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Der goldene Wüstenvogel
Einst lebte im Land der aufgehenden Sonne ein junger Fischersohn. Dieser Fischersohn trug den Namen Hilal, was in unserer Sprache so viel wie „Neumond“ bedeuten mag. Hilal war schon immer das auf geweckteste unter den zwölf Kindern seiner Mutter gewesen und da seine Familie wahrlich nicht zu den Reichen gehörte, unter der Armut litt, beschloss Hilal im stolzen Alter von 13 Jahren fort zu gehen. Nach sieben Tagen der Reise durch die Wüste traf er auf einen ziehenden Teppichhändler. Als nun dieser Händler mit dem Namen Karim den fast toten Hilal in der Wüste kriechend vorfand, überkam ihn ein großer Schock beim Anblick des Fremden und er sprach: „Du, der Prinz der Wüste liegst vor mir und verdurstest. Ich glaubte nie die Weissagerin Akilah würde mir die Wahrheit gesagt haben, doch nun liegt er vor mir der Prinz der Wüste. Darum werde ich ihren Worten folgen und dir Hilfe leisten. Ich werde dir einen meiner Teppiche lassen und diesen Vogel dort. Er ist ein Geschenk der schönen Akilah an dich. Ein Feuervogel, so sprach sie zu mir, geboren in der Wüste, das Herz der Wüste. Doch was interessieren mich ihre Worte.“ Der Händler lud einen silbernen Käfig mit einem Vogel mit goldenem Federgewand darin und einen großen Teppich geflochten aus den teuersten Stoffen von einem seiner Kamele hinab und befeuchtete zu Letzt die Kehle Hilals mit einem Schluck Wasser. Als nun der Händler aus Hilals Blick verschwunden und einige Zeit verstrichen war, die Sonne von Ost nach West gewandert und das Morgenland zum Abendland wart, so stand er endlich auf, zu ängstlich vor den Schattengin, welche in der Nacht aus ihren Löchern kommen würden. Mühsam dachte er, würde es werden nun aufzustehen, die Todeslage zu verlassen, doch seinen Gedanken zum Trotz, fühlte er sich gut und gesund. Der Durst war mit einem Mal verschwunden, aller Schmerz vergessen, so sah er in die Augen des goldenen Tieres vor ihm, in diese azurblauen Edelsteine. Sie verzauberten ihn, zogen ihn in ihren Bann. Ein wunderschönes Tier, dachte er. Nun stand er schon einige Zeit und hatte seinen Blick auf das Tier gerichtet, doch dann bemerkte er den seidenen Teppich, mit edlem Muster, aus den feinsten Wollsehnen geschaffen. Er besah sich den Teppich näher und auf den Moment wurde er sich dessen Wert bewusst. Dieser Teppich der dort vor ihm lag, musste dem Wert mehrerer dutzend Kamele des Sultans Issam, welcher zu den Reichsten des Landes zählte, entsprechen. Verwundert über das Geschenk des Fremden, sann Hilal nach, welche Worte der Händler zu ihm gesprochen hatte, doch auch in diesen fand er keinen wahrlichen Grund für das teure Geschenk. Hatte der Händler nicht etwas von einer Wahrsagerin berichtet? Hatte der Fremde ihn nicht Prinz der Wüste genannt? Hilal überlegte, doch bei all seinen Bemühungen wurden seine Erklärungen nur solche ohne Möglichkeit! Nach all den Gedankenspielen erschrak er, so sah er gen Horizont. Die Dunkelheit kam immer schneller, das Licht der Sonne verschwand in den unendlichen Weiten der Welt. Bald würde die Dunkelheit zur Völle eintreten und er wäre den Schattengin ein willkommenes Opfer. Doch gewiss wollte er weder Speise noch ewiger Diener der Gin werden. Da meinte er etwas zu hören, hinter sich, eine Stimme! Hilal drehte sich im Kreis bis ihn eine schreckliche Übelkeit und ein seltsamer Schwindel überkamen. Der Junge zitterte, hörte er die Stimme, den Zaubergesang, wo jedoch kam er her, der Ursprung war nicht zu entdecken. Angst überkam ihn, hatte die Hitze ihn in die Verrücktheit getrieben, wie es seinem Onkel noch vor einiger Zeit ergangen war. War er nun auch dem Irrsinn der Sonne zum Opfer gefallen? Als hätte die Stimme seine Gedanken erkannt, sagte sie beschwichtigend: „Bewahre Ruhe mein Prinz, du fällst der Sonnenhitze nicht zum Opfer. Ich spreche mit dir, das Herz der Wüste spricht mit dir, verstehst du, Prinz! Ich habe eine Aufgabe für dich, doch glaubst du mir, vertraust du mir? Ich weiß, ich stelle deinen Menschenverstand an eine steile Klippe, doch möchte ich dich etwas bitten. Also, vertraust du meiner Stimme, deinen Gedanken und Gefühlen?“ Hilal, nun noch verwirrter, als schon wenig zuvor, wusste nicht was oder wie er antworten sollte. Träumte er nur, wurde er wirklich zum Opfer der Sonne oder war da eine Stimme gewesen? Er wählte die dritte Möglichkeit, nicht aber weil er wirklich an diese geglaubt hätte, sondern weil sie die einzig für ihn, wenn auch nur zu einem Bruchteil, ertragbare war. Träumen konnte er nicht, er wusste er war wach und somit würden sowohl die erste, als auch die zweite Möglichkeit von einer Verrücktheit seinerseits zeuge tragen. Drittes jedoch zeugte von einer unwahrscheinlichen Wirklichkeit! Nun erklang diese zauberhafte Stimme ein zweites Mal in seinen Ohren und flüsterte in einem anfangs bedrohlich wirkenden Ton: „ Du bist dir also unsicher, mein Prinz, vertraust du so wenig auf dein Gefühl? Nun gut, so muss ich zu meiner Freude sagen, du hast dich dennoch für mich entschieden und somit werde ich dir nun erzählen wer du bist und wie du deine Kräfte erwecken kannst. Da ich weiß, wie sehr dein Herz an deiner Familie, deiner geschätzten Mutter und deinem Herrn Vater, wie auch deinen Geschwistern hängt, haben meine Gedanken einen Entschluss gefasst. Ich werde dir nun schon sagen, was du noch nicht wissen sollst. Denn willst du deine Kräfte wirklich und vollen Herzens erwecken, so musst du dich von deiner Familie lossagen. Gleichermaßen wirst du ihr, beherrschst du deine Kräfte, im Gegenzug ein Leben im Reichtum ermöglichen können!“ Als Hilal diese Worte hörte, war er vorerst geschockt, doch seine Stimmung, merklich aufgewühlt, legte sich schnell wieder in ihre alten Bahnen nieder und sein Entschluss stand fest. Fast schon schrie er: „Ich nehme an, um das Wohl meiner Familie, sag mir wer ich bin und was meine Aufgaben sind, doch bitte ich dich um Eines, enthülle dein Versteck vor mir.“ „Du vertraust mir nun und ich kann es dir erzählen. Du bist der Sohn eines Sandgeistes, doch auch der Sohn deiner Mutter. Sie gebar dich und der Sandgeist mit dem Namen Khan ließ ihrem Mann das Leben. Warum der Sandgeist dies tat? Er lag im Sterben und brauchte einen Nachkommen, einen Thronfolger, denn er war König des Wüstensandes. Als nun deine Mutter mit Mann und Kindern durch die Wüste reiste, ließ Khan den Mann entführen, nur um mit der Frau ein Kind zu zeugen. Deine Mutter versuchte nach Khans Tot auch dich zu töten, doch die Schattengin, auch Wüstengin, genannt beschützten dich und so zog deine Mutter dich auf. Dein Vater, welchen du Vater nennst, weiß bis heute nicht, dass du nicht sein Sohn bist. Nun jedoch zu den drei Aufgaben die du erfüllen musst. Als Mittel der Reise würde ich dir den fliegenden Teppich empfehlen, der dort zu deinen Füßen liegt. Deine erste Aufgabe wird es sein, finde den schwarzen Schattenaraber und fange ihn, doch du solltest wissen, um ihn zu finden ist mehr als ein guter Blick nötig, du musst lernen deinen Gefühlen zu vertrauen, mein Prinz. Mein Versteck enthüllen kann ich nicht, so stehe ich doch vor dir im Käfig und bin in deine Gedanken eingedrungen. Um mich immer an deiner Seite zu haben befreie mich aus dem Käfig und ich werde dir eine treue Dienerin und Gehilfin sein.“ Hilal erschrocken über die fremden Worte, wollte nicht die Wirklichkeit diesen Worten entsprechend wissen, die er soeben vernommen hatte. So konnte er seinen Blick nicht mehr vom Wüstenvogel abwenden und sowie er nun in die Augen des Wundertieres blickte, wurde sein Geist freier für das gehörte und er begann zu glauben. Er war sich dessen bewusst, was er nun zu tun hatte und trat langsam auf das Wesen zu, als er jedoch den silbernen Käfig öffnen wollte, erschrak der Junge, so wurde dieser unter seinen Händen zu silbernem Sand und verweht durch den Wind des Abendlandes. Nach einiger Zeit hatte sich Hilal wieder gefasst, so hatte er sein Schicksal nun doch als Teil seiner Seele erkannt. Er breitete den Teppich aus. Dies sollte also einer der legendären 13 Teppiche der Mondgöttin Al-Lat, seiner Schutzgöttin, seien. Der Sage nach konnten nur wenige das Zeichen der Göttin, den schwarzen Stein, im Muster ihrer Teppiche sehen. Dies sollten jene 13, denen die Teppiche gehorchen würden, jene unter dem Schutz Al-Lats seien. Als sich Hilal nun in Ehrfurcht auf diesen Teppich setzte, spürte er diese vom Teppich ausgehende Kraft bis ins Herz hinein und ihm wart mit einem Mal klar, wie er den Teppich zu führen hatte. Er sprach Worte in einer Sprache die er weder kannte noch verstand, doch der Teppich antwortete ihm und er verstand dessen Namen genau: Nour. So sprach er nun zu Nour und bat ums Fliegen und sogleich stieg Nour hinauf im Wind des Abendlandes. Und auch der Wüstenvogel breitete seine Schwingen aus, solche in einer Größe, die Hilal noch niemals in all seiner Lebenszeit gesehen hatte. Hilal schrie gen Wüstenwind: „Nun bin ich hier, ich vertraue dir, drum bitt ich dich, führ mich zum schwarzen Schattenaraber, denn du Wüstenvogel, versprachst mir deine Hilfe!“ Wieder erklang die Seidenstimme in seinem Kopf und sprach: „ Beim Ersten werd ich dir Hilfe schenken, beim Zweiten wird mein Rat dich lenken, beim Dritten werd ich dir meinen Kopf verrenken, beim Vierten dir mein Herz nun schenken, beim Fünften wird mein Blut dich lenken, beim Sechsten werd den Tod dir schenken, beim Siebten werd ich an dich denken; drum frag nicht was das heißen soll, vertraue mir und folg mir nun, ich werd dir sagen was zu tun!“ Erschrocken, geschockt, ängstlich, verwirrt, Hilal wusste nicht was seine Gefühle verlauten ließen, doch hatte er den Worten des Tieres zur Völle gelauscht und fragte nicht, was das heißen sollte. Er gehorchte und bat Nour dem Vogel gen Horizont und Dunkelheit zu folgen und der Teppich gehorchte seinen Worten. Unendlich sann Hilal über die Worte des Wüstenvogels nach, doch fand er keine Erklärung und erwachte aus der Trance des Denkens erst wieder, als Nour stoppte und er beinahe vom Rücken des Teppichs gefallen wäre. Er erschrak, denn der Wüstenvogel vor ihnen begab sich in einen Sturzflug gen Sand. Fasziniert beobachtete er das Tier, hatte aber nicht mit dem gerechnet was es nun tun würde. Die Stimme erklang und befahl Hilal zu springen, auch wenn es wie ein Rat klang, war Hilal klar es sollte ein Befehl sein. Er dachte nach, so wusste er doch, dass dieser Sprung den Tod bedeuten müsse. Dennoch gehorchte er, wenn auch zögerlich, trat vor und sprang in die Tiefe. Nun wurde ihm wirklich bewusst, was er tat und die Angst strömte aus all seinen Poren, das Entsetzen aus seinen Augen. Schon im nächsten Moment sah er etwas und konnte es nicht erfassen, so unwiderruflich seltsam schien es in Hilals Augen. Es erschien, als zöge der Vogel ein Tuch hinfort, welches den Schattenrappen, diesen wunderschönen Araber bisher verborgen gehabt hatte. Nun verstand Hilal, denn das Ross, eines Sultans über die Welt würdig, rannte und würde noch einige Momente vor eben seinem Todesaufprall im Sand unter ihm seien. Dennoch müsste es stehen bleiben, sonst würde Hilal sich wohl niemals auf dem Tier halten können. Und genau als das Ross unter ihm war, blieb es plötzlich stehen und Hilal, gefangener seiner Verwunderung, sah, dass der Wüstenvogel seinen Hals, nun unendlich lang erscheinend, als Ferch zu Gänze um das edle Tier gelegt hatte. In eben dem Moment als der Araber zum Sprung ansetzte, gelang Hilal auf den Rücken des Tieres und wie durch Zauberhand wurde der Schattenrappe mit einem mal ruhig und stand unter Hilal, wie ein gehorsames Sultanstier. Hilal nun noch verwunderter, sah zu wie der Kopf des Vogels, wieder an dessen Körper heranwuchs, so als wäre die Länge des Halses nur Illusion gewesen. Bevor jedoch Hilal das Wort erheben konnte, war dort auch wieder die Stimme: „Gut Prinz, wie erwartet ist der Schattenrappe ruhig unter der Führung des Wüstenprinzen. Nun die zweite Aufgabe reitet in die Dunkelheit und habt keine Angst ich werde Sorge tragen, dass alle Schattengin, dem Prinzen fern bleiben, bittet den Rappen nun Nour zu folgen. Nour wird euch zum Sandschloss der Königin führen, der ehemaligen Gemahlin des Wüstenkönigs Khan, eures Vaters. Drum händigt ihr der Königin den Araber aus, den sie sich nun schon seit geraumer Zeit wünscht und sie wird euch als König annehmen.“ Nach diesen Worten verschwand der Wüstenvogel und Hilal gehorchte, sprach zu dem Tier es solle dem Teppich folgen und auch das Pferd gehorchte auf sein Wort und folgte dem fliegenden Teppich in einer Geschwindigkeit, welche nur ein Sturm zu erreichen vermochte. Wie der Vogel gesagt hatte, trafen sie kein eines Mal auf Schattengin, Hilals Anspannung zum Trotze. Wie lange sie gereist waren, konnte Hilal nicht sagen, als er nun ein riesiges Schloss, errichtet aus Wüstensand, dort in der Mitte der Wüste, wo kein Mensch vermochte hin zu gelangen, erblickte. Ein Schloss so prachtvoll, wie es sonst nicht der reichste Sultan besaß. Und dort am riesigen Tor des Schlosses, lag der Vogel, blutend und das Herz herausgeschnitten aus dem Körper vor sich liegend. Hilal erschrak und sprang hinab vom edlen Rappen, rannte hinweg zum Wüstenvogel und schloss ihn in seine Arme. „Sei beruhigt, lieber Prinz, ich selbst habe mir das Herz herausgeschnitten, denn die Königin verlangt ein Herz zum Eintritt. Nun nehme mein Herz und lege es dort auf die Waage in der Mitte des Tores, drum wird es sich öffnen und dir wird Einlass gewährt. Weine nicht, daraufhin werde ich mir mein Herz wieder einsetzen und hier auf dich warten!“, so erklang die nun mehr vertraute Stimme in Hilals Kopf. Er wusste nicht was er tun sollte, doch entschied sich, wie von dem Tier gewiesen, das Herz auf die Waage zu legen und schon öffnete sich das Tor. Hilal sah noch einmal in die Augen des Wüstenvogels, wendete sich darauf jedoch ab und er und das Schattenpferd, ihm folgend, traten ein. Hinter ihnen schloss sich das Tor und im selbigen Moment umschloss ein Sandsturm ihn und das Ross und eine tobende Stimme erschall: „Wer wagt es mein Schloss zu betreten, wer ist so herzlos eine Göttin zu Opfern, wer ist so töricht, mich zu stören!“ Hilal, nach allem erlebten, nicht mehr geschockt, wie ein Mensch es gewesen wäre, antwortete mit fester Stimme: „Ich bin Hilal, der Sohn eures Königs, meine Königin, ich bin Prinz der Wüste und komme mit dem Gesuch, eure Gnade zu erfahren und bitte um euer Wohlwollen, eure Erlaubnis König zu werden. Ich habe euch ein Geschenk mitgebracht, den Schattenrappen, denn ich weiß ihr begehrt ihn.“ Die Königin war erst erzürnt, doch wusste sie, auch sie würde bald sterben und als sie nun hörte, der Junge habe niemanden geopfert, nur ein Vogel habe sich für ihn das Herz herausgeschnitten, ohne sein Zutun, erkannte sie, dass Hilal, das glaubte was er sagte und nicht log. Der Junge war reinen Herzens und so erkannte sie ihn an, auf das die Wüsten- und die Schattenwelt nun einen wahren und würdigen und durch die halb menschliche Seite ewigen König bekommen würden. Doch nicht nur die Ehrlichkeit und Reinheit des Herzens des Jungen, nein auch das Geschenk, verführte die Königin. Hilal trat hinaus aus dem Schloss glücklich, doch auch nachsinnend, was die Königin mit der Opferung einer Göttin gemeint haben mochte. Vor dem Schloss sah er sich um doch weder sein Wüstenvogel, noch dessen Herz waren zu sehen, nur Nour lag auf dem Sandboden und eine Blutspur führte hinweg vom Schloss, zog sich durch den Sand in weite Fernen des anbrechenden Morgenlandes. Entsetzt sprang Hilal auf den Teppich und bat Nour der Blutspur zu folgen, so hießen die letzten Punkte des Geschehens nicht, der Vogel werde ihm den Tod schenken? Hilal hatte Angst um das Tier, denn nun fügte sich das Bild vor seinen Augen zusammen, nun wusste er, wer der Vogel war. Es musste seine Geliebte sein, der Engel den er Nacht für Nacht in seinen Träumen gesehen hatte. Es musste die Mondgöttin Al-Lat sein, so hatte die Königin doch vom Mord an einer Göttin gesprochen. Nun passte alles ineinander und Hilals Panik wuchs. Für ihn schien die Reise eine Ewigkeit lang, doch dann endlich hielt Nour vor einem Opferungsaltar und auf diesem Altar lag ein Wesen. Ein unbeschreiblich schönes Mädchen, bedeckt mit einem goldenen Federkleid, die Augen wie azurblaue Edelsteine. Das Mädchen sprach mit seltsam ruhiger Stimme: „Du hast erkannt wer ich bin, nicht wahr? Das sehe ich in deinen Augen. Nun folgt deine dritte Aufgabe, töte mich und du erlangst all deine Kräfte. Und glaube mir ich wünsche mir nichts sehnlicher als aus deiner Hand zu sterben, mein Prinz, das ist mein Schicksal und wir werden es erfüllen, selbst wenn ich dich zwingen muss mich zu töten. Sei dir gewiss auch in der Welt der Toten werde ich noch an dich denken. Drum töte mich nun!“ Al-Lat drückte Hilal ein Messer in die Hand und hielt ihm ihr abgetrenntes, pulsierendes Herz hin. Hilal war erstarrt, was sollte er nur tun. Er konnte dieses wunderschöne Mädchen doch nicht töten, dafür liebte er sie zu sehr und diese Liebe entdeckte er auch in ihren Augen. Was sollte er nun tun? Sie sagte: „Wirst du für mich zulassen, dass deine Familie dich auf ewig vergisst?“ Als er nun mit ja antwortete, vergaß seine Familie ihn im selbige Moment. Doch das war Hilal nun egal. „Töte mich!“, immer wieder sagte die Göttin es, doch er konnte nicht, brachte es nicht übers Herz, starrte ihr nur noch in die Augen, das Messer immer noch in der Hand, wie sie es ihm gegeben hatte. „Entschuldigung“, nur dieses eine Wort und Hilal verstand nichts mehr, als Al-Let von Schmerzen gequält auf schrie. Doch dann sah er, was sie getan hatte, die dritte Aufgabe war nun bestanden, denn sie hatte ihr Herz auf das Messer gestochen, welches er immer noch in der Hand hielt. Ruckartig ließ er es fallen und stolperte zurück, glitt hinein in eine erlösende Ohnmacht. Als er jedoch wieder erwachte und um sich sah, waren dort überall Wüstensandwesen und Schattengin, alle knieten sie vor ihm nieder, doch dies alles war ihm egal, als er nun die tote Al-Lat auf dem Altar liegen sah, er stand auf und beugte sich über sie und wie seine Tränen aus Lebenssand nun ihre Lippen berührten erwachte sie. Niemand, nicht einmal sie hatte gewusst, dass dies möglich war. Der nun überglückliche König Hilal schloss seine Geliebte in die Arme und küsste sie.
Nun flogen der König und seine Göttin auf Nour hinfort in den Wüstensand um dort gemeinsam zu regieren, doch zuvor schickte Hilal einen seiner Schattengin aus, seiner Familie, die ihn nun auf ewig vergessen hatte, so viel Sandgold zu bringen, wie dieser nur tragen konnte.

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Tag der Veröffentlichung: 03.12.2010

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