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Kapitel 1 - Sleepless Nights

Eigentlich hätte ich es selbst bestimmen können, doch dieser stille Lockruf, der mich zum Handeln drang, lies mir keine Ruhe.

Schon seit einer halben Stunde wälzte ich mich gequält in meinem Bett, hielt die Augen geschlossen und versuchte Schlaf zu finden. Jedoch empfand ich keinerlei Müdigkeit. Als diese Quälereien endlich mal ein Ende fanden und ich richtig wach war, starrte ich wie paralysiert die Zimmerdecke an. Erneut fuhr dieser Drang durch meinen Körper. Die Dunkelheit draußen schien mich zu rufen, doch als ich vorsichtig meinem Blick zum Fenster bewegte verschnürte es mir die Kehle.
Ich fühlte mich, als würde ich keine Luft mehr bekommen, allerdings blieb ich stumm liegen und starrte wieder an die Decke. Mein Brustkorb bewegte sich schwer auf und ab. So lange, bis ich es nichtmehr aushielt. Fest schloss ich meine Augen für den Bruchteil einer Sekunde und setzte mich dann auf.
Ich konnte einfach nicht anders.

Ich lief nun unsere Straße entlang, ohne ein einziges mal zum Haus zurückzublicken. Es war stockdunkel. Alles was meinen Weg erhellte waren der Mond, die Sterne und einige wenige Lichter, die noch in den Fenstern der Häuser brannten. Außerdem war es wirklich kalt draußen, deshalb steckte ich meine Hände in die Jackentasche und versuchte mein Zittern zu unterdrücken. Dabei umfasste ich mein Taschenmesser, das ich noch immer vom letzten Camping Ausflug, der eine Ewigkeit zurücklag, in meiner Jackentasche trug. Es schien etwas Rost angesetzt zu haben. Wahrscheinlich hatte es schon mehrere Waschmaschinen Durchläufe miterlebt. Stur warf ich den Gedanken ab und konzentrierte mich wieder auf den Weg.
Ich wusste, nicht wohin ich laufen würde, ich lies mich einfach von meinem Gefühl führen.

Von Weitem konnte ich schon die brennenden Laternen, die an der Temture Brücke standen, sehen. Es sah so ungewohnt aus, die ganze Zeit hatte ich diesen dunklen Weg vor mir und jetzt diese recht hell erleuchtete Brücke. Am Anfang waren meine Augen so sehr damit beschäftigt sich an das Licht zu gewöhnen, dass ich gar nicht bemerkte, dass dort jemand auf dem Geländer saß.
Es war ein junger Mann, doch bei noch genauerem Hinsehen sah es so aus, als ob er gerade springen wollte. Mein Atem stockte. Mit den Händen hielt er sich noch am Geländer fest und drückte sich etwas nach vorne.
Ich wartete einen Augenblick, um mich zu versichern, dass es keine Täuschung meiner Augen war, die sich immer noch versuchten an das Licht zu gewöhnen.

Ich war verunsichert und wusste erst nicht, was ich tun sollte. Ich sah noch einmal zu dem Jungen, doch ich konnte immer noch sehen, wie er auf der anderen Seite des Geländers stand. Zwar hatte er sich wieder zurückgelehnt, doch war es mir nicht möglich tatenlos zusehen. Tief atmete ich ein, sammelte all meinen Mut und fasste letztendlich den Entschluss einfach hinzugehen.
Alles wird gut
, redete ich mir ein. "Ehm..", begann ich meinen Satz viel zu leise. „Hey, ist alles in Ordnung?", fragte ich den Jungen aus einigen Metern Entfernung, doch es kam keine Antwort. Hatte er mich nicht gehört?
Ich wartete einen weiteren Moment, aber er antwortete immer noch nicht.
Er hatte sich noch Nichtmal in meine Richtung gedreht. Also ging ich angespannt noch ein paar Schritte näher. "Ehm.. Hallo?", fragte ich erneut - abermals kam keine Antwort. Das kam meinen schwachen Mut nicht gerade zugute. Allmählich bekam ich etwas Angst und war noch verunsicherter, als am Anfang, trotzdem ging ich diesmal so weit auf ihn zu, dass er nur noch knapp ein bis zwei Meter, wenn überhaupt entfernt war. "Hey, ist bei dir alles Okay?" Diesmal drehte der Junge sich um und schaute mich für einen kurzen Augenblick lang an. Sein Gesichtsausdruck in diesem Moment sah unbeschreiblich verwirrt aus. Ich wollte nicht wissen, was er sich über mich gedacht hatte.

Plötzlich drehte er sich wieder weg und murmelte etwas unverständlich vor sich hin. Da ich es nicht verstand, fragte ich nach, doch sagte er wieder nichts auf meine Frage. Entmutigt schnaufte ich einmal, schüttelte den Kopf und schaute auf den Boden. In dem Moment hörte er auf zu murmeln und hielt einen Moment inne.
"Mir geht's gut", entgegnete er ruhig, ohne jeglicher Emotion in seiner Stimme und drehte seinen Kopf zu mir. „Ich war nur..", er atmete tief aus. "Ich war nur etwas verwirrt nach dem heutigen Abend.", fügte er hinzu. "Und was war denn heute so verwirrend, wenn ich fragen darf?", platze neugierig aus mir heraus. Ich wünschte ich hätte die Frage zurücknehmen können. Irgendwie fing ich langsam an zu zittern, ich wusste nicht, ob es wegen der Kälte war oder wegen dieser düsteren Aura, die dieser seltsame Junge ausstrahlte.
"Es, es ist nur einfach alles so anders.", antwortete er. "Sieht ziemlich hoch aus", kamen die Worte plötzlich aus meinem Mund, als ich nach unten zu dem kleinen Fluss blickte. "Hoffe ich doch", flüsterte er so ruhig und momoton, dass ich es fast nur als ein leises Brummen wahrnahm. "Vielleicht klingt die Frage jetzt echt komisch, aber hattest du gerade vor, zu springen?" Ich schreckte eigentlich davor zurück diese Frage zu stellen, da sie wirklich seltsam klang und wahrscheinlich mehr als taktlos war, jedoch lies es mir keine Ruhe.

Mein Herz blieb beinahe stehen, aus Angst vor der Antwort. Er hielt mit seinen beiden Händen das Geländer immer noch fest umklammert und blickte gerade aus, direkt zum Vollmond empor. Eine Weile fixierte er seinen Blick darauf und wand sich erst wieder zu mir, nachdem einige Wolken den Mond verdeckt hatten. Es sah schon beeindruckend aus.
"Ja", er blieb ernst und schaute mich mit seinen strahlend blauen Augen direkt an. "Ich hatte es vor, zu springen oder besser gesagt: Ich habe es eigentlich immer noch vor." Mein Magen verkrampfte sich. "Nur weil sich etwas verändert hat, sollte man sich nicht gleich umbringen", erläuterte ich impulsiv, ohne an jegliche Folgen zu denken. Wahrscheinlich wirkte es unhöflich. "Du verstehst das nicht!", seine Stimme wurde kräftiger, jedoch blieb er relativ ruhig. "Vielleicht versteh ich's wirklich nicht, aber schau dich doch einmal an. Du bist ein gut aussehender junger Mann, du hast noch so viel vor dir. Du könntest noch so viel erreichen."
Ich wusste nicht, was in diesem Moment in mich gefahren war.
„Es würde niemanden interessieren. Meine Familie nicht - niemanden", äußerte er sich entschlossen.
„Du möchtest dich also umbringen, weil es keinen interessiert? Weil es allen egal ist, richtig?" Ich gab ein spöttisches Geräusch von mir und sprach weiter: „Deine Familie wird morgen aufwachen und sich fragen, wo du bis. Die Polizei wird ihnen sagen müssen, dass du Tod seist und sie werden innerlich zerbrechen. Sie werden in dein Zimmer gehen, mit Tränen in den Augen dein leeres Bett anstarren und sich nur fragen 'Warum?'. Ist es ihre Schuld? Hätten sie etwas ändern können? Niemand wird ihnen das je beantworten können.
Und all deine Freunde und die Menschen, die dich kannten, werden an das letzte Mal denken, an den sie dich sahen. Viele von ihnen werden sich fragen 'Ist mir etwas aufgefallen?' oder 'Warum habe ich nichts bemerkt?'. Menschen, mit denen du Streit hattest oder die gemein zu dir waren, sie werden sich ewige Schuldgefühle machen, warum sie nicht netter zu dir waren. Das werden sie alle. Deine Familie, Freunde – einfach alle.
Und was ist mit der Beerdigung? Deinen ganzen Sachen? Sie werden sie durchsehen müssen und sich versuchen dabei nur an gute Zeiten zu erinnern, doch wird all das Schlechte dabei hochkommen und sie könnten in Depressionen verfallen.
Sie werden vor deinem Grab stehen und weinen. 'Warum musste das passieren? ' Keiner wird es je verstehen. Natürlich versuchen sie es positiv zu sehen. Du seist an einem besseren Ort. Jeder wird dich schrecklich vermissen und ihnen wird klar werden, wie wichtig du warst und immer noch bist.
Dein Tod wird so vielen nicht egal sein.
Gottverdammt, ich kenne dich nicht, aber ich werde eine dieser Personen sein!" Ich hatte nicht geschrien, aber ich wurde lauter und spürte, wie meine Hals nun weh tat. Ich hatte eindeutig zu schnell und angespannt gesprochen. Doch es musste einfach raus. Es war, als hätte ich mir die Seele aus dem Leib geredet.

Mit aller Kraft versuchte ich ihn davon abzubringen, zu springen. Meine Worte kamen mir vor wie aus irgendeinem Roman und ich zweifelte im selben Moment noch daran, ob sie alle in dieser Reihenfolge Sinn gemacht hatten, doch sie schienen etwas zu helfen, denn er stieg vom Geländer. "Wahrscheinlich hast du recht", er klang einsichtig. Seine blauen Augen glänzten im Vollmondlicht, als er mich betrachtete. Nun konnte ich endlich komplett sehen, mit wem ich gerade sprach.
Der Junge trug einen schwarzen Hoodie mit der grünen Aufschrift 'Stay brutal', darüber eine normale schwarze Lederjacke und dazu eine passende dunkle Jeans. Einige dunkle Strähnen fielen ihm ins Gesicht und er war deutlich mehr als einen Kopf größer als ich. "Dürfte ich dich fragen, wie du heißt?" Sein anfangs so verwirrter und wahrscheinlich etwas verstörter Gesichtsausdruck wandelte sich nun in ein leichtes Lächeln um. "Mein Name ist Morgan.", gab ich zur Antwort. "Und du heißt?", ergänzte ich. "Ich heiße Jared." Er blieb kurz ruhig.
„Danke Morgan, für deine netten Worte." Verlegen schaute ich zur Seite, ich kam mir irgendwie blöd vor. "Ach kein Problem." Ehe ich mich versah, spürte ich nur noch seine Lippen auf meinen. Am Anfang wollte ich noch zurückschrecken, doch ich konnte einfach nicht. Er schien eindeutig einen Piercing oder etwas in der Art zu haben.
So schnell wie er mich geküsst hatte hörte er auch schon wieder auf und ging, ohne auch nur irgendwas zu sagen. Ich stand wie erstarrt da und sah nur noch eine einsame leere Straße.

Kapitel 2 - With the Setting Sun

Es dauerte eine Weile, bis ich wieder klar denken konnte. Was war gerade nur passiert?
Ich riskierte erstmal vorsichtig einen Blick auf die Uhr, es war bereits zwei Uhr nachts. War ich wirklich schon seit zwei Stunden unterwegs? Ich sollte wirklich langsam nach Hause, dachte ich mir, denn meine Mutter würde heute um drei Uhr aufstehen, da sie heute bereits um  vier das Arbeiten anfing, und wenn sie merken würde, dass ich nicht da wäre, würde sie total ausflippen. Sie hatte nichts dagegen wenn raus ging, auch wenn es etwas später war.
Aber wenn sie wüsste, dass ich ganz alleine ohne irgendwen bis zum Ende der Stadt gegangen war – ich konnte mir nicht vorstellen, dass ihr das gefiel.
Obwohl ich loslaufen wollte, blieb ich fast regungslos stehen. Ich hatte keine Ahnung wieso. Irgendetwas hielt meine Beine davon ab das zu tun, was ich von ihnen verlangte. In dieser Sekunde musste ich wieder an den Jungen denken, und wie leicht es war ihn davon abzuhalten zu springen, fast schon zu leicht. Die Erinnerung löste in mir gleichzeitig ein peinliches und ein widersprüchliches Gefühl von Reue aus.
Als ich so gedankenversunken über alles nachdachte, bemerkte ich gar nicht, dass meine Beine wieder das taten, was ich von ihnen wollte. Sie trugen mich zurück in Richtung Zivilisation. Doch aus einem mir unergründlichen Grund rannte ich den Weg bis nach Hause.

Kurz vor meinem Ziel gab es nur noch ein Problem. In der Küche, die genau neben den Eingang war, brannte Licht und mein Zimmer befand sich im ersten Stock. Trotz Anfänglichen zögern beschloss ich es zu riskieren und einfach zu versuchen mich durch die Haustür zu schleichen. Gott sei Dank bemerkte wirklich niemand etwas, so konnte ich unbeschwert in meinem Zimmer verschwinden.
Doch gerade, als ich meine Jacke ausziehen wollte, hörte ich Schritte vor meiner Tür. Sofort schmiss ich die Jacke einfach auf das Sofa, verkroch mich unter meiner Bettdecke und tat so als würde ich schlafen. Ich hatte mir die Decke wirklich bis über den Kopf gezogen, sodass ich nun dennoch durch einen kleinen Spalt hervorlinzen konnte.
Meine Mutter kam ruhig ins Zimmer, sie betrachtete mit komischen Blicken meine Jacke. Hatte sie etwas gemerkt? Ich hoffte doch inständig nicht. Als sie letztendlich wieder verschwand, versuchte ich zu schlafen, was mir aber nach dem heutigen Abend keineswegs leicht fiel.
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Ein neuer Tag brach an.
So gegen 10 Uhr saß ich am Esstisch. Meine Mutter hatte gerade Mittagspause, deshalb frühstückte sie mit mir, auch wenn es für sie ja nicht mehr Früh war. "Wo warst du eigentlich in der Nacht?", fragte sie mich ganz zufällig nebenbei, jedenfalls sollte dies so wirken. Mit vollem Mund antwortete ich ihr, da ich gerade nicht mehr in der Lage war zu schlucken, "Hier, zu Hause, in meinem Bett, und natürlich auch einmal kurz auf der Toilette."
Sie schaute mich etwas zornig an, sagte aber nichts mehr. Sie las gemütlich die Zeitung weiter, bevor sie sie auf den Tisch warf und etwas murmelte. Interessiert schaute ich auf die Titelseite. Als ich über die Überschrift stolperte, traf mich der Schock ...


 Junge (19) springt von der Temture-Bridge.(LastWay-Bridge)
Zwei Stunden nachdem seine Leiche geborgen wurde, verschwand sie auf unerklärliche Weise.

Genau an dieser Brücke war ich am Tag zuvor und dieser Junge, war es derselbe? Ich spukte vor Schreck das ganze Essen aus, das ich gerade noch im Mund hatte. Aufgeregt fragte mich meine Mutter, "Morgan? Ist alles Okay?" Ich wusste nicht, ob ich es ihr sagen sollte, und blieb einfach erst mal ruhig und sagte nichts...

Meine Mutter rüttelte mich an meiner Schulter und versuchte immer wieder mit mir zu reden, "Morgan, hey, alles in Ordnung?" Was ich jedoch alles nicht wirklich mitbekam. Ich starrte einfach nur den Zeitungsartikel an. Das Bedürfnis zu reden kam in mir hoch, denn ich wollte es unbedingt jemanden erzählen, ich brauchte irgendjemanden mit dem Ich darüber reden konnte. Doch mit wem sollte ich reden? Wenn ich meiner Mutter sagen würde, dass ich gestern Nacht weg gewesen war, würde sie zweifelsohne durchdrehen.
Wem hätte ich noch, der es verstehen könnte , und vor allem, was sollte ich jetzt meiner Mutter sagen. "Mum", begann ich vorsichtig. „Bella hat mir heute Morgen erzählt, dass sie gestern Nacht an der Brücke war.. und da ein Junge war, der springen wollte", schaltete ich blitzschnell und die Worte kamen ohne große Überlegung aus mir heraus. Jedoch hatte ich die ganze Zeit meinen Blick nicht von der Zeitung abwenden können, aber als ich das letzte Wort aussprach, musste ich sie einfach mit einem verzweifelten Blick anschauen.
"Die Bella, die letzten Monat neu in eure Klasse gekommen ist?", fragte sie mich. "Ja - genau die, und ich denke, dass es der gleiche Junge sein könnte", antwortete ich etwas schwer. "Bella sollte zur Polizei gehen!", meinte sie sofort. "Ja, ja ich rede mal mit ihr. Ich geh kurz in mein Zimmer und ruf sie an", versuchte ich das Gespräch zu beenden. Bevor sie mir auch nur antworten konnte, rannte ich schon die Treppe hoch.

Alles, was mir die ganze Zeit durch den Kopf ging, war: Mist! Mist! Mist! Mist! Miiisst! Was sollte ich denn jetzt nur tun? Ich lehnte mich an der Wand an und versuchte tief durchzuatmen. Doch es dauerte etwas bis mein Herz aufhörte so stark zu pochen, dass es mir in den Ohren dröhnte. Da mein Kopf wieder klarer war, beschloss ich erst mal Bella wirklich anzurufen, damit sie sich nicht verplapperte, falls sie meine Mutter darauf ansprechen würde.
Bella war deutlich verwirrt, jedoch willigte sie ein, mir zu helfen.

Am späten Abend plante ich heute Nacht, eine Stunde nachdem meine Mutter schlafen gehen würde, mich erneut raus zu schleichen. Mir lies das alles einfach keine Ruhe. Ich hoffte, wenn ich einfach mal zur Brücke schaue, würde es besser werden. Im Endeffekt ein ziemlich leichtsinniger Gedanke. Tagsüber waren zu viele Polizisten an der Brücke gewesen, also hoffte ich, dass dort später weniger, bis gar keine Leute wären.
Doch bis meine Mutter schlafen gehen würde dauerte es ohnehin noch Stunden, weshalb ich versuchte im Internet mehr über den Vorfall herauszufinden. Ich gab einfach die Überschrift des Artikels ein. Einen anderen Anhaltspunkt hatte ich nicht. Bis auf seinen wahrscheinlichen Vornamen jedenfalls. Die erste Seite, die ich anklickte, war auch schon gleich ein totaler Volltreffer!


Junge (19) springt von der Temture Bridge (Lastway-bridge).
Zwei Stunden nachdem seine Leiche geborgen wurde, verschwand sie auf unerklärliche Weise.

Am Freitag den 18., ca. gegen halb 4 morgens fand eine Passantin die Leiche eines Jungen unterhalb der Temture (Lastway Bridge). Da macht die beliebte Brücke, die der letzte Weg aus der Stadt ist, ihren Namen wieder alle Ehre.
Die Frau verständigte sofort nach ihrem Fund die Polizei, die den vermeintlichen Tatort anschließend untersuchten.
Kommissar Robert Krauss äußerte sich, nach den Untersuchungen, zu dem Fall: "Es war eindeutig Selbstmord! [...] Der junge Mann muss so um ca. 10 nach 3 von der Brücke gesprungen sein. Wer der junge Mann genau ist, ist uns noch unklar. [...] Was den Beamten noch Seltsames auffiel, waren einige Indizien, die auf Angehörigkeit einer verrufenen Sekte unserer Stadt hinweisen könnten."


Ich stoppte bei dieser Zeile, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass der junge Mann, den ich dort getroffen hatte, tatsächlich zu so etwas gehören könnte. Deshalb öffnete ich einen neuen Tab und begann erneut zu versuchen etwas über 'verrufene' Sekten in unserer Gegend herauszufinden. Klar hatte ich schon viele Berichte in den Nachrichten und auch Dokumentationen darüber gesehen, aber viele der Informationen hatte ich nicht behalten.
Also gab ich in einer Suchmaschiene die Begriffe ein. Doch in allen was da stand ging es nur über ziemlich krankes Zeugs. Nichts war wie erhofft sachlich beschrieben. Nach einigen Stunden Reportage gab ich die Suche letztendlich auf und machte mich auf den Weg. Den Rest des Artikels könnte ich auch, wann anders lesen.

Heute lief ich so schnell ich konnte zu der Brücke. Ich war völlig aus der Puste, als ich dort ankam, und lehnte mich deshalb erst mal an die erst beste Straßenlaterne um Luft zu holen. Ich war beruhigt, denn niemand war dort. Nur einige Absperrband Reste klebten noch an dem Geländer.
Hastig rannte ich zu dem Geländer und schaute in den Abgrund. Viel Wasser war dort nicht. Viel eher Schlamm einige Steine, Gras und andere Gewächse befanden sich hier unten. Mit immer noch schwerem Atem drehte ich mich wieder um und bemerkte, dass dort sehr wohl wieder jemand saß.
Die Gestalt befand sich etliche Meter entfernt und sah männlich aus, fast schon genauso wie der Junge gestern, jedoch saß er nicht auf dem Geländer, sondern auf dem Gehsteig davor. Langsam ging ich ein paar Schritte näher, um nachzusehen, wer dort war...

Ich wusste wie immer nicht wie, und ob ich den Typen wirklich ansprechen sollte, aber dann fragte ich einfach standardgemäß, "Alles in Ordnung?" Der Mann oder besser Junge, der auf den Boden saß, sah zu mir hoch. Er hatte wirklich verblüffende Ähnlichkeit mit dem Jungen von gestern, aber er war es nicht. Er wirkte jünger. "Ja, passt schon", antwortete er etwas genervt und versuchte mich wahrscheinlich abzuwimmeln. "Mh okay." Ich hatte Angst den Jungen auf die Nerven zu gehen, und wollte deswegen gerade weggehen, als er seine Glasflasche die Brücke runterwarf und mich mit seiner Frage stoppte: "Wieso fragst du eigentlich?"
Ich drehte mich noch einmal um, um zu antworten. "Du hast mich an jemanden erinnert", seufzte ich. "Und an wem, wenn ich fragen darf?", immer noch wirkte er gelangweilt oder doch angetrunken?
"Nur an einen Jungen, den ich hier letzte Nacht getroffen habe", erklärte ich mit wenig Enthusiasmus.

Mit folgendem hatte ich nicht gerechnet.
Als ich den Satz beendete, sprang der Junge aufgeregt auf, "Einen Jungen? Hieß er Jared?", er sprach so schnell und hektisch, dass ich beinahe die Hälfte nicht verstand. "Ehm... ja, genau so hieß er, denke ich", trotz Verwirrung antwortete ich fast normal. Er starrte niedergeschlagen den Boden an und setzte sich wieder hin. "Jared, war mein Bruder", fing er an zu erklären. "Er ist gestern von genau dieser Brücke gesprungen", seine Stimme wurde immer schwerer, man merkte, dass er gerade mit den Tränen kämpfen musste.
Ich blieb erst mal still. Sollte ich ihm etwa erzählen, was hier gestern passiert war und weiter auf das Thema, das ihn so belastete, eingehen? "Ich hab ihn hier gestern gesehen, er saß dort auf dem Geländer." Ohne sich mit meinem Kopf abzusprechen, sprach mein Mund weiter. "Natürlich hab ich ihn sofort angesprochen. Er hat gesagt, dass er sich umbringen will, und logischerweise versucht ich das zu verhindern. Ich hab mit ihm gesprochen, bis er sich eigentlich umentschieden hatte. Kurz danach hat er mir gedankt und ist dann weggegangen."
Kaum hatte ich diesen Satz beendet küsste mich Jareds vermeintlicher Bruder. Erst realisierte ich das gar nicht.
Der Kuss dauerte nicht allzu lange. Er hielt meinen Kopf fest, schaute mir tief in die Augen und sagte anschließend: "Danke, dass du wenigstens versucht hast ihn zu helfen." Nun lies er mich los und verschwand in derselben Straße, wo auch Jared am Tag zuvor verschwunden war.
Was zur Hölle war das denn nun?
Das muss in der Familie liegen, erst Küssen sie einen ganz plötzlich ohne Grund und dann verschwinden sie. Ich war weitaus mehr als perplex.

Okay also war es doch Jared, der letztendlich gesprungen war, stellte ich fest. Ich musste an meine verpasste Chance denken Jareds Bruder über Jareds mögliche Zugehörigkeit einer Sekte zu fragen und auch an die Worte meiner Mutter. Ersteres wäre taktlos gewesen und zum Zweiten:
Was würde es überhaupt bringen, zur Polizei zu gehen? Die würden mir eh nur Fragen stellen, die niemanden sehr viel weiter bringen. Also zur Polizei werde ich deswegen nicht gehen, redete ich mir selbst ein. Ob nun es nun eine gute Entscheidung oder eine dumme war, würde ich noch herausfinden. Was mich aber jetzt noch interessiert war: Warum ist seine Leiche verschwunden?

Langsam wurde es kalt. Ich verbrachte hier schon wieder deutlich zu viel Zeit, weshalb ich mich allmählich auf den Heimweg machte. Vorne an der Hauptstraße blieb ich kurz auf dem Gehsteig stehen. Ich nahm mein Handy heraus und suchte etwas im Menü. Ich wollte gerade loslaufen, da hörte es sich so an, als würde eine Stimme meinen Namen sagen. Sie.. sie hörte sich an wie.. Jareds Stimme!
Mit starkem Herzklopfen blieb ich sofort am Rande der Straße stehen und drehte mich um, doch da war nichts. Und genau in diesem Moment raste hinter mir ein Auto mit locker 70 Km/h vorbei. Ich erschrak richtig und sprang auf den Gehsteig zurück. Hatte ich mir die Stimme gerade eingebildet?
Ich war total fertig. Dennoch gleichzeitig froh, denn wäre diese Stimme nicht gewesen, hätte mich das Auto wahrscheinlich eiskalt überfahren. So schnell ich konnte rannte ich nach Hause, um mich einfach nur hinzulegen und mich von dem Schock zu erholen.

Kapitel 3 - Hard to Walk Away

Heute war Sonntag. Hier in unserer Stadt konnte man nicht allzu viel an einem Sonntag tun. Höchstens schwimmen gehen, aber das wollte ich nicht - schon gar nicht alleine, denn niemand hatte Zeit. Also lief ich zur Tankstelle, einfach so aus Langeweile.
Kaum hatte ich den Laden betreten fiel mir sofort auf, dass dort Jareds Bruder hinter der Kasse stand. Nervös von dem peinlichen Gedanken an gestern Abend wollte ich mich umdrehen und einfach wieder gehen, aber anscheinend hatte er mich bereits gesehen, denn er rief durch die ganze Tankstelle: "Du bist doch die von gestern." Ein Glück, das niemand anderes da war. Verlegen verdeckte ich mein Gesicht mit der Hand. "Echt tolle Begrüßung!", meinte ich sarkastisch und lief vor zur Kasse. "Ja, ich hätte ja deinen Namen gerufen, aber den weiß ich leider nicht." Jetzt sah er mich mit einem Hundeblick an, als würde er sagen wollen: Sagst du mir bitte deinen Namen?
"Ich heiße Morgan und du?", gab ich nach. "Blake.“ Er lächelte und schaute anschließend verlegen weg. “Ehm, ach ja, sorry, dass ich dich gestern einfach so geküsst habe. War irgendwie so ‘ne Impulsreaktion.", versuchte er sich zu rechtfertigen.
"Irgendwie wirkst du heute viel fröhlicher als gestern.", stellte ich fest und bemerkte noch im gleichen Augenblick, wie dämlich das von mir war.
"Könnte auch daran liegen, dass ich gestern leicht angetrunken war." Er hatte ein richtig breites Grinsen auf den Lippen.
"Ich muss dann mal wieder los." Angespannt versuchte ich unsere Unterhaltung zu beenden.
Ich stand schon an der Tür, als er Folgendes sagte: "Warte, musst du wirklich schon gehen?" Er wirkte enttäuscht.
"Ja tut mir leid, meine Mutter nervt sonst, also bye.", redete ich mich raus. Irgendwie empfand ich dieses Gespräch als leicht unangenehm. "Bye Morgan.", verabschiedete er sich und stützte die Hände in die Hüfte.
So wollte ich wieder nach Hause laufen, mit dem Gedanken, dass meine Mam‘ gleich von ihrer Freundin wiederkommen müsste und ich noch den Abwasch zu erledigen hätte, leider.
Da sah ich auf einmal einen vertrauten Wagen. Es war meine Mutter, die Gerade tankte.
"Bist du auf dem Heimweg?", fragte sie relativ entspannt, als sie mich sah. Ich nickte nur. "Dann stieg ein, ich zahle nur noch eben." Sie schien es nicht zu interessieren, was ich hier so ganz allein machte. Ganz untypisch für sie.
Ich folgte jedoch einfach ihren Worten und setzte mich in das Auto. Von dort aus konnte ich ganz genau beobachten, wie ­Blake immer wieder durch die riesigen Glasfenster der Tankstelle zu mir rüber sah. Ich versuchte unauffällig zu wirken, als hätte ich nichts bemerkt. Es sah wahrscheinlich viel peinlicher aus als geplant. Obwohl ich eigentlich gut darin war unaufällig zu wirken.
Relativ schnell kam meine Mutter auch wieder zurück, und wir beide machten uns auf dem Heimweg

In den folgenden Tagen darauf ging ich jeden Abend an die Brücke. Ich hatte keine Ahnung, weshalb, aber irgendetwas zog mich dort magisch hin.
Also begab ich mich auch an diesem Abend wieder dorthin. Die Tage davor war nie auch nur eine Menschenseele oder Sonstiges dort gewesen, auch seit dem Vorfall mit dem Auto war nichts Ähnliches mehr passiert. Doch dieser Abend war nicht normal...

Ich war kaum 5 Meter von der Brücke entfernt, als ein Windstoß kam. Und es sich so anhörte, als würde der Wind leise meinen Namen flüstern. Umso näher ich an die andere Seite der Brücke kam, umso lauter schien es zu werden.
Ich blieb jedoch genau in der Mitte stehen und schüttelte verwirrt meinen Kopf. Bilde ich mir das wieder ein? Nein, nein ich hörte es ganz deutlich, wie jemand, immer und immer wieder Morgan flüsterte. Oder wurde ich langsam verrückt? Erst das mit dem Auto und jetzt das!
Ich hatte Angst. Schreckliche Angst davor auf die andere Seite zu gehen, doch ich wollte einfach wissen, ob diese Stimme wirklich nur in meinem Kopf war. Also versuchte ich mich zu überwinden und begab mich langsam und Schritt für Schritt auf die andere Seite.
Dort hinten war ein Wald, wodurch ich ein noch mulmigeres Gefühl hatte. Ich war vollkommen umgeben von Bäumen. Egal wo man hinsah, es sah so aus, als würde an jeder Ecke eine Gestalt stehen.
Es fing plötzlich an hinter mir zu rascheln. Blitzschnell drehte ich mich um. Ich rechnete mit irgendeinem Verbrecher oder so etwas und begab mich schon in Kampfstellung, da sah ich nur noch wie Blake aus dem Gebüsch flog und genau vor meinen Füßen landete.
"Alter! Spinnst du mich so zu erschrecken!?", schrie ich ihn sofort an. Mit einer Wortwahl, die nicht unbedingt zu mir passte.
"Aua, tut mir leid. Ich hab hier nach möglichen Hinweisen von meinem Bruder gesucht." Ich reichte ihm widerwillig meine Hand, um ihn aufzuhelfen. Dabei konnte ich spüren, wie mein Puls immer noch raste.
"Sag mal, warum kommst du jeden Abend hierher?", fragte er mich und klopfte einige Blätterreste von seiner Hose.
"Halt, woher weißt du, dass ich jeden Abend hier herkomme?", entgegnete ich etwas misstrauisch. "Ehm, also nicht, dass du mich für einen Stalker hältst, denn das bin ich nicht. Ich bin nämlich auch jeden Abend hier, um nach Hinweisen zu suchen, da hab ich dich gesehen. Weißt du, meine Mutter ist seit seinem Tod nicht mehr aus dem Haus gegangen. Ständig fragt sie immer nur: WARUM? Und ich befürchte, dass sie bevor sie keine Antwort, auf die Frage hat, keinen Schritt mehr nach draußen gehen wird. Und da sie schon zu Hause nach Hinweisen sucht, such' ich eben hier." Obwohl er leicht lächelte, sah er sehr betrübt aus. Ich wusste nur zu gut, wie er sich fühlen musste.
Am liebsten hätte ich ihn schon längst in den Arm genommen, aber ich kannte ihn ja noch nicht lang genug, um zu wissen wie er reagieren würde.
"Weißt du was? Ich helfe dir nach Hinweisen zu suchen!" , beschloss ich enthusiastisch. Schließlich war das, das Einzige, was ich tun konnte.
Ein diesmal zufriedenes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. "Danke, Morgan.", flüsterte er.

Ich war so in das Gespräch vertieft, dass ich ganz vergaß, weshalb ich hier jetzt eigentlich im Wald stand. "Hast du das vorhin auch gehört?", fragte ich ihn vorsichtig. "Was gehört?" Er schaute mich durcheinander an. "Ach nicht so wichtig.", sagte ich nur. Ich wollte nicht, dass er mich für verrückt erklärte.
Aber diese Stimme war da, ich hatte es doch ganz deutlich gehört! Das konnte ich mir doch nicht eingebildet haben!
"Hallo!? Erde an Morgan, alles Okay?" Blake riss mich aus meinen Gedanken. "Äh, ja klar. Ich war grad nur leicht abwesend." Mit einer gekonnten Handbewegung wischte ich mir eine Strähne aus dem Gesicht und überspielte meine Unsicherheit.
"Wenn's weiter nichts war. Also ich hab folgenden Plan: Treffen wir uns Morgen, um 15 Uhr hier?", schlug er vor. "Geht auch um 15:30 Uhr? ", versuchte ich zu handeln.
"Ja, klar. Wir suchen hier dann einfach unauffällig nach Hinweisen. Vor allem nach seiner Tasche müssen wir suchen. Ich weiß noch ganz genau, als er aus dem Haus gegangen ist, hatte er eine Tasche dabei. Aber als man ihn gefunden hatte, war sie weg." Blake kam in dem Moment ziemlich wie Sherlock Holmes rüber, so wie er die ersten Fakten durchging.
"Als ich ihn hier sah, hatte er auch keine Tasche dabei.", gab ich zur Kenntnis. Blake schaute entrüstet durch die Gegend. "Vielleicht sollten wir auch mal an Orten schauen, wo er davor gewesen sein könnte. Um wie viel Uhr hast du ihn hier gesehen?" Er lehnte sich an den nächstbesten Baum und wartete auf meine Antwort. "So ca. zwischen ein und zwei Uhr nachts, denk ich." Genau wusste ich es leider nicht mehr.
"Er ist um 23 Uhr aus dem Haus gegangen, also muss er eindeutig davor noch irgendwo gewesen sein. Aber wo?" Irgendwie schaute er nun mich so erwartungsvoll an, aber ich kannte Jared ja kaum. Das, was ich wusste, war eindeutig zu wenig, um zu wissen, wo er davor gewesen sein könnte. "Hast du vielleicht eine Idee Morgan?", fragte er nun folgend. "Nein, leider nicht. Er ist dein Bruder, du müsstest ihn doch am besten kennen.“ Jedenfalls erschien mir das logisch.
"Ich frag einfach Mandy! Vielleicht weiß sie ja was!" Blake sprang vor Freude in die Luft, als hätte er gerade den entscheidenden Treffer bei einem Basketball Spiel gelandet.
Obwohl ich mich fragte, wer zur Hölle Mandy war, traute ich mich nicht nachzufragen. "Ich bin mir sicher, dass sie etwas weiß.“, sagte er ziemlich sicher. „Also Morgan wir treffen uns dann morgen! Ich versuche in der Zeit, ein Gespräch mit Mandy zu vereinbaren. Bis dann!", er sprach so schnell er konnte.
"Ehm warte..", versuchte ich ihn noch zu stoppen, doch schon rannte er weg. Warum rannten sie alle immer so schnell weg?

Ich wollte gerade gehen, als es mir so vorkam, als würde jemand direkt hinter mir stehen und mir ins Ohr flüstern: "Geh nicht Morgan." Das sanfte Flüstern wirkte beruhigend und beängstigend zugleich. Ich drehte mich um, aber da stand niemand. Zwar spielte ich mit dem Gedanken auf die Stimme zuhören, die wahrscheinlich nur in meinem Kopf war, denn diese Worte mussten ja einen Grund haben, aber ich hatte zu viel Angst nachts alleine im Wald.
Dennoch sträubte sich mein Körper bei jedem Schritt den ich wegtrat.

 

Kapitel 4 - Where Do I Begin?

*It started off with a one night stand. 
lingered to a fling. 
The sirens and the sergeants didn't seem to mean a thing. 
hide your fangs all you want, you still need the blood. *

Hörte ich leise und sang in Gedanken mit, bis ich bemerkte, dass dieses Lied von meinem Handy kam. Ich schreckte sofort auf und nahm es von der Kommode. Wer zur Hölle rief mich an einem Samstagmorgen um 8 Uhr an? Leider war die Nummer unterdrückt, weshalb mir nichts anderes übrig blieb, als ranzugehen, wenn ich herauszufinden wollte, wer anrief.
"Hallo?", brachte ich halb verschlafen noch gerade so heraus.
"Guten morgen, Morgan!", antwortete er gerade zu provokativ.
"Blake? Woher hast du meine Nummer?" Ich kniff meine Augen zusammen um sie vor dem Licht zu schützen, das zu meinem Fenster herein schien.
"Ich hab meine Connections! Ich wollte dir nur bescheid sagen, dass das Heute klargeht. Treffen wir uns dann bei der Brücke?", fragte er vorsichtig.
"Ehm, ja okay. War's das dann jetzt?" Ich legte mich bereits zurück auf mein Kopfkissen.
"Ja, mehr wollte ich nicht sagen. Haha", begann er zu lachen.
"Gut, dann leg ich jetzt auf, bye." Meine Augen schlossen sich wie von allein und auch meine Hand griff bereits zum Hörer.
"Bye", antwortete er noch und ich legte letztendlich auf.

Mich so früh am Morgen zu wecken war keine gute Idee. Da, ich jetzt aber eh nicht mehr schlafen konnte, egal wie lange ich versuchen würde meine Augen geschlossen zu halten, beschloss ich aufzustehen. Als Erstes schaute ich, ob meine Mutter wieder einen Zettel geschrieben hatte, dass tat sie nämlich oft, bevor sie sich zur Arbeit begab. 
Und da lag auch tatsächlich ein kleiner, gelber Zettel auf dem Tisch. Bitte lass da nichts von Hausarbeit da stehen, hoffte ich, aber leider fing der erste "Satz" schon mit: Bitte räum die Spülmaschine aus" an. Mir blieb ja wohl nichts anderes übrig, als das alles zu erledigen. Zum Glück wurde ich rechtzeitig fertig, sodass ich noch pünktlich zur Brücke gehen konnte.

Von Weitem rief mir ­Blake schon zu: "Hey Morgan!"
"Hey!", rief ich relativ gelassen zurück. Er hatte seine Hände in seiner dunklen Stoffjacke vergruben und kam mir etwas entgegen.
"Also, ich hab jetzt mit Mandy gesprochen. Sie wartet im Café ­Enchanteur auf uns. Also können wir los?" Erwartungsvoll schaute er mich an, während ich noch dabei war die Informationen zu verarbeiten.
"Okay, ja." Sofort ergriff er meine Hand und zog mich mit sich. Der Weg zum Café ­Enchanteur dauerte nur 5 Minuten. Die ganze Zeit spielte ich mit der Überlegung ­Blake zu fragen, wer diese Mandy eigentlich war, doch hatte ich aus einem unerklärlichen Grund Angst vor der Antwort. Zumindest ein Gefühl von Unbehagen bahnte sich an. Doch lies mich die Frage einfach nicht los. Wieso hatte ich nur so sehr Angst davor zu fragen?

Wir kamen gerade ins Café, als ein blondes Mädchen, mit schmalem Gesicht auf uns zukam "Hey, ­Blake!" Sie umarmte ihn lange. "Hey Mandy, wir haben ja schon telefoniert." Er blieb einen kurzen Augenblick ruhig. "Ach ja, das hier ist Morgan." Er zeigte auf mich. Mandy, die sich gerade wieder hingesetzt hatte, stand noch einmal auf, um mir die Hand zu schütteln. "Hallo, Morgan." Sie lächelte mich an. "Hallo." Sie kam mir recht fröhlich vor. Müsste sie nicht etwas trauriger sein, wenn sie Jared nahegestanden hatte? "Setzt euch", sagte sie ruhig zu uns beiden.
"Also, Mandy hast du Jared am Freitag, den 18 gesehen?", fiel ­Blake gleich mit der Tür ins Haus. Plötzlich verschwand ihr Lächeln, nachdem er sie das gefragt hatte. Und das Obwohl ­Blake sie ­wegen diesem Thema schon vorgewarnt hatte. "Ja, so gegen 23:15 Uhr. Wir hatten uns hier im Café getroffen. Er war so wie immer, ich hab gar nicht gemerkt, dass er irgendetwas hatte", erklärte sie ziemlich ausführlich. Ihre Stimme hörte sich dabei so an, als würde sie jeden Moment losheulen. "Wie lange war er hier?", hakte ­Blake nach. "Bis ca. 0 Uhr." Sie nahm die Tasse in die Hand und trank einen Schluck.
„Mist! Hatte er eine Tasche dabei?", fragte er ohne lange Pausen weiter.
"Ja, hatte er, wieso?" Sie legte den Kopf etwas zur Seite.
"Weil, er keine mehr hatte, als man ihn fand", erklärte er ihr.
"Achso." Sie stellte ihre Tasse wieder hin. "Hat er irgendetwas Ausfälliges gesagt oder so?" Blake fragte sie noch eine letzte Frage. "Nein, sonst hätte ich, ihn ja gefragt, ob etwas los ist." Mandy wurde aufgeregter. 
"Bist du dir sicher?", fügte er hinzu. Sie nickte.
„Du weisst auch nicht, wo er davor bzw. danach noch so war, oder?", mischte ich mich endlich auch mal, eher zurückhaltend ein. Mandy schüttelte daraufhin nur betrübt mit dem Kopf.

Auch zig weitere  Fragen brachten uns nicht weiter, wie Blake letztendlich nach einer Gefühlte Ewigkeit endlich einsah.

"Mh, na gut", murmelte Blake. „ Mandy wir müssen, dann auch mal wieder los, okay?" Er stand auf und half mir hoch. "Ja, okay, bye. Und hat mich gefreut dich kennenzulernen Morgan." Sie warf mir ein leichtes Lächeln zu.

"Hat mich auch gefreut dich kennenzulernen Mandy", entgegnete ich ihr.

Als wir nach unserem relativ kurzem Gespräch, wieder draußen waren, wandte ­Blake sich zu mir. "Sieht so aus, als müsste er danach noch irgendwo gewesen sein. Wir sollten gleich wei.." Er stoppte kurz. "Hey Morgan, was ist los? Warum schaust du so nachdenklich?" Er beugte sich zu mir. Irgendetwas wirkte seltsam.
"Wer ist eigentlich diese Mandy oder besser gesagt woher kennst du sie?", fragte ich ihn etwas vorsichtig. Sie gleich als unglaubwürdig und nicht vertrauenswürdig anzuprangern, wäre wohl keine gute Idee. „Sie kommt mir irendwoher bekannt vor", versuchte ich noch die Kurve zu bekommen. Es sollte ja nicht falsch wirken, ich war einfach nur neugierig.
"Um ehrlich zu sein, stand ich mal auf sie, Jared aber auch, weshalb es oft Streit zwischen uns gab. Ich hab dann, aber sozusagen aufgegeben und Jared hat sich seit dem oft mit ihr getroffen. Ich glaube sogar, dass sie ein Paar waren", gab er mir als Antwort, auch wenn es nicht ganz das war, was ich hören wollte. 
Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl in der Magengegend. "Achso, wo willst jetzt als Nächstes hingehen?", versuchte ich das Thema sofort zu wechseln. 
"Weiß nicht. Ich hatte gehofft Mandy würde etwas wissen, aber ich hab schon im Gespräch gemerkt, dass sie wirklich nichts weiß." Er verzog sein Gesicht und redete dann weiter: "Schauen wir mal am alten Lagerhaus vorbei, da hat er sich, als er jünger war oft aufgehalten und versteckt - ist mir gerade so eingefallen." Er faste sich mit seiner Hand an den Hinterkopf und lachte verlegen. "Gut, also dann gehen wir zum alten Lagerhaus", sagte ich in einem gespielt enthusiastischen Ton.
"Ja!", antwortete er und ich wollte gerade voller Motivation loslaufen, da viel mir noch etwas ein: "Ich hab da nur noch eine Frage", begann ich.
"Und die wäre?" Er zog seine Augenbrauen hoch.
"Wo zur Hölle ist hier ein Lagerhaus?"
Blake fing an zu lachen. "Komm einfach mit, okay?" Ich lächelte nur. "Okay."

Und so gingen wir nun zu diesem sagenumwobenen Platz. Ich wusste wirklich nicht, dass hier ein Lagerhaus war. Woher denn auch? Ich war noch nie in diesem Stadtteil gewesen und darüber war ich auch froh! Denn das düstere und kriminelle Erscheinungsbild machte einem echt Angst. An jeder Ecke standen zwielichtige Typen.
Ich blieb ganz kurz stehen und beobachtete zwei Typen. Die dealen doch gerade mit Drogen oder? Fragte ich mich selbst. Doch wissen wollte ich die Antwort eigentlich nicht. Als ich wieder nach vorne sah, bemerkte ich, dass ­Blake schon ein ganzes Stück entfernt lief. Sofort rannte ich zu ihm und hielt mich an seinem Arm fest.
"Sicher das Wir hier richtig sind?", fragte ich unsicher. "Ja wir sind gleich da", es klang als wollte er mich beruhigen, aber seine Worte taten das nicht. 
Etwas später blieb er stehen, "Hier ist das Lager", präsentierte er. "Wollen wir reingehen?", fuhr er fort und ich nickte ihm zu.

Wir standen vor einem riesigen grauen Gebäude, das man auf einem Blick Nichtmal erfassen konnte. Die Fassade war an vielen Stellen brüchig und das ganze Ensemble machte einen ziemlich baufälligen Eindruck. 
Von dem Lager trennten uns jetzt nur noch eine große Betonfläche und ein metallener Zaun, der schon an einigen Stellen verbogen war und Löcher aufwies.
Wir beide kletterten eher weniger elegant darüber. Anschließend half mir ­Blake durch ein kaputtes Fenster, das schnell genug gefunden war, in das Gebäude zu gelangen. "Also Morgan ich geh nach links und du nach rechts und dann schauen wir uns hier ein bisschen um, okay?"
In diesen Moment dachte ich mir nur: Was?! Bist du verrückt?! Mich verdammt noch mal alleine zu lassen?!" Aber alles, was ich hervor brachte, war nur: "Okay." Oh Gott wie konnte er denn nur auf so eine Idee kommen? Bevor er weiter ging, musste ich jedoch noch etwas loswerden: "Ich will ja jetzt keine schlechte Stimmung verbreiten, aber genauso fangen Horrorfilmen an!"
Laut schallend, hörte ich nur sein Lachen, wie es nach und nach langsam verhallte. Ich lief auch weiter, in eine Art große Halle. Dort standen noch einige braune Holzkisten, die meistens mit Planen überdeckt waren. Auch ein alter verstaubter Gabelstapler fand noch ganz hinten in der Ecke platz. Ein paar Kisten stachen mir aber sofort ins Auge. Man konnte dort perfekt hinaufklettern. Ich dachte kurz darüber nach, zu versuchen dies wirklich zu tun, um mir einen Überblick zu verschaffen, jedoch wollte ich mich zuvor noch mal so in dem Raum umsehen.
Ich hob einige Planen hoch, es hätte ja was darunter sein können, doch fand ich nur Leere vor, abgesehen von einer fetten, schwarzen Spinne. Mein Blick fiel also zurück auf die gestapelten Kisten. Mit etwas Anlauf sprang ich die Erste hoch und versuchte mich festzuhalten und weiter voran zu kommen. Was schwer war, da diese total staubig waren und man oftmals wegrutschte. Das kam meiner Höhenangst echt nicht zugute.
Von ganz oben konnte ich über die ganze Halle blicken, so konnte ich auch sehn, dass auf dem Gabelstapler, der in der Ecke stand, etwas Seltsames, Licht Reflektierendes lag. Sah von weitem aus wie eine Art Handy. Natürlich kletterte ich augenblicklich wieder runter und rannte zu dem Gabelstapler. Ich versuchte auf, das Dach zu greifen, aber es war deutlich zu hoch oder ich war einfach eindeutig zu klein. Auch als ich einige Male in die Luft sprang, kam ich nicht heran. Mir musste schnell etwas anderes einfallen. Es musste ja einen Weg geben dort hoch zu kommen. Immerhin war das Handy ja auch irgendwie dort hochgekommen.
Klar doch!, dachte ich mir. Ich könnte ja den Gabelstapler einschalten, dann in die Nähe von ein paar Kisten fahren und anschließend auf die Kisten klettern. Also tat ich dies. Zu meinem seltsamen Glück befand sich wirklich der Schlüssel in einem kleinen Fach unterhalb der vielen Schalter und Knöpfe und die Maschine lies sich auch anschalten.
Ich hatte zwar keine Ahnung, wie man so etwas lenkte, aber das würde schon gehen. Anfangs eher unbeholfen und wackelig schaffte ich den Gabelstapler zu den Kisten.
Ich stieg wieder aus und betrachtete stolz mein Werk, bevor ich erneut daran machte die Kisten empor zu steige und das Handy entgegen zu nehmen. Sofort rannte ich zurück, um ­Blake zu suchen. Ich rannte in die Richtung, in die er vorhin noch gegangen war.

Doch ihn zu finden war schwerer als gedacht. Als ich eine Stimme aus einer anderen großen Halle hörte, begab ich mich sofort dorthin, in der Hoffnung, dass es ­Blake sein würde. Leider war es nicht ­Blake. Dort standen zwei ältere Jungen, beide hatten eine Käppi auf und Hosen, die aussahen, als wären sie 10 Nummern zu groß. Der eine Junge kam direkt auf mich zu. "Na Kleine, hast du dich verlaufen?",sagte er relativ provokant. Mit seiner rechten Hand nahm er eine Strähne meines Haares in die Hand. "Ich, ich sollte besser wieder gehen", stammelte ich, aber als ich mich gerade wegdrehen wollte, hielt er mich an meinen Arm fest. 
Gleichzeitig kam eine Stimme aus der Richtung hinter mir. "Hey T. Finger weg von meiner Freundin." Ich schaute sofort nach hinten. Gott sei Dank, es war Blake. "Das ist deine Freundin? Hübsches Ding", kommentierte er und lies nun meinen Arm los. Sofort rannte ich rüber zu ­Blake, der dann meine Hand hielt. "Ja, das ist sie. Wir haben noch zutun, also sollten wir dann mal weiter, wir sehn uns Bro." Die zwei Jungen machten nur eine komische Kopfbewegung.

Obwohl wir längst wieder draußen waren, klopfte mein Herz immer noch wie wild. Diese Seite von ­Blake kannte ich ja gar nicht, es war wirklich ungewohnt.
"Mist man, ich wusste nicht, dass die immer noch hierher kommen." Blake, der immer noch meine Hand festhielt, starrte auf den Boden. In der ganzen Aufregung hatte ich völlig vergessen, dass ich ja ein Handy gefunden hatte. "Blake." Ich lies ihn los. "Das hier hab ich im Lagerhaus gefunden." Ich übergab ihm das Handy. Er nahm es und betrachtete es erst mal von allen Seiten. "Das ist 100% Jareds!", freute er sich und strich mit dem Finger über einen kleinen Totenkopf Aufkleber, der sich auf der Rüchseite befand. 
"Ich muss seinen Code nur noch knacken, aber das sollte kein Problem sein. Heute Abend werde ich gleich mal schauen, ob da vielleicht eine Nachricht drauf ist, die uns weiterhelfen kann. Du solltest erst mal nach Hause gehen." Er legte seine Hand auf meine Schulter. "Treffen wir uns heute Abend wieder an der Brücke?", fragte er.
"Ja, um dieselbe Uhrzeit wie gestern?", antwortete ich mit einer Gegenfrage. Blake nickte. "Ich begleite dich jetzt noch ein Stück, noch mal lass ich dich nicht alleine in dieser Gegend!" Und so lief er noch ein ganzes Stück lang neben mir. Immerhin bis wir wieder normale Zone erreicht hatten. Den restlichen Weg ging ich dann alleine nach Hause. Ich hoffe so sehr, dass das Handy uns weiterbringen wird!

Erst als ich zu Hause in meinem Zimmer saß, gingen mir die Worte von Blake durch den Kopf. Mir war klar, dass er nur gesagt hatte, dass ich seine Freundin wäre, damit mich die Jungen in ruhe lassen. Außerdem waren wir nur einfache Freunde, unglücklich vom Schicksal oder was auch immer zusammengeführt.  Doch schafften die Worte es, mein Herz zum schneller Schlagen zu bringen. Es war dämlich, das wusste ich.

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Tag der Veröffentlichung: 23.08.2016

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