5 Tage vor Schulbeginn
Das Aus
,,Warte!”, hörte ich eine Stimme hinter mir rufen.
Es war seine Stimme- die Stimme die ich im Augenblick am meisten hasste.
,, Nein!”, erwiderte ich heftig. Nach alldem was er mir angetan hatte, wollte er das ich auf ihn warte? Niemals!
,,Nur eine Minute.”, bat Jason immer noch weit weg von mir. Ich ging weiter. Plötzlich spürte ich seine Hand an meinem Arm. ,,Es tut mir echt leid”, entschuldigte er sich bei mir.
,,Die Entschuldigung kann nichts ändern.”, sagte ich ver-letzt. ,,Was du getan hast ist so..”
Ich brach ab.
,, Aber ich..”, setzte er an. Ich war plötzlich außer mir.
,,Du hast mich betrogen. Du hast mich belogen! “, schrie ich und fing an dabei zu weinen.
Er wollte mir eine Träne wegwischen. Er streckte eine Hand aus , aber ich stieß sie weg.
,, Du hast mir weh getan.”, meinte ich vorwurfsvoll.
,, Ich weiß, aber ich habe gedacht wir könnten neu anfangen. Als Freunde”, antwortete er ruhig. Ich wurde noch wütender als ich war.
,, Du erzählst mir vor 5 Minuten, dass du mich nur benutzt hast und mich mit meiner besten Freundin betrogen hast. Und dann willst du , dass ich dir verzeihe und wir wieder neu anfangen. Du spinnst wohl!!”
Er sagte nichts.
,, Ich gehe jetzt.”, sagte ich ihm jetzt wieder in einem milderem Ton. ,, Sprich mich nicht mehr an, ruf mich nicht mehr an oder irgendwas wo du mit mir in Verbindung kommst”
,, Gut. Ich will nur noch eines sagen”, flehte er.
Ich nickte und drehte mich von ihm weg. Er sollte mir ja nicht ins Gesicht sehen, wenn ich weinte. Obwohl er mich betrogen hatte , mochte ich ihn immer noch sehr. Ich hatte ihm vertraut. Und er hatte es schamlos ausgenutzt. Ich wollte ihn gar nicht wegschicken, es tat aber nur so weh. Dieses Gefühl, dass er mir alles nur vorgemacht hat, zerbrach mein Herz in zwei Teile, die nie wieder verheilen würden.
,, Ich weiß, dass es sich komisch anhört nach alldem was ich getan hab: Ich mag dich wirklich. Es tut mir wirklich leid. Es ist nur ich mag sie einfach mehr.”
Ich sah sein Gesicht nicht , aber ich hatte gehofft es war voller Schmerz und Leid. Die letzten Worte taten noch mehr weh , als alles was er je zu mir gesagt hatte. Er mochte sie mehr.
,, Tschüss. Ich hoffe ich muss dich nie wieder sehen.”, verabschiedete ich mich so schnell ich konnte. Mehr Schmerz konnte ich nicht mehr ertragen.
,, Musst du falsch hoffen wir beide sind in der 9 a.”, widersprach er mir in der Hoffnung ich drehe mich um, damit er mein Gesicht sehen kann. Vergeblich.
,, Du weißt was ich meine.”
,, Tschüss, Aline.”
,, Bye, Jason”, brachte ich grade noch zustande.
Dann ging er in den Bus und winkte mir zu. Ich hatte mich umgedreht und jetzt sah er mein Gesicht:
Ich hatte rot , verweinte Augen und einen Schmerz verzerrten Gesichtsausdruck. Ich sah wie sein Mund sich zu einem schmollen verwandelt hatte.
Der Bus fuhr weg. Ich lief nach Hause und schloss mit Jason ab.
Das war das Ende. Das Aus.
Im Bus sitzend sah ich Alines Gesicht.
Es brach mir das Herz.
Aber ich konnte das war geschehen war nicht rückgängig machen. Das was zwischen mir und Lara passiert ist, war aber kein Fehler. Es hat mir gezeigt das ich Lara wirklich liebte ,oder?
Das Wiedersehen
Ich stieg schläfrig in den Bus und setzte mich an einen Platz am Fenster. Neben mir saß ein zehnjähriger Junge, der Mario Kart spielte. Er war voll im Spiel drin. Das konnte ich ihm auch nicht verübeln. Das Spiel war toll für zehnjährige. Und für Ältere natürlich auch, aber der Junge hatte so ein einfaches Leben. Der hatte wohl noch nie das durchmachen müssen, was ich gerade durchmachte. Mein Herz schmerzte, als ich mich an die Sommertage erinnerte, in denen wir schwimmen waren. Oder als Jason bei mir war und wir bis ins Morgengrauen geredet haben.
Was für ein Unsinn, dachte ich mir. Ich sollte nicht darüber nachdenken. Das machte mich noch krank.
Als der Bus an der Haltestelle ausstieg, an der ich raus musste, drängte ich mich an Jungen vorbei und trat aus dem Bus. Die Türen gingen geräuschvoll zu. Der Bus fuhr weiter. Die kalte Brise wehte mir ins Gesicht. Ich konnte nicht anders, als diesen Moment zu genießen. Meine Beine setzten sich in Bewegung und ich hoffte für einen Moment woanders zu sein. Als ich schließlich bei der Schule ankam, wurde ich wieder in die Realität geworfen:
Ab heute begann wieder die Schule. Und Jason hatte mich betrogen. Mit Lara, meiner angeblichen besten Freundin.
„Aline“, rief Marie, meine Freundin, mir zu und wir fielen uns in die Arme. „Wie war es so in Spanien?“, fragte ich und lächelte sie an.
„ Toll“, schwärmte sie, „der Strand war so schön. Weißt du, dass ich …“ Ab dort hörte ich nicht mehr zu. Ich blickte Marie an.
Wer war Marie für mich? Eine Freundin? Oder eigentlich meine beste Freundin? Marie hatte ich kennen gelernt , als ich auf diese Schule kam. Wir waren dort in der siebten Klasse. In meinen 2 Jahren bis jetzt auf der Schule, hatte ich Marie echt gut kennen gelernt. Jedoch war ich mehr bei Lara gewesen. Und bei Jason.
Marie war hingegen immer mit ihrer besten Freundin Laura unterwegs und mit ihrem Freund. Lars. Der liebe alte Lars. Ich kannte ihn nicht so besonders, das wollte ich aber auch nicht.
Mir wurde gesagt, dass er ein Aufreißer sei. Mit ihm war keine Mädchenfreundschaft möglich, denn er würde dieses Mädchen nach den ersten zehn Minuten der Freundschaft küssen wollen.
Ob all das stimmte, wusste ich nicht. Jedoch wollte ich auch nichts über Lars wissen. Ob es ihr gefiel, was-
„Aline, hörst du mir überhaupt zu?“ Maries Stimme riss mich aus meinen Überlegungen.
„Ehm…“, setzte ich an. Ich hatte keine Ausrede, also rückte ich lieber sofort mit der Wahrheit raus.
„Jason und ich haben vor knapp einer Woche Schluss gemacht“, sagte ich leise. „Um genau zu sein vor 5 Tagen.“
Maries Mund klappte leicht auf . Sie blickte mich geschockt an.
„Aber zwischen euch lief doch alles so gut!“, warf sie ein.
„Er hat mich betrogen.“ Ich ballte meine Hände zu Fäusten.
„Mit…?“
„Mit Lara.“ Meine Stimme war eisig, als ich Laras Namen aussprach.
„Mit deiner besten Freundin!?“ Marie war noch geschockter als zuvor. „Wie lan-?“
„Ich weiß nicht, wie lange schon. Aber weißt du, was das Schlimmste ist?! Er wollte, dass wir Freunde werden. Nachdem er mich betrogen hatte, und dazu noch mit meiner besten Freundin, wollte er mir ernsthaft eine Freundschaft aufbauen! Weißt du, als er das sagte, sind bei mir alle Sicherungen geplatzt.“
Marie blickte an mir vorbei. Ihr Blick wurde feindselig.
„ Jason im Anmarsch. Händchenhaltend mit Lara“, raunte Marie mir zu. Nicht umdrehen Aline, ermahnte ich mich. Nicht umdrehen.
Aber ich konnte nicht anders, als mich umzudrehen. Deshalb hatte ich es mir selber zuzuschreiben, dass ich beobachten konnte, wie beide einen sanften Kuss tauschen.
Ich drehte mich wieder zu Marie. Fest drückte ich meine Augen zu und hoffte inständig, dass ich dieses Bild verbannen konnte.
Aber natürlich war das nicht der Fall. Ich war verflucht.
„Lass‘ uns rein“, sagte Marie und packte mich am Arm. Widerstrebend folgte ich ihr ins Klassenzimmer, in dem das neue Schuljahr wohl beginnen würde. Ich meinte, offiziell beginnen würde.
„Guten Morgen, Liebe Kinder“, begrüßte Frau Trock uns und lächelte leicht. „Ich sage euch das schon mal von vornherein: Dieses Jahr wird keine Klassenfahrt stattfinden. Die letzte hatte , wie ihr wisst, nicht gut geendet.“
Ich erinnerte mich wage an den Vorfall: Jason und David, ein Klassenkamerad, hatten die Küche der Herberge verwüstet. Und wofür war der ganze Aufwand? Beide hatten Toast gesucht. Jammerschade, dass die Herbergsleiterin uns am gleichen morgen mitgeteilt hatte, dass es Toast erst morgen wieder gebe. Ein Gedächtnis, wie ein Sieb. Mehr konnte man nicht dazu sagen.
Ein leises Raunen ging durch die Klasse. Ich hatte mich in die vorderste Reihe gesetzt. Das Problem war, als Frau Trock sah, dass ich neben Marie saß, setzte diese sie sofort neben jemand anderes. Jetzt saß ich wohl oder übel alleine.
Zwei Reihen hinter mir saßen Lara und Jason nebeneinander. Welch‘ Ironie. Würde ich mich einmal zu jemanden umdrehen, um nach einem Stift zu fragen, müsste ich sofort den Austausch von Zärtlichkeiten zwischen Lara und Jason mitbekommen.
Also nahm ich mir vor, einfach immer einen Stift mit dabei zu haben.Frau Trock redete unaufhörlich weiter. Worüber sie redete, bekam ich nicht mehr mit. Mal wieder hängte ich meinen Gedanken nach.Würde ich jemals bereit sein, jemand anderen außer Jason zu lieben? Würde es einen Jungen geben, der mir all den Schmerz nehmen konnte, den ich jetzt wegen Jason ertragen musste? Wahrscheinlich nicht. Es war kein Märchen, in dem plötzlich mein Märchenprinz auftauchte.
„Pause“, sagte Frau Trock. Nicht mal eine zehntel Sekunde später schellte die Klingel und ich erhob mich lustlos. Jetzt in die Cafeteria. Mir wurde an die Schulter getippt. Ich drehte mich und blickte geradewegs in Laras Gesicht. Schnell entfernte ich mich einige Schritte. „Was gibt‘s?“ , fragte ich kalt.
„Wir müssen reden.“ Ach ja? Wir mussten also reden? Jetzt wollte sie reden? Jetzt
war alles schon viel zu spät, um es erklären zu können. Ich würde ihr nicht verzeihen. Widerrum kannte ich Lara. Wahrscheinlich wollte sie sich nicht vertragen. Sie hatte jetzt genau das, was sie wollte.
Jason. Also brauchte sie nicht mehr meine Freundin zu sein.
„Ich glaub es ist schon alles gesagt“, erwiderte ich knapp und wandte mich zum Gehen, als ich plötzlich am Arm gepackt wurde.
Laras Finger umklammerten meinen Oberarm. „Aline, ich weiß, wie du dich im Moment fühlst. Ich kann es mir ausmalen. Aber wir waren doch bis dorthin so gute Freunde!“
„Wie lange läuft das schon?“, fragte ich stattdessen.
Lara kniff ihre Augen zusammen und warf ich langes blondes Haar nach hinten.„Ehrlich mal?“
Ich nickte.„Ich will halt nur wissen, seit wann mich meine angebliche beste Freundin und mein Freund mich hintergangen hatten.“
Sie ließ meinen Arm los.„4 Monate lang.“
Ich war mit Jason schon über ein Jahr lang zusammen gewesen.Um genau zu sein ein Jahr, 4 Monate und 23 Tage.
Heute wäre unser Monatstag. 5 Monate. 1 Jahr und 5 Monate.
Und 4 davon hatte er mich betrogen. Eine ungeheuerliche Wut stieg in mir auf.
„Lara, du bist solch ein Abschaum. Jetzt hast du was du wolltest, also brauchst du mich doch gar nicht!“ Ich blickte sie finster an.
Sie erwiderte meinen Blick zutiefst empört.„Aline, du warst meine beste Freundin. Ich hab mir Jason nicht ausgesucht! Ich hab mich verliebt.“
„Ich hasse dich. Ich hasse ihn. Also lasst mich einfach in Ruhe. Für immer.“ Mit diesen letzten Worten schritt ich aus dem Klassenzimmer direkt auf die Mädchentoilette.
He, vor 5 Tagen dachte ich noch, dass Jason mich über alles liebe. Da dürfte weinen ja erlaubt sein.
Die Cafeteria war rappelvoll, als ich sie betrat. Die ersten 10 Minuten der 35-Minütigen Pause hatte ich auf dem Mädchenklo verbracht. Die Tränen wollten gar nicht mehr aufhören zu fließen. Jedoch ermahnte ich mich, an Mc Donalds zu denken, weshalb es mir erstaunlicher Weise besser ging. Meine Augen suchten nun die Cafeteria nach einem Platz ab. Ich entdeckte einen leeren Tisch, auf den ich sofort zusteuerte. Nachdem ich mich gesetzt hatte, fing ich an in meinem Salat rumzustochern. Wirklichen Hunger hatte ich im Moment eigentlich nicht, aber das würde mich wahrscheinlich ablenken. Nach einigen Minuten überrollte mich aber dann die Langeweile. Was nun? Sollte ich mich einfach zu Klassenkameradinnen setzen? Als ich an diese Schule kam, baute ich nur 2 Freundschaften auf: Die zu Marie, und die zu Jason. Mit Lara war ich schon seit der Grundschule befreundet. Der Rest war mir eigentlich egal. Aber nun? Ich glaube, ich bräuchte mal Abwechslung. Neue Freundschaften. Ja, das war es was ich brauchte. Freunde, die mit mir durch dick und dünn gehen würden. Solche Freunde wie Marie. Nur ein paar mehr. Ein Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Der Stuhl hatte sich bewegt. Und nur weil ich verflucht war, musste es auch Jason sein. Ich sah ihn an.
„ Was willst du Jason?“ Meine Stimme war eisig, aber hinter der Fassade war ich kurz davor wieder loszuheulen. Tief in mir drinnen hoffte ich, dass Jason wieder zu mir zurückkäme. Dann würde ich all meinen Schmerz vergessen und ihn einfach nur lieben. Aber nein, Jason liebte mich nicht mehr. Nein, nicht mehr.
„Aline“, sagte er mit seiner gottgleichen Stimme. „ Ich will wirklich mit dir befreundet sein. Wir hatten eine schöne Beziehung, aber nun ist sie vorbei. Vorher waren wir auch Freunde, nicht?“
Vorher hattest du mich auch nicht mit meiner besten Freundin betrogen, wollte ich schreien, jedoch hielt ich mich grade noch zurück.
„4 Monate“, sagte ich stattdessen bestimmt.„ Die letzten 4 Monate hast du mich betrogen. Als du sagtest, du müsstest an die Ostsee, war Lara auch dabei? War es euer geheimer Liebesurlaub?“
Jason schluckte schwer.„Aline, was Lara und ich an der Ostsee…“
„Was?“, unterbrach ich ihn.„ Ihr wart wirklich zusammen an der Ostsee.“ Ich schrie beinahe und ich konnte wetten, dass wir schon Zuschauer hatten.
Jason schaute an mir vorbei. Ich hatte perfekt ins Schwarze getroffen. Ein Schmerz von gewaltiger Größe brach mein Herz in 2 Stücke. Ja, ich meinte es ernst. In 2 Stücke.
Energisch erhob ich mich. Dann Bahm!
Ich hatte Jason eine geklatscht. Und das hatte er auch verdient. Ich beugte mich zu ihm vor und flüsterte ihm leise zu:„Ich hasse dich, Jason.“
Dann marschierte ich an ihm vorbei. Ja, das war ein heldenhafter Abgang.
Tag der Veröffentlichung: 15.11.2010
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