Cover

Das Flüstern, des Regens.

 

 

  Wasser rinne aus den Lüften,

Wasser steige auf aus Grüften,

Wolke neige sich zur Erde,

Erde blicke auf zur Wolke,

Tag und Nacht reich' sich die Hände,

Frühling, Sommer bis zum Ende,

Herbst und Winter, Freud' und Not,

Licht und Dunkel, Leben und Tod.

 

Zitat von: 

© Dr. Carl Peter Fröhling (*1933) 

 

 

 

 

 

Regentag

Es war bereits später Nachmittag, ein sehr langer, aufregender und vor allem schöner Tag lag hinter mir. Zusammen mit dem engsten Freundeskreis von mir und Alice, meiner besten Freundin seit Kindertagen, sind wir ausschweifend von Lokal zu Lokal gezogen. Trotz des schlechten Wetters und auch wenn der Tag wortwörtlich ins Wasser gefallen ist, haben wir alles getan um Alice einen schönen Poltertag zu bereiten, da sie morgen heiraten würde. Ich beneidete sie ein bisschen, sie war so glücklich mit ihrem Freund Christian, er war der Richtige für sie und ich gönnte ihnen ihr Glück.

 Ich freute mich für sie und war umso stolzer, dass sie mich mit der wichtigen Aufgabe beauftragt hatte, ihre Hochzeit größtenteils zu organisieren. Damit lastete zwar viel Verantwortung auf meinen Schultern, liebte es jedoch ihr eine Freude zu machen und vor allem war heute der letzte Tag vor der Hochzeit. Denn ich als oberste Brautjungfer, trug für alles Verantwortung und wollte für den morgigen großen Tag bereit sein.

So verabschiedete ich mich schon etwas früher von meinen Freundinnen, die mit allen Mitteln versuchten, mich zum Bleiben zu überreden. Beinahe hätten sie es geschafft, doch ich war viel zu aufgeregt, was eigentlich lächerlich war, denn nicht ich sondern Alice heiratete. Grinsend schob ich mich durch die Wand aus lachenden, bereits leicht angetrunkenen Mitgliedern unserer Poltergruppe und winkte zum Abschied.

Gerade als ich zur Tür hinausgehen wollte, fiel mir Alice zum Abschied nochmal um den Hals. „Aber versprich mir, dass du dich rechtzeitig meldest, wir wollen doch heute Abend noch gemeinsam das Kleid ansehen.“ Sie machte eine lange Pause und grinste dabei breit. „Das eine enge mit dem Herzausschnitt, du weißt schon dieses heiße, das ich für die Hochzeit gekauft habe, Christian wird Augen machen das sag ich dir.“ raunte sie voll Vorfreude und tippelte gespielt übertrieben auf ihren Zehenspitzen hin und her. „Ja versprochen ich melde mich, ich muss nur noch eine Kleinigkeit erledigen und dann schnell zu meinen Eltern ihnen etwas vorbei bringen, dann komme ich zu dir nach Hause.“ erwiderte ich ebenfalls glücklich und verabschiedete mich, aber jetzt wirklich ohne weitere Verzögerung.

Ich verließ seufzend das Gasthaus und kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, bereute ich meine Entscheidung. Mich fröstelte leicht als mir der feine nebelartige Wind ins Gesicht blies, mir dabei meine Haare zerzauste und mich der kühle Regen von allen Seiten her traf. Schnellen Schrittes ging am Stadtplatz entlang, vorbei an den vielen Geschäften und Ständen, an denen ich sonst sogern bummelte, doch heute hatte ich keine Zeit und suchte stattdessen nach einem Taxi.

Es regnete in Strömen und keine Menschenseele war zu sehen. Klar wer würde auch bei so einem Wetter vor die Tür gehen dachte ich leicht spottend über mich selbst und suchte unter der Verkaufsplane der Bäckerei Schutz vor dem starken Regen.

Die Verkäuferin Zilli, die ich schon seit Jahren kannte, winkte mir freundlich hinter der Glasscheibe zu, schenkte aber mir einen mitleidigen Blick als sie sah, dass ich keinen Regenschirm hatte und hier draußen dem strömenden Regen ausgesetzt war. Ich erwiderte lächelnd das Winken und schaute gespielt grantig in den Himmel, so als wollte ich sagen Danke auch, aber ich hab heute Morgen schon geduscht, was dem Gesicht der Verkäuferin ein weiteres Lachen entlockte und ich meinen Weg daraufhin eilig fortsetzte.

Hunderte Male war ich diesen Weg schon entlang spaziert, das grau weiß melierte Kopfsteinpflaster, das ich als Kind immer bewundert hatte, schien jetzt matt und eher gläsern als funkelnd, denn immer wenn die Sonne schien, funkelte der Weg als sei er mit Sternen gepflastert worden und nicht aus Stein. Während ich so durch die Gassen schritt, sammelte ich noch all meine Gedanken zusammen um ja nichts vergessen zu haben. „Die Gäste hatten bereits ihre Einladungen erhalten, die ist Band organisiert, das Restaurant reserviert, die Speisekarte zusammen gestellt, die Blumen bestellt..“ flüsterte ich so vor mich hin und wandte schließlich meinen Blick wieder der Straße zu.

Erfreut entdeckte ich ein Auto, welches am normalen Taxiplatz gehalten hatte, unmittelbar daneben befanden sich eine schlanke braunhaarige Frau und zwei Männer, einer der Beiden trug einen langen schwarzen Mantel und ein weiterer Mann saß im Auto.

Meine Tasche über den Kopf haltend, auch wenn ich wusste es würde ja doch nichts bringen würde, eilte ich durch den Regen zu dem Auto. Zielsicher schritt ich auf die Fahrertür zu, klopfte leicht gegen die Scheibe und blickte in das hell erleuchte Innere. Der Regen prasselte kräftig und ich klopfe nochmal, um auf mich aufmerksam zu machen, da mich der Mann im Inneren beim ersten Mal nicht gehört hatte. Dann mit einem Mal öffnete sich das mir zugewandte Fenster und der junger Mann blickte nach draußen, er hat etwa mein Alter dachte ich nebenbei, mir vielen sofort seine rabenschwarze kurze Haare auf, sein schmales Kantiges Gesicht, jedoch am aller meisten seine stechend blauen Augen. „Ich suche ein Taxi.“ erklärte ich kurz und knapp, hielt mir dabei die Hand über den Kopf damit ich etwas sehen konnte.

Er erwiderte meinen Blick und warf seine Zigarette aus dem Auto, direkt in eine Pfütze neben mich. „Da haben sie aber Glück Misses..?“ hob er an und beugte sich etwas zu mir. „Miss Carolin.“ berichtigte ich ihn schnell und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen „Dann haben sie aber Glück Miss Carolin ich bin Taxifahrer.“ unsere Blicke trafen sich und ich schaute in ein paar tiefblaue Augen, die mich plötzlich in den Bann zogen. „Doch mein Taxi ist heute leider kaputt, irgend so ein Idiot ist mir hinten ins Heck gefahren und hat das halbe Auto ruiniert.“ Offenbarte er gespielt entrüstet, grinste erneut und steckte mich mit seinem Grinsen an. Er musste lachen, dabei bemerkte ich wie sein mich Blick immer intensiver musterte und wurde etwas rot, da der Regen schon den Großteil meiner Kleidung durchnässt hatte und diese klebte nun ziemlich eng an mir. „Na kommen Sie schon, steigen Sie ein, sonst werden Sie ja noch mehr durchnässt.“ er machte eine kurze Pause und seine stechend blauen Augen sahen zu mir auf „Obwohl Sie auch nass wunderhübsch aussehen.“ fügte er flüsdternd hinzu und strich mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich spürte wie ich noch mehr errötete. „Ähm..Danke.“ stammelte ich etwas verlegen und richtete meinen Blick auf meine Tasche. Mensch Carolin du benimmst dich wie eine schüchterne siebenjährige! schimpfte ich mit mir selbst.

Er schien bemerkt zu haben, dass ich bei seinen Worten knall rot wurde und wieder grinste er, doch sein Lächeln schreckte mich jetzt mehr ab, als das es einladend wirkte. Carolin das bildest du dir nur ein steig jetzt endlich ein und fahr du hast noch was zu tun! dachte ich resigniert und wandte mich wieder dem Fahrer zu, als er sich kurz räusperte. „Darum habe ich heute mein Privatauto mitgenommen, der Chef bezahlt mir die Kosten für den Sprit.“ erklärte er noch kurz als er bemerkte, dass ich das Auto verwundert musterte und rückte sich den Sitz zurecht.

Ich fand es schon seltsam, dass er nicht ein Reserveauto von seiner Firma bekommen hatte, doch es störte mich nicht weiter, ich wollte nur schnellstmöglich dem Regen entkommen. Nun traten auch die zierliche Frau und die beiden Männer hinzu, es schien fast so als hätten sie unser Gespräch verfolgt. „Es wird Zeit wir müssen jetzt auch los mein Freund hat seine Zigarette fertig geraucht.“ sagte die Braunhaarige und deutete auf die glimmende Zigarette die vom Regen weggeschwemmt wurde. „Es macht Ihnen doch hoffentlich nichts aus wenn wir uns zu ihnen gesellen?“ fragte einer der Männer und trat dabei mit dem Fuß auf die Kippe. „Nein natürlich nicht, Sie können gern mitkommen.“ stammelte ich überrascht und setzte mich auf den Platz neben dem Fahrer, während die anderen drei Personen es sich auf der Rückbank bequem machten. „Ich heiße übrigens David.“ sagte der Dunkelhaarige und hielt mir die Hand zum Gruß hin. Im selben Moment setzte sich der Mann den die Frau als ihren Freund bezeichnet hatte neben seine beiden Begleiter und schlug die Tür hinter sich zu. Ich zuckte erschrocken zusammen, nahm aber dann doch seine Hand und lächelte gespielt erfreut. „Wohin soll es denn gehen?“ fragte David und blickte die Frau hinter mir an. „Wir möchten bitte ans Nordende der Stadt, in die Bahnhofstraße nahe dem Stadtpark.“ erklärte sie und strich sich ihren Bordeauxroten Rock zurecht. „Gut.“ antwortete er knapp und blickte anschließend zu mir, „Und Sie Miss Carolin?“ fragte er höflich und startete das Auto. „Ich wohne ebenfalls ganz in der Nähe des Stadtparks, anscheinend haben wir denselben Weg.“ erklärte ich erfreut und erntete einen wenig aussagenden Blick von der Dame hinter mir. „Nun dann fahren wir mal.“ Äußerte sich David und parkte aus dem Parkplatz aus. Die ganze Fahrt über war es grabstill, die braunhaarige Frau schaute immerzu zu ihrem Freund der etwas in der Hand hatte und unauffällig zurück in ihre Tasche schob.

Gelegentlich grinste mich David von der Seite an, jedes Mal bekam ich eine Gänsehaut und schaute schnell wieder aus dem Fenster. Normalerweise schmeichelte es mir wenn Männer mit mir flirteten, doch dieses Mal war es anders, bei ihm war es anderes.

Ich konnte es nicht beschreiben, je länger ich neben ihm saß umso unwohler fühlte ich mich und umso mehr wünschte ich mir das Auto so schnell wie möglich verlassen zu können. Nach einiger Zeit bemerkte ich überrascht, dass wir uns dem Südende der Stadt bewegten. „Entschuldigung?“ setzte ich unsicher an, sollte ich etwas sagen? Oder einfach still sein, schließlich wusste der Taxifahrer doch wohin wir müssen, dachte ich entschied mich dann aber doch etwas zu sagen, als wir am Südbahnhof vorbei fuhren. „Ich glaube wir sind falsch, das ist doch das Südende der Stadt.“ Sagte ich kleinlaut und deutete aus dem Fenster. „Ja das stimmt schon kleine Miss.“ antwortete der Fahrer und grinste schief. „Die Hauptstraße Richtung Norden ist gesperrt, darum muss ich einen kleinen Umweg fahren.“ erklärte er gelassen und richtete seinen Blick wieder auf die Straße. Ich spürte die plötzliche Kälte in seiner Stimme, die mich schaudern lies, versuchte mir jedoch einzureden, dass ich mir das nur eingebildet hatte. Ich wusste ich hätte den zweiten Cocktail nicht mehr trinken sollen, mein Verstand spielt mir Streiche.. dachte ich resigniert und lies mich zurück in den Sitz fallen.

Auch die Frau neben mir gab ein zustimmendes Geräusch von sich und kramte danach wieder in ihrer Tasche. Eigentlich wollte ich noch etwas sagen, doch ich ließ es dann bleiben und fing an in meiner Tasche nach dem Notizbuch für die morgige Hochzeit zu suchen.

Wenn ich schon nicht so schnell nach Hause kommen würde, so könnte ich doch jetzt wenigstens noch das Wichtigste machen. „Mist!“ fluchte ich lauter als beabsichtigt und zog damit alle Blicke auf mich. Ich hatte mich mit dem kleinen Taschenmesser, welches ich in der Tasche liegen hatte in den Finger gestochen und blutete. „Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“ fragte die Frau hinter mir, die den blutenden Finger betrachtete „Nein schon gut, ich war nur ungeschickt.“ „Ich habe mich nur an meinem Schlüsselanhänger gekratzt.“ erwiderte ich und wischte die paar Tropfen Blut, die sich gebildet hatten schnell mit einem Taschentuch ab. Die würden mich doch alle für verrückt halten, wenn sie wüssten dass ich mit einem Taschenmesser in der Tasche herum renne, obwohl Messer konnte man das kleine Ding wirklich nicht nennen, aber es war scharf. Wozu habe ich dieses dumme Ding eigentlich, jedes Mal wenn ich was suche, verletze ich mich nur damit.. dachte ich genervt und legte es weiter nach unten, um sicher zu gehen, mich nicht nochmal zu verletzen. Eigentlich trage ich es nur immer bei mir weil ich so meinen Vater beruhige, der jedes Mal ein riesen Theater machte wenn ich allein wenn es dunkel ist irgendwo hingehe. Besonders seit dem in der Stadt immer häufiger von Morden berichtet und getratscht wird und die ganze Stadt deswegen aufgeregt ist. Jeder erzählte andere grauenhafte Dinge, der Metzger neulich hatte etwas von Menschenjägern behauptet und das sie ihre Opfer durch den Wald jagen wie Wölfe ihre Beute. Eine Kundin neben mir hatte daraufhin behauptet, dass von den Opfern lediglich die Knochen übrig blieben nachdem die Täter ihre Opfer lange genug gequält hatten und anschließend lebendig verbrannten. Ich verdrängte den Gedanken. Alles nur Gerede und Gerüchte und angelte mein Notizbuch aus der Tasche.

Die Zeit verging und ich war so damit beschäftigt meine Notizen durchzugehen das ich beinahe nicht bemerkt hätte, dass wir stehen blieben. Ich blickte abwesend von meine Notizen auf und aus dem Fenster. Ich erkannte dass wir bei einem Waldstück nahe der Stadt waren. Der Wald wirkte dunkel, dicht und bedrohlich, vor uns verlief ein breiter Fluss und direkt über uns befand sich die große Autobrücke die die Altstadt über den Fluss mit der Neustadt verband. Der Abend wich bereits langsam und man konnte die Scheinwerfer der oben fahrenden Autos bereits erkennen, aber es war noch hell genug um sehen zu können. Der Fahrer und die beiden anderen Männer stiegen plötzlich aus und gingen schweigend zum Kofferraum, die Frau blieb jedoch sitzen. Das Licht im Auto erlosch wenige Sekunden nachdem sie die Türen zugeschlagen hatten. Wieder überkam mich ein mulmiges Gefühl.

Etwas stimmte nicht... etwas stimmte ganz und gar nicht was machten wir hier...und woher kannten der Fahrer und die beiden Männer sich? Warum ein Wald? Ich wurde nervös und drehte mich um, doch anstatt eine ebenso überraschte Frau zu sehen, traf ich auf einen kalten Blick. „Setz dich hin!“ fuhr sie mich an und rüttelte an meinem Sitz. Durch den Rückspiegel konnte ich grade noch erkennen, wie der Fahrer eine große schwarze Plane aus dem Kofferraum zog und einer der beiden Männer ein Seil trug.

Ich fuhr zusammen, jetzt wurde mir alles klar, diese Leute kannten sich! Es war alles nur ein Trick gewesen! Verzweifelt versuchte ich die Tür neben mir zu öffnen doch sie war verschlossen. Die Frau hinter mir packte mich am Arm und zog mich zurück auf den Sitz „Du wirst schön hier bleiben!“ knurrte sie und drückte meinen Arm so fest das ich beinahe dachte sie würde ihn mir brechen. Im selben Moment entriegelte sich das Auto und David öffnete die Tür. „Würden Sie bitte aussteigen kleine Miss.“ Er hielt mir seine Hand entgegen so wie es ein Gentleman tat, der einer Frau beim Aussteigen helfen wollte. Doch ich zog meinen Arm zurück und klammerte mich an meine Tasche.

Seine blauen Augen blitzten mich darauf hin finster an, mit einem Mal packte er mich an den Haaren und zog mich so unsanft aus dem Auto, dass ich im Schlamm ausrutschte und zu Boden fiel. „Jetzt pass doch auf du dämliches Stück, du machst dich ja ganz dreckig.“ musterte er mich spottend. Erneut versuchte er mich am Arm zu packen. „Ach komm schon David du magst das doch wenn sie sich wehren.“ lachte einer der Männer und schaute belustigt zu mir hinunter. Die Frau war jetzt auch aus dem Auto gestiegen und stellte sich neben die Beiden. Der dritte Mann war nicht zu sehen. „Was wollen sie von mir..“ sagte ich und meine Stimme zitterte deutlich, ich wusste nicht ob es aus Angst war oder durch die Kälter des Regens auf meiner Haut und dem Schlamm mit dem ich überall verschmiert war. „Sie können mein Geld und meine Sachen gern haben.“ „Das ist nur das kleine Spielzeug in der Kiste.“ sagte David herrisch der mich jetzt mit seinem Blick fixiert hatte. “Nein das ist uns nicht mal wichtig, wir spielen lieber mit unserer.. lebendigen Beute.“ fügte er mit süffisant klingender Stimme hinzu und schenkte mir ein schaurigstes Lächeln, das mehr wie eie schaurige Fratze aussah, als ein einladendes Lächeln. Mein Herz machte einen Sprung, alles in mir schrie davon zu laufen, doch wie sollte ich das schaffen? ich kannte diesen Wald nicht und meine Entführer waren klar in der Überzahl. Vier gegen Eine dachte ich düster und meine Gedanken rasten. „Mit der Letzten hatten wir nicht so viel Spaß, sie hat bereits auf der Fahrt bemerkt, dass etwas nicht stimmte und den Braten gerochen. Die Kleine hat dummerweise die Tür geöffnet und hat sich am Asphalt das Genick gebrochen.“ säuselte nun der große eher bullig wirkende Mann neben David, gespielt entrüstet und spuckte auf den Boden. „Hättest du Hohlkopf das Auto auch während der Fahrt verschlossen,  währe das nicht passiert!“ schnauzte David zurück und blickte den Größeren herausfordernd an.

„Ihr seid die Mörder die schon seit Wochen hier in der Stadt wüten?“ sagte ich schockiert, die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag in die Magengrube und zog meine Tasche näher an mich. Mit zitternden Händen begann ich panisch darin zu wühlen. Ich musst es finden wo war es bloß wo ist mein Messer raunte ich in mich hinein. „Oh du hast etwa schon von uns gehört welch eine Ehre.“ sagte David und verbeugte sich tief, als hätte er tobenden Beifall von seinem Publikum erhalten.

Die Anderen lachten und klatschten, dabei wie kleine Kinder, diese Leute gaben einen ziemlich bizarren und verstörenden Anblick ab. Dann blickte der Falsche Fahrer mich wieder an und erhob sich aus seiner Verbeugung „Es ist mir eine Ehre so einen hübschen Fan zu haben.“ langsam glitt seine Hand zu meiner, sie zog mich zu ihm und küsste meine Hand. Ich eintriss ihm diese jedoch angewidert und spritzte ihm dabei eine Handvoll Schlamm entgegen.

Wütend über mein Tun, fuhr er zurück, zog mich am Arm hoch und stieß mich zu dem großen Mann, mit den dunklen Haaren und dem langen Mantel, dem Freund der Braunhaarigen. „Andrew, sperr sie im Auto ein, bis wir mit dem Lagerfeuer fertig dann kümmern uns um sie.“ David deutete auf eine Stelle unter der Brücke auf der sich ein schwarzer Fleck befand, grinste schaurig und schritt dann lachend mit den anderen Beiden weg. Sie mussten schon öfter hier gewesen sein, dachte ich düster und versuchte mich aus dem Griff von diesem Andrew zu befreien doch, er war einfach zu stark.

Immer wieder trat ich nach ihm, biss ihm in die Hand und wehrte mich mit aller Kraft so wild wie ich nur konnte und schließlich ließ er mich, wüste Flüche ausstoßend los.

Das ist meine Chance dachte ich und schlug einen Harken um das Auto herum Richtung Wald. Doch kaum war ich keine zehn Meter gelaufen, kam mir aus dem Wald, bereits der dritte Mann entgegen und packte mich, ehe ich noch einen Harken hätte schlagen können um ihm auszuweichen. Mit Leichtigkeit stieß er mich zurück zu Andrew, der mir schnaufend gefolgt war. Er legte mir seinen Ellenbogen um den Hals und drückte mit so einer Kraft zu das ich für einen Moment dachte er würde es hier und gleich beenden. Verzweifelt  röchelte ich nach Luft, kratzte mit den Fingernägeln über seinen Mantel doch sein Griff ließ keinen Moment locker. „Böses Mädchen..“ säuselte David schritt langsam auf uns zu, dabei lockerte mein Angreifer seinen Griff, und ich konnte hustend nach Luft ringen.

David hingegen wandte sich mir zu und strich mir erneut eine vom Regen durchnässte Haarsträhne zur Seite, um mir in die Augen sehen zu können. „Je mehr sich die Beute wehrt umso mehr gefällt das dem Jäger.“ sagte er und grinste mit einem derart verrückten Grinsen im Gesicht, dass es mir kalt den Rücken runter lief. Noch im selben Moment holte seine Hand aus und verpasste mir eine so kräftige Ohrfeige, dass mein Gesicht zur Seite geschleudert wurde und ich für kurze Zeit Sternchen sehend, schlaff in den Armen des Dritten hing. „Bring du sie ins Auto Bill, Andrew ist anscheinend nicht in der Lage dazu.“ kommandierte der Schwarzhaarige herrisch.

Nun packte mich Bill am Arm, drehte ihn schmerzhaft auf den Rücken, sodass ich kurz aufschrie, zerrte mich ins Auto und warf mir meine Tasche hinterher. Danach schlug er die Tür mit einem lauten Knall zu. Das klacken der Schlösser machten auch die letzte Hoffnung zunichte, dass ich hätte flüchten können.

Nachdem ich mich etwas gefangen hatte und wieder klar sehen konnte, sprang ich wie wild im Auto von einem Platz zum Anderen. Es musste einen Ausweg geben, es muss einen geben! dachte ich innerlich schreiend und schaute mich um. Der Mann der mich eingeschlossen hatte grinste mich nur von draußen schadenfroh an, dann fuhr er sich mit seinem Finger den Hals entlang und legte den Kopf schief. Ich fuhr zurück und er lachte nur noch lauter, dann wandte sich ab und ging zu den Anderen die bereits einen kleinen Haufen Holz gesammelt hatten. „Was soll ich tun.. was soll ich tun..“ raunte ich verzweifelt und schlug gegen die Scheiben und trat mit aller Kraft gegen die Türen.

Nach einer Weile verließen mich meine Kräfte und ich hörte auf, es hatte keinen Sinn ich konnte die Scheibe nicht einschlagen. Ich kauerte mich zusammen, zog meine Knie zu meinem Gesicht und fing an zu schluchzen. Das laute Prasseln des Regens auf dem Autodach ließ langsam nach, auch die Wolken begannen langsam sich aufzulösen, selbst der Himmel schien sich etwas zu erhellen. Mein Blick wanderte vom Himmel zurück zu meinen Entführern. Ich blickte wieder hinüber wo David und die Anderen standen, sie hatten den Haufen aus Holz schon um einiges vergrößert. Ich ließ den Blick vom Fenster zu meiner Tasche gleiten. Eine Welle der Erleichterung überkam mich als ich sah, dass sie mir mein Handy nicht abgenommen hatten. Ich zitterte so sehr, dass ich es kaum halten konnte. Reines Glück durchströmte mich und ich wählte gerade die Nummer der Polizei. Doch als ich das Handy an mein Ohr legte, hörte ich nur diesen unseligen Ton, der mir vermittelte, dass ich hier keinen Empfang hatte. Dort wo gerade noch Glück war, befand sich jetzt eine bodenlose Leere und mir wurde bewusst, dass sie es mir absichtlich gelassen hatten, nur damit ich Hoffnung auf Rettung haben würde und diese zerschlagen wurde. Wir spielen gern mit unserer Beute hallten Davids Worte in meinem Kopf wieder und ich zog meine Tasche erneut zu mir und vergrub mein Gesicht darin. Wieder hörte ich die Vier, lachen die schadenfroh zu mir rüber starrten. Ich wandte den Blick ab und in mir wuchs die Wut. Welches Recht hatten sie, dass sie Menschen so behandelten, sie würden dafür bezahlen, dachte ich und suchte mein Messer und schließlich fand ich es auch.

Ich suchte weiter Dinge die ich noch bei mir, die mir vielleicht aus dieser Misere helfen würden. Meine Ausbeute war nicht gerade groß, nur mein Notizbuch, das nutzlose Handy, ein Feuerzeug, mein Portemonnaie, einen Stift, etwas Makeup, Taschentücher, Haarspray.. nichts das ich hätte gebrauchen können. Ich sank zusammen und räumte alles wieder ein. Dann hatte ich das Haarspray in der Hand. „Warum bist du nur kein Pfefferspray.“ sagte ich nüchtern und wollte es gerade zurück in die Tasche legen als ich das Feuerzeug in die Hand nahem. Ich überlegte eine Weile und starrte sowohl das Feuerzeug als auch den Haarspray an.

Plötzlich polterte etwas wie wild gegen die Scheibe des Autos und jemand schnitt eine Grimasse zu mir. „Kommst du freiwillig raus oder müssen wir dich erst wieder an den Haaren raus ziehen?“ spottete Andrew, entriegelte das Auto, riss die Tür schwungvoll auf und reichte mir seine Hand. Einen Moment verharrte ich reglos, dann holte ich tief Luft. Jetzt oder nie dachte ich und presste meine Lippen zusammen. Langsam stieg ich aus und blickte mich unauffällig um, nur Bill und Andrew waren gekommen um mich zu holen. David stand neben der Frau und beide blickten in das Feuer, das inzwischen lichterloh brannte. Die beiden Männer die schon fast einen Kopf größer waren als ich, starrten auf mich hinunter und gerade als Andrew nach mir greifen wollte, nahm ich mein Feuerzeug und das Haarspray und betete, dass es funktionieren würde. Das tat es doch in den Filmen auch immer oder? Beide blickten mich mittleidig an und lachten laut auf, im selben Moment zündete ich die Flamme an, drückte auf die Düse des Haarsprays.

Im Bruchteil einer Sekunde entwich eine gewaltige Stichflamme, die aus dem Auto schoss, die Hitze war deutlich um mich herum spürbar. Zwischen dem Zischen und Fauchen des Feuers, vernahm ich einen erschrockenen Aufschrei, ich wandte den Blick den beiden Gestallten vor mir zu. Ich hatte Andrews Hand angesprüht, dieser war nun zurückgewichen und kniete mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden, während Bill jetzt versuchte mich zu packen. Ich spürte nun dass die Flammen auch nach mir leckten, doch ich machte weiter bis schließlich auch er zurück wich.

So schnell ich konnte sprang ich aus dem Auto, die Flasche würde ohnehin gleich leer sein dachte ich bitter und brachte noch so viel Abstand wie möglich zwischen meine Angreifer und mich. Jetzt bemerkten auch David und die Frau was passiert war und rannten auf uns zu. Als hätte ich es heraufbeschworen erlosch die Flamme. Nur noch ein paar kurze Zischlaute waren zu hören. Schnell packte ich mein Messer, das ich mir unauffällig in der Hosentasche versteckt hatte und lief mit rasendem Herzen los.

Doch wohin sollte ich fliehen? Der Wald war mir unbekannt, ich kannte mich hier nicht aus nicht aus, sie würden mich sofort wieder einfangen und sonst gab es nur noch den Fluss, jedoch würde es bald dunkel werden und die Strömung war wahnsinnig stark. Doch eine andere Wahl blieb mir nicht, Andrew war aufgestanden und blickte erst seine verbrannte Hand und danach mich an. Bill hatte sich ebenfalls aufgerappelt, der Überraschungsmoment war zwar auf meiner Seite gewesen und hat mir Zeit verschafft, jedoch war dieser nun vorüber und Bill sah mich mit einem so durchdringen Blick an das mir das Blut beinahe in den Ader gefror. „Holt sie zurück ihr Schwachköpfe!“ jaulte David hinterher und sprintete auf mich zu, sein Gesicht war ebenfalls Wut verzerrt.

Ich lief ich lief so schnell ich konnte bis ich am Rande einer ca. fünf Meterhohen Klippe ankam, darunter sprudelte das schlammig braune Wasser das Flusses und zog bedrohlich an mir vorbei. Wie angewurzelt blieb ich am Rande der Klippen stehen und starrte auf die Wassermassen hinab die an mir vorbeischossen. Kleine Schaumkronen bildeten sich auf den Wellen und schlugen mit so einer Wucht gegen die Steinernen Klippen, dass das Wasser bis zur Hälfte hinaufspritzte. Für einen Moment sah es beinahe so aus als würde der Fluss schon mit gierigen Händen nach mir greifen wollen und ich mit ihnen in die Tiefe ziehen. Langsam schloss ich die Augen, ich hörte den Fluss und dann meine Verfolger, die immer näher kamen. Eher würde mich der Fluss bekommen und ertränken, als das diese Irren mich wieder in ihre Gewalt brachten.

Wenige Schritte trennten sie noch von mir und dann ohne zu zögern sprang in das sprudelnde Wasser. Sofort riss mich die Strömung mit sich, das braune dreckige Wasser schlug mehrmals über mir zusammen, mein Blick trübte sich und erblickte nur noch schemenhaft die Silhouetten der Entführer, die an der Klippe standen und mir etwas nach brüllten. Doch ich musste schon schwer gegen die Wassermassen ankämpfen, die mir immer wieder den Atem raubten, mich runter in die Tiefe zogen und wieder und wieder herum wirbelten. Ich spürte wie mich meine Kräfte verließen, ich immer weiter Stück für Stück unter Wasser gezogen wurde.

Gerade als ich dachte ich würde es nicht mehr schaffen, mich erneut hoch zu kämpfen, lies diese grauenhaft starke Strömung endlich nach und wandelte sich in ruhiges Gewässer. Ich blickte mich um und erkannte, dass ich in einen Seitenarm des Flusses getrieben wurde, an dessen Rand Bäume ihre Wurzeln ins Wasser hatten wachsen lassen.

Völlig entkräftet klammerte ich mich an eine der dicken Wurzeln und hielt mich so eine Zeit lang über Wasser. Kälte zerrte an mir und ich zitterte so stark, dass ich mich nach wenigen Minuten kaum mehr halten konnte und so paddelte ich mehr schlecht als recht ans Ufer, bis meine Füße festen Untergrund berührten und ich nicht mehr schwimmen musste.

Auf allen Vieren kroch ich zitternd, hustend und erschöpft ans Ufer, lies mich schwer in den feinen Sand fallen und saugte gierig die Luft in meine gepeinigten Lungen. Ich atmete erleichtert auf und war einfach nur froh, dass ich es geschafft hatte. Ich blickte in den Himmel es war schon fast Dunkel, die Sonne sandte ihre Strahlen noch sanft über den Horizont, die ersten Sterne erschienen und der Mond war bereits fein zu erkennen.

Plötzlich wurde die Stille jedoch durch ein Geräusch gebrochen. Hinter mir stiegen unzählige Luftbläschen aus dem Wasser auf und eine menschliche Gestalt erhob sich langsam aus dem Wasser, erst der Kopf und dann der Rest. Entsetzen packte mich als ich erkannte, wer die große Gestellt war, die sich aus dem Wasser schleppte. David stand nun am Ufer und zitterte ebenfalls vor Kälte, doch seine Augen glühten zornig und kleine Dampfwölkchen entwichen seiner Kehle beim Atmen. Er muss mir hinterher gesprungen sein! dachte ich schockiert und starrte ihn an.

Sein Blick ruhte auf mir, ich wich zurück und wollte aufstehen, doch mein Körper verweigerte mir den Dienst. Schritt für Schritt kam er näher, bedrohlich baute er sich vor mir auf. Ich war wie versteinert ich konnte mich nicht bewegen nicht einmal einen Schrei hätte ich ausstoßen können. Wortlos musterte er mich mit seinem Blick, kälter als Eis und noch kälter noch als der Tod. Diese Stumme Art, dieses einfach nur schweigen und dann noch dieser durchdringende Blick, es war schlimmer als hätte er mich angeschrien, seine Mine war undurchschaubar. Zitternd startete ich einen neuen Versuch aufzustehen, meine Hand krallten sich in den leicht feuchten Sand. „Du bist wirklich eine sehr ungezogene kleine Miss.“ sagte er schließlich und lachte sein grausames Lachen. „Ein Guter Jäger lässt seine Beute nie entkommen!“ schrie der dunkelhaarige unerwartet auf und stieß mich mit einem einzigen Schlag zurück und ich landete unsanft im Sand. „Die Anderen haben es nicht geschafft dich einzufangen.. jetzt bist du meine Beute! Du gehörst nur mir! Du wirst immer mir gehthören du bist mein!“ schrie er mich an und seine Augen weiteten sich vor Wahnsinn. Ohne Zweifel er war verrückt geworden dachte ich und starrte schockiert zu ihm auf.

Plötzlich war das Rascheln im Laub und das knacken von Ästen zu hören .Andrew, Bill und die Frau kamen aus dem Wald und steuerten in unsere Richtung. „Da ist ja dieses Drecksstück!“ schrie Andrew und hob seine verbrannte Hand und stolperte aus dem Dickicht. „Ich bring dich um, ich fetze dich in Stücke!“ kreische er erneut und wollte mich gerade packen, als David sich vor mich stellte und Andrew den Weg versperrte. Er zog plötzlich etwas schwarz, glänzendes aus seinem Mantel. Dann ging alles so schnell, ein Ohren betäubender Knall, ein Schrei und im nächsten Moment sank Andrew lautlos neben mir zu Boden. Ich konnte einen lauten Schreckschrei nicht unterdrücken und zuckte zusammen als mich seine Hand noch am Bein berührte eher er leblos liegen blieb.

„Andrew!“ schrie die Frau entsetzt und kauerte sich neben ihren toten Freund „Warum hast du das getan du Bastard er war dein Freund!?“ knurrte sie David an doch dieser grinste nur verrückt „Sie gehört mir.. nur ich darf sie töten sie ist meine Beute ihr hättet sie entkommen lassen..“ flüsterte er so lieblich als würde er einem kleinen Kind etwas erklären und anschließend einen strengeren Ton ausschimpfen würde, um es für etwas das es falsch gemacht hatte zu mahnen.

Die Frau wandte sich wortlos von ihm ab doch, ich konnte erkennen, dass ihr Gesicht puren Hass ausströmte. „Ich und Bill machen erneut ein Feuer.“ verkündete der schwarzhaarige ungerührt und wies auf den Baum der ihnen am nächsten Stand „Silvia binde dieses Miststück am Baum fest, aber wehe du tust ihr was, dann ergeht es dir genauso wie deinem Andrew!“ knurrte er sie an während, er seinen Blick auf mich gerichtet hatte. Bill schien es ungerührt zu lassen was gerade geschehen war, wortlos folgte er David in den Wald um mit ihm Holz zu suchen.

Silvia erhob sich von der Leiche ihres Freundes und trat auf mich zu, sie zerrte mich hoch und fesselte meine Hände an einen Baum. „Wir wollen doch nicht das unsere Beute verschwindet“ sagte sie trocken und nahm mir mein Messer ab das ich die ganze Zeit über in meiner Hand behalten hatte. Ich konnte es nicht fassen, diese Leute mussten doch alle verrückt sein, selbst Silvia deren Freund gerade von David getötet wurde hielt sich noch an seine Anweisungen.

Sie hielt das Messer in der Hand „Guter Griff, scharfe Klinge, etwas klein aber brauchbar.“ sagte sie und musterte es „Es müsste gut genug sein um einem Mörder zu widerstehen.“ sagte sie rammte die Klinge über mir in dem Stamm des Baumes, sodass es knapp über mir steckte und blickte mir in die Augen, ihre Augen funkelten vor Zorn und Trauer, dann wandte sie sich von mir ab. Verwirrt schaute ich ihr nach. Was meinte sie mit einem Mörder wiederstehen? was war bloß mit denen los dachte ich und sank wieder zusammen.

Andrew´s Leiche lag immer noch ausgestreckt auf dem Boden, während langsam eine kleine Blutspur über den Boden floss und schließlich eine rote Lache bildete. Ekel stieg in mir auf und ich musste schwer schlucken.

Erneut erklang ein Schuss aus dem Dickicht des Waldes und einige Augenblicke später trat David aus dem Wand um eine Schulter trug er Bill dieser bewegte sich jedoch nicht mehr. Wortlos ließ er ihn von seiner Schulter zu Boden gleiten und Bills Körper schlug unsanft auf dem Boden auf und blieb reglos liegen. Er war tot. „Alle Verräter!! Alle wollen sie meine Beute stehlen!! Alle Verräter!“ kreischte David ungehalten und wandte sich uns zu. Wortlos sah Silvia auf die Leichen ihrer Freunde und musterte David hasserfüllt, als dieser auf sie zu schritt. „Hast du unseren Ehrengast gut festgebunden?“ fragte er und seine Stimme wurde wieder lieblich als könnte er keiner Fliege was zu leide tun und schwang dabei mit seiner Pistole wie ein kleines Kind mit einer Spielzeugwaffe spielte. „Sie ist angebunden.“ erwiderte sie so ruhig, dass es für diese Situation grade zu absurd wirkte. „Braves Mädchen.“ antwortete David und machte sich wieder an das Feuerholz.

Ich beobachtete alles und fühlte mich schwächer denn je, ohne irgendeine Waffe mit der ich mich hätte verteidige können... angebunden an einem Baum mitten im Wald mit zwei Verrückten von denen einer gerade seine beiden Freunde Grundlos umgebracht hatte. Ich wollte grade meine Hände etwas straffen um einen Versuch zu wagen aufstehen zu können, da bemerkte ich, dass meine Arme beinahe frei waren zu meiner Überraschung waren die Seile nur locker herum gewickelt worden.

Erstaunt blickte ich zu Silvia die mir im selben Moment zunickte. War das wieder nur eine Falle oder würde sie mir helfen? Aber warum sollte sie? Ich hatte keine Zeit mehr mir meinen Kopf darüber zu zerbrechen. Im selben Moment stand sie auf und zog ihren Dolch aus einem Gurt an ihrem Bein und deutete mir dasselbe zu tun in dem sie auf mein Messer über mir deutete. Ich streifte meine Fesseln ab, erhob mich langsam und vorsichtig um David nicht auf uns aufmerksam zu machen und zog das Messer mit einem Ruck aus dem Stamm.

Mein Herz pochte so sehr, es schien sich beinahe zu überschlagen so schnell schlug es und mit jedem neuen Schlag hatte ich Angst es könnte mich mit seinem Pochen an David verraten, doch dieser blickte immer noch in das Lagerfeuer.

Mit einem Schrei der die Stille durchschnitt stürzte sich Silvia auf David und versuchte ihm den Dolch in den Rücken zu rammen doch David war schneller und schoss auf, eher sie ihn hätte erreichen können zielte er mit seiner schwarzen Pistole auf sie, dann erneut ein ohrenbetäubender Knall und sie in sich sank zusammen. Sein Blick wanderte von ihr zu mir und als er sah das ich frei war, lies ihn das ganz und gar kalt so als würde er mich mit dem Messer in der Hand nicht als Bedrohung war nehmen. „Jetzt sind nur noch wir Beide übrig…kleine Miss?“ säuselte er und fixierte mich mit einem markgefrierenden blauen Augen. „Mach nur weiter so das gefällt mir wehre dich!“ schrie belustigter und schritt auf mich zu.

Ich hielt das Messer fest in beiden Händen um mich wehren zu können, doch wie sollte ich das machen er hatte eine Pistole ich nicht, schmerzlich wurde mir bewusst, dass ich keine Chance hatte und er mich nur noch am Leben ließ damit er sein Spiel weiter spielen konnte. Wenn er gewollt hätte dann hätte er mich schon längst töten können. „Oh da ist er ja endlich, dieser Blick, dieser letzte Blick der Beute wenn sie endlich einsieht, dass sie verloren und am Ende ist, das sie merkt dass sie sterben wird, dass es keine Hoffnung mehr gibt!“ zischte er und kam näher um mir in die Augen sehen zu können. Er hatte recht was hätte ich noch tun sollen, keiner würde mich rechtzeitig hier finden, wie denn auch keiner wusste wo ich war.. mein Messer taugte nichts gegen seine Pistole. Ich musste ein grade zu lächerliches Bild abgeben, tropfnass und zitternd mich an mein Messer klammernd dachte ich und wich seinem Blick aus.

Am liebsten hätte ich geweint doch diesen Triumpf würde ich ihm nicht geben, nein ich würde nicht wie hilflose Beute enden so wie er es von mir erwartete. Nein ich würde mich wehren und kämpfend in den Tod gehen, dachte ich und richtete mein Messer gehen ihn.

David sah mich unberührt an und zog ein schiefes Lächeln, stumm trat er auf mich zu und ich wich zurück. Schritt für Schritt kam er näher plötzlich spürte ich etwas Hartes in meinem Rücken das mich zum Stehen bleiben zwang. Ein weiterer Baum stand hinter mir ich konnte nicht links und nicht rechts ausweichen und von vorne hatte mich David im Visier. Ich stemmte mich mit alle Kraft gegen den Baum, seine Borke stach mir in den Rücken die Blätter raschelten im Wind und aus der Ferne war das Rauschen des Flusses zu hören.

Die Sonne war beinahe verschwunden und ihre letzten Sonnenstrahlen die den Himmel in ein Meer aus Blut verwandelte erfassten Davids Gesicht und verlieh ihm ein geradezu schreckliches Aussehen. Sein Gesicht leuchtete Blutrot während seine dunkelblauen Augen immer noch in diesem Verrückten Ausdruck glühten und seine Zähne hinter seinem Grinsen bedrohlich zu einem stummen Knurren geformt hatten.

Er kam näher und als ich das Messer in seine Richtung gleiten lassen wollte schlug er es mir einfach aus der Hand als sein ein Spielzeug. „An Sie werde ich mich noch lange erinnern Miss Carolin..“ sagte er wieder mit seiner tröstlich gespielten Stimme. Langsam hob er die Pistole er war keine fünf Schritte mehr von mir entfernt und gerade als er abdrücken wollte erschien hinter ihm ein Schatten der ihm mit einem Stück Holz in die Seite schlug und er zu Boden stürzte und ließ dabei seine Pistole fallen.

Wütend richtete er sich hustend wieder auf und ich erkannte, dass Silvia die Angreiferin gewesen war. Sie blutete stark aus einer Wunde an der Schulter die sie nun mit einer Hand fest hielt doch trotzdem sickerte das Blut weiter durch ihre Finger. „Du willst wohl nicht sterben was?“ knurrte David und griff nach dem Messer das er mir aus der Hand geschlagen hatte. „Du hast Andrew getötet du Mistkerl, ich habe ihn geliebt und du hast ihn getötet!“ schrie sie ihn an und schlug erneut mit dem Holz nach ihm. Doch wieder war er schneller, stieß sie zu Boden und bohrte ihr das Messer mit so einer Geschwindigkeit und Wucht in die Seite das ihm ihr Blut ins Gesicht spritzte. Dann blieben sie beide einen Moment reglos am Boden liegen. Ihren letzten Blick richtete Silvia auf Andrew´s Leiche der einige Meter neben uns lag. Sie bewegte noch kurz ihre Lippen als wolle sie noch etwas sagen, dabei richteten sich ihren Augen wieder auf mich und blieben dann tot auf mich gerichtet. Inzwischen hatte ich mich aus meiner Starre gelöst und hatte nach der Pistole gegriffen die David hatte fallen lassen als ihn Silvia zu Boden geschlagen hatte. „Alles Verräter!!, alles Verräter!!“ wiederholte er immer wieder und wandte sich schließlich wieder mir zu.

Belustigt schaute er auf die Waffe die ich auf ihn gerichtet hatte und grinste erneut und schritt ungeniert auf mich zu. Ich erstarrte, warum wich er nicht zurück schrie es in mir, ich hob die Pistole und wollte abdrücken. Doch nichts passierte nur das leere Klacken war zu hören, ich versuchte es immer wieder. Doch dann begriff ich, dass keine Patrone mehr darin war. „Nein..nein..nein..nein!“ schrie ich immer wieder ich schüttelte die Pistole, ich hoffe doch noch auf eine Kugel, jammerte ich stumm und starte sie an. „Ohh..ist etwa keine Patrone mehr in der Pistole?“ sagte David gespielt mitleidig und zog einen Schmollmund. „Dachtest du wirklich ich würde die Waffe einfach so liegen lassen, wenn diese noch irgendeinen nutzen für mich gehabt hätte?“ David stand jetzt vor mir so nahe, dass er mir die Pistole die ich in der Hand hatte einfach so aus der Hand nahm. „Die brauchen wir nicht mehr.“ säuselte er bittersüß und warf die in hohem Bogen weg sodass sie im Wald im Dickicht landete. „Aber ich fand es war ein durchaus gelungener kleiner Tausch.“ er hob triumphierend mein Messer mit dem er Silvia erstochen hatte und drückte mich gegen den Stamm des Baumes.

Ich wich seinem Blick aus, ich wollte ihm nicht in die Augen sehen, ich wollte diesen schrecklichen Blick nicht ertragen. Doch er legte mir das Messer unter das Kinn und hob so meinen Kopf das ich ihm ihn die Augen sehen musste „Nur eben nicht für dich..“ hauchte er mir ins Ohr das sich meine Nackenhaare aufstellten. „Du darfst stolz auf dich sein, noch nie hat je eine Beute von mir so lange überlebt wie du..“ sagte er so als wolle er mich damit aufmuntern und lies das Messer jetzt an meine Kehle wandern.

Ich spürte die Kälte der Klinge auf meiner Haut, ich atmete flach und ich blieb reglos stehen. Mit jedem Atemzug den ich machte wuchs der Druck der Klinge an meine Kehle. „Doch jeder Spaß muss ein Ende haben und deines ist das Beste von allen..“ mit einem Mal drückte er mich fester gegen den Baum und presste mir dabei die Luft aus der Lunge. „Letzte Worte?“ fragte er ungerührt und blickte mit solch einer Gier nach dem Tod auf mich das mir übel wurde. „Komm ich möchte deine hübsche Stimme noch einmal hören bevor sie für immer verstummt..“ flüsterte er und strich mir mit der Spitze des Messers über die Wange den Hals entlang.

Plötzlich erklang erneut ein Schuss der mich zusammenfahren ließ, David starrte mir in die Augen, lies sein Messer fallen kurz bevor er zusammenbrach kralle er sich an meiner Schulter fest „Kleine Miss.. du bist mein..“ danach sackte er zu Boden und blieb reglos liegen. Als ich aufsah erkannte ich einen Mann mit einer Waffe der vor mir stand die Dunkelheit war bereits so weit fortgeschritten das ich nur noch schwach seine Umrisse erkennen konnte. Beinahe schon als wäre es eine Selbstverständlichkeit erwartete ich auch, dass dieser Mann nur gekommen war um mich zu töten, so blieb ich einfach stehen wo ich war und wartete, wartete auf das Unausweichliche.

Doch anstatt erneut einen Schuss zu hören, ertönte hinter dem Mann eine Stimme die mir bekannt vor kam und noch nie war ich so glücklich diese zu hören wie jetzt in diesem Moment „Carolin!? Carolin! geht es dir gut?“ schluchzte die Stimme und wenige Augenblicke später fiel mir Alice mit Tränen in den Augen um den Hals.

Ich stand so sehr unter Schock, ich bekam alles nur noch durch einen Schleier mit. Nun stellte sich auch der Mann der mir das Leben gerettet hatte dazu „Kommissar Berger.“ sagte er knapp und steckte seine Waffe weg als er erkannte, dass ich vor ihm zurück schreckte. „Miss es ist alles in Ordnung, wir haben sie gefunden, sie sind in Sicherheit.“ versicherte er mir doch ich zitterte immer noch. „Oh Carolin was ist nur passiert? Du hast dich nicht wie versprochen gemeldet und abgehoben hast du auch nicht als ich dich gefühlte tausend Mal angerufen habe.“ sagte sie und ihre Stimme zitterte,

„Wir haben dich dann zu Hause gesucht und dein Vater meinte du wärst nie angekommen.“ wimmerte sie und klammerte sich an mich. „Anschließend ist ihre Freundin zu uns auf die Wache gekommen, wir haben sie dann in der Nähe des Gasthofes gesucht. Bis uns schließlich die Bäckerin geschildert hat wie sie gesehen hat, dass sie in ein fremdes Auto eingestiegen waren.“ Der Polizist machte eine kurze Pause „Und zwar genau in das Auto, des Besitzers den wir seit kurzem in Verdacht hatten, einer der Drahtzieher hinter den Morden zu sein. Eine Sonderkommision hat uns dies bestätigt und so durften wir keine Zeit mehr verlieren.“ Erklärte er weiter und sein Blick ruhte auf mir.„Anschließend haben wir eine Telefonortung durchgeführt, die uns zum Rand des Waldes geführt hat, danach ist das Signal abgebrochen“ mischte sich nun ein zweiter Beamter ein, der mir seine Jacke anbot, da ich unaufhörlich zitterte. „So haben wir den ganzen Wald durchsucht bis wir an die Stelle mit der Brücke kamen an der noch ein schwaches Feuer loderte und“ hob er an und zog ein Buch aus seiner Tasche „Wir haben ihr Notizbuch gefunden, ihre Freundin hat es eindeutig als das Ihre wiedererkannt“. sagte er ruhig um mich nicht zu überfordern.

„Letztendlich haben die Auto Spuren uns hier her geführt und die Schüsse die zu hören waren“ endete nun der Zweite seinen Bericht und schaute mich mitleidig an.

Ein weiterer Polizist trat näher hinter ihm eine Gruppe von Rettungssanitätern. „Sie hatten großes Glück, sie haben überlebt, vierzehn andere Frauen und Männer konnten das nicht von sich behaupten“ meinte dieser nebenbei, doch Alice drängte sich wieder zu mir. „Komm wir bringen dich zum Krankenwagen dort wirst du behandelt. Alles wird gut.“ sagte sie und nahm mich sanft in den Arm als könnte sie mir das Grauen das ich durchlebt hatte damit einfach wegnehmen. Beim Weggehen konnte ich noch hören wie die Polizisten nacheinander die Toten beim Namen nannten und jedes Mal zuckte ich zusammen.

Nun war die Sonne endgültig untergegangen, das Dunkel der Nacht umschloss uns, und in Begleitung von Alice den Polizisten und Sanitätern machen wir uns auf den Weg zurück in die Stadt, während das prasselnde Geräusch des wieder einsetzenden Regens durch den Wald hallte.

Impressum

Texte: Irysa Rose
Bildmaterialien: Bild von Pixaby, von Irysa Rose bearbeitet.
Cover: Bild von Pixaby, von Irysa Rose bearbeitet.
Lektorat: Irysa Rose
Tag der Veröffentlichung: 08.05.2018

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meinen Freund Julian und allen meinen Freunden, die mir immer wieder gut zugesprochen haben, meinen Traum nicht aufzugeben. Danke ihr seid wundervoll. ♥

Nächste Seite
Seite 1 /