Cover

Einleitung



Also, dann erzähle ich euch einmal meine Geschichte und eins ist mir schon klar, ich würde sie auch nicht glauben, wenn sie mir jemand erzählen würde, also verlange ich das von niemandem. Trotzdem hört sie euch doch einmal an, vielleicht gefällt sie euch.

Mein Steckbrief



Name : Soul Bycho
Zuneigung: Hetero, glaubt er (bisher) und beruht darauf!
Rasse: Mensch
Alter im Aussehen: 14-16 (Jung & Sweet & Absolutely Hot)
Alter in Wirklichkeit: 16 (Wird 17)
Geschlecht: Männlich
Hobbys: Fechten; Tanzen;Singen; Schminken; Zeichnen; “Träumen“; Schreiben; Reiten; Klavier, Geige, Flöte und Gitarre spielen (Musik); Beherrscht mehrere Sprachen (z.B. Japanisch, Englisch, Deutsch, Französisch & spricht die meisten fließend, kann sie lesen und schreiben);Lesen; VON ALLEN VERABSCHEUT WERDEN(?);...
Besonderheit: Charmant; Süß sein; Sehr empfindlich (Emotional); Spielt nicht gerne Fußball; Wenige/keine Freunde; Mobbingopfer; Katzenhafte Bewegungen; Albträume; Suizidgefährdet (Ritzen)
Charakter / Persönlichkeit: Nett; Nicht wirklich nachtragend; Süß; Charmant; Ruhig; Schüchtern; Zurückhaltend; Freundlich; Entgegenkommend; Redet nicht viel; Einzelgänger; Etwas einsam; Eher mädchenhaft; Geheimnisvoll;, Liebevoll; Romantiker; Romantik liebend; nicht lebensfroh(bisher); verträumt;…
Vergangenheit: Soul kommt aus einer reichen Familie und ist der Augapfel seiner Eltern und ihr absoluter Liebling (Einzelkind) und wird von den Eltern somit schon sehr früh (ab 4 Jahren) von einigen Privatlehrern unterrichtet gelassen. Früher sollte er die Firma seines Vaters übernehmen, doch dann, als er 14 war folgte eins aufs andere. Er begann sich für einen Jungen sehr seltsam zu verhalten, achtete penibel auf sein Äußeres, benutzte heimlich die Schminke seiner Mutter,… und als die Eltern dies bemerkten waren sie geschockt und zogen einen Psychologen zu Rate, welcher meinte, dass ihr Sohn sich höchstwahrscheinlich so verhielt, da er Schwul sei. Dies schockte die Eltern noch mehr und nun verabscheuten sie ihren sonst so verwöhnten Sohn, ohne dass dieser wirklich wusste weshalb. Der Vater fürchtete durch seinen Sohn eine Blamage seiner Firma und zog ihn mit Erläuterung, an die Öffentlichkeit, dieser, ihm so geliebte Sohn, sei schrecklich krank und könnte das Haus daher von da an nicht mehr verlassen, aus der Öffentlichkeit zurück. Soul war von da an meist in seinem Zimmer eingesperrt und durfte nicht mehr hinaus und nicht einmal seine Gardinen öffnen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Oft wurde er von seinem Vater geschlagen und durfte nur noch etwas sagen, wenn er gefragt wurde. Bald schon merkte er, dass ihn jeder verachtete und ihm aus dem Weg ging und als er zufällig ein Gespräch seiner Eltern über ihn belauschte, erfuhr er den Grund. Nun begann auch er sie zu verabscheuen. Wie es der Zufall so wollte erfuhr Soul´s Vater kurz nach dem Ergebnis des Psychologen von einem zweiten Sohn namens Shay, dessen Mutter verschwunden war. Soul´s Vater und auch dessen Mutter nahmen Shay nur zu gerne auf und der wunderschöne, blondhaarige(schulterlang), blauäugige, 17-jährige, männliche Shay wurde neues Familienaushängeschild und Firmenerbe. Er trat in der Öffentlichkeit, als zweiter, lange Zeit im Ausland lebender, vermisster Sohn auf und wurde von allen geliebt. Soul fand Shay wirklich recht hübsch, doch hielt er sich mit Abscheu von dem neuen Liebling seiner Eltern fern. Mit 15 wurde Soul heimlich und vor der Öffentlichkeit geschützt, von seinen Eltern, unter dem Namen Same Brooklyn auf einem weit entfernten Jungeninternat angemeldet, wo er ab nun leben sollte, aber wo ihm verboten wurde seine wahre Identität jemals preiszugeben. Eigentlich hatte Soul sich auf das Internat gefreut doch die Eltern hatten es geschafft ihm auch hier das Leben schwer zu machen, denn es kursierte das Gerücht er sei schwul und pervers. So mieden ihn von nun an auch hier alle. Er wurde gemobbt, verprügelt, ausgelacht und ständig schräg angesehen und der Junge der mit ihm das Zimmer teilen sollte, hatte dies prompt gewechselt. Seither lebte er also in einem 4-Bettenzimmer im Jungeninternat alleine und ohne Freunde, verließ das Zimmer so selten wie möglich und chattete meist im Internet. …


Überleitung



So war es also bis hin zu einem entscheidenden Zeitpunkt vor einigen Jahren, als ich 17 wurde. Ach ja, was ich noch sagen wollte, ich bin 1,64 m groß und sehr schlank, habe etwas längere Haare und diese sind von Natur aus schwarz.

Kapitel 1



Morgen werde ich also 17 und weiß das überhaupt jemand? Nein ich glaube nicht, naja vielleicht meine Eltern, aber von denen habe ich, seit ich vor zwei Jahren aufs Internat kam, nichts mehr gehört. Super noch ein ungefeierter Geburtstag allein in diesem Zimmer. Klasse Aussichten „Same Brooklyn“, ein riesiges, einsames Zimmer und dein Computer zum Party machen. Ich setzte mich also am nächsten Tag, es war mal wieder einer dieser einsamen Samstage, sofort morgens an meinen Laptop, das einzige was ich noch von Zuhause hatte und das Erste was ich las war natürlich ein perfekter Auftakt in meinen Geburtstag. In den Nachrichten stand, dass sich meine Suizid-Chat-Freunde Lola Senest und Jojek Lanonie doch tatsächlich, des Nachts, zusammen vom Eifelturm gestürzt hatten. Wie die Beiden da rauf gekommen waren, fragt mich nicht. Also der perfekte Start in den eigen Geburtstag ist es doch wirklich zu lesen, dass die beiden besten Freunde den letzten Schritt ohne einen gewagt haben und dann auch noch eine Nachricht in Lola´s Tasche gefunden wurde. In dieser Stand wohl: "Happy Birthday Kleiner Samy, ja wir haben deinen Geburtstag nicht vergessen und beschlossen dir mit einem guten Vorbild voran zu gehen. Sorry, aber wir konnten einfach nicht mehr." Juhu, super Nachricht! (Ironisch) Ganz toll, also wirklich, warum durfte man solche Sachen wie den Inhalt dieses Zettels eigentlich veröffentlichen und jetzt suchte die Polizei auch noch nach dem armen, kleinen Samy, welchem diese Suzidtäter, ich zitiere "anscheinend schrecklich tödliche Flausen in den Kopf gesetzt" haben. Allein der Ausdruck. Klasse, also begann ich den Morgen erst einmal damit mich, ich hoffte wirklich nachträglich kaum erkennbar, aus den Suizid-Foren zu entfernen und zu versuchen zudem alle Chattgespräche zwischen uns Dreien unwiderruflich aus dem Web zu entfernen. Hat schon seine gute Seite viel Zeit zu haben, da habe ich mir so etwas nämlich selbst beibringen können. (Kläglicher Versuch, die Lage in meinen Augen zu Verbessern, ohne Erfolg!) So also ein paar Stunden, so etwa Zehn kommt hin und etliche Kaffees später, ja ich weiß wir haben in den letzten acht Monaten, seit wir uns kennen, echt viel gechattet, schien es, als wäre ich endlich fertig. Na gut ich hatte noch etwa eine Stunde bis 21:00 Uhr, also bis hin zur Ausgangssperre des Internats und auch nicht mehr wirklich Lust etwas zu machen. Habe ich schon erwähnt: Absolut ein super Geburtstag? Plötzlich, ich wollte den Laptop eigentlich gerade ausschalten, erschien ein Text auf dem Bildschirm. Dort stand:

"Willkommen im Bis(s)
Dies ist der angesagteste Club der Gegend
Mit Bis(s) versteht sich
Komm herein falls du dich traust
Aber sei gewarnt Eintritt auf eigene Gefahr
Wer vom Werwolf, Vampir oder ähnlichem geraubt, gebissen, etc. wird
Wir schulden nicht!"

Aha, Werbung für einen, anscheinend neuen Club etwa 40 Kilometer von hier entfernt, zeigte zumindest eine Karte neben dem Text. Aber warum gerade hier im Ödland, wo im 100, nein wohl eher 200 Kilometer Umkreis des Internats nichts als Wald war und warum bekam ich diese Werbung einfach so auf meinen PC? Verwirrt starrte ich die Werbung einige Minuten lang an. Dann zeigte mein Laptop jedoch, oder wohl eher glücklicherweise an, dass er zehn Minuten lang nicht bedient worden war und sich nun selbst ausschalten würde. An sich hasste ich diese Einstellung, aber nun kam sie mir wirklich zu Gute. Wer weiß wie lange ich den Bildschirm sonst noch angestarrt hätte. Immer noch verwirrt, überlegte ich, was ich nun tun sollte. Ich meine noch schlimmer konnte es ja eigentlich nicht mehr werden. Also: Ein 40 Kilometer-Ausflug in einen sehr seltsamen Club war wohl angesagt. Nicht einmal eine Sekunde, naja vielleicht doch eine, aber wirklich nicht länger, dachte ich darüber nach, was passieren würde, wenn ich dabei sterben würde. Da mich eh niemand vermisst hätte, was sollte so trübseliges Denken überhaupt. Nun musste ich mich aber wirklich beeilen, denn ich hatte nur noch 50 Minuten um mich unauffällig vom Campus zu entfernen, bevor sich das automatische Gitterstrom-Tor des Internates, welches ich mit einem Gefängnis vergleichen würde, schloss. Auch wie ich später wieder hier herein kam war mir jetzt echt egal. Ich schnappte mir ein Handtuch, Shampoo(Mango- Geruch), Duschgel(Satsuma-Geruch), meine Bürste und meinen Föhn, verschwand in einem der zu dieser Zeit zum Glück meist leeren Gemeinschaftsbäder und duschte so schnell es mir möglich war. Woher ich Shampoo und all meine Kleidung habe, fragt ihr euch. Na gut, insofern hatten meine Eltern wenigstens für mich gesorgt, was aber nicht heißen soll, sie hätten wirklich einen Gedanken an mich verschwendet. Ich jedenfalls denke, dass sie das nur als Beschwichtigung für ihr Gewissen getan haben. Es lief nämlich eine Art Dauerüberweisung auf mein Konto. So wurden jeden Monat automatisch 500 Euro überwiesen, welche ich dann zur freien Verfügung hatte. Ich konnte mich also zumindest selbst versorgen. Nach Duschen, Abtrocknen, Föhnen, Büsten, verschwand ich mit dem Tuch um meinen Hüften und meiner alten Kleidung, sowie dem Duschzeug, wieder in mein praktischerweise gegenüber liegendes Zimmer. Dort öffnete ich nicht wie zu erwarten zuerst meinen Kleiderschrank, sondern beschloss mich erst einmal zu schminken und dann nach passender Bekleidung zu suchen. Ich stellte mich also vor meinen Spiegel, betrachtete mein makelloses "Mädchengesicht" und begann mich, in dem für mich typischen Gothik- Style, so würde ich es nennen und meine Eltern wohl auch, zu schminken. Ich umrundete meine Augen schwarz a´ la Bill Kaulitz zum Beispiel im Jahre 2008 und färbte auch meine Lider schwarz ein, zog die Ränder meiner Augen noch einmal mit einem fast schwarzen, dunkelgrün „leuchtenden" Kajal nach und zu guter Letzt trug ich noch etwas Puder, Überdeckungscreme, Wimperntusche und ein wenig, wirklich nur wenig dunkelroten Lippenstift und darüber Labello auf. Dann feilte ich mir meine Fingernägel und Fußnägel, lackierte sie in einem sehr dunklen Kirschrot, machte mir meine etwa schulterlangen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und beschloss mich nun anzuziehen. Erst einmal meine Schmuck-Pur Edelstahl-Klapp-Creolen 14 mm Ohrringe (von Amazon) in die Ohren. Ach,
wo ich grad dabei bin. Die Ohrlöcher hab ich mir selbst gestochen. Wirklich kein Vergnügen, dass sag ich euch. Nicht empfehlenswert. Das würde ich wirklich keinem wünschen, danach mein Nietenhalsband und mein Kettenarmband aus Silber. Dazu trug ich, mal überlegen, ach ja, ein enges, schwarzes Muskelshirt und eine eng anliegende schwarze Hose. Ebenfalls zog ich schwarze Socken und meine neuen, schwarzen Sneakers an. Falls es euch interessiert, nein, meine Boxershorts war nicht schwarz, eher ein sehr, sehr, sehr, sehr dunkles rot. Als ich mich so im Spiegel betrachtete, fand ich nicht, dass ich schlecht aussah und das trotz meiner weiblichen, schlanken, eleganten, überaus grazilen Figur. Selbst das Fehlen von Bart-, wirklicher Achsel-, Arm- und Beinbehaarung störte mich momentan nicht. Ich weiß, eigentlich hätte ich mich darüber aufregen müssen, doch nur weil ich das nicht tat und mich schminkte, hieß das noch lange nicht, dass ich schwul sei. Dieser Überzeugung war ich zumindest damals gewesen. Als ich nach etwa 20 Minuten, juhu, neue Bestzeit im schnell sein (Lach), fertig war, sprühte ich mir noch etwas Deo
unter die Achseln, Männerdeo wohlbemerkt und ein wenig Haarspray, zur Festigung meiner Frisur, in die Haare. Dann rannte ich so schnell es ging zum Stall. Ah, dass wisst ihr ja noch gar nicht. Unser Internat besitzt einen eigenen Stall und einen Reitplatz. Ich habe mir hier meinen Isländer Blakkur (Aussprache: Blakür)(Heißt so viel wie der "Dunkle") und sein Sattelzeug für viel Geld hinbringen lassen. Er ist ein Rappe mit einem unglaublich schnellen Galopp. Nun darf er hier für 200 Euro im Monat, meines Geldes versteht sich, stehen und ich bekomme Wasser und Futter, sowie Putzzeug und ein Stück angelegte Weide, auf dem Campus für ihn. Ich hatte echt verdammtes Glück gehabt, dass ich ihn dort hatte. Sonst hätte ich die 40 Kilometer kaum schaffen können. Bewaffnet mit meinem nun gesattelten Pferd und einem Kompass verließ ich vier Minuten vor Torschluss, mit frisch geputzten Zähnen und einem Erfrischungskaugummi im Mund, gerade noch rechtzeitig das Internat. Nun hieß es den Kompass benutzen und geradeaus in die richtige Himmelsrichtung, quer durch den Wald.

Kapitel 2



Somit ritt ich also los, steht`s dem Kompass folgend. Dies erwies sich jedoch nicht gerade als eine leichte Übung, denn, nun ja, so quer durch den Wald, an all den Bäumen entlang, das ist nun wirklich nicht leicht und dann auch noch die richtige Richtung beibehalten. Manchmal standen die Bäume so eng, dass ich sie um"gehen"(reiten) musste und manchmal so weit voneinander entfernt, dass ich sogar stückchenweise galoppieren konnte. Auch die immer größer werdende Dunkelheit der Nacht machte die Angelegenheit nicht wirklich zu einem netten Mitternachtsritt. Wenigstens wurde ich so von meinen toten Freunden abgelenkt. Als ich an eine kleine Lichtung mit einem Bächelchen und einer riesigen Trauerweide ankam, erstarrte ich. So wunderschön war der Anblick. So verzaubert wurde ich durch die Fläche vor mir. Auch meine Verwunderung ließ nicht lange auf sich warten. Ich stieg ab und band Blakkur an einem Ast fest. Dann erst ging ich ein paar Schritte nach vorne und blieb genau vor dieser Schönheit stehen. Nein, es handelte sich keineswegs um einen Menschen, vielmehr handelte es sich um eine atemberaubende Landschaft. Sie war so einzigartig, dass sie zu beschreiben völlig sinnlos wäre. Doch dennoch ich werde es versuchen, auch wenn mir damals nicht klar werden wollte, wieso solch eine Lichtung in so einem Wald, dunkel und scheinbar unendlich, existieren konnte. Ich blickte auf folgendes: 1. Die verzweigte Trauerweide, welche in ihrer Breite unzählige Meter erfasste und diesen auch in ihrer Höhe kaum nachstand. Ihre handgroßen bis fingerkleinen Blätter schienen im Mondlicht fast silbern und ihr Stamm mit einem mindestens zwei Meter Durchmesser glänzte, dank seines perfekten Braun-Gold-Tones, mit diesen ebenbürtiger Anmut. 2. Vor mir breitete sich ein, die gesamte Lichtung "besitzendes", buntes Blumenfeld aus. Die Farben so intensiv, wie sie sonst, nein was sage ich da, noch intensiver, als sie jemals in den Bergen (Alpen) zu finden wären. Es breitete sich ein Farbspiel vor mir aus, von dem jeder Künstler wohl träumen würde. Doch nicht nur das Farbspiel, sondern auch die verschiedenen Arten der Blumen und ihre "perfekt ineinander übergehen Art" war erstaunlich. 3. Doch am meisten zog mich der Bach in seinen Bann. Nicht von unendlicher Breite, doch sehr wohl von unendlicher Pracht, spiegelte er, umrahmt von hohen, im Gegensatz zu den anderen Blumen schwach lilapinken Blumen, das Licht des Mondes wieder. 4. Nur eine Sache noch vermochte es sich, in diesem Augenblick, mit dieser Schönheit zu messen und dies war der Vollmond, welcher scheinbar genau über der Lichtung selbst stand. Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht klar gewesen, in welcher Gefahr ich mich dort an der Lichtung befand. Was ich auch nicht wusste war, dass sich einige Kilometer entfernt ein Wesen befand, welches diese Gefahr spürte und noch mit sich rang, ob es dazukommen sollte. Doch dieses Wesen war nicht weniger gefährlich, als die Gefahr in der ich längst schwebte. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als mein Pferd anfing hibbelig zu werden. Blakkur tänzelte hin und her, doch damit nicht genug, immer heftiger zog er an seinen Zügeln, immer panischer wurde er. Und ich, ich verstand nicht. Ich ging zu ihm hin, um ihn zu beruhigen. Dache, dass er sich vielleicht vor etwas erschreckt hätte, einem Vogel oder einem sich bewegenden Ast, vielleicht? Doch als ich ihm immer näher kam, stieg er urplötzlich und ich konnte gerade noch rechtzeitig zurückweichen, wobei ich jedoch auf den harten Waldboden aufschlug. Schmerz. So schnell es ging stand ich wieder auf, da Blakkur in seiner Panik nach mir zu treten begann. Nun fragte ich mich, was ihn so in Angst versetzen könnte, dass er mir gegenüber noch nie dagewesenes Verhalten zeigte und auch in mir stieg langsam aber sicher ein mulmiges Gefühl auf. Ich wusste nicht was zu tun war, denn würde ich weiterhin versuchen mein Pferd zu beruhigen, konnte ich doch nicht wissen, ob ich mir in dessen Zustand nicht schwere Verletzungen zuzog. Natürlich wäre mir dies eigentlich recht egal gewesen, hätte da nicht auch dieses mir unbekannte, seltsame, mulmige, aber doch nicht wirklich einordnen bare Gefühl in mir existiert. Ich erstarrte, als ich von irgendwoher ein lautes Knurren vernahm. Eine Vorwarnung? Aber wieso sollte mich ein Tier vorwarnen? Obwohl mir die Richtung des Lautes nicht bekannt war, rannte ich los so schnell es ging, ich wusste dies war dieses "um mein Leben rennen", oder etwa doch nicht? Mir war klar, dass die alte Trauerweide eine Rettung sein könnte und zugleich hoffte ich, dass Blakkur es schaffte sich zu verteidigen, oder aber wenigstens sich zu befreien, immerhin war er meine einzige wirkliche Familie und dennoch helfen konnte ich ihm nicht, so wie er reagierte. Der Gedanke, dass er wahrscheinlich das Ziel des Tieres sein würde, ließ mich in tiefste Trauer fallen. Vorsichtig warf ich einen Blick über die Schulter, was sich jedoch bald schon als riesen großer Fehler herausstellte. Dort hinter mir sah ich es, das Monster, naja Monster wohl eher weniger, zumindest sah es nicht wirklich so aus, wie eines dieses Horrorfilm-Wesen. Und trotzdem musste ich mich verdammt noch mal beeilen. Es handelte sich um einen riesigen, schneeweißen Wolf. Er erinnerte mich an einen, den ich im Film Balto in meiner Kindheit gesehen hatte. Das Tier sah wunderschön aus, doch ich wusste, dass eine wirkliche Gefahr von ihm ausging. Vor allem da es es anscheinend doch nicht auf Blakkur,sondern auf mich abgesehen haben musste, sonst wäre es ja wohl kaum mir, sondern eher dem Pferd gefolgt. Ja, Blakkur hatte es doch tatsächlich geschafft sich loszureißen. Besser gesagt, er hatte sich die Trense vom Kopf gezogen und rannte nun wieder in den Wald. Wie schon gesagt, es war keine gute Idee gewesen, nach hinten zu schauen. Nicht nur, dass meine Panik immer größer wurde....

Kapitel 3



,… nicht nur, dass es wohl bekannt ist, dass man auf unbekanntem Tarar nicht rückwärts schauen oder gar laufen sollte, der Mensch hat nun mal hinten keine Augen, jetzt passierte mir natürlich das Unvermeidliche. Ich stolperte. Hätte ich doch bald den Baum erreicht, musste ich natürlich nun eine Wurzel übersehen. Sie war zwar von minimaler Größe, jedoch groß genug um einem verängstigten, der Art unaufmerksamen Jungen, so wie ich es zu jenem Zeitpunkt war, eine große Hürde aufzuerlegen. Zu groß! Irgendwie schaffte ich es, auf meinem Hinterteil zu landen und mir somit nicht allzu großen Schaden zuzuziehen, zumindest körperlich, zumindest bis sich der Wolf auf mich stürzte. Ja, ich gebe zu, mein zurückrobben sah wohl sehr kläglich aus, betrachtet man die gesamte Situation einmal von außerhalb. Und ehrlich, was sollte das denn auch bringen. Ich meine, ich sah mich einer riesigen „Bestie“ gegenüber. Mein Fuß war sehr wohl etwas in Mitleidenschaft gezogen worden, wie ich im nächsten Moment bemerkte. Es schmerzte zwar kaum, doch ein wenig Blut entströmte dem, mehr oder weniger tiefen, „Kratzer“ an meinem linken Bein dennoch. Hatte der Wolf mich eben scheinbar liebevoll angesehen, war sein Blick nun erfüllt von Gier, Blutgier. Lacht, wenn ihr wollt, aber die Augen des Wolfes, natürlich, wie sollte es auch anders sein, blutrot, machten in diesem Moment wahrlich eine solche Art der Veränderung durch. Ein kompletter Wechsel, welcher meine Angst bis hin an den Rand der Ohnmacht trieb. Das weiße Tier setzte zum Sprung an, ich konnte den Blick nicht abwenden von seinen Augen. Mysteriös. Wunderschön. Angsteinflößend. Absolut tödlich. Angst mischte sich mit dem Gefühl der Unabwendbarkeit einer mir vorliegenden Tatsache. Nur noch einige Zentimeter trennten meine Kehle von den spitzen Zähnen und meine Brust von den scharfen Krallen. Scheinschmerz breitete sich in mir aus, das Gefühl der Ohnmacht wuchs, mein Blick schon Sepiafarben, mein Blickwinkel minimal, meine Gefühlswelt fuhr deutlich spürbar herunter. Mit ihr verschwanden auch Angst und Verwunderung, solche hätte ich wohl sonst verspürt, als der Wolf vor meinen Augen verschwand, ich in den Wald sah und mich schließlich doch die Dunkelheit umschloss. Diese befreiende Ruhe, wie man annehmen müsste, existierte nicht, denn im Hintergrund meines Bewusstseins vernahm ich Schreie, Kampflärm, das Geräusch von spritzendem Blut. Irgendwann wurde es endlich still, fast schon ein wenig zu still. Als ich aufwachte, erschrak ich und setzte mich augenblicklich auf. Dabei beachtete ich, in meiner halben Verschlafenheit, nicht, dass sich jemand mit besorgtem Blick über mich gebeugt hatte. Bevor mein und der Kopf dieser Person kollabieren konnten, saß sie etwa einen Meter von mir entfernt. Erstaunliche Geschwindigkeit, nicht wahr? Erschrocken zuckte ich zusammen und sah in das nunmehr eiskalte, wunderschöne Gesicht meines Gegenübers. Ich glaubte in nachtschwarze Augen zu sehen, was ich in meiner Verwirrung jedoch nicht wirklich einzuordnen vermochte. Die Person sagte mir, ich solle weiter schlafen, schon befand ich mich auf ihrer Schulter, wurde in unglaublichem Tempo vorgebracht und sank tatsächlich wieder hinab in das Dunkle. Als ich das nächste Mal erwachte, war mir noch sehr übel und schwindlig. Als sich diese Gefühle langsam gelegt hatten, wagte ich es dann auch endlich mich aufzusetzen und umzusehen. Neben mir stand Blakkur, angebunden an einem Ast. Zuerst dachte ich, ich hätte das alles nur geträumt, doch dann betrachtete ich mein Bein genauer. Dort wo ich die Wunde der Flucht vermutete, befand sich ein Stück dunklen Stoffes, welches scheinbar als verband dienen sollte. Ich zog meine Hose, soweit hinunter, dass sie das Stück Stoff verdeckte, wagte es gar nicht erst es zu lösen. Ach ja, meine Hose hatte ich vor Beginn des Rittes etwas hochgekrempelt, soweit es mir eben möglich war. Ich spüre einfach gerne den kalten Wind auf meiner Haut, der zeigt mir, dass ich noch immer lebe. Vorsichtig versuchte ich nun aufzustehen und wie vermutet, waren die schmerzen nur geringfügig. Ich sah mich um, entdeckte meinen Kompass neben mir, hob diesen auf. Anscheinend befand ich mich immer noch im Wald. Wo denn auch sonst? Es war dunkler geworden. Selbst die Hand vor eigenen Augen zu erkennen fiel schwer. Und das, trotz meiner guten Nachtsicht. Langsam näherte ich mich Blakkur, welcher ruhig stehen blieb. Er trug wieder seine Trense, schien an sich unverwundet. Auch als ich aufstieg blieb er ruhig, sehr ruhig sogar, war nicht etwa hibbelig oder aufgewühlt von den Ereignissen. Wie lange hatte ich wohl so dort gelegen? Da ich nichts anderes tun konnte, wie sollte ich die Schule denn so wieder finden und wie weit war das wohl? , beschloss ich weiter Richtung Club zu reiten. Vielleicht war dies damals nicht die beste Entscheidung, aber ich weiß nicht ob ich heute noch etwas ändern würde. Ich meine, schlimmer als das Internat konnte es nicht mehr werden, oder doch?Der Weg zumindest war definitiv kürzer als der zur Schule, wie ich schon kurz darauf, ok es war eine Stunde oder so, feststellte. In der tiefsten Nacht nämlich erreichte ich dann doch noch den Club. Zuerst war ich ein wenig verwirrt, denn auf dem Schild über der Holzhütte vor meinen Augen stand nicht etwa „Bis(s)“, sondern „Blood Angel“. Schließlich dachte ich mir aber, na und, was soll´s, ich hatte nicht den ganzen Weg zurückgelegt und einige seltsame Gefahren durchlebt, um jetzt wegen einem Anderen Namen umzudrehen. Blakkur wurde von mir an einem Balken, anscheinend extra für Pferde, aber wie sollte man sonst auch zum „Blood Angel“ gelangen, festgebunden. Mich wunderte nur, dass aus der Hütte lautes „Geschreie“ drang und draußen nur ein anderes Pferd angebunden war. Es handelte sich um einen Friesen, ein prächtiger Rappenhengst, riesig und angsteinflößend, mit extrem viel Behang und einem vollen Schweif. Lediglich die Augenfarbe verwunderte mich, safirgelb! Angst und Verwunderung hatte ich an diesem Abend zusehens genug verspürt, darum beschloss ich dies einfach einmal zu ignorieren. Vor dem Club, besser gesagt, vor der Clubtür blieb ich dann doch noch mal stehen, sah mich nach Blakkur um, betrachtete mich so gut es ging, klopfte noch ein paar Äste von meinen Klamotten, richtete mir den Pferdeschwanz und griff schlussendlich nach der leicht geschwungenen, mit Mustern verzierten Klinke der Tür. Erst öffnete ich sie nur ein wenig, tastete mich sozusagen vorsichtig an das heran was da kommen mochte. Ein beißender Alkohol-Schwalm und der Geruch von Zigaretten der schlimmsten Sorte kamen mir zusammen mit der Wärme eines Feuers und dem leichten Hauch von Blut in der Luft entgegen. Diese Gerüche und die Wärme intensivierten sich, als ich die Tür komplett öffnete und diese sich nach dem Klingeln eines Glöckchens von selbst wieder hinter mir schloss. Es gab keinen Eingangsbereich, ich stand mitten im Geschehen und zwar wie angewurzelt, hatte ich nicht nur das Gefühl, dass mich alle hier anstarrten, sie taten es auch. Mit einem Mal war es so still, dass man selbst einen Wolf in hundert Kilometer Entfernung hätte heulen hören. Langsam ließ die Spannung von mir ab, als die Wirtin, eine seltsam schlanke junge Dame von nur etwa zwanzig Jahren sagte: „Oh wie schön, ein neuer Gast, endlich mal ein neues Gesicht. Starrt das arme Ding nicht so an, wollt ihr etwa, dass es uns sofort wieder entfleucht?“. Die anderen Gäste wandten sich nun wieder ihren eigenen Machenschaften zu. Erleichtert sank mein bisweilen angespannter Körper in sich zusammen und ich nutzte die sich mir dargebotene Gelegenheit, um mich umzusehen. Von innen sah alles viel größer aus, als es von außen wirkte. Neben mir befand sich ein Schild, welches eine Treppe hinunter wies und ein WC anzeigte. In der Mitte des Schankraumes fand sich eine Art Theke. Es handelte sich um eine kreisrunde, hölzerne Bartheke mit hohen, runden Holzbarhockern davor. Nur an der Stelle, an der die Wirtin ihre Theke verlassen konnte, standen keine solchen Hocker. In der runden Theke befand sich ein verhältnismäßig riesiges, ebenfalls rundes Holzregal, welches in die etwa 2,50 Meter hohe Decke überging und teilweise nur mittels einer beistehenden Leiter erreichbar war. Im Regal standen zahlreiche Flaschen und Gläser. Eine Ecke war ausschließlich mit unzähligen Zigarettenschachteln, verschiedenster Sorten und Anzahlen versehen. Den riesigen Geldbeutel trug die Wirtin direkt am Körper. Ansonsten war in ihrer Nähe nichts großartiges mehr zu entdecken, nur noch ein Wasserbecken, mit alle zehn Minuten neu ein- und ausfließendem Wasser und ein paar Lappen um die verschiedenen Gläser zu trocknen. Ist zwar unwichtig, aber links neben mir befand sich unter einem alten, kunstvoll verzierten Kleiderhaken- Dutzend, eine 0,5 x 0,5 x 0,5 Meter Holzkiste mit Bierdeckeln und daneben ein Stapel mit in etwa vierzig Speisenkarten, in denen man auch die nirgendwo sonst auszumachende Getränkeliste auffand. Auf der anderen Seite des Raumes entdeckte ich zum einen einen riesigen, prachtvollen Rote-Kacheln-Ohne-Scheiben-Kamin mit zwei 0,5 x 1,0 Meter Holzsitzbänken, einer rechts und einer links daneben und einen quadratischen Raum, welcher sich in den Schankraum einfügte, welcher seinerseits übrigens auch einige kleine Fenster, an der Zahl Zehn, je eines pro Tisch, besaß. In dem eingefügten, nicht einsehbaren Raum lag die kleine Küche des „Club“s oder wie man dieses Gasthaus(?) nun nennen will. An diese Küche wiederrum schloss der Schornsteinschacht an, mit dem auch der Kamin verbunden war. Wie schon gesagt, war unter jedem der kleinen Fenster auch ein Tisch auszumachen. Diese Tische bestanden natürlich aus Holz, aus sehr dunklem Holz, waren je etwa 1 Meter breit und etwas über 2 Meter lang und zu jedem Tisch zählten zwei Holzbänke, des gleichen Materials und der gleichen Länge mit Rückenlehnen. Ich denke nun kann jeder sich die Hütte zumindest ein wenig vorstellen. Was ich noch vergessen habe: Neben der Treppe zum WC, nach unten, befand sich auch eine Zweite, nach oben, hinführend zu insgesamt zehn Zimmerchen. Vier davon für die Wirtin und ihr „Personal“ und die Restlichen für Gäste. Jeder dieser Zwei-Zimmer Räume bestand aus einem unspektakulären „Zwergbad“ mit Toilette, Dusche und Spüle, ohne Fenster und einem Schlafzimmer mit einem kleinen hölzernen Kleiderschrank, einem Minitisch mit zwei Stühlen und einem Zweier- oder vier Einerbetten, je nach Bedarf und mit zwei Fenstern. Aber jetzt genug über die Einrichtung und Raumaufteilung. Ich langweile euch mit diesem eintönigen Geschwafel, nicht wahr? Ganz im Gegenteil zur überwiegenden Holzeinrichtung jedoch standen die Personen. Allesamt zwielichtige Gestalten, die verschiedensten Gewänder tragend. Einige Beispiele: Viele Personen waren gehüllt in schwarze Überwürfe beziehungsweise Umhänge mit Kapuzen, aber das hört sich bei weitem nicht so schauderhaft gruselig an, wie es auf mich wirkte. Vor allem die verdeckten Gesichter, mit all ihrer Unberechenbarkeit, jagten mir große Angst ein. Zu sehen waren sowohl kleine, als auch große, sehr große, schlanke und auch weniger schlanke Personen. Erhaschte ich einen kurzen Blick auf eines der sich mir darbietenden, verhüllten Gesichter, waren sie stets, auf die eine oder die andere Art und Weise, wunderschön und atemberaubend. Vor allem die Augen, Hautfarbe und die Muster, ähnlich Tätowierungen, faszinierten mich irgendwie. Ich sah Augen von sehr dunkel bis fast weiß und auch genau solche Haarfarben, auch zum Beispiel lila- Töne, nur ohne meine Augenfarbe, schwarze bis weiße Haut, ohne unnormale Farbtöne versteht sich, Rankenmuster und Zeichen in den Gesichtern, welche ich jedoch nicht genau erkennen konnte und was mich auch sehr zu faszinieren vermochte, waren solche Menschen oder eher Wesen, welche keinen Umhang und keine verhüllende Kapuze trugen. So sah ich zum Beispiel eine Art Zwerg mit bodenlangem, braunen Bart und eine Art Fee oder Elfe mit spitzen Ohren, barfuß, mit einem Rankenkleid aus Blättern und Ähnlichem, einem zauberhaften Gesicht, blondweißen, fast bodenlangen Haaren und smaragdgrünen Augen, bei ihren ähnlich aussehenden Freundinnen, sitzen. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass es stimmte, was ich zu sehen geglaubt hatte und der Großteil der Anwesenden ihre Gesichter erst verdeckt hatten, als ich eingetreten war. Sie schienen fast so, wie Verbrecher oder aber Tiere, die sich vor dem Jäger versteckten. Was ihrer angsteinflößenden, starken Aura jedoch keineswegs etwas zu nehmen vermochte, denn andererseits wirkten sie auch wie gefährliche Jäger, solche die sich vor dem entscheidenden Zug zurückzogen und versteckten um dann um so zerreißend zuzuschlagen.

Kapitel 4


Als ich nach vorne blickte, bemerkte ich, dass mich die Wirtin zu sich wank und begann nun auch sie näher zu mustern, während ich mich auf sie zu bewegte. Sie war sehr hübsch. Auch von Nahem noch. Doch erst wenn man vor ihr stand, bemerkte man, wie groß sie wirklich war. Ich meine, ja, sie trug elegante, gelbe Schuhe, mit etwa 5cm- Absätzen, auf die ich einmal einen kurzen Blick erhaschte, aber auch so war sie wirklich extrem groß. Fand ich. Sie war alles in allem etwa 1,80 Meter hoch, plus 5cm-Absätze, überragte mich also insgesamt um ganze 21cm. Je näher ich ihr kam, umso unwohler fühlte ich mich, denn ich mochte es nicht, wenn andere von oben auf mich herabschauen konnten. Ich weiß, dass ist nicht allzu schwer, trotzdem kam ich mir dann immer sehr minderwertig vor. Das versuchte ich natürlich nicht zu zeigen. Die schlanke Frau vor mir trug ein goldenes Kleid, scheinbar aus Schuppen bestehend und hauteng. Ihr gebräunter Bauch und ihr Rücken jedoch lagen frei. Das Ober- und das Unterteil des Kleides waren nur durch zwei dünne, goldene Schuppenstränge mit einander verwoben, welche an ihrer rechten und linken Seite zu sehen waren. Sie hatte goldene Augen, die mich schon im ersten Moment zu verzaubern vermochten. Diese wirkten sehr warm und freundlich. Ihr Gesicht perfekte Symmetrie, mit einer kleinen Stupsnase, vollen Lippen und Wimpern und gelockten, hellblonden Haaren. Strahlender noch als die der Elfe oder Fee und die ihrer brünetten und blonden Freundinnen. An sich schien sie also ganz OK zu sein. Sie sprach mich mit ihrer süßen Stimme an. „Na du. Du bist neu hier! Was verschlägt dich hierher? Was schaust du dich so misstrauisch um? Glaub mir, meine anderen Gäste wirken alle nur so, hm, wie soll man es nennen, vielleicht, …. nein das passt nicht, ah ja, unheimlich. Auf jemanden der sie nicht kennt zumindest, denke ich.“ Leise flüsterte ich: „Ja, das schon irgendwie.“ Ich hatte nicht erwartet, dass sie mich verstanden hätte, aber ihre Reaktion bewies mir das Gegenteil. „Na, hört mal Leute. Einmal ein neuer Gast und dann so etwas. Ihr verschreckt ….“ Sie sah mich fragend an. „Same, ich heiße Same“, kam immer noch leise von mir. „Ihr verschreckt Same noch und dann entfleucht Same uns und glaubt mir, ihr werdet bezahlen, wenn ihr mir meinen neuen Gast hier vertreibt!“ Dieses Versprechen in ihrer Stimme ließ mir einen Schauder über den Rücken laufen. Ihre Stimme, ihr Erscheinungsbild, all das, sogar wie sie mit mir sprach, passte nicht in das Bild einer brutalen Frau und dennoch diese Ernsthaftigkeit ihrer Aussage. Nicht weiter drüber nachdenken, ermahnte ich mich selbst im Geiste. „Willst du etwas trinken Same. Geht aufs Haus, sozusagen als Entschuldigung für das Benehmen meiner anderen GÄSTE! Du brauchst nicht schüchtern zu sein, also?“ sie sprach mit mir wie mit einem guten Freund. Ein in letzter Zeit bekanntes Gefühl stieg ungewollt in mir auf. Verwunderung. Außerdem ich mein, ich will ja gar nicht schüchtern sein. Bin es nun mal. Oder besser gesagt, ich war´s. Früher war ich sehr schüchtern, heute ist das nicht mehr so extrem. Zeit lehrt einen eben doch einiges. Meinem damaligen zustand entsprechend und da ich nicht unhöflich sein wollte, sagte ich schließlich „Gerne. Danke.“, aber immer noch recht leise. „Gut, also Same, was willst du? Algari, bring unserem Neuen bitte einmal eine Karte und gleich auch einen Bierdeckel!“ Eine der beiden sichtlich überforderten Kellnerinnen eilte herbei. Erst jetzt nahm ich diese wirklich war. Es handelte sich um Zwillinge. Beide in typischer Kellnerinnentracht. Einziges Manko, die Kleider mit Minischürze waren keineswegs schwarz-weiß, sondern lila-pink, genau wie auch ihre eleganten Schuhe. In ihrer Schönheit standen sie der Wirtin in nichts nach, ihre hochgesteckten Haare aber waren pink und ihre Augen lilafarben. Zudem trug jede der Beiden, neben einem Geldbeutel auch noch ein Brett zum austragen von Speisen und Getränken, sowie Stift und Papier mit sich und die dunkelhäutigen Mädchen waren auch etwas kleiner. Ihre Größe betrug etwa 1,75 Meter mit 5cm-Absätzen, versteht sich. Also waren auch sie größer als ich. Wie deprimierend. Ich nahm die mir dargebotene Karte entgegen und setzte mich auf einen der Barhocker vor mir. Als ich die Karte aufschlug und zu den Getränken blätterte, las ich mir alles durch und kannte kein eines davon. Allesamt erschienen sie mir sehr alkoholisch. Die Wirtin schien meine Unsicherheit zu erkennen und sagte: „ Wetten du kennst keinen einen meiner Mixe. Wäre auch ein kleines Wunder, Süßer. Dann leg sie Karte mal bei Seite und ich mach dir einen „BloodyShock“, der ist nicht ganz so reinhauend, wie die Anderen. Naja, denke für dich reicht das. Apropos, wie alt bist du eigentlich, hoffe doch schon Sechzehn?“ „Jep, schon ….“ „Dann ist ja gut!“ Siereichte mir einen Drink entgegen und wiederstrebend nahm ich an, den starken Alkoholgeruch schon in der Nase. Gleichermaßen betörend, wie auch abschreckend. „Nun probier schon, bitte. Heut Abend geht auch alles auf mich.“ Um die nette Wirtin nicht zu enttäuschen nippte ich dann schließlich doch am Getränk und WOW…. Zuerst war mir schummrig, aber einfach nur wow. Nach einigen Sekunden setzte das Verlangen nach mehr dieses schrecklichen Gebräues ein. Kein Wunder, dass dort so viele Menschen beziehungsweise Wesen waren. In einem Zug trank ich aus. Ok, ich geb zu, dass war dann ein bisschen zu viel des Guten. Mit einem Mal kippte ich nach hinten zurück, merkte noch wie mich zwei, irgendwie bekannte Hände auffingen, hörte ein „Dummkopf“ oder „Idiot“ oder so etwas in der Art und versank mal wieder in der Tiefe einer Ohnmacht. Ich konnte nicht wissen, wer mich da aufgefangen hatte. Zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Es war dieselbe verhüllte Person, welche ich noch vor kurzem angestarrt hatte, bevor die Wirtin mich auf mein Umsehen angesprochen hatte. Auch danach war ich das Gefühl nicht losgeworden von eben dieser Person auch weiterhin beobachtet zu werden. Ich meinte sogar sie irgendwoher zu kennen. Diese Person sprach nun mit der Wirtin. Was genau sie besprachen weiß ich nicht. Später erfuhr ich es zumindest ungefähr. Sie hätten besprochen, dass er mich schon einmal gesehen habe und sie hätte mich damit in seine Verantwortung gelegt. Davon wäre er natürlich nicht begeistert gewesen. Letztendlich endete es darin, dass er dort übernachten wollte, so oder so, nicht wusste wo ich herkam und alle anderen Zimmer belegt waren. Ich musste also gegen einen geringen Aufpreis mit in sein Zimmer.

Kapitel 5


Dementsprechend war es auch dort, wo ich am nächsten Morgen aufwachte. Verwirrt starrte ich auf eine hölzerne, dunkle Decke. Ich lag in einem Bett, einem fremden Bett, in einem fremden Zimmer, einem FREMDEN Raum, neben einem FREMDEN Mann. Erst hatte ich gar keine Ahnung, was gestern geschehen war. Nach und nach kamen die Erinnerungen bis hin zu der Ohnmacht wieder zurück. Wer jedoch war dieser Typ? Irgendwoher kannte ich ihn. Ich erschrak und wich urplötzlich zurück bis an die Zimmerwand. War das nicht der Retter von gestern Abend? Zwar hatte ich diesen nur einmal ganz kurz gesehen, aber ich war mir sicher. Die ein paar Zentimeter langen, schwarzen Haare, die schwarze Kleidung, die schwarzen Ohrringe, in der Art von „Besondo Edelstahl Männer/Herren Ohring Creole mit Kreuz“ waren unverwechselbar, die Narbe, welche dünn von unter seinem rechten Auge über seine Lippe bis hin zur gedachten Symmetrieachse seines sonst makellosen Gesichts führte, war eine fast gerade Linie, welche in der Mitte zwischen Kinn und Unterlippe endete. Sie konnte niemand Anderem so gut stehen. Die fast glatte, mit kleinen Bartstoppeln versehene Haut wirkte sehr jung und zart, wobei ihr gleichermaßen an Hand des ernsten, kalten Gesichtsausdruckes ein gewisses Alter anzusehen war. Der Körper unter der Kleidung wirkte muskulös und stark, sehr wohlwollend proportioniert und gleichermaßen doch nicht zu stark und muskelbepackt. Die Hände zeugten von Stärke und Arbeit, schienen dennoch weich und nachgiebig. In diesem Moment hätte ich sie nur zu gern berührt um ihre wahre Konsistenz festzustellen. Die Füße, nicht zu groß, nicht zu klein, wurden von schwarzen, leicht abgenutzten Schuhen bedeckt und ich war mir in diesem Moment sicher, hätte er die Augen geöffnet, hätte ich in seine nachtschwarzen Iris geblickt. Ganz vorsichtig und leise schlich ich mich durch die aufstehende Badtür, in dieses kleine Etwas und schloss die Tür langsam und bedacht hinter mir. Als ich mich in dem kleinen Spiegel dort betrachtete, erschrak ich. Meine Haare waren zerzauset, der Pferdeschwanz war nicht unmerklich verrutscht, meine türkisen Augen waren von lila Ringen untermalt und die Schminke etwas verschmiert. Glücklicherweise hingen neben dem Wachbecken zwei kleine Lappen und zwei große Tücher. Ich drehte das Wasser ein wenig auf und wusch mir als erstes einmal mein Gesicht und die Hände. Danach öffnete ich meinen Pferdeschwanz und entschied mich dafür, die Bürste meines „Gastgebers“, aus dessen Kulturtasche, zu verwenden. Also bürstet ich mir die Haare komplett durch und entschied mich danach dafür, sie zu einem, ich weiß eher weiblichen, Knoten zusammenzubinden. Als Nächstes suchte ich in der kleinen Tasche vergebens nach Aspirin oder etwas Ähnlichem gegen meinen Kater. Die Kopfschmerzen waren einfach unerträglich. Ich fand nichts, nur einen Rasierer und solcherlei Sachen. Als ich im Bad fertig war, schlich ich zurück ins Zimmer und blieb abrupt stehen, als die Person im Bett sich zu bewegen begann. Er war nicht aufgewacht. Man was war ich da erleichtert. Ich nährte mich einem der verhangenen Fenster, um nachzusehen, ob es schon morgen war und um erst einmal festzustellen, wo ich mich befand. Mein Plan war es, das Zimmer daraufhin zu verlassen und nachzusehen, ob ich Glück hatte und Blakkur irgendwo fand oder anderweitig abzuhauen vermochte. Ich öffnete ganz langsam eine der Gardinen, sie waren sehr dick und schwer, einfach unmöglich, dass dort licht oder eine andere Art von Strahlung, fragt mich nicht was für eine, das war nur so eine Überlegung, hindurch drang. Hinter mir ertönte ein Aufschrei. Schon war die Gardine wieder zugezogen und ich baumelte in der Luft. Mein damaliger Retter sah mich wütend an. Sein Blick hätte selbst Bären schreiend davon rennen lassen und mich erst. Ich wagte es nicht mich zu bewegen, geschweige denn zu reden. Mit angsterfülltem Auge, zitternd, starrte ich mein gegenüber an. Dann lockerte sich der Griff und ich sank zu Boden. Er war so oder so mindestens 20 Zentimeter größer, als ich doch hier am Boden wirkte der abgewandte Mann noch viel gefährlicher. Mit kalter Stimme sagte er: „Du hast Glück, dass Cessy es nicht gerne sieht, wenn hier andere Wesen sterben und ich möchte keineswegs verbannt werden. Das hier ist immerhin eines der besten Lokale weit und breit.“ Ich zitterte immer noch und die eiskalte, abweisende Stimme dieses Kerles machte das nicht wirklich besser. Ich versuchte aufzustehen, sank jedoch sofort wieder zurück. Als der Typ dies sah, meinte ich kurz einen Anflug von Selbstanklage in seinen Augen wiedergespiegelt zu erkennen. Sofort zumindest war sein Blick wieder normal. Irgendwas jedoch hatte sich sehr wohl geändert, wirkte seine Stimme nun schon etwas sanfter. „Du heißt Same nicht war.“ Das war eine Feststellung keine Frage. Die neue Stimmlage beruhigte meinen Körper teilweise. Ich hörte auf zu zittern. „Mein Name ist Ronin (jap. Samurai ohne einen Meister). Nun gut, ich sehe das hier als eine Ausnahme an und bin dich wahrscheinlich bald schon wieder los, aber merke dir eins, wecke mich niemals, hörst du NIEMALS am Tag, wenn dir dein Leben auch nur irgendetwas wert ist. Du hast Glück, dass wir schon 19:00 Uhr haben und es bald zu dämmern beginnt, glaube mir. Sonst wärst du jetzt wahrscheinlich nichts weiter als Hackfleisch. Weckt man mich nämlich am Tage habe ich mich nur selten so gut unter Kontrolle wie jetzt.“ Seine Worte wirkten auf mich sehr einschüchternd und ich wagte es nicht ihm in die Augen zu sehen. Hätte ich eigentlich gerne gesehen, ob sie wirklich so schwarz waren, wie in meiner Erinnerung. Gleichermaßen faszinierten sie mich auch. Wer oder WAS war dieser Kerl, der mich einmal gerettet und einmal fast umgebracht hatte nur. Ja, nach allem erlebten, zog ich auch etwas Übernatürliches in Erwägung. Ronin trat an den Kleiderschrank und holte zwei „Kapuzenumhänge“ heraus, beide schwarz. Einen warf er mir zu und während er sich umdrehte, wagte ich einen kurzen Blick in seine nachtschwarzen Augen. Ein Fehler, denn war ich doch gerade erst wieder aufgestanden, wäre ich nun beinahe wieder hinab gesunken. Mit welcher Erklärung diesmal? Schnell wendete ich den Blick also den schwarzen Umhängen zu. Einen warf er mir entgegen und sagte kurz und knapp: „Anziehen.“ Ich tat wie mir geheißen und natürlich passte mir das Stück nicht annähernd. Zu breit, zu lang, zu groß, zu Masse suchend, eine Muskelmasse und Körpermasse, welche ich nicht im Traum besaß. Das Problem war einige Sekunden später, mehr oder weniger gelöst. Um meine Hüften trug ich ein schwarzes Band, die Ärmel und der Teil auf dem Boden waren abgetrennt, nur die Kapuze war noch zu groß. „Zieh die Kapuze drüber, so dass niemand dein Gesicht erkennt. Müssen ja nicht noch mehr wissen, dass ich mit dir zusammen war und überhaupt wer und vor allem was du bist. Und hier sprüh dich damit ein, sodass keiner mehr etwas Anderes an dir riecht, oder zumindest kaum Menschengeruch.“ Er warf mir ein Deo entgegen und ich sprühte mich von oben bis unten zischfach mit dem Männergeruch ein. Als er dachte es würde reichen, zog er mich hinter sich her und meinte lediglich: „Frühstück!“. Ich folgte ihm nach unten. „Morgen Cessy.“ „Morgen Ro. Schon so früh auf? Ich hab dir doch gesagt, nenn mich nicht Cessy. Ich heiße Cessandra. Verstanden: Cessandra.“ „Dann nenn mich nicht immer Ro. Das hört sich an wie ein Mädchenname. Ich meine Ich habe auch einen richtigen Namen.“ Seine Stimme klang irgendwie freundlich und fast ein wenig belustigt. Dann schwankte sie wieder zu kälter um. „Ja, schon wach. Dank unserer kleinen Ohnmachts-Diva hier. Nicht wahr, Same, oder?“ Er sah mich dabei nicht einmal an, lächelte Cessy scheinbar entgegen. In diesem Augenblick stieg eine seltsame Form der Wut in mir auf. Eine die ich nicht kannte. Gar nicht kennen wollte. Nicht mochte. „Wow und Samy lebt noch, was für ein Wunder!“ Sie lachte. Sein Blick wurde ernst. Sie lachte nur noch mehr. Auch noch, als sein Blick Ansätze von Zorn zeigte. „Nun gut, also, was wollt ihr essen?“ „Ich, wie immer einen „BloodPott“ und Same, mach ihm ein Toast mit Fisch oder so.“ Sie sah ihn beleidigt an, rief dennoch Richtung Küche: „Einen BloodPott und einmal Ei-Algen-Creme-Dressing-Salat.“ Daraufhin wandte sie sich zu mir. „Hört sich ekelhaft an, schmeckt aber echt lecker!“ „Einer Meerjungfrau schmecken Algen vielleicht, aber same ist ein Mensch!“ Mit welcher Verachtung er das Wort Mensch auszusprechen vermochte. Fest stand nur, ich war in etwas seltsames hineingeraten, etwas sehr seltsames mit Meerjungfrauen & Co. anscheinend. Aber was war er dann? Auf euch muss das jetzt sehr befremdlich wirken, nicht wahr? Ich weiß, normalerweise sollte jeder halbwegs vernünftig denkende Mensch Meerjungfrauen und solche Wesen bezweifeln, aber um ehrlich zu sein: Was hätte ich davon gehabt? Und außerdem, ihr wisst doch auch, was mir bis Dato schon alles passiert war!

Impressum

Texte: Jana Fenja Becher
Bildmaterialien: Jana Fenja Becher
Tag der Veröffentlichung: 25.06.2011

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