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Kapitel 1

 

Der Tag begann mit einem Sonnenstrahl, der durch das Fenster strahlte und dessen Wärme Alannah an der Nase kitzelte. Langsam öffnete sie ihre Augen um sie dann gezwungen wieder zuzukneifen, bis sie sich an das Sonnenlicht gewöhnt hatten. Nachdem eine weitere halbe Stunde vergangen war raffte sie sich dann endlich auf um sich für den heutigen Tag fertig zu machen, doch schnell bemerkte sie dass sie vollkommen unfähig war sich zu schminken, geschweige denn zu duschen, also beschloss sie einfach blau zu machen und ließ sich wieder in ihre Bett plumpsen.

„Alannah! Wo bleibst du denn, ich hab dir Omelett gemacht!“, rief ihre Mutter Merissa aus dem Wohnzimmer, „Maus, ich muss jetzt in die Firma, aber ruf mich doch bitte gleich an wenn ihr eure Zeugnisse bekommen habt. Ich hab dich lieb!“.

Und mit einem Mal war Alannah wach, als hätte man sie in eiskaltes Wasser geworfen.

Bin ich eigentlich total bescheuert!? Heute endet die schlimmste Zeit meines Lebens, na ja bis sie dann in 2 Monaten wieder beginnt.., aber trotzdem, heute ist der letzte Schultag vor den Sommerferien und ich vergesse das einfach?!“, dachte sie sich.

Vor einigen Sekunden noch war sie total in Trance und mit einem mal war sie fit wie ein Turnschuh.

Sie sprintete ins Bad, ab unter die Dusche, lief mit tropfendem Körper und einem kleinen Handtuch, das das wichtigste verdeckte, ins Wohnzimmer und schlang ihr Omelett hinunter. Dann lief sie zurück ins Bad wo ihr auf halbem Wege einfiel, dass sie plötzlich schrecklichen Durst hatte. Hektisch lief sie zurück ins Wohnzimmer wo ihre Mutter ihr doch ein Glas Orangensaft eingeschenkt hatte, doch weit kam sie nicht. Als sie gerade um die Ecke biegen wollte lief sie ihrem Freund direkt in die Arme.

 

„Oh Gott Derek, wieso erschreckst du mich so!“, kreischte sie.

 

„Sorry Schatz, aber langsam solltest du dich daran gewöhnen, dass ich unangemeldet durch die Hintertür reinkomme“, sagte er und grinste sie mit seinem provokanten Lächeln an.

 

„Gut dann gewöhn du dich schon mal daran, dass ich bald an einem Herzinfarkt sterben werde“, sagte sie und boxte ihn leicht in den Bauch, konnte ein leises Lachen aber nicht unterdrücken.

 

Er fing ihre Faust ab und zog sie näher an sich heran, „Was hast du da denn eigentlich an, du weißt doch dass wir keine Zeit mehr für Sex am Morgen haben“.

 

„Du Spinner, du denkst auch immer nur an das eine oder“, sie schlug schon wieder leicht nach ihm, doch bevor ihr Schlag ihn treffen konnte, hielt er ihre Hand fest und drückte sie noch fester an sich. Dann küsste er sie. Er küsste sie sanft und voller Gefühl. Nachdem seine Lippen von ihren ließen, sah er sie noch einige Sekunden an, seine Hände in ihrem Nacken. Dann gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und sagte : „So jetzt machst du dich aber fertig, sonst kann ich dir nicht länger widerstehen“. Wieder grinste er und sie verdrehte lachend die Augen und ging zurück ins Bad.

 

Nachdem sie in der Schule angekommen waren kam Sophie, ihre beste Freundin, auch schon wie eine Wilde auf sie zu gerannt.

 

„Ich bin dann mal weg. Wir sehen uns nach der Schule und ich nehme dich mit nach Hause alles klar?“.

 

„Alles klar“, sagte Alannah und gab ihm einen schnellen Kuss, dann wendete sie sich wieder ihrer Freundin zu.

 

„Oh mein Gott ich bin so aufgeregt, der letzte Schultag, Zeugnisse, oh mein Gott, meine Eltern werden mich umbringen wenn ich eine vier habe, was meinst du hab ich eine vier? Oh mein Gott wir haben es nach diesem Tag überstanden, 2 Wochen Freigang aus diesem Knast!“, Sophie hörte gar nicht mehr auf zu reden, bis Alannah sie dann an den Schultern packte.

 

„Jetzt atme erst mal tief durch. Zeugnisse werden überbewertet okay, wen juckt das schon ob du jetzt eine Vier auf dem Zeugnis hast? Wichtig ist dein Abschlusszeugnis“.

 

„Meine Eltern juckt das ! Wenn ich eine Vier habe kann ich mir die 2 Monate Freiheit abschminken, dann heißt es Lernen, Lernen & noch mal Lernen“.

 

„Ach Quatsch so extrem sind deine Eltern doch gar nicht“.

 

„Hallo? Ist das meine beste Freundin? Oder bist du ein Alien der sich als meine beste Freundin getarnt hat?! Du kennst meine Eltern, wenn es um Schule geht sind sie komplett andere Menschen“.

 

Da hatte sie leider Recht. Sophies Eltern erlaubten ihr alles, sie konnte tun und lassen was sie wollte, mit wem sie wollte, wie lange sie wollte, doch nur solange sie auch gut in der Schule war. Dass hieß also dass ihre Eltern sich eigentlich gar nicht für sie interessierten, sondern ihnen nur wichtig war was später einmal aus ihr werden würde. Schon als sie ein kleines Kind war wollten sie sie zu einem Super Genie machen.

 

„Ja okay ist ja gut, aber dann flüchtest du halt einfach wieder zu mir, du weißt meine Tür steht dir immer offen“.

 

„Das ist lieb Alannah danke.“, sie umarmte sie ganz herzlich, „aber sag mal bist du denn gar nicht aufgeregt?“.

 

„Es ist der letzte Schultag, doch wir haben trotzdem noch ein Jahr Schule vor uns also ist das für mich ein Tag wie jeder andere, und mein Zeugnis geht mir sowieso am A**** vorbei, solange ich meine Eins im Mathe und IT-Kurs sicher habe“.

 

„Na du hast gut reden deine Zukunft ist ja auch so gut wie gesichert. Nicht jeder kann gleich zwei Elternteile in der obersten Stellung der Technikbranche haben die einem die Zukunft eigentlich schon bei der Geburt in den Schoß legen“.

 

„Jetzt werd mal nicht so neidisch, aus dir wird auch mal etwas ganz Großes werden. Da bin ich mir sicher“, sagt Alannah zuversichtlich, hakt sich bei ihrer Freundin ein und zusammen machen sie sich auf den Weg zum Schulgebäude. Es hatte schon längst zur ersten Stunde geläutet, doch Alannah und Sophie machten sich nichts daraus, in aller Ruhe plapperten sie noch eine Weile und verabschiedeten sich dann im Treppenhaus, da sie in unterschiedliche Kurse mussten.

Alannahs Kunstkurs fand im Keller der Schule statt. Ihre Kunstlehrerin hatte Alannahs Meinung nach vollkommen einen an der Klatsche, sie hatte damals auf drei Lehrerkonferenzen versucht durchzusetzen, dass sie einen eigenen Raum im Keller bekam, da dort die Schüler nicht abgelenkt würden durch Geräusche von draußen und sich vollkommen auf die Kunst konzentrieren könnten. Außerdem sei das Licht dort einheitlich, im Gegensatz zu Oben wo Sonnenlicht durch die Fenster scheint.

Sie wollte also gerade die erste Stufe hinunter gehen, da spürte sie einen unangenehmen Schmerz in ihrem Bauch. Es fühlte sich an als hätte ihr jemand einmal in den Bauch geboxt, doch nach einigen Sekunden ging es wieder. Also ging sie die Treppe hinunter, doch je weiter sie hinunter ging desto stärker wurde der Schmerz, langsam fühlte es sich sogar so an als würde jemand ihr mit jedem Schritt den sie tat ein Messer in den Bauch rammen.

Gekrümmt vor Schmerz kommt sie unten an. Der Flur zum Kunstraum ist dunkel, stattdessen ist ein anderer langer Gang, der genau in die entgegengesetzte Richtung führt wach beleuchtet.

Vielleicht haben sie ja den Unterricht in einen anderen Raum verlegt“, denkt sie sich und will in Richtung des Lichts laufen, doch ihre Schmerzen machen es ihr unmöglich.

Es wurde immer heftiger und heftiger und nun konnte sie sich überhaupt nicht mehr bewegen. Langsam ließ sie sich am Treppengeländer nieder und zog die Beine ganz nah an sich heran. Die Schmerzen waren kaum noch auszuhalten, irgendwas stimmte nicht mit ihr, dachte sie sich. Wieso sie nicht nach Hilfe rief wusste sie in dem Moment selbst nicht, wahrscheinlich da sie eine Person im hinteren Abteil des Ganges auf sie zugehen sah.

Hilfe ist gleich da, Hilfe ist gleich da, immer mit der Ruhe Alannah, Hilfe ist gleich da.“, sagte sie sich immer und immer wieder in ihrem Kopf und atmete tief ein und aus, zumindest so tief wie es ihre Schmerzen zu ließen. Doch ehe sie sich versah wurde das Bild vor ihren Augen immer unschärfer und es bildeten sich schwarze Pixel in ihrem Sichtfeld. Ihre wurde immer schwindeliger, das einzige was sie noch spürte war wie sie ruckartig von der Seite hochgezogen und wegtragen wurde. Dann verlor sie das Bewusstsein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 2

 

 

Als Alannah aufwachte vermisste sie sofort das Sonnenlicht, dass ihr jeden Morgen durch das Fenster ins Gesicht fiel. Sie erkannte Umrisse zweier Personen die über ihr standen und sie überprüfend ansahen. Die Gestalten wurden immer deutlicher und sofort war ihr klar, dass sie diese nicht kannte. Ihr Herz fing an schneller zu schlagen, immer schneller und schneller. In diesem Moment schossen ihr tausende von Gedanken durch den Kopf. „Wo bin ich? Was mach ich hier? Wie bin ich hier hingekommen? Welchen Tag haben wie? Wie viel Uhr? Wieso sind meine Schmerzen plötzlich weg? Was soll das? Wer hat mich hier her gebracht?“

 

„Keine Panik, sie sind im Krankenhaus“, sagte einer der Männer.

 

Wie ein Krankenhaus sah es hier aber nicht aus, dachte sie sich, doch für den Anfang war sie beruhigt.

 

„Ich bin Dr.Primes, ihr zuständiger Arzt. Und das ist..“ , er zögerte einen Moment, „das ist ihr Retter in der Not, er war glücklicherweise zur Stelle als sie zusammen gebrochen sind.“

 

Der andere Mann sah Alannah kritisch an, und erst als sie ihn so musterte erkannte sie dass er viel jünger war als Dr.Primes, sogar viel jünger, er müsste eigentlich in ihrem Alter ein, vielleicht ein bisschen älter. Doch sie hatte ihn zuvor noch nie in ihrer Schule gesehen, was also wollte er da.

 

Als könne er ihre Gedanken lesen sagte Dr.Primes : „Er ist hier Krankenpfleger und sollte eine kleine Infoveranstaltung in ihrer Schule leiten, da fand er sie.“

 

Da warf der etwas düster wirkende Mann Dr.Primes einen bösen Blick zu und zog dann die Augenbraue hoch als wolle er ihm irgendetwas sagen. Alannah versuchte sich aufzurichten, schaffte es auch, denn die Schmerzen waren so gut wie verschwunden. Sie schaute durch den Raum, es sah wirklich nicht wie in einem Krankenhaus aus. Alles war so düster, es gab kaum Fenster, nur kleine die ganz oben in der Wand waren, wie es die in den Toiletten gibt. Sie schaute sich weiter um, ihr Blick schweifte über all die Verletzten und Kranken, die auf Klappligen wie der ihre lagen.

Also eine Krankenstation ist das hier auf jeden Fall, aber wo zum Teufel bin ich hier, das ist doch kein Krankenhaus“, dachte sie sich und dann stellte sich auch schon der junge Mann ihr in den Weg und versperrte die Sicht.

 

„Was ist mit meinen Eltern, wissen die Bescheid dass ich hier bin?“, fragte Alannah bevor er auch nur den Mund auf machen konnte.

 

„Nelio hier hat sich um alles gekümmert“, antwortete Dr.Primes.

 

„Ruh dich jetzt aus, wir konnten die Ursache für deine Schmerzen noch nicht feststellen, also solltest du noch eine Weile hier bleiben“, sagte jetzt der Andere und diesmal zog Dr.Primes eine Braue hoch. Alannah verstand nicht was sich hier gerade abspielte und sah die Beiden misstrauisch an.

 

„Aber meine Schmerzen sind weg, ich bin vollkommen gesund das schwöre ich ihnen. Ich kann also nach Hause gehen“. Doch ehe Alannah sich hinsetzen konnte hatte Nelio sie wieder zurück auf die Liege gedrückt.

 

„Sie bleiben hier, sonst könnte das gefährlich für sie ausgehen“, in dem Punkt hatte Nelio endlich mal etwas wahres klargestellt.

 

„Was soll denn das mit dem Sie, mein Gott ich bin ein 17 jähriges Mädchen und gehe noch zur Schule“. Langsam wurde sie zickig, sie wurde immer misstrauischer bei den ganzen Blicken die sich die Beiden zu warfen.

 

„Du bleibst jetzt erst Mal hier liegen Alannah, wir kümmern uns um deine Entlassung“, sagte Dr.Primes und dann drehten sich die Beiden um und gingen den Gang hinunter wo sie hinter einer großen Tür verschwanden.

 

 

„Sie wird alles wissen wollen und irgendwann wird es unvermeidbar sein dass wir es ihr erzählen müssen. Sie ist ein kluges Mädchen.“, sagte Nelio zu Dr.Primes während sie sich auf den Weg zu ihren Kollegen befanden.

 

„Hast du das in deinen Visionen gesehen oder sagst du das aus Instinkt? Denn ich denke wir können es wie bei jedem anderen vor ihr vermeiden ihr die ganze Wahrheit erzählen zu müssen“.

 

„Aus Instinkt, und ich hab es gesehen, sie wird uns alle ins Verderben reißen, durch sie werden wir bei den Zethoxanern auffliegen. Sie wird nicht hier bleiben und unser Versteck verraten, nicht mit Absicht, aber die Zethoxaner werden uns durch sie aufspüren“.

 

„Nelio, sag mir jetzt genau was du gesehen hast“. Dr.Primes packte ihn an den Schultern und blickte ihm tief in die Augen. Doch noch bevor Nelio etwas sagen konnte sagte er : „Ich sehe dass deine Vision schwach war, du weißt es selbst. Nelio du bist einer der jüngsten hier und deine Gaben sind noch nicht voll ausgereift, was glaubst du denn wieso du die Schmerzen die du Alannah zugefügt hast nicht mehr unter Kontrolle hattest. Deine Visionen müssen nicht immer eintreffen, also werden wir sie hier behalten und sie nicht einfach den Zethoxanern überlassen“.

 

„Das habe ich doch gar nicht gesagt!“.

 

„Aber gedacht“, sagte Dr.Primes lachend und ging dann weiter.

 

„Ach ja und die Schmerzen hatte ich wohl unter Kontrolle!“, rief Nelio und lief dem Doktor nach.

 

„Also wolltest du sie foltern ja?“ fragte er mit einem Schmunzeln auf den Lippen , „Mein Junge mach dir nichts draus, du wirst bald 25, dann sollten deine Gaben voll ausgereift sein“.

 

Nelio schüttelte nur den Kopf und sie gingen weiter, bis sie in einen kleinen Raum kamen in dem 5 weitere Personen saßen.

 

„Wie steht es um unseren Frischling?“, fragte der eine, der sich Milo nannte.

 

„Ihr geht es ausgezeichnet“, sagte Dr.Primes voller Optimismus.

 

„Ja und sie ist misstrauisch, sie ist anders als die Anderen, sie wird viele Fragen stellen“, entgegnete Nelio mit weniger Optimismus

 

„Wir werden erst Mal so vorgehen wie bei den Anderen auch. Wir werden ihr davon erzählen, dass sie in Gefahr war, dass sie bei uns in Sicherheit ist und dass es nicht lange dauern wird bis sie wieder zu Hause ist. Fragen haben die Anderen auch gestellt, aber irgendwann gibt sich jeder damit zufrieden und wenn sie Fragen stellt lassen wir sie halt spüren dass man hier lieber keine Fragen stellen sollte“, sagte ein Anderer namens Jake.

 

„Du kannst sie aber nicht Wochenlang in einem Kerker einsperren bis sie endlich aufhört Fragen zu stellen“, warf diesmal eines der Mädchen die mit in der Runde saß ein.

 

„Lizzy meine Kleine du bist noch zu jung und zu unerfahren um zu wissen dass das bei den ganzen Anderen auch mit ein paar Tagen im Kerker geklappt hat“, sagte Loan provokant, einer der Ältesten mit 40 Jahren.

 

„Aber Nelio sagte doch sie wird nicht aufhören Fragen zu stellen“, entgegnete sie.

 

„Das lass mal Nelios Sorge sein, er hat sie gerettet er ist jetzt für sie zuständig“, sagte Dr.Primes.

 

„Ich bin doch erst in einem Monat 25, sollte das nicht Miranda übernehmen? Sie hatte doch noch niemanden der ihr zugeteilt wurde“.

 

Miranda war nur ein Jahr älter als Nelio, doch ihre Gabe die Zukunft vorherzusehen war schon voll ausgereift und es kam ziemlich selten vor in letzter Zeit, dass neue Schützlinge in das Lager kamen die einen Beschützer brauchten.

 

„Nein Nelio du wirst das übernehmen“. Dr.Primes gab mit seinen Händen ein Zeichen, dass die Diskussion beendet war, woraufhin er den Raum verließ.

 

Die kleine Göre, so wie Nelio sie sah, war nun also sein Problem. Durch seine Gabe hatte er gesehen, wie frech und stur sie sein kann und wie viele Fragen sie stellen würde, doch Nelio war sich sicher, dass er sie irgendwie zum Schweigen bringen würde.

 

 

 

Kapitel 3

 

 

Wer sind diese Menschen ? Wo bin ich wirklich ? Wieso bin ich hier?“, wieder schossen Alannah nur diese Gedanken durch den Kopf. Nachdem Nelio und Dr.Primes den Raum verlassen hatten setzte sie sich wieder auf und betrachtete die Umgebung. Sie konnte 20 Liegen zählen, in drei davon lagen Leute in etwa ihrem Alter, die entweder einen Gips trugen oder heftige Schirfwunden in Gesicht und am Körper hatten. Andere fünf lagen ziemlich blass flach im Bett, einige davon schliefen. Ein Mädchen fiel ihr auf, welches im Schneidersitz auf ihrem Bett saß. Sie starrte Löcher in die Luft, war kreidebleich und sah irgendwie so aus als sei sie leicht geisteskrank, dachte sich Alannah. Sie stand auf und ging zu dem Mädchen herüber.

 

„Hey ist alles okay mit dir?“, fragte sie das Mädchen nachdem sie sich auch dem Hocker neben ihrer Liege niedergelassen hatte.

Das Mädchen fuhr zusammen und schaute sie geschockt an, dann ließ sie die Augenlider beruhigt wieder fallen.

 

„Du musst die Neue sein“, sagte sie, „Ich bin Samantha, Lorring, auch genannt Lori, wegen Lorring, du weißt schon“, sie streckte ihr die Hand entgegen und lächelte freundlich.

Alannah war völlig verwirrt.

 

„Wie, wieso wusstest du das ich kommen werde? Weißt du was das hier ist?“

 

Das Mädchen sah aus als sei die drauf und dran ihr etwas erzählen zu wollen, doch dann wich sie Alannahs Blick aus.

 

„Hab mitbekommen wie sie über dich geredet haben, dass du jetzt eingeliefert wirst und so.“

 

Wieder blickte Alannah misstrauisch, sie hatte das Gefühl sie könne hier überhaupt niemandem etwas Glauben, wie auch, sie war hier aus einem unerfindlichen Grund in dieser Gruft was sich Krankenhausstation nannte und hatte seit sie aufgewacht war nichts von ihren Eltern gehört. Sie kannte ihre Eltern. Sie hatten zwar eine wichtige Position in der Firma, doch wenn sie wüssten dass irgendetwas mit ihrer Tochter ist würden sie sofort her eilen, sie würden alles stehen und liegen lassen und für sie da sein. Doch wo waren sie jetzt, Alannah zerbrach sich wieder den Kopf.

 

„Hey wieso bist du überhaupt hier du sieht total gesund aus“, fragte das Mädchen plötzlich und riss Alannah aus ihren Gedanken.

 

„Ähm, ich weiß es nicht wirklich, ich hatte plötzlich heftige Schmerzen ab da an weiß ich gar nichts mehr.“

 

Diesmal schaute Lori sie misstrauisch an. Waren doch alle die hier her kamen gejagt worden, von irgendwem oder irgendwas und allen wurde dann erzählt, dass sie hier in Sicherheit seien und dass der Aufenthalt nicht lange dauern würde, sie seien von der Regierung, aber man durfte bloß keine Fragen stellen, wenn man keine Fragen stellte ging es einem dort gut. Und das ging jetzt schon seit Monaten so dachte sich Lori.

 

„Willst du mir irgendetwas sagen was ich wissen sollte Lori?“, diesmal war es Alannah die Lori aus ihren Gedanken riss.

 

„Da gibt es schon etwas, aber das wird dir Nelio jetzt sicher erklären“, sagte sie und warf ihren Blick über Alannahs Schulter.

Diese drehte sich um und blickte in die großen Augen von Nelio der ihr einen leicht wütenden Blick zu warf. Erst jetzt viel Alannah auf dass er schwarze Augen hatte. Keine dunkelbraunen Augen, die wegen dem Licht schwarz wirkten, nein, sie waren wirklich tief schwarz und das machte ihn trotz seines guten Aussehens irgendwie extrem gruselig.

 

„Du solltest im Bett bleiben“, sagte er wütend und währenddessen stand sie schon auf und schlenderte zu ihrer Liege. „Da musst du nicht mehr drauf, komm mit“.

Verwundert folgte sie dem geheimnisvollem Jungen, oder Mann, Alannah war sich nicht sicher wie alt er war, vielleicht in ihrem Alter, so 18 oder 19, oder doch Mitte 20. Alannah hätte schwören können, dass er vorhin älter ausgesehen hatte.

 

„Wie ein Krankenhaus sieht das hier aber nicht aus“. Alannah blickte sich um. Sie gingen durch einen langen Flur, alle zwei Meter war eine Tür auf jeder Seite und am Ende des Flurs befand sich wieder so eine gigantische Tür wie die der Krankenstation.

Nelio sagte nichts, sondern warf ihr nur einen genervten Blick mit hochgezogener Augenbraue zu.

Alannah machte große Augen und zog den imaginären Reißverschluss vor ihren Lippen zu, womit er sich zufrieden gab und weiter den Flur lang ging.

Etwas auf der Hälfte des Ganges blieb er stehen. Er öffnete eine Tür und Sonnenlicht strahlte ihr ins Gesicht, es blendete sie so sehr, dass sie für eine kurze Zeit die Augen schließen musste und für einen Moment hoffte sie, dass das alles nur ein Traum war und sie gleich ihre Augen öffnen würde und sich in ihrem Zimmer, in ihrem Bett Zuhause wiederfinden würde. Doch so war es nicht, sie blickte auf eine große Fensterfront, die Wand bestand gar nur aus Fenstern. Auf der rechten Seite stand ein Bett, klein, aber groß genug für sie. Links ein Regal, keine Türen, nur ein Regal was hätte aus ihren Händen geschaffen sein können, was bedeutet, dass es aussah als hätte es ein Amateurhandwerker zusammengebaut, sie war nämlich alles andere als handwerklich begabt.

 

„Das ist dein Zimmer“, sagte er und drehte sich um, machte den Anschein als wolle er gehen, doch Alannah stoppte ihn. „Moment mal, mein Zimmer? Und das wars? Keine Erklärungen? Was soll das , was soll ich hier, ich will nach Hause!“.

 

„Keine Fragen, die Zeit wird kommen“. Der Junge war nicht sonderlich gesprächig, dachte sie sich.

 

„Bin ich hier in irgendeinem Labor von Psychos gelandet die Versuche an Menschen durchführen oder was? Ihr habt mich entführt! Was soll das ich will nach Hause!“, so langsam kriegte sie es mit der Angst zu tun , so war es schon immer, im ersten Moment war sie ganz cool, doch wenn sie länger darüber nachdachte geriet sie in Panik. Sie versuchte sich an ihm vorbei zu drängen, doch er hielt sie fest, mit festem Griff, sodass er ihr weh tat.

 

„Du tust mir weh! Lass mich los!“, schrie sie, „Hilfe! Hilfe!Hilf...mmm!“. Er hielt ihr den Mund zu, drängte sie in das Zimmer rein und stieß sie auf das Bett.

Sie wurde immer panischer, ihr Herz raste sodass es eigentlich hätte explodieren müssen.

Die ersten Tränen rollten ihre über ihre zarten Wange, die rot angelaufen waren vor Wut, Panik und Verzweiflung.

 

„Was wollt ihr von mir, bitte, ihr könnt mit mir nichts anfangen“, ihre Stimme zitterte.

 

Nelio regte keinen Muskel im Gesicht, sein Blick kühl.

 

„Jetzt krieg dich wieder ein, wir haben dich nicht entführt. Und wenn du das so sehen willst dann seh es wenigstens so, dass es nötig war. Du bist in Gefahr, und nur hier bist du in Sicherheit als sei Leise und stell keine Fragen bis man es dir von alleine erklärt.“

 

„Ist das euer ernst!? Denkt ihr wirklich man wird nicht nach mir suchen? Meine Eltern arbeiten sehr eng mit der Regierung zusammen, ihr werdet mächtige Probleme bekommen!“, immer noch zitterte ihre Stimme und die Tränen flossen weiter.

 

„Das wissen wir, wir sind die Regierung“.

 

Für einen kurzen Moment hielt Alannah inne, log er? Sagte er die Wahrheit? Ihr blieb nichts anderes übrig als ihm zu glauben.

 

„Das glaube ich dir nicht“, schluchzte sie.

 

„Glaub was du willst. Du hast hier alles was du brauchst. Bett, einen Schrank, ein Badezimmer gleich gegenüber von die auf dem Gang und die Küche ist am Ende des Ganges die rechte Tür rein. Du kannst dich auf dem Gang frei bewegen aber versuch gar nicht erst abzuhauen, das gelingt dir nicht“.

 

„Was ist mit den..“ , Nelio unterbrach sie, „Keine Fragen“. Dann drehte er sich um und ging. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte wusste Alannah gar nicht was sie jetzt tun sollte.

Eindeutig wurde sie hier gefangen gehalten, doch was blieb ihr anderes übrig als hier zu bleiben.

Sie stand auf und ging zum Fenster, dabei blickte sie in eine tiefe Schlucht sodass ihr schwindelig wurde, also ließ sie sich schnell wieder auf dem Bett nieder.

Sie verstand gar nichts mehr und hoffte immer noch tief in ihr drin dass das alles nur ein Traum sei, und wenn nicht, dann würden ihre Eltern oder Derek sie ja wohl finden. Das war das einzige an dem Alannah momentan festhalten konnte.

Sie kauerte noch gefühlte Stunden zusammengerollt auf dem Bett bis sie irgendwann dann doch einschlief.

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 4

 

 

„Wenn es unbedingt sein muss, dann will ich einen anderen Schützling!“ , sagte Nelio energisch als er in den Gruppenkonferenzraum trat.

 

„Was ist denn los Nelio, die Kleine ist wohl nicht so nach deinem Geschmack“, witzelte Milo.

 

„Sie stellt zu viele Fragen“, sagte er ganz einfach, ohne mit der Wimper zu zucken.

 

„Das ist normal mein Junge, du bist zu voreingenommen, da du gesehen hast wie sie nicht locker lassen wird, aber ich sage dir noch einmal das muss nicht eintreffen, und es wird nicht so eintreffen, du weißt das wir gegen alles vorgehen was uns schaden könnte“, sagte Dr.Primes

 

„Dann sollten wir jetzt schon dagegen vorgehen bevor es zu spät ist“.

 

„Deine Gedanken sind abscheulich. Wenn du es einmal wagst etwas ohne meine Erlaubnis zu tun, und ich will gar nicht laut aussprechen was da in deinem Kopf herumspukt, dann werden wir gegen dich vorgehen müssen“, drohte Dr.Primes, doch er wusste auch ganz genau, dass Nelio dass was ihm gerade da im Kopf herumspukte niemals wagen würde, dazu war er zu loyal, sonst wäre er gar nicht ausgewählt worden für diese Einheit.

Er nickte nur und verließ den Raum, dieses Gedankenlesen ging ihm manchmal ziemlich auf die Nerven. Dr.Primes war der älteste, 52 Jahre war er alt und dafür hatte er sich gut gehalten. Durch sein höheres Alter ist seine Gabe so gut wie vollständig entwickelt und er kann in die Köpfe aller Leute sehen, nur noch sehr selten gab es Ausnahmen.

 

Als Nelio die Tür zu Alannahs Zimmer öffnete trauter er seinen Augen nicht, es war leer, und auf dem Flur war auch niemand. An den Gedanken dass sie vielleicht im Bad hätte sein können ist er gar nicht erst gekommen, da sprintet er schon zur Krankenstation.

 

„Samantha! Hast du Alannah gesehen?!“, rief er aufgeregt während er in den Raum stürmte und sofort fiel die Anspannung von ihm ab als er sie bei ihr sitzen sah. „Was machst du wieder hier?“ Und sofort hatte er wieder diesen lieblosen Unterton in seiner Stimme.

 

„Ich knüpfe Kontakte, so wie es sich anhört werde ich ja wohl noch eine ganze Weile hier festsitzen“, sagte die störrisch, wieder ganz die Alte.

 

„Was hast du ihr erzählt?“, fragte er Lori in einem drohenden Ton.

 

Da steht Alannah plötzlich auf. „Jetzt komm aber mal runter, sie hat mir nur erzählt wie lange sie schon hier ist, und dass ihr uns immer erzählen würdet dass wir hier nicht lange bleiben würden, doch es sich nichts tut. 11 Monate, Nelio 11 Monate ist Lori schon hier.. Ich will jetzt wissen was hier gespielt wird“. Mit verschränkten Armen stand sie vor ihm, Lori hatte einige Male versucht einzugreifen und etwas zu sagen, doch Alannah wies sie nur mit der Hand ab.

Nelio stellte sich ganz dicht an sie, sodass er ihren Herzschlag hören konnte, mit jedem Zentimeter den er dichter an sie heran trat wurde ihr Puls schneller, es belustigte ihn.

„Da ist wohl jemand ganz mutig geworden was? Ich würde dir raten weniger mutig zu sein und es so hinzunehmen wie es ist. Schlechter als da draußen kann es dir hier drin nicht gehen, also hör gefälligst auf Fragen zu stellen.“

 

„Wieso bin ich hier?!“, fragte sie rebellisch.

 

Lori verzog nur das Gesicht, sie wusste was ihr blühte. Kerker.

Nelio schüttelte lachend den Kopf, packte sie dann fest am Arm und zog sie hinter sich her.

 

„Was machst du mit mir! Lass mich gefälligst los!“, kreischte sie und versuchte sich zu wehren, vergeblich.

 

Er zerrte sie bis ans Ende des Flures. Die paar Stunden über die sie geschlafen hatte, hatte sie davon geträumt was sich wohl hinter dieser gigantisch großen Tür verbürgen würde. Vielleicht war dort das Labor in dem sie die Versuche an den Menschen durchführten, vielleicht war es aber auch die Freiheit die sich dahinter verbarg.

Nelio packte immer fester zu und plötzlich spürte sie wieder diese Stiche. Jeder einzelne Stich fühlte sich an als würde man ihr ein brennend heißes Messer in den Bauch rammen.

Sie brach zusammen und Nelio hatte gar keine andere Möglichkeit als die loszulassen. Sie schrie auf, und anders als beim ersten Mal blieb sie diesmal bei Bewusstsein.

 

„Mach das es aufhört!“, schrie sie, ihre Tränen liefen wieder über ihre von Hitze erfüllten roten Wangen. Doch Nelio selbst war überfordert, er hatte keine Ahnung wie das passieren konnte. Er hatte sich doch eigentlich im Griff.

 

„Dr.Primes!“, wollte Alannah rufen als sie sah dass die Tür sich öffnete, doch es kam nur ein leises Gequietsche aus ihrem Mund.

 

„Nelio hör sofort auf!“, rief Dr.Primes.

 

„Ich kann nicht.“, Nelio fasste sich an die Schläfen. Sein Kopf pochte wie wild, was war das nur, wieso geriet er außer Kontrolle.

 

„Okay Nelio hör mir zu“, Primes versuchte seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, „Du musst jetzt tief durchatmen, du hast dich nicht unter Kontrolle. Versuche wieder die Überhand über deine Gefühle zu gewinnen!“. Dabei winkte er die Anderen zu sich und befahl ihnen : „Schafft sie in ihr Zimmer, sofort!“

„Wird es besser?“, fragte er Nelio.

 

„Das ist doch nicht möglich“, Nelio war völlig entsetzt, „Was ist da gerade mit mir passiert“.

 

Und obwohl Primes es schon geahnt hatte blickte er ihn nun leicht enttäuscht an.

 

„Mein Junge, es ist das Mädchen“.

 

„Was ist mit dem Mädchen?!“ , nun war er es der Fragen stellen musste und das gefiel ihm gar nicht.

 

„Das Mädchen bringt dich durcheinander, wieso auch immer, aber du hast deine Gaben in ihrer Gegenwart nicht unter Kontrolle, du wirst zu stark von deinen Gefühlen gelenkt“.

 

„Willst du mir erzählen, dass dieses Mädchen mich durch einfaches Fragen stellen so stark reizt, dass ich mich nicht mehr unter Kontrolle habe?“

 

„Das wird es wohl sein“, sagte Primes, doch er wusste es besser.

 

„Das kann nicht sein. Du weißt ich hatte mich immer im Griff, besser als die Anderen in meinem Alter!“, Nelio war völlig aus der Fassung gebracht. Und das Alles soll nur wegen diesem dummen Mädchen passiert sein?!

„Du musst mich einem anderen Schützling zu teilen, so etwas darf doch nicht noch einmal passieren, wenn es wirklich daran lag“, sagte er angespannt.

 

„Nein, du musst lernen dich unter Kontrolle zu halten, jetzt wo deine Gaben sich besonders entwickeln ist das sehr wichtig“, erwiderte Primes , „Jetzt geh auf dein Zimmer und schlaf dich aus“.

 

„Das mach ich, aber sog dafür, dass sie in den Kerker kommt für eine Nacht, sie stellt zu viele Fragen.“

 

Primes lächelte nur beruhigend, dann verließ er Nelio.

 

 

An der Tür zu Alannahs Zimmer angekommen, klopfte er höflich bevor er eintrat. Er war der Älteste von der Einheit, zeigte somit viel menschlicheres Verhalten als die Anderen, ihm war immer wichtig sich anzupassen. Als er eintrat fand er ein in Embryonenstellung zusammengerolltes Mädchen auf ihrem Bett vor. Ruhig setzte er sich neben sie und streichelte ihr über den Kopf.

 

„Mir scheint es so als hätten wir eine kleine Rebellin unter uns“.

 

Sie hob ihren Kopf und kroch aus ihrer Haltung.

 

„Können sie mir nicht einfach erklären was das gerade war? Haben sie schon einmal Versuche an mir durchgeführt und mir dann eine Gehirnwäsche verpasst damit ich mich nicht erinnere und jetzt habe ich diese Schmerzen? Muss ich sterben?“, wieder war sie den Tränen nahe, obwohl sie sich selbst nicht glaubte was sie da gerade redete.

 

Primes lachte laut auf. „Ach bitte schlag dir die Gedanken an die Versuche an Menschen aus dem Kopf“.

 

Sie schaute ihn misstrauisch aber erwartungsvoll an.

 

„Du kannst mir vertrauen. Du kannst uns vertrauen. Es ist einfach wichtig, dass du keine Fragen stellst. Wir werden dir alles erzählen, wenn es an der Zeit ist, dass du die Wahrheit wissen musst“.

 

„Sie machen mir Angst“.

 

„Nein“, sagte er und lachte, „Ich mache dir keine Angst du weißt nur noch nicht ob du mir vertrauen kannst aber das kannst du“.

Sie schaute verdutzt, „Kann der Typ etwa meine Gedanken lesen?!“, dachte sie woraufhin er anfing zu lachen, was sie nur noch mehr verwirrte und so langsam schien sie sich mit dem Gedanken anzufreunden einfach keine weiteren Fragen mehr zu stellen. Nur noch eine..

 

„Sie müssen mir jetzt die Wahrheit sagen, dann werde ich keine weiteren Fragen mehr stellen“.

 

„Was möchtest du wissen mein Kind?“

 

„Was ist mit meinen Eltern? Stecken sie hier mit drin?“.

 

„Weißt du mein Kind, das ist nicht einfach zu erklären. Deine Eltern sind der Grund wieso du hier bist, sie können wirklich nichts dafür, doch sie sind genauso schlau wie du. Sie wissen dass du in großer Gefahr da draußen bist und nur hier in Sicherheit sein kannst. Die Regierung wird es ihnen versichern, dass ist der Grund wieso sie nicht nach dir Suchen werden“.

 

Plötzlich verspürte sie das Gefühl, dass ihre ganze Welt untergehen würde, einfach so in sich zusammenbrechen würde. Stillschweigend legte sie sich zurück auf Bett, drehte sich mit dem Gesicht zur Wand und versuchte mit dem ihr gerade Gesagten fertig zu werden. Was sollte sie nur glauben? All diese Ereignisse an einem Tag kosteten Kraft und obwohl sie schon einige Stunden geschlafen hatte war sie total müde. Sie gähnte kurz und dann schlief sie auch schon ein nachdem Primes das Zimmer verlassen hatte.

 

 

Kapitel 5

 

 

„Mrs. Lankford! Sie müssen mir sagen wo Alannah ist, sie ist nach der Schule nicht aufgetaucht, sie war nicht bei mir zu Hause, sie ist nicht hier und sie ist auch bei keinen ihrer Freundinnen. Das sieht ihr gar nicht ähnlich“, besorgt lief Derek im Wohnzimmer der Lankfords auf und ab.

 

„Derek du musst mir glauben dass es ihr gut geht“.

 

„Jetzt kommen sie mir nicht wieder mit sie wäre bei ihrer Großmutter. Sie hätte sich gemeldet ! Also wo ist sie“, er wurde immer wütender. Zwei Stunden lang schon suchte Merissa Lankford Ausreden dafür wo ihre Tochter stecken könnte. Sie war völlig verzweifelt, sie wusste es doch selber nicht wo ihre Tochter war. Niemand der so etwas nicht schon einmal durchgemacht hat kann sich nicht vorstellen was das für ein Gefühl war. Sie war total verwirrt, hilflos, fühlte sich nutzlos, da sie nichts tun konnte um ihrer Tochter zu helfen. Sie konnte einfach nur auf das Vertrauen was ihr der Mann gesagt hatte, der anscheinend von der Regierung beauftragt wurde.

Was aber war diese große Gefahr hier draußen, wieso war es für ihre Tochter hier so gefährlich und für sie nicht. Was hatte ihr armes Baby damit zu tun.

Dereks energischer Ton ließ sie in Tränen ausbrechen. Es sprudelte nur so aus ihr heraus ..

„Ich weiß es doch auch nicht, da war so ein Mann der, der , der hat gesagt sie ist in Gefahr..“, stotterte sie und erzählte ihm alles was sie wusste.

 

„Sie wollen mir also wirklich erzählen, dass sie diesem Typen vertrauen?“. Sie wusste nicht was sie darauf antworten sollte.

 

„Ich für meinen Teil werde sie suchen! Sie ist hier draußen in Gefahr? Was zum Teufel ist hier so gefährlich, dass sie an einen Ort verschleppt wird von dem niemand etwas weiß, nicht mal ihre eigene Mutter“.

 

„Derek nein!“, rief sie, „Wir sollen nicht nach ihr suchen, wir würden sie eh nicht finden, wir bringen sie damit nur noch mehr in Gefahr“.

 

Derek schüttelt wütend den Kopf und stürmt dann aus der Tür.

Wo auch immer sie ist, ich werde sie finden, dachte er sich. Fest entschlossen setzte er sich in seinen Wagen und fuhr erst einmal zu seinen Eltern in die Firma.

Sie arbeiteten in der selben Firma wie Alannahs Eltern, daher kennen sich die Beiden schon seit sie kleine Babys waren.

Wenn jemand Kontakt zur Regierung hatte und etwas über diese Gefahr und diesem angeblichen sicheren Ort weiß an dem sich Alannah befindet, dann ist es sein Vater.

 

Kapitel 6

 

 

Am nächsten Morgen wurde Alannah von einem Klopfen an ihre Tür wach. Sie kniff die Augen zusammen, noch völlig verschlafen, und versuchte zu erkennen wer da in ihr Zimmer herein kam.

Es war noch sehr früh am Morgen, sie hatte kaum geschlafen, weshalb sie noch ziemlich verwirrt war und die Situation nicht auf Anhieb ganz verstand. Sie bemerkte nur, dass gerade ein ziemlich gut aussehender Typ ihr Zimmer betrat. Er war sehr groß, gut gebaut und sehr muskulös, aber nicht zu sehr. Er hatte einen etwas dunklerer Hautton, schwarzes kurzes Haar und unglaublich schöne schwarze Augen. Da waren sie wieder diese schwarzen Augen, und genau die waren es die Alannah nun aus ihrer Trance rissen.

 

„Oh Gott kannst du nicht warten bis ich dich hereinbitte?“, sagte sie zickig und erst jetzt hatte sie bemerkt wie schön Nelio eigentlich war. Er hatte wirklich tief schwarze Augen, seine Pupillen waren gar nicht zu erkennen, die faszinierten sie am meisten, sodass sie ihren Blick gar nicht mehr abwenden konnte.

 

„Dein Training beginnt“, sagte er, gefühlskalt wie immer.

 

„Training? Was für ein Training? Willst du mich verarschen?“.

 

„Du musst dich verteidigen können“, genauso kalt.

 

„Ich geh zu keinem Training, ich muss hier schon festsitzen, habe niemanden, weder meine Familie noch meine Freunde oder meinen Freund!“, sagte sie trotzig.

 

Er sah frustriert zu ihr herüber. „Wenn du nicht willst, dass das so ausartet wie gestern, dann würde ich an deiner Stelle lieber das tun was man dir sagt“.

 

Sie war verwirrt. Was meinte er wohl damit? Hatten sie ihr irgendetwas gespritzt was mir schmerzen zufügt wenn sie nicht gehorcht? Aber das mit den Versuchen und Gespritze sollte sie sich ja aus dem Kopf schlagen, dachte sie sich und um den Tag mal ganz anders anzugehen mit der Hoffnung es würde friedlicher verlaufen, tat sie was er sagte. Sie zog sich schnell etwas anderes an und dann folgte sie ihm. Zu ihrer Überraschung ging es nach draußen und es war wirklich wie im Knast. Hohe Mauer umzäunten den Sportplatz der direkt neben dem Gebäude lag und erst jetzt erkannte Alannah in was für einem Bunker sie da fest saß. Das Gebäude sah nicht aus als sei es ein Gebäude, es hatte etwas außerirdisch modernes, was man im Inneren überhaupt nicht wieder fand.

Wie ein riesiger, kantiger aber exakt abgefeilter Stein lag das Gebäude dort in Mitten eines Waldes.

 

„Und gegen was muss ich mich verteidigen?“, fragte sie Nelio als er einige Trainingssachen auspackte, dabei hielt er inne, schaute sie mit hochgezogener Braue an und Alannah verstand sofort.

 

„Alles klar keine Fragen mehr, mein Mund bleibt geschlossen“ , sie schnaubte kurz, dann stellte sie sich erwartungsvoll vor ihn und wartete.

Währenddessen beobachtete sie ihn und ihr fiel auf, dass er sie irgendwie immer mehr faszinierte.

Sein Bauch war durchtrainiert wie der eines Body Builders, seine Arme stark und muskulös, sodass sich bei jedem Mal wenn er etwas schweres hob, die Adern durch die Haut deutlicher schimmerten. Doch nicht zu viel des ganzen, er war kein überdimensionales Muskelpaket, er sah einfach nur perfekt geformt aus.

Während ihrer Träumerei bemerkte sie gar nicht, dass Nelio die Geräte schon fertig aufgebaut hatte.

Diesmal blickte er sie erwartungsvoll an, „Na was ist jetzt? Wollen wir?“. Er konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

 

„Ähm ja klar natürlich“, aus ihren Gedanken gerissen schaute sie ihn völlig perplex an, fing sich aber schnell wieder.

 

„Das hier ist eine Selbstverteidigungsmaschine“, wollte er erklären, doch Alannah unterbrach ihn.

 

„Ja ja schon klar ich weiß was das ist“, sagte sie frech und machte sich zum Kampf bereit. Ihre Eltern arbeiteten in der Firma CentralIT. Diese ist die zentrale Firma der Technikbranche auf der Erde und arbeitet mit allem was Technologie und Forschung im IT-Bereich angeht. Sie entwickeln die Dinge weiter und schafften in den letzten Jahrzehnten somit herausragende Fortschritte. Alannah war also auf dem absolut neustem Stand was die Technik anging.

Wieder konnte Nelio sich ein leises Lachen nicht verkneifen, doch schnell bewahrte er wieder die Fassung. Da gab es nichts zu lachen, dachte er sich. Nelio lachte sonst nie, zumindest nicht seitdem er für diese Organisation auserwählt worden war.

Er schaltete das Selbstverteidigungsgerät an. Es bestand aus einem gepolstertem, aber dennoch Hartem Rundkörper in der Mitte, von dem 4 Arme und 2 Beine ausgingen.

Alannah hatte es immer mal wieder ausprobiert, doch es fühlte sich so an als würde man mit einem Außerirdischen Kämpfen. Es schien unmöglich gegen diese Maschine zu gewinnen, doch es diente dem Zweck die Reaktionsfähigkeiten zu trainieren und da waren 4 Arme die einen angriffen nun mal besser als nur 2.

Obwohl Alannah schon einige Male damit trainiert hatte, beeindruckte sie Nelio überhaupt nicht.

Für ihn wirkte sie so hilflos. Sie strengte sich so sehr an, doch sie war so zart und hatte kaum Muskeln, dass sie so aussah als würde sie beim nächsten Schlag der Maschine in tausend Stücke zerbrechen.

Was verspürte Nelio denn nur da, Mitleid? Er empfand kein Mitleid, zumindest nicht für einzelne Menschen. Wut stieg in ihm auf, da er mit Gefühlen konfrontiert wurde die er kaum kannte. In ihrer Gegenwart geriet er völlig aus der Fassung, und bevor er wieder die Kontrolle über sich verlieren würde stürmte er hinein ins Gebäude.

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 7

 

„Was sollte das Nelio, du hast sie einfach da draußen unbeaufsichtigt gelassen. Sie hätte abhauen können! Und dann? Was hätten wir dann gemacht? Deine Visionen wären eingetroffen und wir hätten überhaupt nichts mehr machen können! Sie hätte uns alle mit ins Verderben gerissen!“, Dr.Primes war ziemlich wütend. Er lief hin und her durch den Raum, schnaufte laut. „Du wirst dich gefälligst dem nächst zusammen reißen! Jeder von uns hatte sich Anfangs noch nicht richtig unter Kontrolle, doch es hat auch was mit dem eigenen Willen zu tun ob du die Kontrolle behältst oder sie verlierst“.

 

„Aber Primes bei ihr ist es Anders. Es fühlt sich so an als würde sie mir die Kraft entziehen die ich brauche um genau diese Kontrolle über mich zu behalten“. Nelio war immer noch völlig aufgebracht. Er wusste nicht was dieses Mädchen mit ihm machte, doch eins wusste er. Sie war nicht gut für ihn.

 

 

Loan, der zweit Älteste der Einheit, hatte Alannah währenddessen in ihre Zimmer gebracht. Sie war völlig erschöpft von dem Training und zu gleich wieder einmal verwirrt. Einerseits fand sie Nelio unglaublich faszinierend, irgendwas zog sie an ihm an, andererseits aber fand sie ihn irre komisch und sein Verhalten merkwürdig, aber vielleicht war es auch genau das was sie so anzog.

 

„Brauchst du irgendetwas?“, fragte er sie.

 

Erschrocken schaute sie auf, „Ach ähm ja ich habe einen Wahnsinns Hunger“.

 

„Die Küche ist die letzte Tür rechts. Bedien dich“, erklärte Loan und verließ ihr Zimmer dann nachdem er ihr ein letztes sanftes Lächeln geschenkt hatte.

 

Wie konnten diese Menschen hier so unterschiedlich sein. Nelio war so fremd, so angespannt und unzufrieden und vor allem alles andere als freundlich. Doch dann waren da noch dieser Loan und Dr.Primes die so freundlich und offen wirkten, so rücksichtsvoll und warmherzig.

Alannah machte sich auf um sich etwas zu Essen zu holen. Mittlerweile dämmerte es schon und kaum mehr Licht schien durch die winzigen, Quadrat förmigen Fensterchen im Flur. Gerade als sie diesen betreten wollte, gingen kleine Lampen mit einem lauten Summen an, sodass sie kurz zurückschreckte. Alles an diesem Ort war unheimlich.

Sie erwartete die Küche in einem kleinen Raum, so groß etwa wie ihr Zimmer, da doch alles sehr einheitlich hier wirkte. Ein Flur, rechts und links Zimmer und an jeweils dem Ende des Flures ein großer Raum, wie die Krankenstation. Doch als Alannah die Küche betrat wurde ihr Gehör durch laute Stimmen und viele durcheinander redende Leute beschallt. Es war ein riesiger Raum, überall standen Tische mit jeweils vier Stühlen daran. Ein großes Buffet war aufgebaut und rechts neben dem Eingang befand sich eine lange Küchentheke, Herd und Kühlschränke.

Was war das nur für ein Ort. Wieder dachte Alannah zu viel nach. Wer würde das nicht in solch einer Situation.

 

Sie ging auf einen Tisch zu an dem sie meinte Lori zu erkenne, doch als sie nur wenige Meter noch von ihm entfernt war bemerkte sie, dass es ein anderes Mädchen war das verblüffende Ähnlichkeiten mit ihr besaß.

 

„Hey Neue“, rief dieses Mädchen mir zu. Erst schaute sie verdutzt, dann beschloss Alannah sich aber doch zu ihr zu setzen.

 

„Hey ich bin Jessica“, stellte sich das Mädchen vor und streckte ihr die Hand entgegen.

„Alannah“, sagte sie und nahm immer noch etwas verdutzt ihre Hand.

 

„Und das sind Mike und Josh“, sie zeigte auf die zwei Weiteren die mit ihr am Tisch saßen. Alannah nickte ihnen nur zu.

 

„Und wieso bist du hier?“, fragte Jessica.

Alannah wurde noch unsicherer.

„Sind wir nicht alle aus dem gleichen Grund hier? Weil wir hier in Sicherheit sind?“.

 

„Kleiner Scherz Neuling“, sie lachte. Alannah wunderte sich wie man hier so fröhlich und ausgelassen sitzen könne. Sie verhielt sich als sei sie mit ihren Freunden in einer Cafeteria in der High School. Aber Alannah dachte nicht weiter darüber nach, sie fasste sich und versuchte das ganze drumherum weitgehend zu ignorieren.

 

„Wie alt bist du, du siehst schon ziemlich alt aus für einen Neuling“, fragte der eine Junge, Mike.

 

„17, ich werde bald 18“, antwortete sie, „Wieso denn, ich bin doch nicht älter als ihr oder? Wie lange seid ihr denn schon hier“.

 

„Ja Süße ich bin auch erst 17, aber dafür bin ich schon 2 Jahre hier. Josh sogar noch länger“.

 

Und da war es wieder. Dieses drückende, verlangende Gefühl nach Antworten.

 

„Und da fragt ihr euch nicht was ihr hier sollt? Ich meine hallo? 2 Jahre in dieser Gruft hier und euch kommt nicht einmal in den Sinn was die hier eigentlich mit euch vor haben?“.

 

„An deiner Stelle würde ich nicht so viele Fragen stellen. Natürlich waren wir genauso verwirrt wie du am Anfang, aber sie behandeln uns hier gut, sie stellen hier nichts mit uns an, sie geben uns nur eine Unterkunft die uns, ob du es glauben willst oder eben nicht, Schutz bietet. Wovor? Das wissen wir hier alle nicht“, sagte Josh.

 

„Was ist denn wenn ich Fragen stelle? Werde ich dann gefoltert oder was“.

 

„Wie gesagt, sie tun dir nichts an. Aber unangenehmer wird es für dich hier drin schon“, jetzt flüsterte er, da er bemerkte, dass einer der Leiter dieses, nennen wir es mal Projektes, hineingekommen war.

 

„Aber..“ , wollte Alannah gerade beginnen.

 

„Jetzt hör auf Fragen zu stellen“, zischte Mike.

 

„Es ist gruselig, die wissen immer alles, es ist fast so als hätten sie super Gehöre oder könnten in unsere Köpfe gucken“, flüsterte Jessica ihr zu. Dann wendeten sich die drei wieder ihrem Essen zu.

 

„Alannah“, sagte der Mann ganz ruhig, aber dennoch schallte es durch den ganzen Raum.

 

Sie schreckte hoch. „Ja?“, sagte sie vorsichtig und stand auf.

 

„Mitkommen“, sagte der Mann und bevor Alannah das überhaupt realisiert hatte spürte sie wie ihr Körper sich langsam zu ihm hinbewegte. Es war so als würde sie von ihm angezogen werden.

Sie folgte ihm durch eine kleine Hintertür im hinteren Teil der Cafeteria in den großen Raum wo die anderen Leute dieser Einheit schon warteten.

Sie saßen in einem Halbkreis, vor ihnen in der Mitte ein Stuhl auf dem Alannah wie von Zauberhand gesteuert platz nahm. Sie blickte in ein paar Alte und einige neue Gesichter. Da saßen Loan, Nelio und Primes, aber auch zwei Frauen und ein weiterer Mann den sie noch nicht kannte.

 

„Alannah, das sind Lizzy, Miranda und Jake. Und derjenige der dich hergebracht hat ist Milo.“

 

„Wir möchten dich noch einmal bitten es so zu akzeptieren wie es ist und keine Fragen zu stellen. Wir können dir keine Antworten geben, noch keine. Es wird vielleicht Wochen, Monate oder Jahre dauern bis wir dir die Antworten geben können die du brauchst, doch wir bitten dich um Geduld, denn sonst bringst du nicht nur dich, sondern und alle in Gefahr“, erklärte Dr.Primes

 

Alannah wusste in diesem Moment gar nicht was sie darauf antworten sollte, also nickte sie nur verunsichert.

 

„Das einzige was wir dir sagen können ist, dass wir eine geheime Organisation der Regierung sind. Wir sind die Guten, also hab keine Angst“.

 

Irgendwie fasste Alannah immer mehr Vertrauen zu ihm. Auch wenn es nicht ganz die richtige Wahrheit war, glaubte Alannah ihm, sie vertraute ihm.

 

„Du wirst nicht mehr in die Schule gehen, dafür hast du jeden Tag hier Kampfunterricht zur Selbstverteidigung. Du wirst hart trainieren müssen, denn du hast einiges verpasst in den letzten Jahren“. Sie wusste nicht wie er das meinte, doch sie hatte sich damit abgefunden keine Fragen mehr zu stellen.

 

„Jetzt geh und iss erst einmal etwas. Du hast Hunger“, sagte Miranda. Woher sollte sie wissen dass sie Hunger hatte, dachte Alannah, Was hatte Jessica eben gesagt? Super Gehöre? Knurrte ihr Magen so, dass sie es hören konnte? Langsam aber sicher dachte Alannah sie würde wahnsinnig werden.

Als hätte sie einen Geist gesehen stand sie auf und ging zurück in den Essensaal. Doch wo waren all die Leute hin. Der Raum war leer, kein Einziger saß mehr an einem der quadratischen Tische.

Dennoch war das Buffet noch aufgebaut, sie holte sich einen Teller mit Spaghetti und Tomatensoße und setzte sich alleine an einen Tisch.

Draußen war es dunkel geworden, nur das Licht, das schimmerte wie in einer Leichenhalle, erhellte noch den Raum. Beängstigend, dachte sie sich und aß schnell ihre Spaghetti auf.

Als sie gerade aufstehen wollte öffnete sich die Tür zum Raum der Leiter der Organisation. Nelio kam herein, sie verfolgte ihn mit ihrem Blick bis er sich neben ihr auf einem Stuhl niederließ.

 

„Ich wollte mich entschuldigen“, sagte er ganz schroff, genau so kalt und stur wie er schon zuvor die ganze Zeit zu ihr war.

 

„Stimmt irgendetwas mit mir nicht? Wieso drehst du so durch wenn ich in deiner Nähe bin, hab ich dir irgendetwas getan?“, fragte sie und gleich danach hielt sie sich die Hand vor den Mund, „Entschuldige, ich weiß, keine Fragen“. Und gleich danach senkte sie den Blick.

 

„Es ist schon okay“, sagte er und konnte selbst nicht glauben dass so etwas gerade aus seinem Mund kam. Es ist eben nicht okay, keine Fragen!

 

„Du? Kannst du gut zuhören?“, fragte sie ihn. Sie fühlte sich allein, und sie brauchte dringend jemanden zum reden.

Nelio war verwundert. Reden? Worüber wollte sie denn mit ihm reden, so etwas tat er gar nicht gerne. Er war ein Einzelgänger, immer schon auf sich allein gestellt, bis er dann von der Organisation auserwählt wurde. Doch dann nickte er.

Sie fing an zu erzählen, erzählte von ihren Freunden, ihrer Familie, die Arbeit ihrer Eltern. Und obwohl er sie doch eigentlich so abschreckte mit seiner kühlen Art zog er sie dennoch an. Und sie erzählte ihm alles, alles was es über sie zu wissen gab, alles was sie an ihrem alten Leben genervt hatte und sie wusste nicht einmal warum.

 

Zum ersten Mal spürte Nelio etwas anderes als diese Wut die jedes Mal in ihm aufstieg wenn er in ihrer Nähe war, doch er wusste dennoch nicht was es war. Sie war anders. Er war ein Mensch der kaum Gefühle besaß, so gut wie gefühlskalt, ja fast wie ein Roboter. Doch sie ließ ihn spüren, dass es auch anders ging.

Kapitel 8

 

Sie war eingeschlafen. So friedlich schlief sie, wie ein Engel.

Nelio und Alannah hatten ihre Unterhaltung in ihr Zimmer verlegt. Man konnte es nicht wirklich Unterhaltung nennen, da Alannah so gut wie die Einzige war die geredet hatte, doch Nelio hörte ihr zu. Er hörte nicht weg und tat nur so als würde er ihr zuhören, er hörte ihr wirklich zu und das hatte in ihr eine unglaubliche Vertrautheit zu ihm geweckt, die sie plötzlich verspürte.

Er sah ihr noch lange beim schlafen zu, still schweigend lag sie da mit ihrem prächtigen hellbraunen Haar wovon ihr einige Strähnen ins Gesicht hingen, die er ihr wegstrich. Dabei spürte er ihre unglaublich weiche und zarte Haut an seinen Händen. Er war viel vorsichtiger, wollte ihr nicht weh tun oder sie aufwecken und genau das verunsicherte ihn. Was machte er denn noch hier? Er sollte eigentlich selbst schlafen gehen, stattdessen verbringt er Stunden bei einem ganz normalen Mädchen, dass er gar nicht richtig kannte wobei seine Aufgabe einfach nur darin lag auf sie zu trainieren und sie zu beschützen, doch das konnte er auch ohne dass er dabei 24 Stunden lang bei ihr ist. Auf dem Bett mit dem Rücken an die Wand gelehnt, hielt er sich beide Hände an die Schläfen. Was machte dieses Mädchen nur mit ihm. War er über einen Tag zum anhänglichen, über vorsichtigem Beschützer mutiert? Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Er richtete sich auf, drehte sich noch einmal um und sobald er sie sah verspürte er ein Kribbeln das seinen ganzen Körper durchzuckte. Dann verließ er das Zimmer und legte sich ebenfalls schlafen, was nicht so ganz funktionierte, denn er wälzte sich hin und her, konnte einfach nicht einschlafen. Und da war sie wieder diese Wut, die Wut gegen sie und auch gegen ihn selbst, da es ihn wütend machte, dass er nicht gegen diese Gefühle ankämpfen konnte. Aufgebracht setze er sich auf, versuche sich zu beruhigen, doch schon tat er einen kräftigen Schlag gegen die Wand. Steine bröckelten aus der Wand und es tat sich ein größer werdendes Loch auf. Unfassbare Kraft hatte er wenn er wütend war, das wusste er, doch er wusste nicht was er mit dieser Kraft anderen antun kann. Zeitgleich hörte man einen lauten Schrei im ganzen Gebäude. Nelio schreckte hoch. Die anderen Jugendlichen kamen aus ihren Zimmern gestürmt, alle waren sie wach geworden von diesem Schrei. Auch die Leiter kamen hektisch aus ihren Räumen gelaufen und rannten in Richtung Alannahs Zimmer.

Sie fanden sie auf dem Boden kauernd vor. Sie hatte unglaubliche Schmerzen, schlimmer als die anderen Male davor, als hätte man ihre jede einzelne Rippe gebrochen und dann noch einmal mit dem Messer zugestochen. Auch Nelio war zu Stelle, guckte über die Schultern der Anderen, bis Primes ihn plötzlich wegriss.

„Nelio du musst hier weg, geh nach draußen. Geh weit genug von ihr weg!“, rief Primes, doch Nelio verstand nicht gleich, trotzdem tat er was ihm befohlen wurde und verschwand. Er lief nach draußen bis an das äußerste Ende des Grundstücks wo die riesige Mauer aussah als würde sie bis in den Himmel ragen.

„Alannah wird es besser? Kannst du stehen?“, fragte Primes und kniete sich zu ihr hinunter. Und tatsächlich, es wurde besser. Dennoch blieben Schmerzen. Sie konnte nicht reden, zu stark zehrten die Schmerzen an ihr.

 

„Wir bringen sie auf die Krankenstation, ich denke sie hat innere Blutungen“, sagte Primes und schickte die anderen los um eine Trage zu holen.

 

Für Alannah lief alles wie in Zeitlupe ab. Langsam verschwammen die Bilder, wieder bildeten sich schwarze Pixel, die ihr Sichtbild störten und dann schlief sie ein. Friedlich. Der Schmerz war weg.

 

 

Als sie wieder aufwachte, war zu ihrer Enttäuschung der Schmerz wieder da, doch er war auszuhalten. Wie als hätte sie ein Deja Vú standen wieder zwei Leute beobachtend über ihr. Den einen erkannte sie, es war Dr.Primes, den anderen hatte sie schon mal gesehen, doch ihr fiel der Name nicht ein.

 

„Alannah, du hattest innere Blutungen, wir mussten operieren, doch es ist alles sehr gut verlaufen. Dir wird es in ein paar Tagen besser gehen“, erklärte Primes.

 

„Aber.. aber was ist passiert?“, hauchte sie, denn es fiel ihr noch sichtlich schwer zu reden.

 

„Kannst du dich an nichts erinnern?“.

 

„Nein..“

 

Die beiden Männer warfen sich einen Blick zu, dann sagte der andere : „ Du bist schwer gestürzt und die Treppe hinunter gefallen. Wir lassen dich jetzt in Ruhe, bleib bitte liegen und erhol dich gut. Kampfunterricht fällt für dich 2 Wochen aus“.

 

„Okay“, wieder nur ein Hauch von Stimme. Die beiden Männer verschwanden. Es war so still hier, als wäre sie ganz alleine. Sie versuchte sich aufzurichten, vergeblich, der Schmerz in ihrem Bauch war noch zu groß. Mit der Ratlosigkeit was sie jetzt tun solle beschloss sie einfach zu schlafen, doch auch das gelang ihr nicht. Sie konnte sich kaum bewegen, was das einschlafen sehr erschwerte. Vergeblich suchte sie nach irgendeinem Knopf der Griffbereit lag wie im Krankenhaus wo man einfach nur drauf drücken muss und dann würde ein Krankenpfleger kommen. Alannah gab es auf, sie saß hier fest, konnte nichts tun, mit höllischen Schmerzen sobald sie sich auch nur einen Zentimeter bewegte. Es war Hoffnungslos.

 

 

„Wie geht es ihr?“, fragte Nelio während er in den Leiterraum hinein stürmte.

 

„Du hast ihr ganz schön zugesetzt“, sagte Primes, der gerade dabei war die Krankenakten zu sortieren.

 

„Ich habe keine Ahnung wie das passieren konnte. Ich war nicht bei ihr, ich habe sie nicht gesehen. Wie also konnte ich ihr solche Schmerzen zufügen“, er klang verzweifelt.

 

„Mein Junge, du hast ihr nicht einfach nur Schmerzen zugefügt, sie hatte innere Blutungen, du hast sie deinen Schlag nicht nur spüren lassen, du hast sie geschlagen“, sagte Primes und packte ihn an den Schultern, sein Gesichtsausdruck wurde ernst.

Jeder der Leiter und der Leiterinnen hatte eine persönliche Gabe, sie waren anders als normale Menschen, sie konnten die Zukunft sehen, konnten Gedanken lesen, Leute in ihrem Verhalten oder ihren Gefühlen manipulieren und anderen Schmerz zufügen. Das war Nelios Gabe, unter anderem.

Er konnte Menschen Schmerzen spüren lassen solange er in ihrer Nähe war und sie sah, doch sie wirklich verletzen vor allem wenn er gar nicht bei dieser Person war, das war neu.

Primes und Nelio führten noch ein langes Gespräch. Der Doktor war der Älteste von ihnen allen, er wusste was dort passiert war, auch wenn es geradezu unmöglich war dass so etwas noch mal hätte auftreten können. Doch es war aufgetreten und somit mussten sie alle ihre Pläne umwerfen und ein neues Ziel fokussieren. Alannahs Sicherheit hatte von nun an höchste Priorität.

 

Kapitel 9

 

„Alannah bist du wach?“ , hörte sie eine Stimme sagen und schreckte hoch, wobei sie das Gesicht verzog, da sie immer noch ein wenig Schmerzen hatte. Die zwei Wochen waren fast um und es war beängstigend wie schnell ihre Wunden verheilten und der Schmerz verflog.

 

„Ja, wer ist da?“, fragte sie und rollte sich dann in ihrem Bett einmal herum um zu schauen wer dort in ihr Zimmer gekommen war. Es war Nelio. Er hatte sie in letzter Zeit jeden Tag besucht, jedoch nur wenn Alannah schlief. Selbst wusste er nicht so wirklich wieso er den Mut nicht dazu hatte nach diesem Vorfall mit ihr zu reden, immerhin wusste sie ja nicht, dass er Schuld daran war, doch trotzdem traute er sich nicht ihr unter die Augen zu treten. Langsam ließ er sich auf ihr Bett nieder.

 

„Hör mal Alannah es tut..“, er wollte sich gerade entschuldigen, doch sie unterbrach ihn.

 

„Wo warst du die letzten zwei Wochen?! Ich dachte du seist so was wie mein Beschützer wo also warst du!“, schnell merkte sie selbst, dass sie wie eine hysterische Zicke klang. „Tut mir leid, so wollte ich das nicht...“

 

„Schon okay“, sagte er nur und starrte die Wand an. Beide saßen stillschweigend nebeneinander auf ihrem Bett.

 

Er wusste einfach nicht was er zu ihr sagen soll, besonders weil er wusste wie misstrauisch sie werden würde. Irgendwann müsste sie es sowieso erfahren, doch er entschied sich dafür, dass es noch nicht heute sein würde.

Plötzlich spürte er ein tiefes Gefühl von Traurigkeit, er blickte zu ihr rüber und sah wie ihr eine Träne über die Wange lief. In diesem Moment hätte er sie am liebsten in den Arm genommen, er hätte seine starken Arme um ihren zarten, zerbrechlichen Körper geschlungen und sie nie wieder losgelassen. Doch er kämpfte gegen das Gefühl an, er durfte ihr nicht noch einmal weh tun, das wusste er, doch er konnte diese Gefühle einfach nicht zulassen. Niemand hatte bei der ganzen Sache daran gedacht, dass es für Nelio genau so schwer war. Er hatte solch etwas noch nie zuvor gefühlt und er wollte es auch nicht fühlen, und er war besser darin seine Gefühle zu bekämpfen als sie zuzulassen, doch gerade das könnte ihr sicherer Tod sein.

Wie vom Blitz getroffen stand er auf und stürmte aus dem Zimmer. Er lief hinaus. Er lief weiter und weiter, bis an die Mauer, die das Grundstück umzäunte. Schnaufend stützte er sich ab und lies sich auf den Boden fallen. Viel zu groß war die Angst gewesen ihr wieder weh zu tun als hätte er noch länger in ihrer Nähe bleiben können.

 

Alannah wischte sich die Träne aus dem Gesicht und sprang genauso auf. Ehe sie sich versah war er verschwunden. Was hatte er nur immer? An diesem einen Abend, an dem sie ihren ganzen Kummer an ihm auslassen konnte und es ihm offensichtlich überhaupt nichts ausmachte, war er wie ein anderer Mensch. Nicht mehr so kühl und düster. Es fühlte sich so an als sei er dort er selbst gewesen, doch von dem einen auf den anderen Moment war er wieder perfekt in seiner Rolle.

Schon wieder zerbrach sich Alannah den Kopf zu sehr, sie dachte zu viel nach, was sie nicht wunderte, denn sie war nun mal ein sehr nachdenklicher Mensch. Doch was sie wunderte war, dass sie sich den Kopf eher über einen geheimnisvollem, gefühlskaltem Typen zerbrach, der zudem auch noch jemand war der hier mit in der Sache steckte wobei sie immer noch nicht wusste ob sie den Leuten hier vertrauen könnte, anstatt an Zuhause zu denken, daran wie sie von hier wegkommen würde, daran wie es wohl ihrer Familie, ihren Freunden oder auch Derek ginge.

Derek und sie waren seit ihrer Kindheit aller beste Freunde und jetzt fast 4 Jahre ein festes Paar.

Sie liebt ihn, sie liebte ihn wirklich abgöttisch, doch seit dem sie hier fest saß verschwendete sie kaum einen Gedanken an ihn.

 

Weitere 2 Wochen vergingen indem sich Nelio kein einziges Mal blicken ließ. Nicht nur dass er sie nicht besuchte, sondern er ließ sich wirklich überhaupt nicht blicken. Weder beim Training, noch beim Essen oder sonst irgendwo. Er war wie vom Erdboden verschluckt.

 

„Okay, was wird hier gespielt!?“, Alannah hatte sich in den Leiterraum geschlichen und war fest entschlossen Dr.Primes zur Rede zu stellen, da er offensichtlich der Anführer dieser ganzen Bande war, „Erst erzählt ihr mir hier irgendwas von Beschützer, dass ich hier in Sicherheit sei vor der Gefahr da draußen die auf mich lauert, und dann lässt sich mein angeblicher Beschützer kein Mal blicken? Ziemlicher Schwachsinn finden sie nicht? Sie versprechen mir Antworten und ich sitze hier wochenlang herum ohne überhaupt zu wissen wieso! Ich mach das nicht mehr mit!“, sie kochte vor Wut, was auf erster Linie damit zusammen hing, dass sie dieses Ganze Tag für Tag immer mehr verunsicherte.

Als hätte Dr.Primes geahnt, dass sie herkommen würde, drehte er sich seelenruhig zu ihr um und lächelte sie an. „Mein Liebes, du täuschst dich. Nelio passt auf dich auf, auch wenn du ihn nicht siehst, er ist für dich da und beschützt dich“. Er sagte es mit solch einer Leichtigkeit, als würde es keine weiteren Fragen mehr aufwerfen.

 

„Wollen sie mich verarschen oder so? Ich will sofort wissen was Sache ist. Wovor muss ich Angst haben? Wovor soll ich beschützt werden!“, sie schlug mit der Faust auf den Tisch.

 

„Du solltest etwas essen, du siehst mager aus.“

 

„Oh danke Herr Doktor, das ist es was eine Frau hören will. Jetzt hören sie auf mit der Geheimnistuerei und sagen sie mir was los ist. Ich werde nicht locker lassen.“

 

Primes faltete die Hände ineinander und trat einen großen Schritt näher, sodass sie nur noch wenige Zentimeter trennten. Dann schenkte er ihr ein beruhigendes Lächeln, was sie aber eher beunruhigte. Kurz darauf kam Loan aus einer Ecke hervor und zerrte sie mit sich.

 

„He, He was soll das! Wir sind noch nicht fertig! Ich werde diese Antworten bekommen ob sie es wollen oder nicht!“ , rief sie ihm zu während Loan sie raus schleifte.

 

Jetzt würde sie sicher irgendeine kranke Strafe bekommen, dachte sie sich, doch dass war ihr in dem Moment egal. Sie wollte Antworten und sie war nicht diejenige die sich einfach so ruhig stellen lässt. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann ließ sie auch nicht mehr locker.

Anstatt sie in irgendeinen Kerker zu schleifen oder sonst irgendwas, brachte Loan sie in die Essenshalle.

 

„Iss!“, befahl ihr Loan mit strengem Ton, der sie auf einen der Stühle geschubst hatte und ihr das Essen auf den Tisch knallte. Es war irgendeine Pampe und nach dem Geruch zu urteilen war es ungenießbar. Für Alannah stand fest, sie würde dieses Zeug auf gar keinen Fall essen.

Erwartungsvoll blieb Loan neben ihr stehen. „Na komm schon iss! Du musst dich stärken, sonst kannst du dir das Training direkt abschminken“.

 

„Schön, dann mach ich halt kein Training mehr. Weiß ja nicht mal wieso ich das mache“, sie setzte auf die Beleidigte.

 

Urplötzlich wie von Geisterhand wurde ihr Stuhl nach hinten gerissen, sodass Loan sich vor sie stellen und ihr direkt in die Augen sehen konnte.

 

„Du machst dieses Training nicht zum Spaß und das war kein Angebot das Training ausfallen zu lassen, du wirst so oder so zum Training gehen, ohne Essen wird es eben um einiges schwerer. Also iss gefälligst“, befahl er mit strengem Ton.

 

Alannahs Entsetzen war ihr wie ins Gesicht geschrieben. Was war mit dem Stuhl passiert? Sie schaute sich hektisch um, niemand war hinter ihr, einige Leute saßen an ihren Tischen und aßen zu Mittag. Hatten sie es auch gesehen?! Hatten sie gesehen wie der Stuhl sich bewegt hatte ohne dass Loan auch nur einen Schritt auf sie zu getan hatte.. Das alles verängstigte sie nur noch mehr, sodass sie kurz davor war einfach diese Pampe zu essen, still zu sein und es auf sich beruhen zu lassen auch wenn das bedeuten würde, dass sie die ganze Nacht lang über dem Klo hängen würde, doch kurz bevor sie den Löffel in den Mund schieben wollte hielt sie inne.

Er beobachtete sie immer noch streng, ja sogar richtig hoffend, dass sie endlich essen würde.

Was hatten diese Leute ihr da rein getan, fragte sie sich und ließ den Löffel fallen.

Ohne auch nur ein Wort zu sagen stand sie auf und wollte gerade aus der Tür raus, als diese sich auf einmal mit einem lauten Knall schloss. Geschockt drehte sie sich zu Loan um. Beide Hände hatte er neben seinem Körper gespreizt und hielt sie ihr entgegen. Hatte er gerade etwa selbst die Tür geschlossen? Von 10 Metern Entfernung? Wie war das möglich. Entsetzt stand sie da.

Nun waren auch die Anderen aufmerksam geworden, sie drehten sich zu ihnen um und es sah so aus als könnte Loan jede Sekunde auf Alannah los gehen. Sein Blick, unbeschreiblich, kochend vor Wut stand er da. Doch dann kamen auch schon die Anderen Leiter herein und zu Alannahs Verwunderung war auch Nelio dabei. Er würdigte ihr keines Blickes. So kühl wie immer packte er Loan und zog ihn mit sich. Es war eine unglaublich angespannte Situation, niemand wusste was hier gerade passiert war und das Entsetzen und die Verwunderung waren jedem Einzelnen deutlich ins Gesicht geschrieben.

 

„Ihr kümmert euch um Loan, ich werde das hier wieder in Ordnung bringen. Nur eins ist klar, so einen Zwischenfall darf es nie wieder geben!“, sagte Primes zu den Anderen. Loan hatte öffentlich seine Gabe gezeigt, eine Gefährdung für die ganze Organisation, doch Primes wusste wie er das in Ordnung bringen würde.

 

„Meine Lieben, ich bin mir sicher ihr seid etwas verwirrt. Wir sagen einigen von euch schon seit Jahren, dass ihr Antworten bekommen werdet und ich darf euch heute mitteilen, dass dieser Tag gekommen ist. Bitte folgt mir. Alle.“

 

Wie Marionetten standen sie alle auf und folgten ihm, nur Alannah stand dort, in Mitten der Halle und sah ihnen immer noch total zerrissen hinter her.

 

„Alannah kommst du bitte auch“, rief Primes vom Ende des Ganges. Wie konnte er sehen, dass sie immer noch dort stand? Aus ihren Gedanken gerissen setzte sie sich in Bewegung, doch als Primes gerade eine Tür zur Krankenstation öffnete fiel ihr ein wie sehr er sich doch dagegen sträubte allein ihr die Wahrheit anzuvertrauen. Und nun wolle er gleich jedem hier von ihnen erzählen wieso sie wirklich hier sind? Wenn es doch so ein großes Geheimnis war, wieso dann ausgerechnet jetzt. Das alles passte für sie nicht zusammen. Sie erinnerte sich an das was Jessica ihr erzählt hatte.

Es ist so als hätten die ein Super-Gehör oder könnte in unsere Köpfe gucken“ genau das hatte sie gesagt. Ihr war es als würde sie langsam durchdrehen, doch da sowieso alles hier schon merkwürdig genug war schien ihr die einzige Erklärung für das was gerade passiert war das zu sein, dass diese Leute wirklich übermenschliche Sinne oder Fähigkeiten hatten. Loan hatte den Stuhl und die Tür ohne irgendetwas anzufassen bewegt. Primes sagte oft etwas was zu ihren Fragen und Gedanken in ihrem Kopf passte und dass er sie wirklich durch all die Leute vom hinteren Teil des Ganges sehen konnte, war nicht möglich. Sie meinte fast durchzudrehen, doch plötzlich war Alannah sich ganz sicher. Sie hatten Übernatürliche Kräfte, Primes konnte in ihren Kopf gucken, ihre Gedanken lesen, deshalb wusste er dass sie noch dort in der Halle stand. Abrupt blieb sie stehen. Sie wusste sie hätte nicht viel Zeit, da es Primes wahrscheinlich sofort bemerken würde, deshalb rannte sie. Sie rannte als würde sie von irgendeinem wilden Tier verfolgt werden. Die Treppe hinunter hinaus auf den Trainingsplatz. Die Anderen Leute drehten sich alle nacheinander um, starrten sie an. Sie müssten sie bestimmt für verrückt erklären, denn wohin wollte sie hier laufen? Das Grundstück war umzäunt von einer riesigen Mauer, selbst ein Riese wie aus den Fantasyfilmen hätte es nicht dort drüber geschafft, es wirkte wie ein riesiger Bunker nur halt mit offenem Dach.

Für alle Anderen stand es fest, Alannah war vollkommen durchgedreht. Sie hämmerte gegen die Mauer, versuchte mit aller Kraft hochzuklettern wobei sie es nicht mal einen Meter nach oben schaffte. Doch sie versuchte es weiter. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie wollte hier weg, sie wollte zu ihrer Familie, zu ihren Freunden, zu Derek. Doch plötzlich umschlangen sie starke, muskulöse Arme, die sie von der Wand zerrten.

 

„Hör auf damit! Alannah Hör auf!“, sagte der Junge, immer und immer wieder, versuchte sie zu beruhigen, doch sie wehrte sich immer weiter. „Alannah ich bin es!“. Eine Sekunde lang dachte sie sie hätte Dereks Stimme gehört, es versetzte ihr einen Stich ins Herz, doch sofort erkannte sie, dass es nicht Derek war. Es war Nelio. Komischerweise brachte sie diese Erkenntnis dazu sich zu beruhigen. Auf eine unerwartete Art und Weise gab er ihr Halt und Sicherheit. In seinen Armen war sie in Sicherheit.

 

Kapitel 10

 

„Was ist passiert? Habt ihr mir jetzt ne Gehirnwäsche verpasst oder so?“ , fragte sie Nelio der an ihrem Bett saß während sie sich vor Schmerz an den Kopf fasste. An der Tatsache dass sie so etwas fragte, erkannte sie schnell dass sie ihr wohl keine Gehirnwäsche unterzogen haben und sie musste ein wenig lachen, was als sie Nelios Gesichtsausdruck sah aber gleich wieder erlosch.

 

„Wir müssen reden“, sagte Nelio und ballte eine Faust. Er wirkte als würde er sich innerlich selber dafür ohrfeigen was er gerade tat, doch es schien ihm richtig zu sein.

Auch Alannah wurde plötzlich ganz ernst.

 

„Du musst mir versprechen nicht durchzudrehen okay?“ Alannah nickte nur gespannt.

 

„Ich weiß dass es schwer ist über das was heute passiert ist hinweg zu sehen, das ist auch der Grund dafür, dass gerade in diesem Moment jedem Einzelnen der in der Essenshalle anwesend war die Erinnerungen dieses Tages gelöscht werden“, erklärte er und Alannah unterbrach ihn sofort.

 

„Wie bitte was?! Machst du dich gerade irgendwie lustig über mich? Ich finde das nämlich überhaupt nicht lustig“.

 

„Ich mache mich nicht lustig über dich, ich meine das ernst. Wir können den Menschen ihre Erinnerungen von einer Zeitspanne von 24 Stunden rauben, danach werden sie in Schlaf versetzt und am nächsten Morgen aufwachen ohne jegliche Erinnerung an den vergangenen Tag“.

 

„Den Menschen? Seid ihr etwas keine Menschen? Was seid ihr?“, fragte sie und kam sich vor wie in einer Traumwelt, alles wirkte so surreal, doch Angst hatte sie nicht, sie war verwirrt, nicht ängstlich. In Nelios Gegenwart hatte sie einfach keine Angst.

Er zögerte sehr lange, hin und her überlegte er ob er es ihr wirklich erzählen könne, aber was blieb ihm jetzt noch anderes übrig als ihre Gedanken zu löschen, was aber für ihn überhaupt nicht in Frage kam.

„Alannah“, wieder zögerte er, „Wir sind Menschen mit besonderen Gaben. Jeder einzelne hat eine oder mehrere Gaben. Was du heute gesehen hast war die Gabe Dinge zu bewegen ohne sie anzufassen. Und Primes, der kann Gedanken lesen, deshalb wusste er oft schon bevor du etwas gefragt hast, was er zu sagen hatte.“

 

„Erzähl mir bitte was neues darauf bin ich auch schon von alleine gekommen“, sagte sie und wirkte dabei Nelio gegenüber total cool, doch innerlich machte sie sich total verrückt. Sie hatte es zwar wirklich vermutet, doch irgendwie hat sie es doch nicht für möglich gehalten.

 

„Du musst nicht so tun als würde dich das nicht mitnehmen, ich weiß wie du dich fühlst, ich kann es spüren“, sagte er und nahm ihre Hand. Langsam hatte er sich an das Bedürfnis sie spüren zu wollen und für sie da zu sein gewöhnt.

Sie wurde wieder ernst. Diesmal sah man ihr an wie es ihr innerlich ging. Ihr Gesicht wurde kreidebleich und schreckhaft zog sie ihre Hand zurück.

 

„Ist das etwa deine Gabe? Fühlen was andere Leute fühlen?“, fragte sie vorsichtig.

 

„Nein. Ich meine zumindest bist jetzt nicht“. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er wirklich noch nie gespürt hat wie sich ein anderer fühlt, bei ihr war es das erste mal und es fühlte sich so echt an.

Fragend schaute sie ihn an, hoffend auf weitere Antworten.

 

„Ich kann die Zukunft sehen und den Leuten Schmerz zufügen“, sagte er und nahm dabei wieder ihre Hand um sie wenigstens etwas zu beruhigen.

 

„Ich muss hier raus“, sagte sie schnell und eilte hektisch aus dem Zimmer, doch Nelio fing sie auf dem Flur wieder ab.

 

„Alannah du musst mir versprechen dass du dich unauffälliger benimmst und dass du kein einziges Wort über das was ich dir eben erzählt habe verlierst. In einem gewissen Maße kann ich dich vor Primes schützen, nur er ist es der Gedanken lesen kann und solange ich mich auf ihn konzentriere und du dich nicht so auffällig benimmst wie bisher wird er auch nicht tiefer deine Gedanken lesen. Dazu musst du versuchen dich abzulenken, an irgendetwas anderes zu denken, wir können nicht vorsichtig genug sein.“

 

„Lass mich los, bitte du tust mir weh“. Er hatte seine Kraft völlig unterschätzt. Erschrocken ließ er ihr Handgelenk los, es zeichnete sich ein dunkler blauer Fleck ab.

 

„Es, es tut mir leid Alannah“, stotterte er. Aber er konnte nicht zu lassen, dass sie jetzt einfach so abhaute, er musste verhindern, dass Primes oder die Anderen irgendetwas davon mitbekamen, dass Alannah Bescheid wusste. Mit einem Ruck packte er sie und trug sie zurück in ihr Zimmer.

 

„He was soll das ! Jetzt lass mich endlich runter. Ich geh ja schon mit dir lass mich runter!“, aber er trug sie noch weiter, bis auf ihr Bett, dort ließ er sie langsam herunter auf ihr Bett gleiten und setzte sich dann zu ihr und rückte dich an sie heran.

 

„Du musst es mir versprechen“, sagte er leise, schaute ihr dabei tief in die Augen.

 

„Ich verspreche es dir“, hauchte sie betäubt. Da waren sie wieder, diese wundervollen, so außergewöhnlichen, tief schwarzen Augen die sie so faszinierten.

 

Nelio spürte eine vollkommen fremde Anziehungskraft, die von ihr ausging. Es war nicht so, dass Nelio nicht wüsste was Liebe ist, doch diese Leute hatten nicht nur persönliche, besondere Gaben, sie hatten ihre Gefühle immer im Griff. Sie konnten sich entscheiden, Menschlichkeit oder nicht. Warmherzig oder kaltherzig. Nelio hatte den düsteren Weg eingeschlagen, er wollte ein Krieger werden, und als Kriege würde man von Gefühlen nur manipuliert werden. Doch Alannah gab ihm seine Menschlichkeit zurück. Sie war es die ihn die letzten Wochen so sehr durcheinander gebracht hatte und sie war es die er so unbedingt brauchte um sich überhaupt noch unter Kontrolle zu haben.

 

Die eine Hand legte er an ihre Hüfte, zog sie noch näher an sich heran, die andere in ihren Nacken.

Sie konnte seinen heißen Atem spüren und mit jedem Atemzug den er tat schlug ihr Herz schneller und schneller. Alles um sie herum begann zu verschwimmen, für einen Moment vergaß sie wo sie gerade war und was sie noch kurz zuvor erfahren hatte, einen Moment vergaß sie alles um sich herum und als seine Lippen die ihre berührten fühlte es sich so an als würden durch ihren Kuss Reaktionen in ihrem Körper losgelöst werden die man nicht erklären konnte. Alles kribbelte, es fühlte sich an als würde ein Feuerwerk in ihr drin explodieren, doch es war ungewohnt, ungewohnt schön. Wunderschön.

Als ihre Lippen sich wieder trennten hielt sie ihre Augen noch einige Sekunden geschlossen, da sie dieses Feuerwerk in ihr drin so lange wie möglich genießen wollte.

Auf seinem Gesicht tat sich ein Lächeln auf, denn sie war so wunderschön wie sie da saß.

Dann öffnete sie ihre Augen und strahlte ihn mit diesem überwältigendem Jade-Grün an, doch schnell erlosch das Strahlen wieder.

 

„Was verheimlichst du mir?“, fragte sie, plötzlich wieder total ernst und fremd.

 

„Primes hatte mich davor gewarnt“, dachte er laut und fasste sich an den Kopf. Er hatte keine Ahnung wie er ihr das erklären sollte, aber sie spürte das etwas nicht stimmte. Sie waren jetzt verbunden und das hieß alles miteinander zu teilen, miteinander sein oder machtlos.

 

„Wovor gewarnt! Nelio bitte! Du warst doch gerade dabei? Du hast das doch gerade erlebt, was hat das zu bedeuten. Was verheimlichst du mir!“.

 

„Wir sind verbunden!“, gleich nachdem es raus war bereute er es schon wieder es so abrupt gesagt zu haben. Er drehte sich wieder zu ihr und nahm ihre Hände. Vorsichtig legte er die eine auf seine Brust und die andere auf die ihre.

„Spürst du das? Unser Herz schlägt im gleich Takt.“ Und tatsächlich, sein Herz schlug genauso wie ihres. „Alannah, wir sind verbunden. Wir sind für einander bestimmt. Dadurch dass wir uns näher gekommen sind gibt es kein Zurück mehr. Du bist an mich gebunden und ich an dich. Ohne einander sind wir machtlos“.

Doch Alannah verstand überhaupt nichts mehr.

 

„Wie meinst du das machtlos? Was hatten wir denn bisher für eine Macht? Nelio bitte hör auf mich zu beunruhigen. Erzähl mir alles! Alles was du weißt.“

 

„Die Leute hier, die von der Organisation, mich mit eingeschlossen, wir wurden nicht hier geboren. Wir gehören eigentlich gar nicht hier her. Unsere Art lebt seit knapp 5000 Jahren auf dem Planeten Zethox. Dort hat das uns bekannte Leben angefangen und wir wurden alle mit einer Gabe geboren, doch vor etwa 2050 Jahren begann es dass Zethoxaner ohne Gabe geboren worden. Das Zusammenleben wurde immer schwieriger. So etwas wie uns Beide gab es vor etwa 2017 Jahren schon einmal. Ein Mensch ohne Gabe und ein Zethoxaner waren aneinander gebunden, zusammen waren sie stärker als jeder andere noch so ältere Zethoxaner, egal wie stark seine Gabe war. Dadurch, dass sie aneinander gebunden waren, teilte der Zethoxaner seine Gabe mit der Sterblichen und die Kraft dieser Gabe verhundertfachte sich. Mit solch einer Macht können viele nicht umgehen, ebenso die Beiden. Sie wollten den Planeten übernehmen. Sie waren unbesiegbar, außer man trennte sie. Also lockte man sie in eine Falle, schaffte sie weit genug von einander entfernt weg und vernichtete sie. Damit so etwas nicht noch einmal geschehen würde forschte man nach einem Planeten im Universum, der den Lebensbedingungen der Zethoxaner ohne Gabe gerecht wurde und man siedelte sie auf die Erde um. So entstand erst das Leben auf der Erde, so entstand eure Menschheit.“

Alannahs Augen waren weit aufgerissen, sie wusste nicht was sie sagen sollte. Sollte sie lachen? Sollte sie weinen? Ihr lief es eiskalt den Rücken hinunter. Zuerst dachte sie es sei ein Scherz, doch sie spürte es. Sie spürte dass er es ernst meinte. Er sagte tatsächlich die Wahrheit.

 

„Also bist du kein Mensch..“, fragte sie vorsichtig.

 

„Im Grunde genommen nein. Ich bin ein Zethoxaner. Wir sind unsterblich und haben übermenschliche Fähigkeiten. Das wars aber auch schon. Wir bezeichnen uns mittlerweile selber als Menschen, die Zethoxaner sind nur noch die die sich gegen uns stellen“.

 

„Das wars aber auch schon?“, plötzlich fing sie laut an zu lachen, doch eher aus Unsicherheit , „Du weißt nicht wie es sich anfühlt, sein ganzes Leben geglaubt zu haben wir sind die einzigen im Universum und es gibt keine Alien, Hexen, Vampire, Werwölfe oder sonst irgendetwas und jetzt erzählst du mir von ...“ , sie zögerte einen Moment , „Geschöpfen die irgendwo auf einem anderen Planeten leben und wie ihr auch hier.“ Jetzt musste er auch lachen, was sie um einiges beruhigte.

 

„Es gibt keine Alien, Hexen, Vampire oder Werwölfe. Wir sind wie ihr Menschen nur halt etwas anders. Und außerdem weiß ich wie es sich anfühlt“. Sie verstand nicht sofort, doch dann spürte sie es selbst. Er spürte das was sie spürte und sie spürte das was er spürte. Sie war plötzlich in einer völlig anderen Welt. Er zeigte ihr Erinnerungen an seine Kindheit auf seinem Planeten und plötzlich fühlte sich ihr Körper frostig und kühl an. Sie spürte seine Kaltherzigkeit, sah wie er zum Krieger wurde, sah wie er kämpfte und plötzlich waren die Bilder weg. Wieder zurück in der Realität schaute sie ihn völlig entgeistert an.

 

„Das ist unmöglich. Ich muss träumen oder so etwas“, sagte sie und stand auf, ging im Zimmer auf und ab, doch er hielt sie fest als sie wieder am Bett ankam.

 

„Du weißt dass es wahr ist.“

 

 

 

Kapitel 11

 

Es war wirklich wahr, Alannah hatte alles gesehen, durch seine Augen, seine Erinnerungen. Wirklich alles.

Sie stand völlig unter Schock. Nelio schüttelte sie.

 

„Alannah, bitte! Hör mir zu! Alannah“, immer noch starrte sie nur in die Luft, entsetzt von all dem was sie gerade erfahren hatte. Doch dann fing sie sich wieder, „Okay, ich glaube dir, aber was soll das alles hier, ich verstehe es nicht“.

 

„Du hast gesehen wie ich zum Krieger wurde, ich habe gekämpft gegen die Bösen, und du musst wissen wieso ich das getan habe. Diese Zethoxaner gegen die ich gekämpft habe wollen die Menschheit auslöschen, sie wollen den Planeten Erde und den Planeten Zethox übernehmen und das mit der Hilfe eurer Technik..“

 

„Du willst also sagen..“, fiel Alannah ihm ins Wort, doch er stoppte sie.

 

„Diese Zethoxaner sind die Gefahr vor der ihr hier in Sicherheit seit, ihr alle seit Kinder der Leute, die die wichtigsten Rollen in der Technikbranche bei euch spielen, also wollen sie euch als Druckmittel benutzen um somit das Wissen zu erlangen was sie brauchen und die Planeten zu übernehmen“.

 

Wieder starrte Alannah nur noch Löcher in die Luft.

 

„Ich weiß dass das jetzt alles viel zu viel für dich ist, aber ich musste es dir erzählen. Wenn die Zethoxaner erst herausfinden was uns Beide verbindet sind wir Beide in noch viel Größerer Gefahr, dass heißt du darfst mit niemandem darüber sprechen! Es gibt sehr wohl einen Weg hier raus, die Mauern scheinen zwar unüberwindbar, doch es gibt Wege. Und genau das ist der Grund wieso wir euch allen hier drin nicht mehr sagen als das Nötigste. Es gibt immer den einen oder anderen, der den Helden spielen möchte, doch das würde uns nur noch mehr gefährden, denn die Zethoxaner haben bislang nicht herausgefunden wo unser Versteck ist und das soll auch so bleiben, jeder Einzelne der hier rüber Bescheid weiß, stellt eine Gefahr dar und könnte uns verraten, auch wenn dieses Versteck nur zu ihrem Besten ist, manche drehen bei diesen Nachrichten einfach durch“.

 

„Okay halt Stopp, und wie soll das alles weiter gehen? Wollt ihr uns hier festsetzen bis zu unserem Tod?“, fragte sie ernst.

 

„Nein, wir trainieren euch, gleichzeitig stellen wir auf Zethox eine Armee zusammen, die eines Tages einmal stark genug sein wird um die Gegner zu vernichten.“

 

„Wozu das Training?“

 

Nelios Blick wurde traurig, der Gedanke daran, dass es früher oder später dazu kommen würde, dass die Zethoxaner doch angreifen und Alannah noch nicht bereit dafür sein würde gegen sie anzukommen, zerbrach ihm das Herz. Er fasste ihre Hand, zog sie nah an sich heran und hauchte ihr ins Ohr.. „Ihr müsst ebenso vorbereitet sein auf den Tag an dem es zu einem Kampf kommt, wie wir. Aber ich werde alles dafür tun, dass dir nichts geschieht“.

 

Wieder machte sich in Alannah dieses unglaublich prickelnde Gefühl breit, es zog sich durch jede Ader ihrer Körpers und plötzlich verstand sie. Ihr ganzes Leben vor diesen Ereignissen hatte gar nichts mehr zu bedeuten, alles zielte darauf ab, dass sie eines Tages an seiner Seite stehen würde, mit ihm zusammen würde sie stärker sein als nie zuvor, er war derjenige der ihr die Geborgenheit geben konnte die sie brauchte und er würde derjenige sein in dessen Augen sie sah bevor sie die ihre für immer schließen würde.

 

„Alannah.. Alannah!“, Nelio wurde immer lauter, wieder schüttelte er sie und riss sie somit aus ihren Gedanken.

 

„Ich habe es gesehen..“, hauchte sie völlig entgeistert.

 

„Was hast du gesehen?!“, fragte Nelio drängend.

 

„Uns..Wir Beide, wir haben gekämpft und...“

 

„Du hattest eine Vision, das ist eine meiner Gaben, du hast sie jetzt auch, du wirst dich schon noch daran gewöhnen“, sagte er wieder etwas ruhiger , „Ich muss jetzt gehen, wir dürfen keine Aufmerksamkeit erregen, schlaf, Primes muss denken ich hätte dir deine Erinnerungen an die letzten 24 Stunden geraubt“. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn dann drehte er sich um und wollte gerade die Tür öffnen, doch Alannah packte ihn am Handgelenk.

 

„Wir sind gestorben..“, sagte sie, immer noch völlig perplex. Jetzt änderte sich auch Nelios Gesichtsausdruck, er wurde bleich, sein Herz schlug schneller.

 

„Was meinst du damit wir sind gestorben“, fragte er und setzte sich mit ihr aufs Bett.

 

„Wir haben gekämpft, zusammen, doch einer der Zethoxaner stieß mir einen Pfahl durchs Herz, ich habe dir in die Augen gesehen und gefühlt, dass du es auch spürst. Wir sind gestorben“.

 

„Das kann nicht sein, Alannah man müsste uns erst trennen um uns zu töten, man müsste uns tausende Kilometer weit voneinander entfernt verwunden um uns wirklich zu töten“.

 

„Aber so habe ich es gesehen, Nelio glaub mir doch!“, sie drückte sein Handgelenk noch fester und schaute ihm nun mit verweinten Augen an, die Tränen flossen über ihre zarten, roten Wangen.

 

„Beruhige dich“, sagte Nelio und nahm sie in den Arm, selber wusste er es besser, doch er musste sie beruhigen, „Die Visionen müssen nicht immer eintreten, du brauchst also keine Angst haben“.

 

Das konnte nicht wahr sein, dachte er sich, doch innerlich wusste er trotzdem, dass es eintreten würde. Von jetzt an waren sie verbunden, seine Gaben waren nun auch ihre Gaben und das Alter spielte keine Rolle, sie waren verbunden, also waren ihren Gaben somit ausgereift, dass was sie von nun an sehen, wird so eintreten, ohne Ausnahmen.

Doch was momentan für Nelio zählte, war Alannah die Angst zu nehmen, selbst in ihm war ein kleiner Funken Hoffnung, dass es vielleicht nicht so eintreten würde wie sie es gesehen hatte, vielleicht würden sie stärker werden bis dort hin, und genau aus diesem Grund mussten sie sofort mit dem Training beginnen. Er zog sie mit sich vom Bett, etwas ruppig wie er selbst wenige Sekunden später bemerkte, doch dass tat jetzt nicht zur Sache.

Auf dem Flur stoppte er noch einmal.

 

„Lass dich von den Visionen nicht verunsichern, unser einziges Problem momentan ist Primes. Er darf auf gar keinen Fall merken, dass du weißt was ich weiß“, sagte er und sah ihr dabei tief in die Augen.

 

Seine Augen ließen sie für einen Moment dahin schmelzen, dann fasste sie sich wieder.

„Aber wie soll das gehen?“, fragte sie, „Er kann Gedanken lesen, wir werden es nicht vor ihm verbergen können!“.

 

„Wir können das, wir sind verbunden, wir sind zusammen stark und können unsere Gedanken verbergen, du musst von jetzt an nur in meiner Nähe bleiben“.

 

„Weiter als bis zu den Mauern würde ich ja eh nicht kommen“, sagte sie etwas trotzig, doch dabei merkte sie, dass sie weiter gar nicht mehr kommen wollte. Sie wollte bei ihm sein, nicht weil sie Angst hatte vor dem was draußen auf sie wartete, nein er war es, er war der Grund.

Er schmunzelte, als könne er ihre Gedanken lesen, verdutzt schaute sie ihn an, „Was? Ist das jetzt auch noch so ein Ding, dass du meine Gedanken lesen kannst?“

 

Er lachte und strahlte sie mit seinem Lächeln an, „Nein, spüre nur wie du an mich denkst, genauso wie du das fühlen kannst, was ich fühle“. Plötzlich wurde ihr wieder ganz heiß, es prickelte. Seine Finger streiften ihren Arm entlang, die andere Hand legte er in ihren Nacken und zog sie näher zu sich heran. Bevor er ihre Lippen berühren konnte stoppte sie, „Für einen gefühlskalten Kämpfer bist du aber momentan ganz schön am kochen vor Gefühlen“. Sie kicherte und es blitzte wieder ein Lächeln über seine Lippen. Dann küsste er sie sanft, riss sich aber nach wenigen Sekunden wieder von ihr los.

 

„Wir müssen los“, sagte er schroff, wieder ganz der Alte.

 

 

Wochenlang trainierten sie, Tag für Tag, Stunde für Stunde, manchmal auch Nachts. Alannah wurde stärker und auch Nelio wurde kräftiger und langsam bemerkte auch Primes was da vor sich ging.

Nelio war gerade auf dem Weg zu Alannahs Zimmer, da fing Primes ihn ab, „Mir ist aufgefallen, dass du in letzter Zeit ziemlich viel Zeit mit deinem Schützling verbringst, zu viel Zeit. Du hast es getan, stimmts?“

 

„Was soll ich getan haben?“

 

„Du hast die Verbindung vollendet“.

 

Nelio sah ihn fragend an.

 

„Na komm schon du weißt wovon ich rede, die bist zwar erst 24, aber du bist einer der Besten in deinem Alter, sonst wärst du jetzt nicht auf der Erde“.

 

„Ich weiß welche Verbindung sie meinen, und ich bin mir auch im klaren darüber, dass wenn diese Verbindung vollendet ist, Alannah über alles Bescheid wissen würde, doch die Verbindung besteht noch nicht. Sie müssen sich also keinerlei Sorgen machen“.

 

„Dir ist doch klar, dass es unseren und auch den Untergang der Erdmenschen bedeuten würde, wenn auch nur einer dieser Kinder hier drin Wind von dem Allen bekäme, durchdrehen würde und uns verraten würde, oder!“ , Primes presste Nelio drohend gegen die Wand.

 

„Auch wenn Alannah etwas wüsste, würde sie niemandem von all dem erzählen, sie wüsste worum es hier geht“.

 

„Das ist auch gut so, es gibt einen Neuzugang, du weißt die sind die größte Gefährdung, also stell ihn so schnell es geht ruhig damit er keine Fragen stellt, du bist ab Heute nicht mehr Zuständig für Alannah Lizzy wird sie übernehmen. Dein Neuer heißt Derek“. Das waren seine letzten Worte, er ließ Nelio los und verschwand, ohne dass Nelio auch nur noch ein Sterbenswörtchen sagen konnte.

 

 

 

„Wir haben ein Problem“, sagte Nelio, nachdem er in Alannahs Zimmer geeilt war.

 

„Wie was, wieso?!“, fragte sie hektisch.

 

„Ich bin nicht länger dein Mentor, ich habe einen Neuen zugeteilt bekommen, Primes weiß von unserer Verbindung“.

 

„Was!“, rief sie, etwas zu laut wie sich selbst bemerkte.

 

„Ich habe es geleugnet, aber es fehlt nur noch, dass er uns in Gedanken auf frischer Tat ertappt, dass heißt, wir müssen ab jetzt so unauffällig wie möglich sein und dennoch uns in der Nähe des anderen aufhalten“.

 

„Okay, halt! Nelio, was wäre so schlimm daran wenn Primes erfahren würde, dass wir diese Verbindung vollendet haben und ich von all dem hier weiß?! Du hast mir den wirklichen Grund nie wirklich erzählt. Was würde Primes mit uns anstellen, es kann doch nicht sein, dass er einfach nur Angst hat davor, dass ich den Anderen davon erzähle und einer ausreißt und es in die Welt hinaus trägt?!“.

 

Nelio schwieg, momentan bekam er kein Wort mehr heraus, er wusste dass er Alannah nun die Wahrheit sagen musste, sie spürte, wenn er lügen würde. Er schluckte, „Ich habe dir doch davon erzählt, dass es schon mal so eine Verbindung zwischen Mensch und Zethoxanern gab. Sie wurden ausgelöscht, für immer, wegen so einer Verbindung wurden ganze Haufen von Menschen umgesiedelt auf einen anderen Planeten! Verstehst du was ich dir damit sagen will! Primes wäre es egal, dass wir so stark gemeinsam werden könnten dass wir die Zethoxaner, die die Planeten übernehmen wollen, besiegen könnten.“

 

„Willst du damit sagen dass..“, Nelio spürte schon was sie sagen wollte.

 

„Er würde uns auslöschen, genau“, sagte er und senkte den Blick, „Wir sind einfach viel zu gefährlich, ob Gut oder Böse, das Pärchen damals, war Anfangs auch auf der Seite der Regierung, doch diese Macht haben nicht alle so gut im Griff wie wir.“

 

Langsam wurde Alannah immer nachdenklicher, „Wer sagt denn, dass wir diese Macht so gut im Griff haben, wer garantiert uns, dass wir nicht wirklich so durchdrehen“. Sie sank in sich zusammen.

 

„Wir werden nicht aufgeben, wir werden für das Gute kämpfen, ob mit oder ohne die Anderen“, sagte Nelio und kniete sich zu ihr auf den Boden. Er war gerade dabei ihr eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen, da hörten Beide eine Stimme aus dem Flur rufen. Alannah kam diese Stimme bekannt vor und plötzlich wurde ihr alles klar. Der Neuzugang, die Kinder die alle von den Eltern stammen, die in der Firma beziehungsweise der Branche ihrer Eltern arbeiteten. Es war Derek.

 

 

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.02.2015

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