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Prolog

 

 

Der Mensch reißt die Mauern nieder,
um sich seine Freiheit zu wahren,
aber nun ist er nur noch eine geschleifte Festung,
die sich den Sternen öffnet.
Dann beginnt die Angst vor dem Nichtsein.

 

Antoine de Saint-Exupéry

 

Der Stadtrundgang

Alte Straßen, enge Gassen, 
die Wege sind sehr schmal,
wollen mich kaum gehen lassen,
sind holprig noch zumal.

 

Fachwerkhäuser, Zwischengänge,
geheimnisvolle Ecken,
aufgereiht in dichter Enge,
sind da zu entdecken.

 

Einmal um die "Null" zu gehen,
ist mir Ehrenpflicht.
Öfter bleibe ich auch stehen,
genieße eine Sicht.

 

Bunte Erker, spitze Giebel,
Türen, reich geschnitzt.
Vor einem Haus riecht es nach Zwiebel
und Mehl, leicht angeschwitzt.

 

Ich sehe eine alte Mauer,
ein Denkmal auf dem Platz,
"Hölle", "Pölle", "Stieg" genauer,
die Altstadt ist ein Schatz.

 

Das Rathaus ist besonders schön
es kann sich sehen lassen.
Ich will noch übers Wappen geh´n,
darf innen nichts verpassen.

 

Der Festsaal ist ein Meisterstück,
er birgt ganz alten Hauch.
Die Meister hatten Zeit zum Glück,
die Stadt die Mittel auch.

 

Im Brauhaus trinke ich ein Bier,
es schmeckt auf jeden Fall.
Es kennen alle Leute hier
die Marke „Puparsch-Knall“.

 

Der weitverzweigte Bode-Fluss
teilt die Stadt in Stücke.
Wer sie alle sehen muss,
muss über manche Brücke.

 

Weiter laufe ich zum Schloss,
hoch oben auf dem Berg.
Der erste König und sein Tross,
gingen hier zu Werk.

 

Vom Schlosskrug schau’ ich auf die Stadt,
auf Häuser, Kirchen, Türme,
spür´ die Aura, die sie hat
und der Zeiten Stürme.

 

Ich kenne alles ganz genau,
bin nachts im Traume dort.
Frage mich im Morgentau,
warum ging ich fort? 

Dippenword

 

Ganz versteckt, weit vor den Toren,
liegt ein verzückter Ort.
Noch heute klingt´s in meinen Ohren:
"Komm her, nach Dippenword"!

 

Und nachts im Traume bin ich viel
an dieser wilden Stell´.
Der Wind heult kräftig, es ist kühl
und Wolken ziehen schnell.

 

Die Bode rauscht im weiten Bogen,
das Mondlicht tanzt erregt
auf aufgewühlten kleinen Wogen
ein Baum sich laut bewegt.

 

Ich sehe durch der Bäume Lücke
Schatten da im Fluss.
Es sind die Pfeiler einer Brücke
aus festem Eisenguss.

 

Ein fernes Schnaufen kommt heran,
und lässt die Erde beben.
Es ist die kleine Eisenbahn
aus meinem alten Leben.

 

Und viele Leute steigen aus,
sie gehen nun vergnügt
hin zum ersten besten Haus,
dass sich am Bahndamm schmiegt.

 

Von dort man Blasmusik vernimmt
Rosen duften lieblich.
Und in dem nahen Bade schwimmt
so mancher ganz vorzüglich.

 

Nur Mauern stehen noch auf Wacht,
sie trieb die Zeit nicht fort.
Auch nicht der Sturm in dieser Nacht
im fernen Dippenword.

 

Wech jeraast*

 Zugabe:

 

Du musst nun den Gefühlen folgen
Und tun, was dir gefällt
Ich werde deinen Weg vergolden
In deine andre Welt

 

Werd nicht jammern und nicht klagen
Erwarte kein Zurück
Du musst dein Päckchen selber tragen
jeden Tag ein Stück

 

Eines aber sollst du wissen
Hat Unglück dich getroffen
Musst du Liebe gar vermissen
Die Tür steht immer offen

 

 

* wech jeraast (weggereist)

Impressum

Texte: Wolf Rebelow
Bildmaterialien: Wolf Rebelow
Cover: Wolf Rebelow
Tag der Veröffentlichung: 08.07.2025

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Gewidmet meiner Heimatstadt.

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