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Jahreszeiten

»Liebe zur Natur ist die einzige Liebe, die menschliche Hoffnungen nicht enttäuscht.«

Honoré de Balzac

Frühling

 Langsam, weil ich immer noch müde war, zog ich den Reißverschluss des Zeltes auf und kroch nach draußen. Es war noch etwas dunkel, sodass mich glücklicherweise keine Sonne blenden konnte. Das Gras war nass vom Morgentau. Ich streckte mich kurz und stand dann auf. Es war relativ kühl hier draußen, deshalb zog ich mir meine Weste an und spazierte so am Flussufer entlang. Ich gähnte und schaute mich um. Es sah so aus, als würde nun die Natur aus dem Winterschlaf erwachen. Auch ich fühlte mich so, als hätte ich den ganzen Winter über geschlafen. Auf der anderen Seite des Flusses huschte ein kleines, braunes Kaninchen vorbei. Darauf musste ich lächeln, denn ich hatte hier draußen schon lange keine Tiere mehr gesehen. Im nächsten Moment flog ein Schmetterling an mir vorbei, immer den Lauf des Flusses entlang. Ein Igel streckte seinen Kopf aus seinem Versteck heraus und Vögel fingen an, zu zwitschern. Der Frühling war gekommen.

Sommer

Es war warm, sehr warm. Ich blinzelte, um eine besser Sicht zu bekommen, doch die hellen Sonnenstrahlen brachten mich dazu, meine Augen sofort wieder zu schließen. Natürlich machte ich sie trotzdem wieder auf, schließlich wollte ich sehen, wo ich war. Ich stand mitten in einem Feld voll Sonnenblumen. Etwas überrascht, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich hierhergekommen war, schaute ich mich um. Der Himmel war hellblau und klar. Keine einzige Wolke war zu sehen. Aus der Ferne konnte ich lachende Kinder und das Bellen eines Hundes hören. Ich ging ein paar Schritte voran und versuchte dabei, nicht auf die Pflanzen zu treten, was schwerer war, als gedacht. Als ich aus dem Feld draußen war, stand ich direkt vor einem Fluss. Die Strömung ging schnell und rauschte dadurch heftig. Seufzend ließ ich mich an den Rand des Wassers sinken und schaute zum Himmel hoch. Diese Hitze war ja nicht auszuhalten! „Jetzt kommt also der Sommer…“, flüsterte ich und schloss meine Augen, um im nächsten Moment aus meinem Traum zu erwachen.

Herbst

Regentropfen schlugen gegen mein Fenster. Ich stand vom Schreibtisch auf, wo ich eben noch Hausaufgaben gemacht hatte, und ging zum Fenster. Es regnete in Strömen. Der ganze Himmel war mit schwarzen Regenwolken bedeckt. Die Blätter, die an den Bäumen hingen, hatten sich in orange-braune Töne verfärbt. So wirkte der ganze Garten irgendwie, nun ja, traurig. Es war zwar ein buntes Farbspektakel, aber der Regen ließ die Farben matt wirken. „Schade“, sagte ich, „dass es heute so regnet. Ich wäre gerne spazieren gegangen. Aber eigentlich könnte ich auch im Regen spazieren gehen!“ Schnell zog ich meine wasserfesten Stiefel und meine Regenjacke an und ging nach draußen. Der Wind peitschte mir entgegen und schleuderte mir die Regentropfen so hart ins Gesicht, dass es sogar wehtat. Ich hielt mir schützend die Hand vors Gesicht, ging weiter und versuchte dabei, nicht in eine Pfütze zu treten. Plötzlich rutschte ich aus und blieb im Nass liegen. Zuerst regte ich mich auf, doch dann fing ich an zu lachen. Das Schöne am Herbst ist ja der Regen.

Winter

Als ich meine Augen öffnete, sah ich, wie Schneeflocken auf mich herabflogen. Sofort stand ich auf und ließ meinen Blick durch die Gegend streifen. Am Boden lag haufenweise Schnee, an der anderen Ecke des Gartens stand ein Schneemann mit zwei Knopfaugen und einer Karotte als Nase und die Nadeln des Tannenbaums waren mit Schnee geschmückt. Nachdem ich noch einmal alles genauer angeschaut hatte, legte ich mich in den Schnee und machte einen Schneeengel. Die Kälte ließ mich frösteln, also stand ich wieder auf und ging ins Haus hinein, wo mich bereits eine heiße Tasse Kakao erwartete. Ich trank einen Schluck aus der Tasse, stellte sie wieder auf den Tisch und ging zum Fenster. Der Schneefall war nun dichter geworden und versperrte mir die Sicht auf die Umgebung. Meine Mom ging mit einer Kiste voll Weihnachtsbeleuchtung an mir vorbei und ich bedankte mich bei ihr für den Kakao. Ich ging wieder nach draußen, atmete die kühle Luft ein und sagte: „Endlich Winter.“

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Tag der Veröffentlichung: 27.09.2014

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