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IRGENDWIE WIRD ES IMMER LIEBE

(die männliche beste Freundin)

 

von Martina Hoblitz

 

 

Kapitel 1

 

 

„Oh, Mama! Diese Gästeliste ist ja wohl nicht dein Ernst?!“

 

Meine Empörung kannte keine Grenzen und ich schnaubte wütend: „Der reinste Heiratsmarkt! Diese ganzen <Vonundzus>! Das ist bestimmt auf Großmamas Mist gewachsen.“

 

Ich warf meiner Mutter Zorn blitzende Blicke zu, aber sie blieb gelassen, schmunzelte sogar leicht, als würde sie sich über meinen heftigen Ausbruch köstlich amüsieren. Sie bestätigte auch sogleich: „Mit dieser Reaktion hab ich schon gerechnet, mein Kind! – Aber lass doch deiner Großmutter die Freude! Bei solchen Gesellschaften blüht sie regelrecht auf. Sie hat doch sonst so wenig Abwechslung.“

 

Ich runzelte missmutig die Stirn. „Wessen Geburtstag ist das denn? Meiner oder ihrer?“ – „Natürlich deiner!“ erwiderte Mama ungehalten.

 

„Also, dann kann ich ja wohl einladen, wen ich will! Und ich lege wahrhaftig keinen Wert auf die Anwesenheit dieser ganzen versnobten Adelssprößlinge!“ trumpfte ich auf.

 

Nun runzelte Mama die Stirn. „Ich kann mir lebhaft vorstellen, wen du einladen würdest. Wahrscheinlich die gesamte Dorfjugend und die Nachkommen unsrer Angestellten!“

 

Ich wusste genau, auf wen meine Mutter eigentlich anspielte und musste unwillkürlich grinsen. ---

 

Seit der Schulzeit waren Lars und ich befreundet. Lars Rimbeck war der Sohn vom Kapitän der gräflichen Fischereiflotte.

 

Wir stießen quasi am 1.Schultag zusammen, als wir gleichzeitig mit unseren unhandlichen Schultüten durch die Tür zum Klassenzimmer wollten. Wir lachten uns an und saßen dann die ganzen Grundschuljahre nebeneinander.

 

Meine Eltern hatten tatsächlich gegen den Wunsch meiner Großmutter für meinen Bruder und mich die Aufnahme in die normale Dorfschule durchgesetzt. Großmama wollte ja lieber einen Privatlehrer engagieren, doch vor allem Mama wehrte sich dagegen, schon uns Kindern Standesdünkel zu vermitteln. Waldemar und ich sollten genauso normal aufwachsen wie andere Kinder auch.

 

Mein Bruder würde zwar eines Tages den Titel übernehmen, aber Papa war trotzdem der Ansicht, er sollte lernen, auch mit Nichtadligen einen ganz normalen Umgang zu pflegen. Schon früh prägten unsere Eltern uns ein, dass jeder einfache Handwerker genauso viel wert war, wie ein Baron oder Graf.

 

So schien es nicht verwunderlich, dass die Eltern nichts gegen meine Freundschaft mit Lars hatten, wohl aber Großmama. Sie pochte immer auf den Standesunterschied, und wir Geschwister waren recht froh, dass die nächste Adelsfamilie meilenweit von uns entfernt wohnte, sodass sie uns nicht zwingen konnte, mit deren Sprösslingen zu spielen, statt mit den Dorfkindern.

 

Natürlich spielte ich auch mit Mädchen und Lars mit Jungen, aber unsere gemeinsamen Spiele machten uns mehr Freude, und Lars war und blieb mein allerbester Freund. Am meisten Spaß hatten wir zwei, wenn sein Vater uns auf dem Kutter mit hinaus zum Fischen nahm. Auch wenn wir dafür sehr früh aufstehen mussten. Und das mir, die ich eigentlich eine Langschläferin war!

 

Nun, Lars hatte so seine eigene Art und Weise, mich aus den Federn zu scheuchen. Erst versuchte er es mit lautem sehr schiefen Singen von manchmal recht frivolen Seemannsliedern unter meinem Schlafzimmerfenster. Wenn ich darauf nicht reagierte, stieß er einen so ungewöhnlich scharfen Pfiff aus, dass unsere Jagdhunde in den Zwingern heulten und jaulten.

 

Bei dem Lärm wurde nicht nur ich wach, sondern auch die meisten Schlossbewohner. Was jedes Mal mächtigen Ärger gab, jedoch nicht von Mama und Papa, die sich nur köstlich darüber amüsierten. Nur Großmama regte sich dann fürchterlich auf und beschimpfte Lars als kleinen ungezogenen Proleten.

 

Als Kind verstand ich diese Beleidigung noch nicht, aber das Wort gefiel mir, und so nannte ich Lars einfach <mein kleiner Prolet>, und das wurde auch später, als ich die Bedeutung kannte, mein Spitzname für ihn: <Prolet> ! – Im Gegenzug nannte er mich <Comtesschen>. Was ich gar nicht so nett fand, denn ich gab überhaupt nichts um den blöden Titel. –

 

Jedenfalls verbrachten wir eine herrliche gemeinsame Kindheit.

 

Doch dann kam die erste große Prüfung für unsere Freundschaft, denn wir wurden getrennt. Nach der Grundschule fuhr Lars mit dem Bus in die nächste größere Stadt zum Gymnasium, und ich wurde von meiner Mutter, mit Einverständnis meiner Großmutter, zu meiner Patentante Lina nach Bayern geschickt, um auf die dortige Klosterschule zu gehen.

 

Der Abschied war tränenreich, auf beiden Seiten, obwohl Lars tapfer versuchte, sie runterzuschlucken. Wir trösteten uns mit der Aussicht, uns in den Ferien wiederzusehen.

 

 

Aus diesen Erinnerungen heraus bat ich meine Mutter flehend: „Aber den Lars kann ich doch wenigstens auch einladen?!“

 

Da lächelte sie ein bisschen wehmütig. „Glaubst du wirklich, er würde sich in dieser versnobten Gesellschaft wohlfühlen?“ – „Aber ich, ich soll das aushalten?!“

 

Erneut kochte Wut in mir hoch.

 

„Ach, Annchen, du bist das doch eher gewohnt als Lars. – Du kannst doch einfach später mit ihm allein feiern!“

 

Wider Willen musste ich lachen. „Na, na, Mama! Was hast du da für Gedanken?“

 

Sofort wehrte sie erschrocken ab: „Aber Kind! So hab ich das doch nicht gemeint!“ Doch dann musste sie auch lachen. „Obwohl ihr Zwei ja im gefährlichen Alter seid.“ – „Das gefährliche Alter, wie du es nennst, haben wir schon mit 16 hinter uns gebracht.“ – „Was soll das denn heißen?“ rief sie entsetzt.

 

Sollte ich ihr wirklich die Wahrheit sagen? Oh, nein! Das würde sie nur überfordern.

 

Natürlich waren Lars und ich nicht so naiv, um nicht zu erkennen, dass wir inzwischen Mann und Frau waren. Und warum sollten wir unsere erste Erfahrung nicht miteinander machen? Besser mit einer vertrauten Person als mit einer fremden!

 

Wir hatten das richtig schön geplant, am Wochenende nach meinem 16.Geburtstag, in der kleinen Fischerhütte am Strand, wo wir uns schon als Kinder immer getroffen hatten. – An alles hatten wir gedacht, Sekt, Kerzen, und Lars brachte stolz ein Päckchen Kondome mit.

 

Die ganz großen Gefühle kamen nicht auf, aber wir hatten viel zu lachen. – Hinterher versprachen wir uns, wenn wir anderweitig nichts Besseres finden konnten, würden wir aufeinander zurück greifen. ---

 

Doch was sollte ich jetzt Mama antworten, nachdem mir diese blöde Bemerkung raus gerutscht war? Da half nur eine faustdicke Lüge!

 

„Ein Scherz, Mama, nur ein Scherz! An meinem 16.Geburtstag haben Lars und ich beschlossen, wenn wir niemand anders finden, bis wir 30 sind, dann heiraten wir beide!“

 

Zu meiner großen Erleichterung lachte Mama herzlich, und dann vertieften wir uns wieder in die Gästeliste, und Mama fügte breit grinsend Lars’ Namen hinzu.

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 2

 

 

So schlimm wie befürchtet wurde die Riesenparty dann doch nicht. Was in meinen Augen hauptsächlich Lars zu verdanken war.

 

Zunächst staunte ich Bauklötze und hätte ihn fast nicht erkannt, als er da so geschniegelt und gebügelt mit einem ganzen Arm voll Blumensträuße, allerdings an der Hintertür, auftauchte.

 

Artig verteilte er die Gebinde an Großmama, Mama und mich. Als ich mich mit einem Wangenküsschen bei ihm bedankte, wisperte er mir hastig zu: „Nach der Party, in der Hütte, ich hab noch was Schönes für dich!“

 

Worauf ich ihm einen verblüfften Blick zuwarf und meine Lippen sich zu einem Schmollmund formten. Er wusste genau, dass ich es hasste, auf die Folter gespannt zu werden. Ich sollte bis nach der Party warten? Die hatte doch gerade erst angefangen!

 

Lars schien mich auszulachen, doch als er mich flugs zur Tanzfläche führte, ganz eng in den Arm nahm und mir ins Ohr flüsterte: „Am liebsten würd ich dein beleidigtes Schnütchen küssen!“ war ich echt betroffen.

 

Was hatte das denn zu bedeuten? Ich blickte ihn eindringlich an, aber er hielt meinem Blick stand und grinste nur. –

 

Dieser Tanz blieb vorerst der einzige Kontakt zwischen uns, bis zum Ende der Feier. Während ich von einem Arm zum nächsten weiter gereicht wurde, kümmerte sich Lars unaufdringlich um die weiblichen Gäste, von denen wohlweislich keine unter 30 war. ---

 

Tatsächlich gehörte Lars zu den Ersten, die gingen, und ich wartete ungeduldig, bis sich endlich auch der letzte Gast verabschiedete, warf mir nur meine neue Nerzstola um die Schultern und eilte im Ballkleid und auf Stöckelschuhen hinunter an den Strand. Schon von weitem sah ich die hell erleuchteten Fenster der kleinen Fischerhütte.

 

Ich stutzte einen Moment und dachte: ‚Hoffentlich ist das keine Überraschungsfete der Dorfjugend?’

 

Doch nein! Diesen Streich hatte er mir schon an meinem 16.Geburtstag gespielt. Auf dieser Party hatten wir ja den Plan für unser erstes Mal gefasst, weil es unter den Dorfburschen und-Mädchen schon das ein oder andere Pärchen gab. –

 

Oder hatte der verrückte Kerl geplant, unser 1.Mal zu wiederholen? Das würde ich ihm zutrauen.

 

Meine Schritte auf die Hütte zu wurden immer zögerlicher. –

 

Da ging die Tür auf und Lars hielt nach mir Ausschau. Erleichtert rief er: „Mensch, da bist zu ja endlich! Hab schon lange Zähne gekriegt vor lauter Warten.“

 

Ich beschleunigte meine Schritte, und als ich schließlich über die Schwelle trat, machte Lars schnell das grelle Deckenlicht aus, und mein Blick fiel auf eine festlich gedeckte Tafel, deren Mittelpunkt ein 8armiger Kandelaber mit roten Kerzen war, und ringsherum auf den Möbeln verteilt, flackerten lustig lauter bunte Teelichter.

 

Langsam ging ich näher, Lars drängte sich an mir vorbei und plapperte aufgeregt: „Ich hoffe, du hast noch Appetit?“

 

Er hob den Deckel von einer Schüssel und erklärte: „Selbst eingelegte Heringe. Leider nur mit Brot, nicht mit Pellkartoffeln.“

 

Dann nahm er die Haube von der Kuchenplatte, sah mich mit Stolz im Blick an und meinte: „Rat mal, was der Nachtisch ist!“

 

Ich sah genauer hin und staunte. „Blaubeermuffins! – Wo hast du die denn aufgetrieben?“ – „Was heißt hier aufgetrieben? Selbst gebacken! Sind vielleicht nicht so gut wie die von eurer Stella, aber ich glaub, man kann sie essen.“

 

Erwartungsvoll und fragend schaute er mich an, und ich konnte nicht anders als ihm um den Hals zu fallen und ihm einen dicken Kuss auf den Mund zu geben. Das nutzte der Schlingel natürlich sofort aus, nahm mich fest in seine Arme und küsste mich wieder, sehr innig. – Schließlich befreite ich mich lachend und sagte: „Lass uns essen, bevor es kalt wird!“

 

Selbstverständlich hatte ich beim Anblick meiner Lieblingsspeisen wieder Hunger bekommen, obwohl ich mich am kalten Buffet schon reichlich bedient hatte. – Zwar war ich schon öfter in den Genuss von Lars’ Koch- und Backkunst gekommen, aber ich staunte immer wieder, wie gut er das hinkriegte. Es schmeckte einfach köstlich, und ich langte tüchtig zu; was Lars sichtlich freute.

 

Und in dieser trauten Zweisamkeit gestand er mir dann, dass er dieses Hobby zum Beruf machen wollte. Er plante, nach dem Abitur eine Ausbildung zum Koch und Konditor zu machen. Sein Traum war es, als Schiffskoch auf einem Traumschiff über die Meere zu fahren.

 

Verblüfft fragte ich: „Und was sagen deine Eltern dazu?“

 

Er grinste verschämt. „Die wissen es noch nicht. Ich will erst zusehn, dass ich ein gutes Abi baue.“ – „Und was ist mit der Fischerei?“ wollte ich noch wissen.

 

Lars winkte ab. „Dafür ist doch Björn zuständig!“ – Björn war sein 2 Jahre älterer Bruder. –

 

Um vom Thema abzulenken, drückte er mir plötzlich ein kleines Schmuckschächtelchen in die Hand, mit den Worten: „Nochmals alles Liebe zum Geburtstag!“

 

Mit schlimmen Befürchtungen öffnete ich leicht zaudernd das Kästchen. Doch dann atmete ich erleichtert auf, als ich darin ein Silberkettchen fand, mit einem Anhänger, wo 2 Delfine ein Herz bildeten. „Wie schön!“ hauchte ich überwältigt.

 

Lars hatte nicht vergessen, dass ich schon als kleines Mädchen immer behauptete, Delfine wären meine Lieblingsfische. Worauf er mich immer altklug verbesserte: „Delfine sind keine Fische, sondern Säugetiere!“ –

 

„Komm, ich leg sie dir um!“ meinte Lars, und ich drehte ihm den Rücken zu.

 

Als er den Verschluss zugemacht hatte, küsste er mich plötzlich in den Nacken. Obwohl mir ein wohliger Schauer über den Rücken lief, wehrte ich ab: „Lass den Quatsch!“ und drehte mich zu ihm um.

 

Sofort protestierte er: „Kein Quatsch! – Ehrlich, ich würd’s gern noch mal mit dir versuchen.“

 

Ich sah ihn nur mit großen Augen an. Da versicherte er eifrig: „Ich hab ein Buch gelesen, da wird das ganz genau beschrieben. Und ich will das gern mit dir probieren!“ – „Du bist ja verrückt!“ wollte ich ihn einfach nicht ernst nehmen.

 

Da wurde er leicht ungehalten. „Hast du ´nen Andern?“

 

Am liebsten hätte ich ihn geärgert und Ja gesagt, aber dann blickte ich in seine Zorn blitzenden Augen und erschrak; er war ja eifersüchtig! – Schnell versicherte ich ihm: „Nein, da ist kein Andrer!“ – „Also, warum nicht?“ fragte er nur, zog mich in seine Arme und küsste mich sehr innig, was ich erwiderte; ich konnte nicht anders.

 

Ich spürte seine Hände, wie sie den Reißverschluss an meinem Kleid öffneten und ließ es zu. Doch ich ging ihm nicht an die Klamotten, weshalb er plötzlich zögerte. Er schob mich von sich, knöpfte selbst die obersten Knöpfe seines Hemds auf und zog es entschlossen mitsamt Unterhemd über den Kopf aus und warf beides achtlos zu Boden. Dann sah er mir herausfordernd tief in die Augen. Ich erschrak ein wenig und ließ meinen Blick sinken.

 

Da entdeckte ich die Beule in seiner Hose und dachte: ‚Du liebe Güte! Er meint es wirklich ernst!“

 

Schlagartig stieg eine lodernde Glut in mir hoch, und ich fühlte mich, als wäre ein Lagerfeuer in meinem Unterleib entfacht worden; doch dieses Gefühl war nicht unangenehm. – Automatisch streifte ich die Träger meines Kleides von den Schultern, es glitt zu Boden und ich stieg heraus.

 

Wie ferngesteuert griffen meine Hände nach seinem Hosenbund, öffneten Gürtel, Knopf und Reißverschluss, und er half mir, die etwas enge Hose runterzuschieben.

 

Schließlich standen wir nur in Unterwäsche voreinander, schauten uns fragend an und trauten uns nicht weiter. Sein Verlangen war gleichbleibend groß, und in mir brodelte ein Vulkan. Vorsichtig begannen wir, uns gegenseitig zu streicheln.

 

Urplötzlich wich Lars vor mir zurück, als hätte ihn ein Schlag getroffen, und rief: „Verdammt! Ich hab die Kondome vergessen!“

 

Mir war, als würde jemand einen Eimer eiskaltes Wasser über mich schütten, und seine Männlichkeit fiel sichtbar in sich zusammen.

 

Beschämt blickten wir uns an, schüttelten einvernehmlich die Köpfe und --- mussten beide herzlich lachen!

 

Etwas frustriert zogen wir uns wieder an, wobei Lars überflüssigerweise erklärte: „Wir wollen doch kein Risiko eingehen?!“

 

Ich nickte zustimmend. Dann tranken wir noch ein Glas Wein, bliesen die Kerzen aus, und Lars begleitete mich zurück zum Schloss.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 3

 

 

 

Diese kleine Episode blieb mir lange im Gedächtnis und ich grübelte arg daran herum. Ich bekam einfach keine Klarheit über meine Gefühle zu Lars! Konnte das Liebe sein? – Nein, unter wahrer Liebe stellte ich mir eigentlich etwas Anderes vor. Was genau konnte ich jedoch nicht sagen.

 

Doch was ich wirklich für Lars empfand, wusste ich auch nicht. Auf alle Fälle war es nicht mehr nur reine Freundschaft!

 

Wie er für mich fühlte, war mir ebenso unklar. Seine plötzliche Eifersucht gab mir jedoch zu denken. Sollte er mich wirklich lieben, oder war das alles nur Besitzergehabe? Nach dem Motto: Die Frau gehört mir und keinem Anderen!

 

Lars entwickelte sich nämlich seit wir Teenager waren immer mehr zu einem kleinen Macho. Der Bursche hatte ja auch ein recht attraktives Äußeres, und die meisten Dorfmädel schwärmten offenkundig für ihn.

 

Und hier lag eben der Unterschied zwischen uns! Mich störte es nicht im Geringsten, wenn andere Mädchen ihn anhimmelten, er hingegen gönnte mir nicht den kleinsten Seitenblick auf einen gutaussehenden Dorfburschen. ---

 

Jedenfalls war ich heilfroh, als ich 14 Tage nach meinem Geburtstag wieder in die bayerische Klosterschule zurück kehrte, um mich auf mein Abitur vorzubereiten. – Meine Patentante Lina war Mamas Cousine und im Kloster die Ordensfrau Sr.Magdalena. Ich wohnte jedoch nicht bei ihr im Kloster, sondern ging nur dort zur Schule.

 

Während meiner gesamten Schulzeit lebte ich bei meiner Großtante Luise, Tante Linas Mutter und Schwägerin meiner verstorbenen Großmutter Annie, der Mutter von Mama.

 

Oja, es hatte ziemlich lange gedauert, bis ich die genauen Familienverhältnisse durchblickte! Einen Großteil hatte dazu der Film über meine Großeltern beigetragen, in dem Mama und Papa die Hauptrollen spielten. – Er wurde zwar kein großer Kassenschlager, aber erntete doch einen gewissen Achtungserfolg.

 

Mama hatte sogar schon ein neues Drehbuch begonnen, als der Hollywoodproduzent Robert Fortescue, den ich immer Onkel Bobby nennen durfte, tödlich verunglückte. – Er war zusammen mit seinem Freund Liam Brighton, dem Hotelkonzernchef (mein Großonkel) auf dessen Yacht zu einem Segelturn hinaus gefahren. Leider gerieten sie in einen schweren Sturm, und die Yacht sank, wie man so sagte, mit Mann und Maus.

 

Das war jetzt schon einige Jahre her, aber seitdem hatte Großtante Luise allen Lebensmut verloren und vergrub sich in ihrem Haus neben dem Schlosshotel.

 

Wenn nicht ihr Sohn Leon die Geschäfte des riesigen Hotelkonzerns so souverän übernommen hätte, wäre wohl einiges den Bach runter gegangen. ---

 

Jedenfalls lebte Tante Luise erst wieder ein wenig auf, seit ich bei ihr wohnte. Mir konnte sie so herrlich von alten Zeiten erzählen und in Erinnerungen schwelgen. Mit ihrer Güte und ihrem Verständnis für Herzensdinge brachte sie mich so weit, ihr meinen kleinen Liebeskummer anzuvertrauen.

 

 

Ja, ich hatte tatsächlich Sehnsucht nach Lars, seit ich ihn nicht mehr täglich sah, und immer wieder musste ich an die Geschehnisse in der Fischerhütte denken, an meinem 16. und an meinem

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: eigene Texte verfasst Okt./Nov. 2016
Bildmaterialien: eigene selbst gezeichnete Bilder
Tag der Veröffentlichung: 08.11.2016
ISBN: 978-3-7396-8750-6

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meinen neuen lieben Freund, der mich immer wieder zu guten Ideen inspririert!

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