L E S E P R O B E
Zeig mir zwei in diesem Haus,
die andere nicht hassen,
die ohne Meckern kommen aus,
dann will ich es belassen.
Zeig mir fünf in dieser Stadt,
die das Gute ehren;
auch wenn sie nur fünf Gauner hat,
will ich sie nicht zerstören.
Zeig mir zehn in diesem Land,
die man muss nicht richten.
Gib mir darauf Deine Hand,
dann will ich´s nicht vernichten.
Das Thermometer sinkt nach unten,
von zwölf auf nur drei Grad.
Der raue Wind ist ganz verschwunden,
die Wolken grau und fad.
Dunkel ist es schon im Zimmer,
ab nachmittags um Vier.
Der Regen wird jetzt immer schlimmer,
verschlossen ist die Tür.
Man zündet eine Kerze an,
und stellt sie sorgsam hin.
Dann setzt man sich ganz dicht heran,
erzählt der Dinge Sinn.
Als das Tageslicht entschwand
kam die Stille übers Land.
Im warmen Zimmer, baumgeschmückt,
wartet man entzückt.
Weihnachtsklänge, Kerzenlicht,
man schaut sich an, wie lange nicht,
fühlt Wärme und Geborgenheit;
schnell vergeht sie Zeit.
Die Kinder warten auf Geschenke,
die Alten wählen sich Getränke,
jemand fängt zu singen an,
ein Lied, das jeder kann.
Endlich ist es nun soweit
und der Gabentisch bereit
mit schönen Dingen, guten Sachen,
die viel Freude machen.
Doch jemand ist nicht so entzückt,
sein Geschenk ihn doch bedrückt.
Es ist ein kleines Bild, nicht mehr,
betrübt kommts ihm daher.
Ein alter Mensch, auf einem Wagen,
wird gezogen ohne Fragen,
von einer Frau, die noch sehr jung,
und ihrem Kind voll Schwung.
Leise wird es in der Runde,
der Schenker stach in eine Wunde.
Man singt die nächste Weihnachtsweise
nachdenklich und leise.
Der kleine Enkel freut sich sehr
auf einen kleinen Teddybär‘.
Auf eine Eisenbahn aus Holz
wäre er gewiss auch stolz,
auch auf Schwert und einem Schild
war er immer schon ganz wild.
Er spricht zum Opa: "Sage mir,
was wünschest du zum Feste dir?"
Der alte Mann denkt nach und spricht:
"Ich wünsch' mir Nähe, Wärme, Licht,
keinen Hass und keinen Streit,
Harmonie und auch kein Leid."
Er stockt und schaut niemanden an,
wird ganz leise und sagt dann:
"Und etwas Zeit von meinen Kindern
würde meine Sehnsucht lindern."
Der Enkel sieht den Opa an
und kommt ganz dicht an ihn heran:
"Sei bitte doch nicht traurig mehr,
ich schenke dir mein Teddybär."
Ist der Mensch nicht einverstanden,
benutzt er gerne den Protest.
Ob der damit konnte landen,
stellt er stets danach erst fest.
Sagt man ihm, er würde jammern,
oder sagt man ihm auch nur,
er würde sich an Altes klammern,
schaltet er gewiss auf „Stur“.
Besser wär´, man würde fragen,
was er will und was ihn stört.
Er wird es ihnen sicher sagen,
vorausgesetzt, man hört.
Ein Lob auf die Gemächlichkeit,
denn Hast versaut den Stil.
Alles braucht so seine Zeit,
in Ruhe schafft man viel.
Kein Lob auf alles, was uns treibt,
was uns hektisch macht,
was uns kränkt, was uns zerreibt,
was stört zur Liebesnacht.
Ein Lob der Ruhe in uns allen,
denn darin liegt die Kraft.
Ein Lob auf fehlendes Beschallen,
weil Lärm uns mürbe macht.
Ein Lob auf jedes smarte Phone,
das in der Tasche schweigt,
das uns nicht seit "Fünfe" schon,
den ganzen Tag vergeigt.
Küken auf den Osterkarten,
Osterküken als Figur,
überall auf Ostern warten,
denn Ostern, das ist Leben pur.
Alles ringsherum erwacht,
der Mensch, das Tier und die Natur.
Das hat der liebe Gott gemacht,
denn Ostern, das ist Leben pur.
Ach, wie niedlich sind sie alle,
fünfzigtausend sind es nur
in der großen Massenhalle,
denn Ostern, das ist Leben pur.
Nach der ersten Osternacht
ist ein Viertel nur geblieben.
Drei Viertel wurden umgebracht,
weil wir so sehr das Leben lieben.
Der alte Mensch ist oft allein,
kaum einer ruft noch an,
kaum einer kann noch bei ihm sein
und sorgt sich dann und wann.
Der alte Mensch ist oft auch krank,
versucht es zu negieren,
oft sitzt er einsam auf der Bank,
oft muss die Seele frieren.
Hört er auch der Jugend Rat,
aktiver doch zu werden,
gelingt es selten, in der Tat,
wegen der Beschwerden.
Der alte Mensch ist traurig oft,
wünscht sich in solchen Stunden,
dass seine Kinder unverhofft
von selbst zurückgefunden.
Manchmal denkt er weit zurück,
wie er es selbst gehalten
und erkennt mit einem Blick:
So ging´s auch seinen Alten.
Man singt, dass alle Brüder werden,
ganz ergriffen dann und wann.
Auf einmal, alle hier auf Erden?
Kann das nicht den Plan verderben?
Fangt doch in der Nähe an!
60 Gedichte
ALS E-BOOK EPUB IM BUCHHANDEL (ab 12 Jahren)
ISBN 9783755483168
Texte: Wolf Rebelow
Bildmaterialien: Coverbild Microsoft Designer
Cover: Wolf Rebelow
Tag der Veröffentlichung: 28.10.2024
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