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ES WAR DOCH MAL LIEBE!

 

von Martina Hoblitz

 

Kapitel 1

 

 

Wie stolz Korbinian doch auf seine attraktive Frau Esther war! – Erneut erwies sie sich als strahlender Mittelpunkt der Gesellschaft, während er sich schüchtern im Hintergrund hielt.

 

In diesem Augenblick vergaß er ihre wüsten Beschimpfungen auf dem Weg zur Feier über seinen angeblich schlechten Geschmack. Nur weil er nicht die Krawatte trug, welche sie für ihn bereit gelegt hatte.

 

Es waren immer wieder diese Kleinigkeiten, wenn er versuchte, eigene Entscheidungen zu treffen, oder er seine eigene Meinung zu etwas äußerte, die sie regelrecht ausrasten ließen. –

 

Und trotzdem liebte er sie abgöttisch!

 

 

Bei ihm war es tatsächlich Liebe auf den 1.Blick, als sie da vor ihm stand, an der Rezeption des Hotels, wo er als Portier arbeitete, und ihn nach ihrem Zimmerschlüssel fragte. – Ihre türkisblauen Augen glänzten wie zwei Edelsteine, als sie ihn verhalten anlächelte. Vom 1.Moment an war er einfach nur hingerissen von diesem, in seinen Augen, zauberhaften Geschöpf. Ihre wohlgeformte Figur und das ebenmäßige, dezent geschminkte Gesicht, welches von pechschwarzen Locken umrahmt wurde, vervollständigten die attraktive Erscheinung. –

 

Doch auch Esther gingen angenehme Überlegungen durch den Kopf, als sie den recht stattlichen Korbinian eingehend musterte. Er wirkte so ganz anders, nicht so gestelzt und eitel wie die Männer, die sie sonst kannte. Korbinian schien ihr ein ganzer Kerl zu sein, der Typ Naturbursche, und das war für sie mal eine echte Abwechslung.

 

Er himmelte sie so offensichtlich an, dass sie sich regelrecht geschmeichelt fühlte. – Ob er sich wohl trauen würde, sie anzusprechen?

 

Nun, sie konnte ihm ja ein kleines Zeichen geben, dass sie nicht abgeneigt war, ihn näher kennen zu lernen. – Mit diesem Vorsatz wagte es Esther, mit ihren Fingerspitzen sanft Korbinians Hand zu streicheln, als er ihr den Schlüssel reichte.

 

Wie unter einem elektrischen Schlag zuckte seine Hand zurück, und er starrte sie beinah entsetzt an, was sie schmunzeln ließ. Ein Draufgänger war er wahrhaftig nicht, und er schien sich seiner Wirkung auf Frauen gar nicht recht bewusst zu sein.

 

Nur einen kurzen Moment beschlich sie der Gedanke, er wäre ja wohl nicht vom anderen Ufer? – Auch das war ihr schon passiert, denn man sah es diesen Männern nicht unbedingt an der Nasenspitze an. Sie konnten noch so männlich wirken und hatten trotzdem mit Frauen nichts am Hut.

 

Noch schlimmer fand Esther die Typen, die sich in beide Richtungen orientierten! Tatsächlich hatte sie einen solchen Kollegen, der sowohl Frauen als auch Männern zugetan war. Zum Glück erkannte sie diese Neigung rechtzeitig, bevor sie sich auf seine sehr aufdringlichen Avancen einließ!

 

Das war noch gar nicht so lange her, und nun wohnten sie auch noch im selben Hotel. ---

 

Kaum dachte sie an ihn, trat er auch schon neben sie an die Rezeption und begrüßte sie mit den Worten: „Meine liebe Esther! Ich freu mich sehr, Sie wiederzusehen!“

 

Dabei blitzten seine eisgrauen Augen begehrlich auf. Esther sah aus den Augenwinkeln Korbinians Betroffenheit, und sie entgegnete gelassen und kühl: „Nun, Dr.Solling, ein Wiedersehen lässt sich wohl nicht vermeiden, wenn wir an denselben Seminaren teilnehmen!“

 

Dr.Kurt Solling war keinesfalls beleidigt über diese deutliche Abfuhr, sondern er lachte nur, und Esther bemerkte amüsiert, wie Korbinian tatsächlich erleichtert aufatmete. Mit einem misstrauischen Blick übergab er dem Doktor seinen Schlüssel, und dieser wandte sich zum Gehen, wobei er heiter zu Esther sagte: „Wir sehn uns ja noch!“

 

Als er im Fahrstuhl verschwunden war, blickte Esther den Portier leicht herausfordernd an, und Korbinian wagte es, sie nach einem verlegenen Räuspern zu fragen: „Sie nehmen also am Ärztekongress teil? Dann sind Sie wohl auch Ärztin? Sie haben die Anmeldung aber nicht mit Doktor unterschrieben.“

 

Da lächelte Esther ihn warm an und erklärte: „Ich bin gerade Arzt im Praktikum und fühl mich noch gar nicht wie ein richtiger Doktor.“

 

Worauf Korbinian mit roten Ohren erwiderte: „Ich hätt sie auch eher für ein Fotomodell gehalten als für eine Ärztin.“ – „Und Sie wirken, als würden Sie sich lieber draußen in Wald und Wiese aufhalten, statt hier in dieser zwar ganz kleidsamen, aber für Sie etwas unpassenden Uniform parat zu stehen.“ konterte sie grinsend.

 

Beinah ungewollt gestand er da: „Ich stamme ja auch von einem Bauernhof.“ – „Und ich lebe auf einer Insel, wo ich auch geboren bin und meine Eltern eine Pension besitzen.“ erzählte sie freimütig und wunderte sich sogleich, warum sie ihm das mitteilte.

 

Für den Moment fehlten beiden weitere Worte, und sie schwiegen sich lächelnd an. Schließlich holte Korbinian tief Luft und bot an: „Wenn Sie irgendwelche besonderen Wünsche haben, Frau Doktor, wenden Sie sich getrost an mich!“

 

Im Stillen amüsierte sich Esther über die wohl unbeabsichtigte Zweideutigkeit seiner Aussage, doch sie meinte mit unbewegter Miene: „Dazu müssten Sie mir erstmal Ihren Namen nennen!“

 

Etwas erschrocken sagte er: „Oh, ja, natürlich! Ich heiße Korbinian Stadlhuber.“ – „Sehr bayerisch! Ich werd ihn mir merken!“ sagte sie lachend und ging zum Fahrstuhl.

 

 

Ausgerechnet Dr.Solling trat plötzlich neben Korbinian und meinte heiter: „Warum halten Sie sich denn so abseits, mein Lieber? Wenn Ihre Frau doch gefeiert wird.“

 

Etwas unbehaglich erwiderte Korbinian: „Nun, bei diesen Fachgesprächen kann ich wohl kaum mithalten!“ und er trank hastig sein Glas Sekt in einem Zug aus.

 

Kurt Solling grinste nur süffisant, ließ ihn einfach stehen und gesellte sich zu der Runde um Esther. Korbinian seufzte und tauschte sein leeres Glas gegen ein volles aus. Als er es an seine Lippen führte, fiel zufällig Esthers Blick in seine Richtung, und sie runzelte missbilligend die Stirn.

 

Sofort setzte er das Glas ab und schaute sie schuldbewusst an. Da lächelte sie etwas gezwungen, nickte ihm kurz zu und wandte sich wieder an ihre Gesprächspartner.

 

Wie ein braver Junge stellte er das Sektglas weg und griff nach einem Orangensaft. Dabei dachte er mit Vorfreude an die Flasche Wacholderschnaps, die zuhause in seinem Versteck auf ihn wartete.

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 2

 

 

 

Die letzte Veranstaltung des Seminars war beendet, und Esther eilte auf ihr Zimmer. Sie war restlos erschöpft von all den gewonnen Eindrücken und musste erstmal die neuen Erkenntnisse, die sie durch die vielen Vorträge bekommen hatte, verdauen.

 

Nach einer ausgiebigen Dusche schlüpfte sie in ihren bequemen Pyjama und wollte eigentlich nur noch ins Bett.

 

Da klingelte das Haustelefon. Etwas ungehalten meldete sich Esther und zeigte sich freudig überrascht, als sie Korbinians sonore Stimme hörte. Sofort war ihre Müdigkeit wie weg geblasen.

 

Der Portier teilte ihr mit, dass soeben ein Telegramm für sie eingetroffen war, und er fragte, ob sie es am Empfang entgegen nehmen wollte, oder ob er es mit einem Pagen hinauf schicken sollte. – Mit leicht verruchter Stimme erkundigte sich Esther, ob er es ihr nicht vielleicht persönlich bringen könnte. –

 

In den 3 Tagen ihres Aufenthalts, zwischen all ihren Terminen, hatte sie immer wieder versucht, mit ihm zu flirten. Doch obwohl seine schwärmerischen Blicke Bände sprachen, war er nie auf ihr Spielchen eingegangen, sondern verhielt sich stets korrekt und distanziert. – Nun wollte sie wahrhaftig die letzte Gelegenheit nutzen, ihn aus der Reserve zu locken.

 

Schon allein der Klang seiner Stimme ließ ihre Brustwarzen hervor treten und verursachte ein Pochen in ihrem Schoß. Sie war mehr als bereit für ihn!

 

Doch auf ihre frivole Bitte reagierte Korbinian mit aufgeregtem Stottern. „Ich ... ich darf die Rezeption nicht verlassen. – Aber ... aber in einer Viertelstunde hab ich Feierabend. – Da ... da löst mich der Nachtportier ab. – Wenn ... wenn Sie solange warten wollen?“

 

Eifrig erklärte sich Esther einverstanden und hauchte noch ein verführerisches: „Dann bis gleich!“ in den Hörer, ehe sie rasch auflegte.

 

Sogleich tauschte sie den Pyjama gegen ein Nachthemd und verzichtete sogar auf Unterwäsche. Es wäre doch gelacht, wenn sie seine Schüchternheit nicht überwinden könnte, mit all ihren weiblichen Reizen!

 

Kaum hatte sie sich erwartungsvoll auf die Bettkante gesetzt, da klopfte es auch schon an der Tür. – Du liebe Güte, hatte er sich aber beeilt! –

 

Doch groß war Esthers Enttäuschung, als sie aufschloss und plötzlich Kurt Solling vor ihr stand. Bei ihrem Anblick grinste er süffisant und sagte: „Wie nett! Du hast mich also schon erwartet?“

 

Er selbst trug nur einen Bademantel und hielt eine Flasche Sekt in der einen und zwei Gläser in der anderen Hand. – Wut kochte in Esther hoch, und sie fauchte ihn an, wobei sie alle Konventionen vergaß: „Verzieh dich! Auf dich warte ich ganz gewiss nicht!“

 

Doch ihr Zorn prallte ohne Wirkung an ihm ab. Im Gegenteil! Er fühlte sich angestachelt zu der äußerst frivolen Bemerkung: „Nun, vielleicht hat dein Date Interesse an einem flotten Dreier? Ich bin da ja flexibel!“

 

Nun kannte Esthers Empörung keine Grenzen mehr. „Bist du verrückt geworden?! – Zum letzten Mal, hau endlich ab!“

 

Sie versuchte, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen, aber er hatte bereits seinen Fuß dazwischen und sagte unwirsch: „Stell dich doch nicht so an, Süße! Vielleicht sind wir auch schon fertig, bis dein Lover kommt?“ –

In diesem Moment bimmelte der Fahrstuhl, und Korbinian trat heraus. Seine Uniform hatte er gegen Jeans und ein legeres Freizeithemd getauscht, und er hielt einen Briefumschlag in der Hand. – Betroffen blickte er auf die Szene, die sich im darbot, und er wollte sich peinlich berührt abwenden. Da entdeckte Esther ihn und rief: „Herr Stadlhuber, bitte, würden Sie diesen Mann in die Schranken weisen?! Er versucht ohne meine Erlaubnis in mein Zimmer einzudringen.“

 

Sofort regte sich in Korbinian der Beschützerinstinkt, und er ging auf den Doktor zu, wobei sich seine freie Hand zu einer Faust ballte. Mit drohendem Unterton sagte er: „Sie haben gehört, was die Dame sagt! Gehen Sie freiwillig oder muss ich Sie dazu zwingen?“

 

Allein seine große, kräftige Statur schüchterte Dr.Solling so ein, dass er nach einem waidwunden Blick auf Esther mit hängenden Schultern davon schlich. – Dann stand Korbinian vor ihr, und bei ihrem Anblick schaute er verschämt zu Boden. Mit den leisen, heiseren Worten: „Ihr Telegramm, Frau Doktor!“ streckte er ihr den Umschlag entgegen, ohne sie anzusehen.

 

Entschlossen umfasste sie seinen Arm mit beiden Händen und zog ihn energisch zu sich herein. Damit hatte er nicht gerechnet, er strauchelte und fiel ihr quasi in die Arme. Natürlich konnte sie dem stämmigen Mann nicht standhalten, und sie landeten recht unsanft gemeinsam auf dem Boden, wobei er auf ihr zu liegen kam.

 

Nach dem 1.Schreck rappelte er sich hastig auf, und wieder auf den Beinen reichte er ihr hilfreich seine beiden Hände, damit sie auch aufstehen konnte. – Doch Esther musste so sehr lachen, dass er sie kaum hoch bekam. Er zog mit all seiner Kraft, sodass sie ihm schließlich wie eine Puppe in die Arme flog.

 

Ihr lachendes Gesicht war dicht vor seinem, und endlich verlor er seine Schüchternheit und küsste sie leidenschaftlich. Und Esther erwiderte diesen lang ersehnten Kuss voller Inbrunst, bis sie sich völlig atemlos voneinander lösten.

 

Schon setzte er zu einer Entschuldigung an, aber Esther, die seine Absicht erkannte, legte zart ihre Finger auf seine Lippen und sagte: „Ruhig, Korbinian! Du hast nix falsch gemacht. Ich wollte es ja auch. Ich hab’s sogar erhofft. Ich spür doch, wie sehr du mich magst.“

 

Unwillkürlich blickte sie auf seine Körperpartie unterhalb der Gürtellinie, wo sich eine deutliche Beule abzeichnete. Mit einem Schmunzeln hob sie den Blick wieder und sah ihm direkt in seine Bernsteinaugen, die tatsächlich begehrlich aufleuchteten. Sie flüsterte verführerisch: „Tu dir keinen Zwang an! Ich will es doch auch!“

 

Ungeniert streifte sie sich die Träger des Nachthemds von den Schultern und schob es so weit herunter, bis es von allein zu Boden glitt. Korbinian schnappte kurz nach Luft, als sie plötzlich so in ihrer ganzen Nacktheit vor ihm stand. Dann stieß er die Tür mit einem Fußtritt zu und entledigte sich selbst sämtlicher Kleidungsstücke. Er hob sie auf seine starken Arme, trug sie zum Bett und ließ sich gemeinsam mit ihr in die Kissen sinken. – Ganz behutsam und zärtlich erkundete er ihren Körper mit seinen Händen, seinen Lippen und seiner Zunge, bis sie lustvoll aufstöhnte und sich ihm bereitwillig öffnete. Er zögerte nicht, sondern drang fast stürmisch in sie ein. Mit rhythmischen Stößen und wilden Küssen trieb er sie zum Höhepunkt, und erst als sie den Gipfel der Ekstase erreichte, ergoss er sich mit einem lauten Seufzer in ihr. – Eine geraume Weile verharrten sie in dieser Stellung wie in einer Art Trance.

 

Korbinian fand zuerst zurück in die Realität, stieg von ihr herunter und zugleich auch aus dem Bett. Stumm und bedächtig sammelte er seine Kleidungsstücke ein und begann, sich wieder anzuziehen. Sein ganzes Verhalten wirkte, als hätte er ein furchtbar schlechtes Gewissen. So kam es auch Esther vor, sie richtete sich langsam im Bett auf, beobachtete ihn Stirn runzelnd und fragte schließlich: „Warum tut es dir plötzlich leid?“

 

Korbinian drehte ihr den Rücken zu und meinte zögernd: „Das hätt nicht passieren dürfen! Ich bin so gut wie verlobt.“ – „Was soll das denn heißen?“ wollte sie verwundert wissen.

 

„Naja, es ist beschlossene Sache, dass ich die einzige Tochter vom Nachbarhof heirate, um mit ihr zusammen später den Hof zu übernehmen. Unsern Hof übernimmt mein jüngerer Bruder.“ – „Das ist ja wie im Mittelalter!“ rief Esther betroffen. „Und das lässt du mit dir machen? Warum arbeitest du denn dann als Portier?“

 

Endlich wandte er sich zu ihr um, sah sie traurig an und gestand: „Weil ich lieber in einem Hotel arbeite, egal als was, statt auf irgendwelchen Feldern zu ackern oder Vieh zu versorgen. Ich hab kein Interesse an Landwirtschaft!“

 

Da lächelte Esther verschmitzt. „Nun, meine Eltern besitzen eine Pension, und ich bin auch die einzige Tochter.“

 

Korbinian erwiderte ernst: „Da sagtest du bereits! Oder soll das jetzt ein Angebot sein?“ – „Ach, Unsinn!“ wehrte Esther lachend ab. „War nur so daher gesagt. – Belassen wir’s dabei! – Es war aber doch schön mit uns beiden, oder?“

 

Korbinian nickte nur.

 

„Aber es ist nix auf Dauer. Nur ´ne nette Episode. Jedenfalls von meiner Seite.“ – „Seh ich auch so!“ behauptete er, obwohl sein waidwunder Blick was Anderes sagte.

 

Rasch wandte er sich ab und ging zur Tür. Mit der Klinke in der Hand sagte er leise: „Leb wohl, Esther!“

 

Worauf sie locker erwiderte: „Mach’s gut, Korbinian!“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 3

 

 

 

Wie ein geprügelter Hund schlurfte Korbinian auf dem Heimweg neben Esther her und ließ ihre derben Vorwürfe schweigend über sich ergehen.

 

„Du hast mich mal wieder total blamiert! – Stehst da steif wie’n Stockfisch und mit mürrischem Gesicht in der Ecke rum und kriegst die Zähne nicht auseinander. – Alle haben mich auf dich angesprochen und sich gewundert, dass du dich so abseits hältst. – Ist dir nicht aufgefallen, wie Kurt mich wieder angebaggert hat? – Warum hast du nicht eingegriffen? - Es war mir ja so peinlich! – Schwankst du etwa? – Hast dich wieder betrunken, was?! – Ich hatte dich ja nicht immer im Auge.“

 

Ja, Korbinian taumelte leicht, aber nicht, weil er zuviel getrunken hatte, sondern weil ihn ihre Beschimpfungen mit keifender Stimme trafen wie Peitschenhiebe.

 

Sehnsüchtig dachte er an seine Schnapsflasche und überlegte bereits, wie er sie leeren konnte, ohne dass es Esther auffiel. Erst in volltrunkenem Zustand fand er sein Dasein erträglich!

 

Seltsamerweise dachte er in diesem Moment an ihr Kennenlernen, und aus diesem Gedanken heraus fragte er sie unverhofft: „Warum schläfst du eigentlich nicht mehr mit mir?“

 

Abrupt blieb Esther stehen und starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. – Plötzlich schien ihn der Teufel zu reiten, denn er fügte hämisch hinzu: „Oder holst du dir das woanders? Vielleicht bei diesem Kurt?“

 

Ehe er es sich versah, traf ihn ihre schallende Ohrfeige, und sie schrie ihn an: „Bist du jetzt völlig durchgeknallt?! Wie kannst du es wagen? Mir so was zu unterstellen!“

 

Ernüchtert rieb sich Korbinian die Wange und meinte ziemlich kleinlaut: „Verzeih, Liebes! Ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist.“

 

Worauf sie nur verächtlich schnaubte und einfach weiter ging. – Den Rest des Weges schwiegen beide, und er trottete demütig zwei Schritte hinter ihr her. ---

Zuhause angekommen, stürmte Esther ins Bad und schloss sich ein. Prompt eilte Korbinian in den Keller und angelte nach der Flasche, die er ganz weit hinter den säuberlich gestapelten Konserven versteckt hatte. Ohne Zögern setzte er sie an den Mund und trank in tiefen Zügen. Das Brennen auf seiner Zunge und in seiner Kehle ignorierte er, aber er spürte mit Genugtuung, wie sich eine wohlige Wärme in seinem Magen ausbreitete.

 

Als er die Flasche wieder absetzte, kam ihm plötzlich die mutige Idee, seine Frau mal wieder richtig ran zu nehmen. Dieses Mal würde er ihr Nein nicht akzeptieren und sich nicht abweisen lassen! Schließlich war er ihr Ehemann! –

 

Er versteckte den Schnaps wieder hinter den Dosen und schritt entschlossen die Treppe hinauf.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: eigene Texte verfasst 2017
Bildmaterialien: eigene selbst gezeichnete Bilder (2017)
Tag der Veröffentlichung: 20.02.2017
ISBN: 978-3-7438-1002-0

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Diese Geschichte widme ich allen schüchternen Männern, die sich in eine selbstbewußte Frau verlieben! Immer hartnäckig bleiben!

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