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Lehrjahre, Harzkäse und Feuer

 

Auch in den Ferien gibt es Regentage. An einem solchen saßen Aasima und Aaron mit ihren Großeltern nach dem Frühstück noch eine Weile am Küchentisch. Sie hatten Zeit, denn das Wetter war so schlecht, dass sie im Moment nichts weiter unternehmen konnten, als abzuwarten, bis es draußen sich etwas aufhellte. Der Elektriker hatte sich außerdem wegen einer größeren Reparatur angesagt. "Hast du nicht auch Elektriker gelernt?", fragte Aaron seinen Opa. "Ja, schon. Aber ich habe, wie ihr wisst, nach der Lehre noch eine Zeit in diesem Beruf gearbeitet, habe dann ein Studium aufgenommen und bin schließlich Förster geworden. Meine handwerklichen Fähigkeiten kamen mir auch dort zupass. Die Lehre als Elektriker habe ich nie bereut. Jetzt bin ich zu alt, um noch auf wackeligen Leitern Lampen zu montieren. Obendrein haben sich die Werkzeuge, das Installationsmaterial und die Methoden weiterentwickelt. Da komme ich mit dem alten Kram von früher nicht mehr zurecht." Die Oma nickte mit dem Kopf, als wenn sie das bestätigen wollte: "Ja, früher war der Handwerksberuf ein begehrtes Ziel der Jugend. Letztens stand in der Zeitung, dass die Hälfte einer Klasse gleich nach dem Abitur studieren will, um später viel zu verdienen. Dabei fehlen schon jetzt die Handwerker." Opa Willm ergänzte: "Die heutige Anspruchshaltung besonders vieler junger Menschen muss ich auch kritisieren. Manche denken zu viel an sich und zu wenig an die Gesellschaft und sie würden am liebsten die 3- oder 4-Tage-Woche einführen und sich spätabends von so einem armen Boten in prekären Arbeitsverhältnissen Pizza in die 6. Etage bringen lassen. Am siebten Tag sollst du ruhen, steht in der Bibel." 

 

Aasima schaute ihren Opa an: "Wie war es denn damals so als Lehrling?" Der überlegte kurz, lächelte verschmitzt und meinte: "Da könnte ich euch Geschichten erzählen." Aasima und Aaron rückten interessiert näher. Die Oma stand auf und räumte den Tisch ab. Sie kannte diese Storys schon und mahnte: "Übertreibe es aber nicht."  Dann übernahm der Opa das Wort.

 

Wir waren vier Elektriker-Lehrlinge in der seit über 100 Jahren existierenden und stadtbekannten Firma "Gustav S." und durften im 2. Lehrjahr schon hin und wieder selbständig kleinere Aufträge erledigen. Das geschah aber stets mit einem erhobenen Finger von "Meister" F.., der die handgeschriebenen Arbeitsaufträge aus dem Büro durch ein kleines Fenster zur Elektrowerkstatt hindurch reichte. Meister F. war eigentlich kein Meister, aber wir nannten ihn alle so.  Er war als Elektriker ein alter Haudegen, etwas robust in seiner Art, aber irgendwie doch sympathisch. Einen Phasenprüfer brauchte er nicht. Er leckte seinen rechten Zeigefinger an, steckte den in eine Lampenfassung und brummte: "Saft ist da!" Für uns Stifte war dieses Prüfverfahren natürlich suspekt und verboten. Letzteres hätte sich bei mir aus Angst ohnehin erübrigt.

 

Das alte Sprichwort: „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ haben wir damals noch tatsächlich so erlebt. Ohrfeigen gab es zwar keine mehr; bis kurz vor einer solchen aber alles andere. Die Firma war alteingesessen und stadtbekannt für ihre Seriosität und fachliche Arbeit. Der Meister Sch. war eine absolute Respektsperson, der man nicht widersprach. Die etwa zehn Gesellen mussten wir ausnahmslos mit „Herr“ und „Sie“ anreden. Wir "Stifte" hatten alle Anweisungen ohne Widerspruch zu erfüllen. Nur einmal erlaubte ich mir zu murren. Ich konnte mich gerade noch ducken, als eine leere Milchflasche quer durch den Raum auf mich zukam. Üblich war auch eine Art "Lehrlingstaufe" zu Beginn der Lehre, die einer "Verarschung" vor versammelter Mannschaft gleichkam. Ich sollte mal schnell eine "Frequenzbiegezange 11 mm" holen und stürmte natürlich sofort die Treppe hoch zum Materiallager. Herr K., der dort "König" war, klopfte mir nur mitleidig auf die Schulter und schickte mich zurück in die Werkstatt, wo man sich vor Lachen auf die Schenkel klopfte. 

 

Der Buchhalter, Herr T., hatte noch weiße Armstulpen und spitzte jeden Morgen vor Arbeitsbeginn mindestens 10 Bleistifte, die er griffbereit rechts auf seinem Schreibtisch wie Soldaten ablegte. Er führte das Hauptbuch der Firma mit einer absoluten Schönschrift, wie man sie heute noch auf alten Urkunden sehen kann. Die Buchstaben und Zahlen hatten korrekt die gleiche Größe, Neigung und Stärke. Das war beeindruckend. Man musste nur selten zum Hauptbuchhalter. Auch er war für uns eine Respektsperson. Ich hörte einmal, wie sich ein paar Gesellen über ihn lustig machten und ihn „Schnupperich“ nannten. Er hatte nämlich stets eine verstopfte Nase und versuchte laufend, diese durch kurze Luftstöße durchlässig zu machen.

 

Damals wurde sonnabends auch noch halbtags gearbeitet. Wir mussten an diesem Tage die Werkstatt aufräumen und reinigen, den Hof fegen und das Betriebsauto waschen. Eines muss ich deutlich hervorheben: Wir haben in dieser Firma sehr viel gelernt und uns sehr gute handwerkliche Fertigkeiten angeeignet. Wir konnten darum nach der Lehre die gesamte Elektriker-Palette fachmännisch bearbeiten, angefangen von der Installation einer einfachen batteriebetriebenen Türklingel über komplette Installationen im Wohnungs- und Industriebau, Montage von Blitzschutzanlagen auf Kirchen und auf Betriebsdächern und nach Feierabend auch Bau und Montage von Fernsehantennen mit 16 Elementen auf "eigene Rechnung", die damals noch die Dächer der Stadt zu Hunderten zierten. Das gestattete man großzügig.

 

Wir hatten damals noch keine Schlagbohrmaschinen, sondern nur Hammer und Meißel. Für die Verlegung von Feuchtraumkabel wurden die „Guroschellen“ auf eingegipste Holzdübel geschraubt. Und die Löcher dazu mussten per Hand ausgestemmt werden, auf einen Meter vier Stück. Die Mauerdurchbrüche wurden auch gestemmt. Mein längster Durchbruch verlief durch eine mittelalterliche Wand im Keller des Schlosses, wo früher die Nachtbar war. Er betrug 1,20 Meter. Der Meißel war aber nur 70 cm lang, sodass von der anderen Seite gehämmert werden musste, sobald der Meißel im ersten Loch verschwand. Beide Kanäle mussten sich in der Mitte treffen. Wir mir das auf Anhieb gelang, weiß ich bis heute nicht. Da muss wohl auch Glück im Spiel gewesen sein. Heute würde man darüber den Kopf schütteln. Wir bekamen also als Lehrlinge auch noch Muskeln. Zum Glück bin ich halber Linkshänder und konnte im Wechsel links und rechts stemmen, was den Gesellen in Staunen versetzte.

 

Wer sein Hobby zum Beruf machen kann, ist ein glücklicher Mensch. Wer dagegen versucht, während der Arbeitszeit aus einer Laune heraus einem Hobby nachzugehen, kann dabei tüchtig auf die Nase fallen. Diese Erfahrung musste ich eines Tages auch machen. Der Ausbildungsplan meines Meisters beinhaltete offensichtlich an diesem Tag, dass ich Schaltkästen näher kennenlerne. Ich musste einem Gesellen zur Hand gehen, der sich gerade in einer Fabrik an solchen respekteinflößenden Monstern mit den warnenden Aufklebern zu schaffen machte. Er öffnete mit einem Schlüssel beide Flügel eines dieser Kästen und ließ mich einen Blick hineinwerfen. Von fünf kupferfarbenen Sammelschienen führten angeschraubte dicke, rote, blaue, grüne, gelbe und gelb-rote NYA-Drähte zu einer langen Reihe von darunter angeordneten Sicherungselementen mit erschreckend hohen Amperezahlen. "Wenn es hier Mal einen „Kurzen“ gibt, rummst es gewaltig", meinte mein Geselle. Er ließ seine Worte auf mich wirken, ehe er mir einiges erklärte. Dann beauftragte er mich, den offenen Schaltkasten zu sichern und verschwand im Kellergang, um noch etwas zu erledigen. Nun hatte ich Zeit, den Sinn dieser Kästen und Schränke noch besser zu begreifen. Das Prinzip war ja immer das gleiche. Der Geselle schien sich Zeit zu lassen und von den vorbeigehenden Arbeitern traute sich keiner heran. Als meine rechte Hand zufällig meine Zollstock-Tasche am rechten Hosenbein berührte, stieß sie an den 125 g leichten Hammer, der dort seinen Stammplatz hatte. Ein Elektriker hat stets häufig gebrauchte Werkzeuge, wie Kombi-Zange, Phasenprüfer, Rundzange, Seitenschneider, Schraubendreher, Kabelmesser und Isolierband bei sich; griffbereit in den Hosen- und Jackentaschen seines Arbeitsanzuges verstaut. Wenn man oben auf einer großen Leiter steht, weiß man das zu schätzen. Ich zog also den kleinen Hammer heraus und klopfte vorsichtig an die oberste Stromschiene. Der helle, Ton war erstaunlich angenehm und rein wie der Schlag einer Kirchenuhr. Die Schiene darunter klang etwas tiefer. Damit wollte ich es bewenden lassen, rechnete aber nicht mit meiner musikalischen Begabung, die mir nun keine Ruhe mehr ließ. Sie forderte mich direkt auf, auch die anderen Schienen auszuprobieren und ich gab schließlich ihrem Drängen nach. Zum Glück war niemand in der Nähe, sodass ich nun eine kleine Melodie versuchte. "Ping-Pang-Pang, Pang-Ping-Ping, Pong-Pong". Der Geselle war immer noch im Keller. Die kleine Melodie gefiel mir. Ich wusste schon, dass zwischen den Schienen 380 Volt anliegen, musste also auch hinsichtlich der 40-Ampere-Absicherung vorsichtig sein. Ich wiederholte die Übung: "Ping-Pang-Pang, Pang-Ping-Ping, Pong --- F A T S C H!". Ein gewaltiger Blitz blendete meine Augen, ein lauter Knall verschaffte mir taube Ohren und ein verschwommenes Blickfeld. In meinem Kopf dröhnte und klingelte es dumpf. Der Hammer flog mir aus der schmerzenden Hand, das Licht ging überall aus, der Geselle sprang aus dem Keller und stolperte kreidebleich auf mich zu. Ich stand wie ein begossener Pudel vor dem Kasten und musste wohl ein trauriges Bild abgegeben haben. Das Donnerwetter des Gesellen ließ ich teilnahmslos und wie gelähmt über mich ergehen. Obwohl er neben mir stand und laut und deutlich sprach, hörte ich nur ein undeutliches Gebrabbel. Langsam kam ich wieder zu mir. Mein Hammer musste wohl die benachbarte Stromschiene mit getroffen haben, wie es mir auch die Schwarzfärbung an den betreffenden Stellen verriet. Außerdem fehlte bei beiden Schienen sowie an meinem „Musik-Klöppel“ jeweils ein erbsengroßes Stück, was ich aber erst später entdeckte. Dieses eindrucksvolle Erlebnis hatte zum Glück aber keine weiteren beruflichen oder finanziellen Konsequenzen für mich. Nach der gewaltigen Aussprache beim Meister und dem tagelangen Kopfschütteln der grinsenden Kollegen konnte ich meine Lehre mit bedeutend mehr Respekt vor der Elektrizität fortsetzen. Den Hammer habe ich heute noch. Die fehlenden Stücke fand ich nicht. Der Geselle musste die Stromschienen ohne mich auswechseln. Danke.

 

Eine weitere Geschichte ist mir besonders in Erinnerung geblieben, weil es sich dabei um meinen ersten selbständigen Auftrag handelte. Es muss wohl Anfang Juli 1963 an einem Montag gewesen sein, als ich gleich früh zu Arbeitsbeginn vom Meister F. einen etwas umfangreicheren Installationsauftrag in der Firma "Käse-Körner" auf der Magdeburger Straße bekam. Dort wurde der besonders im Nordharz berühmte Harzkäse hergestellt, den wir "Harzer Roller" nannten, obwohl wir natürlich wussten, dass "Harzer Roller" eigentlich Finken sind. Es war sommerlich heiß. Ich schwang mich auf mein Fahrrad und fuhr zu "Käse-Körner", um das Aufmaß zu machen, d.h. den Auftrag in Augenschein zu nehmen und die Materialliste zusammenzustellen. Bei einem neuen Kunden mussten wir uns natürlich vorstellen: "Guten Tag, Firma S". Bei Frank E., einem Lehrlingskollegen aus Hausneindorf, klang das so: "Juuten Daach, Fürma Spreejel". Aber zurück zu meinem Auftrag. In einer neuen Produktionshalle der Käserei sollten Lampen (Schiffsarmaturen), Schalter, Steckdosen und Kraftsteckdosen für Maschinen installiert werden. Ich schätzte, dass der Auftrag in etwa in 6 Tagen erledigt sein könnte, notierte die Materialanforderung und radelte zur Firma zurück. In der 1. Etage befand sich, wie schon erwähnt, das Materiallager, beherrscht vom gewissenhaften, etwas korpulenten und freundlichen Herrn K. Er wachte sorgsam über jede Holzschraube und jede I-Rohr-Tülle. Mit einer riesigen Kabelrolle NYM 3x2,5 mm² Aluminium, einer etwas kleineren Rolle 4 mm mit 4 Adern, hundert oder mehr Holzdübel der Größe 4a, ebenso viele Feuchtraumschellen, die doppelte Menge an "Puddingschrauben", Holzschrauben 25x4, mehreren Kilos Gips, Feuchtraumsteck- und Abzweigdosen, Schiffsarmaturen und meiner ziemlich schweren Werkzeugtasche ging es eine Stunde später per Fahrrad wieder zum Kunden zurück. Damals hielten die Fahrräder noch etwas aus. Das Firmenauto, ein gepflegter F8-Kombi, kam erst bei größeren Aufträgen und größeren Entfernungen zum Einsatz. Ich fragte als Lehrling nicht einmal danach, wollte lieber zweimal mit dem Rad fahren.

 

Aber dann konnte es losgehen. Am Ende des ersten Arbeitstages besah sich der Chef, Herr Körner, höchst persönlich meine Arbeit und war offensichtlich zufrieden. Ich sollte meine Werkzeugtasche, eine alte Aktentasche, ausräumen und ihm in den großen Kühlraum folgen. Dort lagen in einer für mich unübersehbaren Menge die bereits reifen eingewickelten Käserollen und warteten auf die Lieferfahrzeuge. Vier dieser Rollen wanderten in meine Tasche. Ich bedankte mich ehrlich erfreut, etwas verlegen und machte mich mit meiner "Beute" auf den Heimweg. Zum Abendbrot gab es Käse mit Käse und Käse. Zwei Rollen blieben übrig. Sie würden sich bei der Hitze bis morgen schon halten, wenn man sie in den Keller legt, meinte meine Mutter.

 

Am nächsten Tag arbeitete ich, auch angetrieben von der Käseprämie, noch genauer. Ich wollte ja Herrn Körner nicht enttäuschen. Das Kabel wurde nach Schnurschlag verlegt, und die Abstände der Schellen sorgfältig ausgemessen. Die gestemmten Dübellöcher hätten einen Bildhauer begeistert und die Bögen sahen wie eineiige Zwillinge aus. Man wollte ja als Lehrling beweisen, dass man es kann. Herr Körner war begeistert. Er ergriff abends mit beiden Händen etwa sechs oder sieben Rollen und beförderte sie höchstpersönlich in meine alte Werkzeugtasche. Zu Hause angekommen, war guter Rat teuer. Wir hatten damals noch keinen Kühlschrank und im Keller lagen noch die zwei Rollen von gestern. Und so verteilte ich den Käse im Hause. Er wurde mir allerdings nur an diesem Tage freudig abgenommen. Später ließ die Freude etwas nach.

 

Am Mittwoch, arbeitete ich mit Vorahnung schneller, um insgesamt eher fertig zu werden. Weitere Käsegaben abzulehnen, kam mir nicht in den Sinn. Herr Körner hätte das als geschäftsschädigende Beleidigung auffassen können und ich wollte ihm nicht wehtun. Abends staunte er über den raschen Fortschritt der Arbeiten und erhöhte seine Käseprämie gegenüber dem Vortag um weitere 2 Rollen. Zu Hause nahmen mir an diesem Tage nur noch zwei Familien achselzuckend mit Hinweis auf das heiße Wetter je eine Rolle ab. Den Rest begann ich in den Häusern unserer Straße zu verteilen. Tags darauf bekam ich nochmals eine erweiterte Käseportion mit auf dem Heimweg und konnte nun auch die restlichen Nachbarn von dem unwiderstehlichen Duft überzeugen. Die anderen brauchten keinen Nachschub mehr.

 

Freitagmittags war ich schon mit der Installation komplett fertig. Mein Lehrmeister, Herr Sch., nahm die Anlage ohne Mängel ab und klopfte mir anerkennend auf die Schulter. Der Käse ließ nicht lange auf sich warten. Dieses Mal verteilte ich einen großen Teil der Rollen schon in der Werkstatt an meine Kollegen. Freitags kamen besonders viele Gesellen von den Kunden zur Abrechnung zurück. Da war das günstig. Ich wollte mich nun langsam auf den verdienten Feierabend vorbereiten, woraus aber wieder einmal nichts wurde. Die Sirenen der Stadt riefen zum Einsatz. Gleich neben der Firma war damals das Depot der Feuerwehr. Ich brauchte nur um die Ecke zu flitzen, denn ich hatte auch noch dieses nützliche und schöne "Hobby". Ein paar Kollegen waren wieder einmal vor mir da. Aber das ist schon eine weitere Geschichte.

Heute gibt es die Firma S und die Käserei Körner nicht mehr und die Feuerwehr und ich sind umgezogen.

 

Damit und mit dem Hinweis, dass er noch weitere Lehrlingsgeschichten und Feuerwehrgeschichten "auf Lager" hätte, und weil es gerade an der Tür klingelte, schloss der Opa seine Geschichte ab und stand auf, um den Elektriker hereinzulassen. An der Tür aber konnte er es nicht lassen, noch einen Vierzeiler zum Besten zu geben. So war er eben. Er stellte sich in Positur und trug mit geschwellter Brust und einem Augenzwinkern die folgende kleine Reimerei vor, obwohl die Oma ihn noch im letzten Augenblick daran hindern wollte.

 

Ich fress dich auf

 

Ach, wie bist du rund und schön.

Ich liebe deinen Duft.

Du darfst auch niemals von mir gehn,

ich brauche dich wie Luft.

 

Weit weg von hier warst du gezeugt,

kamst dann in meine Welt.

Bis dahin war ich gramgebeugt,

am Boden fast zerschellt.

 

Du bist so lieblich und so weich,

auch innen rein und gut.

Du machst mein Leben froh und reich

und machst mir immer Mut.

 

Wenn ich dich herze und auch drück

wird mir es toll und toller.

Ich fress dich auf mit heißem Blick,

geliebter Harzer Roller.

 

ENDE

 

© Wolf Rebelow 09.06.2023

Impressum

Texte: Wolf Rebbelow
Bildmaterialien: pixabay
Cover: Wolf Rebelow
Tag der Veröffentlichung: 28.02.2024

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