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In "DIE ZEIT" Nr. 47 vom 17.11.2011 fand ich folgende Artikel interessant:

"ANGST VOR DER WIEDERGEBURT"

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Angela Köckritz berichtet auf den Seiten 12 und 13 (und die sind ja bei dieser Zeitung seeehr groß!) über die aktuelle Situation im Tibet.

Sie schreibt, dass die Spannungen zwischen Tibet und China wachsen. Schon 11 Möche und Nonnen haben sich 2011 aus Verzweiflung und Protest gegen die chinesischen Sicherheitskräfte im Tibet angezündet, wovon 6 dabei verstarben. Man denkt, dass mittlerweile 4 chines. Soldaten zahlenmäßig auf einen Tibeter kommen. Die Viertel der angesiedelten Han-Chinesen dehnen sich immer weiter aus. So will China aus den Tibetern eine Minderheit werden lassen. Inzwischen hat China sogar einen kommunistischen Panchen Lama - durch Ziehung einer von 3 Kandidatenkarten aus einer goldenen Urne - bestimmt. Den bezeichnen die Tibeter jedoch als "falschen Panchen" und negieren ihn. Der "Richtige", ein 6jähriger Junge, lebt derweil irgendwo versteckt. Ihm kommt einmal die Schlüsselrolle bei der Suche nach der 14. Reinkarnation des Dalai Lama zu, der als 76jähriger nur noch religiöses Oberhaubt der Tibeter ist und wie das jetzige politische Oberhaupt, Lobsang Sangay (43), im indischen Exilort Dharamsala lebt. Sangay war zuvor Juraprofessor in Harvard! Aufgewachsen ist er in einem Flüchtlingslager im indischen Darjeeling.

Der Dalai Lama hat erklärt, er wolle, wenn er etwa 90 sei, entscheiden, ob und wo er wiedergeboren wird. Auf jeden Fall außerhalb Chinas. Sangay hat schon 9 Dialogrunden mit China geführt, die alle scheiterten. Während sich China im Falle Taiwans inzwischen auf einen weichen Annäherungskurs eingelassen habe (weil die USA Schutzmacht bei einer Invasion wären), ist kein noch so tibetfreundliches Land bereit, sich mit der Großmacht China anzulegen, die immerhin 1,3 Mrd $ Währungsreserven und das größte stehende Heer habe und eine aufstrebende Wirtschaftsmacht mit Einfluß in vielen Gebieten der Erde sei.

Der Dalei Lama habe sein Volk auf Gewaltfreiheit eingeschworen. Es gibt Stimmen, die nach seinem Tod erwarten, dass sich die jungen Tibeter - wie 2008 - gegen China erheben werden. Der Direktor des Forschungszentrums für Tibetologie in Peking vertritt dagegen die Meinung, Tibet sei bis 1951( dem Einfall Chinas) rückständig und ein ungerechter Ort gewesen. Erst die Chinesen hätte die Befreiung von feudaler Dienerschaft gebracht. Die Lebenserwartung sei seitdessen von 34 auf 65 Jahre gestiegen, nun gingen 90% der Kinder zur Schule. Hatte in Tibet 1951 nur der Dalai Lama ein Auto, gäbe es jetzt 20.000 km Straßen und Eisenbahn...Er kenne keine Tibeter, die sich die Unabhängigkeit von China wünschen. Und eine gezielte Einwanderung von Han-Chinesen würde nicht betrieben...Wer´s glaubt.....

Die Autorin beschreibt ihren Eindruck, dass die chinesische Führung davor Angst habe, das es auch zum Implodieren Chinas käme, wie damals bei der Sowjetunion, wenn man den tibetischen Autonomiebestrebungen nachgebe. Seit den gewaltsam niedergeschlagenen Massenprotesten zur Olympiade 2008 in Peking sei der Graben zwischen Tibet und China unüberbrückbar geworden. Es wird als das Jahr bezeichnet, "in dem das tibetische Volk aus dem Schlaf erwachte." Auf die aktuellen Verbrennungen hätte China den Klostern Strom, fließend Wasser, Telefon, Radio und Fernsehen zugesagt und hoffe, dadurch Wohlgefallen erkaufen zu können. Doch die Mönche antworten:"Wir haben zwei Waffen - Gedächtnis und Sprache. Selbst wenn es bald zwei Dalai Lames geben sollte - die Jüngeren dürfen nicht vergessen!"

Ich befürchte, dass mit dem Hegemoniestreben Chinas und der wachsenden Wirtschaftsexpansion (gerade erst für die Pazifikinseln im Fernsehen dokumentiert) die Tibeter kaum auf fremde Hilfe bei ihrer Befreiung rechnen können.Ich wünsche ihnen viel Kraft: Die Bürgerrechtsbewegungen in der DDR, in Südafrika und jetzt in einigen arabischen Staaten könnten für sie beispielgebend sein...




"EINER, DER AUS DER ROLLE FÄLLT"



So ist ein Dossier von Gero von Randow auf den Seiten 17 bis 19 (noch mehr Text!) über den französischen Präsidenten NICOLAS SARKOZY überschrieben. Bei meinen Auszügen beschränke ich mich lediglich auf Zitate aus seinem Mund, die ihn - so glaube ich - bestens charakterisieren.

Nur gut, dass er nicht bei uns zur Wahl steht!



1) An David Cameron auf dem letzten EU-Gipfel: "Sie haben eine gute Gelegenheit verpasst, einfach mal die Klappe zu halten..."

2) Zur monegassischen PR-Chefin nach dem Abendessen bei der Hochzeit von Fürst Albert, als er gebeten wurde, doch bitte noch eine halbe Stunde für ein Gesamtfoto der Gäste zu bleiben:"Mir ist seit 2 Stunden scheißlangweilig in dieser Affenhitze, es reicht! Dieser Zirkus ist nicht mein Ding. Das ist was für kleine Mädchen."

3) Als das franz. Umweltministerium Wegwerfwaren aus Papier u.ä. besteuern wollte: "Eine Windelsteuer, eine Picknicksteuer. Und was noch alles? Wenn es eine Steuer auf Blödheit gäbe, hätten wir keine Budgetprobleme mehr."

4) Zu seinem engeren Arbeitskreis, weil der ein Gespräch ausgerechnet mit dem türk. Premierminister anberaumte: "...Ist euch eigentlich klar, dass ich für eure Dummheiten aufkomme? Könnt ihr nicht mal ein bisschen nachdenken, falls das nicht zuviel verlangt ist? Ich hab die Schnauze voll, echt die Schnauze voll!"

5) Zu Journalisten, die ihn vor einem Jahr nach seiner Verwicklung in eine Spendenaffäre befragten: "Na, und sie? Ich habe überhaupt nichts gegen sie. Aber es heißt, sie seinen pädophil. Wer es mir gesagt hat? Ich weiß genau Bescheid. Geheimdienste. Können sie sich rechtfertigen?" Als er sich später verabschiedete:"Bis morgen, meine pädophilen Freunde."

6) Als ein Besucher ihm den Handschlag auf der franz. Agrarmesse verweigerte: "Hau bloß ab, du Arsch!"

7) Zu Besuchern aus armen Vororten von Paris:" Ich komme von unten. Hab nix geerbt. Hab nicht die gleichen Schulen besucht wie die da oben, nicht den gleichen Namen, nicht die gleiche Art zu reden - aber habe nie den Kopf gesenkt."

8) "Ich bin der Bastard, der Präsident der Republik geworden ist."

9) Zu einem Funktionär, dem er das Kreuz der Ehrenlegion verlieh: "Ehrlich, du bist ein Glückspilz. Hast ein schönes Haus, bist reich! Eines Tages bin ich genauso reich wie du!"

10) Zum Schriftsteller, der den bedeutendsten franz. Literaturpreis bekam: "Wieviel % Honorar bekommst du? 18%? Ich kriege immer 18%!"

11) Pressekonferenz 2002, seine Armbanduhr vorzeigend: ""Habt ihr gesehen? Schön, nicht? Mit euren Journalistengehältern könnt ihr euch so eine nicht leisten, was?"

12) Vor Abgeordneten prahlend: "Von allen Stimmen aus der ganzen Welt hat nur meine Gewicht gehabt."

13) Zur Kanzlerin im Kanzleramt, wo er wegen seiner Auftritte gefürchtet ist: "Angela, unsere Diplomaten haben uns eine prima Tagesordnung vorbereitet, aber vergessen wir das ganze Zeug und reden gleich über das Wichtigste."

14) Zu deutschen Jugendlichen: ..."Frankreich liebt euch, Frankreich bewundert euch, möchte es euch gleichtun, eurer Technik, eurer Industrie, euren öffentlichen Finanzen - vive l´Allemagne, vive la France!"

15) Auf einer Podiumsdiskussion mit französischen Winzern: "Erst wollten sie, dass wir die Sozialabgaben für Saisonarbeiter streichen. Haben wir getan. Jetzt fordern sie das gleiche für die Festangestellten - wegen der Égalité, was?" und zum Abschluss: "Die Gelegenheit hatten sie bestimmt noch nie, was, 2 Stunden lang mit einem Präsidenten der Republik über Agrarpolitik zu reden, oder?"

16) Während des Libyen-Krieges: "Meine Berater sagen immer: Aber am Tag danach, am Tag danach...Sie meinen: Was wird die Botschaft sagen? Was werden die Leute sagen? Was soll ich da antworten? Ich bin nun mal voll in der momentanen Aktion."

Da hat er wohl voll recht....




"UNTER DAUERFEUER"



Ein Artikel über die Messe "Pyro World" in Berlin, ehem. FH Tempelhof, von Burkhard Strassmann (S. 20).

An 364 Tagen sei kein Silvester, aber geballert wird jeden Tag. Die Berliner Feuerwehr fährt am Silvestertag mit 1500 Einsätzen doppelt so viel wie sonst. 500 Verletzte sind dann durchschnittlich zu versorgen. Auf der Pyromesse wollte sie vor allem über Gefahren aufklären und vergaß dabei ganz den Brandschutz. Erst verspätet rollte ein Löschzug an....

Der Veranstalter warb mit einem Megafeuerwerk "Fat man", vom Kaliber 100: Eine 1m dicke Bombe, die in 800m Höhe detonieren und einen 500m großen Leuchtpilz entrollen sollte....40.000 ¤ sollten dafür ausgegeben werden. Es wurde aber nicht beachtet, dass so etwas über dem Luftraum Berlin nicht genehmigt wird....

Neu ist, dass auch in Deutschland nun seit Anfang 2011 Feuerwerkskörper mit 500g Schwarzpulver statt bisher 200 g verkauft werden dürfen. So kommen nun Batterien mit 200 Bomben in den Handel, "Cakebox" genannt. 150 sec Funken und Krach, doppelte Steighöhe. Achtung Hundebesitzer, stellt eure Lieblinge auf ein Soundinferno mit 900 Heulern aus einem einzigen Paket ein, die in die Nacht gejagt werden.

Ein besonderer Kick dürfte von einer Keksdose mit 2 kg Nettoexplosivstoff (100 ¤) ausgehen, der zwei Gebrauchsanweisungen beiliegen. Aber ob die Laien die für sie bestimmte anwenden, ist zu bezweifeln: Sie sollen nämlich die vier Ladungen einzeln zünden und nicht alle zusammen, wie die Profis....

Der zweite Neutrend sei, dass nicht nur mehr an Silvester geschossen werden darf, wenn ein Antrag "zur Freistellung vom Abbrennverbot" aus besonderem Anlass vom Ordnungsamt genehmigt wurde. Die erteilte Ausnahmegenehmigung zur Beschaffung von Feuerwerkskörpern wird damit das ganze Stadtviertel an der Geburtstagsfeier mitfeiern lassen....Allein in Berlin- Treptow wurden bis September 180 Sondergenehmigungen erteilt und geschätzte 80 ungenehmigte kommen dazu....

Mein Kommentar: Ursprünglich diente das Feuerwerk zur Vertreibung böser Geister - jetzt wird damit ein Millionengeschäft gemacht. Warum wird das eigentlich nicht mit einer höheren Steuer belegt? Die Umweltbelastung und Gesundheitsgefährdung ist doch enorm....




Impressum

Texte: Autoren sind zu den Artikeln aufgeführt
Tag der Veröffentlichung: 20.11.2011

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