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Zitat

 

 

 

„Alle Dichter schreiben schlechte Gedichte. Die guten Poeten unterscheiden sich von den schlechten nur dadurch, dass sie bisweilen auch gute Gedichte verfassen.“ (Marcel Reich-Ranicki)

 

Dem Teufel verschrieben


(Märchenhaftes mit Zwillingsformen)


Du musst bei Tod und Teufel schwören,

dass Leib und Leben mir gehören.

Gold und Silber will ich geben

für dein täglich Werk und Leben.


Leicht und locker wirst du treiben,

Ruhm und Reichtum wird dir bleiben.

Ich gebe dir mein Ein und Alles

und helf' im Falle eines Falles,

auch wenn du matt und müde wirst

und dich mal hier und da verirrst.


Von Sieg zu Sieg wirst du stets eilen,

musst Bett und Tisch mit keinem teilen,

man öffnet dir stets Tür und Tor

mit Lust und Freud' auch Aug' und Ohr.

Es wird beschirmt und auch beschützt,

wer durch und durch mir nützt.


Schwanken und wanken darfst du nicht,

ich nehme dich in Eid und Pflicht.

Solltest zaudern du und zagen

kostet dir das Kopf und Kragen.


Himmel und Erde stürzen ein

Furcht und Grauen wird zur Pein.

Feuer und Schwefel, Wut und Zorn,

treffen dich hinten und auch vorn.


Kann dir nicht Milch und Honig fließen,

bist du einsam und allein,

willst Geld und Leben du genießen,

so schlag' mit Blut und Siegel ein.


Futterneid


Was hilfst du nicht in schweren Zeiten,

wo mancher Mensch verzichten muss,

weil er lebt in dürren Breiten

und nicht wie du im Überfluss?

Wovon lässt du dich denn leiten,

ist es Abwehr gar zum Schluss?

Lebst du noch in alten Zeiten,

wo Urinstinkt dich retten muss?


Der Saukerl

 

(Stanze [5-hebiges Gedicht] über ein Charakterbild)

 

Du bist für mich ein Saukerl ohnegleichen

und passt nicht richtig in die weite Welt.

Täglich gibst Du allen dafür Zeichen

und fragst sie nicht, ob ihnen das gefällt.

Du tust es lächelnd und mit einem weichen,

süffisanten Mund und fremden Geld.

Täglich machst du deine bösen Spiele

und folgst nur deiner ausgekochten Ziele.

 

Du willst, dass alle Menschen auf dich hören,

obwohl du ihnen schlecht gesonnen bist,

die nah dir sind, die willst du gar zerstören,

und meidest nicht Intrige oder List.

Von Erbarmen willst du auch nichts hören,

wenn du haben willst, was dir nicht ist.

Dies alles wollte ich dir einmal sagen,

um die wahren Gründe zu erfragen.

 

Komm zurück

 

(Eine weitere Stanze)

 

Lange hast du dich nicht blicken lassen,

lange Zeit hast du mir so gefehlt.

Soll ich dich darum lieben oder hassen,

weil langsam bei mir jede Stunde zählt?

Ich weiß es schon, es ist nur schwer zu fassen,

war damals für dich sicherlich kein Held.

Heute sehe ich, was war, mit klaren Blicken

und möchte dich gern an mein Herze drücken.

 

Ich wünschte mir, du kämest mir entgegen,

wenn auch nicht stürmisch, nur ein kleines Stück.

Hat nichts manches auch an dir gelegen,

auf der Suche nach dem leichten Glück?

Lass mich bitte nicht allein im Regen,

fasse Mut und kehre doch zurück.

Im Leben ist kaum schlimmeres zu tragen

als Zwistigkeiten in den letzten Tagen.

 

Die Entscheidung

 

(Eine Siziliane)

 

Du liegst im Bett und wartest auf den neuen,

weil dich der alte wenig hat erfreut.

Du hoffst nun sehr, es später nicht zu reuen

und nicht zurücksehnst nach der alten Zeit.

Du weißt genau, du musst dich nun entscheiden,

du wankst noch sehr, willst fest entschlossen sein.

Bis es klopft bist du nicht zu beneiden,

dann hörst du es und sagst ganz deutlich: NEIN!

 

Wenn wir so weitermachen


Eine Vision


Es wird die Erde einmal sterben

Zuerst die Pflanze, dann das Tier

Auch das Wasser wird verderben

Durch des Menschen Gier


Die Sonne brennt, wie nie gekannt,

Hoffnungen verfliegen

Das Land vertrocknet und wird Sand

Chaos wird dann siegen


Die Luft wird nicht zu atmen sein

Das Licht geht aus für immer

Der Mensch sieht seine Schuld nicht ein

Und handelt nur noch schlimmer


Er glaubt, der Reichtum wird ihn schonen

Es bleibt am Leben, wer viel hat

Kann in Kapseln weiterwohnen

Und wird auch weiter satt


Dort hört er nicht den Donnerschlag

Bemerkt auch nicht das Beben

Weil er zuviel auf's Gelde gab

Verliert auch er sein Leben


Mein Refugium


Der Muse schuf ich einen Ort

in meinem Bücherzimmer.

Am Fenster hin zum Süden dort

erwarte ich sie immer.


Sinnend schau ich auf die Stadt,

die groß im Tale liegt,

den Ausblick hab‘ ich niemals satt,

weil er Gedanken wiegt.


Ich baute mir noch ein Podest,

auf dem mein Schreibtisch steht,

sehe unten auch den Rest

und wenn die Wiese blüht.


Lange muss ich gar nicht warten,

bis die Muse kommt.

Sie führt mich durch den Dichtergarten,

küsst meine Stirne prompt.


Eine Bestandsaufnahme


Kohlkopfgroße Eispakete stürzen auf die Welt

Feuersbrünste auf der Erde, weil kein Regen fällt

Schwarzverrauchte Kreuzfahrtriesen pinkeln in die See

Nordpolfahrer, weiße Bären, suchen Eis und Schnee

Staus auf allen Autobahnen, Nerven nicht aus Zwirn

Sommerhitze lässt schon sterben, Crystal im Gehirn


Ganz Venedig unter Wasser, Urwald ohne Wald

Pestizide sind im Acker, Winter nicht mehr kalt

Blaue Bohnen, scharfe Drohnen fliegen her und hin

Alle Kriege kosten viel und machen keinen Sinn

Schrott umkreist die alte Erde, Plaste

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Wolf Rebelow
Bildmaterialien: pixabay.com
Cover: Wolf Rebelow
Tag der Veröffentlichung: 14.12.2022
ISBN: 978-3-7554-2750-6

Alle Rechte vorbehalten

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