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Unsere Freunde

 

 

Als wir von Åträsk nach Vebomark zogen, von Norrbotten nach Västerbotten, in mein altes Elternhaus, bekamen wir Besuch vom Dorf. Sie wollten sich vorstellen und uns fragen, was uns bewogen hat, ans Ende der Welt zu ziehen. Eben auch: Börje und Einar.

Als ich 1965 - wider meines Willen – auf Wunsch meiner deutschen Mutter – nach Deutschland reisen musste, war Börje 3 Jahre alt. Ich kannte seine Mutter Ella und seinen Vater Gunnar gut. Börjes Mutter war Konzertpianistin und noch heute, mit 80 Jahren, schreibt sie Lieder und Hymnen. Ella ist seit vielen Jahren blind. Ihre beiden Söhne, Börje und Einar, haben die Erkrankung geerbt und sind mit 53 und 49 Jahren zu 97% erblindet. Dennoch meistern sie ihren Alltag. Börje hat eine Mechaniker Werkstatt. Er repariert alles, was einen Motor hat obwohl er nicht mehr sieht. Er fühlt die Teile, die Schrauben, die Werkzeuge mit traumwandlerischer Sicherheit. Er ist 100%ig und wenn jemand seinen Traktor, Rasenmäher, Kettensäge, Moped oder Motorrad von ihm reparieren lässt, hat er das Gefühl, ein neues Gerät zu besitzen.

Sein jüngerer Bruder Einar ist Bauer. Er hat Milchkühe und eine Landwirtschaft. Trotz seiner Erblindung kennt er jeden Schritt und Vorgang im Schlaf. Er repariert Zäune, fährt mit einer Sicherheit – die uns immer wieder in Erstaunen versetzt - Mähmaschinen, den Traktor, den Frontlader, mit dem er im Winter den Schnee schiebt und den kleinen Piatio. Ein 3-Rad mit Ladefläche, den wir immer „Ferrari“ nennen..

Als wir vor 4 Jahren eine Stromleitung über die Strasse in die Garage legen mussten, haben die „Brüder“ – so nennen wir sie – uns geholfen. Börje ist auf die 10 m hohe Leiter geklettert und Einar hat die Kommandos gegeben. So wie er sie in der Bewegung der Leiter empfunden hat. So oft habe ich gedacht: Chapeau!

 

Es stellte sich heraus, dass die Brüder auch Musik machten. Börje spielt Gitarre und Einar den Bass. So hatten wir beschlossen, zusammen Musik zu machen. Wunderbar, hatten wir uns gedacht, und gleich unsere erste Probe zusammen klappte ohne Fehl und Tadel. Sie lieben den gleichen Musikstil wie wir. Und so haben wir die Band: „Britta & The Kläppenboys“ gegründet. Wir wohnen alle auf dem „Kläppen“ / Erhöhung, Hügel. Börje und Einar sind unsere Nachbarn, obwohl sie ca. 800m weit von uns entfernt wohnen. Wir sind enge Freunde geworden.

Viele Auftritte folgten. Krankheit und private Gründe ließen nun 1 Jahr pausieren. Aber im nächsten Jahr – so haben wir es uns vorgenommen – machen wir wieder Musik, dass die Wände wackeln!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: briita r.
Bildmaterialien: alle Bilder und Cover
Tag der Veröffentlichung: 30.07.2015

Alle Rechte vorbehalten

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