Es handelt sich um Konspekte aus "DIE ZEIT" Nr. 46 vom 10.11.2011.
Harald Martenstein,
"Der Sog der Masse"
im "Dossier", ab S.17.
Er schreibt, dass der Mainstream als Geist der Mehrheit zwar gewaltige Kraft habe, aber habe er deshalb recht? Der Mainstream habe als Gegenteil zur "Reaktanz" (auf Druck oder Verbot wird genau das Gegenteil gemacht, was erwartet wird) den Vorteil, dass man nicht groß nachdenken muss, man könne sich ja in der Mehrheit gemütlich treiben lassen.
"Schwarmintelligenz"
: Individuen, aus denen ein Schwarm entsteht, halten sich meist an drei Grundregeln: 1. Sie bewegen sich in Richtung des Schwarmmittelpunkts und verhindern so ein Auseinanderfließen des Schwarms. 2. Sie bewegen sich weg, wenn ihnen jemand zu nahe kommt und vermeiden so Zusammenstöße. 3. Sie bewegen sich stets in die gleiche Richtung wie die Nachbarn.
Das Internet funktioniere auch wie ein Schwarm. Hier gäbe es jedoch auch "Schwarmfeigheit"
, weil unter einem erfundenen Netznamen wesentlich aggressiver Äußerungen getätigt werden können.
Am Beispiel von "Wer wird Millonär?"
erklärt Martenstein, dass der Publikumsjoker zwar bei leichten Fragen meist recht behält. Bei komplizierten sei es aber ratsam, lieber einen Fachmann anzurufen. Und da das Leben natürlich ziemlich kompliziert sei, lägen wir falsch, wenn wir unser Leben weitgehend dem "Publikumsjoker" unterordnen. Der bestimme derzeit die Regierung, die Aktienkurse, was es zu kaufen gibt und was vom Markt verschwindet, auch was gesendet wird.
Querdenker wie Hans-Olaf Henkel, Richard David Precht, Alice Schwarzer,die die Talkshows beleben oder Heiner Geisler, der ihm auf denkbar unterhaltsamste Weise wie der Prototyp des rebellischen alten Mannes erscheine, hätten es daher nicht leicht.
Aber die Außenseiter, die Verweigerer des Mainstreams, hätten oft recht behalten (Galileo Galilei, Frauenrechtler, die Grünen waren 1980 noch eine Randgruppe). Das bedeute, der Mainstream des Jahres 2100 werde heute vielleicht von drei oder vier Exoten am Rande der Gesellschaft vertreten.....
Ich finde, dass ist eine überlegenswerte Denkrichtung, auch wenn ich es nicht mehr erleben werde.....Auf jeden Fall ein hochinteressanter Artikel.
"CDU- und raus bist du!"
(von Tina Hildenbrandt), S.13
Sie schreibt, Euroskeptiker würden bereits an einer neuen Partei basteln: Für die einen CDU-Anhänger seien Familienpolitik, Atomwende, Bundeswehrreform und Mindestlohn Chiffren der Modernisierung. Für 10 bis 15 % jedoch seien die Kurswechsel der vergangenen Jahre Symptome einer fortschreitenden Heimatlosigkeit. Sie fühlen sich vom sogenannten bürgerlichen Lager nicht mehr vertreten und sympathisieren vorzugsweise mit den Freien Wählern (FW), die gegenwärtig 40.000 Mitglieder haben.
Das wird für sie wahrscheinlich einfacher sein, als eine völlig neue Partei bis zur nächsten Bundestagswahl aus dem Boden zu stampfen.....
Maybrit Illner moderiert ihre 500.Sendung,
Interview auf S.12
Die 1965 in Ostberlin geborene Moderatorin ist der Auffassung, dass wir in der Gegenwart davon überrollt werden, dass jetzt 100mal mehr geschieht als noch vor 12 Jahren. Drei "Revolutionen" würden sich überlagern: Wir sind mitten in der Globalisierung, gleichzeitig digitalisiere sich die Welt komplett und es müsse beantwortet werden, wieviel Staat und wieviel Markt nötig sind, um weniger Verlierer zu haben. Sie hätte schon mit 24 Jahren in der DDR das Gefühl kennengelernt, dass ein Staat plötzlich von der Bildfläche verschwinden kann. Insofern relativiere sich vieles in ihrem Leben, weil sie verstanden hat, dass Dinge nun mal nicht so sicher sind, wie sie scheinen.
Dem stimme ich zu. Mir geht es genauso.....
"Unschlagbar verschlagen"
über Rainer Brüderle (FDP) von P.Dausend, S.10
Auf seine Frage an einen FDP-Insider, warum Brüderle die drei Jungen an der Parteispitze so schnell so weit hinter sich gelassen habe, bekam er zur Antwort:" Weil bei Rösler und Lindner der Lack ab ist. Brüderle war nie Lackiert". Der Autor bemerkt: Mit jedem Tag werde Brüderle entspannter und Rösler verkrampfter, Brüderle stärker und Rösler schwächer. Über der FDP schwebe bereits wieder eine neue Machtfrage. Das schade ihr. Brüderle sei nicht das Problem der FDP. Aber schon gar nicht deren Lösung.
Gut gesagt!
Auch aufgeschnappt:
"Vergesst diese EU! ...Wir haben die schlechteste Regierung seit 1949, aber das Land ist stark genug, auch damit zurechtzukommen." (Joschkar Fischer, S.8)
Die Worte höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube....
Deutschland hat 2 Billionen Schulden. Trotzdem ist für 2013 eine Steuersenkung angekündigt: Bürger, die 10.000¤ versteuern, werden dann 19¤ einsparen. Die, die 100.000¤ versteuern, sparen dann 116¤......(S.1)
Oh ja! Das lohnt sich ja richtig doll!
"Unsere Staatsschulden sind doch die Schulden der Gemeinschaft der Bürger. Wie wäre es, wenn die deutschen Staatsbürger, die überwiegend recht wohlhabend sind, ihre Schulden auf einen Schlag tilgen würden - und zwar nach Maßgabe der von dieser Gesellschaft eingerichteten und hingenommenen Einkommensrelation von eins zu tausend? So zahlte der kleine Rentner (möglicherweise in Raten) etwa 600¤ und der Superreiche 600 000¤ zurück....Unsere Schulden wären im Nu verschwunden, und unser Staat bekäme die Gelegenheit, auf neue und andere Weise wieder handlungsfähig zu werden. Ist das so abwegig?" (Leserbrief von T.-P. Paukner, Strasbourg, S.44)
Das wäre DIE Lösung! Ich würde mitmachen!Aber ob unsere Regierung auch alles besser macht danach?
Texte: Die Autoren sind zu den Artikeln aufgeführt
Tag der Veröffentlichung: 20.11.2011
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