Mann, was sind wir alt geworden,
alt wie unsre Orden
für das lange treue Dienen,
woraus nicht viel geworden.
Wer dafür war, hat verloren,
wer dagegen, hat gesiegt.
Der eine hat den Berg erkoren,
im Sarg der andere liegt.
Man schmückte gern die Krieger
vor einer Schlacht,
wurden sie nicht Sieger,
war'n sie nicht bedacht.
Die Orden sind im Schrank versteckt,
vielleicht in einer Truhe,
damit man keine Geister weckt.
Im Alter braucht man Ruhe.
Auf der Welt ist es seit Jahren
etwa so, wie Autofahren,
wobei der Hintere nicht merkt,
wohin man vorne fährt.
Und fragt der hinten mit Verdruss:
"Und wer bestimmt, wohin man muss?",
kommt die Antwort kurz und heiter:
"Frage nicht, schlaf weiter!"
Kein Palaver, kein Geschwätz,
weniger "Aber" wird zum Gesetz!
Kein Larifari oder Gesums;
so soll es werden, ohne Rumms!
Auch die Besserwisserei
ist allzu oft ein faules Ei,
hebt nicht das Eigenwert-Gefühl,
ist nur lästig und zu viel.
Aus allem lernt der kluge Mann,
die kluge Frau auch, weil sie's kann.
Erfahrung schätzt, wer blässer,
nur Dumme wissen's besser.
(Inspiriert von Sokrates:
"Der Kluge lernt aus allem und jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser.“)
Als im Monat Februar
der Winter langsam schied,
da wurde es den meisten klar,
dass das, was doch unmöglich war,
nun aus dem Leim geriet.
Der Wahn begann sich zu zerstören
und sang das Totenlied,
er wollte selbst nicht darauf hören,
tat zum Sieger sich erklären,
bevor er ganz verschied.
Wie ein Schneesturm kam der Tod
mit glühend heißen Flocken,
die große Stadt entflammte rot,
jedes Haus kam aus dem Lot,
es blieben ein paar Brocken.
Wandgespenster standen noch,
vom Kirchturm auch ein Stück;
und aus jedem Kellerloch
das angstentstellte Elend kroch,
dankend für sein Glück.
Selbst als nur noch Asche war
kam noch eine Welle.
Die, und das ist sonderbar,
der allergrößte Angriff war
auf eine leere Stelle.
Leichenhaufen, Leichenteile
fuhr man aus der Stadt,
verbrannte sie in aller Eile
ohne eine Grabeszeile,
unerwähnt im Tageblatt.
Nur der Wahn war nicht verstorben,
er war nur eine Zeit verborgen.
Die Stadt ist wieder aufgebaut;
sagt es ihm nicht gar zu laut.
Wer war Opfer, wer war Täter,
fragte man sich später.
Müssen hier die Mütter büßen,
wenn Söhne in der Ferne schießen?
Ein Albtraum quält mich dann und wann:
ich liege nachts im Bett,
im Rücken der Tornadomann
berührt mich gar nicht nett.
Ich weiß dann zwar, es ist ein Traum,
und wenn ich mich nicht rühre,
dann macht er nichts und schadet kaum,
mir ist nur kalt, ich friere.
Was ist wahr, was ist gelogen,
wer glaubt nur, wie es war?
Wer weiß es noch, sagt aber nichts,
wer lügt aus Nutzen gar?
Wie wirkt die Wahrheit, wie die Lüge,
auf die, die es erlebten,
auf die, die sich betrogen fühlten
und eine Hoffnung hegten?
Widerspruch muss man ertragen,
wenn die Art und Weise stimmt.
Man muss gestatten, nachzufragen,
wenn leiser Zweifel glimmt.
Es panzert sich das Krebsgeschwür
Mit Lügen von "Experten"
Bezahlt sie fürstlich auch dafür
Öffnet ihnen manche Tür
Ernennt sie zu Gelehrten
Will stets an seine Gönner denken
Die so treu ihm waren
Will die Metastasen lenken
Ein gesundes Leben schenken
In allen treuen Jahren
Das Krebsgeschwür wächst und gedeiht
Zerstört ringsum das Leben
Den Experten tut nichts leid
Sie sind ja vor dem Tod gefeit
Hier lagen sie daneben
Im Frieden ist die Friedensbewegung zufrieden und bewegt sich nicht. Im Krieg kommt sie zu spät und bewegt nichts.
Im Nebel verschwand der kalte Krieg; im Nebel bleibt auch, wer ihn gewonnen bzw. verloren hat.
Kriege provozieren oder beginnen nur Minderheiten. Die Mehrheit will in Ruhe leben.
Kriegerisches Denken erfasst nie Komplexes.
Lieber den Krieg bekämpfen, als im Krieg zu kämpfen.
Dem Verwegenen fehlt das Herz, um ein Held zu sein.
Die Meinung wächst auf Unwissen oder Absicht.
Wo Streit ist, sind auch Wahrheiten und Lügen.
Es geht nicht um einen Streit über Kriege, sondern darum, sie zu vermeiden.
E N D E
Texte: Wolf Rebelow
Bildmaterialien: ChatGPT
Cover: Wolf Rebelow
Korrektorat: Wolf Rebelow
Tag der Veröffentlichung: 22.05.2025
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