Ödland
Der Himmel ist bedeckt, aber hin und wieder blitzt doch ein kleines Stückchen blauer Himmel durch die Wolkendecke. Ich bin konzentriert, höre mich angestrengt schnaufen.
Kann spüren wie mein Plus zu rasen beginnt, wie mein Herz unermüdlich Blut durch meine Adern jagt. Ich sehe mich um. Neben mir stehen fünf Verbündete, nur mit zwei habe ich Kontakt. Ich kenne sie gut, es ist nicht die erste Mission die wir gemeinsam meistern.
Ich warte, warte auf das „OK“ des Teamführers. Lasse meine Blicke schweifen, Ödland, recht viel lässt sich nicht ausmachen. Hohes, halb verdorrtes Gras, verfallene Häuser, kaputte Autos und Panzer. Die Hände sind feucht, Schweiß. Ich rede mir selbst gut zu, versuche mich zu beruhigen.
Das „OK“ ist endlich da. Blitzschnell verteilt man sich. Ich bleibe etwas zurück, gebe den anderen Vorsprung. Ich laufe eine Hecke entlang, spähe durch das Visier meines Sturmgewehrs, kontrolliere noch einmal meinen Schalldämpfer, versuche Feinde auszumachen.
Für Nervosität ist jetzt kein Platz mehr. Meine Kameraden habe ich allesamt aus den Augen verloren. Nur der Funkkontakt verbindet uns. Ich schleiche mich in gebückter Haltung voran, rechne jederzeit mit einem Angriff, versuche jedoch mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. In der Ferne ertönen Schüsse, ich halte Inne. Lausche, habe ich da gerade Schritte gehört? Wurde jemand getroffen? Über Funk erfahre ich, dass niemand getroffen wurde.
Kurze Erleichterung macht sich breit. Ich setze meinen Weg fort. Zerstörte Autos und Panzer verhindern mein weiteres Vorankommen. Ich muss außen herum gehen, mich durchzuschlängeln erscheint mir zu riskant. Hat sich da gerade etwas in der Ferne bewegt? Ich ziele an, kann aber nichts erkennen. Verunsicherung macht sich breit. Ich wage meinen ersten Angriff, greife nach einer, an meinem Gürtel befestigte Granate.
Kurz überlege ich noch, ob ich es wirklich wagen soll. Wenn ich jetzt einen Fehler mache, und in sich meinem näheren Umkreis ein feindlicher Soldat befindet, würde ich ihm so meinen Standort verraten. Mich selbst auf dem Servierteller präsentieren. Prüfend überschaue ich meine Umgebung, ich kann nichts erkennen.
Wieder sehe, dass sich in der Ferne etwas bewegt. Ich riskiere es, zieh den Stift aus der Granate, und werfe sie so weit wie möglich. Ob ich getroffen habe oder nicht kann ich nicht ausmachen, ich packe meine sieben Sache und suche das Weite. So schnell und leise wie möglich suche ich Deckung hinter einem Panzer, in dem sich, schon seit längerem kein Schütze mehr befunden hat.
Er scheint dort schon eine längere Zeit zu liegen. Ich höre wieder Schritte, schnelle Schritte, ich lege mich hin, werde verdeckt vom hohen Gras, hoffe ich zumindest. Geschätzte vierzig Meter vor mir sehe ich einen Kameraden. Die Schritte werden lauter, ich bleibe liegen, behalte den Kameraden im Auge. Erschrocken zucke ich zusammen.
Ein Feind hastet an mir vorbei, beinahe wäre er über mich gestolpert. Er hat mich nicht gesehen, meinen Kameraden aber schon. Er läuft noch ein paar Meter auf ihn zu, geht dann in die Hocke und visiert ihn an. Ich denke nicht, ich reagiere nur, packe mein Gewehr und visiere den Feind an.
Tock. Tock. Noch ehe dieser schießen konnte, schoss ich. Er klappt zusammen und sinkt zu Boden. Über Funk gebe ich bekannt was gerade passiert ist, und rate meinem Kollegen, wie ich, schnellstens das Weite zu suchen. Er bedankt sich, und unsere Wege trennen sich wieder. Ich sprinte Richtung Schützengraben, und begebe mich in einen Bunker.
Ein großer Fehler wie ich gleich darauf feststelle, denn von allen Seiten kann ich Schüsse vernehmen. Ich hocke mich in eine Ecke, hoffe hier wieder heil heraus zu kommen. Geschützt durch die Dunkelheit, mache ich mich so klein wie möglich und halte meinen Blick starr auf einen der drei Aus- beziehungsweise Eingänge. Es wird wieder ruhiger.
Ich robbe nach draußen, höre eine tickende Bombe. Über Funk wird mir aufgetragen, diese zu entschärfen.
Ich schleiche nähre an mein Zielobjekt, habe es fast erreicht, nur noch ein kleines Stück. Doch noch ehe ich die Bombe hochheben kann, spüre ich wie mir von hinten jemand ein Messer in den Rücken rammt.
„SCHEISSE“ fluche ich, und werfe den Controller in die Ecke. „Mach dir nix draus Mann“ beruhigt mich ein Max „Wir spielen ja noch ne Runde, und diesmal rennen wir gleich zum Heli am Ende der Map“.
„Ja genau“ stimmt Stefan zu „Diesen kack Sniper hol ich mir, der versteckt sich doch sicher wieder im Haus daneben“
Ich atme durch, schnapp mir meinen Controller, und bin bereit für die nächste Runde.
Tag der Veröffentlichung: 29.11.2012
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