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Inhalt

Die aktuelle Glücksforschung

Glück in der Liebe

Glück in einer Beziehung

Die glückliche Familie

Glück als Single

Glück im Beruf

Glück im Alter

Das Wissen vom Glück

Das Glücksniveau

Interviews

Der große Glückstest

Finde deinen Glücksweg

Die aktuelle Glücksforschung

 

Die wichtigsten Ergebnisse der heutigen Glücksforschung kann man in zehn Punkten zusammenfassen.

 

1. Aktivität macht glücklich

Glücklich sind Menschen mit positiven Zielen und einer positiven Aufgabe. Aktive Menschen besitzen 15 % mehr Lebenszufriedenheit als ihre eher passiven Mitmenschen. Der Glücksforscher Ed Diener erklärt: „Glückliche Menschen setzen sich immer wieder Ziele."

 

2. Sport macht glücklich

Regelmäßiger Sport hält den Körper gesund und macht den Geist glücklich. Tägliche Spaziergänge steigern das Lebensglück um 12 %. David Niven stellt fest: „Menschen, die sich durch Sport fit halten, sind gesünder, positiver und erfolgreicher."

 

3. Gutes tun macht glücklich

Wer regelmäßig anderen Menschen etwas Gutes tut, ist 24 % glücklicher als ein Mensch, der nur für sich lebt. John A. Schindler schreibt: "Lebe vorwiegend als gebender Mensch. Der Gebende ist glücklicher als der Nehmende. Wer der Welt und allen Wesen gegenüber zum Gebenden wird, entdeckt die Schönheit der Welt."

 

4. Ruhe macht glücklich

Das Zentrum eines gesunden und glücklichen Lebens ist es, im richtigen Gleichgewicht von Ruhe und Aktivität zu leben. Neben Zeiten der Arbeit, der Bewegung und der Geselligkeit sollten wir jeden Tag auch Zeiten der Ruhe und der Erholung in unser Leben einbauen.

Wir sollten genug schlafen. Aus der wissenschaftlichen Forschung ergibt sich, dass entspannte Menschen positiver denken und glücklicher sind. Jede fehlende Stunde Schlaf verringert die positive Einstellung am nächsten Tag um 8 %.

Wo das richtige Gleichgewicht von Ruhe und Aktivität genau liegt, ist individuell verschieden. Jeder Mensch muss sich erforschen und seinen persönlichen Weg des inneren Gleichgewichts herausfinden. Wir müssen ausprobieren, wie viel Schlaf wir brauchen, wie viele Entspannungszeiten wir brauchen und in welcher Geschwindigkeit wir am besten durch das Leben gehen.

Wer in der westlichen Leistungsgesellschaft glücklich und gesund bleiben will, muss weise leben. Er muss sein Leben klug organisieren, sich im inneren Glück zentrieren und konsequent seinen persönlichen Weg des Glücks gehen.

 

5. Positives Denken macht glücklich

Wer positiv denkt, verdoppelt seine Glückswahrscheinlichkeit. Wer glücklich werden will, sollte jeden Tag das positive Denken pflegen. Er sollte die positiven Eigenschaften Weisheit, Liebe, Frieden, innere Kraft und Lebensfreude in das Zentrum seines Lebens stellen. Und er sollte sie jeden Tag systematisch üben, zum Beispiel durch eine positive Tageseinstellung: „Wie sieht der Tag heute aus? Wie komme ich heute positiv durch den Tag? Was macht mich heute zum Sieger?"

 

6. Zu viel Fernsehen macht unglücklich

Die wissenschaftliche Forschung hat klar ergeben: "Jede Stunde Fernsehen am Tag verringert die allgemeine Lebenszufriedenheit um 5 %. " Das Fernsehen orientiert die Menschen auf den Weg des äußeren Glücks. Es erweckt Wünsche. Es verstärkt Aggressionen. Es erzeugt Ängste. Wer in seinem inneren Glück wachsen will, muss den Fernseher abschaffen oder einen positiven Umgang damit erlernen.

Der Weg des positiven Fernsehens besteht aus drei Schritten: a) Wähle deine Fernsehsendungen bewusst aus. Vermeide negative Filme und bevorzuge positive Filme. b) Finde das richtige Maß beim Fernsehen. Kinder dürfen höchstens eine Stunde am Tag fernsehen. c) Nach jedem Fernsehkonsum muss man sich durch spirituelle Übungen reinigen (Selbstbesinnung, Gehen, Yoga, Meditation).

 

7. Freundschaften

Baue dir einen positiven Freundeskreis auf. Frauen, die sich regelmäßig mit anderen Frauen austauschten, erlebten eine Verringerung ihrer Sorgen um 55 %. Bei krebskranken Frauen, die sich wöchentlich in einer Gruppe trafen, war die Überlebensrate doppelt so hoch wie bei Frauen ohne eine feste Gruppe.

In der westlichen Welt gibt es einen starken Trend zur Vereinzelung. Es gibt viele Singles und alte einsame Menschen. Glücklich sind aber die Menschen mit einem guten Freundeskreis. Überwinden wir die Vereinzelung. Bauen wir Glücksgruppen (Yoga, Meditation, positives Denken) auf. Pflegen wir unsere Freundschaften.

 

8. Freude

Wer regelmäßig kleine Elemente der Freude in sein Leben einbaut, steigert sein allgemeines Lebensglück um 20 %.

 

9. Humor

Wer Humor hat, erhöht sein Lebensglück um 33 %. Wir sollten auch den Humor in unserem Leben pflegen. Wir sollten die Dinge nicht zu ernst nehmen. Wir sollten es lernen, auch über uns selbst zu lachen. Wer über sich selbst lachen kann, geht leichter durch das Leben. Es ist gut, heitere Filme zu sehen, humorvolle Bücher zu lesen und mit fröhlichen Menschen zusammen zu sein.

 

10. Selbstvertrauen

Glückliche Menschen glauben an sich selbst. Sie glauben an ihre Ziele, ihre Weisheit und ihre Kraft. Sie sehen sich grundsätzlich als Sieger. Sie glauben daran, dass sie langfristig in ihrem Leben siegen werden.

 

Glück in der Liebe

 

In einer Diskothek lernte Nils Evelyn kennen. Evelyn hatte blonde Haare und einen großen Busen. Nils achtete damals bei Frauen eher auf die äußeren als auf die inneren Werte. Und von den äußeren Werten her gesehen gefiel Evelyn ihm sehr gut.

Evelyn war auf der Suche nach dem großen Glück in einer Beziehung. Sie war auf der Suche nach ihrem Traummann. Für einige Zeit hatte sie die Idee, dass Nils dieser Traummann wäre. Nils hat sich auch redlich bemüht. Aber auf die Dauer war er doch etwas überfordert, was Evelyns Vorstellungen von einer perfekten Beziehung anbelangte. Wir können es kaum glauben, aber Nils hatte auch einige Fehler. Insbesondere war er etwas unachtsam in äußeren Dingen. Das hat Evelyn auf die Dauer ziemlich genervt.

Evelyn machte eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin. Sie stammte aus einem schwierigen Elternhaus. Ihre Eltern hatten sich viel gestritten. Sie sehnte sich nach Liebe, Zärtlichkeit und Geborgenheit. Sie hoffte bei Nils das Glück zu finden, das sie in ihrem Elternhaus vermißt hatte und dass sie auch aus sich selbst heraus alleine nicht besaß.

Nils war jetzt ein Student. Er lebte zusammen mit zwei Freunden in seinem kleinen Haus in Hamburg-Duvenstedt. Das Haus hatte er von seinen Großeltern geerbt. Es lag etwas abseits vom Ort in einem Naturschutzgebiet. Sie hatten viel Freiraum. Sie konnten die Musik so laut machen, wie sie wollten.

Evelyn besuchte Nils oft in seiner Männerwohngemeinschaft. Sie gingen zusammen tanzen. Sie redeten viel und waren sehr zärtlich zueinander. Sie lernten immer besser ihre Körper kennen. Nach einem halben Jahr fanden sie den Weg ins Bett.

Sie schrieben einander viele Liebebriefe. Ein besonders schöner Satz von Evelyn lautete: "Das Leben ist wie ein tiefer Strom. Jeder versucht sich über Wasser zu halten. Mancher treibt alleine. Und ein anderer hat jemanden, an dem er sich festhalten kann. Und der sich auch an ihm festhalten kann. Das ist ein großes Geschenk."

Im ersten Jahr waren Evelyn und Nils noch sehr verliebt. Das ist normal. Im zweiten Jahr waren sie nicht mehr ganz so stark verliebt. Das ist auch normal. Im dritten Jahr begannen sie sich viel zu streiten. Das ist leider sehr normal in der heutigen Zeit. Evelyn und Nils merkten, dass ihre Beziehung in eine kritische Phase kam. Sie erkannten, dass sie an einem Wendepunkt angekommen war und dass jetzt gehandelt werden mußte.

Das war an sich bereits eine große Leistung. Viele Paare wachen erst auf, wenn sich die negativen Strukturen völlig verfestigt haben. Dann ist oft kaum noch etwas zu machen. Wer rechtzeitig seine Beziehung in die richtige Richtung lenkt, kann langfristig eine glückliche Beziehung erhalten. Doch was ist der Weg einer langfristig glücklichen Beziehung?

Evelyn und Nils versuchten ein besseres Kommunikationsverhalten zu erlernen. Sie kauften sich ein Buch über positive Beziehungen und arbeiteten es gemeinsam durch. Geholfen hat es ihnen nicht viel. Das Zentrum ihrer Schwierigkeiten lag darin, dass Evelyn von Nils erwartete, dass er ihren Ansprüchen an einen Traummann entsprach. Sie erwartete von Nils, dass er sie dauerhaft auf einer tiefen Ebene glücklich macht.

Evelyn suchte nicht das Hauptglück in sich selbst. Sie ging nicht den Weg des inneren Glücks und des täglichen spirituellen Übens. Wer aus sich selbst heraus glücklich ist, braucht vom Partner nur etwas Glück. Wer mit sich selbst unglücklich ist, braucht vom Partner viel Glück und überfordert ihn damit normalerweise auf die Dauer.

Evelyn und Nils kannten nicht den Weg einer glücklichen Beziehung. Eine Beziehung beruht normalerweise auf einer Suchtliebe. Jeder möchte vom anderen etwas haben. Er möchte Liebe, Sex, Zärtlichkeit, Sicherheit oder Geborgenheit. Wenn wir unsere Beziehung auf der Basis des Habenwollens leben, schrumpft langfristig die Liebe und wir geraten in ständige Machtkämpfe. Wer am besten kämpfen kann, bekommt am meisten. Nur hat die Liebe bei so einem Verhalten langfristig keine Chance.

Für den Anfang einer Partnerschaft ist die Suchtliebe normal. Wenn die Partnerschaft aber langfristig gelingen soll, muss sie nach einiger Zeit auf eine spirituelle Grundlage umgestellt werden. Die Basis der Beziehung müssen die positiven Werte Weisheit, Liebe, Frieden, innere Arbeit und gegenseitige Unterstützung sein. Wir verankern uns primär im Ziel des eigenen inneren Glücks und nicht in unserem Partner. Wir lösen uns langsam vom Lebensgrundsatz des äußeren Glücks und erwarten unser Hauptglück von uns selbst. Wir üben in unserer Beziehung das positive Denken und die Geben-Liebe.

Wenn wir so unsere Beziehung leben, wird sie langfristig glücklich. Wir wachsen immer mehr im Glück und in der Liebe. Die Suchtliebe verbraucht sich nach einiger Zeit. Die Geben-Liebe ist wahre Liebe und kann unbegrenzt wachsen. Ein reines Herzchakra kann sich bis in die höchsten Höhen der Erleuchtung öffnen. Bis wir nur noch Liebe sind, in der Liebe leben und Liebe in die Welt ausstrahlen.

Der Weg des äußeren Glücks besteht darin, durch einen anderen Menschen glücklich werden zu wollen. Dieser Weg ist ein Suchtweg. Er geht deshalb grundsätzlich langfristig schief. Wer sein Hauptglück von einem anderen Menschen erwartet, wird langfristig normalerweise immer irgendwann enttäuscht. Irgendwann ist die Anfangsfreude vorbei und beide Menschen werden auf ihre eigene Psyche zurückgeworfen. Die meisten Menschen geben dann dem Partner die Schuld am fehlenden Beziehungsglück. Sie beginnen zu streiten oder ziehen sich frustriert innerlich zurück. Wir müssen die Philosophie des äußeren Glücks überwinden. Dann können wir auch langfristig glückliche Beziehungen leben.

Evelyn hatte ihre Beziehungsvorstellungen aus dem Kino. Nils orientierte sich an den psychoanalytischen Theorien von Sigmund Freud. Beides sind Wege der großen Fehlorientierung. Sie führen ins Beziehungsunglück. Die meisten Schauspieler, die in der Welt des Filmes leben, haben unglückliche Beziehungen und trennen sich irgendwann. Gleiches gilt für die Psychologen. Die besten Beziehungen haben nach wissenschaftlichen Untersuchungen die Menschen, die regelmäßig die Spiritualität in ihrer Beziehung pflegen.

Statt sich im positiven Denken zu üben, konzentrierte sich Evelyn auf die Fehler von Nils. Ein spiritueller Mensch beschäftigt sich nur mit seinen eigenen Fehlern. Bei anderen Menschen konzentriert er sich auf die positiven Seiten. Die Yoga-Begrüßung "Namaste" bedeutet: "Ich sehe Gott in dir." Wer das Positive (Gott) in seinen Mitmenschen zu sehen übt, erweckt dadurch sein inneres Glück. Wer sich auf das Negative fixiert, verstärkt das Negative in sich selbst.

Evelyn sah vorwiegend die negativen Eigenschaften von Nils und erweckte dadurch die Wut in sich. Im dritten Jahr ihrer Beziehung stritten sie intensiv. Nils versuchte zu begreifen, was hier vor sich ging. Die süße Evelyn hatte sich in einen Beziehungsdrachen verwandelt.

Irgendwann begann sich Evelyn nach anderen Männern umzusehen. Und Nils suchte sich eine andere Frau. Das schöne Märchen von Evelyn und Nils hatte ein trauriges Ende.

 

Glück in einer Beziehung

 

 

Die 7 Geheimnisse der glücklichen Ehe. So lautet der Titel des Buches von John M. Gottman. Gottman hat sechzehn Jahre lang wissenschaftlich die Unterschiede zwischen guten und schlechten Beziehungen untersucht. Mehrere tausend Paare haben sich für seine Forschungen zur Verfügung gestellt.

Die zentrale Erkenntnis von Gottman ist, dass man das Positive in einer Beziehung stärken muss, wenn man dauerhaft eine gute Beziehung haben möchte. Der Schwerpunkt der Beziehungsarbeit muss auf dem Positiven liegen. Es reicht nicht aus, gut zu kommunizieren und gute Kompromisse zu machen. Insofern erweitert Gottman den bisherigen Ansatz der Paartherapie um einen wesentlichen Punkt. Man könnte sagen, dass er die heutige Paartherapie vom Kopf auf die Füße stellt. Er bringt die Dinge in die richtige Reihenfolge.

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse von Gottman bestätigen den Ansatz, den ich in diesem Buch über das Glück vertrete. Meinen Ansatz habe ich aus den Erfahrungen in meinen persönlichen Beziehungen gewonnen. Die meisten Beziehungen sind an schlechter Kommunikation und mangelnder Kompromissfähigkeit gescheitert. Aber eine Beziehung hatte ich, da waren beide Beteiligten therapeutisch ausgebildet. Die Kommunikation war perfekt. Und trotzdem scheiterte die Beziehung. Es fehlte der tiefere gemeinsame positive Punkt.

Meine Erfahrung ist eine typische Erfahrung. Viele Psychologen haben Schwierigkeiten mit ihren Beziehungen. Nicht die Psychologen haben die guten Beziehungen, sondern die spirituellen Menschen. Das ist das Ergebnis der modernen Forschung. Wir müssen deshalb im Schwerpunkt die Spiritualität in der Gesellschaft und in unseren Beziehung stärken, wenn wir glückliche Beziehungen erreichen wollen. Wir sollten auch lernen, gut zu kommunizieren und Kompromisse zu machen. Aber am wichtigsten ist es, dass wir die Spiritualität in das Zentrum unserer Beziehungen stellen.

Spiritualität verstehe ich sehr weitgefasst. Es gibt viele gute spirituelle Wege. Jeder Mensch darf seinen eigenen Weg finden und gehen. Wir können den Weg des Yoga gehen, den Weg des positiven Denkens, den Weg des Christentums oder den Weg des Buddhismus. Mit welchen Symbolen wir den Weg des inneren Glücks und der umfassenden Liebe ausdrücken, ist egal. Wichtig ist nur, dass wir das richtige Ziel in den Mittelpunkt unseres Lebens stellen und uns jeden Tag auf unsere Weise darauf besinnen.

Das erste Geheimnis einer glücklichen Beziehung besteht nach Gottman darin, sich dem Partner zu öffnen. Man muss eine gute Beziehung wirklich wollen. Man muss der Beziehung und dem Partner einen ausreichenden Platz im eigenen Leben einräumen.

Das zweite Geheimnis ist es, positiv über den Partner zu denken. Jeder Mensch ist aus sich selbst heraus wertvoll. Wer eine glückliche Beziehung haben möchte, sollte seinen Partner mit Respekt behandeln. Jeder Mensch hat Fehler. Wir müssen es lernen, die Fehler unseres Partners als Teil seiner Gesamtpersönlichkeit anzunehmen und uns im Schwerpunkt auf die positiven Seiten zu konzentrieren.

Gottman schlägt in seinem Buch eine Sieben-Wochen-Übung vor, mit der ein Paar systematisch das positive Denken trainieren kann.

Der erste Tag bei dieser Übung gehört dem Gedanken: „Ich mag meinen Partner wirklich." Jeder schreibt eine Eigenschaft auf, die er liebenswert an seinem Partner findet.

Am zweiten Tag erinnern sich beide an die guten Zeiten in ihrer Beziehung. Sie schreiben einen Satz über eine schöne gemeinsame Zeit auf.

Danach folgen kleine Aufgaben wie: Beschreibe einen positiven Wert, den ihr beide gemeinsam habt. Nenne ein gemeinsames Ziel. Denke an eine Zeit, in der dein Partner dich unterstützt hat. Nenne einen Fehler deines Partners, mit dem du dich arrangiert hast. Welchen Vorteil hat das Zusammensein mit deinem Partner? Plane eine positive Aktivität mit deinem Partner. Erzähle deinem Partner, wo du ihn bewunderst. Denke daran, was ihr als Team alles geleistet habt.

Die ganzen sieben Wochen beginnen beide Partner jeden Tag mit einer positiven Botschaft. Die Botschaft soll auch über den Tag hinweg so oft wie möglich gedacht werden. Jeden Tag praktizieren beide Partner eine kleine positive Aktivität. Im Laufe der sieben Wochen entwickeln sie so langsam ein individuelles System der Zuneigung. Sie bilden positive Gewohnheiten heraus, die dann langfristig das Positive in ihrer Beziehung wachsen lassen.

Zum Thema Sex meint Gottman, dass beide Partner sensibel den für sie richtigen Weg finden sollten. Typisch für Paare mit einem glücklichen Liebesleben ist es, dass sie Unterschiede in ihren Bedürfnissen nicht persönlich nehmen. Sie sehen Sex vorwiegend als eine Möglichkeit des nahen Kontaktes an. Sie definieren sich nicht dadurch. Sie halten Sex nicht für das Wichtigste in ihrem Leben. Sie haben einen anderen Punkt, von dem aus sie ihr Leben begreifen.

Als Beispiel für unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse nennt Gottman Mike und Lynne. Mike wollte mehrmals in der Woche Sex haben. Lynne wünschte sich einmal in der Woche oder noch weniger Sex. Mike war frustriert und fühlte sich zurückgewiesen. Aber je mehr er Lynne unter Druck setzte, desto geringer wurde ihr Interesse an Sex.

Gottman schlug den beiden vor, dass als erstes Lynne ihre innere Anspannung beim Sex loswerden musste. Innere Anspannung ist lustfeindlich. Sie blockiert das Bedürfnis nach Sex. Langfristig bewirkt sie immer weniger Interesse an Sex.

Ihre innere Anspannung konnte Lynne dadurch überwinden, dass sie zur Bestimmerin über die Sexualität gemacht wurde. Sie durfte ab sofort die Abende dirigieren. Sie konnte entscheiden, wann was gemacht und ob überhaupt Sex gemacht wurde. Dadurch begann Lynne sich beim Sex sicher zu fühlen. Sie konnte ihre Bedürfnisse leben und so langsam immer mehr Freude am Sex empfinden. Im Laufe der Zeit wurde ihr Interesse an Sex etwas größer. Das Paar hatte häufiger Sex als vorher. Überwiegend hatten sie etwa einmal in der Woche Sex.

Der richtige Lösungsweg kann nur individuell und sehr sensibel gefunden werden. Eine gewisse Frustration wird bei dem Mann als dem normalerweise stärker am Sex interessierten Partner bestehen bleiben. Hier ist es wichtig, dass die Frustration nicht verdrängt, sondern positiv bearbeitet wird. Der Mann muss an seinen Gedanken arbeiten, damit er trotz des begrenzten Verzichts weiterhin eine gute Beziehung leben kann. Die Frustration darf sich nicht in eine unterschwellige Aggression gegen seine Frau verwandeln. Das würde die Beziehung langfristig zerstören.

Für die meisten Paare ist es schwierig, offen über den Bereich Sex miteinander zu sprechen. Es ist eine große Herausforderung, über dieses Thema klar und deutlich zu reden. Es ist aber wichtig, sich über die Sexualität zu unterhalten. Sonst ist es kaum möglich, den für beide Partner guten gemeinsamen Weg zu finden.

Wir leben scheinbar in einer sexuell sehr freien Welt. Aber in Wirklichkeit herrschen gerade bei der Sexualität große Ängste, Empfindlichkeiten und Verletzbarkeiten. Wer sich über die Sexualität definiert, wird durch ein Versagen und oft selbst durch kleine Schwachpunkte im Kern seiner Persönlichkeit betroffen.

Ängste können nur überwunden werden, wenn beide Partner ehrlich und sensibel miteinander über die Sexualität reden. Letztlich verschwinden die meisten Ängste erst dann, wenn man sich auf einer tiefen Ebene dem Kosmos (Gott) überlassen kann. So weit sind aber nur wenige Menschen.

Ein weiteres Geheimnis einer glücklichen Beziehung ist die Fähigkeit beider Partner, nicht lösbare Probleme als einen normalen Bestandteil jeder Beziehung zu sehen. Wenn man sich im Weg des inneren Glücks verankert, kann man auch mit

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 11.10.2009
ISBN: 978-3-7368-5498-7

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