Es weht ein leichter Wind an diesem Tag, es ist heiß, die Luft flackert. Die Stadt liegt still und friedlich da, kein Laut ist zu hören, es schlägt 12 Uhr Mittags und sie döst vor sich hin. Keine Menschen auf den Straßen, nur wenige Autos, Niemand der auf dem Basar lauthals seine Waren zum Verkauf feilbietet. Aus der Stadt führten genau zwei Straßen hinaus, die eine führt nach Norden in Richtung Mittelmeer, die andere nach Osten, wo man nach mehreren Stunden fahrt Ägypten erreicht. In Richtung Süden und Westen laufen nur jeweils zwei Sandwege scheinbar endlos ins Nichts.
Auf der Südseite, der der Wüste zugewandten Seite, steht in etwa 300 Meter Entfernung eine Holzplattform. Die Zeremonie, die auf ihr abgehalten wurde ist nun schon seit mehr als 18 Stunden zu Ende keiner ist mehr da.
Alle sind weg, keine Soldaten, keine weinenden Frauen, keine fluchenden Männer, keine schreienden Kinder. Alle weg, bis auf einen kleinen Jungen, der immer noch zusammengekauert hinter der Absperrung, die die Schaulustigen von der Plattform trennte kauert. Er ist nicht älter als acht Jahre, seine zwei kleinen Fäustchen haben fest die Metallenen Gitterstäbe der Absperrung geklammert. Er sitzt hier nun schon sein fast einem Tag. Mit roten Glasigen Augen blickt er zu dem Gerüst auf, er will den Kopf abwenden, kann aber nicht, er will aufstehen und weggehen, kann aber nicht, er will sich hinlegen und sterben, darf aber nicht. Mit seiner vom Weinen krächzenden Stimme flüstert er nur immer wieder: „Papa....papa..“ Eine weitere Träne tropft zu Boden und der Junge blickt weiterhin zu der vor ihm sacht im Wind hin und her schaukelnden Leiche auf. Eine erste Krähe sitzt bereits auf der Schulter des Mannes und pickt sich Fleischstück für Fleischstück aus dem Leblosem Gesicht. Bald schon werden es mehrere sein, hätte der kleine Junge doch nur die Kraft sie zu verjagen, ihnen zu sagen dass sie es lassen sollten, er musste den Toten doch noch begraben, er muss doch dafür sorgen dass er in den Himmel kommt. Alle anderen Bewohner haben Angst, Angst vor der Polizei, Angst vor dem Militär, Angst vor dem eigenen Nachbarn. Aber der Junge hat keine Angst, er hat keine mehr. Er wird die Seele seines Vaters schon retten. Er wird es schaffen, nur noch kurz ausruhen, alles dreht sich.
Plötzlich steht der Junge vor einem glitzernden See, vor ihm schwimmen schillernde Fische, und große Vögel ziehen am Himmel dahin, er Bückt sich und trinkt gierig, er wusste gar nicht dass er Durst hatte. Dann entdeckte er ein vorbeitreibendes Stück Wassermelone, schnell greift er danach und verschlingt es mit wenigen Bissen, er wusste gar nicht dass er Hunger hatte. Dann ein rascheln hinter ihm, er dreht sich um und vor ihm steht sein Vater, wortlos umarmen sich die beiden. Der Junge lächelt.
Dann durchflutet gleißend helles Licht die Szene, der Mann und der Junge sind verschwunden, zurück bleibt nur der kleine Körper des Kindes und der sich langsam im Wind wiegende Leib des Vaters.
und so legte sich der Junge hin und starb.
Etwa 8000 Kilometer entfernt beißt ein Fettleibiger Amerikaner herzhaft in seinen Cheeseburger.
Tag der Veröffentlichung: 12.05.2013
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