raphael..." Es war echt zu merkwürdig, ihn so beim Namen zu nennen, aber irgendwie fand ich es auch gut. Es vermittelte so eine Normalität, die wir ja bekanntlich hatten.
"Wir sollten das schnell vergessen", murmelte er und nahm meine Hand weg.
"Und versuchen..." Mir platzte der kragen endgültig.
"Ich werde es schnell vergessen. War ja nicht wirklich besonder!", erwiderte ich schnippisch und fiel ihm dabei sogar ins Wort. Schnell setzte ich mich auf und griff nach meinen Sachen, doch Raph hielt mich an der Schulter fest.
"So war das jetzt nicht gemeint, Sam! Warum verstehst du nur alles falsch?" Er seufzte genervt und ließ meine Schulter wieder los.
"Vielleicht ja, weil du dich immer nur falsch ausdrückst", grummelte ich und zog mich an, kam jedoch nicht weit, da er mich auf sich zog.
"Das erste Mal sollte schon was besonderes für ein Girl sein. Auch wenn ich dich nicht leiden kann. Aber ich bin immer auf meine Partnerinnen eingegangen. Habe zuerst an ihr Vergnügen gedacht." Alta, was wollte er denn jetzt damit sagen?
Er spielte sich so auf, als würde er einer der guten braven Jungen sein...Son Spast. Also meine Meinung würde sich auch weiterhin nicht ändern, er war ein Playboy und nervig...aber... Ich seufzte innerlich über mich selbst. Der Sex hatte mir wirklich gefallen...
Ihn konnte ich ja was vorlügen, doch nicht mir selbst gegenüber. Wahrscheinlich würde ich sofort auch wieder mitmachen, wenn er es denn drauf anlegen würde. Ich würde kaum einen Moment zögern. Natürlich diesmal dann gleich mit Gummi.... Also würde hier kein weiteres Mal statt finden!
"Ach lass mal gut sen, war schon ganz okay...", meinte ich nuschelnd, stemmte meine Hände gegen seinen Brustkorb und kam wieder auf die Beine.
Nun konnte ich mich endlich wirklich anziehen. Dabei beobachtete ich ihn die ganze Zeit im Augenwinkel. Auch er folgte mir mit seinen Blicken in denen noch immer dieser Hunger lag.
Der Bengel war ja echt unersättlich.
"Willst du da noch ewig so faul rum liegen?", fragte ich gespielt genervt und rekte das Kinn vor.
Meine Angriffsposition!
"Nö!" Ohne irgendeine Regung von Scham zu kennen, stieg er aus dem Bett und kam näher zu mir. Ich wich sofort einen Schritt zurück.
"Zieh dir was an", zischte ich alarmiert. Er zog eine Augenbraue hoch und grinste dreckig.
"Warum? Fühlst du dich sonst in Versuchung eine Wiederholung zu wollen?"
"Das hättest du wohl gerne. Aber ich dachte eher daran, das es doch recht kühl in diesem Zimmer ist und du dir was abfrieren könntest!" Ich lächelte honigsüß, ging selbst sehr nah zu Raph und umfasste ziemlich kühn sein Teil.
Er atmete zischend ein und knurrte leise.
"Lass das, Miststück!" Ich zuckte nur mit den Schultern, ließ das Teil los und ging in den Wohnraum zurück.
Das Feuer loderte nur noch flach und so legte ich einen Holzscheit nach. Die Flammen züngelten sofort um die neue Nahrung herum und es knisterte wieder so beruhigend. Ich setzte mich davor und starrte einfach in die tanzenden Flammen hinein.
Eine ganze Menge ging mir durch den Kopf. Einiges davon schwieriger als anderes. Wie zum Beispiel der Umstand, das ich tatsächlich mit diesen Affen gepennt hatte.
Wie hatte ich mich denn so weit herab lassen können? ich hasste ihn doch! Aber viel wichtiger war eigentlich die Frage: wieso hatte ER mit mit geschlafen.
Er konnte mich doch mindestens genauso wenig ausstehen wie ich ihn! Dennoch war es passiert und rückgängig machen ging so etwas ja bekanntlich nicht. Ich seufzte schwer und schloss die Augen. Verdammte Scheiße!
Das war so ein riesiger Schlamassel!
Ich konnte an diesem Punkt nur noch hoffen, das wenigstens Mom und Adam davon niemals etwas erfahren würden. Entweder würden sie mich oder ihn einen Kopf kürzer machen.
Dabei bezweifelte ich keinen Augenblick, das ich es eher sein würde, da der Affe sofort mich als die Schuldige darstellen würde.
Naja, umgekehrt würde ich es ja auch nicht anders machen wenn ich ehrlich war.
Ich wüsste da auch schon genau wie. Rapahel hat mich mit zu dieser Party genommen, weil ich es wollte, so fair wäre ich ja noch. Dort hat er mich dann abgefüllt und hierher gebracht um mich zu ficken, wie er sich so schön ausdrückte.
Da müsste er erst einmal was gegen sagen!
Aber wem würde man glauben?
Auf jeden Fall stünde Aussage gegen Aussage. Wenn Mom sich für ihn entscheiden würde, hätte sie einen noch schlechteren Draht zu mir, das wusste sie genau. Würde sie sich aber auf meine Seite stellen, würde garantiert Adam auf der Seite seines Sohnes sein und die beiden würden gaaaanz sicher streiten. Das wollte ich auch nicht.
In jedem Fall würde sowohl Mom als auch Adam einen riesen Anfall bekommen, das es überhaupt geschehen ist! Es war echt gar nicht so einfach ein braves Mädchen zu spielen. Vor allem nicht, wenn man solche Gegenspieler hatte.
Aber so war das Leben nun einmal. Alles musste man sich hart erkämpfen und nichts bekam man in den Schoß gelegt.
Ich öffnete meine Augen wieder und fiel vor Schreck nach hinten.
"Buh!"
"Raph! Du scheiß Idiot!", blaffte ich sofort und schob ihn weg.
"Was solln der Scheiß? Ich hätte nen Herzinfakt bekommen können!"
"Ach so schlimm wäre das auch nicht. Hätte ich eine Sorge weniger", grinste er breit.
Na Superrr!
Mister ach-so-schlau wünschte sich jetzt sogar schon meinen Tod.
Wie abgebrüht musste man denn dafür sein? Um nicht auch noch weiter zu seiner Belustigung bei zu tragen, schwieg ich ganz einfach und verschränkte die Arme vor der Brust. So leicht würde der mich ganz sicher nicht los werden.
"Hey, ist du jetzt erstarrt?" Er pieckste mich an der Stirn, immer wieder.
Ich versuchte wirklich ruhig zu bleiben, doch meine Zähne gaben schon wieder dieses mahlende Geräusch von sich.
"Vogelscheuche?", fragte er weiter und ich riss die Augen auf.
"Wie Bitte?"
"Hast mich schon verstanden, Vogelscheuche. So siehste nämlich mit den Haaren aus. Als wärst du eine. Oder aber, als wärst du grade mal ordentlich durch genommen worden." Seine ganze Haltung drückte Stolz aus. Wohl, weil er dachte ein ganz toller Hengst zu sein.
"Wäre schön, wenns denn so gewesen wäre. Aber diese lapidare Show vorhin war doch eher ein Reinfall. Ich könnte nichts mehr bereuen, als mit einem Looser wie dir geschlafen zu haben."
Ich sah wie er zusammen zuckte und fragte mich wirklich, ob die Worte ihn verletzt haben könnten.
"Es ist wie ich gesagt habe, du wirst es bereuen!", zischte er nur, stand auf und ging in das letzte verbleiende Zimmer. Dort befand sich das Bad.
Wobei mir einfiel, das ich auch so langsam mal wieder musste. Doch auch nach ner halben Stunden kam er immer noch nicht raus. War der da drinnen eingepennt oder was?
Na wunderbar...
ich ging zu dem raum und klopfte.
"Raph? Kannst du dich mal gefälligst beeilen? Andere müssen auch mal!", schrie ich durch die Tür. Es kam keine Antwort. Ich klopfte nochmal, etwas stärker. Wieder nichts. Irgendwie machte ich mir doch jetzt wirklich Sorgen.
Ich legte die Hand auf die Türklinke und drückte sie runter.
Doch auf das Bild was sich mir bot war ich echt nicht vorbereitet. Sofort fing ich an schallend zu lachend.
"Ich glaubs ja nicht!" Ich krümmte mich vor lachen, als er sein Teil schnell einpackte und plötzlich vor Schmerzen zusammen zuckte, da er ihn sich so gut wie eingeklemmt hatte.
"Was soll das? Kannst du nicht warten", schnauzte er mich mit schmerzverzerrten Gesicht an. ich lachte einfach nur weiter.
"Sorry...du hättest nur...hahah...nur was sagen...müssen..." Ich wischte mir die Lachtränen weg und ging vor ihm auf die Knie, um ihm behilflich zu sein.
"Was...?" Ich zog den Rausverschluss wieder runter und hörte ihn erleichtert ausatmen. Natürlich grinste ich total gut gelaunt dabei.
"Danke", murmelte er sichtlich verlegen. "Gern geschehen. Ich kann mich wohl schlecht hier um dich kümmern", grinste ich noch immer und bekam den nächsten Lachnfall.
"Aber warte mit dem runter holen lieber bis wir daheim sind", riet ich ihm und erntete erneut einen bösen Blick.
Daraufhin zuckte ich nur die Schulter, ging zur tür, öffnete sie und holte etwas von dem Schnee rein.
"Was wird denn das?" ich reagierte gar nicht darauf, suchte mir etwas wo ich den Schnee rein tun konnte und reichte ihm die Plastetüte.
"Zum kühlen. Dürfte ja ganz schön weh tun." Er nickte, setzte sich gegenüber des Kamins und kühlte seinen Schritt.
Ich setzte mich direkt an den Kamin um meine kalten Hände zu wärmen. So friedlich war es schon ne Weile nicht mehr gewesen.
Vorsichtig sah ich nach einer Weile zu ihm. Sein Blick war auf den Boden gerichtet als würde er ziemlich angestrengt nachdenken.
"Was meinst du, wann wir hier raus kommen?", fragte ich flüsternd und schlang die Arme um meinen Körper.
"Keine Ahnung. Vielleicht in ein paar Stunden. Vielleicht aber auch in ein paar Tagen..."
Tage...Das war echt krass.
"Und wenn...wenn..."
"Wenn uns das Essen oder das Holz ausgeht?", beendet er meinen gestammelten Satz. Ich nickte und sah ihn direkt an.
"Dann verhungern oder erfrieren wir."
Darauf wäre ich natürlich nie gekommen, dachte ich sarkastisch und verdrehte innerlich die Augen.
"Haste etwa Angst?", fragte er und zog eine Augenbraue hoch, was ihn wieder spöttisch gucken ließ.
"Neee, ganz sicher nicht!", keifte ich.
"Was regste dich dann so künstlich auf? Weiber!", schnaufte er nun und drehte das Gesicht zur Seite.
"Vielleicht ja, weil ich mir auch Sorgen um meine Mutter und deinen Vater mache. Was meinste denn, wie sie es aufnehmen, wenn man unsere Leichen findet?"
Meine Stimme war schneidend und mein Blick, mit dem ich ihn bedachte, hätte töten können. Sein Gesicht war noch immer angewandt und er schien tatsächlich mal nach zu denken. Das überraschte mich sehr. Obwohl... Dumm war er eigentlich gar nicht.
Ich hatte am Donnerstag mal aus Versehen eine Arbeit von ihm zu Gesicht bekommen und da prangte ganz groß ein A, also eine eins. Und da ich nicht bekommen hatte, das Mom oder Adam ihn dafür gelobt hatten, denke ich mal, dass sie nichts davon wissen. Ich seufzte schwer.
"Meintest du das ernst?", hörte ich plötzlich von ihm und sah verwirrt in seine Augen.
"Was?"
"Waffenstillstand."
"Ich meinte den Waffenstillstand wirklich ernst, ja!" Ja, wirklich. Auch wenn ich selbst nicht den Grund dafür verstand. Aber das war auch nicht so wichtig, oder? Nen, war es wirklich nicht. In der einen Woche, in der ich nun schon bei meiner Mom war, hatte ich mich bereits zum Teil geändert.
Ich schnauzte sie nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit an, versuchte die Aufgaben im Haushalt zu erfüllen und lernte fleißig. Naja, gut. Das Lernen tat ich mehr für mich selbst, da ich ja die Aussicht auf ein eigenes Auto hatte.
"Warum?"
Wieder seufzte ich. Wieso musste er unbedingt jetzt damit anfangen?
"Weil es für alle am einfachsten ist! Keiner hat dann mehr Stress und es ist einfach angenehmer." Nun seufzte er.
"Okay, wir können es versuchen, aber ich bezweifle, dass wir es schaffen werden. Dafür bist du viel zu dickköpfig."
"Hey!"
Na das fing ja dann auch mal gut an. Nen Waffenstillstand stellte ich mir ganz anders vor. "Schon gut. Musste noch mal sein!" Er grinste frech und zwinkerte mir zu. Hmm, vielleicht konnte es ja doch etwas werden. Nun musste ich nur noch Kyle ebenfalls dazu bewegen, dass er mit Raphael auch einen Waffenstillstand aushandelte.
Ich schätzte, das würde viel schwieriger werden. Aber wie sagte man immer so schön: Von nichts, kommt auch nichts!
Plötzlich stand er auf, kam zu mir und hockte sich bei mir hin.
"Was läuft da eigentlich zwischen Dale und dir?" Ooookay, mit so einer Frage hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Verwirrt sah ich ihn an und legte wieder mal den Kopf leicht schräg.
"Inwiefern laufen?"
"Du weißt was ich meine. Die ganze Woche habt ihr total viel zusammen gehockt und so."
Bildete ich mir das nur ein oder klang seine Stimme tatsächlich gefährlich ruhig? So war er doch sonst nicht...
"Wir verstehen uns halt super gut", antwortete ich nur und sah verlegen weg. Für mich war Dale so etwas wie mein bester Freund geworden in der kurzen Zeit. So wirklich hatte ich noch nie männliche Freunde gehabt, daher war es sehr neu und brachte mich sogar in Verlegenheit.
"Das habe ich auch bemerkt. Mein bester Kumpel hatte nämlich kaum Zeit für mich gehabt", schnaubte er ungehalten und setzte sich nun richtig hin.
Ich grinste frech.
"Bist du etwa eifersüchtig auf mich?", neckte ich ihn. "Eifersüchtig? Auf dich? Nie im Leben. Mich kotzt es einfach nur an." "Dann rede doch mit ihm!", schlug ich lächelnd vor.
Die ganze Situation grad war so vollkommen unreal, das mir ein Schauer über den Rücken lief.
"Sehr witzig, Miss Perfekt! Wenn er mal Zeit hätte und dich nicht so bemuttern würde, könnte es ja noch gehen. Aber im Moment benimmt er sich dir gegenüber wie sone Glucke."
Wie eine Glucke?
Ich kicherte leise und schüttelte langsam den Kopf. Ich wusste ja, warum Dale sich so benahm, aber davon würde ich Raphael ganz sicher kein Wort sagen. Ich hatte es Dale versprochen und ich hielt mich dran! Ganz egal was noch hier so passieren würde!
"Vielleicht mag er mich ja ein wenig mehr!", grinste ich und zwinkerte Raph zu. Komischerweise schien er es kein Bissel lustig zu finden, da er nur leise knurrte.
"Schick. Dann soll er doch. Aber wenn ihr weiterhin nur zusammen hängt, habe ich selbst kaum was von meinen besten Kumpel und das geht mir nun mal gewaltig gegen den Strich. Wir sind schon Freunde, seit dem Kindergarten und ich lasse nicht zu, dass irgendeine dumme Pute dazwischen funkt!"
"Ich bin keine dumme Pute, du Affe!" Na schönen Dank auch. Wenn er das unter einem Waffenstillstand verstand, wollte ich erst recht nicht mit ihm befreundet sein oder son Quatsch.
Selbst diese Janice tat mir schon fast Leid, das sie sich freiwillig mit ihm abgab!
"Ganz ruhig, Rambo! War nicht direkt auf dich bezogen", versuchte er sich raus zu reden, half bei mir jedoch wenig!
"Dein Rambo kannste dir genauso gut schenken, Alien! Du kannst auch nicht alle Weiber über einen Kamm scheren. Es gibt auch eine Menge, die super sind und sich nicht mal ansatzweise mit etwas wie dir abgeben würden." ich seufzte schwer und stand auf.
"Nen Waffenstillstand werden wir wohl doch niemals hinbekommen. Da bin ich lieber mit dir verfeindet!"
Mit Stolz erhobenen Kopf ging ich in die Küche. Ich schnappte mir eine der Dosen, den Dosenöffner und einen mittleren Topf.
Nachdem die Dose, nach einigen hin und her, endlich offen war, gab ich den Inhalt in den Topf, stellte diesen auf den Herd und entfachte dort die kleine Flamme. Irgendwann spürte ich im Rücken, das Raph wohl auch in der kleinen Küche sein musste. Ich spürte ihn einfach, was mir total unheimlich war.
"Was willst du?", fragte ich bissig und kehrte ihm weiterhin meine Hinteransicht zu. "Hunger!" Ach, sollte ich ihm auch noch Essen machen? Der feine Herr wollte sich anscheinend nicht nochmal mit derlei Nichtigkeiten beschäftigen...
"Ist gleich fertig...", grummelte ich.
Warum ich ihm keine dumme Antwort gab?
Weil er davor ja schon essen gemacht hatte und ich ebenfalls davon gegessen hatte! Nur darum! Aus keinem anderen Grund! Oder? Ach, ist doch auch egal jetzt.
Nachdem die Suppe heiß war, löschte ich die Flamme und nahm zwei Teller aus dem Schrank.
Raphael hatte es sich schon recht bequem auf einen der Stühle gemacht, die Arme hinterm Kopf verschränkt und die Augen geschlossen. Wie son beschissener Pascha!
"Hier!"
Ich stellte den Teller mit der heißen Suppe, so heftig auf dem Tisch ab, dass ein paar Tropfen überschwappten.
"Pass doch auf, Rambo!", schnauzte er sofort wieder und sah mich bitterböse an. Ich erwiderte seinen Blick nur honigsüß, mit einen lieblichen Lächeln.
"Verzeih mrt, Darling. Ich war so von deinem Bild eingenommen, das ich auf nichts anderes geachtet habe", säuselte ich, weiterhin, lächelnd. Spöttisch zog er eine Augenbraue hoch. "Sieh mal einer an. Hast du deine Krallen nun eingefahren?"
"Keineswegs. Nur gehe ich auch manchmal etwas subtiler vor. Besonders bei sehr dummen Kreaturen."
Jupps, das tat echt gut. Ich selbst hätte den Waffenstillstand wohl auch nicht besonders lange durch gehalten. Auf eine mir unerklärliche Weise, machte das streiten, so niveaulos es auch manchmal erscheinen mochte, richtig viel Spaß.
Ja, ich genoss es regelrecht wenn wir uns ein heftiges Wortgefecht lieferten.
Und das würde mir am Ende der zwölf Monate bei meiner Mom sicherlich am meisten fehlen... Oh Shit! ER würde mir fehlen? Das war gar nicht gut. Aber vielleicht hatte ich ja einfach Glück und wir mussten nicht mal Sooo viel Zeit gemeinsam verbringen.
"Du kannst auch nur immer so dumm daher reden!", warf er mir vor und ich sah ihn etwas verärgert an. "Ach, aber du bist schlauer oder was?"
"Na aber sicher doch! Schlauer als du wäre sogar nen Regenwurm."
"Nen Regenwurm hat dir aber auch sehr viel voraus. Zum Beispiel die Länge!"
Er knurrte wieder leise und beachtete mich nicht weiter. ich setzte mich ebenfalls hin nachdem ich meine eigenen Teller, gefüllt und auf den Tisch gestellt hatte. Das Essen verlief stillschweigend, wobei ich mal denke, dass auch er einfach seinen Gedanken nach hing, genau wie ich selbst.
So vieles geisterte mir im Kopf rum, das mir schnell der Appetit verging und ich den Teller weg stellte. Nur wenige Minuten später, landete sein Teller neben dem meinen und ich seufzte als er aus der Küche raus war.
Aus Langeweile, aber auch, weil ich ihn grade nicht sehen wollte, machte ich mich an den Abwasch.
Viel war es ja Gott sei Dank nicht. Jedoch bemerkte ich so in meinen Gedanken gefangen, auch das komische Geräusch erst sehr viel später. Als ich es dann doch tat, rannte ich zu Raphael, der an der offenen und ...freien?...Tür stand.
Vor ihm zwei Polizisten, die mich freundlich anlächelten.
"Wir haben euch schon gesucht. Eure Eltern sind halb verrückt vor Sorge", meinte der Mann freundlich. Die Frau kam zu mir und legte mir eine Decke um.
"Ihr hattet wirklich Glück, das diese Hütte hier war", meinte sie liebevoll zu mir.
Unauffällig sah ich zu Raphael.
Glück? Raphael hatte doch von dieser Hütte gewusst und uns so wahrscheinlich das Leben gerettet, fiel mir jetzt erst richtig auf.
Oh man, das hieß wohl, ich wäre ihm was schuldig. Und zwar was richtig großes...
"Ja, das hatten wir wohl", stimmte ich zu und ließ mich mit nach draußen nehmen und zum Wagen führen. Hinter uns waren der Polizist und Raphael. Wir wurden auf die Rückbank gesetzt und nach Hause gefahren.
Die ganze Zeit sah ich Raphael dabei nicht an. Ich konnte es einfach nicht.
Zuhause angekommen, wollte ich eigentlich nur noch in mein Zimmer und mir die dreckigen Sachen von Leib reißen, doch ich kam gar nicht dazu, da Mom mich in Beschlag nahm.
Raphael ging es gar nicht anders. Auch Adam wollte sich erst stundenlang selbst davon überzeugen, dass seinem Sohn auch wirklich nichts geschehen war.
Wieso mussten Eltern nur immer so dermaßen übertreiben? Irgendwann konnten wir dann doch gehen. Raphael ging sofort in sein Zimmer, ich schlüpfte schnell mit rein. "Was willst du?", fragte er eisig, ich zuckte leicht zusammen.
"Ich wollte mich...ähm...bedanken...", nuschelte ich verlegen.
"Habs gehört und nun kannste ja verschwinden."
Na schönen dank auch! Da überwand ich mich mit der Danksagung und dann so was.
"Na hör mal! Du hast mir vermutlich das Leben gerettet und es gefällt mir nicht, dass ich dir etwas schul...."
Ich konnte nicht weiter sprechen, da plötzlich wieder seine Lippen auf meinen lagen!
Zuerst wollte ich ihn wirklich weg schieben, ganz ehrlich, doch dieses warme Gefühl kehrte in meinen Körper zurück und ich konnte gar nicht anders, als auf sein intensives Zungenspiel einzugehen.
Es war wie in einen wilden rausch, gefangen von anderen Gefühlen, die so neu waren.
Eine ganze Weile umspielten wir einander, verlor mich gänzlich in dem Kuss, doch etwas ließ mich plötzlich inne halten... Er lachte in den Kuss hinein! Ich stieß ihn weg.
"So schnell bekommt man dich also gefügig. Nicht schlecht. Werde ich mir auf jeden Fall merken, Schätzchen." Noch bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte, hatte meine Hand wieder seine Wange gefunden.
"Du bist wirklich widerlich! Ich hasse dich so sehr so dermaßen, Perversling!!!" Ich riss die Tür auf, dass sie richtig laut quietschte und rannte in mein Zimmer.
Schnell schloss ich die Tür und verriegelte sie sogar. Was war da nur grad geschehen?
Wieso hatte ich ihn machen lassen? Und... Wieso pochte mein verdammtes Herz dabei so wild, als würde es aus meiner Brust springen wollen?
Ich verstand die Welt nicht mehr. Umso länger ich an ihn dachte, umso schneller schlug es und mein Puls erhöhte sich. meine Handflächen wurden total schwitzig und ich merkte, wie ich dieses Ziehen zwischen meinen Beinen auch wieder spürte.
Langsam ließ ich mich von ihnen an der Tür herab, zog die Beine so fest es ging an den Körper und schlang meine Arme darum.
Mein Blick war gehetzt und unsicher.
"Was passiert nur?", flüsterte ich erstickt und musste mit aller Willensstärke, die aufkommen Frusttränen zurück halten. Diese Wärme wollte einfach nicht aus mir verschwinden.
Aber vielleicht...vielleicht war es auch nur...Hass???
Das wäre natürlich eine gute Erklärung! Aber so recht konnte ich nicht daran glauben. dafür war dieses Gefühl viel zu schön und...naja...unbekannt.
Einmal hatte ich ein ähnliches Gefühl gehabt, aber das es nun dasselbe war, wollte ich nicht wahr haben, denn es würde alles grundlegend ändern.
Das würde ich nicht zulassen. Am besten schob ich es einfach ganz weit nach hinten in eine Ecke und versuchte es so gut es ging zu ignorieren..
.Ob das gelingen würde, zeigte wohl nur die Zeit.
Anscheinend war ich bei meinen Überlegungen eingeschlafen, denn als es an der Tür klopfte, schreckt ich auf und zuckte heftig zusammen.
"Samantha, ich soll dich zum Essen holen", hörte ich Ashley durch die Tür sagen. Selbst so klang ihre Stimme ganz schön kalt und arrogant.
Also definitiv mochte ich sie auch nicht. Die ganze Familie, Adam ausgeschlossen, schien etwas gegen mich zu haben, was ich keineswegs nachvollziehen konnte.
Ja, gut, mit Kyle hatte ich mich erst einmal vertragen, aber dennoch! Da fiel mir auch wieder ein, was Raph mir über Kyle erzählt hatte.
Er hatte wirklich eine Menge durch machen müssen. Da konnte ich es vollkommen verstehen, warum er zu seiner Familie ein solches Verhältnis hatte.
"Ich komme gleich!", rief ich zurück und ging zu meinem Kleiderschrank, da ich mich ja immer noch nicht umgezogen hatte.
Schnell kramte ich mir eine schwarze Jogginghose und ein pinkes T-Shirt heraus. Eilig wechselte ich die Kleidung und lief hinunter in die Küche.
Alle, ohne Ausnahme, waren schon dort versammelt, sahen aber, außer meiner Mutter und Adam, nicht hoch.
Wachsam setzte ich mich auf meinem Platz, wieder neben Raph, und seufzte leise. Ganz kurz sah ich jeden unauffällig an, bevor ich dann auch endlich mit dem Essen begann. Irgendwie war die Stimmung ziemlich stickig und bedrückt.
Meine Mutter sah mich und Raphael die ganze Zeit aufmerksam an. Ahnte sie vielleicht was? Nein, bestimmt nicht! Jedenfalls hoffte ich das wirklich sehr. Es wäre nicht besonders gut, wenn sie es wüsste. Und es ging auch niemanden etwas an!
"Ich hab keinen Hunger", murmelte ich nach ein paar Minuten, da mir diese Stimmung tatsächlich den Appetit verdarb.
"Ist gut. Ruh dich am besten noch etwas aus", meinte Mom.
Ich nickte nur, stellte meinen Teller auf die kleine Küchenzeile und ging nach oben in mein Zimmer.
Ob es wohl jetzt nur noch so sein würde? Das alle total stumm waren und nur noch ihr eigenes Ding machten?
Seufzend ließ ich mich aufs Bett fallen und starrte einfach nur an die Decke. Eben in der Küche, neben Raph, hatte ich es auch wieder gespürt.
Diese merkwürdige Wärme in mir. Das war unerträglich! Ich musste mich wahrscheinlich einfach nur ablenken.
Gott sei Dank war ja morgen wieder Schule! Jaaa, zum ersten Mal freute ich mich riesig auf dieses dumme Bildungsding!
Vor allem hoffte ich aber Janice zu sehen, damit ich meine Krallen an ihr wetzen konnte.
Bei dem Gedanken grinste ich richtig böse und klatschte in die Hände.
"Hoffentlich lässt sie nen dummen Spruch los!", sagte ich laut zur Decke und freute mich wie son kleines Kind. Hach, es gab doch nichts Schöneres als sone Feindin zu haben und mir ihr zu spielen!
Das war schon perfekt, auf eine merkwürdige, verdrehte Art und Weise.
Ich war schon richtig unheimlich.
Wenn mich jetzt jemand hören und sehen könnte, würde der doch sofort die Männer mit den Hab-Mich-Lieb Jacken holen.
~~~grrr~~~
Sone Jacken musste doch im Winter praktisch sein, dachte ich amüsiert.
Oh man, bin ich durch geknallt, dachte ich grinsend.
"Sam, darf ich rein kommen?"
Erschrocken zuckte ich zusammen und setzte mich auf, als es plötzlich an der Tür klopfte und mich jemand somit aus meinen tiefen und schadenfrohen Gedanken riss.
Meine Mom!
Oh Fuck!
"N-Natürlich!", sagte ich automatisch.
Die Tür wurde geöffnet und meine Mutter huschte schnell rein. Was sollte das denn jetzt? Sie setzte sich zu mir aufs Bett.
"Sam, Liebes. ich weiß dass wir kein besonders gutes Verhältnis zueinander haben", begann sie, wurde jedoch von mir unterbrochen.
"Außer das du mich geboren hast und die ersten 7 Jahre bei mir warst, haben wir gar kein Verhältnis", schnaubte ich ungehalten.
"Sam..."
"Nein, ich meine es ernst. Du bist einfach abgehauen mit diesen Stricher und hast deinen Mann und deine kleine Tochter einfach so im Stich gelassen! Was bist du nur für eine Mutter. Echt erbärmlich!"
"Samantha! Wie sprichst du denn mit mir?" Sie sah mich empört und wütend an.
"So wie ich es für richtig halte, mit einer solchen Frau zu reden!", erwiderte ich jedoch ungerührt und zuckte die Schultern. Sie stand wieder auf.
"Das wird noch ein Nachspiel haben, junges Fräulein."
"Wie du meinst!" Ich zuckte nochmal die Schultern und tat vollkommen unbeeindruckt.
So hatte ich echt noch nie mit meiner Mutter gesprochen. Und irgendwie tat es mir schon ein wenig Leid, aber sie hatte es auch nicht anders verdient.
Immerhin ist sie vor 10 Jahren einfach so mit nen Latino abgehauen und hat sich erst volle zwei Jahre später wieder gemeldet!
"Du hast ja keine Ahnung, was damals passiert ist", sagte sie plötzlich, ihr Blick war leicht verzweifelt.
"Oh doch! Papa war dir nicht mehr gut genug und ich, deine eigene Tochter, war dir nur lästig", spie ich aus und versuchte zu verstehen, warum sie nicht noch wütender wurde.
Das war doch vollkommen unnatürlich bei solchen Worten. Dachte ich jedenfalls bis jetzt.
"Samantha...Manchmal liegen die Dinge ganz anders, als man denkt", sagte sie nur leise und ging aus meinem Zimmer. Verwirrt sah ich noch eine ganze Weile zu der geschlossenen Tür.
Was war da eigentlich wirklich grad geschehen?
Normal war das doch nicht gewesen. Ich hatte sie total beleidigt und vor den Kopf gestoßen und sie? Sie tat nichts dagegen!
Verdammt!
Und was meinte sie damit, dass ich keine Ahnung wegen früher hätte?
ich war doch selbst dabei, als sie uns im Stich gelassen hatte!
Und das auch noch zu diesem Zeitpunkt damals....
Damals als mein großer Bruder....starb...
Eine kleine Ewigkeit saß ich auf meinem Bett, starrte den Boden an und wünschte mir, ich wüsste wirklich Bescheid. Aber da würde ich wohl nicht so schnell etwas machen können. Und mit meiner Mutter jetzt darüber zu sprechen, wäre alles andere als richtig.
Dazu war unser Wortgefecht wohl doch zu heftig zwischen Mutter und Tochter gewesen.
Doch wann wäre der richtige Zeitpunkt? Wenn denn überhaupt einer kommen würde...Das bezweifelte ich allerdings wieder sehr. Schwer seufzend ließ ich mich nach hinten fallen und verschränkte die Arme hinterm Kopf.
Aus einem unbestimmten Grund fand ich die Decke regelrecht interessant und starrte sie gedankenverloren eine Weile an. Es war eigentlich vollkommen egal, was ich als nächstes tun würde.
Am Ende würde es doch dasselbe Ergebnis bleiben: Verzweiflung bei allen!
Das konnte und wollte ich einfach nicht zulassen.
Es wurde immer später und später.
Da wir ja noch Winter hatten, ging die Sonne, die sich inzwischen einen kleinen Weg durch die dichte Wolkendecke gebahnt hatte, frühzeitig unter. Meine Augenlider fielen immer wieder zu, beinahe wäre ich so wie ich war eingeschlafen.
Nur mit größter Mühe schaffte ich es doch noch, ein wenig wach zu bleiben.
Ja, sogar noch zu duschen und mit meinen Dad zu telefonieren.
Selbstredend hatte Mom ihn über alles in Kenntnis gesetzt und hatte, wie es bei Eltern meistens so üblich war, maßlos übertrieben. So musste ihn Frank erst einmal beruhigen. Und das fast eine ganze Stunde lang.
"Ja, Dad, mir geht es wirklich wunderbar. Ich hatte ja großes Glück, das ich mit Raphael unterwegs war und er sich hier so gut auskennt."
"Hoffentlich hast du dich auch ordentlich bedankt", rügte er mich zu Recht, was mir ein Schmunzeln entlockte.
Dad hatte schon immer ziemlich viel Wert auf gute Manieren gelegt, selbst wenn ich sie ehrlich gesagt nur recht selten einhielt. Vor allem dann nicht, wenn es mir gegen den Strich ging.
"Naja, sagen wir mal so: ich habe es wirklich versucht", versuchte ich mich ein wenig raus zu reden.
"Versucht? Wie muss ich das verstehen?"
Oh Shit!
Da war mein Mundwerk mal wieder viel schneller gewesen als mein tolles Hirn... "Ach Dad, er und ich verstehen uns nicht so besonders und..."
"Das weiß ich ja schon!", unterbrach er mich wenig ruhig, was einen langen Seufzer von mir zur Folge hatte.
"Lässt du mich bitte ausreden?"
Ich verdrehte die Augen, da er immer so ungeduldig war. Am Häufigsten wenn es um mich und Jungs ging. Das war so mega typisch für Väter. An ihre kleinen Mädchen sollte sich keiner zu schaffen machen. Es sei denn, sie hatten den jungen Mann selbst ausgesucht.
Zu dieser Sorte Vater gehörte er dann jedoch Gott sei Dank auch wieder nicht.
"Natürlich Schatz. Tut mir leid. Also erzähle bitte weiter."
Wieder seufzte ich kurz.
"Alsoooo, bevor ich so rücksichtslos unterbrochen wurde, wollte ich sagen, das Raphael mich nicht wirklich zu Wort kommen ließ. Ich konnte die Worte zwar aussprechen, aber ich glaube, dass er sie gar nicht für voll genommen hat.
" Ich hörte meinen Vater am anderen Ende der Leitung seufzen.
"Na gut, Schatz. Da kann man wohl nichts machen. Aber sehr gut, dass du es wenigstens versucht hast!"
Nun hörte ich das Lächeln in seiner Stimme direkt und lächelte selbst. Na, ich liebte meinen Vater wirklich sehr.
"Sehe ich genauso, Dad. Und vielleicht ändert sich irgendwann ja mal etwas daran."
Noch ehe ich den Satz zu Ende hatte, kamen die ganzen Bilder wieder in meinen Kopf. Jene Bilder, die ich schon seit Stunden vergeblich zu verscheuchen versucht hatte. Mein Körper fest und nackt an Raphaels gepresst, die Haut verschwitzt.
"Ich hoffe es für dich, Kindchen. Na gut, dann grüße mal bitte Susan von mir."
"Mach ich. Und du kannst ja Pam grüßen." Natürlich troff meine Stimme vor Sarkasmus bei dem Namen von Dad seinem neuesten Flittchen.
"Werde ich machen. Bis dann!"
"Bis dann!"
Ich legte schnell auf und seufzte ein paar Mal, ehe ich wenig später einschlief.
Die Nacht war ziemlich unruhig bei mir.
Ich wurde von Albträumen geplagt und wälzte mich ständig hin und her, wobei ich auch ziemlich krass geschwitzt haben musste, wie ich am nächsten Morgen feststellen durfte. Hieß also, noch einmal duschen gehen.
Schlaftrunken schlurfte ich ins Bad, stellte mich unter den heißen Strahl der Dusche und genoss, wie das Wasser in kleinen Rinnsalen über meine nackte Haut strich. Geistesabwesend strich ich mit den Händen selbst über meine Brüste und stellte mir sogar vor, dass es jemand ganz bestimmtes tun würde...
Bei diesem Gedanken drehte ich das Wasser sofort auf eiskalt und musste mir den kleinen Schrei des Schreckens unterdrücken.
Bibbernd drehte ich das Wasser wieder aus, griff nach meinem rosa Handtuch und wickelte es mir schnell um.
Zusätzlich schlüpfte ich auch noch in den schwarzen, seidenen Morgenmantel.
Nachdem ich ungesehen in mein Zimmer geschlüpft war, konnte ich mich noch in Ruhe anziehen, bevor ich auch schon los zur Schule musste.
Doch wie stellte ich das am besten an? Sollte ich vielleicht doch Raphael fragen, ob er mich mitnehmen würde...? Ich entschied mich in meiner Not für ja.
Er war, im Gegensatz zum Schnee, das kleinere Übel.
Vorsichtig öffnete ich meine Tür und lauschte einen Moment.
Aus der Küche her, hörte ich ihn grade auch noch mit Adam reden. Was für ein Glück! Ein paar Mal atmete ich tief ein und aus, dann ging ich die Stufen hinunter und steckte den Kopf zur Küche rein.
"Ähm, Raphael?"
Ich sagte seinen Namen ziemlich ruhig und leise. Beide männlichen Wesen drehten sich sofort zu mir, Adam mit einen liebevollen Lächeln, wie Väter es immer taten, und Raphael...ausdruckslos...
"Was gibs?", fragte er mich dann barsch und ich zuckte sogar leicht zusammen.
"Ich...ähhh..."
"Du willst mit mir fahren!", unterbrach er mich. dabei könnte ich sogar schwören, dass er sich angepisst anhörte.
Ich nickte einfach nur und versuchte freundlich zu lächeln.
Ja, das war ziemlich hinterfotzig von mir, jetzt so einen auf lieb zu machen, aber ich tat eben immer alles, um zu bekommen was ich wollte. Und im Moment war es ganz einfach eine Mitfahrgelegenheit zur Schule.
Da Mom und Adam keine Zeit hatten, wegen Arbeit und sonen Kram, war Raphael Gottes leider meine einzige Möglichkeit.
Ob Dale auch vorbei kommen würde, wusste ich nicht zu sagen, aber ich wollte ihn auch nicht stören.
"Von mir aus!" Raphael nicke seinem Vater zu und lief an mir vorbei zur Haustür. Verwirrt sah ich ihm nach.
"Kommst du heute noch? Oder brauchst du eine Extraeinladung?", fragte er gereizt und ich setzte mich in Bewegung, die bissige Bemerkung auf der Zunge liegend, aber nicht aussprechend.
"Bin schon unterwegs!"
Wir stiegen in seinen Wagen, der irgendwann gestern Abend hier angeschleppt wurde. Merkwürdigerweise war mit dem Auto alles in Ordnung, was mich ziemlich verwirrte, doch natürlich sagte ich nichts. Außerdem was noch merkwürdiger war, sei es auch unbewusst, doch Raphael für seine Verhältnisse extrem vorsichtig auf der noch immer leicht vereisten Straße.
Der Schnee war wieder etwas geschmolzen in der Stadt und so konnte ich sogar den Straßenrand wieder gut erkennen.
Ich sah zu Raph.
"Was ist?" Seine Stimme war wieder ausdruckslos, es verunsicherte mich.
"Ich...ach keine Ahnung!" Ich seufzte schwer und sah wieder zum Fenster hinaus.
"Du was?", hakte er nach.
Ich schüttelte nur den Kopf.
"Nichts, schon gut..."
Der Himmel sei Dank dass er mich nun doch noch in Ruhe ließ.
Eine knappe halbe Stunde waren wir endlich bei der Schule angekommen. Natürlich stieg ich aus ohne mich zu bedanken.
Geschwind war ich im Gebäude verschwunden und setzte mich in den ersten Raum, nach ganz hinten.
Hier hatte man eine gute Übersicht und wurde nicht von jeden Begafft. So gefiel es mir immer noch am besten.
Kurz nach mir kam die Barbie mit ihrer kleinen Gefolgschaft rein und setzte sich absichtlich ganz in meine Nähe.
"Habt ihr das gehört? Unser lieber Raphael, musste eine ganze Nacht und fast einen ganze Tag mit dieser Schreckschraube von Stiefschwester in einer kleinen Hütte verbringen.
Ein Wunder das er es überlebt hat", lachte sie fiel zu schrill und sah mich direkt an.
Mein Kiefer knackte leicht und ich musste meine Wut im Zaum halten, um nicht zu ihr rüber zu springen und ihr die Kehle auf zu schlitzen.
"Jaaa, der Arme. Er tut mir echt so sehr leid. Das muss vollkommen erniedrigend für ihn gewesen sein", sagte eine Rothaarige dazu. Innerlich musste ich über so viel Dummheit den Kopf schütteln.
Am liebsten hätte ich dieser Janice direkt an den Kopf geknallt, dass er mich gefickt hat.
Leider hätte ich mir damit selbst ans Bein gepisst. Ihr Lachen wäre ihr allerdings ganz sicher vergangen.
Grade wollte ich aufstehen, um mich noch weiter weg zu setzen, als jemand neben mir auftauchte.
"Du solltest nicht auf das Gerede dieser dummen Tusse zu geben. Sie ist so hohl, das selbst der Windhauch, kein Geräusch von sich geben würde. Ich sah zur Seite.
Neben mir hatte sich eine total hübsche Brünette mit strahlend grünen Augen und niedlichen Grübchen beim Lächeln, gesetzt.
Sie schien um einiges netter, als die ganzen anderen dummen Puten hier zu sein. musste ich dieses Lächeln einfach erwidern.
"Tue ich nicht. Immerhin weiß ich ja, dass er es durchaus sehr genossen hat", meinte ich nur dazu und schielte leicht zu Janice.
An ihren Blick erkannte ich schnell, dass sie mich ebenfalls gehört hatte.
Die Brünette lachte leise, was ziemlich sexy klang, da ihre Stimme leicht rau war.
"Das ist gut zu wissen. Ich habe mich schon eine Weile gefragt, wann er endlich dazu steht, dass er dich so heiß findet." Sie zwinkerte mir zu, ich errötete leicht.
"Aber..." Ich öffnete den Mund, schloss ihn jedoch gleich wieder, da ich keine Ahnung hatte, was ich auf so etwas antworten sollte.
"Schon gut." Sie winkte ab.
Anscheinend wusste sie was in mir vorging, denn sie grinste frech. Dann streckte sie mir ihre Hand entgegen.
"Ich bin übrigens Kimbra. Freut mich, Sam. Ich darf doch Sam sagen?"
Sofort nickte ich und ergriff ihre Hand.
"Freut mich", meinte ich lächelnd. Und ich meinte es tatsächlich ernst. Kimbra schien wirklich nett zu sein.
"Wie wäre es, wenn wir in der Mittagspause zusammen essen? Ich weiß ja, dass du es noch nicht sehr leicht hier hast."
Aus ihrem Blick sprach Aufrichtigkeit, sodass ich nichts dagegen sagen konnte. Also nickte ich wieder. "Sehr gerne. Alleine essen ist doch etwas dumm nach ner Weile."
Auch sie nickte.
"Ging mir nicht anders am Anfang. Aber irgendwann wird es leichter. Nur dauert es natürlich eine kleine Ewigkeit und irgendwie muss man sich da durch kämpfen. Aber du hast ja noch genug Zeit dafür, Sam."
Ich wollte noch etwas erwidern, doch der Lehrer kam leider schon und so seufzte ich nur genervt und drehte mich nach vorne um.
Kimbra blieb neben mir sitzen und nach ein paar Minuten schob sie mir ein Blatt zu.
"Du bist wirklich sympathisch!", stand darauf und irgendwie freut mich riesig darüber.
Es war tatsächlich sehr angenehm, mal ein Mädchen zu treffen, mit der ich mich nicht in den Haaren hatte, oder die die kleine Schwester von meinem Erzfeind war.
Und dazu war Kimbra auch noch so dermaßen hübsch, dass ich mich eigentlich schon fragte, was sie eigentlich von mir wollte. Freunde hatte sie mit diesem Aussehen sicherlich Tonnenweise und an Verehrern dürfte es ihr auch keineswegs mangeln.
Ich schrieb ihr zurück, dass es umgekehrt ebenso der Fall wäre und schob das Blatt zurück.
Schreibend und dem Unterricht nicht folgend, ging es immer weiter. Wir schrieben uns alles Mögliche. Selbst über das Wetter "unterhielten" wir uns ein paar Minuten lang.
So erfuhr ich dann auch, dass sie die erste Cheerleaderin war.
Uuuunnnndddd, sie wollte MICH dabei haben! Das war echt krass. Was sollte ich denn bei diesen Weibern machen? Die sahen ja alle Recht gut, naja okay, echt heiß, aus und ich würde da kein Stück rein passen.
Aber ich versprach ihr, dass ich es auf jeden Fall einmal versuchen würde. Rein aus Höflichkeit schon.
Dabei bezweifelte ich ziemlich stark, dass ich es schaffen würde. Für so etwas war ich noch nie gemacht. Sport lag mir ganz allgemein nur sehr gering.
Schon damals im Kindergarten war ich eine derjenigen gewesen, die nur sehr selten auf ein Klettergerüst gegangen sind, weil ich einfach nie wusste, wie ich wieder runter kam. Natürlich ziemlich peinlich...Auch als Kleinkind.
Nach seiner Mama zu schreien kommt nie cool rüber. Obwohl das ja sogar ab und zu helfen soll, hab ich gehört. Doch auf meine Mutter würde ich mich ja eh nicht verlassen. Aber das stand jetzt nicht zur Debatte.
Ich würde es versuchen und damit Basta!
Leider hatten wir die nächsten Stunden bis zur Mittagspause nicht zusammen, dafür hatte ich allerdings Raphael wieder an der Backe zu kleben.
Und ganz kackendreist setzte sich der Arsch neben mich. Selbstredend das ich ihm die kalte Schulter zeigte und nicht eine Sekunde meiner wertvollen Aufmerksamkeit an ihn verschwendete.
"Was wollte Kimbra von dir?", fragte er mich kurz bevor der Lehrer rein kam. Überrascht sah ich ihn an.
Woher wusste er denn, dass sie mit mir geredet hatte? Und noch wichtiger war, warum interessierte es ihn so?
Ich zuckte nur die Schultern und sagte kein Wort. Daraufhin packte er mich an der Schulter und drehte mich zu sich herum.
"Fass mich nicht an Bazille!", sagte ich wütend und schlug seine Hand weg.
"Ich habe dich etwas gefragt."
"Und ich habe dir zu verstehen gegeben, dass ich nicht an eine Konversationen mit dir interessiert bin, Affe!"
Er knurrte wütend und ich drehte mich einfach nur weder weg.
"Sie ist meine Ex!", sagte er noch. Natürlich schockierte es mich schon, und wieder natürlich, zeigte ich keine Regung. Dabei tat es mit irgendwie weh.
Verdammt nochmal! Was sollte dieses Gefühl denn jetzt wieder? Das in der Hütte war wirklich der allergrößte Fehler meines Lebens gewesen...
"Von mir aus kann sie die Kaiserin von China sein! Und trotzdem will ich nicht mir dir reden. Such dir ein anderen kleines Lustobjekt zum voll labbern. Mein Bedarf daran ist echt gedeckt für die nächste Zeit."
Wieder knurrte er, doch ich hörte, wie der Stuhl etwas über den Boden gescharrt wurde. War er aufgestanden und weg? Vorsichtig drehte ich mich um und seufzte.
Nein, er saß noch immer dort, nur jetzt den Blick fest nach vorne gerichtet und die Arme vor der Brust verschränkt, was eindeutig seine Abwehr signalisierte.
Der Kerl war echt unverbesserlich und doch...
Ich fand ihn noch immer anziehend. Dabei hatte ich eigentlich gedacht, das würde verschwinden, wenn ich erst einmal mit ihm geschlafen hätte.
Ja ja, ich weiß schon. Sex ist da keine Lösung...Aber es war ein Versuch wert. Immerhin wusste ich nun ganz sicher, dass es leider keine kleine Sache war.
Also dieses Gefühl, die Spannung, zwischen uns.
Der Unterricht begann nun und ich sah ebenfalls nach vorne an die Tafel.
Der Lehrer erzählte irgendwas, jedoch bekam ich kaum etwas davon mit. Meine Gedanken kreisten nun um Raphael und Kimbra. Warum hatte sie nichts davon gesagt, dass sie seine Ex ist?
Vielleicht war das aber auch nur ein Spiel von den beiden gegen mich. Spätestens nachher würde ich es ja sehen können. Entweder beim Essen oder beim Cheerlaedertraining! In jedem Fall würde ich mich nun ganz besonders anstrengen.
Und ich würde so gut wie nichts über mich Preis geben. Zumindest nichts, was man gegen mich verwenden könnte.
Zuzutrauen wäre es dem Spasten allemal. Seufzend schlug ich meinen Block auf und begann ein wenig darin um zu kritzeln...verging die Zeit dadurch viel schneller. Und auch heute klappte es wieder.
Die Stunde war im nu zu Ende.
Grade als ich aufstehen wollte, knallte Raphael seine Hand auf meinen Tisch.
"Halte dich von ihr fern. Ich habe keine Ahnung, was sie im Schilde führt."
Warnte er mich grad ernsthaft vor seiner Ex?Ach, vielleicht wüsste sie ja ein paar nette Kleinigkeiten über ihn, die mir weiter helfen könnten.
Aber ich wusste ja immer noch nicht, ob sie nicht vielleicht doch zusammen arbeiteten...
So lange würde ich mich wohl gedulden müssen.
"Du hast mir rein gar nichts zu sagen, Raphael! Schwer dich zur Hölle."
"Dann nimm ich dich aber mit. Ist ja schließlich dein Zuhause."
Oh ho, wollte er jetzt wieder einen Streit vom Zaun brechen?
Arschloch!
"Stimmt genau. Aber sei dir sicher, dass ich dir auch hier das Leben zur Hölle machen kann", zischte ich wütend zurück, stand auf und ließ ihn so stehen.
Seine Blicke in meinem Rücke spürte ich nur zu deutlich und sie jagten mit einen eiskalten Schauer über den Rücken.
Dieser Bastard war eine echte Plage...
"Na? Ärger im Paradies?"
Ruckartig blieb ich stehen und brachte Kyle somit dazu, in mich rein zu laufen.
"Uff, du gehst ja an", war sein Kommentar dazu und ich grinste sofort. Ich drehte mich zu ihm um.
"Du weißt wohl immer was los ist", schmunzelte ich leicht.
Aus irgendeinem Grund freute ich mich ihn zu sehen. Leider sah er mich tatsächlich wissend an.
"Jupps, könnte man so sagen. Und übrigens...." Er beugte sich zu meinem Ohr.
"Man sieht dir an, was in der Hütte war", flüsterte er hinein und ich zuckte zusammen.
"So offensichtlich?", fragte ich gepresst, er nickte.
"Aber keine Angst, ihm sieht man auch an, dass sich etwas verändert hat. Seid nur froh, dass Susan und Adam das nicht bemerkt haben. Da sie Eltern sind, haben sie nicht so den Blick dafür."
Er zwinkerte mir zu und lief dann auch schon wieder in die entgegengesetzte Richtung.
Nun steckte ich also wirklich in Schwierigkeiten.
Dabei begriff ich nicht mal vollständig, in welchen ich da genau gelandet war.
Weitere drei Stunden später war dann die lange Mittagspause und schon vom Weiten sah ich Kimbra an dem Tisch der Cheerleader sitzen und nach mir Ausschau halten.
Ich hob den Arm um mich Erkenntlich zu zeigen. Sie winkte mich daraufhin zu sich.
Langsam ging ich auf die ganzen Weiber zu, mir war echt mulmig zu Mute.
"Darf ich euch unser neues Mitglied vorstellen: Samantha!", stellte sich mich vor und legte einen Arm um meine Schulter. Alle nickten mir zu und stellten sich ebenfalls vor.
"Setzt dich, Sam." Ich tat was Kimbra sagte, sah allerdings wenig erfreut nur auf meinen Teller.
"Ich hab echt kein plan, ob ich dafür geeignet bin", murmelte ich nach ein paar Minuten des Schweigens.
"Mach dir da mal keinen Kopf. Du siehst heiß aus und das muss für den Anfang reichen. Weißt du, wir wollen bei einer Meisterschaft teilnehmen, brauchen dafür aber noch jemanden zum Ersatz. Also wenn du echt kein Bock hast, direkt mit zu machen, ist es nur eine reine Formalität", erklärte die Brünette mir dann gelassen und lächelte freundlich.
"Ah, verstehe!", war meine Antwort. Und ich verstand es tatsächlich. Nun gut, das würde ich ja wohl noch hinbekommen. Aber ein wenig neugierig war ich ja auch schon.
"Ich würd trotzdem gerne mal versuchen", murmelte ich weiter.
"Sehr gern. Ich hoffe nur, das Outfit wird dich nicht schon zum Anfang verschrecken." Ich zog fragend eine Augenbraue hoch.
"Komm nach dem Unterricht mit zu den Umkleiden, dann gebe ich dir deine Klamotten und du kannst immer noch entscheiden."
Ich nickte und aß dann endlich.
Die restlichen Stunden verflogen dann Gott sei Dank wie im Flug und schneller als erwartet, war ich bei den Umkleiden und traf mich erneut mit Kimbra.
"So, dann zeig mir mal die Sachen!", meinte ich fröhlich, aber auch ziemlich gespannt. Wenn se meinte, dass die Klamotten mich verschrecken könnten, mussten die ja echt grässlich sein.
Umso mehr freute ich mich, dieses kleine Geheimnis nun endlich lüften zu können.
Doch als sie das Top und den Rock vor holte, hätte ich nicht geschockter sein können.
"Dein Ernst?", fragte ich ungläubig und wich sogar ein kleines Stück zurück.
"Ich habe dich ja gewarnt", meinte sie nur und seufzte. Aber natürlich wäre ich nicht ich, wenn ich mich so leicht verscheuchen lassen würde!
"Oooookay, mit einer solch krassen Farbe alleine habe ich ja schon mal gar nicht gerechnet!"
"So derart begeistert sind wir auch nicht davon. Es sollte eigentlich um einiges dunkler sein..."
"Ja, das wäre wesentlich besser", murmelte ich leise und runzelte die Stirn.
Wenn ich DAS DA wirklich in der Öffentlichkeit anziehen würde, wäre ich sofort als Bitch abgestempelt...
"Willst du es trotzdem noch versuchen?"
Kimbra sah mich bittend an und ich seufzte noch einmal sehr schwer, bevor ich dann jedoch nickte. Ich hatte es versprochen und an seine Versprechen, sollte man sich immer halten.
"Klar doch. So leicht bekommt man mich nicht klein. und immerhin bin ich mit dem Ding ja nicht alleine. Oder?" Wenn es ein Spiel der beiden war, konnten sie so echt gut was gegen mich ausrichten, daher war ich seeeeehr vorsichtig! Sie lachte leise und nickte.
"Natürlich. Warte mal, ich zieh mich sofort um und dann können wir gemeinsam losgehen. Oder musst du gleich nach Hause? Ich könnte dich auch danach fahren", bot sie lächelnd an und wieder nickte ich.
"Geht klar so!"
"Super, dann mal los!"
Und weg war sie!
Ich zog mich in der gleichen Zeit und schluckte hart, nachdem ich in den Sachen drin war.
Verdammt war das sexy!!!
Hoffentlich wären die meisten Schüler schon weg und würden mich nicht in diesem Outfit sehen. Der Rock reichte nicht mal ganz über den Po und das Oberteil war bauchfrei.
Von dem tiefen Ausschnitt, der mehr zeigte als verhüllte, wollte ich gar nicht erst anfangen.
Dazu noch dieses krasse Neon Pink als Farbe!
Und Schwups!
Aus mir war ein kleines billiges Cheerleaderflittchen geworden. Selbst die Schuhe, was eigentlich weiße Stiefel waren und bis übers Knie reichten, gaben keinen Abbruch zu dem ganzen Bild. Nein, eher verstärkten sie den Nutteneindruck nur noch mehr.
Seufzend drehte ich mich vor einen der hohen Spiegel. Man konnte echt viel sehen und ich war nur heilfroh, dass es wenigsten für drunter weiße Hotpants gab.
"Bist du fertig, Sam?", hörte ich Kimbra dann schon und öffnete die Kabinentür nur ein kleines Stück, falls sie ein Bild machen würde oder so.
Ich war echt auf alles vorbereitet, so hoffte ich jedenfalls. Auf jeden Fall hatte sie das Gleiche Outfit an, was mich doch schon ein wenig beruhigte.
"Ja, aber sag mal...Muss das so nuttig rüber kommen?" Wenig begeistert nickte sie.
"Leider ja. Eine Cheerleaderin muss verdammt sexy aussehen, denn einige Leute kommen sogar nur zu solchen spielen, um uns zu sehen."
Dabei lächelte sie dann wieder. Der Gedanke schien ihr ausnehmend gut zu gefallen. Naja, war ihr Ding.
"Okay, dann sollten wir jetzt. Die anderen warten sicher schon." Sie zwinkerte mir zu, nahm meine Hand und zog mich raus.
"Wow, es steht dir echt verdammt super. Was für eine klasse Figur du hast!" Ein wenig kam ich mir wie son Insekt vor, dass man unter die Lupe nahm. jedenfalls sagte ihr Blick auch genau das.
Sie musterte mich ziemlich eingehend und irgendwas, was ich nicht definieren konnte, lag in ihrem Blick. Verwirrt runzelte ich die Stirn und beobachtete sie auch einen Moment, so wie sie mich.
"Stimmt was nicht?", fragte ich dann doch nach, da ich einfach keine Antwort selbst fand. Sie schüttelte den Kopf.
"Nein, nein. Alles in Ordnung." Natürlich glaubte ich ihr absolut kein einziges Wort, ging jedoch mit ihr mit, als sie weiter lief.
Auf dem großen Sportfeld, umringt von den Zuschauertribünen, angekommen, sah ich leider nicht nur die anderen Mädels, sondern auch die Sportler. Zumindest die Footballer, zu denen auch Raphael, Dale und Kyle zählten. Na schöne Scheiße, dachte ich frustriert und ließ die Schultern sinken.
Kimbra legte ihre Hand auf eine dieser hängenden Schultern.
"Beachte die Jungs einfach nicht. Die sind immer hier", meinte sie lächelnd. Ich nickte nur und sah direkt zu Raphael, der anscheinend nur Augen für seine Ex hatte, da er sie unverwandt ansah.
Ich schüttelte leicht den Kopf und drehte ihm den Rücken zu.
So einen Kerl musste einer mal verstehen...Ich tat es jedenfalls nicht und wollte es auch rein gar nicht erfahren. Jungs waren mir eindeutig zu anstrengend.
Und er ganz besonders.
Die Mädels riefen mich zu sich, wo ich auch sofort hin ging. Langsam und ausführlich erklärten sie mir die einzelnen Figuren und ich sah ihnen gespannt zu, als sie diese auch noch vorführten. Gott, wie gelenkig diese Weiber waren!!
Das würde ich nun wirklich niemals hinbekommen. Schon gar nicht den Spagat. Das Rad wäre allerdings kein Problem für mich, hatte ich im Sportunterricht schon immer gerne gemacht.
"Probiere du es!", forderte Kimbra mich auf, bei einer Figur, die mehr aussah, als sei sie das Werk einer Schlange. Dennoch stellte ich mich in die Anfangsposition und...es gelang mir tatsächlich.
Zuerst stellte ich mich in die Position, die Beine leicht geöffnet.
Dann musste ich einen kleinen Anlauf nehmen und hoch springen. Der letzte Schritt dabei war, dass ich von zwei anderen Mädels bei Sprung, weiter nach oben befördert wurde und nun oben auf der Pyramide stand. Einfach unglaublich!
"Du bist echt ein Naturtalent", lobten mich alle nacheinander, was mir sichtlich peinlich war. Aber was noch schlimmer im Moment war, dass alle Kerle interessiert zuschauten. Besonders drei bestimmte.
Einer lächelte mir aufmunternd zu: Dale!
Der zweite zwinkerte vergnügt: Kyle!
Und der dritte...Ja, dessen Blick hätte wirklich nicht böser sein können. Ich seufzte ob dieser Tatsache und wir machten noch ein wenig weiter.
Am Ende hatte ich tatsächlich Spaß an der ganzen Sache und wollte wirklich weiter dabei sein. Es war nun mal ein super Gefühl, mal in etwas anderen außer Noten, so gut zu sein.
Und die Mädels waren nicht ganz so dumm wie ich dachte. Natürlich waren auch die typischen Dummchen dabei, doch die überwogen Gott sei Dank nicht.
So entschloss ich mich dann auch, aktiv dabei zu sein, als ich erneut gefragt wurde.
"Prima!" Kimbra war vollkommen aus dem Häuschen, ich freute mich ebenfalls, also waren alle damit zufrieden! Naja, besser könnte es doch gar nicht sein, oder?
Wir gingen uns alle umziehen und Kimbra wollte dann schon bei ihrem Auto, einen blauen Mercedes, warten.
Ich kam als letzte raus aus einer der Kabinen und wurde sogleich hart gegen die Wand gepresst. Raphael sah mich bitterböse an.
"Lass mich los, Hornochse!", brüllte ich ihn an. Natürlich reagierte er kein Stück darauf und verstärkte seinen Griff, der wirklich ziemlich schmerzhaft war.
"Was soll die Scheiße? Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich von ihr fern halten! Und was soll der dumme Versuch als Cheerleaderin?"
Der dumme Versuch? Boaaaahhh, der spinnte echt immer mehr.
"Erstens: Es ist alleine meine Entscheidung, mit wem ich mich abgebe oder nicht! Zweitens: es ist nicht ein dummer Versuch. Ich meine es ernst und Kimbra will mich unbedingt dabei haben."
Ich sah ihn richtig kalt an und versuchte den ziehenden Schmerz in meinen Armen zu ignorieren.
"Bist du echt so dämlich? Das ist doch nur ein Spiel von ihr!", meinte er verächtlich. "Ich hatte dir eigentlich ein wenig mehr Gehirn zugetraut."
Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihn missbilligend an.
"Anscheinend habe ich nicht viel Grips, wenn ich mit so was wie dir ins Bett gehe!", hörte ich mich selbst schnippisch sagen.
"Da hast du verdammt Recht!", presste er hervor und lockerte seinen Griff leicht.
Irgendwie nahm es mir den Wind aus den Segeln, wie man so schön sagte. Ich hatte Recht? Wie kam er denn so plötzlich darauf?
"Hab ich?", fragte ich total perplex nach.
"Natürlich. Es war ziemlich dumm von dir, mit mir zu ficken."
Maaaan, das der sich immer so mega vulgär ausdrücken musste. Hätte er nicht schlafen oder so sagen können? Egal!
"Ach? Und wie kommst du darauf? Immerhin konntest du dich zum Schluss doch nicht mehr beherrschen", warf ich ihm vor, meine Verwirrung langsam wieder schwindend.
"Ich hatte es von Anfang an gesagt, aber du hast mich einfach verrückt gemacht!", gestand er wenig begeistert, was ich sehr gut nachvollziehen konnte.
Mir ging es ja nicht anders, aber das würde ich unter keinen Umständen verraten.
"Also wenn das deine Art ist, jemanden an etwas zu hindern, solltest du tatsächlich noch einmal deine Lebensweise überdenken", erwiderte ich sarkastisch und zog wieder eine Augenbraue hoch. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
"Ach halt doch die Fresse, Miststück. ich wollte dich nur vor Kimbra warnen, Aber anscheinend lässt du ja ganz gerne mit dir spielen."
"Mit mir spielt nur einer und das bist du! Du verwirrst mich und bringst mich ständig total auf die Palme, Raphael!", warf ich ihm an den Kopf und hätte mir am liebsten auf die Zunge gebissen.
Das brauchte er doch nun wirklich nicht zu wissen. Mein Blick wurde etwas nachgiebiger, was ich gar nicht wirklich wollte.
"Sam..."
Er flüsterte meinen Namen nur und küsste mich erneut. Und wie jedes Mal, erwiderte ich seinen Kuss. Mein Kopf sagte nein, ich sollte ihn von mir stoßen, ihm eine knallen und abhauen. Doch mein Herz machte sofort Luftsprünge.
Und mein Körper wollte mir eh nicht gehorchen. Ich legte meine Hände an seine Brust und seufzte in den Kuss hinein.
Jetzt war ich mir leider wirklich sicher...ich verliebte mich in ihn...
Raphaels Sicht!!! (auf Wunsch von einigen ^^)
Sie schmeckte so süß und ihre Lippen waren hauchzart, dennoch aber fest und nachgiebig. Es war die reinste Folter sie immer wieder zu spüren.
Und doch war es auch ziemlich heftig erregend. Dass sie mich jedes Mal so derart auf 180 brachte, machte die Sache auch nicht besser, dass ich sie wieder wollte.
Das eine Mal in der Hütte reichte mir bei weitem nicht aus. Ich wollte sie immer und immer wieder. Sam machte mich wirklich total wahnsinnig.
Bisher dachte ich nur, dass es wegen ihrer Art wäre, sich nichts sagen zu lassen. Aber es steckte noch mehr dahinter, ich fühlte es einfach.
Und das Kimbra ihr nun so nahe kam, gefiel mir am wenigsten. Ich konnte mir schon genau vorstellen, was dieses kleine Biest vorhatte, aber Sam wollte ja einfach nicht auf mich hören. Ich musste mir also etwas anderes einfallen lassen.
Etwas, wo sie mir glauben würde. Doch was könnte sie davon überzeugen, dass ich die Wahrheit sagte? Vermutlich nicht viel.
Und genau dieses kleine Bisschen musste ich unbedingt herausfinden, koste es, was es wolle. Gegen alle Vernunft, mochte ich Sam leider so langsam. Dass sie sich nicht so dreist an mich ran machte, oder nach dem Sex plötzlich von Gefühlen redete, trug auch noch seinen Teil dazu bei.
Außerdem entwickelte ich plötzlich so einen Beschützerinstinkt ihr gegenüber.
Die Sache mit dem ersten Mal war mir verdammt ernst gewesen. Sie hätte sich nicht an mich verschwenden dürfen, auch wenn ich es wirklich zu schätzen wusste. Zeigen tat ich es selbstredend nicht. Das hätte alles nur noch viel komplizierter gemacht.
Und nun wieder ihren atemberaubenden Körper an meinen zu spüren, ließ mich fast die Beherrschung verlieren. Ich wollte sie so sehr, dass es regelrecht wehtat. Am liebsten hätte ich sie in eine der Kabinen zurück gedrängt, ihr die Klamotten vom Leib gerissen und sie wieder hemmungslos und leidenschaftlich geliebt.
Ich spürte ihre Brüste durch die Klamotten hindurch und wie ihre Knospen steif wurden.
Augenblicklich schoss mir das Blut in die untere Region meines Körpers und sammelte sich dort um hart gegen ihren Bauch zu drücken.
Wie klein sie war, dachte ich nicht zum ersten Mal und drang mit meiner Zunge in ihren Mund ein, während meine Hände sich nun um ihren Po schlossen.
Von wegen zu dick! Ich liebte es, wenn Mädels etwas mehr hatten, wo man auch mal ordentlich zupacken konnte. Und ich Brüste waren auch alles andere als zu klein, wie ich ja inzwischen wusste. Sie passten perfekt in meine Handfläche. Sie stöhnte leicht auf, als ich sie fest gegen mich drückte. Vermutlich würde sie in diesem Moment nicht nein sagen.
Ihre Augen waren geschlossen und sie schmiegte sich wie von selbst in meine Umarmung hinein. Langsam begann es schon zu schmerzen und so drängte ich sie tatsächlich zu den Kabinen, sie ließ es geschehen zu meiner Verwunderung.
Dort drinnen angekommen, zog sie mir selbst das Shirt über den Kopf und sich ihren Pullover aus. Meine Hände kamen sofort auf ihren schönen Brüsten, die nur durch einen dünnen BH meinen Blicken verborgen blieben, zu liegen.
Ich streichelte ihre Knospen durch den Stoff hindurch, während sie sich wahrhaftig an meiner Hose zu schaffen machte. Ein leises Stöhnen entwich uns beiden, als sie ihre Hand hinein gleiten ließ und ich gleichzeitig den BH entfernte und ihre Knospen nun ohne Stoff liebkoste.
Sanft nahm ich einen davon zwischen meine Lippen, saugte und knabberte leicht daran. Ihr Stöhnen und die Handbewegung weiter unten, brachten mich bald um den Verstand. Ich drängte sie gegen die Kabinenwand, öffnete ihre Hose und ließ diese runter gleiten.
Meine Finger wanderten zwischen ihre Beine und spreizten sie leicht, damit ich noch besser Zugang hatte.
Ja, Kerle waren wohl ziemlich primitiv, wie die Frauen immer behaupteten. Und? Mich störte es keineswegs. War halt einfacher, das Denken anderen zu überlassen. Und es zeigte ja auch so Wirkung, wie ich wieder bei Sam sehen konnte.
"Raph", wisperte sie an meinem Ohr, als ich leicht mit einem Finger in sie eindrang.
Oh ja, sie wollte mehr, ich spürte es. Mir ging es ja nicht anders. Bald hielt ich es selbst nicht mehr, sie nur so zu reizen. Ich nahm von ihr Besitz, hart und ungeduldig. Ihr eines Bein legte ich mir über den Arm, damit sie mich auch tiefer in sich spüren konnte.
Sie schrie leise auf, was ich mit einem Kuss erstickte. meine Bewegungen waren gleichmäßig, fordernd, hart. Bis ich spürte, dass ihre Muskel sich zusammen zogen und ihr Atem abgehakt kam. Erst dann ließ ich meine Erfüllung ebenfalls zu.
Auch danach, hielt ich sie in meinen Armen, wollte sie schon gar nicht mehr los lassen, was auch vollkommen untypisch für mich war.
Bedeutete sie mir etwas? Mehr als ich zugeben würde? Ich glaube schon... Das war gar nicht gut. Nach der Erfahrung mit Kimbra wollte ich mich nie wieder so sehr auf ein einziges Mädchen einlassen.
Ich hatte Kimbra wirklich geliebt und hätte alles für sie getan, doch sie war nicht ganz das, was sie vorgab zu sein. Das merkte ich leider erst zu spät. Eigentlich hätte es mir schon beim Sex auffallen müssen, ich war allerdings viel zu verliebt, um zu checken, was los war.
Und genau das wollte ich Sam auch erklären, nur musste ich die richtigen Worte finden, damit sie mir wirklich glaubte. Ob der Sex grade so praktisch dafür war, bezweifelte ich jedoch ziemlich stark. Es war ganz sicher nicht förderlich, wenn sie dachte, dass ich sie nur fürs ficken benutzten würde...
Dabei war es irgendwie viel mehr.
"Raph", flüsterte sie plötzlich und sah mich aus leeren Augen an.
"Was?", fragte ich barsch, das hatte ich nicht gewollt, doch ich war noch so in meinen Erinnerungen gefangen. Sofort versteifte sie sich in meinen Armen und befreite sich daraus, ich ließ es geschehen.
Schnell zog sie sich an, ich ebenfalls. Als sie raus ging, sah sie mich nicht einmal an!
"Sam, warte!", rief ich ihr nach und hastete hinterher. Sie blieb auch tatsächlich stehen.
"Was denn noch? Du hast doch erneut gewonnen!"
Die Bitterkeit in ihren Worten versetzte mir einen merkwürdigen Stich.
Nein, das durfte nicht dazu kommen!
"Genau das wollte ich nur sagen", grinste ich gespielt. Es fiel mir verdammt schwer, auch jetzt noch, so zu tun, als wäre sie nichts weiter als ein Sexobjekt für mich.
"Schön, dann ist ja alles gesagt, Mistkerl!", zischte sie deutlich wütend. Ich seufzte nur und fuhr mir mit einer Hand durchs Haar.
"Sam, es ist alles nicht so einfach", versuchte ich es nun anders. Im Kopf hatte ich auch noch immer Kimbra und was sie vorhaben könnte.
"Stimmt! Nichts ist einfach, wenn es im Zusammenhang mit dir steht! Du bist einfach nur ein echter Mistkerl und ich habe absolut keinen Plan, wieso ich immer wieder auf dich rein falle. Es ist mir einfach nur ein Rätsel. Aber ich schwöre dir, dass es nicht immer so sein wird!"
Ich lauschte ihr gebannt und versuchte nun zu verstehen, was sie mir damit genau sagen wollte. Leider kam ich einfach nicht drauf und seufzte erneut.
"Sorry, ich muss los. Kimbra wartet schon auf mich!", meinte sie dann eisig und lief schon aus der Tür.
So eine dumme Zicken, dachte ich nur genervt und überlegte. Sollte sie doch selbst sehen, wie Kimbra war. Eigentlich könnte ich schon Wetten darauf abschließen, wie lange es dauern würde, dass Sam zu mir sagte, dass ich recht gehabt hätte.
Oh man, ich freute mich sogar darauf. Dann würde ich sie erneut in Besitz nehmen!
Nur so konnte ich endlich dieses Gefühl auslöschen: ich musste diese Erotik zwischen uns vollkommen ausnutzen und im Keim ersticken.
Mehr als nur Lust konnte es doch gar nicht sein, dass ich nie die Finger von ihr lassen konnte!
Knappe drei Stunde später kam ich nach Hause und erfuhr von Ashley, das Sam noch immer nicht wieder da war. Hatte Kimbra schon mit ihrem Spiel begonnen? Ganz gewiss sogar. Aber naja! Ich hielt mich ab sofort nur noch daraus.
Es war ihr Ding und wen sie meinte, sie müsste sich mit meiner Ex einlassen, dann bitteschön. Ich hielt die beiden nicht auf. War mir auch viel zu anstrengend und zu dumm. Als sie jedoch auch zum Abendessen noch nicht zurück war, machte sogar ich mir Sorgen.
Sie war zwar ziemlich rebellisch ihrer Mutter gegenüber, aber so schlimm war sie dann doch nicht. Vielleicht war ja etwas passiert...
Ich traute es Kimbra zu. Und vielleicht war Sam jetzt dort draußen alleine und...
Nein, das wollte ich mir lieber gar nicht erst vorstellen.
Schnell zog ich mir Jacke und Schuhe wieder an und marschierte nach draußen. Ich würde sie finden! Und dann würde ich ihr die Hölle heiß machen, weil sie ihrer Mutter solche Sorgen bereitet hatte!
Ich stieg in meinen Wagen und fuhr auch schon los.
Als erstes würde ich zu Kimbra fahren. Wenn sie dort nicht wäre, würde ich es auch noch bei Dale versuchen. Die beiden verstanden sich ja so toll, dass sie vielleicht auch noch zu ihm gegangen sein könnte...
Ich hoffte es jedenfalls sehr. Allein auch schon für Susan.
Sie liebte ihre Tochter ja wirklich sehr und ich fand Susan echt nett. Sie passte einfach gut zu meinem Vater und er liebte sie vom ganzen Herzen.
Kein Plan was alle so toll a der Liebe fanden, aber naja. Nicht mein Problem.
Ich war ziemlich schnell bei Kimbra angekommen und hämmerte gegen die Haustür. Mit Tränen in den Augen öffnete sie mir. Alleine das ließ was vermuten...
"Wo ist Sam?", fragte ich kalt. Sie schluchzte und schlug die Hände vors Gesicht. "Ich weiß es nicht! Ich...."
"Kimbra! Was hast du getan?" Ich sah sie argwöhnisch an und musste mich echt zusammen reißen, ihr nicht an die Gurgel zu gehen.
"Ich habe sie geküsst...", wisperte meine Ex!
Oh Fuck!
Konnte dieses dumme Luder nicht mal die Finger bei sich behalten? Oder halt ihre Lippen...
Aber drüber konnte ich ihr ein anderes Mal die Meinung geigen.
"Und dann?" Sie sank vor mir auf die Knie.
"Sie hat mich weg gestoßen, irgendwas gemeint von wegen, das sie nicht auf Frauen steht und ihr Herz eh schon vergeben ist...und dann ist sie...sie ist...abgehauen..."
Ich knurrte wütend, drehte mich um, stieg wieder n den Wagen und brauste davon.
Sams Herz gehörte schon jemanden?
Warum tat mir dieser Gedanke weh?
Sam:
Nachdem Ich Raph alleine in der Umkleide gelassen hatte, war ich zu Kimbra gegangen. Ungeduldig hatte sie auf mich gewartet. Zumindest kam es mir so vor, als sei sie ungeduldig gewesen. mit absoluter Sicherheit konnte ich das Natürlich nicht sagen.
Aber das war auch eher unwichtig. Warum hatte ich dennoch bemerkt, fragte ich mich selbst, nachdem ich schon im Auto saß.
"Was hat denn nun so lange gedauert?", fragte sie mich plötzlich und ich sah sie verwirrt an.
"Was?" "Warum du so lange gebraucht hast?"
"Ach so. Ähm nun ja..." Eigentlich wusste ich kein Stück, was ich darauf sagen sollte. Wäre glaube ich ziemlich dumm gekommen wenn ich nun gesagt hätte, das ich ne schnelle Nummer mit ihren Ex hatte.
Und das auch noch in eine der Kabinen, während sie wartete. Nein, das konnte ich unmöglich sagen...
Sie sah mich aus dem Augenwinkel an und wartete nun auf eine Antwort, die ich ihr nicht wirklich geben konnte. Jedenfalls nicht die wahre.
"Ich musste jemanden noch was erklären, der mir eine Frage gestellt hatte." Super Sam! Was dümmeres hätte dir ja jetzt auch nicht einfallen! Manchmal war ich wirklich selten dämlich.
Aber hey, ich stand immerhin dazu! Und, bis zu einem gewissen Grad, stimmte es sogar. War es trotzdem eine Lüge? Vermutlich schon...
"Aha." Kimbra sah mich misstrauisch an, seufzte dann aber.
"Na schön. Was hältst du davon, wenn wir zu mir fahren? So wie ich meine Mutter kenne, muss ich wohl noch was im Haushalt machen, ehe ich sonst was tun kann."
"Kein Problem", war mein ganzer Beitrag.
"Super." Sie lächelte erfreut und schon ein paar kleine Minuten später waren wir bei ihr angekommen und gingen auf ihr Zimmer hoch.
Eigentlich hätte ich es da schon wissen müssen, doch ich war noch zu sehr mit meinen Gedanken bei Raphael. Verdammt! Ich wollte nicht in ihn verliebt sein. Ich wollte gar nicht verliebt sein, egal in wen...
Liebe war lästig und tat nur weh. Das sah man doch grade wieder. Selbst wenn er es nicht wollen würde, weil er es ja gar nicht wusste, würde er mir das Herz brechen.
Konnte ich das riskieren? Könnte ich riskieren, dass er eh nur mit mir spielte? Von seiner Seite aus waren da ganz sicher nirgends irgendwelche Gefühle.
Na ja, außer vielleicht Verchtung und darauf konnte ich auch getrost verzichten! Welches Mädchen wollte schon ein solches Gefühl, von dem Jungen den man liebte. haben? Genau, kein Girl!
"Machs dir ruhig gemütlich", holte Kimbra mich aus meinen verwirrenden Gedanken. In dem Moment war ich ihr doch tatsächlich sehr dankbar dafür.
Wer weiß, was ich sonst noch gedacht hätte. Ich nickte und setzte mich auf ihr großes Bett.
Aber was dann geschah, hätte ich nie gedacht. Sie kam wieder und setzte sich zu mir. Alles ganz normal. Genau wie unsere Unterhaltung dann.
Doch plötzlich beugte sie sich zu mir und legte ihre Lippen auf meine. Was sollte das nur? Wieso tat sie das?
Der Druck ihrer Lippen verstärkte sich als ich nichts dagegen tat und mir wurde ganz flau im Magen. Sie legte ihre Hände an meine Wangen und drang mit ihrer Zunge in meinen Mund ein.
Das war nun wirklich viel zu viel! Grob stieß ich sie weg.
"Was soll die Scheiße?", fragte ich sie barsch und wischte mir den Mund ab.
"Ich stehe nicht auf Weiber!", fügte ich noch hinzu, da sie mich einfach nur anstarrte.
"Hey, jemand zuhause?"
Meine Wut verflog ganz leicht und ich wedelte mit meiner Hand vor ihrem Gesicht rum damit sie mich wieder wahrnahm.
"Sam..." Sie flüsterte meinen Namen nur und versuchte meine Hand zu ergreifen, die ich reflexartig zurück zog. Ich wollte auf keinen Fall von ihr berührt werden...
"Lass das, Kim und sag mir lieber, warum du das getan hast!", schrie ich aufgebracht und stemmte die Hände in die Hüfte.
"Ich habe mich in dich verliebt", flüsterte sie wieder nur und meine Wut war in dem Moment wirklich komplett weg!
"Wie bitte?"
"Du hast mich schon verstanden, Sam!"
"Aber...du...ich...Wir kennen uns doch gar nicht!" Sie seufzte nur schwer und sah mich ausdruckslos an.
"Seitdem du mit Raphael den ersten Tag hier angekommen bist, habe ich mich zu dir hingezogen gefühlt", gestand sie und sah mich nun leicht traurig an.
Dieses Weib konnte einen echt fertig machen. Und wie sie so schnell ihre Stimmungen ändern konnte...
"Es tut mir echt leid, Kim, aber ich kann deine Gefühle nicht erwidern!"
"Warum denn nicht?" Sie drückte mich zurück aufs Bett und küsste mich erneut.
"Hör auf! Ich liebe schon jemanden!", schrie ich zwischendurch und stemmte mich gegen sie.
Und sie tat es tatsächlich. Sofort sprang ich auf, schnappte meine Tasche und rannte aus dem Zimmer und dem Haus. Ich hörte das Kim mir folgte, doch das interessierte mich kein Stück.
Ich rannte einfach die Straße entlang, erst ziemlich schnell, aber dann immer langsamer, bis ich schließlich stehen blieb. Heiße Tränen liefen über meine Wangen und ich konnte kaum noch etwas sehen. Nur noch ein Gedanke war in meinem Kopf: Raphael!
Ich wollte zu ihm, egal wie mies er immer zu mir. Egal wie sehr wir uns anzickten.
Ich wollte wirklich nur bei ihm sein, in seinen Armen! Dabei durfte ich das nicht einmal wollen. Er sollte mir am Arsch vorbei gehen, dieser kleine Bastard! Da kann man mal wieder sehen, wie Frauen schwankten.
Seufzend wollte ich dann nach Hause gehen. Doch ich konnte jetzt nicht nach Hause. Noch nicht. Also schlug ich den Weg zu Dale ein.
Eigentlich müsste er ja schon zu hause sein, dachte ich mir so und behielt damit Recht.
Als er meine Tränen sah und wie sehr ich zitterte, da ich meine Jacke nicht gegriffen hatte, zog er mich sofort ins Haus und somit ins Warme.
"Was ist denn passiert?", fragte er besorgt und ich schmiegte mich an ihn.
"Kimbra", flüsterte ich noch immer vollkommen verstört. Seine Arme schmiegten mich noch enger an ihn und behutsam strich er über mein Haar.
"Was hat sie getan?" In kurzen und ziemlich abgehakten Worten erzählte ich ihm alles während wir in sein Zimmer gingen und aufs Bett setzten.
Immer wieder schluchzte ich verzweifelt.
"Was soll ich nur tun?", fragte ich ihn, doch er schüttelte den Kopf.
"Ich weiß es leider nicht." Na prima! Wenn nicht mal Dale mir was raten könnte, wer dann? Niemand...
"Vielleicht solltest du noch einmal in Ruhe mir ihr reden....", schlug er nach ein paar Minuten vor und ich nickte bloß stumm.
Vermutlich war das wirklich die beste Lösung. Aber es konnte auch ziemlich nach hinten los gehen. Dennoch war es weitaus besser, als einfach nur stumm in einer Ecke zu sitzen und Däumchen zu drehen.
"Du hast recht. Gleich morgen werde ich es in Angriff nehmen!", sagte ich nun wieder lächelnd.
"So kenn ich dich doch. Du lässt dich nie so leicht unterkriegen."
"Da hast du allerdings noch einmal Recht."
Ich schlang meine Arme um seinen Hals und war wieder ziemlich glücklich. Kein Wunder das er sowas wie mein bester Freund war.
Wir redeten noch weiter über ein paar Sachen. Auch über Dale und wie es mit seinem Liebesleben stand. Doch plötzlich fragte er mich etwas, worauf ich nicht ganz so gut zu sprechen war.
"Und bei dir und Raph?" Ich seufzte schwer und ließ mich nach hinten aufs Bett fallen.
Mein Blick heftete sich an die blaue Decke.
"Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Ich hasse ihn aber..."
"Du liebst ihn auch", erriet Dale und ich nickte nur, wobei ich die Augen schloss.
"Ist sowas gerecht? Nein ich glaube nicht. Und ich kann nicht mal was dagegen tun."
"Und wenn er genauso fühlen würde?"
Ruckartig setzte ich mich auf und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
"Hör auf mit solchen Scherzen", tat ich das gesagte ab und ließ mich wieder zurück fallen. Dale beugte sich über mich und sah mir in die Augen.
"Wir können es ja gerne testen, Sam", flüsterte er und grinste schelmisch. Nun war meine Neugier gepackt. nicht das ich wirklich dran glaubte, nein, aber interessieren würde es mich doch schon.
"Und wie?"
"Wir machen ihn rasend vor Eifersucht!"
BOOM!
Damit hätte ich nie im Leben gerechnet! Wirklich NIEMALS!!!!!
"Und was hast du da ganz genau vor?" Meine Augen wurden noch ein Stück größer vor Spannung.
"Ab sofort gelten wir als Paar!"
"Wie bitte?????"
Und noch ein BOOM!
Ich sah ihn perplex an und er nickte.
"So ist es am einfachsten. Du weißt das ich dich mag und ich weiß, das du mich magst. Das weiß er auch. Was wäre also besser um zu testen, ob er dich liebt?"
Er hatte damit eigentlich vollkommen recht und ich hatte nichts dagegen. Also nickte ich.
"Okay..." "Gut, dann fangen wir sofort an. Raph wird gleich hier im Zimmer sein."
"Woher weißt du das?", fragte ich richtig verwirrt. Konnte er hellsehen?
"Ich habe grad sein Auto gehört", erklärte er lächelnd und küsste mich.
Musste mich eigentlich jeder heute küssen? Das war doch nicht mehr normal! Dennoch ließ ich es geschehen und hörte im nächsten Moment, wie die Tür weit aufgerissen wurde und jemand scharf die Luft einzog.
"Was zum teufel treibt ihr da?", fragte Raphael mit eiskalter Stimme.
Dale und ich mussten uns ein lächeln verkneifen, lösten uns voneinander und sahen ihn an.
"Ähm sieht man das nicht?", fragte Dale an meiner Stelle, ich lächelte nun doch.
"Dale!" Raphaels Stimme klang ziemlich wütend. War er tatsächlich eifersüchtig? Sollte es so einfach sein? Nein, ich glaubte nicht daran.
"Schon gut Kumpel. Also falls du es ganz genau wissen willst, wir sind ein Paar." Dale drückte mich an sich und ich kuschelte mich an seinen schönen warmen Körper.
"Stimmt das?", fragte Raph nun an mich gewandt.
"Jups, sieht man doch!" Oh man, Raphaels Gesicht in dem Moment werde ich wohl nie vergessen. Es zeigte eine ganze Reihe von Gefühlen. Von Wut über Unglauben, bis hin zu einen leicht traurigen Blick, bevor sein Blick vollkommen emotionslos wurde.
"Ich hätte echt nicht gedacht, das du tatsächlich so billig bist. Vorhin noch mit mir sone schnelle Nummer und nun machst du dich an meinen besten Freund ran! Damit hätte sich wohl bestätigt, wie billig du bist, Schlampe!"
Sofort stieg in mir wieder diese Wut hoch, doch Dale hielt mich davon ab, diesen möchtegern Casanova eine zu scheuern. Obwohl er es mehr als nur verdient hätte! So ein mieses Arsch ey! Als ob er nicht mehr als eine bisher in seinem Leben gehabt hatte.
Also wirklich!
"Raphael! Hör auf damit. Ich möchte nicht, das du meine Freundin beleidigst", mischte sich Dale ein und drückte mich weiter an sich.
"Deine Freundin! Das ich nicht lache. Dieses kleine Biest hat vor kurzen noch mit mir gefickt und plötzlich seid ihr ein Paar. Alta ich sage dir, das sie es nicht wert ist!" Raphael war wirklich unerbittlich.
Aber war das wirklich Eifersucht? Kaum vorstellbar...
"Es ist eben so. Wir haben gemerkt, das wir uns verliebt haben. Und ich war ja auch nicht nur ein Mönch", lächelte Dale nun und gab mir einen Kuss auf die Schläfe. Raph sah mir nun direkt in die Augen.
"Stimmt das? Liebst du Dale?" Ich schluckte hart und wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte. Irgendwie konnte ich ihn einfach nicht anlügen und nickte daher nur.
"Sag es!", rief er aufgebracht und hatte die Hände zu Fäusten geballt.
"Ja", presste ich hervor.
"Sag die Worte direkt", verlangte er unerbittlich. Nein, das konnte ich einfach nicht...aber ich musste wohl, um es echt aussehen zu lassen.
"Ich liebe Dale!" Es tat echt höllisch weh, die Worte aus zu sprechen. Seine Augen weiteten sich ein Stück, dann presste er die Lippen auf einander, jedoch nur einen kurzen Moment.
"Und ich habe wirklich gedacht, du wärst anders...", flüsterte er leise und bitter, drehte sich um und knallte die Tür hinter sich zu. Ich sprang auf und wollte ihm nachrennen, doch Dale hielt mich davon ab indem er meine Hand fest hielt.
"Lass ihn erst einmal gehen, Sam. Er muss nun nachdenken." "Aber er hält mich für ein...ein...Ach Dale! Das ist doch zum verrückt werden!" Seufzend setzte ich mich wieder und schloss die Augen.
Es war wirklich nicht zu übersehen gewesen, dass ich Raph- warum auch immer- verletzt hatte.
Sein Blick war so...naja...Ich konnte es gar nicht in Worte fassen. Mir tat es auf jeden Fall ziemlich weh...
Was er wohl jetzt tun würde, fragte ich mich eine knappe Stunde später, als ich Zuhause ankam. Es war schon weit nach Mitternacht und Dale hatte mich gefahren.
"Versuche zu schlafen, Sam", raunte er mir liebevoll zu und gab mir einen kleinen Kuss zum Abschied. Das Raph am Fenster stand, sah ich sehr genau, daher erwiderte ich den Kuss fester als beabsichtigt. Sofort drehte er sich um und ich sah ihn nicht mehr.
"Schlaf gut, Dale und danke!"
"Gerne meine Süße. Und glaub mir, es wird klappen." Ich nickte ihm zu, stieg aus dem Wagen und lief zum Haus. Lächelnd winkte ich Dale nach. Ich ging hinein und schlich mich leise nach oben. Jetzt würde Raph ja wohl keinen Aufstand machen, oder?
Nein, er tat es nicht. Auch nicht am nächsten Morgen, als ich mal wieder mit ihm zur Schule fahren musste. Dafür wechselte er kein einziges Wort mit mir, geschweige denn das er mich auch nur von der Seite ansah.
Er ignorierte mich ganz einfach! Na super ey! Doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und tat es ihm gleich. So kamen wir schweigend bei der Schule an und ich hüpfte schnell aus dem Auto.
Schon vom Weiten sah ich Kimbra, die anscheinend auf mich zukommen wollte, sich dann aber umentschied und mir aus dem Weg ging.
Mir konnte es nur Recht sein. Im Moment wollte ich sie lieber nicht sehen! Das Raph mir aus dem Weg ging, verletzte mich dafür ungemein. Er schien nicht einmal drüber nach zu denken, ob an der Geschichte wirklich was dran war! So ein Idiot ey! Leider hatte ich keine Ahnung, was ich nun tun sollte...
Aber Dales Idee war doch wirklich sehr gut. Nun sah ich wenigstens, das er sich was aus mich machte...oder gemacht hatte. War es nach hinten losgegangen? Vielleicht. Bereute ich den Versuch? Nein, kein Stück! Es war richtig gewesen. Aber noch richtiger, wenn ich Raphael die Wahrheit gesagt hätte. Aber den Mut hatte ich dann wohl doch nicht besessen!
War auch wesentlich besser so. Vor allem da Dale und ich unsere Rollen weiterhin spielten. Wann immer man einen von uns beiden sah, war der andere nicht weit. An der ganzen Schule war nach drei Wochen bekannt, das dale und ich ein Paar waren.
Drei Wochen in denen auch Raph kein einziges Wort mit mir wechselte. Er fuhr mich weiterhin zur Schule und nahm mich meistens auch wieder zurück, doch immer schweigend.
Mir missfiel das ganze so ziemlich. Aber immerhin kam ich dadurch meiner Mutter näher. Leider erst nachdem Raph mal wieder den Bogen so ziemlich überspannt hatte.
Es war ganz genau drei Wochen und zwei tage nach der Aktion bei Dale zu hause. Wieder gab es eine Party, wieder bei Dale und wieder waren Raphael und ich beide dort.
Eigentlich zeigte doch schon alleine diese Aufzählung, das es nur in einer Katastrophe enden konnte! Ich saß an der bar in dem großen Wohnzimmer und unterhielt mich mit einen Jungen aus meinen Kunstkurs. Sein Name war Brandon und merkwürdigerweise war er in diesem Kurs.
Eigentlich war er einer der Sportler und sah dementsprechend auch ziemlich gut aus. Nur war er zudem noch sehr freundlich und auch klug. Also nicht nur Muskeln und kein Hirn. Es war erfrischend zu erleben, wie einer mehr aus der Reihe tanzte, in denen die Vorurteile alle steckten.
"Und du bist so richtig mit Dale zusammen?", fragte er mich dann nach einer Weile und sah zu besagten.
"Naja, irgendwie schon", rutschte es mir ungewollt raus. Ich hätte ganz einfach nur ja sagen sollen, denn nun sah er mich fragend an.
Mein Blick huschte zu Raph der mit einer dummen Tusse in einer Ecke stand und ziemlich heftig mit ihr flirtete. Ab und zu fasste er sie sogar an, was mir so gar nicht gefiel.
"Ahh, jetzt verstehe ich!", sagte Brandon plötzlich, da er meinem Blick gefolgt war.
Auf der Stele wurde ich total rot und sah in mein halbleeres Glas. Auch nuschelte ich irgendwas.
"Du bis in Raph verliebt." Er legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Da ist was zwischen euch gelaufen", vermutete er weiter und ich wurde noch mehr wie eine Tomate im Gesicht. Wie konnte er das nur so leicht raus finden?
Brandon beugte sich weiter zu mir.
"Du bist der Grund für seine schlechte Laune und der null Motivation in den Spielen."
"Ich??" Nun sah ich ihn perplex an. Er nickte.
"Ständig ist er nur am grübeln und wenn man dich mit Dale irgendwo sieht, hat er so schlechte Laue, dass ihm keiner in die Quere kommen will. Er schnauzt dann nur noch rum und meistens ist das Training dann gelaufen. Sei dir also sicher, das es ihm wie dir geht, nur ist er zu dumm, dazu zu stehen. Und du als Mädchen solltest bei einen solchen Weiberhelden wie ihm auch wirklich nicht den ersten Schritt tun."
War das jetzt sein Ernst? Wenn ja...WOW!!!
"Wirklich?", hakte ich nach und sah noch einmal zu Raph, der in diesem Moment dabei war, die Tusse zu küssen und eine Hand an deren Brust hatte. Mir wurde total übel als ich es sah und auch Brandon schien es nicht zu gefallen.
"So ein Idiot!", sagte er laut, aber so das die anderen es nicht hörten.
"Also Sam, ich bin voll und ganz auf deiner Seite. Du bist wirklich ein sehr nettes Girl und ich mag dich. Und was dieser Dummkopf da tut, geht echt zu weit.Auch wenn es bis jetzt nur nen bissel rummachen ist."
Am liebsten hätte ich Brandon dafür umarmt. Es war immer gut jemanden auf seiner Seite zu haben.
"Lass ihn einfach!", presste ich hervor und drehten diesem Spasten den Rücken zu. Sollte er doch mit ner anderen vögeln...
"Sam..."
"Nein, ist schon gut. ich habe mich damit abgefunden das ich das größte Arschloch auf diesem Erdball liebe." Brandon sah mich skeptisch an, seufzte und leerte sein Glas.
Lächelnd legte Brandon einen Arm um meine Schultern.
"Also falls du jemanden zum Reden brauchst oder einfach mal abschalten willst, bist du bei mir herzlich willkommen. Ich habe eine eigene Wohnung wo niemand stört. Du kannst jederzeit vorbei kommen." Sein Angebot war wirklich sehr nett und ich nickte leicht lächelnd.
"Danke, Brandon." Er nickte noch einmal und mixte dann für uns beide noch einen Drink. So einen Freund brauchte wohl auch jedes Mädchen.
Und es war wirklich wunderbar, das ich mich nicht nur auf Dale verlassen konnte. Mit Kyle gab es auch keine Probleme, was mir natürlich sehr gefiel. Auch ihn mochte ich auf irgendeine Art.
Obwohl ich das Gefühl nicht loswurde, das er ein Geheimnis hatte. Aber so gut verstanden wir uns nun auch wieder nicht, dass er es mir erzählen würde.
Dabei war ich doch auch so furchtbar neugierig! Naja, was solls.
Mein Blick glitt wieder zu Raphael und dieser Schnickse. Noch immer waren sie ziemlich heiß am rummachen und ich knirschte mit den Zähnen.
Musste der das unbedingt vor allen andren machen? Das war richtig mies...Aber ich konnte mich wohl auch nicht beschweren. Immerhin war ich ja offiziell Dales Freundin. Wäre sicherlich ziemlich merkwürdig wenn ich da jetzt ausrasten würde oder so. Und bringen würde es mir ja auch rein gar nichts.
Wenn er der Meinung war so rumhuren zu müssen, bitteschön! Sollte er doch machen! Es tat zwar weh, aber ich war doch auch selbst Schuld. Wenn ich nicht mit ihm geschlafen hätte, wären ganz sicher keine Gefühle entstanden.
Er hatte also schon Recht gehabt damit, dass Weiber sich meist dann verlieben. Für mich persönlich war es nun ziemlich klar, dass ich nicht einfach Sex ohne Gefühle haben konnte.
Vermutlich auch nicht in Zukunft... Ich sah Brandon wieder an, der bereits den nächsten Drink gemixt hatte. Er vertrug echt eine ganze Menge.
"Auch noch einen?", fragte er mich lächelnd und ich nickte automatisch. Alkohol war zwar nicht gut, half mir aber im Moment irgendwie.
Klar, es war absolut keine Lösung sich zu betrinken und normalerweise tat ich so was auch nie, nur heute hatte ich das dringende Bedürfnis danach und ich würde mich nicht so einfach davon abhalten lassen. Da konnte kommen was wollte. Er stellte mir das Glas hin und wir stießen an.
"Auf dich meine Süße", meinte Brandon und legte einen Arm um meine Schultern.
"Nein, auf dich", erwiderte ich grinsend und knuffte ihm in die Seite.
"Schön, dann halt auf uns!" Ja, so konnte man es auch einfacher sagen.
Meine Laune besserte sich mit jedem neuen Glas zusehends und schon bald warf ich keinen Blick mehr auf diesen Idioten Raphael. Nur irgendwann musste ich dann auf Klo. Ich ließ mir den Weg beschreiben, das Haus war echt riesig, und ging hin.
So voll wie ich war, verwechselte ich natürlich die Türen und fand mich in einen Schlafzimmer vor, wo eindeutig grade was abging.
Ich verkniff mir ein Kichern und wollte die Tür wieder schließen, hielt aber bei den nächsten Worten der Olle inne und verkrampfte mich leicht. Konnte es wahr sein?
"Ohhh Raphael! Jaaa..."
Mir drehte sich sofort der Magen um und ich hatte das Gefühl mich gleich übergeben zu müssen, als ich nun genauer zum Bett sah und tatsächlich Raphael und die Tusse von vorhin in einer eindeutigen Position erkannte.
Ich hielt mich am Türrahmen fest da ich zu schwanken begann. Alles drehte sich um mich und ich fing schneller an zu atmen. Das musste nur ein böser Traum sein...Es durfte nicht wahr sein.
Dabei hatte ich vorhin doch noch gedacht, dass er doch machen sollte. Natürlich hatte ich nie damit gerechnet, dass er es wirklich tun würde...So ein riesen Arsch! Und es tat so verdammt weh!
"Bitte nicht...Nein...", sagte ich und war mir nicht einmal bewusst, dass ich es laut gesagt hatte. Dabei flossen meine Tränen bereits ohne dass ich es verhindern konnte.
Ich verkrampfte mich richtig. Die Bewegungen im Bett hörten auf, es wurde still. Dafür hörte ich meinen heftigen Atem nun überdeutlich und es rauschte in meinen Ohren.
"Was hast du denn, Raph", fragte die Schnickse und sah ihn direkt an. Er war komplett erstarrt und drehte den Kopf ganz langsam zu mir.
Sein Blick wirkte...entsetzt...Und noch etwas anderes flackerte kurz auf, erlosch aber sofort wieder. Meine Augen waren nun geweitet, während es immer mehr Tränen wurden. Meine Brust hob und senkte sich immer schneller, mein Herz tat höllisch weh.
"Sam", flüsterte er und wollte aufstehen, doch das hätte ich nun wirklich nicht ertragen. "Erspar mir das bitte", presste ich vor.
Ich drehte mich um, knallte die Tür zu und lief zur Haustür. Dale hielt mich noch am Arm fest als ich mir die Stiefel und den Mantel angezogen hatte.
"Was hast du?", fragte er mich besorgt. Grade als ich antworten wollte, kam Raph in mein Blickfeld und wie er grade seine Hose schloss. Wieder wurde mir speiübel und ich riss mich von Dale los. Ohne ein Wort zu sagen, rannte ich hinaus.
"SAM!", rief Raphael mir nach, doch ich ignorierte es und verschwand in die dunkle Nacht. Noch ein weiteres Mal hörte ich ihn nach mir rufen.
Aber es war mir egal. Nein, ich wollte ihn nicht mehr sehen, wollte seine Stimme nicht mehr hören.
Es war so...schmerzhaft.
Obwohl es noch immer Winter war, schien die Temperatur es heute gut mit mir zu meinen. Vielleicht lag es auch nur an dem Rennen und dem Schock, dass mir so gar nicht kalt war.
Selbst als ich schon Seitenstiche bekam, rannte ich immer weiter, wischte mir nur ab und zu über die Augen da meine Sicht von den vielen salzigen Tränen komplett verschwommen war.
Und genau das war dann der Grund dass ich an einer Wurzel oder einen Stein hängen blieb und der Länge nach im Schell landete. Es breitete sich ein stechender Schmerz in meinen Knöchel aus als ich versuchte aufzustehen. Konnte es wirklich noch schlimmer kommen? Ich hatte keine Ahnung wo ich mich befand und mein Knöchel schien mindestens verstaucht zu sein. Doch noch immer erlosch die Tränenflut nicht. Eher im Gegenteil, sie kamen noch schneller!
"Warum? Warum nur?", schrie ich immer noch liegend und schlug in den Schnee. Mein Herz pochte zum Zerspringen wild. Es fühlte sich an als hätte jemand einen Eisenring darum gelegt und dieser Ring würde nun immer enger gezogen.
Mir blieb allmählich die so dringend benötigte Luft zum Atmen weg.
"Du Arsch! Warum hast du das getan?", flüsterte ich nun und setzte mich hin. Der Schnee hatte meine Kleidung durchnässt und ich begann nun doch zu zittern, als die Kälter auf meine Haut traf.
Wieso musste ich unbedingt in so einen Playboy verliebt sein? Warum konnte es nicht Dale oder Brandon sein? Selbst Kyle wäre noch viel besser als dieser...dieser...
Ich schluchzte noch einmal laut auf, versuchte meine Beine an den Körper zu ziehen und gab es bald auf, dass der Knöchel einfach zu sehr wehtat.
Doch dieser Schmerz war nichts im Vergleich zu dem wegen Raph. Bisher hatte ich nie daran geglaubt, dass ein Herz wirklich brechen konnte, doch nun hatte ich den Beweis.
Es wurde immer schlimmer und ich wusste, dass dieser Schmerz lange Zeit nicht vergehen würde. Wieder sah ich die beiden genau vor mir. Raphael auf ihr, das Gesicht halb zwischen ihren Brüsten vergraben und sie am stöhnen...
Seine Bewegungen, ihr Gesichtsausdruck, der meinen glich als Raph mich berührt hatte.
Nein, ich musste dieses Bild aus meinem Kopf verbannen, doch es wollte mir einfach nicht gelingen. Niemals würde ich diesen Moment vergessen können. Niemals!
Es wurde nun schon kälter. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich vollkommen durchnässt im Schnee saß.
Ich schlang meine Arme um den Körper und versuchte das Zittern ab zu stellen, was mir natürlich nicht gelang. Nicht ein wie spät es war, wusste ich im Moment, aber so wichtig war es mir auch wieder nicht.
Hier würde mich eh so schnell niemand finden.
Das hieß wohl, dass ich diese Bilder und den Schmerz doch nicht mehr so lange ertragen musste...
Wieder kamen mir die Tränen, als ich hörte, wie Raphaels Stimme meinen Namen rief. Wie zum Schluss, wo ich aus dem Haus gestürmt war. Nur irgendwie klang es besorgter...Aber sicherlich nur meine Einbildung. Ich lehnte mich an den nächsten Baum und schloss die Augen. Eine tiefe Müdigkeit überfiel mich und schon bald war ich fast eingeschlafen.
Meinen Namen aus Raphaels Mund hörte ich immer wieder und lächelte leicht. Wenigstens war das letzte, was ich von ihm hörte mein Name und nicht irgendwas anderes.
"Raphael...ich liebe dich", nuschelte ich noch, dann war alles um mich herum in tiefe Schwärze getaucht. Selbst der weiße, glitzernde Schnee verschwand vollkommen in dieser Dunkelheit.
Es tat gut. So unglaublich gut die Augen geschlossen zu halten und nichts mehr zu fühlen.
Keinen Schmerz, keine Kälte, keine Einsamkeit. Nur Frieden und Ruhe...
Raphaels Sicht!
Dass sie genau in dem Moment ins Zimmer kam, war echt ein mieses Timing gewesen, doch warum sie plötzlich so reagierte, verstand ich irgendwie gar nicht. Sie war doch ach so glücklich mit meinem besten Kumpel und spielte mit ihm heile Welt. Mittlerweile wusste ich ganz genau, warum es mir wehtat, das sie ihn liebte, das ihr Herz Dale gehörte.
Ich hatte mich in sie verliebt. Gott, das mir das nochmal passieren würde, hätte ich nie gedacht. Nachdem was Kimbra mit mir abgezogen hatte, hatte ich ehrlich gedacht, nein eher gehofft, dass ich nie wieder jemanden lieben könnte. Und doch war es nun so. Samantha ging mir bis tief unter die Haut und es gefiel mir nicht!
Warum sollte es auch, wo sie doch jemand anderes hatte?
Das würde kaum einen gefallen, nehme ich an. Die letzten Wochen waren mit die schlimmsten meines Lebens. Immer musste ich diese beiden Turteltauben sehen und wie sie sich küssten und zusammen lachten. Mit mir hatte sie nie so gelacht...
Nun ja, ich hatte ihr auch nie einen Grund dazu gegeben, aber dennoch! Jede Sekunde die ich Dale und Sam zusammen sah, war wie einen Tag lang. Es schmerzte, sehr sogar. Aber ich konnte nichts dagegen tun. Wirklich nichts. Zum einen wollte ich natürlich meinem besten Freund nicht die Freundin ausspannen und zum anderen...
Ich wollte auch nicht verletzt werden. Ganz schön armselig von mir, ich weiß.
Wenn ich wenigstens eine Chance bei ihr gehabt hätte, hätte ich sie genutzt...nein, vermutlich nicht, da ich ja einfach zu stur und dickköpfig gewesen war. Und weil ich diese Gefühle nicht hatte wahrhaben wollen. Dabei wusste ich es schon seit der Hütte, dass ich mich in sie verlieben würde.
Alleine der Sex dort, wie sie auf mich reagiert hatte und wie sich nicht hatte von mir einschüchtern lassen...
Was anderes als Liebe konnte da nicht raus kommen. Aber wie alles andere in meinem Leben, hatte ich es natürlich wieder einmal vermasselt. Ich hatte sie von mir gestoßen, weil ich einfach zu feige war. Zu unnachgiebig und blind. In ihren Augen hatte ich es doch schon gesehen gehabt, wollte es nur nicht wahr haben. Auch sie hatte sich fast in mich verliebt, ich hatte es spüren können...
Jetzt gehörte sie zu Dale, liebte ihn und nicht mich.
Ich hatte es nicht anders verdient. Es zermürbte mich innerlich so sehr, dass ich einfach nicht anders konnte, als mir die nächst beste Olle zu schnappen und mit ihr ins Bett zu gehen. Ich musste Sam einfach vergessen, einfach so weiter machen wie bisher, damit niemand sah, wie es um mich stand.
Doch dann war sie ins Zimmer geplatzt. Es war nicht mal viel gelaufen mit der Tusse.
Grade mal das wir in Unterwäsche waren... Aber Sam ihr Gesicht brannte sich genau in meinen Verstand. Ganz eindeutig war sie zutiefst entsetzt und verletzt gewesen, was ich mir auch nicht erklären konnte. Warum sollte es sie auch verletzen, mich mit einer anderen zu sehen, wo sie doch Dale hatte?
Dennoch wollte ich nicht, dass sie etwas von mir dachte, was nicht stimmte.
Leider schaffte ich es nicht mehr, sie rechtzeitig ein zu holen. Sie verschwand einfach aus dem Haus und nicht einmal ihr geliebter Freund wusste was los war, so schien es jedenfalls. "Was ist denn passiert?", fragte Dale mich und ich sah zur Seite. "Sam kam grade ins Zimmer, als ich mit Emy naja zugange halt war", erwiderte ich leise.
"Du hast mit der?" Dale sah mich angewidert an. Ich konnte ihn echt verstehen, sie war echt nicht grad die Tollste oder so.
"Ja, leider", presste ich hervor und seufzte.
"Aber ich verstehe echt nicht, was Sam hatte! Kannst du mir das mal bitte erklären? Immerhin ist sie deine Freundin und da sollte es sie nicht interessieren, was der beste Freund ihres Freundes so treibt. Oder war das vielleicht euer bevorzugtes Zimmer? War sie deswegen so komisch? Habt ihr es meistens nur dort getrieben?"
Ich sah ihn scharf an und achtete sehr genau auf seine Reaktionen.
"Kannst du dir nicht denken was mit ihr los war? Und nein, wir haben es noch gar nicht "getrieben"
"wie du es so schön erwähnst. Sam ist einfach nicht so, wie du ganz genau weißt. Fällt dir echt nicht ein, was sie haben könnte?", fragte er zurück und ich schüttelte den Kopf.
"Nein, wieso sollte ich auch?"
"Gott, Raph! Bist du wirklich so bescheuert wie du grade tust? Denk doch mal genau nach! Verdammt, so schwer ist das doch gar nicht. Du bist doch sonst nicht so schwer von Begriff."
Wow, was er nur für eine große Hilfe war, dachte ich sarkastisch und seufzte noch einmal. Irgendwie benahm er sich im Moment ebenso merkwürdig wie Sam. "Dale, ich habe echt keine Ahnung was los ist mit ihr und erst Recht nicht, was du grade meinst. Ich weiß nur, dass sie ins Zimmer kam, uns gesehen hat und dann ziemlich..." Ich hielt inne und meine Augen weiteten sich ein Stück. Nein, das konnte doch nicht sein oder?
"Na, bist du drauf gekommen?", fragte Dale und lächelte mich an.
"Sie war verletzt, geschockt, als hätte ich sie ...betrogen!"
"Richtig! Und genau das hast du getan."
"Aber sie ist DEINE Freundin, Dale", warf ich ihm vor und mein Herz schlug schneller.
"Du kennst mich, Raph. Denkst du wirklich, ich hätte nach drei Wochen keinen Sex mit meiner Freundin gehabt?" Ich schüttelte den Kopf und wurde plötzlich wütend. Schnell packte ich Dale am Kragen.
"Was soll die Scheiße, Man? Was wolltet ihr mit eurem Spiel erreichen?" Ich steigerte mich immer weiter in meine Wut herein.
"Das du endlich merkst, das du sie liebst, Idiot!", sagte er vollkommen ruhig und lächelte weiterhin. Der Kerl trieb mich noch in den Wahnsinn ey!
"Und deswegen musstet ihr mich so verarschen? Verdammt! Schert euch doch zum Teufel!" Ich ließ ihn wieder los, zog Schuhe und Jacke an und verließ das Haus. Ganz sicher war dieses dumme Weib nach Hause gerannt.
Doch als ich dort eintraf, fand ich sie nicht in ihrem Zimmer. Auch nicht im Bad, Küche oder woanders. Wieso war sie verdammt noch mal nicht hier? Und wo war sie stattdessen?
Ich holte mein Handy aus der Hosentasche und rief Kimbra an, doch dort war sie auch nicht. Verdammt! Ein paar andere nervte ich um diese Uhrzeit auch noch mit meinen Anrufen, bis ich echt nicht mehr weiter wusste und mich bei Dale meldete.
"Sie ist nirgends zu finden", informierte ich ihn aufgeregt.
"Bleib ganz ruhig, Raph. Ich helfe dir suchen!", versprach er sofort und legte ich auf. Ich wusste dass er nun alle nach Hause schicken und dann herkommen würde. Und genau so war es dann auch. Eine knappe halbe Stunde später stand er vor mir.
"Hast du hier wirklich schon überall gesucht?"
"Na sicher doch. ich habe auch schon alle Leute die sie kennt, angerufen, doch nirgends was von ihr." Meine Stimme überschlug sich regelrecht und ich musste mich selbst zur Ruhe zwingen. Was wenn ihr was passiert war?
Es wäre meine Schuld und das könnte ich mir nie verzeihen!
"Wir werden draußen suchen. Von meinem Haus angefangen. ich habe die Richtung gesehen, wo sie zuerst lang gerannt ist. Das ist das Beste im Moment." Ich nickte bei Dales Vorschlag und wir machten uns schon auf den Weg. Bei ihm angekommen, konnte ich gar nicht schnell genug aus dem Auto springen.
"Wo lang?" "Dort!" Er zeigte genau grade von der Haustür weg und ich rannte los, dicht gefolgt von Dale. Bitte lass ihr nichts passiert sein, flehte ich nach oben und konnte kaum fassen, dass ich mal betete.
"SAM!" Immer wieder rief ich so laut ich konnte ihren Namen. Nur gut das ich Sportler war und eine ausgezeichnete Kondition hatte, genau wie Dale. Wir konnten lange und ziemlich schnell rennen.
"SAM BITTE!" So langsam wurde ich jedoch schon leicht panisch. Sie antwortete einfach nicht. Selbst als Dale nach ihr rief, kam kein Ton von mir.
"Ich suche da hinten weiter!", rief Dale mir nun zu. Ich nickte nur und setzte meinen Weg unbeirrt fort. In dem hohen Schnee war es jedoch leider nicht wirklich möglich, so schnell wie ich eigentlich wollte, einen Schritt vorwärts zu machen.
Und dann sah ich plötzlich etwas einige Meter von mir entfernt. Nein, es war jemand...SAM!
"Verdammt", fluchte ich lautstark und kämpfte mich zu ihr hin.
"Warum antwortest du nicht?", herrschte ich sie sofort aufgebracht an, doch als sie nicht einmal zuckte, ließ ich mich neben sie fallen.
"Sam, was..." Ich berührte ihre Wange und erstarrte fast augenblicklich. Sie war eiskalt und atmete kaum noch. Ihr Mund leicht geöffnet und fast hätte ich gesagt, dass sie sanft lächeln würde. Mein Herz presste sich dabei zusammen. Nein, sie musste jetzt unbedingt durch halten!
"Nein, Sam, tu mir das jetzt bitte nicht an. Es tut mir doch so leid, wie alles gelaufen ist. Ich liebe dich!", flehte ich, hob sie hoch und lief wieder in die Richtung von Dales Haus.
"DALE! ICH HABE SIE!", schrie ich so gut es mir möglich war. Ihre Atmung wurde von Minute zu Minute noch ein wenig schwächer.
Ich bekam wirklich Angst.
Er kam auf mich zu und hatte schon eine Decke dabei. Wie immer dachte er sofort mit. Er musste wohl zum Haus gelaufen sein und die geholt haben... Sofort legte er sie um Sam und wir liefen weiter.
Die Haustür war offen und so brauchten wir keine Zeit damit verschwenden. "Leg sie ins Gästezimmer. Ich habe schon einen Arzt gerufen." Ich nickte nur, ging zum besagten Zimmer und legte Sam behutsam aufs Bett. Ich legte drei Decken über sie, damit ihr Körper wieder gewärmt wurde und sie es auch tatsächlich schaffte.
Wenn nicht...
Ich wollte lieber gar nicht erst daran denken. Es wäre meine Schuld und ob ich damit leben könnte, wusste ich nicht zu sagen. "Der Arzt ist gleich da!" Dale war lautlos ins Zimmer gekommen und sah besorgt auf Sams blasses Gesicht.
"Warum habt ihr das getan?", wollte ich dann wissen, auch um mich ein wenig ab zu lenken.
"Ich wusste schon lange bevor du es selbst gemerkt hast, dass du sie liebst. Aber du warst ja einfach zu blöd, oder zu feige, um es ihr zu sagen. Ich musste es einfach selbst in die Hand nehmen", meinte Dale und zuckte die Schultern.
"Sam wollte erst nicht so wirklich mitmachen, aber als du rein kamst ins Zimmer und ich sie geküsst habe, hat sie doch zugestimmt wegen deiner Reaktion. Sie wollte auch endlich wissen, was nun wirklich Sache ist Du darfst es ihr nicht böse nehmen." Ich sah wieder zu Sams Gesicht und schloss für einen Moment die Augen.
"Warum wollte sie es?", fragte ich dann noch flüsternd, bekam aber keine Antwort mehr, da nun der Notarzt eintraf und sich um sie kümmerte.
Kurze Zeit später wurde sie mitgenommen und Dale und ich fuhren hinterher. Aus dem Krankenhaus raus, rief ich meinen Vater und Susan an um ihnen alles zu erklären.
Sie brauchten nicht lange, bis sie ebenfalls hier waren.
Der Arzt sagte uns, dass Sam stark unterkühlt wäre und im Koma läge... Aber er war auch zuversichtlich, dass sie schnell darauf aufwachen würde. Ich hoffte es. Wenn es so wäre, würde ich ihr sofort sagen, was ich wirklich fühlte.
Doch auch nach drei Wochen war sie nicht wieder aufgewacht. Jeden Tag saß ich an ihrem Bett und konnte selbst kaum was essen...oder andere Sachen machen...
Ich befand mich auf einer wunderschönen grünen Wiese. Auch hier war der Friede zu erkennen und diese undurchdringliche Ruhe zu spüren.
Ich schloss meine Augen und breitete die Arme aus, um die sich nun der seichte Wind verfing. Die vielen farbenprächtigen Blumen verströmten einen angenehmen Duft, der in meiner Nase kitzelte und mir ein Niesen entlockte. Ich öffnete meine grünen Augen wieder und sah mich nun um. Die Sonne schien so hell, dass ich mir die Augen mit einem Arm abschirmen musste. Und es war so verdammt warm…
Alles in allem war es einfach nur wunderschön hier. Ich rannte durch das sattgrüne Gras und ließ mich schon bald darauf fallen. Mein Gesicht drehte ich zur Seite und schloss erneut die Augen. So sollte es immer sein, dachte ich mir lächelnd und seufzte glücklich.
Von hier wollte ich nie wieder gehen. Aber wohin auch? Ich konnte mich nicht daran erinnern, schon jemals woanders gewesen zu sein. Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein…Und wurde von einer Stimme geweckt.
„Sam, bitte...“, sagte diese und ich setzte mich stirnrunzelnd auf. Sam? Wer war das? Ich etwa? Nein, an so etwas würde ich mich wohl erinnern, oder?
Ich stand auf und sah mich suchend um. Immer wieder wurde Sam gesagt. Die Stimme klang traurig, ja sogar verzweifelt. Sie tat mir unendlich Leid. Niemand sollte sich so anhören und leiden müssen.
„Sam!“ Wieder rief diese Stimme, nun aber viel…drängender. Mein Kopf fing schmerzhaft an zu pochen und ich presste mir je einen Finger an die Schläfen.
„Hör auf damit!“, schrie ich in die Stille hinein und hockte mich auf den Boden. Bilder rauschten an mir vorbei und irgendwie hatte ich das Gefühl, fortgerissen zu werden. Das wollte ich nicht! Es war hier so paradiesisch. Doch diese Stimme, die mir nun immer vertrauter erschien, gab keinerlei Ruhe, sagte fortwährend Sam und nahm mich langsam aber sicher gefangen.
„Wenn du nur endlich aufwachen würdest…“ Schlief ich etwa? Nun das würde erklären, warum es mir so gut ging. Warum ich mich so sicher und geborgen fühlte. Aber wollte ich tatsächlich aufwachen? In eine andere Welt wieder entgleiten? Nur was für eine andere Welt? Was wartete auf mich?
„Ich muss dir so vieles sagen. Dir so vieles erklären…“ Erklären? Was denn? Dass er mich einfach nur benutzt hatte? Das ich nichts weiter als ein kleiner Zeitvertreib war? Nein, das würde ich niemals mitmachen! Wieso wusste ich plötzlich alles wieder? Wieso musste er mich zurückholen? Wieder drückte ich mir die Hände an die Ohren und kniff die Augen zusammen.
„Verschwinde endlich!“, schrie ich verzweifelt. Das Echo breitete sich in meinen Gedanken aus.
„Ich will das nicht! Ich will hier bleiben!“ Doch Stück für stück wurde ich immer weiter von diesem Paradies fortgeführt…
Mein Körper begann zu schmerzen, mein Herz verkrampfe sich und meine Glieder waren so schwer, als wäre Blei und nicht Blut in ihnen. Hinter den Schläfen spürte ich ein stechendes Pochen, was sich immer weiter durch meinen Körper bewegte. Es war grauenvoll. Ich versuchte die Augen zu öffnen, doch es war so grell und es tat weh, also schloss ich sie sofort wieder, kniff sie sogar zusammen. Der Schmerz wurde nun noch heftiger und ich glaubte echt, dass das Leben es nicht wert war.
„Sie wacht auf!“, hörte ich plötzlich Dale sagen und spürte wie jemand meine linke Hand nahm. Leider konnte ich mich kaum bewegen. Es war so, als wäre mein ganzer Körper eingeschlafen, nicht nur mal ein Fuß oder so. Ein ziemlich merkwürdiges Gefühl…
„Hol einen Arzt!“, meinte Raphael hastig. Er hielt wohl meine Hand, aber genau konnte ich es nicht sagen. Wieder versuchte ich meine Augen zu öffnen, zwang mich regelrecht dazu auch gegen das grelle Licht an zu kämpfen. Mit mäßigen bis keinen Erfolg. Ich war einfach zu schwach dafür. Oder wollte ich sogar zu schwach sein? Ich wollte doch gar nicht in die Wirklichkeit zurück, wollte dort auf der Wiese bleiben.
„Sam…“ Meine Mutter! Sie flüsterte meinen Namen nur und ihre Stimme klang zittrig…als würde sie weinen…Aber wieso sollte sie das? Ich war ihr doch scheiß egal, nur mein Bruder hatte sie immer interessiert! So war es immer gewesen in meiner Kindheit. Auch jetzt würde sich nichts daran ändern. Meine zweite Hand wurde auch noch genommen und ein paar Küsse drauf gehaucht.
Wieso machten alle so ein Theater? Es war doch um einiges besser, wenn ich nicht mehr sein würde. So vieles wäre um eine Fülle leichter.
Ich würde ganz einfach nicht mehr stören. Mom könnte ihr neues Leben ganz normal weiter leben, Dad wäre nicht mehr so eingeengt, Raphael hatte keinen zum Streiten und der ihn ständig auf die Palme brachte und ich…
Ja, ich wäre auch glücklicher.
„Komm schon, Sam. Ich weiß das du es schaffst“, flüsterte Raph nun wieder und ich hörte wie die Tür hastig geöffnet wurde. Meine Hände wurden los gelassen und dafür ein Augenlid von mir hochgezogen. Wieder kam dieses grelle Licht und ich versuchte dagegen an zu kämpfen indem ich meinen Arm heben wollte um mein Auge ab zu schirmen. Natürlich schaffte ich es nicht.
„Das ist sehr gut. Sie kommt wirklich zu sich“, meinte eine mir vollkommen fremde Stimme. Vielleicht ein Arzt oder so. Ich wusste ja nicht mal, wo ich hier überhaupt war.
„Dr. Foley…“ Meine Mom wieder. Es war also wirklich ein Arzt. War ich Zuhause oder im Krankenhaus?
„Machen sie sich keine Sorgen. Nach und nach wird sie richtig wach werden. Lassen sie ihrer Tochter Zeit. Sechs Wochen im Koma verkraftet der Körper nicht so einfach. Ich bitte sie einen Moment mal mit raus zu kommen.“
Meine Mutter schluchzte und ich fragte mich unwillkürlich, ob es stimmte was der Arzt gesagt hatte. Ich hatte im Koma gelegen? Sechs volle Wochen lang? Das konnte doch gar nicht sein. Warum sagte der so was?
„Natürlich.“ Wieder hörte ich wie die Tür geöffnet und geschlossen wurde.
Einen Moment war es vollkommen still, ehe wieder meine Hand genommen wurde und nun Dale etwas zu mir sagte.
„Samantha, ich weiß das du mich hören kannst. Also bitte! Du musst unbedingt richtig wach werden. Wir brauchen dich doch! Und wir vermissen dich so schrecklich. Alle.“ Fast konnte ich sein Lächeln spüren. Ihm glaubte ich. Also das er mich vermisst hatte. Bei allen anderen glaubte ich es kein Stück.
„Ich muss hier raus“, sagte Raphael plötzlich und erneut war die Tür zu hören. Angestrengt versucht ich wieder die Augen zu öffnen, bei meinen Lippen gelang es mir, doch mehr als ein schauerndes Krächzen bekam ich nicht raus.
„Streng dich nicht zu sehr an, meine Süße. Lass dir genügend Zeit.“ Ja, Dale war wirklich ein Freund auf den man sich verlassen konnte. Ganz leicht lächelte ich.
„So ist gut. Du musst dich ganz langsam wieder an alles gewöhnen.“ Nun schaffte ich es tatschlich wieder die Augen zu öffnen, nur einen kleinen Spalt, aber immerhin besser als nichts. Das Licht blendete nicht mehr so sehr, jemand musste es gedämmt haben.
„Ähh“, versuchte ich es wieder, doch noch immer wollte es mir nicht gelingen etwas zu sagen. Schwach konnte ich erkennen wie Dale zum Tisch griff und ein Glas mit Wasser in der Hand hielt.
Zumindest hoffte ich, dass es Wasser wäre. Ganz sicher war ich mir dann jedoch auch nicht. Er stützte mich im Rücken und half mir, mich etwas weiter auf zu setzen. Dann führte er das Glas an meine Lippen und begierig verschlang ich das kühle Nass. Meine Kehle war total ausgetrocknet und tat höllisch weh.
„Langsam“, bremste er mich aus, was mir ein weiteres schwaches Lächeln entlockte. Meine Augen hatten sich nun fast vollständig wieder an alles gewöhnt und ich sah mich vorsichtig um. Mein Kopf tat auch noch ziemlich weh, doch das war mir im Moment egal. Fragend sah ich zu Dale.
„Du bist im Krankenhaus. Kannst du dich noch an die Party bei mir erinnern?“ Ich nickte.
„Gut. Auch das du einfach in den Wald gerannt bist?“ Wieder nickte ich.
„Wir haben dich im Wald gefunden. Bewusstlos und mit verstauchten Knöchel. Gott, Sam, wir hatten schreckliche Angst um dich!“ Hatten sie das wirklich? Hm, vielleicht. Die Tür ging auf und meine Mom kam rein, gefolgt von Adam und Kyle.
Letzterer setzte sich zu mir und grinste.
„Man, da bist du ja wieder. Wurde auch mal langsam Zeit. Raphael war einfach nicht mehr zum Aushalten!“, meinte er gut gelaunt und tätschelte meinen Kopf. Was war denn mit dem los? Und was meinte er auf Raphael bezogen? Alles verwirrte mich noch. Meine Mutter erzählte mir auch, dass sie sich große Sorgen gemacht hatte und das sogar mein Dad ein paar Tage lang hier, allerdings wieder nach Hause geflogen ist und nun auf einen Anruf von ihr wartete, dass sie ihm Bescheid sagte, was mit mir war.
Ich fand es wirklich toll, dass er hier war. Und ich hatte vollstes Verständnis, das er zurück musste. Immerhin hatte er ein Geschäft zu führen. Noch freute ich mich natürlich, dass er wieder kommen würde. Schon morgen wäre er da, hatte Mom mir verraten.
Die vier blieben bis zum Abend. Nachdem sie verschwunden waren, schloss ich die Augen wieder und versuchte mich tatsächlich an alles zu erinnern.
Ein paar Stücken fehlten allerdings dabei, was ich ganz und gar nicht gut fand. Es setzte mir arg zu, solche Lücken in meinem Gedächtnis zu haben. Vor allem auch, warum Raphael so plötzlich verschwunden war und nicht wieder gekommen ist. Aber auch dafür musste es eine ganz einfache Erklärung geben.
Die wahrscheinlichste war, dass er sich einfach nicht für mich interessierte und nur wegen Mom und Adam hier war. Dazu kam, dass er sicherlich so schnell weg musste, weil irgendeine Schlampe auf ihn wartete. Wieder kehrte dieser stumpfe Schmerz in meinen Herzen zurück, als ich an die Szene auf der Party dachte. Ich öffnete die Augen wieder und sah plötzlich Raphael an der Tür stehen. Sein Blick ruhte auf mir, leer und ausdruckslos. Langsam kam er auf mich zu und blieb direkt m Bett stehen.
Ich erwiderte seinen Blick ruhig.
„Ich bin froh, dass du wieder wach bist, Samantha.“ Warum war er denn plötzlich so förmlich und nannte mich beim vollen Namen? Ich nickte nur und deutete zu einem Stuhl.
Meinem Hals ging es zwar schon wieder besser, doch ich wollte mich auch noch nicht zu sehr und lange anstrengen. Er setzte sich tatsächlich und schloss für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, hätte ich schwören können, so etwas wie Schmerz darin zu sehen. Innerlich schüttelte ich über mich selbst den Kopf und seufzte.
„Danke, das du mich so schnell gefunden hast“, flüsterte ich langsam und noch etwas undeutlich.
„Aber nicht schnell genug“, meinte er gepresst und sah nun an mir vorbei zur Wand.
„Ich hätte dich früher finden müssen. Bevor du das Bewusstsein verloren hast. Dann hättest du nicht im Koma gelegen. Susan und Adam wären, genau wie Dale und ich, nicht halb verrückt vor Sorge gewesen und…“ Er brach ab und schüttelte den Kopf heftig. Dann sah er mir wieder direkt in die Augen.
„Verdammt, Sam! Ich habe mir die schlimmsten Gedanken gemacht und als ich dich dort im Schnee gefunden hatte, dachte ich wirklich du würdest sterben. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was in diesem Moment mit mir passiert war.Mein Herz ist einfach stehen geblieben und ich hatte mich gefühlt, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen weg reißen! Ich…“
„Warum?“, unterbrach ich leise seinen Redeschwall. Dabei wusste ich nicht einmal, ob er mich überhaupt gehört, geschweige denn, verstanden hatte. Aber ich musste es einfach wissen. Seine Worte hatten mein Herz zum rasen gebracht.
Ich erkannte an seinem Blick, dass es die Wahrheit war. Mein Verstand setzte einen Moment aus und ganz seicht schlich sich Hoffnung in mein Herz. Er sah mich perplex an.
„Was warum?“, hakte er nach und wenn es nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich wirklich laut gelacht.
„Warum du das gefühlt hast.“ Raphael sah mich einen Moment nur schweigend an. Nach ein paar endlosen Minuten seufzte er schwer.
„Warum mein Herz stehen geblieben ist? Warum ich dachte, dass ich sterben müsste?“
Ich nickte langsam. Das Zweite hatte er noch nicht erwähnt gehabt…
„Ganz sicher mache ich mich nun völlig zum Deppen. Und noch wahrscheinlicher wirst du mich nun wirklich auslachen. Oder aber mich zum Teufel wünschen…Aber das ist mir egal. Ich muss es dir sagen.“
Nun sah ich ihn perplex an.
„Was denn sagen?“, flüsterte ich. Er nahm meine Hände, beugte sich zu mir und küsste mich sachte. Erschrocken wollte ich ihn wegschieben. Das Bild vom Bett wollte sich wieder in den Vordergrund drängen, doch ich wehrte es entschieden ab und erwiderte seinen Kuss. Aber nur ganz leicht. Als seine Lippen sich wieder von meinen lösten, lächelte er traurig.
„Ich muss es dir wirklich sagen…“
„Was denn? Sag es endlich!“, bat ich leise.
„Ich liebe dich, Sam!“
Er…liebte mich…? Meine Augen weiteten sich schockiert. Nein, eigentlich eher ungläubig. Das war ganz einfach vollkommen unmöglich. Ich schüttelte den Kopf und entriss ihm meine Hände.
„Nein, ich glaube dir nicht! Hör auf mit der Scheiße!“, sagte ich barsch und starrte ihn an als sei er ein sehr seltenes Insekt. Er sah mich resigniert an und versuchte wieder meine Hände zu nehmen, was ich ihn energisch verwehrte.
„Es stimmt aber, Sam. Ich liebe dich!“
„Nein, tust du nicht. Du liebst nur dich selbst und versuchst mich wieder mal zu verarschen!“ Meine Stimme wurde lauter und kräftiger. Wenigstens war er dafür nützlich, dachte ich bitter und presste die Lippen fest zusammen.
„Warum willst du mir das nicht glauben? Als ob ich darüber Scherze machen würde. Es ist mir sehr ernst. Auch wenn ich weiß, dass ich gegen Dale keine Chance habe.“ Dale hatte ihn noch nicht aufgeklärt, fragte ich mich selbst und war nun ziemlich verwirrt.
Eigentlich hatte ich ganz fest damit gerechnet, dass er es Raphael ganz sicher erzählt hatte. Aber okay…War eigentlich ganz gut so. Aber noch verwirrter war ich, da Raph dieser Gedanke nicht sehr zu beunruhigen schien.
„Richtig! Du wirst niemals gegen ihn eine Chance haben. Er ist einfach perfekt!“
„Und du liebst ihn wirklich? Ich meine…ohne…“
„Ohne was?“, unterbrach ich ihn gereizt.
„Ohne eure kleine Schmierenkomödie!“ Oh Man, Dale hatte es ihm also doch gesagt. Das zeigte doch nur zu deutlich, dass Raph mich immer wieder verarschen musste. Ich war nicht nur verletzt, sondern auch unheimlich wütend.
„Verschwinde, Raphael! Sonst sorge ich eigenhändig dafür!“ Meine Stimme zitterte vor Wut und…Enttäuschung. Das musste mir ja passieren…
„Nein!“, sagte er einfach nur und lächelte mich an. Zärtlich?
So schien es mir.
„Ich bleibe bei dir, auch wenn du mich nicht sehen willst. Ich war schon zu lange stur.“ Obwohl ich zu gerne wissen wollte, was er meinte, wollte ich lieber, dass er endlich ging und mich alleine ließ. Irgendwie konnte ich seinen Anblick im Moment einfach nicht ertragen. Es tat eben zu sehr weh.
„Ich sagte, du sollst verschwinden!“, sagte ich daher etwas lauter und zeigte auch zur Tür.
„Raus hier bevor ich mich ganz vergesse und dich wieder mal schlage!“
„Nur zu! Ich halte auch still. Immerhin habe ich es verdient.“ Perplex starrte ich ihn an.
„Was…?“ Doch er hinderte mich an mehr, indem er mich wieder küsste. Zuerst wehrte ich mich dagegen, doch schon bald konnte ich nicht mehr anders und erwiderte seinen liebevollen Kuss. Er war wie der davor und doch so grundverschieden.
Konnte es doch stimmen? Liebte er mich vielleicht wirklich? Ich wagte kaum zu hoffen, beendete den Kuss und sah ihn zweifelnd an. In seinem Blick erkannte ich tatsächlich keinen Spot.
„Meinst du das wirklich ernst? Ohne mich zu verarschen?“, fragte ich flüsternd und sah auf die Bettdecke. Er hob meinen Kopf an, sah mir aufrichtig in die Augen und nickte lächelnd.
„Ja, ich meine es ernst. Ich liebe dich, Sam. Deine sture Art. Wie du mich immer wieder auf die Palme bringst. Wie du dir nie etwas sagen lässt. Deine Leidenschaft. Aber auch deine sanfte Seite, die du immer versuchst zu verbergen.“ Mir wurde sofort ganz anders.
Mein Herz schlug so wild gegen meinen Brustkorb, dass ich Angst hatte, es würde einfach hinaus hüpfen. Ein merkwürdiges Gefühl. Auch wurde mir ganz flau im Magen.
„Ich liebe es wie du lachst, manchmal zu laut oder nur gespielt, aber es ist dein Lachen. Und ich liebe deinen Körper. Du bist einfach so wahnsinnig heiß und verführerisch, egal was du grade tust. Am liebsten würde ich deine sanfte Haut die ganze Zeit liebkosen und den Tag nur mit dir im Bett verbringen…“
Ich stoppte ihn, indem ich ihn einen Finger auf die Lippen legte. Gespielt traurig schüttelte ich den Kopf. Eigentlich konnte das grade nur ein schöner Traum sein. Ich konnte es noch immer nicht wirklich glauben.
„Sag bitte nichts weiter“, bat ich leise und sah weg. Mal sehen wie er nun reagieren würde…
„Es bringt nichts, Raphael. An das was ich für Dale empfinde, kommst du niemals ran.“
„Ich verstehe.“ Er klang plötzlich richtig verletzt. Aber ich musste einfach wissen, wie ernst er es meinte. Wenn ich ihn jetzt sagen würde, dass ich ihn auch liebte, konnte ich mich wirklich lächerlich machen, wenn es nur ein Spiel von ihm wäre
. Das wollte ich einfach vermeiden.
„Dann lasse ich dich wohl besser alleine. Tut mir leid, dass ich dich damit belästigt habe. Vergiss es einfach. Kommt nie wieder vor.“
Nun klangen seine Worte hart und unerbittlich. Das war doch der beweis, dass er nicht spielte. Oder? Ja, nun war ich mir sicher. Raphael konnte nicht so gut schauspielern, dass er seine Stimme hätte so verstellen können. Er stand auf und drehte sich zum Gehen um, doch ich hielt seine Hand fest und zog ihn zu mir aufs Bett. Überrascht lag er neben mir und sah mich mit großen Augen an.
„Wenn du mich liebst, solltest du mich in Zukunft auch mal ausreden lassen“, sagte ich lächelnd und küsste ihn einfach. Es wurde ein langer, atemloser Kuss, der ihm zeigen sollte, was ich noch nicht gesagt hatte. Ich spürte sein wild schlagendes Herz an meiner eigenen Brust und fühlte mich wunderbar. Dieses Gefühl, von ihm geliebt zu werden, war geradezu berauschend.
Als es klopfte und eine Schwester rein kam, lösten wir uns lächelnd voneinander.
„Oh, tut mir leid ihr Zwei“, meinte sie sanft und sah uns wissend an.
Ich wartete bis sie wieder draußen war und sah Raphael dann wieder an. „Du wirst niemals an das Gefühl von mir für Dale herankommen, weil ich keine Freundschaft mit dir will. Ich liebe dich auch, Raphael!“, sagte ich dann endlich.
Erst sah er mich verwirrt an, dann hellte sich seine Miene deutlich auf.
„Gott, Sam! Du hast mir einen riesen Schrecken eingejagt“, lachte er rau und küsste mich erneut. Ich fühlte mich unendlich erleichtert und befreit…Aber noch nicht ganz. Ich musste einfach wissen, was das mit der Ollen sollte.
„Raphael“, stoppte ich ihn, als er mich erneut leidenschaftlich küssen wollte.
„Wieso hast du das auf der Party gemacht?“, wollte ich wissen und sah ihn ernst und fragend an. Er schuldete mir einfach eine Erklärung. Naja eigentlich auch wieder nicht. Immerhin hatte ich so getan, als wäre ich mit Dale zusammen… Er seufze und fuhr sich durch seine Haare.
„Ich habe versucht dich zu vergessen“, gestand er kleinlaut.
„Zu vergessen? Indem du eine andere vögelst?“, fragte ich verwirrt. Er nickte
„Auch wenn es sich komisch anhört. Ich dachte, wenn ich mit anderen schlafen würd, das du irgendwann aus meinem Kopf und meinem Herzen verschwinden würdest.“
Okay, dem konnte ich soweit folgen. Und auch den Grund nach voll ziehen. Wenn er mich da schon geliebt hatte, war es sicher sehr schmerzhaft mich und Dale zusammen zu sehen. Nun tat es mir leid. Aber vielleicht hatte ihm auch das erst die Augen geöffnet. Also war es doch gar nicht so schlecht, oder?
Nein! Kein Stück!
"Aber es hat nicht geklappt“, murmelte ich glücklich und sah wie Raphael erneut nickte.
„Kein Stückchen. Im Gegenteil. Es wurde nur jedes Mal schlimmer…“
Jedes Mal?? Wie viele hatte er denn inzwischen…?
"Wie oft?“, fragte ich nun tonlos. Erneut wollte dieser Schmerz zurückkehren.
„Drei!“, sagte er ehrlich und drückte mich an sich. Ich schmiegte mich mit geschlossenen Augen an ihn und atmete tief seinen wunderbaren Geruch ein.
„Aber jedes Mal, wurde das Gefühl für dich nur noch intensiver. Es fühlte sich sogar so an, als würde ich dich betrügen. Als würde ich mich selbst betrügen. Ich habe immer nur dich gesehen dabei, was echt belastend war, muss ich wohl gestehen.“
Ich lächelte leicht und strich mit meiner Hand über seine Brust. Es war zwar nicht schön, dass er andere hatte in der Zeit, aber ich konnte es ihm einfach nicht übel nehmen. Vermutlich hätte ich es anders herum genauso getan. Nein, nicht nur vermutlich, ganz sicher sogar!
„Und ich habe mich nach dir gesehnt, Raphael. Es war so schwer, in deiner Nähe zu sein, dich aber nicht berühren oder küssen zu können“, gestand nun auch ich und sah zu ihm hoch.
Er beugte sich zu mir runter und küsste mich liebevoll. Verdammt, wie ich das doch jedes Mal genoss und mir noch mehr wünschte…
Auch ohne weitere Worte, verstanden wir uns. Leider war mehr als kuscheln und ein paar Küsse nicht drin, aber das würden wir sicherlich bald schon nachholen.
Und ich freute mich sehr darauf. Er vermutlich genauso. Ich konnte und wollte mir gar nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn er im Koma gelegen hätte. Diese Vorstellung war auch nur Ansatzweise vorgestellt, wirklich krass.
Aber Gott sei Dank war ja alles gut ausgegangen. Wenn er mich nicht gefunden hätte, wäre ich sicherlich erfroren. Er hatte mir also das Leben gerettet. Und dazu hatte ich nun auch noch ihn bekommen…Oder?
War das jetzt was Festes zwischen uns? Oder eher was lockeres? Das hatten wir nicht weiter besprochen. Irgendwann musste er leider auch gehen und ich bekam keine Gelegenheit es heute noch an zu sprechen. Aber Morgen ganz sicher.
„Schlaf gut, meine Süße. Und ruh dich ordentlich aus. Ich komme morgen wieder her.“ Ich nickte lächelnd und erwiderte seinen sanften Kuss.
„Ich warte auf dich“, sagte ich einfach nur und sah auch dann noch zur Tür, als er schon eine kleine Ewigkeit weg war. So mega viele Gedanken schwirrten durch meinen Kopf und ließen mich erst recht spät einschlafen.
Der nächste Vormittag verlief wirklich wahnsinnig anstrengend. Ich musste von einer Untersuchung zur nächsten. Immer wieder wurden Tests gemacht.
Das hatte natürlich auch zur Folge, dass ich absolut keine Zeit hatte. Besuchen kam mich ja jetzt eh keiner im Moment. Es war einfach nur Routine bei Patienten die im Koma gelegen hatten und ich wusste, es war wirklich wichtig. Ich wollte ja auch schnell wieder hier raus. Krankenhäuser waren mir ein Gräuel.
Mein Bruder hatte seine letzten Atemzüge in einem getan und das konnte ich auch heute noch nicht vergessen. Viel mehr kamen die ganzen Erinnerungen hier wieder hoch und ich schluchzte leise, als ich endlich wieder in meinem Zimmer war. Hoffentlich würden die anderen bald kommen.
Dale, Kyle und Raphael waren in der Schule. Adam und Mom auf Arbeit. Es passte also ganz wunderbar. Nur hoffentlich würde ich dann am Nachmittag zeit haben, wenn mich jemand besuchen kam und das zumindest Raph kam, wusste ich genau.
Dale würde es sicherlich auch nicht nehmen lassen. Genau wie Mom. Und ich freute mich auch, sie wieder zu sehen. Irgendwie wollte ich nun auch endlich wissen was damals wirklich geschah. Sie hatte so geheimnisvoll das eine mal getan und Dad sagte mir ja auch nichts weiter darüber.
Schon merkwürdig. Aber vielleicht hatte sie auch ihre Gründe dafür, die ich einfach nicht verstehen konnte, da ich ja nicht alle Fakten kannte. Aber das würde ich schon noch alles herausfinden. Nun wartete ich einfach nur, dass die Zeit mal endlich verging.
Natürlich ließen alle sich massig Zeit damit, mich besuchen zu kommen. Jetzt wo ich wieder wach war, war es wohl nicht mehr so wichtig, ständig bei mir zu sein.
Aber dass ich mich vielleicht einsam fühlen könnte, daran dachte natürlich keiner. Wozu denn auch, dachte ich sarkastisch und seufzte schwer. So ein Krankenhaus war wirklich verdammt langweilig und im Fernsehen lief ja auch nichts Gescheites! Wo zum Teufel blieben die denn nur?
Mittlerweile war es schon 17 Uhr durch. Mom und Adam waren auf jeden Fall schon Zuhause angelangt und die anderen hatten gaaanz sicher schon Schulschluss.
Naja, vielleicht wollten sie mich ja ein wenig ärgern… Oder aber ich schlief eigentlich noch und das alles war nur ein wunderschöner Traum gewesen. Das kann es auch eigentlich nur gewesen sein.
Immerhin hatte mir Raphael seine Liebe gestanden und ich ihm meine. Mehr als der schönste Traum meines bisherigen Lebens, konnte es nicht sein…
Doch da ging die Tür endlich mal wieder auf und er kam herein. Sein Blick ruhte liebevoll auf mir und mein Herz schlug wieder so wild, als wolle es direkt in seine Arme hüpfen.
„Hallo, Süße. Wie geht’s dir?“, fragte er mich lächelnd, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich zu mir.
Süße? Wirklich toll klang das nicht besonders. Aber immerhin besser als Rambo oder dergleichen!
„Naja, mir ist furchtbar langweilig und du hast dir ja auch ganz schön Zeit gelassen“, meinte ich nur beleidigt und machte einen Schmollmund. Raphael lachte leise und strich mir über die Wange, ehe er sich zu mir beugte und mich kurz küsste.
„Ich hatte noch was zu erledigen. Tut mir leid.“
„Schon gut“, winkte ich dann ab und seufzte wieder. Im Bett zu liegen war echt Mist. Wie sollte man denn überhaupt auch gesund werden, wenn man nur ruhen musste?
Der Körper brauchte Bewegung. Und dazu zählte eindeutig nicht das Programm vom Vormittag, da ich da nur mit Rollstuhl überall hingeschoben wurde. Auch nicht besonders angenehm… Meine Neugier war nun allerdings geweckt.
„Was war denn so dringend, dass du mich hast warten lassen?“, hackte ich nach und setzte mich etwas gerader hin. Ich sah ihm direkt in die Augen.
Er wirkte plötzlich etwas nervös, was nun nicht nur meine Neugier, sondern auch mein Misstrauen weckte. Verheimlichte er mir etwas? Und wenn ja, was?
„Nun ja…ich…“, druckste er herum und ich wurde wieder wütend. Das fing ja schon mal gut an…
„Ok, hab verstanden. Es geht mich nichts an!“
Demonstrativ drehte ich ihm den Rücken zu und sah aus dem Fenster. Graue Wolken zogen am Himmel entlang und verdunkelten den klaren blauen Himmel.
Die Sonne hatte nun ihre große Müh ihre wundervollen Strahlen zur Erde zu schicken. Raphael nahm eine Hand von mir und hauchte einen Kuss drauf.
„Es ist nichts Schlimmes. Nur eine kleine Überraschung und die kann ich dir einfach nicht erzählen.“ Ich drehte mein Gesicht wieder zu ihm. „Ich hasse Überraschungen, weil man nie weiß, was es ist!“ Er lachte rau.
„Das ist ja auch Sinn einer Überraschung!“ Als ob ich das nicht selbst wüsste! Ich entzog ihm meine Hand und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ganz blöd bin ich auch nicht. Auch wenn du das anscheinend anders siehst“, erwiderte ich bissig. Raph seufzte und fuhr sich durch die Haare.
„Sam, reg dich bitte nicht auf. Willst du das wir sofort wieder streiten, kaum dass wir zusammen sind?“
Meine Augen wurden größer. Für ihn war es also was festes? Damit hatte sich meine Frage von gestern wohl erledigt. Ein lächeln glitt über mein Gesicht.
„Es ist dir also wirklich ernst? Nicht nur was vorübergehendes?“ Es war mir egal, wie unsicher ich grade klang, oder auch verzweifelt. Er nickte lächelnd.
„Ja, es ist mir ernst, Sam. Ich habe dir doch gestern schon gesagt, was ich alles gefühlt habe. Ich bin nicht wirklich gut in so was. Und ehrlich gesagt, liegt es mir auch überhaupt nicht, über Gefühle zu sprechen. Erwarte also bitte nicht, das ich es dir ständig sage.“
Ich schüttele sofort den Kopf und nahm seine Hand wieder. Er musste es nicht ständig sagen, es reichte mir auch so vollkommen. Ich wusste was er fühlte und das war ja wohl das wichtigste.
„Ist okay. Eigentlich ist es mir so auch viel lieber. Sonst müsste ich dich noch für ein Weichei halten“, scherzte ich und lachte leise.
Er fiel in mein Lachen mit ein. Von den anderen ließ sich keiner weiter blicken. So hatte ich Raph wenigstens für mich ganz alleine…
Er hatte sich wieder zu mir gelegt und ich genoss einfach nur seine Nähe. Noch immer konnte ich es gar nicht so richtig glauben, dass dies wirklich so geschah.
Aber natürlich würde ich keine Einwände dagegen erheben und mich einfach an seiner Nähe erfreuen…
Eine Woche später konnte ich bereits wieder gehen. Der Arzt war schon ziemlich erstaunt, wie schnell ich mich von dem Koma erholt hatte. In den Tagen hatten mich dann wirklich alle besucht.
Selbst Dad war wieder gekommen. Natürlich hatte ich von ihm erst einmal eine Standpauke bekommen, wie unvernünftig ich gewesen war, einfach alleine in die Nacht hinein zu rennen.
Und das auch noch im Winter, wie er betonte. Ich lächelte ihn einfach nur an und meinte, dass ich eben so bin. Daraufhin hatte er gelacht und mich fest an sich gedrückt. Ich hatte seine Umarmung sofort erwidert und wir redeten eine ganze Weile.
Raphael brachte mich natürlich heim und trug sogar meine Tasche. Irgendwie war das ja schon ganz witzig. In meinem Zimmer angekommen, ließ ich mich aufs Bett fallen und schloss die Augen.
Endlich wieder zu Hause, dachte ich nur zufrieden und wunderte mich selbst.
Seit wann betrachtete ich das hier als Zuhause? Wann hatte ich angefangen, mich hier so richtig wohl zu fühlen? Ganz einfach! Als ich mich in Raphael verliebt hatte. Das hatte auf einen Schlag einfach alles verändert.
Die Matratze gab unter dem Gewicht meines Freunds nach.
Mein Freund.
Wie ungewöhnlich sich das anhörte, aber auch sehr gut. Ich sah ihn lächelnd an.
„Und was machen wir zwei hübschen jetzt?“, fragte er grinsend und strich über meinen Bauch. Ich wusste ganz genau, was ihm so vorschwebte und auch ich spürte selbst wieder das Verlangen nach ihm aufsteigen. Dabei war Sex doch noch immer was Neues für mich.
Doch sobald er bei mir war, verspürte ich immer wieder diese Sehnsucht.
„Was schwebt dir denn so vor?“, fragte ich zurück und kicherte, als seine Finger an meiner Seite entlang strichen. Sein Blick war verschleiert.
„Ich will dich, Sam!“, sagte er sofort ehrlich und ich musste lachen Dann zog ich ihn zu mir runter und küsste seine wunderbaren Lippen
Wir waren grade dabei unsere Körper erneut zu erkunden.
Meine Lippen glitten über seinen kraftvollen Oberkörper und seine Hände streichelten meine Brüste, da klingelte mein Handy. Ich sah auf das Display und lächele: Dale. Sofort ging ich rann, ohne dabei Raphaels entgeisterten Blick zu bemerken. „Was gibs?“, fragte ich fröhlich.
„Ich wollte nur wissen, ob du gut zuhause angekommen bist. Und ob ich dich nachher sehen kann.“ Ich kicherte leise und schubste Raph etwas weg, da er meinen Nacken küsste. Das lenkte einfach zu sehr ab.
„Klar doch, gerne. Wann und wo?“, fragte ich zurück und bemerkte, das Raphael aufstand und sich wieder anzog. Was hatte er denn nun wieder?
„Wie wäre es in einer Stunde? Ich hole dich ab.“
„Geht klar. Bis nachher dann.“ Ich legte auf und sah zu meinem Freund.
„Was hast du denn?“, fragte ich ihn leicht verwirrt. Hatte ich was falsch gemacht? Sein Blick war verschlossen, worauf ich mir natürlich keinen Reim machen konnte.
„Nichts“, erwiderte er nur barsch nachdem er fertig war.
„Muss noch mal los. Bis später.“
Und schwuppsssss, war er weg!
Was sollte die Aktion schon wieder? Versteh einer die Kerle ey! Ich jedenfalls tat es nach wie vor nicht und würde es auch gaaanz sicher niemals tun! Aber es war wirklich schon sehr merkwürdig und ich seufzte nur schwer, während auch ich mich wieder anzog.
Vielleicht wusste Dale ja, was mit Raph los war. Immerhin waren sie ja beste Freunde. Ich müsste ihn ja nur nachher mal schnell fragen. Eine kleine Sache von maximal fünf Minuten.
Kurz darauf hörte ich Raphs Wagen, ging zum Fenster und sah ihn schnell weg fahren. Komischer Typ, dachte ich nur kopfschüttelnd und checkte nun mein Handy wegen Nachrichten und so.
Eine knappe Stunde später war Dale dann auch schon da. Liebevoll begrüßte ich ihn wie immer mit einem Kuss auf die Wange. „Schön dich zu sehe. Ich hoffe Raphael hat sich anständig benommen.“ Er grinste mich an und runzelte die Stirn.
„Nun ja, bis zu deinem Anruf schon. Aber seitdem war er komisch und ist auch plötzlich abgehauen.“ Nun sah ich fragend an, so nach dem Motto: Was weißt du darüber? Dale hingegen sah mich ratlos an.
„Ehrlich kein Plan. Aber vermuten würde ich, dass er noch immer eifersüchtig ist, da er mir die Sache noch immer ziemlich übel nimmt."
„Die Sache?“
„Na unsre Maskerade. Er hat kein Wort mehr mit mir gewechselt, seitdem du im Koma gelegen hast. Naja, außer ab und zu nen Hallo wenn ich dich besuchen kam.“
Also vertraute Raphael mir nicht. Naja, ich konnte es ihm nicht verübeln, da ich ihn ziemlich gut verstehen konnte. Wäre ich in so einer Lage gewesen, würde ich nun auch kein Wort mit meiner besten Freundin wechseln. Geschweige denn meinem Freund vertrauen, dass da wirklich nicht mehr wäre.
Das erklärte aber nicht, warum er abgehauen war! Ganz und gar nicht. Er hatte doch auch mit mir darüber reden können. Oder aber zumindest hier bleiben sollen!
So löste man doch keine Probleme. Seufzend zog ich mir Stiefel und Jacke an und ging hinaus. Die kühle Luft schlug mir gleich entgegen und die anfängliche Müdigkeit war wie weg gewischt. Wir fuhren in die Stadt, da ich ein wenig einkaufen wollte
Irgendwie hatte ich große Lust, mich mal wieder richtig zu verändern.
Als erstes suchte ich also den Friseur auf und ließ mir meine eigentliche Haarfarbe, Blond, wieder machen.
Auch nahm ich die Kontaktlinsen raus und hatte nun wieder meine strahlend blauen Augen!
Klar, jetzt sah ich wieder wie son Dummchen aus, aber ich wollte mich nicht mehr hinter einer Maske verstecken. Dieses Aussehen gehörte nun einmal einfach zu mir. Und so unwohl fühlte ich mich auch nicht damit.
„Sieht echt gut aus“; lobte auch Dale. Ich bedankte mich herzlichst und wir gingen die paar Meter zum Einkaufszentrum.
Ob Raphael vielleicht auch mal auf sündige Unterwäsche stand? Ich würde es auf einen Versuch ankommen lassen und kaufte mir tatsächlich ziemlich heiße Teile.
Natürlich beriet Dale mich dabei. Es war recht praktisch, ihn dabei zu haben. Welches Mädchen fand es nicht toll, wenn ein Kerl, und sei es auch nur der beste Freund, mit zum Shoppen kam.
Fast drei Stunden waren wir damit beschäftigt, immer mehr Geld aus zu geben.
Wobei ich schon sagen musste, dass auch Dale eine ganze Menge für mich bezahlte. Es war mir furchtbar unangenehm, doch er versicherte mir, wenn ich drauf bestehen würde, könnte ich es ihm ja zurückzahlen. Vermutlich dachte er nicht daran, dass ich dies wirklich tun würde, und umso süßer lächelte ich ihn an.
„Du bist wirklich ein Schatz!“, sagte ich glücklich und umarmte ihn stürmisch.
Beinahe wären wir sogar dabei hingefallen, doch er hielt uns auf.
„Das ist doch gar nichts, Sam. Ich bin nur so froh, dass du wieder bei uns bist.“
Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und löste mich wieder von ihm. Dabei bemerkte ich im Augenwinkel, meinen ziemlich wütend aussehenden Freund!
Na Klasse…
Das hieß wohl es gab Streit, das konnte ich jetzt schon voraussehen. Doch statt mir eine Standpauke zu halten, drehte er sich wortlos um und ging davon.
„Lauf ihm nach“, riet mir Dale. Ich nickte und tat es dann.
„Warte doch mal, Raph!“, rief ich ihm hinterher, doch er machte keine Anstalten stehen zu bleiben. Männer!
„Bitte, Schatz!“, versuchte ich es dann und es zeigte endlich Wirkung. Er blieb abrupt stehen und wirbelte zu mir herum.
„Was ist?“, fragte er mich barsch und mir lief es eiskalt den Rücken runter.
„Das würde ich gerne von dir wissen! Warum bist du so komisch seit Dales Anruf.“ Er schien noch wütender zu werden.
„Wundert es dich? Wir waren grade bei einer Sache, dein Handy klingelt und du hast nichts Besseres zu tun, als natürlich dran zu gehen!“, schnaubte er verächtlich.
Ahhh, das war also das Problem. Okay ja, wenn man es so sah, wirkte es nicht besonders toll von mir. Aber so richtig Ahnung von Beziehungen hatte ich ja auch noch nicht.
„Aber es war doch nur Dale. Er ist mir nun mal sehr wichtig“, versuchte ich mich raus zu reden.
„Ganz genau, DALE! Immer ist er wichtiger als ich!“, meinte er aufgebracht und drehte sich wieder zum Gehen um.
„Renn doch nicht weg! Verdammt noch mal! Du benimmst dich total idiotisch! Da kann man sich echt für dich schämen!“ Das wollte ich gar nicht sagen, es war einfach so aus meinem Mund gerutscht. Wieso musste er aber eigentlich immer so schnell abhauen? Das war doch total kindisch!
„Raphael! Wenn du nicht mit mir redest, brauchst du gar nicht mehr ankommen!“, rief ich ihm nun nach.
„Ganz wie du meinst“, bekam ich nur zur Antwort. Langsam verzweifelte ich echt. Was passierte denn grade? Ich verstand die Welt einfach nicht mehr.
„Ich meine es ernst, Raphael. Wenn du mich jetzt hier stehen lässt, kannst du dir eine andere suchen!“ Das meinte ich natürlich nicht ernst. Ich liebte diesen Idioten einfach viel zu sehr dafür.
„Mach ich!“, hörte ich plötzlich und erstarrte. Nein, das durfte er nicht ernst meinen! „Raphael“, startete ich einen letzten Versuch und rannte ihm wieder nach. Als ich seinen Arm ergriff, entriss er ihn mir wieder und sah mich kalt an.
„Lass es, Sam. Du hast dich deutlich ausgedrückt. Du schämst dich für mich und Dale ist dir wichtiger. Ich habe es genau verstanden und du brauchst dir echt keinen Kopf mehr darum machen, wenn er anruft. Ich mische mich da nicht mehr mit ein!“ Ich begann sofort zu zittern.
„Was soll das heißen?“, fragte ich leise und sah ihm in die Augen.
„Das es mit uns beiden eine dumme Idee war. Von vornherein konnte da nichts Gutes bei raus kommen.“ Er versuchte zu lächeln, was ihm kläglich misslang.
„Wir sehen uns dann Zuhause. Euch beiden noch viel Spaß.“
„Raphael…heißt das, wir…du und ich…“, stammelte ich und musste die Tränen zurück halten.
„Wir gibt es nicht mehr. Sei doch froh.“ Damit ging er davon und ich spürte die Tränen auf meinen Wangen.
Hatte er grade Schluss gemacht? Oder war ich es sogar?
Meine Sicht verschwamm vollkommen. Auch als ich mehrmals mit meinen Arm über die Augen gewischt hatte, wollte sich kein klares Bild einstellen. Ich bekam kaum Luft und atmete schneller. Raphael war einfach so gegangen…einfach…
„Nein…“, flüsterte ich schluchzend und schüttelte den Kopf. Nur am Rande bekam ich mit, wie Dale mich in den Arm nahm und beruhigende Worte zu mir sagte. Mein Herz schien wortwörtlich in tausende Stückchen zu fallen und es tat so dermaßen weh.
Warum war das geschehen? Warum konnte er mir einfach so den Rücken kehren? Eigentlich konnte ich mir Antwort schon denken. Dass er mich liebte, war nur eine sehr miese Verarsche von ihm gewesen, dachte ich bitter und weinte nur noch mehr. Er war und blieb doch das größte Arschloch auf diesem Erdball!
Und ich würde ihn, nein ich würde niemand mehr vertrauen!!!!!!!!!
Sobald ich zu Hause wäre, würde ich Dad sagen, dass ich unbedingt mit ihm zurück will. Hier hielt mich nun gar nichts mehr. Und wenn er mich nicht mitnehmen würde, würde ich einfach abhauen.
Fast eine Stunde später kam Dale mit mir beim Haus meiner Mutter an und schaltete den Motor aus.
„Du musst mit ihm reden!“, beschwor er mich und sah zum Haus.
„Warum sollte ich?“, fragte ich tonlos und sah selbst nur auf meine im Schoß überschlagenden Hände. Mein Herz pochte wieder so dermaßen laut, das ich es sich in meinen Ohren wie ein Presslufthammer anhörte.
„Weil ihr euch liebt und zusammen gehört!“
Mein Blick glitt zu ihm.
„Er liebt mich nicht…Oder denkst du im Ernst, dass er mich dann hätte einfach so stehen lassen können?“
„Sam, er ist halt eifersüchtig. Und hätte ich so eine süße Freundin, würde es mir genauso gehen. Außerdem habe ich vorhin alles gehört und du weißt selbst, dass er nicht alleine Schuld ist!“
Das stimmte natürlich musste ich fairerweise gestehen. Dennoch ging es mir dadurch nicht besser. Eher im Gegenteil. Nun hatte ich nämlich auch noch Schuldgefühle!
„Aber Dale! Er hätte doch auch anders reagieren können!“, hielt ich dagegen und kam mi eigentlich ziemlich dumm dabei vor. Nicht nur er, sondern auch ich hätte anders reagieren können…
„Ja, das hätte er in der Tat, aber Raphael hatte bisher nur eine einzige ernsthafte Beziehung. Und das auch noch mit einem Mädchen, die eigentlich bi ist und nichts für ihn empfunden hat.“
„Du meinst…Kimbra?“
Dale nickte und sah kurz zum Haus ehe er sich wieder zu mir drehte.
„Er hat sie wirklich geliebt, wie man es in dem Alter halt kann, und sie hat ihn von Anfang nur verarscht und benutzt.“ Ich musste unbedingt mehr darüber wissen, vielleicht könnte ich Raph dann besser verstehen…
Mein Blick war fragend.
„Nun ja, sie wollte keine Jungfrau mehr sein und nen bissel Erfahrung sammeln. Irgendwann hat sie ihm dann gestanden, dass sie auch noch drei andere hatte und auch die nur verarschen würde. Sie meinte, Raphael wäre zwar sehr nett und von den langweiligen Kerlen noch der Beste, aber Liebe hätte und würde sie nie für ihn empfinden.
Sie hat ihn sogar noch ausgelacht, als er meinte, dass er sie wirklich lieben würde. Er sei nur ein kleiner Junge, der ihr niemals das geben könnte, was sie will. Wenn er ganz oben mitspielen würde, könnte er allerdings gerne wieder zu ihr ankommen, waren ihre letzten Worte…“
Ich schluckte hart und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Das war echt verdammt mies. Wenn man dann auch noch seine Situation mit der Familie dazu zählte, tat er mir nur so unendlich leid. Und ich wusste jetzt ein wenig mehr, warum er war, wie er eben war.
Hätte ich ein solches leben bisher gehabt, hätte ich mich vermutlich schon längst von der nächsten Brücke gestürzt.
Mein Leben war auch nicht unbedingt leicht gewesen, aber so viel musste ich nicht durchmachen. Selbst der Tod meines Bruders und der Weggang meiner Mutter, konnte man niemals damit vergleichen. Raphael hatte schon so viel Schmerz ertragen müssen und dann war ich da und bereitete ihn weiter solche Qualen…
Das hatte er nicht verdient. Er war nur so ein Arsch, weil das Leben ihn dazu gezwungen hatte. Und ich liebte ihn abgöttisch! Genau wie Gabriel damals…
Für mich war meine Welt zusammen gebrochen als mein Bruder Gabriel starb. Er war der perfekte große Bruder gewesen. Immer hatten wir im Garten gespielt.
Fußball, Football, Baseball.
Eigentlich alles Spiele für Jungs, aber sie hatten mir gefallen. Nein, eher hatte es mir gefallen, das Gab mit mir spielte. Ich mochte sein lachen, seinen Charme.
Mom und Dad mussten ständig arbeiten. Sie waren kaum Zuhause gewesen. Und wenn sie es doch mal waren, hatten sie meistens gestritten. Über so viele Kleinigkeiten, das ich selbst in diesem jungen alter schon wusste, dass es dumm von ihnen war und sie sich kindisch verhielten. Sie hätten für ihre Kinder da sein müssen. Hätten auf mich und Gab aufpassen und uns behüten müssen.
Gabriel hatte mich so oft abends im Arm gehalten und mich getröstet, wenn ich mal wieder weinte, weil ich es einfach nicht mehr ertrug. Er hatte mir immer wieder versichert, dass bald alles besser werden würde und dass er für immer auf mich aufpassen würde.
Dass ich niemals Angst haben müsste, ihn zu verlieren.
Dass er immer an meiner Seite wäre…Und das er mich liebte! Ich war ihm so unendlich dankbar dafür und war stets sehr brav gewesen. Damit wollte ich ihm unnötige Probleme ersparen und ihm zeigen, dass ich gut zugehört hatte.
Doch es sollte nicht von Dauer sein. Obwohl wir so viel Zeit miteinander verbrachten, hatte ich es wirklich nicht kommen sehen.
Er war stets gut gelaunt und hat viel gelacht und gescherzt. Niemals hatte ich ihn traurig oder besorgt gesehen. Nur durch ihn hatte ich auch das Gefühl der Normalität in einer zerrütteten Familie. Aber ich hätte es sehen müssen.
Erkennen müssen, was mit ihm los…
Erkennen müssen, dass er am Ende war…
Ich bereute es noch heute, dass ich nichts bemerkt hatte.
Vielleicht hätte ich es verhindern können.
Verhindern, dass er depressiv wurde.
Verhindern, dass er sich eines Morgens umbrachte...
Sein Verlust war das Schlimmste in meinen Leben. Bisher… Würde ich Raphael verlieren, würde es mich jetzt sogar noch viel härter treffen. Er war zu einem wichtigen Teil in meinem Leben geworden. Vielleicht war er sogar ZU meinem Leben geworden. Ich liebte ihn so sehr, dass jeder Gedanke an ihn unendlich wehtat. Aber…
Vielleicht war er ohne mich besser dran?
Vielleicht würde er niemals mit mir glücklich werden können?
Ich hatte kein Problem damit mir selbst ein zu gestehen, dass ich eine unglaubliche Zicke war. Gedankenlos. Verletzend. Und doch hatte er sich in mich verliebt…
Ich verstand es wirklich nicht. Was fand er nur an mir? Ich konnte mich selbst ja nicht mal leiden.
Auch wegen Gab. Natürlich gab ich mir selbst die Schuld dafür. Ich war ihm am nächsten gewesen und konnte es nicht verhindern.
Auch wenn Mom und Dad nichts dergleichen gesagt hatten, und es vermutlich auch nie tun würden, kannte ich die Wahrheit doch selbst gut genug. Ich würde es mir niemals verzeihen können. Nicht mal seinen Abschiedsbrief hatte ich lesen können.
Ja, Raphael war ohne mich besser dran, schoss es mir durch den Kopf und energisch blinzelte ich die Tränen weg.
„Tut mir leid“, nuschelte ich nur zu Dale und flüchtete regelrecht aus dem Auto. Ich stürmte ins Haus hinein, rannte die Treppe hoch in mein Zimmer und schlug die Tür zu.
Auch drehte ich den Schlüssel sofort herum. Verzweifelt warf ich mich aufs Bett. Ich durfte Raphael nicht noch mehr verletzen. Ich musste ihn frei geben! Das war das einzig richtige…
Mit zitternden Fingern holte ich mein Handy raus und rief Dad an. Er hatte sich in der Stadt ein Hotelzimmer genommen.
Nach dem zweiten Ton ging er auch schon ran.
„Was gibt es, Liebling?“, fragte er mich liebevoll und ich schluchzte auf.
„Oh Gott, Sam, was ist passiert?“
„Dad! Bitte! Nimm mich mit zurück. Ich flehe dich an“, brachte ich mühsam hervor. Ich konnte direkt spüren, wie besorgt er war. Und wie er zögerte.
„Sam, hör mal…“
„Nein, Dad! Bitte! Bitte bring mich hier weg! Ich ertrage es nicht mehr!“ Ich schluchzte wieder herzergreifend und spüre diesen schmerzlichen Druck in meiner Brust.
„Sam…“
„Wenn du mir nicht hilfst, wird keiner von euch mich je wiedersehen!“ Ich hatte keine andere Wahl als ihn ein wenig unter Druck zu setzen. Wenn ich nicht so schnell wie möglich von hier weg kam, würde ich es mir noch anders überlegen, das wusste ich ganz genau.
„Samantha!“
Mein Vater klang erschrocken und fast hätte ich schwören können, dass er sicherlich auch ein wenig blass wurde.
Ja, irgendwann hatte Dad angefangen mir wirklich ein Vater zu sein…Irgendwann nachdem es Gabriel nicht mehr gab und ich das böse kleine Mädchen wurde.
„Bitte, Dad. Bitte!“, flehte ich schluchzend weiter und umklammerte das Handy so fest, dass ich schon dachte, ich würde es kaputt machen.
„Okay“, flüsterte er in den Hörer.
„Ich werde es mit deiner Mutter absprechen.“
„Können wir schon heute los?“, fragte ich erstickt und er seufzte.
„Wenn du unbedingt möchtest.“
„Ja…“ Im nächsten Moment legte ich auf und weinte hemmungslos. Niemals würde ich Raphael vergessen. Und ich würde ihn ganz sicher immer lieben.
Ein Leben ohne ihn würde so schwer, wenn nicht sogar schwerer, werden wie damals. Aber ich würde es irgendwie überstehen. Und vielleicht könnte ich in einigen Jahren sogar an ihn denken, ohne gleich zu weinen.
Ich hoffte es so sehr…
Eine knappe Stunde später, km Dad an. Ich hatte nur ein paar Sachen zusammen gepackt. Mom würde mir den Rest dann hinterher schicken, da war ich mir sicher. „Willst du das wirklich?“, fragte Mom plötzlich hinter mir. Ich verzog gequält das Gesicht und nickte.
„Ja, Mom. Auch wenn es noch so weh tut, aber es ist das einzig richtige. Ich war dir niemals eine gute Tochter seitdem Gabriel tot ist. Und ich habe nie versucht, deine Gefühle zu verstehen. Für dich muss es auch unglaublich schwer gewesen sein. Und für Dad auch.
Und vermutlich war es das Beste, das du gegangen bist. Ihr habt euch nur gestritten und kamt kaum miteinander klar, das weiß ich jetzt wieder. Und was mit Gabriel passiert ist, hättet ihr nicht verhindern können. Ihr ward arbeiten, damit wir alles hatten, was wir uns gewünscht haben. Nur habe ich es nie so gesehen gehabt. Es tut mir so unendlich leid, Mom.
Ich wünschte wirklich, ich hätte schon früher erkannt, warum du wirklich gegangen bist.“
Ich schlang die Arme um sie und schluchzte erneut. Auch meine Mutter hörte ich leise schluchzen.
„Sam, das was mit Gabriel war, konnte niemand von uns wissen. Auch nicht wie schwer es für ihn war, seinen Gefühlen für dich zu wiederstehen…“ Ich sah sie verwirrt an. Es ist doch ganz natürlich, dass ein Bruder seine Schwester liebte.
„Wie meinst du das?“ Ich hatte irgendwie das Gefühl, das noch mehr dahintersteckte.
„Er hat dich wirklich geliebt, Sam. So wie ein Junge ein Mädchen liebte!“, ließ sie dann die Bombe platzen. Ich wurde bleich und wäre vermutlich gefallen, wenn sie mich nicht gehalten hätte.
Meine Augen weiteten sich immer weiter und mein Herz schlug wieder so dermaßen wild, das ich nur beten konnte, es möge in meiner Brust bleiben.
Konnte mein Leben eigentlich nur noch schlechter werden? Konnte es nur Schmerz geben und keine Freude?
Durfte ich denn wirklich nichts Gutes erleben? So langsam zweifelte ich wirklich daran, dass ich es verdient hatte, jemals glücklich zu sein.
Alles schien nur noch schlimmer zu werden, sich immer mehr zu verstricken. „
Was hast du gesagt?“, fragte ich flüsternd da meine Stimme mir nicht so recht gehorchen wollte. Um mich herum drehte sich plötzlich alles und ich hielt mich am Türrahmen fest.
„Es tut mir leid, Sam. Ich hätte es dir viel früher sagen müssen“, fing meine Mutter an.
In meinen Ohren rauschte es, sodass ich kaum ein Wort von ihr verstand. Mein Verstand setzte einen Moment aus.
„Er hat mich geliebt“, sagte ich komplett tonlos. Ich spürte die heißen Tränen über meine Wangen laufen, als ich versuchte, meinen Blick fest auf meine Mutter zu richten.
„Hat er sich deswegen…?“
Nein, ich konnte es nicht direkt aussprechen.
Das konnte ich noch nie. Irgendwie war es ganz einfach so, dass ich das Gefühl hatte, er könnte doch wieder auftauchen und alles wäre nur ein dummer und sehr geschmackloser Scherz gewesen. Meine Mutter nickte zögernd.
„Er wollte dir nicht wehtun…“
Mir nicht wehtun?
Indem er sich umbrachte, wollte er mir nicht wehtun?
Verdammt! Mir war dadurch alles genommen worden!
Mein Bruder, der immer für mich da war!
Meine Eltern, auch wenn sie nur gestritten hatten!
Meine Freunde, die sich von mir abgewandt hatten! Ich hatte alles verloren, was mir je etwas bedeutet hatte und das nur, weil er so dumm war! Oder war ich die Dumme? Es war nur meine Schuld, da war ich mir jetzt sicherer denn je. Meinetwegen hatte Gab sich umgebracht. Meinetwegen hat er gelitten.
Und meinetwegen ging es jetzt auch Raphael schlecht.
ICH war schlecht!
Für jeden, der mir nahe stand.
Für jeden, den ich selbst liebte auf die ein oder andere Weise.
Ich musste weg, musste verschwinden aus aller leben! Aber nicht von hier, nicht jetzt. Hier würde man es sofort bemerken und mich aufhalten.
Ich musste an meinen Plan festhalten, mit meinen Dad nach Hause zu fliegen…
Plötzlich kam mir alles wieder hoch. Ich presste eine Hand vor den Mund und rannte an meiner Mutter vorbei zum Bad. Lautstark übergab ich mich, doch es war mir vollkommen egal, was alle dachten. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich war vollkommen am Ende…
Wieder schluchzte ich hemmungslos und schlug auf die Fliesen des Bodens ein.
„Gabriel!“ sagte ich verzweifelt und konnte es noch immer nicht fassen.
„Gabriel, du Idiot!“, schluchzte ich weiter und bebte am ganzen Körper. Meine Eltern erschienen im Bad.
„Sam…“, hörte ich meinen Vater sagen. Er ging neben mir in die Hocke und zog mich an sich.
„Es wird alles wieder gut. Wir stehen das gemeinsam durch“, versprach er, doch davon wollte ich nichts wissen. Nach dieser Enthüllung würde nie etwas wie vorher sein.
Nicht sein können.
Dafür wog es einfach viel zu schwer. Ich alleine war schuld am viel zu frühen Tod meines geliebten Bruders! Also könnte man auch sagen, dass ich ihn direkt getötet habe! Damit würde ich niemals leben können… Meine Hände klammerten sich in das weiße Hemd meines Vaters und meine Tränen durchnässten es zusätzlich.
„Bitte, bring mich hier weg.“
Ich spürte wie er nickte. Kurz darauf half er mir hoch und wir gingen nach draußen, wo bereits das Auto stand.
Im Augenwinkel sah ich Raphael an der Garage stehen und mich anschauen. Seinen Blick konnte ich nicht erkennen, wollte es eigentlich auch gar nicht…
„Wir telefonieren, Schatz.“
Meine Mutter küsste meine Stirn. Ich nickte nur stumm.
Dann redete sie noch kurz mit meinen Dad, nachdem ich mich schon rein gesetzt hatte. Nun sah ich aus dem Fenster zu Raphael.
Auch seinen jetzigen Blick würde ich niemals vergessen können! Er brannte sich regelrecht in meinen Kopf. Es lag so viel in diesen einen letzten Blick. So viel Ungesagtes und so viel, was niemals zur Sprache kommen sollte. Nicht von meiner Seite aus. Wir würden uns ganz sicher niemals wieder sehen. Ich wollte es so. Es war besser für alle Beteiligten…
Aber was wäre mit mir? Wäre ich glücklicher? Würde es mir besser gehen?
Würde ich leben können? Nein…
Glücklich war ich bei Raphael.
Besser ging es mir bei Raphael.
Leben könne ich nur bei Raphael.
Verzweifelt schloss ich die Augen für einen Moment und atmete tief durch. So brachte es rein gar nichts. Ich durfte nicht weiter darüber nachdenken oder mich fragen was wäre wenn.
Der Schmerz würde irgendwann vergehen…
„Gut, dann fahren wir also“, sagte mein Vater beim Einsteigen und sah mich aufmerksam an.
Von mir kam nur ein Nicken und ich sah auf meine Hände im Schoß. Er startete den Motor und fuhr los. Automatisch sah ich nach hinten und begegnete erneut Raphaels Blick.
„Leb wohl“; flüsterte ich erstickt und drängte die Tränen wieder zurück.
„Wir können auch hier bleiben, Sam“, meinte Dad.
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, es ist besser so. Ich muss erst irgendwie damit umgehen können, was mit Gabriel war…“
Er sah mich kurz verständnisvoll an und nickte. Wenn er wüsste, was ich wirklich vorhatte, hätte er mich wahrscheinlich gefesselt, damit ich nicht abhauen könnte.
Aber so war es okay.
Für ihn jedenfalls. Dabei regte sich schon mein schlechtes Gewissen. Sie würden nicht nur ihren Sohn verloren haben…
Wir fuhren die ganze Nacht durch und ich wunderte mich sehr, dass wir nicht flogen. Als ich Dad danach fragte, meinte er nur damit ich mich in Ruhe beruhigen konnte.
Und auch damit ich weinen könne…
Am liebsten hätte ich ihm gesagt, das große Mädchen nicht weinen, aber die Tränen flossen bereits. Die ganzen Ereignisse waren zu viel auf einmal. Aber vielleicht hatte das auch was Gutes.
So hatte ich einmal einen großen Schock und konnte lernen es zu verarbeiten und damit um zu gehen. Ich persönlich fände es um einiges Schlimmer, wenn ich mich mit den Begebenheiten abgefunden hätte und dann wieder was Neues dazu gekommen wäre.
Irgendwie wusste ich jedoch, dass es noch etwas gab. Warum Mom wirklich gegangen war, wusste ich noch immer nicht. Dass es mit Gab zu tun hatte, daran hegte ich keinerlei Zweifel im Moment, aber es musste noch mehr dahinterstecken! Ich wischte mir immer wieder über die Augen und schluckte den fetten Kloß im Hals herunter.
„Dad?“
„Hm?“ Er sah mich ganz kurz von der Seite an und konzentrierte sich weiter auf die Straße. Wir brauchten nur noch eine knappe halbe Stunde bis wir Zuhause waren.
„Warum habt ihr mir das mit Gab nicht schon früher gesagt? Warum habt ihr so ein Geheimnis daraus gemacht?“
Meine Stimme klang dünn und brüchig. Immer wieder musste ich mir erneut über die Augen wischen, da die Tränen nicht aufhören wollten.
Dad seufzte schwer. Wir hielten in seiner Garage und er sah mich direkt an.
„Weißt du, Gabriel wollte nicht, dass du es überhaupt einmal erfahren musst. Es sollte ein Geheimnis bleiben. Deine Mom und ich haben uns nach seinem Tod immer nur darüber gestritten und schlussendlich getrennt. Sie wollte dir die Wahrheit sagen, aber ich war dagegen. Du solltest nicht schlecht von ihm denken…“
Überrascht sah ich meinen Dad an.
„Er war ein guter Junge und für seine Gefühle konnte er nichts.“
„Heißt das, Mom ist gegangen, damit sie mir nicht doch noch was darüber sagen kann?“, fragte ich fassungslos.
Also so langsam hatte ich das Gefühl, dass mein Leben nur aus Geheimnissen bestand und nun alle auf einmal gelüftet wurden. Einfach unglaublich!
„So in etwa. Sie hat es auch nicht mehr ausgehalten, das ich eine Affäre hatte.“
BOOM
Und noch was kam heraus. Dad hatte eine Affäre gehabt? Mit wem? Und warum? Mom sah doch wirklich auch jetzt noch klasse aus! Und immer hatte ich gedacht, das Mom die Affäre in der Familie hatte.
An Dad hatte ich keinen Gedanken in diese Richtung verschwendet.
Nur am Rande bekam ich mit, wie er den Motor nun abstellte und seine Tür öffnete. Er stieg aus, doch ich blieb noch einen Moment sitzen. Das konnte doch alles nur ein Traum sein…
So verdammt mies konnte mein Leben doch nicht wirklich sein!?! Und doch war dem so…
Mein Dad war schon im Haus verschwunden, als auch ich ausstieg und nach drinnen ging. Sofort kam mir seine nervige Olle entgegen und sah mich mitleidig an.
Wie gerne hätte ich Pam jetzt eine dafür gescheuert, aber irgendwie hatte ich mich verändert. Dabei war noch gar nicht so viel Zeit vergangen…
Durch die ganzen Geheimnisse und auch durch Raphael, war ich zu einem anderen Menschen geworden, wurde mir erst jetzt richtig bewusst.
Zwar hatte ich immer noch meine freche Art, aber ich war längst nicht mehr so aggressiv und dachte viel mehr nach. Mein Leben hatte sich in so einer kurzen Zeitspanne so stark verändert, als hätte ich mehrere Leben geführt, die nun wieder zu einem wurden und sich ergänzten.
Mir schwirrte einfach nur noch der Kopf und alles ging wild durcheinander. Schon jetzt vermisste ich Raphael so schmerzhaft, dass es wehtat. Ich rannte in mein Zimmer, schloss die Tür ab und ließ mich zu Boden gleiten. Niemals würde ich ihn wieder sehen.
Niemals wieder seine Küsse spüren und ihn berühren können.
Seine strahlenden Augen, seine freche Art…Nichts davon…
Mir kam es so ungerecht vor. Was hatte ich denn nur so dermaßen schlimmes getan, dass ich derart hart bestraft wurde? Nichts!
Plötzlich klingelte mein Handy. Ein Blick aufs Display sagte mir, das es Raphael war. Wieso sollte er mich anrufen? Dennoch ging ich ran.
„Ja?“, fragte ich flüsternd.
„Ich liebe dich, Sam. Und ich werde immer hier sein, falls du zurückkommst.“
Ich wollte grade was erwidern, doch die Leitung war schon wieder Tod. Seine Worte trieben mir nur noch mehr Tränen in die Augen.
Das war doch wirklich das Letzte! Wieso war er jetzt nicht einfach bei mir…?
Ich hatte ihn verlassen, dachte ich nur verzweifelt und konnte mich kaum noch beruhigen.
Irgendwie musste ich damit zu leben lernen!
Nur wie?
((((Auf insgesamt vier Seiten wo die Geschichte on gestellt ist, wollten lediglich 6 Leute (von über 70 Antworten) das ich Raph und Sam beende. meistens damit ich bei einer anderen Geschichte weiter schreiben (wie zum beispiel meine neue: Playboy? Aber ich will doch keinen) Und nun habe ich mich entschieden, da jemand ne ziemlich gute Idee hatte hehe Dazu aber am Ende von diesen Kap mehr!!!))))
Egal was ich auch versuchte, es wollte mir zum Anfang kaum etwas gelingen. Meine Gedanken kreisten unaufhörlich nur um Raph und was ich getan hatte.
Leider verbat mir mein Stolz, es wirklich zuzugeben oder mich bei ihm zu melden. Ich klammerte mich einfach an die ganz vage Hoffnung, dass seine letzten Worte am Telefon ernst gemeint waren. Dass er wirklich auf mich warte würde bei Mom.
Und das ich jederzeit zu ihm könnte. Natürlich war das auch ziemlich egoistisch von mir. Ich konnte wohl kaum erwarten oder verlangen, dass er alleine blieb. Oder das er nur auf mich wartete, wo er nicht mal genau wusste, ob ich überhaupt wieder kommen würde. Das wusste ich ja nicht einmal selbst, da ich mir so verdammt unsicher war. *
Alles was und woran ich bisher geglaubt hatte, war vollkommen verkehrt und mit so vielen Geheimnissen durch woben, das mir schier der Überblick fehlte. Wie sollte ich auch so viele falsche Jahre, vor allem meiner Mutter gegenüber, wieder richtig stellen?
Wie sollte ich es schaffen, das alles zu verarbeiten? Ich hatte es schon damals wegen Gabriells Tod und dem Weggang meiner Mutter, ziemlich schwer gehabt. Und es hatte einige Jahre erfordert, das zu ordnen. Nun musste ich von vorne anfangen.
Alles ganz neu überdenken. Und dabei fragte ich mich auch immer wieder, was wirklich die Wahrheit war.
Das, was ich bisher angenommen hatte?
Oder das was ich jetzt wusste?
Gab es dabei überhaupt einen Unterschied? Einen richtigen? Ich glaubte nicht. Dafür es viel zu verworren. Aber was sollte ich JETZT tun?
Einige Zeit später:
6.30 Uhr.
Wieder einmal holte mein liebster Wecker mich aus meinen nicht besonders erfreulichen Träumen heraus, wofür ich ihm wirklich dankbar war. Seit einigen Monaten ging es nun schon so. Um genau zu sein: seitdem ich Raph nicht mehr in meiner Nähe hatte.
Nicht mehr bei ihm sein konnte. Es war jetzt fast schon Mitte Juni… Ständig träumte ich ziemlich verwirrende Sachen Und wenn ich wach wurde, raste mein Herz wie verrückt.
An meiner alten Schule war fast alles wie früher, nur ich eben nicht mehr. Ich war nicht mehr die Gleiche wie kurz nach Weihnachten.
Mein ganzes Wesen hatte sich so stark verändert, das jeder glaubte, ich sei die Neue. Trotzdem gingen sie ganz normal mit mir um, wofür ich jeden Einzelnen überaus dankbar war. Mein Dad erwähnte die ganzen Themen kein einziges Mal.
Und auch hatte ich keinerlei Kontakt mit Mom, Dale oder…Raphael. Es wäre einfach viel zu schmerzhaft gewesen, mit einen von ihnen zu reden. Dennoch verging kein Tag, an dem ich nicht traurig an sie dachte.
Und mein Herz tat jedes Mal noch mehr weh als zuvor. Stillschweigend ertrug ich alles und beendete das Schuljahr mit Bravour…
Ständig war ich in Versuchung Raphael an zu rufen und kurz nach der Zeugnisausgabe, konnte ich diesem Drang auch nicht mehr widerstehen. Ich nahm mein Handy und wählte seine Nummer. Mit zittrigen Händen hielt ich das Handy ans Ohr und lauschte…
Doch es passierte nicht das, worauf ich so gehofft hatte.
Es gab kein Freizeichen, kein Besetztzeichen…
Mir wurde nur gesagt, dass die gewählte Nummer nicht verfügbar sei! Was war denn jetzt los? Hatte er sich eine neue Nummer zugelegt ohne mir etwas davon zu sagen? Das konnte er doch nicht einfach so machen!!! Doch, konnte er, wurde mir schmerzlichste genau bewusst. Er konnte ja tun und lassen was ihm gefiel. Auch sich eine Freundin suchen…
Das könnte ich einfach nicht ertragen…
Ich wählte noch mal und wieder mit dem gleichen Ergebnis. Unwillkürlich kamen mir erneut die Tränen und liefen in heißen Spuren auf meinen Wangen entlang nach unten.
Er wollte eindeutig nichts mehr von mir wissen…
Das musste es doch wohl heißen! Oder war da noch mehr?
Diese Ungewissheit nagte beständig an mir und ließ mich kaum zur Ruhe kommen. Auch eine Woche nach meinem Versuch war nichts anders. Nur das mich nun noch mehr verwirrende Gedanken heimsuchten. So konnte ich einfach nicht weiter machen.
Inzwischen hatte ich es halbwegs verkraftet, was damals mit Gabriel gewesen war.
Und ich konnte meine Mutter nun besser verstehen und war ihr nicht mehr böse, dass sie uns verlassen hatte. Nein, eigentlich war ich ihr wohl ein wenig dankbar sogar. Sonst hätte ich Raphael niemals kennen gelernt… Aber genauso wenig würde ich nun so unglücklich verliebt sein.
Auch meinen Plan, abhauen von allen, hatte ich aufgegeben, denn ich hatte erkannt, dass ich es dadurch nur noch schlimmer machen würde. Nicht nur für Dad, auch für Mom und all meine Freunde.
Niemanden wäre wohl damit geholfen worden.
Dennoch musste ich mich noch eingehend mit allem auseinander setzen. Vor allem wollte ich die Beziehung zu meiner Mutter weiter bestärken.
Sie hatte mir nie was getan, wie ich nun erkannte. Und es musste unglaublich schwer für sie gewesen sein erst das eine Kind zu beerdigen und dann das andere zu verlassen um es zu beschützen. Ich wüsste nicht, ob ich auch die Kraft dazu besitzen würde.
Aber eigentlich war ich mir schon ziemlich sicher, dass dem nicht so war. Alleine das zollte schon meinen Respekt für Mom.
Und genau aus diesem Grund beschloss ich sie zu besuchen. Naja, natürlich auch wegen Raph. Ich hielt es einfach nicht mehr ohne ihn aus. Von Tag zu Tag wurde der dumpfe Schmerz in meinen Inneren nur noch schlimmer.
Meine Sehnsucht brannte immer größer und drohte mich allmählich zu verschlingen. Einfach zum verrückt werden. Natürlich war Dad auch sofort damit einverstanden.
Ich hatte die Vermutung, dass er mich eigentlich schon eine Weile wieder hatte hin schicken wollen. Nicht nur einmal hatte er mir nahe gelegt, dass es so nicht weiter ginge. Und endlich sah ich es selbst auch ein. Das war ein äußerst wichtiger Schritt wie ich fand.
Man musste immer zuerst selbst wollen, bevor es funktionieren konnte. Somit packte ich ein paar Stunden später schon meine Tasche für den nächsten Tag. Ja, nun würde ich keine Zeit mehr verlieren.
Ich wollte zu Raph.
Und das so schnell wie möglich. Und koste es was es wolle! Naja gut, zig Millionen hätte ich dafür jetzt auch nicht ausgeben können. Würde mein Budget bei weitem übersprengen, aber naja, ihr wisst sicher wie ich es gemeint hatte.
Ich spürte schon wie es in meinen Inneren erneut zu prickeln begann wenn ich nur an ihn dachte. Daran das ich ihn in wenigen Stunden würde sehen können. Vielleicht sogar wieder seine berauschenden Küsse schmecken könnte. Versonnen lächelte ich und konnte es kaum noch abwarten. Ich freute mich wirklich sehr darauf.
Ich hatte so verdammt viel falsch gemacht. Okay, falsch gemacht wäre auch wieder nicht richtig formuliert. Einfacher konnte man sagen, ich war geflüchtet. Vor der Vergangenheit, vor der Liebe und schlussendlich vor der Zukunft. Aber am meisten vor mir selbst.
Ich hatte mir selbst nicht mehr vertrauen können. Wusste nie was ich wirklich wollte. Doch wo ich jetzt inzwischen 18 war, sah es schon viel klarer aus. Jetzt wusste ich schon eher, was ich für mich selbst wollte, für meine Zukunft. Und das war definitiv Raphael!
Ohne ihn versuchte ich mir erst gar nicht irgendwas vor zu stellen. Schon merkwürdig in welch kurzer Zeit er zu meinem Leben wurde. Aber ich wollte es auch gar nicht mehr ändern.
Als ich dann am nächsten Tag bei Mom ankam, hatte ich ein total mieses Gefühl. Nicht wegen meiner Mom – die würde sich ganz sicher freuen – nein, es war wegen Raphael. Und dieses Gefühl kam auch nicht umsonst wie ich wenige Minuten später feststellen musste.
„Wie meinst du das?“, fragte Adam ungläubig und versuchte das grade gehörte zu verdauen. Das durfte einfach nicht wahr sein!! Ich hatte also schon zu lange gewartet…
„Er ist nicht mehr hier. Vor einem Monat hat er uns gesagt, er ziehe aus, weil er einfach Zeit für sich brauche. Natürlich haben wir das verstanden und ihn gehen lassen. Er wollte uns auch so schnell wie möglich anrufen, aber bisher kam nichts…“
Ich sah an Adams Blick, was für große Sorgen er sich machte. Sorgen machte ich mir auch, aber das vorherrschende Gefühl im Moment war Wut.
Unglaubliche Wut auf diesen Mistkerl! Wie konnte er einfach so verschwinde? War doch klar, dass alle sich Sorgen machen würden.
So ein Vollidiot!! Aber ich würde ihn finden! Und dann Gnade im Gott…
Ende Band 1!
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Nachwort!
Der erste Band von Raph und Sam ist hiermit offiziel Beendet und die Fortsetzung geht als neue Geschichte weiter!!! Warum? Weil mir noch ne zweite gute Idee dazu kam XD Und weil ihr die Beiden ja anscheinend wirklich total gern habt *grins*
Wir sehen uns also im zweiten Band, wenn es mit Samantha weiter geht!!
Eure Missy
Texte: Texte von mir! Alles aus meinem kranken Hirn xD
Bildmaterialien: Cover von mir erstellt, Bild allerdings aus Google xD
Tag der Veröffentlichung: 17.01.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
An alle, die meine Geschichten so gerne lesen und mir immer wieder Feedback geben. Ihr seid wirklich toll!
"Eigentlich lernen wir nur von den Büchern, die wir nicht beurteilen können. Der Autor eines Buches, das wir beurteilen könnten, müsste von uns lernen."
Johann Wolfgang von Goethe