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Akashis weinen nicht

„Tut mir echt Leid, Shin-nii.“ Seufze ich zum gefühlt hundertsten Mal am Handy. An der anderen Leitung ist mein bester Freund Shintarō Midorima. Wir haben uns kennengelernt als wir noch ganz jung waren und sind sehr schnell Freunde geworden. Wir waren im gleichen Kindergarten, der gleichen Grundschule sowie in der gleichen Mittelschule und so gut wie immer zusammen. Er ist für mich wie ein zweiter Bruder. „Hör auf dich so oft zu entschuldigen.“ Erwidert er.

Vor einigen Tagen habe ich ein Stipendium für die Ouran Academy bekommen und dank meinem Vater gibt es gar kein Drumherum. Ich muss auf diese Schule gehen. Dabei wollte ich eigentlich wieder mit meinem besten Freund auf eine Schule gehen. Mein Bruder geht immerhin auch zu der Schule seiner Wahl. Wieso ich also nicht? Ich weiß noch nicht so recht was ich davon halten soll, aber ich würde eigentlich sogar ganz gerne auf die Ouran… Trotzdem ist mir die Meinung meines besten Freundes wichtig. Außerdem hätte ich auf der Ouran niemanden, den ich kenne…

„Du bist aber dann nicht zu einsam ohne mich, oder?“ hacke ich jetzt nach und starre an die hohe Decke von meinem Zimmer. „Ich nicht, aber bei dir scheint es anders zu sein.“ Meint er. „Du kannst mich mal wieder lesen wie ein Buch.“ Stelle ich fest und seufze leise. Das war irgendwie noch nie ein Problem für ihn. Er wusste schon immer was ich denke. Selbst über das Telefon. „Das ist nicht allzu schwer, wenn man dich kennt, Miyuki. Außerdem macht es mir nichts aus, dass du jetzt doch nicht mit mir auf die Shūtoku gehst.“ „Aber du kennst dann niemanden.“ Spreche ich und weiß, dass ich damit eher mich meine. Ich habe damit mehr Probleme als er. „Du genauso wenig. Im Gegensatz zu dir brauche ich auch niemanden, den ich kenne, nanodayo.“ „Und da ist wieder dein Tsundere-selbst.“ Schmunzle ich jetzt und Shintarō seufzt. „Ich sage dazu jetzt nichts. Nebenbei hast du bei der Ouran viel bessere Möglichkeiten an dein Ziel zu kommen als auf der Shūtoku. Du solltest diese Chance ergreifen. Setze andere nicht immer vor dich selbst.“

Stimmt, das ist schon immer ein Problem von mir gewesen. Ich setze die Bedürfnisse andere immer vor meine eigenen und das ist etwas was Shin-nii mir schon sehr lange versucht auszutreiben. „Ich werde es versuchen... Wenn du damit wirklich kein Problem hast mache ich es.“ Entschließe ich mich dann und mein Gesprächspartner spricht, „Das wollte ich hören.“

„Ich werde versuchen mir trotzdem all eure Matches anzusehen, versprochen.“ Spreche ich dann und grinse leicht. Jaja, die ach so tolle Generation der Wunder zu der Shin gehört hat sich an alle möglichen Schulen aufgeteilt und wird dieses Jahr ohne Zweifel gegeneinander antreten. Tja, und ich, als eine ihrer ehemaligen Managerinnen, habe mir fest vorgenommen kein Spiel von ihnen zu verpassen. Zumindest keins wo wirklich zwei von ihnen aufeinander treffen. Außerdem hat Tetsu mir etwas versprochen und ich will mit meinen eigenen Augen sehen, wie er es schaffen will sie zu besiegen und vielleicht sogar zu verändern. Tetsuya Kuroko ist das sechste Mitglied der Wunder und als Phantomspieler bekannt. Er hat das Team nach der Basketball-Meisterschaft letzten Jahres verlassen und sich vorgenommen jeden von ihnen zu besiegen und von seinem Stil und seiner Einstellung zu überzeugen. Ich werde ihn auf jeden Fall anfeuern, weil ich selbst auch glaube, dass sie alle mal einen Tritt in den Hintern brauchen. Trotz allem verstehe ich mich aber mit allen noch gut und habe mit ihnen regelmäßig Kontakt. Auch wenn sie sich so verändert haben.

„Ich nehme dich beim Wort. Ach und wenn du raus gehst, nimm einen Regenschirm mit. Es ist das heutige Lucky Item vom Schützen.“ Und da hätten wir etwas, dass sich an ihm nie ändern wird. Sein Aberglaube zum Oha Asa Horoskop. „Danke für den Hinweis. Ich melde mich bei dir.“ „Verstanden, bis bald.“ Erwidert der Grünhaarige und ich lege lächelnd auf.

 

Nun stehe ich von meinem Bett auf, um an der Tür des Zimmers neben meinem zu klopfen. Es ist das Zimmer meines Zwillingsbruder Seijūrō Akashi, den ich liebevoll Sei nenne. Er ist der ehemalige Captain der Generation der Wunder und wahrscheinlich die einzige Person, auf die sie hören. Er strahlt auch immer so eine Autorität aus, dass es beinahe gruselig ist. Und auch wenn wir Zwillinge sind, sind wir vom Charakter komplett unterschiedlich.
„Komm rein, Miyuki.“ Ertönt es von drinnen und ich betrete den Raum. Ich wundere mich gar nicht mehr woher er wusste, dass ich es bin. In dem Zimmer erwartet mich bereits Sei. Er hat genau wie ich neon rote Haare und gleichfarbige Augen, wobei das rechte seiner Augen manchmal gelb ist. Meine Augen sind größer und weiblicher als seine. Er ist mit seinen 1,73 m ein paar Zentimeter größer als ich denn ich bin 1,68 m groß. Meine Haare reichen mir, im Gegensatz zu seinen, die kurz sind, offen bis zur Mitte meines Rückens. Beinahe immer trage ich meine Haare allerdings in einem Zopf, den ich mit einer schwarzen Schleife festige, wie auch gerade. Im Zopf reichen mir meine Haare bis kurz unter die Schulterblätter. Ansonsten sehen wir uns allerdings zum Verwechseln ähnlich, nur dass ich ein Mädchen bin und somit auch einen weiblichen Körperbau vorweise.

„Ich hab mich entschieden. Ich werde auf die Ouran gehen.“ Teile ich ihm jetzt mit und setze mich auf sein Bett. Sei selber sitzt auf seinem Schreibtischstuhl und sieht mich an. „Ich habe es doch gesagt. Vergiss nicht, was ich sage ist absolut.“ Erwidert er und ich verdrehe meine Augen bloß. Diese Einstellung hat er schon lange und ihm verdenken kann man es auch nicht. Er hat noch nie bei irgendwas verloren. Kein Wunder, dass man irgendwann so eine Einstellung bekommt. Gerade wenn unser Vater so viel Druck macht und will, dass Sei in allem der Beste ist, was mein Bruder sogar ohne große Probleme schafft. Sein Talent in allem gut zu sein habe ich allerdings nicht. Ich kann gar nicht aufzählen in wie vielen Dingen ich unfähig bin. Angefangen bei meiner mehr als schlechten Orientierung. Nur meine Noten sind schon immer perfekt und ich kann allerlei Instrumente spielen, aber Sei beherrscht genauso das Piano bzw. den Flügel und die Geige wie ich. Allerdings kann ich noch die Harfe, Gitarre, Flöte sowie Panflöte spielen. Das ist wohl das einzige worin ich wirklich begabt bin und ich liebe es Instrumente zu spielen und auch zu singen. Es macht mich immer glücklich, aber ich schweife ab.

 

„Wann brichst du auf?“ frage ich ihn jetzt, weil mein sieben Minuten älterer Bruder sich entschlossen hat auf die Rakuzan High zu gehen und diese Schule liegt leider in Kyoto. Heißt also, er zieht in eine andere Villa unserer Familie, die in Kyoto liegt. Unsere Familie ist sehr reich, da wir vom japanischen Adel abstammen und ein großes Unternehmen führen. Wir haben mehrere Villen. Eine natürlich hier in Tokyo in der wir gerade sind, eine weitere in Kyoto und ich weiß gar nicht wo sonst noch. Allerdings mache ich mir daraus, dass wir adlig sind nicht sonderlich viel. Mein Interesse liegt in ganz anderen Dingen. Unser Vater ist auch fast nie zu Hause sondern macht Geschäfte irgendwo und wenn er dann mal da ist kümmert er sich nur darum, dass Sei und ich in allem Möglichen perfekt sind.

„Morgen Mittag.“ Erklärt er mir sachlich und sieht mich an. „Schon?“ frage ich traurig. Dann haben wir ja gar keine Zeit mehr… „Ja, ich muss in Kyoto noch einige Dinge erledigen bevor die Schule wieder startet.“ Erklärt er und ich springe von seinem Bett auf. „Dann müssen wir heute unbedingt noch was zusammen machen. Ich habs, ich mache heute Tofu-Suppe und wir können Shogi spielen, auch wenn ich sowieso verlieren werde. Aber egal, es macht immerhin Spaß.“ Plappere ich ohne Pause. „Miyuki, beruhige dich.“ Versucht mein Bruder mich wieder abzureagieren, aber ich registriere das kleine Lächeln in seinem Gesicht trotzdem und lächle breit. „Gib zu, dass du das toll finden würdest.“ „Ich wäre nicht abgeneigt.“ Lächelt er leicht und ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange.

Ja, mein Bruder kann auch manchmal seine nette Persönlichkeit zum Vorschein bringen. Manchmal wechseln seine beiden Persönlichkeiten in meiner Gegenwart nämlich noch. Mein Zwilling hat vor einiger Zeit eine zweite Persönlichkeit entwickelt. Die eine erkennt man daran, dass beide seiner Augen rot sind und kümmert sich sehr um andere, respektiert beinahe jeden, ist aufmerksam und rücksichtsvoll und bei der anderen ist das rechte Auge gelb. Diese Persönlichkeit ist herablassend, ziemlich einschüchternd, strikt und arrogant. Ich habe es irgendwie geschafft Mamas Platz als Seis moralische Unterstützung einzunehmen, als sie damals leider gestorben ist und konnte ihn zumindest manchmal von Vaters Strenge befreien und später auch seine freundliche Persönlichkeit wieder hervor holen. Leider schaffe ich das aber auch nicht sehr oft. Seine strikte Persönlichkeit scheint derzeit fast immer die Oberhand zu haben, aber es ist nicht so also würde mich das allzu sehr stören. Beide Persönlichkeiten gehören zu meinem Bruder und ich liebe ihn egal welche gerade die Oberhand hat. Es ist nur eben ein wenig komplizierter als bei anderen.

 

„Dann mach ich heute mal essen. Ich habe sowieso ewig nicht gekocht. Außerdem kann Vater nichts sagen, weil er nicht da ist.“ Entschließe ich mich jetzt und sehe Sei lächelnd an, der jetzt von seinem Stuhl aufsteht. „Wie du magst.“ Erwidert er und legt mir seine Hand sanft auf den Kopf. Seine roten Augen blicken freundlich in die meinen und meine identischen zurück in seine.

Da ist er ja wieder. Lächelnd stehe ich von dem Bett auf. „Lass uns diesen letzten Tag genießen.“ Lächle ich und verlasse Seis Zimmer wieder, dessen Blick dabei auf meinem Rücken ruht. Ich glaube ich vernehme ein leises, „Danke.“ von ihm, kann mich aber auch geirrt haben, als die Tür hinter mir zufällt.

Wir essen also, nachdem ich gekocht habe, gemeinsam und verbringen den restlichen Tag zusammen. Dabei vertreiben wir uns die Zeit mit Shogi und reiten mit Yukimaru aus. Yukimaru ist das Pferd von Sei und mir und gehört quasi zur Familie. Oft reiten wir zu zweit mit ihm aus, aber das scheint sich wohl auch jetzt erledigt zu haben. Ich werde ab sofort alleine ausreiten müssen. Trotzdem bin ich froh, dass mein Bruder die Schule seiner Wahl besuchen kann. Es ist wohl für ihn die beste und vielleicht hilft es ihm wieder so zu werden wie früher.

Nach einigen weiteren Stunden neigt sich der Tag schließlich dem Ende und wir gehen beide schlafen.

 

Am nächsten Tag zum Mittag hin begleite ich Sei zum Flughafen und verabschiede mich dort schweren Herzens von ihm. Aber ehrlich, ich war noch nie von ihm so lange getrennt, da sag mir mal jemand er würde nicht den Tränen nahe sein... „Miyuki. Akashis weinen nicht. Du bist doch stark, zeig das auch. Denk daran was Mutter immer gesagt hat. Wir sind Zwillinge. Auch wenn wir voneinander entfernt sind, sind wir dennoch verbunden. Ich weiß genau was du denkst, auch wenn ich nicht hier bin, also weine nicht und gib dein bestes.“ Spricht mein Bruder ruhig und blickt mir in die Augen. „Ich werde es versuchen, Sei, aber trotzdem werde ich dich vermissen.“ Spreche ich und umarme meinen Bruder. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer ist ihn gehen zu lassen. Ob er ohne mich nur noch seine zweite Persönlichkeit draußen hat? Seufzend verharre ich einige Minuten in der Umarmung mit Sei. „Gib du auch dein bestes. Wir sehen uns spätestens beim Winter Cup.“ Murmle ich jetzt und trenne mich wieder von ihm. „Natürlich. Ich bin absolut, vergiss das nicht.“ Spricht er und ich lächelt ihn an.

Natürlich, Sei, natürlich. „Das würde ich niemals in Frage stellen, Bruderherz.“ „War das Sarkasmus?“ zieht er eine Augenbraue hoch. „Ach was, ich würde doch nicht in Frage stellen wie absolut du bist.“ Winke ich lächelnd ab und gebe ihm wieder mal einen Kuss auf die Wange. „Übernimm dich nur nicht. Sonst mache ich mir Sorgen, weil ich nicht da bin um auf dich aufzupassen.“ Ich hoffe er weiß wie ernst gemeint das ist. Wenn er immer nur arbeitet um überall 100% zu haben überarbeitet er sich nur und ich mache mir dann Sorgen. „Das wird nicht passieren. Wir sprechen uns. Ich muss jetzt los sonst verpasse ich den Flug und das passt gar nicht zu mir.“ „Aber so was von nicht. Verschwinde schon.“ lächle ich und strecke ihm, so kindisch wie ich nun mal bin, die Zunge raus.

Sanft legt er mir wie gestern seine Hand auf den Kopf und sieht mir lächelnd in die Augen. „So was gehört sich nicht. Bis bald, liebste Schwester.“ Leise, aber sanft verabschiedet er sich und meine Augen werden wieder feucht als sie sich mit Tränen füllen. „Bis bald.“ Erwidere ich leise und schaue meinem Bruder hinterher, als er danach seine Hand von meinem Kopf nimmt und durch die Gepäckkontrolle verschwindet. Mit dem Handrücken wische ich mir anschließend über die Augen, um die Tränen endgültig zu vertreiben und danach den Weg nach Hause anzutreten. Seis Worte dabei im Kopf.

Akashis weinen nicht.

Der Host Club

Hey, Shin-nii. Du wirst es nicht glauben, aber die Uniform der Ouran lässt mich aussehen wie eine Banane, außerdem ist die Schule riesig und pink! Ehrlich, Shin-nii, PINK! Ich hoffe dich hat es besser erwischt. Bei meinem Glück verlaufe ich mich hier die ersten Wochen ständig. Mein erster Tag war allerdings trotzdem bis jetzt ganz angenehm, auch wenn ich noch niemanden so wirklich kennen gelernt habe.

Hast du dich schon beim Basketball-Club eingetragen? Wenn ja, viel Spaß an deinem ersten Tag. Ich hoffe dein Team ist gut und du lernst ein paar nette Leute kennen. Du musst mir nachher unbedingt schreiben wie es war.

Ich melde mich.

 

Grinsend schicke ich die Nachricht an meinen besten Freund und überlege was ich jetzt tun soll. Immerhin kenne ich hier wie bereits erwähnt niemanden. Und noch eine weitere Frage türmt sich mir auf. Wo esse ich am besten Mittag?

Grübelnd streife ich über das riesige Schulgelände und entdecke nach einer Weile einen einzelnen Kirschbaum auf einer Wiese, wo ich mich ernsthaft Frage wie riesig dieses Gelände noch ist. Aber das mal beiseite, begebe ich mich zu dem Baum und lasse mich auf den weichen Rasen im Schatten des Baumes nieder. Ja, hier lässt es sich aushalten. Von hier aus kann man das Schulgebäude gut überblicken und gemütlich essen.

Gesagt oder eher gedacht getan krame ich meine Lunch Box aus meinem Rucksack, die mir eine der Maids heute Morgen zubereitet hat und esse sie. Zwar gibt es hier in der Schule eine riesige Kantine und eine super Auswahl an Essen, aber ich finde eine Lunch Box einfach bequemer zu Essen und es schmeckt sehr gut.

Nachdem ich mein Essen verspeist habe krame ich meinen Zeichenblock aus meiner Tasche und beginne damit, Schule zu zeichnen. Ich habe es schon immer geliebt zu zeichnen und zu malen und kann es meiner Meinung nach ziemlich gut. In meiner Freizeit male ich sehr oft verschiedene Sachen. Ich habe bereits einige Gemälde von Yukimaru und Yukimii, Landschaften und vielen Unterschiedlichen Dingen, die mich gerade so inspirieren.

 

Ins Zeichnen vertieft bemerke ich nicht wie die Zeit vergeht und als ich dann einen Blick auf die Uhr werfe packe ich schnell meine Sachen zusammen. Mist, ich hab ganz die Zeit vergessen! Wenn ich mich nicht beeile komme ich zu spät zur nächsten Stunde. Schnellen Schrittes laufe ich zurück zum Schulgebäude und werfe immer wieder einen Blick auf die Uhr. Ich schaffe es noch! Jubelnd denke ich dies als ich um die nächste Ecke biege und gegen jemanden laufe wodurch ich auf meinem Allerwertesten lande.

„Autsch, entschuldige." Während ich mir die leicht schmerzende Nase reibe, schaue ich auf. Vor mir steht ein großer, braunhaariger Junge, der etwas älter zu sein scheint als ich und mich mit einem für mich undefinierbaren Blick ansieht. „Alles in Ordnung?" Da ertönt eine mir unbekannte Stimme und ich blicke von dem Gesicht des Braunhaarigen herunter, nur um einen kleinen, blonden Jungen mit großen, braunen Augen zu sehen, der einen rosa Stoffhasen in den Armen hält und mich besorgt ansieht. „Ja, alles gut." Ich lächle ihn an und sofort verändert sich der Blick des Blonden in ein Strahlen. Wie süß. Während dem Gedanken landet die Hand des Braunhaarigen in meinem Blickfeld. Dankend nehme ich sie an und er hilft mir wieder auf meine Beine. Meine Nase schmerzt auch nicht mehr.

„Tut mir echt Leid. Ich hab nicht aufgepasst." Nochmals entschuldige ich mich. Wieso passiert so was auch immer mir? „Ist schon gut, oder Takashi?" Der Kleine schaut mit seinem riesigen, niedlichen Lächeln zu dem Braunhaarigen, der wohl Takashi heißt und dieser antwortet knapp, „Ja." während ein kleines Lächeln sein Gesicht schmückt. Seine tiefe Stimme jagt mir einen angenehmen Schauer den Rücken herunter, was ich mir nicht erklären kann und ich erwidere das Lächeln.

Da fällt mir wieder ein, dass ich gerannt bin, weil ich sonst zu spät zum Unterricht erscheine. „Mist, ich muss weiter, sonst komm ich zu spät. Man sieht sich bestimmt!" Rufe ich während ich mich in Mitten des letzten Satzes schon sprintend auf den Weg weiter mache. Die Blicke der Beiden spüre ich bis ich um die nächste Ecke biege noch in meinem Rücken und komme gerade noch rechtzeitig zum Unterricht in meiner Klasse an, wo ich erleichtert ausatme.

 

Etwas über eine Woche später

 

Mittlerweile bin ich schon etwas länger als eine Woche auf der Ouran. Leider habe ich immer noch nicht wirklich jemanden kennen gelernt und die beiden Jungs habe ich auch nicht wieder gesehen. Der Unterricht ist bereits vorbei und während ich durch das Schulgebäude gehe überlege ich welchem Club ich beitreten soll. Einen wirklichen Basketball Club gibt es hier nicht und auch sonst nichts was mich wirklich interessiert. Das ist echt lästig...

Grübelnd gehe ich weiter, bis ich nach einer Weile stehen bleibe und mich umsehe. „Na toll, wo bin ich hier eigentlich gelandet?" Leise murmle ich zu mir selbst. Ich bin einfach den Gang immer weiter gelaufen ohne aufzupassen und habe keine Ahnung mehr wo ich bin oder wie ich zum Ausgang der Schule kommen soll. Das hast du ja mal wieder super gemacht, Miyuki. Ganz große Leistung... Was mache ich jetzt? Grummelnd schaue ich mich in dem Gang um, ob ich irgendwas entdecke, das mir vielleicht sagen kann wo ich bin und glücklicherweise entdecke ich am Ende des Ganges eine große Tür.

Vielleicht ist da jemand der mir helfen kann? Mit diesem Gedanken begebe ich mich zu der Tür. Über der Tür befindet sich ein Schild mit der Aufschrift „Musikzimmer #3" und ich öffne die Tür. Sofort kommen mir ein grelles Licht sowie ein Wirbel aus Rosenblättern entgegen und ... glitzert es ernsthaft? „Herzlich willkommen." Synchron dazu ertönen mehrere Stimmen und ich blinzle ein paar Mal verwundert bevor ich die Personen vor mir ansehe. Huch, das sind doch? Ja, tatsächlich. Die beiden Jungs von vor knapp einer Woche stehen dort und noch dazu vier weitere.

Zwei Zwillinge, die in meine Klasse gehen, mit denen ich allerdings noch nicht gesprochen habe. Ein schwarzhaariger Brillenträger sowie ein blonder Kerl. Jemand weiteres sitzt in einem Stuhl vor ihnen und ich meine mich zu erinnern, dass er ebenfalls in meine Klasse geht. Moment? Da stocke ich und mein Blick haftet etwas länger an besagter Person. Ist das ein Mädchen oder ein Junge? Frage ich mich direkt, als ich den Schüler im Stuhl genauer betrachte. Es ist mir noch nicht aufgefallen, da ich in der Klasse hinter ihr/ihm sitze, aber er/sie sieht doch ganz aus wie ein Mädchen. Aber da er die Uniform der Jungs trägt ist es wohl doch ein Junge.

 

Zeit weiter zu grübeln habe ich allerdings gar nicht, denn der Blonde erscheint mit einer Rose in der Hand vor mir. „Willkommen, Prinzessin. Was führt dich in unseren Host Club?" Charmant lächelt er mir entgegen und ich mache aus Reflex einen Schritt zurück. „Ein Host Club?" frage ich verwundert und der mir gegenüber erwidert, während es um ihn herum glitzert, „Natürlich. Also raus damit. Welcher Typ interessiert dich? Der wilde Typ?" fängt er an und deutet auf den ersten in der Runde. Den großgewachsenen, dunkelhaarigen Jungen, gegen den ich vor einer Woche gelaufen bin, während aus welchem Grund auch immer um ihn herum eine Aura aus dunkelblauen Rosen erscheint. „Der kindliche Typ?" Er deutet auf den nächsten. Den kleinen blonden Jungen mit dem rosa Stoffhasen im Arm, der damals bei dem Großen war und auch um ihn erscheinen Rosen, aber es sind rosane. „Die kleinen Teufel." Jetzt deutet er auf die beiden Zwillinge um die herum babyblaue sowie orangene Rosen erscheinen. „Der coole Typ." Damit deutet er auf den Brillenträger, der ein merkwürdiges Lächeln auf den Lippen hat. Um ihn herum erscheinen blauviolette Rosen. „Der natürliche Typ." Deutet er auf den femininen Jungen um den rote Rosen erscheinen. „Oder bin es etwa ich? Der Prinzen-Typ?" Weiterhin charmant lächelnd fragt er mich dies und kommt mir ziemlich nah, während um ihn herum weiße Rosen erscheinen.

Erschrocken weiche ich wieder zurück, weil sein Gesicht und mein Gesicht nur noch wenige Zentimeter entfernt waren. „Stopp! Stopp! Stopp! Ich bin nur hier, weil ich mich verlaufen habe, also komm mir nicht so nahe!" Abwehrend halte ich meine Hände hoch. „Ach so, na dann." Plötzlich ändert sich der Gesichtsausdruck des Blonden und er macht eine merkwürdige Drehung. „Dann ist es als Host Club unsere Pflicht die verloren gegangene Schülerin aufzumuntern." Nun streckt er seine Hand in meine Richtung, eine glitzernde Aura um ihn herum. „Also so war das eigentlich nicht gemeint..." entgegne ich verwirrt blinzelnd.

 

„Hikaru, Kaoru, Haruhi. Wenn ich mich recht erinnere geht ihr drei mit ihr in eine Klasse?" Der Schwarzhaarige wendet sich jetzt mit neutralem Gesichtsausdruck an die Zwillinge und den sitzenden Jungen. Aha, so sind also die Namen von den dreien, aber woher weiß er das? „Ja, wir haben aber noch nicht mit ihr gesprochen und sie redet nicht viel." Gleichzeitig geben die beiden Zwillinge dies von sich und ich schaue sie genervt an. Ich bin immer noch hier... „Seid nicht so gemein. Tut mir echt Leid, aber ein paar hier haben keine Ahnung wie man mit Menschen umgeht." Genervt sendet das sitzende Mädchen einen Blick zu den Zwillingen und dem Brillenträger. Ja, damit ist es mir klar geworden. Sie ist definitiv ein Mädchen in einer Jungs-Uniform. Die Stimme und ihr Gesicht zeigen es letztendlich deutlich. Jetzt wendet sie sich mir zu und stellt sich lächelnd vor, „Ich bin Haruhi Fujijoka." „Miyuki Akashi." Erwidere ich ebenfalls lächelnd. Eine Person mit Manieren ist also doch in diesem Club.

 

„Miyu-chan, Miyu-chan! Erinnerst du dich noch an mich? Ich bin Mitsukuni Haninozka, aber du kannst mich Honey nennen." Der kleine Blonde erscheint plötzlich neben mir und zerrt leicht an meinem Arm, während er mich bezaubernd anlächelt. „Natürlich erinnere ich mich an dich und an deinen Freund auch. Nett euch wiederzusehen." Erst lächle ich Honey und dann den Großen freundlich an, der minimal zurück lächelt. „Ah, das ist Takashi Morinozuka, aber ihn kannst du Mori nennen. Wir haben die ganze Zeit überlegt, ob wir dich wieder sehen und du stolperst plötzlich in den Host Club, ist das nicht witzig?" meint er strahlend und ich lächle ihn an. Er ist wirklich einfach zu süß.

 

„Du bist diejenige, die vorher auf der Teiko war, richtig?" Wieder fragt mich der Schwarzhaarige mit Brille und ich nicke verwundert. Woher weiß er das alles? Der hat mich hoffentlich nicht ausspioniert oder so. Skeptisch schaue ich ihn an und wir liefern uns ein kurzes Starr-Duell, bis er sich seine Brille zurecht rückt und etwas in sein schwarzes Notizbuch schreibt. Merkwürdiger Kerl...

„Das ist doch eine öffentliche Schule, oder?" Honey sieht mich aus seinen großen Kulleraugen an. Nickend bestätige ich ihm dies und spreche, „Ja." „Dann bist du auch vom einfachen Volk." Meinen die Zwillinge gleichzeitig. Einfaches Volk? Verwundert sehe ich die beiden an. „Das ist nicht ganz korrekt. Miss Akashi gehört zu einer Familie des japanischen Adels. Die Akashi Familie ist sehr einflussreich und leitet sehr viele Geschäfte mit anderen erfolgreichen und wohlhabenden Familien." Korrigiert der Brillenträger und von den Zwillingen kommt ein synchrones, „Aah." worauf sie mich verwundert ansehen. „Aber warum..." „...Warst du dann auf einer öffentlichen Schule?" beenden die beiden ihre Sätze gegenseitig. Oh Gott, bin ich froh, dass Sei und ich das nicht machen. Das ist seltsam.

Da bemerke ich, dass der ganze Club mich gespannt ansieht und ich antworte, „Mal damit angefangen, dass die Teiko zwar eine öffentliche, aber trotzdem eine Eliteschule ist, ist es an einer Schule mit nicht reichen Leuten sehr viel angenehmer. Niemand kümmert sich darum welcher Familie du angehörst. Nur du selbst und deine eigenen Fähigkeiten spielen eine Rolle. Ich würde meine Zeit auf der Teiko gegen nichts auf der Welt eintauschen." Beende ich und lächle sanft, während ich mich an die Zeiten erinnere, in der sich das ganze Teiko-Team noch wunderbar vertragen hat. Wirklich schöne Zeiten.

 

„Das war wundervoll gesagt, Prinzessin." Der große, blonde weint jetzt und erdrückt mich beinahe in einer Umarmung. Hilfe! Ein Ryōta 2.0! Wieso fällt mir erst jetzt auf, dass sie sich in einigen Dingen verdammt ähneln? Er ist genauso laut und genauso schnell berührt. Allerdings nervt Ryōta weniger und ist ruhiger. „Hilf mir jemand!" rufe ich nach dem Gedanken und werde im nächsten Moment problemlos in die Lüfte gehoben und aus den Armen vom Blonden befreit. „Danke, Mori-senpai." Ich lächle meinen Retter an und er stellt mich wieder auf dem Boden ab. Huh? Ist da etwa eine kleine Röte in seinem Gesicht? Wundere ich mich, aber wenn da wirklich eine war, ist sie genauso schnell verschwunden, wie sie gekommen ist. War sicher nur Einbildung.

„Mori-senpai. Du musst nicht gleich so reagieren." Kommt es niedergeschlagen vom Blonden. „Das kommt wohl dabei raus, wenn man an eine Schule des einfachen Volkes geht. Verzeih, Haruhi." Spricht der Brillenträger mit einem verschmitzten Lächeln und schiebt sich seine Brille zurecht. Nanu, er erinnert mich minimal an Shin-nii. Während dieser Feststellung höre ich Haruhis Stimme. „Entschuldigung nicht angenommen." „Moment, warst du etwa auf einer öffentlichen Schule?" frage ich da überrascht, weil ich realisiere, was das gesagt gerade bedeutet haben muss und sie nickt während die Zwillinge auch nicken und gleichzeitig bestätigen, „Ja, Haruhi ist unser gewöhnlicher Bürger." „Würdet ihr aufhören mich so zu nennen?" Haruhi starrt die beiden leicht genervt an. „Heiß das, du bist nicht aus einer reichen Familie, Haruhi?" frage ich weiter. „Ja." Bestätigt sie wieder und ich lächle sie sofort breit an. „Wie super! Wenigsten einer! Da fällt mit ein. Kann es sein, dass wir uns schon mal irgendwo gesehen haben?" frage ich dann.

Irgendwie kommt sie mir bekannt vor. Wo habe ich sie schon mal gesehen? Überlege ich und Haruhi sieht mich überrascht an. „Nicht dass ich mich erinnere." Der restliche Host Club wirft uns abwechselnd verwunderte Blicke zu, als ich überlege und es mir kurz darauf einfällt. „Ah ja, kennst du eine Familie mit dem Namen Midorima?" Haruhi sieht mich erstaunt an. „Ja, sie wohnen direkt in meiner Nachbarschaft. Ich glaube der Vater ist Arzt." „Ich wusste es!" rufe ich aus und die verwunderten Blicke aller liegen wieder auf mir. „Ich habe dich öfter dort gesehen, aber du hattest noch lange Haare." Erkläre ich schließlich.

 

Sie wohnt einige Häuserblocks neben dem Haus von Shins Familie und wenn ich mich mit Shin-nii getroffen habe, habe ich sie manchmal gesehen. „Tatsächlich?" wundert sich Haruhi. „Aber was suchst du denn..." „...In so einer ärmlichen Gegend?" fragen die Zwillinge abwechselnd und Haruhi starrt sie wieder genervt an. „Mein bester Freund wohnt da. Shintaro Midorima." „Den Namen kenne ich. Wir waren auf der gleichen Grundschule." Erklärt Haruhi. „Ehrlich? Das weiß ich gar nicht mehr. Ich war in der gleichen Klasse wie Shin-nii in der Grundschule." Nachdenklich runzle ich die Stirn. „Du nennst deinen besten Freund Bruder, Miyu-chan? Das ist süß, oder Takashi?" Lächelt der Kleine und Mori nickt zustimmend. „Ist eine Angewohnheit." Erkläre ich den beiden lächelnd und werde wegen dem Kompliment leicht rot. „Also ist dein bester Freund..." „...Vom einfachen Volk wie Haruhi?" „Ja. Alle meine Freunde sind wie ihr sie nennt ‚einfaches Volk'." „Also sind sie alle wie Haruhi." Geben die Zwillinge wieder synchron von sich. „Dass sie Haruhi kennt bedeutet aber auch, dass sie weiß, dass Haruhi ein Mädchen ist." Neutral spricht jetzt wider der Brillenträger und die Augen aller Personen im Club richten sich auf mich.

 

Äh, was ist denn jetzt los?

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Tag der Veröffentlichung: 20.03.2017

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