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Just another Day

 

„Nein bitte! Bitte nicht, ich tu alles! Sagen sie es einfach!“

Wie oft hat Aris Johnson diese Sätze nun schon gehört? 100 mal, 1000 mal?

Ein durchschnittlicher Feigling, so einer wie der, der sich gerade vor Aris auf dem Boden zusammenkauert, durchlebt in der kurzen Zeit, in der sein Mörder das Zimmer betritt, genau drei Phasen:

Um sein Leben betteln!

Drohen.

Erneutes Betteln gefolgt vom Exitus.

Mit langsamen Schritten durchschreitet Aris das Arbeitszimmer,  fühlt das Gewicht des schweren Revolvers in seiner Hand, langsam spannt sein Daumen den Hahn nach hinten.

Noch 6 Meter trennen ihn von seinem Opfer.

„Ich warne Sie! Ich habe mächtige Freunde, wir werden Sie suchen und vernichten! Denken Sie nach, das wollen wir doch nicht!“ Phase 2 vorbei, Phase 3 folgt.

„Wollen!“ Aris lachte innerlich kurz auf. Was will ein Mensch schon wollen? Seiner Philosophie nach gibt es so etwas wie freien Willen gar nicht.

Der Mensch ist ein Tier, ein Tier ist ein Lebewesen, und ein Lebewesen tut das, was es am besten kann. Eine Zelle teilt sich, eine Pflanze wächst und Aris Johnson tötet.

Noch 3 Meter.

Der ein eineinhalb Kilo schwere Revolver der Marke Colt liegt gut in der Hand und, auch wenn das nicht Aris bevorzugte Waffengattung ist, so ist er doch gespannt auf das Geräusch, das der Colt beim Abfeuern von sich geben wird.


Ist es mehr ein „Blamm“ oder ein einsilbiges „Peng“ könnte aber auch ein nachhallendes „Tusch“ sein.

Noch 2 Meter.

„Bitte, ich gebe Ihnen Geld. Vergessen wir das alles hier, gehen Sie einfach nach Hause!“

Noch 1,5 Meter.

Die Länge des Pistolenlaufes beträgt 25cm, bei ausgestrecktem Arm berührt die Mündung Thomas Stirn.

Thomas sinkt auf die Knie, seine Beine geben einfach nach. In Tränen aufgelöst blickt er zu Aris hoch und stößt noch einmal hervor: „Bitte nicht!“

Das sind die Momente, in denen sich in einem normalen Menschen gewisse Gefühle wie Mitleid, Trauer oder zumindest Bedauern aufdrängen.

Nicht so bei Aris. Berufliche Kälte nennt er das Ganze.

Töten macht keinen Spaß, zumindest ihm nicht, doch es ist der einfachste Weg an Geld zu kommen und wenn man sich das Berufsangebot so ansieht, so findet er, dass er es doch recht gut getroffen hat.

Tischler tischlern, Verkäufer verkaufen und er sorgt dafür, dass gewisse, für seine Auftraggeber lästige Personen früher von der Bildfläche verschwinden als sie es geplant hatten.

Aris Zeigefinger krümmt sich.

Das 15,55g schwere Projektil verlässt den Lauf mit einer Geschwindigkeit von 457m/s. Das entspricht einer Energie von etwa 1627 Joule. Der schwere Revolver schlägt wie ein junger Mustang nach oben aus und Thomas Hirnmasse verteilt sich an der hinter ihm befindlichen Wand.

Kleine Eintrittswunde, gewaltige Austrittswunde. Aris lässt den Colt fallen und reibt sich die vom Rückstoß geprellte Hand.

Im Hinausgehen zieht er sich die schwarzen Handschuhe aus und verlässt das Gebäude durch die Hintertür.

Und noch während Aris gemütlich durch Hinterhöfe schlendert, hört er schon von weitem die sich nähernden Polizeisirenen.

Lächelnd geht er weiter, tritt eine vor sich am Boden liegende Dose und überlegt sich wie gerade sein Auftraggeber den Polizeifunk abhört um sicher zu gehen, dass der Auftrag zu seiner Zufriedenheit abgeschlossen ist und sich dann schleunigst daran macht 15 Riesen auf eines von Aris Konten zu schieben.

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 18.05.2013

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