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PROLOG

Die Veränderung erfasste den ganzen Kosmos. Sie beeinflußte alle Universen und geschah ... spontan. Nichts und niemand bemerkte den Wechsel - zunächst jedenfalls nicht. Erst als die Antriebe der Raumschiffe versagten und die restliche Technik, da wurde das Geschehen greifbar. Aber die Veränderungen waren selektiv. Menschen und Zeitabläufe blieben weitgehend unverändert. Da war nur eine Sache ... Es existierten Aufzeichnungen von mächtigen außerirdischen Wesen wie z.B. den Kosmogonikern, den Northegoniern, den Ostartu u.a. Superwesen mit Fähigkeiten weit jenseits der Menschen. Irgendwie erinnerte man sich an sie wie an Wesen aus Mythen und Legenden aus grauer Vorzeit...Was mit ihnen geschehen war oder wo sie hin waren ? Niemand wußte es. Sie waren einfach weg. Überhaupt war die Menschheit allein und isoliert. Das Reich der Sterne war in praktisch unerreichbare Ferne gerückt. Technologie mußte entweder neu entwickelt oder altbekannte wiederentdeckt werden. Über die Ursache dieser universellen Änderung konnte man nur spekulieren; es mochte mehr als nur eine Antwort geben: spontane Symmetriebrechung, Phasenwechsel, Vakuumfluktuationen oder einen makroskopischen Tunneleffekt in einen energieärmeren Vakuumzustand ? Wer weiß ? Alles was blieb, war, sich anzupassen an die neuen Naturgesetze, wollte man leben und überleben.Doch damit nicht genug der Probleme - da war noch dieses unheimliche sternengroße Ding in einigen Lichtjahren Entfernung...

Das Rätsel

"Na schön, was wissen wir über dieses Ding ?", stellte Andersson die Frage in den Raum, die Bethe beantwortete: "Chandra hat uns Daten im gesamten Spektrum geliefert, allerdings hat uns das nicht viel weitergebracht, da die Albedo von diesem Körper sehr gering ist. Daraus würde ich schließen, das die Oberfläche hauptsächlich aus Kohlenstoff besteht, allerdings ..."Carter protestierte: "Aber Bethe, bei allem Respekt ! Das ist doch Blödsinn ! Dieses Ding hat etwa Sonnengröße und seine Geschwindigkeit ist relativistisch, da kann es doch nicht aus Kohlenstoff bestehen !"Andersson unterbrach: "Was uns zum nächsten Rätsel führt. Ich denke, wir können es als gesichert annehmen, daß dieses Objekt aufgrund seiner Geschwindigkeit eine eigenständige Bahn hat und somit eine Art Raumschiff darstellt, wenn es auch zugegebenermaßen gigantisch ist."Carter äußerte sich skeptisch: "Wenn wir diese Annahme machen wollen...""Irgendwelche Annahmen müssen wir doch machen oder nicht ?", empörte sich Bethe, "und selbst wenn wir uns irren sollten, dann würde ich das auch nicht als Fehlschlag sehen !""Um noch mal auf das elektromagnetische Spektrum zurückzukommen ... wurde noch irgendwas abgestrahlt ? Neutrinos, Gravitonen oder sonstiges ?"Andersson mußt Carter enttäuschen: "Nein, nichts. Das Ding ist tot, absolut still. Wir konnten auch keine Rotation messen. Bis auf die Eigenbewegung haben wir keine verläßlichen Daten. Ich frage mich, wo der Antrieb steckt ?""Tja, dann könnten wir einige Rückschlüsse ziehen, z.B. welche Technologie verwendet wird, wie groß der Schub ist, selbst die Masse ließe sich abschätzen."Während Andersson und Bethe weiterhin versuchten, die Situation auszuwerten, wobei ihnen deutlcih die Sorgenfalten zu Gesicht standen, erhielt Carter eine Videobotschaft auf sein Armband, in der eine Nachricht übermittelt wrude. Vielleicht würde sie Licht ins Dunkel bringen ?Andersson strich sich über die Stirn: "Rekapitulieren wir: dieses Ding hat etwa Sonnengröße und ich vermute, daß die Masse ähnlich dimensioniert ist. Seine Geschwindigkeit ist relativistisch und es sendet keine brauchbaren Signale aus. Hab´ ich was vergessen?"Bethe schüttelte den Kopf: "So sieht´s aus. Der Kurs scheint diesen Körper nach Alpha Centauri zu führen und zwar mit 0,99c. Die Entfernung beträgt derzeit 3 Lichtjahre."Carter unterbrach abrubt die Unterhaltung: "Neuigkeiten ! Das Ding nimmt Kurs auf die Sonne und zwar mit voller Wucht !"Andersson war entsetzt: "Was hat es vor ?"

Zerstörung

"Legat Jittitsch an die Flotte: wir starten in zwei Stunden ! Ich erwarte von allen Unterführern einen vollständigen Startbericht !"Was der Legat damit von den Verbindungsleuten seines Großkampfschiffes erwartete, war eigentlich eine Sauarbeit. Galt es doch, die Bestätigungen von tausenden Schiffen abzuarbeiten !Aber er war nun mal der Legat und außerdem der älteste Sohn der Damar-Dynastie, eines Herrscherhauses, dem ein Imperium von fast 1000 Planeten gehörte, die es sich im Laufe von Jahrhunderten durch Kriege und Okkupationen erobert hatte. Sein Vater, der Gottkaiser Ilraone, der dieses Imperium erschuf, war mittlerweile ein alter Mann, schon mit einem Bein im Grab, versteckt in seinem Palast, der sich wer weiß wo befand, da er permanent Attentaten ausweichen mußte. Vielleicht befand er sich auch auf einem Raumschiff ??"Herrlicher Legat ! Die Flotte ist startbereit !"Jittitsch an alle Schiffe: Manöver Ilraone alpha 01 !"Dieses Manöver war mittlerweile Standard geworden; es fand Anwendnung seit Jahrhunderten und bildete die typische Angriffsformation bei großen Auseinandersetzungen. Dazu bildeten die Schiffe mehrere Angriffswellen, wobei die Großkampfschiffe von den Kleinen flankiert wurden. An den Rändern patroullierten die Kampfjäger, sehr wendig und schnell, aber mit geringer Bewaffnung und leichter Panzerung. Und so stürzten sie sich, groß, erhaben und enorm in ihrer Anzahl, diesem neuen Feind entgegen. Schnell erreichten sie ihr Ziel, das sich ebenfalls der Flotte rasch entgegenstürzte. War der Flug bisher berauschend infolge der Siegesgewißheit, so überwog bei einem Abstand von einigen Millionen Kilometern eine Mischung aus Neugierde und Spannung. Angst war fehl am Platz, da von der Kugel offensichtlich keine Gefahr ausging. Wenn Bedrohung bestand, dann nur in der Größe des fremden Objekts, das stellare Ausmaße besaß. "Ich befehle Manöver Ilraone Omega 01 !". Lässig zurückgelehnt, und die Beine übereinandergeschlagen, nahm er einen Schluck Tee. Auf seinen Befehl hin begaben sich die Schiffe auf diverse Umlaufbahnen.Genugtuung durchstömte ihn; sein Wort war Gesetz ! Später als neuer Gottkaiser sowieso. Nur wenige machten ihm diese Position streitig; früher waren es mehr, aber das war früher...Er ließ nun einige Stunden vergehen, in denen er gespannt auf Reaktionen wartete. Nebenbei überlegte er, was diese Kugel sein könnte, was sie wert war, besonders für ihn, für seinen Aufstieg. Noch hatte keiner etwas über sie in Erfahrung bringen können. Er erinnerte sich auch nicht, schon etwas darüber zu wissen, selbst seinem Vater war sie unbekannt. So blieb nichts anderes als wie gewohnt vorzugehen. Also befahl er die Aktivierung der Waffen. Das Arsenal war ziemlich beeindruckend: Fissionss- und Fusionsprengkörper im Mega- und Gigatonnenbereich mit Raketenantrieben waren ebenso vorhanden wie Laser- und Teilchenwaffen. Schon begann die erste Angriffswelle !Die großen Schiffe entluden ihre tödliche Fracht, während die kleinen auf Gegner warteten, die sie bekämpfen konnten, um so die großen und trägen Schlachtschiffe zu schützen. Nach einigen Stunden endete die unprovozierte Aktion. "Großer Legat ! Aus dem Gegner etnweicht eine Art Gas !""Ja, das sehe ich auch ! Aber warum ? Sind das Ergebnisse unserer Angriffe ? Ist die Kugel beschädigt ?", er dachte laut, dachte sowohl als Kreiger als auch als Forscher. Jetzt trieb ihn die Neugier. "Eine Spektralanalyse !", befahl er der wissenschaftlichen Station. Jittitsch fargte sich, ob das Gas aus dem Inneren kommen könnte, als Folge der Einschläge, die eine Art Kruste durchbrochen hatten.Die Station war ihm zu langsam. " Was ist ? ICH warte !""Nun - das ist seltsam, das Gas widersetzt sich der Analyse. Es entspricht keinen mir bekannten Gasen. Ich vergrößere das Bild."Der Wissenschaftler war mutig, besonders unter diesen Umständen. Er sprach Jittitsch nicht mit seinem vollen Titel an und seine Antwort war eigentlich keine unterwürfige Reaktion, sondern eher ein Selbstgespräch. Jittitsch wollte sich gerade eine Strafe ausdenken; das aktuelle Bild jedoch änderte die Situation schlagartig. Was dort zu sehen war, erinnerte trotz aller Fremdheit an ... Raumschiffe !Es mußten Tausende sein !Fassungsloa und abwesend wies er die Kommunikation an: "Was sehen die anderen Schiffe ?"Die Antwort kam schnell und bestätigte seine Befürchtungen: Die ganze Kugel hüllte sich in "Luft", die alle Details des fremden Körpers verwischte. Jetzt handelte es sich um unvorstellbar viele. Milliarden ? Billiarden ?Es war egal. Seine Flotte war unterlegen. Flucht ? Angriff ?Die Enscheidung wurde ihm abgenommen. Zuerst traf es die großen Schiffe. Angegriffen durch Marschflugkörper und kinetische Waffen erfolgte kurz darauf ihre Zerstörung. An Widerstand war kaum zu denken. Sie kamen von allen Seiten. Sie kamen schnell, lautlos und massiv. Zu viele Ziele, zu starke Angriffe. Der Gegner war nicht auf Verteidigung eingestellt, sondern auf Vernichtung. Jittitschs Flotte war eingehüllt von den fremden Schiffen. Verzweifelt befahl er, alle Energien zu bündeln; den Gegener zu bekämpfen. Es war eine irrationale Entscheidung, sie bedeutete den Tod. Plötzlich meldete sich Ilraone, um sich nach dem Verlauf der Schlacht zu erkundigen. Dabei blickte er seinem Sohn tief und ernst in die Augen."Ja Vater, wir sind siegreich." Jittitsch riß sich zusammen, er unterdrückte Lüge und Schamgefühl um des Stolzes und um der Ehre willen für ihn und für seinen Vater; das war alles worauf es ihm annkam. Alle Kommandanten sahen dasselbe auf ihren Bildschirmen: die Angriffe der Fremden, wie ein Rudel Haie, und die Zerfleischung und Zerstörung der eigenen Schiffe. Jittitschs Befehl war ein Fehler ! Man sollte sich zurückziehen ! Einzig in der Flucht lag eine Überlebenschance ! So kam es denn, daß sich Schiffe von dem Kampfgeschehen abwendeten und versuchten, zu entkommen. Sie feuerten aus allen Rohren, um sich den Weg freizukämpfen. Für die Schiffe an der Peripherie war es knapp, für alle anderen ...Der Großteil der Flotte wurde zerstört ... Wracks ... Detonationen ... Schiffe, die auseinanderbrachen, ineinanderkrachten. Es herrschte Chaos ! Die fremde Übermacht war ebenso überraschend wie erdrückend. Damit hatte er nicht gerechnet. Hatten sich die Feinde zusammengetan ? Aber woher hatten sie diese riesige Kugel ? Wie konnte ihr Bau geheim bleiben ? Jittitsch war abwesend - die Außenwelt gab es nicht mehr. Nur noch ihn und seine Fragen. Sein Vater konnte ihm auch nicht mehr helfen, der Leibarzt hatte ihm seinen Tod kurz nach der ersten - und letzten - Angriffswelle verkündet. Wenigstens konnte er stolz die Augen für immer schließen. Während es rings um ihn brannte, funkte und explodierte, seine Besatzung schrie und starb, saß Jittitsch einsam und allein auf seinem Stuhl. Alles war so unwirklich, wie in einem Traum. Dann nahm er einen Knall wahr. Er stand neben sich und und fühlte sich leicht und warm. Dann schaute er an sich herunter. Sein Körper war offen, seine Organe lagen um ihn herum, genauso wie sein rechter Arm und sein rechtes Bein. Dann begann er zu fliegen. Er verließ das Schiff, sah das Kampfgeschehen immer kleiner werden und erblickte schließlich seinen Vater, der ganz jung war, zu Hause auf der Wiese unter den großen Bäumen. Da waren auch seine Mutter und seine Geschwister. Sie feierten seinen Geburtstag. Welchen ? Es war egal. ES war warm und hell. ES war schön ...

Der Eindringling

Die Fresnelsche Linse war ein relativ junges Bauwerk, welches das innere Sonnensystem dominierte. Aus interstellaren Entfernungen war es leicht auszumachen - kein Wunder beim tausendfachen des Sonnendurchmessers ! Ihre Errichtung war eigentlich nur etwas zeitaufwendig, da an Baumaterial nur ein Planetoid von der Größe wie Phobos benötigt wurde. Ihr Einsatzzweck war vielseitig; hauptsächlich wurden mit ihr Flugkörper bis in den mittleren interstellaren Raum befördert. Segeln war nach vielen Kilojahren wieder in !Mit der Linse wurde auch die "Challenger" befördert - eine Spionagesonde, nicht größer als ein Zuckerwürfel und dank Nanotechnologie mit jeder Menge technischer Raffinessen. Ihr Diamantschirm ließ sich von den Röntgenphotonen mit strammen 100g auf eine hyperbolische Bahn beschleunigen, um der Sonderkommission Informationen zukommen zu lassen, mit denen man endlich handfeste Entscheidungen treffen konnte, mit denen man die Bedrohung einschätzen konnte und die es rechtfertigten, das Ding im schlimmsten Fall mit allen Mitteln zu zerstören. Warum wurde denn auch nicht geantwortet ? Wollte oder konnte die fremde Besatzung nicht ?Die Sphäre war dem gelben Hauptreihenzwerg um einiges näher gekommen. Sie drang mit jedem Tag dichter in die Kometenwolke, jenen Urkörpern aus der Zeitder Entstehung des Sonnensystems."Wenn ich nicht wüßte, daß wir uns mit - wie schnell sind wir jetzt eigentlich ?"Bethe antwortete nach einigem Zögern leicht amüsiert: "So um die 10.000 schätze ich.""Wahnsinnstempo! Dabei fühl ich mich wie an einem lauen Sommerabend daheim auf Ishtar Terra."Carter stimmte zu: "Technik sei dank."Was war geschehen ? Andersson, Bethe und Carter gaben sich nicht mit einer unbemannten Sonde zufrieden. Dafür war ihnen diese Mission zu wichtig. Da bei dieser großen Entfernung zum Eindringling keine Interaktion in Echtzeit möglich war, wollten sie live dabei sein und nicht Ewigkeiten warten, vor allem da die aktuellen Informationen der Challenger-Sonde beim Eintreffen auf der Erde längst veraltet sein würden. Was war also die logische Konsequenz ? Sich selbst an Bord begeben !Aber wie passten 3 ausgewachsene Männer in eine zuckerwürfelgroße VNS ? Sie konnten sich ja nicht hineinquetschen.Nein, das Zauberwort hieß EMULATIONEN - virtuelle Menschen in einem vom Computer generierten Cyberspace, mit völlig eigenen Naturgesetzen, inklusive einem freigestaltbaren Zeitablauf. Anstatt Monate oder Jahre an Bord einer Photonenrakete zuzubringen - dem schnellsten, was den Menschen nach der Veränderung des Universums blieb - ließen sie sich als Uploads in den Rechner der Sonde speichern und genossen so die Zeit bis zur Ankunft am Ziel, der "Doomsday Machine". Das dieses UFO nun diese Bezeichnung erhielt, lag an den Neuigkeiten, die sie erfuhren: die Zerstörung zahlloser Welten und Zivilisationen wie den Oxtronen, den Elgarioniern, den Perloytern, dem Nannga-Reich und dem Klingosischen Imperium, der möglichen Vernichtung von ZU, den Kosmokraten und anderen Posthumanen und der Absorption von Planeten und Sternen - was wohl aber eher ein Gerücht war ? Aber auch an der hartnäckigen Weigerung, auf Kontaktversuche zu reagieren. Schon vor einiger Zeit war Geheimhaltung unmöglich geworden, die Zahl der undichten Stellen wuchs stündlich; hochrangige Eingeweihte warnten ihre Familien und Freunde, empfahlen ihnen, sich in Sicherheit zu bringen, wenn sie nicht gleich selbst das Weite suchten. Panik griff um sich, seit bekannt wurde, welches Zerstörungspotenzial in diesem Ding steckte. War das Gottes Strafe, war das die Zeit des jüngsten Gerichts ? Waren denn Gegenmaßnahmen zwecklos und das Ende nur ohnmächtig und demütig zu erwarten ? Um das herauszufinden, waren sie unterwegs. Die Zeit drängte, falls Abwehrmaßnahmen noch greifen sollten. Mittlerweile erreichte die Spähre den inneren Teil der Oortschen Kometenwolke, die Auswirkungen würden katastrophal für die besiedelten Planeten und Monde werden, trotz der Abwehrmaßnahmen ...Sie würde mit ihren gewaltigen 2 Sonnenmassen viele Kometen aus der Bahn werfen, wie Simulationen zeigten, vor allem, da sie noch gerade so von der Sonne angezogen wurden. So genügten in der Vergangenheit "nahe" Sternenvorbeigänge, um Myriaden von ihnen wie die Mücken aufzuscheuchen und eine große Zahl ins innere Sonnensystem umzulenken. Zusätzlich durchquerte vor 65 Megajahren der Rote Zwerg "Nemisis" bei seinem Perihel die Außenregionen der Oortwolke und war damit der Auslöser des großen Sauriersterbens. Doch dank Jupiter hilet sich der Ansturm seit Gigajahren in Grenzen, denn er lenkte viele von ihnen in für die Erde ungefährliche Bahnen.Aber jetzt - im Vergleich zu diesem Ding waren nahe Sternenvorbeigänge und Nemisis harmlos, denn sie nahm direkten Kurs auf die Sonne und in ihrem Schlepptau würden sich Millionen von Kometen befinden ...Sie war war tatsächich von einer Wolke umhüllt; ein Teil war bereits aufgeschlagen, ein weiterer verblieb in Umlaufbahnen und wieder andere wurden von ihr ins Interstellare geschleudert. Bald darauf bewegte sich das UFO durch den Kuipergürtel. Schon aus der Ferne wirktern ihre Gravitationsräfte auf die schmutzigen Schneebälle ein, packten sie und warfen sie wie Steine in RIchtung Sonne und aucuh hinaus zu den Sternen. Manche würden wiederkommen, wenn auch erst in einigen Megajahren ...Funksprüche erreichten die VNS, darüber, wie sich die Situation entwickelte. Gab es noch Hoffnung ? Einige Opimisten hofften auf ein Wunder oder einen üblen Scherz oder worauf auch immer ...Etwa zu dieser Zeit hatten Tiefraumteleskope erste Oberflächendetails erkundet und Kometen und Planetoiden in der Nähe gesichtet. Die Ergebnisse bestätigten die Abschätzungen der Größe und Masse. Daraus ergaben sich weitere Erkenntnisse: Sollte der Eindringling massiv sein, hätteer die 1,4fache Erddichte. Ließ sich daraus etwas über den Aufbau oder das Material abschätzen ? Bethe machte Carter kaum Hoffnung: "Dieses Ding muß sich nicht so verhalten, wie wir es gerne hätten. Es könnte auch hohl sein. Es kommt darauf an, was wir aus den Oberflächendetails erfahren. Dann könnte sich die wohl doch eher künstliche Natur bestätigen. Alles was bis jetzt unnatürlich ist, sind Kursänderung und Geschwindigkeit."Andersson grübelte: "Vielleicht ist es ein Geschenk ? Durch die Vernichtung der nichtmenschlichen Außerirdischen werden uns sehr viel Freiraum und Energiequellen zur Verfügung gestellt..."Bethe unterbrach Anderssons Spekulationen: "Neptun wird gerade zerrissen." Er deutete mit seinem Daumen auf das Geschehen. Challengers Geschwindigkeit wurde auf 1000 km/s reduziert. Bald darauf flog sie durch die planetaren Trümmer. Der Antrieb durch den Laser wurde dadurch eingeschränkt, so daß sie bei nächster Gelegenheit ihren eigenen Antrieb replizieren würde. Aber auch die Linse selbst war nicht mehr außer Gefahr. Die Gezeiten verursachten leichte Verzerrungen bei ihr, so daß sie abgeschaltet werden mußte. Währenddessen schlugen Neptuns Brocken auf die Sphäre auf. "Das Ding frißt ihn. Mit seinem mehr als 100fachen der Erdbeschleunigung wird es sich Neptun ganz einverleiben.""Carter an die Argusstation: Ich bitte um hochauflösende Bilder über die Vorgänge auf der Sphäre."Die Argusstation war eine Teleskopanlage im Kuipergürtel. Sie spielte der Challenger derartig vergrößerte Bilder zu, daß man dachte, man könne sie berühren. Details waren jedoch nur schwer auszumachen, da die Albedo gering war und der Abstand zur Sonne etwa 30 AE betrug. Jedoch waren die Einschläge deutlich zu sehen, sogar Fragmente der Helium-3-Anlagen waren auf ihrem Weg zu erkennen. "Diese Einschläge machen diesem Ding überhaupt nichts aus ! Dabei sind die Atompilze so groß wie die Erde !"Andersson resignierte: "Wahrscheinlich verfügt es über eine Art Superhärtung. Ich schätze 100000 km wenn man von Gestein ausgeht und 10000 wenns massiver Stahl ist." Carter wurde zornig: "Dieses Mistding wird immer rätselhafter !"Beim Durchflug durch Neptuns Trümmer sammelte die Sonde Materie auf und erschuf sich ihren eigenen Antrieb, um die Reisegeschwindigkeit in Kürze auf Kreisbahngeschwindigkeit zu reduzieren. "Wir befinden uns jetzt in 100.000 km Höhe und rasen mit 667 km/s über die Oberfläche. Sie ist dermaßen riesig, daß ich keine Krümmung erkennen kann !" Andersson sah fragend nach draußen: "Sind das etwa Kollektroflächen, die wir gerade überqueren ?""Wäre denkbar", spekulierte Bethe,"Auch wenn sie bis jenseits unseres Horizonts reichen, machen sie vielleicht nur einen Bruchteil der Oberfläche aus."Carter hatte seinen Blick in die andere Richtung gewandt und machte seine Mitreisenden auf seine Entdeckung aufmerksam: "Seht euch diesen riesigen Trichter an! Der hat bestimmt Erddurchmesser. Vielleicht eine Öffnung ?""Das wird sicherllich eine Öffnung sein", war sich Bethe sicher,"aber wofür ?"So verbrachten sie nach ihrer subjektiven Zeit einige Minuten für einen Umlauf, der eigentlich 1,57 Stunden dauerte. Danach entschlossen sie sich, in andere Bahnebenen zu wechseln, um weitere Aufklärung zu erhalten und mehr Details zu erfahren, die hoffentlich alle Empfangsstationen im Sonnensytem erhalten würden. Die Auswertung der Rohdaten ergab in etwa folgendes Bild: Auf der Sphäre gab es Kollektoren, deren Gesamtfläche einem Großteil ihrer Oberfläche entsprach. Zu einem geringen Teil war sie verkratert, wobei sogar Mehrfachringkrater darunter waren. Andere Teile der Oberfläche wurden scheinbar von Bauwerken eingenommen, deren Ausmaße in die Gigakubikkilometer ging. Sie mochten dazu dienen, die von den Kollektoren gesammelte Energie entweder zu speichern oder umzuwandeln. Aus der Kraterhäufigkeit konnte man zweierlei schließen: entweder auf ein hohes Alter oder auf eine hohe Einschlagshäufigkeit. Erst eine Landung und eine Probenentnahme würden ein klares Ergebnis bringen...Sie entdeckten weitere Trichter, von denen einer geöffnet war. "Fliegen wir rein ?" Alle schauten sich an; man war sich schnell einig."Noch wenigen Sekunden bis zum Eintritt", verkündete Andersson seinen gespannten Freunden. Wie lange hatten sie diesen Moment herbeigesehnt, endlich einen Einblick zu erhalten ! Mittlerweile waren sich die drei einig, daß die Weltuntergangsmaschine zwar vernunftbegabt, aber doch unbewohnt war. Womöglich kontrollierte ein Computer diesen Eindringling und führte die Mission ausgestorbener Intelligenzen weiter oder wurde ferngesteuert. Neue Antworten leiferten wie immer neue Fragen. Challenger war jetzt in den Trichter "hineingefallen"; einiges Aufschlußreiches war zu erkennen.Unbemerkt von den dreien fand ein Realitätswechsel statt ..."Neptun wir gerade zerrissen!" Mit diesen Worten riss Bethe Andersson und Carter aus dem Schlaf. Beide waren schlagartig wach und liefen aus dem Haus an den Strand. Wie brisant diese nüchterne Feststellung war, zeigte sic eindrucksvol am ganzen emulierten Himmel.Das Schauspiel rief die seltsamstenGefühle in ihnen hervor. Keiner war sich sicher, ob er weinen oder wie von Sinnen lachen sollte ? Der Anblick des zerreißenden Planeten war zwar spektakulär, aber andererseits doch irrsinnig und ungeheuerlich ! Jedoch lief das Geschehen live und in Farbe vor ihnen ab - überdeutlich und in allen Details: Die Sphäre, die Neptun in knapp 100.000 km passierte, begann seine Atmosphäre abzusaugen; der GDF verzerrte sich zu einem häßlichen Grinsen in Erwartung seiner Freiheit, endlich seinem planetaren Gefängnis zu entkommen. Neptuns Lufthülle war noch nicht ganz verschwunden, als sich bereits die nächste MAterieschicht in Auflösung befand, die sich zwischen 0,3 und 0,8 PLanetenradien befand. Es war der IONENOZEAN, eine Schicht aus ionisiertem Wasser, Ammoniak und Methan. Diese Schicht war einer der Gründe für die Anwesenheit menschlicher Technologie sowohl auf Neptun als auch auf Uranus, der ebenso diesen besonderen "Ozean" besaß. Hier herrschten Drücke zwischen 20 Gigapascal und 600 Gigapascal und Temperaturen, die von 2500 K bis 7000 K reichten. Weiterhin gab es hier enorme Mengen von Helium-3, die zur Kernfusion genutzt wurden und nicht zuletzt hatte der Planet die etwa 15fache Oberfläche der Erde !Und eben dieser Ozean verließ den blauen Planeten als flüssiger, dampfender Schwall, um im interplanetaren Raum in große Tropefn zu zerfallen, die äußerlich vereisten. Begleitet wurden sie von Gasschwaden, die aus sublimiertem Material generiert wurden. Neptun war jetzt nur noch ein gut erdgroßer Restkörper von ca. 4 Erdmassen - es war der nackte Kern, der die Katastrophe bisher überstand. Jedoch verringerte sich der Abstand des Planeten zur Weltuntergangsmaschine permanent; auf einige 10.000 km war die aktuelle Entfernung geschrumpft, natürlich auch, weil Neptun längst nicht mehr von der Sonne auf seiner Bahn gehalten wurde. Dieses Ding zog den kümmerlichen Planetenrest auf einer Absturzspirale auf seine Oberfläche. Schließlich wurde auch der Kern zerfetzt und lediglich "Krümel" schlugen auf ihr auf. Der Großteil der Trümmer aber fiel in gigantische Öffnungen der Sphäre. "Das Ding hat Neptun gefressen." Mit einer Mischung aus Wut und Ohnmacht kommentierte Andersson das Geschehen. Alle erinnerten sich der künstlichen Biosphären und technischen Anlagen, die in den vergangenen Jahrhunderten auf dem letzten Planeten errichtet wurden. Aber nicht nur bei der Zerstörung verkrampften die 3; sie malten sich das Bild noch weiter aus. Sie dachten an die anderen Planeten, an die Sonne, an all die Bewohner künstlicher Habitate und sahen deren Tod und Vernichtung voraus. Würde der Eindringling seinen Zerstörungskurs abbrechen; ihn spontan ändern? Was hatte dieses verdammte Ding vor ? Alles, was sie machen konnten, war, in diese Sphäre einzudringen und deren Besatzung zur Aufgabe zu bewegen; notfalls, sie zu töten. "Hoffentlich konnten alle rechtzeitig fliehen.""Ich habe keine Schiffe gesehen, die vor ihr fliehen konnten, ihr ?"Keiner konnte Andersson widersprechen, jedoch hofften alle, daß es Überlebende gab. "Es ist Zeit ! WIr fliegen rein." Carter war fest entschlossen zu handeln und den Eindringling zu vernichten. Challenger landete auf einem Trümmerstück, das kurz vor der Sphäre war. Riesig gähnte das Maul vor ihnen und verschluckte sie und Neptuns Reste. "Kennt ihr auch die Sage von Uranus, der seine eigenen Kinder verschlang, weil ihm prophezeit wurde, sie würden ihn töten, um seine Macht zu erlangen?"Das kreisrunde Maul nahm nun den gesamten Horizont ein; Dunkelheit gähnte ihnen entgegen. Die Sensoren der VNS liefen auf Hochtouren, nachdem sie sich vergrößert und neue Organe aus dem Brocken kompiliert hatte, auf dem sie landete. "Na dann lasst mal sehen.", sprach Bethe neugierig vorgebeugt. Sie sahen eine gewaltige Röhre von 100.000 km Durchmesser, die sich bis in die Unendlichkeit erstreckte. Ihr Inneres war gespickt mit Vertiefungen, Erhöhungen, Kollektoren und Türmen, die Energie abstrahlten. Die Brocken, die einst Neptun waren, wurden nun beeinflußt, gesteuert. Sie wurden entweder von Greifern erfaßt, die mit Triebwerken bestückt waren oder von magnetischen Feldern und dadurch in das Tunnelinnere transportiert. Dort wurden sie von Anlagen aufgenommen, die sie bearbeiteten und transformierten. "Die Röhre ist immer noch offen.""Ist Kommunikation möglich ?" "Zur Zeit empfange ich nichts." Andersson drehte an den Empfängern; es antwortete jedoch nur Rauschen. "Wann meldet sich Challenger 2 ?", fragte Bethe in die Runde. Carter antwortete ihm, wobei er Andersson beobachtete: "Wenn sein Orbit nicht gestört wird, in ca. 2 Stunden."Nach mehreren Stunden erreichten sie - immer noch auf ihrem Brocken, auf dem sie sich in einem Kraterchen versteckten - endlich das Ende der Röhre. Dort wurden sie von einem zweiten riesigen Maul empfangen, das gerade im Begriff war, sich zu öffnen.Was - oder wer - würde sie dort erwarten ?Unbehelligt durchquerten sie die zweite Schleuse und ließen den Tunner hinter sich. Wieder empfing sie geheimnisvolle Dunkelheit, doch bei genauerem Hinsehen entdeckten sie Leuchtkörper, die um Planeten kreisten oder in den Zentren von Reifen "standen". "Antimaterie-Kunstsonnen ?", Bethe war fasziniert von der Vorstellung, daß der Prozeß der Annihilation"Vielleicht basieren die Kunstsonnen auch auf der Zerstrahlung von magnetischen Monopolen oder der von WIMPS und Anti-WIMPS ?", fragend blickte Andersson Carter an. Weiterhin befanden sich in diesem sternengroßen Raum zahllose Planetoiden und Kometen. "Das ist ein Sammler ", erregte sich Carter,"dieses Ding zerstört nicht einfach nur, sondern es sammelt alles, was seinen Weg kreuzt.""Oder das, was es haben will ?" zweifelte Andersson. "Antimaterie-Kunstsonnen !", Bethe war immer noch hin und weg, immer noch ganz begeistert: "Die haben das Problem gelöst; die sind uns Jahrhunderte voraus !"Andersson legte eine Hand auf seine Schulter: "Vergiß unsere Mission nicht ! Dies hier ist eine Weltuntergangsmaschine, die dabei ist, unser Sonnensystem zu zerstören !"Carter überlegte laut: "Wer auch immer diese Sphäre gebaut hat oder sie steuert, schlägt 2 Fliegen mit einer Klappe." Andersson erkannte Carters Gedanken und ergänzte: "Ja, genau. Der Auftrag könnte lauten: schaff´ unsre Konkurrenten aus dem Weg und sammle alles, was du kriegen kannst. Hinterlass´ keine Spuren, keine Zeugen, niemanden, der sich wehren kann."Bethe war am überlegen: "Sollte das denn niemandem gelungen sein ?" Challenger nahm Kurs auf einen großen Zylinder, vor dem ein Leuchtkörper "stand". "Ein O´Neillscher Zylinder...Typ II, richtig ?"Carter korigierte Bethe: "Typ III."Andersson sah die zwei an: "Na, du mußt es ja wissen; lebst ja schließlich in einem."Carter war stolz, denn er gehörte der vierten Generation an; seine Vorfahren lebten in einem der ersten Kugelhabitate und waren an den Folgehabitaten mitbeteiligt. Schließlich zogen sie nach Insel 3, kurz vor ihrem Ruhestand. Andersson war irritiert: "Ist das eine unserer Kolonien ?" Die anderen staunten ebenfalls nichtr schlecht und hofften, bei ihrer Landung auf diese und viele anderen Fragen Antworten zu erhalten. Während sich das Triumvirat diesen Zylinder vornahm, flogen Kopien von der VNS quer durch das Innere der Sphäre und nahmen sich systematisch alle anderen Körper vor: außer Planeten, Planetoiden, Kometen Behälter mit Gasen und Plasmen, Eenrgiestationen und viele andere Wunder. Und an Bord jeder anderen Challenger waren wieder Andersson, Bethe und Carter. Somit waren sie quasi global und gleichzeitig. Viele Tage vergingen mit Suchen, erforschen und wieder Suchen. Doch was ging außerhalb der Sphäre vor ? Die "Maschine des jüngsten Gerichts" war sehr sorgfältig. Sie zerlegte und absorbierte Planeten, Monde usw. Durch ihre große Masse zog sie die Körper an, sehr viel stärker als die Sonne. Welten, die auf diese Weise nicht zu erreichen waren, wurden gesprengt, die Brocken durch Sammler eingefangen. Die Absorption der Superwelten Saturn und Jupiter waren Ausnahmen. Die Weltuntergangsmaschine näherte sich dem König der Planeten bis auf wenige Jupiterradien. Die Ereignisse, die sein Ende einleiteten, nahmen nur wenige Stunden in Anspruch: das Verzerren der Streifen und des GRF, das Abströmen der oberen Wasserstoff-Helium-Atmosphäre, Bald darauf wurde der Blick auf ... doch halt, was war das ?Eine ziemlich große Kugel kam aus der Sphäre und nahm den Rest von Jupiter wie auch vorher von Saturn in sich auf. DIe beiden mußten etwas ganz besonderes sein. Aber warum ?Natürlich - metallischer Wasserstoff ! Ihn wollte die fremde Besatzung. Diese Abart des Wasserstoff war ein sehr begehrter Rohstoff, vor allem, da seine Synthese noch zahlreiche Probleme bereitete. Es fand Verwendung als Supraleiter aber auch als Raketentreibstoff; in diesem Fall da sein Zerfall enorme Energien freisetzte. Kein Wunder also, daß die Planetenkerne wie rohe Eier behandelt wurden. Die Subsphären, die die Reste der Gasriesen in sich aufnahmen, sollten wohl ein Zerreißen und einen vorzeitigen Zerfall des metallischen Wasserstoffs verhindern. Ein letzter Höhepunkt war die Begegnung mit der Sonne. Als sich die Sphäre und der Stern bis auf wenige AE einander näherten, begann die verheerende Gezeitenwirkung der Weltuntergangsmaschine: solares Plasma strömte aus der Korona hinüber zu dem Ding; mit abnehmenden Abstand brach erst die Chromosphäre, dann die Photosphäre auf. Das viele tausend Kelvin heiße Plasma verschwand, von Magnetfeldern geleitet, sang- und klanglos in den Mäulern des Fremden. Helligkeit und Durchmesser der Sonne nahmen kurzzeitig zu, dann brachen die Konvektionszonen auf - unsichtbar für das menschliche Auge. Vom Sonnenkern kamen nun die hochenergetischen UV- und Röntgenphotonen aus der Strahlungszone. Fast im gleichen Moment explodierte der kümmerliche Rest, kaum das die Konvektionszone aufgelöst war, in einem ultraenergetischen Blitz. Alles, was blieb, war der kompakte, etwa 15 Megakelvin heiße Heliumkern, der Vorläufer des weißen Zwergs, in den sich die Sonne erst in vielen Gigajahren transformiert hätte. Die Erde erfuhr diese Veränderungen schlagartig. Die Luft verbrannte, die Meere verkochten und die Oberfläche schmolz auf. Einige Zeit danach wurde sie in Trümmer gerissen. Das war das Ende der Erde.

Der Tod

Er saß in seinem Schaukelstuhl am Kamin. Das Feuer knisterte, angenehme Wärme verbreitend. Finger blättertem in einem Album, ab und an tropften Tränen auf die Bilder. Auf einer Wand liefen private Filme, auf denen er mit seinen Freunden zu sehen war. Ernste, schwere Musik dröhnte durch das Haus. In den Regalen stapelten sich Ordner mit Artikeln aus seiner glorreichen Vergangenheit, wie er die Außerirdischen traf, die Menschheit rettete und Völkern zu Frieden und Wohlstand verhalf. Und natürlich Feinde besiegte. Doch das war Vergangenheit. Seine Zeit war abgelaufen, die Freunde tot oder verschollen. Mit seiner Unsterblichkeit war es vorbei, er hatte nun weißes dünnes Haar, Falten und krumme, verbogene Finger. Sein ganzer Körper war krumm und fleckig. Er zitterte und hustete. Wieder ein Anfall. Den Roboter rufen ? Wozu ? Seit dem sich das Universum verändert hatte, war alles sinnlos. Niemand wollte ihn mehr. Er war in der falschen Raumzeit. Der Krieg zwischen den Superwesen war vernichtend für alles und jeden; jenseits aller Vorstellungen. Auf dem Tisch lag ein uraltes Buch von Jules Verne, einem Franzosen aus dem 19. Jahrhundert: " 20.000 Meilen unter dem Meer". Ihm gefiel das Buch. Ihm gefiel Kapitän Nemo. Er fühlte sich seelenverwandt mit ihm. Bis vor einiger Zeit mochte er noch Kapitän Ahab, der den weißen Wal jagte. Rache konnte motivieren, aber was blieb nach der Genugtuung ?Brachte es die Freunde zurück ? Den Sohn ?? Nein, er war allein. Sie flogen in den Zylinder und materialisierten sich, ohne Probleme. Sie erkundeten sein Inneres, ohne Probleme. Dann stießen sie auf Lebewesen; auf Vögel und Landtiere, groß und klein. In den Gewässern ließen sich Schemen von Schwärmen und größeren Seewesen erkennen. Doch dann plötzlich, Gefahr !Irgendeine Kreatur verfolgte sie. Sie war schnell. Sie konnten sie nicht loswerden, also stürzten sie sich ins Dickicht. Waren sie außer Gefahr ?Für einige Tage ja, doch dann erschienen neue Gefahren. Sie sahen Wesen und suchten sie. War das die Crew ? Warum flüchteten sie ? Wurden sie verfolgt und wenn ja, von wem ? Gab es mehrere Intelligenzen hier ?Carter blieb als einziger übrig. Es geschah nachts, im Schlaf, lautlos. Niemand sah oder hörte etwas. Es traf Andersson. Sie sahen ihn am nächsten "Tag". Es war ekelhaft. Wie konnte ein Mensch nur so zugerichtet werden ? Über und über von insektenartigen Tierchen und eine Art Maden bedeckt, angenagt, angefressen. Seine Leiche verbreitete einen abartigen Gestank. Er mußte seit Stunden tot sein. Dann gingen sie weiter, zu zweit. Weinten, fluchten. Aber sie konnten nichts mehr für ihn tun. Sie schworen, sich gegenseitig zu schützen, zu versuchen, aktiv zu werden, die Fäden in die Hand zu nehmen, um diese Ohnmacht loszuwerden. Später entdeckten sie ein kleines Dorf. Einerseits fremd, andererseits irgendwie vertraut: Häuser, Straßen und ein kleiner Fluß. Der Anblick lenkte sie ab und brachte sie auf andere Gedanken. Bethe hatte Carter einige Male besucht, konnte sich jedoch nicht daran gewöhnen: an die Rotation, an den Blick auf andere Landschaften über sich. Er hatte Angst, daß sie jederzeit auf ihn hätten stürzen können. Erst recht nicht an die verdammte Schwerelosigkeit entlang der Rotationsachse. Auch Andersson hatte Carter besucht, oft waren sie alle drei zusammen mit den Frauen den Kindern und Enkelkindern, zum campen und grillen. Einfach, um zusammenzusein. Carter fühlte sich in diesem Zylinder beinahe wie zuhause. Das Dorf war leer, verlassen. Sie fanden keine Hinweise auf Einwohner. Die Häuser waren Ruinen, ohne Fenster und Türen. Die meisten Dächer waren zerfallen und wurden von Löchern zusammengehalten. Wilder, unkontrollierter Pflanzenwuchs eroberte sich Gebäude und Straßen. Ab und an schauten sich Bethe und Carter in den Häusern um; falls doch eine Tür den Zutritt versperrte, konnte man sie leicht eintreten, entweder war das Holz morsch oder das Metall verrostet. Nach vielen Stunden erfolgloser Suche nahmen sie sich Zeit, zu essen und zu trinken. Inzwischen simulierten Reflektoren einen späten Abend, als das Unerwartete geschah: Bethe war etwas zurückgeblieben, da ihn mittlerweile die Kultur der Ausgestorbenen interessierte. er fühlte sich wie Schliemann, als der einst Troja entdeckte. Bethe trat gerade aus einem Haus mit einem Buch und einem Bild in den Händen. Da das Buch in einer für ihn unbekannten Schrift geschrieben war, konnte er zur Zeit nicht viel damit anfangen; beim Bild hatte er jedoch mehr Glück: "Hey, Carter, warte mal. Ich möchte dir etwas zeigen. Was erkennst du auf diesem Bild hier ?", er mußte laut rufen, um dessen Aufmerksamkeit zu erreichen. Der drehte sich interessiert um und ging gemächlich auf Bethe zu. Ein Knall ! Carter sah das Geschehen wie in Zeitlupe ablaufen. Bethes Kopf zerplatzte wie eine Melone - Hirnfetzen, Knochensplitter und Blut spritzten durch die Gegend. Der Körper mit dem zerfransten Hals blieb einen Moment stehen. Aus ihm spritzte es weiter; er ging hilfesuchend noch einige Schritte mit ausgestreckten Armen, um dann wie ein nasser Sack hinzuklatschen. Erschrocken, betäubt und angewidert ging Carter auf die Leiche zu, näherte sich ihr bis auf wenige Schritte. Carl war tot. Vernichtet bis zur Unkenntlichkeit; ohne Kopf war er nur eine anonyme Leiche. Wer oder was Bethe tötete, ließ ihm keine Zeit, Abschied zu nehmen. Warum nicht ?Erschöpft und verzweifelt setzte er sich zu seinenm toten Freund, stützte seinen Kopf auf die Hände und sah mit feuchten Augen auf Carter. Plötzlich kam es in ihm hoch. Ihm wurde kotzübel und er erbrach sich. Nachdem er sich wieder erholte, suchte er sich eine Schlafgelegenheit und kauerte sich zusammen. Einsam und frierend weinte er sich in den Schlaf. Die gespiegelte "Sonne" brannte ihm ins Gesicht als er erwachte - einsam und isoliert. Seine Freunde waren tot; mit ihnen war auch ein Teil von ihm gestorben. Was blieb ihm jetzt noch ? ´Finde den Mörder und lasse ihn bezahlen für seine für seine Taten ! Ich werde mich an ihm rächen und meine Rache wird furchtbar sein ! Ich werde ihn quälen, bis er mich um Gnade anfleht und dann - dann werde ich ihn langsam und qualvoll sterben lassen ! Ich werde mich rächen, ich werde meine toten Freunde rächen, ja sogar die Menschheit und die gesamte Galaxis ! Rache war nun seine einzige Motivation, sein einziger Antrieb und der Sinn seines restlichen Lebens. Da dieser Landstreifen definitiv nur von niederen Tieren und Pflanzen besiedelt war, wandte er sich dem nächsten zu. Nach einiger Zeit erinnerte er sich an seine replizierten Doppelgänger auf den anderen Welten und an die seiner Freunde, bei diesem Gedanken wurde ihm warm ums Herz. Doch warum meldete sich noch niemand ? Er müßte bald versuchen, sie alle zu kontakten. Ja, bald ...Der Weg zum nächsten Streifen führte Carter über das Innere der Halbkugel. Je höher er ging, also je höher er der Rotationsachse kam, desto geringer wurde seine Gewichtskraft, bis er schließlich entlang der Rotationsachse schwerelos war. Diese Zone zu überwinden, kostete ihn Zeit und Geduld. Auf halbem Weg zum nächsten Streifen, also bei 45 Grad in der Krümmung, entdeckte er ein Anwesen. Licht schimmerte daraus hervor. Bewohner ? Leise und umsichtig verschaffte er sich Zutritt, die Tür war offen und bald hörte er Kamingeknister. Der uralte Mann sah aus wie der Tod persönlich, jedenfalls stellte sich Carter den Tod so vor. In einem weißen Gewand, barfuß und schlafend lag der Mensch in seinem Bett und schnarchte leise. Zunächst erkannte er die Gestalt nicht, doch dann erinnerte er sich an die Bilder in den Zimmern. Da waren sämtliche Gefährten von ihm abgebildet; auch von ihm gab es Bilder - von LERRY HANDOR !Sollte er das wiklich sein ? Alt ? Besaß er keine Unsterblichkeit mehr ? Hatte dieser Alte seine Freunde und die Menschheit auf dem Gewissen ? Hatte Rhodan sie alle getötet - auch die zahlreichen Außerirdischen ? "Jetzt wirst du büßen, du Mistkerl !", Carter war erregt, sein Blut hämmerte und ihm war heiß. In diesem Moment war er hellwach und hochkonzentriert. Nie waren seine Sinne klarer. Er packte den Alten, riss ihn aus dem Bett und zerrte ihn, kräftig wie zehn Männer, in die Wohnstube und schmiß ihn auf den massiven Eßtisch vor dem wandgroßen Kamin. Wütend und betäubt schrie er ihn an, brüllte seine Wut heraus, seine Verzweiflung. All sein Haß und seine Ohnmacht konzentrierten sich hier und jetzt auf diesen alten wehrlosen Mann - auf LERRY HANDOR ! Er schlug auf ihn ein, brach ihm Arme und Beine. Er hörte nicht, wie Perry weinte und schrie, er fühlte nicht, wie sich Rhodan kraftlos versuchte zu wehren; nein, er würde ihn töten - aus Rache !Carter schlug schon eine Weile in einen blutigen Klumpen Fleisch und in ein zerbrochenes Gesicht. Doch der Alte hing am Leben ! War nicht tot zu kriegen ! Dann nahm Carter ein Schwert von der Wand und ging zurück zum Tisch. Der Alte versuchte, sich aufzurichten, versuchte, aus seinen geschwollenen Augen zu erkennen, wer ihn mißhnadelte - nein, wer ihn richtete. Wer der Richter über ihn - LERRY HANDOR - war. Er konnte die Gestalt nur undeutig erkennen, aber war das wichtig ?War es nicht wichtiger, daß er bestraft wurde; daß er erlöst wurde ?Plötzlich, wie durch ein Wunder, wurden seine Augen klar. Deutlich erkannte er das Schwert, das ihm gleich seinen Koopf abtrennen würde ...Die Erlösung !Er starb mit einem Lächeln.

Das Vermächtnis

Carter war erschöpft, er mußte sich hinlegen; ja, er brauchte Schlaf, der würde ihm gut tun. Den Alten hatte er vergraben, draußen im Garten, tief in der Erde. Eine Nacht mit Albträumen und unruhigem Schlaf wurde abgelöst von einem grauen Tag mit Platzregen. Wahrscheinlich war jetzt so etwas wie Regenzeit angesagt; jedenfalls kantt er das von seinem Zylinder. Ein Ast krachte gegen das Haus; durch den Lärm schreckte er hoch, durchnäßt von kaltem Schweiß. Orientierungslos stand er auf, irrte durch die Zimmer. Wie spät war es ? Wie lange hatt er geschlafen ? Laut den mechanischen Uhren war es später Nachmittag und er fühlte es auch so. Hunger wurde sein bestimmendes Motiv, also suchte er nach etwas Eßbarem. Vielleicht würde er auch etwas zu trinken finden ? Draußen war es mittlerweile dunkel, die Spiegel waren geschlossen und Carter saß am wandgroßen Kamin, der links und rechts von großen gotischen Figuren umgeben war, von einem Löwen und einem Greif. Er sah sich noch immer das ganze Material der Bibliothek an: Bücher, Filme und andere Datenträger. Das ganze Leben von LERRY HANDOR war hier gespeichert, seine Geburt, seine Astronautenkarriere, die Mondlandung, der Kontakt mit den Aliens, seine Freundschaften, Abenteuer und Rettungsaktionen. Die Begegnungen mit den Superintelligenzen, die Verleihung der Aktivatoren. Sein Aufstieg zu einem Gott und dann der bodenlose Fall !Die Ablehnung durch die Menschheit und andere Zivilisationen, deren Mißtrauen, der Streit mit den Freunden, deren Tod und der der Familie. Jim konnte alles verstehen, alles nachempfinden. Er erlebte den Bau der Sphäre, die Vernichtung der Reiche und Imperien, der Kulturen. Zunächst versuchte Rhodan, mithilfe der Sphäre gewaltsam Frieden zu erzwingen in der Galaxis, in allen Galaxien. Er vernichtete die Feinde seiner Freunde, doch als ihn auch seine Freunde, seine Schützlinge bekämpften ... Ihn, LERRY HANDOR, der selbst ein Mensch war, sich zeitlebens für Frieden, Wohlstand und Gerechtigkeit einsetzte ... Setzte dafür sein ganzes Leben und all seine Energie ein !Wofür ? Um mit Undank, Mißtrauen und Mißgunst "belohnt" zu werden ?Vernichten würde er sie ! ALLE !Und dann ein neues Universum erschaffen, eine neue Raumzeit für neue Kreaturen, die seiner würdig waren. Carter erkannte das Erbe, das er angetreten hatte, denn die Aufgabe war noch nicht vollendet. Er würde sie ALLE dazu zwingen, für ihn, für LERRY HANDOR zu sein ! Denn wer nicht für ihn war, war gegen ihn und würde dran glauben müssen !

Epilog

Die Aufgabe war vollendet ! Nach langer Zeit gab es endlich wieder Frieden und Ruhe im lokalen Super-Superhaufen. Denn es gab keine Zivilisationen mehr, die sich gegenseitig bekämpfen und zerstören konnten ... Jetzt gab es nur noch eins: das Universum neu erschaffen !Carter begab sich auf den Weg - zum GROßEN ATTRAKTOR. In den Aufzeichnungen fand sich die Legende von einer Zeitmaschine. Mit ihrer Hilfe würde er zurück zum Anfang von allem, zur prima causa reisen, zum Anbeginn der Sterne und Planeten und neues Leben erschaffen !

Impressum

Texte: Thomas Ahrendt
Lektorat: Thomas Ahrendt
Tag der Veröffentlichung: 03.07.2013

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