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Verrätst du mir bitte als Erstes, wo du mal begraben werden willst?

Da bin ich mit mir noch nicht ganz einig, entweder im Wald unter einem Findling oder auf einem brandenburgischen Golfplatz. Meine Asche sollte dort auf der Insel mit dem 18.Loch verstreut werden. Dort habe ich mein einzigstes offizielles Golfturnier bestritten und das super-schwierige18. Loch - auf einer Insel gelegen- als Erster eingelocht.....Mein größter sportlicher Erfolg!

Soweit ist es ja noch nicht. Deshalb die Frage nach einer Situation, wo du am liebsten vor Scham in den Erdboden versinken wolltest.

Das liegt einige Jahre zurück und passierte auf dem - damals noch - Hauptstadtflughafen Köln-Bonn und zwar an dem Tag, an dem dort Berlin als künftige Hauptstadt beschlossen wurde. Es war mein erster Flug überhaupt und ich war so rechtzeitig vorher da, dass ich noch ganz allein bei der Abfertigung war. Das niedrige Rollband lief aber schon und ich stellte mich einfach zusammen mit meinem Gepäck rauf, um durchleuchtet zu werden.....
Bei den Beamten angekommen, konnten die ein verschmitztes Grinsen nicht verhehlen, als sie mir zu verstehen gaben, dass es reiche, wenn mein Gepäck auf dem Rollband bleibe....

Da muss man die Beamten aber bewundern. So etwas haben die bestimmt noch nicht erlebt! Sind dir noch ähnliche Erlebnisse passiert?

Na gut, dann erzähle ich auch noch, was ich mir mal als Fußballtorwart geleistet habe:
Wir waren zu Gast bei einer Dorfmannschaft, als plötzlich während der ersten Halbzeit sich ein Hase auf das Spielfeld verirrte. Vor panischer Angst schlug er auf Aschenbahn und Rasen wilde Haken und kam dann direkt auf mich zu. Ich bekam ihn tatsächlich zu fassen und lieferte ihn am Spielfeldrand ab. Inzwischen hatte aber die gegnerische Mannschaft einen Angriff eingeleitet und ich schaffte es nicht mehr, rechtzeitig ins Tor zurück zu kommen. Wir kassierten das 0:1.


Zum Glück konnten wir noch 2:1 am Ende gewinnen, aber meine Mannschaftskameraden verdonnerten mich hinterher zu einer Lage Bier....

Bei meinem ersten Spiel als Feldspieler gelang mir gleich ein Tor. Meine Freude war so riesig, dass ich zum Nächststehenden lief und ihm einen Schmatzer auf die Wange gab. Der verstand aber keinen Spaß. Es war der Schiedsrichter und stellte mich doch glatt vom Platz. Beim Gang auf die Spielerbank konnte ich mir ein „völlig humorlos, der Mann“ nicht verkneifen....

Das hätte aber auch ins Auge gehen können. Ist dir so etwas in der Richtung mal passiert?

Nicht ins Auge, sondern in den Finger, und zwar während meiner Tätigkeit als Tierpfleger im Zoo. Nachdem ich 15 Jahre lang die Löwen gepflegt hatte, ließ ich mich in die Nagetier-Abteilung versetzen. Während mir in den ganzen Jahren bei den Löwen nicht das Geringste passiert war, biss mich doch schon am ersten Tag eine Maus in den Finger und ich musste mit einer Blutvergiftung pausieren....

Peinlich, peinlich. Und sonst?

Ich musste mal mit schmerzhaftem Ohrenreissen zum Ohrenarzt. Der sollte mich von den erwarteten krankhaften Veränderungen im Ohr befreien. Der aber staunte nicht schlecht, denn er fand im Gehörgang eine Zuchtperle! Vor Jahren hatte nämlich mein damals 2jähriger Sohn die Perlenkette meiner Frau beim Spielen zerrissen und eine muss mir dabei unbemerkt ins Ohr gefallen sein, als ich auf dem Sofa eingeschlafen war.....

Sie haben doch auch mal in einem Fundbüro gearbeitet?

Stimmt. Da erinnere ich mich an eine Geschichte mit drei als Fundgut abgegebenen Bierfässern. Meine Kollegen und ich warteten sehnsüchtig auf den Ablauf der Aufbewahrungsfrist. Als es endlich soweit war, stachen wir sie in freudiger Erwartung an. Unsere Enttäuschung war aber riesengroß, als nur abgestandenes Wasser herausspritzte....


Unser Fundbüro lag gegenüber dem Bahnhof und wir glaubten natürlich an einen üblen Scherz als eines Tages ein Mann in Lokführeruniform hereinstürmte mit der Frage „Haben sie nicht meinen Zug gesehen?“ Es stellte sich heraus, dass er vor einem Haltesignal von der Lok gestiegen war, um hinter einem Baum seine Notdurft zu verrichten. Aber hatte vergessen, die Bremsen anzuziehen. Sein Güterzug setzte sich den Abhang hinunter in Bewegung.....Der verzweifelte Lokführer machte sich mit einem Taxi an die Verfolgung!

Wann warst du mal richtig sauer?

Das war nach einer ziemlich kostspieligen Haaroperation. Die mir unter höllischen Schmerzen eingepflanzten Nylonhaare konnte ich nämlich schon nach der ersten Haarwäsche zu Hause aus dem Waschbecken entfernen und ich sah mich im Spiegel mit dem ursprünglichen Kopfschmuck mit kahler Haut!


Als ich noch meine volle Haarpracht hatte, ist mir mal folgendes im städtischen Schwimmbad passiert: Zusammen mit anderen Badegästen kam ich mit total giftgrünen Haaren aus dem Becken! Das war überhaupt nicht lustig, weil es erst nach mehrmaligem Waschen wieder einigermaßen normale Farbe bekam. Man hatte an dem Tag ein besonderes Reinigungsverfahren ausprobiert.....

Und noch eine Story aus meiner Zeit als Tanklasterfahrer: Man sparte nicht mit spöttischen Bemerkungen an der Tankstelle, als ich nach etwa 5 km Fußweg mit einem Kanister dort eintraf. Kurz zuvor hatte ich nämlich dort aus meinem Tank ganze 8.000 Liter Benzin eingefüllt......

Du rauchst ja nicht, hast aber mal. Wie hast du es dir abgewöhnt?

Auch wenn es schon Jahrzehnte her ist, an den Nachmittag erinnere ich mich noch wie heute: Ich hatte mir als Junge Tabak vom Vater stiebietzt und den (Tabak, nicht den Vater...) in Toilettenpapier gerollt. Wenig später saß ich mit aschfahlem Gesicht auf dem Sofa und mir war hundeübel.


Vor mir stand ein Eimer, in den ich mich in kurzen Abständen übergab. Das war außerdem sehr lästig, weil gerade ein spannendes Fußballspiel im Fernsehen übertragen wurde, von dem ich aber – verständlicherweise – nur einzelne Spielszenen mitbekam....

Und, hast du denn auch mal Glück gehabt?

Sogar mehr als ein Mal. So stand ich wegen eines verschuldeten Verkehrsunfalles mal vor Gericht. Mein Glück bestand darin, dass eine Ortsbesichtigung gemacht werden musste. Als wir an der Unfallstelle ankamen, war der Tatort verschwunden, da die Straße inzwischen verlegt worden war. Das Verfahren gegen mich wurde daraufhin eingestellt....

Unwahrscheinlich Glück hatte ich auch bei einem Skisprung, den ich bei 48 m landete: Gleich nach dem Absprung vom Schanzentisch fielen mir nämlich beide Bretter von den Füßen! „Was nun?“ ging mir noch durch den Kopf, da ruderte ich schon reflexartig drei Mal mit den Armen, damit sich mein Körper aufrichtete.


Anschließend hockte ich die Beine an und landete – zwar unsanft – mit einem „Kachler“. Einen Telemark habe ich natürlich nicht hinbekommen.....

Ich hatte ja schon berichtet, wie es mir als Tankwagenfahrer erging. Vor kurzem jedoch hatte ich großes Glück an einer Tankstelle. Die Zapfsäule war defekt, so dass ich und einige andere eine kurze Zeit gratis Super tanken konnten, bevor der Besitzer das bemerkte.......

Würdest du bitte zum Schluss noch ein paar Anekdoten zum Besten geben, die du erlebt hast?

Gerne. Ich erinnere mich zum Beispiel an ein Schild auf einem Tisch in einem norwegischen Restaurant in Bergen, welches mir der Kellner freundlicherweise übersetzte.
Da stand drauf: „Falls es Ihnen Spaß macht, Ihre Zigarette auf dem Speiseteller auszudrücken, ist der Kellner gerne bereit, Ihnen das Essen im Aschenbecher zu servieren!“

Schmunzeln musste ich auch beim Lesen eines Inserates in einer schwytzer Zeitung:


“Dauermieter. Pünktlicher Zahler. Solide. Sucht geräumiges Zimmer, wo er sich auf Spiritus selbst kochen kann.“ Das stand da wirklich so.

Vor einigen Jahren stand neben mir mal ein Tourist an irgendeiner Sehenswürdigkeit, die er natürlich fotografieren wollte. Obwohl ich niemanden neben ihm sah, hörte ich oftmals eine Frauenstimme zu ihm sprechen:“Wollen wir lieber den Blitz verwenden,“ dann folgten ein paar takte Musik. Auch einige andere hörbare Tipps für das Zustandekommen eines guten Fotos konnte ich währenddessen vernehmen. Ich drehte mich zu ihm um und fragte, was ich da hören würde. Er zeigte mir die neueste japanische Kamera von Fuji Photo Film Co., die sich davon offenbar einen Marktvorteil vor den anderen Kameraherstellern erhoffte. Da ich aber danach nie mehr eine solche sprechende Kamera gesehen bzw. „gehört“ habe, denke ich mal, dass sie sich nicht durchgesetzt hat auf dem Markt.


Erst einmal Danke für dieses Interview.
Vielleicht wiederholen wir es irgendwann einmal, wenn es ein paar Leser interessieren sollte. Ich denke, du hast noch eine ganze Menge ähnlicher Geschichten auf Lager, oder?

So ist es. Gerne wieder.

Impressum

Texte: Cover: yety.2008
Tag der Veröffentlichung: 14.10.2010

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