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Titel

Pubertät

Eltern zwischen Schulwahnsinn, Stimmungsschwankungen und Erwachsenwerden:


Mit alltagstauglichen Überlebensstrategien ihr Kind gelassen durch alle Pubertätsphasen begleiten



1. Auflage



Copyright © 2019 – Katharina Rothschild


Alle Rechte vorbehalten.



Die Rechte des hier verwendeten Textmaterials liegen ausdrücklich beim Verfasser. Eine Verbreitung oder Verwendung des Materials ist untersagt und bedarf in Ausnahmefällen der eindeutigen Zustimmung des Verfassers.


Inhaltsübersicht

 

Inhaltsübersicht

Vorwort

Erstes Kapitel: Was versteht man unter Pubertät?

1)        Exkurs: Genetische Veranlagung und Pubertätsbeginn

2)        Pubertät muss das sein? Oder die Frage, wozu ist die Pubertät eigentlich gut?

3)        Das Gehirn

4)        Phasen der Pubertät

  1. a) Erste Phase der Vorpubertät (8 bis 10 Jahre)
  2. b) Zweite Phase der Vorpubertät (11-12 Jahre)
  3. c) Die Hochpubertät – Mädchen (13 bis 16 Jahre)
  4. d) Die Hochpubertät – Jungen (13 bis 16 Jahre)
  5. e) Die Nachpubertät (17 bis 24 Jahre)

Zweites Kapitel: Die Vorpubertät

1)        Wie bereiten sich Eltern und Kinder auf die Pubertät vor?

2)        Wie spricht man mit seinem Kind über die Vorpubertät?

3)        Kann man den Beginn der Pubertät hinauszögern?

  1. a) Ernährung
  2. b) Medienkonsum

4)        Akzeptieren Sie die Pubertät, sie ist wichtig!

5)        Gemeinsam für das Kind

6)        Exkurs: Als Eltern und Ehepaar trotz Kindern vereint bleiben

7)        So meistern Sie als alleinerziehende Mutter die Pubertät

8)        Vorbereitung auf das Loslassen

Drittes Kapitel: Mittendrin statt nur dabei – während der Pubertät

1)        Mädchen in der Pubertät – körperliche Veränderungen

2)        Mädchen in der Pubertät – Änderungen im Verhalten

3)        Jungen in der Pubertät – körperliche Veränderungen

4)        Jungen in der Pubertät – Änderungen im Verhalten

5)        Wie entwickelt sich die Persönlichkeit im Laufe der Pubertät weiter?

  1. a) Haben die extremen Emotionen und die Risikofreude von Teenagern auch Vorteile?
  2. b) Werden Jugendliche in der Pubertät dümmer?
  3. c) Warum gehen Jugendliche so spät ins Bett?

6)        Im Gespräch bleiben – die Bedeutung der Kommunikation

7)        Beziehung statt Erziehung: Fürs Erziehen ist es jetzt zu spät!

Viertes Kapitel: Besondere Herausforderungen in der Pubertät

1)        Schulleistungen

2)        So gelingen die Hausaufgaben: Klare Regeln für die tägliche Pflicht

3)        Nachhilfe

4)        Exkurs: Das Für und Wider von Belohnungssystemen

Fünftes Kapitel: Alarmstufe Rot – wenn die Pubertät den Rahmen sprengt

1)        Mobbing

  1. a) Definition
  2. b) Ursachen

2)        Cybermobbing

3)        Sollte mein Kind bei Mobbing die Klasse oder Schule wechseln?

4)        Heranwachsende, die die Schule schwänzen

5)        Sexualität

  1. a) Wie sollten Eltern mit der Sexualität ihrer Kinder umgehen?
  2. b) Exkurs: Sexualität in Patchwork Familien
  3. c) Homosexualität

6)        Drogenkonsum

7)        Computersucht und Gaming

8)        Depressionen

9)        Essstörungen

  1. a) Magersucht
  2. b) Bulimie
  3. c) Binge Eating Disorder

10)      Selbstzerstörung – Ritzen

11)      Rauschtrinken

12)      Ausreißen von Zuhause

13)      Finanzen

14)      Partyexzesse

15)      Liebeskummer

Sechstes Kapitel: Exkurs – Tipps zum Umgang mit Lehrern

1)        Hausbesuche

2)        Besuch im Unterricht

Siebtes Kapitel: Bonus – 20 Tipps für das Überleben mit einem Teenager

Schlusswort

Haftungsausschluss

Vorwort

 

„Du bist so gemein!“ Mein heiß geliebtes Kind knallt die Zimmertür hinter sich zu und dreht den Schlüssel im Schloss herum. Wahrscheinlich wird es stundenlang in seinem Zimmer bleiben und mich mit ohrenbetäubender Musik an den Rand des Wahnsinns treiben. Auslöser solcher Streitereien mit Heranwachsenden sind in der Regel Nichtigkeiten. Bei Mädchen kann es ein Kleidungsstück sein, das die Mutter unangemessen, die Tochter aber für modern und überlebenswichtig erachtet. Bei Jungen geht es oft um obercooles und machohaftes Verhalten, das Eltern als provozierend empfinden.

Wenn Ihnen solche oder ähnliche Szenen bekannt vorkommen, darf ich Sie im erlauchten Kreis der Eltern pubertierender Kinder begrüßen. Wie Ihnen sicher nur allzu gut bekannt ist, sieht die Natur vor, dass Menschen ihre Geschlechtsreife erlangen, indem sie die Pubertät durchlaufen. Um zu selbstständigen Individuen zu werden, erleben die Kinder tief greifende körperliche und seelische Veränderungen.

Im Gegensatz zu früher beginnt die Pubertät heute oft im Grundschulalter. Noch vor ca. 110 Jahren ging man davon aus, dass ein Kind zwischen 10 und 16 Jahren in die Pubertät kommt. Im 19. Jahrhundert bekamen Mädchen ihre erste Regelblutung im Schnitt zwischen 15 und 17. Heute beginnt die Adoleszenz bei Mädchen zwischen 8 und 14 Jahren und bei Jungen etwa zwei Jahre später.

Noch bevor die körperlichen Veränderungen einsetzen, zeigen viele Kinder gravierende Verhaltensänderungen. Aus einigen bisher liebebedürftigen Kleinen können bockige Wesen werden, die die Autorität ihrer Eltern infrage stellen.

Man spricht von der sogenannten „Vorpubertät“ und meint damit die Phase, in der sich der Körper des Kindes noch nicht verändert, es aber schon pubertäre Verhaltensweisen zeigt. Bei dem Begriff „Vorpubertät“ handelt es sich nicht um einen Fachterminus, sondern um einen gängigen Begriff, mit dem man der „Ruhe“ oder besser gesagt der „Unruhe vor dem Sturm“ der Pubertät einen Namen gegeben hat. Ebenso wie die Pubertät beginnt auch die Vorpubertät immer früher.

Eltern empfinden den Ablöseprozess der Pubertät als sehr schmerzlich, schließlich entziehen ihnen ihre Kinder Liebe und Bewunderung. Kinder hingegen erleben die Adoleszenz als eine Phase großer Verunsicherung. Sie befinden sich in einem Zwischenstadium: Auf der einen Seite sind sie noch sehr kindlich, auf der anderen Seite entwickeln sie Interessen und Vorlieben von Jugendlichen. Das Kinderzimmer ist der Ort, an dem dieser Zwiespalt sichtbar wird. Auf dem Bett tummeln sich Teddybären und Puppen, während Justin Bieber und Lady Gaga die Wände zieren.

Das frühe Einsetzen der sexuellen Reife führt dazu, dass Kinder – insbesondere Mädchen – in einem sexuellen Kontext wahrgenommen werden, obwohl sie sich geistig noch in einem kindlichen Stadium befinden. Ein frühes Einsetzen der Pubertät kann bei Mädchen zur Ausgrenzung führen. Die Jungen beäugen neugierig die ersten Brüste im Sportunterricht. Die Mädchen fühlen sich unwohl in ihrem Körper und müssen sich erst an ihre weiblichen Rundungen gewöhnen.

Jungen hingegen leiden eher unter einem späten Einsetzen der Pubertät. Sie wünschen sich ein männliches Aussehen und eine tiefe Stimme. Die Psyche kann bei beiden Geschlechtern leiden, Depressionen können die Folge sein.

Kinder gleichen in dieser Phase einer Raupe, die zum Schmetterling wird. So wie sich die Raupe mehrfach häutet, bevor sie sich verpuppt und zum Schmetterling heranreift, durchlaufen Körper und Psyche des Kindes bzw. des Jugendlichen mehrere Stufen der Veränderung. Mit Abschluss der Pubertät fliegt der junge Erwachsene gestärkt in die Freiheit davon.

So viel zur Theorie. In der Realität gleicht der Weg in die Freiheit des Erwachsenenlebens eher einem Minenfeld: Einige Kinder rutschen in der Pubertät in ein kriminelles Milieu ab, andere werden magersüchtig oder gar depressiv. Eltern möchten dies natürlich um jeden Preis vermeiden. Ein Schlüssel zum gesunden Heranreifen des eigenen Nachwuchses liegt in der richtigen Erziehung.

Doch wie sollen Eltern ihre Kinder auf dem Weg durch die Pubertät begleiten? Eltern möchten ihre Kinder zu selbstbewussten Individuen erziehen, die beruflich erfolgreich sind und sich in das soziale Gefüge unserer Gesellschaft integrieren. In unserer modernen und schnelllebigen Zeit sind Flexibilität, Weltoffenheit, Sozialkompetenz und eine gute Ausbildung gefragt. Regeln des Elternhauses, der Schule, gesellschaftliche Zwänge und freie Selbstentfaltung scheinen sich auf den ersten Blick zu widersprechen.

Nicht nur Ihr Kind soll sich in der Pubertät zu einer starken, selbstbewussten Persönlichkeit entfalten, auch Sie als Eltern sollen in dieser Ablösungsphase Perspektiven für sich selbst entwickeln.

In einem ersten Impuls orientieren sich viele Eltern an ihrem eigenen Elternhaus und greifen auf die Erziehungsmethoden zurück, die ihnen selbst zuteilwurden. Ein nicht unproblematisches Verhalten, denn nicht jede althergebrachte Erziehungsmethode gilt heute noch als zeitgemäß.

Nehmen wir zum Beispiel die Prügelstrafe. Noch in den 50er und 60er Jahren war es üblich, seine Kinder körperlich zu züchtigen. Diskussionen um zu kurze Röcke oder zu laute Musik haben unsere Großeltern mit einer Ohrfeige abgekürzt. Die Prügelstrafe wurde in den 70er Jahren an deutschen Schulen abgeschafft. Gesetzlich verboten ist sie in Deutschland jedoch erst seit dem Jahr 2000.

Körperliche Züchtigungen gelten in unseren modernen Zeiten als No-Go in der Kindererziehung. Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist heute weniger hierarchisch als früher. Eltern wollen ihren Söhnen und Töchtern auf Augenhöhe begegnen.

Wie schaffen Sie es, in diesem Spannungsfeld der Pubertät Ihren eigenen Erfolgsweg zu finden? Meine Antwort lautet: Definieren Sie Ihren eigenen Standpunkt und Ihre eigene Linie bei der Erziehung Ihrer Kinder. Schaffen Sie sich ein festes Fundament, auf dem Sie selbst stehen. Eine Grundlage, die aus Ihren Werten und von Ihnen bestimmten Rahmenbedingungen besteht.

Wie finden Sie Ihr eigenes Fundament? Sie erarbeiten es sich Stück für Stück selbst. Es gibt einige wenige Eltern, die über die glückliche Gabe verfügen, aus dem Bauch heraus die für alle Beteiligten richtigen Entscheidungen zu treffen. Alle anderen müssen sich ihren eigenen Erziehungsstil erarbeiten.

Tauschen Sie sich mit anderen Eltern aus oder nehmen Sie sich einen Erziehungsratgeber zur Hand. Hilfreich kann es auch sein, sich an seine eigene Pubertät zu erinnern. Wissen Sie noch, wie Sie sich damals gefühlt haben? Was war Ihnen wichtig? Wofür haben Sie gekämpft? Was hat Sie am meisten genervt und gestört?

Versuchen Sie, sachlich an das Thema heranzugehen. Übertragen Sie Ihre Ängste und Sorgen nicht auf Ihre eigenen Kinder.

Dieser Ratgeber soll eine sachliche Bauanleitung für Ihr eigenes Fundament sein, damit Sie auf festem Grund stehen, während Ihr Kind sich auf unsicheres Neuland begibt. Mit vielen praktischen Tipps und Beispielen möchte ich Ihnen einen Weg durch die schwierige Zeit der Pubertät weisen. Ich widme mich dabei beiden Phasen der Adoleszenz, der Vorpubertät und der Hochphase der Pubertät und gehe auf die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen in dieser herausfordernden Phase des Heranswachsens ein. Ganz wichtig finde ich die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern, die gerade jetzt nicht versiegen darf!

Allzeit gute Nerven und viel Spaß beim Lesen!

 

Erstes Kapitel: Was versteht man unter Pubertät?

 

Pubertät leitet sich vom lateinischen Begriff „pubertas“ (übersetzt: „Geschlechtsreife“) ab und bezeichnet seit dem 16. Jahrhundert die Phase, in der sich Heranwachsende zum fortpflanzungsfähigen Erwachsenen entwickeln. Körper und Seele des Kindes durchlaufen einen tief greifenden Umwandlungsprozess. Äußerlich sichtbar sind die körperlichen Veränderungen: Der Körper bildet funktionsfähige Fortpflanzungsorgane aus, die Körperform verändert sich und Achsel- und Schamhaare wachsen. Sorgen bereiten Eltern aber vor allen Dingen die seelischen Spannungen, unter denen die Jugendlichen (scheinbar) leiden.

Die Pubertät setzt ein, sobald die Hirnanhangdrüse mit der Produktion von Sexualhormonen (Gonadotropine) beginnt, die ein Wachstum der Keimdrüsen auslösen. Dies sind bei Mädchen die Eierstöcke (Ovarien) und bei Jungen die Hoden.

Die Keimdrüsen stellen die Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen her und geben sie in die Blutbahn ab. Erreichen beide Hormone ein bestimmtes Level, lösen sie die Pubertät aus. Im Laufe der Pubertät produzieren die Keimdrüsen bei Mädchen überwiegend nur noch Östrogen, während bei Jungen das Testosteron die Oberhand gewinnt.

Aufgrund des Testosterons wird der Körper von Jungen muskulöser und ihre Stimme tiefer. Penis und Hoden wachen. Die Spermienproduktion setzt ebenso ein wie der Bartwuchs. Bei Mädchen lässt der gestiegene Östrogenspiegel die Brust wachsen und nach einer gewissen Zeit setzt auch die Menstruation ein. Sobald die Eierstöcke befruchtungsfähige Eizellen bilden, können Mädchen schwanger werden.

TIPP: Der Zeitpunkt, an dem ein Mädchen fruchtbar ist, lässt sich nicht ganz genau bestimmen. Sobald die Menstruation eingesetzt hat, können Sie davon ausgehen, dass Ihre Tochter schwanger werden kann. Aber auch, wenn die Periode bei Ihrer Tochter noch nicht begonnen hat, bedeutet dies nicht, dass sie nicht schwanger werden könnte. Schon vor der ersten Menstruation reift nach außen unsichtbar eine Eizelle heran.

Bereits das erste zarte Wachstum der Brust verunsichert viele Mädchen. Sie reagieren entweder mit einem Rückzug in die eigenen vier Wände oder stellen die dazugewonnen Reize auffallend zur Schau. Beide Verhaltensweisen missfallen den Eltern, die sich weder Einsiedlerkrebse noch Partyhasen als eigene Kinder wünschen. Jungen begrüßen hingegen die ersten sichtbaren Zeichen ihrer Männlichkeit und leiden, wenn sie mit ihrer äußeren Entwicklung den anderen Jungen in ihrer Klasse hinterherhinken.

Facebook & Co. machen es Jugendlichen leicht, ihren eigenen Körper zur Schau zu stellen. Schnell ist ein offenherziges Foto gepostet und geteilt. Die frühzeitige Vermittlung von Medienkompetenz zählt daher zu den erzieherischen Kernthemen in dieser hochsensiblen Zeit.

Mein TIPP: Weder die körperlichen noch die seelischen Veränderungen Ihrer Kinder lassen sich aufhalten oder beschleunigen. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Kind Selbstbewusstsein vermitteln. Die Botschaft sollte lauten: Du bist in Ordnung, so wie Du bist. Wir geben Dir Halt und sind immer für Dich da.

 

Exkurs: Genetische Veranlagung und Pubertätsbeginn

Wann die Pubertät einsetzt und aufhört, ist in hohem Maße ethisch vorbestimmt. Bei eineiigen Zwillingen beginnt die Pubertät fast gleichzeitig. Bei zweieiigen Zwillingen kann der Beginn der Pubertät bis zu einem Jahr auseinanderliegen. Neueste Studien deuten darauf hin, dass bis zu 123 verschiedene Genvarianten an 106 Genorten den Beginn der Pubertät steuern. Entscheidend sind entweder die Gene der Mutter oder des Vaters. Diese Gene beeinflussen nicht nur die Hormonproduktion im Körper, sondern auch das Körpergewicht. Übergewichtige Kinder kommen meist früher in die Pubertät.

In der Regel beginnt die Hochpubertät bei Mädchen ab dem 10. und endet mit dem 18. Lebensjahr. Bei Jungen setzt die Hochpubertät normalerweise etwa 2 Jahre später ein und endet mit dem 21. Lebensjahr.

Anders als früher angenommen, entwickelt sich die Sexualität des Menschen nicht erst in der Pubertät. Bereits Kinder können sexuelle Regungen haben. Man spricht dann von infantiler Sexualität.

 

Pubertät muss das sein? Oder die Frage, wozu ist die Pubertät eigentlich gut?

Bevor wir uns näher mit den einzelnen Phasen der Pubertät und ihren Auswirkungen auf die jeweiligen Geschlechter befassen, möchte ich Ihnen verdeutlichen, wie wichtig die Adoleszenz für die Entwicklung eines Menschen ist.

Die Pubertät verfolgt ein überlebenswichtiges Ziel, nämlich die Bildung einer eigenen Identität, die es Jugendlichen ermöglicht, ohne ihre Eltern als Erwachsene selbstständig zu leben. Das eigene Ich schafft die Freiheit, aber auch die Sicherheit, zu wissen, wer man ist. Jeder Heranwachsende muss lernen, sich selbst zu akzeptieren und zu lieben. Dazu zählt auch, sich in seinem eigenen Körper wohlzufühlen, aber auch die eigene Persönlichkeit und die eigenen Fähigkeiten zu schätzen.

Die zentrale Frage, die sich Jugendliche in dieser Zeit immer wieder stellen lautet: Wer bin ich? Sie versuchen, diese Frage zu beantworten, indem sie sich an Vorbildern orientieren und bestimmte Dinge austesten. Diese Idole vermitteln ihnen gewisse Einstellungen, Lebensentwürfe und Verhaltensweisen. Vorbilder können Freunde oder andere Erwachsene (nicht immer die Eltern), aber auch berühmte Stars und Sternchen sein.

Jugendliche entwickeln ihre Identität, indem sie sich mit Eltern, Lehrkräften und weiteren Bezugspersonen kritisch auseinandersetzen und bestehende Werte und Normen der Gesellschaft hinterfragen.

TIPP: Viele Jugendliche sind in ihrer Kritik radikal und verletzend. Sie haben ein Händchen dafür, Vorbilder zu wählen, die die Eltern ablehnen. Plumpe Verbote sind jedoch der falsche Weg, Jugendliche durch die Pubertät zu begleiten. Grenzen sind dort sinnvoll und notwendig, wo sie für den Schutz der Jugendlichen, aber auch zur Wahrung Ihrer eigenen Grenzen als Mutter oder Vater unabdingbar sind.

Heranwachsende können ihre eigene Identität nur dann entwickeln, wenn sie ihr soziales Umfeld darin unterstützt. Mein Appell an Sie: Stärken Sie Ihr Kind in seinen eigenen Meinungen und Ansichten. Nur so kann es sich zu einem selbstbewussten Menschen entwickeln, der sich seiner eigenen Stärken und Schwächen bewusst ist.

Wenn Eltern versuchen, das Streben Ihres Kindes nach Unabhängigkeit zu unterbinden, kann dies die Entwicklung der eigenen Identität empfindlich stören und schwerwiegende Probleme nach sich ziehen. Die Heranwachsenden bleiben abhängig von den Wertvorstellungen anderer und sind leicht zu beeinflussen. Einige Jugendlichen wenden sich radikalen politischen oder religiösen Kräften. Andere suchen ihr Heil in Drogen oder Alkohol.

Sie müssen sich die Entwicklung einer eigenen Identität als einen über mehrere Jahre dauernden Prozess vorstellen. Wie bei einer Atlantiküberquerung wechseln sich Phasen der Windstille oder des Orkans einander ab. Bieten Sie Ihrem Kind Halt in dieser fordernden Zeit. Seien Sie das Boot, das einen sicheren Untergrund bietet, auf dem sich Ihr Kind frei bewegen kann.

Wie auch der Raum auf einem Boot begrenzt ist, sollten auch Sie Grenzen setzen, wenn auch großzügiger als auf einem Segelschiff. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Kind Wertschätzung vermitteln, wenn Sie mit ihm kommunizieren. Nur so können Sie einen respektvollen Umgang mit Ihrer

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Katharina Rothschild
Tag der Veröffentlichung: 14.12.2019
ISBN: 978-3-7487-2367-7

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