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Kapitel 1

Als ich aufwachte sah ich die kleinen Staubkörnchen durch mein Zimmer tanzen. Die Sonne stahl sich durch das Fenster und fiel auf mein Bett. Es war so friedlich. Immer der erste Moment bevor man richtig wach wurde war friedlich, weil man einfach an nichts dachte. Doch sobald man richtig wach wurde und alles realisierte, stürzte das Leben auf einen ein. Heute war mein erster Schultag auf meiner neuen Schule und ich lag in meinem neuen 2 Wochen altem Zimmer. Ich hatte meine geliebten Freunde, meine Fußballmannschaft und meine gestörte Klasse zurück gelassen. Und nun war ich hier. In einem wunderschönen, großen Haus, welches ich nicht mochte und in der perfekten Kleinstadt, welche um die 200 Kilometer von meinem alten Zuhause entfernt lag. Danke Mum.

 

 

 

Ich stöhnte einmal laut auf und wand mich dem Spiegel zu. Es war einer von diesen altmodischen, länglichen. Im Kontrast mit mir war er einfach wunderschön. Ich musterte mich wie jeden Morgen im Spiegel. Circa 1,78 groß, schlank und trainiert. Ich hatte ein Ansatz von einem Sixpack, doch wollte eigentlich mehr. Meine Haare waren blond und verwuschelt und meine Augen waren blau. Selbst fand ich mich nicht hübsch. Ich war einfach viel zu weiblich für einen Jungen.

 

Doch das positive an meiner Größe war, ich hatte auch kleine Füße und diese waren gut beim Schießen. Ich vermisste es mit meiner Mannschaft auf dem Platz zu stehen und hoffte, dass es an meiner neuen Schule auch eine Fußballmannschaft geben würde, damit ich wenigstens noch den Sport hatte.

 

Ich schleppte mich zum Schrank und zog eine dunkle Jeans und ein schwarzes T-Shirt raus. Auf ausgefallenes stand ich noch nie so wirklich. Danach machte ich mich mit meinem Schulsach auf den Weg zur Küche.

 

"Morgen Schatz, komm du bist spät dran." begrüßte mich Grace, meine Mum. Sie stellte mir einen Tost mit Marmelade hin und lief hoch ins Bad. Höchstwahrscheinlich um sich fertig zu machen für die Arbeit. Sie ist Ärztin und arbeitete in einem großen Krankenhaus, weshalb ihre Arbeitszeiten immer unterschiedlich waren. Das schlimmste für sie waren die Nachtschichten, da sie tagsüber nie zum schlafen kam.

 

Ich aß schnell meinen Tost, schnappte mir meine Tasche und lief nachdem ich meiner Mum noch ein Bye durchs Haus rief, Richtung Bushaltestelle. Keine Ahnung wo sich die befand, ich wusste nur dass ich nach rechts laufen musste und irgendwann dann mal eine kommen sollte. Glücklicherweise fand ich sie recht schnell. Das könnte natürlich an der Schülermasse liegen die dort rumstand. Immerhin konnte ich mich dann an diese halten und würde den Weg finden.

 

Der Bus war mehr als nur überfüllt. Zusammengequetscht stand ich zwischen einem etwas molligeren Jungen und einer alten Frau. Na klasse. Nach 10 Minuten stickiger Luft und steifen Muskeln kam der Bus dann endlich an. Und glaubt mir, es fühlte sich eindeutig mehr als nur 10 Minuten an.

 

Langsam schlenderte ich den Schülern hinterher. Ein wenig unsicher, zugegeben. Alle paar Sekunden strich ich mir durch meine blonden Haare und zupfte irgendwie meine Klamotten zurecht. Doch die Unsicherheit schwand nicht. Es wurde immer schlimmer. Umso näher ich der Schule kam.

 

Es war ein großes Gebäude. Sehr modern und ziemlich sauber. Meine alte Schule war im Gegensatz dazu einfach alt und verstaubt. Auch die Schüler sahen alle ziemlich gepflegt aus. Kaum einer rauchte oder tritt aus der Reihe. Es war viel zu monoton alles. Ich immer Freunde die irgendwie ein wenig eigenartig aber unglaublich liebenswürdig waren. Sowas fehlte hier einfach.

 

Mit skeptischen Blick machte ich mich auf die Suche nach dem Sekretariat. Das Schulhaus sah von innen genauso schön aus wie von außen. Dunkler Boden, helle Wände und große Fenster. Und überall waren Kunstwerke verteilt. Scheiße wo war ich hier gelandet.

 

Im Sekretariat wurde ich von einer etwas rundlichen Frau begrüßt welche mir den Stundenplan und meine Bücher aushändigte.

 

"So das war's Junge, du darfst gehen." wies sie mich aus dem Raum. Doch mir fiel da noch etwas ein.

"Ehm, ich habe da noch eine Frage." sagte ich vorsichtig.

 

"Und die wäre?" motze mich die Kuh an. Mann, ich hasste solche Leute einfach.

 

"Gibt es an dieser Schule eine Fußballmannschaft?" wollte ich von ihr wissen. Ihre gelangweilte Miene blickte mich an und ich konnte den Ansatz von ihrem Frauenbart erkennen.

 

"Ja die gibt es. Ich werde Paul dem Trainer Bescheid geben. Sie trainieren immer montags, mittwochs und freitags von 4 bis um 6 Uhr. Also auch heute und jetzt geh." meinte sie und wedelte mit der Hand. Ist ja schon gut du alte Hexe dachte ich mir und huschte aus dem Raum.

 

Mein Stundenplan war recht entspannt. Ich hatte heute um 14 Uhr aus, was perfekt passte. Ich konnte dann in der Zeit zwischen der Schule und dem Training mein Sportsach holen. Immerhin eine gute Sache hier. Ein bisschen aufgeheiterter suchte ich das Klassenzimmer und stellte fest, dass die Klasse bereits im Raum ist. Na toll, jetzt musste ich also einer dieser Auftritte hinlegen, bei denen der Neue in die Klasse spazierte und von der ganzen Klasse gemustert wurde. Was soll's. Augen zu und durch. Also öffnete ich die Türe und schritt über die Schwelle. Ein Lehrer mittleren Alters mit Brille schaute mich an, lächelte und winkte mich herein.

 

"Du bist dann bestimmt Eric sein. Komm doch herein, ich bin dein Klassenlehrer. Stell dich uns doch mal vor."

Langsam lief ich zum Pult und wurde von eine Klasse mit großen Augen erblickt. Ich wusste doch das das so ein Klischeehafter Auftritt werden würde.

 

"Ehm also ich heiße Eric, bin hier vor 2 Wochen hergezogen und ja bin jetzt hier." sagte ich etwas schüchtern.

 

"Schau mal, hinten bei Trisha ist noch ein Platz frei. Setz dich doch einfach zu ihr." meinte der Lehrer immer noch freundlich lächelnd und wies mich zu dem Platz ganz hinten im Eck.

 

Ich glaubte meinen Augen kaum als ich das Mädchen da sitzen sah. Schwarze Haare, schwarze Klamotten, endlich mal jemand der hier ein bisschen anders war. Ich lächelte sie an, doch sie schaute stur aus dem Fenster und hob wiederwillig ihre Tasche von dem freien Stuhl.

 

Der Lehrer hatte bereits mit dem Unterricht begonnen, während ich mein Zeug auspackte.

 

"Hey." versuchte ich ein Gespräch zu starten. Ich wusste das ich nicht gut darin war also schaute ich schüchtern zu Boden.

 

"Hey." antwortete sie mir genervt. Ich hatte keine Ahnung wie ich mit ihr umgehen sollte, aber da ich dachte, sie sei hier die einzige, welche irgendwie cool war, wollte ich dran bleiben.

 

"Also... Was ist das hier?"

 

"Was meinst du?" fragte sie mich verwirrt. Doch ihre Aufmerksamkeit wurde langsam auf mich gelenkt.

 

"Naja, was ist das für eine Schule? Hier sind alle irgendwie so...-" mir fiel das Wort nicht ein.

 

"Langweilig, eingebildet, reich, monoton, normal?" ergänzte sie grinsend. Oh ja. Nun hatte ich ihre Aufmerksamkeit.

 

"ja genau!" meinte ich grinsend. Sie zuckte mit den Schultern und meinte ganz einfach:

 

"Keine Ahnung, ich denk das war schon immer so."

 

Kapitel 2.

 Nach den ersten zwei Stunden Schule und der Erkenntnis, dass der Unterricht kein bisschen anders ist als an anderen Schulen gingen Trish und ich in die Pause. Der Pausenhof vor der Schule war bereits voll und es gab einen kleinen Snackstand, an welchem sich gefühlte 50 Schüler anstellten.

 

"Sind das so viele oder kommt das mir nur so vor?" fragte ich Trish und zog meine Augenbrauen hoch.

 

"Wir sind fast 250 Schüler hier. Und das nur von den Klassen 11 bis 13. Pro Klassenstufe 3 oder 4 Klassen mit jeweils 25 Schüler? Haut ungefähr hin." meinte sie nur und sah sich um. An meiner alten Schule gab es pro Klassenstufe nur eine Klasse, weshalb ich diese Massen gar nicht gewöhnt war.

 

Trish führte mich zu einer Gruppe von Leuten. Wie sich heraus stellte waren dass ihre Freunde.

 

"Hey Leute, der Süße hier ist Eric. Er ist neu in meiner Klasse und ich denke er könnte gut zu uns passen."

 

Ich stand vor genau 5 Personen. Zwei Mädchen, zwei Jungs die mir fremd waren und eben Trish. Ein blondes Mädchen mit Blümchenkleid und rosanen Wangen hielt mir als erstes ihre Hand hin.

 

"Hallo ich bin July und gehe mit meinem Zwillingsbruder Julian und meiner festen Freundin Alice in deine Parallelklasse."

 

Sie deutete auf den größeren der beiden Jungen. Er hatte hellbraune Haare und freundliche Augen. Alice war eher der sportlichere Typ Mädchen. Sie trug Jeans, ein Karohemd und hatte braune Haare. Ein wenig erinnerte sie mich an Kristen Steward. Man merkte ihr an wie sehr sie July liebte und es beruhigte mich, dass sie homosexuell waren. Das zeigte mir, dass sie sicher auch nichts gegen schwule hatten.

 

"Ach und dass ist Jonas, er geht eine Klasse über uns." fügte Trish noch hinzu und zeigte auf den kleineren der Gruppe. Er trug Brille und war in seinen alten Gameboy vertieft. Niemals hätte ich ihn älter als uns geschätzt.

 

"Hey." sagte ich schüchtern der Gruppe zugewandt. "Spielt irgendwer von euch Fußball?"

 

Ich hoffte wirklich, dass einer der Jungs mit mir in einer Mannschaft sein würde, dann hätte ich wenigstens schon jemanden gekannt.

 

"Nein sorry Kumpel, aber Alice spielt in der Mädchenmannschaft!" meinte Julian. Einen Moment schaute sie verlegen zur Seite, fing sich dann aber schnell wieder und grinste mich an.

 

"Bloß kein Kommentar zum Thema Mädchen und Fußballspielen bitte!" meinte sie und grinste nur noch breiter. Ich hob beide Hände um ihr klar zu machen, dass ich sowas nie sagen würde.

 

"Keine Sorge, ich find's cool. Wann hast du immer Training?"

 

"An den gleichen Tagen wie ihr nur von 2 bis um 4 Uhr. Ich kann heute früher Schluss machen wenn du willst, dann zeig ich dir wo die Kabinen sind." schlug sie vor und ich war ihr unglaublich dankbar dafür.

 

"Das wäre fantastisch, danke!"

 

Ich tauschte noch schnell mit ihr und den anderen Nummern aus und als es dann läutete, gingen Trish und ich wieder in den Unterricht. Ich stellte fest, dass ich diese Menschen auf Anhieb mochte und dass sie ganz anders waren als der Rest hier.

 

 

Nach der Schule verabschiedete ich mich von Trish und den anderen und fuhr glücklich nach Hause. Ich hätte nicht gedacht dass ich hier so schnell Freunde finden würde. Naja, Freunde waren wir ja noch nicht wirklich, eben Anschluss. Meine Mum war nicht daheim als ich ankam. Also machte ich mir was kleines zu Essen, machte meine Hausaufgaben und packte mein Sportsach. Die zwei Stunden gingen rum wie nichts und als ich wieder los Richtung Schule ging, schrieb ich meiner Mutter noch einen Zettel, auf dem stand, dass ich um 6 Uhr nach Hause kommen würde.

 

Ich saß gerade im Bus als ein Klingeln meine Tagträume unterbrach. Eine Nachricht von Alice.

 

'Das Stadion ist hinter der Schule, ich warte davor auf dich:)'

 

Gott war ich diesem Mädchen dankbar dafür! Ich grinste und schrieb ihr zurück.

 

'Alles klar, bin in 10 Minuten da. Ach ja und Danke!:)'

 

Ich packte mein Handy wieder ein und genoss das bisschen Ruhe bis zur Schule. Das Stadion war recht einfach zu finden. Es war etwa 500 Meter hinter unserer Schule und schon von weitem zu erkennen. Tatsächlich stand Alice vor den Kabinen und stand an die Wand gelehnt da.

 

"Hey Eric." begrüßte sie mich und zog mich in eine herzhafte Umarmung. Sie zeigte auf das Gebäude hinter ihr. "Die Kabinen. Ich geb dir noch einen Tipp. Die Jungs sind nicht so die coolsten hier, also pass auf dich auf."

Wir redeten noch ein paar Minuten, bis sie dann 10 vor 4 Uhr verschwand. Ein bisschen Angst hatte ich schon, da ich ja niemanden kennen würde, doch ich wollte in diese Mannschaft. Also kniff ich mir den Arsch zusammen und trat in die Kabine. Sie war bereits voll mit Jungs die sich umzogen, doch niemand schenkte mir Beachtung. Auch gut, dachte ich mir und zog mich um.

 

Um 4 Uhr dann, mit den Sportklamotten und den Fußballschuhen an, folgte ich den Jungs auf den Platz, wo ein mittelalter Mann mit Trainingsanzug und einem Ball sack auf uns wartete. Er sah uns streng an und auch er beachtete mich nicht.

 

"Hey Jungs. Also, 50% von euch kenne ich noch nicht. Heute wird das entscheidende Training sein, wo ich euch Einteile in erste und zweite Auswahl. An der zweiten Auswahl ist nichts anders, nur dass meistens die Jungs aus der ersten Mannschaft spielen werden."

 

Ach deswegen beachtete mich keiner. Heute war ein offizielles Probetraining. Er fragte jeden, den er noch nicht kannte nach seiner Position, auch mich.

 

"Du musst Eric sein, der neue oder? Also die meisten Jungs hier kenne ich schon vom sehen, doch nur die Hälfte hat schon letztes Jahr bei uns gespielt. Gerade für 11-Klässler ist es schwer hier rein zukommen." Ich nickte nur und wusste nicht so Recht was ich sagen sollte. Skeptisch schaute er mich an.

 

"Bist wohl einer von der ruhigen Sorte was? Was war deine Position früher?"

 

"Ehm rechter Flügel Coach." antwortete ich ihm formell. Er grinste mich an und meinte nur:

 

"Paul bitte."

 

Das Training begann und es machte unglaublich viel Spaß. Mein alter Trainer war zwar auch gut, doch nicht so gut wie Paul. Er hatte die perfekte Mitte aus Spaßig und Anstrengend gefunden. Während dem Training fiel mir auf, dass sich einige der Jungs schon kannten. Ich hatte Respekt vor ihnen, denn sie sahen aus wie die typischen beliebten Footballer aus irgendwelchen Teenieschnulzen.

 

Ich stellte mich ziemlich gut an. Fast jeder Ball landete im Tor und auch das Spielen mit den Jungs war cool. Die zwei Stunden gingen rum wie nichts und nach dem Training war ich total erledigt, aber glücklich. Paul winkte uns alle noch zu sich.

 

"Also, ein paar von euch werden leider nicht einen Platz hier im Team haben können."

 

Da wir insgesamt 20 neue waren, wird er bestimmt die Hälfte raus kicken und ich hoffte nicht, dass ich dabei sein würde. Wie sich herausstellte waren beinahe alle aus meinem Jahrgang aussortiert worden bis auf mich und zwei weiteren Jungs.

 

"Tut mir leid für alle die nicht im Team sind."

 

Die wo aufgerufen wurden, machten sich schon auf den Weg zur Kabine. Einerseits taten sie mir leid, doch andererseits freute ich mich, dass ich im Team war. Jetzt waren wir nur noch etwa 20 Jungs. Etwa 8 davon, waren bereits letztes Jahr in dem Team gewesen. Also war es klar, dass sie in der ersten Mannschaft sein würden. Blieben noch drei Plätze.

 

"Wie ihr vielleicht sehen könnt gibt es noch drei Plätze für die erste Auswahl. Meine Liste sagt mir: Tony, Joshua und der einzige aus der letzte Eric. Der Rest von euch wird in der zweiten Mannschaft sein. Natürlich werden wir immer 3 Leute mit als Auswechselspieler nehmen, also lasst den Kopf nicht hängen. Ich erwarte euch dann am Mittwoch zum Training."

 

Und mit dieser kleinen Rede entließ er uns.

 

Kapitel 3.

 Mit den Jungs machte ich mich auf den Weg zu den Kabinen. Ein wenig stolz war ich schon auf mich, da ich ja der einzige war aus unserem Jahrgang welcher in der ersten Auswahl war. Also war ich auch dementsprechend glücklich. Irgendwie hatte ich bis jetzt kaum realisiert wer eigentlich alles mit mir in einer Mannschaft war. Wir kamen in der Umkleidekabine an und ich merkte, dass die wo es nicht in die Mannschaft geschafft haben, schon alle weg waren.

 

Ein großer Junge mit schwarzen Haaren stellte sich auf die Bank und klatschte zweimal mit den Händen. Damit erzeugte er die Aufmerksamkeit von uns allen. Er strich sich mit seiner Hand die schweißnassen Strähnen aus der Stirn und lächelte breit.

 

"Hey Jungs, also vielleicht weiß es der ein oder andere schon, aber ich bin euer Captain. Ich wollte euch nur herzlichen Glückwunsch wünschen, dafür dass ihr es in die Mannschaft geschafft habt. Es wird hart werden das kann ich euch sagen, aber ich freu mich richtig darauf jeden von euch kennenzulernen. Deshalb schmeiß ich morgen Abend eine kleine Party bei mir. Zum kennenlernen und so. Ihr könnt mitbringen wen ihr wollt."

 

Alle grölten und jubelten. Ehrlich gesagt mochte ich Partys nie so. Doch er war noch nicht fertig mit seiner Ansprache. Er sah mich an und für einen Moment verlor ich mich in seinen blauen Augen. Sein Blick war auf mich gerichtet als er seine kleine Ansprache beendete.

 

"Und ich hoffe wirklich, dass du kommst."

 

Er sprang von der Bank und schlenderte zu seinen Jungs. Dass 'du' kommst? fragte ich mich. Das war ja komisch gerade. Doch sicherlich hatte ich mir das nur eingebildet. Schulterzuckend ging ich zu meiner Tasche. Langsam ließ ich meine Klamotten von meinem Körper gleiten. Es war normal nach dem Fußballtraining zu duschen und die Hälfte der Mannschaft war schon mit einem Handtuch um den Hüften auf den Weg Richtung Dusche. Ich wusste dass ich nicht der hübscheste war, doch hatte ich nie Probleme damit nackt vor anderen Jungs zu sein. 

 

Gerade in dem Moment als ich mir das Handtuch um die Hüften schlang und meine Boxer auszog, wurde ich angetippt. Da ich mich immer zur Wand umzog, konnte ich nicht sehen wer hinter mir stand. Also drehte ich mich langsam um und konnte unseren Captain vor mir sehen. Er selbst war auch nur mit einem Handtuch bekleidet. Ich musste mich zurückhalten um seinen makellosen Körper nicht anzustarren.

 

"Hey, du bist doch neu hier oder? Weißt du die meisten kennt man schon vom sehen mit der Zeit, aber dich hab ich hier noch nie gesehen." fing er an und überkreuzte seine Hände dabei vor der Brust.

 

"Ehm ja. Ich bin hier erst hergezogen. Ich bin Eric... Und du?"

 

Er lachte leise und ich musste feststellen, dass mir der Klang seines Lachens gefiel. Nein, nicht gut. Ich hab mich noch nie zu jemanden aus meiner Mannschaft hingezogen gefühlt. Und dass war auch gut so. Gerade im Fußball konnte ich es nicht riskieren geoutet zu werden.

 

"Jason. Aber jeder nennt mich Jase. Ich hoffe du kommst morgen Abend? Da du ja in der ersten Auswahl bist, werden wir uns öfters zu sehen bekommen." meinte er und grinste mich dabei frech an.

 

Verwirrt betrachtete ich ihn. Um ihn und das heiße Gefühl in meiner Bauchgegend loszuwerden, nickte ich schnell, packte mir mein Shampoo und rannte beinahe in die Dusche. Ich konnte schwören ein leises Kichern hinter mir gehört zu haben. Doch dass war sicher auch bloß Einbildung.

 

 

 

 

Nachdem ich geduscht und noch einige Nummern ausgetauscht hatte, ging ich nachhause. Schon vor der Haustüre konnte ich den herrlichen Duft von meiner Mutter ihrer Pizza riechen und lief gut gelaunt durch die Tür.

 

"Hey Mum!" rief ich ihr zu, als ich mein Zeug schnell nach oben brachte. Mein Magen knurrte ein wenig, weshalb ich schnell wieder runter rannte um zu schauen wie lange das Essen noch dauern würde. Perfekt auf die Sekunde holte meine Mum das Blech aus dem Backofen und stellte es ab. Ich gab ihr einen schnellen Kuss auf die Backe und wollte mir schon ein Stück abschneiden als sie mir auf die Finger schlug.

 

"Vorsicht Schatz! Die ist noch heiß! Ich weiß dass dein verfressenes Wesen es nicht abwarten kann, aber trotzdem musst du dich kurz noch gedulden."

 

"Jaja Mama." sagte ich schmollend und deckte schon mal den Tisch.

 

Beim Essen erzählte ich ihr alles was heute passiert war und ich konnte an ihrem Gesicht ablesen dass sie erleichtert war, dass es relativ gut gelaufen war heute. Ich wusste dass sie sich Vorwürfe machte. Wegen dem Umzug und allem. Und wegen Dad.

 

Sie hatte ihn vor circa 4 Jahren verlassen und auch er war ein Grund weshalb wir weggezogen waren. Es machte sie fertig ihn jede Woche irgendwann mal in der Stadt zu treffen und dabei seine schöne neue Flamme betrachten zu können. Und wenn ich mich in sie herein versetzte, dann war es ok für mich dass wir umziehen musste. Ich meinte, wozu gibt's denn Skype?

 

Total erschöpft von dem Tag schmiss ich mich am Abend ins Bett und schlief sofort ein. Ich fragte mich was morgen alles passieren würde.

 

Kapitel 4.

 "Bitte bitte bitte kommt mit!" flehte ich meine neuen Freunde an. Naja, mehr oder weniger Freunde. Vielleicht mochten sie mich ja gar nicht.

 

"Diese Party wird voll sein mit Proleten! Du siehst doch wie die hier sind. Machen wir lieber einen DVD Abend bei mir." meinte Trish und sah in unsere Runde. Sie sahen alle etwas hin und her gerissen aus.

 

"Ich weiß nicht Trish. Er ist ja neu in dieser Mannschaft und außer uns kennt er ja niemanden so wirklich." meinte July. Dankbar sah ich sie an.

 

"Ach kommt schon. So schlimm wird das Ganze doch bestimmt nicht. Außerdem kenn ich ja niemanden so wirklich außer euch." meinte ich und setzte meinen Hundeblick auf. Bei meinen Freunden funktionierte das eigentlich immer. Trish seufzte laut.

 

"Hör auf so zu schauen! Das zieht nicht." meinte sie nur. Doch ich sah wie sie mit sich kämpfte. Julian lachte, denn er konnte es auch sehen. Sie knetete ihr Hände, schüttelte den Kopf und hob ihre Hände.

 

"Okay okay! Du hast gewonnen. Und das obwohl wir dich erst seit 2 Tagen kennen. Fühle dich geehrt." meinte sie und ich fiel ihr um den Hals. Ich drückte sie so fest ich konnte und war einfach glücklich dass sie mit kam.

 

"Und wer kommt noch alles mit?" fragte ich aufgeregt in die Runde, nachdem ich Trish los gelassen hatte. Sie versuchte mich böse anzusehen, doch ich konnte ihre liebevolle Art darin erkennen.

 

"July und ich kommen, oder Schatz?" meinte Alice und sah ihre Kleine dabei an. Diese nickte eifrig und ich sah die beiden dankbar an.

 

"Da gibt's bestimmt ein paar heiße Mädchen zum aufreißen, also ich bin auch dabei." zwinkerte mir Julian zu. Also sahen alle Jonas an. Er schien irgendwie nicht viel von dem Ganzen mitbekommen haben, denn er stand einfach da und starrte in die Welt hinaus.

 

"Jonas?" fragte ihn Julian und stupste ihn an.

 

"Hm?" machte dieser nur und wir alle fingen an zu lachen. Er wurde leicht rot und zeigte auf das Mädchen auf der anderen Seite des Pausenhofs. "Sie hat mich abgelenkt."

 

Julian klopfte ihm auf die Schulter und drückte ihn an sich. Ich war ein wenig verwirrt bis Alice mich aufklärte.

 

"Das ist Janet. Unser süßer Jonas steht seit Jahren auf sie, schafft es aber nie sie anzusprechen." meinte sie traurig und sah ihn an. Er war eigentlich ganz süß, weshalb ich das nicht verstehen konnte.

 

"Hey, komm doch heute Abend mit, vielleicht ist sie ja auch da. Und wenn ja, dann helf ich dir dich ihr vorzustellen." schlug ich ihm vor.

 

Er strahlte mich mit seinen großen braunen Knopfaugen an und ich wusste man konnte ihn einfach lieb haben wie einen kleinen Bruder. Auch wenn in diesem Fall der kleine Bruder älter ist als man selbst. Ich fand das immer noch komisch, aber naja. Er nickte und als es dann klingelte und das Ende der Pause angekündigt war, gingen wir wieder rein in unsere Klassen und ließen den Rest des Schultages über uns ergehen.

 

 

 

Am Abend stand ich dann vor meinem Kleiderschrank und wusste einfach nicht was ich anziehen sollte. Meiner Mum hatte ich bereits Bescheid gesagt wegen der Party und klar erlaubte sie mir es. In den Sachen war sie eigentlich immer sehr locker. Aber wenn man es so sah, heute hatte sie eh Nachtschicht und eigentlich hätte sie es gar nicht bemerkt wenn ich gefehlt hätte. Trotzdem war ich immer ehrlich zu ihr.

 

Seufzend nahm ich mir eine schwarze Jeans, ein weißes V-Ausschnitt T-Shirt und meine schwarzen Schnürstiefel. Irgendwie stand ich auf die Dinger, auch wenn sie ziemlich schwul aussahen. Naja, passte ja.

 

Ich ließ mir viel Zeit beim Duschen und zog mich anschließend an. Dann geelte ich meine Haare ein wenig hoch und zum Abschluss, betonte ich meine Augen mit ein klein wenig Kajal. Normalerweise bemerkte das kaum einer, doch fand ich, stachen meine Augen dann hervor.

 

Genau in dem Moment, als ich fertig war, klingelte es an der Türe. Das mussten die anderen sein. Da Jonas, ja man glaubte es kaum, schon 18 war, besaß er ein eigenes Auto und wir konnten entspannt zu Jase seinem Haus fahren.

 

"Na Blondie, fertig?" fragte mich Trish und pfiff dabei durch die Zähne. "Siehst aber Hot aus heute. Für wen genau hast du dich denn so hübsch gemacht?" wollte sie von mir wissen.

 

Ja, für wen eigentlich? Auch wenn ich es abstreiten wollte, war es klar für wen. Jase hatte es mir von der ersten Sekunde an angetan. Doch was würde er schon von mir wollen. Er stand ganz sicher auf Frauen.

 

"Oha. Ich habe Recht!" schrie sie und sah mich aufgeregt an. "Sag's mir! Wer hat es dir angetan?"

 

"Niemand Trish. Und jetzt komm, wir müssen los." meinte ich und zog sie zu dem Auto, welches vor meinem Haus wartete.

 

"Nein nein nein Kleiner. Diese Diskussion ist noch nicht beendet!" sagte sie, als wir uns in das Auto fallen ließen. Die anderen sahen mich verwirrt an.

 

"Welche Diskussion?" wollte Julian wissen.

 

"Gar keine!" meinte ich genervt und stieß Trish in die Seite, bevor sie irgendwas ausplaudern konnte. Julian zuckte mit den Schultern und Jonas fuhr los. Ich gab ihm noch schnell die Adresse, welche in unserer Whatsapp- Fußballgruppe stand. Niemand von meinen Freunden, war je auf einer Party von ihm eingeladen gewesen. Und ich hatte ehrlich gesagt echt ein wenig angst, dass dort wirklich nur "Proleten" rumliefen.

 

Der Wagen kam ruckelnd zum Stillstand und alle stiegen wir aus. Mein Mund klappte auf als ich dieses Haus sah. Und ich war anscheinend nicht der einzige gewesen. Auch meine Freunde sahen erstaunt aus.

 

"Oh mein Gott! Was ist denn das?" fragte Trish sarkastisch und lief auf das Prachtexemplar von einem Haus zu. Es war riesig und modern, besaß einen riesigen Pool und war mindesten 3 Millionen Euro wert. Krass war das einzige was mir dazu einfiel.

 

Wir gingen in das Haus, welches schon mit hunderten von Menschen gefüllt war. Die Party war voll im Gange und wir waren leicht überfordert als wir uns umsahen. Im Eingangsbereich war schon die Hölle los und in einer Ecke stand ein knutschendes Pärchen.

 

Plötzlich fühlte ich wie sich zwei Hände von hinten um meineHüften legten. Und als ich mich umdrehte, waren es diese wunderschönen Augen, welche ich erblickte.

 

"Hey Kleiner, ich wusste du würdest kommen. Komm mit! Ich stell dich mal der ganzen Mannschaft vor."

 

Und schon wurde ich weggezogen von meinen Freunden. Er führte mich durch die ganzen Menschenmassen zu einer Sofaecke und deutete mir mich hinzusetzen.

 

"Hey Jungs, das hier ist Eric unser jüngstes Mitglied in der ersten Auswahl." sagte er und ich glaubte eine Spur von stolz hören zu können. Ach was, das hatte ich bestimmt falsch gehört. Ich nickte schüchtern in die Runde und der Typ der neben mir saß, ich glaubte er hieß Will, klopfte mir auf die Schulter und grinste mich an.

 

"Gut gemacht Kleiner! Nicht viele schaffen das in deinem Alter." sagte er. Er scheint ziemlich freundlich zu sein und eine Weile saß ich mit meiner neuen Mannschaft da und lernte sie kennen. Doch nach etwa einer halben Stunde kamen mir meine Freunde in den Sinn. Also entschuldigte ich mich bei ihnen und ging sie suchen.

 

Als ich sie endlich, in einer Ecke auf dem Boden sitzend, gefunden hatte, hüpfte ich glücklich zu ihnen. Sie lächelten mich an als ich mich zu ihnen hockte.

 

"Sorry, ich wurde einfach weggeschliffen." meinte ich entschuldigend und sah dabei zu Boden. Ich dachte an Jase und wie seine Hände sich um mich gelegt hatten.

 

"Ja und wie du weggezogen wurdest! Von Jase." meinte Trish und wackelte dabei mit ihren Augenbrauen. Scheiße, dachte ich nur. Doch ich wusste mich zu verhalten in so einer Situation. Ich lachte einfach und sagte gechillt:

 

"Guter Witz."

 

Sie sah enttäuscht aus und Julian klopfte ihr lachend auf die Schulter. Ernsthaft, er hatte einen Lachflash des Todes.

 

"Hahaha, ich sagte dir doch er ist nicht schwul. Scheiße war's mit schwulen besten Freund und so." sagte er nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte und tätschelte ihre Schulter. Sie schob beleidigt ihre Unterlippe nach vorne. Ja, irgendwie wollte jedes Mädchen einen schwulen besten Freund haben. Ich wusste auch nicht wieso.

 

Doch da fiel mir etwas wieder ein. Jonas. Er saß neben July und spielte mit seinem Gameboy.

 

"Jonas?" holte ich ihn aus seiner Vertiefung. "Ist deine kleine eigentlich hier?"

 

"Nein, leider nicht. Aber ich denke es ist auch gut so. Die Leute drehen hier ein wenig am Rad. Und ich dachte unsere Schule sei voller Langweiler." Er zuckte mit den Schultern und wand sich wieder seinem Spiel zu.

Ewig lang saßen wir in unserer Ecke und lachten zusammen. Ich mochte meine neuen Freunde echt gerne und mittlerweile wusste ich auch, dass ich sie als Freunde bezeichnen konnte. Denn auch erst nach 2 Tagen, konnte ich ihnen ansehen wie treu sie doch waren.

 

Plötzlich, als wir gerade 'wer hat noch nie' spielten, setzte sich jemand neben mich. Ohne mich zur Seite drehen zu müssen wusste ich wer es war. Sein Duft war unverwechselbar. Es war ein blumiger, aber gleichzeitig auch extrem männlicher Duft. Die perfekte Mischung. Er grinste in die Runde und ich sah verwirrte Blicke von meinen Freunden.

 

"Darf ich mitspielen?" fragte er uns.

 

"Natürlich!" meinte July grinsend und gab ihm ein Schnapsglas. Sie und Alice waren schon leicht angetrunken, da sie anscheinend in ihren sexuellen Phasen am meisten komische Sachen angestellt hatten. Sie kicherten die ganze Zeit.

 

"Julian, du bist dran." meinte Ally und schenkte uns ein.

 

"Okay, also... Ich hab noch nie... Gummibärchen mit Nutella und Zwiebeln gegessen." meinte er locker. Doch Jonas trank.

 

"Ihh wie eklich!" lachte July. "Gott wie kam's dazu?" wollte Alice dann von ihm wissen.

 

"War ne Wette mit meinem Bruder. Ich glaub ich hab wegen ihm schon jeden Scheiß gegessen." Wir alle lachten und waren ein wenig verstört darüber was er und sein Bruder aßen. Sogar Jase lachte, was ich schön fand. Doch dann kam Trish dran und aus irgendeinem Grund hatte ich das komische Gefühl das jetzt was dummes passieren würde.

 

"Ich bin, ich bin." meinte sie aufgeregt und sah mich dabei verschmitzt an. Oh nein, ich wusste was kommen würde. "Ich hatte noch nie einen Zungenkuss mit einem Jungen."

 

Fuck!

 

Ich nahm mein Glas, setzte es an und trank. Zögernd. Und ich war nicht der einzige Junge der das tat. Jase neben mir trank auch. Und sah mich dabei an. Scheiße! Trish grinste und der Rest beobachtete uns kritisch. Jase lachte, räusperte sich und meinte:

 

"Ein schwuler Freund meines Bruders hatte mich überfallen." Er sah mich fragend an und ich setzte eine Unschuldsmiene auf.

 

"Wahrheit oder Pflicht. War schon leicht komisch, aber den Mädchen hat's gefallen."

 

Und das war nicht einmal gelogen. Alle schienen überzeugt zu sein. Bis auf Trish. Sie lächelte immer noch in sich hinein.

 

"Naja, ich werd dann mal wieder zu den Jungs gehen. Bis morgen Kleiner. War schön euch besser kennenzulernen." Er sprang auf, sah einmal lächelnd in die Runde und ging. Irgendwas war komisch. Doch ich glaubte nicht das er schwul war. Er wirkte dafür einfach viel zu hetero.

 

Trotzdem war ich sauer auf Trish. Damit ging sie zu weit. Und die Laune war auch im Keller, weshalb wir uns dazu entschlossen zu gehen. Viel geredet wurde nicht mehr, doch mir war auch nicht danach.

 

 

Kapitel 5.

Ich wusste nicht so recht ob ich mich auf diesen Tag freuen sollte. Einerseits war ich aufgeregt weil wir heute Training hatten und das mein zweites Training in der Mannschaft sein würde. Doch andererseits, war da die Geschichte von gestern. Ich war immer noch etwas sauer auf Trish. Das hätte sie echt nicht fragen sollen, doch es ist passiert. Was soll's. Ich würde es ihr früher oder später eh sagen. So wie ich es auch meiner besten Freundin gesagt hatte. Unglaublich wie sehr ich sie vermisste. Claire war Trish in vielen Dingen ähnlich. Sie versuchte die harte zu spielen, doch war innerlich ziemlich verletzlich. Das mochte ich sehr an den beiden.

 

Seit 10 Minuten stand ich bereits vor dem Spiegel und musterte mich. Ich konnte mich einfach nicht mit mir anfreunden. Seufzend stand ich auf und machte mich für die Schule fertig. Mein Kopf tat weh und ich fühlte mich müde. Wir hätten vielleicht gestern nicht ganz so lange wach bleiben sollen.

 

"Eric! Du bist spät dran!" schrie meine Mum von unten. Ich liebte sie so sehr. Sie ist, obwohl sie Nachtschicht hatte extra für mich wach geblieben um mir Frühstück zu machen und zu warten bis ich in der Schule war. Also packte ich mir meine Tasche und machte mich auf den Weg runter zu ihr.

 

Als ich zu ihr ging nahm ich sie in den Arm. Ich konnte ihre tiefen Augenringe erkennen. Sie schob mir meinen Tost zu und lächelte mich an.

 

"Mum, geh bitte ins Bett. Ich komm schon klar." meinte ich zu ihr.

 

Sie lächelte liebevoll, strich mir über die Backe und ging in ihr Schlafzimmer. Schnell stopfte ich mir den Tost in den Mund und ging zur Schule.

 

 

Dort angekommen sah ich schon von weitem Trish auf den Treppen sitzen. Als sie mich sah eilte sie sofort zu mir. Ich wusste was kommen würde. Entschuldigend sah sie mich an und ich wusste es tat ihr wirklich leid.

 

"Mann Eric. Es tut mir so unendlich Leid! Ich wusste auch nicht was über mich gekommen ist, aber.-" ich unterbrach sie indem ich sie einfach in den Arm nahm. Lange konnte ich nie böse sein, also sagte ich es ihr einfach.

 

"Schon gut, ich wusste du würdest so oder so bald rausfinden das ich schwul bin."

 

Ich grinste sie frech an und ihre Augen weiteten sich als sie meine Worte realisierte. Sie schlug mir gegen die Schulter. "Au!"

 

"Wieso hast du mir es nicht gleich gesagt?! Ist doch nichts dabei das du schwul bist." meinte sie aufgebracht und ich zuckte lächelnd mit den Schultern.

 

"Scheiße! Endlich!!!" rief sie aufgeregt. Ich sah sie fragend an. "Endlich habe ich einen schwulen besten Freund!" Sie hüpfte aufgeregt hin und her und ernsthaft, so aufgedreht hatte ich sie noch nie erlebt. Doch eine Sache musste ich noch klar stellen.

 

"Trish. Sag's bitte keinem."

 

 

 

 

Der Schultag verging ätzend langsam und als es endlich zu Schulschluss klingelte, konnte ich es gar nicht mehr abwarten endlich wieder den Ball an meinem Fuß zu spüren. Ich verabschiedete mich von meinen Freunden, ging heim, machte dort mein Schulsach und ging wieder los ins Training.

 

Die Kabine war bereits gefüllt als ich zu den Jungs stieß. Mein Herz machte einen kleinen Sprung als ich sah das Jase unter ihnen war. Er sah mich an, doch blickte schnell wieder zu Boden. Keine Ahnung was los war, doch ich dachte nicht weiter darüber nach und machte mich fertig für das Training.

 

"Hey Kleiner, wie geht's so? Warst gestern ja auch noch lang auf der Party." meinte Will und setzte sich zu mir. Ich lächelte ihn schüchtern an und wusste nicht recht was ich sagen sollte. Doch ihn schien das nicht zu verunsichern.

 

"Sollen wir?" fragte er mich und deutete dabei auf die Tür. Ich nickte und folgte ihm. Ein paar andere Jungs gesellten sich ebenfalls zu uns und gemeinsam gingen wir auf den Platz.

 

Paul unser Trainer kam zu uns und begann mit dem Training. Erst machten wir uns gemütlich warm, dann ein paar Schussübungen, dann ein paar strategische Übungen und zuletzt ein Abschlussspiel. Ich hatte relativ gute Chancen gegen die älteren Jungs und schaffte es sogar 2 Tore im Spiel zu schießen. Ein schriller Pfiff riss mich aus meinem Spiel.

 

"Jungs, das war's für heute ihr könnt duschen gehen." rief Paul. Ich wollte gerade gehen als er zu mir joggte.

 

"Eric, wie kommt's das du in deinem Alter schon so ein Talent bist?" wollte er von mir wissen. Ich war ehrlich gesagt ein wenig überfordert mit diesem Kompliment, da ich mich selbst nie so gesehen hatte.

 

"Ehm ich bin doch ganz normal." meinte ich nur und sah dabei zu Boden. Er legte mir beide Hände auf die Schultern und zwang mich ihn anzusehen.

 

"Mehr Selbstbewusstsein Eric, und jetzt duschen!" sagte er und entließ mich. Mehr Selbstbewusstsein? Mein Selbstbewusstsein war doch voll in Ordnung.

 

Alle sind schon in die Kabine gegangen bis auf einer. Jase. Keine Ahnung warum er gewartet hatte. Aber ich ging zu ihm. Er legte mir seinen Arm um die Schulter, wodurch alles gribbelte. Scheiße, dachte ich mir. Das war nicht gut.

 

"Was wollte er?" fragte er mich neugierig.

 

"Ach nichts besonderes." meinte ich nur und schaute weg. Ich wusste nicht was ich mit dieser Situation anfangen sollte und der Arm auf meiner Schulter machte das Ganze nicht besser.

 

In der Kabine konnte ich mich dann endlich unauffällig von ihm entfernen. Ich lief zu meinem Platz und zog mich schnell aus. Die anderen Jungs waren bereits alle in der Dusche und ich wollte mich beeilen sonst müsste ich allein mit ihm duschen und ich wusste nicht was dann passieren würde. Und ich meinte damit mit meinem Körperteil unterhalb meines Bauches.

 

Pech gehabt, denn als ich in die Dusche schritt waren alle schon dabei diese zu verlassen. Ganz toll. Ich nahm mir irgendeine freie Dusche und machte sie an. Versuchte dabei meine Gedanken auszuschalten, doch als dann Jase in die Dusche kam und sich das Handtuch von den Hüften zog musste ich mich umdrehen. Er duschte mir gegenüber. Ich konnte seine Präsenz spüren. Als ich Türe der Kabine ins Schloss fallen hörte, wusste ich wir waren allein.

 

"Was los Kleiner?" wollte er von mir wissen und ich wusste wenn ich mich jetzt nicht umdrehte, sehe das Ganze komisch aus und es würde Verdacht schöpfen. Also drehte ich mich langsam zu ihm. Und ich versuchte ihn nicht anzusehen. Also starrte ich zu Wand. Aus dem Augenwinkel jedoch, konnte ich seinen perfekten Körper sehen. Über sein Sixpack rannte das Wasser.

 

Ich traute mich ein wenig nach unten zu sehen. Und scheiße, war der groß. Fast so groß wie meiner,  aber auch nur fast. Ich drehte mich so unauffällig wie möglich wieder um, doch wenn ich ihn noch länger ansehen würde, würde mein kleiner Freund ein wenig auffällig werden. Und für einen Ständer konnte man schlecht eine Ausrede suchen.

 

Plötzlich spürte ich zwei Hände die mich an der Hüfte nahmen und einen Atem der meinen Nacken streifte. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören, doch durchzuckte mich mein Körper wie Blitze als ich seine Haut auf meiner spürte.

 

Schock überkam mich. Was tat er da? Und scheiße, er zeigte Wirkung auf mich. Ich musste hier weg. Schnell rannte ich aus der Dusche, zog mich innerhalb 30 Sekunden an und rannte aus der Kabine. Mir war es egal das ich durchnässt war und mir war es auch egal was er jetzt von mir denken würde. Ich konnte das einfach nicht. Das letzte was ich von ihm hörte war meinen Namen wie er ihn rief.

 

 

Kapitel 6.

Am Abend war ich verstört heimgerannt. Was sollte das denn? Sollte das irgendein Spaß für ihn werden oder was? Wollte er mich einfach nur verarschen damit er und seine Freunde etwas zu lachen hatten? Tausende Fragen die mich quälten. Wie sollte ich ihm nun gegenübertreten. Er ist doch hetero. Oder nicht? Naja eigentlich hatte ich ihn ja nie mit einem Mädchen gesehen. Und gestern Abend hatte er ja gemeint er hätte schon einen Jungen geküsst. Nein! Ich durfte mir keine Hoffnungen machen. Am Ende würde ich doch so oder so wieder enttäuscht werden. Was würde er auch schon von mir wollen? Ich war seiner nicht würdig.

 

Verzweifelt lag ich in meinem Bett und starrte zur Decke. Mum war zum Glück nicht da gewesen, weil hätte sie mich gesehen, hätte sie sofort gemerkt das was nicht stimmt. Und ich hatte es immer noch nicht geschafft mich vor ihr zu outen. Wie auch? Sie redete ja immer von ihren zukünftigen Enkeln und ich wollte ihr dieses Bild nicht kaputt machen. Sie tat so viel für mich. Und ich wollte sie nicht enttäuschen. Ein Klingeln riss mich aus meiner Starre. Wer konnte das sein?

 

Langsam lief ich die Treppen runter und sah zur Tür. Nochmal ein Klingeln. Diese Person war sehr hartnäckig. Ich war immer noch ein wenig nass von meinem schnellen Abgang und hatte ehrlich gesagt keine Lust auf Besuch. Trotzdem ging ich zur Türe, da ich mir Sorgen um Mum machte. Es konnte immer was passieren, auch wenn sie heute die Nachtschicht hatte und eigentlich schon lange bei der Arbeit war.

 

Ich legte meine Hand auf die Klinke und riss sie auf. Geschockt sah ich mir mein Gegenüber an. Woher zum Teufel wusste er wo ich wohne? Ich wollte die Türe grad wieder zuschlagen, als sich ein Bein dazwischen stellte.

 

"Bitte Eric, warte doch." flehte er und sah mich dabei mit seinen blauen Augen an. Was wollte er von mir? "Ich kann's dir erklären."

 

Die Neugierde packte, weshalb ich langsam die Türe öffnete. Stirnrunzelnd stand er mir gegenüber. Er sah so süß aus wie er vor mir stand. Nein! Das durfte ich nicht denken. Es würde nur weh tun. Doch meine Neugierde siegte gegen meinen Verstand. Ich öffnete ihm die Tür und signalisierte ihm reinzukommen. Langsam setzte er seinen Fuß über die Schwelle und trat ein. In mein Haus. Oh mein Gott, er war in meinem Haus!

 

"Woher weißt du wo ich wohne?" fragte ich ihn. Er zog seine Jacke aus und hängte sie über einen der Bügel. Sein enges T-Shirt betonte seine Muskeln. Ich musste wegsehen, sonst könnte ich ihm verfallen.

 

"Ich bin dir gefolgt. Gestern."

 

Oh. Okey. Er ist mir also gefolgt. Verdammt, er ist mir gefolgt! Scheiße, was wenn da ein perverser Stalker vor mir stand?! Anscheinend musste er mein geschocktes Gesicht bemerkt haben.

 

"Oh Gott. Des hört sich total komisch an. Nein, ich hab mir Sorgen gemacht, weil Jonas getrunken hatte und euch heimgefahren hat. Nur deshalb." meinte er und grinste mich an.

 

Ich zuckte mit den Schultern und deutete ihm mir zu folgen. Gemeinsam gingen wir in mein Zimmer. Ein wenig peinlich war es schon, doch zum Glück hatte ich meine Comichefte noch nicht ausgepackt. Das wäre noch peinlicher gewesen. Er sah sich gründlich um und da ich nicht wusste was ich tun sollte, fragte ich ihn ob er was zu trinken möchte.

 

"Nein danke. Ich möchte nur kurz reden und keine Sorge, dann bin ich auch schnell wieder weg."

 

Bildete ich mir das ein oder hörte ich ein wenig Trauer aus seiner Stimme. Es brach mir das Herz ihn so zu hören. Ich setzte mich auf mein Bett und er sich neben mich. Zu nah. Unsere Arme streiften einander. Und egal wie gut sich das anfühlte, ich rückte ein wenig zur Seite.

 

"Ehm ich wollt dir nur sagen, ich bin nicht schwul oder so." fing er zögerlich an. Es fiel ihm schwer das zu sagen, dass sah ich ihm an. Seine Hände kämpften in seinem Schoß mit einander.

 

"Es ist, also du warst so komisch und da... Ich weiß auch nicht, ich hab mir einfach Sorgen gemacht dass du umkippen würdest und ich hab nicht daran gedacht was ich da eigentlich tat und wie komisch das für dich sein musste."

 

Ein wenig Enttäuschung überkam mich. Irgendwie hatte ich es gehofft. Hatte gehofft das er doch schwul war, doch wie gesagt Hoffnung ist scheiße und tat weh. So wie jetzt. Ich nickte schwach und blickte zu Boden.

 

"Denk bitte nichts falsches von mir." flehte er mich an. Mann, er sah so unglaublich süß aus. Doch ich raffte mich zusammen und grinste ihn gespielt an. Ich schaffte es meine eigentlichen Gefühle zu verbergen.

 

"Kein Problem. Jeder macht manchmal komische Sachen. Wir tun einfach so als wäre nichts passiert."

 

Er klopfte mir auf die Schulter und sah mich dankend an. Seine Hand verwirrte mich, doch ich tat so als ob nichts wäre. Ich wollte nicht das er sich unbehaglich fühlte. Eine Weile redeten wir noch über das Training und die anderen Jungs.

 

"Ich glaub ich muss dann los." meinte er und stand auf. Ich sah auf die Uhr und stelle überrascht fest, dass es bereits halb 10 war. Keine Ahnung wieso die Zeit so schnell um ging. "Ich finde raus." sagte er noch und schon war er weg.

 

Mit hunderten Gedanken im Kopf blieb ich zurück. Ich dachte darüber nach was gerade passiert war. Und darüber wie oft ich daran gedacht hatte ihn zu küssen. Schnell verbannte ich die Gedanken aus meinem Kopf. Das durfte nicht passieren. Ich wollte nicht wieder verletzt werden.

 

 

 

 

Der Rest der Woche ging relativ schnell rum. Freitags lernte ich die Jungs besser im Training kennen, doch hielt sich Jase ziemlich von mir fern. Ich wusste nicht genau wieso, doch machte es mich traurig. Ich musste aufpassen, dass ich mich nicht in ihn verliebte. Am Wochenende dann besuchten wir unsere alten Freunde. Wir übernachteten bei meiner besten Freundin Claire und hatten eine Menge Spaß. Ich erzählte ihr von allem was ich in der Woche erlebt hatte, bis auf die Sache mit Jase. Das musste warten.

 

 

Kapitel 7.

Der Montag. Jeder hasste ihn einfach. Doch hätte man den Montag frei, so wäre es der Dienstag welcher jeder hasste. Auch nicht wirklich besser. Es musste immer einen Tag geben an dem die neue Woche wieder begann. Ein neuer Abschnitt eben um die vorherige Woche hinter sich zu lassen. Und das tat ich nun. Ich ließ die letzte Woche hinter mir. Zumindest das mit Jase. Ich würde ihn einfach nicht mehr drauf ansprechen und er könnte es vergessen. Dann muss er sich nicht mehr unwohl fühlen in meiner Gegenwart und ich konnte meine Mannschaft besser kennen lernen. Jap, so würde ich es machen.

 

Entschlossen stand ich wie jeden morgen vor meinem Spiegel. Ich hatte mal gelesen, dass es nicht gut sei so viel Zeit davor zu verbringen, doch musste es einfach sein. Ich brauchte das morgens irgendwie. Doch da ich spät dran war, musste ich mich von meinem Spiegelbild verabschieden und leider Gottes mich auf den Weg zur Schule machen.

 

Als ich runter lief, sah ich meinen Tost auf dem Tisch stehen. Mum war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich war es eine anstrengende Nacht gewesen, doch ab morgen hatte sie erstmal wieder Schichten tagsüber. Auch wenn ich sie dann auch nicht viel öfters sehen würde, war es um einiges besser für sie.

 

 

 

 

 

Wie jeden morgen musste ich die Folter von Bus fahren über mich ergehen lassen. Diesmal war es besonders schlimm. Eine hellblonde Frau mit Kind stand direkt neben mir und ihr Kind hat mich die Hälfte der Strecke einfach genervt und die andere Hälfte der Strecke rumgebrüllt. Ich meinte, ich mochte ja Kinder, aber sowas ging echt auf den Nerv. Und das Montagmorgen.

 

Der Tag wurde einfach immer schlimmer. Erst schrieben wir einen Überraschungstest in Geschichte, und ernsthaft, wer konnte Geschichte wenn man nichts dafür lernte?! Und dann zum krönenden Abschluss flog ich eher aus dem Schulhaus, als das ich ging. Das schlimmste an allem war, dass ich auf einer Bananenschale ausgerutscht war. Einer BANANENSCHALE! Wie in diesen Donald Duck Comics immer. Mann wurde ich ausgelacht. Aber wäre es nicht ich gewesen wo hingefallen war, hätte ich sicherlich auch gelacht.

 

 

Nun stand ich hier, malwieder im Bus, und war auf dem Weg ins Training. Ich hatte ehrlich gesagt ein bisschen Schiss, dass der Tag noch schlimmer werden könnte.

 

"Na Prinzessin, was ist los? Du siehst so genervt aus." fragte mich Will lachend als ich in die Umkleidekabine lief. Ich brummte nur etwas unverständliches vor mich hin.

 

"Wäre ich an seiner Stelle auch wenn es mich so reingelegt hätte wie ihn heute." lachte irgendeiner aus meiner Mannschaft. Irgendwie hatte ich gerade den Drang ihm eine rein zu hauen. Und eigentlich war ich nicht so einer.

 

"Haha stimmt ja. Wegen der Bananenschale richtig?" lachte Will und wuschelte mir dabei durch die Haare. Aaargh. Meine Wut stieg immer mehr. Man musste es mir echt ansehen, denn Will setzte sich zu mir und schlug mir freundschaftlich gegen die Schulter.

 

"Komm schon, reg dich nicht auf. War doch lustig. Immer positiv sehen."

 

Er setzte seine Zeigefinger an die Mundwinkel und zog sie hoch. Das sah so witzig aus, dass sogar ich, in meinem Aggressionszustand lachen musste. Plötzlich spürte ich einen Blick auf mir. Jase. Er durchbohrte mich förmlich mit seinen Augen. Hatte ich irgendetwas falsch gemacht? Doch ich wollte nicht darüber nachdenken. Also ignorierte ich ihn so gut es ging. Wie gesagt, ich ließ die letzte Woche was ihn anging hinter mir.

 

 

Das Training half mir ein wenig den Dampf abzulassen. Ich übertrug meine Wut einfach in den Ball und machte ein Tor nach dem anderen. Mit Will verstand ich mich richtig gut. Er war so ziemlich immer mein Partner bei Zweierübungen und überhaupt, ich mochte ihn. Nicht im Sinne von hingezogen fühlen, sondern einfach als Freund.

 

Ich spürte immer wieder im Training den Blick von Jase in meinem Rücken. Ich wusste einfach nicht was sein Problem war? Ich meinte, ich hatte ihm ja nichts getan. Als dann Trinkpause war und sich die ganze Mannschaft am Rand des Feldes versammelte tickte er irgendwie aus.

 

Will, ich und ein paar andere Jungs waren gerade in einer kleinen Wasserschlacht vertieft. Es war ja Sommer und die Sonne war heute besonders heiß. Ich sah nur wie Jase plötzlich losrannte und Will zu Boden warf. Ich dachte eigentlich er sei auf mich sauer, also was wollte er dann nur von ihm?

 

"Du lässt deine dreckigen Hände von ihm du scheiß Penner." schrie Jase Will an. Er saß auf ihm und schlug ihm eine rein. Wie versteinert stand ich da. Was zum Teufel passierte hier gerade?!

 

"Wovon redest du bitte?" fragte Will ihn verzweifelt nachdem Jase nochmal zu schlug. So etwas hätte ich nie von ihm erwartet. Das Blut, welches aus Will's Nase lief riss mich aus meiner Starre. Ein paar aus unserem Team kamen schon herbeigeeilt, doch ich war schneller. Ich rannte einfach auf Jase zu und riss ihn von ihm runter. Gemeinsam flogen wir von ihm runter und landeten auf dem Rasen. Kleine Erdbröckel wurden dabei zur Seite geworfen.

 

Ein Pfiff ließ uns alle erstarren. "WAS zum Teufel ist hier los?!" schrie unser Trainer und packte Jase am Kragen. Dieser blickte zu Boden und ignorierte Paul.

 

"Ich rede mit dir!" schrie er daraufhin. Doch noch immer. Nichts. Will und ich hatten uns inzwischen vom Boden aufgerappelt und sahen ihn geschockt an. Was war nur los mit ihm? Ich hatte ihn nie als einen Schläger eingeschätzt.

 

Plötzlich sah er mich an. Direkt in die Augen. Und für eine Sekunde glaubte ich zu wissen wieso er das getan hatte. Doch ich ignorierte meine Gedanken. Das war unmöglich. Das konnte nicht sein. Und wenn es so wäre, dann war es total übertrieben gewesen. Enttäuscht von ihm sah ich weg.

 

"Ich geh nach Hause." meinte er an den Trainer gewandt und machte sich auf den Weg zur Kabine. Die ganze Mannschaft sah ihm nach. Niemand verstand seine Reaktion. Wirklich Niemand.

 

Nachdem Jase dann fort war und Will ins Krankenzimmer der Schule gegangen war, fuhren wir fort mit dem Training. Doch die Stimmung war mies. Kein Wunder nach dieser Aktion. Auch Paul merkte wie schlecht die Stimmung war und entließ uns einfach früher.

 

Frisch geduscht, aber total erschöpft machte ich mich auf den Weg nach Hause, wo Mum auf mich wartete. Ich erzählte ihr von meinem miserablen Schultag und ließ ein wenig meinen Dampf bei ihr ab. Sie hörte mir zu und machte mir zu Essen. Es tat gut mit jemandem reden zu können, auch wenn ich ihr die Sache mit Jase noch nicht erzählen konnte. Noch nicht, aber irgendwann mal vielleicht.

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.11.2014

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