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1. Kapitel

Ich öffnete die Tür und als ich sah, wer vor mir stand versuchte ich sofort wieder sie zu zudrücken aber er drückte mich mit seiner Waffe an meiner Stirn an die Wand meines Flurs. Die Tür fiel hinter ihm zu und er stank, früher war mir das nie aufgefallen aber die Situation hatte sich geändert. Als er die Waffe nicht wegnahm, drückte ich sie langsam weg von mir, ich wusste, dass er mich nicht erschießen würde. Mit seinen schwarzen Augen blickte er mich wütend an und ich grinste ihn verächtlich an, als er ein paar Schritte nach hinten gegangen ist. "Was willst du hier? Ich habe nichts mehr mit euch zu tun, es ist alles abbezahlt und dein Chef hat gesagt ich kann gehen." " Mein Chef ist endlich tot." jetzt war er es der grinste, aber ich tat so als würde mich das nicht stören. "Hast du es geschafft? Na und? Was willst du von mir, ich versuche nur etwas aus meinem Leben zu machen, im Gegensatz zu dir." Ich wusste, dass das provokant war, er konnte nichts für seine Lage, genauso wenig wie ich, aber er versuchte auch nicht sie zu ändern. "Du hast nicht alles abbezahlt, du schuldest mir noch so viel, du kannst es dir gar nicht vorstellen." Er war verletzt und wütend und ich wusste genau was er meinte, versuchte aber es zu verstecken. Es tat weh, was er mir vorwarf aber ich konnte ihn nicht von meiner Unschuld überzeugen, er hat gelernt mich zu hassen. "Du hast sie umgebracht, du alleine! Sie hätte so lange leben können aber du hast sie kaputt gemacht, wieso hättest du sie nicht in Ruhe lassen können?" Er schrie mich richtig an und als ich sah dass er kurz davor war mich zu schlagen, brüllte ich zurück. "Das stimmt nicht! Du erzählst jedes Mal die gleiche Lüge. Sie hat sich selbst umgebracht, nicht ich." "Aber die Drogen waren schuld daran und du hast sie mit reingezogen!" Er wurde nur noch aggressiver und ich lehnte mich gegen die Wand. "Woher willst du das wissen?" versuchte ich ihn ruhig zu fragen, damit die Situation nicht noch schlimmer wurde. "Du wirst dafür bezahlen! Fühl dich bloß nicht so sicher, weißt du eigentlich was du mir damit angetan hast, ich kann dir das nicht einfach so vergessen." Damit verließ er meine Wohnung und ich ließ mich auf einen Küchenstuhl fallen um kurz die Augen zu schließen und meinen Herzschlag zu beruhigen. Ich versuchte mir einzureden, dass es nicht meine Schuld war und ich wusste trotzdem, dass Benjamin seine Drohung einhalten würde, jetzt wo er es geschafft hat den Boss zu töten. Um nicht mehr nachdenken zu müssen, machte ich mir einen Kaffee und sah zu, dass ich etwas zu tun hatte, bis Miljena kam. Aber das konnte meinen Gedankenlauf nicht stoppen und ich musste daran denken, wie die ganze Geschichte angefangen hatte und wie sie jetzt dabei war zu enden. Ich hatte gehofft endlich durch zu sein, meine Sucht besiegt zu haben und einfach vorne noch einmal anzufangen aber jetzt sah ich, dass es nicht so einfach ist. Ich hörte wie ein Schlüssel in die Tür gesteckt wurde und sie sich öffnete und leise lächelte ich, als sie zu mir in die Küche kam. Endlich verließen mich meine traurigen Gedanken und ich drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. "Ist irgendwas?" fragte sie mich überrascht, sie hatte wohl meine schlechte Stimmung bemerkt. "Ach nichts, es war nur ein alter Freund von mir da." Beruhigend legte ich meine Arme um ihre Schultern, als sie immer noch besorgt schaute. "Soll ich dir auch Kaffee machen?" "Ja gerne." Während ich die Kaffeemaschine wieder anmachte zog sie ihre Jacke aus und warf ihre Tasche auf einen der Stühle, sie war ein bisschen gestresst. Als ich sie dabei beobachtete viel mir wieder ein, wie glücklich ich doch sein konnte sie bei mir zu haben und dass sie blieb. Sie hatte mich gerettet und ich ging auf sie zu und küsste sie. "Ich liebe dich wirklich." flüsterte ich in ihr Ohr und sie fing leise an zu lachen. "Jaja, ich dich auch." Sie machte sich lächelnd von mir los und nahm ihren Kaffee an den Esstisch. "Heute Abend kommen übrigens nur Ilja und Robin, der Rest hat leider keine Zeit." Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Kaffee zu. "Schade, wenigstens haben die es geschafft. Es wäre schön wenn das mal wieder mit uns allen klappt, wie früher." Ich habe meine besten Freunde lange nicht mehr gesehen, normalerweise haben wir uns jeden Freitagabend getroffen, um etwas trinken zu gehen. "Es haben im Moment irgendwie alle ein bisschen zu viel zu tun, Clara und Track mit ihrem Kind und Keira genau wie ich mit dem Studium." "Ja ich weiß. Wie war es eigentlich heute?" "Naja wie, immer, nicht so besonders, eher langweilig. Wer war vorhin hier, ich merke, dass es dir nicht gut geht." Sie blickte auf. Meine Stimmung sank, als ich an Benji dachte und an die ganze Zeit, die ich mit ihm verbracht hatte. Ich dachte über meine Antwort nach und blieb erst einmal still, ich wollte sie nicht auch noch mit meinen Problemen belasten. "Ein alter Freund, habe ich doch schon gesagt.", sagte ich ausweichend. "Wer und wieso? Du wurdest seit einem Jahr nicht mehr von 'alten Freunden' besucht." Sie versuchte meinen Blick aufzufangen, aber ich wich ihren Augen aus und wusste sofort, dass sie nicht locker lassen würde. "Benjamin." antwortete ich nur leise und seine Drohung schoss durch meine Gedanken, dass ich mich nicht sicher fühlen sollte. "Er hat mir gedroht, aber ist dann wieder abgehauen." Ihr Gesichtsausdruck wurde hart. "Womit? Er darf nicht hier hin kommen." "Er will Rache, er glaubt immer noch, ich hätte sie umgebracht. Ich geh schnell duschen." Sie streckte kurz ihre Hand aus um mich zu halten und etwas zu sagen, aber überlegt es sich anders und steht noch vor mir auf, ohne ihren Kaffe auszutrinken. Ihre Augen sind starr auf die Tür gerichtet. "Mach das. Ich geh kurz nach draußen." Bevor ich etwas dagegen sagen konnte, nahm sie ihre Jacke und schmiss die Haustür hinter ihr zu. Ich seufzte und duschte schließlich wirklich, eigentlich um mich zu entspannen, aber als das warme Wasser über meinen Rücken lief, dachte ich über meine Situation nach. Ich hatte Milli gerade sozusagen verjagt, und das machte mich traurig, damit lenkte ich mich ab. Wenn ich auch nur einmal an Benjis Gesicht dachte, wurde mir kotzübel und es kamen sofort Erinnerungen an die letzten Jahre hoch. Ich wusste einfach nicht, was ich machen soll und ich hätte es ihr wirklich nicht sagen sollen, das hat es nur schlimmer gemacht. Ich freue mich, dass ich wenigstens heute Abend abgelenkt bin und nicht alleine, so dass ich keine Zeit zum richtigen Nachdenken habe. Schnell ging ich aus der Dusche und trocknete mich ab, um mir danach etwas Neues anzuziehen und meine Haare zu machen. Als ich im Badezimmer fertig war setzte ich mich vor den Fernseher, ohne darauf zu achten, was lief, bis Nachrichten kamen. Die Bilder waren wie immer genauso schrecklich, es gab einen Flugzeugabsturz, bei dem alle einfach gestorben sind, Nordkorea droht mit Atomkrieg und generell ist ein Weltkrieg wohl nicht so weit entfernt. Sogar das Wetter ist einfach nur scheiße und wird wohl auch noch so bleiben. Trotzdem saß ich einfach hier auf dem Sofa und fühlte mich schon schlecht, ohne dass wirklich eine Atombombe auf meinem Haus gelandet ist. Um mich einfach nur besser zu fühlen, nahm ich die Fernbedienung und machte den Fernseher aus. Es war halb sieben, draußen wurde es langsam dunkel und der Regen wurde immer stärker, als es auch noch anfing zu stürmen. Bis jetzt ist Miljena noch nicht zurück gekommen und meine Sorge wurde größer, bis ich nicht mehr still sitzen konnte und mich auf die Suche nach ihr machte. Ich achtete noch einmal darauf, die Tür zuzumachen dann rannte ich über die Straßen in Richtung des Waldes, ich hatte immer ein Gefühl wo sie war, was meistens stimmte. Sie will bestimmt nicht, dass ich sie suche und wenn ich sie finde wird sie garantiert richtig wütend auf mich sein, aber es kann ihr auch gut etwas passiert sein. Als ich zwischen den Bäumen war sah ich nichts mehr, nur der Vollmond ließ die Bäume lange Schatten auf den nassen Waldboden werfen. Mein Handy hatte ich mit, keine richtige Taschenlampe, aber ich wusste eh wo Miljena war. Ich ging erst gar nicht auf dem ordentlichen Weg, sondern mitten durch das Gebüsch, bis ich zu dem Rand der Kuhle kam. Wahrscheinlich war sie von einer Bombe aus dem 2. Weltkrieg geschaffen worden aber ich wusste es nicht. So oft bin ich hier schon hingegangen, mal mit Milli, mal ohne sie und nicht immer nur um sie zu suchen. Bei Tageslicht und auch im Dunkeln war es einer der schönsten Orte den ich kenne und meine Erinnerungen machten ihn noch schöner. Stolpernd lief ich unter dem Rand der Kuhle entlang, die Wurzeln von Bäumen haben ein dickes Geflecht gebildet unter dem so etwas wie eine Höhle ist. Der Boden war matschig und aufgeweicht, sodass ich öfter hinfiel als ich wollte. Ich sah Milli schon von weitem zusammengekauert unter einer Kiefer sitzen. Als ich ihr näher kam und sie sich nicht bewegte verfiel ich in Panik und rannte schnell zu ihr. Sie war komplett durchnässt und ich strich ihr die Kapuze vom Kopf, ihre Augen waren geschlossen und ich erkannte, dass sie einfach nur schlief. Meine Überreaktion und meine Empfindlichkeit bestürzten mich, heute war einfach nicht mein Tag. Ich setzte mich neben sie auf den trockenen Boden, der von den Baumkronen vor Regen geschützt war, und küsste sie auf den Mund, wovon sie verwirrt aufwachte. "Was machst du hier?" fragte sie mich hart und hellwach, bevor sie mich von ihr wegschob. Das störte mich nicht groß, ich wusste schließlich wie sie reagierte. "Ich hab mir Sorgen gemacht, das Wetter ist so schrecklich und es ist schon dunkel." Ungerührt blickte sie mich an. "Du brauchst mich nicht suchen, das müsstest du wirklich gut wissen. Ich komme immer zurück." "Ja aber ich glaube Benji meint es ernst." Sie verzog ihr Gesicht und drehte den Kopf weg. "Okay, gut. Ich wollte nur für mich alleine sein, zumindest ein bisschen." Als sie aufstand fielen ein paar Tannennadeln von ihren nassen Klamotten, der Rest blieb an ihnen kleben und als mir das gleiche passierte, versuchte ich die widerspenstigen Dinger wegzuwischen. Das funktionierte nicht richtig und eigentlich war es auch egal, sie piksten nur ein bisschen. "Stell dich nicht so an, das ist ja schrecklich." meinte Milli und ich war froh dass es ihr wohl doch nicht so schlecht ging. Sie nahm meine Hand und ich schaffte es sie zu überreden, endlich nach Hause zu gehen. Unsere Freunde waren eines meiner Argumente, ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Auch wenn ich Milli sogar beinahe nach Hause ziehen musste, wollte ich selber eigentlich nicht wirklich in die Wohnung. Draußen war es einfach viel schöner, ich fühlte mich sicher im Wald und liebte den Geruch nach Regen, nur den Regen selber nicht. Meine Gedanken verloren sich auf dem Nachhauseweg und keiner von uns beiden sagte mehr ein Wort.

2. Kapitel

Im Haus war es schön warm und Miljena bestellte Pizza, während ich erst einmal alle Nachrichten und die verpassten Anrufe auf meinem Handy überprüfte. Die meisten waren von Robin und Ilja, denen ich einfach antwortete sie sollten in einer Stunde bei uns vorbei kommen. Hätte ich einfach abgesagt, hätte es nur Fragen gegeben und ich wollte nicht unbedingt alles direkt sagen. Die Pizza kam ungewohnt früh und ich war echt glücklich darüber, als ich meinen Hunger bemerkte. Begeistert nahm ich mir meine aus Milli's Hand und setzte mich in die Küche um schnell zu essen. "Danke dass du Pizza bestellt hast." sagte ich mit vollem Mund und während ich aß. Sie lächelte nur. "Hast du eigentlich Ilja und Robin abgesagt?" "Ne die müssten eigentlich gleich irgendwann kommen. Finde ich aber gut, dass die jetzt noch kommen." "Das hättest du mir sagen sollen, dann hätte ich wenigstens noch duschen können. Naja ich zieh mich dann mal um." Sie schüttelte kurz den Kopf und ich grinste in meinen Gedanken. "Ach ist doch nicht so schlimm, ich freue mich, dass sie kommen." Nach einiger Zeit kam sie in einem hübschen Outfit wieder herunter und ich küsste sie kurz auf die Stirn. Schnell wollte sie zurück zu ihrer Pizza und ich wollte hinterher, aber dann klingelte es schon an der Tür und ich öffnete Ilja und Robin, die sich an der Hand hielten. Erstaunt sah ich aufs Iljas Bauch, der schon bedeutend größer geworden ist, ich freute mich wirklich für sie. Ich sah die beiden an und bat sie lächelnd herein. "Wir essen grade was, ihr könnt ja schonmal reinkommen und dann fahren wir los..Milli ist noch in der Küche." Ilja grinste und umarmte mich stürmisch, dann lief sie an mir vorbei um genau das gleiche mit meiner Freundin zu machen. Währenddessen begrüßte ich Robin mit einem Handschlag und ich musste lächeln. "Lange nicht mehr gesehen." sagte er zu mir. "Ja ich hab euch auch vermisst." Dann ging ich in die Küche wo Ilja und Milli sich schon laut unterhielten und setzte mich neben sie um meine Pizza endlich zu Ende essen zu können. Plötzlich nahm sich Robin einfach ein Stück meiner Pizza und ich sah ihn mit einem Todesblick an. Der grinste einfach nur und aß genüsslich meine Pizza. Ich zog die Pizzaschachtel schnell näher zu mir und aß schnell auf, damit mir nicht noch mehr geklaut werden konnte. Neben mir wurde sich lautstark über Babysachen unterhalten und ich sah zu den beiden, Ilja erwähnte gerade, dass der Geburtstermin in etwa einem Monat sein würde. Automatisch grinste ich. "Ich freue mich so für euch. Bei uns dauert dass wohl noch ein bisschen." Ich sah Milli mit einem schrägen Blick an und wir fingen alle an zu lachen. Robin räusperte sich. "Sind jetzt alle fertig mit essen? Dann können wir ja endlich los." "Wir haben noch den ganzen Abend Zeit!" murrte Milli, ließ dann aber ihre Pizza liegen und wir standen gemeinsam auf. Ich verließ die Küche und zog mir eine etwas dünnere Jacke an, meine Winterjacke hing leider noch nass im Keller. Als alle sich angezogen hatten, öffnete ich die Tür und rannte, so schnell es ging, durch den strömenden Regen zu meinem Auto. Die anderen liefen dicht hinter mir und ich schloss aus Reflex die Augen, bis ich beim Auto ankam. Wir saßen alle im Auto, also fuhr ich los, wir haben abgestimmt wer nichts trinkt und fährt, diesmal war ich leider dran. Es war still auf der Fahrt und der Regen klatschte auf die Windschutzscheibe, bis wir nach kurzer Zeit bei "unserer" Bar ankamen.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.03.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
An alle, die mir die Ideen dazu gebracht haben :)

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