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Vorwort: Erklärung!


Hallo und herzlich willkommen zu dieser Geschichte. Es ist die erste Geschichte die ich überhaupt Mal ins Internet gestellt hatte. Allerdings ist es halbwegs eine Fanfiction über den Anime/ Manga Beyblade.

Dazu muss ich aber sagen, das nicht viel von Beyblade vorkommt ^^. Nur ab und zu und sehr kurz. Es geht viel mehr um die Beziehung von Kai und Anne.
Wer also einfach nur eine Liebesgeschichte mit ein wenig Drama lesen mag,, ist herzlich dazu eingeladen.

Bisher habe ich nur gute Meinungen dazu gehört. Auch von vielen Leuten, die keine Anime/Manga mögen. Ein Blick rein werfen lohnt sich also auf jeden Fall.


Die Geschichte ist auch bereits fertig gestellt und die Fortsetzung auch schon begonnen.

Vielen Dank für das Interesse und viel Spaß beim Lesen!

M.S. Night

Kapitel 1 ...Die Idee


Schon zehn nach sieben?
„Dann wird´s ja höchste Zeit, dass ich den Computer ausschalte“ murmelte Anne. Normalerweise machte sie nicht vor acht Uhr Feierabend und auch heute wäre sie wirklich gerne noch ein, zwei Stunden im Büro geblieben, um die Monatsbilanz fertigzustellen, die sich schon ein seit zwei Tagen auf ihrem Schreibtisch befand. Aber das ging leider nicht, denn ihr Chef, Mr. Evans, hatte die Mitarbeiter auf einen Drink eingeladen, und die meisten von ihnen saßen wohl längst in der nahe gelegenen Countrybar und gaben sich dem Alkohol hin.
Wenn sie sich jetzt nicht etwas beeilte, würde sie die Letzte sein. Na ja, wie immer bei solchen Gelegenheiten. Es war typisch für sie, dass sie Zeit und Raum vergaß, wenn sie sich in die Arbeit vertiefte. Doch jetzt sicherte sie ihre Dateien, stand auf und öffnete das Fenster um frische Luft hinein zu lassen. Sie atmete tief durch, als die angenehm kühle Abendluft hereinströmte. Was für eine Wohltat nach der Schwüle in den Mittagsstunden! Ganz davon abgesehen, das die Klimaanlage nicht die beste war

Mit der frischen Brise drangen auch nicht sehr gedämpfte Stimmen zu ihr in den ersten Stock herauf. Weibliche Stimmen, die vom Innenhof kamen, und falls Anne sich nicht irrte, standen dort unten zwei Kolleginnen aus der Rezeption, Becca und Jules. Neugierig beugte sie sich etwas vor und horchte. Die beiden waren echte Tratschtanten und wussten wirklich alles über jeden. Sehr zum Verdruss der jeweiligen Opfer wohl angemerkt.
„Was meinst du, kommt sie?“, fragte Becca.
„Ob sie kommt?“ Jules kicherte.
„Nee, die weiß gar nicht wie das geht“, fügte sie spöttisch hinzu, und schon prusteten Beide vor Lachen.
„Das glaube ich auch. Ich schätze, ihr Sexleben ist so aufregend wie das einer Klosterschwester. Wahrscheinlich hatte sie noch nie einen Freund.“
„Bestimmt nicht. Für die graue Maus interessiert sich doch keiner. Die ist so was von langweilig und verklemmt. Kannst du dir vorstellen, wie sie mit einem Mann flirtet?“ Becca lachte wieder.
„Nein, sobald sie den Mund aufmacht, kommen ja nur Zahlen raus. Was anderes hat sie nicht im Kopf, unsere fleißige Buchhalterin.“

Anne erstarrte, und vor Scham stieg ihr die Röte ins Gesicht, die beiden tratschten über SIE. Eindeutig. Sie war die Buchhalterin des Hotel Sanctuary. Und sie hatte sich noch nie so gedemütigt gefühlt wie in diesem Moment. Es war verletzend, wie Becca und Jules über sie redeten, als wäre sie nur ein Stück oder ein Artikel in irgendeinen Magazin. Auch wenn sie zum Teil nur die Wahrheit aussprachen…Sie hatte ja wirklich noch nie einen Freund gehabt. Dabei ging sie Jungs keineswegs aus dem Weg. Nein, es hatte sich einfach nie ergeben, da ihr jegliche Zeit für Vergnügungen fehlte. Nach dem Internat hatte sie sich weiterhin voll aufs lernen konzentrieren müssen, anschließend auf ihren Job.
„Irgendwie tut sie mir ja leid“, fuhr Becca fort.
„Sie ist 19 und kennt nur ihre Arbeit. Was für ein ödes Leben.“
„Wie, du hast auch noch Mitleid mit ihr? Ich bitte dich! Es zwingt sie doch niemand von morgens bis abends zu schuften. Und vor allem sollte sie mal aufhören, es auch von uns zu fordern. Sie ist eine Sklaventreiberin“, meinte Jules aufgebracht.
Tja, das war die die Strafe dafür, dass man andere Leute belauschte, man erfuhr Dinge über sich, die man nie hätte hören wollen. Und es stimmte auch nicht. Wenn Jules sie als Sklaventreiberin bezeichnete, geschah das aus purer Gehässigkeit. Anne konnte sich nicht erinnern, jemals unfreundlich zu ihren Kolleginnen gewesen zu sein. Sie erwartete nur, dass jeder seinen Job tat. Und sie selbst ging mit bestem Beispiel voran, denn so war sie erzogen worden.
Ihr ganzes Leben lang hatte sie die goldene Regel ihren Vater beachtet: arbeite hart, dann wirst du belohnt, mit Lob, Anerkennung und Liebe. Lob erhielt sie durchaus für ihre Leistungen, sowohl von ihrem Boss als auch von ihrem Daddy. Aber Liebe? Nein, niemand liebte einen dafür, dass man Tag für Tag Überstunden machte, und trotz ihrer erfolgreichen Karriere konnte Anne leider nicht von sich behaupten, rundum glücklich zu sein.

*Ach was solls? Auch mir wird eines Tages der Richtige über den Weg laufen* dachte sie optimistisch und schloss leise das Fenster. Ihre Träume von der großen Liebe würden schon noch in Erfüllung gehen. Da war sie sich ganz sicher. Sie hatte nicht vor, sich vom dämlichen Gerede anderer deprimieren zu lassen. Im Gegenteil. Statt sich gekränkt zurückzuziehen, würde sie gleich mit einem strahlenden Lächeln in die Bar marschieren und sich ganz selbstbewusst in die Schar der Kollegen einreihen. Ja, heute Abend würde sie nur noch lächeln, scherzen und sich blendend unterhalten.

Entschlossen holte sie ihr Schminktäschchen hervor und legte etwas Lippenstift auf, bevor sie sich prüfend in dem kleinen Handspiegel betrachtete. An ihrem Make-up gab es nichts auszusetzen, auch das Haar saß tadellos. Wie an jedem Bürotag hatte sie ihre langen blonden Locken zurückgekämmt und im Nacken zu einem Knoten zusammengesteckt.
Anne beugte sich über die gelbe Bauernrose auf ihrem Schreibtisch und zog genussvoll den Blütenduft ein. Sie liebte Blumen, darum sorgte sie auch dafür, dass in der schlanken Glasvase neben ihrem Computer stets eine einzelne Rose, Hyazinthe oder eine andere schöne Blüte steckte. Je nach Jahreszeit und Laune. Belebt von dem frischen Duft, straffte sie die Schultern und schwor sich, die gemeinen Lästereien der Kolleginnen einfach zu ignorieren.
Gerade als sie aufstand um ihren Tisch noch aufzuräumen, klingelte das Telefon. Sie ignorierte es einfach und räumte einfach weiter auf. Im nächsten Moment ging der Anrufbeantworter an. Als sie die Stimme des Anrufers vernahm begann sie zu lächeln.
„Hey meine Rose. Ich weiß das du noch da bist, also geh schon ran. Sonst werde ich dich sehr lange nerven. Und das ist ein feierliches Versprechen. Ich meine es absolut todernst.“ Sie wurde ein wenig sauer, da auch er anscheinend der Auffassung war, dass sie nur von morgens bis abends arbeitete. Weswegen er wohl auch im Büro anrief und nicht auf dem Handy. Nun völlig genervt verdrehte sie die Augen. Da klingelte das Telefon erneut. Also eins musste man Tala ja lassen. Was er versprach, das hielt er auch. Also nahm sie nach dem vierten Klingeln endlich ab.

„ Ahhh….Ich wusste doch das ich recht habe. Hast wohl Angst das ich dich ewig nerven werde“, begann er sogleich. Anne seufzte kurz.
„Ich kenn dich halt mein Wolf. Was haste denn, das du um die Zeit noch anrufst?“
„ Du hast mir doch vor einiger Zeit erzählt, dass du bald Urlaub hast. Naja ich dachte wir verbringen ihn mal wieder zusammen!“
Sie sagte nichts und überlegte einen Moment. Verlockend klang es ja wirklich.
„Mhh….ja das klingt wirklich toll. So wie ich dich kenne haste auch schon etwas vor, nicht wahr?“
„Jupp. Kennst mich halt zu gut. Also, meine Freunde und ich haben ein Haus an einem wunderschönen See gemietet und ich will das du mitkommst.“
Wieder eine kurze Stille.
„Und was sagen deine Freunde dazu?“
„Ach die freuen sich. Besonders Hilary und Mariah, weil sie weibliche Verstärkung bekommen. Sag schon ja. Bitte bitte. Ich flehe dich an meine kleine Rose.“ Sein Tonfall war so niedlich, das die 19 Jährige zärtlich lächeln musste.
„Na gut. Du hast gewonnen. Ich werde mitkommen. Wann geht es denn genau los?“
„In drei Wochen wollen wir hin.“
„Ok. Ich werde hinkommen. Mail mir doch bitte die genaue Adresse per Mail. Du weißt ja was ich für ein Orientierungssinn in fremden Ländern habe.“
„Na klar doch. Und denk dran, bei uns ist es sehr warm also nimm nicht zu viele Pullis mit.“ Und schon hatte er aufgelegt. Typisch Tala. Nicht einmal eine Antwort abwarten wenn er hatte was er wollte.

Als sie auf die Uhr schaute wunderte sie sich wirklich. Da hatten sie doch tatsächlich eine ganze dreiviertel Stunde telefoniert. Ebenfalls typisch für ein Telefonat mit Tala. Wenn Anne jetzt noch in die Bar ginge wäre es wie immer, also ging sie nach Hause. Dort angekommen schlug ihr der Geruch des Alkohols, ihres Vaters, schon entgegen. Wie sie das hasste. Heute war der Todestag ihrer Mutter. Schon seit 10 Jahren war er an diesem Tag sturzvoll. Auch ihrem Bruder ging es auf die Nerven. Natürlich vermissten auch sie ihre Mutter doch ging für sie das Leben weiter. Ihr Vater sah es anders. Das ganze Jahr über war er freundlich, munter und fröhlich nur an diesem Tage nicht. Völlig ausgelaugt ging sie in ihr Zimmer.
*Bald bin ich wieder in Japan* ging es ihr durch den Kopf. Ja darauf freute sie sich schon. Sehr sogar.


Drei Wochen später stand sie in Tokio, am Flughafen und schaute in den sonnigen Himmel.
* Ach, wie hab ich das vermisst* war das einzige was sie dachte…Mal sehen was sie hier erwartete…

Kapitel 2... Die erste Begegnung!


Die Freunde, von denen Tala erzählt hatte, waren Tyson, Max, Ray, Kai, Kenny, Mariah und Hilary.
Es war nicht ihr erster Urlaub gemeinsam, jedoch der erste nach den letzten Tunieren. „Also mir gefällt es hier echt gut. Könnte ich mich ja echt dran gewöhnen.“ Tyson war vollkommen aus dem Häuschen. Begeistert strahlten seine Augen.
„Ja ich auch“ stimmte auch Max strahlend zu. Kai stand nur an der Wand und schien völlig unbeteiligt. Er lehnte sich wieder vor und setzte sich auf die erste Couch des Wohnzimmers. So sahen sich die übrigen das Haus an. „Man, ist das ein tolles Haus. Ich glaub es nicht das wir es bekommen haben.“ Ray, war ebenfalls beeindruckt von dem Ganzen. Zärtlich legte er einen Arm um seine Freundin Mariah.
„ Ja das ist schon ziemlich geil. Und der Garten sieht genauso geil aus. Habt ihr gesehen dass wir sogar einen Pool haben??? Ich frag mich bloß warum ein Zimmer zu viel ist. Wir haben doch extra angegeben wie viele wir sind.“ Überlegte Max laut. Seine blonden Haare wehten in der leichten Brise, de genau in diesen Moment hinein kam.
„Ach ist doch egal. So können wir noch ein paar Mädels einladen, hihihi“ kam es von Tyson.
„Ganz bestimmt nicht Max. Wir sind hauptsächlich hier um zu trainieren. Das scheinst du schon jetzt zu vergessen. Das gibt extra Runden gleich morgen früh.“ Fuhr Kai gleich wütend dazwischen.
„Ach Kai, nun sei doch nicht gleich so. Wir werden doch wohl zwischendurch ein wenig Freizeit haben oder etwa nicht?“ Tyson sah seinen Teamleader mit einem Dackelblick an. Keine 2 Sekunden später taten Max und Ray es ihm nach. Kai seufzte schwer.
„Klar habt ihr Freizeit. Beim Essen und Schlafen.“ Grinste er leicht.
„Och Menno, Kai ey. Das kannst du doch nicht wirklich ernst meinen. So kalt kannst nicht einmal DU sein.“ Tyson war den Tränen nahe.
„Gib dir einen Ruck, mein lieber Kai“ kam es von Max.
„Trotzdem wüsste ich gerne was es mit den Zimmern auf sich hat“ sagte Hilary um das Ganze zu entschärfen.
„ Ähm …ich glaub, ich glaub das kann ich wohl erklären…ich habe meine beste Freundin auch zu uns eingeladen.“ Gab nun Tala kleinlaut von sich. Kai konnte sich ein kleines Schmunzeln einfach nicht verkneifen.
„ Hey Kai was ist denn jetzt so lustig?“ Kais lächeln war ein ungewohnter Anblick. Natürlich wusste dieser was Tala getan hatte. Allerdings kannte er das Mädchen noch nicht. Aber Tala schwärmte von ihr, als sei sie ein Engel.

„Wieso hast du es uns nicht vorher gesagt? Dann brauchen wir doch viel mehr essen.“ Meldete sich Tyson zu Wort. Lautes Lachen kam von allen Seiten.
„Was denn?“ fragte dieser verwirrt. Ray tätschelte ihm den Kopf und sagte nur:
„ Du und dein Essen. Hahaha!!!“ jetzt verstand auch Tyson es und lachte über sich selbst. Kai wurde das alles zu viel und er ging die Treppe hoch in sein Zimmer. Hilary verdrehte die Augen und sah Kai nach
* Die werden sich niemals ändern* dachte sie lächelnd.
„Wie sieht sie denn aus?“
„Wie alt ist sie?“
„Wie heißt sie?“ riefen Max, Tyson und zur Verblüffung aller auch Kenny aufgebracht. Eigentlich war der Kleinste der Gruppe, niemand der was mit Mädchen am Hut hatte. Zu sehr war er mit seinen Technikkram beschäftigt.
„Hey, ganz ruhig Jungs. Ich erzähl euch ja alles. Aber nur wenn ihr nicht die ganze Zeit durcheinander brüllt.“ Brachte Tale sie zum Schweigen.
„Also ihr Name ist Angelica Maria Kamu. Sie ist 19 und echt zauberhaft. Hat lange, blonde Haare und grüne Augen. Außerdem ist sie eine extrem gute Bladerin und kann wundervoll singen.“ Ray bemerkte bei
Erzählungen des Russen, wie dessen Augen anfingen zu strahlen.
*Mhm…das könnte interessant werden.* schmunzelte Ray.
„Ray du wirst das Kochen übernehmen.“ Versuchte Hilary sich lautstark bemerkbar zu machen, da Max, Tyson und Kenny immer noch dem armen Tala mit Fragen bombardierten.
„Oh jaaaaaa!!!!“ kam es von den dreien.
„Ihr drei werdet als erstes Mal eure Sachen auspacken. Gott sei Dank hat jedes Zimmer ein eigenes Bad. Da hat Mr.Dickenson ganz Arbeit geleistet und echt keine Mühen für uns gescheut, hahaha. Und nun los Jungs. Hopp, hopp. Wir wollen doch unseren Lieblings Kühlschrank nicht verärgern, oder Jungs?“
Mit Lieblingskühlschrank, war ihr Teamchef Kai gemeint. Er wirkte immer kühl und etwas arrogant. Doch kam es hart auf hart, war er der erste, der seine Freunde verteidigte. Zudem war er Halbrusse und hatte schon einiges erleben müssen in seinen 23 Jahren.
„Ja stimmt. Sonst bekommen wir alle noch extra Runden.“ Die drei rannten im Eiltempo nach oben. Nun mussten sie nur noch klären wer welches Zimmer bekommen sollte. Allen war klar dass Kai gleich das erste Zimmer an der Treppe genommen hatte. So konnte er leichter auch mal abhauen, wie alle wussten.
Da ging unten die Tür auf und Tysons großer Bruder Hiro betrat das Haus.
„Hallo Leute.“ Begrüßte er sie lächelnd. Schnell war die Frage nach den Zimmern vergessen und Tyson sprang seinem Bruder um den Hals.
„Was machst Du denn hier?“ wollte er wissen, den Tränen nahe.
„Kai meinte es wäre gut für euch noch einen Trainer zu haben!!“
„ Oh man!!!“ Stöhnte Tyson genervt. Schnell ließ er Hiro los und sah genervt nach oben.
„Vor allem Tyson hat es wieder mal nötig!“ war Kais Stimme von oben zu vernehmen. Nun lachte Hiro. „Jungs ich hab euch doch gesagt ihr sollt eure Taschen auspacken.“ War Hilarys Stimme aus dem Wohnzimmer zu hören.
„Los Jungs. Ihr habt die Dame gehört“ schmunzelte Tala. Er hatte sich längst ein Zimmer rausgesucht, gegenüber von Kais. Ganz gefließendlich ließen sie das Zimmer neben Kais frei, ohne daran zu denken dass ja dann Talas beste Freundin dort wohnen müsste.


„Hey Leute. Essen ist fertig. Hände waschen und dann wird gefuttert!“ hörte man nach zwei Stunden Ruhe, Ray aus der Küche schreien. Selbstverständlich war Tyson der erste, der erschien.
„Also wenn es du kochst ist selbst der Geruch ein Hochgenuss, mein Lieber.“ Sagte nun auch Hilary. Kai erschien als letzter am Tisch.
„Was hast du denn die ganze Zeit gemacht, Kai?“ wollte Max wissen, als alle mit dem Essen fertig waren. „Euren Trainingsplan erarbeitet!“ grinste er.
„Och nööööööööööö. Das ist doch wohl nicht dein ernst. Ich dachte wir machen Urlaub hier.“ Rief sofort Tyson in die Runde. Er schüttelte seinen Kopf, wobei seine blauen Haare hin und her schwangen.
„Ja, das könnte euch so passen. Auf der faulen Haut liegen und dann beim nächsten Turnier in den Entscheidungsrunden rausfliegen.“ Kai sah ihn eiskalt an. Natürlich kannte Tyson ihn nicht anders und war keinesfalls eingeschüchtert.
„ Haha. Als wenn wir verlieren könnten. Solange du bei uns bist können wir doch nur siegen. Und erst recht solange wir alle zusammen halten.“ Kai stand auf und ging ohne ein weiteres Wort.
„Na ganz toll Tyson. Jetzt hast du ihn wieder vergrault! Der arme Kai“ Mariah sah ihn vorwurfsvoll an. Er musste sich eingestehen dass Kai ja Recht hatte. Es war nicht gut nur zu faulenzen. Aber er musste doch nun wirklich nicht noch am Ankunftstag damit beginnen.


Kai war währenddessen am nahe gelegenen See angekommen.
*Ziemlich viele Kids hier* war sein erster Gedanke. Dann wurde er auf eine recht interessant aussehende Szene aufmerksam. Naja, aufmerksam wäre das falsche Wort. Eigentlich war das Ganze nicht zu überhören, selbst wenn man taub war. Ein Mädchen mit etwa schulterlangem Haar saß auf einer Bank und wurde von einer Gruppe Jungs belagert. Erst wollte er sich abwenden, doch ihre Stimme ließ ihn innehalten. Er hörte den gleichen Ton heraus, wie er ihn hatte. Völlig eisig. Wie sie da saß erinnerte sie ihn ebenfalls an sich selbst. Doch ihre Augen faszinierten ihn am meisten. Solch eine Farbe hatte er noch nie gesehen. Jedenfalls nicht bei der echten Farbe. Also trug sie vermutlich Kontaktlinsen. Das ließ ihn vermuten, dass die ziemlich einbildet war.
„Ach komm schon, Süße. Du willst doch auch mit mir ausgehen. Nur ein wenig die Gegend unsicher machen.“
„Ich habe NEIN gesagt. Und nun verzieh dich in dein Rattenloch, aus dem du gekrochen bist.“ Ihr Gesicht zeigte nur ihren Unmut über so viel Dreistigkeit. Obwohl sie ihn eben schon abgewiesen hatte, wollte er einfach nicht gehen. Anne war genervt ohne Ende. Tala hatte sie natürlich nicht abgeholt, wie er es versprochen hatte.
„Ich weiß doch dass du es auch willst. Zier dich doch nicht so.“
*Noch aufdringlicher geht es doch echt nicht mehr* dachte sie.
„Kannst du Bladen?“ Er war mehr als nur überrascht, dass sie ihm solch eine Frage stellte.
„Worauf du einen lassen kannst, Puppe!“ erwiderte er überheblich und stellte sich aufrecht hin.
„Gut. Dann bladen wir drum, ob ich mit dir ausgehe oder du mich endgültig in Ruhe lässt.“
„Einverstanden. Also haben wir dann ein Date hahaha.“ Lachte er zu selbstsicher.
Kai wollte es sich nicht entgehen lassen. Gelassen lehnte er sich gegen einen Baum und beobachtete das Geschehen. Das Mädchen und der Schleimbolzen stellten sich in die Position und ließen ihre Blades los. Kai sah sofort dass sie mit ihm nur spielte. Schon nach nur einer Minute lag sein Blade neben ihm und drehte sich nicht mehr.

„Wie hast du das gemacht?“ fragte er schon fast unter Tränen.
„Ich sag nur können. Du musst noch viel mehr üben. Sehr viel mehr sogar. Und nun verzieh dich endlich. Wir hatten eine Abmachung.“
„Ja schon gut. Aba ich weiß das wir uns wiedersehen werden. Darauf wette ich.“ Kopfschüttelnd sah sie ihm nach wie er von ihr weg rannte.
Nun kam schon wieder jemand auf sie zu, wie sie aus dem Augenwinkel wahrnahm. Als sie sich zu diesen jemand umdrehte, setzte ihr Herz einen Moment einfach aus. *Man sieht der gut aus. Mit dem würde ich sofort ausgehen* Er blieb vor ihr stehen und sah sie in ihre Augen. Anne hatte das Gefühl sich in seine zu verlieren.
„Ich wette du bist Angelica Maria Kamu“ Seine Stimme klang so kalt. Und erst im zweiten Moment wurde ihr bewusst das er ihren Namen kannte. Sein prüfender Blick und sein unmissverständlicher Ton setzten Anne zu.
„Ähm …ja bin ich. Und wer bist und woher kennst du mich?“ Die einzige Antwort die sie daraufhin bekam war
„Tala“ Er stellte sich aber keineswegs vor. *Was für ein arroganter Kerl. Und so völlig ohne Manieren* „Komm mit. Ich bring dich zu ihm.“ Sagte er noch bevor er selbst ging ohne eine Antwort ihrerseits abzuwarten. *Na das kann ja noch lustig werden mit solch einem.* dachte sie noch ehe sie ihm folgte.
Die anderen waren alle ihm Garten als sie Kai kommen sahen. „Hey Alter, wo warst du denn jetzt schon wieder. Wir dachten da….“ Tyson verstummte als er ein ihm unbekanntes Mädchen hinter Kai sah. Und schon stürmte Tala an allen vorbei, auf das Mädchen zu. Er hob sie hoch, wobei sie ihre Arme um ihn schlang, und er wirbelte sie im Kreis drehte.
„Ich hab dich so sehr vermisst, meine kleine Rose.“
„Ich dich noch viel mehr, mein Wölfchen hihi“ Nun konnten sich auch die anderen denken, wem sie hier vor sich hatten…

Kapitel 3...Das Kennenlernen!!!


Tala ließ Anne runter und nahm ihre Hand.
„Es ist so toll, dich hier zu haben“
„Ja ist echt schön hier. Sag mal, hast du nicht was ganz wichtiges vergessen, liebster Tala?“ fragte sie honigsüß.
„Ähh…was denn?“ unbehaglich trat er von einem Fuß auf den Anderen.
„Na zum Beispiel…MICH ABHOLEN DU VOLLPFOSTEN. Weißt du eigentlich, wie lange ich am Flughafen gewartet habe??? Du wolltest mich doch abholen.“ Vorwurfsvoll sah sie ihn an.
„OH nein. Das habe ich ja total vergessen in der ganzen Aufregung. Du hättest echt nochmal anrufen sollen.“ Versuchte er sich zu verteidigen, wobei ihm allerdings sofort klar wurde, wie wenig es nützen würde.
„Wenn du mal auf dein Handy schauen würdest, wüsstest du dass ich das bestimmt 1000-mal versucht habe.“ Kopfschüttelnd sah sie ihn an.
Es war doch echt immer das gleiche mit Tala. Er war einfach viel zu beschäftigt. *Ich sollte mir einen anderen besten Freund suchen. Aber dann könnte ich an sonst wem landen. Nein, ich muss es wohl mit ihm aushalten.* lächelnd blickte sie an ihm vorbei. Erwartungsvolle Blicke lagen auf ihr. Augenblicklich besserte sich ihre Stimmung und ihr Lächeln wurde noch herzlicher.* Ja die sehen echt super nett aus. Es wird also doch ein sehr entspannter Urlaub. Naja bis auf den einen Typen vorhin*
Mittlerweile standen die andere hinter Tala und lauschten gespannt.
„Na denn stell mich wenigstens endlich vor.“ Bei ihrem „Befehl“ musste er schmunzeln. Niemand anderes dufte so mit ihm reden ohne das er was tat. Doch sie war halt seine kleine Rose, die er schon immer geliebt hatte. Er würde alles für sie tun.
„Na dann mach ich das mal selbst. Hallo. Ich bin Anne. Freut mich sehr euch kennen zu lernen.“ Er hatte offensichtlich zu lange geträumt. Sie war aber auch einfach zu ungeduldig mit ihm.

„Hi Anne. Wir haben dich schon erwartet. Viel hat Tala allerdings nicht über dich erzählt. Er hüllt sich in Schweigen.“ Begrüßte Hilary sie als erstes. Die anderen folgten nach. Nur Kai war nirgends zu sehen.
„Und wer ist der Typ der mich hergebracht hat?“
„Ach das ist nur unser Lieblings Kühlschrank. Der strenge Kai Hiwatari.“
„Wohl eher der wortkarge. Nicht mal alleine hat er sich vorgestellt. Was für Manieren der hat ey.“
„Ja so ist er halt. Aber nun erzähl wie der Flug war und alles andere. Vor allem wie deine neue Arbeit ist. Am Telefon vor drei Wochen hast du dich nicht so begeistert angehört.“ Meinte Tala dann.
Sollte sie ihm wirklich erzählen, was ihre Kollegen von ihr hielten? Nein, entschied sie sich. Diese Blöße wollte sie sich nicht geben. Also erzählte sie nur ein paar Kleinigkeiten. Dass es ihr gefiel, dass sie sich wohl fühlte, und vor allem das das Gehalt stimmte. Tala und vorfallen die anderen, die ihr ja völlig fremd waren, brauchten nicht mehr wissen. Sie gewöhnte sich schnell an die vielen unterschiedlichen Charaktere der Gruppe.
Vor allen mit Ray verstand sie sich super. Er war ja auch ein ganz lieber und zeigte sich von seiner allerbesten Seite. Er war Chinese und sah verdammt gut aus. Sie erfuhr auch dass er mit Mariah zusammen war und dass diese sogar schon schwanger war. Auch Anne wünschte sich irgendwann eigene Kinder. Doch wie sollte das gehen wenn sie mit ihren 19 Jahren noch nicht einmal Sex hatte. Das war ihr schon ziemlich peinlich. Immer öfter dachte sie an eigene Kinder und eine eigene Familie. Natürlich musste zuerst einmal der richtige Mann in ihr Leben treten. Aber manchmal kam das viel schneller als man dachte. Jemand wie Ray. Aber natürlich war er schon vergeben.
Anschließend ging sie in ihr Zimmer um auszupacken. Nur gut das sie nicht viel warmes eingepackt hatte. Hier war es echt ziemlich warm. Das Zimmer war auch recht hübsch eingerichtet. Ein schöner großer Kleiderschrank, ein gemütliches Bett und ein Schreibtisch mit Stuhl. Am besten gefiel ihr allerdings das sie ein eigenes Bad hatte. *Man was für ein glück das ich Tala Vorschlag angenommen habe. Ich brauch noch nicht mal für die Unterkunft zu bezahlen* sie kicherte leise vor sich hin als sie den Koffer auspackte.

Plötzlich dachte sie an Kai. Er war wirklich ein Stück wie sie selbst. Außer das er noch viel kälter war. Aber anscheinend hatten alle ihn sehr gern, was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte. Und schon meldete sich ihr Magen. Das hatte man davon wenn man das Essen im Flugzeug ausließ. Aber mal ganz ehrlich… Wer isst das Essen dort gern? Ganz genau. NIEMAND. Hoffentlich würde es bald Essen geben.
Ray sollte ja nach der Meinung der anderen sehr gut kochen können. Über Tyson wusste sie auch schon das er wohl ein nimmersatt war. Seufzend stand sie auf und duschte schnell. Da es so warm war entschied sie sich für ein leichtes Sommerkleid, dazu Ballerina und ihre Haare band sie zu einem leichten Pferdeschwanz.
„ANNE!!! Kommst du mal bitte runter?“ Das war ganz eindeutig Hilary. Man die hatte aber auch Lungen. Aber Anstand war das nicht. Einfach so durchs ganze Haus zu schreien. Sie schaute noch mal in dem Spiegel, der neben der Tür an der Wand angebracht war. *Ja jetzt sehe ich wieder ein wenig nach mir selbst aus.* rasch wandte sie sich ab und ging die Treppe runter und in die Küche.
„Was gibs denn?“ wollte sie nun wissen. Da wandte Ray sich zu ihr.
„Ich wollte dich fragen was du lieber isst. Also...?“ erwartungsvoll sah er zu den ganzen Köstlichkeiten. Alles war wunderschön dekoriert. Wie sollte man sich da bloß entscheiden? Ohne lang zu überlegen schnappte sie sich lecker, duftende Paella.
„Sagst du denn andere bitte auch noch Bescheid. Ich wollte dich nur zuerst aussuchen lassen.“
„Na klar doch. Ist echt lieb von dir. Vielen Dank.“ Lächelnd stellte sie ihren Teller auf den Tisch und ging die Treppe wieder hinauf.

Sie begann bei jedem zu klopfen. Als letztes blieb Kais Zimmer. Sie klopfte… und klopfte wieder….keine Reaktion. Sie machte die Tür einfach so auf…und sah Kai auf dem Bett liegen. Er hatte Kopfhörer im Ohr.*AHHH deswegen hat er das Klopfen nicht gehört.* Sie ging zum Bett und beugte sich über ihn. Genau in diesem Moment schlug er die Augen auf. Augenblicklich veränderte sich sein Gesicht. Was gerade noch total entspannt war, wurde nun kalt und abweisend.
„Was machst du hier?“ fuhr er sie harsch an. Total perplex durch den plötzlichen Wechsel seiner Stimmung konnte sie zuerst nichts erwidern.
„Ähm, ich soll dir Bescheid sagen das es essen gibt.“ Er schwang die Beine aus dem Bett und wartete darauf dass sie voran ging. Verwirrt kam sie seiner stummen Aufforderung nach. Kai sah ihr hinterher. Nicht wie sonst mit seinem kalten Blick. Seine Augen wirkten entspannt. Anne hatte es bemerkt, doch sagte nichts. *Soll er doch ruhig gucken *
Sie setzte sich schweigend an ihren Platz. Kai hatte sich auf den einzig noch freien Platz genau neben sie gesetzt. *War ja klar dass es so kommen musste. Solch ein Pech kann wirklich nur ich haben.* dachte sie. Der Duft, der in der Luft hing, ließ ihren Magen erneut knurren. Gott sei Dank waren die anderen zu laut in ihrer Unterhaltung um es zu hören. Sie wollte sich auf das leckere Essen konzentrieren, stattdessen wurde ihr Blick magisch von Kais Händen angezogen.
Sie waren so ganz anders als ihre. Breit, stark, maskulin, mit vielen Narben auf den Knöcheln und Handrücken. Was für ein Mann war er? Und wie war er zu den Narben gekommen? Schnell sah sie wieder auf ihren Teller, doch sie hatte keinen Appetit mehr. Lustlos stocherte sie darin herum
„Es schmeckt dir also nicht!“ stellte Ray nach einer Weile fest. Verwirrt sah sie zu ihm.

„Doch es schmeckt wirklich hervorragend. Aber wegen irgendwas ist mir der Appetit vergangen. Tut mir leid.“ Schnell stand sie auf und stellte den Teller in die Küche. Dann setzte sie sich wieder auf ihren Stuhl. Anne hatte einfach zu gute Manieren. Obwohl sie sich in Gegenwart eines gewissen Menschen echt zusammen reißen musste, um ihn nicht die ganze Zeit an die Gurgel zu gehen. Wie konnte man nur so miese Petrich sein? Naja, es ging sie ja auch nichts an. SIE musste ja nicht mit ihm trainieren.
Die Jungs taten ihr allerdings echt leid. Aber seine Freunde sucht man sich ja ganz von alleine aus. Natürlich wartete Anne bis alle mit dem essen fertig waren. Ohne groß zu fragen begann sie abzuwaschen.
„Das musst du nicht tun. Wir haben einen Geschirrspüler. Und den Rest wasch ich ab!“ sagte Ray, als auch er in die Küche kam. In den Händen, die letzten Teller vom Tisch.
„Ach kein Problem Ray. Das mach ich gerne. Es lenkt mich ein wenig ab. Außerdem ist es mein erster Urlaub seit fast drei Jahren und ich kann einfach nicht so untätig rumsitzen. Oder sogar faulenzen. Haha.“ „Na gut. Aber wenn du die Lust verlierst, hörst du bitte auf und holst mich. Ich werde dann weiter machen“ liebevoll lächelte er sie an. Bei solch einem Lächeln konnte wirklich jede Frau schwach werden. Vielleicht lag es aber auch nur daran das sie noch unschuldig war.
Nach einer knappen halben Stunde war sie endlich fertig. Erleichtert seufzte Anne. *Ich hätte doch Rays Angebot annehmen sollen* Die ganze Zeit war aus dem Wohnzimmer lautes Gelächter zu hören. Sie gesellte sich zu den anderen und ließ sich auf einem Sessel nieder. Eigentlich müsste sie am Laptop noch einiges für ihren Chef schreiben, doch heute hatte sie das Gefühl keinen Finger mehr rühren zu können. Anne seufzte wieder schwer.

„Was hast du denn?“ wollte Mariah mitfühlend wissen.
„Ach ich bin nur etwas müde. Ich glaub heute werde ich nicht mehr alt, wie man so schön sagt.“
„JA ich kann dich sehr gut verstehen. Mit mir ist heute nichts anzufangen. Diese Übelkeit am Morgen ist aber noch das kleinste Übel. Obwohl der Bauch noch nicht einmal zu sehen ist, habe ich das Gefühl 10 Tonnen schwerer schon zu sein.“
Sanft strich die Rosahaarige über ihren Bauch. Anne guckte ihr dabei etwas neidisch zu. Das musste wirklich herrlich sein. Ein neues Leben in sich zu tragen. Aber bei ihr selbst würde es noch Jahre dauern diese Erfahrung zu machen. Wie sollte man auch ohne Mann schwanger werden. Und im Moment wollte sie eigentlich auch keinen festen Freund. Und natürlich auch keinen Ehemann. Ohne Heirat würde sie aber auch kein Baby wollen. Dafür hatte sie schon oft genug sehen müssen wie schwer es war als alleinerziehende Mutter.
„Wie weit bist du denn jetzt?“ fragte sie wirklich interessiert.
„Ach erst in der 7. Woche. Das wird also noch ewig dauern.“ Verliebt sah sie Ray an der neben ihr saß. Auch er sah seine Mariah verliebt an. *Was die beiden doch für ein Glück haben. Und sie passen super zusammen.*
„Wo ist denn euer Lieblings Kühlschrank schon wieder hin?“ Ganz natürlich verwendete Anne diesen Spitznamen ebenfalls für Kai.
„Der ist bestimmt irgendwo trainieren. Dabei ist er doch schon unschlagbar.“ Konnte man Tyson hören, doch er sah nicht vom Bildschirm weg.
„Achso.“ Sie sah Tala fragend an und er zuckte nur die Schultern.
„ Naja, ich werde auch mal ins Bett gehen. Der lange, ungewohnte Flug hat wohl so was wie einen Jetlag verursacht. Ich wünsche euch eine gute Nacht. Schlaft schön.“ Herzhaft gähnte sie.
„Du auch“ war es aus allen Richtungen zu hören. Ray entging nicht der Blick den Tala ihr beim Gehen zuwarf. *Warum er wohl nichts sagt* dachte Ray deprimiert.
Auch er sah Anne nun hinterher. In dem Kleid sah sie wirklich wie ein kleiner Engel aus, oder besser wie eine kleine Rosenblüte. Tala hatte schon sehr recht mit seinem Spitznamen für sie. Bei jedem Schritt wippte ihr Pferdeschwanz hin und her. Aus einer kleinen Rosenblüte kann schnell eine volle Rose werden. Und die hat bekanntlich scharfe Dornen. Dann war sie außer Sichtweite und man hörte noch ihre Tür.
*Es wird wohl noch einiges passieren. Ich hoffe es gibt dann kein Stress sondern nur ein Happy End* Rays Gedanken wurden jäh unterbrochen.
„Ich glaub, ich sollte auch ins Bett. Bin so dolle Müde. Ich hoffe das stört dich nicht Schatz?“
„Nein natürlich nicht. Ich werde auch gleich ins Bett gehen. Schlaf schön Engel. Und träum was Schönes!“ „Ja du auch.“ Liebevoll gab Mariah ihn einen Kuss auf dem Mund bevor sie auch ebenfalls verschwand.

Kapitel 4...Nächtliches!


Anne war in ihrem Zimmer und wusste nicht so recht was nun. Sie war zwar etwas schlapp aber keinesfalls so müde das sie jetzt schon schlafen könnte. Es war ja auch erst kurz nach acht. Arbeiten am Laptop war ihr jetzt auch zu dumm. Sie entschied sich für ihre zweite Lieblingsbeschäftigung: singen. Eilig suchte sie ihren MP4- Player, steckte schnell die Kopfhörer ins Ohr, und als die ersten Töne eines ihrer geliebten Lieder kamen, begann sie zu singen.
Natürlich nur leise damit es niemand bemerkte. Befreit atmete sie lange aus. Singen konnte sie so sehr entspannen. Genau wie ein guter Bladekampf. Obwohl diese beiden Sachen Welten trennte. Außerdem war es nicht mehr dasselbe ohne ihre Mutter. Bedacht begann sie nun auch noch zu tanzen. Tanzen konnte man viel besser mit dem bladen vergleichen. Für Anne war jeder Kampf auch ein wundervoller Tanz.
Schwungvoll drehte sie sich um die eigene Achse. Ihre Arme dabei einladend nach oben gerichtet. Ihre Stimme wurde etwas lauter. Anne vergaß alles um sich herum. Nach einer Weile war sie erschöpft und legte sich ins Bett. *Hoffentlich träume ich nicht wieder* war das letzte an das sie dachte. Sie hatte Angst vor dem schlafen… immer wieder sah sie ihre Mutter. Ihre wundervolle, liebe, hübsche……TOTE Mutter.
Vor ihrem Zimmer stand Kai. Er wurde von ihrer Stimme geweckt. Diese hatte ihn zunehmend verzaubert und er musste einfach sehen was sie tat. Leise hatte er die Tür geöffnet und Anne beobachtet, wie sie sich anmutig drehte. Es hätte ihn selbst nicht gewundert, wenn er jetzt wirklich Flügel an ihr gesehen hätte. Das Kleid umspielte ihre nackten Beine bei jedem Schritt. Ihre Brust hob und senkte sich bei jedem Ton. Sie war entspannt und doch konzentriert.
*Wenn sie so beim bladen wäre, hätten wir es echt schwer. Ich würde gerne gegen sie antreten, um zu sehen wie sie es umsetzten kann* Ja, er dachte wirklich an einen Kampf mit ihr, zwar hatte er sie am See kämpfen sehen, aber ihr Gegner konnte nicht ansatzweise ihr Potenzial zu Tage bringen. Leise schloss er die Tür wieder und machte sich auf dem Weg zum See. Dort konnte er am besten nachdenken.

Unruhig wälzte sie sich hin her. Und wachte nach kurzer Zeit schweißgebadet auf. *Natürlich träume ich wieder. Hoffentlich hab ich nicht geschrien und auch niemanden geweckt.* Die Blondine hatte sich mit ihren Sachen aufs Bett gelegt. Sie verfluchte sich und sprang hastig vom Bett. Das Kleid war eine Erinnerung an ihre Mutter….hoffentlich hatte sie es nicht zu sehr verknittert.
Schnell suchte sie ihren Lieblingsrock und ein Top aus ihrer Tasche und legte das Kleid vorsichtig über den Stuhl. Danach schnell noch ihre Ballerina wieder anziehen und schon ging sie aus dem Zimmer. Im Haus war es, bis auf das Ticken der Uhr, totenstill. Leise schlich sie zur Tür und trat hinaus. Die Nachtluft wehte ihr angenehm kühl entgegen. Gott sei Dank war es jetzt kühler als vorhin. Tja, so war es halt im Sommer.
*Wie spät es wohl ist? Ich habe gar nicht auf die Uhr gesehen.* leichte Panik überkam sie und jagte ihr eisige Schauer über den Rücken. Die Bäume hatten etwas magisches und beängstigendes an sich. Anne lief los. Einfach nur ziellos. Doch nach wenigen Minuten stand sie am See. Der Mond spiegelte sich im Wasser und jedes Mal wenn ein Fisch an die Oberfläche kam glitzerte das Mondlicht auf der Oberfläche.
*Ein schöner Platz ist es hier wirklich. Hier könnte ich es für immer aushalten* dachte sie verträumt lächelnd. Dann erregte etwas ihre Aufmerksamkeit. In einiger Entfernung saß jemand auf einem Felsen am Wasser. Der Kopf war nach unten gebeugt. Anne beschloss hin zu gehen. Als sie immer näher kam erkannte sie die Person. Es war Kai.

„Was machst du denn hier so ganz alleine?“ sie fragte nur leise um ihn nicht zu erschrecken.
„Geht dich nichts an. Geh ins Haus und schlafe“ meinte er nur barsch und sah dabei nicht einmal auf.
„Ich kann ja wohl selbst entscheiden wann ich wohin gehe und was ich wann mache. Wie kann man nur so sein wie du. Das muss doch sehr schwer sein.“ Anne stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn zornig an.
„Ja… das ist es!“ Anne war völlig verdutz, dass sie tatsächlich eine Antwort bekommen hatte.
„Du tust mir in diesem Fall nicht leid. Du könntest es doch ändern.“ Versuchte sie nun milde. Ihre Wut war vollkommen verraucht.
„Nein“ meinte er nur und sah auf.
Unentschlossen Was sie nun tun sollte, dachte sie kurz nach.
„Darf ich mich zu dir setzten?“ Wie erwartet, bekam sie nun wieder keine Antwort. Er nuschelte nur etwas auf Russisch. Schweigend setzte sie sich neben Kai. *Von der Seite sieht er ja sogar noch cooler aus, hihi. ….OH weih. An was denk ich denn eigentlich? Ich kenn ihn doch erst seit heute.* nachdenklich blickte er auf den ruhigen See. Keine Spur von Kälte war in seinem Blick zu erkennen. Wahrscheinlich war er nur so, wie das Leben zu ihm war. Aber er hatte doch wunderbare Freunde.
So saßen sie eine gefühlte kleine Ewigkeit neben einander und sahen beide schweigend aufs Wasser. *Man kann also doch mit ihm auskommen. Auch wenn es nur schweigend ist.* Immer wieder gingen ihre Gedanken zu Kai. Er faszinierte sie, auf eine Weise die ihr selbst unheimlich war. Alleine seine ganzen Stimmungen, waren merkwürdig und wenig Vertrauens erweckend.
„Hast du Lust gegen mich zu kämpfen?“ durchbrach plötzlich Kai die einvernehmliche Stille. Verwirrt sah sie ihn an. Genau in seine Augen. Und wieder hatte sie das Gefühl sich darin zu verlieren.
„Ähm…meinst du jetzt gleich?“ fragte sie noch immer verwirrt und blinzelte ein paar Mal.
„Klar.“ Er stand auf und reichte ihr die Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen. *Wie nett er auch sein kann*
„Also ja oder nein? Vielleicht traust du dich ja auch einfach nur nicht.“ *Von wegen nett. Ich sollte meinen Kopf mal wieder untersuchen lassen.* Etwas verärgert sah sie ihn an.
„Klar kämpf ich gegen dich. Ich habe vor nichts und niemanden Angst.“

Sie stellten sich in einigen Abstand zueinander auf.
„3….2….1…let it rip“ riefen Beide gleichzeitig und ließen ihre Blades los. *Der ist ziemlich gut. Da muss ich sehr aufpassen.* dachte sie, als sie einen Angriff ausweichen musste. Schnell parierte sie den nächsten. Allerdings war sie eigentlich nur dabei sich die ganze Zeit zu verteidigen. Ein Angriff würde unter diesen Umständen sehr schwer werde. Sie setzte alles auf eine Karte und griff an. Kais Dranzer wich geschickt aus und war sogleich hinter ihrer Sera. *Das scheint ausweglos zu sein* dachte sie deprimiert. Dranzer drehte immer mehr auf und gewann an Schnelligkeit. Wohingegen Sera langsamer wurde.
Sie sahen sich direkt in die Augen. Anne sah ihn traurig an. Kai sein Blick war nicht zu beschreiben. Eigentlich dachte sie er würde genauso kalt gucken wie immer, aber etwas anderes was sie nicht beschreiben konnte, lag darin. Verwirrt sah sie nach unten. *Was macht er nur mit mir?*
„Lass uns endlich weiter machen.“
„Na klar doch.“ Sie atmete schwerer. Für Kai schien es keine Anstrengung zu sein. Er war ja auch einer der allerbesten überhaupt. Gegen einen solchen Gegner war sie machtlos. Noch einmal versuchte Sera anzugreifen. Dranzer wich wieder aus und griff seinerseits an.
Sera flog haarscharf an Annes Gesicht vorbei und blieb in einem Baum stecken. Fassungslos ging Anne zu Sera und befreite sie aus dem Baum. *Ich fass es nicht. Ich hatte gar keine Chance. Nicht einen kleinen hauch.* Traurig sank sie zu Boden. Eine Träne rollte über ihre Wange. Sie hatte schon ewig nicht mehr verloren. Es war wieder ein ganz neues Gefühl. Kai trat an ihre Seite.
„ Du bist zu sehr von dir selbst überzeugt. Denkst, du könntest einfach alles. Aber eigentlich bist du sehr unsicher. Das solltest du schleunigst ändern, sonst wirst du noch viel öfter verlieren. Gegen einen von uns hast du absolut gar keine Chance. Ab morgen wirst du mit uns trainieren.“ Anne blickte zu ihm auf.
„Ja. Ich glaube du hast recht.“ Gemeinsam gingen sie wieder zurück.

Annes Gedanken drehten sich nur um den Kampf und Kais Worte danach. Sie war wirklich unsicher. Was daran lag, das ihre Mutter ihr das bladen gezeigt hatte. Seit deren Tod hatte sie nie wieder trainiert. Und auch Sera hat sie nie wieder rausgeholt. Zu schmerzhaft wären die Erinnerungen wenn Anne ihre Sera sehen würde.
Anne war so in Gedanken, dass sie gar nicht bemerkte, wie sie am Haus ankamen. Auf der Veranda stand jemand. Er hatte Ähnlichkeit mit Tyson.
„Hi Kai. Wo kommst du denn her?“ fragte Hiro.
„See. War trainieren.“ Kam die einsilbige Antwort.
„Und wer ist das?“ dabei zeigte er auf Anne.
„Frag sie doch selber“ erwiderte Kai genervt. Er ging bereits ins Haus.
„Haha. Ok also hallo. Ich bin Hiro.“ Stellte dieser sich freundlich vor.
„Hallo. Ich bin Anne. Tala hat mich eingeladen“
„Ahhhh. Dann bist du die kleine Rose.“ Begeistert grinste er.
„Ja genau. So nennt er mich. Auch wenn ich nicht verstehe wieso. Ich sehe einer Rose doch kein bissel ähnlich.“
„Vielleicht ja wegen deiner natürlichen Schönheit“ lächelnd strich er über ihre Wange. Errötend sah sie Hiro an. *Man der hat ja auch so ein bezauberndes Lächeln, wie Ray. Wenn alle von Talas freunden so lächeln, hab ich ein Problem.*
„Achja, ich bin übrigens auch der Bruder von Tyson. Du solltest aber jetzt mal lieber schlafen gehen. Es dauert nicht mehr lange und die Sonne wird schon aufgehen.“ Als er dies sagte, sah er zu den Bäumen, welche das ganze Grundstück umgaben.
„So spät ist es schon??? Das habe ich gar nicht bemerkt. Sie haben Recht. Bis später“
„Nicht sie sondern du, kleine Rose.“ Rief er ihr noch nach bevor sie ganz ins Haus verschwand.
„Ok, Hiro.“ Freudestrahlend lächelte sie ihm zu.

So so. das war also Talas Rose. Ja er konnte gut verstehen, warum er ihr den Namen gegeben hatte. Und er hatte auch Kais Blick bemerkt. *Unser Kühlschrank könnte bald tauen, hab ich so das Gefühl. Das wird lustig werden.* Schmunzelnd ging er durch Garten. Hiro hatte sich bei der Arbeitsverteilung, für die Sicherheit angemeldet. Ein paar Mal umrundete er das ganze Grundstück noch. Dann ging auch er wieder ins Bett.
Lächelnd ging die 19 Jährige in ihr Zimmer und legte sich ohne ausziehen ins Bett. Nach dem Aufstehen würde sie eh duschen gehen. Viel Zeit zum schlafen blieb ja wirklich nicht mehr. Es war doch schon um kurz nach drei. Und wieder glitten ihre Gedanken zu dem Kampf mit Kai. Er hatte sie total fertig gemacht und das ohne große Anstrengung. Anscheinend hatte sie das angebotene Training bitter nötig. Dabei hatte sie nicht mal etwas anzuziehen fürs Training.
Anne konnte ja unmöglich mit einem Rock trainieren. Tja, das kommt davon wenn man zu faul ist. Aber eigentlich war sie es ja nicht. Traurig sah sie ihr Blade an. *Ach Sera. Es tut mir so leid. Ich weiß nicht ob ich schon so weit bin. Aber ich verspreche dir dass ich mein Bestes geben werde. Dann kannst du bald wieder ganz bei mir sein. Ich vermisse dich so sehr.*


Kapitel 5... Training


Der nächste Morgen kam wirklich viel zu früh für Anne. Hundemüde nahm sie ihr Handtuch, neue Sachen und ging sie ins Bad. Mit noch halb geschlossenen Augen zog sie sich aus und stieg in die Duschkabine. Zuvor hängte sie das Handtuch daneben an einen Haken. Nun stellte sie den Hahn auf komplett kalt. Dann schloss sie die Tür und zog den Hahn nach oben. Das eiskalte Wasser traf sie wie ein Schlag.
Zuerst stockte ihre Atmung und dann schrie sie.
„AHHHHAHH!!!!“ Der Schrei war im ganzen Haus zu hören. Hiro war als erstes bei ihr.
„Was ist denn passiert, Anne?“ fragte er und bekam als Antwort einen Lappen ins Gesicht.
„Raus hier. Ich bin nackt!“ Anne schnappte sich ihr Handtuch und wickelte sich schnell ein. Ja jetzt war sie wirklich wach. Auch wenn es eine ziemlich brutale Methode war. Hastig zog sie sich an und ging ins Zimmer. Alle, außer Kai, erwarteten sie und sahen sie interessiert an.
„Was ist denn nun passiert?“ wollte Hiro wissen.
„Ach, ich hab das Wasser nur zu kalt gestellt. Könntet ihr jetzt bitte das Zimmer verlassen? Denn falls es noch keinem aufgefallen ist….ich bin nur mit einem Handtuch bekleidet“ erklärte Anne etwas außer Atem.
„Morgen Schlafmütze.“ Kam es nur schmunzelnd von Hilary. Anne erwiderte nichts und murmelte verlegen ein
„Morgen“ zurück! Ihr war es peinlich, dass man sie so halb nackt sah.
Naja sie hatte sehr schlecht geschlafen und schon schossen ihr wieder die Worte von Kai durch den Kopf, als sie ans Training gleich dachte! Die anderen gingen schnell wieder. Auch ihnen war es nicht angenehm, Anne so zu sehen. Natürlich wenn man von ein paar Ausnahmen mal absah.
Hilary wollte gerade das Zimmer wieder verlassen, als Anne einfiel das sie eine Hose brauchte!
„Hilary warte mal kurz! Ich habe ein Problem!“, Hilary machte auf dem Absatz kehrt und guckte Anne verdutzt an!
„Ja wie kann ich dir helfen?“
Schamesröte stieg ihr ins Gesicht!
„Naja ich habe keine Hose bei die fürs Training angemessen wäre, aber ich will auch nicht in einem Rock zum Training, wenn du weißt was ich meine!“
Anne befürchtete schon, dass Hilary sie gleich auslachen würde, aber sie lächelte sie nur an.
„Ach mach dir doch keine Sorgen, ich hab genug Hosen bei! Wie gesagt, wenn du was brauchst dann sag es uns einfach okay!?“

Liebevoll lächelte Anne zurück.
Hilary war super nett und sie war echt verdammt herzlich!
*Vielleicht könnten wir alle gute Freunde werden, naja bis auf diesen Kai! Er ist einfach komisch und er ist leicht skurril! Man weiß nie was in ihm vorgeht! Ob es den anderen wohl auch so erging?*
Augenblicklich schämte sie sich für ihre Gedanken, da er ja gestern so nett zu ihr gewesen war!
Hilary kam wieder ins Zimmer geschneit und gab ihr eine Hose!
„Und jetzt beeile dich sonst gibt es Strafrunden, wenn wir zu spät kommen!“ Kaum ausgesprochen war sie auch schon verschwunden!
Heute wollte einfach alles nicht so funktionieren!
Ihre langen, blonden Haare wollten einfach nicht so wie sie es wollte! Also machte Anne sich wieder einen normalen Zopf und machte sich dann endlich auf den Weg nach unten!
Das Haus war schon leer und so ging sie auch nach draußen!
Dort erwartete sie eine echt freundliche Begrüßung. (Sarkasmus pur)
„Na aufgestanden? Wäre nett wenn du morgen dann pünktlich erscheinen könntest! Vielleicht solltest du nicht mitten in der Nacht durch die Gegend laufen anstatt zu schlafen!“ kam es von Kai. Gott sei Dank war er vorhin nicht in ihrem Zimmer.
*Ich nehme alles zurück. Kai ist echt ein mieser Typ, dass er mich gleich so eiskalt begrüßt. Damit hatte ich echt nicht gerechnet!*
Also ging sie freudestrahlend an ihm vorbei und murmelte ein guten Morgen, als wenn er nichts gesagt hätte! Man sah ihm an, dass es ihn sehr ärgerte, dass Anne ihn so ignorierte.
Über die möglichen Konsequenzen hatte sie natürlich nicht nachgedacht. Warum auch. Sie wusste ja nicht wie er bei so was reagierte. Doch schneller als ihr lieb sein konnte, erfuhr sie es.
Plötzlich tauchte Kai neben ihr auf!!!
„Damit du Bescheid weißt. Ich lasse mich nicht gerne ignorieren und deshalb kannst du gleich mal 10 Strafrunden laufen damit du dir das auch einprägen kannst!“ seine Stimme war eiskalt, als er die Worte in Ohr sagte.
*Was für ein Mistkerl*, dachte sie, und bekam trotzdem einen Schauer über den Rücken.
Um nicht noch mehr Strafrunden zu bekommen, ging sie rasch und schweigend weiter und lief ihm davon.


Die Anderen wunderten sich sehr, dass Anne schon Strafrunden laufen musste und fanden es unfair von Kai. Dafür dass sie sich für sie einsetzten, durften sie gleich 10 Runden mitlaufen!!!
Jetzt war die Stimmung verdammt schlecht, weil alle keine Lust mehr hatten und alle verdammt sauer auf Kai waren! Dabei wussten sie doch genau, wie der Halbrusse war.
Tyson rannte zu ihr und fragte sie etwas.
„Morgen erst mal. Mein Bruder sagte mir dass du die Nacht mit Kai zusammen unterwegs warst! Sag mal, willst du was von ihn?“
„Nein um Gottes Willen, bloß nicht“, rutschte es ihr, schärfer als sie beabsichtigt hatte, raus.
Tyson legte ein breites Grinsen auf und ließ die 19 Jährige wieder alleine!
*Was ist hier eigentlich los? Warum läuft Tala nicht zusammen mit mir und warum ignoriert er mich?*, ging es ihr im nächsten Moment durch den Kopf!
Also ließ sie sich zurückfallen, um mit Tala zu reden.
„Hi. Na was hast du denn?“, Tala blickte kurz auf und dann lief er ohne ein Wort an ihr vorbei. *ich weiß nicht was los war, aber in seinem Blick lag Wut und gleichzeitig Trauer!* ging es Anne durch den Kopf.
Sie verstand die Welt nicht mehr und fragte sich was seit gestern passiert war.
Nach den 10 Runden waren alle fix und fertig!
„Nicht schlapp machen Leute. Weiter geht’s. Wir haben noch viel vor!“, vernahm man die Stimme von Kai.
Die Gruppen wurden jetzt aufgestellt.
Eigentlich wollte sie mit Tala trainieren, aber der hatte sich schon mit Tyson zusammen getan.
Anne war enttäuscht, da er sie ja eingeladen hatte, als sie sich gestern nach dem Essen unterhalten hatten.
Hinterher war niemand mehr übrig außer ihr und Kai.
*Oh Mann ich will aber nicht mit Kai trainieren, gegen ihn hab ich doch eh keine Chance!*, ging es ihr durch den Kopf!
„Okay Anne dann trainieren wir also zusammen. Schon praktisch, da ich ja weiß wie du kämpfst.“, riss Kai sie aus ihren Gedanken! Tyson und der Rest grinsten Anne unverschämt breit an.
Tala war der einzige, der sauer aussah!
*Verdammt das kann ja heiter werden, was haben die nur vor wenn sie alle so Grinsen?*
Langsam aber sich machte sich ein flaues Gefühl in ihrem Magen breit!
Kai stand ihr gegenüber und wartete dass sie so weit war.
„Nun mach schon. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“ Diesmal war seine Stimme emotionslos und brachte sie zurück.
„Ja. Schon gut. Bin so weit.“ Und schon feuerte sie ihren Blade ab. Kai tat es ihr nach und es sah aus, als würden ihre Blades miteinander tanzen. *Wow. Das sieht toll aus.*

Sie bemerkten nicht einmal das die anderen interessiert zusahen.
„Dranzer!! Fire Arrow Attack.“ Schrie nun Kai. Anne war völlig perplex, als Dranzer aus dem Blade kam und voller Wucht auf Sera zuraste.
„Seraaaaaaaaa!!!“ entsetzt musste sie mit ansehen wie Sera in hohen Bogen an ihr vorbei schoss.
„Ey Kai. Du kannst doch nicht so viel Kraft bei ihr einsetzten!“ Schimpfte Hilary ihn an. Und schon hatte er sich, ebenfalls von Hilary, eine Kopfnuss eingefangen.
Anne sank wieder einmal zu Boden.
„Hier. Ich habe Sera für dich geholt!“ Max hielt ihr den Blade hin.
„Danke Max. das ist wirklich lieb von dir.“ Sie stand auf und staubte ihre Hose ab. Noch immer fassungslos sah sie zu Kai.
„Ich hab dir dazu schon was gesagt. Anscheinend hast du keinen Gedanken an meine Worte verschwendet. Das ist dein Pech.“
„Es tut mir leid, Kai. Ich habe schon drüber nachgedacht, aber….ach ich weiß auch nicht so Recht. Ich bin noch nicht bereit dazu.“ Stammelte sie und musste sich arg zusammen reißen.
„Wenn du jetzt nicht langsam anfängst, wird es gar nichts mehr werden.“ Damit drehte er sich um und ging ins Haus.
„Wieso verschwindet der denn jetzt einfach so? Wir sind doch noch gar nicht fertig mit dem Training.“ Brauste Tyson auf. Er wollte schon hinterher, als Kai wieder aus dem Haus kam. Er ging zu Anne und gab ihr etwas.
„Was…“ dann sah sie in ihre Hand und verstummte. Er hatte ihr, ihren MP4-Player in die Hand gedrückt.

„Was soll das, Kai?“ fragend sah Tyson ihn an.
„Mach weiter Tyson. Und ihr anderen auch. LOS.“ Dann trat er näher zu Anne.
„Ich hab dich tanzen sehen. Genau die gleichen Bewegungen hat dein Blade grad gehabt. Versuch es mal mit Musik.“ Erstaunt sah sie ihn an. *Er hat mir also zugeguckt. Sehr gut zu wissen. So ein Spanner ey* genervt steckte sie sich einen Kopfhörer ins Ohr und schaltete das Gerät ein. Sofort beim ersten Klang, war sie ganz ruhig. Kai stellte sich währenddessen wieder in Position.
„Und nun los!“ Die anderen taten nur so als ob sie selbst trainieren würden, doch eigentlich sahen sie nur zu Kai und Anne.
Wieder begannen sie zu kämpfen. Doch vom ersten Augenblick an, war zu erkennen dass Anne nun ganz anders war. Ihre Anweisungen waren bedachter und Sera bewegte sich geschmeidiger.
„Das klappt doch super!“ rief Ray ihr entgegen. Woraufhin er einen bösen blick von Kai erntete. Und ein warmes Lächeln von Anne. Kai hatte es nun wesentlich schwerer. Nach einer Weile machten sich auch die anderen wieder ans Training.
Der 23 Jährige Halbrusse zeigte Anne einige Tricks. Und so bildeten sie ein gutes Team. *Er ist manchmal ganz schön komisch, doch er kann mir super Tipps geben. Ich merke schon das ich noch besser bin als gestern* dachte sie in einer Pause. Verstohlen sah sie zu Tala. Irgendwas musste sie doch machen können um ihn aufzuheitern. Und vor allem um raus zu bekommen was er denn eigentlich hatte. So komisch benahm er sich ihr gegenüber noch nie.
Tala saß ein Stück von den anderen entfernt und betrachtete seine kleine Rose wehmütig. *Wieso bemerkst du es einfach nicht, kleine Rose.* verzweifelt blickte er sie an. Er bemerkte gar nicht wie Anne sich neben ihn setzte.
„Was ist denn mit dir los, mein Wölfchen?“ fragend blickte sie ihn in die Augen. *Ach Anne. Ich liebe dich. Aber du fühlst nicht das gleiche.* dachte er betrübt. Natürlich sprach er es nicht laut aus. Stattdessen nahm er sie einfach in den Arm.
„Ach ich bin nur sauer, weil du mich nicht richtig begrüßt hast. Und weil du dich kaum um mich kümmerst“ frech grinste er sie an.
Anne wurde rot. Nach kurzem Zögern, gab sie ihm einen Kuss auf die Wange.
„Hallo, mein großer böser Wolf!“ kicherte sie dabei wie ein kleines Mädchen. Zufrieden lächelte der Vollrusse sie an.
„Na siehste. Es geht doch!“ Schnell stand er auf und zog sie mit hoch. Dann begann er sie abzukitzeln. Laut lachend rannte Anne davon. Doch Tala folgte ihr und hatte sie auch schnell eingeholt. Immer wieder rannte sie lachend davon, nur um kurze Zeit später wieder von Tala eingeholt und abgekitzelt zu werden.

Kapitel 6...Die Fremde


Kai sah dem ganzen skeptisch zu. Und zu seinem Ärger, machten die anderen bald mit. *Das war es dann wohl mit dem Training für jetzt. So wie ich die kenne, wird das noch eine Weile so bleiben* seufzend ging er davon. Keiner schien davon Notiz zu nehmen, bis auf Anne. Sie sah ihm nach wie er zwischen den Bäumen verschwand.
*Komischer Typ. Wir haben so viel Spaß und er macht nicht mit. Haut sogar einfach ab, ohne zu sagen wo er hingeht.* Kopfschüttelnd musste sie wieder ausweichen. So viel gelacht hatte sie schon lange nicht mehr….Wie gut das sie hier war. So viele neue Freunde hatte sie schon gefunden, in den wenigen Stunden die sie erst hier war.
„Wo ist denn Kai jetzt hin?“ fragte Ray verwundert.
„Der ist grad abgehauen“ kläre Anne ihn achselzuckend auf.

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Kai hatte die Schnauze gestrichen voll. So ein kindisches Verhalten konnte und wollte er einfach nicht tolerieren. So verhielt man sich als Mann in diesen Alter doch nicht mehr. Mit großen Schritten ging er zum See. Doch die erhoffte Ruhe fand er auch hier nicht. Wieder einmal waren hier viele Kids am bladen. Auch sein Felsen war schon belegt. *Na klasse. Nirgends kann man seine Ruhe haben. Das ist doch zum verrückt werden.* dachte er kühl. Also setzte er sich unter einen Baum und schloss die Augen. Irgendwie hatte das Plätschern des Wassers eine beruhigende Wirkung auf ihn. So döste er eine Weile vor sich hin.
Ein scharfer Windzug an seiner Wange ließ ihn die Augen wieder öffnen. Er sah zur Seite und bemerkte einen Blade im Baum.
„Sorry! Ich hoffe ich habe dich nicht verletzt? Hab einfach die Kontrolle verloren“ Ein Mädchen kam angerannt. Lange, blonde Haare wehen hinter ihr her. Und ihre kristall blauen Augen funkelten übermütig. *Genau wie Annes. … Wieso muss ich denn an die jetzt denken?* ging es ihm durch den Kopf.
Geschmeidig stand er auf und befreite den Blade aus dem Baum.
„Es tut mir wirklich sehr leid. Bitte sei nicht böse. Ich blade noch nicht sehr lang.“ Keuchend kam sie bei ihm an. Er musterte sie mit seinen kalten Augen.
„Schon gut. Hier!“ damit gab er ihr den Blade. Er wollte einfach nur seine Ruhe haben. Ihm war sofort klar dass es mit der Ruhe zu Ende wäre, wenn ihn jemand erkannte. Schließlich machten sie hier Urlaub. Ja als Weltmeister hat man es eben nicht einfach.
„Warte“ rief sie ihm hinterher.
„Was ist denn noch?“ genervt sah er sie an. Er hatte schon mit so was gerechnet.. Eine Weile sah sie ihn nur an.
„Da ja doch nichts mehr ist, geh ich.“ Eilig ging er davon. Schnell löste sie sich aus ihrer Starre und hielt ihn am Arm fest.
„Du bist doch Kai. Kai Hiwatari. Stimmt’s?“ von unten sah sie ihn hoffnungsvoll an und begann zu lächeln.
„Und?“ meinte er nur kühl und wollte sich schon aus ihren Griff befreien. Doch so schnell gab die fremde nicht auf.
„OH, cooool….Du bist es wirklich. Ich bin dein und Talas größter Fan. Mein Name ist Sayuri Haruna. Würdest du mir die Ehre erweisen und gegen mich antreten?“ vor Begeisterung, klatschte sie fröhlich in die Hände.
„Kein Interesse.“ Damit ließ er sie einfach stehen. *Ich hoffe das war jetzt deutlich genug* war der nächste Gedanke.
Verdutzt sah sie ihn nach. *Mhh…so schnell wirst du mich nicht los. Ich wollte dich schon immer kennen lernen. Du wirst mir nicht entkommen* dachte sie bevor sie ihm folgte. Kai bemerkte sie sofort, doch verzog er keine Miene. Sollte sie ihn doch verfolgen. Spätestens bei den anderen würde sie es doch wohl sein lassen. Das hoffte er jedenfalls.
Dort angekommen, waren diese noch immer am rumtollen. Sayuri bekam große Augen. Alle ihre Idole waren hier. Doch auch noch ein Mädchen das sie nicht kannte. Eifersüchtig stellte sie fest, wie Tala mit dieser umging. *Vielleicht ist das ja Talas Freundin? Dann kann ich ja Kai für mich haben* Ihre Augen leuchteten bei diesem Gedanken. Schade für sie dass es wohl nicht klappen würde.

„Seid ihr etwa immer noch nicht fertig?“ fragte der Halbrusse genervt und streng.
„Och guckt mal Leute. Der Spielverderber ist leider schon wieder da.“ Tyson machte einen Schmollmund während er es sagte. Hilary gab ihm eine ordentliche Kopfnuss.
„AUA. Wofür war die denn?“ fragte er kleinlaut mit zusammen gekniffenen Lippen.
„Dafür das du Kai immer provozieren musst. Und dann beschwerst du dich auch noch wenn du Strafrunden hast. Das ist so typisch für dich. Du bist echt noch immer wie ein Kleinkind. Womit haben wir das bloß verdient?“ entschuldigend sah sie Kai an.
Dieser zuckte nur die Schultern.
„So schlimm bin ich doch nun auch wieder nicht. Außerdem bin ich ja wohl der Beste.“ Nun war Hilary auch von Tyson genervt. Gekünstelt streng verdrehte sie die Augen. Dann fiel Hilarys Blick auf Sayuri. „Und wer ist das hinter dir?“ wollte sie wissen. Sayuri war mittlerweile näher ran gekommen, stand aber dennoch vor dem Zaun.
„Keine Ahnung. Die ist mir nachgelaufen.“ Erklärte Kai gelangweilt. Nun war Sayuri sauer.
„Ich hab dir gesagt wie ich heiße. Ich bin Sayuri Haruna. Freut mich sehr euch alle kennen zu lernen.“ Höflicher Weise stellten alle sich vor, bis auf Anne. Sayuri sah diese fragend an.
„Und wer bist du?“ Sayuri zog eine Augenbraue in die Höhe und musterte Anne abfällig.
„Oh entschuldige. Ich bin Angelica Maria Kamu. Talas beste Freundin!“
„Aso. Seine beste Freundin also.“ Sayuri konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Verwundert sah Anne sie an. *Was hat die denn? Was ist daran so komisch das ich Talas beste Freundin bin?*
„Möchtest du vielleicht mit uns grillen, wenn du schon mal hier bist?“ fragte Max nach einer Weile.
„Gerne doch. Natürlich nur wenn die anderen nichts dagegen haben.“ Fragend sah sie in die Runde.
„Ach für einen mehr wird wohl genug da sein. Aber gegrillt wird erst heute Abend. Du kannst gern so lange hierbleiben.“ meinte Ray lächelnd. *Warum muss er nur immer so unwiderstehlich lächeln* dachte Anne dabei schmunzelnd. Sayuri stimmte sofort zu.
„Werde ich auch gefragt?“ kam es kalt von Kai.
„Och nö…. Du sagst ja sowieso nein.“ Sprach Tyson nur aus was alle anderen auch dachten. Prompt bekam er wieder eine Kopfnuss. Er wollte schon Hilary anfahren, doch die stand viel zu weit weg um ihn eine zu geben. Verwirrt drehte er sich um… und sah Kai ganz dicht vor sich stehen.
„Du weißt doch was das jetzt heißt oder, Tyson!“ Kai verzog seine Lippen zu einen leichten grinsen.

Ja, man konnte sagen, das Tyson ein schweres Los gezogen hatte. Nur Mitleid brauchte man mit ihm nicht zu haben. Er brockte es sich ja selbst immer ein.
„Jaja. Ich muss noch 10 runden machen. Aber bitte erst nachdem ich etwas gegessen habe“ flehte er.
„Nichts da. Jetzt sofort. Abmarsch. Aber nen bissel schneller“ Murrend begann Tyson seine Runden zu drehen. Die Mädels kicherten vergnügt. Und die Jungs lachten aus vollen Herzen.
*Mhh…jetzt wäre eine gute Gelegenheit um mal was zu testen. Aber ob ich das wirklich machen soll?* Anne nahm vorsichtig und leise einen Eimer mit eiskaltem Wasser und stellte sich leise hinter Kai, der ihr den Rücken zugewandt hatte, da er Tyson beobachtete. Anscheinend bekam er echt nichts mit. Langsam hob sie die Arme mit dem Eimer nach oben. Alle sahen entsetzt zu ihr. Mit offenen Mündern starrten sie Anne an.
*NEIN. Das kann sie doch nicht wirklich vorhaben.* Jeder dachte panisch an das Gleiche. Und genau in dem Moment, als sie Kai das Wasser übergießen wollte, drehte er sich um….und Anne machte selbst Bekanntschaft mit dem eiskalten Wasser aus dem Eimer. Augenblicklich fing sie an zu zittern. Sie war total erschrocken. Jeder Tropfen hatte sich wie ein Nadelstich angefühlt.
Verdutzt sah Kai sie an. Und dann passierte etwas sehr seltenes. Plötzlich fing Kai laut an zu lachen. Aber nicht auf seine kalte Art. Er lachte wirklich aus tiefsten Herzen.
„Das ist nicht witzig, Kai.“ Anne versuchte streng zu gucken doch ein Schmunzeln konnte sie sich nicht verkneifen. *Er hat wirklich ein tolles Lachen. Sehr schade dass er es nicht öfter benutzt. Dann könnte man sich echt in ihn verlieben.* bei ihren Gedanken wurde sie rot.

Hilary holte schnell ein Handtuch für Anne. Sayuri sah dabei eifersüchtig zu. *Mein Kai hat wegen ihr gelacht* Nach kurzer Zeit beruhigte Kai sich wieder.
„Das war wohl deine Strafe, Miststück.“ Annes Augen weiteten sich.
„Wie hast du mich grad genannt?“ fragte sie richtig wütend.*Von wegen in ihn verlieben. Nicht mal wenn er der letzte Mensch auf Erden wäre. Er ist einfach unausstehlich. Ich hasse ihn * dachte sie zornig.
„Miststück hab ich dich genannt.“ Wiederholte er es.
*Na warte* Kai konnte gar nicht so schnell gucken wie es passierte. Annes Handabdruck war wunderbar sichtbar auf Kais Wange. In verschiedenen Rottönen war jeder Finger gut sichtbar.
„IDIOT. So was sagst du nicht nochmal.“ Kai lächelte sie kalt an, wovon Anne wieder einen Schauer bekam.
„Miststück“ unverschämt grinste er ihr wieder ins Gesicht. Nun völlig außer sich vor Wut, wollte sie ihm wieder eine verpassen. Doch diesmal war Kai schon darauf vorbereitet. Blitzschnell nahm er ihre erhobene Hand und drehte Anne um. Ihre Hand im eigenen Rücken und Kais Mund an ihrem Ohr, blieb ihr die Luft weg. Jeder Gedanke war wie weggefegt.

Kapitel 7...Ein Grill und andere heiße Sachen .Teil 1


Anne war wie starr vor Schreck. Der Halbrusse beugte sich weiter, noch viel näher, an ihr Ohr und flüsterte leise etwas, so leise das die anderen es nicht verstehen konnten.
Anne dafür aber umso deutlicher und es behagte ihr nicht.
„Du wirst es bestimmt nicht noch einmal wagen die Hand gegen mich zu erheben. Geschweige denn mich noch einmal zu schlagen. Du würdest es bitter bereuen. Ich würde dir dein Leben zur Hölle machen.“
Bei jedem Wort, das seine schönen Lippen verlassen hatte, weiteten Annes Augen sich mehr und mehr, waren nur noch zwei große runde Seen.
*Was ist das? Ich bin vor Angst wie gelähmt. Das alles kann er doch unmöglich ernst meinen. So grausam und kalt kann nicht einmal er sein.* Verzweifelt wollte sie ihre Hand aus seinem harten und besitzergreifenden Griff befreien, ohne rechten Erfolg.
„Glaub mir, kleines Miststück, ich meine es verdammt ernst. Auch Tala wird dich nicht vor mir beschützen können, falls du es noch einmal wagen solltest. Aber so dumm wirst du nicht sein, nicht wahr?“
Annes Nackenhaare stellten sich auf, als sie Kais warmen Atem in ihrem Nacken spürte, ihre Haut wie sanft streichelte. Und schon jagte ihr wieder ein heißkalter Schauer über den Rücken.
*Wie macht er das nur? Er jagt mir solche Angst ein…und trotzdem….trotzdem werde ich von seinen Worten erregt* Nach diesem Gedanken spürte sie Kais Körper an ihrem viel intensiver. Sie kniff die Augen fest zusammen, damit niemand in ihren Augen sah was sie in diesem Moment spürte und fühlte. Es war ihr sehr peinlich. Sie stieß einen Schmerzenslaut aus.

Plötzlich hörte man das schrille Klingeln des Telefons im Haus. Das weckte alle aus ihrer Starre. Ray rannte automatisch hinein, mit den Gedanken und seinen Sorgen allerdings bei der zarten Blondine. Tala konnte es nicht länger mit ansehen, wie Kai seine Rose im Arm hielt. Seiner Meinung nach war Kai ihr viel zu dicht. Schon befreite er Anne aus Kais festen und erunerbittlichen Griff.
„Sag mal, spinnst du?“ Er nahm Anne ganz fest in seine Arme, als wolle er sie nie wieder loslassen, oder als würde er befürchten, sie könnte sich selbst wieder daraus lösen. Und sie sträubte sich tatsächlich dagegen. Irritiert sah er sie an. Hilary kam mit einer Decke angerannt. Anne nahm sie ihr dankbar ab und hüllte sich schnell in den wärmenden Stoff ein, ihre Zähne klapperten leicht vor Kälte.
„Ich wollte nur, das du mal nen bisschen Spaß hast, Idiot. Du hättest nicht gleich so grob werden müssen. Und schon gar nicht beleidigend.“ Wütend sah die 19 Jährige Kai angriffslustig in die dunklen Augen. Dieser blickte ihr verächtlich entgegen.
„Als wenn ich Spaß daran hätte, klitschnass zu werden.“ Dieser eine Satz bracht Tyson zum lachen.
„Was ist so lustig daran?“, fragte daraufhin Hilary verwundert.
„Naja, guck dir Kais Sachen an.“
Gesagt, getan. Und schon fingen auch die anderen an zu lachen. Nur Sayuri fand es nicht lustig. Er hatte doch tatsächlich diese Olle umarmt!
„Also ich finde es nicht lustig, das Kai jetzt ebenfalls nass ist. So was kindisches ey", schnaufte sie gereizt.
Anne senkte ihren wütenden Blick nach unten.
*Ich habe immer noch dieses Gefühl. Warum hört es nicht auf? Ich glaube ich fühle mich zu ihm hingezogen.* Bei ihren Gedanken musste sie die Augen verdrehen. Das konnte ja auch echt nur ihr passieren. Grade der mieseste Typ war ihr näher gekommen, als alle anderen.
*Was mach ich denn jetzt bloß?*
Völlig in Gedanken versunken, merkte sie nicht wie Kai zu ihr ging. Als seine Schuhe in ihr Blickfeld kamen, sah sie ihn verwirrt an.
„Denk an meine Worte, Kleines.“
Dann ging er einfach Richtung Haus.

Kai hatte grade die Tür geöffnet als Ray raus gestürmt kam.
„Bleib bitte noch einen Moment hier, Kai“
„Mihm“, brummte dieser nur und folgte dem Chinesen wieder zu den anderen.
„Was ist denn los, Schatz?“ fragte Mariah sofort besorgt.
„Mr. Dickenson hat gerade angerufen. Da ja bald die nächste Weltmeisterschaft beginnt, gibt es anlässlich dazu in einer Woche einen Ball. Selbstverständlich müssen wir als amtierende Weltmeister ebenfalls daran teilnehmen.“
Fast alle Ohren hörten genau zu. Selbst Kai war etwas interessiert. Anne hörte mit halbem Ohr hin und war in ihren eigenen Gedanken…
*Wieso hat Kai plötzlich Kleines gesagt?*
„Wir haben ja gar nichts zum Anziehen dafür!!“, rief Tyson bestürzt. Wieder lachten alle über ihn.
„Was ist denn jetzt schon wieder sooo lustig?“ Beleidigt sah er in die Runde, jeden einzelnen nur ganz kurz, galt sein Blick.
„Eigentlich habe ich diesen Satz, von einer der hier anwesend Damen erwartet, mein liebes Brüderchen!“, mischte sich nun Hiro ein. Er war grade wieder gekommen als Ray aus dem Haus geschlendert kam.
Hilary und Mariah zwinkerten Hiro kichernd zu.

„Asssooo. Aber man wird doch wohl auch als Mann an so etwas denken dürfen.“ Trotz seiner beherzten Rede wurde er rot wie eine Tomate. Dann meldete auch Kai sich zu Wort.
„Dann gehe ich wohl recht in der Annahme, dass das Training morgen ausfallen wird!“ fragte er nun schon wieder leicht gereizt. Und keiner wagte es ihm eine Antwort darauf zu geben, doch Hiro kam ihnen zur Hilfe.
„Das könnte man auch als Training ansehen. Zumindestens bei den Jungs. Ich glaube kaum das es einfach für sie werden wird, mit den Ladys shoppen zu gehen.“
„Mhh. Da könntest du Recht haben. Also sieht es als Training an Jungs.“ Grinsend ging er nun endgültig ins Haus. Sayuri ihm hinterher.
„Was willst du denn noch?“ Kai drehte sich bei seiner Frage noch nicht einmal um.
„Ich wollte dir Gesellschaft leisten. Die anderen kümmern sich ja nicht richtig um dich. Vor allem aber ist diese Anne einfach nur…“mit voller Wucht knallte Kai die Hand neben Sayuri an die Wand. Erschrocken fuhr sie zusammen und sah ihn mit großen Augen an.
„Was ist mit Anne?“ er sah sie bedrohlich an. Kai war ihrem Gesicht so nah das sie seinen Atmen spürte. Und schon lief sie knallrot an.
„Ich … ähh…“ Sayuri brachte es nicht über sich etwas zu sagen.
„Nimm ihren Namen nie wieder mit einer Beleidigung in einem Satz in den Mund, wenn du nicht willst dass ich dich völlig ignoriere.“ Dann ging er in sein Zimmer.
Sayuri sackte an der Wand nach unten.
*Was hat er denn jetzt? Er hat sie doch auch beleidigt. Versteh einer die Kerle, ey. Vielleicht sollte ich mit etwas neues überlegen.* Sie musste mit den Tränen kämpfen. Immer wieder sah sie Kais Augen vor sich. Sie hatten so merkwürdig gefunkelt, als es um Anne ging.


Derweil gingen draußen die Vorbereitungen fürs grillen voran. Hiro, Tyson, Tala und Max bauten einen Pavillon auf und den Grill. Und Hilary und Anne brachten einen Tisch und Stühle schon mal heraus. Ray ging in die Küche und fing an Salate zu machen. Mariah war ihm dabei behilflich. Als Sayuri sich beruhigt hatte gesellte sie sich zu Ray und Mariah in die Küche.
„Kann ich vielleicht helfen?“ fragte sie leise.
„Gerne doch. Kannst du vielleicht die Gurken schneiden?“ antwortete Ray ihr.
„Ok wird gemacht, Meister“ Ray grinste sie an und bekam einen Stups von Mariah.
Anne kam aufgeregt in die Küche gerannt. Völlig außer Atem blieb sie erst einmal stehen und holte tief Luft. Mariah sah sie besorgt an.
„Was ist denn, Maus?“ Mariah hatte ihr diesen Spitznamen gestern Abend schon gegeben. Wegen ihrem braunem Haar und der niedlichen Nase, wie sie selbst sagte.
„Ich…Ihr….“ Keuchend rang sie um die richtigen Worte.
„Ich soll nur die Würste und das Fleisch holen. Der Grill ist startklar.“ Langsam atmete sie wieder völlig normal.
„Hahaha…und deswegen rennst du so?“ Liebevoll tätschelte Ray ihr den Kopf. Sayuri fand es ziemlich kindisch. Sie fragte sich wie alt Anne wohl sei.
*Die ist bestimmt in meinem Alter. Also älter als 16 würde ich sie nie und nimmer schätzen. Wenn sie sich verhält brauch ich mir keine Sorgen machen das Kai was von ihr wollen könnte. Allerdings scheint er so eine Art kleinen Beschützerinstinkt zu haben. Vermutlich weil sie Talas beste Freundin ist. Ich sollte mich vielleicht mit ihr anfreunden.*
„Sag mal, Anne. Wie alt bist du denn???“ verlegen trat sie von einem Bein aufs andere.
Anne sah sie verwundert an.
*Wieso ist die plötzlich so nett zu mir?* fragte sie sich insgeheim.
„Ich bin 19. Wieso fragst du denn?“ Anne zog eine Augenbraue hoch, währende sie Sayuri musterte.
„Ach ich war nur neugierig. Und kannst du auch bladen?“
„Ja kann sie. Allerdings muss sie sehr viel üben noch.“ War Kais Stimme von der Küchentür her zu hören.
Alle drehten sich zu ihm um. Anne wurde sofort rot. Dann ging sie erhobenen Haupts auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen.
„So viel muss ich nun auch nicht üben. Ich bin schon ziemlich gut.“ Entrüstet pikste sie ihren Finger auf seine Brust. Sayuri sah dem mit Argwohn zu.
„Naja. Dann werde ich mal alles rausbringen. Hilft mir jemand?“ sofort meldete sich Sayuri zu Wort.
„Ich helfe dir gerne.“ Erstaunt sahen die anderen vier Anne an.
Anne dachte sich natürlich nichts weiter dabei. Gemeinsam liefen sie nach draußen und gaben es Hiro.
„Danke die Damen.“ Zwinkernd nahm er ihnen die Sachen aus der Hand und legte sie auf den Tisch.
Beide erröteten dabei.

„Ach ihr seid echt zu süß.“ Breit grinsend legte er etwas Fleisch und ein paar Würste auf dem Grill. Natürlich glich die Gesichtsfarbe der Mädchen nun noch mehr einer reifen Tomate. Hiro ging zu Kenny.
„Kannst du mal ein bissel für Musik sorgen?“
„Na klar, Hiro. Musik kommt sofort.“ Kenny machte sich umgehend daran, eine Playlist aufzustellen. Selbstverständlich mit Dizzys Hilfe. Schon wenige Minuten danach erklang das erste Lied.
Anne und Sayuri trugen nun auch die Teller und das Besteckt schon einmal raus. Gemeinsam mit Max und Tyson deckten sie den Tisch, der unterm Pavillon stand.
Als die ersten Sachen vom Grill fertig waren, kamen auch Ray und Mariah aus dem Haus. Jeweils zwei Salatschüsseln in den Händen.
„Mhh… Ich habe einen Bärenhunger. Ich will als erstes was haben.“ Schrie Tyson gut gelaunt. Und wieder mal lachten alle. Doch Kai war noch nicht aufgetaucht.
„Wo habt ihr denn Kai gelassen??“ wollte Kenny wissen.
„Ach der wollte eigentlich auch gleich hier sein. Er wollte nur noch etwas erledigen. Wie er so schön meinte.“
Wie aufs Stichwort, kam er in diesem Moment. Ohne dass jemand es beabsichtigt haben könnte, war wieder mal nur der Platz neben Anne frei. Gelassen ließ er sich auf dem Stuhl nieder. Anne sah ihn kurz von der Seite an. *Ich werde einfach nicht schlau aus diesem Kerl* dachte sie kopfschüttelnd.
„Was ist denn, Maus?“ fragte Mariah, als sie sah wie Anne den Kopf geschüttelt hatte.

Kapitel 8...Ein Grill und andere heiße Sachen. Teil 2


Anne reagierte überhaupt nicht. Sie war viel zu sehr in Gedanken versunken. Immer wieder dachte sie daran was Kai getan hatte.
„Kleine Rose?“, fragte nun auch Tala besorgt. Doch wieder reagierte sie nicht. Kai legte ihr seine Hand auf die Schulter. Wie aus einen Traum erwachend blickte sie ihn erschreckt und verwirrt an.
„Du wurdest etwas gefragt!“, meinte er nur mürrisch und nahm seine Hand wieder weg. Doch Anna spürte jeden seiner Finger wie eine Tonnenlast auf den schmalen Schultern noch immer. Dann sah sie zu den anderen.
„Was ist denn?“ Immer noch irritiert sah sie ihnen entgegen.
„Ich sah wie du den Kopf geschüttelt hast. An was hast du denn bloß gedachte, das du nichts mehr wahrgenommen hast?“ *Kai* Fast hätte sie es laut gesagt. *ich habe mir vorgestellt wie es wäre von ihm geküsst zu werden.*
Auf keinen Fall konnte sie ihre Gedanken laut aussprechen. Sie konnte ja auch nicht sagen dass sie an Kais Verhalten von vorhin dachte. Das war kein geeignetes Thema am Tisch…
„Ich hab mich nur gefragt…ähh. Wie wir nur so viel essen sollen.“ Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe. *Hoffentlich kaufen sie mir das ab* innerlich betete sie dafür. Leider war ihr auf die schnelle nichts Besseres eingefallen.
*So was sollte ich echt mal lernen.*
Mariahs Blick sagte nur allzu deutlich, dass sie Anne kein Wort glaubte. Dennoch sagte sie vor den anderen nichts weiter darüber.
„Ach so. ich dachte schon, die Welt würde unter gehen. Denn genau so hast du geguckt.“ Anne war ihr sehr dankbar das Mariah sie jetzt erst einmal in Ruhe ließ. Natürlich war Anne sich vollkommen klar, dass sie nachher nicht so viel Glück haben würde.


Hiro blickte Anne ebenfalls nachdenklich an.
*Ich hoffe Kai hat dir nicht schon jetzt zu sehr wehgetan. Wenn es so kommt wie ich glaube, wirst du noch viel mehr leiden müssen. Du brauchst deine volle Kraft, kleine liebe Rose.* Er seufzte laut. Tyson blickte ihn neugierig an und vergaß sogar für einen Moment das essen. So in Gedanken sah er seinen großen Bruder selten.
„Was ist denn mit dir jetzt, Hiro?“ Er wollte es unbedingt wissen.
„Nichts!“, gab es nur als Antwort. Damit war Tyson zufrieden gestellt. Genüsslich aß er weiter.
„Schmatz nicht so. das ist ja eklig!“ Hilary sah ihn angewidert an.
„Wasch hascht du schon wiescher?“, sprach er mit vollem Mund in ihre Richtung. Ein Teil seines Essens, landete unversehens auf Hilarys Oberteil.
„Oh Mann. Du bist wirklich ein Ferkel. Kast du dich nicht einmal benehmen wenn wir Gäste haben?“, schrie sie ihn an. Er schluckte runter bevor er ihr diesmal antwortete.
„Welche Gäste denn?“, wollte er daraufhin wissen.
„Na Sayuri und Anne.“
„Ach was. Anne gehört doch schon zu unserer Familie, finde ich. Und Sayuri kenn ich ja nicht. Also was interessiert es mich, was sie über mich denken könnte. Anne ist ja schon an mich gewöhnt hihi!“ Er grinste Anne frech an. Und sie ihm noch frecher zurück und streckte dabei die Zunge raus.
„Und du willst mir erzählen, dass ich keine Manieren habe!“, meinte Kai dazwischen. Anne errötete leicht bei seiner Feststellung.
„Haha…Das hast du nun davon Kai. Und Tyson, du solltest dich wirklich zusammen reißen", gab nun Ray schmunzelnd bei.
Sayuri war sichtlich verwirrt. So locker hätte sie ihre Idole niemals eingeschätzt. Sie benahmen sich nicht wie andere Stars es meistens taten. Lächelnd aß sie weiter ihr Steak.

Als alle fertig waren, brachten die Mädels alles ins Haus. Hilary und Anne spülten das Geschirr schnell per Hand. Sayuri und Mariah taten das restliche Essen auf Teller und in Schüsseln, deckten es zu und stellten es in den Kühlschrank. Anschließend trockneten sie das saubere Geschirr ab und stellten es in die Schränke.
Draußen herrschte eine ganz andere Stimmung.
Tala hatte sich Kai vorgeknöpft.
„Sag mal, kannst du mir mal sagen was das vorhin mit Anne sollte?“
„Was genau meinst du?“, fragte er desinteressiert.
„Du weißt verdammt gut was ich meine Kai. Du hättest sie doch nicht beleidigen müssen. Und erst recht nicht so grob anfassen. Sie hat es doch nicht böse gemeint.“
„Ich weiß“, gab Kai auf mal seufzend von sich. Tala und alle anderen sahen ihn verwundert an. Seit wann gab Kai so leicht klein bei? Irgendwas stimmte doch wohl ganz eindeutig nicht.
„Jetzt mal ganz ruhig, Jungs. Wir wollen hier doch eine Party feiern und spaß haben. Also legt diese Gesichter weg und lächelt. Die Mädels kommen gerade wieder", versuchte Hiro das Ganze zu schlichten.
Sayuri kam als erstes lächelnd an. Sofort hakte sie sich bei Kai ein. Der sah kurz zu ihr und blickte dann wieder gelangweilt weg. Mariah ging zu Ray und küsste ihn. Und Anne ging natürlich zu Tala. Dieser schloss sie sofort in seine Arme. Und küsste sie auf den Kopf. Anne errötete bei dieser Geste ein wenig und schaute ihn an. Tyson fing an zu lachen.
„Wie war das mit keine weiteren Mädels hier?“, fragte er, während er sich die Hand an den Bauch legen musste, dadurch fingen auch die anderen zu lachen an. Nur Kai sah ihn ungerührt an. Doch innerlich musste auch er lachen. Ja, es kommt wirklich alles ganz anders, als man plant.
„Kommt Leute. Machen wir eine richtige Party daraus. Holen wir noch ein paar Leute dazu. Das wird lustig!“, überlegte Max laut.
„Mhh. Das ist eigentlich eine prima Idee, Max. Das sollten wir wirklich machen.“ Hiro war sofort aufgesprungen.
„Ich erledige das mal schnell. Wir brauchen ja denn noch mehr Getränke. Und ihr werdet mal zum See gehen. Dort sind bestimmt noch viele. Lädt sie einfach alle ein!“ Alle waren sofort Feuer und Flamme.

Die Mädels, bis auf Sayuri, rannten gut gelaunt ins Haus um sich umzuziehen. Und die Jungs, mit Sayuri im Schlepptau, gingen zum See.
Wie Hiro sagte, waren noch ziemlich viele Leute hier. Schnell fragten sie ein paar ob sie Lust auf eine Party hatten.
Die meisten wollten erst ablehnen. Doch dann erkannten sie, wem sie hier vor sich hatten. Die Beyblade Weltmeister höchstpersönlich. Das wollte sich die meisten dann doch nicht entgehen lassen.
Anne stand in ihrem Zimmer und überlegte was sie nun anziehen sollte. Zu viel hatte sie ja nicht mitgebracht. Es sollte doch wohl etwas Party taugliches dabei sein. Doch nichts gefiel ihr so wirklich. Schüchtern klopfte sie bei Hilary an.
„JA?“
„Ich bins, Anne. Kann ich reinkommen?“
„Na klar doch Süße. Was hast du denn?“
„Ähm… also…ich…“ Sie traute sich einfach nicht. Hilary hatte ihr ja schon eine Hose fürs Training geliehen.
„Haha. Lass mich mal raten. Du hast nichts Passendes zum Anziehen?“ Vergnügt zwinkerte sie Anne zu. Diese konnte nur nicken. Und ehe sie bis drei zählen konnte lud Hilary schon einen ganzen Stapel Klamotten auf ihre Arme und gab sie Anne.
„So viel kann ich doch gar nicht anziehen.“
„Haha. Du sollst dir ja auch nur was raussuchen Süße“ Damit drehte sie Anne rum und schubste sie aus der Tür. Völlig verdattert starrte die 19 Jährige, die nun geschlossene Tür vor sich an.
*Mhh… das kann ja noch lustig werden. Ich wollte doch nur ein Outfit und nicht gleich zehn.* Seufzend ging sie in ihr Zimmer.
Die Blondine legte die Sachen auf dem Stuhl und sah sich alles an. Ihr fiel recht schnell auf, dass es eigentlich nur sexy Klamotten waren.
*Was denkt sich Hilary eigentlich dabei, ey. Das hat sie bestimmt mit Absicht getan* Anne entschied sich für einen Rock, der wohl noch am längsten war, in schwarz und ein weißes trägerloses Top. Natürlich konnte man darunter keinen Bh anziehen. Die Haare steckte sie sich mit zwei klammern hoch und ließ ein paar einzelne Strähnen raushängen. Dazu ein ganz dezentes Make-up. Seit sie hier war hatte sie sich nicht geschminkt, fiel ihr dabei auf. *Mhh. Schon komisch. Sonst ist es das erste was ich tue*

Hilary und Mariah waren schon längst wieder draußen. Und der Garten war voller fremder Leute, die Becher in den Händen hielten und angeregt miteinander plauderten.
„Ja sone Party ist schon was Tolles", fand Max als er sich zum wiederholten Male nach einem schicken Mädchen umdrehte.
„Da haste verdammt recht. Sogar Kai ist anwesend. Und diese Sayuri hat ihn ganz schön beschlagnahmt", stimmte Tyson ihm strahlend zu.
„Na dann schnappt euch doch eine!“ Grinsend sahen Ray und Mariah die beiden an.
Hilary und Kenny gesellten sich nach kurzer Zeit ebenfalls dazu. Und auch Hiro und Tala ließen nicht lange auf sich warten.
„Wo ist denn Anne?“, fragte Hiro. Alle sahen sich um.
„Sie muss wohl noch im Haus sein. So wird sie noch alles verpassen. Kann mal bitte jemand sie holen gehen?“, fragte Hiro.
„Ich geh!“ Wie aus dem nichts war Kai aufgetaucht. Ohne Sayuri wohl bemerkt. Hiro sah ihn lächelnd an.
„Ja mach das bitte, Kai“ Dieser ging schnell Richtung Haus. Grade als er bei der Veranda ankam, ging die Tür auf. Anne stand wunderschön in der Tür. Durch das Licht der Laternen, die alle aufgebaut hatten, strahlten ihre Augen in einer ganz besonderen Farbe. Kai öffnete leicht den Mund, als wolle er etwas sagen. Doch schloss ihn genauso schnell wieder. Anne sah ihn standhaft in seine wunderschönen Augen.

*Diesmal hat er keinen kalten Blick. Aber den er jetzt hat, gefällt mir noch weniger. Ich hätte wohl doch was anderes anziehen sollen. Ich komme mir ein wenig nackt vor.* Als Kai langsam auf sie zuschritt, beschleunigte sich ihr Pulsschlag enorm. Doch ehe er bei ihr war kam Sayuri auch schon wieder an.

Kapitel 9...Party never End!


„Ach hier steckst du, Kai! OH…Anne….du siehst ja toll aus. Das steht dir echt gut.“ Ihrer Stimme war nicht anzumerken was sie wirklich dachte. Sayuri hatte ganz genau Kais Blick gesehen.
*Du willst es also auf die harte Tour. Aber Kai wirst DU nicht bekommen. Dafür werde ich schon sorgen. Er gehört mir.*
Anne errötete leicht, obwohl Sayuri ein Mädchen war. Es war ihr furchtbar peinlich wie sie aussah.
„Kommt ihr jetzt endlich? Wir wollten doch Party machen. Die anderen warten doch auch schon. Und seht nur wie sie gucken. Wir wollen sie doch nicht enttäuschen.“ Sie nahm den Arm des Halbrussen und zog ihn halb hinterher. Genervt verdrehte er die Augen doch nahm er seinen Arm nicht weg.
*Sie kann schon ganz schön nerven, aber sie ist auch echt lecker. Vielleicht sollte ich mal wieder meinen Spaß haben.* dachte er so bei sich.
„Hey, kleine Rose. Du siehst echt zauberhaft aus. Steht dir wirklich gut", kam es von Hiro. Er lächelte ihr ermutigend zu.
„Ja. Hiro hat vollkommen Recht. Du bist zauberhaft, meine Rose.“ Das, meine´ betonte Tala extra. Ihm war auch anzusehen, was er davon hielt, das Kai sie holen wollte.
*Der hat doch Sayuri. Warum guckt er meine Rose dann immer so komisch an?* Er war nun wirklich eifersüchtig.
Zeigen tat er es dennoch nicht. Er wollte die Freundschaft mit Anne nicht gefährden, indem er ihr seine Gefühle gestand. Aber wen Kai es wagen sollte sich an sie ranzumachen… Ja… dann würde er was sagen. Und er kannte Anne sehr lange und ziemlich gut. Sie verletzte die Gefühle von anderen nicht gerne. Und er war sich auch sicher dass sie ihm keinen Korb geben würde. Vielleicht sollte er doch mal bald alles auf eine Karte setzen.

Die Party lief super. Alle hatten Spaß und die meisten tanzten sehr vergnügt. Getränke waren auch noch ausreichend vorhanden. Sayuri hatte Kai solange genervt bis er mit auf die Tanzfläche kam. Allerdings stand er mehr oder weniger einfach nur dort, während Sayuri ausgelassen tanzte.
„Hey!!! Seht euch mal Kai an. Das ist echt zu komisch. Alle bewegen sich, nur er mal wieder nicht hahaha. Vielleicht sollte ihn mal jemand erlösen, oder?“ Fragend sah Max zu den anderen.
„Ach nö. Lass den mal dort. Der versaut doch eh nur die Party", schmollte Tyson.
„Lass uns auch tanzen gehen, Schatz. Ich wollte eh noch mit dir alleine reden.“ Zärtlich sah Mariah Ray an.
„Gute Idee. Ich liebe es dich im Arm zu halten.“ Schmunzelnd bahnten sie sich einen Weg durch die anderen tanzenden.
„Was wolltest du denn bereden?“ Natürlich kam Ray gleich auf dem Punkt. Mariah seufzte. Also der romantischste ist er nie und wird er wohl auch nicht werden.
„Ach. Es geht um Anne. Ich mache mir ein bisschen Sorgen um sie. Sie scheint sich zu Kai hingezogen zu fühlen. Und er scheint auch nicht wirklich abgeneigt. Aber ich denke bei ihm wäre es nur ein bisschen Spaß zu haben. Du siehst ja selbst, wie er mit Sayuri umgeht, obwohl er sie nicht leiden kann.“
„Du bist einfach süß mein Schatz. Machst dir immer um alle Sorgen. Selbst wenn du die Person nur ein paar Stunden kennst. Denkst du nicht dass Anne alt genug ist??? Aber eigentlich hast du auch ein bissel Recht. Vielleicht sollten wir ja mal bei Gelegenheit nachhelfen.“ Ray grinste heimtückisch.
„Bitte sag jetzt nicht, dass du das vorhast, was ich denke!“ Fast schon entsetzt sah sie ihn an. Er lächelte nur weiter frech.
„Das kannst du doch wohl nicht machen. Bitte lass es noch. Wenigstens noch ein bisschen, Schatz!“
„Na gut. Du hast gewonnen.“ Eng umschlungen tanzten sie weiter.

Anne stand etwas abseits und sah sich gelangweilt um. Immer wieder kam ein Junge an und fragte, ob sie Lust habe zu tanzen. Doch sie lehnte jedes Mal ab. Sie war einfach nicht so die Partymaus. Ihre Freunde hatten anscheinend sehr viel Spaß, denn Anne sah sie dauernd lachen. Wehmütig seufzte sie.
*Warum kann ich nicht so locker drauf sein? Ich wünschte ich wäre so locker. Vielleicht sollte ich mal meinen Bruder anrufen. Der weiß doch immer einen Rat* Schnell entschlossen nahm sie ihr Handy und wählte seine Nummer. Nach nur drei Mal läuten nahm er schon ab.
„Hey, Sweetheart. Was haste denn? Gibt es Probleme?“ Misstrauisch begrüßter er sie. Er kannte seine kleine Schwester nur zu gut…Eigentlich rief sie nur um diese Zeit an, wenn sie Probleme hatte.
„Du weißt wohl immer wenn was ist. Typisch großer Bruder. Aber du hast Recht. Ich habe ein Problem. Aber ich weiß nicht wo ich anfangen soll.“ Anne klang nun wirklich verzweifelt. Damit hatte ihr Bruder nicht gerechnet. Innerlich konnte er sich denken, dass es wohl um einen Jungen gehen musste.
„Am besten fängst du am Anfang an. Zum Beispiel wie dein Flug war und so was.“
Anne überlegte kurz wie sie es am besten formulieren könnte….Und entschied sich für die pure Wahrheit. Natürlich verschwieg sie ihm das sie von Kai erregt wurde obwohl er nichts tat um dies hervorzurufen.
„Boah. Diesen Kai kann ich nicht leiden. Wie kann er so grob mit einem Mädchen umgehen, ey. Der soll froh sein das ich nicht mit da bin. Sonst…“ Anne unterbrach ihn schnell.
„Ach lass mal gut sein. Ich kann schon auf mich selbst aufpassen. Aber ich glaub, ich bin dabei mich in ihn zu verlieben. Was soll ich denn jetzt machen, Matt?“ Ihre Stimme klang belegt.
„Du darfst es ihm nicht sagen Sweetheart. So wie du ihn beschreibst und wie man ihn aus dem Fernsehen kennt, hat er für liebe nicht viel übrig. Warte erstmals ab, was noch so kommen wird. Vielleicht ist er ja doch nicht so kalt und du hast eine Chance bei ihm. Naja ich muss erst einmal auflegen. Cindy wird gleich hier sein und wir wollten ins Kino.“
„Ok. Danke und viel Spaß Brüderchen. Hab dich lieb.“
„Ich dich auch. Und wenn was Wichtiges ist kannste natürlich anrufen.“ Und schon hatte er einfach aufgelegt.

Kai hatte sie die ganze Zeit angesehen. Er runzelte die Stirn als er ihr trauriges Gesicht sah.
Auch Hiro hatte dieses Gesicht gesehen. Und auch das Kai sie beobachtet hatte. Schmunzelnd ging er zu Anne. Im Augenwinkel sah er dass Kai jetzt interessierter guckte. Außerdem sah er das Sayuri anscheinend schmollte. Kai wurde wieder von ihr abgelenkt. Sie stritten sich und Sayuri ging wütend weg. Nun war Kais Aufmerksamkeit wieder bei ihm.
*Sehr gut. Läuft besser als ich dachte* Er stand nun endlich bei Anne. Sanft und leise legte er seine Hand auf ihre Schulter und sie sah zu ihm auf.
„Hey. Mach nicht so ein Gesicht. Wir wollten hier doch eine Party feiern. Hast du das schon vergessen?“
„Nein. Natürlich nicht, Hiro. Ich habe nur grad mit meinem Bruder telefoniert. Er hatte Probleme.“ Beim letzten Satz, sah Anne weg. Hiro wusste genau das sie log.
Mit wutverzerrten Gesicht sah Kai zu den beiden. Hiro hatte sie doch tatsächlich im Arm. Was sollte das nur bedeuten? Kai wusste es nicht. Doch es gefiel ihm nicht sie in seinen Armen zu sehen. Heftige Eifersucht durchzuckte ihn. *Warum sollte ich eifersüchtig sein. Ich hab doch Sayuri für meinen Spaß.* doch er konnte den Blick nicht abwenden. Genauso wenig wie diese verdammte Eifersucht. Es war ihm ein Rätsel. Grade als er sich abwenden wollte sah Hiro ihn an. Ihre Blicke trafen sich. Und Kai glaubte ein Lächeln auf Hiros Gesicht zu sehen. Im nächsten Augenblick sah Hiro wieder weg.


„Du solltest mal ein Auge auf deine Rose haben, Tala. Sieht nicht gut für dich aus.“ Er sah Tala dabei in die Augen. Man merkte Kai nicht an wie wütend er wirklich war. Innerlich verfluchte er Hiro, und wusste nicht mal den Grund dafür. Anne bedeutete ihm ja nicht, schließlich kannten sie sich erst ein paar wenige Stunden. Hilary verschluckte sich fast an ihrer Cola als sie hinsah.
„Haben die etwa etwas miteinander? Hätte ich Hiro gar nicht zugetraut das er sone Hübsche dazu bekommt mit ihm zu tanzen hahaha.“ Tyson grinste schelmisch.
Mariah und Ray sahen auch stirnrunzelnd zu den beiden. Das kam ihnen doch auch sehr verdächtig vor. Seit wann interessierte sich denn auch Hiro für Anne? Diese Frage spukte ihnen beiden durch den Kopf. Was sie als nächstes sahen, ließ sie erschrecken.


Kapitel 10...Wasser


*Ich kann ihm unmöglich sagen was los war.* Plötzlich spürte sie, wie Hiro sie in den Arm nahm. Zuerst wollte sie sich losreißen, doch ließ es bleiben. Ein warmes Gefühl überkam sie.
*Ich hab wohl doch mehr getrunken als mir gut tut*
Hiro begann sich mit ihr, zu dem Lied welches man hörte, zu bewegen. Seine Bewegungen waren sanft und langsam. Anne fühlte sich geborgen und beschützt. Hiro strich ihr mit einer Hand sachte über den Rücken und mit der anderen spielte er in ihrem Haar. Glücklich seufzte Anne. Ihre Augen schlossen sich wie von selbst. Die Beiden schienen in einer anderen Welt zu sein. Völlig zufrieden mit sich. Der sanfte Abendwind wehte durch ihr Haar. Und das Mondlicht tauchte die beiden in glitzernde Strahlen.


Kai wäre am liebsten zu den beiden hin und hätte Anne von Hiro weggezerrt. Seine Miene war nun noch schlimmer als davor. Man könnte meinen er wollte Hiro nur mithilfe seines Blickes umbringen. Doch natürlich konnte er so was nicht machen. Leider hörte er nun auch wieder das Sayuri ankam. *Muss die grade jetzt kommen?*
„Kai! Es tut mir Leid… Ich wollte mich für vorhin entschuldigen. Das war nicht sehr nett von mir so etwas zu sagen.“ Mit einer abfälligen Handbewegung gab Kai ihr zu verstehen, zu schweigen. Ihr Gerede wollte er jetzt beim besten Willen nicht hören.
„Jaja. Schon gut.“
„Nein. Es ist nicht gut. Weißt du…ich war einfach eifersüchtig. Du tanzt mit mir und dann schaust du die ganze Zeit nur zu IHR.“ Kai war vollkommen in Gedanken und hörte ihr nicht zu.
„Das war echt nicht nett von dir. Aber ich hätte trotzdem so etwas nicht sagen dürfen.“ Die Anderen hörten wirklich interessiert zu. Auch sie bekamen den Streit auf der Tanzfläche mit. Vorsichtig sahen sie zu Kai. Sein Blick war so finster wie schon lange nicht mehr.
„Du hörst mir ja gar nicht zu“ Beleidigt sah sie Kai an. Doch er war weiterhin in Gedanken.
Die Kälte die von ihm ausstrahlte war schon fast greifbar. *Wieso interessiert es mich nur so? ich hab doch gar nichts mit ihr am Hut….aber ich…ich will sie beschützen* In dem Moment veränderte sich sein Gesicht. Die Kälte wich einer Wärme, die jedes Herz berührte. Doch dieser Moment dauerte nicht lang. Schnell hatte Kai sich wieder unter Kontrolle. Ray hatte es dennoch gesehen und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen *Tja, lieber Kai. Du scheinst langsam zu begreifen* Mariah sah Ray erstaunt an.
„Was hast du denn?“
„Ach nichts, Liebling. Lass uns weiter tanzen. Oder bist du schon so erschöpft?“ Frech zwinkerte er ihr zu.
„Sehr lustig. Nur weil ich schwanger bin heißt das noch lange nicht, das ich nicht noch mehr Spaß haben kann.“ Entrüstet drehte Mariah sich um und stolzierte regelrecht wieder zur Tanzfläche. Im gehen nahm sie Rays Hand. Glücklich lächelnd setzte er Schritt für Schritt voran. Hiro und Anne waren für diese beiden völlig vergessen. Sayuri sah Kai komisch an. *Irgendwas stimmt hier absolut nicht. Er hat grad schon wieder zu DER geguckt.* Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Jetzt war sie richtig sauer. Kai gehörte doch wohl ihr. Dieser Meinung war sie jedenfalls.


„Hiro….“ Anne hob ihren Kopf an. Fest sah sie Hiro in die Augen.
„Was ist denn, kleine liebe Rose?“ Bei dem Kosewort, welches sie von Tala hatte, wurde ihr warm ums Herz.
„Ich hab mich nur grade etwas gefragt. Wieso bist du hier bei mir?“ Ihr unschuldiges Gesicht war seinem so nahe. *Mhh. Die Wahrheit kann ich ihr wohl kaum sagen.* Er schmunzelte, was ihm einen verwirrten Ausdruck von Anne einbracht. *Ja sie ist einfach einmalig. Etwas ganz besonderes. Kein Wunder das Tala sich in sie verliebt hat und alles für sie tut.*
„Das sag ich dir später.“ Nun sah Anne noch verwirrter aus.
*Was hat er denn auf einmal?* Das nächste Lied wurde gespielt. Etwas ziemlich langsames, und Hiro zog Anne wieder fest an sich. Verwirrt aber abgelenkt legte sie ihren Kopf wieder an Hiros Brust und schloss die Augen. Sanft bewegten sie sich wieder im Einklang der Melodie.


Den anderen wurde es langsam zu dumm, die beiden zu beobachten. Nach und nach zerstreuten sie sich wieder. Max fand ein sehr hübsches Mädchen, sprach sie an und tanzte wenige Augenblicke später mit dieser. Tyson tat es ihm gleich. Und auch Hilary und Kenny versuchten es zusammen.
Tala wurde fast von seiner Eifersucht zerfressen. SEINE kleine Rose in den Armen eines anderen. Aber er konnte weder ihr noch Hiro einen Vorwurf machen. Er hätte Anne schon längst alles sagen sollen. *Was bin ich doch für ein Idiot.* Zerknirscht verschwand er in der Menge.
Hilary und Kenny machten nicht mal eine schlechte Figur beim Tanzen. Natürlich war der Größenunterschied schon ein wenig komisch anzusehen. Doch die beiden störte es nicht. Sie hatten eine Menge Spaß dabei. Tyson schien von seiner Tanzpartnerin sehr angetan zu sein, was Hilary nicht passte, als sie einmal zu ihm rüber sah. Heimlich war sie in Tyson verliebt.
Max ging schon ganz schön ran. Nach kurzer Zeit bekam er sogar ein Küsschen von seiner Partnerin. Und kurze Zeit später waren die beiden schon gar nicht mehr zu sehen. Hatten sich wohl eine stille Ecke gesucht.


„Meine Mutter hat mir vor dem Schlafengehen immer ein Lied vorgesungen. Nur wenn sie es sang konnte ich ruhig schlafen.“
„Magst du es mir vorsingen?“ Hiro ließ sie los und sie drehte ihm den Rücken zu. Erst glaubte er sie würde kein Wort sagen, doch dann drang leise Annes Stimme zu ihm.

"Ich wurde von einem matten Licht gerufen.
Es war die flüchtige Erinnerung meines Traums
Und ich hörte ein Flüstern
Die ergreifende Vergangenheit verblasst,
Und zeigt das Bild einer Szenerie, die ich gegenwärtig nicht mehr sehen kann
Dieses Bild bist du, lächelnd neben mir.
Ja ich erinnere mich als sei es erst gestern gewesen
Du schautest in meine Augen und berührtest mein Herz tiefer, als
jeder andere es jemals vermochte
Die Freude des Teilens
Und diese schicksalhafte Begegnung mit dir
Diese zarten Erinnerungen, die du und ich teilen
All das lässt mich zurück und verschwindet im Licht
Mit ihnen meine verblassten Erinnerungen
Immer noch sehne ich mich danach dich wieder in meinen Armen zu halten
Ich schrie immer wieder deinen Namen, so traurig und schmerzerfüllt bis meine Stimme welkte
Wo in der Welt kommen Menschen her,
und wo enden sie
Mein geliebtes Wesen
Nur du bist vermisst.
Du senktest deine lieblichen Augen, und du erschaudertest
Und alles was ich wollte, war dich mit meinen Armen zu halten
Ich erkannte, dass ich dich beschütze wollte,
vor dieser Welt niemand anders.
Ich werde jeden Augenblick verschwinden, aber noch verlange ich
nach dir ich will dich niemals aus meinen Händen geben.
Beinahe traurig und schmerzvoll,
Jeder kostbare Tag mit dir, tröstete mich und rettete meine Seele,
das werde ich niemals vergessen."


Annes Stimme hatte immer mehr an Kraft und Lautstärke zugenommen. Wie sie sang, klang es nach einem Engel. Doch der Text war wirklich sehr traurig. Wie konnte eine Mutter ihrer Tochter so etwas vor dem schlafen gehen vorsingen? Hiro konnte sich keinen Reim darauf machen.
Aus ihrer Stimme klang so viel Wärme, dass er sich echt zusammen reißen musste.
Sayuri hatte Kai auch wieder dazu bewegt mitzukommen auf die Tanzfläche. Irgendwie musste er sich ja schließlich von Anne ablenken.
„Hörst du das auch, Kai? Die Stimme ist wirklich wunderschön.“ Verträumt schloss Sayuri die Augen und lauschte.
*Nicht halb so schön, wie das Mädchen, das sie besitzt* Wo kam jetzt bloß dieser Gedanke her. Ja Kai wusste das es Annes Stimme war. Er hatte sie ja schon gehört.
Auch unsere Freunde hatten es gehört. Fast alle anderen drehten sich ebenfalls um.
Und genau in diesem Moment geschah etwas. Anne und Hiro dachten erst, das es anfing zu regnen. Als sie sich umdrehten, sackte ihnen die Kinnlade runter. Alle starrten sie an und jemand hielt einen Gartenschlauch in der Hand. Neben Anne standen ein paar Eimer Wasser. Sie nahm einen und schüttete den Inhalt auf diese Person. Dabei begann sie zu lachen. Und die meisten lachten mit. so wurde schnell eine Wasserschlacht daraus. Es wurde nur noch gelacht und gerannt.
Jemand schlich sich an Anne ran, hob sie hoch und warf sie in den kleinen Gartenteich. Völlig verdattert sah sie zu Tala.
„Was soll denn das? Hier drin ist es furchtbar kalt", schimpfte sie los.


Nach einer weiteren halben Stunde verabschiedeten sich die Gäste nach und nach. Sayuri blieb noch und half schon beim Aufräumen. Anne saß auf einer Bank und zitterte. Ihr war mehr als nur kalt. Sie fühlte sich wie ein Eisblock. *so müssen die sich bei der Titanic gefühlt haben als die im Wasser waren* Solche Gedanken gingen ihr dabei durch den Kopf. Plötzlich tauchte Kai neben ihr auf.
„Du solltest dich abtrocknen und was warmes und trockenes anziehen!“ Er sah sie dabei nicht an und Anne machte keine Anstalten zu tun was er sagte. Kai murmelte etwas auf Russisch bevor er Anne hochzog, sie hoch hob und über seine Schulter warf.
„Lass mich sofort runter Idiot!“ aufgebracht und wütend trommelte sie mit den Fäusten auf seinen Rücken. Natürlich ohne das Kai mit der Wimper zuckte.
Er nahm sie mit in sein Zimmer ohne auf ihren Protest zu achten. Natürlich war es ihr peinlich von ihm getragen zu werden. Sie hatte nur allzu deutlich gemerkt wie ihr Rock immer höher gerutscht war.
Sie verschwand als erstes ins Bad, um sich ein Handtuch zu holen.
*also zuerst war es gar nicht nett…Mhm…doch eigentlich….das war wirklich sehr nett von ihm. Er kann also doch anders sein. Naja, wenn er will jedenfalls. Aber seine Methode ist schon ein wenig komisch. Das hätte er auch sanfter machen können.* Seufzend schaute sie in den Spiegel.
*Naja,…so toll sehe ich nicht grade aus…* resigniert rubbelte sie sich die Haare trocken soweit es ging. Ihr nassen Sachen zog sie aus, bis auf die Unterwäsche, und wickelte sich in ein Handtuch. Als sie fertig war nahm sie ihre Sachen und ging sie wieder in Kais Zimmer zurück. Er hatte es sich auf der Couch bequem gemacht.
*Sein Zimmer scheint das Größte hier zu sein* überlegte sie laut. Dann trat sie zu Kai.


Kapitel 11...Gefangen im Anderen


Kai schien auf der Couch eingeschlafen zu sein. Anne setzte sich an den Rand und schaute auf sein Gesicht.
*Warum hab Ich mich bloß hingesetzt? Und jetzt bin ich garantiert noch dümmer …aber ich …ich muss es einfach tun* Gedankenverloren strich sie ihm über die farblose Wange. Ihr fiel auf, dass er sehr müde und abgespannt aussah.
*OH NEIN…ANNE…DAS wirst du jetzt nicht tun!!!* dachte sie noch. Ihre innere Stimme ignorierend beuge sie sich runter und küsste ihn.
*Oh Gott…wie gut sich das anfühlt. Mein erster Kuss und ich hab ihn mir geklaut. Mit keinem anderen hätte ich ihn jetzt lieber. Aber irgendetwas scheint zu fehlen. * sie frage sich was es war. Gerade als Anne sich wieder aufrichten wollte, legte Kai seinen Arm um ihre Taille und erwiderte ihren Kuss. Entsetzt riss sie die Augen auf und blickte direkt in seine kalten Augen. Doch irgendetwas lag noch darin was sie nicht erklären konnte. Schon fast zärtlich sah er sie an. Seine freie Hand legte er an ihren Hinterkopf. Glücklich durch dieses Gefühl der Nähe und Wärme schloss sie wieder die Augen und seufzte.
*ja es fühlt sich gut und vor allem richtig an*sagte ihre innere Stimme. Doch dann fiel ihr ein dass Kai sich NIEMALS so verhalten würde wie es in diesem Moment tat. Das konnte also nur ein schöner Traum sein. Doch als sie die Augen wieder öffnete sah sie immer noch Kai vor sich. Langsam löste sie ihren Mund von dem seinen und blickte zu Boden. Auch Kai schlug seine Augen wieder auf.

,,Ähm…es tut mir leid…ich wollte…´´
,,Halt die Klappe An´´ Sie sah ihn erschrocken an doch er lächelte ganz leicht.
* Also DAS hatte ich jetzt auch nicht erwartet. Ich sehe ihn zum ersten Mal lächeln. Das gefällt mir hihi.*leicht begann sie zu ebenfalls zu lächeln.
„Ich will mich ja nicht beschweren aber würde es dir etwas ausmachen deine rechte Hand woanders abzustützen?“

Leicht grinsend sah er nach unten. Sie folge seinen Blick und sah dass sie sich an einer eher ungünstigen Stelle mit der Hand abgestützt hatte.
*Gott… wie peinlich…* schallt sie sich selbst.
,, Tut …m…mir leid´´ * Wieso stottere ich nur die ganze Zeit*fragte sie sich. Anne traute sich kaum Kai in die Augen zu sehen. Als sie es doch tat sah sie dass er nachzudenken schien.
*Was er jetzt wohl von mir denkt? Aber eigentlich will es lieber nicht wissen* Sie wollte aufstehen doch eine Hand zog sie zurück. Naja wobei ,zurück´ nicht ganz richtig wäre. Denn sie landete auf seinem Schoss. Anne lief knallrot an. ,, Eben warst du aber nicht so schüchtern, Kleines. ´´
*Wie rau seine Stimme klingt. Ganz anders als sonst*angestrengt überlegte sie was sie antworten sollte.
,, Ähm,…Ich weiß auch nicht warum…warum ich das getan habe.´´ Und dann überlegte sie, ob er wirklich grade „Kleines“ zu ihr gesagt hatte.
Als sie Kai nun wieder in die Augen sah konnte sie es nicht glauben. Kai sah sie einfach nur liebevoll an. Er legt seine Hand wieder an ihren Hinterkopf und zog sie zu sich runter. Tief sah er in ihre Augen und erschrak. Er sah ein Gefühl darin das einfach nicht sein durfte. Sie war ganz eindeutig dabei sich in ihn zu verlieben. Nein solche Gefühle wollte er von niemand bekommen. Denn liebe dauerte nicht lang und man wurde verletzte und das wollte er nie mehr haben. Außerdem gab es da noch Tala. Er war sein bester Freund, seit er denken konnte und er liebte Anne schon sehr lange. Auch wenn Tala es niemals aussprach.
Wie von einer Tarantel gebissen, sprang er auf und warf Anne damit zu Boden, da sie immer noch auf seinem Schoss saß.
,, Was..?´´ Anne wusste nicht was los war.
,, Kai?´´ vorsichtig stellte sie sich hinter ihn und wollte ihm die Hand auf die Schulter legen. Da wirbelte er rum und gab ihr eine Ohrfeige. Tränen traten in ihre Augen.
*oh nein. Das wollte ich nicht.* dachte nun seinerseits Kai. Sie stand auf, zog sich ihre Sachen glatt und ging zur Tür ohne ihn noch einmal anzusehen.
„Anne, warte!“ rief er ihr nach, doch sie schloss die Tür schon von außen.

*Das hast du verbockt Kai* dachte dieser resigniert.
Anne lehnte sich seufzend von außen an die Tür. Ihr Herz pochte rasend schnell und über ihre Wangen liefen die Tränen. Sie wollte es einfach nicht glauben. Kai hatte sie doch tatsächlich geohrfeigt. Von drinnen hörte sie gepolter und fragte sich was er tat. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Anne fiel direkt in seine starken Arme.
„Anne…“ schnell machte sie sich von ihm frei und sah in ins Gesicht.
„Sag einfach nichts!“ sagte sie leise. Er sah ihre tränennassen Wangen und hörte dass sie traurig und auch wütend war. Noch einmal sah sie ihn tief in die Augen, bevor sie ihre schloss und den Kopf schüttelte. Doch er hatte die Veränderung schon gesehen. Sie hatte ihn eisig angesehen. Dann ging sie einfach. Kai wollte ihr sofort nach, doch etwas hielt ihn davon ab.
In ihrem Zimmer warf sie sich aufs Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf. Eigentlich hatte doch alles so gut angefangen.
*Ich war sogar so mutig ihn zu küssen* ging es ihr durch den Kopf.
*Was hatte er nur plötzlich? Er hat mir in die Augen ges…*
Und da wusste sie es. Er hatte gesehen, dass sie sich in ihn verliebte.
*Oh nein… So was dummes aber auch* Anne wusste genau, was Kai von Liebe hielt. Und in diesem Moment hatte er sogar Recht. Liebe tat weh und verletzte. Aber sie war auch die größte Macht auf Erden. Dessen war Anne sich vollkommen sicher. Völlig erschöpft schlief sie ein.
Währenddessen dachte auch Kai darüber nach, was er getan hatte. Anne würde ihn niemals verletzten. So war sie einfach nicht. Aber ER, Kai Alexander Hiwatari, hatte sie verletzt und das war nicht gut.
*Wenn Tala das erfährt kann ich mir ganz schön was anhören* dachte er. Warum hatte er den Kuss denn auch bloß erwidert. Vielleicht weil es wissen musste. Wissen musste was zwischen ihnen war. Warum er sie nicht vergessen konnte und warum sie seine Gedanken verfolgte. Er senkte seinen Blick auf den Boden und sah etwas glitzern.
Anne hatte wohl einen Ohrring verloren.
*Ob ich ihn ihr bringen soll???* überlegte Kai. Nach kurzem Zögern ging er zu ihrem Zimmer. Auf sein Klopfen erhielt er jedoch keine Antwort. Gerade als er wieder gehen wollte hörte er einen leisen Schrei aus ihrem Zimmer. Ohne zu überlegen machte er die Tür auf und ging zu ihrem Bett, wo sie sich herumwälzte. Sofort nahm er sie in seine Arme. Anne wehrte sich verzweifelt gegen seinen Griff. Anne biss ihn sogar in die Hand.

Langsam ging sie die Straße entlang.
Nur das Licht der Sterne erhellte ihren Weg in der unendlichen Dunkelheit der Nacht.
Die Bäumen zu beiden Seiten, strahlten eine unheimliche und beängstigende ruhe aus.
Ihr Herz pochte immer lauter.
In dieser stille war es das einzige was man hörte.
Keine nächtlichen Tierrufe waren zu vernehmen.
Sie war allein. Allein und völlig hilflos. Angst schnurrte ihre Kehle zu.
Das Atmen viel immer schwerer.
Nun tauchte zu allen Seiten Nebel auf. Dichter, weißer Nebel.
Er verschlang alles in sich.
Doch plötzlich formte er sich. Zu einer menschengestallt.
Nun begann sie zu rennen.
Weit konnte sie nicht sehen doch es war ihr egal.
Die Angst hatte die Oberhand.
Sie blickte sich nicht um und rannte weiter geradeaus.
Plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter und sie blieb stehen.
Erschrocken schaute sie zuerst nach unten, und sah dass sie am Rande einer Klippe stand.
Sie wollte sich umdrehen und sich lächelnd bedanken, als die Gestalt sie schon in die tiefe stieß.
Vor entsetzten riss sie ihre Augen auf und begann einmal kurz zu schreien.
Doch hörte abrupt auf, da sie wusste dass es zu spät war und Hilfe niemals rechtzeitig kam.
So sollte also ihr ende aussehen.
Sie schloss die Augen und wartete auf den kurzen schmerz.
Doch nichts kam.
Sie öffnete sie wieder und sah einen wunderschönen Phönix.
Er blickte sie sehr liebevoll an.
Dann erst sah sie dass er sie aufgefangen hatte.




In diesem Moment wachte Anne wiedermal auf. Sie blinzelte ein paar Mal, bis sie begriff dass zwei starke Arme sie festhielten und eine Hand beruhigend über ihren Rücken strich. Ein ihr sehr gekannter Geruch stieg ihr in die Nase. Genüsslich schloss sie die Augen wieder. Als sie schon fast wieder eingeschlafen war flüsterte jemand ihr etwas ins Ohr.
„Ganz ruhig mein Kleines. Ich bin bei dir. Nichts kann dir passieren. Das schwöre ich.“
Dann schlief sie wieder, endgültig ein. Sie kuschelte sich mehr und mehr in die Wärme die sie umschloss. Als er sicher war, dass sie wirklich wieder ganz fest schlief, legte er sie ins Bett zurück und deckte sie behutsam zu.
Zum ersten Mal sah er sie richtig an. Anne war wirklich schön, mit verlockenden Kurven und einem makellosen Gesicht. Eine klassische Schönheit, mit hohen Wangenknochen, einer kleinen Nase und einem Mund, der alle Blicke auf sich zog. Und er dachte an vorhin zurück. Sie war nicht so schlank wie die ganzen Supermodels, aber Kai hatte schon immer Frauen geschätzt, die auch wie Frauen aussahen. Angelica Maria Kamu besaß definitiv sehr weibliche formen.
Für einen Moment ließ er seinen Blick auf ihrem vollen Busen ruhen, und sofort schallt er sich im Stillen, als er bemerkte, was er da tat.
*Das hätte vorhin nicht geschehen dürfen. Ich darf sie niemals anfassen. Er würde es mir niemals verzeihen, wenn ich ihr wehtue. Und das würde passieren.* kopfschüttelnd wandte er sich um und verließ das Zimmer.

Draußen vor der Tür stand noch jemand. Er wurde geweckt von ihren schrei.
*Was will ich eigentlich hier? Es ist doch schon jemand bei ihr.*
Er starrte die Tür an. Als er merkte dass die Tür aufging, versteckte er sich in einer Nische. Doch als er sah wer rauskam, verstand er die Welt nicht mehr. DAS hatte er von ihm nie erwartet. Als derjenige in seinem Zimmer verschwand, ging er selbst auch wieder in das seine. Im Bett überlegte er nun, was es zu bedeuten haben könnte. Doch zu einen guten Ergebnis kam er auch nicht. Beunruhigt schlief er ein.

Kapitel 12…Der Tag danach


Am nächsten Morgen konnte Anne sich kaum rühren. Als sie nach dem Alptraum erwachte fühlte sie sich so seltsam geborgen und beschützt. Und sie hatte diesen vertrauten Geruch gehabt. Er kam ihr so sehr vertraut vor und war ich doch so fremd. Verschlafen sah sie sich im Zimmer um, doch sie war alleine. Eilig schlüpfte sie aus dem Bett und ging duschen. Jetzt fühlte sie sich wirklich um einiges wohler. Frisch geduscht und angezogen ging sie runter zur Küche.
„Guten Morgen Ray!“ gut gelaunt gab sie ihm ein Küsschen auf die Wange. Mittlerweile war er wie ein weiterer großer Bruder für sie. Und da ihr richtiger Bruder ja nicht da war, kam es ihr recht gelegen. Mit Ray konnte sie einfach über alles Mögliche sprechen. Er war ein fantastischer Zuhörer, hatte immer genug Zeit, selbst wenn er was zu tun hatte.
„Morgen ist gut. Es ist schon halb zwölf durch. Aber du hast ja auch nicht gut geschlafen. Kai hat es uns erzählt.“ Mitfühlend nahm Ray sie in seine Arme. Sie schmiegte sich an ihn.
„Woher weiß Kai das denn? Hab ich etwa doch so laut geschrien?“
„So wird es wohl gewesen sein, schätze ich mal.“ Dabei sah er nachdenklich an die Decke. *sehr interessant Kai. Sie weiß also nicht das du bei ihr warst*Jetzt schmunzelte er.
„Was für eine nette Szene. Was Mariah wohl dazu sagen würde! Ich hoffe doch mal das ich nicht störe!“ hörte man die spöttische Stimme der Halbrussen von der Küchentür her. Lässig lehnte er im Rahmen und zog dabei vielsagend eine Augenbraue hoch. Hastig machte Anne sich aus Rays armen los. Ihre Wangen färbten sich leicht rot. Warum sie rot wurde, wusste sie nicht. Sie hatte doch nichts Falsches getan. Und sie war ja auch nicht mit jemand zusammen. Oder hatte Ray geküsst. Oder….Sie machte sich allerhand Gedanken. Vor allen dachte sie an den gestrigen Abend.
„Es ist nicht so wie du…denkst!“
„Ach und woher weißt du was ich denke, Miststück? “Immer noch grinste er spöttisch. Die 19 Jährige ging auf ihn zu und wollte ihn wieder eine verpassen. Doch Kai nahm ihre Hand blitzschnell in die seine. Völlig verdutzt sah Ray von einem zum anderen. Wohingegen Kais Blick, dafür sprach, das er am liebsten jemanden umgebracht hätte.
„Ich…es…es tut mir leid Kai.“ Kreidebleich erinnerte Anne sich an seine kalten Worte bei der letzten Ohrfeige.
„Aber ich bin kein Miststück du arroganter Idiot.“ In ihren Augen stand Angst. Und bei jedem Wort traten ihr weitere Tränen in die Augen. Es herrschte absolute Stille in diesem Moment.

„Hey, was ist denn hier los?“ zerbrach Tala die Stille. Er blickte von einem zum anderen, genau wie Ray es grade getan hatte.
„Ach du kennst doch Kai. Er hat mal wieder seine beste Laune würde ich behaupten.“ Besorgt sah Tala Anne an. Er ging zu der Blonden und bückte sich zu ihr runter.
„Kleine Rose! Lass dich bloß nicht von ihm ärgern.“ Meinte er und gab ihr einen Kuss auf die Wange, wobei er fast ihren Mund traf. Und wieder errötete sie sichtlich. Schon ging Kai einfach wieder weg. Immer musste er sich davor drücken.
„IDIOT!!!“ schrie sie ihm hinterher. Da steckte er seinen Kopf wieder zur Tür rein.
„Miststück!“ lächelte er honigsüß. Dann war er endgültig verschwunden, da man die Haustür hörte.
„Na komm, Anne. Du solltest erstmals was essen. Musst ja riesigen Hunger haben.“
„Ok. Aber nur wenn du mir was machst. Dein Essen ist immer so verdammt lecker.“
„Na klar. Mach ich doch gerne. Die anderen wollen nach dem Mittagessen in die Stadt um für den Ball einzukaufen.“ Meinte er pfeifend und machte sich daran, etwas Wunderbares für Anne zu zaubern.


„WOW. Das war wie immer suuuuuuuuuuuper lecker. Aber ich bekomm keinen Bissen mehr runter.“
„Danke, Kleines!“ grinste Ray vielsagend. Als er „Kleines“ sagte, war es wie ein Déjà-vu. *War das etwa Ray, der mich beruhigt und umarmt hat?* fragte sie sich innerlich. *Ray ist ja wirklich so lieb und würde es tun. Es wäre schon sehr gut möglich.* dann erinnerte sie sich daran, wie Ray sie vorhin umarmt hatte und wurde sofort wieder knallrot. Verlegen sah sie nach unten. Es blieb Ray nicht verborgen *Wenn du wüsstest „Kleines“* schmunzelte er.
Es war nicht schwer zu erraten an was sie dachte, als sie verlegen nach unten sah. Er hatte seine Worte sehr genau gewählt, da er etwas testen wollte. *Mal sehen ob es klappt * dachte er leicht grinsend. Tala verstand natürlich gar nichts. Er sah Anne an, die verlegen auf ihren Teller sah und dann Ray, der leicht grinste.
„Das musst du nicht verstehen.“ Sagte Ray nur.
„MHH!!“ brummte Tala nur.
Ray wandte den Blick nicht von ihr ab. Unerlässlich sah er sie an. Und genau da bemerkte er es. Ihre Wange war leicht geschwollen. Was war bloß gestern Abend noch geschehen. Damit meinte er nicht dass Kai bei ihr war. Nein, er wollte wissen was vor ihrem Alptraum geschah.
Anne stellte ihren Teller in den Geschirrspüler und ging nach draußen in den Garten. Auf der Veranda begegnete sie Kai. Verwundert blickte sie ihn an. So schnell war er sonst nicht wieder zurück. Stirnrunzelnd ging sie vom Grundstück, in den Wald. Eigentlich hatte sie keine Ahnung wohin sie jetzt wollte. Aber im Haus bleiben wollte und konnte sie auf gar keinen Fall.
Ohne es zu bemerken kam sie am See an. Geblendet von der plötzlichen Helligkeit, musste sie ein paar Mal blinzeln. Bäume konnten ja so gut Schatten spenden. Doch sie wunderte sich nicht, warum sie hierher gegangen war, sondern viel mehr, was hier so alles los war.

Es waren regelrecht Massen von Menschen. Überall wurden Schaubuden aufgestellt, Handwerker liefen hin und her und es wurde geschraubt, gehämmert und gesägt. Und da viel es ihr wieder ein. Morgen Abend sollte ja ein traditionelles Sommerfest hier stattfinden. Mariah und Hilary hatten es ihr gestern Abend gesagt, als alle beim Essen saßen.
Es bedeutete dass sie sich morgen vor den Beiden in Acht nehmen musste. Vormittags wollten alle in die Stadt fahren um Kleidung für den Ball zu kaufen. Sicherlich würden die beiden darauf bestehen, dass sie sich auch einen Kimono zulegte.
Sie setzte sich auf eine noch freie Bank und ließ ihre Gedanken einfach treiben, während sie zusah. Das hektische Treiben kam ihr wie ein Ruhepol vor. In ihrem Inneren war alles wie leer gefegt. Und doch kamen die Erinnerungen von gestern hoch.
Zuerst an den Tanz mit Hiro, dann an alles was zwischen Kai und ihr passiert war. Sie wollte mit jemanden darüber reden, doch alle mit denen sie reden konnte würden Kai sofort einen Kopf kürzer machen.
Natürlich hätte er es schon verdient, wie sie fand, aber…. Sie wusste dass sie nicht dabei war sich in ihn zu verlieben. Sie liebte ihn bereits. *Nach so kurzer Zeit ist das doch gar nicht möglich, oder?* Sie wusste keine Antwort. Es war das erste Mal, dass sie so etwas fühlte. Obwohl er ihr dauernd wehtat, obwohl er sie beleidigte, sehnte sich ihr Herz nach ihm. Nach seinen Duft, seine starken Arme, seine etwas kühlen Lippen.
Sie bemerkte wie die Sonne schon langsam begann unterzugehen. Schweren Herzen stand sie auf und ging Richtung Haus.
„Dich kann man ja echt nicht alleine lassen. Weißt du eigentlich was die anderen sich für Sorgen gemacht haben?“

Er war wie aus dem nichts aufgetaucht. Der Mann, der ihre Gedanken beherrschte. Sie erschrak und stolperte nach hinten. Innerlich war sie auf den Schmerz vorbereitet der unweigerlich beim Aufprall auftauchen würde und schloss die Augen.
Doch auch nach endlosen Sekunden war nichts zu spüren. Wieder nahm sie seinen Geruch auf. Sie blinzelte. Kai hatte sie aufgefangen bevor sie aufschlug.
Weitere endlose Sekunden verstrichen in denen sich die beiden nur in die Augen sahen.
Das Herz der 19 Jährigen pochte schnell, zu schnell. Er musste es bemerken. Er beugte sich leicht zu ihr und sah ihre leicht geöffneten Lippen. So verführerisch und doch so unschuldig. Er küsste sie. Fordernd und leidenschaftlich.
Zuerst versteifte sie sich. Sie sah den gestrigen Abend vor sich, wie er erst den Kuss erwidert hat und sie dann geschlagen hat. Dies alles geschah in wenigen Augenblicken. Die Anspannung fiel von ihr und sie schlang die Arme um seinen Nacken. Seine Leidenschaft ging auf sie über.
Sanft ließ er sich und sie auf den Boden gleiten ohne den Kuss zu unterbrechen oder zu beenden.
Er wollte diesen Zauber nicht brechen. Es fühlte sich so richtig und gut an. Zum ersten Mal seit Jahren, hatte er das Gefühl sicher zu sein. Nur bei ihr fühlte er sich wirklich frei. Dieses Gefühl war neu und erschreckte ihn ein wenig. Wie konnte sie sich ihm bloß so hingeben, nachdem was er gestern getan hatte?
Wie war es möglich, dass sie nicht sauer war oder ihn von sich stieß. Ihr ganzes Handeln war so absurd in seinen Gedanken.
Sie war es schließlich, die sich schwer atmend von ihm löste. Fest sah sie ihn an. Er sah in ihren Augen die unausgesprochene Frage. Fast unmerklich schüttelte er den Kopf.
„Es tut mir leid.“ Hatte er das jetzt wirklich gesagt? Das fragten sich beide. Unglaublich sah sie ihn wieder an.
Kai zog Anne wieder näher an sich und küsste sie erneut.
Leichte wollige Schauer rannen über ihren Rücken.

Kapitel 13...Stadtbummel


Einige Meter entfernt lehnte Hiro an einem Baum und beobachtete die beiden. *Na geht doch ihr beiden* Als Kai sie erneut küsste wandte Hiro sich ab und ging.


Anne und Kai hatten die Welt um sich herum fast völlig vergessen. Sie saß auf seinen Schoss und dachte darüber nach, ob sie es ihm sagen sollte. Er legte eine Hand an ihre geschwollene Wange.
„Es tut mir wirklich leid, Kleines.“ Anne hob den Kopf und sah ihn verwundert an. *Hat er mich auch grad „Kleines“ genannt? Wenn alle das zu mir sagen werde ich doch nie rausbekommen wer es in der Nacht war.* sie rückte ein kleines Stück von ihm ab.
„Bist du wirklich der Kai den ich kenne? Der würde sich nämlich niemals entschuldigen. Und schon gar nicht gleich zweimal.“
Neckend sah sie ihn an. Er verdrehte nur genervt die Augen was ihn ein Lachen von der Blondine einbrachte. Er mochte es wenn sie lachte. Nein. Er liebte es wenn sie lachte. Und er lie… NEIN. Energisch schüttelte er den Kopf. Er wollte so etwas nicht fühlen. Es führte ohnehin zu nichts. Bald wäre sie wieder daheim und alles war wie immer. Anne war zu wertvoll um nur seinen Spaß mit ihr zu haben. Es fiel ihm nicht leicht aber er musste es tun.
„Wir sollten wieder zu den anderen gehen.“ Er reichte ihr seine Hand, die sie ohne zu zögern nahm, und aufstand. Sie gingen ein ganzes Stück Hand in Hand. Als sie am Garten ankamen sahen sie schon alle dort stehen. Ruckartig ließ Kai ihre Hand los
„Wa-?“ verwirrt sah sie zu ihm auf.
„Die brauchen nichts zu wissen. Hab ich mich klar ausgedrückt?“
Traurig sah sie in seine Augen. Schnell wandte sie den Blick ab. Nein er sollte ihre Tränen nicht noch einmal sehen. Stumm nickte sie und beiden schritten durch das Gartentor.

Ohne die anderen anzusehen verschwand sie sofort im Haus. Kai sah ihr nach. Er musste den Impuls unterdrücken ihr nachzugehen. Dieser Impuls war überwältigend. Keiner fragte ihn was los war. Sie nahmen es einfach nur hin dass Anne wieder da war. Hiro sah zu dem halbrussen. *Was hast du denn jetzt schon wieder gemacht?* Er wurde langsam ärgerlich.


Nach einiger Zeit machten sich alle bettfertig. Anne schlief zu dieser Zeit schon tief und fest. Sogar fast traumlos. Kai stand an ihrem Bett und betrachte ihr Gesicht. Oh ja, sie war wunderschön. Er beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann schlich er wieder in sein Zimmer und legte sich ebenfalls schlafen.

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Am nächsten Morgen ging es sehr hektisch zu. Jede Dusche war deutlich zu hören.
Anne fühlte sich sehr unwohl bei dem Gedanken shoppen zu gehen. Es war nicht so wirklich ihr Ding. Natürlich brauchte sie etwas passendes, das wusste sie. Es gefiel ihr nur nicht in den ganzen Menschenmassen.
Sie kam als letztes aus dem Haus und lief zur Garage. Die lautstarke Diskussion hörte sie schon als sie die Haustür aufgemacht machte.
„Ich will nicht. Dafür könnt ihr nen anderen Dummen finden. Ich setz mich nicht mit Kai in ein Auto, ey. NEIN.“ Tyson gestikulierte wild fuschelnd mit den Armen.
„Aber wer soll denn sonst bei ihm fahren?“ fragte Mariah ruhig.“
„Ich könnte das doch machen!“ fragend sah Anne Kai an. Dieser nickte nur kurz und stieg schon mal in seinen Mercedes ein. Schnell lief sie zur Beifahrertür und stieg ein. Kai fuhr schon los, noch bevor sie den Gurt befestigt hatte.
„Geduld hast du echt nicht“ Sie sah ihn von der Seite an. *Was er wohl denkt?* Grübelnd betrachtete sie sein Gesicht. Sie wartete noch, doch eine Antwort bekam sie nicht.
„Du kannst ruhig mit mir reden. Ich beiße nicht. Du könntest mir auch mal erklären was das gestern sollte.“ Er sah sie kurz von der Seite an. Dieses eiskalte in den Augen machte ihr schon ein wenig Angst. Zeigen wollte sie diese aber nicht.
„Mhh. Jetzt versteh ich warum Tyson nicht mit dir fahren wollte.“ Wütend starrte sie aus dem Fenster.
Einige Minuten verstrichen in eisiger Stille.
„Ich weiß dass du nicht beißt, Kleines. Aber ich werde dir nichts erklären. Es geht nur mich etwas an, was ich tue.“ Verwirrt drehte sie sich wieder zu ihm. *Er hat tatsächlich geantwortet* Sie fing an zu lächeln.
„Mhh. Toll. Darüber freue ich mich natürlich sehr.“ Voller Sarkasmus antwortete sie. Auf einmal machte er am Straßenrand eine Vollbremsung. Anne musste sich festhalten um nicht gegen die Tür geschleudert zu werden.
„Sag mal, spinn-?“ Wütend wollte sie ihn anfahren. Doch genau in diesem Moment drehte Kai sich zu ihr, zog sie zu sich und küsste sie ungestüm. Anne blinzelte ein paar Mal und schloss dann die Augen. Ja, er konnte unglaublich gut küssen. Der 19 Jährigen erschien es wie Stunden, doch waren es nur Minuten. So plötzlich wie er sie geküsst hatte, ließ er sie auch los.
Als sei nichts gewesen fuhr er weiter. Die anderen waren wohl schon da, wie er annahm. *Warum hab ich das bloß getan?* fragte er sich bestimmt schon zum hundertsten Mal, als sie ankamen. Eigentlich wollte er doch nun wirklich nur seinen Spaß. Doch Anne ging ihm unter die Haut, wie noch keine andere Frau vor ihr. Dabei war sie noch unschuldig. Sie hatte es zwar nicht gesagt, aber er merkte es an ihrer Art. Normalerweise hielt er sich von Jungfrauen fern. Er bevorzugte erfahrene Frauen, die wussten worauf sie sich einließen. Zu dieser Kategorie durfte man Anne auf keinen Fall zählen.
Zähneknirschend stieg er aus. Sie war schon längst raus. Bestimmt war sie total wütend auf ihn. Naja sollte ihm auch egal sein.
„Wir teilen uns am besten auf. Da wir Frauen euch unsere Kleider ja erst am Ball Abend präsentieren wollen.“ Alle nickten. Nur Kai stand gelangweilt da und zeigte keine Regung.
„Als erstes brauchen wir für heute Abend Kimonos. Dann sollten wir nach Ballkleidern suchen und dann natürlich Taschen, Schuhe, Schmuck und Kosmetik. Einverstanden?“ überlegte Hilary mal wieder etwas zu laut. Die Jungs verdrehten genervt die Augen.
„Ok. Mhh. Wo sollten wir bloß als erstes rein?“ Mariah sah sich unsicher um. Dann entdeckte sie einen Laden. Das Schaufenster war wunderschön mit Kimonos aus Seide dekoriert. Die anderen folgten ihrem Blick und fingen zu strahlen an. Da würden sie als erstes reingehen. Ganz klare Sache.


Nach zwei Stunden kamen sie wieder raus. Jede mit ein oder zwei Tüten bei sich. Ihre Augen strahlten, nur Anne war mit ihren Gedanken ganz woanders. Immer wieder kamen ihr die Bilder aus dem Auto vor die Augen. Sie versuchte diese aus dem Kopf zu schütteln. *Na das kann ja noch heiter werden. Die anderen haben bisher noch nicht einmal gefragt warum Kai und ich angehalten hatten.*
Und schon fanden sie auch ein Geschäft mit Abend- und Ballkleidern. Schwungvoll wurde Anne mitgeschleift.
„Anne, was hast du denn? Du bist so still.“ Besorgt sah Mariah sie an.
„Ach nichts weiter. Bin bloß kein Shoppingfan. Mach dir mal keine Sorgen. Mir geht es echt gut.“ Verzweifelt versuchte Anne zu lächeln. Skeptisch sah die Rosahaarige ihr in die Augen.
„Hey ihr zwei. Erstens, macht mal nicht sone Gesichter. Wir wollen uns doch amüsieren. Und zweitens, hab ich die perfekten Kleider gefunden. Kommt mal mit.“ Mariah nahm Annes Hand und zog sie hinter sich her. Ohne auf ihren Protest zu achten steckte sie die Blondine in eine Umkleide und reichte ihr ein Kleid hinein.
„Das kann doch wohl nicht euer ernst sein. Wie soll ich denn darin aussehen ey. Das ist viel zu schön für mich.“ Beschwerte sie sich, als sie das Kleid genau betrachtet hatte.
„Jetzt halt mal die Luft an und probiere es an. Dann zeigst du es uns und wir sagen dir ob es dir steht oder nicht. Ok?“ versuchte Hilary sie zu beruhigen.
„Na gut.“ Es war nur leise gemurmelt. Hilary und Mariah zwinkerten sich zu. Das klappte ja besser als erwartet. Doch obwohl sie sich sicher waren, dass das Kleid wie für Anne gemacht war, konnten sie ihre Kinnlade nicht oben halten. Beiden kamen aus dem Staunen nicht mehr raus, als Anne vor ihnen stand.
„Und was sagt ihr? Besonders begeistert sieht ihr ehrlich gesagt nicht aus. Ich hab doch gewusst das es nichts für mich ist.“ Traurig wollte sie schon wieder in die Umkleide gehen, doch Hilary hielt sie zurück.
„Ich glaub du verstehst da was falsch, Süße. Also ich meinerseits war nur zu verblüfft. Mariah geht es garantiert genauso. Du siehst atemberaubend darin aus.“ Begeistert klatschte sie in die Hände. Zweifelnd sah Anne zu Mariah. Diese nickte nur mit einen strahlenden Lächeln.
„Ok. Dann nehme ich das hier!“ Bevor sie es sich anders überlegen konnte ging sie in die Umkleidekabine, zog sich ihre Sachen wieder an und ging zur Kasse, zum Bezahlen.
Nach weiteren ganzen zwei Stunden, hatten sie auch Schuhe, Kosmetik, Taschen und Schmuck. Schnellen Schrittes rannten sie schon fast zu dem Café, in welchen sie mit den Jungs verabredet waren. Natürlich waren sie eine gute halbe Stunde zu spät. Vielsagend sahen sich die Jungs, die Tüten an.
„Habt ihr die Läden ausgeraubt?“ spottete Tyson, während er an seinem zweiten Eis saß.
„Ach sei doch ruhig, du Blödmann. Wir brauchen das ganze Zeug nun mal. Und außerdem wird es euch auch gefallen. Vor allem der Ball wird total toll werden. Bei den Kleidern werden euch die Augen raus fallen.“ Völlig entnervt setzte Hilary sich auf den Stuhl neben Tyson. Mariah nahm neben Ray Platz und für Anne blieb wie immer nur der Platz neben Kai frei.

Kapitel 14...ein Streit mit Folgen für Kai


setzte sie sich und vermied es vehement Kai anzusehen. Sie unterhielt sich hauptsächlich nur mit Mariah und Hilary. Tala blickte sie nachdenklich an. Irgendwas schien mit ihr anders zu sein, als noch vor ein paar Wochen. Seine kleine Rose schien sich nach und nach zu öffnen. Er fand es schön dass sie so aufblühte. Der Tod ihrer Mutter war ziemlich schwer für sie gewesen. Und dann noch ein Vater der sich immer wieder an diesem Tage betrinkt. Da kann sie ja nur unterkühlt oder zu naiv werden. Ihr Bruder war ihr auch keine große Hilfe wenn man mal ehrlich war.
Nachdem Tyson noch sein drittes Eis verschlungen hatte konnte es wieder nach Hause gehen. Anne stand etwas unschlüssig da. Sie wusste nicht, ob es ok ist wieder mit Kai zu fahren. Er hatte kein Wort mehr mit ihr gewechselt seit dem Kuss im Auto.
„Kommst du heute noch? Oder soll ich dich in ein paar Stunden abholen?“ spöttisch sah Kai sie an.
„Jaja. Bin schon auf dem Weg. Du bist ziemlich fies.“ Traurig sah sie aus dem Fenster als er losfuhr.
„Ich bin so, wie man mich wollte.“ Seine rätselhafte Antwort ließ sie aufhorchen.
„Was meinst du damit?“ erwartungsvoll sah sie ihn von der Seite an.
„Das ist egal. Es geht dich nichts an.“ Seine eiskalte Antwort ließ sie sauer werden. Sie drehte sich vollends zu ihm hin, auch wenn das im Auto gar nicht so einfach war. Aus dem Augenwinkel sah er kurz hin und richtete seinen Blick dann wieder auf die Straße.
„Jetzt hör mir mal zu, du Obercasanova. Du kannst mich nicht immer küssen wann es dir gefällt. Ich bin nicht deine persönliche Hure, du Idiot. Ich habe auch Gefühle.“ Nur mit Mühe konnte die 19 Jährige sich die Tränen verkneifen.
„Halt sofort an. Ich will raus hier. Ich MUSS raus hier. Bitte!“ Gequält sah Anne ihn an. Doch er machte keine Anstalten ihre Bitte zu erfüllen.
Nun konnte sie die Tränen nicht mehr zurück halten. Schluchzend sah sie wieder aus dem Fenster. Abrupt blieb das Auto stehen. Sofort schnallte sie sich ab und wollte aussteigen. Kai tat es ihr gleich und kam um das Auto rum. Sie wollte wegrennen doch der Halbrusse hielt sie am Arm fest.
„Lass mich los!“ Ihr Flehen half nichts.
„Dir haben die Küsse doch wohl auch gefallen wenn ich mich dran erinnere wie du mich sogar das erste Mal geküsst hast. Ganz schön raffiniert deine Tränen. Fast könnte man es dir abkaufen.“ Im ersten Moment war Anne völlig perplex. Dass er so viel reden konnte war neu. Doch nur einige Herzschläge später wurde sie sich wieder bewusst was er gesagt hatte.
Ohne an die Folgen zu denken holte sie aus und schlug Kai ins Gesicht. Er hätte nicht damit gerechnet dass sie es tatsächlich noch einmal wagen könnte. Fassungslos sah er sie an. Genau in diesem Moment fuhren die anderen an ihnen vorbei. Verwirrt sahen sie die Szene und Ray hielt sofort seinen Wagen an. Wütend sah er zu Kai und Anne.

„Was geht denn hier ab? Kannst du dich nicht einmal zusammen reißen, Kai?“ Er sah Kai richtig wütend an. Der zog nur unbeeindruckt die Schultern hoch.
„Hey was hast du mit Anne gemacht?“ Auch Tala kam dazu. Sofort ging er zu Anne und nahm sie in den Arm. Die Blondine verbarg ihr Gesicht an seiner Brust und weinte. Ray ging drohend auf Kai zu.
„Also was ist passiert?“ Zum ersten Mal war Rays Stimme eiskalt. Mariah legte ihn beruhigend eine Hand auf die Schulter.
„Lass ihn doch. Wir sollten Anne lieber nach Hause bringen.“ Liebevoll sah sie zu Anne. Diese nickte fast unmerklich. Mariah nahm sie aus Talas Arm und führte sie zu Rays Auto.
Als Anne schon im Wagen saß, sah sie zu Kai. Alle redeten auf ihn ein. Da wurde ihr klar, dass es die anderen ja eigentlich wirklich nichts anging. Vielleicht mochte Kai sie ja auch und wollte es nur nicht zugeben, damit er nicht verletzbar war. Das wäre echt gut möglich.
Langsam versiegten ihre Tränen wieder. Kai stieg in seinen Wagen und fuhr wieder Richtung Stadt. Auch die anderen stiegen ein. Als Ray saß drehte er sich zu Anne um. Fragend sah er sie an. Sie schüttelte jedoch nur den Kopf.
Im Haus angekommen machte Ray sich erst mal daran das Essen vorzubereiten. Die Mädels rannten nach oben um ihre Einkäufe auszupacken und sich schon zu duschen.
Anne stand am Fenster und war in Gedanken nur bei Kai. Er war einfach wie er eben war, genauso hatte sie ihn kennen gelernt und genauso hatte sie sich auch in ihn verliebt. Sie drehte den Kopf leicht zur Seite und sah zu ihrem Kimono der auf dem Bett lag. Kopfschüttelnd schloss sie die Augen und sah wieder aus dem Fenster. Ray würde wohl bald mit dem Essen fertig sein. Dann könnte sie essen und danach endlich schnell duschen. *Ob Kai mit zum Fest geht?* von weiten sah sie Scheinwerfer näherkommen. *Vielleicht ist es ja Kai* Sofort begann sie zu lächeln.
Langsam öffnete die 19 Jährige die Tür als es klopfte. Vor ihr stand wirklich Kai. Außerdem sah sie Ray unten an der Treppe stehen und skeptisch gucken. Sie lächelte ihn zu und wandte sich dann an Kai. Das lächeln wischte sie sofort weg. Er musste ja nicht wissen, dass sie ihn schon verziehen hatte. So einfach sollte er es nicht haben. Man sah ihn an, dass es ihm Leid tat.
„Was kann ich für dich tun?“ Nur mit größter Mühe konnte sie sich das Lachen verkneifen und diesen kalten Ausdruck beibehalten.
„Du weißt genau, warum ich hier bin.“ Sein Blick zeigte nun auch wieder diese Kälte. Anne musste es ihm aber auch zu schwer machen. Er sah ihr genau an, dass sie am liebsten lachen würde.
„Wegen vorhin meinst du?“ Verblüfft schaute sie ihn aus ihren wunderschönen großen Augen an.
„Ja. Aber damit du nicht schon wieder denkst, das ich ein anderer bin, werd ich mich diesmal nicht so direkt entschuldigen.“ Nun konnte Anne echt nicht mehr. Lautstark begann sie zu lachen. Nun war es Kai der verblüfft guckte. Er dachte sich zwar schon, dass sie ein Lachen verkneifen musste, aber er hätte nicht gedacht, dass sie einfach loslachen würde.
„Ach was. Ist schon gut. Ich kann dich ja verstehen. Magst du nicht kurz reinkommen? Dann kann ich es dir erklären.“ Lächelnd trat sie zur Seite und öffnete die Tür noch ein stück. Nach kurzem Zögern trat er ein. Mit pochenden herzen schloss sie die Tür wieder. Der junge Halbrusse stand am Fenster und sah nach draußen. Anne trat leise an seine Seite. Einige Minuten standen sie einfach nur da. Bis Anne dieses Schweigen nicht mehr aushielt.
„Ich kann verstehen, warum du immer so schroff und kalt mir gegenüber bist.“ Dabei sah sie ihn an.
„Ich glaube du magst mich und das macht dich angreifbar.“ Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie eine Reaktion zu sehen. Oder hatte sie es sich nur eingebildet? Sie griff nach seiner Hand. Ohne zu zögern erwiderte er den Druck ihrer warmen Hand.
„Ich habe recht, oder? Du magst mich. Vielleicht nur ein kleines bisschen, aber ich bin dir nicht egal.“
Wieder sagte er nichts. Sie standen wieder schweigend nebeneinander, die Hände ineinander verflochten.
Als Anne schon dachte, er wäre nur eine Steinfigur, drehte er sich zu ihr. Anne musste zwei Mal hinsehen und blinzeln. Sie konnte es nicht glauben. ER, dieser KAI HIWATARI…er lächelte sie wirklich warmherzig an.
„Ja. Du hast Recht. Ich mag dich. Und genau das ist mein Problem. So etwas darf ich mir nicht leisten.“ Sein lächeln verschwand aus seinem Gesicht, genau wie seine Hand aus ihrer.
„Du solltest trotzdem nicht annehmen dass ich dich deswegen anders als sonst behandeln werde. Zeigen werde ich es vor anderen nicht. Wie du schon richtig bemerkt hast, könnte es mich angreifbar machen.“
Ohne ein weiteres Wort ging er und ließ Anne errötet und schockiert zurück.

*Er hat wirklich gesagt er mag mich. KREISCH* Anne warf sich aufs Bett und kreischte vergnügt. Alarmiert kam Ray rein gestürmt.
„Was ist denn passiert, Maus?“ Als er sah dass sie total rot war und strahlte wurde er misstrauisch.
„Ach, ich bin nur total schockiert aber gleichzeitig auch total happy. Ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll.“ Schwungvoll stand sie auf, nahm Ray an der Hand und fing an mit ihm zu tanzen.
Sie strahlte wie er es noch nie gesehen hatte.*Ob Kai was damit zu tun hat? Vielleicht hat er es doch nicht ganz vermasselt. Gut so.* lachend drehte er sich mit ihr im Kreis.
„Du hast mir aber immer noch nicht gesagt wieso?“ Neugierig betrachtete er ihre geröteten Wangen. Verlegen hielt sie an und schaute nach unten.
„Ähm… Tut mir leid…aber …ich darf es dir nicht sagen.“ Diese Stotterei brachte ihr nicht viel. Ray neigte sich zu ihr. Gespielt streng sah er ihr in die Augen.
„Ich glaub ich weiß was es ist. Mariah guckt auch immer so wenn…HEY!“ Weiter kam er nicht. Ein ziemlich schlecht gelaunter Tala stand in der Tür und sah ziemlich misstrauisch zu den beiden.
„Guck mal nicht so Tala. Das steht dir nicht. Und außerdem ist deine Rose grade so glücklich.“
„Ja, das sehe ich auch. Und weswegen? Bestimmt nicht wegen dem von vorhin!“ Ray sah ihm die Eifersucht an. *In Tala muss es wohl mächtig brodeln. Tut mir leid. Doch Anne ist für Kai reserviert.*
„Ach mein Wölfchen. Sei doch einfach nur froh, dass ich glücklich bin. Hab dich super Mega lieb.“ Liebevoll strich sie ihm über die Wange, stellte sich auf Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss darauf. Dann sah sie ihn an. Mit den strahlenden Augen und den gerötteten Wangen, sah sie einfach nur zauberhaft aus.
„Na gut. Wenn du glücklich bist dann bin ich es auch.“ Er nahm sie in den Arm und küsste sie. Auf den Mund. nicht auf die Wange wie sonst. Abrupt ließ er sie wieder frei. Verwirrt sah sie ihn an.
„Was guckst du denn so? ist es dir noch nicht aufgefallen? Nein??“
„Was soll mir aufgefallen sein?“ Sofort ging Ray dazwischen.
„Das ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür, Tala. Lass es noch so wie es ist.“ Anne verstand kein Wort mehr.

Kapitel 15…Erkenntnisse!


sah Tala Anne an. *Ray hat wirklich Recht. Aber vielleicht ja beim Ball. Das wäre wohl der richtige Zeitpunkt. Zumindestens hoffe ich das. Ich will nicht mehr länger damit warten. Ich kann nicht länger warten.*
„Ach vergiss es erst einmal. Ist jetzt nicht so wichtig.“ Er versuchte zu lächeln doch Anne sah ihm an, dass es nicht die Wahrheit war. Sie kannte Tala gut genug um zu behaupten, dass sie ihn wahrscheinlich besser kannte als er sich selbst. Und er verschwieg ihr was sehr wichtiges. Naja, jedenfalls für ihn schien es eigentlich sehr wichtig zu sein. *Und was hatte dieser Kuss zu bedeuten? Das hat er noch nie gemacht. Doch etwas ist merkwürdig. Ich habe dabei nicht dasselbe gefühlt wie bei Kais Küssen. Es war ganz anders. Und irgendwie ließ es mich ganz tief im Inneren doch kalt. Auch wenn es mir peinlich war.*
„Mhh. Ok für den Moment aber nur. Ich will wissen was du meinst. So leicht lass ich mich nicht abweisen.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn streng.
Tala war nun ehrlich verblüfft. So hätte er sie nun doch nicht eingeschätzt.
„Ach ja. Ich wollte euch eigentlich zum Essen holen.“ Ray fiel grade wieder ein warum er hier war. So was dummes aber auch, dass er es einfach vergessen hatte. Dabei war Essen doch neben Mariah und Beybladen sein Leben.
„Ja. Wir kommen sofort.“ Anne wandte sich an Ray und lächelte. Dann nahm sie Talas Hand und schleppte ihn mehr oder weniger hinter sich her. Tala gefiel es ihre Hand in seiner zu spüren. Doch er wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte. Und er musste ihr unbedingt sagen, was er für sie empfand. Er konnte sich kaum noch zusammen reißen, sie nicht in seine Arme zu ziehen und leidenschaftlich zu küssen.

In der Küche war, wie immer viel los. Tyson hatte Massen an Essen vor sich zu stehen. Und Hilary regte sich selbstverständlich darüber auf. Anne merkte wie sich eine angenehme Wärme empfand. Ja, das waren ihre Freunde. Ihre wahren echten Freunde. Und das nach so kurzer Zeit schon. Sie wollten keinen von ihnen mehr missen. Sie spürte einen Stich, als sie daran dachte, dass ihr Urlaub ja nicht endlos sein würde. Bald wäre sie wieder in London und hatte nur noch ihre wertvollen Erinnerungen. Jede Geste ihrer Freunde nahm sie in sich auf. Bloß nichts vergessen.
Zufrieden setzte sie sich auf ihren Platz. Es störte sie nicht mal das Kai, Ray, Hiro und Tala sie so komisch musterten. Sie kicherte leise. Eigentlich nur für sich selbst. Doch auch Hiro und Ray mussten an sich halten um nicht laut los zu prusten, als auch sie zu Tyson und Hilary sahen. Diese waren doch tatsächlich immer noch am Diskutieren. Kai sah gelangweilt zu dem Spektakel. Ihm ging es nur noch auf die Nerven. Natürlich kannte er es zu genüge. Und Tala sah einfach nur ausdruckslos Anne an.
„Reiß dich doch mal zusammen, Tyson. Und so was will Weltmeister sein.“ Kai schnaufte verächtlich. Sofort kehrte Ruhe ein und das Essen konnte friedlich beendet werden. Gleich daruaf rannten die Mädels nach oben. Kopfschüttelnd sah man ihnen nach.
„Na toll. Jetzt müssen wir hier aufräumen und die machen sich fertig. Wir müssen doch auch duschen und alles.“ Tyson konnte es einfach nicht fassen. Das war doch die Höhe.
„Reg dich doch nicht immer so auf. Wir machen es einfach ganz schnell und denn geht das schon.“ Versuchte Max ihn zu beruhigen.
„Ja ok. Du hast natürlich Recht. Also auf geht’s. Kai, könntest du-…Wo ist der denn hin?“ irritiert sahen sich alle um. Kai hatte sich heimlich davon gestohlen.
„Wahrscheinlich kommt er eh nicht mit.“ Ray schüttelte nur den Kopf.


Die heißen Tropfen auf Annes Haut ließen sie leicht frieren, als sie aus der Dusche stieg. Schnell rubbelte sie sich trocken. Und als sie in den Spiegel sah, erschrak sie doch schon sehr. Sie erkannte sich kaum wieder. Irgendwie sah sie völlig verändert aus. Ob das an der Liebe lag???
Irgendwie fand sie sich viel hübscher als vorher. Ihre Wangen schimmerten rosig. Wie es wohl sein, wenn Kai mit ihr…*HEY WAS DENK ICH DENN BLOß DA?* schnell wischte sie diesen Gedanken beiseite. So was würde Kai von ihr bestimmt nicht wollen. *Aber was ist, wenn er es doch wollen würde? Was würde ich bloß tun?*
Nachdenklich ging sie zum Bett auf dem immer noch der Kimono lag. Schon fast zärtlich strich sie über den schönen Stoff. „Ahhhh“ Sie stieß einen kleinen spitzen Schrei aus. Sie hatte ein Problem. Sie hatte noch nie einen Kimono getragen, hieß dass sie auch nicht wusste wie man ihn anzieht. Mariah konnte ihr wohl am besten helfen. Vorsichtig öffnete sie die Tür und lugte hinaus. Niemand war zu sehen. Wenn sie schnell war blieb es auch so. doch zu früh gefreut. Kaum war sie hinausgeschlüpft spürte sie einen Luftzug hinter sich. Erstarrt blieb sie stehen.

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Kai starrte aus dem Fenster und fuhr sich frustriert durch die Haare. Was hatte er sich bloß dabei gedacht, ihr so etwas zu sagen. Selbst das machte ihn doch schon angreifbar. Wie konnte ihm so was nur passieren. Er hielt immer eisern seine Gefühle unter Kontrolle, nur bei ihr wurde er ab und zu schwach. Das müsste er sich schnellstens wieder abgewöhnen. Angestrengt dachte er nach wie er es tun konnte ohne sie zu verletzten.
Aber ihm wollte einfach nichts einfallen. Er fluchte unterdrückt. So ging es wirklich nicht weiter.
Plötzlich hörte er Anne nebenan kurz schreien. *Was ist denn jetzt los?* Sofort meldete sich sein neu erwachter Beschützerinstinkt. Er trat in den Flur. Kaum war er draußen ging auch schon ihre Tür auf. Sie spähte vorsichtig raus. Fast vollkommen nackt musste man wohl noch dazu sagen. Kurz überlegte er ob er sich sofort bemerkbar machen sollte, doch er wollte ihren Anblick noch ein wenig in sich aufnehmen.

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Ängstlich sah sie hinter sich und…. entdeckte Kai, der seelenruhig an der Wand lehnte und sie so komisch ansah.*Was macht der denn jetzt hier? War ja klar das mir wieder so etwas Peinliches passiert. Gott, kann ich nicht ein einziges Mal Glück haben?* Anne war sich nur zu bewusst, dass sie nichts weiter als ein Handtuch um ihren Körper geschlungen hatte. Doch bei seinem Blick nach zu urteilen hätte sie ebenso gut auch völlig nackt sein können. Eine leise Angst beschlich sie. Sie war nicht so schlank wie die ganzen Models, die man immer auf Zeitschriften sah. Was wenn er sie zu dick fand. Sie fragte sich, warum er sie trotzdem ansah, als sei sie schön. Und warum er sie überhaupt so lange ansah. Sein bewundernder Blick glitt sanft über ihren Körper. So sanft hatte er im Wald auch geguckt, bei seiner Entschuldigung.


Er wollte sie eigentlich gar nicht so ansehen, doch er wurde magisch angezogen von ihr. Langsam schritt er auf sie zu. Er merkte genau wie sie immer noch erstarrt in seine Augen sah. Dicht vor ihr blieb er stehen. Anne musste zu ihm auf schauen da er um einiges größer war, als sie selbst. Eine leichte Röte zog über ihre Wangen und sie wollte verlegen den Kopf senken. Unendlich zärtlich hielt er ihr Kinn oben. Gebannt wartete sie was nun noch passieren würde. Vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken, neigte er den Kopf zu ihr hinunter.
Der Kuss wurde abrupt unterbrochen als sie hörten wie eine Tür aufging. Glücklicherweise hatte Anne ihre nicht zugemacht und so konnten sie in ihr Zimmer, ja schon fast flüchten. Tyson und Max lachten vergnügt während sie den Flur entlang und schließlich die Treppe runter gingen.
„Kai…“ Weiter kam sie nicht. Er küsste sie wieder. Diesmal voller Verlangen und wilder Lust. Ein Schauer bebte durch ihren gesamten Körper. Ihr wurde schwindelig und ihre Knie sackten ein. Geistesgegenwärtig fing Kai sie auf.
„Du solltest dich lieber anziehen. Ich könnte sonst auf ganz andere Gedanken kommen.“ Er sagte es so gelassen, als würde er so etwas jeden Tag abziehen. Ein leichter Schmerz machte sich in ihr breit. Jetzt war nicht die Zeit um eifersüchtig zu sein.
EIFEERSÜCHTIG???? Wo kam das denn jetzt her?
„Ja. Du hast vollkommen Recht. Könntest du dann jetzt bitte gehen?“ Herausfordernd sah sie ihn an. Er nickte kurz und verschwand dann.

Zurück ließ er eine traurige und gleichzeitig wütende Anne. Wieder einmal hatte sie es zugelassen dass er mit ihr spielte. Aber sie konnte einfach nicht anders. Es war, als wäre ein Band zwischen ihnen. Eines das die Enden magisch anzog und verband. Allerdings auch schnell in Flammen setzte.
Sie merkte ganz genau wie erregt sie war. Und das nur von einem Kuss. Naja Kuss wäre das falsche Wort. Es war ein einzigartiger, wundervoller Kuss.
Sie hatte zwar nicht wirklich viel Erfahrung damit, da Kai ja der Einzige bisher war, aber sie wusste genau dass es nicht immer so sein würde. Wie auch. Sie liebte Kai und wollte nur ihn.
Damit hatte sie sich ihre Frage von vorhin wohl selbst beantwortet. Sie seufzte laut.
Falls Kai es auf mehr anlegen würde…. Sie würde sich nicht dagegen wehren, obwohl sie wusste dass er es nicht ernst meinen würde. Sie könnte ihm unmöglich widerstehen.
Anne wünschte sich, er würde sie auch lieben. Aber zumindestens mochte er sie ja. Das hatte er selbst zugegeben. Und er hatte keinen Grund zu lügen. Vor allem ja nicht nach seinen letzten Worten.
Seufzend machte sie sich daran den Kimono alleine an zu bekommen. Dafür suchte sie sich extra im Internet eine Anleitung. Anne kam sich unheimlich dumm dabei vor. Aber was sollte sie auch anderes machen.
Nach einer kleinen gefühlten Ewigkeit und etlichen Versuchen schaffte sie es tatsächlich. Bei ihren Haaren entschied sie sich ganz klassisch sie hochzustecken mit einer Klammer. Kritisch betrachtete sie sich im Spiegel und war wirklich zufrieden mit sich. Allerdings sollte sie doch noch ein wenig Make-up auftragen. Ihre Wangen hatten immer noch eine leichte Röte. Diese war wohl zu verräterisch.


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Die anderen waren schon auf der Veranda versammelt. Selbst Kai kam mit. Sie wunderten sich zwar aber wollten doch lieber nichts sagen, um ihn nicht zu verärgern. Tyson starrte ungeduldig auf die Uhr.
„Warum müssen Frauen bloß immer zu spät kommen. Die haben genug Zeit und doch schaffen sie es nicht.“ Sofort bekam er einen Seitenhieb von Hilary. Gespielt geschockt sah er sie an.
„Musst du immer so unausstehlich sein, Tyson?? Das hält man ja im Kopf nicht aus. Manchmal frage ich mich wirk-…“ Sie brich ab und ihre Augen weiteten sich vor erstaunen. Tyson der dies bemerkte drehte sich um und staunte ebenfalls.

Kapitel 16...…Erste Gewitterwolken!


Anne stand im Türrahmen.
Durch den Lichtschein hinter ihr sah es aus, als würde sie gerade vom Himmel herab steigen.
Die Seide des Kimonos funkelte zartrosa, mit zahlreichen roten Rosen und bunten Schmetterlingen verziert. Der Obi war aus einem hellen Silber. Und ihre Haare glänzten golden im Licht. Die Klammer mit der sie hochgesteckt waren, schimmerte bläulich im Mondlicht. Zwei kleine dünne Strähnen fielen in sanften Wellen um ihre Wangen. Die langen Ohrringe funkelten wie tausend kleine Sterne. Genau wie die feine Silberkette mit dem Anhänger in Herzform.
Dazu strahlte sie eine Würde aus, die schon fast überirdisch schien. Bewundernde Blicke sprachen zu ihr. Schon fast andächtig stieg sie die Stufen herunter und blieb vor ihnen stehen. Talas Gesicht könnte man schon weitestgehend als Gaffen bezeichnen. Und selbst Hilary guckte etwas neidisch drein, während Mariah begeistert lächelte.
Anne sah die erstaunten Blicke ihrer Freunde und errötete leicht. Mittlerweile hasste sie es. Diese Verlegenheit konnte nochmal schlimm enden. Wer weiß wohin das manchmal führen konnte. Auch auf diesem Gebiet hatte sie mehr als nur wenig Erfahrung.
Am meisten aber wunderte sie sich darüber, dass Kai hier war. *Er kommt doch wohl nicht mit oder? Irgendwie passt es mir jetzt nicht. Schon komisch. Vorhin hätte ich noch alles dafür getan.* Befremdet sah sie ihn an. Ruhig erwiderte er ihren Blick. *Was sie wohl gerade denkt?* fragte er sich innerlich. *Sie sieht wirklich bezaubernd aus. So reif und erwachsen. So ….Wo kommt bloß das jetzt wieder her?* Über sich selbst verärgert sah er weg. Anne sah es und seufzte abermals resigniert. Für sie war es, als wolle er sich nicht mit jemanden wie sie abgeben. Den Schmerz den sie dabei verspürte, versuchte sie ganz weit weg zu schieben.
„Du siehst einfach ganz toll aus, Anne.“ Hiro sah sie bewundernd an.
„Dankeschön“ mehr brachte sie nicht zustande. Schnell legte sie ihre Hand in Talas. Dass dieser dabei zusammen zuckte bemerkte sie nicht. Viel zu sehr war sie in Gedanken gefangen. *Wieso hat er einfach weggeguckt? Sehe ich wirklich so schrecklich aus?* ihr Unbehagen wuschst sekündlich.
„Wir wollte jetzt wirklich endlich mal los. Der Lärm ist ja bis hier her zu hören. Wahrscheinlich haben wir schon das Beste verpasst. Auf geht’s!!“ Ray übernahm den Anfang mit Mariah. Die Anderen folgten ihnen.

Dort angekommen waren alle für das fest eingestimmt. Hilary hüpfte wie ein kleines Kind hin und her.
„Anne los komm mit. Da müssen wir unbedingt hin. Das musst du einfach einmal versucht haben.“ Sie führte Anne zu einem Stand wo man Goldfische mit einen komischen kleinen Netz Ding, wie Anne fand, fangen musste. Hilary versuchte es wieder und wieder. Doch fang sie keinen einzigen.
Anne hatte wesentlich mehr Glück. Nur die ersten zwei fing sie nicht. Doch die letzten drei kamen wie von selbst. Begeistert klatschte Hilary in die Hände und auch Mariah war vollkommen entzückt.
„Du bist ein echtes Naturtalent. Ich bin so stolz auf dich.“ Tala nahm sie wieder in die Arme und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Verträumt lächelte sie zu ihm hinauf. *Also langsam geht es mir auf die Nerven so klein zu sein. Immer muss ich mir den Nacken verrenken.* Welche komischen Gedanken ihr durch den Kopf gingen, wussten alle natürlich nicht.
Kai sah es und verspürte tiefe Eifersucht in sich aufkeimen. Ja, er war wirklich und wahrhaftig eifersüchtig. Er wollte am liebsten hingehen und Tala von Anne weg reißen. Nur mit Mühe widerstand er diesen Drang, der ihm zu verschlingen drohte.
Warum verspürte er bloß immer mehr neue Gefühle. Eifersucht kannte er nicht bisher. Es war ganz neu für ihn. Tala strich Anne grade über den Kopf und sie lächelte glücklich und schmiegte sich an den Russen.
Dieser wirkte grade unverschämt glücklich. Und zum ersten Mal wünschte Kai sich anders zu sein. „NORMAL“ zu sein. Über seine eigenen Gedanken überrascht, verdrängte er diese Gefühle schnell wieder. Selbst wenn er sich irgendwas eingestehen würde, was er nicht vorhatte, würde es zu nichts fühlen. Anne gehörte ja wohl zu Tala. Der junge Halbrusse dachte nicht einmal daran, dass sie es anders empfinden könnte.
Tyson war natürlich, wie eigentlich immer, am Essen. Leckere Tintenfisch Bällchen. Auch Kenny ließ es sich schmecken. Max hatte für sich lieber Maiskolben gewählt. Ray stand nur schmunzelnd daneben und musste über Tyson lachten.
„Was wollt ihr denn essen, meine hübschen Ladys?“ Hiro lächelte galant nach bester Manier.
Heiter lachend kamen sie zu ihm.
„Ach du mal wieder. Tyson sollte sich mal ein Beispiel an dir nehmen.“ Zwinkerte Hilary zu Tysons Bruder. Dieser grinste nur frech und sah zu dem Genannten.
Dieser schien es gar nicht gehört zu haben. Vergnügt ging Anne auf Tyson zu. Ihr schelmisches Grinsen dabei konnte nichts Gutes heißen. Nicht für den Vielfraß.
Der Dreimalige Weltmeister konnte gar nicht so schnell gucken, wie Anne ihm die letzten drei Bällchen weggenommen und selbst gegessen hatte. Er sah sie nur verblüfft an. Dann wieder auf seinen Teller, wieder zu Anne und zum Teller. Erst dann begriff er, was los war.
„HEY!!!!!! Das waren meineeeeeee!“ die 19 Jährige rannte schnell vor Tyson davon. Kopfschüttelnd sahen sie hinterher wie Anne Tyson immer wieder entwischte. Sie war wirklich gut. Naja, mit Tyson als Gegenpart keine wirkliche Leistung. Ray lachte sich halb schlapp und Kenny verschluckte sich an seinem Getränk. Max machte den Spaß jetzt mit und jagte auch hinter Anne her. Sie war langsam Außer puste und außerdem war sie es nicht gewöhnt im Kimono zu rennen, geschweige denn auch nur zu laufen. Sie lief wieder in Richtung der anderen. Kurz bevor sie ankam, stolperte sie über dem Zaum des Kimonos und fiel fast der Länge nach hin.

Vertraute, starke Arme hielten sie fest umschlossen. Sie hob den Kopf und ihre Augen funkelten amüsiert. Ihre Wangen waren vom Rennen gerötet. Vielleicht auch eher wegen ihm, wie er sich in diesen Moment wünschte. *Schon wieder denk ich so was* Er wendete den Blick schnell ab und half ihr hoch. Genauso schnell sah auch sie weg, genau in Talas Augen. Sein Gesichtsausdruck verriet eine ganze Menge Wut. Sie erschrak und eilte auf ihn zu.
„Wölfchen?? Was hast du denn? Was ist los mit dir?“ Besorgt griff sie nach seinem Arm, nicht wissend was das in Tala auslöste. Erstarrt blieb er stehen. Anne kam um ihn rum uns sah ihn verwirrt an.
„Tala … ?“ Erst reagierte er gar nicht. Sie legte eine Hand an seine Wange und sah ihn liebevoll an.
*Warum muss sie es einem auch so schwer machen. Sie weiß einfach nicht wie verführerisch sie gerade aussieht.* Nur mit größter Mühe konnte er sich zusammen reißen. Die Hände des Russen waren beide zu Fäusten geballt. Anne sah nach unten und stellte erstaunt fest, was er tat.
Vorsichtig legte sie ihre auf die seinen und sofort entspannte er sich wieder.
Doch schon hatte er das nächste Problem. Sie berührte ihn schon wieder. Seine Selbstbeherrschung geriet gefährlich ins Wanken. Sein Herz raste schon jetzt wie verrückt.
„Alles ok. Musste nur grad an etwas denken.“ Dabei versuchte er zu lächeln.
„Mhh ok. Du wirst mir ja eh wieder nicht sagen an was.“ Frech steckte sie ihm die Zunge raus.
„Lasst uns weitergehen. Es gibt doch noch sooo viel zu sehen!“ schrie Tyson ein ganzes Stück entfernt.
„Jaaa. Wir sind ja gleich da.“ Lachend rannte sie los. Tala sah ihr nur wehmütig nach, bevor er sich zu Kai drehte und ihn wütend anfunkelte. *Das kann ja jetzt heiter werden. Dabei weiß er nicht mal das „Beste“* dachte Kai schon jetzt völlig genervt.

„Was sollte denn das werden?“ Aufgebracht stand er vor Kai.
„Ich habe sie doch nur aufgefangen. Wäre es dir lieber gewesen sie wäre gestürzt?“ Vielsagen sah Kai in direkt an. Und schon bemerkte er die Unsicherheit in Talas Blick. Nur für einen ganz kurzen Moment. Doch dieser war lang genug um bemerkt zu werden. Schließlich kannten die beiden sich ja auch schon ewig.
„Ja schon klar. Das mein ich auch gar nicht, Kai. Das weißt du ganz genau. Ich meine eure Blicke. Was läuft da zwischen euch?“ Tala sah Kai sehr herausfordernd an.
„Haha. Du hast ja vielleicht mal wieder komische Gedanken. Sorry das ich dich enttäuschen muss, aber eigentlich solltest du mittlerweile meinen Geschmack kennen.“ Kai konnte das Lachen nun nicht mehr unterdrücken. Dass es nur äußerlich war, wusste Tala natürlich nicht. *Zum Glück hört sie nicht zu.* dachte er noch beiläufig.
„Das schon, aber Anne ist anziehend. Da könnte ich mir sogar vorstellen das du schwach wirst.“ Ernst sah er ihn an. *So viel Mienenspiel ist ja echt schon verrückt* bemerkte Kais innere Stimme erstaunt.
„Sehr lustig, Tala. Wenn sie wenigstens große Brüste hätte vielleicht noch. Aber allein ihre Unschuld lässt mich kalt.“ Sein spöttischer Blick schien genau das auszudrücken, wie Tala nun erleichtert feststellte.
„Also würde es dir ganz bestimmt nichts ausmachen, wenn ich ihr meine Gefühle gestehe, oder?“
„Wieso sollte es. Geht mich ja auch nichts an. Solang du sie dann endlich mal erziehst und ihr Manieren beibringst. Daran mangelt es ihr noch mehr als an Erfahrung.“ Ohne Tala noch einmal anzusehen ging er den anderen hinterher.
*Ich wollte ihn wohl nicht noch mehr auf falsche Gedanken bringe, sonst hab ich wenig Chancen an mein Ziel zu kommen* dachte Tala frustriert. Er sah zu seinen Freunden und seiner kleinen Rose. Sie lachte die ganze Zeit und sah mehr als nur einfach glücklich aus. Am Tage ihrer Ankunft, sah sie ganz anders aus. Total verspannt und…*Moment mal. Verspannt?* In Talas Kopf formte sich eine Idee. Ja, so könnte es klappen ihr näher zu kommen, ohne schon jetzt irgendwas zu verraten, oder sie zu verschrecken. Nun stahl sich wieder ein glückliches lächeln auf seine Lippen und er ging zu ihr.
„Na meine Rose? Du strahlst ja so.“ Er reichte ihr seinen Arm. Glücklich, da alles wieder in Ordnung mit ihm schien, hakte sie sich unter.
„Na klar. Ich bin ja auch unendlich glücklich hier. Am liebsten würde ich für immer hierbleiben. Es ist einfach traumhaft. Schade das ihr nicht hier wohnt und ich nicht bei euch einziehen kann.“ Lachend drehte sie sich zu einer Bude mit wunderschönen handgefertigten Tüchern um.
Genau in diesen Moment, ging den anderen das gleiche durch den Kopf. Wenn sie in dem Haus einziehen würden … Das wäre keine schlechte Idee von ihr. Man müsste nur Mr. Dickenson davon überzeugen.

Kapitel 17...…Allein im Wald!


„OHHH. Sieh doch nur mal Tala. Ist das nicht wunderschön?“ Sie hielt ein hellgrünes Seidentuch in den Händen. Es hatte fast dieselbe Farbe, wie ihre schimmernden Augen.
„Möchtest du es denn haben?“ fragte er sie sanft, als er an ihre Seite trat. Ihr Blick wurde wieder traurig.
„Was ist denn, kleine süße Rose?“ verwirrt nahm er war, wie sie das Tuch zurück legte und den Kopf bedauernd schüttelte.
„Warum denn nicht?“ Anne sah zu ihm auf und hatte Tränen in den wundervollen klaren Augen.
„Die Farbe erinnert mich an meine Mutter. Es war ihre Lieblingsfarbe.“
„Und es ist deine Augenfarbe, meine kleine süße Rose!“ Aufmunternd sah er sie an. Sie war völlig gefangen von dem Wunsch es zu haben und dem Wunsch es nicht zu haben. Es wäre einfach zu schmerzhaft. Obwohl schon so viele Jahre vergangen sind.
„Ich weiß. Deshalb war es ja ihre Lieblingsfarbe. Vielleicht überlege ich es mir bis nachher ja noch.“ Die Feuchtigkeit in ihren Augen war verschwunden und sie lächelte wieder fröhlich. Ja das war eine Idee. Vielleicht würde es ihr sogar besser gehen, wenn sie es als Erinnerung, an die schöne Zeit hier mitnahm.

Kai hatte diese Szene misstrauisch zugesehen. Als die anderen weitergingen, ging er selbst zu dem Stand und betrachtete das Tuch aufmerksam. Tala hatte Recht. Es hatte ihre Augenfarbe. Leicht begann er zu schmunzeln, als er an ihr erstes zusammentreffen dachte. Ihre Augen hatten es ihm angetan. Vom ersten Moment an. Doch da hatte er noch gedacht es seien Kontaktlinsen. Diese Farbe war einfach zu unglaublich. Natürlich hatte er schon ganz andere unglaubliche Sachen gesehen. Wie das verlieren gegen Tyson.
Nach kurzer Zeit ging er wieder hinter den Anderen her.
Tyson ging ohne zu zögern von einem Essensstand zum anderen. Dicht gefolgt von…. Ray. Erstaunlicher Weise wollte dieser auch von allem probieren. Auch Anne ließ es sich nicht nehmen, schließlich waren ihr die meisten Gerichte völlig fremd. Grade als sie in einen Apfel mit Chili Glasur biss, von dem Tyson meinte, er sei einfach unschlagbar lecker, verzieh sie angewidert das Gesicht.
„IHHHH. Das ist doch überhaupt nicht lecker.“ Schnell nahm sie die, von Hilary angebotene Cola, und trank sie in zügigen Schlucken. Tyson sah sie ungläubisch an.
„Das schmeckt dir nicht? DAS schmeckt DIR nicht??“ Er konnte es nicht fassen. Dabei aß sie einfach alles was Ray kochte.
„Genau. Das ist ja schon fast eklig.“ Abgestoßen verzog sie das Gesicht. Ray legte beruhigend seinen Arm um ihre Schultern.
„Ich weiß was du meinst. Es passt irgendwie nicht richtig zusammen. Da fehlt einfach noch etwas. Aber was bloß?“ Gedankenverloren biss er noch einmal von dem Apfel ab. Anne konnte einfach nicht dabei zusehen. *IHHH. So was kann man doch gar nicht essen.* Aber dann fiel ihr etwas ein.
„Ich glaube ich weiß was fehlt!!! ZIMT!!!“ Rays Miene hellte sich sofort auf.
„Ja, du hast vollkommen Recht. Da muss noch etwas Süßeres mit bei, als der Apfel schon selbst hat. Du bist einfach genial Röschen.“ Überschwänglich hob er sie hoch und wirbelte sie und sich selbst im Kreis.
Tala sah, nein überwachte sollte man besser sagen, das Ganze mit Adleraugen.
„Ihr könnt doch wohl nicht nur dauernd über essen reden wollen. Also wirklich Ray. Und du Tyson… wenn du so weiter machst, wirst du bald total fett sein.“ Hilary konnte es nicht mehr mit ansehen. Das war doch echt krass von Tyson. Nur essen im Kopf.
„Ich hab eine super Verdauung. Ich werde niemals fett. Und bei Anne kann ich es mir genauso wenig vorstellen. Am allerwenigsten natürlich bei Ray. Der kocht doch schon seit er laufen kann und hat kein Gramm zu viel. Wir Männer haben es da wesentlich besser.“ Er grinste sie richtig schadenfroh an.
Prompt bekam er wieder eine Kopfnuss.
„AUAAA. Das tut weh du olle Zicke, ey.“
„Ich bin keine Zicke. Oder willst du noch eine haben?“ Hilary trat näher an ihn ran, doch sein großer Bruder stellte sich nun dazwischen.
„Ach hört schon auf. Das Feuerwerk wird bald beginnen. Ich habe gehört auf der Wiese dort hinten soll man den schönsten Blick haben.“ Hiro deutete hinter die anderen.
„Ja, stimmt. Bald dürfte es so weit sein. Wenn wir zu spät kommen ist kein Platz mehr frei. Wollt ihr wirklich das Beste hier verpassen?“
Da kam ihnen Sayuri entgegen.

„Oh hallo Leute.!“ Fröhlich lächelte sie in die Runde.
„Hi Sayuri. Willst dir wohl auch was Leckeres zu essen gönnen und das schöne Feuerwerk ansehen.“ Tyson grinste frech. Belustigt entgegnete sie seinen herausfordernden Blick.
„Na was denn sonst?“ Nun sah sie zu Kai und wirkte noch fröhlicher.
„Du bist auch hier? Na das ist doch mal eine schöne Überraschung würd ich sagen.“
Kai zuckte nur wie immer mit den Schultern. Sayuri drehte sich jetzt wieder zu den anderen.
„Wollen wir es uns zusammen ansehen?“
„Können wir gerne machen.“ Meinte Max und zwinkerte ihr zu, was ihm ein Kichern ihrerseits einbrachte.
„Na dann mal los.“ Stolz marschierte sie voraus.
Anne sah gerade noch so, wie Kai in Richtung Wald ging. *Wo will er denn jetzt hin? Etwa schon wieder nach Hause?*
„Hey Leute!“ Anne blieb stehen und lächelte entschuldigend.
„Ähm. Ich geh noch mal schnell dahinten. Komme gleich nach, ok?“ rief sie ihren Freunden nach. Diese nickten und gingen weiter. *PUH. Gott sei Dank haben sie nicht nachgefragt, wohin ich gehen möchte. Das wäre peinlich gewesen, wenn ich keine gute Ausrede parat gehabt hätte* In Gedanken versunken rannte sie schon in die Richtung, in die der Halbrusse eben verschwand.


*Mhh. Wo ist er bloß lang gegangen? Wäre schon dumm wenn ich mich jetzt auch noch verlaufe. Dann verpasse ich das Feuerwerk ebenfalls.*
Immer wieder sah sie sich um und konnte Kai nicht entdecken. Immer weiter lief sie in den Wald, ohne zu wissen wohin eigentlich.
Langsam wurde ihr bewusst, das sich wirklich verlaufen zu haben schien. Fast verzweifelt setzte sie sich auf einen Stein. Der Weg den sie gegangen war, ging bergauf.*Vielleicht hab ich Glück und kann von hier aus doch noch etwas sehen. Müsste ja nen ganzes Stück weiter oben sein. Aber die Bäume verstecken so viel. Vielleicht kann ich ja…?* Lange überlegte sie. Immer wieder ging sie pro und kontra durch. Pro: Sie würde das Feuerwerk ganz bestimmt doch noch sehen können. Kontra: Mit dem Kimono würde es schwierig werden, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Wieder mal seufzte sie frustriert.
Ergeben stand sie auf und musterte ihren Gegner, wie sie den Baum im Moment nannte. Schnell ging sie hin bevor sie es sich anders überlegen konnte. An den ersten Ast zu springen war ein Kinderspiel. Da störte auch de Kimono kein bisschen. Dann sah es allerdings schon beunruhigend schwieriger aus. Sie musste nun auf den Ast. Doch auch das gelang fast problemlos. Doch wie um Himmel willen sollte sie aufstehen um höher zu kommen?
*Du bist doch echt zu blöd, Anne* schallt sie sich selbst. Als sie nach unten sah, verlor sie fast das Gleichgewicht. Zum Glück klammerte sie sich fest am nächst besten Ast.
*Und was jetzt? Ich muss noch höher.* Vielleicht könnte sie den Kimono ja hochkrempeln.
*Na toll. Das hätte mir mal auf dem Boden einfallen sollen.* über ihre eigene Dummheit wütend, schlug sie ihre Hand gegen die Stirn. Dabei ließ sie ihren Ast los und wäre beinah wieder gefallen. Langsam begann sie sich zu fragen, wie dumm sie überhaupt war, den Versuch zu wagen, auf dem Baum zu klettern.

„Ich dachte Rosen wachsen auf dem Boden. Das erinnert mich aber eher an einen Affen!“ Kaum hatte Kai zu Ende gesprochen musste er auch schon zum Baum rennen, da Anne nun endgültig den Halt verlor.
Benommen öffnete sie die Augen und sah unter sich, Kai. Vor erneuten Schreck weiteten sich ihre Augen.
„Oh tut mir leid, dass ich auf dich gefallen bin. Du hast mich voll erschreckt.“ Es war echt nur zu süß, wie sich bedanke bei ihm und gleichzeitig ihm einen Vorwurf machte. Leicht musste er schmunzeln. Es gefiel ihm äußerst gut, wie sie so auf ihm lag. Anscheinend völlig unbewusst blieb sie einfach dort. Anne machte einfach keine Anstalten aufzustehen.
„Was soll das überhaupt heißen, AFFE. Ich wollte doch nur das Feuerwerk doch noch sehen.“
„Und du hast natürlich auch eine logische Erklärung, warum du überhaupt hier bist und nicht bei den anderen?“ Spöttisch hob er eine Augenbraue. Plötzlich wurde Anne bewusst, in welch einer Position sie sich befand. Schnell stand sie auf. Rot bis über beide Ohren. *ich lag schon wieder auf ihm. Das wird ja langsam zur Gewohnheit. Genauso wie es zur Gewohnheit wird das er mir körperlichen Schmerz erspart.*
„Ich…ähm… ich habe gesehen wie du …hier lang gegangen bist und …ähm… naja dachte ich hole dich lieber zurück, damit …ähm… du das Feuerwerk auch nicht verpasst.“ Kai stand nun auch auf.
„Warum stört es dich?“
„Was sollte mich stören?“ Ihr war wohl entgangen was er meinte. Verwirrt guckte sie ihn an und errötete prompt wieder. *Wie schafft er das nur immer wieder.*
„Warum stört es dich, wenn ich nicht bei dir bin?“ Anne hatte sich wohl verhört. Sie war sich nicht sicher und fragte lieber noch einmal nach.
„Wie bitte?“
„Du hast mich genau verstanden, Anne.“ Er stellte sich direkt vor ihr. Erschreckt über seine plötzliche Nähe wich sie nach hinten. Nun hatte sie im Rücken den Baum. *Hoffentlich kommt er nicht noch näher* war das Einzige was ihr durch den Kopf ging. Doch diesen Wunsch erfüllte Kai ihr natürlich nicht. Sofort trat er wieder einen Schritt vor. Unablöslich blickte er in ihre Augen.
Es reichte ihm allmählich. Er versuchte immer wieder Distanz zwischen sich und ihr zu bringen. Doch immer wieder stellte sie ihn unbewusst auf die Probe und er fiel jedes Mal durch. Er fühlte sich tatsächlich mehr und mehr zu ihr hingezogen. Auf einer Art passte es ihm ganz und gar nicht, doch er konnte sich nicht dagegen wehren. Der leichte, warme Wind spielte mit ihren Strähnen, die sanft ihr Gesicht umrahmten. Ihre Augen glänzten, durch den schein des Mondes, der sich durch die Bäume kämpfte und gewann. Obwohl er nicht gerade sehr romantisch veranlagt war, fand er es doch sehr romantisch.


*Was für schöne Augen er hat. Ich habe noch nie so genau darauf geachtet.* Anne fragte sich wirklich, was wohl passieren würde, falls sie ihm ihre Gefühle gestehen würde. Würde er ausrasten? Oder sauer werden? Oder vielleicht sogar sie deswegen auslachen? Doch für all diese Sachen war er einfach zu beherrscht. Wahrscheinlich würde er sich einfach nur von ihr abwenden und gehen. Das wollte sie nicht. Auch wenn sie sich immer noch nicht ganz sicher war, was sie genau wollte. Doch dass er sich von ihr abwandte wollte sie auf keinen Fall. Auch wenn die Sehnsucht immer übermächtiger wurde.

Kapitel 18...Feuerwerk und Wünsche




Langsam ging sie die Straße entlang. Nur das Licht der Sterne erhellte ihren Weg in der unendlichen Dunkelheit der Nacht. Die Bäumen zu beiden Seiten, strahlten eine unheimliche und beängstigende Ruhe aus. Ihr Herz pochte immer lauter. In dieser Stille war es das Einzige was man hörte. Keine nächtlichen Tierrufe waren zu vernehmen. Sie war allein. Allein und völlig hilflos. Angst schnurrte ihre Kehle zu. Das Atmen viel immer schwerer. Nun tauchte zu allen Seiten Nebel auf. Dichter, weißer Nebel. Er verschlang alles in sich.
Doch plötzlich formte er sich. Zu einer Menschengestallt. Nun begann sie zu rennen. Weit konnte sie nicht sehen doch es war ihr egal. Die Angst hatte die Oberhand. Sie blickte sich nicht um und rannte weiter geradeaus. Plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter und sie blieb stehen. Erschrocken schaute sie zuerst nach unten, und sah dass sie am Rande einer Klippe stand. Sie wollte sich umdrehen und sich lächelnd bedanken, als die Gestalt sie schon in die Tiefe stieß. Vor entsetzten riss sie ihre Augen auf und begann einmal kurz zu schreien.

Doch hörte abrupt auf, da sie wusste dass es zu spät war und Hilfe niemals rechtezeitig kam. So sollte also ihr Ende aussehen. Sie schloss die Augen und wartete auf den kurzen Schmerz. Doch nichts kam. Sie öffnete sie wieder und sah einen wunderschönen Phönix. Er blickte sie sehr liebevoll an. Dann erst sah sie dass er sie aufgefangen hatte.

„Ganz ruhig mein Kleines. Ich bin bei dir. Nichts kann dir passieren. Das schwöre ich.“




Anne blinzelte ein paar Mal.*Warum hab ich jetzt an das gedacht? Ich habe das Gefühl, das es etwas mit Kai zu tun hat.* Kais Nähe machte sie verlegen und sie wurde mehr als nur knallrot. Das kann ja heiter werden.
Kai platzierte seine Hände links und rechts, neben ihrem Kopf, am Baum.
„Ich frage mich gerade, ob es auch in deinem Fall stimmt, dass stille Wasser tief sind. Was liegt wohl hinter deinem unschuldigen kühlen Lächeln? Es könnte sehr interessant sein, das herauszufinden.“ Kai sprach sehr leise und Anne dachte schon sie hatte sich verhört, doch ein Blick in seine Augen, bewies er dass er es wirklich gesagt hatte.
Er neigte seinen Kopf zu herunter und sah dass sie etwas sagte, aber verstand es nicht, weil sie es einfach zu leise gesagt hatte. Es war nur ein Hauchen gewesen.
„Was?“
„Ich habe gesagt, Freundschaft, Kai“
„Wie meinst du das?“ Zum ersten Mal sah sie Kai wirklich verwirrt.
„Es wäre besser, wenn wir es bei einer Freundschaft belassen würden. Ich weiß dass du nichts Festes willst. Ich aber schon. Ich möchte mehr als nur in deinem Bett sein. Ich möchte in deinem Leben sein. Richtig mit dir zusammen sein und nicht nur dein Bett mit dir teilen. Das reicht mir einfach nicht.“
„Das kann ich dir nicht geben, Kleines. Ich mach dir keine falschen Versprechungen und ich werde dich nicht belügen oder betrügen, in der Zeit in der wir miteinander schlafen. Aber das was du willst, kann ich dir nicht geben, weil ich nicht weiß, wie ich dich dann noch vor mir beschützen kann.“ Er sagte es nicht kalt, nur schrecklich distanziert. Ein eiskalter Schauer lief über ihren Rücken. Ein unkontrollierbares Zittern gewann die Oberhand über ihren Körper.
Wieder aller Vernunft zog er Anne nun an sich.
„Freundschaft, Kai“ Sie wich jedoch nicht von ihm zurück, als er eine Hand über ihren Hals und den Brustansatz streicheln ließ.
„ich will dich nur wärmen. Du hast eine Gänsehaut.“
„Ich weiß, aber mir ist nicht kalt.“
„Was dann, Anne?“ Ernst sah sie ihn an. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen.
„Die ganze Situation ist einfach total verrückt. Schon, dass ich überhaupt hier mit dir bin. Aber nicht nur das. Ich will, das du mich küsst.“ Verlegen senkte sie den Blick wieder.
Das musste sie ihm nicht zwei Mal sagen. Sofort küsste Kai ihre vollen, roten Lippen. Er versuchte zärtlich zu sein, doch das heftige Verlangen ließ ihn leidenschaftlicher werden als beabsichtigt.
Im nächsten Moment zog er sie mit sich auf den Boden, wobei er sie beide so drehte das er am Baumstamm saß. Der Halbrusse platzierte sie auf seinen Schoß. Anne wehrte sich nicht, sondern erwiderte erregt, seinen Kuss. Als sie gegen seinen Mund stöhnte und die Hüften begierig auf seinem Schoß kreiste, gab Kai der Verlockung nach, einen Schritt weiter zu gehen.
Er schob ihren Kimono ein ganzes Stück hoch, weil er spürte, dass sie ihn wollte. Und er war zu gern bereit, ihre Bedürfnisse zu befriedigen.
Dann wartete er einen Moment, um ihr die Möglichkeit zu geben, ihn aufzuhalten.
Stattdessen krallte sie sich vor Erregung an seinen Schultern fest und küsste ihn stürmisch. Dies nahm er als Einverständnis. Vorsichtig legte er eine Hand auf ihren nackten Oberschenkel. Und genau in diesen Moment zuckte sie zusammen und erstarrte. Sofort nahm Kai seine Hand weg und nahm ihr Gesicht in seine Hände.
„Hey, Kleines. Es ist alles gut. Du weißt doch das ich dir nichts passieren kann bei mir.“ Beruhigend und zärtlich strich er ihre wirren Haare zurück. Entgeistert starrte sie ihn an. Dann wich diesem Blick die nackte panische Angst. Ihre Reaktion machte ihn stutzig. Was ging bloß in diesem Mädchen vor?
„Ich … ich… tut mir leid. Ich kann das nicht!“ *Noch nicht* fügte sie in Gedanken hinzu.
„Das ist doch kein Problem. Ich werde dir bestimmt nicht wehtun.“ Aus einem unerfindlichen Grund heraus, glaubte sie ihm. Sie wusste, dass sie sofort hätte nein sagen sollen. Aber es gefiel ihr zu sehr. Sie genoss das Gefühl ihrer Lippen aufeinander.
Kai hingegen verfluchte sich innerlich. Er war wieder zu weit gegangen wie er selbst fand.
„Also das küssen hast du jetzt eindeutig drauf. Und deine Bewegungen waren auch nicht schlecht. Da kann MANN eine Menge mit anfangen und Spaß haben.“ Er wusste genau, dass diese Wortwahl verletzend war, aber er wollte sie beide schützen.

Es durchlief Anne siedend heiß. Kalte Wut brachte sie darauf, schnell aufzustehen und den Kimono grade zu streichen.
„Vielen Dank, aber“, antwortete sie so distanziert wie möglich.
„Aber wenn du dich amüsieren willst, dann findest du doch bei Sayuri sicher genau die richtige Unterstützung, falls du ihr albernes Gekicher aushältst.“
„Oho!“ meinte er gespielt amüsiert. Doch das es nur gespielt war, fiel ihr nicht auf.
„Klingt ganz, als wärst du eifersüchtig.“
„Quatsch! Wieso sollte ich eifersüchtig sein. Wir sind doch nicht zusammen.“ *Auch wenn ich es mir wünschen würde* dachte sie dazu. *Aber auch nur manchmal* Erwiderte eine kleine gehässige Stimme.
Gut das Kai keine Gedanken lesen konnte. Zumindest hoffte sie dies. So ganz sicher war sie sich nicht, bei dem Blick den er gerade hatte. Er schien ihr direkt in ihre Seele und ihr Herz sehen zu können. Das war wirklich beängstigend. Doch sie war immer noch wütend. Allerdings kannte sie Kai doch gar nicht anders. Also tat sie diese Szene einfach ab. Sollte er doch machen was er wollte. Für Anne gab es kein Platz für Spiele. Sie stand doch mit beiden Beinen fest im Leben. Naja, wenn man ihren Vater mal ausnahm. Sie musste sich einmal im Jahr um ihn kümmern, wie um ein kleines Kind.
„Ich denke wir sollten doch zurückgehen. Weißt du den Weg?“ Sie sah ihn fest an und er staunte über ihre Beherrschung. Jede andere Frau, wäre ausgerastet und hätte ihm eine Szene vom feinsten gemacht. So etwas nerviges war nicht sein Ding. Langsam entfernten sie sich von dort und gingen wieder Richtung See. Die Musik war schon längst zu hören. Gleich würde der Zauber zwischen ihnen wieder vorbei sein. Es hatte etwas Beruhigendes an sich.
Und schon waren sie aus dem Wald raus.
„Wovon träumst du immer?“ Die unerwartete Frage ließ sie inne halten. Fragend sah sie ihn an.
„Was meinst du?“ Seinem durchdringenden Blick konnte sie nicht standhalten.
„Du weißt was ich meine.“ Sein Gesicht war völlig ernst. Ergeben seufzte sie abermals.
„Von meiner Mutter. Als sie starb kamen auf der Beerdigung alle zu mir. Ich wusste, dass sie mir die Schuld an ihrem Tod gaben und geben. Doch an diesem Tage waren sie alle voller tröstender Worte.
Ich sagte mir selbst es ist OK. Und zeigte mein übliches Lächeln.
Ich fühlte keine Verzweiflung, sondern eine Art Trotz.
Ich versteckte meine zitternde Hand, denn ihr Mitleid war so leer.
Ich wurde nicht gewärmt von der halbherzigen und künstlichen Wärme.
Ich wollte lieber, dass sie ihre Augen schließen, bevor ich ohne eine Spur zu hinterlassen zerfalle.
Sie sagten immer ich sei ein starkes Kind.
Sie trösteten mich, sie sagten "du musst stark genug sein nicht zu weinen"
Ich wollte diese Worte nicht hören
Also täuschte ich vor nichts von dem zu verstehen“

Sie machte eine Pause und sah gen Himmel. Die ersten Raketen zauberten ein wundervolles Glitzern an den Himmel. Sie lächelte glücklich, doch es erreichte ihre Augen nicht. Sie verräterisch feucht. Kai wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als sie in die Arme zu nehmen und zu trösten. Dabei hatte er keine Ahnung, wie man es anstellte. Er hatte noch niemanden getröstet.
Nach kurzem Zögern begann sie wieder zu reden.

„Ich will die schönen Worte weder länger hören noch sie aussprechen.
Die Schmerzen werden sich verschlimmern, also akzeptiere ich sie einfach.
Was wollen diese Menschen wirklich wissen, wenn sie bei scheinbarer Freundlichkeit
Ein scharfes Messer der Neugier hinter ihren sanft aussehenden Augen verstecken?“
Was wollen sie wirklich? Was wünschen sie sich wirklich?
Was ist ihr wahres Ziel? Und mit wem?“
Sie ließ den Tränen freien Lauf. Den Kopf wandte sie nun zu ihm.

„Es ist das erste und letzte Mal für euch, dass ihr einfach als ihr selbst leben könnt.
Ihr solltet euren eigenen Weg einzeichnen, nachdem ihr die große Karte ausgebreitet habt.
Das hat meine Mutter immer wieder gesagt. Und ich vertraue darauf, dass sie über mich wacht und mich stark macht.
Doch manchmal da überkommt mich einfach alles. ALLES.“ Nun nahm er sie doch in die Arme. Er konnte es nicht ertragen, das sie weiter sprach.

„SCHHH… weine nicht, Kleines. Du bist doch schon sehr stark. Immerhin kannst du mich ertragen.“ Das brachte ihm ein lächeln von ihr ein.
„Danke, Kai. Du kannst ja auch ein ganz lieber sein.“ Schmunzelte sie.
Abrupt ließ er sie los.
„Von wegen lieb. Bilde dir nichts ein, Anne. Ich kann es nur nicht ertragen, wenn ein Mädchen weint.“
Eiligen Schrittes ging er zu den anderen, die er soeben entdeckt hatte.
Anne wischte sich schnell die Tränen ab und rannte ihm nach. *Ich werde aus dem einfach nicht schlau. Das ist doch zum Haare ausreißen.*


Kapitel 19...Hoher Wetteinsatz!


„Ah. Da seid ihr ja endlich. Wir haben uns schon furchtbare Sorgen gemacht. Erst verschwindest du, Kai und denn ist Anne nicht mehr wieder gekommen. Wir wollten schon losgehen und euch suchen!“ Tyson war total aufgebracht. Er hatte sich wirklich sehr große Sorgen gemacht. Kai konnte auf sich selbst aufpassen, doch Anne wohl weniger.
„Ja, war meine Schuld. Hab mich doch wirklich im Wald verlaufen. Gott sei Dank kam Kai zufällig dort auch vorbei.“ Sie versuchte eine schuldbewusste Miene zur Schau zu stellen.
Hiro, Ray und auch Tala sahen sie nur skeptisch an. Keiner der drei glaubte die Geschichte.
„Habt ihr denn wenigstens ein bisschen vom Feuerwerk gesehen?“ fragte nun Mariah interessiert. Auch sie wollte der Geschichte nicht so recht Glauben schenken. Verwundert sah Anne sich um.
„Ja haben wir. Grade als wir rauskamen, fing es an. Wirklich wunderschön. Aber sagt mal. Wo ist denn Sayuri hin?“ Sie konnte ihre Rivalin nirgends entdecken.
„Ach die wollte ihren Bruder holen. Müsste eigentlich gleich wieder da sein.“ Alle wandten sich an eine Gruppe von Bladern, während Anne sehnsüchtig zum Himmel sah. Am liebsten wollte sie aber eigentlich schon ins Bett. Das Ganze mit Kai hatte sie doch sehr aufgewühlt und sie hatte ihm sogar von ihrer Mutter erzählt. Etwas sehr seltenes. Naja, eigentlich hatte sie dieser Erfahrung niemanden bisher gesagt.
Direkt stiegen ihr wieder Tränen in die Augen. Kai sah es sofort.
„Ich glaube, wir verschwinden lieber.“ Kommentierte Kai diese Szene und führte Anne zum Wald. Sie war ihm wirklich unendlich dankbar dafür. Leider liefen sie dort genau Sayuri und ihrem Bruder in die Arme.
„Kai was für ein Zufall.“ rief Sayuri begeistert.
„Kommst du noch mit? Wir wollen den neuen Nachtklub in der Rue Mace testen. Der soll der Hit sein.“
Fragend sah er Anne an.
„Lass dich von mir nicht aufhalten.“ Erklärte sie eisig. Für einen törichten Augenblick hatte sie geglaubt, er wolle mit ihr zusammen sein.
„Dann hast du keine Lust mitzukommen?“ fragte er gelassen und ruhig.
„Ich befürchte, diese Art von Lokalen sind nicht grade meine Szene.“
„Woher willst du das wissen, wenn du es nicht ausprobiert hast?“
Ihr fiel keine passende Ausrede ein, also sagt sie das erst Beste was ihr einfiel.
„Ich möchte einfach ins Haus zurück.“
„Ganz wie du willst.“ Kai zuckte gleichgültig die Schultern und warf Sayuri einen bedeutungsvollen Blick zu.
„Ich komme dann gleich nach.“
Anne wich vor ihm zurück.
„Vielen Dank, ich finde allein den Weg zum Haus zurück.“ Meinte sie beleidigt.
„Ich hab dich herbegleitet, also bringe ich dich auch zurück.“
„Sei doch nicht albern. Ich kam mit den anderen und …“
„Die haben jetzt auch noch irgendetwas anderes vor.“ Unterbrach er Anne und deutete mit dem Kopf auf die andere Seite des Standes. Dort standen diese bei einer Gruppe anderer Beyblader und unterhielten sich angeregt. Sie sahen sich nicht einmal Anne um..
Anne wollte weiter aufbegehren, aber Kai ließ sie nicht mehr zu Wort kommen. Er nahm sie am Arm und sagte:
„Gebe deinen Widerstand auf. Du wirst mich sowieso erst wieder beim Haus los.“
So seufzte sie nur resigniert und ging schweigend neben ihm her.


Im Wald herrschte natürlich nicht viel Betrieb, und die romantische Schönheit dieses Abends verschonte auch Annes Sinne nicht. Es war eine sternenklare Nacht, das Wasser von einem kleinen Bach rauschte sanft und die warme Luft war voll der Dürfte von Pinien, Kirsch- und Orangenblüten und wilden Kräutern, die sich zu einen Parfüm vermischten, das reines Urlaubs Feeling war.
Anne riskierte einen verstohlenen Seitenblick auf ihrem Begleiter. Er ging mit langen, lässigen Schritten, das Hemd hatte er weit geöffnet und die Hände tief in den Hosentaschen vergraben.
Und sie dachte unwillkürlich, an die Art, auf die er sie manchmal anschaute. So, als würde sie ihm gefallen. Aber im nächsten Moment schien das wieder nur eine törichte Einbildung zu sein, dabei war sie überzeugte Realistin.
Plötzlich hielt sie den Atem an. Wie weit wollte er sie denn noch begleiten? Sie hatten das Haus erreicht und schwiegen noch immer. Kai verabschiedete sich nicht und kam wie selbstverständlich mit ins Haus. Dann gingen sie gemeinsam die Treppe nach oben. Ganz allmählich steigerte sich die Spannung in Anne ins unermessliche. Weshalb kam er soweit mit? Was hatte er vor? Sie vor der Zimmer Tür zum Abschied küssen?
Ihre Hand zitterte leicht. Als sie die Tür öffnete spürte sie, dass Kai sehr dicht hinter ihr stand und aus irgendeinen Impuls heraus wollte sie noch keine Antwort auf ihre Befürchtungen, sondern schob dieses Problem erst einmal auf.
„Möchtest du noch mit reinkommen, bevor du dich auf den Weg zu deiner Verabredung machst?“
„Gern!“ Anne ging mit gemischten Gefühlen vor ihm her ins Zimmer.
„Wodka oder lieber Brandy?“ Die Flaschen hatte Hilary ihr aufgedrängt, als sie in der Stadt waren, um die Klamotten zu kaufen.
„Wodka“ Er brauchte jetzt einfach was sehr starkes. Kai folgte ihr zum Tisch, auf dem die Flaschen mit Gläsern standen. Und als sie sich umdrehte, um ihn sein Glas zu geben, stand er bedrohlich dicht vor ihr.
Ich stockte sofort der Atem, als sie in seine hypnotischen Augen sah.
„Die Frisur gefällt mir.“ Sagte er sehr leise.
„Aber es sieht noch besser aus, wenn du das Haar offen trägst.“
Anne stand reglos da, als er die Nadeln löste und ihr Haar in weichen Locken auf die Schultern fallen ließ.
„Genau so“, murmelte er anerkennend und ließ eine Strähne durch seine Finger gleiten.
Ganz langsam wickelte er das Haar im Nacken um seine Hand und hielt Anne somit gefangen.
Als er sie an sich zog und zu ihr herunter beugte öffnete sie instinktiv den Mund. Kai hielt lächelnd inne, und Anne senkte beschämt den Blick.
Sie fühlte sich gedemütigt. Doch dann nahm er ihr das Glas aus der Hand, setzte es achtlos ab und zog sie endgültig in seine Arme. Sie konnte sich nicht wehren, denn sie spürte ein übermächtiges Verlangen nach seinem Kuss. So schloss sie nur die Augen, um es nicht sehen zu müssen, falls er wieder spöttisch reagierte.
Dann fühlte sie nur die zarte Berührung seiner Lippen auf den Augenlidern, der Schläfe und den Ohrläppchen. Sie stöhnte unwillkürlich, als er mit der Zunge an ihrem Mundwinkel spielte und bewegte den Kopf leicht, um seinen Kuss zu begegnen.
Kai lachte leise, zog sie noch fester an sich und strich ihr mit der Hand zärtlich über den Rücken. Er nagte sinnlich sanft an ihrer Unterlippe, und schließlich schlang Anne ihm die Arme um den Nacken und schmiegte sich in seine fordernde Umarmung. Sie war sich nur ihrer großen Sehnsucht bewusst, und ihr Körper sprach seine eigene, ihr völlig unbewusste Sprache.
Als der Halbrusse mit seiner Zunge tief in ihren Mund drang, gab sie sich diesen Kuss völlig hin. Unter den zärtlichen Berührungen von Kais Händen, mit denen er ihren Körper streichelte, schien ihre Haut zu brennen. Eine delikate Spannung erfüllte sie, als er ihre erregt geschwollene Brust umfing. Anne legte den Kopf zurück, stöhnte wollüstig und schien nur noch aus unzähligen sinnlichen Forderungen zu bestehen.

Und plötzlich war alles zerstört. Wie aus weiter Ferne drang sein leises Lachen allmählich zu ihr durch.
„Ich bekenne mich der Verleumdung schuldig, denn du bist ganz eindeutig nicht prüde.“
Anne wurde bleich, als die Realität so schockartig zurückkam.
„Lass mich los! Wie kannst du es nur wagen!“ rief sie empört und stieß ihn von sich.
„Verlass sofort mein Zimmer!“
Er hob spöttisch die Augenbrauen.
„Du hast mich doch herein gebeten.“, erinnerte er sie gelassen.
„Nun, und jetzt möchte ich, dass du gehst!“ forderte sie schroff.
Aber sie war genauso wütend auf sich selbst, wie auf ihn. Wie hatte sie nur in so beschämender Weise auf seine Abenteuerlust reagieren können. Sie eilte zur Tür und hielt sie ihm demonstrativ auf
„Sayuri wartet bestimmt schon!“ fügte sie schnippisch hinzu.
„Was lässt dich vermuten, dass ich an Sayuri interessiert bin?!“ fragte er provozierend ruhig und lächelte.
„Das kann ich dir ganz genau sagen,“ gab sie bissig zurück und schnaufte verächtlich.
„Du verschlingst sie jedes Mal förmlich mit deinen Blicken, als wäre sie deine nächste Mahlzeit.“
„Ich gebe zu, dass Sayuri ein ausgesprochen delikater Happen ist. Aber zu wenig, um den Appetit eines Mannes wirklich zu stillen. Du hingegen wärst sehr viel mehr eine Herausforderung.“ Er musterte sie eindringlich und beschämend intim.
„Und einer Herausforderung konnte ich noch nie widerstehen. Je vereister und gefährlicher ein Berg ist, desto größer ist die Befriedigung, wenn man ihn bezwungen hat.“
Anne konnte es einfach nicht fassen. Dieser Mann hatte keine Gefühle. Er spielte nur äußerst gefährliche Spiele, um sich seine eigene Größe zu bestätigen. Es war der krankhafte Wunsch, um jeden Preis zu dominieren, und nicht betörende Männlichkeit, auf die sie gerade so beschämend reagiert hatte.
„Bitte geh jetzt“ wiederholte sie ihre Aufforderung mit Nachdruck und schaute ihn verächtlich an. Er lachte wieder spöttisch.
„Nun gut. Aber uns bleiben noch ein paar Wochen hier. Wollen wir eine kleine Wette abschließen? Ich bin mir ganz sicher, dass ich dich noch vor unserer Abreise in mein Bett bekomme.“ Er nahm sein Glas und leerte es in einem Zug.
„Gute Nacht, Kleines.“

Anne schloss die Tür hinter ihm, sank matt auf das Bett und schloss gequält die Augen. Meinte er diese Wette ernst? Und wie sollte sie sich wehren, wenn er es wirklich darauf anlegte, seine Ankündigung wahr zu machen?
Anne schlief sehr schlecht und befand sich nicht in ihrer strahlendsten Laune, als sie sich am nächsten Morgen auf den Weg zur Veranda machte, um zu frühstücken. Die ganze Nacht hörte sie aus Kais Zimmer Geräusche. Sie wusste genau was für welche es waren und es schmerzte höllisch, genau zu wissen was Sache war. Kai hatte sich ja klar genug ausgedrückt. Aber Anne hatte auch die Worte noch im Ohr, das Sayuri nur ein Happen war und nicht ausreiche um seinen Hunger zu stillen. Vielleicht hatte sie ja doch noch eine reale Chance gegen diese Tussi.
Dieser Gedanke stimmte sie wieder fröhlich und sie öffnete die Tür zur Veranda.
Ray meinte, es wäre schöner draußen zu frühstücken, das es ja Urlaub sei, Sommer und so herrlich warm.
Plötzlich blieb sie entsetzt stehen.

Kapitel 20… Frühstück der anderen Art


Sayuri saß bei den anderen am gedeckten Tisch und plauderte angeregt mit Mariah und Hilary. Sofort sank die Stimmung der 19 Jährigen wieder auf den absoluten Nullpunkt. Konnte Kai seine Weiber nicht wenigstens nach Hause schicken? Musste er es ihr auch noch unter die Nase reiben? Das Schicksal meinte es wirklich nicht gut mit ihr.
Doch bevor Anne noch auf dem Absatz kehrt machen konnte, hatte Tyson sie schon entdeckt und winkte sie heran.
„Ach dann kommst du auch noch?“ begrüßte er sie fröhlich.
„Ich habe vorhin schon mit Kai geschimpft. Er muss dich ja sehr spät nach Hause gebracht haben.“ Dabei zwinkerte er ihr verschwörerisch zu.

„Ganz im Gegenteil.“ entgegnete sie kühl und setzte sich. Diesmal jedoch neben Tala, da Sayuri auf ihrem Platz neben Kai saß. Und auch um ihn nicht noch einmal näher zu kommen.
„Ich bin gleich nach dem Feuerwerk zurückgekommen.“
„OHH!“ war es von Ray zu hören. Er klang enttäusch oder bildete sie sich das bloß ein? Und auch verwirrt bei ihrer eiskalten Stimme. Doch er erholte sich rasch.

Tala legte derweil einen Arm um Anne und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
„Guten Morgen, meine schöne Rose. Du siehst bezaubernd aus.“ Seine heitere Stimme machte sie fröhlich. Und dann wollte sie etwas versuchen.
„Guten Morgen mein Wölfchen.“ Liebevoll lächelte sie den Russen an und… küsste ihn… auf den Mund, vor allen anderen. Fast meinte sie Kai nach Luft schnappen zu hören. Auch die anderen schienen mehr als nur verdutzt. Tala hingegen konnte sein Glück kaum fassen. Genussvoll legte er seine Arme um Anne. Die ließ es einfach geschehen. *Du wirst schon sehen wer gewinnt mein lieber Kai.* dachte sie und seufzte innerlich.

„Das nenn ich doch mal einen guten Morgen Kuss.“ Tala lächelte überglücklich. Ray runzelte verwirrt die Stirn. Und Hiro sah es an sich, die Situation zu retten.
„Was habt ihr denn heute alle so vor?“ fragte er ganz unschuldig in die Runde.
Zu aller Überraschung antwortete Sayuri als erstes.
„Mein Bruder und ich fahren heute Abend in die Stadt, um unser gutes Geld im Casino auszugeben. Wollt ihr nicht alle mitkommen? Das wird bestimmt sehr lustig.“ Fragte sie strahlend und sah erwartungsvoll in die Runde. Man sah förmlich wie jeder über ihren Vorschlag nachdachte. Anne war die erste die sich dafür entschied, um Kai heute Abend wenigstens nicht sehen zu müssen. Aber da hatte sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht, wie man so schön sagt.

„Sehr gern. Du hast Recht. Das wird bestimmt sehr lustig.“ Meinte sie daher. Auch wenn sie Sayuri nicht wirklich leiden konnte, wollte sie doch nicht als verklemmt oder Mauerblümchen dastehen. Das könnte Sayuri so passen.
Und dann passierte etwas noch viel unglaublicheres.
„Gewöhnlich spiele ich zwar nicht, aber vielleicht steht mir ja heute mal das Glück zur Seite.“ Bewusst ignorierte er den mehr als nur wütenden Blick von Anne. Man sah ihr an das sie kochte. Na und, sollte sie doch. Er würde eh gewinnen. Wie aber war er bloß da rein geraten. Er wollte doch eigentlich nicht mit ihr spielen. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr.

Ebenso ignorierte er den erstaunten Blick der anderen. Diese dachten sie hätten einen völlig Fremden am Tisch sitzen. Das war doch nicht ihr Kai.
Die 19 Jährige hätte ihm bei dieser Anspielung auf letzte Nacht am liebsten zum wiederholten Male eine Ohrfeige verpasst. Sayuri merkte anscheinen nichts von der Spannung, die zwischen den beiden herrschte.
Sie strahlte glücklich und zufrieden. *Heute werde ich Kai ganz für mich gewinnen.* dachte sie.
Hiro, Ray und Tala sahen das alles nicht sehr gelassen. Irgendetwas ging hier vor. Sie wussten nicht was es war, doch alle drei waren sich sicher, dass es nicht so gut ausgehen würde. Mindestens einer würde verletzt werden und sie bezweifelten aus gutem Grunde, dass dies Kai wäre.

„Wunderbar, dann ist das also auch abgemacht. Und jetzt müsst ihr mich leider entschuldigen. Ich habe meinen Bruder versprochen mit ihm shoppen zu gehen für heute Abend. Einen schönen Tag wünsche ich euch noch. Bis heute Abend.“

„Sayuri ist wirklich ganz reizend“, sagte Kai, als diese endlich gegangen war.
„Sie sorgt genau für die richtigen Arrangements.“
Gott sei Dank hatte sie ihm keinen Kuss gegeben. Und die Nacht würde er auch am liebsten wieder vergessen. Dabei hatte er dringend Ablenkung gebraucht. Sayuri hatte zwar einen tollen Körper aber Anne hatte leider Recht. Im Kopf war nicht so viel. Oder aber sie spielte das kleine Dummchen auch nur. Wenn dem so war, konnte sie es echt mehr als nur gut.

„Dir steht überhaupt kein Recht zu, jemanden zu verurteilen. Schon gar nicht Sayuri. Beweise mal lieber etwas mehr Anstand und halte dich von ihr fern, wenn du noch was von einer anderen willst.“ Gab Anne aufgebracht zurück.
„Aber nein, du verstehst mich vollkommen falsch. Erwiderte Kai kalt lachend und fügte umso eisiger hinzu:
„Sayuri ist eine großartige Hilfe für mein neues Ziel. Wie die richtige Ausrüstung beim bladen.“
Den anderen kam es ziemlich merkwürdig vor, da sie nicht wussten um was es ging. War gestern Abend noch mehr geschehen??? Womöglich zu viel???

Anne schwieg geschockt. Er benutze also andere, wie Sayuri ganz infam, um an sie heran zu kommen. Doch dann riss sie sich schnell zusammen.
„Interessant. Der große Kai Alexander Hiwatari kann seine Siege also nicht mehr allein erringen.“ Bemerkte sie so verächtlich und gleichgültig, wie nur eben möglich.

In seinen Augen zeigte sich ein Anflug von Humor, der jedoch schnell wieder der gewohnten Kälte wich.
„Sagen wir, in diesem Fall bin ich kleinen Erleichterungen nicht abgeneigt. Wenn das Spiel selbst schon eine Herausforderung ist, sollte man dankbar sein, wenn sich jemand anderes um das Spielfeld kümmert.“
„Ich fürchte, das wird dir auch nicht viel nützen,“ meinte Anne abweisend.
„Denn du vergisst anscheinend eins. Ich spiele nie, aber ich kämpfe. Und wenn es um die Fähigkeit des Sieges geht, stehe ich auch nicht allzu schlecht da.“
„Ich wusste schon, dass du ein ernst zu nehmender Gegner sein wirst, Kleines.“ Räumte Kai spöttisch lachend ein. Dann stand er auf.

Noch bevor Anne reagieren konnte, zerrte er sie am Arm hoch und achtete nicht auf die Gesichter der anderen. Mit Anne, die er mehr oder weniger hinter sich herzog, entfernte er sich ein ganzes Stück, damit diese die nächsten Worte nicht mitbekamen. Musste ja nicht jeder hören, was er getan hatte. Vor allem nicht, wenn er die Wette wirklich gewinnen wollte und das hatte er ganz sicher vor. Ungeachtet der Konsequenzen die sich unweigerlich daraus ergeben würden.

„Ich kenne eine ganz andere Anne, die es zu gewinnen gibt.“
„Hirngespinste.“ Tat Anne hastig ab, als er sie endlich losgelassen hatte. Wo seine Hand gerade noch war, bemerkte sie einen kleinen Schmerz.
„Nein, Kleines. Ich bin kein Träumer, sondern Realist.
Und Fakt eins ist: dass diese Anne mich gestern Abend mit wunderschönen großen grünen Augen angesehen hat. Wie sollte ein Mann aus Fleisch und Blut dem widerstehen können?
Und Fakt zwei: Sie hat in keiner Weise versucht, mich von sich zu stoßen. In der Tat hat sie sogar so willig reagiert, dass es ein Wunder ist, dass ich sie nicht sofort auf der Stelle genommen habe.
Und Fakt drei:…“
„Sehr lustig. Heb dir diese Sprüche für die lüsterne Sayuri auf.“ Unterbrach sie ihn bissig.
„Obwohl ich bezweifle, dass sie auch nur die Hälfte davon versteht.
„Eifersüchtig?“

Sie ignorierte ihn einfach und ging wieder zum Tisch. Für Anne war die Unterhaltung jedenfalls beendet. Egal wie geschickt sie taktieren mochte, er fand immer einen Weg, auf unangenehme Dinge zu sprechen zu kommen. Und sie war es allmählich Leid, heraus zu finden, zu welchen ehrlichen Gefühlen Kai fähig war. Oder was sie selbst dabei fühlte.

Gedanken verloren setzte sie sich wieder an den Tisch. Das Croissant auf ihrem Teller nahm sie Stück für Stück auseinander. Viele neugierige Augen waren auf sie gerichtet. Doch sie nahm sie gar nicht war, bis Tala sie ansprach.
„Was hast du gesagt?“ fragte sie sichtlich irritiert.
„Ich wollte nur wissen, was los ist. Und sag jetzt bloß nicht, dass nichts sei. Ich sehe es dir doch an.“
*Wenn ich es ihm doch nur erzählen könnte* war ihr einziger Gedanke bevor sie antwortete.

„Ja, du hast ja Recht. Aber ich bin kein kleines Kind mehr. Du brauchst dir um mich keine Sorgen machen, mein Wolf. Ich kann aber noch nicht darüber reden.“ Wehmütig war ihr Blick. Tala verstand es allerdings ganz anders. Er war richtig wütend und fuhr Anne an.
„Ich weiß schon lange, dass du kein Kind mehr bist. Du bist eine wunderschöne junge Frau. Und genau das ist das Problem. Verstehst du es denn nicht? Du ziehst dich immer weiter vor mir zurück. Wahrscheinlich ganz unbewusst, aber es schmerzt mich trotzdem gewaltig.“ Er stand auf und musste wegsehen. Die anderen am Tisch standen ebenfalls auf.
„Wir gehen mal rein. Wenn was ist, sagt bitte Bescheid.“ Meinte Ray noch, bevor alle verschwanden. Tala und Anne standen nun alleine dort.

„Tala … Ich … Es tut mir leid. Das ist nicht meine Absicht. Bitte glaub mir.“ Verzweifelt griff sie nach seinem Arm.

Kapitel 21… Sanft wie ein Engel…


Tala… Ich … Hör mir doch bitte zu.“ Doch er zeigte keine Regung. Die Blondine versuchte ihn zu sich zu drehen.
Sie sah den Schmerz in seinen Augen und auch… ja wenn sie richtig sah, dann war da auch Verzweiflung. Aber wieso? Was war denn nur los mit ihm?
Unerwartete drehte er sich vollends zu ihr um, nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie. Leidenschaftlich und innig. Im ersten Moment wusste sie gar nicht was sie tun sollte. Dann erinnerte sie sich an seinen Blick und erwiderte den Kuss. Allerdings nur halbherzig, was selbst Tala auffiel.
Er beendete den Kuss, aber hielt sie noch immer im Arm.
„Ich liebe Dich, Meine wunderschöne kleine Rose.“ Endlich hatte er es ausgesprochen. Ungeachtet ihrer Reaktion. Er musste es einfach jetzt sagen. Zwar war sie nicht mit ganzen Herzen beim Kuss, aber immerhin hatte sie ihn erwidert. Ihre wunderschönen grünen Augen weiteten sich vor Erstaunen und noch etwas, was er nicht benennen konnte. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen Bedauern.
Was sie nicht wussten war, dass sie viele Beobachter hatten. Zum einen im Haus an den Fenstern und dann noch Kai, der hinter einem Baum stand. Er hatte von Anfang an dort gestanden. In seinem Inneren zog sich etwas schmerzhaft zusammen als er auf ihre Antwort wartete. Wie sie wohl reagieren würde?
Eigentlich wollte er ja nicht lauschen, aber ihm überkam einfach ein Gefühl des Verlustes, als er ging. Er wollte nur auf Anne warten und sich dann, wieder einmal bei ihr entschuldigen.
„Ähm … Ich … ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Ich hab dich auch super gerne, das weißt du ja… aber… ich kann dir noch keine wirkliche Antwort geben. Lass mir bitte etwas Zeit.“ Sie senkte den Kopf. Tala hatte mit solch einer Reaktion schon gerechnet. Zumindest sagte sie nicht, dass sie einen anderen lieben würde. Das war ja schon mal etwas Positives. Er lächelte sie jetzt wieder an. Es war ein befreites Lächeln. Anne wurde es wieder warm ums Herz.
Kai hörte ihre Antwort mit Genugtuung und auch mit Panik. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass es vielleicht einen anderen gab. Aber warum sollte sie auch. Er selbst hatte ihr ja gesagt, dass es den Anderen nichts anginge, was zwischen ihnen lief. Und es lief ja auch NOCH nichts. Dieser Zeitpunkt rückte allerdings unaufhaltsam näher. Schon bald würde sie die Seine sein, voll und ganz. Mittlerweile störte es ihn nicht mehr, dass sie in ihn verliebt war. Und er gestand sich auch ein, dass er Gefühle für sie entwickelte. Auch wenn es ihn nicht passte. Es war besser das langsam einzusehen anstatt dann vor einer bösen Überraschung zu stehen.
Tala nahm Annes Hand und ging mit ihr zum Haus. Der Halbrusse seinerseits verschwand zum See. Vielleicht war ja jemand dort um Spaß zu haben mit bladen. Heute hatte er wirklich gute Laune. Natürlich würde er abends nicht mit ins Kasino gehen. Ebenfalls hatte er nicht vor, Anne dorthin gehen zu lassen.
Mit besserer Laune forderte er einige Jungs heraus, die alle verloren und doch glücklich waren, dass der große Kai Hiwatari sich mit ihnen beschäftigt hatte.


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Die 19 Jährige saß in ihrem Zimmer auf dem Bett und starrte zur Decke. *Wieso hat Tala das bloß gesagt? Er ist mein bester Freund. So etwas darf er nicht sagen. Was soll ich denn jetzt bloß tun??? Ich kann und will ihn doch nicht verletzten aber … Was ist mit Kai? Er spielt nur mit mir, das weiß ich ja, aber ich hab mich schon in ihn verliebt.* Sie kam einfach nicht weiter. Egal wie sie es drehte und wendete, einer blieb immer auf der Strecke. Wenn sie Tala eine gute Antwort gab, würde sie sich selbst verletzten. Wobei sie berücksichtigte, dass Kai ihr sowieso nicht gut tun würde. Also eigentlich gab es nur diese Möglichkeit.
Sie beschloss einfach, dass Kai keine Chance mehr bekommen würde, ihr weh zu tun. Sie konzentrierte sich nur noch darauf, das Tala glücklich werden sollte. Ja genau so wollte sie es machen. Von nun an sollte Kai doch sehen wo er blieb. Aber vielleicht traf sie auch die falsche Wahl. Erst musste sie wissen, wo sie bei Kai stand. Erst dann würde sie sich endgültig entscheiden.
Die beste Gelegenheit dazu, sah Anne an dem Abend des Balles. Er wollte ja nicht, dass die anderen von ihnen wussten, also musste sie ihn nur zwingen, zu ihr zu stehen. Sollte er dies nicht tun, wusste sie Bescheid und würde ganz und gar Tala gehören.
Zufrieden mit sich, da sie endlich eine Antwort für sich gefunden hatte, stand sie gut gelaunt auf und ging ins Wohnzimmer. Tyson und Max spielten Play Station, während Mariah und Hilary in den Sesseln vorm Fenster saßen und Beide in ein Buch vertieft waren. Tala, Hiro und Kai waren nicht anwesend. Ray hörte man in der Küche hantieren. Dort ging sie hin.
Sofort bemerkte sie, dass etwas nicht stimmte. Rays Bewegungen waren ungeschickt. Grade als er sich fast schneidete ging sie dazwischen. Entschieden nahm sie ihm das große Messer weg.
„Ray, was ist denn mit dir los?“ Erst als sie ihn ansah fiel ihr auf, das er bleich war. Sie legte eine Hand an seine Stirn und merkte dass er Fieber hatte.
„MAX, TYSON. KOMMT SCHNELL HER.“ Beide kamen sofort, eigentlich darauf gefasst, eine Standpauke wegen irgendetwas zu bekommen. Stattdessen sahen sie sofort was nicht stimmte. Ray schwankte gefährlich hin und her. Auch die Mädels kamen. Besorgt eilte Mariah zu ihrem Liebsten.
„Er hat Fieber. Wir müssen ihn schnell in sein Zimmer bringen. Hilary, ruf du doch bitte einen Arzt.“
Diese eilte zum Telefon.
Max und Tyson stützten Ray, welcher schon halb bewusstlos war. Gemeinsam schafften sie es ihn ins Bett zu stecken. Kurze Zeit später war auch schon der Arzt anwesend.
„Es ist nur ein kleiner Virus. Wenn er sich ausruht ist er in zwei Tagen wieder komplett fit. Ich lass euch noch etwas gegen das Fieber hier. Falls doch etwas sein sollte, könnt ihr mich gern jeder Zeit anrufen. Ich gebe euch einfach mal meine privat Nummer.“ Als er wieder weg war, rannte Mariah sofort wieder in Rays Zimmer. Besorgt legte sie einen neuen kalten Lappen auf seine Stirn.
Ray glühte und warf seinen Kopf hin und her.


„Na toll! Und wer macht das Essen?“ fragte Tyson als alle, außer Mariah, wieder im Wohnzimmer waren. „Wie kannst du nur jetzt ans Essen denken. Ray ist krank, ey!“ Tyson schwieg und senkte beschämt den Kopf. Alle dachten nach.
„Ähm…entschuldigt bitte die Störung…Ich könnte ja kochen.“ Kam es zögerlich von Anne.
„Super Idee!!!! Fang an!!!!“ kam es sogleich von Tyson.
*Das war ja so klar* dachte sich Hilary. De Blondine ging in die Küche und sah in den Schränken nach um sich einen Überblick zu verschaffen. Nach wenigen Minuten nahm sie alle Zutaten raus und kramte auch noch ihr Handy aus der Tasche um ihren großen Bruder Matt anzurufen.
„ Ja?“
„Hey …Anne hier „
„ Schön dass du grade jetzt anrufst. Ich brauch deine Hilfe.“
„ Oh was ist denn los Matt?“ Einige Minuten lauschte sie angespannt.
„Susi will mich also wirklich nicht mehr sehen.“ Schloss er seine Erzählung.
„ Mhh…das ist wirklich traurig. Tut mir Leid für dich Matt. Wie wäre es wenn ich dir was singen würde? Das hat dir doch immer geholfen.“ Als sie den Topf auf den Herd stellte, begann sie zu singen…Erst nur leise und beruhigend….dann mit der Volle ihrer Stimme. Wodurch auch die anderen es hörten. Leise schlichen sie sich an und sahen Anne wie sie zum Singen tanzte. Durch ihre Stimme verzaubert, hätte Tyson schwören können das er Musik hörte.
„ Hört ihr die Musik auch?“ fragte nun seinerseits Max. *Also spinne ich nicht* dachte sich Tyson.
Doch keiner der Anwesenden bildete sich die Musik ein.
„Anne, das klingt wie immer wundervoll. Sing bitte noch ein Lied für mich. Hier ist meine neue Melodie“, Kam es aus ihrem Handy. Eine sanfte Melodie erklang. Nun waren die anderen noch verdutzter.
„Na klar, Matt. Das mach ich gerne.“ Und schon stimmte sie wieder ein Lied an.


„Der Mond, in der Stille des vollen Tageslichtes,
zeigte Tränen bei Betrachtung der süßen Melodie des Regens.
Mit ausgerissen Fingern zeichne ich weiter, den Traum der Sonne,
die ich zu vergessen beginne.
Der Wind pflückt mich vom Erdboden auf, wie eine sprießende Blume.
Ohne einen Laut lache ich...verbrannt auf den gefallenen Blättern,
starrt ein weiteres ich.

Wenn niemandes Stimme mich erreicht, dann werde ich alles zerstören.
Vor Trauer zitternd,
habe ich denselben Fehler immer und immer wieder gemacht.

Eine Uhr in meinem Herzen, die sich nicht bewegt,
berührt die nicht vergehenden Erinnerungen.
Der vom Licht der Sonne sanft umspielte Traum verschwindet im verblichenen Nachthimmel.
Die Regentropfen sind meine Tränen.
So wie ich meine Trauer nicht heilen kann...verzaubert vom Seufzen des Mondes.
Ich weiß, ich habe den Moment verloren...
Den Sinn des Todes, kann meine Stimme nicht erreichen.

Deine letzten Worte, sie weinen auch jetzt noch an diesem Ort.
Für das Herz, das beschlossen hat, nicht zu trauern,
vergießt der Mond am Nachthimmel Tränen.
Wieder wird die Nacht dich fortnehmen.

Während ich den verschwommenen Himmel male, flüstert die farblose Szenerie.
Kein Fehler wird jetzt wiederkehren,
nicht einmal Erinnerungen der Vergangenheit.

Du lächelst, von einer brennenden Welle Lichtes fort getragen.
Ich rufe unentwegt Deinen Namen,
der in der Ferne wie ein Quell des Friedens scheint.
Niemand wird dich mehr quälen.

Ich erwache aus dem Traum,
in dem ich still mit zitternden Fingern deine Spuren berührte.
Denselben Fehler immer und immer wieder begangen, vor Trauer zitternd,
kann ich jetzt noch nicht Lebewohl sagen.
Langsam und leise bete ich weiter zum Himmel.

Mit sanfter Stimme.

Mit zitternder Stimme.

Bete ich weiter.“


Dabei drehte sie sich. Anmutig wie ein Engel. Sanft wie eine Feder. Ihr weißes Kleid, das sie heute trug vervollständigte diesen Eindruck noch um ein vielfaches. Selbst Hilary war begeistert.
Keiner von ihnen bemerkte, das Hiro und Tala auch bereits hinter ihnen standen und auch andächtig lauschten.
Und auch Kai stand dort. Selbst er war wie bezaubert.
Er hatte sie schon einmal so singen gehört und tanzen gesehen, doch auch jetzt nahm sie alle gefangen damit.

Kapitel 22… Ein perfekter Auftritt


Kai ging sofort wieder. Nicht auszudenken was die anderen wohl sagen würden, wenn er hier so stand und sie sahen dass er sie so offen bewunderte.
Auch Tala ging nach dem Lied wieder. Die anderen waren allerdings nicht so diskret.
„Bravo Anne. Wirklich ganz toll.“ Tyson war völlig aus dem Häuschen. Er klatschte begeistert.
Anne ließ fast das Messer fallen, welches sie gerade aus der Schublade nahm.
„Du kannst mich doch nicht so erschrecken.“ Entrüstet sah sie ihn an.
„Ich glaube du hast gar kein Essen verdient.“
„Oh bitte alles, nur das nicht. Ich brauche mein Essen. Ohne sterbe ich doch.“ Entsetzt ging er auf die Knie.
Das brachte sie zum Lachen.
„Mhh. Na gut. Ich überleg es mir noch, hihi.“ Auch Hilary, Hiro und Max fingen an zu lachen. Kenny schüttelte nur den Kopf. Tyson und sein Essen. An was anderes dachte er wohl gar nicht. Sie hatten jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr trainiert. Ihm kam es auch komisch vor, dass Kai nichts sagte. Dabei war dieser doch derjenige, welcher so streng war was das Training anging. Irgendwas stimmte ganz eindeutig nicht mit Kai.
Kurze Zeit später konnten sie auch schon essen. Anne ging und holte alle. Als letztes Kai. Sie klopfte bei ihm.

„Is offen.“ Kam die knappe Antwort.
„Ich wollt dir nur Bescheid sagen, das Essen fertig ist. Kommst du?“ Abwartend schaute sie zu ihm.
Er fing an zu grinsen. Wieso denn bloß?
„Mhh. Also eigentlich KOMME ich nicht so schnell. Aber vielleicht kennst du ja eine gute Technik dafür?“
Anne lief knallrot an. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Das hatte sie doch gar nicht gemeint.
„Sehr witzig, Kai. Also ERSCHEINST du jetzt nun zum Essen?“ Sie klang höflich distanziert. Kai grinste wieder.
„Ich würde jetzt viel lieber naschen.“ Mit nur drei Schritten war er bei ihr und eroberte ihre vollen Lippen. Sanft drang er mit seiner Zunge in ihren Mund ein. Anne wehrte sich nicht. Zu schön war das Kribbeln in ihrem Bauch. Doch schneller als erwartet, schaltete sich ihr Hirn wieder ein. Grob schob sie ihn von sich.
„Ich kann das nicht Kai. Nicht mehr. Tala hat mir gesagt das er mich liebt und… ich schulde ihm noch eine Antwort.“
„Na dann gib ihn doch eine. Sag ihm einfach du hast schon jemanden.“
„Hab ich das denn wirklich? Du willst doch nichts festes, also warum sollte ich Tala enttäuschen?“
Nun wurde Kai wütend. Obwohl es stimmte, was sie sagte konnte er sich nicht damit abfinden, dass sie Tala vielleicht keinen Korb gab.
„Du willst dir also uns Beide offen halten? Und ich dachte immer ich sei der Böse der nur spielen will.“
„Nein das will ich bestimmt nicht. Aber mir reicht keine Affäre mit dir. Würdest du dich zu mir bekennen, wenn ich dich vor die Wahl stelle?“ Ihre Augen waren voller Verzweiflung. Kai schluckte.
*Was wäre, wenn ich es täte?* Seine Gedanken wirbelten nur so umher. Anne interpretierte sein Schweigen allerdings ganz anders. Falsch.
„Na bitte. Da haben wir doch die Antwort. Du würdest es nicht. Und genau darum geht es. Du musst mich nicht lieben. Das verlange ich auch gar nicht von dir. Aber du solltest wenigstens zu mir stehen. Das ist doch wirklich nicht zu viel verlangt finde ich.“ Den Tränen nahe rannte sie nach unten. Sie stolperte und fiel nach vorn. *Jetzt breche ich mir auch noch was wegen dem!* dachte sie verzweifelt. Glücklicherweise stand Tala unten an der Treppe und fing sie auf.

„Hey nicht so stürmisch. So kenn ich dich ja gar nicht.“ Er schmunzelte. Sie lächelte verlegen und nahm aus dem Augenwinkel war, das Kai oben an der Treppe stand. Sein Blick war völlig entgeistert. So hatte sie ihn noch nie gesehen. *Was soll das denn jetzt? Stört es ihn etwa, mich in Talas Armen zu sehen?* Sie freute sich und kicherte. Tala sah es als gutes Zeichen für sich und küsste Anne wieder. Sie versteifte sich augenblicklich. Schnell befreite sie sich aus seinem Griff.
„Sorry, Wölfchen. So weit bin ich doch noch gar nicht.“ Sie versuchte ihre wirren Gefühle hinter Humor zu ordnen. Nach außen hin gelang es ihr anscheinend echt gut. Auch Tala begann zu lachen.
„Ich weiß. Aber ich kann es ja mal versuchen.“ Anne entspannte sich sofort wieder.
Nun war die Kämpferin in ihr geweckt. Sie würde Kai schon zeigen, was er an ihr hatte. Bzw. was er verpasste, wenn er sich falsch entschied. Vergnügt umarmte sie Tala und gab ihn ein kleines Küsschen auf die Wange. Der strahlte danach heller als die Sonne. Gemeinsam gingen sie in die Küche. Der 23 Jährige gleich hinterher. Alle hatten ihre Plätze eingenommen und aßen. Danach machten Anne und Hilary den Abwasch, Mariah kümmerte sich um Ray, dessen Fieber schon etwas gesunken war, Max und Tyson zockten wieder, Kenny sammelte Infos mit Dizzys Hilfe, Hiro las ein Buch, während Tala noch mal zum See ging. Kai war verschwunden. Abends spielten sie zusammen ein paar Spiele.


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So vergingen fast ganze zwei Tage. Alles lief prima. Außer das Kai die meiste Zeit nicht da war. Seine Freunde kannten es nicht anders von ihm und wunderten sich nur, warum das die letzten Tage nicht so war. Doch Sorgen machte sich natürlich keiner. Am ersten Tag machte sich allerdings Anne Sorgen. Schließlich war sie es nicht gewöhnt. Doch schnell ließ sie sich überzeugen, dass alles in Ordnung war. Und der zweite Tag ließ gar keine Zeit dafür. Es war der Tag des großen Balles. Ray ging es wieder blendend, doch Anne sollte ihm trotzdem beim Essen helfen. Befehl von Tyson.
Nach dem Mittag ging der Stress erst richtig los. Die drei Mädels konnten gar nicht schnell genug die Küche aufräumen um sich endlich fertig machen zu können. Blitzschnell eilten sie nach oben. Anne setzte sich erst einmal aufs Bett. *Mhh. Wo fange ich bloß an?* Angestrengt dachte sie nach. Nicht so sehr an den Ball an sich. Nein. Eher an Kais Rolle dabei. Wie er sich wohl verhalten würde. Schließlich wollte sie sich ja dementsprechend entscheiden. Es wäre wirklich sehr unschön, sollte sie die falsche Wahl treffen müssen. Tala würde es schnell merken, wenn sie ihm was vorspielte. Entschlossen schüttelte sie jeden weiteren Gedanken erst einmal beiseite.
Schnell stand sie auf und ging duschen.
Als sie wieder ins Zimmer kam, erschrak sie und fiel nach hinten auf ihren Po. Mariah und Hilary standen vor ihr. Schon fix und fertig angezogen. Die beiden grinsten Anne frech an.
„Ähm. Kann ich euch helfen? Ihr seht leicht grinsend aus!“ Stellte sie nüchtern fest.
„Wohl eher können wir dir helfen. Du bist ja immer noch nicht fertig. Wir haben es schon fast 17 Uhr. Hast du vielleicht vergessen dass wir um 18.30 Uhr los müssen? Und du hast noch nicht einmal dein Kleid an. Geschweige denn Make-up, Schuhe, Frisur.“ Hilary tadelte sie sanft. Mariah musste sich ein herzliches Lachen verkneifen.
„Ach wir haben doch noch ein wenig Zeit, Hilary. Wenn wir ihr helfen, dann schaffen wir das locker. Schließlich sind wir doch schon fertig.“ Mariah versuchte sie zu beruhigen.

Der Blondine war es wirklich peinlich, dass sie immer noch nur im Handtuch vor den Beiden stand. Also nicht das sie fast nackt war, nein, das war nicht ihr Problem. Sie fühlte sich irgendwie ertappt. Anne hatte sich nur vertrödelt, weil sie unentwegt an Kai denken musste.
„Ok. Es wäre wirklich sehr nett von euch, wenn ihr mir helfen könntet. Beim Kleid bräuchte ich sowieso Hilfe. Da hab ich ja echt Glück, das ihr es schon gewusst habt, meine edlen Retterinnen.“ Anne stimmte ins Lachen mit ein.
„Ja, in der Tat. Ich konnte es mir wirklich denken. Bei dem Kleid, schafft man doch nichts ohne Hilfe. Echt eine kleine Katastrophe wäre das geworden.“ Hilary ging zum Schrank und nahm das Kleid heraus. Vorsichtig legte sie es übers Bett. Mariah holte einen kleinen Koffer hervor. Darin waren alle möglichen Kosmetik Artikel. Schmuck inklusive. Schnell war alles erledigt. Die drei waren ein gutes eingespieltes Team. Als hätten sie jahrelang nichts anderes getan. Sie hörten die Jungs am Zimmer vorbei laufen.
„Beeilt euch mal ein bissel.“ Gab Ray mit einem Klopfen an der Tür, von sich.
„JAAAAAAAAA.“ Rief ihm Mariah zu. Die Jungs gingen nach unten und warteten an der Treppe.
„Los geht’s Mädels. Unser großer Auftritt.“ Hilary war super gut drauf. Mariah ging als erstes aus dem Zimmer.
Lächelnd stellte sie sich an die erste Stufe und schaute hinunter. Alle, bis auf Kai, waren in ein Gespräch vertieft. Kai entdeckte sie als erstes und stieß Ray an. Dieser blickte irritiert zu ihm und Kai nickte stumm in Mariahs Richtung. Ray blieb die Luft weg. Er erkannte seine Freundin kaum wieder.
Sie trug die Haare hochgesteckt, mit ein paar einzelnen Strähnen, die gelockt um ihr Gesicht lagen.

Ihr Kleid war ein kleines Kunstwerk aus grünem Satin. Vorne war es genau mittig, hochgeschlitzt zusammen gerafft, bis zur Taille. Doch man konnte natürlich, bis auf ihre Füße, nichts sehen. Diese steckte in silbernen High Heels. Keine Träger störten den Blick auf ihre Schultern. Ihr Schmuck bestand aus kleinen funkelnden Steckern an den Ohren und eine kleine feine Silberkette um den Hals, sowie ein silbernes Armband und ihren Verlobungsring.
Andächtig schritt sie die Treppe hinab. Ray kam ihr entgegen. Galant gab er ihr einen Handkuss und verbeugte sich. Dann führte er sie nach unten.
„Du bist bezaubernd wie immer, nur noch strahlender.“ Sein Lächeln war so warm und voller Liebe. Verträumt lehnte sie sich an ihn.
„Danke Schatz. Als nächstes kommt Hilary. Aber lasst diesmal die offenen Münder.“ Vergnügt kicherte sie.
Und dann kam diese auch schon. Ebenfalls blieb sie zuerst an der Treppe oben stehen. Das hatten die drei wirklich perfekt abgesprochen. Auch Hilary lächelte. Die Münder blieben auch diesmal nicht zu.
Die rosafarbene Seide schimmerte im Licht. Erinnerte stark an echte Perlen. Es endete kurz vorm Boden. An ihren Füssen sah man goldfarbene High Hells. Das Dekolleté wurde durch die etwas dunkleren Träger und den gerafften Chiffon, bestens betont. Unterhalb des Busens war ein Band in derselben Farbe das hinten endete indem es einfach runterfiel. Ihr Schmuck bestand aus goldenen Kreolen und einen langen Goldkette, welche zwischen ihren Brüsten endete.
Auch sie lief nun die Treppe hinab und wurde überraschenderweise von Tyson in Empfang genommen.
Heimlich freute sie sich mehr als nur riesig darüber. So was hätte sie von ihm nicht erwartetet. Lächelnd hakte sich bei ihm ein.

Und dann kam Anne. Oben an der Treppe blieb sie stehen. Allen sackte die Kinnlade nun vollends runter.

Kapitel 23…Bezaubernde Prinzessin


Zum ersten Mal, seit sie dort war, trug sie ihr Haar fast komplett offen. Mit Ausnahme zweier Spangen an den Seiten, die das Haar etwas nach hinten hielten. Ihre hellen Locken fielen in sanften Wellen wie pures Gold über ihren Rücken und Schultern.
Das Kleid war ein Traum in blau. Mit einem weiten Glockenrock, das Oberteil wie eine Korsage eng. Ein tiefes Dekolleté brachte ihre silberne lange Kette bestens zur Geltung. Das Oberteil sowie der Rock waren von silbernen Verzierungen übersät. Es wirkte wie kleine Diamanten. Die Träger schlangen sich um ihren Nacken. Und als sie sich im Kreis drehte sah man dass vom Rücken nur ein kleines Stück zu sehen war. Es wirkte sehr viel mehr erotisch als zu viel nackte Haut. Es blieb jeder Fantasie überlassen weiter zu denken.
Sie hob das Kleid ein wenig an um auch die Schuhe zur Geltung zu bringen. Auch diese hatten den gleichen Blauton, mit vielen kleinen Strassteinen daran. Dazu nur mit kleinen Riemen versehen. Kaum vorstellbar das man(n) damit laufen könnte.
Ihr Schmuck bestand aus silbernen langen Ohrringen die sich schmeichelnd auf ihre Schultern legten und ein Fußkettchen.
Doch was noch mehr als ihr Schmuck auffiel, war ganz eindeutig ihr Make up. Nichts war mehr von der kleinen Rose zu erkennen. Ihre Wimpern waren so lang und dicht, das man unwillkürlich dahin schauen musste. Der Lidschatten bestand eigentlich nur aus zwei Farben. Ein kräftiges Grün und ein schillerndes Blau.

(Annes Kleid von vorne. Mit Frisur.
http://media.photobucket.com/image/blaue%20abendkleider/chuang521/li%20fu/567a.jpg)
(Annes Kleid von hinten
http://media.photobucket.com/image/blaue%20abendkleider/chuang521/li%20fu/567b.jpg)
(Annes Schuhe
http://www.efox-shop.com/images/hochzeitsmode/FSGMS085.jpg)
(Und zu guter Letzt Annes Make up
http://3.bp.blogspot.com/-2nm1q0NGv80/TewS7OZ0ytI/AAAAAAAAClY/auxB90lP92E/s1600/Smokey-Eye-Makeup.jpg)

Ihre Augen strahlten förmlich, als sie sanft, langsam und sehr elegant die Treppe runter schritt.
Kai wollte schon auf sie zueilen, doch Tala war schon dort, bevor Kai auch nur einen Schritt auf sie zugehen konnte. Innerlich verfluchte er sich für seinen Starrsinn.
Anne sah wirklich mehr als nur atemberaubend aus. Nichts war von der etwas schüchternen jungen Frau mehr zu sehen. Vor ihnen allen stand eine wunderschöne begehrenswerte Frau, die alle in ihren Bann zog. Kai hatte es ja gewusst.
Als Tala eine Hand auf ihren Rücken legte, genau auf die Stelle mit der freien Haut, durchzuckte Kai nun brennende Eifersucht. Er gestand sich nun vollends ein, dass auch er im Begriff war sich ernsthaft in sie zu verlieben. Warum sollte er es auch weiter leugnen. Es liebte es sie zu küssen, in seinem Armen zu halten, sie zu erregen. Genauso wie er es liebte mit ihr zu streiten. Sie ließ sich nicht von ihm unterkriegen. Das hatte er selten, auch tat sie nichts nur um ihn zu gefallen. Sie liebte das Bladen genauso wie er. Und anhänglich war sie ebenfalls nicht. Sie wusste genau wann er seine Ruhe haben wollte.
Äußerlich blieb er kühl und beherrscht wie immer. Und schon in der nächsten Sekunde begegneten sich Kais und Annes Blicke. Kai erkannte in ihren Augen eine tiefe Traurigkeit, als wenn sie erwartet hatte, dass er auf sie zukam, anstatt Tala. Also lag es wirklich an ihm. Dieser Ausdruck dauerte allerdings nur wenige Sekunden. Er stand nun seine eigenen Qualen aus. Sie hatte ihn gefragt ob er zu ihr stehen würde, sollte sie ihn vor die Wahl stellen. Er musste also endlich eine Entscheidung treffen. Entweder zu ihr stehen und sich damit verletzbar machen oder aber weiter machen wie bisher und dafür Anne verlieren, an seinen besten Freund.
Schlagartig war er sich bewusst, dass er eigentlich gar keine Wahl hatte. Tala hatte ihm immer geholfen und beigestanden. Er konnte ihm doch nicht Anne wegnehmen. Nein, das konnte er einfach nicht. Tala würde ihn dafür ewig hassen. Das würde er nicht wollen. Vielleicht sollte er aber dennoch mal mit Tala darüber reden. So schwer konnte so etwas ja nicht sein. Ja genau so würde er es machen und dann konnte er Anne eine Antwort geben. Zufrieden mit seinen Gedanken ging er den anderen hinterher.

Tala konnte es kaum glauben, als er Anne sah. Sein Herz blieb für einen Augenblick stehen. So schön hatte er sie noch niemals gesehen. Einfach unglaublich schön und verführerisch. Wie sehr er sie doch liebte. Es schmerzte ihn schon. Vor allem als er ihrem Blick folgte, der warm auf KAI lag. Nein, nicht auf ihm sondern auf Kai. Was fand sie bloß an ihm. Gut ja, er war sein bester Freund, aber ein Playboy wie er im Buche steht. Vielleicht war es ja dieses, was Anne so anzog. Nun gut. Das konnte er auch. Er würde ihr zeigen, dass er auch sein konnte wie Kai.
Nun war wieder das Problem mit den Autos. Dachten sie jedenfalls. Keiner hatte damit gerechnet das Mr. Dickenson eine dicke Limousine schicken würde. Total verdutzt sahen sich alle diese an.
„Wow. Das nenn ich doch mal Luxus!“, meinte Tyson aufgeregt. Auch die anderen waren begeistert. Sofort stiegen sie gut gelaunt ein.
Bei ihrer Ankunft war es ein wenig kühler geworden, doch Anne war mehr als nur heiß. Sie saß zwischen Kai und Tala. Kai zu ihrer linken und Tala zu ihrer rechten Seite. Bei jeder Kurve wurde sie gegen einen von beiden gedrückt. Bei Tala ließ es sie vollkommen kalt. Was nicht der Fall bei Kai war. Jede kleinste Berührung versetzte ihren Körper in Erregung. *Was hat er nur mit mir angestellt?* Nie zuvor hatte sie das Verlangen gehabt, mit einem Mann zu schlafen. Doch in den letzten Tagen, war dieses Verlangen Sekunde für Sekunde gewachsen. Alles in ihr sehnte sich nach Kais Berührungen. Und nach seinen Küssen.
Sie betete dafür, schnell aussteigen zu können, um sich wenigstens körperlich von Kai zu distanzieren. Im Moment konnte sie seine Nähe nicht ertragen. Es war wirklich so als wolle ihr Körper ihr nur allzu deutlich zeigen, für wem sie sich entscheiden sollte. Auf jeden Fall wollte sie an ihrem Plan festhalten.
Tala musterte sie von der Seite. Irgendwie war sie heute so komisch. Er war der festen Überzeugung, dass er und nicht Kai sie bekommen würde. Natürlich hatte er das Gespräch der beiden belauscht. Als er hörte dass sie zur Tür ging, war er schnell die Treppe runter und wartete auf sie. Keiner von den beiden hatte etwas bemerkt. Sehr zufrieden hatte er Kais Blick gesehen, als Anne in seinen Armen lag. Allerdings fragte er sich auch, ob Kai nicht vielleicht doch etwas für Anne empfand. Sein Blick schien es jedenfalls zu sagen.

Aber wie war es möglich. Erst jahrelang ein Play- und Bad Boy und dann kommt ein unschuldiges junges Mädchen daher und er veränderte sich so. Er war mit Kai aufgewachsen. Er kannte ihn wahrscheinlich besser als er sich selbst kannte. Kai und er mussten lernen Gefühle abzuschalten. Tala selbst hatte nach dem Kampf mit Tyson wieder gelernt Gefühle zu zeigen, bei Kai schien es bis vor kurzem anders. Er hatte zwar angefangen Freundschaften zu schätzen aber, so glaubte Tala, war Kai noch lange entfernt vom Gefühl liebe. Er würde mit ihm reden müssen.
Ohne es zu wissen, wollten beide Männer wegen dem gleich miteinander reden. Anne war nur sehr froh endlich aussteigen zu können. Doch war sie nicht auf die ganzen Fotografen vorbereitet gewesen, welche dort standen und es kaum abwarten konnten ein Bild der amtierenden Weltmeister zu schießen. Kai und Tala nahmen jeweils einen Arm von ihr und geleiteten sie über den roten Teppich. Im Foyer trafen sie auch schon auf Mr. Dickenson. Dieser war sehr begeistert alle zu sehen. Eigentlich hatte er nicht wirklich damit gerechnet, dass ALLE kommen würden. Interessiert musterte er Anne. Dann sah er zu Kai und Tala und ein wissendendes Lächeln bildete sich in seinem Gesicht.
„Und wer ist diese bezaubernde junge Dame?“ Anne errötete sofort.
„Hallo. Mein Name ist Angelica Maria Kamu. Freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Und vielen Dank, das ich mit hier sein darf.“ Höflich verbeugte sie sich auf diese typisch japanische Art. Mr. D. grinste zufrieden.
„Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, junge Lady. Ich hoffe doch, dass sie sich gut amüsieren werden. Und nun folgt euer großer Auftritt, meine Lieben. Das kann ich euch leider nicht ersparen.“ Pfeifend ging er voran.

Zuerst folgten Tyson mit Hilary am Arm, dann Ray und Mariah, Max und Kenny. Hiro schnappte sich einfach Tala, der verwirrt zu ihm schaute.
„Sieht doch komisch aus wenn wir nicht in zweier Reihen auftauchen.“ Dagegen konnte Tala leider nichts einwenden und ergab sich in sein Schicksal. Zuletzt also Kai und Anne. Die Röte ihrer Wangen vertiefte sich noch mehr als Kai besitzergreifend einen Arm um ihre Taille legte und sie zu sich zog.
*Könnte er doch zu mir stehen?* ging es ihr durch den Kopf. Doch schnell verwarf sie diesen Gedanken wieder.
Alle Anwesenden waren hellauf begeistert die Weltmeister zu sehen. Überall wurden sie begrüßt, Beifallrufe ertönten aus allen Ecken. Als wären die größten Stars der Welt hier.
Nachdem Mr. Dickenson eine kleine Rede, naja sagen wir mal lieber eine Lobeshymne, gehalten hatte, folgte der informative Teil. Schön klein gehalten, damit man ausgelassen feiern konnte.
„Die Weltmeisterschaft findet in genau 6 Monaten statt. Jedes Team besteht aus 5 Mitgliedern. Wie jeder rechnen kann, also auch pro Runde 5 Kämpfe. Es ist egal wer antritt. Selbstverständlich nehmen unsere amtierenden Weltmeister auch teil. Die Anmeldung ist bis zum Tag der Auslosung noch möglich. So das war aber erst einmal das Geschäftliche. Nun bitte ich sie, sich zu amüsieren. Das Buffet ist eröffnet.“
„OH DAS WIR SOOOO COOL WERDEN!“ Tyson freute sich so sehr. Überschwänglich nahm er Hilary an die Hand und zog sie mit sich auf die Tanzfläche. Perplex starrte diese ihn an.
„Was wird denn das?“, fragte sie verwirrt.
„Siehste doch. Ich will mit dir tanzen.“ So wie er es sagte, klang es ganz selbstverständlich. *Ok denn mach ich mal mit. Kommt ja selten vor, das Tyson so erwachsen ist.* dachte sie noch und schmiegte sich an ihn.

Kapitel 24…Darfst du mich wirklich küssen!?


Auch Ray ließ sich nicht lange bitten und betrat mit Mariah die Tanzfläche. Die Beiden schwebten perfekt über den Boden. Mariahs Augen waren geschlossen, während ihr Kopf an Rays Brust ruhte. Ein schöneres Paar gab es wohl kaum an diesem Abend. Sie tanzen eng zusammen und keiner wagte es sie zu stören. Es schien als seien sie in ihrer eigenen kleinen Welt gefangen. Und so war es wohl auch. Sie schienen nichts um sich herum wahr zu nehmen. Aber das sei ihnen wohl auch gegönnt. Obwohl die anderen etwas neidisch guckten.
Tyson und Hilary hatten da schon weit mehr Probleme. Tyson trat ihr immer wieder auf die Füße und doch war es himmlisch für Hilary. Am Ende des Liedes nahm sie Tyson Hand und zog ihn mit sich auf den Balkon. Dort waren sie vollkommen allein und Hilary nahm all ihren Mut zusammen. Sie stellte sich genau vor Tyson und küsste ihn einfach. Sie dachte dass er sie sofort zurück stoßen würde, stattdessen schlang er die Arme fest um sie und presste sie an sich. Schwer atmend lösten sie sich wieder voneinander.
„WOW. Warum hast du das nicht früher gemacht?“ Tyson lächelte vergnügt und Hilary wäre am liebsten im Erdboden versunken.
„Ich … weiß nicht. Tut mir leid.“ Mehr als stammeln konnte sie beim besten Willen jetzt nicht.
„Muss dir doch nicht leidtun. Naja, außer dass es so lange gedauert hat haha.“ Das klang wie Musik in ihren Ohren. Allerdings fragte sie sich ernsthaft ob es nur ein Traum war. Vorsichtig kniff sie sich selbst in den Arm. Tyson schüttelte nur lachend den Kopf als er es sah. Als wenn er ihre Unsicherheit spürte, küsste nun er sie wieder.
Hilary stockte der Atem. *ER küsst mich. Er KÜSST mich. Er küsst MICH.* Egal wie oft sie daran dachte. Immer wieder konnte sie es nicht fassen. Tyson drängte mit seiner Zunge um Einlas, den sie ihn liebend gern gewährte. Über ihnen nur der klare Himmel und die blinkenden Sterne, welche sanftes Licht, gemeinsam mit dem Mond, spendeten. Langsam begannen sie sich zu der Melodie aus dem Saal zu bewegen…ohne den Kuss auch nur für eine Sekunde zu unterbrechen.

Unterdessen war im Saal die Stimmung ebenfalls auf höchst befriedigend. Alles lief prima. Nach und nach gesellten sich auch andere Teams mit ein. Unteranderem die All Starz, Majestics, der Rest der Demolition Boys, sowie der Rest der White Tigers. Andere Teams die anwesend waren, kannten unsere Freunde noch nicht. Wäre ja auch einfach zu langweilig, wenn wirklich immer nur die gleichen dabei wären.
Lee rannte sofort zu seiner Schwester Mariah und umarmte diese herzlich, genau wie Gary und Kevin.
Michael, Steven, Eddy und Emily kamen zuerst zu Max bevor sie die anderen begrüßten. Ian, Spencer und Bryan kamen nach und nach auch hinzu. Robert, Johnny, Enrique und Oliver folgten sogleich. Alle begrüßen sich.
Auch Tyson und Hilary tauchten langsam wieder auf. Sofort fiel auf, dass die beiden engumschlungen ankamen und ihrer beider Augen strahlten.
Und dann viel endlich der Blick auf Anne. Die ganze Zeit hatte sie sich hinter allen versteckt. Das war ihr eindeutig ein wenig zu viel Trubel. Sie stand immer noch halb zwischen Tala und Kai.
Besonders Ian, Spencer und Bryan starrten sie regelrecht an. Das war ihr sehr unangenehm. Sie zupfte Kai am Arm. Dieser schaute sie von oben an und hob fragend eine Augenbraue.
„Möchtest du vielleicht tanzen?“ Verlegen senkte sie wieder den Blick. Tala bekam es mit und war enttäuscht.*Wieso fragt sie nicht mich? Naja, vielleicht will sie ja noch einmal mit Kai reden.* Er sah zu Kai und ihre Blicke trafen sich. Tala sah ihn fragend an, Kai wiederum zuckte nur die Schultern.
„Klar. Warum auch nicht.“ Erst dachte sie sich verhört zu haben. Wieder einmal wohl angemerkt. Schien ihr nämlich öfters zu passieren.
Eindringlich sah sie ihn an.
„Du musst es nicht tun, wenn du nicht wirklich willst, Kai.“
„Aber ich hätte doch echt Bock zu tanzen.“
Weil sie immer noch keine Anstalten machten sich vom Fleck zu rühren, ergriff er einfach ihre Hand.
„Traust dich wohl doch nicht, Kleines.“ Das war das Stichwort. Sofort wollte sie ihm eine böse Antwort geben, doch die blieb ihr im Halse stecken als sie sein freches Grinsen sah. Also packte sie seine Hand fester und zog ihn mit sich. Dass das nicht sehr elegant aussah störte sie wenig. Auch ihre ersten gemeinsamen Schritte wirkten eher schlecht als recht.
Allerdings dauerte es nicht allzu lange und sie fanden in einen gemeinsamen Rhythmus. Anne fühlte sich sehr wohl in Kais Armen. Er zog sie immer näher an sich ran. Nur noch sehr wenige Millimeter trennten sie voneinander. Sie schwebte auf einer rosa Wolke und wünschte das Lied würde niemals enden. Einfach traumhaft. *Ob er es wohl auch schön findet? Wenigstens ein bisschen?* fragte sie sich insgeheim.
„Darf ich dich küssen?“ Irritiert sah sie ihn an.
„Hier vor all den Leuten? Ich dachte das magst du nicht. Das wäre ja, als würdest du zu mir stehen!?“ Er sagte nichts. sah ihr nur tief in die Augen.
„Okay“ hörte sie sich selbst sagen. In der nächsten Sekunde bekam sie jedoch Angst vor ihrer eigenen Courage. Sie war eine Versagerin, wenn es um Männer ging. Sie konnte weder flirten, noch küssen, und darum war sie im Begriff, sich hier gewaltig zu blamieren. Sie hatte ihn zwar schon geküsst, aber wenn es andere sehen konnten, war es doch schon wieder etwas ganz anderes.

Für eine Flucht war es nun allerdings zu spät. Bevor Anne sich rühren konnte, beugte Kai sich vor und ließ die Lippen sanft über ihre gleiten. Nur hauchzart und federleicht. Und doch so verführerisch, dass sie sich unwillkürlich nach mehr sehnte.
Kai schien ihr diesen Wunsch von den Augen abzulesen. Erneut suchte er ihren Mund, und Anne erschauerte, als sich seine Lippen an ihre schmiegten- warm, weich und unbeschreiblich schön. Und jetzt wollte sie auch gar nicht mehr fliehen. Sie genoss es, seine Zärtlichkeit zu spüren und seine Hände die sich sanft auf ihren Rücken legten, während sie den Kuss erwiderte. Zuerst vorsichtig, dann verwegener, immer hungriger, bis sie Kai voller Verlangen die Lippen öffnete.
Behutsam tastete er sich mit der Zunge in ihren Mund vor, und Anne überließ sich ganz den heißem Prickeln, das sie durchströmte, während Kai den Kuss noch vertiefte. Die Welt um sie herum hörte auf zu existieren. Sie nahm nichts mehr wahr außer Kais Nähe, seinen maskulinen Duft und den sinnlichen Spiel seiner Lippen und Zunge.
Kai Hiwatari vor allen Augen zu küssen war noch berauschender als alles, was sie sich hatte vorstellen können. Aufseufzend presste sie ihre Hand auf seine Brust. Sie spürte die Hitze seines Körpers durch sein Hemd hindurch und wünschte, sie könnte Kai noch näher kommen. Noch viel näher.
Fasziniert blickte Kai in Annes dunkel glühenden Augen. Wer hätte gedachte, dass sich die kleine Anne in eine so begehrenswerte Frau verwandeln würde? In eine Schönheit, die sehr betörend küsste. Äußerlich wirkte sie unterkühlt. Doch wenn man ihr nahe kam, musste man verdammt gut aufpassen, dass man sich nicht verbrannte, denn in ihr brodelte ein Vulkan. Und sie erinnerte ihn an den Frühling. Kai atmete tief ein, um ihren blumigen Duft einzufangen.
Tala ballte die Hände zu Fäusten, so fest das seine Fingernägel in sein Fleisch bohrten. Einfach unfassbar was er dort sah. Wie konnte dieser dumme Hund es wagen seine Rose anzufassen, und auch noch zu küssen. Jetzt würde es mehr als nur Ärger geben. Das war doch einfach nicht zu fassen. Aber er würde sich nicht so leicht geschlagen geben, das schwor Tala sich. Er würde Anne bekommen. Kai konnte doch nicht wirklich vorhaben sich verletzbar zu machen. Einfach undenkbar.
Ray grinste zufrieden, sowie auch Hiro. Die beiden waren ziemlich stolz auf Kai. Gut das er endlich mal ein Herz zeigte.
Mariah und Hilary waren wie vom Donner gerührt. Der eiskalte Kai küsste doch tatsächlich Anne, vor allen Augen. Die beiden jungen Frauen drifteten sofort ins Schwärmen über.
Max, Kenny und Tyson glotzten nur doof.

Kapitel 25...Süße Erfüllung?!

Es war wie ein Rausch. Ihre Herzen schlugen wild pochend im Einklang. Ihre Umgebung nahmen sie nicht wahr. Erst als sie Applaus hörten, beendeten sie den Kuss und sahen sich beide verwundert um. Ihre kleine Show hatte wohl allen gefallen.
Kai war es mehr als peinlich und auch Anne konnte nur knallrot anlaufen. „Komm. Wir verschwinden von hier.“ Kai schnappte sich Annes Hand und ging einfach. Die anderen ließen sie einfach stehen.  Draußen rief Kai ein Taxi und nach kurzer Zeit waren sie wieder beim Haus. 
„Kai… Bitte.“ Sie sah ihn flehend an. 
„Was denn?“ Er hatte keine Ahnung was sie meinte. 
„Ich muss es wissen. Bedeutet der Kuss etwa das wir…?“ verlegen sah sie zu Boden. Nun verstand Kai was sie wissen wollte. Sofort nahm er sie in seine Arme und drückte einen Kuss auf ihren Kopf. 
„Musst du das wirklich noch Fragen?“ Er konnte sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen. Anne fing an zu weinen. Kai legte einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie ihn anzusehen. 
„Warum weinst du denn jetzt?“ 
„Weil … ich so glücklich bin.“ Er küsste sie ungestüm und so voller angestautem Verlangen. 
„Ich auch“ erklärt er leise, nachdem sie sich voneinander lösten. Glücklich sah sie ihn an. Sie hatte also eine Wahl getroffen. Aber wie sollte sie es Tala erklären? *Es wird ihm das Herz brechen* dachte sie wieder unglücklich. Der Halbrusse bemerkte ihren Stimmungswechsel sofort. Auch schien er ihre Gedanken erraten zu haben. 
„Keine Angst. Ich kläre es mit ihm.“ 
„Nein. Wenn dann machen wir es gemeinsam. Ich schulde ihm immerhin eine Antwort und nicht du“ verträumt blickte sie ihn an. Den Mann den sie mehr liebte als ihr eigenes Leben. Der Mann der endlich zu ihr und seinen Gefühlen stand. Auch wenn er bis jetzt nichts in diese Richtung gesagt hatte. Aber so war Kai nun mal. Wahrscheinlich musste sie ihn einfach etwas Zeit lassen.
 „Kai?“ 
„Ja?“ 
„Ähm. Ich wollte dir noch etwas sagen. Also … Ich Liebe Dich!“ jetzt sah sie ihn ernst an. Er hätte nicht damit gerechnet, dass sie es jetzt sagen würde. Unschlüssig kratzte er sich am Kopf. 
„Mhh. Ich weiß nicht ob ich dich so liebe wie du mich, aber auf jeden Fall weiß ich, dass ich mich zu dir hingezogen fühle. Wie noch nie zuvor zu einem Menschen. Du bist mir unglaublich wichtig.“ 
Anne traute ihren Ohren nicht. Er hatte zwar nicht gesagt dass er sie auch liebte aber das war nicht wichtig. Wichtig war nur das sie ihm sehr viel bedeutete. Zärtlich legte sie eine Hand an seine Wange, dann schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn zu sich runter. 
„Das ist ok. Ich weiß ja mittlerweile genau wie du bist.“ Zärtlich küsste sie ihn. 
„Was hälst du davon, wenn wir in mein Zimmer gehen und du mir hilfst aus diesem Kleid rauszukommen?“ Ihr neckischer Blick ließ ihn eine Gänsehaut bekommen. 
„Liebend gern“ schmunzelte er. Er glaubte nicht, das es nur beim helfen des Kleides bleiben würde, so wie sie ihn anschaute. Hand in Hand betraten sie das Haus. Dann gingen sie als erste in die Küche und machten sich einen starken Kaffee.
So viel Alkohol war Anne nicht gewöhnt.  Anne stellte sich ans Fenster und schaute in die Dunkelheit. Kai stellte sich hinter ihr. 
„Und wann läuft mein Haltbarkeitsdatum ab? Nächste Woche? Nächsten Monat? Nächstes Jahr?“ fragte sie plötzlich in die Stille.  Am liebsten hätte er sie wieder an sich gezogen und festgehalten. Doch er legte nur zärtlich die Hände auf ihre Schultern. 
„Du besitzt Haltbarkeitsdatum. Es ist nichts vorausgeplant.“ 
„Ich will nicht mit dir zusammen sein, wenn du dich auch mit anderen Frauenverabredest.“ 
„Das würde ich auch nicht von dir verlangen.“ 
„Was heißt das?“ 
„Das bedeutete, dass du mir vertrauen kannst.“  Ihre Augen glitzerten verdächtig, was ihn einen weiteren schmerzhaften Stich versetzte. Er wollte nicht, dass sie weinte. Ganz sanft küsste er sie, vorsichtig, damit sie seine Zuneigung spürte, seinen Wunsch, sie zu trösten. 
„Lass mich Dich lieben.“ Er bettelte, aber das war ihm egal. Sie brauchten einander heute Nacht, keine einsamen Betten, in denen etwa Bedauern und Erinnerungen sie in den Stunden wach hielten, die dem Schlaf vorbehalten waren. Oder der Liebe. 
„Keine Dates mehr“
 „Ich habe nicht …“ Sie legte einen Finger auf seine Lippen. 
„Tu es einfach nie wieder. 
„Ich verspreche es.“ Dann, weil er sich einfach nicht länger beherrschen konnte und weil er sie mehr begehrte als alles andere auf der Welt, küsste er sie noch einmal. 

Er ließ all seine Zuneigung, sein Verlangen und auch seine Ängste in diesen Kuss einfließen, bewegte seine Lippen auf ihren in einen sinnlichen Tanz. Anfangs reagierte sie nicht. Sie stieß ihn nicht von sich, schmiegte sich aber auch nicht an ihn. Es war das erste Mal, dass sie nicht sofort von ihrer eigenen Sehnsucht überwältigt wurde. Und das bedeutete, sie dachte immer noch nach. Also intensivierte er den Kuss. Er würde nicht zulassen, dass ihre Leidenschaft durch umstände erstickt wurde, die sich ohnehin nicht ändern ließen. 

Dann endlich spürte er, wie Anne sich seinem stürmischen Kuss ergab. 
Und sobald ihr Körper ihren Verstand besiegt hatte, presste sie sich auch an ihn und gewährte seiner Zunge Einlass in ihren Mund. Sie schmeckte nach Kaffee, den sie vorhin getrunken hatten.  Anne hielt sich an Kais Hüften fest, weil die Beine unter ihr nachzugeben drohten. Dieser plötzliche Ansturm der Sinnlichkeit erfüllte jede Zelle ihres Körpers. 
Sie fühlte seine warme, weiche Haut unter ihren Händen und spreizte die Finger, um noch mehr von ihm zu spüren. Sie konnte nicht erklären, was passierte. N
ur noch fühlen.
Und wie ein Feigling schloss sie die warnenden Stimmen in ihrem Kopf aus.  Schließlich löste Kai sich ein wenig von ihr.
Mit fast zärtlicher Geste strich er Anne eine Haarsträhne hinter das Ohr. Den Schmuck hatte sie schon längst abgelegt.
Und dann sagte er mit funkelndem Blick:  „Du gehörst jetzt mir, Anne. Und niemand anderen.“

  >>>Lemon 

Anne schaute ihm einfach nur in die Augen. der Moment war zu bedeutend, als dass sie ein Wort hätte herausbringen können. Kai legte die Hände an ihr Kleid und streifte es ihr nun vollends vom Körper. Achtlos kickte er es weg.  Sie sah ihn immer noch an, und sein flackernder Blick, mit dem er ihren nackten Körper betrachtete, gab ihr Zuversicht.
Brennende Hitze sammelte sich zwischen ihren Schenkeln.  Und dann beobachtete Anne mit klopfenden Herzen, wie er sich seine schwarze Jeans und seine Boxer auszog.
Er sah fast zu umwerfend aus. Als hätte er ihre Gedanken erraten, ermunterte Kai sie mit kehliger Stimme:  „Nur zu, Anne.“  Zögernd streckte sie die Hand aus und umfasste seine aufgerichtete Männlichkeit. Sie hörte, wie er schnell einatmete.  Vorsichtig bewegte sie ihre Hand auf und ab und spürte entgeistert, wie er sich noch mehr verhärtete. Als Kai zischend ausatmete, blickte sie zu ihm hoch.
Seine Miene wirkte angespannt, seine Augen glühten verheißungsvoll. Sie wagte schon gar nicht mehr daran zu denken, was folgen würde. 
Er legte seine Hand auf ihre und zog sie sanft fort. Einen Augenblick war sie verwirrt. Hatte sie etwas falsch gemacht?
Und dann sagte er:  „Wenn du so weitermachst, wird es für uns beide sehr schnell vorbei sein.“ 
Anne errötete, während Erleichterung sie durchflutete. Kai nahm ihre Hand, führte Anne zum Bett und drückte sie sanft darauf. Der kühle Satin tat ihrer erhitzten Haut nur zu gut. Sie sah, wie er sich über sie senkte, groß, dunkel und stark.
Diesmal fühlte sie keine Bedrohung. Denn von Kai ging eine Zärtlichkeit aus, die ungeheuer verführerisch war.  Als er jetzt ihren Mund leidenschaftlich eroberte, bog sie sich ihm entgegen, wand sich unter ihm, um seinen Körper ganz zu spüren. Kai umfasste ihre Brust, während sie ihre Hand in seinem Haar vergrub. 
Mit der anderen Hand strich er liebevoll an ihrem Bein herauf zu ihrem Oberschenkel. Anne spreizte die Beine, während Kai seine Finger weiter in Richtung ihrer intimsten Stelle glitten ließ und dann begann, sie raffiniert zu liebkosen.  Nun küsste er ihren Bauchnabel. Anne hob den Kopf, durchflutet von ihrem wildem Verlangen. 
„Bitte, Kai …“ Sie wusste nicht einmal, worum sie bat. 
„Was ist denn, Anne?“ Er sah zu ihr hoch, seine Stimme rau und voller Begierde. 
Er streichelte sie intensiver, dann schob er einen Finger in sie, tief und immer fester, und Anne keuchte laut auf. Kai reizte sie weiter mit seiner Hand, hob gleichzeitig den Kopf und nahm eine ihrer Knospen in den Mund.  Gerade als sie glaubte, es nicht mehr auszuhalten, ließ Kai von ihr ab. Anne stieß ein verzweifeltes Stöhnen aus.
Sie hörte ein Rascheln.
Ein Kondom. 
Dann war Kai über ihr.
Kraftvoll und stark. 
„Öffne dich für mich, Anne“  Anne spreizte die Beine. Kai nahm seine erregte Männlichkeit in die Hand und strich damit über ihre feuchte Mitte, um zu sehen, wie bereit sie für ihn war. Sie spürte, wie es dort unter pulsierte.  Ungeduldig hob sie ihm die Hüften entgegen. Wie sollte ihn in sich spüren, doch Kai zog sich ein wenig zurück. 
„Gib uns Zeit, Anne…“ sagte er rau. 
Dann merkte Anne, wie er in sie eindrang.  Sie zuckte zusammen. Benommen spürte sie einen kurzen Schmerz, der jedoch schnell von etwas anderem überlagert wurde. 
In diesem Moment wurde ihr bewusst, wie sehr Kai sich zurückhielt. Als er sich nun wieder zurückzog, sah sie, dass seine Schultern leicht zitterten und dass auf seiner Stirn Schweißperlen standen. Mit einem tiefen Stöhnen drang er erneut in sie ein, und Anne drängte sich ihm entgegen.  Sie konnte nicht sprechen, weil sie ganz erfüllt von ihm war. Es fühlte sich so gut an, so richtig. Also sprach sie mit ihren Augen, Händen, drängte ihn weiter zu machen. 
Kai bewegte sich rhythmisch vor und zurück, damit sie sich an ihn gewöhnen konnte. Doch sie spürte, dass ihre Begierde drängender wurde. Sie wollte dass er sie hemmungsloser nahm. 
„Bitte, Kai …“ 
Schweißbedeckt stieß er immer tiefer, während sie sich mit jeder Faser ihres Seins nach ihm verzehrte.  Und dann erklomm sie den Gipfel der Gefühle, der ihr bisher völlig unbekannt war.
Sie hörte kurz auf zu atmen und sah Kai an. Sein Lächeln schien ihr zu verraten, das er wusste, was mit ihr geschah, als eine mächtige Welle sie in ein anderes Universum schleuderte, in dem sie die süßeste Erfüllung fand. 

Kapitel 26...Erneutes Entsetzen!

Kai lag auf dem Rücken, Anne hatte sich in seine Armbeuge geschmiegt und schlief. Er spürte ihre Brüste, die sich an ihn pressten, ihre kleinen, harten Knospen.
Immer noch schmeckte er ihrem süßen Duft auf der Zunge. Obwohl er sie eben erst geliebt hatte, sehnte sein Körper sich nach mehr, wie noch nie zuvor. Der Halbrusse drehte den Kopf.
Er hatte schon mit einigen Frauen geschlafen, aber noch nie war ihm ähnliches passiert wie eben. Verzweifelt versuchte er, einen vernünftigen Grund dafür zu finden. Sicher lag es daran, dass sie noch Jungfrau war. Das musste es sein. Wenn nicht … 
Anne bewegte sich. Kais Herz setzte einen Moment erwartungsvoll aus. 
Langsam wachte Anne wieder auf und spürte seinen Arm, den er um sie geschlungen hatte. Jetzt war sie eine Frau.
Kai hatte sie nicht zurückgewiesen. Augenblicklich spürte sie, dass sie wieder erregt und bereit für Kai war. 
Sanft strich sie über seine Brust, seine Muskeln unter der Haut. Sie spürte, wie sie sich anspannten, und lächelte. Sie brauchte keine Worte, wollte nur ihn. Ihre Hand wanderte nach unten, und sie merkte, wie erregt auch er wieder war.
Sie hob den Kopf und Kai wandte sich ihr zu. Er sah sie mit ernstem Gesicht an.
 „Wird dir das nicht zu viel, Anne …“ Sie schüttelte den Kopf und legte einen Finger auf seine Lippen.
Schmerzlich sehnte sie sich nach ihm. Sie nahm seine Hand und führte sie zwischen ihre Beine, damit er spürte, wie bereit sie für ihn war. Im nächsten Moment lag Kai zwischen ihren Beinen. 
„Ja, Kai … genau das will ich … bitte.“
Er beugte den Kopf und sagte nah an ihrem Mund: „Nun, wenn du mich so nett bittest …“ 

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Als Anne wieder erwachte, waren die Vorhänge noch immer geöffnet und Sonnenlicht durchflutete den Raum. Zunächst wusste sie nicht, wo sie war, doch dann erinnerte ihr Körper sie daran, was geschehen war. 
Das erste was sie erblickte war Kais grinsendes Gesicht. Erschrocken wollte sie sich erheben, wurde jedoch von seinem Arm gebremst, welcher immer noch um sie geschlungen war. Anne war schon wieder rot geworden.
 „Morgen“, nuschelte sie und verbarg ihr erhitztes Gesicht an seiner Brust. 
„Guten Morgen“, säuselte er ihr direkt ins Ohr.
Sie konnte sein Grinsen förmlich spüren. Kais Duft atmete sie tief ein, während sie anfing seine Muttermale auf der Brust zu zählen...es waren neun Stück. „Wie spät ist es?“, fragte Anne irgendwann. 
„Zehn Uhr vierundzwanzig“, meinte Kai nur knapp. 
„Wir sollten langsam aufstehen. Ich muss noch duschen“, meinte sie und befreite sich aus Kais Umarmung. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie nichts bis auf ihren String trug. Annes Gesicht nahm schon wieder einen gesunden Rotton an. „Dir war danach warm.“, sagte Kai, als er ihr fragendes Gesicht sah. 
„Aso“, murmelte sie. 
„Ich geh dann duschen“. 
„Kann ich mit?“, fragte Kai sie prompt. 
Anne sah ihn mit großen Augen an. 
„Ähm...also...ich...du...ähm“, stotterte sie vor sich her. 
„War nur ein Scherz“, meinte er lächelnd und wuschelte ihr einmal durch die Haare, 
„Ich schau mal nach unseren anderen, fragen was für heute ansteht“. Dann war er auch schon aus ihrem Zimmer verschwunden. 
 Seufzend begab ich sie sich ins Badezimmer. Im Spiegel begutachtete sie erneut den Knutschfleck. Er sah genauso aus wie gestern.
Zum Glück konnte sie ihn bis jetzt immer erfolgreich unter einem Halstuch verstecken.
Sie wüsste nicht, was sie den anderen hätte erzählen sollen. Unter der Dusche hatte Anne wieder die Gelegenheit dazu nachzudenken. Das warme Wasser brachte ihren kleinen und zierlichen Körper wieder zu Entspannung.
 Verwundert überlegte sie, wie schnell ihr Leben sich verändert hatte. Gestern um diese Zeit war sie noch Jungfrau gewesen. Letzte Nacht hatte Kai sie zur Frau gemacht.
Er hatte sie in ein Paradies entführt, von dem sie nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Hitze durchflutete sie, während ein Lächeln sich auf ihr Gesicht ausbreitete. Ihr schien, als sei ihr Körper aus einem tiefen, kalten Traum erwacht… 
Doch ihr Lächeln verblasste schnell wieder, als sie sich der ganzen Bedeutung bewusst wurde. Wie konnte sie so gegenüber einem Mann fühlen, der ihr vor kurzen noch so kalt klar gemacht hatte, dass er sie nehmen wollte, um eine Wette zu gewinnen?
 Verwirrt starrte sie an die Decke. Kai hatte ihr die Unschuld genommen, doch er war so vorsichtig und zärtlich dabei vorgegangen, als fürchtete er, ihr wehzutun. Schließlich stieg sie aus der Dusche, zog ihren Bademantel an und ging zu Kais Tür.
Sie zögerte einen Moment, ehe sie die Tür öffnete. 
Schwankend blieb Anne stehen, als sie sah, dass Kai vor dem Spiegel stand und seine blauen Streifen wieder aufmalte. Nur einen kurzen Blick warf er ihr zu, ehe er sich wieder der Farbe widmete, ohne dass seine Miene sich veränderte.  
Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber ganz sicher nicht das. Anne war sprachlos. Kai sah so distanziert und furchteinflößend aus in seinen schwarzen Jeans, weißem Hemd. In nichts glich er mehr dem zärtlichen Liebhaber der vergangenen Nacht. Plötzlich wusste sie, dass sie eine Närrin gewesen war. Sein Blick flog wieder zu ihr, und Hitze stieg in ihre Wangen, als sie merkte, wie kühl er sie musterte. Fragend hob er eine Braue. 
„Wolltest du etwas von mir, Anne?“
 *Wolltest du etwas von mir, Anne?*
Anne schreckte zurück und starb in diesem Moment einen kleinen Tod.
Hatte sich nicht in der letzten Nacht alles verändert? Doch dann wurde ihr voller Entsetzen klar, dass es nicht so gewesen war … für ihn. Für ihn musste es banal gewesen sein. Wie konnte es anders sein, mit einer Unschuld wie ihr? Benommen schüttelte sie den Kopf. 
„Ich wollte nur …“
*Was denn?* schallt sie sich im Stillen und verfluchte sich dafür, dass sie überhaupt hierhergekommen war.
Wie hatte sie all das vergessen können, was zwischen ihnen lag? 
Die verschiedensten Eindrücke stürmten gleichzeitig auf Anne ein. Kai wie er sich vom Spiegel anwandte, die Streifen auf den Wangen perfekt. Breite Schultern im perfekt geschnittenen Hemd, die Haare saßen, frisch rasiert. Sehr distanziert. Entschieden hob sie das Kinn und zwang sich zu einem kühlen Ton.
 „Ich wollte nur fragen, was die anderen gesagt haben, wenn sie denn schon wach sind.“ 
Kais Kiefermuskel zuckte, während er lässig zu Anne schlenderte, kaum verhüllte Kraft in jedem seiner Schritte. Eine Erinnerung flatterte in ihr auf. Seine muskulösen Oberschenkel zwischen ihren Beinen. 
Ein kleines Stück vor ihr blieb er stehen. 
 „Du warst eine eifrige Schülerin gestern Nacht, Kleines. Ich sehe unserer gemeinsamen Zeit mit … Freude entgegen.“ Anne fühlte sich zutiefst gedemütigt.
*Eifrig* hatte er sie genannt. Ja, sie war sehr eifrig gewesen und wie ein reifer Apfel in sein Bett gefallen. Sie wollte ihn ebenfalls verletzten und hob ihr Kinn noch ein wenig. 
„Ich habe nicht genug Erfahrung, um Vergleiche anstellen zu können. Aber die gestrige Nacht war … recht vergnüglich.“ Kai lachte so laut, dass Anne wieder zusammenzuckte. Er berührte ihre Wange. Anne spannte die Kiefermuskeln an. 
„Ich weiß genau, wie es für dich war, Schätzchen. Also tu nicht so, als sei es für dich nur vergnüglich gewesen.“ 
Wütend schlug Anne seine Hand weg. Etwas in ihr erstarb. 
„Wie ich schon sagte, du kennst dich sehr viel besser aus als ich. Aber ich bin sicher, dass der Reiz des Neuem schnell verblasst.“ Ruhig umfasste er ihr Kinn. 
„Ganz im Gegenteil", meinte er gedehnt. 
„Unter deinem engelhaften Äußeren brennt ein Feuer, von dem ich zu gerne noch mehr fühlen würde. Das ist erst der Anfang.“ 
Dann küsste er sie leidenschaftlich.
Für einen winzigen Moment glaubte sie, dass seine kühle Fassade einen Riss bekommen hatte. Doch dann ließ er sie los, sah auf seine Uhr und meinte dann gelangweilt. 
„Die anderen sind schon wach und erwarten uns bereits unten. Nur dein treuer Tala scheint noch zu schlafen. Zieh dir etwas Passendes an, wenn du das erste Mal als meine Geliebte auftrittst.“ 
Anne glaubte sich verhört zu haben. Das konnte doch wohl nicht sein ernst sein.
Was bildete der sich eigentlich ein? 
Er fuhr mit seinen kühlen Fingern über ihre Wange. 
„Ich freue mich schon darauf, mit dir an meiner Seite ein wenig Unruhe zu stiften.“
„Und wie kommst du darauf, dass ich mitmachen würde?“ wollte sie betont kühl wissen. 
„Ganz einfach: Du liebst mich.“ Ihr stockte der Atem. Er wollte es also ganz zu seinem Vorteil ausnutzen, das sie ihm gesagt hatte, was sie für ihn empfand.
Gut wenn er es so wollte.
Bitteschön, konnte er gerne haben. Aber nicht ohne selbst zu leiden.  
Immerhin hatte er zugegeben dass er sie sehr mochte und dass sie ihm wichtig war. Irgendwie würde man ihn doch wohl so aus seinem Schneckenhaus bekommen.
So leicht, wie er glaubte, würde sie es ihm bestimmt nicht machen.
Sie würde ihm schon zeigen, was er davon hatte. Und als erstes war es an ihr, zu Tala zu gehen, um mit ihm alles zu klären. 
Betont locker, als hätten seine Worte keine Wirkung auf sie, ging sie aus dem Raum und wieder hinüber in ihr Zimmer. Schnell zog sie sich etwa an. Einfach irgendetwas aus dem Schrank.
Ihr war heute keinesfalls wichtig, wie sie aussah. Wahrscheinlich würde man es ihr sowieso genauestens ansehen. Nur an das Tuch dachte sie direkt.
Dem Himmel sei Dank, hatte sie doch tatsächlich eins dabei. Schnellen Schrittes ging sie zu Talas Tür.
Als er auch beim dritten Klopfen nicht öffnete, betätigte sie selbst die Klinkte und schaute ins Zimmer.
Sein Bett war leer und sah aus, als hätte er gar nicht darin geschlafen. Neugierig sah sich um, und entdeckte auf dem Fußboden einen kleinen weißen Zettel. 

Kapite 27...Aufregung!

Anne nahm das Blatt Papier vom Boden auf, überflog schnell den kurzen Inhalt und ließ ihn fast sofort wieder fallen, wobei sie bereits aus dem Zimmer hastete.
Auf der Treppe kam ihr Ray entgegen, doch sie beachtete ihn nicht eine Sekunde, huschte nur eilig an ihm vorbei.
„Guten Morgen…“
Weiter kam er nicht.
Verwundert blickte er ihr noch hinterher, da sie die Haustür nicht einmal zuschlug.
„Was ist denn mit Anne los?“, nuschelte er vor sich hin und schloss die Tür selbst. Mit einen Mal hatte er ein ziemlich miserables Gefühl, ging hoch und sah das Talas Tür offen stand. Also ging er hinein und sah ebenfalls den Zettel.
Ihm schwante nichts Gutes. Dieser Zettel war bestimmt der Grund für Annes merkwürdiges Verhalten. Eine andere Erklärung fiel ihm nicht ein. Schnell las er den Inhalt durch und ging fluchend in die Küche zurück, in der bereits die anderen saßen.
„AH, Ray. Da bist du ja wieder. Wo haste denn die anderen gelassen?“ Tyson saß neben Hilary, einen Arm fürsorglich um ihre Schultern gelegt. Beide sahen den Chinesen unschlüssig an.
Hiro stand ihm am nächsten und registrierte sofort das Blatt in dessen Hand und wie diese verdächtig bebte. Blitzschnell nahm er ihm den Zettel ab und las ihn.
Danach fluchte auch er ziemlich heftig.
„Ray, würdest du mich begleiten? Wir müssen hinterher.“
„Na klar Hiro. Nichts lieber als das. Vielleicht können wir das Schlimmste noch verhindern.“
Der Chinese hielt sich nicht lange mit reden, sondern gab das Blatt einfach nur wortlos an Tyson. Dann machten er und Hiro sich auf den Weg.
„Hoffentlich kommen sie rechtzeitig.“
Die junge Chinesin stand am Fenster und blickte ihnen beklommen hinterher. Hilary nahm sie in den Arm und streichelte, beruhigend über ihren Rücken. Auch sie selbst betete, dass sie es schaffen würden.

Komm zum Wasserfall am See, beim großen Felsen erwarte ich dich. Wir haben etwas sehr wichtiges zu klären. Du weißt ganz bestimmt was ich meine. Ich glaube, ich habe dir etwas genommen, was du wolltest. Vielleicht kannst du es dir ja zurückholen. Wenn du den Mut dazu hast, mich herauszufordern.

Kai

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„So, und jetzt erkläre mir doch mal, was der Scheiß bedeuten soll. Was meinst du damit, dass du etwas hast, was ich will?“ Der Vollrusse stand Kai gegenüber und musterte ihn eiskalt. Kai tat es ihm gleich, nur das sein Blick etwas weicher war. *Armer Tala* überlegte er vor sich hin.

„Ganz einfach, mein lieber Tala. Ich habe Anne.“

Stille.

Selbst der Wasserfall schien leiser zu rauschen, der Wind verstummte.

„Was hast du da gesagt? Wie genau, meinst du das?“
Der Russe sah seinen besten Freund scharf an, die Augen zu Schlitzen verengt.
„Du hast mich sehr gut verstanden, Tala. Ich habe mit Anne geschlafen. Des Weiteren muss ich dir wohl sagen, dass ich es sehr ernst meine. Ich weiß wie du über mich denkst und darüber was Frauen in meinem Leben betrifft. Doch diesmal täuschst du dich gewaltig. Mir war eine Sache noch nie so ernst.“
Kais Blick wurde unwillkürlich liebevoll, als er an Annes Gesicht am Morgen dachte, ihre zerzausten Haare, die Wangen noch gerötet, das Heben und Senken ihrer wohlgeformten Brüste. Dieses Bild würde er nie wieder aus seinem Kopf bekommen.
„Wie kannst du es wagen, Kai? Ich dachte du bist mein bester Freund. Wir haben so viel zusammen durch gemacht. Sind zusammen aufgewachsen, haben zusammen gekämpft. Und dann nimmst du mir das Eine, das ich mehr liebe als mein eigenes Leben? Wie kalt bist du eigentlich? Und ich nehme dir nicht ab, dass es dir ernst ist. Du willst mir ja wohl nicht erzählen, das du Anne liebst?“
Das Gesicht des Rothaarigen war rot vor Wut. Blanker Zorn stand in seinen Augen, genau wie die reinste Mordlust.

Kai konnte ja verstehen, was Tala meinte und wie er sich fühlte. Ihn selbst würde es nicht anders gehen, hätte die blonde Schönheit sich für Tala entschieden.
Leider wurde ihm das erst vorhin klar, als er Anne so mies behandelt hatte.
Eine letzte Abwehrhaltung noch, wie er es jetzt benannte.
Ein letzter Versuch, stark zu sein und sich nicht von Gefühlen leiten zu lassen. Jedoch hatte er nicht mit Annes Reaktion gerechnet. Bei ihren Worten, hatte ihn ein tiefer Schmerz durchbohrt.

„Ja ich bin dein bester Freund, und genau deswegen stehe ich nun hier und sage es dir. Wenn ich nur mit ihr spielen würde, hätte ich es verschwiegen und ihr selbst überlassen, ob sie dir etwas davon sagt.
Vermutlich hätte ich sie sogar aufgefordert, es ganz für sich zu behalten. Doch dem ist nicht so, wie du nun selbst siehst.“ Kai holte tief Luft und sah Tala gerade in die Augen…
er schluckte noch einmal.

„Ich Liebe Anne. Und ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann. Mir gefällt es überhaupt nicht, das ich mich ohne sie unvollständig fühle und sie sogar in diesem Moment schmerzlich vermisse.“
Er atmete wieder tief ein und aus, wobei er Tala beobachtete. Dieser sah ihn an, als habe einen Geist vor sich, und nicht den Halbrussen.
„Das… also…Bist du sicher, dass du Kai Hiwatari bist? Der würde so etwas erstens: niemals fühlen und zweitens: niemals zugeben.“ Der Russe konnte es wirklich nicht fassen. Kai, sein bester Freund, hatte gerade gesagt dass er Anne liebte.
Er liebte sie.
Genau wie er selbst.
Wie konnte man auch nicht.
Sie war einfach nur ein Engel.
In dem Punkt konnte Tala Kai sehr gut verstehen. Doch er war immer noch nicht überzeugt, dass Kai es ernst meinte. Vielleicht gehörte es zu seinem Plan. Wenn er denn einen verfolgte. „Ja leider bin ich mir sicher, dass ich, ich bin.
Und das macht mir selbst ein wenig Angst. Ich erkenne mich selbst nicht. Ich weiß, dass ich dir damit wehgetan habe.
Es tut mir wirklich leid, Tala. Ich hätte mich zurück halten müssen. Ich hätte sie nicht einmal ansehen dürfen, doch ich tat es und war verloren. Doch da du mein bester Freund bist, verzichte ich auf Anne, wenn es das ist, was du möchtest. Ich bin dir immerhin noch etwas schuldig.“

Tala dachte sich verhört zu haben. Meinte Kai sein Angebot ernst? Doch wohl nicht wirklich. Der rothaarige sah Kai eindringlich in die Augen, und entdeckte wirklich tiefe Liebe darin. Etwas, das er bei seinen besten Freund noch niemals gesehen hatte.
Er stutzte darüber und zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt. Der Russe wünschte sich zwar, dass Anne sein wäre, doch könnte er seinen besten Freund, die erste Liebe nehmen? Es tat ihm selbst weh, wenn er sich Anne und Kai vorstellte.
Trübsinnig dachte darüber nach, wie Anne sich die letzte Zeit verhalten hatte, ihre Gesten, ihre Blicke. Wie Schuppen von Augen, fielen ihm jetzt die Blicke auf, die Anne Kai schenkte.
Selbst wenn er sie geärgert oder schlecht behandelt hatte. Anne liebte Kai ebenfalls. Konnte er sich wirklich einer solchen Liebe in den Weg stellen?

 

Anne rannte blindlinks durch den Wald. Ihr einziger Gedanke galt den beiden Kontrahenten. Sie hatte alles falsch gemacht, vollkommen falsch…
Sie wollte sich nicht zwischen die Beiden stellen, niemals…
„Ach wäre ich doch niemals hierher gekommen!“ Sie fluchte lautstark. Ein paar Vögel erhoben sich in die Lüfte. Ihre Schritte wurden immer schneller als sie einen kleinen Berg hinab rannte. Fast stolperte sie, doch fing sie sich schnell wieder. Das würde ihr gerade noch fehlen, dass sie sich das Genick brach. Damit wäre auch niemanden geholfen.
Sie sah schon das Ende des Waldes und stoppte kurz, um sich wieder an die Sonne zu gewöhnen. Verzweifelt sah sie zum Wasserfall.
Selbst in dieser Entfernung, erkannte sie zwei Gestalten, die sich gegenüber standen. Anscheinend redeten sie noch.
Wie lange würde es wohl so bleiben? Anne wollte sich lieber nicht ausmalen, was geschehen würden, wäre sie mit den Worten fertig. Verzweifelt holte sie ein paar Mal Luft, ihre Kehle brannte vom langen Sprint.
Doch sie durfte darauf jetzt keine Rücksicht nehmen.
Wieder rannte sie, als sei der Leibhaftige hinter ihr her.
Doch schon nach ein paar Metern blieb ihr wieder der Atem weg. Erschöpft fiel sie der Länge nach hin. Verzweifelt kämpfte sie gegen den Drang, einfach liegen zu bleiben und ihre Lunge tief mit frischer Luft zu füllen. Mit Tränen in den Augen sah die blonde Schönheit zu den beiden. Es sah immer noch nicht so aus, als würden sie sich schlagen.
*Gott sei Dank* dachte sie erleichtert.

Unterdessen kamen gerade auch Ray und Hiro aus dem Wald. Schnell entdeckten sie Anne und liefen zu ihr.
„Ist alles in Ordnung, Anne?“ Hiro kniete sich neben sie.
„Was macht ihr denn hier?“, fragte sie irritiert und im gleichen Moment konnte sie es sich denken. Natürlich hatten sie die Nachricht gelesen.
*Wieso hab ich den auch nicht mitgenommen? War doch klar, das Ray misstrauisch wird, wenn ich ihn so ignoriere.*
„Na was wohl. Ich sage ja nur Zettel.“
Der Chinese konnte sich ein leichtes grinsen einfach nicht verkneifen.
„Ach na klar. Den hatte ich schon fast vergessen.“ Die junge Blondine schmunzelte ein wenig, wurde jedoch schlagartig wieder ernst. Das war kein geeigneter Moment für Albernheiten.

Kai verzweifelte langsam. Seit fast zehn Minuten sagte Tala nun schon nichts mehr.
Keine einzige Silbe.
Der Halbrusse fragte sich ernsthaft, ob Tala überhaupt noch etwas dazu sagen würde. Fast schon unbewusst ging er drei Schritte auf diesen zu, blieb aber genauso ruckartig wieder stehen.

Kapitel 28...Abschied

„Du würdest also nur für mich auf Anne verzichten? Verstehe ich dich da richtig?“
Kai erschrak bei diesen Worten. Der Halbrusse fragte sich auch noch einmal ernsthaft, ob er es würde, und vor allem Dingen ob er es auch wirklich könnte.
„Ja, das würde ich für dich tun, da du mein bester Freund bist. Nein, Du bist sogar wie ein Bruder für mich. Ich glaube ernsthaft, das ich alles für dich tun würde.“
Kais Gesicht dabei zeigte allerdings, wie weh es ihm selbst tun würde.
„Du bist auch wie ein Bruder für mich, Kai. Deshalb würde ich es niemals von dir verlangen. Allerdings sollten wir doch Anne die Entscheidung lassen finde ich.“
Er kam ein paar Schritte auf Kai zu, bis er etwa einen Meter vor ihm Stand.
Da kam Tala ein Gedanke. Auch wenn Kai es jetzt ernst meinte, was wäre in ein paar Monaten? Tala kannte Kais Absichten.
Er wusste, dass dieser noch einmal nach Russland wollte, und auch musste. Die Abtei war zwar zerstört, doch gab es gewisse Gerüchte, das diese im Untergrund am wieder auferstehen sei.
Tala würde nicht mitgehen, er musste sich hier um alles kümmern.
Es war ungewiss ob Kai es schaffen würde, wie lange es dauert und ob Kai überhaupt zurückkehren würde. „Was ist mit Russland?“ fragte er daher, insgeheim darauf hoffend, das Kai nicht gehen würde.
Es war viel zu gefährlich und sie hatten ja auch Leute dafür.
Er verstand einfach nicht, weshalb Kai unbedingt selbst gehen wollte.
„Ich werde gehen müssen. Das kann ich keinen anderen machen lassen. Es ist zu gefährlich. Ich möchte nicht, dass Unschuldige in die Sache verwickelt werden. Das wirst du doch verstehen.“
„Ja in gewisser Weise kann ich es verstehen, doch denk mal nach. Auch dir kann etwas Schlimmes passieren. Und was meinst du wie Anne sich dann fühlen würde?“
„Das Risiko muss ich eingehen. Es geht einfach nicht anders.“ Tala schüttelte nur traurig den Kopf.
„Es würde Anne das Herz brechen, das weißt du ganz genau. Willst du ihr das wirklich antun? Ich überlasse sie dir nur, wenn du nicht gehst. Nicht nur wegen ihr, sondern auch wegen mir. Ich will meinen Bruder nicht verlieren.“
Der Schmerz in Talas Augen, war fast genauso unerträglich für Kai, wie Annes Blick vorhin. Egal wie er es versuchte, es schien nie richtig zu sein.

Anne, Ray und Hiro waren schon fast bei den Beiden, als sie die nächsten Worte vernahmen. Hiro stütze Anne sofort.
„Ich muss gehen. Es geht nicht anders. Ich überlasse dir Anne. Ich weiß, dass du gut auf sie aufpassen wirst.“ „Ich glaube du unterschätzt Anne etwas. Sie wird dich nicht einfach gehen lassen. Vielleicht solltest du mal nach rechts sehen.“
Kai drehte den Kopf und sah genau in ihre Augen, die Augen, welche er so sehr liebte.
„Anne…“
Ihr Name kam ihm nur schwer über die Lippen. Er dachte an das, was ihr bevorstand.
„Es geht nicht anders.“
Der Halbrusse sah seine junge Freundin traurig an, doch die Augen der blonden Schönheit nahmen augenblicklich einen gequälten Ausdruck an.
Entschieden drehte sie sich weg. Der 23 Jährige ihr lief ihr sofort nach. Entschlossen packte er sie am Arm und zwang sie sich umzudrehen.
Kai wich erschrocken zurück, doch die anderen konnten nicht verstehen was los war.
Wieso hatte Kai denn Angst vor Anne? Nach nur ein paar Sekunden, bekamen sie ihre Antwort. Eine mit der keiner der drei jungen Männer gerechnet hätte.
Annes Augen funkelten vor Wut und Verzweiflung.

„Lass mich bloß in ruhe. Ich habe genug gehört. Wag es nicht mir noch einmal unter die Augen zu kommen. Ich kann deinen Anblick nicht mehr ertragen. Du widerst mich an.“
Mit dieser Ansage verließ sie den Ort, der alle ihre Träume zerstört hatte. Und vor allem, den Mann der sie zerstörte. Schließlich kam die 19 jährige wieder beim Haus an.
Keiner bedrängte sie, da sie die Tränenspuren an den Wangen der Blondine sahen. Jeder wollte ihr genug Zeit lassen, auch wenn die Sorge um Anne, Kai und Tala noch so groß war.
Nach nicht einmal 5 Minuten kamen auch die vier Männer wieder.
„Ist Anne hier?“ Kai stürmte ohne Antwort abzuwarten nach oben.
Er glaubte nicht, das sie im ihren Zimmer war, doch wusste er genau wo er sie finden konnte. Ohne zu überlegen betrat er sein eigenes Zimmer.
Innerlich mehr als nur aufgewühlt, doch äußerlich auf alles (und damit meine ich ALLES) gefasst.
Nur nicht auf dem Anblick dem sich ihm bot.
Anne stand neben seinem Bett, ihre Hände zu Fäusten gepresst. Die Haare wieder zu einem strengen Knoten hochgesteckt.
Wie er es hasste, wenn sie die Haare hoch trug. Diese Welle aus schier purem Gold sollte man nicht einzwängen.
Der Halbrusse räusperte sich geräuschvoll, und sofort hatte er Annes Aufmerksamkeit. Kühl drehte sie sich zu ihm um.
„Anne…“ wieder kam der Name nur schwer über seine Lippen, seine Augen starr auf seinen Engel gerichtet. Und dieser Engel zuckte zusammen, als er ihren Namen aussprach. So voller liebe, so voller Schmerz, so voller HOFFNUNG.
„Ich weiß, wie es sich für dich angehört haben muss. Aber es war nicht ganz so.“
„Wie war es denn dann?“ Die Blondine zwang sich zur Ruhe, es gab bestimmt einen vernünftigen Grund für alles.
„Ich muss weg. Ich weiß nicht, ob ich wiederkomme. Es wird gefährlich werden.“
„Dann geh doch einfach nicht. Bleib hier, bleib bei mir, bei mir und deinen Freunden.“
Ihre Schultern bebten verdächtig und auch das leise Schluchzen konnte sie nicht zurückhalten. Immer wieder hörte sie den einen Satz von Kai.
*ICH ÜBERLASSE DIR ANNE* als sei sie nichts Wert, als hätte ihn die Nacht nichts bedeutet. Aber war das wirklich so neu? Das fragte sie sich ernsthaft. Hatte er nicht vorhin klar gemacht, was er sich vorstellte?
„Das kann ich nicht. Ich muss es tun. Und deswegen muss ich dir leider etwas sagen.“
Er machte eine Pause und schluckte schwer.
Es war für ihn selbst unerträglich die nächsten Sätze auszusprechen.
Auf dem Weg hierher hatte der 23 jährige sich etwas überlegt. Anne musste ihn hassen, damit er gehen konnte.
Dabei würde es ihn selbst zerstören.
„Tut mir leid, aber… das mit uns kann nichts werden. Ich stehe auf erfahre Frauen. Jene die mir was bieten können im Bett, und das von gestern Nacht war doch ernüchternd. Ich habe ziemlich lange drüber nachgedacht wie ich es dir schonend beibringen kann, doch die blanke Wahrheit ist doch der beste Weg.“ Anne zuckte zusammen als hätte er sie direkt geschlagen, das Herz brach in kleine Teile, ihr Blick wurde für einen Moment stumpf.
„Außerdem glaub ich kaum, dass ich Gefühle für dich entwickeln könnte. Dafür sind wir zu verschieden.“
Das war der Moment für Anne, sich nicht mehr zurückzuhalten.
Während er weitersprach ging sie langsam auf ihn zu, der Blick nun voller Hass.
„Du findest bestimmt mal jemanden, der dich- “ weiter kam er nicht. Sein Herz setzte einen Moment aus bevor er wirklich realisierte, was gerade geschehen war.
Der Handabdruck der schönen Blondine prangte ihn den herrlichsten Rottönen auf seiner linken Wange.

„Wie konntest du so etwas nur tun? Wie kannst du so etwas nur sagen? Hast du überhaupt ein Herz? Du hast keine Vorstellung davon was ich durchgemacht habe. Du weißt nicht was ich für einen Schmerz fühle. Kein Körperlicher. Das wäre angenehm zu ertragen. Nein. Dieser Schmerz wird niemals vergehen. Er wird sich nur weiter fressen. Weißt du was? ICH HASSE DICH!!!!!!!“

Anne schrie ihn mit ihrer ganzen aufgestauten Wut an.
Kai zuckte bei ihren letzten Worten sichtlich zurück. Hocherhobenen Haupts schritt die junge Frau zur Tür.
Sie griff nach dem Türgriff, hielt aber einen kurzen Moment inne ehe sie mit leiser und teils auch recht abwertender Stimme erwiderte:
„Trotz all den Dingen, die ich bisher durchlebt habe bin ich immer noch lebensfroher und menschlicher als du es bist und vermutlich auch jemals sein wirst!“
Dies waren ihre letzten Worte, bevor sie mit raschen Schritten den Raum verließ und Kai keines weiteren Blickes würdigte.

Dessen Herz setzte einen Schlag aus bevor es wild zu pochen begann.
So eiskalt hatte er Anne noch nie gesehen. Er wusste, er hatte es verdient. Wahrscheinlich würde sie ihm diese Tat niemals verzeihen können.
Doch es musste sein.
Er konnte keine andere Wahl treffen. Dabei hatte er nicht einmal die Wahl.
Er liebte Anne.
Er musste sie beschützen, musste sie verlassen, musste ihr Herz brechen um sie zu stärken.
Es ging nicht anders. Eine einzelne Träne stahl sich aus seinem Auge und lief leise die Wange runter. Verwundert wischte Kai darüber und stellte fest dass er weinte.
Er hatte das letzte Mal vor so vielen Jahren geweint.
An dem Tag als er in die Abtei kam. Seitdem nie mehr und doch… und doch weinte er nun um Anne. Um seine einzige liebe.
Kai wusste genau dass er sie wahrscheinlich nie wieder sehen würde. Es war nur zu ihrem besten wenn sie ihn jetzt hasse.
Dann wäre sie nicht traurig, wenn er nicht mehr zurückkehrte. Er schloss die Augen und hatte sofort Annes Bild vor Augen. Er würde ihr Bild die ganze Zeit behalten, das einzige was er noch von ihr hatte.

Zwei Tage später kam Kai mit seiner Tasche, die Flurtreppe runter.
Alle standen dort um ihn zu verabschieden, selbst Tala war dort. Doch von Anne keine Spur.
Das hatte er gehofft, doch trotzdem schmerzte seine Brust, genau dort wo sein Herz lag.
Noch jemand fehlte: Hiro.
Kai nahm es ihm nicht übel. Wahrscheinlich war er bei Anne. Das war auch gut so. er wusste wie sie sich fühlte, fühlte es ja auch. Als würde ein Teil von ihm fehlen.
Ein lebenswichtiger Teil.
„Du willst also wirklich gehen…“ resigniert blickte Tala den Halbrussen an.
„Ich muss. Es gibt keine andere Möglichkeit. Ich habe es versucht.“
Tala nickte, doch in seinen Augen lag etwas, was Kai nicht definieren konnte.
„Ich weiß. Aber denk an Anne. Glaubst du, sie wird es verstehen und akzeptieren können?“
„Nein, vermutlich nicht. Das ist der Grund, warum ich will, das sie mich hasst.“ Sein Blick senkte sich.
„Aber du liebst sie. Und sie liebt dich. Warum bist du nur so stur. Sie ist nicht so stark, wie du denkst.“
„Und ich glaube, du unterschätzt sie gewaltig, mein Bruder.“
Der Russe glaubte sich verhört zu haben.
„Mein Bruder?“
„JA!“ bestimmt nickte Kai, und Tala musste ihn einfach umarmen.
„Pass bitte auf dich auf, Bruder. Du bist doch der einzige den ich hab.“ Sein zaghaftes lächeln machte es dem Halbrussen noch schwerer.

Er wurde von jedem aus seinem Team umarmt. Gott wie er solche Abschiedsszenen verabscheute. Sie begleiteten ihn nach draußen zu seinem Auto.
Schnell verstaute er seine Tasche im Kofferraum, bevor er sich noch ein letztes Mal umdrehte, seine Augen suchend hin und her gleitend. Doch sein Engel blieb unauffindbar.
„Sagt Anne bitte, dass es mir Leid tut. Und… . sagt ihr einfach… ach egal.“
Der Grau- Blau Haarige schlug seine geballte Faust verzweifelt gegen sein Auto.
Der Russe legte seine Hand mitfühlend auf dessen Schulter. Kai blickte zu ihm und Tala nickte stumm. Auch ohne Worte verstanden sie sich.
„Ich weiß, was ich ihr zu sagen habe, Kai. Du kannst dich ganz auf mich verlassen. Verspreche mir aber, dass du heil zurückkommen wirst. Und das wir alle dann eine Hochzeit planen können.“
Der Russe zwinkerte Kai lächelnd zu.
„Wenn es einen Gott gibt, so wird er meine stillen Gebete erhören, und Anne für immer beschützen. Auch vor mir“
Die traurigen und verzweifelten Worte des Hiwatari ließen Mariah und Hilary weinen. So kannten sie den kühlen Teamleiter nicht und es zerriss ihnen das Herz.
„Kai… sag…sag so etwas bitte nicht. Es wird bestimmt alles gut werden. Da bin ich mir sicher.“
Der junge Chinese stand nun auch vor Kai und sah ihn eindringlich an.
„Bestimmt. Aber vorher gefriert die Hölle. Da bin ich mir sicher…. Naja, ich muss los. der Flieger wartet zwar, aber ich muss es hinter mich bringen. Sonst könnte es sein, das ich es mir doch noch anders überlege.“ Alle nickten verstehend.
„Pass wirklich auf dich auf. Wir brauchen dich noch.“ Tyson zwinkerte ihm zu, als dieser ins Auto stieg. Kai nickte, startete den Motor und fuhr los. „Hoffentlich geht wirklich alles gut.“ Wisperte Mariah und blinzelte ihren Freund verstört an. „Mach dir keine Sorgen, Schatz. Kai weiß was er kann und was nicht. Das haben wir ihm doch beigebracht.“ „Genau. Unser Boss kann ja eh alles. Wie oft wir das schon erleben mussten. Ich kann es schon gar nicht mehr zählen.“ Tyson hatte sich von den anderen abgewandt, als er dies sagte. Doch Ray sah wie er sich eine Träne von der Wange wischte.

Kapitel 29...Der Schmerz sitzt tief

Anne saß weinend auf dem Felsen, auf dem sie Kai in der ersten Nacht getroffen hatte.
Die ganze letzte Nacht hatte sie hier verharrt und sich nichts sehnlichster erhofft, als endlich wieder aufzuwachen.
Zu erwachen aus diesem einzigen Alptraum. Die Leere in ihrem Inneren drohte sie zu zerreißen, der Schmerz in der Brust brannte sich tief ein und am schlimmsten war die Erkenntnis, dass sie es ja gleich gewusst hatte. Wie hatte sie nur so dumm sein können, dem Halbrussen zu vertrauen. Der Regen fiel leise und doch schien gleichzeitig die Sonne.
Man hatte sie doch gewarnt, und er selbst hatte es ihr mehr als nur ein Mal gesagt. Da verliebte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben und alles zerbrach schon nach nur einer einzigen Nacht. Es war doch alles so unfair. Ihre Tränen wollten einfach kein Ende nehmen. So viel konnte ein Mensch doch gar nicht weinen.
Doch sie war der beste Beweis.
„Kai…! Warum nur…hast du… das… getan?“
Sie sah zum blauen Himmel und der strahlend hellen Sonne. Es war, als würde die Sonne sie verspotten, so hell und schön strahlte sie. Wieder barg sie ihr Gesicht in den Händen und schluchzte.
Hiro trat leise an sie ran und setzte sich. Anne blickte nicht einmal auf.
„Er wird gute Gründe dafür gehabt haben. Auch wenn es weh tut und du es nicht glauben kannst. Alles im Leben ist vorherbestimmt. Wir sind einfach nur gefangen in den unaufhaltsamen Zahnrädern. Der allzu wankelmütige Moment der Zeit ist zu schnell.“
Die Blondine fing noch heftiger an zu weinen. Und Hiro legte beruhigend seine Arme um die zitternde junge Frau, zog sie fest an seine Brust und strich ihr liebevoll über den Rücken.
„Wenn du deinem Traum nachläufst, hab keine Angst verletzt zu werden. Wenn du am Abend zitterst, werde ich dich festhalte, deswegen, mach kein so trauriges Gesicht. Zeig mir dein Lächeln. Dein Lächeln, das das schönste unter allen Menschen ist.“
Seine Worte irritierten sie, und sie zwang sich den Kopf zu heben und ihn anzublicken. Sein Lächeln ließ sie ruhiger werden und tatsächlich brachte sie ein kleines, wenn auch freundloses, Lächeln zustande.
„Wenn du die Erfüllung eines Wunsches erhoffst, dann lass den Kopf nicht hängen und weine. In einer schlaflosen Nacht, bis die Träume kommen.“ Sprach er weiter.
„Hiro… Ich… Ich beobachte mit traurigem Blick wie alles verschwindet. Alles was ich liebe entgleitet mir und ich kann nichts dagegen tun.“ Ihre Tränen waren endlich vergossen und sie wischte die letzten Spuren hinweg. „Du musst vertrauen haben, kleine Rose. Du bist ein herzensguter Mensch und die haben nur Glück in ihrem Leben. Du wirst schon sehen.“
Zaghaft kam ihr Lächeln nun wieder von Herzen.
„Ja, du hast Recht. Ich darf die Hoffnung niemals aufgeben. Ich werde ihn wieder sehen und dann wird er mir alles erklären. Da bin ich mir jetzt auch sicher.“ Sie atmete erleichtert aus, doch der Schmerz blieb. Wem machte sie eigentlich wirklich etwas vor? Den Anderen oder doch eher sich selbst? Sie war keineswegs erleichtert. Eigentlich nur noch mehr verunsichert.
Die 19 Jährige stand auf und klopfte sich den Dreck von ihrer hellen Hose.
„Lass uns zu den anderen gehen. Kai wird bestimmt schon fort sein.“ Wieder wurden ihre Augen feucht und sie musste ein paar Mal blinzeln um die aufsteigen Tränen zu verdrängen. „Gute Idee. Besonders Tala wird sich große Sorgen machen.“
Er nahm ihre kühle Hand und drückte diese einmal fest.

Dort angekommen, kam Tala ihr schon entgegen. Man sah ihm genau an, was in ihm vorging. Und selbst wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, so wüsste die kleine Blondine doch dass es so war.
„Ich habe schon gedacht, du kommst nicht mehr wieder.“ Schwungvoll zog er sie fest an sich, presste ihr einen Kuss auf das leuchtend blonde Haar.
„Wo soll ich denn auch hin? Ich kenne doch niemand sonst hier. Und auch wenn… ich wäre jetzt nirgends lieber als hier…bei dir…“ fügte sie schniefend hinzu.
„Ach kleine Rose. Es tut mir so leid.“ Anne schüttelte nur stumm den Kopf…

So vergingen die nächsten Tage. Die 19 jährige Blondine musste sich die ganze Zeit zum glücklich sein zwingen, und an den Gesichtern der anderen war zu erkennen, wie schlecht sie es tat. Wieder bekam sie Alpträume. Jede Nacht waren ihre schmerzerfüllten Schreie zu hören. In der ersten Nacht noch leise, doch stetig lauter werdend. Nach sieben Tagen hatte Ray die Schnauze voll.
Anne war wie eine Schwester für ihn und er mochte sie nicht mehr Leiden sehen.
Doch was konnte er schon tun? Das, bzw. der Einzige der etwas tun konnte, war etliche tausend Kilometer weit weg. Sie hatte seinen Namen nicht mehr gesagt, als wolle sie sich selbst dadurch zwingen ihn zu vergessen. Doch würde es nicht funktionieren, nicht hier, wo alles sie an ihn erinnerte.
„Anne. Wie wäre es, wenn du wieder nach Hause fährst?“ fragte der junge Chinese daher am nächsten Morgen beim Frühstück.
Sie war nicht auf so etwas vorbeireitet und verschluckte sich augenblicklich.
„Verzeihung.“ Meinte Ray zerknirscht. Sie fasste sich wieder und sah ihn verwundert an.
„Kein Problem. War ja nicht deine Absicht.“ Ihr falsches Lachen ließ alle frösteln.
„Wieso soll ich denn nach Hause fahren?“ fragte Die junge Frau ihren gegenüber.
„Ich, nein wir, sehen wie sehr du dich quälst. Und du schläfst nicht ohne Grund jede Nacht in SEINEM Bett. Wir sind nicht blöd, Anne. Hier wirst du immer mehr leiden.“
Neben ihm begann seine Freundin zu schluchzen. Verzweifelt krallte sie sich an seinen Arm. Anne schluckte den Kloß herunter, der sich ihrer Kehle empor klomm.
„Ich bin euch also lästig geworden. Das könnt ihr auch ganz direkt sagen. Ich verkrafte das schon. Ich hab jetzt schon viel Schlimmeres erlebt.“
Ihre verbitterten Worte rissen Tala aus seiner Starre. Mit traurigen Augen blickte er ihr entgegen.
„Kleine Rose… Niemand empfindet dich als lästig. Wir wollen doch nur, dass es dir wieder gut geht. Du zerstörst dich nur selbst. Das kann ich nicht mehr mit ansehen.“
Anne stand auf, sodass der Stuhl mit einem lauten Knall zu Boden fiel.
„Okay, ihr habt ja Recht. Es wäre vielleicht das Beste, aber ich will noch nicht gehen. Bitte werft mich nicht raus.“

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Währenddessen in Russland ging es dem Halbrussen nicht anders. Jeder seiner Schritte wurden von ihrem Bild begleitet. Jede Nacht träumte er von seinen Engel.
In den schlaflosen Nächten, wenn das Mondlicht ihn zu verspotten drohte, hörte er Annes Stimme deutlich, sah ihre Bewegungen beim Tanzen und spürte ihren sinnlichen Mund an dem seinem. Der Regen tropfte leise gegen die Fensterscheibe.

„Immer wenn ich meine Augen schließe, bist du genau hier neben mir. Ich wusste, wir würden eines Tages getrennt sein ... Aber trotzdem…Ich will dich sehen, mehr als jeden anderen, will ich nur dich sehen Wie kann ich dich jemals vergessen? Ich kann dich nicht mehr finden. Auch wenn ich deine Gefühle schon mehrmals verletzt habe Ich wünsche mir trotzdem, du würdest zu mir zurückkommen ... und meine Hand halten.“
Kai sah zum Mond hinauf und verwünschte diesen auf der Stelle.
Er sah wieder nach unten, auf das Blatt, das vor ihm lag. Leider sah es bei ihm nicht allzu gut aus. Der 23 jährige hatte schon jetzt, nach nur einer einzigen Woche, einige blaue Flecken, Prellungen und Schnittwunden.
Doch diese Wunden waren kein Vergleich zu der tiefen und leeren Wunde seines Herzens. Gehetzt versuchte er wieder zu schreiben.
Er versuchte sich weiter auf den Brief zu konzentrieren.
„Ich will dir etwas Wichtiges sagen. Auch wenn diese Liebe dich nie wieder erreichen könnte ... Mein Herz sucht immer noch nach dir. Meine Liebe für dich, ja... alles für dich. Ich will nur, dass du noch einmal meine Hand hältst, weil ich mich noch erinnern kann, deine Hand die meine umschließt, war immer so warm.“
Wieder rannen dem jungen Mann einige lautlose Tränen hinab. Wie oft hatte er schon die ganze Woche über geweint? Er wusste es nicht mehr.
Er schämte sich nicht einmal dafür. Hielt er es doch für eine natürliche Reaktion seines Herzens. Nur die Hoffnung, sein Kleines wieder zu sehen, gab ihm Kraft.
„All meine Gedanken... mein Herz... Können dich auch jetzt noch nicht vergessen, du, die du den Abendhimmel liebst. Am Ende hast du sie mir gezeigt, die Tränen im Licht, so wie du bist. Niemand kann diese unendliche Trauer beenden. Flieh wo immer du hin willst, immer tiefer. Egal wie schmerzlich es ist, es wird uns nicht trennen. Bis dieser Körper zerfällt, wird ihn niemand zerstören."

Kai versuchte selbst zu überdenken, was er hier tat.
“Mein Ein und Alles, flieg hoch in den Himmel, umarme die Erde die sich silbern färbt. Wann immer ich nach oben blicke, sehe ich dich lachen. Eines Tages, werden wir uns in diesem Himmel wieder sehen. Warum bin ich so machtlos und dumm? Ich kann nicht einmal die Hand beschützen, die ich sicher festhielt. Ich bitte dich nicht darum, mir eines Tages zu vergeben. Wenn du jetzt allein kämpfst, ist das für mich das entscheidende Zeichen.“

Ruhelos stand der Grau-Blau Haarige auf und ging zum Fenster. Die sternenklare Nacht strahlte etwas Beängstigendes aus. Er schloss gequält die Augen und sah sofort wieder das bezaubernde Lächeln seines Engels. Ja, dieses Wort wurde nur für sie gemacht. Auch wenn es ihm noch so schwer fiel, setzte er sich doch wieder hin. Zwang sich selbst, nicht aufzugeben. Wieder etwas gefasst nahm er den Stift erneut in die Hand. Reglos verharrte sie über dem Geschriebenen. *Anne*

Es gab so vieles, das er ihr sagen wollte, sagen musste, doch nichts davon blieb ihm lang genug, um es zu beschreiben. Es schien ihm selbst so unwirklich, so surreal. Dabei war es eigentlich ganz einfach. Alles bestand lediglich aus drei kleinen Worten, die doch die Welt bedeuteten. Und schon konnte er weiter schreiben. Solch einen Brief hatte er noch nie verfasst, aber seit er Anne kannte, hatte der Halbrusse vieles zum ersten Mal erlebt.
"Auch wenn es das Ende der Welt ist, auch wenn die Leute lachend sagen, dass wir uns vergeblich bemühen, lass uns zusammen weitergehen, denn es gibt nichts Schlimmeres, als aufzugeben. Wie weit wir auch entfernt sind, wir sind immer zusammen. Bitte erinnere dich dann, wenn du dich fühlst, als würdest du vom Gewicht der Welt erdrückt, dass du von jemandem dort draußen geliebt wirst.“
Wieder musste er für einen Moment inne halten, bevor er weiter machen konnte. Die Tränen verschleierten seinen Blick.
„Du wünschtest dir so sehr, stark zu sein, dass du mit Tränen nur für mich etwas verstecktest. Verstehst du? Wir werden diesen Ort eines Tages erreichen. Ich möchte dir den tollen Ausblick zeigen. Das ist das Zeichen nach morgen, in unsere Zukunft. Obwohl mein Herz mit Gefühlen gefüllt ist, die vermittelt werden sollten, kann ich sie nicht gut in Worte umwandeln, verstehst du? Wenn ich dich nicht getroffen hätte, würde ich einen solch unangenehmen Schmerz nicht einmal kennen.“
Schweigend wandte er sich ab, fuhr sich mit der Hand durch das silberne Haar

„Ich habe sie Stück für Stück erkannt, die Existenz meiner nie verheilten Vergangenheit. Und dass es nutzlos ist, wie stark auch immer die Zukunft zu fürchten, die ich nicht abwenden kann. Mein Engel, was ist dir wirklich damit sagen will…“
Er brach ab, als ein lautes Klopfen seine Ruhe störte. Ungeduldig öffnete er die Tür und sah sich einer Pistolenöffnung gegenüber. Ein Schuss löste sich.

Alle Farbe wich aus seinem Gesicht, die Augen wurden groß, bevor seine Sicht sich verdunkelte…

 

 

Kapitel 30...Ein Lied allein

Ray kam sofort um den Tisch herum und riss sie an seine muskulöse Brust.
Anne japste nach Luft und versteifte sich einen Augenblick, bevor sie sich an ihm schmiegte und wieder anfing zu weinen.
Mit kreisenden Bewegungen glitten seine schmalen Finger über ihren bebenden Rücken. Nun meldete sich Hiro auch zu Wort, der das Ganze bisher schweigend mit angesehen hatte.
„Anne… Willst du dir das wirklich antun? Sei doch vernünftig. So kann es einfach nicht weitergehen.“
„Aber… ich… du ….du hast doch gesagt…. Ich soll… die Hoffnung nicht aufgeben. Ich… muss … nein… ich will… hier auf ihn warten… ich weiß…das er zurück kommen wird.“
Nur Bruchstückhaft kamen ihre Worte bei den anderen an.
„Ja… das stimmt, aber Kai wird dich auch zu Hause finden. Dafür werden wir doch schon sorgen.“
Doch die 19 jährige schüttelte nur energisch den Kopf. Da half alles nichts. Anne würde also weiterhin mit hier bleiben.
„Aber wir sollten mehr zusammen unternehmen. Also ALLE mein ich natürlich.“
War nun auch Hilary zu hören. Sie und Tyson waren der gleichen Meinung, und das hatte bei denen schon echt was zu heißen.
Die 19 jährige Blondine machte sich aus Rays Arme frei, wischte die letzte Träne von der geröteten Wange und drehte sich lächelnd zu ihr um.
„Gute Idee. Vielleicht sollten wir mal wieder shoppen gehen. Ich könnte einige neue Sachen sehr gut gebrauchen.“ Das Anne so etwas von sich aus vorschlug, grenzte schon nah an einem Wunder. Beim letzten Mal musste Hilary und Mariah sie direkt dazu zwingen.
„Ohhh Super. Du bist die Beste, liebste Anne. Das ist eine ganz wunderbare Idee. Jungs wollt ihr mitkommen oder überlasst ihr uns unserem Schicksal?“
Das erwartungsvolle Glitzern in den Augen der 22 jährigen, ließ den jungen Tyson nichts Gutes erahnen. Widerwillig nickte er jedoch, wollte einfach keinen Ärger mit seiner Freundin.
„Danke Schatz. Das ist wirklich lieb von dir.“
Ihr Lächeln ließ nun auch die anderen wissen, weshalb Tyson zugestimmt hatte. Es war vollkommen klar, wer in dieser ungewöhnlichen Beziehung die Hosen an hatte. Der mehrfache Weltmeister ließ sich von seiner eigenen Freundin was vorschreiben. Niemand konnte ein herzliches Lachen verkneifen, selbst Anne lachte wirklich amüsiert.
„Gut, dann ist das abgemacht. Wir fahren dann am besten gleich nach den Essen los. dann haben wir einfach mehr Zeit.“ Mischte sich nun die sonst so ruhige Chinesin mit ein. „Okay. Na dann esst mal schneller. Ich hab mir ja nicht umsonst die ganze Arbeit gemacht.“ Zwinkerte Ray vergnügt. Er liebte es, mit seiner wunderschönen Rosahaarigen Freundin einkaufen zu gehen.
Denn spätestens nach zwei Stunden wollte sie immer aufhören. Sie machte sich dann allerdings nur Sorgen um ihren Freund und nicht um sich selbst. Das mochte er auch so sehr an ihr. Liebevoll zog er sie an sich und küsste sie zärtlich und behutsam.
„Hey, jetzt wird nicht geknutscht. Jetzt wird ordentlich gegessen.“ Tyson hatte seinen Teller allerdings schon fast wieder leer, als er dies sagte und Hilary verdrehte nur gespielt die Augen.
*Immer das gleiche mit ihm. Er wird wohl doch niemals erwachsen hab ich die Befürchtung. Aber ich liebe ihn einfach.* Breit grinsend ließ sich neben ihren Freund nieder und sah ihn hoffnungsvoll an. Dieser grinste ebenfalls und zwinkerte.
Die Braunhaarige wurde sofort rot und wandte verlegen ihr Gesicht ab.

Nach einer knappen halben Stunde waren sie endlich fertig, wobei Tyson wie immer der Letzte war. Möglichst schnell zogen sich alle für die Stadt an und fuhren los. Die Hitze des Tages machte sich rasant auf den Gemütern der Freunde zu schaffen.
„Können wir zuerst ein Eis essen gehen?“ war sofort von Tyson zu hören.
„Kommt nicht in Frage. Wir haben doch erst gefrühstückt.“ Max war sichtlich genervt von dem Ganzen und wollte eigentlich nur schnellstens wieder zurück.
„Ach sei doch nicht so. Eigentlich hätte ich so einen Kommentar eher von Hilary erwartet. Wirst du etwa doch langsam zum Mädchen, Max?“
Der Blauhaarige klopfte dem Blonden lachend auf die Schulter. Und dieser sah ihn gereizt an.
„Von wegen. Aber denk dran, das Eis bleibt auf dem Hüften hängen und vom Bauch spreche ich erst gar nicht. Die arme Hilary, bald wird sie einen fetten Freund haben. Was meinst du, wie lange du sie dann noch hast?“
Tyson verschluckte sich und drehte sich zu der Genannten um. Sie schien das Gespräch gar nicht mitbekommen zu haben. Zwei Hände legten sich behutsam auf ihre schlanken Schultern.
Verwirrt blickte sie nach oben, genau in die Augen des 22 jährigen. Er hatte einen leicht traurigen und flehenden Ausdruck in den Augen.
„Was ist denn?“ fragte sie verunsichert.
„Du bist wundervoll.“ Hauchte er ihr entgegen und sofort legte sich wieder dieser rosa Schimmer auf die Wangen der Braunhaarigen.
„Danke, du auch.“ Hauchte sie ebenso zurück, lehnte sich an seine Brust und schloss seufzend die Augen.

Die Mädels wollten als erstes nach ein paar Oberteilen suchen, wohingegen die Männer eher nach Ersatzteilen für ihre Blades schauen wollten. Also trennten sich die beiden Parteien wieder.
Nach knappen zwei Stunden, welche sich allerdings nach 4 Stunden anfühlten, trafen sie sich wie beim letzten Mal in dem Café, vor dem die Autos geparkt waren.
„PUH. Bin ich fertig. Das war doch anstrengender als ich es mir vorgestellt hatte. Diese Hitze ist aber auch unerträglich.“ Hilary ließ sich matt auf einen der Stühle plumpsen. „Ich hab es ja gleich gewusst.“ Konnte der Blauhaarige sich nicht zurück halten.
Und prompt hatte er die Rache dafür. Er rieb sich seinen schmerzenden Oberarm, wo seine verärgerte Freundin ihn geboxt hatte.
„Du solltest nicht so gemein sein, Tyson. Das Wetter macht uns doch alle total fertig. Hilary ist dabei keine Ausnahme. Du bist doch auch total fertig.“ Anne musste dennoch lachen. Ein befreiendes Lachen, wie die anderen fanden.
„Ja, dieses Lachen hab ich gemeint, Anne.“ Hiro sah sie strahlend an und die kleine Rose wirkte seltsam verlegen.

„Es fällt mir heute auch nicht wirklich schwer. Und das habe ich nur euch zu verdanken. Ihr seid einfach nur unglaublich toll und ich freue mich wahnsinnig, euch zu meinen Freunden zählen zu dürfen.“
Ihre tiefe Verbeugung war den anderen etwas unangenehm, doch zeigten sie es nicht. Endlich bekam Tyson auch sein Eis, denn Hilary konnte ihn einfach nicht leiden sehen.

Nach einer weiteren halben Stunde konnten sie endlich wieder nach Hause. Anne fuhr bei Tala mit, obwohl sie zugeben musste dass es ihr etwas unangenehm war. Die Blondine konnte sich selbst nicht erklären wie es dazu kam.
„Sag mal, kleine Rose, wann hast du eigentlich das letzte Mal mit deinem Bruder telefoniert?“
„Das ist schon eine ganze Weile her. Vielleicht sollte ich es mal wieder tun. Er macht sich bestimmt auch schon Sorgen.“
Sie nickte und versuchte sich dann wieder ihren Gedanken zu widmen. Dabei fielen ihr einige Sätze von Hiro wieder ein.
* Wir sind einfach nur gefangen in den unaufhaltsamen Zahnrädern. Der allzu wankelmütige Moment der Zeit ist zu schnell. Was hat er bloß damit gemeint? Ich verstehe es einfach nicht. Egal wie oft ich darüber nachdenke. Und was meinte er mit: Wenn du deinem Traum nachläufst, hab keine Angst verletzt zu werden. Wenn du am Abend zitterst, werde ich dich festhalte, deswegen, mach kein so trauriges Gesicht. Zeig mir dein Lächeln. Dein Lächeln, das das schönste unter allen Menschen ist? *
Sie seufzte ergeben und Tala sah sie aus dem Augenwinkel an.
„Beschäftigt dich etwas?“ wollte der Russe gern wissen.
„Nein. Alles in Ordnung.“
Zwar glaubte der Rothaarige ihr kein Wort, doch was sollte er schon tun dagegen?
„Würdest du für mich etwas singen?“ Forschend begegnete sie seinem eindringlichen Blick. „Na klar. Sehr gerne. Ich habe auch schon ewig nicht mehr für dich gesungen.“ „Ja leider. Dabei liebe ich deine Stimme so sehr.“
„Und was möchtest du gerne hören?“ Tala überlegte hin und her. Am liebsten hätte er gern ein Liebeslied gehört, dagegen sprach aber so einiges. Anne wunderte sich schon, warum ihr bester Freund so lange brauchte.
Vorsichtig späte sie zu ihm. Er schien angestrengt zu überlegen. Gott sei Dank konnte sie keine Gedanken lesen, und infolge dessen, entschied er sich es Anne selbst zu überlassen.
„Ach was du am liebsten magst.“ Die 19 Jährige sah ihn erstaunt an und fing an zu lachen.
„Was ist daran so lustig???“ wolle er ein wenig verärgert wissen.
„Wie lange du für diese Entscheidung gebraucht hast. Du hättest es doch auch gleich sagen können.“
„Okay. Ich weiß was ich für dich singen möchte.“
Sie schloss für einen Augenblick ihre grünen Augen, um sie sogleich wieder zu öffnen. Das tiefe ein und aus Atmen zog Talas Blick unweigerlich auf ihren festen Busen.

„Erinnerst du dich auch jetzt noch an den Tag, An dem wir uns zum ersten Mal trafen? Du sahst verlegen aus, senktest den Kopf Und wandtest deine Augen ab.
Ich frage mich, wann ich dieses Verhalten so lieb gewann. Es lässt mich ein wenig nostalgisch werden. Geht es dir nicht auch so?

Seitdem sind viele Jahreszeiten schnellen Schrittes an uns vorüber gezogen.

Lass mich an deiner Seite bleiben, wenn der weiße Schnee die Stadt färbt. Obwohl ich dir vielleicht wieder und wieder Schwierigkeiten bereiten werde.
Wir sind die ganze Nacht wach geblieben, Haben über unsere Zukunft geredet Und ich empfand diese Momente als strahlend Und wertvoll.

Tränen stiegen in meinen Augen auf, als ich dachte, dass es schön wäre, wenn ich meiner Vergangenheit eines Tages vergeben könnte.
Wenn der weiße Schnee schmilzt und die Stadt erstrahlt und farbenfroh wird, Möchte ich dich in nächster Nähe meines Herzens behalten.

Die Tage, an denen wir uns nicht verstanden und uns trennten, Die Tage der Tränen Und die Tage der fröhlichen Gesichter gingen vorüber. Was auch immer geschehen mag und In welcher Stimmung du auch bist, Ich werde dich immer akzeptieren.

Lass mich an deiner Seite bleiben, wenn der weiße Schnee die Stadt färbt. Obwohl ich dir vielleicht wieder und wieder Schwierigkeiten bereiten werde.

Wenn der weiße Schnee schmilzt und die Stadt erstrahlt und farbenfroh wird, Möchte ich dich in nächster Nähe meines Herzens behalten.“

Kapitel 31...Junges Glück

„Schatz!!! Kannst du mal bitte kommen? Ich bin im Bad. “ Tyson trottete gemächlich zu seiner braunhaarigen Freundin, welche im Bad stand.
Die feuchten Haare schmiegten sich an ihre Schultern, die Wassertropfen perlten von ihrer zarten Haut abwärts und wurden vom Handtuch aufgezogen. Tyson schluckte schwer als er dies sah.
„Was hast du denn?“ „Kannst du mir mal bitte meinen Bademantel bringen? Ich hab ihn in der Eile vergessen.“
„Bin gleich wieder da.“
Der Blauhaarige zögerte kurz, bevor er das Bad erneut betrat. Hilary stand immer noch vor dem Spiegel und bürstete ihr Haar nun. Zwei starke Arme schmiegten sich um ihre schmale Taille und sie musste kurz nach Luft schnappen.
„Tyson…“ Es war ein Hauchen. Schon spürte sie die Lippen ihres Freundes an ihren Schultern. Neckend biss er leicht zu und wohlige Schauer überzogen den Rücken der 22 jährigen.
„Was machst du denn?“ wisperte sie, als er seine Hände höher gleiten ließ.
„Was soll ich denn tun?“ stellte er die Gegenfrage.
Darauf konnte sie nichts erwidern. Er ließ das Handtuch fallen und betrachtete ihren schönen Körper genüsslich im Spiegel, sie schloss die Augen. Langsam drehte er sie zu sich um. Ein gefährliches Glitzern in den Augen.
„Hilary!!!“ Max Stimme riss die beiden aus ihren Träumen.
„Ich sollte wohl besser schnell machen.“ Ihre Stimme klang rau und leise.
„Ja solltest du wohl“ murmelte er mit dem Mund an ihrem Haar.
Doch Anstalten sich von ihr zu lösen machte er keineswegs. Also nahm Hilary es selbst in die Hand, auch wenn sie diese Intimitäten jedes Mal, bis ins innerste ihres Herzens genoss. Der Blauhaarige war völlig perplex, als seine schöne Freundin sich von ihm löste und in Windeseile komplett angezogen aus dem Zimmer ging.
„Ach meine Süße!“ er seufzte schwer, bevor er ihr widerwillig folgte.

Max und Hilary waren anscheinend in einer sehr heftigen Diskussion verstrickt.
Der Weltmeister sah dass seine braunhaarige Freundin richtig wütend war. So in Gedanken, nahm er erst gar nicht wahr, was sie sagten, bis sein Name fiel.
„…Tyson.“
„Was ist mit mir?“ wollte er nun jedoch neugierig wissen. Beide Köpfe schnellten zu ihm. Hilary setzte ein liebesvolles Lächeln auf, als sie anmutig zu ihm ging.
Dass dieses Lächeln nur gespielt war bemerkte er leider erst, als es schon zu spät war um zu flüchten.
„Wir haben uns nur gerade darüber unterhalten, wer von euch nun diese kleine Wette gewonnen hat!“ Der Sarkasmus ihrer Stimme traf den 22-jährigen völlig unvorbereitet.
„Welche Wette denn?“ Er schluckte schwer, wusste er doch genau welche gemeint war. Dumm das er es bereits vergessen hatte.
„Ach nur die kleine Wette darüber, wer als erstes ein Weib abschleppt.“ Sie lächelte nun honigsüß und dem Blauhaarigen liefen unzählige kalte Schauer über den Rücken. Automatisch hob er abwehrend die Hände. „Ach das meinst. Das hatte ich schon völlig vergessen", versuchte er sich aus der Situation zu retten.
„Ja, genau so siehst du auch aus.“ Fuhr sie ihn schnippisch an. „Hil, bitte! Lass es mich doch erklären.“
„Du brauchst mir nichts zu erklären. Ich hab schon ziemlich gut verstanden. Um was habt ihr denn gewettet? Hat es sich wenigstens gelohnt? Ach nein. Du brauchst mir gar nicht zu beantworten. Ich will deine Lügen nämlich gar nicht hören.“ Schluchzend rannte sie hinauf in ihr Zimmer und schloss sich ein. Verärgert drehte Tyson sich zu dem Blonden um.
„Was hast du dir bloß dabei gedacht?“
„Hey, ganz ruhig Tyson. Ich wollte das echt nicht, aber diese Furie hat mich wieder einmal fertig gemacht. Da ist es mir halt so rausgerutscht. Kann ich doch nichts für.“
Tyson seufzte ergeben. Natürlich wusste er, wie seine Freundin war und das sie die Leute um den Verstand brachte. Leider half ihm dieses Wissen auch nicht weiter. Frustriert strich er seine Haare nach hinten und folgte ihr.
Auf sein Klopfen bekam er nur ein lautes: „VERSCHWINDE!“ zu hören. Noch einmal klopfte er, doch bekam dieselbe Antwort wie zuvor. Hilary weinte Träne um Träne. Ihr war total übel beim Gedanken daran, dass sie für Tyson doch nur ein Spiel war.
*Das ist einfach nicht fair.* Immer wieder krallte sie sich in ihr Kissen und schniefte.

„Schatz, bitte mach die Tür auf. Ich möchte es dir erklären. Bitte!“ er lehnte seine Stirn an die kühle Tür und schloss die Augen. Nach einer Minute, welche Tyson wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, klickte das Schloss. Er löste sich von der Tür und öffnete sie.
Seine Freundin saß auf dem Bett, die Hände vor dem Gesicht, ihr Körper bebte. Ohne großartig zu überlegen setzte er sich neben sie und nahm die junge Frau in seine Arme. Ihre ersten Versuche sich zur Wehr zu setzten, endeten aber fast wieder sofort.
„Warum…“ brachte die Braunhaarige nur heraus.
„Ach du kennst doch Männer und ihre komischen Wetten. Ich habe wirklich mit ihm gewettet, aber ich wollte nicht wirklich gewinnen. Ich hätte nicht irgendein Weib abgeschleppt. Und willst du auch wissen wieso?“
Sie hob den Kopf, und er konnte die Tränenspuren nicht ertragen. Unendlich sanft wischte er darüber und küsste schnell eine neue Träne weg. Sein Blick verlor sich in dem ihrem und die Welt schien für einen Augenblick still zu stehen. Ihre Lippen fanden sich zu einem unendlich zärtlichen Kuss, bevor sie ihm antwortete.
„Ja, ich will es wissen.“ Hilary versuchte ihre trüben Gedanken zu verbannen, einfach an nichts zu denken. Doch ihr Freund schwieg, was sie verunsicherte.
„Du weißt, dass ich mich nicht sonderlich gut ausdrücken kann. Immerhin bin ich ja der kleine Junge.“ Ein kleines Glitzern trat in seine Augen und Hilary schöpfte neue Hoffnung. Sie sah wie ihr Freund leicht rot wurde und musste ein Grinsen verkneifen.
„Sag doch einfach, was du sagen willst", versuchte sie ihn zu ermutigen. Verlegen kratze der junge Mann sich am Hinterkopf und sah zur Seite. Sekunden verstrichen, Sekunden die zu einer Minute wurden und plötzlich nahm Tyson ihre Hände.

„Ich liebe Dich, Hilary. Wenn ich ganz ehrlich bin, schon seit wir uns das erste Mal gesehen haben. Das ist schon so viele Jahre jetzt her. Ich war nur zu ängstlich es zuzugeben.“
Wie lange hatte sie sich diese Worte erträumt, wie lange dafür gebetet dass nicht alles umsonst war. Und endlich schien Gott ihre stummen Gebete erhört zu haben.
Überglücklich schlang die junge Frau ihre Arme um ihren Freund, küsste ihn erst leidenschaftlich, bevor sie ihm ins Ohr flüsterte: „Wie kannst du mich lieben? Ich bin aufbrausend, mürrisch, eine Furie und noch vieles mehr. Außerdem fühle ich mich so schwach, sodass ich am liebsten alles aufgeben mag.“
„Niemand hat ein Recht, dich zu verletzen oder zu kritisieren. Du bist du, und nur du kannst du selbst sein. Jeder fühlt sich manchmal verloren, aber dort ist immer etwas, das man beschützen muss Wenn du noch immer bedrückt bist, weil du nicht dein wahres Ich sehen kannst, Liebe einfach, wer du bist und vergiss nicht, du bist nicht allein“ erwiderte er.
„Ich liebe Dich auch, Tyson.“
Die nächsten paar Stunden kam kein einziges Wort über beider Lippen. Nur ihre Körper sprachen, in einer nur für sich verstehenden Sprache. Weitere Worte waren völlig nutzlos, wussten sie doch was der andere dachte.
„Sagt mal, glaubt ihr dass alles okay ist bei den Beiden?“, wollte Max nach endlosen drei Stunden wissen. Ray und Mariah sahen sich verstehend an und nickten nur im Einklang.
„Natürlich ist alles okay. Sonst wäre doch mindestens einer von ihnen wieder hier unten.“
Max verstand zwar nicht so ganz, was der Chinese meinte, doch beließ er es einfach dabei.
*Irgendwann tauchen die schon wieder auf.* meinte er zu sich selbst. Und dann ging ihm endlich ein Licht auf und er verstand.
„Oh Gott. Ihr meint wirklich, das die beiden?“ Noch nicht einmal aussprechen konnte er es. Ray grinste nur vielsagend und auch Tala und Hiro mussten grinsen.
„Bloß nicht daran denken und sich nicht vorstellen", ref Max entsetzt, doch war es bereits zu spät. Ein Bild formte sich vor seinem inneren Auge. Schnell schüttelte er den Kopf. Tatsächlich verschwand das Bild wieder.

Ein wenig später nur kamen die Beiden runter, ein ziemlich glückliches Funkeln in den vier Augen.
„Naaaa, seid ihr endlich fertig mit SPRECHEN?“ provozierte Hiro seinen kleinen Bruder, doch dieser ließ sich nicht die gute Laune verderben.
„Willst du eine Zeichnung von haben?“ fragte er nur keck. Der Ellenbogen seiner Freundin rammte sich schmerzhaft in seine Seite. Warnend sah sie ihn an.
„Schon gut, Schatz. Das war doch nur ein kleiner Scherz.“ Beschwichtigte er sie.
„Das hoffe ich für dich.“
Der warnende Unterton ihrer Stimme ließ ihn den letzten Kommentar runterschlucken.
„Wo ist denn Anne heute wieder?“ wollte die Braunhaarige nun neugierig in Erfahrung bringen.
„Vorhin ist sie aus dem Haus gegangen", verriet Kenny.

Kapitel 32...Zwei neue Freunde

„Hier bin ich!“ Anne kam schnaufend im Wohnzimmer an.
„Ich war nur im Wald. Ein wenig Tanzen. Das tut an der frischen Luft wirklich unglaublich gut und man bekommt den Kopf frei.“ Zustimmend nickten alle.
„Und was gibt es nun leckeres zu essen?“ Prüfend schnüffelte sie in der Luft. Der zarte Geruch vom frischen Brot stieg in ihre feine Nase, gemischt mit Reis und noch etwas ehr leckeren.
„Schön dass du fragst. Dein Appetit scheint zurück zu sein. Na ein Glück aber auch.“ Mariah schmunzelte amüsiert, woraufhin sie ein ebenfalls amüsiertes Lachen von Anne bekam.
„Sogar einen Bärenhunger. Aber wo war er denn? Hab gar nicht bemerkt dass mein Hunger weggelaufen war. Also? Was gibt es?“
„Ich weiß ja wie gerne du Paella isst, also gibt es das!“ Ray ging voraus in die Küche, dicht gefolgt von Anne.
*Lecker. Wie gut das wieder riecht.* Ray musste laut lachen, als er sah wie Anne die ganze Zeit über schnüffelte. Fragend sah sie ihn an.
„Es sieht einfach zu lustig aus, mein kleiner Hund!“ langsam aber sicher bekam er schon Bauchweh vom Lachen. Anne nahm es ihm nicht übel, nur war es ihr furchtbar peinlich. Bis über beide Ohren wurde sie knallrot. Um ihre Verlegenheit zu überspielen fragte sie schnell, ob sie noch bei etwas helfen könne. Ray verneinte es und schickte sie ins Wohnzimmer zurück.
Max und Tyson saßen wieder vor der Playstation und zockten. Mit Leichtigkeit nahm sie Max seinen Kontroller ab und spielte selbst gegen den Weltmeister.
Die überrumpelte Miene des Blonden ignorierte sie einfach. Tyson war echt ein schwerer Gegner und schon nach einer halben Stunde übergab sie Max wieder ihren Platz. „Wollen wir nicht am Wochenende eine kleine Party machen?“ Fragte Anne später am Tisch.
„Mhh. Keine schlechte Idee. Das sollten wir wirklich machen.“
Hiro stimmte sofort ein. Die anderen zu überreden war genauso leicht, bei Tyson musste man ja eh nur Essen erwähnen und er stimmte zu.
„Also abgemacht. Am Freitag machen wir eine kleine Party. Wobei… Wenn ich an die letzte denke, wäre kleine wohl das falsche Wort. So viele wie da waren grenzt es an ein Wunder, das wir danach noch Essen und Trinken da hatten.“

Der Kommentar des blauhaarigen Weltmeisters überraschte keinen. Natürlich dachte er nicht im Mindesten an das Aufräumen danach. Also war es eine beschlossene Sache.
Anne und Tala fuhren am nächsten Tag in die Stadt um alles Nötige einzukaufen. Bei dieser Gelegenheit gönnte auch die blonde Schönheit sich ein neues Kleid, aus fließend blauer Seide. Ein echter Hingucker.
„Haben wir jetzt auch wirklich alles?“ Anne sah zu dem Russen an ihrer Seite, doch bekam sie auch nach einer Minute noch keine Antwort. Sie stupste ihn leicht an und er zuckte zusammen.
„Hey, hörst du mich?“ Sie grinste und fing an mit ihren Händen vor seinem Gesicht rumzufuchteln. Endlich kam er in die Realität zurück.
„Was?“ fragte er irritiert.
„Ich habe dich gefragt, ob wir jetzt wirklich alles haben.“
„Äh. Ich glaube schon.“ *Er scheint immer noch abwesend zu sein. Mhh. Was er wohl hat?* Nun hing sie auch kurz in Gedanken. Sie schüttelte den Kopf energisch, denn langsam glitten ihre Gedanken zu Kai.
„Meinst du wirklich, dass mir das Kleid steht?“
„Na klar doch. Mit deiner Figur kannst du doch alles tragen.“ Er lächelte sie zärtlich an.
„Ach du Schleimer. Das sagst du doch nur so.“ sie knuffte ihm am Oberarm.
„Wenn du meinst.“ Bekam sie nur zurück.
„Okay jetzt hör mir mal zu, Tala. Ich weiß, wie du dich fühlen musst aber denkst du mir geht es anders? Nein, ganz bestimmt nicht. Ich mache mir auch große Sorgen um ihn.“
„Ach das ist nicht mein Problem. Ich weiß, dass es ihm gut geht. Dafür kenne ich ihn schon lang genug. Ich denke nur daran wie dieses GUT bei ihm aussieht. Er versteht darunter nämlich nur, dass er lebt. Verletzungen stören ihn nicht.“
„Du meinst er…“ „Ganz bestimmt sogar. Er wird durch die Hölle im Moment gehen. Ich mag es mir gar nicht vorstellen.“ Panisch rannte Anne weg, dicht gefolgt von ihrem besten Freund.
„ANNE!“
„Lass mich. Du machst mir Angst. Er… er darf nicht verletzt sein. Sag so etwas nicht.“
„Es tut mir leid.“ Resigniert senkte der Russe den Kopf „Mir auch. Vielleicht hab ich grad überreagiert. Aber ich.. er… Ich will nicht, dass es ihm schlecht geht. Ganz egal was er zu mir gesagt hat. Ich liebe Ihn.“
„Das weiß ich, kleine Rose.“ Er klang niedergeschlagen und seltsam traurig.
„Mein Wölfchen. Das war Taktlos von mir. Nicht böse sein.“
„Ich bin nicht böse, nur… ach egal. Lass uns wieder zum Haus. Die anderen warten bestimmt schon mit dem Essen auf uns.“
Gemächlich schritten sie zum Auto, jeder in Gedanken an Kai. *Wenn er wüsste, was hier vorgeht, wäre er bestimmt wieder hier. Aber vielleicht könnte er es nicht einmal dann. Was ist wenn ihm wirklich etwas passiert ist. Etwas Ernsthaftes? Ich will es mir nicht vorstellen.* Anne drängte die aufsteigenden Tränen heftig runter.
*Bloß nicht heulen. Nicht schon wieder.*

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Langsam und unter starken Schmerzen, öffnete der Halbrusse die schweren Augen. Vorsichtig versuchte er sich aufzurichten, nur um keine zwei Sekunden später wieder gequält zurück zu sinken. Dem pochenden Schmerz an seiner linken Schulter nach zu urteilen, hatte der Schuss ihn wohl nicht verfehlt, aber auch nicht umgebracht.
Behutsam drehte er den Kopf ein wenig, die rasenden Kopfschmerzen ignorierend. Der Raum war ziemlich groß und erst jetzt bemerkte er, das er in einen richtigen Bett lag. Wer würde wohl jemand erst anschießen und dann in ein weiches Bett legen. Auch jetzt erst bemerkte er, dass sein Oberkörper frei und die verletzte Schulter bandagiert war.
*Was geht hier bloß vor?* seine Gedanken überschlugen sich, als die Tür sich knarrend öffnete. Kai hatte mit fast allem gerechnet, nur nicht mit so etwas. Ein junger großer Mann erschien im Türrahmen und musterte ihn höchst interessiert.
Das Lächeln auf seinen Lippen wirkte jedenfalls echt, befand Kai. Und gleich dahinter kam noch ein junges Mädchen rein. Sie hatte blaue Haare. „Wo….“ Hustend musste er innehalten. Seine Kehle war völlig ausgetrocknet und der leicht metallische Geschmack kratzte am Gaumen.
„Sei ruhig. Du musst dich schonen. Du hast immerhin volle drei Tage geschlafen. Hier trink das. Es wird dich ein wenig beleben.“
Ein geheimnisvolles Glitzern trat in seine Augen. Die kleine lachte. Der Halbrusse besah sich das Glas und wusste nicht so Recht, ob er dem Fremden vertrauen konnte. Augenscheinlich schien keine Gefahr von ihm auszugehen. Doch wie sagt man so schön: Der Schein trügt.
Dennoch nahm der 23 jährige das Glas vorsichtig entgegen. Nachdem er das kühle Nass verschlungen hatte, richtete er sich auf. Der Schmerz schoss von der Schulter durch seinen gesamten Körper.

Schmerzvoll stöhnte Kai. „Hat er dir ja gesagt.“ Bekam er prompt von der Blauhaarigen zu hören.
„Wer…“ wieder musste der junge Halbrusse husten. Sein gegenüber schüttelte nur den Kopf. Wieso hörte nur niemand auf ihn.
„Ich bin Matt. Und das ist Mina. Und wir wissen wer du bist: Kai Alexander Hiwatari.“ Die beiden mussten laut lachen, als sie Kais verdutzte Miene sah.
„Keine Angst. Wir sind nicht deine Feinde. Viel mehr würde ich sagen, ich bin dein Retter. Tut mir Leid, das ich kein hübsches Mädchen bin. Dabei denk ich aber, dass ein Mädchen es nicht geschafft hätte, diese komischen Typen davon abzuhalten dich zu erschießen. Außerdem ist Mina ja bei mir. Das dürfte es ein wenig entschädigen.“
Das klang für Kai ziemlich vernünftig. Er atmete ein paar Mal tief ein und aus. Irgendwie kam er der Name Matt und dessen Gesicht so seltsam vertraut vor. Als hätte er diese Züge schon einmal gesehen. Kai nickte bestätigend und wollte dann seine Beine aus dem Bett schwingen.
„Das solltest du noch nicht tun, Kai. Dein Kreislauf ist dafür noch nicht stabil genug. Besser du bleibst noch liegen. Ich habe dir Schmerzmittel gegeben, aber bei deinem Fieber war es schnell verbraucht.“
Kai gab eine mürrische Antwort und legte sich dennoch wieder zurück. Es kostete ihn einige Kraft die nächsten Sätze hervor zu bringen.
„Wieso habt ihr mir geholfen und wieso habt ihr mich hergebracht?“
„Ach. Ich dachte schon du fragst gar nicht. Also geholfen haben wir dir, weil… ja, keine Ahnung Mhh. Man hilft Leuten in Not einfach. So bin ich erzogen worden. Mina sogar noch viel besser. Na ja… und als die fort waren wollte ich dich eigentlich in dein Bett dort im Zimmer legen.
Dabei ist mir der Brief auf deinem Tisch aufgefallen.“ Matt machte eine kurze Pause und suchte etwas in der obersten Schublade des großen Schreibtisches. Er nahm sachte ein Blatt hinaus, und reichte es dem verwirrten Halbrussen. Sofort erkannte er es.
„Ich musste dich ja wohl mitnehmen. Leider bin ich nämlich furchtbar romantisch und ich will dich unbedingt gesund und munter zu ihr bringen. Ach ich liebe Happy Ends.“ Seine klaren grünen Augen wurden etwas feucht, als er dies gestand.
„Danke“ mehr konnte Kai nicht sagen. Auch er selbst wollte wieder zu ihr. Und er hatte drei wertvolle Tage mit schlafen verschwendet. Mina setzte sich auf die Bettkante und fühlte Kais Stirn.
„Wo bin ich eigentlich genau?“
„Immer noch in Moskau, falls du das wissen willst. Und des Weiteren in meiner bescheidenen Wohnung. Allerdings wohne ich eigentlich in England. In London um genau zu sein. Aber ich Wette deine Liebste ist in keinem der beiden Länder, stimmt´s?“
„Ja. Nein. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung wo sie jetzt ist. Als ich sie das letzte Mal sah, war sie in Japan mit Freunden. Sie könnte aber auch wieder nach Hause zurückgekehrt sein.“
„Und wo wäre das?“ wollte Mina neugierig wissen.
„England.“
„Ach sieh mal einer an. Eine Landsgenossin. Das finde ich ja ganz herrlich. Nun bin ich noch mehr darin bestärkt, dich zu ihr zu bringen. Aber etwas warten müssen wir noch, denn SO bekommen wir dich durch keine Kontrollen am Flughafen.“ Meinte Matt darauf.

Kai konnte nur zustimmen. Etwas beruhigter legte er sich wieder hin und schlief sofort ein.

 

Kapitel 33...Neue Action

Erst weitere vier Tage später überschlug sich einfach alles. Anne und Hiro waren wie fast jeden Tag zum Training am See, während die anderen eine kleine Party vorbereiteten. Der Grill war soweit fertig und die ersten Würste wurden draufgelegt, als Hiro stürmisch angerannt kam. Schon von weiten sah man ihm an, das etwas sehr schwerwiegendes passiert sein musste.

„ANNE IST ENTFÜHRT WORDEN.“

Stille breitete sich aus, während Hiro nach Luft rang. Ihm tat so gut wie alles weh. „Okay, ganz der Reihe nach bitte. Was ist genau passiert.“ Ray unterdrückte einen Fluch. Genau wie die anderen. „Also….

>>>Flashback<<<

„Du solltest nicht den Kopf hängen lassen. Es ist jetzt zwei volle Wochen her, seit er gegangen ist. Bestimmt kommt er super voran und bevor du dich versiehst, wird er wieder vor dir stehen. Denk doch mal daran.“
„Anne.“ Er zwang sie den Kopf zu heben, doch wich sie beharrlich seinen Blick aus. „Sieh mich an, kleine Rose.“ Nur widerwillig folgte sie seinen kleinen Befehl.
„Er wird zurückkommen. Er wird zu DIR zurückkommen. So schnell bringt ihn nichts um. Du müsstest ihn doch schon ein klein wenig kennen.“ Sein Lächeln ließ sie nur wieder weinen.
„Ich…ich glaube ich kenne ihn noch gar nicht. Es macht mir Angst, dass er mir jetzt schon so wichtig ist… Was ist, wenn ihm wirklich etwas passiert? Ich würde mir ewig die Schuld daran geben. Er darf nicht an mich denken.“

Nachdenklich blickte der Ältere die weinende Frau an seiner Seite an. „Und du glaubst, er denkt nicht an dich, nachdem was er dir angetan hat? Überleg doch mal. Ich weiß, dass er dich liebt. Er wird jede Sekunde an dich denken.Er wird sich immer wieder fragen, ob es richtig war, was er getan hat.“ Von der Seite hatte sie es noch nicht betrachtet. Schlagartig wurde ihr speiübel.
„Was hab ich nur getan?“ wisperte sie. Hiro sah sie fragend an. „Was meinst du?“
„Ich… ich habe… ich habe ihn gesagt, dass ich ihn hasse.“ Die tiefe Verzweiflung in ihrer Stimme, und diese Verachtung, vor sich selbst, ließen ihn erschrocken nach Luft schnappen.
„Anne… Er weiß, dass du es nicht ernst gemeint hast.“ Dann passierte es einfach so. Ein schwarzer Kleinbus kam vor ihnen zum Stehen. Automatisch stellte Hiro sich vor die Blondine. Einer der Männer kam drohend auf ihn zu.
„Überlass uns die Kleine. Ich will nicht wirklich grob werden.“
„Niemals“
„Gut, wie du willst. Ich habe dich ja gewarnt.“ Der Schlag in den Magen, ließ Hiro auf die Knie sinken. Würgend rang er nach Luft.
„AHHH… nein… ich will nicht…“ Anne wehrte sich mit Händen und Füßen gegen die Männer, doch hatte die zierliche Gestalt keine Chance. Hiro konnte nur mit ansehen, wie sie Anne ins Auto zerrten. Dann wurde ihm ein Brief hingeworfen.
„Überbringe das für uns. Ich hoffe Hiwatari wird keinen Fehler machen.“ Sein höhnisches Lachen klang eiskalt.

>>>Flashback ende<<<

Hiro quälte sich mit Schuldgefühlen. Doch er zwang sich weiter zu sprechen.
„Dann hat man mir diesen Brief hingeschmissen. Er ist an Kai adressiert.“
„Na ganz toll. Was sollen wir denn jetzt nur machen? Wir wissen doch gar nicht wo Kai ist, geschweige denn wie wir ihn erreichen könnten.“ Ray fuhr sich Frustriert übers Gesicht. Tala gab ihm als einziger noch eine Antwort. „Ja ich weiß was du meinst. Wir müssen etwas tun. Kai würde es uns niemals verzeihen.“
„Was würde ich euch nie verzeihen können?“ Alle Augen weiteten sich geschockt. Nach und nach drehte sich jeder zum Gartentor um, wo Kai lässig stand, neben ihm ein braunhaariger junger Mann und eine Blauhaarige Schönheit.
Kais Grinsen verging augenblicklich, als er den Brief mit seinem Namen darauf sah. Mit schnellen Schritten war er bei ihnen und entriss ihnen das Schreiben.

Einige Minuten verstrichen, der Blick des Hiwatari wurde mit jeder Sekunde hasserfüllter. Seine Atmung beschleunigte sich, seine Hände begannen zu zittern. Ungeduldig kam Tala zu ihm und nahm ihm das Blatt aus der Hand. Wieder verging einige Zeit.
„VOLTAIRE!!“ Tala spuckte dieses Wort hasserfüllt hinaus. Kai nickte.
„Was ist denn mit deinen Großvater, Kai?“ Kenny sah seinen halbrussischen Teamleader fragend an. Gefolgt von den anderen. Kai presste die Lippen zusammen. Der Rothaarige kam ihm zur Hilfe.
„Es sind Voltaires Männer, die Anne haben. Niemand anderes kann so vertrauliche Sachen wissen, wie sie hier im Brief stehen. Er muss wohl ausgebrochen sein.“

Schweigen…

„Das wird er bitter bereuen. Damit lasse ich ihn nicht durchkommen. Gnade ihm Gott, wenn ich ihn in die Finger bekomme.“ Die zischenden Worte von Kai ließen alle zusammenzucken. Der Vollrusse nickte ihn grimmig zu.
„Ich werde mitkommen. Mich geht es auch was an.“ Diesmal nickte Kai.
„Und was können wir tun? Ich habe keinen Bock hier nur zu sitzen und zu warten. Ich komme auch mit. Jemand muss sich ja um Anne kümmern, während ihr mit Voltaire beschäftigt seid.“ Ray grinste leicht. Und auch Kai und Tala bekamen ein kleines Lächeln zustande, bevor sie wieder ernst wurden.
„Hey!!! Wir kommen auch mit. Wir lassen doch niemand aus unserem Team im Stich. Und dazu gehört Anne nun einmal.“ Tyson freute sich schon. Endlich wieder ein bisschen Action.
„Gut. Wir sollten uns sofort auf den Weg machen. Obwohl nicht einmal ein genauer Ort steht. Einfach nur das du nach Russland kommen sollst. Aber ich denke, Moskau ist genau der richtige Ort.“ Tala blickte nachdenklich zum blauen Himmel. Die Wolken verdichteten sich, ein Sturm würde aufziehen.
„Wir sollten uns beeilen, sonst sitzen wir bis morgen hier fest.“ Meinte er dann.
„Habt ihr euch denn schon einen Plan überlegt? Es bringt gar nichts, wenn ich jetzt Hals über Kopf losmacht. Wir sollten uns zuerst in Ruhe etwas überlegen.“ Matt stellte sich vor Tala und Kai.
„Ich… Wir können doch nicht noch mehr Zeit verlieren.“ Der eiskalte Blick des 23 jährigen Halbrussen verschreckte Matt nicht. Er kannte das von seinen jungen Freund schon.
„Ach und wann geht der nächste Flug? Wo willst du mit der Suche anfangen? Die Abtei ist zerstört. Dort wird sie also nicht sein. Was ist mit einer Unterkunft? Irgendwo musst selbst du bleiben. Natürlich weißt du, das du immer einen Platz bei mir hast.“ Jetzt verstand Kai was er meinte.
Und leider musste er zugeben, dass der Braunhaarige leider Recht hatte. Darüber hatte er sich keine Gedanken gemacht, nur die Sorge um Anne hielt ihn gefangen.
„Okay. Ich hab schon verstanden. Dann lasst uns reingehen.“ Der Halbrusse ging voraus. Sofort gefolgt von Matt und Mina, die immer noch keiner mit Namen kannte.
„Wer seid denn eigentlich ihr?“ wurde er nun von Hilary gefragt.
„Oh Verzeihung. Wie unhöflich von mir. Ich heiße Matt und das ist Mina. Ich habe Kai gerettet und wieder halbwegs gesund gepflegt. Na ja, eigentlich wohl eher wir. Und außerdem bin ich sehr gespannt, wie es zwischen den Beiden ausgeht.“

Die verwirrten und geschockten Blicke der anderen irritierten den jungen Mann.
„Was heißt denn gesund gepflegt???“ Ray sah Kai fragend an, doch dieser winkte nur ab. Also Fragte er den jungen Mann.
„Ganz einfach. Man hatte ihn angeschossen. Wobei ich denke, dass ich das schlimmste verhindert habe. Natürlich ist die Wunde noch nicht annähernd verheilt, aber euer sturer Freund wollte unbedingt zu seinem Mädchen. Diesen Wunsch konnte ich ihn doch unmöglich abschlagen.“
Kai ließ sich langsam auf die große Couch im Wohnzimmer fallen, und im gleichen Augenblick stöhnte er schmerzvoll. Besorgt setzte sich Tala neben dem Halbrussen.
„Kai…ich bin froh das du noch lebst. Wir werden Anne finden, das schwöre ich dir.“
„Danke, Bruder.“ Der 23 jährige lächelte Tala wirklich warm an.
„Okay, das mit der Unterkunft ist natürlich selbstverständlich. Ihr werdet bei mir bleiben. Hilary guckt gerade nach einen Flug und Ray ruft gerade euren Mr. Dickenson an.“
Matt setzte sich den beiden gegenüber, in den großen Sessel am Fenster. Mina machte es sich ganz selbstverständlich auf Kais Schoß bequem.
„Danke, Matt. Es ist schön zu wissen, dass man einen solchen Freund hat.“ Tala wirkte fast schon geschockt, kannte er den Halbrussen doch nicht wo freundlich.
„Und was ist mit mir? Wir sind doch auch Freunde, oder?“ schüchtern lächelte die Blauhaarige den Halbrussen an.
„Du bist doch schon viel mehr für mich, als nur eine Freundin. Du bist meine kleine Schwester.“ Lächelnd gab die 17 Jährige ihm einen Kuss auf die Wange. Dann schmiegte sie sich an Kais Brust. „Also ganz ehrlich, Kai. Ich glaube ich muss dir etwas sagen.“ Gespannt warteten sowohl der Halbrusse sowie auch der Russe darauf, das matt weiter sprach.
„Was meinst du damit?“ Kai verlor langsam seine Geduld.
„Na ja. Ich habe gerade eine sehr interessante Entdeckung gemacht.“ Nun reichte es dem 23 Jährigen endgültig. Er sprang auf.
„Los, sag schon was du zu sagen hast.“ Mina saß auf der Erde und schaute ihren Großen „Bruder“ an.
„Ganz ruhig Kai. Damit kommen wir auch nicht weiter.“
„Dann rede endlich.“ Matt atmete tief durch und zwang sich selbst zur Ruhe.
„Ich war gerade in ihrem Zimmer.“ Er schluckte den Knoten runter, der immer enger in seiner Kehle schien.
„Wir sind mehr als nur Freunde, mein lieber Kai. Denn deine Anne… na ja… wie soll ich es ausdrücken?“ Kai versuchte die Gedanken des Braunhaarigen nach zu vollziehen.
Doch gelang es ihm nicht. Er setzte sich wieder, zog Mina wieder zu sich, und wartete… und wartete…keine Reaktion von Matt.
„Matt. Was willst du damit sagen?“
„Mhh… ja wie soll ich es dir sagen? Anne ist…“ Wieder wurde er unterbrochen, diesmal von Ray, welcher gerade das Telefonat beendet hatte.

Kapitel 34...Familienbande!

„Hey, Mr. Dickenson gibt uns sein Flugzeug. Damit sind wir nicht an eine bestimmte Zeit gebunden.“ Er schaute in drei nicht sehr erfreute Gesichter.
„Was ist denn?“ „Matt wollte gerade etwas sagen“, meinte Tala nur und sah den Braunhaarigen wieder an
. „Entschuldigt. Na dann schieß mal los!“ Auch Ray sah den jungen Mann nun gespannt an.
„Ähm… ich wollte nur…oh Mist. Hab es vergessen.“ Ray und Tala musste sofort anfangen zu lachen, denn der Braunhaarige sah verlegen nach unten. Kai war nicht zum Lachen zumute.
Sein neuer Freund wollte doch etwas über Anne sagen. Was es wohl war? Der Halbrusse entschied sich dazu, es später herauszufinden.
„Toll mit dem Flugzeug. Dann können wir schon Mal zwei Punkte abhacken“, gab Tala nun in den Raum. In diesem Moment kam auch Max wieder. Er setzte sich auf dem Boden und lächelte die Blauhaarige an.
Ein total süßes Lächeln erhielt er dafür, sein Puls beschleunigte sich. Kai entging es keineswegs. Kalt sah er den Blonden an.
„Vergiss es Max. Mina ist meine kleine Schwester.“ Der 22 Jährige wurde knallrot und sah verlegen auf den Boden. Mina fing an zu kichern.
„Sei doch nicht so, mein lieber Bruder. Ich bin immerhin schon ganze 17. Sogar schon fast 18.“
Sie stand auf und setzte sich neben den Blonden, der nun noch roter wurde. Das fand sie total süß. Tyson kam auch wieder angerannt, zusammen mit dem kleinen Kenny. Aufgeregt versuchten beide Atem zu holen. Alle runzelten die Stirn.
„Was ist denn Tyson?“, wollte Tala wissen. Gespannt warteten alle.
„Sayuri ist auch entführt worden. Ich habe gerade ihren Bruder getroffen. Sie wurde ebenfalls in einen schwarzen Kleinbus gezerrt, als sie auf den Weg zu uns war.“
Damit hatte nun niemand gerechnet. Sie mussten sogar zugeben, dass keiner mehr an die 20 Jährige gedacht hatte. Kai fluchte auf Russisch. Tala tat es ihm gleich.
„Dann müssen wir also zwei Mädchen retten?“, fragte die kleine Blauhaarige verwirrt. Max nickte ihr zu.
„Ach, das wird einfach“, bemerkte sie nun. Alle wandten sich geschockt und hysterisch an sie.
„Wie kannst du denn nur so was sagen?“ Matt schüttelte den Kopf. Manchmal war Mina wirklich noch ein kleines Kind.
„Na ganz einfach. So wie es aussieht trauen sie sich doch nur an die Mädchen von euch ran. Und auch nur die, welche ihr noch nicht so lange kennt. Da wäre ich doch ein guter Lockv…“

„VERGISS ES!“ Kai sah sie eiskalt an und eisige Schauer rannen über ihren schlanken Körper.
„Ich will mich nicht auch noch um dich sorgen müssen, Mina.“ Vor Rührung presste diese die Lippen zusammen.
„Aber du willst doch Anne ganz schnell wieder bei dir haben.“ Er nickte.
„Na siehst du. Also…“ Auch Matt ließ sie nicht ausreden. „NEIN Mina. Kai hat vollkommen Recht. Zwei Geiseln reichen doch wohl.“
Energisch riss sich die 17 Jährige von Kai los. „Ich mach sowieso was mir gefällt. Bisher bin ich allein zurecht gekommen und das werde ich auch weiterhin.“
Sie sah alle der Reihe nach an, gespannt auf den nächsten Wutausbruch. Kai ließ sich nur genervt auf die Couch fallen. Matt sich nach hinten in den Sessel.
„Tu ruhig was du nicht lassen kannst, aber beschwere dich hinterher nicht.“ Kais Kommentar beschleunigte ihren Puls. *Wieder diese abweisende Haltung.* dachte sie nur.
„Super. Dann sehen wir uns also dort. Nur gut das ich genau weiß, wo die neue Abtei aufgebaut wird.“ Der Halbrusse riss die Augen auf, genau wie es auch alle übrigen taten.
„Was hast du da gesagt?“ Kais Augen blinzten zornig und empört.
„Weißt du eigentlich, wie lange ich danach suche? Das hättest du doch auch schon in Moskau sagen können.“ Also damit hatte sie nicht gerechnet. Sie wusste das er danach suchte, und auch das es sehr wichtig für ihn war. Leider konnte sie sich nicht vorstellen, was er dann tat.

Er sprang schon wieder auf, warf sie über seine Schulter und trug sie nach oben. In seinem Zimmer nahm er als erstes Annes Parfüm wahr. Kurz hielt er inne. Mina wehrte sich nämlich nicht.
„Kai… kannst du mich endlich runterlassen? Ich weiß ja, das du ein großer starker Mann bist, aber…“ Sie wurde aufs Bett geschleudert.
Empört setzte sie sich auf.
„Du bleibst hier drinnen bis wir losmachen und wage es nicht zu widersprechen oder raus zu kommen. Du weißt wie ich sein kann.“ Sie gab keinen Mucks von sich als er die Tür schloss.
„Na ganz toll, Mina. Schon wieder wirst du eingesperrt.“ Völlig niedergeschlagen legte sich auf den Rücken und döste ein wenig vor sich hin.

„Musste das jetzt sein, Kai? Du weißt doch wie sie jetzt reagieren wird.“ Ja das wusste er ganz genau. Sie würde entweder versuchen sich raus zu schleichen oder aber ankommen und sich entschuldigen. In beiden Fällen gewann er.
Er nickte lächelnd, was keiner außer Matt nachvollziehen konnte. Nach nur einer halben Stunde kam die Blauhaarige aus dem Zimmer und drängte sich an Kai. Die anderen waren in der Küche um sich einen Schlachtplan zu überlegen.
Der Halbrusse war nicht im Entferntesten erstaunt über die Tat der 17 Jährigen. Sanft schloss er die Arme um sie. Er hörte sie nuscheln.
„Es…tut mir leid, großer Bruder.“ Kai schüttelte nachsichtig den Kopf.
„Du hättest es mir sagen müssen, Mina!“, beharrte er. Verschüchtert hob sie den Kopf und sah ihn ernst an.
„Ich weiß, aber du musst mich auch verstehen. Ich hatte einfach Angst um dich. Du wärst doch sofort los marschiert. Und bei deiner Wunde wäre es dein sicherer Tod gewesen.“
Langsam rangen ihr die Tränen die Wange runter. Neugierig sah Matt ins Wohnzimmer.
Der Anblick ließ sein Herz schneller schlagen und unwillkürlich dachte er an Anne. Wie es ihr wohl jetzt ergehen würde? Hoffentlich tat man ihr nichts an.
Sein Geheimnis um Anne würde er wohl noch für sich behalten müssen. Denn wenn sie es wüssten, würden sie bestimmt darauf drängen, dass er nicht mitkam. Das konnte er unter keinen Umständen zulassen.
Auf jeden Fall mochte der 26 Jährige ihre Wahl was ihren Freund anging.

Auch wenn der Russe nicht ganz so war, wie er es sich vorgestellt hatte.
Von ihren Erzählungen her, hätte er ihn sich viel kühler und beherrschter vorgestellt, aber vielleicht lag es auch nur an der Liebe. Bekanntlich veränderte diese die Menschen. Es würde auf jeden Fall sehr spannend zwischen den beiden werden und zwar das ganze Leben lang.
Die Stimme des Chinesen riss ihn aus seinen Gedanken. Irritiert blickte er nun wieder zu diesem.
„Was hast du gesagt? Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders. Entschuldige bitte.“ Ray lächelte nur nachsichtig. Auch er hatte einen kurzen Blick ins Wohnzimmer geworfen.
„Das habe ich auch mitbekommen.“ Ray schmunzelte in sich hinein.
„Das hast du genau gewusst oder? Also das sie wieder so ankommen wird.“
Matt blickte ihn etwas verunsichert an. Was sollte er jetzt wohl sagen?
„Ähm ja, eigentlich schon. So war es die letzten Tage immer. Jedes Mal wenn sie frech war, hat er sie in ein Zimmer gebracht und nach kurzen hat sie entweder versucht zu fliehen oder kam an und hat sich entschuldigt.“ Dass sie es nur bei Kai tat, verschwieg er lieber.
„Aja. Okay wir haben uns auf jeden Fall etwas überlegt.“ Schnell erzählte er es dem Braunhaarigen. Der schwieg daraufhin.
„Was meinst du dazu?“, wollte Tyson wissen.
„Ich finde, es ist keine gute Idee. Ihr scheint es schon wieder vergessen zu haben, aber Kai ist noch immer schwer verletzt. Mit so einer Schusswunde ist nicht zu spaßen. Eigentlich müsste er im Krankenhaus liegen.“ Matt schüttelte nur den Kopf. Er wollte Anne ja auch da rausholen aber nicht zum Preis von Kai. Dieser erschien lässig im Türrahmen.
Mina rannte sofort in die Küche und hakte sich bei Max ein, welcher daraufhin rot anlief und Mina wiederum leise zu Kichern begann.
„So schlimm ist es auch nicht, Matt. Du hast mich doch ziemlich gut wieder zusammen geflickt.“
„Wie kann man nur so stur sein. Kai, damit ist nicht zu spaßen. Anne würde es unter keinen Umständen wollen. Sie hat schon immer sich viel zu viele Sorgen um andere gemacht. Niemals hat sie an sich gedacht. Auch nicht, nach dem Tod ihrer Mutter vor zehn Jahren. Andere Kinder wären zusammen gebrochen doch sie war die ganze Zeit stark. Nur Albträume konnte auch die starke Anne nicht verhindern.“
Ohne darauf zu achten, dass er jetzt sehr viel verraten hatte, auch das er Anne kannte, setzte er sich auf einen Stuhl, flocht seine Hände ineinander und stütze seinen Kopf darauf. Alle sahen ihn entweder erstaunt, geschockt oder verwirrt an.
Auch dem Halbrussen schien die Erkenntnis zu schocken. „Woher weißt du das alles?“, versuchte er ganz ruhig zu fragen. Seine Stimme verriet aber, wie es wirklich um ihn stand, sie zitterte.

Unwirsch schüttelte er den Kopf, sein Gesicht noch dem Tisch zugewandt. Tala kam zu ihm und packte ihn grob an den Schultern, zwang ihn den Kopf zu heben.
„Jetzt sag schon!“, brüllte er ihn fast an. Der 26 jährige befreite seine Schultern von dem Griff des Russen und stand auf. Unruhig lief er hin und her.
„Könnt ihr es euch nicht denken?“, fragte er nach einer kleinen Ewigkeit. Kai musste schlucken, seine Kehle fühlte sich eng und trocken an. *Das kann doch nicht sein!“ rief seine innere Stimme ihm laut und deutlich zu. Die kleine Blauhaarige fing sich als erste wieder.
„Matt, erzähle es ihnen einfach.“ Jetzt war es an Matt verwirrt zu gucken. Woher wusste sie es denn? Sein Gesicht schien Bände zu sprechen.
„Guck nicht so überrascht. Schon vergessen dass Kai mich vorhin in sein Zimmer gesperrt hatte? Anscheinend hat sie die ganze letzte Zeit darin gelebt. Auch die Bilder auf dem Tisch sprechen dafür. Soll ich es für dich sagen?“ Resigniert schüttelte der Braunhaarige den Kopf.
„Nein, schon gut, Mina. Also … Anne ist meine kleine Schwester.“

Ruhe…

Keiner wagte in diesem Moment zu atmen.

Kapitel 35...Die Hölle selbst

Anne öffnete ihre müden Augen einen kleinen Spalt, musste sie jedoch gleich wieder schließen, der Schmerz war zu groß. Ihr Kopf dröhnte und der Geruch des Betäubungsmittels lag noch immer beißend in ihrer Nase. Mit ihrem festen Willen und einer gehörigen Portion Übelkeit versuchte sie sich aufzurichten.
Jetzt nahm die auch einen vermoderten Geruch wahr. Vorsichtig öffnete sie wieder die Augen und sah sich angestrengt um.
Sie lag in einen dunklen Raum, deren eine Wand durch Gitterstäbe ersetzt wurde. Entsetzt stellte sie fest dass es noch mehr solcher Zellen hier gab. Überall lag oder saß jemand in einer. Der Gestank wurde fast unerträglich und die Blondine musste heftig würgen.
Vor Ekel schüttelte sie ihren schmalen Körper und versuchte aufzustehen. Die Sicht war verschleiert und sie wankte gefährlich. Schnell sank sie wieder auf den Boden. Fürs erste blieb sie also einfach sitzen.
*Wo bin ich hier nur?* Ihre Gedanken rasten, was nicht sehr gut tat, denn sofort kamen die Kopfschmerzen wieder, ein Gefühl als würde der Kopf zerspringen.
Dann hörte sie ein Geräusch, es mussten Schritte sein, wenn sie sich nicht irrte. Diese wurden immer lauter und lauter und endlich konnte sie in der Dunkelheit ein paar Gestalten erkennen.

Ihre Gittertür wurde geöffnet und mindestens fünf Leute kamen hinein. Von der Statur her völlig unterschiedlich. Abrupt wurde sie an den Armen gepackt und in eine stehende Position gezerrt. Ihren Widerstand schien der Typ hinter ihr nicht einmal zu bemerken.
„Du bist also das kleine Fräulein, welches Kai so mag. Tala soll dir auch nicht abgeneigt sein, habe ich mir sagen lassen. Wenn das nicht mal ein Glückstreffer ist.“
Sein höhnisches Lachen klang kalt und beängstigend. Anne versuchte zurück zu weichen doch hielt ein eiserner Griff sie an Ort und Stelle. Zu reden wagte sie noch nicht.
„Ganz ruhig Kleines.“Hörte man nun eine andere Stimme. Sie klang jünger und die Blondine hatte das Gefühl sie zu kennen. Leider konnte sie keine Gesichter erkennen.
„Du brauchst sie doch nicht zu beruhigen du Schwachkopf. Sie soll ruhig Angst haben. Das hat sie mehr als verdient.“ Diese weibliche Stimme kannte sie nur zu gut. Sogar besser als sie gern hätte. Wieder rang ein Schauer durch ihren Körper.
Sofort versteifte sie sich, was den anderen keineswegs entging. „Du hast sie also erkannt, deine Rivalin um Kai. Na wie solltest du auch nicht. Zeit mich zu erkennen zu geben. Los zündet ein paar Kerzen an.“
Die Anweisung war an ein paar Männern vor der Zelle gerichtet. In der plötzlichen Helligkeit musste Anne blinzeln und kniff dann doch die Augen erst einmal zusammen.
Aus den anderen Zellen drangen nun Klagelaute. Einer panischer als der andere. Anne selbst zwang sich zur Ruhe, denn es brachte nichts jetzt den Verstand zu verlieren. Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an den Schein der Kerzen.
Zwei ihrer „Besucher“ erkannte sie.
Sayuri und der Typ vom See, den sie bei ihrer Ankunft besiegt hatte
. „So sieht man sich wieder. Ich habe es dir ja gesagt gehabt, oder dachtest du das ich es auf mir sitzen lasse, wenn man mich zum Narren macht.“
Seine Gesichtszüge glichen einer verzerrten Maske. Beharrlich schwieg die 19 Jährige weiter. Der ältere Mann, der zuerst mit ihr geredet hatte, drehte sich ihr wieder zu. Er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Kai doch diesen Gedanken schob sie gleich wieder beiseite. Das war bestimmt auch nur Zufall. Voltaire sah es und fing an zu grinsen.
„Nein meine Kleine. Es ist kein Zufall. Ich sehe ihm wirklich ähnlich. Obwohl man richtiger sagen sollte, er sieht mir ähnlich. Ich bin sein Großvater, Voltaire Hiwatari.“
Ihr erster Gedanke war, ob Kai mit dieser Sache zu tun hatte, der zweite wie absurd das wäre. Er würde sie auch so immer wieder bekommen können. Vielleicht könnte sie von diesem Voltaire ja erfahren wie es Kai ging, oder ob er überhaupt noch lebte. Dann erinnerte sie sich, dass der Brief ja für ihn war, also musste er wohl Gott sei Dank noch leben.
Er deutet eine leichte Verbeugung an, die eher belustigt als ernst wirkte. Nun umfing Anne doch die kalte Panik, ließ ihre Sicht verschleiern, ihr Herz rasen und die Augen stumpf werden.
Sie versuchte sich äußerlich unter Kontrolle zu halten und doch konnte sie ihren Kopf nicht belügen. Schmerzende Tränen wollten ihrer Freiheit, ihrem Gefängnis entkommen.

Ein lautes Lachen holte sie unwirsch aus der Panik. Sayuri stand dicht vor ihr.
„Na kleine Schlampe? Was sagst du jetzt? Hat es dir die Sprache verschlagen?“ eine schallende Ohrfeige traf das Gesicht der 19 Jährigen, der Kopf flog zur Seite und die Kopfschmerzen wurden nun unerträglich.
„Hey Sayuri, lass das. Sie ist mein Spielzeug. Ich will sie unbeschädigt haben wenn ich mich mit ihr amüsiere.“
Der Kerl grinste abartig und Anne wusste sofort was er mit amüsieren meinte. Schlagartig wurde ihr Speiübel, doch riss sie sich zusammen.
Sie wollte sich jetzt keine Blöße geben. Die anderen waren bestimmt schon auf dem Weg hierher. Anne konnte es nur hoffen, auch das sie kamen, bevor der Typ sein amüsieren bekam. Wahrscheinlich hatte er vor es nicht nur einmal zu bekommen…
Jetzt kam wieder ein wenig Leben in die zierliche Blondine. Mit zusammen gekniffenen Augen versuchte sie sich loszureißen.

Der Kerl hinter ihr griff nach ihrem Arm und bog ihn mit einer schnellen Bewegung auf ihren Rücken. Anne biss sich auf die Lippen und doch konnte sie den Schmerzenslaut nicht unterdrücken.
Eine weitere Bewegung und sie würde das Knacken ihres Armes hören.
Diese Position war so schmerzhaft, dass sie glaubte, ihre Füße würden nachgeben. Bunte Punkte tanzten vor ihren Augen und die Blondine fühlte, wie ihr Arm bis zur Schulter hinauf taub wurde, was das Stechen jedoch nicht im Geringsten reduzierte, im Gegenteil.
Voltaires böses Lachen echote von den kahlen Wänden ab und ließ es noch abartiger klingen. Allmählich drang ein ungutes Gefühl in sie.
Immer tiefer, als wären es Messerstiche, kamen ihr widerliche Gedanken. Wie in einen Stummfilm zogen sich Bilder vor ihrem inneren Auge vorbei und machten Entsetzten Platz.
Fast schon konnte sie die Bilder mit ihren Händen fassen. Sayuri reichte es nach einer Weile und sie begann unruhig in der nassen Zelle umherzulaufen.
„Können wir endlich hier raus? Es ist einfach nur eklig hier. Es stink und ist dunkel.“ Nörgelte sie immer wieder um. Mit einer raschen Handbewegung brachte der Grauhaarige sie zum Schweigen.
„Es reicht!“ meinte er einfach nur und schon war sie ruhig. Sayuri ging aus der vermoderten Zelle und wartete davor, ungeduldig mit einen Fuß auf den Boden tippelnd.
„Glaubst du wirklich, dass es Kai interessiert was du machst?“ er blickte sie verachtend an und zog eine Augenbraue hoch. „Und es ob ihn interessiert. Er wird mich hier rausholen, und dann möchte ich lieber nicht in eurer Haut stecken.“
Sie hatte endlich ihre Stimme wieder gefunden. Auch wenn diese noch ziemlich rau und stockend klang.

Voltaire verzog hämisch sein Gesicht und lachte wieder schallend los.
„Das denkst auch nur du. Er hat doch schon längst wieder eine Neue. Du bist und warst nie etwas anderes als eine nette Abwechslung.“ Er sagte genau das, was sie immer selbst gedacht und befürchtete hatte. Wahrscheinlich war es also wahr, da er seinen Enkel ja kannte.
Ihre letzte Hoffnung schwand dahin.
„Keine Angst, meine Kleine. Wir werden uns schon sehr gut um dich kümmern.“
Damit verschwand er aus der Zelle und der Typ vom See kam auf sie zu. Er gab dem Mann hinter ihr zu verstehen, sie loszulassen. Anne war aber alles andere als erleichtert.
Ein ungutes Gefühl ließ ihr Herz schnell schlagen und ehe sie reagieren konnte, hatte er sie an sich gepresst und drückte seine Lippen auf ihre. Voller Ekel versuchte sie sich zu befreien und schlug um sich. das einzige was es ihr brachte, war eine Ohrfeige, die sie zu Boden beförderte.
„Du wirst dich schon daran gewöhnen, meine Schöne. Ich werde dich oft besuchen kommen.“
Dann verschwand auch er. Die Blonde spürte wie etwas Warmes und Feuchtes an ihrer Lippe hinunterlief. Als sie es wegwischte und auf ihre Finger sah, erblickte sie Blut.
Ihre Lippe war also bei der Ohrfeige aufgeplatzt. Das schlimme daran war, dass sie genau wusste, es würde noch viel Schlimmeres auf sie zukommen.

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„Wieso rückst du damit erst jetzt raus?“ Kais Stimme klang gefährlich leise und ruhig. Tyson und Max gingen schon vorsichtshalber in Deckung hinter Ray. Obwohl dieser sie wohl auch nicht beschützen könnte.
„Weil du mich sonst niemals hättest mitkommen lassen.“
„Da hast du verdammt recht.“ Zischte Kai und war kurz davor die Beherrschung zu verlieren. Das hatte gerade noch gefehlt.
„Na siehst du. Dann sei auch nicht wütend. Außerdem ist es mir erst vorhin aufgefallen.“ Gab Matt zu.
„Das wolltest du also vorhin sagen.“ Mischte sich nun Tala mit ein. Er konnte den braunhaarige ziemlich gut verstehen. Kai war etwas leicht auf hundertachtzig zu bringen und erst recht bei einer solchen Neuigkeit.
„Genau.“ Bestätigte der 26 Jährige ernst. Kai vermochte es nicht ihn ein zu schüchtern. Betreten schwiegen alle eine Moment.
Sie hingen ihren eigene Gedanken nach. Und jeder ihrer Gedanken endete mit Anne. Kai beruhigte sich nur langsam wieder durch Matt und Tala.
Ray kochte etwas zu Essen, da allen der Magen knurrte. Max und Tyson zockten wieder um sich abzulenken, während Mina neben dem Blonden saß.
Mariah und Hilary hatten sich beide ein Buch geschnappt und kuschelten sich auf der Couch zusammen.

Nach dem Essen scheuchte Kai die Jungs nach draußen zum Trainieren. Gerade jetzt hatten sie es noch einmal bitter nötig. Zumal das letzte schon eine ganze Ewigkeit her war. Vermutlich sogar seit er weg war, wie er nach den ersten Kämpfen feststellte.
„Ihr habt also gefaulenzt.“ Spöttelte Kai rum und die anderen seufzten genervt.
„Oh verzeiht großer Meister. Da ihr fort ward, gab es niemanden der sich um uns gekümmert hat.", erwiderte Tyson genauso spöttisch. Sogar Kai brachte ein kleines Lächeln dabei zustande und für diesen winzigen Moment war alles vergessen.
Natürlich nur äußerlich, innerlich dachte jeder an Anne.
Keiner konnte sich auch nur ansatzweise vorstellen, was die Arme durch zu machen hatte. Und noch konnte niemand helfen.

Am nächsten Tag ging es endlich nach Moskau. Der Flug zog sich für alle Beteiligten endlos in die Länge und die Gemüter wurden immer labiler.
Sah man aus dem Fenster konnte man die weiße Pracht des Schnees sehen und doch war das wirkliche ziel noch so weit entfernt.
*Irgendwo dort ist sie und ich kann ihr nicht helfen.* Kais Gesicht wurde immer niedergeschlagener. Und auch wütender umso näher sie kamen.
Erst vor kurzem war er dieser Hölle entkommen und nun befand er sich auf direkten Weg wieder hinein. Doch sie war es ihm wert, sie war ihm alles Wert. Nie hätte er sich so etwas vorstellen können, sein Leben für jemand anderen geben zu wollen.
Doch jetzt wollte er gerne mit ihr tauschen.
„Ich bin bald bei dir, Kleines.“ Nuschelte er in seinen weißen Schal. Matt neben ihn blickte ihn ebenso traurig an.
„Wir holen sie da raus, Kai.“ Versuchte er den Halbrussen aufzumuntern. Mit wenig Erfolg wie er umgehend feststellen musste. Der 23 Jährige schien sich noch weiter zu entfernen.

Kapitel 36...Unangenehm

Endlich in Moskau angekommen, gelang es den Anderen kaum noch Kai zu beruhigen.
Die Kontrollen konnten gar nicht schnell genug vorüber gehen, das Taxi fuhr fiel zu langsam und seiner Meinung nach brauchten die Anderen auch viel zu lange. Ungeduldig wartete der Halbrusse darauf, dass Matt die Tür zu seiner Wohnung aufschloss.
„Geht das vielleicht auch ein bisschen schneller?“ fragte er genervt und bekam einen gestressten Blick des Braunhaarigen.
„Ganz ruhig, Kai. Das hilft uns jetzt auch nicht weiter.“ Versuchte Ray ihn zu beruhigen, wieder ohne Erfolg.
„Das ihr so rumtrödelt auch nicht.“ War seine äußerst kühle Antwort. Was er sich noch dachte, ließ er seine Freunde nicht wissen.
Und genau in diesem Moment klingelte auch plötzlich sein Handy.
Die Nummer war unterdrückt und normalerweise ging Kai dann nicht ran. Doch aus einem plötzlichen Impuls heraus, war sein Finger schneller an der grünen Taste, als wie jemand bis eins hätte zählen können.
Er sagte keinen Ton und überließ es dem Anrufer zuerst etwas zu sagen.
Erst dachte der 23 Jährige, niemand würde ein Wort sagen, dann drang ein böses und sehr bekanntes Lachen zu seinem Ohr.
„Wenn ich dich in die Finger bekomme…“ fing er drohend an, wurde jedoch sofort unterbrochen.
„Aber mein lieber Enkel. Du wirst deinem Großvater doch nicht wirklich etwas antun wollen.“
Voltaires grauenhaftes Lachen klang auch zu den Anderen hinüber. Diese hatten das Handy gar nicht gehört. Nun sahen sie zu ihrem Freund und in ihren Gesichtern spiegelte sich Entsetzten und Abscheu. Leise kamen sie näher um mithören zu können. „Darauf würde ich nicht wetten, Voltaire.“
Seine Stimme klirrte regelrecht vor Kälte und Hass. Wenn sein Großvater nun vor ihm stünde, wäre er auf jeden Fall auf diesen losgegangen. Keiner konnte und wollte es ihm verübeln, würden sie es ihm doch gleichtun. 

„Aber, aber…mein lieber Kai. Nicht so aggressiv. Du willst doch bestimmt nicht, das der kleinen Anne etwas passiert…so schnell.“ Fügte der alte Mann noch hinzu. Für die Anderen ließ er damit keinen Zweifel, wie es ihr schon sehr bald ergehen würde. Der Halbrusse ballte seine freie Hand zur Faust und grub seine Nägel dabei ins Fleisch. Zähneknirschend hörte er weiter zu. Nichts desto trotz, würde er jetzt lieber etwas anderes tun. „…Nein…“ gab er gepresst zurück. Jetzt hieß es Ruhe bewahren, auch wenn er nicht gerade dafür bekannt war.
„So gefällt mir das schon wesentlich besser. Sei ein braver Junge und tu was ich dir sage.“
Wieder war sein abscheuliches Lachen laut zu hören. Der Halbrusse knirschte weiter mit den Zähnen und versuchte ruhig zu bleiben. „Was willst du?“ seine Wut war direkt greifbar und niemand konnte sich vorstellen was in ihm vorging.
„Das teile ich dir in ein paar Tagen mit.“ Sagte Voltaire und legte einfach auf. Fassungslos starrte der 23 Jährige das Handy in seiner Hand an. Dann warf er es einfach auf das Sofa.
„Was hat er gesagt?“ wollte Tala sofort wissen. Kai schüttelte nur den Kopf.
„Er will sich in ein paar Tagen noch einmal melden.“ Sagte er ausdruckslos.

Dann sah er zu Mina. Er winkte sie zu sich. „Bring mich zur neuen Abtei.“
Wiederwillig nickte die Blauhaarige. Doch sie sah dabei traurig aus. Sie hatte einfach Angst um ihn. Die 17 Jährige wusste genau was er vorhatte.
Natürlich wollte auch sie Anne retten, obwohl sie sie nicht kannte.
Immerhin war Matt ihr bester Freund und Kai wie ein Bruder. „Okay.“ Sagte sie daher. Ray und Mariah waren in der Küche und machten Essen für alle. Dabei unterhielten sie sich.
Die Rosahaarige machte sich wahnsinnige Sorgen, auch um Sayuri. Wusste doch noch keiner von ihnen, was es mit ihr auf sich hatte.
„Meinst du es geht ihr gut?“ fragte sie wispernd. Der Chinese wusste nicht was er sagen sollte und so zuckte er nur mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht, aber da es um Voltaire geht, würde ich leider annehmen…Nein.“ Antwortete er ihr nach einigen Sekunden bekümmert.
Dort wo sie war, konnte es ihr einfach nicht gut gehen. Auch wenn er es sich noch so sehr wünschte. Anne machte wahrscheinlich schon jetzt die reinste Hölle durch. Zitternd klammerte sich Mariah an ihn.
„Ich will ihr so gern helfen.“ Flüsterte sie. Ray nickte und nahm sie fester in seine Arme.
„Ich auch, Schatz.“ Kurz schloss er die Augen und atmete tief durch. Ihm kam eine Idee. Angestrengt wog er Pro und Kontra ab. Seine Freundin bemerkte es. Lächelnd sah sie zu ihm auf.
„An was denkst du?“ wollte sie gespannt wissen. Sein Gesicht zeigte ihr nur zu deutlich das etwas in ihm vorging. Er sah zu ihr runter und schüttelte nur den Kopf.
„Jetzt noch nicht, mein Schatz.“ Lächelte er sanft.
Nein, jetzt würde er noch nichts sagen. Erst musste er alles mit einberechnet haben. Seine Idee war gut, sogar sehr gut, nur leider auch sehr gefährlich, für alle Beteiligten.
Aber vielleicht war es die einzige Chance Anne schnell zu befreien. Ray nahm Mariahs Hand und zog sie mit sich ins Wohnzimmer.
Sofort fiel sein Blick auf Kai. Seine wütende Haltung und die Kälte in seinen Augen gefielen dem Chinesen gar nicht. So war Kai auch gewesen als sie sich kennen gelernt hatten. Wenn er jetzt wieder in sein altes Verhalten fiel, war alles umsonst. Natürlich war es nur zu verständlich. Sollte Mariah in solch einer Situation sein…
Ray wollte es sich lieber nicht vorstellen.

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Was Anne jetzt durch machen musste, war mehr als die Hölle. Sie war erst knappe vierundzwanzig Stunden hier, doch kamen sie ihr wie Wochen oder Monate vor. Es war dunkel, kalt und stank abartig. Ganz zu schweigen von den anderen Leuten hier unten.
Immer wieder kamen Männer in den Keller und gingen in eine oder mehrere Zellen, in denen ausschließlich Frauen waren. Man brauchte keine Fantasie um sich zu denken was die Männer taten. Außerdem war es an den Schreien zu hören.
Anne saß in einer Ecke und starrte vor sich hin. Leicht wiegte sie ihren Körper hin und her. Es wurde wieder zusehends kälter, vermutlich wurde es wieder Nacht.
Nur an der Temperatur wusste Anne welche Tageszeit es sein musste. Mit Sicherheit konnte sie es allerdings nicht sagen. Hin und wieder bekam sie Besuch: von Ratten.
Die Blondine musste sich eingestehen, dass ihr dieser Besuch sehr viel lieber war, als Männerbesuch. Voltaire hatte sich nicht noch einmal blicken lassen bis jetzt.
Auch der Typ vom See, dessen Namen sie noch immer nicht kannte, und Sayuri ließen sich nicht blicken. Gedankenverloren stand Anne auf und stellte sich an die Gitter der Zelle. Traurig lehnte sie ihren Kopf dagegen und versuchte etwas zu sehen, vergeblich.
In dieser Dunkelheit konnte man einfach nichts erkennen. Frustriert setzte sie sich wieder und nahm die Kanne, welche ihr zwischendurch gebracht wurde. Hastig trank sie einige Schluck des kühlen Wassers.
Das Essen rührte sie allerdings nicht an, auch wenn ihr Magen noch so sehr knurrte und nach Nahrung verlangte.
Und schon wieder waren Schreie zu hören. Ein Mädchen schrie aus vollen Lungen. Anne stand wieder auf und ging zum Gitter. Es kam genau aus der Zelle ihr gegenüber.
Eine kleine Kerze verbreitet etwas Licht und als Anne ihre Augen anstrengte sah sie die zwei Gestalten, fest umschlungen. Entsetzt trat sie einen Schritt zurück.
Das was sie sah, war keine zärtliche Umarmung. Ihre Kehle war wie zugeschnürt.

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„Und was machen wir jetzt?“ wollte Tyson aufgebracht wissen.
Die Jungs saßen in dem großen Wohnzimmer und überlegten angestrengt, wie sie jetzt weiter vorgehen sollten. Ray behielt seine Idee noch für sich. Nur im Notfall wollte er damit raus rücken. Mariah saß mit Hilary und Mina in der Küche. Auch die drei diskutierten angestrengt.
„Wie wäre es wenn ich doch den Lockvogel spiele? Das wäre eine sehr gute Idee und eine noch bessere Chance.“ Warf Mina in die Runde. Hilary sprang auf und sah die Blauhaarige böse an.
„Kommt gar nicht in Frage. Das ist viel zu gefährlich.“ Meinte sie und Mariah stimmte ihr zu. Auch sie fand diesen Plan zu waghalsig.
„Aber…Wir müssen doch etwas tun…“
Mina klang verzweifelt und ihr fehlten die Worte. Was sie noch keinem außer Matt gesagt hatte war, dass sie bis vor kurzem selbst dort war. Es war noch keine vier Wochen her, dass sie dieser Hölle entkommen war. Nur durch Hilfe einer guten Freundin.
*Lissa…Ich hoffe du lebst noch* dachte sie traurig. Anne war nicht der einzige Grund weshalb Mina wieder dorthin wollte, musste. Ihre beste Freundin Lissa befand sich auch noch immer dort. Als Matt sie gefunden hatte war sie nur ein Häufchen Elend.
Die Kleidung zerrissen, übersät mit Wunden. Kein sehr schöner Anblick. Ungehalten liefen ihr bei der Erinnerung wieder die Tränen über die Wangen.
Es schmerzte noch immer an alles zu denken, vermutlich würde es auch niemals aufhören. Sie hatte dort ganze zwei Jahre verbracht. War einfach nur so dahin vegetiert, atmete nur noch anstatt zu leben.
Wenn Anne jetzt auch nur eine Sekunde von dem durchmachen musste, tat es Mina noch mehr weh. Kai war wirklich ein Bruder für sie geworden. Niemals wollte sie dass er solches Leid ertragen musste.

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Ihre Knie sackten weg und sie rutschte nach unten. Immer noch waren ihre grünen Augen auf die Szene vor ihr gerichtet. Das Mädchen musste höchstens 14 oder 15 sein.
Viel zu jung. Immer wieder schlug der Mann sie um sie ruhig zu stellen. Es gelang ihr auch für kurze Zeit. Doch ganz konnte sie nicht aufhören. Ihr Wille war noch nicht gebrochen. Allerdings konnte es nicht mehr lange dauern, bis dies der Fall war.
In diesem Moment schlug sie die Augen auf.
Ein wunderschönes Blau ohne jegliches Leuchten darin. Ihre Blicke trafen sich und Annes Herz setzt einige Schläge aus.
Eigentlich hätte die 19 Jährige vermutet dort auch den Wunsch nach Hilfe zu finden, jedoch sah sie etwas anderes: Mitleid.
Anne beschlich ein panisches Gefühl.

Wollte das Mädchen etwas andeuten, das ihr bald das gleiche blühen würde? Alle Farbe sich aus ihren Gesicht. Panik überkam sie und sie erstarrte als ihre Zelle geöffnet wurde. Sie hatte nicht einmal bemerkt wie jemand gekommen war.
„Hallo mein süßes Spielzeug.“ *Diese ekelhafte Stimme* dachte Anne nur.
„Ich habe mich noch nicht einmal vorgestellt. Ich bin Marc.“ Sie wusste dass sein Grinsen nichts Gutes bedeuten konnte.
*Kai…* Langsam löste sich ihre Starre und sie richtete sich auf. Bei jedem Schritt den er näher kam, wich sie einen weiteren zurück. Die Wand kam fiel früher als Anne gehofft hatte und panisch blicke sie sich um. Marc blieb ungefähr einen halben Meter vor ihr stehen und musterte sie.

Kapitel 37...Der Anfang vom Ende

„Was willst du von mir?“; fragte Anne ihn kalt, obwohl sie innerlich vor Angst zusammenbrach. Sein süffisantes Lächeln jagte ihr Schauer um Schauer über den Rücken. Noch einen Schritt trat er zu ihr. Das Lächeln verstärkte sich noch.
„Als wenn du es dir nicht denken könntest.“ Seine braunen Augen funkelten, während er mit einer Hand ihren Arm streichelte.
Doch diese Geste hatte nur am Anfang etwas fast zärtliches an sich. Kaum war er bei ihrer Schulter angelangt, wurde sein Griff schmerzhaft, sodass die Blonde aufstöhnte vor Schmerzen.
„Fass…mich nicht…an.“; Sagte sie leise und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Er lachte nur weiter und im nächsten Moment drückte er auch schon seine Lippen auf ihre. Vor Ekel kniff sie die Augen zusammen.
*Nur keine Angst zeigen.* ermahnte sie sich. So schnell wie der Kuss kam wurde er auch schon wieder beendet.
„Mhh. Du schmeckst wirklich gut. Aber nicht sehr jungfräulich. Das ist schade.“
Er ließ sie wieder los und sah sich kurz um, als würde er etwas ganz bestimmtes suchen.
„Und du schmeckst widerlich.“
Ehe sie auch nur reagieren konnte, landete sie schon wieder unsanft auf dem Boden. *Ich sollte erst denken und dann reden.* wies sie sich nun selbst zurecht.
„Ich an deiner Stelle, wäre nicht so unfreundlich. Dein geliebter Kai befindet sich auf dem Weg hierher. Direkt in unsere Falle. Falls du also nicht willst, das ihm etwas passiert, schlage ich vor du bist ab jetzt sehr nett zu mir.“ Anne starrte den Jungen vor sich nur mit geweiteten Augen an. Egal was es für eine Falle sein sollte, sie würde es nicht riskieren, dass er nur wegen ihr verletzt würde.
Außerdem konnte Anne sich nicht vorstellen, dass er her kam. Hatte er sich nicht sehr deutlich ausgedrückt? Er wollte nichts von ihr. Es war alles nur ein Spiel von ihm. So hatte sie bisher gedacht. Seit dem Gespräch mit Hiro, war sie sich nicht mehr ganz so sicher. Vielleicht hatte er ja doch ein paar Gefühle für sie.
„Okay“, brachte sie nur tonlos raus und wandte den Kopf ab.
„Gutes Mädchen. Ich dachte mir schon, dass du vernünftig sein würdest.“ Anne stand wieder auf und wischte sich über die Lippen. Ihr Blick viel wieder auf die andere Zelle. Dort war es nun sehr ruhig und der widerliche Kerl stand davor, grade dabei seine Hose wieder zu schließen.
„Ich lasse dich erst mal wieder alleine, Sweetheart“, sagte er und verschwand auch schon.

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Mina dachte noch immer zurück und bemerkte nicht wie Ray zu ihr kam. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr woraufhin sie ihn anstarrte, als habe er den Verstand verloren. Die anderen beiden Frauen bemerkten es nicht, waren sie doch viel zu tief in ihren eigenen Gedanken versunken. D
er Chinese bedeutete ihr ihm zu folgen. Ohne Widerworte tat sie es. In einen, anscheinend Schlafzimmer, angekommen drehte er sich zu ihr.
„Ray, was denkst du dir nur?
Das kann nicht wirklich dein Ernst sein.“
„Nur im Notfall. Ich kann die Anderen leider nicht mit einweihen. Du kennst dich dort aus und es wäre ein leichtes für dich, dich dort zu Recht zu finden, oder?“ Sie überlegte angestrengt. So dumm war die Idee gar nicht. Und er würde es auch nicht vorschlagen, wenn er nicht über alles nachgedacht hätte.
„Ja, das würde ich“, antwortet sie ihm daher fest. Erleichterter seufzte der Schwarzhaare und setzte sich aufs Bett.
„Voltaire weiß nicht, das du bei uns bist. Vermutlich denkt er du versteckst dich. Es wäre ideal. Natürlich lasse ich es dich nicht alleine machen.“ Fügte er schnell hinzu. Mina war ihm schon jetzt ans Herz gewachsen und auch auf Kai hatte sie einen wirklich guten Einfluss.
„Das habe ich auch nicht gedacht, Ray. Und wahrscheinlich ist deine Idee die beste, die wir haben werden. Aber warum sollen die Anderen davon nichts wissen?“

Er schwieg einen Moment.
„Weil sie versuchen würden uns daran zu hindern. Besonders Kai und Matt. Schließlich stellt es nicht nur eine Gefahr für dich dar. Auch für Anne.“
Das sah Mina ein und nickte.
„Okay. Sagen wir mal, es gelingt mir…wie willst du Kai und den Rest ablenken, sodass sie mein Verschwinden nicht bemerken?“ Auch daran hatte Ray gedacht.
„Ganz einfach. Du kommst gar nicht erst mit uns mit. Du wirst hierbleiben, weil dir nicht wohl bei dem Gedanken ist, wieder dort zu sein.“
„So einfach es sich auch anhört. Ich glaube kaum, das man mich dann hier alleine zurück lassen würde.“
Sie lächelte sanft. Zu schön war die Idee.
„Oh du wirst nicht allein sein.“ Er lächelte ebenso sanft. „Mariah wird hier bleiben. Ganz sicher würde ich nicht unser Kind gefährden.“ das würde Mina auch nie zulassen, soviel stand fest. Und Mariah würde garantiert auch nichts ausplaudern.
„Also was sagst du?“ seine fragende Miene war wirklich süß. Sie nickte wie selbstverständlich.
„Natürlich helfe ich dir“, meinte sie noch.
„Super. Dann werde ich jetzt schon mal Mariah Bescheid sagen“, sagte der 23 Jährige und stand auf.
„Danke“, hauchte er beim vorbei gehen.
Mina lächelte nur wieder und folgte ihm dann nach draußen. Der Chinese machte sich sofort daran auch seine Verlobte vom Plan zu erzählen. Erst war sie gar nicht begeistert, doch da er ja an alles gedacht hatte, stimmte auch sie zu.

So vergingen ganze drei Tage. Kais Handy klingelte wieder. Gereizt nahm der Halbrusse den Anruf an. Diesmal hatte Voltaire sich nicht die Müde gemacht, die Nummer zu unterdrücken. Wahrscheinlich behielt er sie eh nicht lange genug.
„So mein lieber Kai. Es ist an der Zeit für ein Wiedersehen. Du weißt sicher schon, wo ich mich aufhalte. Komme heute Abend um 20 Uhr dorthin. Ach ja und vergiss deine Freunde nicht. Sie sollen das große Vergnügen haben, mit anzusehen, wie du zugrunde gehst.“ Dann machte es Klick und die Leitung war wieder tot.
"Wie kann er es nur wagen.“ Kai knirschte mit den Zähnen und schleuderte das Handy gegen die nächstbeste Wand. Seine Hände ballte er zu Fäusten, bis die Knöchel so weiß waren, als fielen sie jeden Moment durch die Haut hindurch. Matt versuchte ihn ohne Erfolg zu beruhigen.
„Kai, bleib ruhig. So kommen wir auch nicht weiter.“
Kai wusste selbst, dass es nichts brachte. Doch seine Wut wurde mit jeder Sekunde größer.
*Was hat sie nur aus mir gemacht?* fragte er sich dann verzweifelt. Es war nicht seine Art so zu reagieren, wegen einem Mädchen. Noch dazu ein Mädchen, was er kaum kannte und von dem sein bester Freund etwas wollte. Wenn Liebe wirklich so war, verstand er nicht, was die Leute daran so toll fanden. Er konnte sich nicht vorstellen, es ein ganzes Leben lang zu ertragen.
Immer diese Sehnsucht, diese Qualen.
*Aber es sind doch nicht nur Qualen.* berichtigte er sich selbst.

Seit er Anne kannte, hatte er mehr gelacht, als in den Jahren davor. Sie war erfrischend rein, ehrlich und loyal. Wenn man es von der Seite betrachtete, wollte er gerne sein Leben mit ihr verbringen.
Vielleicht wurde er erst jetzt wirklich erwachsen. Bei diesem Gedanken musste er schmunzeln, woraufhin Matt ihn verwirrt ansah.
„Alles okay?“, fragte dieser besorgt. Kai antwortete nicht sofort, doch sein schmunzeln blieb als wäre es festgewachsen.
„Ich musste nur an Annes Art denken. Wie sie mich verzaubert hat“, gestand er leise. Auch der Braunhaarige schmunzelte nun.
„Ja ich weiß was du meinst. Sie ist einfach unglaublich“, bestätigte der 26 Jährige lächelnd. Versonnen dachten beide im gleichen Moment an ihr Lächeln und an ihre Stimme.
„Okay, wir sollten uns fertig machen“, meinte Matt dann. Kai nickte und ging zu den Jungs in die Küche. Schnell erzählte er von dem Anruf.
Alle bereiteten sich auf den Abend vor. Nur Mina und Mariah bleiben ganz ruhig.
„Ich werde hier bleiben. Keine zehn Pferde bekommen mich noch einmal dorthin“, erklärte Mina leise. Verstehend nickten alle.
„Ich bleibe wegen dem Baby auch lieber hier“, sagte nun auch die Rosahaarige. Als es soweit war, gingen sie los. Mariah und Mina standen am Fenster und sahen ihnen nach.
„Ich werde mich auch gleich auf den Weg machen“, verkündete Mina.
„Aber sei bitte sehr vorsichtig.“ Besorgt sah Mariah die Blauhaarige an.
„Mach dir um mich keine Sorgen. Ich komme schon klar. Und außerdem zählt Ray doch auf mich“, grinste sie zurück und verließ auch schon die Wohnung.

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Anne hockte an den Gitterstäben und unterhielt sich mit dem Mädchen. Das taten sie schon seit drei Tagen. Sie verstanden sich wirklich gut.
Doch wurden sie mehrmals täglich von jemand gestört. Lissa, so hieß das Mädchen, sagte nichts mehr und wehrte sich auch nicht mehr. Für sie war es einfacher, das ganze einfach geschehen zu lassen. Jedes Mal danach baute Anne sie wieder auf.
Doch plötzlich kam Marc.
„Hey Goldstück“, begrüßte er sie anzüglich. Wieder mit diesem süffisanten Grinsen im Gesicht. Lissa sah ihn panisch an.
„Lass sie in Ruhe. Du kannst mich nehmen“, flehte sie ihn verzweifelt an. Sie wollte nicht dass der Blonden etwas passiert.
„Halt die Schnauze“, meinte er jedoch nur wütend und trat gegen ihre Zelle. Erst dann wandte er sich wieder Anne zu und kam nur zu ihr hinein.
„Jetzt werden wir endlich Spaß haben“, meinte er böse und griff schon nach ihrem Arm. Verzweifelt schlug Anne um sich, doch war er viel stärker als sie.
Ohne Anstrengung drückte er sie flach auf den Boden. Mit einer Hand hielt er ihre über dem Kopf zusammen, die andere ließ er über den schlanken Körper der 19 Jährige gleiten.

Wenig später sahen ihre Augen leer zur Seite, nichts nahm sie wahr. Ihr Körper wurde immer wieder benutzt, doch fühlte sie nichts dabei. Jedes Mal wenn Marc sie nahm, floh ihre Seele hinfort. Kehrte erst danach zurück.
Dem jungen Mann war es egal, dass sie nur wie eine Puppe unter ihm lag. Ihr Wille war gebrochen und sie ließ alles mit sich geschehen. Spürte nichts mehr dabei, wollte nichts spüren. Doch als er wieder weg war kam auch die Seele der 19 Jährigen zurück.
Unkontrolliert begann sie zu weinen und zu schreien.
Aus jedem einzelnen Schrei klangen die Verzweiflung, der Schmerz und der Hass. Wild schlug sie um sich, verletzte sich dabei. Das alles war ihr egal. Das hier war einfach nur die Hölle und niemand kam um sie zu befreien. Wie lang sie wohl schon hier war? Sie wusste es nicht. Lissa versuchte sie zu beruhigen, doch gelang es ihr nicht.
Zu verzweifelt war Anne.
Selbst die Gedanken an Kai halfen ihr nicht, mit dem geschehen klar zu kommen. Ein Wärter kam rein und schlug sie brutal gegen die Wand. Am Boden kauert weinte sie nun nur noch leise vor sich hin. Blut tropfte von ihren Händen auf den Boden.
Wie glitzernde, kleine, rote Perlen.

Kapitel 38….Findung!

„Ob mit Mina alles okay ist?“, fragte Hilary, ihre Stimme zitterte in der Kälte. Sie waren fast am Ziel angelangt. Tyson trat neben seine Freundin und legte ihr einen Arm um die Schultern.
„Sie ist doch in Sicherheit, Hil“, meinte er nur. Max und Ray nickten.
"Mariah wird sich schon um sie kümmern“, erklärte der Chinese fest. Hilary schien beruhigt und nickte zufrieden.
„Ja du hast Recht.“ Schon wenige Minuten später kamen sie an der Ruine der alten Abtei an. An der rechten Seite des ehemaligen Hauptgebäudes befand sich eine Treppe, die dem Anschein nach unversehrt in die Tiefe führte.
Kai blieb einen Moment davor stehen und versuchte sein Pulsschlag zu beruhigen.
Diese Treppe kannte er nicht. Auch schien sie endlos in die Tiefe zu führen.
*Warum kann ich mich daran nicht erinnern?* fragte er sich selbst und drehte den Kopf zu Tala. Auch er schüttelte mit dem Kopf um den Halbrussen zu sagen, dass er die Treppe ebenfalls nicht kannte. Wirklich sehr merkwürdig. Langsam gingen alle hintereinander hinunter in die Dunkelheit.
Man konnte nichts erkennen, bis sie um eine Kurve biegen mussten. Dort waren an den Wänden überall Fackeln und ein langer Gang führte sie weiter.

„Wir sollten sehr vorsichtig sein. Hier gibt es ganz gewiss Unmengen an Fallen", befahl Kai und ging voraus. Ihm war wirklich nicht wohl hier unten.
Nein, Angst hatte er keine. Jedenfalls nicht um sich. Er hatte schon viel Schlimmeres erlebt.

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Mina hatte gesehen wie ihre Freunde die Treppe hinunter gegangen waren. Erst als sie ganz sicher war, dass sie nicht gesehen werden konnte, folgte sie ihnen.
Jedoch blieb sie auf halben Weg in die Tiefe stehen und tastete sich an der Wand lang. Ein scharfkantiger Stein schnitt in ihren Zeigefinger. Ja, genau diesen hatte sie gesucht. Sie drehte ihn ein Wenig und leise glitt die Wand auseinander. Nachdem die Blauhaarige hinein geschlüpft war, verschloss sich der Zugang sofort wieder. Natürlich hatte sie an eine Taschenlampe gedacht. Mina schaltete sie ein und musste kurz blinzeln.
Ihre Augen gewöhnten sich recht schnell an die Helligkeit. Vorsichtig ging sie den Gang bis zum Ende und tastete dann wieder die Wand ab. Zwar konnte sie etwas sehen doch war es mit dem bloßen Augen nicht auszumachen. Eine winzig kleine Vertiefung war ihr Ziel. Sie drückte ein wenig und wieder glitten die Steine auseinander. Dieses Mal jedoch keineswegs leise. Mina zuckte regelrecht zusammen.
Ängstlich spähte sie in die Dunkelheit.
Eine schmale Treppe führte weiter hinab in die Tiefe. Schritt für Schritt setzte sie ihren Weg fort, immer darauf bedacht nicht laut zu sein. Nicht auszudenken, was geschehen würde, würde man sie entdecken. Nach einer schier endlosen Zeit kam sie endlich an der letzte Stufe an.
Auch von hier aus führte ein Gang weiter. Am Ende eben diesen Ganges war eine stählerne Tür. Mina musste nur kurz dagegen drücken und schon flog sie auf. Mutig spähte sie in den Raum und atmete Sekunden später erleichtert aus. Niemand war dort. Nun hieß es schnell zu der geheimen Tür am anderen Ende des Raumes zu gelangen...
Auch das schaffte sie mühelos. Nur dann begann der schwierige Teil. Unbemerkt an den Wachen vorbei zu kommen…Einmal hatte sie es schon geschafft, was wirklich schwierig genug war. Zuversichtlich trat sie ganz locker aus der Tür in den nächsten Gang.

Anmutig lehnte sie sich an die Wand und rekte sich ein wenig, worauf die beiden Männer seitlich von ihr, sie argwöhnisch musterten.
„Was hast du hier zu suchen?“, wurde sie von dem schwarzhaarigen Mann angeherrscht. Schnell warf sie ihm einen koketten Blick zu und zwinkerte.
„Ich dachte mir, dass ihr ein wenig Abwechslung brauchen könntet“, antwortete sie halb schnurrend. Die Blicke der Männer wurden sofort lüstern und grinsend kamen sie auf Mina zu.
„Kein schlechte Idee“, meinte nun der Blonde. Mina allerdings ging wieder zu der Tür hinein. Sie warf den beiden noch ein freches Grinsen zu und verschwand wieder im Raum. Keine 3 Sekunden später kamen die Männer hinein und Mina schlug sie nieder.
„Gott, wie primitiv Männer doch sind“, murmelte sie und ging dann wieder in den Gang hinaus.

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Kais Gedanken wurden jäh unterbrochen, als ein markerschütternder Schrei die Stille durchbrach.
„Anne…“, wisperte Tyson leise. Allen überkam eine Gänsehaut. Kais Gesicht glich einer bösartigen Maske. So wütend sah er noch nie aus, was wirklich einiges sagte.
Er knurrte wütend und rannte los. Der Halbrusse hatte keine Ahnung wo es lang ging, doch war es ihm vollkommen egal.
Als erster rannte Matt hinterher, die anderen im Schlepptau. Immer wieder mussten sie Fallen ausweichen, überspringen oder sich ducken. Keiner bemerkte, das einer aus ihrer gruppe heimlich verschwand.
„Man…Ich kann nicht mehr“, jammerte Tyson nach einer weiteren Fallgrube.
„Von Minas Beschreibung her, müssten wir bald da sein“, überlegte Matt und sah zu den anderen.
Dann stutze er plötzlich.
„Wo ist denn Ray?“, fragte er verwirrt. Kai ging einige Schritte zurück. *Was hat er vor?* überlegte der 23 Jährige und schüttelte nur den Kopf.
„Lasst uns einfach weiter“, sagte er dann und ging wieder voraus. Äußerlich tat er ganz gelassen, jedoch kochte es in seinem Inneren gewaltig. Nach der nächsten Biegung nahm er eine Bewegung wahr.

Leise gab er den Anderen zu verstehen, sich ruhig zu verhalten. Selbstverständlich kamen sie dieser Aufforderung nach. Vor ihnen kamen zwei Männer aus einem Raum. Sie sahen ziemlich k.o. aus, rieben sich den Hinterkopf.„Man, das wir auf dieses Gör reingefallen sind, ey“, sagte der Erste. Der zweite nickte leicht und verzog schmerzhaft das Gesicht.„Die sah aber auch zu süß aus, mit ihren blauen Haaren und diesen verlockenden Kurven“, stimmte er zu.
„Denkt ihr das Gleiche wie ich?“, fragte Tyson leise und sah angespannt aus.
„Wenn du damit meinst, dass diese Beschreibung genau auf Mina zutrifft, dann schon“, knurrte Kai. *Dieses dumme Mädchen.* ärgerte er sich.
Wenn er sie in die Finger bekam, würde es nicht sehr gut für sie enden.Leider hatten sie keine Gelegenheit weiter darüber nach zu denken. Die beiden Männer kamen genau auf sie zu.

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Die Blauhaarige war mittlerweile bei der Tür zu den Zellen angekommen. Zwei Wachen standen davor und unterhielten sich. Der eine war ein dicker, fetter mit einer halben Glatze und dreitage Bart. Auch der Zweite sah nicht besser aus.
Einen Bierbauch und ein Doppelkinn machten ihn nicht wirklich zu einem schönen Anblick. Nur zu genau konnte sie sich an beide erinnern. Angewidert schlenderte sie auf diese zu
.„Hallo meine Hübschen“, schnurrte sie. Wieder mit dem gleichen Erfolg. Beide strahlten um die Wette und leckten sich die Lippen.
*Igitt.* dachte Mina nur und versuchte an etwas Schönes zu denken. Prompt kam ihr Max in den Kopf. Da begann sie liebevoll zu lächeln. Der Blonde 22 Jährige hatte es ihr in den letzten Tagen wirklich angetan. Seine fröhliche Art bezauberte sie.
„Du bist ja ein Goldstück.“ Anscheinend blieb das mit der Erinnerung einseitig.
„Danke“, gab sie kokett zurück und setze einen anderen Blick auf. Eine Hand hielt sie hinter dem Rücken und umklammerte ein schweres Rohr. Eine gute Waffe, wie sie bereits festgestellt hatte.
„Wollt ihr nicht vielleicht ein Bisschen Spaß haben?“, fragte sie flirtend und trat noch einen Schritt auf beide zu. Nun folgten sie ihrem Beispiel.

Als sie endlich ganz dicht vor ihr standen holte sie einmal aus. Sofort sackte der mit dem Doppelkinn nach unten. Bevor der zweite überhaupt realisiert hatte, was geschehen war, lag er auch schon bereits ohnmächtig auf dem Boden. Schnell suchte sie nach dem Schlüssel und wurde auch schnell fündig. „Besser als erwartet“, sagte sie laut und begab sich zur Tür.
Den richtigen Schlüssel zu finden war nicht schwer, nur noch Anne zu finden. Es war immer noch stockdunkel dort. Ein Windhauch strich über ihren Nacken, als sie einen Fuß vor den Anderen setze.Vielleicht war es am einfachsten nach Lissa zu rufen.
„Lissa?“, fragte sie in die Dunkelheit hinein. Dann blieb sie stehen und horchte. Ein leises Flüstern war zu hören. Die 17 Jährige musste sich wirklich anstrengen um es zu verstehen.Es kam ein paar Meter vor ihr
.„Mina…? Was machst du hier? Verschwinde!“, herrschte ihre Freundin sie nun lauter an. Überglücklich ging Mina zu ihr und nahm ihre Hände durch die Gitterstäbe.
Direkt auf dem Boden vor ihr stand eine Kerze. Schnell nahm sie ihr Feuerzeug und zündete diese an. Endlich sah sie die violetten Augen ihrer Freundin Lissa wieder vor sich. Nur leider hatten diese ihren Glanz vollends verloren.
„Oh mein Gott…Was haben sie dir nur angetan?“, wisperte die Blauhaarige schockiert und musste mit den Tränen kämpfen. Sie gab sich selbst die Schuld.
*Ich hätte nicht gehen sollen.* dachte sie traurig und schniefte. Plötzlich fiel der Blick ihrer Freundin Lissa auf die Zelle hinter Mina. Langsam drehte diese sich um und riss die Augen auf.
*Anne…* sofort wusste sie wer das war. Genauso wie sie wusste, dass Anne schnell hier rausmusste.Schnell öffnete sie Lissas Zelle um dann geschwind zu Anne zu kommen. Die Blondine vor ihr hatte nichts mit der fröhlichen und immer gut gelaunten Schwester von Matt gemeinsam.
Wie eine leblose Puppe lag sie zusammen gekauert am Boden. Ihre Arme und Beine waren völlig zerschunden. Unzählige Kratzer, blaue Flecken und sogar noch offene Wunden.

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„Hey, was macht ihr hier?“ wurden sie gefragt und schon nahm einer der Männer sein Handy und wählte eine Nummer.
„Wir haben Eindringlinge in Sektor 12“, sagte er laut.
Keine Sekunde später ertönte ein Alarmsignal.
„Scheiße!“, fluchte Hilary und erntete verwirrte Blicke der Jungs. Normalerweise würde sie nicht so fluchen. Schimpfen und kreischen schon, nur nicht fluchen.
„Los, abhauen!“, schrie Kai über den Alarm hinweg und schlug einen der Männer nieder. Matt übernahm den anderen.So schnell sie konnten rannten sie den Gang weiter. Leider endete der Weg ziemlich schnell, als vor ihnen eine Gruppe von Männern stand.
Diese teilte sich förmlich und ließ zwei weitere Männer vortreten.Beide waren nicht unbekannt. Leider ganz im Gegenteil.
„Hallo Kai. Mein lieber Enkel ist also wieder da“, spottete Voltaire und grinste gefährlich.

 

Kapitel 39...Wofür entscheiden?!

Mina kniete sich vor dem reglosen Mädchen hin und berührte sachte ihre Schultern. Zischend atmete sie ein, da Anne sofort aufsprang und sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.
„Ganz ruhig Anne. Ich bin hier um dir zu helfen“, versuchte Mina es zuerst. Sofort rutschte Anne an der Wand nach unten und begann zu weinen. Ihr schmaler und ausgezerrter Körper bebte dabei.
„Anne, wir müssen hier raus“, befahl die Blauhaarige nun eindringlich, doch Anne schüttelte nur den Kopf.Leise war Lissa neben die 19 Jährige getreten.
„Hey, komm mit“, meinte sie ganz leise und nahm Annes Arm. Sie zuckte zwar zusammen, aber ließ sich aufhelfen. Lissa sah Mina an und nickte nur.
*Oh nein.* dachte Mina und ging schon aus der Zelle. Zu dritt liefen sie an den anderen Zellen vorbei, Richtung Tür
.Leider kamen sie nicht weit.Direkt davor standen mindestens zehn Männer und grinsten bösartig.
„Sieh mal einer an. Du willst mir also mein Spielzeug entführen“, sagte Marc, der nun hervortrat. Sofort sah Anne auf und die Angst in ihrem Blick ließ Mina erschaudern. Er war es also, der ihr so wehgetan hatte.
„Lass uns durch oder du wirst es bereuen!“, schrie die 17 Jährige ihn hasserfüllt an. Doch lachte er nur und gab den Männern ein Zeichen. Keine Sekunde später wurden die drei Mädchen an den Armen gepackt und mitgezerrt.

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„Voltaire und Boris. Was für eine nette Begegnung“, spottete Kai. Sein Großvater sah nicht besonders gut aus. Die Monate und Jahre im Gefängnis hatten ihm ordentlich zugesetzt. Lässig ging nun Voltaire auf Kai zu und blieb dicht vor ihm stehen.
„Du hast ja keine Ahnung, was du dir damit selbst angetan hast, mein Lieber. Aber nun wirst du schon sehen, was passiert, wenn man sich gegen mich stellt.“ Bei jedem Wort war er weiter zu Kai gerückt. Sein Enkel sah ihn hasserfüllt an und spukte ihm ins Gesicht.
„Ein Scheiß wird passieren. Gib mir Anne“, meinte er gefährlich leise. Diesmal lachte Boris hinter ihnen.
„Aber Kai. Hast du vergessen um was es hier wirklich geht?“, mischte er sich ein und kam ebenfalls näher.
„Nein“, gab Kai zu und strafte die Schultern. „Ich möchte dir gerne etwas zeigen“, sagte nun wieder Voltaire und trat beiseite.
„ANNEEEE!“, schrie Hilary nun und ging einen Schritt vor. Kai hielt sie jedoch zurück. Dann sahen sie noch weitere Personen.
„Mina…?“ Max konnte es nicht glauben. SEINE Mina war auch dabei.
„Lasst sie sofort los.“ Obwohl er sonst immer der ruhigste war, konnte man nun seine Wut förmlich spüren. Doch noch schlimmer war Kai.
Da Voltaire nicht mehr genau vor ihm stand, konnte er Anne genau sehen. Sein Blick glitt von ihren Füßen immer weiter hinauf. Jeder Millimeter den er höher kam, nahm auch seine Wut zu. Sie war wirklich in einen derart schlimmen Zustand, dass kaum noch etwas von dem fröhlichen Mädchen übrig war.
„Was …habt…ihr…mit…Anne…gemacht?“, fragte er ganz leise. Marc trat hervor und zog Anne an den Haaren nach hinten.

Nicht einmal ein kleiner Schrei kam aus ihrer Kehle. Willenslos ließ sie es geschehen. Ihre Freunde sahen dem mit Entsetzen zu.
„Meine Puppe ist wirklich gehorsam. Ich habe sie schon ziemlich gut erzogen.“ Er lachte höhnisch auf und presste seine Lippen hart auf Annes. Auch das ließ sie einfach geschehen. Kai kniff die Augen zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Mina sagte irgendwas, er bekam es nicht deutlich mit. Als er die Augen wieder öffnete dachte er im ersten Moment, Anne würde ihn ansehen, doch glitt ihr Blick durch ihn hindurch. Ein Schleier hatte sich über ihre klaren grünen Augen gelegt. Ließen diese matt und kraftlos erscheinen. Marc ließ ihre Haare los und sie sank nach unten.
„Ein wirklich schönes Spielzeug, was du da hast Kai“, meinte nun Voltaire höhnisch.
Das brachte, das Fass nun endgültig zum Überlaufen. Er gab den anderen ein Zeichen und diese nickten leicht. Grade als er einen Schritt vormachen wollte, stellte sich sein Großvater vor ihm.
„Solltest du auch nur einen Schritt weiter gehen, wird es deiner kleinen Freundin schlecht ergehen.“ Nun war es an Tala etwas zu sagen.
„Voltaire, ich wäre vorsichtig an deiner Stelle. Kai hat sich sehr verändert“, meinte er gedehnt.Überrascht sahen beide Hiwataris ihn an.
Plötzlich breitet sich hinter den Männern von Voltaire ein kleiner Tumult aus. Ray war hinter sie gekommen und befreite Mina. Ein paar Männer schlug er einfach nieder.
Das war auch das Zeichen für Kai und die Anderen. Einer nach dem anderen preschte vor und griff sich einen der Männer. Diese waren jedoch zahlenmäßig weit überlegen.

Kai blieb vor seinen Großvater stehen.Ohne zu zögern ließ er seine Faust in das angsterfüllte Gesicht seines Großvaters sausen.
Der Schrei, den dieser ausstieß, ließ Anne aufschauen. Ihre Augen weiteten sich kaum merklich, als Voltaire bewusstlos zusammenbrach. Langsam lichtete sich der Schleier. Ihre Augen wurden wieder klarer.Sie hob den Kopf nun endgültig und sah Kai direkt an.
„…Kai…“, flüsterte sie leise.
„Du lebst…“ Kleine Tränen sammelten sich in ihren grünen Augen, brachen wie Wellen aus ihr hervor.Er kniete sich zu ihr, die Hände bei sich behaltend.
„Ja…“, sagte er nur und konnte sie nicht ansehen. Zu sehr schmerzte ihr Anblick ihn. Sein Herz zog sich krampfhaft zusammen. Und schon im nächsten Augenblick spürte er ihre Umarmung. Sanft erwiderte der Halbrusse diese und zog sie mit sich nach oben.
„Ich dachte…ich sehe…dich nie…wieder“, stammelte sie tränenerstickt. Mittlerweile hatten ihre Freunde es geschafft, die Männer zu überwältigen.
„Ich habe bereits die Polizei gerufen. Sie werden gleich hier sein“, sagte Tala ruhig und sah seine große Liebe an. Schüchtern sah sie ihm entgegen.Abrupt drehte er sich weg und ging zu dem am Boden liegenden Voltaire. Dieser war bereits wieder wach.
„Du kommst wieder dahin, wo du hin gehörst“, sagte der Russe und hockte sich vor dem alten Mann. Voltaire sah ihn nicht an, hatte den Blick nur zu seinen Enkel gerichtet. Tiefer Hass und Verabscheuung lagen in seinen Blick.
„Es ist nicht das letzte Mal, dass wir uns sehen, mein Lieber“, schwor er ihn. Der 23 Jährige zuckte nur die Schultern und hob Anne auf seine Arme. Augenblicklich versteifte sie sich und sah ihn ängstlich an.
„Ganz ruhig. Ich bin ja jetzt bei dir“, sprach er immer wieder auf sie ein, während er die Gänge entlang eilte. Sie entspannte sich erst etwas, als sie die Treppe hinauf waren und man die Freiheit sehen konnte. Kai wartete auf die ungeduldig auf die Anderen. Na endlosen 10 Minuten waren von weitem die Polizeisirenen zu hören.

Von den Anderen war noch immer nichts zu sehen. Das beunruhigte den Halbrussen immer mehr, doch wegen Anne versuchte er sich nichts anmerken zu lassen. Er fasste den Entschluss Anne den Polizisten zu übergeben und dann schnell wieder nach unten zu gehen. Er konnte nur hoffen, dass nicht etwas passiert war. Plötzlich hörte er jemand die Treppe hinauf rennen.
„Da ist Max!“, rief Anne als sie den Blondschopf entdeckte. Jedoch sah dieser nicht wirklich glücklich aus, sein Gesicht zeigte blankes Entsetzen. Kai ließ die 19 Jährige runter und ging Max entgegen.
„Was ist passiert?“, fragte er sofort, doch Max musste erst einmal Luft holen.
„Die…die Männer…“ Er holte tief Luft und richtete sich auf. Erst dann sprach er weiter.
„Da kamen noch mehr Männer. Sie haben uns überrascht. Es ging einfach alles so schnell. Sie haben die Anderen jetzt auch noch in ihren Händen, Kai.“ Kais Gesicht veränderte sich mit jedem Wort des 22 Jährigen. Von der anfänglichen Erleichterung war kein Körnchen mehr zu sehen. Sein Gesicht glich einer starren Maske.
„Bring mich zu ihnen“, meinte er dann völlig emotionslos. Anne sah ihn an und konnte es nicht fassen.
*Er will wirklich noch einmal da runter?!* dachte sie von Panik erfasst. Nein, das durfte sie nicht zulassen. Er durfte ihr nicht wieder genommen werden.
„Du kannst da nicht wieder runter gehen“, brachte sie leise hervor und stellte sich vor Kai. Er sah ihr tief in die Augen und erkannte ihre Angst, ihre blanke Panik und noch etwas. Ihre Liebe zu ihm. Gequält schloss er die Augen. Wofür sollte er sich entschließen? Für seine Freunde oder für Anne?
Diese Wahl war mehr als nur schwer, sie war unmöglich zu treffen. Er konnte seine Freunde doch nicht im Stich lassen, genauso wenig wie er Anne enttäuschen und wieder runter gehen konnte.

Fragend sah er Max an, der sofort verstand. Er nickte und berührte Anne sanft an der Schulter. Augenblicklich zuckte sie zusammen und kniff die Augen fest zusammen. Ihr Anblick war zu viel für den 23 Jährigen. Damit stand seine Entscheidung endgültig fest. Heute würde sein Großvater das letzte Mal sein Leben beherrschen.
„Kümmere dich um sie“, raunte er Max zu und drückte sie in dessen Richtung. Überrascht riss sie die Augen auf und starrte Kai hinterher.
„Das kann doch nicht sein Ernst sein“, wisperte sie kaum hörbar.
„Und ob das sein Ernst ist“, antwortete Max erleichtert. Dann endlich waren auch die Polizisten vor Ort. Schnell schilderte er ihnen, was vorgefallen war. Schnell nahmen sie ihre Ausrüstungen und marschierten ebenfalls die Treppe hinunter. Max drehte sich wieder zu der Blonden um und sofort fluchte er. Es war keine Spur von ihr zu sehen. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Kai würde ihn sicher einiges um die Ohren hauen, wenn er davon erfuhr. Dann kam ihm noch ein Gedanke und er drehte sich ruckartig zur Treppe.
*Nein, so dumm kann sie doch nicht sein!* dachte er entsetzt. Dann lief auch er seufzend wieder runter.

Kapitel 40...Endgültig?!

Kai rannte die Gänge diesmal viel schneller entlang, als beim ersten Mal. Allerdings kannte er den Weg leider nur bis zu einer bestimmten Stelle. Er kam an diese an und blieb stehen. Überlegend sah er in die beiden Richtungen, die sich vor ihm auftaten.
*Welcher Weg wird es nun sein?* Da hörte er hinter sich etwas. Alarmiert drehte er sich um und wollte schon zum Schlag ausholen, hielt jedoch geschockt inne.„Anne?“ Er klang verwirrt.
„Ich kann dich das nicht alleine machen lassen. Die Anderen sind nur meinetwegen hier“, fing sie sogleich an. Der Halbrusse schüttelte den Kopf und zog sie in seine Arme. Dass sie sich versteifte, wunderte ihn keineswegs, nur hoffte er, sie würde es bald verarbeiten können. Anne schmiegte sich an ihn, betört von seinen Geruch.
„Ich möchte nicht, dass du hier bist. Geh wieder nach oben!“ So plötzlich wie er sie an sich gezogen hatte, so ließ er sie auch wieder los. Perplex sah sie in sein emotionsloses Gesicht.
„Nun geh endlich.“ Sein barscher Ton, ließ sie zusammen zucken. Ein paar Schritte ging sie nach hinten.
„Ich bleibe.“ Ihre Stimme klang keineswegs fest, eher ängstlich, doch hatte sie ihren Entschluss längst gefasst. Kai schüttelte nur den Kopf und drehte sich wieder um. Es galt immer noch die Frage nach der Richtung zu klären. Wenn er wenigstens etwas Verdächtiges hören würde, aber so wusste er nicht wohin. Er schloss kurz die Augen um sie sogleich wieder zu öffnen.
Anne lief an ihm vorbei und ging nach Links.
„Woher?“, fragte der Halbrusse sichtlich verwirrt und bekam keine Antwort.
„Ich hab dich was gefragt.“ Wieder hatte er diesen barschen Tonfall.
„Ich rede nicht mehr mit dir, bis du dich wieder einigermaßen einkriegst. Und die dämlichen Polizisten sind voll in eine Falle gegangen“, sagte sie nach ein paar Minuten des Schweigens. Still liefen sie nebeneinander her, bis sie an einer großen Tür ankamen.

Schon kam auch Max angerannt. Er holte einmal tief Luft um wieder zu Atem zu kommen.„Ich lasse mir diesen Spaß bestimmt nicht entgehen!“, meinte er augenzwinkernd zu den Pärchen.„Ok“, antwortete Anne nur und sah fragend zu Kai.
„Von mir aus.“ Seine Laune war definitiv am Tiefpunkt angelangt, wie Max und Anne besorgt bemerkten.
„Dann sollten wir mal weiter gehen.“ Dass der Blonde schon fast aufgeregt klang, bestürzte die 19 Jährige.Schnell schluckte sie und wandte sich zur Tür.Anne nahm die Klinke in die Hand und drückte sie nach unten.
Fast augenblicklich glitten die Türflügel auseinander. Kai drängte sich sofort an Anne vorbei und nahm wie selbstverständlich ihre Hand. Eine leichte Röte überzog ihre Wangen und sie schluckte einmal heftig.
„Wa…?“ Der Halbrusse blieb ruckartig stehen und sah ungläubig auf die Szene vor ihnen.Sayuri saß vor den gefesselten Freunden und schien sich prächtig zu amüsieren. Dicht bei ihr standen sowohl Boris als auch Voltaire und grinsten ihnen entgegen.
„Ich hab dir doch gesagt, dass wir uns wiedersehen.“ Das boshafte Lachen Voltaires hallte durch den ganzen Raum.
„Was macht Anne denn hier?“ Ray klang nicht nur überrascht, er klang auch außergewöhnlich wütend.„Mach dass du weg kommst, Kleines“, schrie er ihr zu, nur leider zeigte sie keine Reaktion. Hasserfüllt starrte sie Sayuri und die beiden russischen Männer an. Nur Matt war nirgends zu sehen. Immer wieder glitt ihr Blick zu ihren Freunden und stutzte plötzlich.
„Das kann doch nicht sein…!“, stotterte sie. Erst jetzt hatte sie den Ältesten der Gruppe entdeckt.
Matt sah seine Schwester nicht an, hatte einfach nur den Kopf gesenkt.
„Was machst du denn hier?“, rief sie ihm zu, doch er reagierte nicht. Tränen stiegen ihr in die Augen und energisch blinzelte sie diese Weg. Kai trat sofort neben sie und legte beschützend einen Arm um ihre schmalen Schultern. Wieder zuckte sie kurz zusammen und verspannte sich, doch er ließ sich davon nicht beirren.
„Ich erkläre dir später, warum er hier ist“, raunte er ihr zu und stellte sich nun vor sie.

Der junge Halbrusse, sah wieder zu seinem Großvater und seine Wut nahm stetig zu.
„Was willst du eigentlich?“, fragte er ihn abfällig. Der alte Mann lachte nur und kam langsam auf ihn zu. Wieder blieb er dicht vor ihm stehen.
„Du kommst wieder in mein Team und wirst bei der Weltmeisterschaft antreten.“ Jetzt war es an Kai verwirrt zu gucken. War das wirklich der Einzige Grund für das ganze hier? So recht konnte er es nicht glauben.
„Das ist noch nicht alles“, sagte er nach kurzen überlegen. Es war keine Frage, nein, es war eine Feststellung und am Grinsen seines Großvaters, wusste er genau, wie Recht er damit hatte.
„Wie immer weißt du ganz genau, was ich denke, mein lieber Enkel. Aber was da noch ist, brauchst du nicht zu wissen im Moment.“
„Glaub bloß nicht, dass ich mich darauf einlasse“, schrie der Halbrusse den alten Mann an und trat nun einen Schritt zurück. Voltaire lachte höhnisch auf drehte Kai den Rücken zu.
„Es ist ganz allein deine Entscheidung. Entweder du kommst in mein Team und deine Freunde sind frei, oder aber…“ Er ließ den Satz wohlwissend unvollendet und schwieg. Kai knirschte wütend mit den Zähnen und schloss die Augen. Das hatte man davon, wenn man Freunde hatte. Genau das war der Grund, warum er sich immer von Freundschaften und Gefühlen fern gehalten hatte. Doch Tyson und die anderen hatten auch schon so viel für ihn getan. Er war es ihnen einfach schuldig.
„Wenn du zu ihm gehst, will ich nichts mehr mit dir zu tun haben“, hörte er plötzlich Anne sagen. Irritiert blickte er in ihre Augen und sah nichts als Schmerz darin. Natürlich verstand er was sie dachte und fühlte, ihm ging es nicht anders. Und doch wollte er seinen Freunden helfen. Wortlos ging er zu seinen Großvater.
„Du scheinst mich mit jemand zu verwechseln, dem Freundschaft etwas bedeutet“, meinte er kalt und blickte zu den Anderen. Der Halbrusse sah die entsetzten Gesichter seiner Freunde.
„Du hast dich anscheinend wirklich nicht verändert. Aber ich verlange einen Beweis, dass sie dir nichts bedeuten, vor allem dieses Mädchen nicht.“ Dabei zeigte Voltaire auf Anne, die unter dem kalten Blick des Mannes zusammen zuckte.
„Sag, mir was ich tun soll.“ Das Kai seine Stimme ohne jegliches Gefühl war, erschien den Anderen wie ein Schlag in den Magen. So kannten sie ihn von früher, so hatten sie gehofft, würde er nie wieder werden.

„Da…Das kann doch nicht dein ernst sein!“, schrie Anne ihm wütend an und rannte zu ihm. Weinend barg sie das Gesicht an seiner Brust und wurde nur wenige Wimpernschläge später ruckartig weg geschoben. Seine Augen sagten rein gar nichts aus. Auch dort waren alle Gefühle verschwunden.
„Kai…“ Schnell wandte die 19 Jährige das Gesicht ab und trat einen Schritt zurück.
„Verschwinde einfach nur aus meinen Augen und wag es nie wieder, mich an zu fassen. Es ekelt mich nur noch an.“ Jedes Wort war ein Giftpfeil in ihrem Herzen.

Wenn Voltaire einen Beweis wollte, war dies wohl der beste. Alle wussten, dass sie ihm das nie verzeihen würde.
„Haha, mein Enkel ist zurück“, verkündete Voltaire nun triumphierend und gab den Männern, den Befehl, die anderen frei zu lassen. Umgehend wurden die Fesseln durchtrennt und alle liefen zu Anne. Schnell warf diese sich in die Arme ihres Bruders. Matt sah Kai direkt in die Augen. Was er dort sah, würde er ganz bestimmt für sich behalten. Wenn Kais Plan Erfolg haben sollte, durfte er gar nichts sagen, so schwer es auch für Anne sein würde. Unmerklich nickte er. Tala sah den Halbrussen ebenfalls an, doch sein Gesicht spiegelte nichts als Wut.
Ein Schniefen von Anne ließ ihn jedoch an etwas anderes denken.
„Schafft sie hier raus und die Polizisten ebenfalls“, sagte Voltaire von der Tür aus, neben ihm war Kai und hatte den anderen, den Rücken zugewandt. Dann verschwanden die Beiden. Fast sofort eilte auch Boris davon.
„Ich fasse es nicht. Wie kann er denn nur wieder so werden?“ Tyson konnte sich gar nicht beruhigen, auch noch nicht, als sie schon längst auf den Weg zu Matts Wohnung waren.
„Ich versteh es auch nicht“, murmelte Ray traurig und sein Blick ruhte auf Anne. Diese schien es nicht begreifen zu können. Immer wieder schüttelte sie den Kopf und jede einzelne Träne schnitt in Talas Herz. Der aufgewühlte Anblick seiner besten Freundin und großen Liebe, machten ihn schlimmer zu schaffen, als Kais Verrat.

Langsam gingen sie weiter und merkten gar nicht, dass es angefangen hatte zu schneien. Völlig durchgefroren kamen sie schließlich an und wurden auch sogleich von Mariah empfangen.
„Was ist passiert? Wo ist Kai?“ Wortlos ging Ray zu seiner Freundin und nahm sie in den Arm. Sie verstand sofort.
„Er ist doch nicht wirklich wieder zu ihm gegangen, oder?“, fragte sie dennoch nach. Tala reichte es nun endgültig.
„Er ist wieder wie früher und diesmal wird er sich auch nicht ändern. Wir sollten ihn einfach vergessen und uns auf wichtigeres konzentrieren.“ Er klang hasserfüllt und es spiegelte sich auch in seinem Gesicht wieder.
„Tala, reiß dich zusammen. Noch ist doch gar nichts bewiesen.“ So versuchte Matt das Ganze zu entschärfen, wohl mit wenig Erfolg.
„Habt ihr denn Kai nicht gesehen? Er hatte seine Gefühle wieder ausgeschaltet. Da habt ihr euren Beweis. Und nun sollten wir uns auf die Weltmeisterschaft vorbereiten. Kai ist nicht mehr Teil von uns.“
Überrascht drehten alle sich um und starten Tyson an. Selbst Tala war irritiert über Tysons Worte.Normalerweise war er derjenige, der immer wieder versuchte seine Freunde zu verteidigen. Anne ging langsam auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Sie legte den Kopf etwas in den Nacken und sah ihm in die Augen.
„Ist es wirklich das, was du denkst?“, fragte sie leise aber dennoch fest. Tyson nickte. Die 19 Jährige schüttelte den Kopf und trat ans Fenster.
„Ich versteh es einfach nicht. Er war ja nicht von einer Sekunde zur anderen wieder so. Er hat erst etwas überlegt, bevor er zu seinem Großvater ging.“ Anne hatte genau das auf den Punkt getroffen, was auch die meisten dachten. Jeder hatte es gesehen, jeder hatte versucht, Kais Gedanken zu erraten. Ray ergriff als erster wieder das Wort.
„Du hast Recht, Anne. Nur leider wissen wir nicht, was er sich überlegt hat. Wenn wir das wüssten, wäre es um einiges leichter zu ertragen.“ Mariah schmiegte sich an ihn und nickte leicht.
Auch Matt dachte so. Er hatte noch nicht alleine mit seiner Schwester geredet. Doch das musste er. Da er ihr großer Bruder war und somit sich verpflichtet fühlte ihr bei zu stehen.Hilary übernahm es nun, alle auf andere Gedanken zu bringen.
„Nun aber erst einmal Schluss mit Kai. In einem haben Tala und Tyson recht, wir sollten uns nun auf die bevorstehende Weltmeisterschaft konzentrieren.“
„Oh nein. Du denkst doch nicht wieder an DEIN Training für uns? Wir wollten wenigstens noch ein wenig leben.“ Schnurstracks ging Hil zu Tyson und schnappte sein Ohr.
„Was hast du da grad gesagt?“ Ihre gespielte Empörung brachte auch die Anderen zum Lachen.So verging die Nacht und auch der nächste Tag zog schnell vorüber. Am Abend saßen sie im Flugzeug, auf dem Weg nach Japan zurück. Das Haus wirkte leer und verlassen, nur ein einziges Zimmer war erleuchtet:

Kais!

„Was…?“ Anne rannte sofort die Treppe hinauf und betrat es. Kai drehte sich sofort zu ihr um und schloss kurz die Augen.
„Geh!“, meinte er gereizt und drehte sich wieder zum Schrank herum. Das meiste befand sich bereits in seiner Reisetasche.

Kapitel 41...Warum, wenn du mich liebst?!

Tyson und die Anderen hatten die Worte gehört und verzogen sich nach draußen. Sie wollten Kai und Anne alleine lassen. Auch in der Hoffnung das die 19 Jährige den Halbrussen zur Vernunft brachte.
Während sie so draußen saßen und sich unterhielten, sah jeder von ihnen ab und zu zum Fenster hoch.
Die beiden konnte man gut erkennen, genau wie ihre Gesichtsausdrücke nichts Gutes erahnen ließen.
Der einzige der nicht mit dort saß, war Tala. Er war sofort verschwunden, als er das Licht im Zimmer erblickt hatte.
Wie angewurzelt stand Anne noch immer im Türrahmen und sah auf Kais breiten Rücken. Da er wieder nur ein Muskelshirt trug, konnte sie die Bewegungen seiner Muskeln genau sehen. Wild fing ihr Herz an zu pochen. Sie musste sich zwingen sich nicht darauf zu konzentrieren.
„Wieso willst du gehen? Die anderen sind doch frei.“ Einige Schritte macht sie auf ihn zu, unschlüssig was er machen würde.
„Es geht dich zwar nichts an, aber die anderen sind mir völlig gleichgültig. Genau wie du!“

Sie versuchte den Schmerz in ihrer Brust zu ignorieren.„Das glaube ich dir einfach nicht. Das was zwischen uns war, war etwas ernstes, etwas Seltenes. Zu kostbar um es jetzt einfach so weg zu schmeißen.“ Dass ihre Worte bei ihm nicht anzukommen schienen zeigte sich dadurch, dass Kai das letzte Shirt in seine Tasche steckte und den Reißverschluss schweigend zuzog.
„Jetzt hör mir doch mal zu!“ Auch ihr riss langsam der Geduldsfaden. So wie es war, konnte es nicht weiter gehen.
„Was willst du eigentlich, Anne? Hab ich dir nicht schon genug weh getan?“ Seine Worte klangen verbittert und so …ja, so traurig, wie die 19 Jährige bestürzt feststellte. Verwirrt sah sie in seine Augen und erschrak.
„Du hast es doch nicht in böser Absicht getan. Kai, ich liebe dich.“ Nun war es ihr egal, was er von ihr halten würde. Sie musste es ihm einfach endlich sagen. Für sie war es eine Erleichterung es endlich zu offenbaren. Sie wusste auch, dass er ihr nun noch mehr wehtun könnte. Aber sie glaubte nicht daran, dass er es auch tat.„Anne…ich …“ Er sagte den Satz nicht zu Ende.
Einen Moment lang sah er sie einfach nur still an und schien zu überlegen. Dann plötzlich wurde er wieder ganz anders. Seine Augen wurden kalt.
„Ach was solls. Ich denke ständig an dich, sehe dein Gesicht vor mir. Ja, ich liebe dich, aber ich werde meine Gefühle einfach verschließen. Ich werde nicht zulassen, dass sie die Oberhand über mich gewinnen. Sie sind lästig.“ Anne war nun wie vor den Kopf gestoßen. Eine Liebeserklärung hatte sie sich nun wirklich ganz anders vorgestellt.„Das kann doch jetzt nicht wirklich dein ernst sein, Kai. Du findest es lästig mich zu lieben?“ Ihre Fassungslosigkeit war nicht zu übersehen.
*Ich muss es tun!* sagte Kai sich immer wieder selbst. Auch ihn schmerzte es von ihr getrennt zu sein und ihr wehtun zu müssen. Leider sah er keine andere Möglichkeit als diese.
„Es ist mein ernst, also verschwendest du nur deine Zeit, wenn du versuchen solltest mich vom Gegenteil zu überzeugen.“ Er versuchte kalt zu klingen und Annes Reaktion zeigte ihm nur zu deutlich, dass er damit Erfolg hatte.

Eine einzelne Träne rann über ihre gerötete Wange und suchte sich ihren Weg nach unten.
'„Ich glaub das wirklich nicht. Du sagst mir du liebst mich und im gleichen Atemzug verkündest du, dass es dir lästig ist. Wie kannst du eigentlich in den Spiegel sehen?“ Nun wurde sie wütend über so viel Kaltherzigkeit.
*Gar nicht* dachte Kai für sich und nahm seine Tasche auf. Kurz vor der Tür versperrte Anne ihm den Weg.Ehe er reagieren konnte hatte sie diese geschlossen und den Schlüssel rumgedreht.
„Und was machst du jetzt?“, fragte sie herausfordernd und verschränkte die Arme vor der Brust.Kai seufzte laut, stellte seine Tasche auf den Boden und ergriff ihren Arm.
„Treib es nicht zu weit, Anne", meinte er ernst und drehte sie herum.
„Du weißt nichts über mich und über das was ich schon getan habe und noch tun werde.“ Dies flüsterte er ihr leise ins Ohr. Sein Atem streifte ihre Haut und hinterließ eine heiße Spur.
„Du machst mir keine Angst, Kai.“ Mit einem einzigen Ruck befreite sie sich aus seinem Griff und gab ihm eine schallende Ohrfeige.Nun war es an dem jungen Halbrussen, fassungslos zu schauen.
„Ich habe deine Worte nicht vergessen. Falls ich es wagen sollte noch einmal die Hand gegen dich zu erheben. Aber weißt du was? Du kannst mir mein Leben nicht zur Hölle machen, denn da bin ich schon längst.“ Sie zog ihren Pullover aus und drehte sich etwas zur Seite. Zu sehen war ein riesiger Bluterguss, der sich von der Seite bis fast über den ganzen Rücken zog. Und auch an ihren Armen waren zahlreiche blaue Flecken und auch Schnitte zu sehen.Kai war zwar geschockt, doch zeigte er es nicht. Seine Wut über seinen Großvater nahm allerdings noch weiter zu.
„Wie du siehst, ist die Hölle nicht ganz so schlimm wie ich immer dachte. Und auch deine Worte können mit nichts mehr anhaben. Ich habe mich damit abgefunden.“ Nun war sie verbittert und setzte sich aufs Bett. Anne war selbst über ihre Stimmungsschwankungen verwirrt. So kannte sie sich gar nicht.
„Das ist noch lange nicht die Hölle", meinte er leise, doch sie hatte ihn gehört und blickte auf.

„Was könnte schlimmer sein, als das ganze hier?,“ fragte sie daher genauso leise und wusste, er hatte es verstanden.„Das solltest du besser nicht herausfinden wollen.“ Dann nahm er seine Tasche abermals auf und drehte sich zur Tür. Wortlos drehte er sich wieder um.
„Gib mir den Schlüssel.“Nun lächelte sie süffisant und schüttelte den Kopf.
„Den hast du leider nicht verdient", meinte sie und ihr Lächeln wurde noch um einiges breiter.
„Lass diese Spielchen. Ich will meine Zeit nicht weiter mit dir vergeuden.“ Das war wohl doch zu viel des Guten für Anne. Ihr Lächeln war wie weg gewischt und ihr Gesicht glich nun einer Maske.
„Deine Zeit also vergeuden…“, murmelte sie und stand auf. Wortlos zog sie ihren Pullover wieder an und steckte den Schlüssel selbst ins Schloss. Dann öffnete sie die Tür und ging raus, dicht gefolgt von Kai.
Sie sagte kein Wort auf den Weg nach unten und auch vor dem Haus, als die anderen ankamen sagte sie rein gar nichts. Erst als er in seinem Auto saß, brach sie ihr Schweigen.

„Ich hoffe wirklich, dass ich dich nie wieder sehen muss", sagte sie kalt und rannte ins Haus. In ihrem Zimmer angekommen, warf sie sich aufs Bett und ließ endlich ihren Tränen freien Lauf. Die quietschenden Reifen hörte sie nicht, auch nicht, wie die Tür geöffnet wurde und Ray rein kam. Erst sein Gewicht, als er sich aufs Bett setzte, ließ sie aufblicken.
„Anne…“ Natürlich fand er nicht die richtigen Worte. Die würde sie auch gar nicht hören wollen. Für sie war einfach eine Welt zusammen gebrochen.
„Ist schon ok, Ray. Ich wusste, dass es so kommen würde, aber…“ Sie setzte sich hin und wischte die Tränen weg.
„Er hat mir gesagt, dass er mich liebt.“ Noch immer war sie darüber fassungslos.„Und gleich danach dass es ihm lästig ist.“Ray hörte ihr aufmerksam zu und sah zur Tür. Die anderen hatten es sich nicht nehmen lassen mit hoch zu gehen. Die 19 Jährige sah zu ihnen und versuchte zu lächeln. Es wirkte verkrampft und nur aufgesetzt und doch sagte keiner ein Wort.

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Die Wochen vergingen wie im Flug. Anne kehrte nach London zurück, Matt nach Moskau. Mina flog mit Max nach Amerika und wollte dort mit ihm trainieren.Tyson und Hilary genossen ihre neue Liebe und Ray und Mariah waren in China um sich vorzubereiten.Tala seinerseits kehrte ebenfalls nach Russland zurück, zu seinem Team.Und ehe man es sich versah, war der Tag der Weltmeisterschaft auch schon da. Volle sechs Monate waren vergangen und alle trafen sich wieder.

Auch Matt hatte es sich nicht nehmen lassen, alles persönlich mit zu erleben. Leider konnte er Anne die ganze Zeit nicht erreichen. Es bereitete ihn große Sorgen. Erst recht, als er hörte, das auch die Anderen kein Erfolg damit hatten. Anne schien sich komplett zurückgezogen zu haben. Weder reagierte sie auf Anrufe, noch antwortete sie auf Mails. Auf der Arbeit war sie auch nicht mehr erschienen, wie Matt mittlerweile wusste. Als er seinen Vater gefragt hatte, hatte dieser ihm nur gesagt dass Anne ausgezogen sei, er aber keine Ahnung hatte wohin.Mariah war nicht mitgekommen, da es zu anstrengend in ihrem Zustand gewesen wäre. Immerhin war sie schon im 9. Monat und es konnte jederzeit so weit sein. Ray wäre am liebsten bei ihr geblieben, doch wollte er Tyson unterstützen. Auch in der Hoffnung dass Anne hier auftauchen würde war er gekommen.
„Wir sollten mal so langsam reingehen.“ Tyson schien bester Laune zu sein, was sich auch auf die anderen abfärbte. Hilary hatte sich bei ihm untergehakt und so gingen die beiden voraus.Mr. Dickenson kam ihnen auf halben Weg entgegen.
„Guten Tag meine Lieben. Schön das ihr hier seid. Dieses Jahr haben sich noch mehr Teams angemeldet als die Meisterschaften zuvor", ließ er sie wissen und führte sie zu ihrer Kabine.
„Und Kai ist auch da", meinte Tala immer noch zornig. Mr. Dickenson nickte leicht und sah nicht sehr erfreut aus.
„Ja ist er. Und leider auch Voltaire. Wie dieser es geschafft hat hier rein zu kommen ist mir ein Rätsel. Er scheint immer noch über gute Kontakte zu verfügen."

Nach einer halben Stunde verabschiedete der ältere Mann sich von den Freunden und eilte hinaus. Auch für Tala wurde es nun Zeit zu seinem Team zu gehen.
„Ich wünsche euch viel Glück, denn diesmal bin ich besser.“„Das wünsche ich dir auch mein Freund", sagte Tyson zum Abschied und wühlte schon seinen Beyblade hervor. Lachend ging Tala.
„Wir sind gut vorbereitet, aber Kai wird es auch sein", sagte er nachdenklich und betrachtete sein Blade Dragoon.
„Mach dir keine Sorgen Tyson, wir schaffen das schon.“ Der Chinese klopfte ihn aufmunternd auf die Schulter und lächelte.
„Ja du hast Recht, Ray. Wir schaffen das und dann holen wir uns unseren Freund zurück.“ Zuversichtlich streckte er die Hand nach oben aus und lachte.
„So kennen wir dich, Tyson", schmunzelte nun auch Max, doch machte er eine nachdenkliche Miene.
„Was ist denn, Max?“ wollte Hilary wissen.
Er war jedoch so in Gedanken dass er es gar nicht mitbekam.Hilary wedelte wild mit den Armen vor ihm her und konnte dann endlich seine Aufmerksamkeit erregen.
„Was?“, fragte er verwirrt.„Was du hast, wollte ich nur wissen", erklärte sie noch einmal und sah ihn fragend an.
„Ich hab nur an Mina gedachte. Seit zwei Monaten habe ich sie jetzt nicht mehr gesehen. Sie musste plötzlich irgendwohin und hat sich bisher nicht mehr gemeldet. Ich mache mir ein wenig Sorgen um sie.“
„Die taucht schon wieder auf", sagte Matt nun und ging zur Tür.
„Ihr solltet dann mal raus, Jungs. Es fängt an.“ Sobald er die Tür geöffnet hatte, hörte man schon den Jubel der Zuschauer.

Den Weg zu finden war nicht schwer, waren sie doch schon oft genug hier gewesen. In der Stadionmitte befanden sich bereits die anderen Teams, unter anderen das von Kai. Sie sahen ihn sofort.
„Das kann ja heiter werden", nuschelte Ray und Max nickte. Tyson sah wie gebannt zu Kai, genau da drehte dieser sich um.„Er scheint wirklich wieder der Alte zu sein.“ Schwer enttäuscht wandte Tyson den Blick ab und gab den anderen zu verstehen, ihm zu folgen.
„Da nun alle anwesend sind, wollen wir mal die Weltmeisterschaft für eröffnet erklären", erklang es von Mr. Dickenson über die Lautsprecher.
„Wir haben wieder viele alte Bekannte dabei, wie die amtierenden Weltmeister. Begrüßt sie mit uns.“ Dann folgte tosender Applaus für Tyson und sein Team.
„Jedoch haben wir auch viele neue Teams dabei. Ich wünsche allen Teilnehmern viel Glück und Erfolg. Möge der Bester oder die Beste gewinnen!“

Kapitel 42...Überraschung! Aber für wem?

Die ersten Kämpfe wurden ausgeführt und schnell wurde klar, wer die stärkeren waren. Nur zwei neue Teams schafften es zu bestehen: die Celtics und die BloodAngels. Erstere bestanden aus zwei Mädchen und drei jungen Männern. Das wunderliche bei ihnen war, das beide Mädchen Masken trugen, die ihr Gesicht verbargen. Schnell hatten sie die Zuschauer in ihren Bann gezogen, denn sie hatten es geschafft die All Starz zu besiegen. Bei ihnen sah es sogar mehr als nur leicht aus. Die BloodAngels bestanden ausnahmslos aus Mädchen. Aus ziemlich gut aussehenden Mädchen. Sie schafften es spielerisch die Pumpkings zu schlagen.

In den Reihen der Celtics schien sich jedoch noch etwas ganz anderes zusammen zu brauen.

Die Blonde sah immer wieder zu Kai. Tom trat an ihre Seite und sah ebenfalls in die Richtung des jungen Halbrussen.

„Ist er das?“, fragte er sie leise.

„Ja!“, antworte sie bestimmt und wandte sich ab.

„Hast du vor es ihm zu sagen?“, fragte er weiter und erhielt nur ein Kopfschütteln diesmal.

„Er hat es nicht verdient.“ Achselzuckend ging sie zur Bank und ließ sich darauf nieder. Dann seufzte sie und schloss die Augen. Das andere Mädchen kam nun zu ihr und sah sie besorgt an.

„Geht es dir gut?“

„Es geht schon", antwortete die Angesprochene wie mechanisch. Kopfschüttelnd verließ die Blauhaarige die Blonde wieder. Ihr eigener Kampf stand bevor.

 

Die jetzigen Gegner waren die Majestics. Tom und Sascha verloren ziemlich schnell. Doch Kain und die beiden Mädchen gewannen ihre Kämpfe spielerisch.

Auch die Bladebreakers schauten nun höchst interessiert die beiden Mädchen an. Tyson sah die Blonde nur misstrauisch an und hatte ein merkwürdiges Gefühl. Immer wieder sah er einen bestimmten Punkt an ihrem Körper an.

Auch die anderen sahen dorthin und wunderten sich, das sie überhaupt zugelassen worden war.

Als nächstes mussten die Bladebreakers gegen die BloodAngels antreten. Großspurig bestieg Tyson den ersten Kampf und musste sich umgehend mit einer Niederlage vertraut machen.

„So ein Mist aber auch!“, jammerte er, als er wieder auf der Bank saß. Sein großer Bruder konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

„Du hast sie halt unterschätzt", meinte er nur leichthin und sah zu Rays Kampf. Drigger konnte nur mit Mühe das BitBeast Selest schlagen. Nichts desto trotz gewann er, genau wie Max, Hiro selbst und auch Daichi. Ihn hatten sie im letzten Moment noch mit angemeldet.

Wen hätten sie auch sonst als fünften Mann im Team nehmen sollen? Er gehörte schon einmal dazu und hatte seine Sache bisher sehr gut gemacht.

 

Der junge Halbrusse hatte nur Augen für ein Mitglied des anderen Teams. Sie kam ihm merkwürdig vertraut vor, ohne das er sagen konnte, warum dem so war. Sie zog ihn magisch an. Entschlossen drängte er sich selbst dazu, den Blick von ihr zu wenden.

„Was schaust du so interessiert?“, wollte Boris wissen. Kai blieb ihm eine Antwort schuldig. Kalt sah er den älteren Mann an und verschwand einfach im Gang. Sein nächster Kampf würde erst morgen stattfinden.

Heute hatte er den restlichen Tag vollkommen frei. Und er wollte es genießen. Seit dem er in Russland geblieben war, hatte er keine ruhige Minute mehr gehabt. Das würde er nun nachholen.

Draußen stach ihm gleich die helle Sonne ins Gesicht und blendete ihn einen Moment. Dann strömte ihm schon der kalte Wind entgegen.

Ziellos lief er durch die Stadt, setzte sich in ein Cafe und bestellte einen Kaffee.

Einen kurzem Augenblick sah er der Kellnerin hinterher. Es war schon eine Weile her seit er eine Frau hatte. Und eigentlich interessierte ihn auch keine im Moment…plötzlich stockte ihm der Atem.

Was er sah, konnte er nicht glauben. Er sah sie nur von hinten: die lange blonde Mähne, ihre schmale Tailie, der herzförmige Po. Ja ganz sicher, sie war es.

Langsam erhob er sich um in ihre Richtung zu gehen.

 

Sie spürte plötzlich etwas, ein merkwürdiges Gefühl der Geborgenheit. Eine Wärme durchflutete sie wie eine riesige Welle und erfühlte ihr Herz. So hatte sie sich das letzte Mal vor knapp fünf Monaten gefühlt.

Und dann wusste sie, was dieses Gefühl ausgelöst hatte. Noch bevor sie ihn sah, konnte sie ihn spüren. Seine Präsenz erfühlte den gesamten Raum, ihr wurde schwindelig.

Ganz langsam drehte sie sich rum.

„Hallo Anne.“ Der Klang seiner Stimme löste noch weitere Emotionen aus. Unbewusst zog sie ihren Mantel weiter zusammen.

„Hallo Kai.“ Sie war selbst überrascht wir kühl sie klang. Trotzig sah sie ihm genau in die Augen. Er erwiderte den Blick ausdruckslos.

„So ein Zufall", versuchte sie nun fröhlich zu sagen. Dem 22 Jährigen entging jedoch nicht der wachsame Blick ihrer grünen Augen.

„Ja was für ein Zufall", meinte er rau und sofort kamen die Schmetterlinge in ihrem Bauch zurück und ein Schauer überlief ihren blassen Rücken.

„Naja, ich muss leider los", sagte sie so desinteressiert wie möglich und wollte an ihm vorbei gehen.

Er jedoch hielt sie davon ab. Irgendetwas an ihrer Haltung sagte ihm, dass sie etwas ganz bewusst vor ihm verbarg.

„Lass mich bitte vorbei.“ Langsam wurde sie über sein anmaßendes Verhalten richtig wütend. Jedoch biss sie sich sofort auf die Unterlippe und blickte stur an ihm vorbei.

„Wir sind noch nicht fertig.“ Seine Stimme war fast nur ein Flüstern und die Blondine zuckte sichtlich zusammen.

„Was verbirgst du vor?“ Damit hatte sie noch weniger gerechnet.

„W-Was sollte ich denn verbergen? Du hast anscheinend zu viele Filme gesehen.“ Spöttisch lachte sie auf, konnte jedoch nicht das Zittern in ihrer Stimme ungeschehen machen. Zu allem Überfluss begann er auch noch ganz leicht zu lächeln.

„Anne, nebolʹshoĭ ( Kleines). Ich kenne dich gut.“ Womit er leider recht hatte, doch würde sie lieber auf Glasscherben laufen, als es ihm zu erzählen.

 

„Du kennst mich kein Bisschen", fauchte die 20 Jährige zurück und erschrak über sich selbst. Dummerweise hatte sie ihm dabei in die Augen gesehen und konnte den Blick nun nicht mehr von ihm abwenden.

„Und nun lass mich endlich los. Ich habe wichtigeres zu tun, als meine Zeit mit dir zu verschwenden.“ Endlich folgte er ihrer Bitte und schon stolzierte sie hoch erhobenen Kopfes aus dem Cafe.

Ihre Worte hallten in seinem Ohr und seinem Kopf immer wieder, bis er begriff das sie verschwinden würde. Schnell legte er ein paar Geldscheine auf den Tisch und lief ihr hinterher. Weit konnte sie schließlich nicht sein. Und er behielt absolut Recht. Zwei Straßen weiter befand sich ein kleiner Park in dem er sie sofort auf einer Bank erspähte.

Die Luft wurde zunehmend kälter, was für Dezember nicht weiter verwunderlich war.

Würde sie länger dort sitzen bleiben, holte sie sich auf jeden Fall eine Erkältung.

Langsam ging er auf sie zu und setzte sich ohne ein Wort zu sagen. Sie schluchzte heftig und sah dann auf. Abrupt versiegten ihre Tränen und die Traurigkeit, was blieb war nur Wut und Enttäuschung.

„Was willst du eigentlich von mir? Du hast doch vor 6 Monaten genau gesagt, was ich dir bedeute und was eben nicht! Macht es dir vielleicht Spaß mich so zu quälen?“

Ihre Stimme wurde immer leiser von Wort zu Wort. Selbst die Tränen kamen ganz plötzlich wieder. *Warum verschwindet er nicht einfach wieder?* fragte sie sich und sah langsam hoch. Er machte keine Anstalten sie anzusehen. Wahrscheinlich würde er noch nicht einmal antworten.

Wieder mal enttäuscht sah sie weg. Doch ihr Herz schlug kleine Purzelbäume und das Denken viel ihr zunehmend schwerer.

„Wie geht es dir?“ Diese harmlose Frage machte sie noch wütender. Wollte er jetzt etwa auch noch über das Wetter reden. Das war doch nur Smalltalk, auf den sie mit ihm nun wirklich keine große Lust hatte.

Dennoch antworte sie im ganz ruhig.

„Wie du sehen kannst, geht es mir gut. Ich bitte dich, nun endlich zu gehen. Wir haben uns nichts mehr zu sagen.

Er schien jedoch anderer Meinung zu sein. Als sie aufstand umfasste er ihr Handgelenk.

„Dir geht es nicht gut. Deine Tränen sind der beste Beweis", widersprach er und sah sie nun endlich an.

„Meine Tränen gehen dich nichts an. Genauso wenig wie…“ Schnell stoppte sie sich. Fast hätte sie ihm, ihr großes Geheimnis verraten und das konnte und wollte sie nicht.

In ihren Augen hatte er es nicht verdient zu wissen.

 

„Kai, das hier führt doch zu nichts. Du hast mir sehr weh getan und so langsam komme ich damit klar. Es ist schwer aber ich schaffe es. Nur wenn du in meiner Nähe bist, geht es nicht. Also lass mich bitte für immer in Ruhe.“ Sie musste es ihm einfach sagen, immerhin hatte er ja …ja was eigentlich? Er hatte nichts getan, was es rechtfertigte, das er etwas über sie erfuhr. *Ich kann es einfach nicht lassen.* schallt die 20 Jährige sich selbst.

„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mir genau das wünsche: dich endlich in Ruhe lassen zu können", seufzte er und stand auf. Er wollte sie in seine Arme nehmen, ihren warmen schlanken Körper an seinen spüren, doch sie wehrte sich heftig dagegen. In ihren Augen sah er den tiefen Schmerz seiner Worte von damals. Doch noch immer empfand er es als richtig und einzige Möglichkeit.

Einen kurzen Moment dachte er an die letzten sechs Monate.

Es war schlimmer als in seiner Kindheit gewesen. Vielleicht auch nur, weil er Anne verloren hatte. Vielleicht aber auch, weil er es aus fast freien Stücken getan hatte.

„Dann tue es einfach, wenn du es dir auch wünschst", wisperte sie leise und holte ihn aus seinen Gedanken.

Er ließ ihr Handgelenk los und schüttelte den Kopf.

„Ich habe dir weh getan“

„Damit hast du verdammt Recht", brauste sie nun wieder auf. Und schon lief sie ein paar Schritte. Kai folgte ihr dicht auf den Fersen.

„Es ist gefährlich alleine rum zu laufen", meinte er neben ihr.

„Ich bin die letzten sechs Monate auch allein gewesen und mir ist nichts passiert", konterte sie und lief schneller.

Leider hatte sie nicht viel Kondition. Zudem war sie tief in Gedanken versunken. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, was er noch von ihr wollte. Er hatte sich doch klar und deutlich ausgedrückt. Er liebte sie aber würde diese Gefühle nicht zulassen. Was konnte man da noch weiter zu bereden haben?

Das alles ergab einfach keinen Sinn.
Vorsichtig spähte sie nach hinten und sah Kai immer noch hinter ihr herlaufen. Es schien sogar regelrecht Spaß zu machen.

 

Und genau da passierte es dann. Dadurch dass sie nur auf den Halbrussen konzentriert war, sah sie den Fahrradfahrer nicht auf sich zukommen. Nur das Aufblitzen in Kais Augen und sein entsetzter Gesichtsausdruck verrieten ihr, dass etwas nicht stimmte. Sie drehte sich nach vorne um und wurde auch schon von Kai weggerissen. Der Radfahrer drehte sich nicht einmal um.

Anne lag nun auf Kai, ihr Mantel offen. Doch noch sah er es nicht.

 

Erst als sie sich aufrichtete, bemerkte er es und sah schockiert in ihr Gesicht.

„Was zum Teufel…? Wieso hast du mir nichts gesagt?“ Er wurde wütend.

Kapitel 43...Dringend zu empfehlen

Sie kam gar nicht dazu, sich selbst voll aufzurichten. Er packte sie vorsichtig am Arm und zwang sie so auf die Beine.

„Du tust mir weh", meinte sie leise und hielt mit der freien Hand ihren Mantel wieder zusammen.

„Warum hast du mir nichts gesagt? Hattest du es überhaupt irgendwann vor?“ Das er richtig wütend war, erkannte man an der schneidenden Stimme.

Anne schüttelte leicht den Kopf und blickte nach unten.

„Verdammt", meinte Kai wütend und hob sie plötzlich auf die Arme.

„Du kommst mit.“

„Ich werde gar nichts tun!“, schrie sie ihn an und versuchte sich zu befreien. Leider geriet sie dabei ins wanken, sodass der Griff des Halbrussen nur noch fester wurde.

„Benimm dich endlich", schallt er sie und augenblicklich erstarb ihre Wehr. Sie legte sachte die Arme um seinen Nacken. Er nickte und ging los. Anne sah sich den Weg genau an. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit würde sie die Flucht ergreifen. Sie wurde allerdings stutzig als er ein Hochhaus ansteuerte. Der Portier grüßte ihn mit seinem Namen, was hieß, das er den Halbrussen kannte. Aber wie sollte es anders sein? Er war immerhin einer der besten Blader der Welt.

 

Im Fahrstuhl ließ er die 20 Jährige endlich runter. Neugierig besah Anne sich die Anzeigentafel. Er hatte den Knopf für das oberste Stockwerk gedrückt. Verwirrt runzelte sie die Stirn. So viel sie wusste, gab es dort nur das Penthouse.

„Kai…“

„Sei still", wies er sie harsch zurück. Oben angekommen gab er einen Code ein und die Türen öffneten sich geräuschlos.

„Komm.“ Kai trat als erster ein und ging zielstrebig an die Bar. Dort füllte er zwei Gläser und reichte der 20 Jährigen eins. Misstrauisch roch sie daran und Kai konnte ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

„Es ist nur Wasser. Setzen wir uns.“ Er zeigte zur Couch und ließ diesmal Anne vorgehen. Erledigt ließ sie sich darauf fallen und schloss die Augen.

Es war wunderbar weich und sie merkte, wie ihre Glieder sich entspannten.

Kai seinerseits ließ sich in einen Sessel ihr gegenüber sinken. Dann begutachtete er sie genauestens. Da sie den Mantel ausgezogen hatte, konnte er nun all die kleinen und großen Veränderungen wahrnehmen. Natürlich glitt sein Blick zuerst zu ihren gewölbten Bauch. Und auch erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst, was dies hieß. In diesem Bauch wuchs ein Kind.

 

SEIN KIND…

 

Der junge Halbrusse, konnte es nicht fassen. Er würde tatsächlich Vater werden in…Ja wie lange würde es eigentlich noch dauern?

„Wann soll es so weit sein?“, fragte er daher, nach ein paar schweigenden Minuten. Überrascht schlug sie die Augen auf und sah ihn fest an.

„Das geht dich nichts an", erwiderte Anne bissig und trank noch einen Schluck.

„Da bin ich anderer Meinung. Es ist ebenso dein wie auch mein Kind", stellte er richtig und kniff die Augen zusammen. Nicht eine Sekunde ließ er sie aus den Augen. Er kannte sie genau. Bei der ersten Gelegenheit würde sie versuchen zu verschwinden.

„Nein. Es ist mein Kind und du hast damit nichts zu tun. Du hast deine Rechte auf ihn verwirkt, als du wieder einmal gegangen bist.“

Seufzend stand sie auf. Das wichtigste war, ruhig zu bleiben.

 

Leider konnte Kai ihr nur Recht geben. Eigentlich hatte er jegliche Rechte verwirkt, aber jetzt war er ja hier und er wusste von dem Kind. Niemand würde den Halbrussen von seinem Kind fern halten können, das schwor er sich. Er beobachtete jeden ihrer Schritte, bis sie am Fenster stehen blieb. Dann bemerkte er das leichte Beben ihrer zierlichen Schultern und bekam auch prompt ein schlechtes Gewissen.

Er stand ebenfalls auf und stellte sich hinter Anne.

„Anne, wir sollten vernünftig darüber reden…“

„Was gibt es denn da noch zu reden?“, unterbrach sie ihn lauter als beabsichtigt.

„Du hast doch keine Vorstellung davon, was du getan hast!“

Kai schloss die Augen und versuchte den Schmerz in seinen Inneren auszuhalten, was ihm jedoch sehr schwer fiel, da dieser unerträglich war. Genau so hatte es sich auch vor 6 Monaten angefühlt.

„Du hast Recht", gestand er ihr. Woraufhin sie ihn verblüfft ansah.

„Ich habe keine Ahnung. Und genau deswegen sollten wir reden.“ Meinte er weiter und sah aus dem Fenster. Der Ausblick war wirklich atemberaubend und doch konnte er sich nicht mit Anne messen.

„Ich sage es dir gerne noch einmal. Es gibt nichts zu reden. Es ist mein Kind und nicht deines.“ Sie ging an ihm vorbei, nahm ihren Mantel und machte sich auf den Weg zum Aufzug.

 

Weit bevor sie den Fahrstuhl erreichen konnte, hielt er sie zurück. Der junge Halbrusse stellte sich ihr einfach in den Weg.

„Bitte lass mich gehen", murmelte sie nervös und konnte ihn einfach nicht ins Gesicht sehen, denn sonst wäre sie unter Garantie in Tränen ausgebrochen. Diese Blöße wollte sie sich jetzt nicht auch noch geben.

„Gib mir deine Nummer, dann kannst du gehen", meinte er nur emotionslos.

Sie nickte schnell, gab ihm die Nummer. Er kontrollierte diese sofort und als er das Klingeln ihres Handys vernahm, machte er den Weg frei.

Im Lift seufzte Anne schwer und streichelte liebevoll ihren schon ziemlich runden Bauch. Die letzte Stunde war die reinste Hölle für die 20 Jährige gewesen.

Zwar hatte sie ihn schon vorher gesehen, aber da hatte sie auch nicht mit ihm reden müssen.

 

Schnellen Schrittes verließ sie das Hochhaus und machte sich auf den Weg ins Hotel. Unterwegs holte sie sich eine Kleinigkeit zu Essen, da es ihrem Magen nicht gut ging und der ganze Stress grade sie in Aufruhr versetzt hatte.

Ihre Teammitglieder warteten bereits beim Eingang auf die Blondine. Schneller als sie gucken konnte, nahm Kain sie auf seine Arme.

„Lass mich runter", prostierte sie sofort, ohne großen Erfolg.

„Wir haben uns Sorgen um dich gemacht und jetzt lasse ich dich erst wieder in deinem Bett runter", verkündete dieser lächelnd und scherte sich auch nicht weiter drum, als er schief von der Seite her angesehen wurde.

Anne selbst keine weiteres Wort, vergrub nur ihren Kopf an seiner Brust. Natürlich war es für alle ein Zeichen, das etwas ganz und gar nicht stimmen konnte.

Im Zimmer angekommen ließ Kain die 20 Jährige behutsam aufs Bett gleiten und setzte sich daneben. Die Anderen taten es ihm gleich und setzten sich. Vier erwartungsvolle Blicke lagen nun auf der jungen Frau.

„Ich habe Kai getroffen", begann sie leise. In diesem Moment hätte man eine Stecknadel Kilometer weit fallen hören können. Alle hielten gespannt den Atem an und ließen Anne nicht aus den Augen.

„Es war einfach grauenvoll", sprach sie weiter.

„Erst hat er gar nichts bemerkt, aber leider wollte es das Schicksal dann doch anders als ich gehofft hatte. Und dann hat er mich auch noch mit in sein Penthouse genommen. Ohne meine Einwilligung natürlich. Und als ich gehen wollte, hat er mir den Weg so lange versperrt, bis ich ihm meine Nummer gab. So ein unverbesserlicher Mistkerl.“ So hatte sie es in schnellen Worten geschildert. Die Gesichter der Anderen sprachen für sich. Sie hielten von der ganzen Sache genauso wie die 20 Jährige selbst.

 

Tom sagte als erster etwas in seiner Muttersprache, sodass sie es nicht verstehen konnten, doch man konnte sich gut vorstellen, dass es nichts Freundliches war.

„Was soll ich denn jetzt nur tun?“, fragte Anne verzweifelt, woraufhin Mina sie tröstend in den Arm nahm.

„Wir lassen uns etwas einfallen. Aber vielleicht solltest du nicht mehr am Turnier teilnehmen", überlegte die Blauhaarige.

„Das wird so nicht gehen, Mina. Dann seit ihr einer zu wenig und werdet sofort disqualifiziert.“ Sie hatte natürlich Recht, aber den Anderen aus dem Team war es herzlich egal. Sie alle hatten Anne so lieb gewonnen und bewunderten sie auch, für ihre Stärke.

„Okay, wie du möchtest. Dann aber ab jetzt nur ohne Maske", verkündete nun Sascha. Er war der ruhigste der Gruppe und sagte kaum etwas.

„Ja er hat Recht. Das könnte uns gegen Kais Team sogar einen großen Vorteil sichern.“ Überlegte dann auch Kain laut. Denn sein Team waren die nächsten Gegner der Celtics.

„Ich möchte aber fair gewinnen", meinte Anne traurig.

„Und was ist daran unfair, wenn man einfach nur sieht, wer du bist?“, fragte Tom schmunzelnd.

Darauf hatte die Blondine keine vernünftige Antwort.

„Du hast ja Recht", gab sie dann nach und nickte leicht. Seufzend stand sie auf und tigerte unruhig im Zimmer auf und ab. Dabei strich sie abwesend über ihren Bauch und sprach beruhigende Worte.

„Okay, ab jetzt ohne Maske und Kai wird sein blaues Wunder erleben.“ Die 20 Jährige war abrupt stehen geblieben und sah ihre Freunde an. Ein schelmisches Funkeln war in ihre Augen getreten.

 

Annes Kämpfernatur war erwacht.

„So kenn ich dich", meinte Kain schmunzelnd und stand ebenfalls auf.

„Denn sollten wir uns mal auf morgen vorbereiten.", sagte nun auch Mina und nahm ihr Blade. Sascha und Kain nickten, Tom jedoch schüttelte den Kopf.

„Sorry, Leute. Ich muss noch schnell etwas erledigen. Ihr könnt ja schon einmal anfangen. Ich komme dann nach", meinte er nur und verschwand auch schon aus dem Zimmer.

„Dann fangen wir schon so an. Also lasst uns gehen.“ Mina war gut gelaunt und bemerkte nicht mal ansatzweise den Blick der 20 Jährigen.

„Ich würde mich lieber noch kurz ausruhen", sagte Anne dann und erhielt verständnisvolle Blicke.

„Das verstehen wir", sagte Kain mitfühlend und drückte sie kurz.

Nachdem die anderen aus dem Zimmer waren, zog Anne sich um und überlegt fieberhaft wie sie es jetzt anstellen konnte.

Woran keiner gedacht hatte: wenn sie ohne Maske antritt, würde auch Tala sie erkennen. Und nicht nur er.

Nervös nagte sie an ihrer Unterlippe. Es musste doch einfach eine Lösung geben. Kai allein würde ja schon ausrasten, wenn er sie sah. Ganz sicher würde der junge Halbrusse nicht wollen, dass sie kämpfte. Aber das würde sie sich auf keinen Fall nehmen lassen. In den letzten Monaten war sie gut geworden, sogar sehr gut.

Jeden Rat von Kai hatte sie perfekt umgesetzt. Auch ihre Musik hatte sie dabei.

 

Dann fiel ihr etwas ein. Um der ganzen Aufregung noch einen weiteren Tropfen zu verpassen, würde sie einen spektakulären Auftritt hinlegen. Mit allem was dazu gehörte.

Anne grinste zufrieden und machte sich schon einmal daran, ein passendes Outfit zusammen zu stellen.

Leider konnte sie keine Wunder bewirken, bei dem wenigen was ihr zur Verfügung stand. Mina brauchte sie auch gar nicht zu fragen. Der Bauch würde kaum, in eines der Minikleider passen.

Allerdings würde sie nicht auf High Heels verzichten.

Und ein Minirock würde auch gehen. Ja, jetzt sah sie es schon vor sich.

Auf jeden Fall würde sie gegen Kai antreten. Vielleicht konnte man es so machen, das die 20 Jährige bis zu diesem Kampf im Verborgenen blieb. So würde man erst im letzten Moment wissen, das Anne kämpfte.

Zufrieden mit sich und ihren Plan, legte sie sich aufs Bett und schlief auch wenige Augenblicke später tief und fest.

 

Nach einer Traumlosen Nacht erwachte sie gut gelaunt am nächsten Morgen und machte sich schnell fertig…

 

Kapitel 44...Lass den Kampf beginnen

Die Fahrt zum Stadium kam der Blondine endlos vor. Immer wieder dachte sie an ihren Plan. Mit Mr. Dickenson hatte sie schon telefoniert und er hatte auch sofort zugestimmt. Also stand eigentlich nichts ihrem Vorhaben im Weg. Eigentlich. Ihre Teammitglieder wussten bisher noch von nichts. Sie hatten die 20 Jährige nur argwöhnisch in ihrem Outfit angesehen, doch den Mund gehalten. Ihr wurde immer mulmiger zumute. Hoffentlich begegnete sie vorher niemanden der sie erkennen konnte.


Als sie endlich ankamen, hatte ihr Herz für einen Moment ausgesetzt. Kai stand dort beim Eingang und sah sich suchend um. Schnell riss sich Anne zusammen und steuerte drauf zu. Sofort waren Kain und Sascha an ihrer Seite und verbargen sie so etwas. Tom deckte Mina etwas und sie kamen ungesehen ins Stadium hinein.
Drinnen erklärte die 20 Jährige ihren Plan und alle stimmten zu.
„Hoffentlich wird er dann nicht so einen Aufstand machen", meinte Tom nachdenklich.
„Das wird er bestimmt nicht. Dafür ist er viel zu kühl und immer gelassen", antwortet Mina daraufhin und fing an zu kichern.
„Was ist?“ Kain sah die Blauhaarige schief an und konnte es sich sogar schon fast denken.
„Ich hab grad nur an die Gesichter der anderen gedacht. Besonders an Talas", kicherte sie weiter und konnte gar nicht mehr aufhören.Genau in diesem Moment ertönten die Lautsprecher.
„Ich bitte nun die Mannschaften der nächsten Runde anzutreten. In wenigen Minuten wird es weiter gehen. Ebenfalls bitte ich die Zuschauer, sich auf ihre Plätze zu begeben. Und bitte lasst dieses Mal die Kameras und Handys in euren Taschen.“
„Ihr habt es gehört. Wir müssen wohl raus", sagte Tom seufzend und gab Anne einen kleinen Kuss auf die Wange.
„Bis später kleiner Engel.“


Anne blieb allein in der gekachelten Umkleide zurück. Sie hörte genau auf die Ansagen des Moderators und wartete ungeduldig. Mina und Tom gewannen, Sascha und Kain verloren. Allerdings nicht leicht. Gleich würde also ihr Auftritt erfolgen.
Schnell überprüfte sie noch einmal ihre Kleidung und das Make-up. Die Schuhe saßen auch perfekt. Ein leichtes Grinsen lag in ihrem Gesicht wenn sie nur daran dachte, was gleich folgen würde.
Und schon wurde die entscheidende Runde aufgerufen.
Anne ging den langen Korridor mit gemischten Gefühlen entlang. Was Tala wohl sagen würde? Und vor allem auch ihr Bruder. Sie wusste, dass er dabei sein würde.Kurz vor dem Ausgang hielt sie noch einmal inne und dachte an alles, was bisher passiert war. Der plötzliche Schmerz in ihren Inneren kam unerwartet, doch verschwand er auch genauso schnell wieder.
'Ja, sie liebte Kai noch immer von ganzem Herzen und es war kein Tag vergangen an dem sie nicht an den jungen Halbrussen gedachte hatte. Dabei war es vollkommen egal, was er getan oder gesagt hatte.
Als sie erfahren hatte, dass sie schwanger ist, fiel es ihr nicht schwer glücklich zu sein. Erst Tage und Wochen später kamen die bösen Gedanken und die Angst des allein seins.Genau zu dem Zeitpunkt hatte Mina angerufen und sich mit ihr verabredet.
Für die 20 Jährige war es eine willkommene Abwechslung. Der ganze Stress war mit einem Schlag von ihr abgefallen, als die Blauhaarige verkündet hatte, an der Weltmeisterschaft teil zu nehmen. Natürlich hatte Anne sofort begeistert zugestimmt. Als Anne dann auch noch die anderen Teammitglieder kennen gelernt hatte, war die Idee noch viel verlockender. Mit allen verstand sie sich von Anfang an wunderbar.
Jetzt blickte sie in die Halle, direkt zu Kai hinüber.


„Und nun der Finale Kampf. Wer hier gewinnt zieht ins Finale der Weltmeisterschaft ein.“ Eine leichte Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen aus und ließ sie leicht frösteln.
Kai ging zielstrebig zu Beyarena und sah sich wieder suchend um, dieses Mal wohl nach seinem Gegner.
Die 20 Jährige schluckte noch einmal und ging dann raus.Mit donnerndem Applaus betrat sie dann endlich die Stadium Halle.
Bei der entsetzten Miene des Halbrussen, konnte sich Anne ein Grinsen einfach nicht verkneifen.
Auch als sie oben stand, war es nicht anders. Aus dem Augenwinkel sah sie Tala und ihren Bruder immer näher kommen. Sie schluckte hart bevor sie etwas sagte.
„So sieht man sich also wieder.“ Die fröhliche Art war nur gespielt und nicht wirklich überzeugend.Doch schien es Kai nicht auf zu fallen. Sein Blick sprach Bände.
„Was hast du hier zu suchen?“, fragte er nur kalt und sah zu ihrem Bauch.
„Ich bin hier um dich zu besiegen", antworte sie ihm nur und machte sich und ihren Blade startklar.
Dann ging es auch schon los und die Menge jubelte der Schwangeren zu. Für Kai schienen sie auf einmal nichts mehr übrig zu haben. Vielleicht lag es einfach an ihrem Outfit, welches ja nicht gerade unauffällig war. Anne fühlte sich darin jedoch sehr wohl.
„Mich kannst du nicht besiegen", höhnte Kai nach einer Weile. Die Beys schienen nur miteinander zu spielen und ein Ende des Kampfes war noch lange nicht in Sicht. Frustriert seufzte die 20 Jährige und spornte Sera weiter an.
„Los meine Süße. Zeig es diesem Lackaffen. Zeig ihm, wie falsch er liegt“Bei ihren Worten hörte sie leises Gekicher von Tyson und den Anderen. Auch Tala konnte es sich nicht verkneifen.


Sera wurde schneller und schaffte es Kais Dranzer einige Male hart zu treffen, wodurch dieser aber nur an Stärke zuzunehmen schien. Seine Attacken wurden immer brutaler und Anne befürchtete schon, gleich aus der Arena befördert zu werden.
Als dies auch fast geschah, beschwor die Blondine ihren Bitbeast sich endlich zu zeigen.
Es dauerte einige Sekunden, bevor etwas geschah. Sekunden in denen Anne die Luft angehalten hatte.
Ihr Blade leuchtete bunt auf und eine kleine Lichtfontäne schoss nach oben. Dieses Licht wurde zu Wasser auf dem eine kleine Gestalt tänzelte. Um die Wasserfontäne schlängelten sich Flammen an dessen Enden Blumen wuchsen. Ein heftiger Wind tauchte auf und verschlang die Flammen, die so nur genährt wurden, und wuchsen. Die kleine Gestalt warf die Arme in die Luft und schien etwas zu sprechen. Nur ein paar Sekunden später wurde Dranzer fast aus der Arena gekickt.
Nur mit Mühe hatte er sich darin halten können.
„Gar nicht mal so schlecht, Anne. Schade das du trotzdem verlieren wirst", lachte Kai und griff wieder an.
All ihre Bemühen schienen auch weiterhin vergeblich und nach wenigen Minuten stand das Ergebnis fest: der Sieger hieß Kai. Er selbst gestand sich jedoch ein, dass er fast verloren hatte und sein Sieg eigentlich nur deshalb zustande kam, weil Anne die Übung fehlte.


Anne sank weinend auf die Knie und schlug die Hände vors Gesicht. So sollte es ganz und gar nicht ausgehen, so wollte sie Kai nicht gegenüber treten.Aus dem Augenwinkel bemerkte sie einige Leute auf sich zukommen und schloss ihre grünen Augen.
„Anne…“ Das war Tala, dessen Stimme seine Gefühle wiederspiegeln ließ.Fast schon ängstlich öffnete sie die Augen wieder und hob stolz den Kopf.
„Hallo Wölfchen. Ich freu mich, dich zu sehen.“ Und das war keine Lüge. Im nächsten Augenblick schlang sie schluchzend die Arme um seinen Nacken. Er hielt sie fest und streichelte ihr sanft über den Rücken und noch eine Hand tat dies: Kai.
Allerdings schlug Tala diese gleich wieder weg.Er funkelte seinen ehemals besten Freund feindselig an und schüttelte nur den Kopf.
„Verschwinde Kai", murmelte Anne an Talas Brust und weinte noch heftiger.Das Herz des Halbrussen, zog sich schmerzhaft zusammen und er senkte den Kopf.
Mittlerweile waren auch die Anderen angekommen und besahen sich die Szene schweigend. Hiro ergriff als erster das Wort.
„Es ist schön dich zu sehen, Anne", meinte er nur liebevoll und bekam ein kleines Lächeln der Blonden.
„Ja, das ist es", meinte dann auch Ray und zog sie in seine Arme. Auch er streichelte ihr sanft über den Rücken, wobei sie immer wieder schluchzte.
„Ich habe euch so vermisst…“, brachte sie mühsam zusammen hängend heraus. Mina war auch zu den Freunden getreten und stellte sich sogleich neben ihren Max.


Nach endlos erscheinenden Sekunden sah Kai noch einmal zu Anne, nahm sein Handy und löschte ihre Nummer. Jetzt hatte er aufgegeben und würde sich zurückziehen. Genau wie sie es sich wünschte.
Sein Kind nie sehen zu können, würde wohl das schlimmste in seinem bisherigen Leben werden und vielleicht würde er es nie verkraften können, doch er liebte Anne zu sehr, um sie weiter zu bedrängen.
Er zeigte Tala das Display als er auf Löschen drückte und nickte dann einmal in Richtung Anne.Tala schien sofort zu verstehen und verfluchte sich selbst. SO hatte er es ganz bestimmt nicht gewollt. Natürlich konnte er sich denken, wer der Vater des Kindes war.
„Kai…geh nicht", meinte der Russe zu ihm und sah kurz zu Anne, ehe er die Beherrschung verlor.
„Du kannst sie doch nicht so alleine lassen", schrie er Kai nun an, nur um Anne zur Besinnung zu bekommen. Es klappte auch sogleich.Verwirrt sah sie ihn an. Sie wollte doch nur das er für den Augenblick verschwand und nicht für immer.
„Du hast sie gehört, Bruder. Sie will dass ich verschwinde und genau das werde ich tun. Es soll wohl nicht mein Schicksal sein zu lieben, und schon gar nicht das ich glücklich werde. Aber ich kann dafür Sorgen das sie glücklich wird. Auch wenn es mein eigenes Herz zerreißt.“ Seine kleine Rede verschlug allen den Atem.
So etwas von ihren kalten Halbrussen zu hören, hatte keiner für möglich gehalten.


Auch Anne brauchte einige Sekunden um es zu verdauen. Er wollte also aus sie verzichten, damit sie glücklich war und er selbst …ja was eigentlich?
„Was wäre, wenn ich jetzt ja dazu sagen würde?“, fragte sie ganz ruhig.
„Wie würde es dir dabei gehen?“, damit provozierte sie ihn aufs Ganze. Ob er wohl wirklich über seine Gefühle reden würde? Und ob sie vielleicht endlich die Wahrheit wegen seinem Großvater erfahren würde?
Er schluckte hart und überlegte ganz genau, wägte alles nacheinander ab.
„Das…“ Wieder schluckte der Halbrusse und schloss für einen Moment die Augen. Natürlich musste er es ihr sagen, auch vor den anderen. Sonst würde sie ihm wohl nie Glauben schenken. Doch was wäre danach?Würde es etwas daran ändern, dass sie ihn mittlerweile hasste? Was sie tun musste, nach allem was er der Blondine angetan hatte.


Er durfte und konnte ihr nicht seine Vergangenheit aufbürden. Weder ihr, noch seinem Kind.Erst musste Voltaire aus dem Weg geschafft werden. Keiner würde in Ruhe leben können, wenn er frei war.Wobei Kai eigentlich viel lieber was ganz anderes mit dem alten Mann gemacht hätte. Jedoch wäre ein Leben an ihrer Seite damit vollkommen unmöglich geworden.
'„Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Es wäre nicht richtig, dich zu etwas zu drängen obwohl du mich so sehr hasst.“
Anne glaubte wirklich sich verhört zu haben. Hatte er gerade gesagt, dass sie ihn hasste? Wie kam er denn auf solch einen Unsinn? Eigentlich eine ganz einfach Antwort. Er hatte ihr wehgetan, ja mehr als nur einmal. Doch liebte sie ihn noch immer wie am ersten Tag und wahrscheinlich würde das für immer so bleiben.
'Alleine die letzten sechs Monate waren die Hölle ohne ihn, wie sollte da ein ganzes Leben ohne ihn sein?
Kaum vorstellbar für die 20 Jährige. Liebevoll strich sie über ihren Bauch und sah Kai geradewegs in die Augen, welche auf ihrer kleinen Kugel gerichtet waren. Und da machte es Klick bei ihr.
Natürlich wollte er nur sie und das Kind schützen, wobei wahrscheinlich auch Voltaire eine Rolle spielte.
Seufzend ging sie auf den Halbrussen zu und streckte sich ein wenig.
„Ich liebe Dich", hauchte sie und stellte sich wieder vernünftig hin.

Kapitel 45...Ende gut alles gut?

Von ihren Worten überrascht, riss er seine Augen weit auf. Ebenfalls eine Geste, die er nur selten zeigte.„Du kannst mich nicht mehr lieben.“ Brachte er dann mühsam heraus und sah sie an. In ihrem hübschen Gesicht konnte er allerdings nichts anderes als Liebe sehen, liebe für ihn? Nein, unmöglich.
„Warum sollte ich dich nicht mehr lieben?“,  stellte sie die richtige Frage und lächelte versöhnlich.
„Nach allem was ich dir angetan habe…“ Schnell legte sie einen Finger auf seine Lippen und genoss auch sogleich die sanfte Berührung.
„Nach allem was du mir angetan hast, weiß ich doch nur noch mehr, dass du der Richtige bist. Du hast das alles nur getan, um mich zu beschützen. Das weiß ich doch längst. Ich bin dir schon eine ganze Weile nicht mehr böse deswegen.“
Mina und Hilary kamen sofort die Tränen und leise schluchzten sie.
„Liebst du mich denn nicht mehr?“ fragte sie dann ein wenig verunsichert, da er nichts weiter sagte.Er schüttelte den Kopf und sah sie traurig an.
„Wie könnte man einen Engel nicht lieben?“ meinte er dann selbst lächelnd und zog sie sachte an sich.
Bei ihren leidenschaftlichen Kuss schauten die anderen gebannt zu.


Plötzlich hörten sie aus den Lautsprechern etwas, was sie jubeln ließ.Voltaire wurde gefasst und verhaftet. Natürlich schrie er Zeter und Gomorra. Doch das alles nützte ihm herzlich wenig. Kais Teamkameraden kamen lachend auf ihm zu und blieben abrupt stehen, als sie Anne in seinen Armen sahen.
„Das ist also Anne. Wirklich wunderschön", meinte der Blauhaarige Steve und verbeugte sich galant.
Verwirrt schauten alle zu den jungen Halbrussen. Dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern und bedankte sich bei Steve.
„Wie ist es gelaufen?“, fragte er dann an Micheal gewandt.
„Haste doch jehört. Der Alte is weg.“ Sein deutscher Dialekt ließ Anne schmunzeln und dann bemerkte sie erst etwas.
„Habt ihr das geplant mit Voltaire?“ auch die Anderen interessierte es brennend. Vor allem wie all dies zustatten gekommen war.Steven nickte und strahlte übers ganze Gesicht.
„Die ganzen Monate über, dachten wir schon an nichts anderes mehr. Denn leider bin ich ein hoffnungsloser Romantiker und musste euch doch wieder vereinen.“
Nun blickte die 20 Jährige wieder überrascht zu ihrem Freund.
„Ich erkläre es dir irgendwann einmal.“ Meinte Kai nur dazu, während er sie wieder enger an sich zog und erneut leidenschaftlich küsste.
„Dat könnt ihr och noch später machen. Kann ja keener mit ansehen", mischte sich wieder Michael ein, doch sein Lächeln straffte seinen Worte Lügen.Nur eine Einzige Sache war noch zu erledigen: das Finale des Turniers.
Wer gewonnen hat steht wohl außer Frage. Wohl auch da Tyson in der entscheidenden Runde gegen Kai antrat und dieser nichts sehnlichster wollte, als zu seiner Anne.
Natürlich sprach es keiner aus, dass der Halbrusse mit Absicht schnell verlor.
Denn den eigentlichen Sieg hatte doch wohl nur er errungen.


'Obwohl man wohl auch Tyson und Max für einen anderen Sieg gratulieren konnte. Ihre beiden Freundinnen vergossen noch immer Tränen der Freunde und wollten sich wohl nie mehr beruhigen. Seufzend stellte der erneute Weltmeister sich zu seiner Freundin und nahm sie in den Arm.
Max tat es mit Mina gleich.
Die Stimmung wurde immer ausgelassener, bis ein Anruf die Feier störte. Mariah lag in den Wehen und alle fuhren sogleich ins Krankenhaus.
Noch bevor das Auto ganz stand, sprang Ray hinaus und rannte zum Gebäude. Die anderen lachten nur und parkten gemütlich ein. Dann gingen auch sie ins Krankenhaus. Grade als sie auf der Station eintraten hörte man lautes Gebrüll. Jedoch nicht von einem Baby, sondern von Mariah selbst.
„Ich bring dich um, Ray. Wage es nicht meine Hand los zu laaaaaa…“
Kichernd ging Anne voran und sah den armen Ray in einer echt misslichen Lage.Als die Rosahaarige Anne erblickte, lächelte sie sofort wieder sanft und atmete etwas flacher.
„Schön dich zu sehen, kleine Rose.“ Meinte sie nur und bekam schon wieder die nächste Wehe.Schnell ging die 20 Jährige zu der Stelle an der Ray stand und übernahm seinen Platz.
Dieser wiederrum stellte sich hinter seine Freundin und streichelte ihr sanft über den Kopf. Immer wieder hauchte er kleine Küsse darauf und sprach beruhigende Worte.


Plötzlich tauchte Kai an Annes Seite auf und umschlag ihren Körper mit seinen Armen, die Hände legte er zärtlich auf ihren Bauch.
„Wirst du mich auch umbringen wollen?“ fragte er schmunzelnd und liebkoste ihren Hals.
„Vermutlich schon", meinte Anne nur leichthin und lächelte.
Ganz sicher, würde auch sie so etwas sagen.
„Dann sollte ich mich wohl dabei lieber fern halten.“
„Wage es nicht, Kai Hiwatari. Wenn du das machst, darfst du jede Nacht aufstehen und dich um alles kümmern, während ich schön weiter träumen werde.“
Darauf wollte er gar nichts sagen. Im Stillen für sich, hatte er es schon längst genauso geplant.
Das brauchte die 20 Jährige aber noch nicht zu wissen.
Nach knappen drei Stunden hatte Mariah es endlich überstanden und hielt ihre kleine Tochter im Arm.
Die glücklichen Eltern strahlten bereits um die Wette, während die Frauen nicht aufhören konnten die Kleine zu bestaunen und zu weinen.
„Das Frauen immer so emotional sein müssen.“ Meckerte Tyson in einer Tour.Es wurde immer später und irgendwann verabschiedeten sich die meisten.

Nur Kai und Anne blieben noch ein Weilchen länger.
In einer Zimmerecke saß Kai auf einen gemütlichen Stuhl, Anne auf seinen Schoß.
„Denk aber nicht, dass ich nun ganz verschmust oder son Scheiß bin.“ Meinte er ernst und Anne seufzte nur.
„Ist mir schon klar, Kai. Und so will ich dich auch nicht haben. Du sollst genauso bleiben wie du bist. Nur halt nicht mehr so abweisend oder verletzend.“
„Das habe ich nicht vor. YA tebya lyublyu“
„Was heißt das?“
„Ich liebe Dich!“ Er hauchte es nur leise und zog sie wieder zu einem Kuss heran.
„Ich liebe Dich auch, mein Lieblings Kühlschrank.“ Lachend sah sie seinen perplexen Gesichtsausdruck.So sollte es immer sein. Seine Anne wenn sie lachte.
Ray sah den beiden eine Weile zu, da Mariah eh grade mit seiner Tochter beschäftigt war.
*Hast du es doch noch gerade so geschafft.* dachte der junge Chinese nur glücklich und freute sich aufrichtig für Beide.
Doch auch Kai und Anne verabschiedeten sich bald darauf und machten sich auf den Weg in Kais Penthouse.
„Ruf an, wenn ich dir etwas bringen kann", meinte die 20 Jährige beim Verabschieden, an Mariah gewandt. Diese nickte nur und erwiderte die zärtliche Umarmung.
So etwas sparte sich Kai natürlich. Er nickte Ray einfach nur zu und wartete dann auf seine Freundin an der Tür. Auf leisen Sohlen, da Mariah dabei war einzuschlafen, schlich Anne sich raus.Vor der Tür wartete ein ungeduldiger Halbrusse und verzog das Gesicht.
„Warum brauchen Frauen eigentlich bei allem so lang?“ eigentlich war diese Frage nicht für Anne bestimmt, doch schmunzelnd musste sie ihm einfach antworten.
„In allem brauchen wir doch nicht lange.“Erst schien er es nicht zu verstehen, doch dann lächelte er spitzbübisch und nahm ihre Hand.
„Das musst du mir unbedingt beweisen.“


Anne lachte ausgelassen, als sie die beleuchtete Straße entlang gingen. Der Wind war wieder etwas kühler geworden und so allmählich schmerzten ihre Füße gewaltig von den High Heels. Auch bemerkte es, und ehe die 20 Jährige protestieren konnte, lag sie schon wieder auf seinen Armen.
„Du musst mich nicht tragen. Ich hab mich für die Schuhe entschieden, also muss ich wohl auch mit laufen.“ Seufzend schloss sie kurz die Augen. Es tat wirklich gut, nicht laufen zu müssen.


„Und wenn ich dir nun sage würde, das es mir nicht darum geht.“ Er versuchte wieder seinen kalten Gesichtsausdruck zu bekommen, doch wollte es ihm aus einem unerfindlichen Grund einfach nicht gelingen. Wenn das so weiter ging, wurde er wohl doch noch verschmust.
„Dann würde ich sagen, dass du endlich mal schneller laufen solltest. Da kann man ja echt einschlafen.“ Anne schaffte es ganz gelassen zu klingen, obwohl sie sich innerlich halb schlapp lachte.
Wieder sah Kai sie etwas perplex an. Anne schien doch immer wieder für eine Überraschung gut zu sein.
'Ein paar Minuten später kamen sie endlich an und auch schon im Lift fielen sie übereinander her.
Oben angekommen schafften sie es gerade so noch, ins Schlafzimmer zu kommen, wobei die Klamotten bereits den Weg bis dorthin markierten.
„Lass mich nie mehr allein.“ Nuschelte Anne danach verschlafen und kuschelte sich enger an sie.
„Niemals.“ Bestätigte der Halbrusse und glitt auch ins Land der Träume.


>>> knappe drei Monate später<<<<


„Findet sie. Sie kann sich ja unmöglich in Luft aufgelöst haben.“ Das Gesicht des Halbrussen glich einer Maske. Nicht einmal seine Wut schimmerte hindurch.
„Ganz ruhig Kai", versuchte Ray ihn zu beruhigen. Auch er konnte es sich einfach nicht erklären. Wieso hatte sie das getan? Es schien doch alles perfekt.
„Wie soll ich denn ruhig bleiben, wenn Anne einfach ihr Kind gleich nach der Geburt verlässt?“

Auch die Anderen verstanden ihr Tun einfach nicht. Einzig Mariah sagte nichts und tat äußerst beschäftigt.
Ihre kleine Tochter schlief friedlich in dem rosafarbenen Autositz.
„Es gibt ganz sicher eine einfache und gute Erklärung“, mischte sich nun auch Tyson ein. Dass er so vernünftig denken konnte kam immer öfter vor. Wohl der Einfluss seiner herrischen Freundin.
„Das denke ich auch“, stimmte Max zu und versuchte Mina zu beruhigen.
„Ja die gibt es. Sie hat uns allen etwas vorgemacht.“ Nun drang doch Kais Gefühlszustand durch seine aufgesetzte Maske. Tiefe Traurigkeit lag in den sonst so kalten Augen, als er seinen Sohn aus dem Babybett nahm. Es war wie ein Wunder, dieses kleine Lebewesen in den Händen zu halten. Und wie stolz er auf Anne war, das sie es alles überstanden hatte. Genauso stolz war er vor einen Monat gewesen, als sie sich das Jawort gegeben hatten.
Und dann der Schock…sie sollte nur etwas Erholung bekommen…und dann war sie einfach weg.


Im ersten Moment hatte er sich nur Sorgen gemacht, das etwas passiert sein, doch als eine Schwester ihm gesagt hatte, das die Patientin nach einem Taxi verlang hatte, da hatte es Klick gemacht.
Nie würde er diesen Moment vergessen können. Er war noch raus gerannt und hatte das wegfahrende Taxi mit Anne darin gesehen. Auch ihren Blick zu ihm.
Sein Sohn wachte langsam wieder auf und schrie sogleich, auch er wollte wohl seine Mama haben.
Schnell kam eine Schwester rein und kümmerte sich um den Kleinen.
„Das wird sie noch bitter bezahlen. Sie wird ihren Sohn nie wieder sehen. Das schwöre ich.“
Er biss die Zähne zusammen und schien ein leises Knurren auszustoßen.Seine Freunde sahen ihn nur geschockt an und verstummten plötzlich.


Kai legte sich wieder seinen alten Gesichtsausdruck zu: kalt und emotionslos. Dann trat er ans Fenster und schien in einer ganz anderen Welt zu sein…

 

Ende…

Impressum

Texte: Die Charaktere gehören nicht mir. Dies ist lediglich eine Fanfiction. Die Story an sich entspringt allerdings meinem Kopf und ist daher mein Eigentum. Kopieren und weiter verbreiten im eigenen namen ist daher strafrechtlich zu verfolgen!
Bildmaterialien: Cover von mir selbst erstellt! Weitere Benutzung verboten!
Tag der Veröffentlichung: 14.12.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Susu, Ann und Engel!

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