W O R T K L A U (B) E R E I E N
Unter „Wortklauberei“ versteht man laut meinem Synonymwörterbuch eine Spitzfindigkeit, Haarspalterei oder auch Pedanterie. Um von Ihnen als Leser nicht in diese Ecke gedrängt zu werden, habe ich mal den Buchstaben „B“ geklaut und meine Darlegungen mit „Wortklauerei“ überschrieben. Das ist auch eindeutiger, finde ich, wenn ich gleich mal das ABC von hinten aufbrösele, nämlich mit dem Buchstaben „Z“ anfange.
„Z“ wie „ZECHENANSCHLUSSRAUB“
Auf den mir bisher völlig unbekannten Begriff bin ich in einer Statistik über Delikte gestoßen, die unter Alkoholeinfluss verübt wurden. Nach dieser Statistik sind es knapp über 10 Prozent von allen Delikten in der Kriminalstatistik. Und dann stand da, dass beim Zechenanschlussraub der Anteil der alkoholisiert verübten Verbrechen bei rund 51% liegt. Und das machte mich stutzig.......Bisher hatte ich zwar diese Verbrechenskategorie noch nicht gekannt, hätte jedoch durchaus angenommen, dass wenn schon im Anschluss an ein Zechgelage ein Raub stattfand, der Anteil betrunkener Straftäter locker über 90% liegen würde. Weil das aber laut Kriminalstatistik nicht der Fall ist, musste es mit dem Zechenanschlussraub eine besondere Bewandnis haben. Also Wikipedia befragen: Dort ist jedoch lediglich vermerkt, dass Zechenanschlussraub eine kriminaltechnische Kategorie sei, mit der der Straftatbestand Raub unterteilt wird. Das hätte ich mir auch gleich denken können......Also den Duden um Rat fragen: Dort steht die Zeche für eine Rechnung für genossene Speisen und Getränke; aber auch für ein Bergwerk. Doch das können wir wohl in diesem Zusammenhang vernachlässigen, oder sollte etwa hierbei die gewaltsame Entwendung des Anschlusses zu einer Bergwerkszeche gemeint sein? Ich glaube eher nicht. Der Duden bietet noch die Version an: Die Zeche prellen. Aber das geschieht meistens ohne Gewaltanwendung, wenn nicht gerade der Kellner den die Zeche prellen wollenden Gast, kurz den Zechpreller, mit Gewalt an der Zechprellerei zu hindern versucht. Also auch Fehlanzeige bezüglich Zechenanschlussraub, obwohl wir uns zeitlich schon der Situation angenähert haben dürften, nämlich dem absolvierten Zechgelage. Dem schließt sich häufig eine ganze Zechtour an, wie der Duden noch erwähnt. Die, die diese unternehmen, sind Zechbruder, Zecherin, Zechkumpan. Im Synonymwörterbuch, das ich auch neben mir zu liegen habe, wird mit einem Pfeil auf Trinker verwiesen. Also wird zumeist unter Zecherei ein Trinkgelage verstanden, was ja auch im oben erwähnten Zusammenhang mit Alkoholstraftaten steht. Doch so richtig haben wir den Zechenanschlussraub wohl noch nicht definiert. Soll man es sich so vorstellen: Erst wird gezecht und im Anschluss wird geraubt? Irgendwie klingt das logisch, nicht? Bleibt nur die Frage zu klären, wann der danach stattfindende Raub noch als Zechenanschlussraub in die Kriminalstatistik eingeht. Ich denke, eine oder zwei Stunden nach der Zeche oder Zechtour ist das noch keine Frage. Aber wie ist das, wenn der Zechbruder erst einmal seinen Rausch ausschläft und am Morgen danach verkatert feststellt „Oh Mann, da habe ich ja gestern Abend mein ganzes restliches Geld verprasst! Nun wird es aber Zeit für einen Zechenanschlussraub.“ Ich denke zwar nicht, dass er das genau so ausdrücken wird, aber es kommt der Situation sicher recht nahe. Nun dürfte es auf seinen Restalkoholpegel ankommen, der bei seiner Festnahme nach dem Raub – wir wollen mal davon ausgehen, dass er festgenommen wird – gemessen wird. Ist dieser gering, wird man den Raub wohl nicht unter Zechenanschlussraub statistisch erfassen dürfen. Es gibt ja auch noch andere Kategorien des Straftatbestandes Raub. Wiederum könnte ein Pedant, ein Wortklauber, einwenden, dass ja dieser Raub in einem engen Zusammenhang mit einer Zeche steht, die dem Räuber so teuer wurde, dass er auf Raubzug gehen musste..... Das ist aber nun ein Begriff aus dem Mittelalter, der heute nur noch in Sagen oder historischen Romanen Verwendung findet. Deshalb möchte ich ihn durch das Wort Delinquent ersetzen, um nicht den umgangssprachlich eher bekannten Begriff Verbrecher verwenden zu müssen. Von Zechenanschlussräubern habe ich allerdings in historischen Romanen noch nichts gelesen. Also muss das doch ein aktuelleres Vergehen sein, dessen sich diese Leute schuldig machen....
Nun gut, geneigter Leser dieser Zeilen, sie werden sich inzwischen vielleicht zu einer Begriffserklärung für Zechenanschlussraub durchgerungen haben. Wenn nicht, würde ich mich an Ihrer Stelle bei der nächstgelegenen Polizeidienststelle mal danach erkundigen, denn ich weiß es immer noch nicht. Wäre natürlich sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie mich bei erfolgreicher Nachfrage über die hier vorhandene Kommentarfunktion vom Ergebnis Ihrer Recherche informieren würden.....
Nichts für ungut, ich habe jedenfalls mein Bestes versucht, oder etwa nicht?
„Y“ WIE „YGGDRASIL“
Ja, da stutzen Sie, oder etwa nicht? Haben Sie davon schon mal was gehört oder gelesen? Ich nicht. Deshalb habe ich es auch in meine Wortklauereien aufgenommen. Nein, nein, das Wort kommt tatsächlich vor. Es handelt sich auch nicht um eine Rasierwassermarke, wie man vielleicht im ersten Moment vermuten könnte. Auch eine kubanische Zigarre wurde nicht so benannt. Obwohl, so ganz verkehrt wäre das eigentlich nicht. Denn ich weiß jetzt, was darunter verstanden wird! Daraus ließe sich eventuell eine Zigarre herstellen, wenn ich bedenke, dass ich mir als Heranwachsender sogar eine aus Toilettenpapier (!) gedreht habe. Das hatte nicht zu unterschätzende Effekte in gesundheitlicher und finanzieller Hinsicht: Seitdem habe ich nämlich nicht wieder geraucht. Wenn ich nur mal zusammen rechne, was ich an Zigarettengeld seitdem gespart habe: Nehmen wir mal an, ich würde seitdem nur zwei Schachteln in der Woche gekauft haben, also rund 8 ¤ hätte ausgeben müssen. So genau kenne ich nicht den aktuellen Preis. Sie können ja eine Parallelrechnung mit dem richtigen anstellen....50 Wochen (eine reduziere ich wegen möglicherweise Krankenhausaufenthalte, aber wegen anderer Erkrankungen, die nicht mit dem Rauchen zusammen hängen) würden dann 400 ¤ Zigarettengeld erfordern und das 50 Jahre lang. Genau, das ergibt rund 20.000 ¤, die ich wegen dieser einen Zigarre aus Toilettenpapier gespart habe! Die Inflationsrate und unselige Steigerung der Mehrwertsteuer gar nicht mal mitgerechnet.....Und gesundheitlich bilanziert ergibt sich natürlich ein Effekt, der nicht materiell bezifferbar ist, hoffe ich jedenfalls. Aber ich bin ja nur darauf gekommen, weil man aus einem Bestandteil des Yggdrasil sich vielleicht eine Zigarre hätte drehen können. Ich will Sie nicht länger im Ungewissen lassen, aus welchem: Aus den Blättern des Yggdrasil. Damit fallen schon sehr viele Überlegungen, die Sie sich gemacht haben könnten, ganz einfach weg. Es gibt ja nicht viel, was Blätter hat. Wenn man davon ausgeht, dass keine Blätter aus Papier gemeint sind, obwohl das ja beim Drehen einer Zigarre von großem Vorteil wäre, siehe mein damals verwendetes Toilettenpapier. Richtig: Bäume haben Blätter, genauer gesagt die Laubbäume. Also wird es eine weithin unbekannte Baumart sein, vermuten sie jetzt bestimmt. Das ist sie aber nicht, denn die Welt ist ja schon landläufig bekannt. Stimmts? Was hat nun die Welt mit einem Laubbaum zu tun, mal davon abgesehen, dass die Welt die Bäume dringend braucht um Sauerstoff zu erzeugen, um unsere immer stärker durch uns verpestete Luft wieder zu reinigen. Jetzt kommts:
Es ist der W e l t e n b a u m, der auch Yggdrasil genannt wird, zumindest in der nordischen Mythologie. Haben Sie das gewusst? Nun wissen sie es. Ob es Ihnen was bringt, müssen Sie selbst entscheiden. Auf jeden Fall wissen Sie jetzt, wie Sie Ihren heranwachsenden Sprößlingen schon früh das Rauchen verleiden können: Drehen Sie Ihnen eine Zigarre aus Toilettenpapier, stopfen den miesesten Tabak, den Sie kriegen können, hinein und stellen Sie sicherheitshalber einen Eimer vor ihnen auf ….......Den werden sie nämlich brauchen, wenn sich das Gesicht langsam grün färbt....Und dabei können Sie ihnen ja erzählen, was es mit dem Yggdrasil auf sich hat. Das wissen Sie ja nun. Und die werden es auch nie vergessen, das verspreche ich Ihnen........
„X“ WIE „XYLOMETER“
Sagen Sie jetzt nicht, Sie wüssten, was das ist! Nein, es ist kein ein Meter langes Xylophon. Künstler unter Ihnen werden vielleicht an die Xylographie denken, die Holzschneidekunst oder Kunst des Holzschnitzens. Ich finde ja, dass es eine der schönsten Fertigkeiten ist, die wir Menschen uns aneignen können. Die Bildhauerei aus Stein, Marmor oder anderen festeren Materialien mag ja unvergänglicher sein; das Schnitzen aus Holz ist eine viel leisere Kunst in unserer ansonsten so lauten Welt. Ich beneide die Künstler, wie auch die Tischler, die aus diesem Rohstoff Holz so Wunderbares, aber auch Praktisches zu zaubern verstehen. Und dann kann man sogar aus Holz Zucker gewinnen! Wussten Sie das? Ich nicht. Habe es erst während meiner Suche nach dem Xylometer erfahren. Der Zucker aus Holz wird Xylose genannt. Nun spricht man ja nicht von einem Meter Zucker, weshalb das auch nicht zur Worterklärung beiträgt, was denn nun ein Xylometer sein könnte. Es gibt aber bekanntlich Zucker aus Zuckerrohr. Wenn das einen oder zwei Meter hoch gewachsen ist, könnten das dann ein oder zwei Xylometer sein? Nein, denn Zuckerrohr ist nicht gleich Holz, aus der Xylose gewonnen werden kann. Eine Sackgasse also. Aber nicht ganz, denn das Xylometer muss was mit Holz zu tun haben, werden Sie zu Recht behaupten. Aber was könnte das sein? Meter ist eine Maßeinheit, dann könnte es eine Maßeinheit sein, die mit Holz zu tun hat. Sie kennen aber die Maßeinheit für Baumschnitt: Den Festmeter, mit dem die Forstarbeiter umgehen. Von Xylometer habe ich sie aber noch nicht reden hören. Und doch sind wir ganz dicht an der Auflösung dran. Von der Holzschnitzerei über den Festmeter haben wir uns heran getastet. Ich will Sie nun nicht länger auf die Folter spannen, schließlich werde ich nicht für beschriebene Seiten bezahlt:
Das Xylometer ist ein G e r ä t zur Bestimmung des Rauminhalts unregelmäßig geformter Hölzer! Schauen Sie doch mal nach, wie es aussieht. Ich weiß es nicht. Wenn Sie eine Abbildung gefunden haben, dann wäre es prima, wenn Sie einen Link dorthin in Ihren Kommentar einbinden würden. Andere Leser werden es Ihnen bestimmt auch danken. Schließlich gehört das Xylometer zum Allgemeinwissen, auch wenn wir nicht oft den Rauminhalt unregelmäßig geformter Hölzer bestimmen müssen......
„W“ WIE „WITZ“
Nein, ich will nicht wissen, was das ist! Ich weiß das, Sie wissen das, jedermann und -frau weiß das. Warum habe ich nun gerade dieses Wort hier aufgenommen? Was will ich dazu sagen? Der Witz ist doch zuallererst eine lustige kurze Geschichte. Es gibt den Mutterwitz, nicht jedoch den Vaterwitz; obwohl Väter in der Regel mehr Witze kennen als Mütter. Die behalten sie auch nicht so gut. Und wenn sie dann doch mal ihrem Mann beim Witze erzählen ins Wort fallen, dann geht der Spaß für die geplagten Zuhörer zumeist in die Binsen. Auch beim Witze-Verstehen soll es Unterschiede zwischen Männern und Frauen geben. Ob das nun auch den unterschiedliche Hirnhälften geschuldet ist, mit denen erzählt und verstanden wird, habe ich noch nicht gelesen; wäre aber mal interessant. Das Wichtigste am Witz ist die Pointe, der springende Punkt (deshalb Point), das überraschende Ende des Witzes. Fehlt es, ist es kein Witz. Es gibt wenig Peinlicheres, als einen Witz zum Besten zu geben, an dessen Ende dann gefragt wird „Und wo bleibt nun der Witz?“ Es gibt ja unendlich viele Arten von Witzen. Die gefährlichsten waren vor 20 Jahren in einem bestimmten Teil Deutschlands die politischen Witze. Vor allem in frühen Jahren konnte man dann schon mal für viele Jahre „gesiebte Luft“ einatmen, wenn man einen falschen Witz an einem falschen Ort einer falschen Person ins Ohr flüsterte. Später wurde das aber nicht mehr so verbissen verfolgt; ja man erzählte sogar hinter vorgehaltener Hand, dass einige politische Witze „von ganz oben“ verbreitet wurden, gewissermaßen als Ventil für die auswegslose Situation, in die man sich manövriert hatte.
Das ist nun 20 Jahre her und ich habe keinen mehr behalten. Die zwei Bücher, die ich darüber besitze, sind inzwischen in den Keller gewandert und da will ich heute Abend nicht mehr hin und sie hervor kramen....Deshalb jetzt einige aus anderen Genres:
Arztwitz: Der Patient eines etwas zerstreuten Zahnarztes beschwert sich: „Jetzt reichts mir – Sie haben mir jetzt schon zum vierten Mal den falschen Zahn gezogen!“ Darauf der Zahnarzt aufmunternd:“Na, dann kann der Richtige ja nicht mehr weit sein....“
Mann/Frau-Witz mit Arztzusammenhang: Sagt die Frau:“Dein Arzt macht sich Sorgen wegen deines Übergewichts!“ Er: „Was gehen uns die Sorgen des Arztes an?“
Und noch so einer, weil es so schön ist: „Was ihr Mann jetzt braucht, ist absolute Ruhe“, erklärt der Arzt der Ehefrau, „Ich schreibe mal Schlaftabletten auf. Von denen nehmen sie jeden Abend eine....“
Bei diesem hat der Arzt bei der Geburt von Zwillingen bei einer Blondine schon ganze Arbeit geleistet. Er fragt sie danach, warum sie denn weine. Ihre Antwort: „Ich weiß nicht, von wem das zweite Kind ist.....“
Die Kinder werden größer und gehen in die Schule. Der Lehrer trifft die Mutter auf der Straße und sagt begeistert: „Ihre Jungen haben ja einen wahnsinnigen Wissensdurst. Haben sie den eigentlich von ihnen oder von ihrem Gatten?“ „Teils, teils, das Wissen von mir und den Durst vom Vater....“
Chef/Sekretärin-Witz: „So, sie wollen also meinen Sohn heiraten. Und warum haben sie mich nicht vorher gefragt?“ „Das habe ich mir auch überlegt, aber mich dann doch lieber für den Jüngeren entschieden....“
Mit der Alkoholproblematik bei dem Zechenanschlussraub habe ich meine Wortklauerei eingeleitet und möchte diesen Teil mit zwei schon ganz schön alkoholisierten ICE-Reisenden im Bordrestaurant abschließen. Fragt der eine: „Ist das da draußen eigentlich der Mond oder die Sonne?“ Anwortet der andere, nicht minder alkoholisiert: „Keine Ahnung. Ich fahre die Strecke heute zum ersten Mal....“ Uff! Einige davon haben sicher so´n Bart; oder kannten Sie die noch nicht? Dann wäre ich ja beruhigt......
Texte: Coverfoto: yety.2008
Tag der Veröffentlichung: 10.10.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Gewidmet allen humorlosen Pedanten