Cover

Das Buch

 

Das kann keine Liebe sein, erkennt Ela schmerzlich und fällt hart aus Wolke Sieben. Gerade erst hat sie in Mario ihren Traumprinz gefunden, da verlangt er etwas Ungeheuerliches von ihr. All ihre Wünsche und Hoffnungen fallen wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Sie hat sich vor lauter Sehnsucht nach Liebe schon wieder nur etwas vorgemacht. Damit muss jetzt Schluss sein. Ela nimmt allen Mut zusammen, entschließt sich zur Trennung, und will endlich ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Doch da hat sie die Rechnung ohne Mario gemacht. Der "Traumprinz" denkt nicht daran, sie gehen zu lassen. Er weiß genau, wie er sie unter Druck setzen kann.

Ela ist in der Zwickmühle und sucht verzweifelt nach einem Ausweg. Da ist es nicht besonders hilfreich, dass Luca, der neue Nachbar, ihre Gefühle restlos durcheinanderbringt. Oder ist er das Licht am Horizont? Zögernd lässt sie sich auf ihn ein, denn sie ahnt nichts von Lucas wahrer Motivation ...

 

Alle Rechte vorbehalten.

Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher

Genehmigung von Alica H. White

 

Dieses Buch ist rein fiktiv. Ähnlichkeiten zu lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Prolog


Oskar drapierte Elas Brüste so in dem Korsett, dass ihr sowieso schon stattlicher Busen noch üppiger aus der Hebe hervorquoll. Danach zog er derart heftig an den rückseitigen Schnüren, dass ihr die Luft wegblieb. Er nahm sie energisch an die Hand und zog sie mit sich. Sie konnte nur schwer atmen, während sie Oskar folgte, der sie grob durch die Räume des Swinger-Clubs zerrte.

Ela fühlte sich unwohl. Sie spürte die begierigen Blicke der überwiegend männlichen Clubmitglieder wie brennende Flammen auf ihrer Haut. Sie war neben dem Korsett nur noch mit Strapsen und groben Netzstrümpfen bekleidet. Kühle Luft umströmte ihr nacktes Hinterteil. Die Schutzlosigkeit bereitete ihr Unbehagen. Um sich von der unangenehmen Situation abzulenken, versuchte sie, an etwas anderes zu denken, und senkte den Kopf, damit ihr niemand in die Augen sehen konnte. Sie wollte nicht so viel von der lüsternen Atmosphäre mitbekommen, denn das gab ihr das Gefühl zu ersticken. Die erotischen Geräusche, wie klatschende Haut, lustvolles Stöhnen und unterdrückte Schreie blendete sie aus, so gut es ging.

Für Oskar würde sie das hier ertragen. Wenn er es mochte, würde sie sicher auch etwas daran finden. Vielleicht müsste sie nur etwas aufgeschlossener sein. Immerhin war er der beste Liebhaber, den sie bisher gehabt hatte. Gekonnt spielte er auf ihrem Körper, wie auf den Tasten eines Klaviers. Unter seiner erfahrenen Hand hatte sie das Gefühl, fliegen zu können.

Doch Sex in der Öffentlichkeit, das hatte bisher noch keiner von ihr verlangt. Insgeheim schämte sie sich manchmal für ihren Hang zu dominanten, erfahrenen Männern, aber nur bei ihnen konnte sie ihre Lust zulassen und ausleben. Es hatte mit ihren schlechten Erfahrungen in frühester Jugend zu tun, das war ihr klar. Leider war so etwas nicht so leicht zu überwinden.

Und wenn ihr die Klientel dieses Clubs auch nicht zusagte, so war sie doch stolz, dass Oskar sie jetzt offiziell als seine Geliebte vorzeigte. Einen Schritt weiter auf der Leiter zur echten Beziehung.

Ela konnte nur ahnen, warum es immer noch nicht mit einem festen Freund geklappt hatte. Es lag auf jeden Fall nicht daran, dass es zu wenig Kandidaten gab. Vielmehr waren die Männer, die sie sich für etwas Ernsthaftes vorstellen konnte, nicht interessiert – oder wollten nur Sex. Und bisher konnte sie denen, die von ihr angetan waren, nicht dieselben Gefühle entgegenbringen.

Wie bei allen Verhältnissen, die sie bisher gehabt hatte, wollte auch Oskar sie nicht wirklich an sich heranlassen. Doch Ela war klar, bei einem gewissen Machtgefälle dauerte es immer länger. Schließlich musste auch der dominante Teil einer Beziehung erst ein gewisses Vertrauen fassen. Und das konnte er doch nur, wenn sie ihm Sicherheit gab, indem sie ihre Bedürfnisse zurückstellte und auf seine einging.

So hatte sie sich auch zu diesem Besuch im Swinger Club überreden lassen. Was konnte schon passieren? Sie war doch ein freier Mensch und konnte jederzeit gehen.

Oskar würde das akzeptieren, wenn sie es dort nicht ertragen würde, er klammerte wahrlich nicht. Nur so war es auch für sie möglich gewesen, Vertrauen zu ihm zu fassen. Ela wusste, gute Liebhaber waren schwer zu finden. Es waren viele gefühlsarme Egoisten unterwegs – viel zu viele. Denn es gab reichlich Frauen mit einer Schwäche für dominante Männer – mehr als reichlich. Doch nur diese echten Kerle lösten bei ihr dieses unvergleichlich aufregende Kribbeln im ganzen Körper aus.

Mittlerweile erreichten sie eine Bar. Plötzlich stoppte Oskar, packte ihr Kinn fest mit der Hand und zwang sie, ihn anzusehen. Er war ziemlich attraktiv. Mit seinen dunklen, welligen Haaren und dem markanten Gesicht hatte er etwas von Michele Morrone.

»Süße, ich möchte, dass du dich benimmst, wie es sich für eine brave Geliebte gehört«, raunte er.

Sie fragte sich, was er damit wohl meinte, und senkte ergeben die Lider, da sie eingeklemmt war und nicht nicken konnte. Nun wurde ihr doch mulmig, trotzdem nahm sie sich, so gut es ging, zusammen. Sie wollte Oskar auf keinen Fall verärgern.

»Wenn du mich gut behandelst«, flüsterte sie schüchtern.

»Ich will nicht, dass du hier rumzickst, nur weil ich auch mit anderen Frauen ficke. Das macht man hier so.«

Elas Kehle schwoll an und machte das Atmen schwer. »Du verrätst unsere Liebe?«, krächzte sie.

Ihr Liebhaber lachte spöttisch auf. »Liebe? Sag mal, wie alt bist du? Glaubst du auch an Einhörner? Nur weil du einen geilen Arsch hast, bin ich doch nicht verliebt.«

Ela schluckte. »Aber …«, krächzte sie.

»Ich sage ja nur, dass du dich benehmen sollst. Nichts wäre peinlicher, als deine dämliche Doppelmoral.« Oskar schüttelte den Kopf.

Doppelmoral? Wieso sagte er so etwas? »Liebst du mich nicht? Ich dachte, dass das zwischen uns mehr wäre. Hast du mich denn nie geliebt?«

»Liebe … Was meinst du, warum wir hier sind? Weil ich so verliebt bin? Nein, du fängst an, mich zu langweilen«, zischte er kalt.

Ela versuchte, gelassen zu wirken und weiter zu atmen. Oskar zeigte gerade eine üble Seite, das hatte sie nicht von ihm erwartet. Hatte sie sich etwa schon wieder alles schön geredet? Was hatte sie nur an sich, dass es immer irgendwann so kam?

So sehr Ela sich auch bemühte, seine Worte an sich abperlen zu lassen, es gelang ihr nicht. Sie trafen zielsicher ihre Achillesferse und lähmten ihren Körper bis ins Mark. Ihr Selbstbewusstsein war eine Maske. Im Alltag unterdrückte sie alle Gefühle, passte sich an. Sie hatte schon früh gelernt, sich zu verstellen und ihrem Umfeld eine heile Welt vorzuspielen.

Sie erinnerte sich an das traumatische Erlebnis ihrer ungewollten und viel zu frühen Schwangerschaft. An die Einsamkeit und all die Selbstzweifel und Unsicherheiten, die bisher ihr ganzes Leben bestimmt hatten. Sie war nicht gut genug, das hatten ihr die Männer immer wieder eingeredet. Es hatte sich eingebrannt. Auch wenn der Verstand etwas anderes sagte, der Kopf war nicht so einfach umzupolen, egal, wie gut ihre Freundinnen und Eltern ihr zuredeten.

Sie verstand selbst nicht, warum die Kerle es immer wieder schafften, jedes aufkeimende Selbstwertgefühl zu zerstören. Sie schien diese Spezies anzulocken, war abhängig davon. Mittlerweile war es sogar so weit, dass jedes Lob, jede Anerkennung in ihren Ohren wie eine Lüge klang.

Es war fast quälend, mit anzusehen, wie glücklich ihre Freundinnen mit ihren Partnern waren. Wenn die ihr Glück finden konnten, dann konnte sie das doch auch! Warum wollte es dann immer noch nicht klappen? Deshalb war sie in der letzten Zeit immer mehr ins Grübeln gekommen.

Sie hatte sich dabei erwischt, sich manchmal schon damit abzufinden, dass sie nur zum Ficken taugte. Dafür war sie begehrt, ließ vieles mit sich machen, was die Kerle aber nur scheinbar zu schätzen wussten. Damit musste Schluss sein.

Eigentlich war sie stolz, nicht zu den störrischen und prüden Weibern zu gehören, denn die gingen oft allein durchs Leben. Das wollte sie nicht. Sie wollte geliebt werden. Dafür war sie bereit, zu investieren. Nur als Schlampe wollte sie nicht gelten, denn sie war sehr treu. In ihren Beziehungen, wenn man sie denn so nennen konnte, hatten immer die Männer Schluss gemacht.

Aber sie wollte sich nicht mehr ausnutzen lassen. Zu dem Entschluss war sie nach reiflicher Überlegung gekommen.

Deshalb wollte sie jetzt kämpfen.

Kämpfen für die wahre Liebe. Eine Beziehung voller Respekt und Vertrauen, in der sich die Partner gegenseitig Halt gaben und wertschätzten. So, wie sie es von ihren Eltern kannte und bei ihren Freundinnen sah. Doch war es für Oskar und sie zu spät? War es nie etwas Ernstes gewesen?

Wenn sie ihrem Traumprinzen bisher auch nicht begegnet war, so hatte sie die Hoffnung immer noch nicht ganz begraben. Sie glaubte, dass er eines Tages da sein würde, um sie zu retten. An was sollte man sich auch sonst klammern? Der Richtige würde ihr Sicherheit und Geborgenheit schenken in dieser kalten, egoistischen Welt. Der Richtige würde sie liebevoll führen, sie beschützen und fördern. Ihre Liebe würde aufblühen wie eine Blume.

Das war ihr Traum und den wollte sie sich nicht nehmen lassen. Doch wenn sie auch sonst unsicher war, so war ihr doch klar, dass es ohne ein Minimum an Selbstachtung kaum klappen würde. Das kramte sie nun verzweifelt hervor, als ihr bewusst wurde, dass sie jetzt herausfinden musste, ob es sich lohnte, um Oskar zu kämpfen.

»Warum bist du so?«, fragte sie und versuchte, sich dem Klammergriff zu entziehen. »Ich gebe mir so viel Mühe«.

Oskar ließ los. »Kapier endlich, dass mich diese dämlichen Moralvorstellungen langweilen … Du langweilst mich. Und dein Gefasel von Liebe ist das Letzte«, fauchte er.

Dämliche Moralvorstellungen? Das war Treue für Oskar? Tränen stiegen hoch und sie konnte sie nicht unterdrücken. Heiß rann eine über ihre Wange. »Ich versteh nicht warum. Ich bin doch nicht Prüde?«

Oskar fuchtelte mit den Armen. »Jetzt heult sie auch noch!«, entfuhr es ihm ungeduldig. »Ist das deine angebliche Liebe? Ich nenne es emotionale Erpressung. Jetzt stell dich einfach nicht so an und dann werden wir ja sehen, ob ich heute noch Lust auf dich habe. Wenn nicht, dann war’s das.«

Ela bekam kaum noch Luft. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Warum hatte er sie ausgerechnet hierhin mitgenommen, wenn er doch genug von ihr hatte? Wollte er sie noch quälen?

Sie fühlte sich in der Falle, obwohl sie im Grunde gehen könnte. Aber Oskar kannte sie leider zu genau und spielte mit ihren Ängsten. Ohne Liebhaber fühlte sie sich schutzlos und einsam. Sie brauchte einen Fels in der Brandung, der ihr Kraft, Halt und Zuversicht gab. Jemand mit dem Selbstbewusstsein, das sie selber nicht hatte.

Sie wusste, Oskar manipulierte sie gerade. Er wollte, dass sie sich mit ihm hier ins Getümmel stürzte. Das war für ihn eine Kleinigkeit, denn ständig forderte er einen Seelenstriptease von ihr. Er selbst dagegen blieb verschlossen. Vielleicht meinte er das ja alles gar nicht so und sie brauchte jetzt nur etwas Verständnis und Geduld. Ela atmete tief durch.

Zwar waren ihre Hoffnungen auf eine echte Beziehung gerade einmal wieder zurechtgestutzt worden, doch sie wollte es nicht wahrhaben. Auf keinen Fall wollte sie wieder Single sein – zerbrechlich und einsam. Dann würde sie zwangsläufig wieder in Depressionen versinken. Das war noch schlimmer, denn die Suche nach einem neuen Partner kostete Kraft und schürte Ängste.

»Ich … Ich werde mir Mühe geben, okay?«

Oskar wirkte versöhnlicher. »Was willst du trinken? Einen Cocktail?«

Ela nickte. Ein wenig Alkohol würde sicher helfen, zu entspannen und die Sache hier etwas lockerer zu sehen.

Er bestellte ihr einen Long Island Iced Tea und für sich ein Bier. Ela wusste, dass es ein sehr starker Cocktail war, sagte aber nichts. Viel half hoffentlich viel. Sie lächelte verkrampft. Oskar wandte sich ab und würdigte sie keines Blickes, denn eine Frau forderte offensiv seine Aufmerksamkeit.

Elas Rivalin sah verlebt, aber gepflegt aus und war reichlich dick geschminkt. Sie machte keinen Hehl aus dem, was sie wollte. Schon nach kurzer Zeit ließ Oskar sein Bier stehen und sich von der fremden Frau mitziehen. Er drehte sich nicht um, forderte sie nicht auf mitzukommen, sondern ließ sie einfach stehen.

Sofort fing Ela an, trotz der Wärme des Alkohols zu frösteln. Sie fühlte sich noch schutzloser als beim Hereinkommen. Verzweifelt saugte sie an ihrem Cocktail und überlegte, ob sie den Club nicht besser verlassen sollte. Doch hatte sie nicht gerade eben beschlossen, um Oskar zu kämpfen? Würde sie jetzt gehen, dann wären Oskar und sie als Paar Geschichte und sie wieder Single. Die Vorstellung ließ sie um Luft ringen.

»Na, ganz allein hier?«

Ela schüttelte den Kopf und schickte den Blick in die Richtung, aus der die dunkle Stimme kam. Ihr stockte der Atem. Der Mann war höllisch attraktiv und musterte sie durchdringend mit seinen braunen Augen. Das freundliche Lächeln konnte sie nicht wirklich beruhigen, denn er hatte eine verteufelt männliche Ausstrahlung. Sein enges Shirt verriet einen perfekt trainierten Körper, die Narbe, die auf der Wange seines kantigen Gesichts prangte, gab ihm eine raubeinige Ausstrahlung.

So einer ist bestimmt ein guter Beschützer, schoss es ihr durch den Kopf. Und er roch auch noch verdammt gut. Betört von seiner Erscheinung fiel es ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Nervös zog sie den Rest ihres Cocktails durch den Strohhalm.

»Ich heiße Mario und du?«

»Nenn mich Ela«, krächzte sie schüchtern.

»Manuela? Magst du diesen Namen nicht?«

»Nein. So nennt man mich nur, wenn …«

»Ist auch egal. Du machst den Eindruck, als ob du dich hier nicht so wohlfühlst. Wo ist denn dein Partner?«

Sie zuckte mit den Schultern und versuchte verzweifelt, die erneut aufsteigenden Gefühle zu unterdrücken.

»Ach du je!«, sagte Mario und verwischte die einzelne Träne, die es bis auf ihre Wange geschafft hatte. »Darf ich dir noch einen Cocktail spendieren? Was hattest du? Long Island Iced Tea?«

Ela atmete tief durch, bevor sie nickte. Es war ihr peinlich, vor dem Fremden Gefühle zu zeigen, doch er ging charmant darüber hinweg.

»Ich hoffe, du hältst mich nicht für neugierig, aber ich habe da eine Frage: Hast du keinen Spaß am Sex?«

Sie merkte bereits den Alkohol, als sie »Doch eigentlich schon« antwortete.

»Und warum wirkst du dann so unglücklich?«, fragte er, während er ihr den neuen Cocktail zuschob.

»Ich hatte mir irgendwie … mehr …«

Die Augenbrauen des Fremden hoben sich. »Mehr von dem Typen versprochen, mit dem du hierhergekommen bist?«

Sie presste die Lippen aufeinander und nickte.

»Also, ich kann ihn auch nicht verstehen, wenn du mir diese Bemerkung erlaubst«, sagte er und streichelte ihre Wange.

»Ich bin nicht prüde«, stammelte sie.

»Hat er das gesagt?«, fragte Mario mit aufmerksamem Blick und nahm einen Schluck von seinem Bier.

Ela brachte nur ein Nicken hervor und ließ den Kopf danach hängen.

Mario legte den Zeigefinger unter ihr Kinn und hob es. »Das kann ich mir auch nicht vorstellen. Ich denke, du bist schüchtern. Du brauchst jemand, der dir erzählt, was für eine aufregende Frau du bist.«

Seine Worte brachten sie zum Schlucken.

»Ich schätze, das werde ich übernehmen müssen. Zumindest für heute Abend«, murmelte er und zog sie für einen Kuss zu sich heran.

Widerstandslos ließ sie sich das gefallen und vergaß blitzartig Oskar und alles andere um sich herum. Mario sah nicht nur gut aus, er konnte auch noch wahnsinnig gut küssen. Ihr wurde schwindelig, als er sie leidenschaftlich an sich drückte und sie seine Erregung spüren ließ. Oder war das die Wirkung des Alkohols?

Egal, was es war. Schmetterlinge flatterten wild in ihrem Bauch und erzeugten Hitze in ihrem Unterleib. Hungrig wühlte sich seine Zunge durch ihren Mund, den sie ihm hingebungsvoll überließ. Wie konnte das nur sein? Eben hatte sie noch Oskar hinterhergeweint.

»Prüde bist du bestimmt nicht«, sagte Mario, als er sich wieder von ihr löste. »Du bist eine tolle Frau. Ich wünschte, ich hätte so eine tolle Freundin wie dich.«

»Du hast keine Freundin?«, entfuhr es ihr überrascht.

»Nein, ich bin immer noch auf der Suche nach der Richtigen. Schätze, meine Ansprüche sind zu hoch«, sagte er und nahm einen Schluck von seinem Bier.

Was sollte sie darauf antworten? Ela lächelte unsicher. Das Warum brannte ihr auf der Zunge, aber sie traute sich nicht zu fragen.

»Es liegt wohl daran, dass ich neben einem passablen Äußeren auch noch außergewöhnliche Hingabe verlange. Sie soll nicht nur meine körperlichen Bedürfnisse befriedigen, sondern sich ganz auf mich einlassen. Loyalität ist mir sehr wichtig«, erklärte er ungefragt.

Ela nickte. »Ja, das finde ich auch unheimlich wichtig«, brachte sie überraschenderweise hervor.

»So schätze ich dich auch ein. Verzeih mir, aber dein Freund ist ein Idiot. Ich suche schon lange eine Frau wie dich, die nicht so verlogene Moralvorstellungen hat.«

Woher wollte er das wissen? Sie lächelte unsicher und nahm einen großen Schluck von dem neuen Cocktail.

»Dein Kuss verrät vieles. Und ich finde es toll, dass du mitgekommen bist, obwohl das hier nicht gerade dein Wohnzimmer ist«, erklärte Mario.

»Na ja«, stammelte sie.

»Weißt du, ich suche schon lange nach einer Partnerin, mit der ich eine Familie gründen kann. Ich habe diese Oberflächlichkeiten satt. Gleichzeitig wünsche ich mir eine leidenschaftliche Frau, trotzdem soll sie mir treu ergeben sein und einfach alles für mich tun. Im Gegenzug bekäme sie auch alles von mir – falls sie auch eine Familie will – versteht sich. Mir ist klar, dass das eigentlich Gegensätze sind. Ziemlich hohe Hürden, nicht wahr?«

»Vielleicht, aber für mich nicht. Ich finde diese Sachen auch sehr wichtig, damit es wirklich funktionieren kann«, stimmte sie eifrig zu und beneidete insgeheim die Frau, die diesen tollen Mann irgendwann bekommen würde. Sie starrte auf den schön geschwungenen Mund, während er redete und sich seine Traumfamilie in den schönsten Farben ausmalte. Deshalb konnte sie ihr Glück kaum fassen, als er noch einmal zu einem leidenschaftlichen Kuss ansetzte.

Diesmal war er mutiger und packte ihren nackten Hintern. In Elas Unterleib zog es verlangend. Lag es am Alkohol oder an dem enthemmten Umfeld? Sie hatte auf einmal wahnsinnige Lust, mit diesem Mann zu schlafen.

Mario griff in ihr Haar, die andere Hand packte ihr Kinn. So ähnlich, wie es eben schon Oskar getan hatte, nur nicht ganz so derb. Eigentlich mochte sie diese dominanten Gesten. Sie liebte Männer, die wussten, was sie wollten. Ela nahm etwas von seinem männlichen Geruch wahr – er war wahnsinnig aufregend. Ihr Unterleib prickelte, als Mario mit seinem Daumen über ihre Lippen strich und ihn ihr in den Mund steckte. Gefügig umschloss sie den Finger mit ihren Lippen und saugte daran.

»Oha, was hast du dir denn da für ein Häschen aufgegabelt?«, tönte auf einmal eine unbekannte Stimme von der Seite. »Darf ich auch mal?«

Mario sah zu dem feisten schwarzhaarigen Mann. »Finger weg! Diese Frau ist etwas ganz Besonderes und nicht für deine schmutzigen Fantasien bestimmt.«

»Die Kleine gefällt mir«, sagte der Mann, dem die Augen fast aus den Höhlen fielen.

»Und mir erst. Ich wollte, sie gehörte mir.«

Ela stockte der Atem. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie der fiese Schwarzhaarige sie lüstern ansah und seinen Atem in einem Stoß entließ. Seine Bierfahne wehte zu ihr herüber.

Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit. Sie spürte den Puls in ihren Schläfen pochen.

»Tu mir einen Gefallen und such dir eine von den blonden Schlampen, auf die du so stehst. Ich unterhalte mich mit dieser Süßen hier«, grummelte Mario.

»Ich entschuldige mich für das Benehmen meines Freundes«, ergänzte er an Ela gewandt.

Der Mann lächelte schief, während er die Barkeeper heranwinkte. »Schon klar. Hat er dir eigentlich schon von seinen Vorlieben erzählt?«, feixte er.

Vorlieben? Was wurde das hier? Ela kaute auf ihrer Unterlippe.

»Hör auf! Was soll die Süße von dir denken?«, fauchte Mario.

»Eine Frau, die nicht ordentlich blasen kann, hat bei Mario keine Chance«, verriet er augenzwinkernd.

Ela lächelte schüchtern. Damit konnte sie punkten. Blasen mochte sie. Vor allem liebte sie es, dass die Männer es liebten. Und sie wusste, dass viele Frauen diese Praktik nicht mochten.

»Was denkst du von ihr? Sie ist ein anständiges Mädchen und ihrem Partner treu«, verteidigte Mario sie.

Fast war sie enttäuscht, dass Mario anscheinend nicht noch mehr von ihr wollte, und sehnte sich nach einem neuen Kuss.

»Jetzt will ich es aber trotzdem wissen. Magst du denn Oralsex?«, fragte Mario neugierig.

Ela biss sich auf die Unterlippe und nickte.

»Verdammt. Dein Kerl hat so unverschämtes Glück«, entfuhr es Mario.

Erst dadurch wurde Ela klar, dass sie keinen Gedanken mehr an Oskar verschwendet hatte. War das wirklich Liebe, wenn sie ihn so schnell vergessen konnte? Suchend blickte sie sich um. Er war nicht weit, tummelte sich auf der Liegewiese beim Gruppensex. Ela schluckte.

»Er hat deine Loyalität gar nicht verdient«, raunte Mario ihr dunkel ins Ohr und verschaffte ihr damit eine Gänsehaut, die ihr den Rücken hinab bis in den Unterleib lief.

Mario zog sie so an sich, dass sie sich mit dem Rücken an seine breite Brust lehnen konnte. Ela schloss dankbar die Augen und ließ sich einen Moment treiben. Mario war wie ein Traum im Albtraum – wie ein Licht in der Dunkelheit – wie ein heller Schimmer in der Hoffnungslosigkeit. In diesem Moment wünschte sie sich nichts mehr, als ihn, so einen starken, tollen Mann, zum Freund zu haben. Das wäre einer, den man auch vorzeigen könnte. Sofern man seinen schmierigen Freund nicht mitnehmen musste.

»Ich glaube, es ist vorbei«, murmelte sie traurig. »Ich langweile ihn.«

»Tatsächlich? Er will keine Familie, oder?«

»Nein.«

»Ansonsten hätte er doch alles, was man sich nur wünschen kann.«

Was sollte sie darauf antworten? Ela schluckte den Kloß im Hals herunter.

Mario drehte sie herum und sah ihr in die Augen, bevor er sie zärtlich küsste. Fast hatte Ela das Gefühl, dass er es ernst mit ihr meinte. Aber das konnte doch nicht sein, oder? So schnell?

Aus dem Augenwinkel sah sie während des Kusses, dass Oskar den Club mit zwei Frauen im Arm verließ. Sie verspürte absolut kein Verlangen, ihm hinterherzulaufen. Sie küsste hier einen viel tolleren Mann. Einen, mit dem sie Wünsche, Erwartungen und Werte teilte. Sie würde schon irgendwie allein nach Hause kommen.

Mario musterte sie unverhohlen, nachdem er sich vom Kuss gelöst hatte. »Du bist die beste Küsserin und die tollste Frau, die ich je getroffen habe. Vergiss deinen Typen und geh mit mir.«

»Er ist gerade eben gegangen«, krächzte Ela leise.

»Und? Krieg ich jetzt eine Chance?«

Ela wusste vor Verlegenheit nicht wohin mit sich.

»Was ist? Magst du mich nicht? Was stimmt nicht mit mir, dass ich nie die bekomme, die ich will?«

Sie schluckte. »Mit dir stimmt alles.« Es war sogar fast zu schön, um wahr zu sein.

»Meinst du, du kommst nicht so schnell über deinen Kerl hinweg? Ich kann warten. Für meine Traumfrau mache ich das.«

Wow! Aber konnte man dem trauen? Was, wenn auch er ihr nur etwas vormachte?

»Bitte, gib mir eine Chance«, bettelte er. »Wir können uns Zeit lassen … oder in die Vollen gehen, ganz wie du willst. Du weißt ja, ich mag leidenschaftliche Frauen. Ich denke niemals schlecht über sie und über dich schon gar nicht.«

Wieder konnte sich Ela nur zu einem Lächeln hinreißen. Hier lockte das pure Abenteuer. Ein Mann, der sie körperlich anzog wie kaum einer zuvor. Aber gleichzeitig auch einer, der dieselben Wünsche und Lebensziele wie sie hatte – wenn er ihr nicht etwas vorlog. Aber daran wollte sie jetzt nicht denken. Sie wollte sich nicht selbst ihrer letzten Illusionen berauben. Wie ehrlich er war, konnte man doch nur herausfinden, indem man sich ganz auf ihn einließ. Das hatte er ja schon verraten.

»Komm, zeig mir, wie du bläst«, flüsterte Mario ihr ins Ohr und knabberte sanft daran. Heiße Schauer liefen ihren Rücken hinunter.

Ohne Abneigung zu verspüren, ging sie vor dem starken Mann in die Knie und blickte zu ihm hoch. Mario grinste zufrieden. Er war so verdammt gut aussehend. Sein Lächeln strotzte nur so vor Selbstbewusstsein und Energie. Es ging ihr durch und durch, als sie ihre Blicke tauschten.

»Nun fang schon an«, forderte er sanft lächelnd.

Ela starrte auf Marios Lenden. Alle Männer im Club trugen T-Shirts und Boxershorts. Eine dicke Beule gab die Sicht durch den Schlitz auf die Schambehaarung frei. Sie fasste in den Gummibund, um die Unterhose herunterzuschieben.

Vorfreude machte sich breit.

Sie würde jetzt alles geben, um diesem atemberaubenden Mann zu gefallen.

Es war okay. Sie fühlte sich nicht nur sicher, sondern sogar aufgehoben.

Wenn sie es jetzt gut machte, hatte sie nicht nur einen neuen Liebhaber, sondern auch einen, um den sie beneidet werden würde. Eine neue Chance auf Glück. Diesmal würde sie es nicht vermasseln, weil sie nicht genügend Hingabe zeigte. Sie würde alles für ihn tun – solange er sie mit Respekt behandelte.

Sonst würde sie gehen.

Schließlich war sie ein freier Mensch.

Sie konzentrierte sich ganz auf ihre Aufgabe. Nur am Rand nahm sie wahr, wie auch Marios Begleiter seine Erregung freilegte und anfing, sich zu reiben …




Kapitel 1 Ein Traum wird wahr


Ela las die Nachricht auf ihrem Handy und ihr Herz machte Purzelbäume vor Glück.


Wann hast du Mittagspause? Ich hole dich ab!

Mario


Wie konnte es sein, dass sie so eine kurze Meldung aus der Fassung brachte?

Zugegeben, er hatte sich gestern Abend im Swinger Club als sympathischer Mann erwiesen, der keinen Hehl daraus machte, dass sie ihm gefiel. Und jetzt meldete er sich gleich am nächsten Tag bei ihr? War es wirklich das ersehnte gute Zeichen, dass sich zwischen ihnen etwas Ernsthaftes entwickelte?

Ela konnte es kaum glauben. Immerhin war sie gestern Abend nicht ganz nüchtern gewesen. Sie schüttelte den Kopf und versuchte, ihre Gefühle wieder einzufangen. So schnell konnte das alles doch gar nicht gehen.


Von zwölf bis halb eins, schrieb sie dennoch zurück.


Alles klar. Bis gleich. Kam Marios Antwort.


»Was ist das hier!«, erklang es so scharf, dass Ela zusammenzuckte. »Hatte ich nicht gesagt, dass die Handys im Spind bleiben sollen?« Frau Schmidt, die Abteilungsleiterin des Supermarktes, sah sie böse an. Eine tiefe Zornesfalte, die sich eigentlich nie richtig glättete, stand zwischen ihren Augenbrauen. Die blutleeren Lippen waren so fest zusammengekniffen, dass nichts mehr von ihnen zu sehen war.

Ela schluckte. »Ich muss für die Schule erreichbar sein. Meine Eltern sind noch im Urlaub und können nicht einspringen«, verteidigte sich heiser.

»So, und da schreiben Sie der Schule einfach zurück, statt dort anzurufen? Wollen Sie mich verarschen?!«, fauchte sie.

Ela schnappte nach Luft, ihre Kehle schwoll zu.

»Soll ich das kontrollieren?«, fragte Frau Schmidt und winkte mit den Fingern nach dem Smartphone.

Ela schüttelte den Kopf.

»Wenn Sie wenigstens schon was geschafft hätten, aber Sie sind die Langsamste hier in der Gruppe. Alle anderen arbeiten für Sie mit.«

Ihre Chefin hatte recht. Zu oft war sie abgelenkt. Schuldbewusst senkte sie den Blick.

»Entschuldigen Sie, es kommt nicht wieder vor. Aber ich muss das Handy behalten … bitte. Nur bis morgen, bis meine Eltern aus dem Urlaub zurück sind.«

Frau Schmidt rollte eine Palette mit neuer Ware vor ihre Nase. »Das muss noch eingeräumt werden, aber zackig. Es ist unmöglich, dass ich Ihnen das Zeug auch noch hinterhertragen muss. Und wagen Sie es nicht, zwischendurch eine Zigarettenpause zu machen. Dann haben Sie die zweite Abmahnung, noch bevor der Glimmstängel ausgedrückt ist.«

»Natürlich. Entschuldigen Sie noch mal.«

»Hören Sie auf zu schwatzen und fangen Sie endlich an.«

Ela nickte und legte sich ins Zeug. Sie konnte keine weitere Abmahnung gebrauchen, denn es war schwer, einen halbwegs vernünftigen Teilzeitjob zu bekommen. Den brauchte sie, um etwas unabhängiger von ihren Eltern zu sein und noch genügend Zeit für ihre Tochter zu haben.

Nachdenklich räumte sie die Palette leer. Ihre Eltern hätten es am liebsten, wenn sie ihr mühsam erkämpftes Abitur nutzen und studieren würde. So weit war sie aber noch nicht, denn dann müsste sie auch ihr letztes bisschen Unabhängigkeit opfern, das sie mit ihrem Einkommen hatte.

Ihre Gedanken kamen immer wieder zu demselben Schluss. Ein Studium, die Prüfungen und ein qualifizierter Job – dafür müsste sie praktisch ihr Leben aufgeben, wenn ihre Tochter nicht zu kurz kommen sollte. Andererseits konnte sie ja auch nicht bis ans Lebensende hier bleiben und womöglich selbst eine Sklaventreiberin werden wie ihre Chefin.

Ela wagte es nicht mehr, bis zur Mittagspause eine Zigarette zu rauchen. Deswegen war die Gier groß. Sie steckte sich sofort eine an, sobald sie aus dem Gebäude trat. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Mario schon auf sie wartete.

Bei seinem Anblick wollte ihr Herz fast aus dem Brustkorb springen. Tausende von Schmetterlingen flatterten durch ihren Bauch, während sie freudig auf ihn zulief. Ihr kam es so vor, als sei Mario seit dem letzten Treffen noch schöner geworden. Glücklich strahlte sie ihn an, doch ihr Lächeln erstarb, als sie den strengen Zug um seinen Mund entdeckte.

»Mach sofort das Scheißding aus«, brummte Mario.

Ela stutzte, bis sie kapierte, dass er die Zigarette meinte. Hastig entfernte sie die Glut und hielt die Kippe unschlüssig in der Hand.

»Schmeiß es weg, Mann!«

»Das geht hier nicht. Wenn das einer sieht, bekomme ich Schwierigkeiten.«

»Und wenn du das stinkige Teil in meinen Mülleimer schmeißt, bekommst du mit mir Schwierigkeiten. Such’s dir aus.«

»Entschuldige … ja, klar«, erwiderte sie eilig und legte die Kippe in ihre Zigarettenschachtel.

»Tut mir leid, aber ich ekle mich vor Tabakrauch«, sagte Mario etwas milder und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Bah, das stinkt.«

»Sorry«, hauchte sie. Und war froh, dass im Club das Rauchen verboten war. Womöglich hätte sie Mario sonst nie kennengelernt.

Er streckte ihr versöhnlich seinen Arm entgegen. »Komm«.

Vertrauensvoll legte sie ihre schmale Hand in seine und ließ sich führen.

Als Ela das erste Mal Marios Reich betrat, staunte sie nicht schlecht. Die Wohnung lag genau gegenüber von ihrer Arbeitsstelle. Ob er beobachtet hatte, wie sie öfter von Oskar nach der Arbeit abgeholt wurde? Aber das wäre ja sehr seltsam, wo sie sich doch im Club kennengelernt hatten. Sie schob den Gedanken weg und wagte nicht, danach zu fragen – vielleicht später … irgendwann einmal.

Marios Wohnung war ein Loft mit glänzendem Steinboden und weiß gestrichenen Wänden. Viel glänzendes Chrom ließ sie zwar hell, aber kalt wirken. Wie in den amerikanischen Wohnungen stand man sofort im weitläufigen Wohnzimmer, das alles, außer der Küchenzeile, beinhaltete. Ein paar Türen gingen davon ab und sie fragte sich, was sich dahinter verbarg.

Die Möblierung wirkte edel. Eine riesige Sitzlandschaft, vor einem noch riesigeren Flatscreen an der Wand, prägte das Bild. Ela ließ bewundernd ihren Blick schweifen.

»Möchtest du einen Kaffee?« Es hallte, als Mario redete.

»Das wäre toll, danke.«

»Schwarz?« Er ging mit klackenden Schritten über glänzende, mit glitzernden Sprenkeln versehene, Fliesen, zum Kaffeeautomaten neben der Sitzgruppe.

»Danke, ja.«

»Setz dich, mein Mäuschen«, forderte er sie auf.

Durch Ela rollte eine Woge des Glücks. Er hatte ihr jetzt schon einen Kosenamen gegeben. Das entwickelte sich gut!

»Danke«, antwortete Ela und folgte.

Die weißen Sitzmöbel fühlten sich kalt an, waren aber dick gepolstert und so tief, dass sie sich nicht richtig anlehnen konnte. Unsicher platzierte sie sich auf der Kante.

»Komm doch ein bisschen näher«, forderte Mario sie auf und schob beiläufig den Laptop weiter nach hinten, nachdem er ihn zugeklappt hatte. Es schepperte ein wenig, als er die beiden Tassen auf den Glastisch vor ihnen stellte.

Sein mächtiger Körper sank in die weiche Sitzfläche und ließ sie etwas schaukeln, als er sich setzte.

Ela rückte zu ihm und Mario legte den Arm um sie. Sie kuschelte sich an den warmen Männerkörper, es fühlte sich einfach nur fantastisch an.

»Weißt du, als ich dich gestern gesehen habe, hat es mich ganz schön aus dem Konzept gebracht. Ich dachte einfach nur wow«, gestand er.

Sie wagte es kaum, ihn anzusehen, lächelte aber glücklich. Wieder erschien ihr alles nur wie ein Traum. Ein schöner – hoffentlich nicht zu schön, um wahr zu sein.

»Ich meine … Kennst du das? Du siehst jemanden und weißt sofort, das ist ein ganz besonderer Mensch?«, fuhr er fort.

»Ja«, hauchte sie und erinnerte sich an seinen Anblick gestern. »So ging es mir auch.«

Mario lächelte sie an. »Weißt du eigentlich, wie glücklich du mich mit diesen Worten machst? Ich dachte: Die ist es.«

Ela unterdrückte Tränen der Rührung. »Ich fand dich auch gleich toll.«

Mario strich ihr übers Haar, streichelte die Wange mit seinem Handrücken und landete mit dem Zeigefinger auf ihren Lippen. »Schade, dass du geraucht hast, sonst würde ich dich jetzt küssen.«

»Es tut mir leid«, flüsterte sie, nachdem er den Finger wieder entfernt hatte.

»Mir auch.«

»Ich lass es. Für dich werde ich damit aufhören«, bot sie an und nahm eilig einen Schluck Kaffee, damit der Geschmack verschwand. Wie konnte sie nur so ekelhafte Angewohnheiten haben? Sie schämte sich.

»Für heute ist es wohl zu spät, denn der Geschmack ist hartnäckig. Es ist, als leckt man einen Aschenbecher aus«, behauptete er, während er auch einen Schluck Kaffee nahm.

Das Atmen fiel ihr schwer. Wie abgestoßen war er nur? Sie durfte sich keine Fehler mehr erlauben. »Tut mir leid. Wenn ich es gewusst hätte …«

»Egal. Konntest du nicht wissen.«

»Ich werde damit aufhören. Ich brauche es nicht.«

»Okay. Das würde mich echt freuen und deine Lungen auch. Als Sportler weiß ich, wovon ich rede.«

Ela nickte. Er hatte ja recht. Sie hatte damals mit dem Rauchen angefangen, um vor ihren damaligen ›Freundinnen‹ erwachsener und furchtloser zu wirken. Sie wollte als Bad Girl gesehen werden. Niemand sollte wissen, wie weit sie in Wahrheit davon entfernt war. Doch die Nikotinsucht war fatal. Gleich nach der Schwangerschaft fing sie wieder an. Das ärgerte sie am meisten, denn die Sache ging ganz schön ins knappe Geld.

»Ich wollte schon lange aufhören, mir fehlte nur der richtige … Kick«, versicherte sie.

»Na, den Arschtritt hast du ja jetzt«, erwiderte Mario grinsend. »Und damit du noch besser motiviert bist, verspreche ich, dass ich dich erst küssen werde, wenn du richtig davon runter bist.«

Ela nickte. »Danke.«

»Keine Ursache.«

Sie sah ihn dankbar an und musste schlucken, als er mit den Fingern durch ihr Haar streifte.

»Du hast echt Eindruck auf mich gemacht. Schon gestern Nacht hast du mir gefehlt«, schwärmte er und streichelte ihre Wange.

Ela sah ihn verzaubert an. »Ich konnte nach der Begegnung auch nicht richtig schlafen.«

»Ich muss schon den ganzen Vormittag an dich denken. Du bist so schön. Heute kommst du mir sogar noch schöner vor. Zeigst du mir noch einmal deine ganze Schönheit?«

»Wie meinst du das?«

»Na ja, gestern warst du ja noch eingepackt. Nicht dass es nicht sexy war, aber ich würde schon gerne sehen, wie du wirklich aussiehst.«

»Ich soll mich ausziehen?«

»Ja. Ich mag es, wenn eine Frau nackt vor mir steht. Sie zeigt mir damit, wie sehr sie mir vertraut. Ich brauche das Gefühl, dass meine Frau alles für mich tun würde. Denn ich tue dann auch alles für diese Frau. Leider gibt es nicht viele, die genug Vertrauen für so was haben.«

Elas Herz sprang fast aus der Brust.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Alica H. White
Bildmaterialien: Coverbilder: shutterstock_1628660488, Skyline: Pixabay (Florian Lenz), Rest: Freepick
Cover: Michaela Feitsch
Lektorat: Kooky Rooster
Korrektorat: Kooky Rooster
Tag der Veröffentlichung: 19.11.2020
ISBN: 978-3-7487-8101-1

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle, die an die große Liebe glauben.

Nächste Seite
Seite 1 /