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Frühlingsgefühle

Ein Schmetterling landete direkt vor ihnen auf dem Geländer der Veranda. Bequem an Shane lehnend, beobachtete Rick ihn. Dabei genoss er die Finger, die sich unter seinen Pullover geschoben hatten und seinen Bauch streichelten. Da die Frauen übers Wochenende zu einem Wellnessurlaub gefahren, sodass sie wirklich Ruhe hatten. Keiner der an ihre Tür klingelte und etwas benötigte oder sie ausspionieren wollte. Seit Shane bei ihm eingezogen war, war es sogar noch schlimmer geworden. Laut Shane warteten sie nur noch darauf, dass sie sich verlobten. Doch sie hatten beschlossen, dass die Frauen darauf lange warten konnten. Sollte es soweit sein, würden die neugierigen Nervensägen es zuletzt erfahren.

 

Vor dem Haus stoppte ein Auto und der Pizzafahrer sprang raus, holte aus dem Kofferraum zwei Schachteln. Murrend ließ Rick zu, dass Shane sich erhob, um den Mann zu bezahlen und ihr Essen entgegen zu nehmen. Gähnend rappelte auch Rick sich in die Höhe und lief ins Haus. Zwar wäre es reizvoll, auf der Veranda zu essen. Doch Rick zog trotzdem einen Tisch vor und den hatten sie nun mal noch nicht nach draußen gebracht. Das mussten sie bei Gelegenheit noch erledigen.

 

In der Küche holte er zwei Teller aus dem Schrank, stellte sie auf den Tisch. Hinter sich hörte er, wie Shane die Schachteln auf dem Schrank platzierte. Hände schoben sich unter sein Oberteil und Shane hauchte ihm einen Kuss ins Genick, knabberte leicht daran.

„Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe“, murmelte Rick leise, schloss genießend seine Augen und bedeckte Shanes Hände mit seinen.

„Ich liebe dich auch.“

 

Ein Magengrummeln von Rick brachte sie zum lachen und dazu, sich voneinander zu lösen. Shane verteilte die Pizzas auf den Tellern und sie aßen ganz gemütlich auf, ohne sich zu unterhalten. Das mochte Rick so sehr an Shane. Sie konnten zusammen schweigen, ohne dass einer das Gefühl hatte, die Stille füllen zu müssen. Nach dem Essen räumten sie noch ordentlich auf, kuschelten sich wieder gemeinsam auf die Veranda.

„Wir sollten die restlichen Möbel rausholen, um es gemütlicher zu machen“, schlug Shane vor, machte allerdings keine Anstalten, den Vorschlag in die Tat umzusetzen. Ihre Finger spielten miteinander. Bei dem Blick auf seinen Garten wurde Rick noch mehr Arbeit klar. Die Pflanzen fingen langsam an zu wachsen.

„Um die Hecke und den Rasen sollten wir uns auch kümmern. Was hältst du davon, wenn wir Blumen besorgen und es ein wenig bunter gestalten. Außerdem müssten wir uns darum kümmern, dass die Außenfassade neu gestrichen wird.“ Wirklich Lust hatte Rick nicht dazu, doch sie sollten sich darum kümmern. Keiner sollte ihnen nachsagen, dass sie das Haus verwahrlosen ließen. Shane ließ nur ein zustimmendes Brummeln hören.

 

Ohne sich absprechen zu müssen, verschoben sie die Arbeiten auf den nächsten Tag. Für die Außenfassade würden sie nächste Woche eine Firma suchen und die Blumen waren auch nicht dringend. Sie sollten es nur nicht vergessen.

 

Zärtlich hob Rick eine Hand von Shane an, hauchte auf jeden der Finger einen Kuss, nahm einen davon in den Mund und lutschte daran. An seinem Rücken spürte er die Reaktion darauf, ignorierte es, genauso wie das Ächzen von Shane. Er machte einfach weiter. Schließlich sollte Shane sich schon auf den Abend freuen. Da konnten sie das neue Sofa direkt einweihen. Das hatten sie schon mit jedem Raum gemacht. Das Elternschlafzimmer hatten sie zu einem Gästezimmer umfunktioniert. Nachdem Rick ihnen nämlich gesagt hatte, dass sein Freund bei ihm eingezogen war, hatten diese erfreut bekannt gegeben, dass sie nicht mehr zurückkamen und ihm das Haus an seinem achtzehnten Geburtstag überschreiben würden. Shane hatte total entsetzt reagiert und nicht glauben können, dass Ricks Eltern so eiskalt waren. Doch der hatte nur mit den Schultern gezuckt und zufrieden gegrinst. Anders kannte er es nicht und anders wollte er es nicht.

 

„Du bist ein kleiner Teufel. Ein verdammt verführerischer Teufel“, murmelte Shane heiser. Zufrieden biss Rick noch einmal leicht in die Spitze des Zeigefingers und kuschelte sich zurecht, schloss die Augen für den Moment. Das würde eine kurze Nacht werden und dafür brauchte er all seine Kräfte. Er befand, das sein Leben so definitiv weitergehen konnte. Er hatte einen wunderbaren Freund, ein tolles Zuhause, eine Zusage für eine Ausbildungsstelle und auch sonst keinerlei Probleme. Besser konnte sein Leben nicht werden. Außer vielleicht mit einem Antrag, doch das hatte Zeit. Man sollte genießen, was man hatte.

 

„Auch wenn die Nachbarinnen richtige Nervensägen sein können, so haben sie mir doch das beste Geschenk gemacht, was ich je bekommen habe. Mit dir will ich alt werden.“ Zwar klang es kitschig, doch es drückte genau seine Gefühle aus.

„Dann werden wir zusammen zwei alte Rentner sein, die hier auf der Veranda sitzen und sich gegenseitig volljammern, was alles weh tut. Zwischendrin ein kleines Küsschen, denn zu mehr haben wir nicht die Kraft, da wir total gebrechlich sind. Und die Nervensägen von nebenan dürfen unseren Haushalt machen, weil wir das nicht mehr schaffen“, alberte Shane herum, kitzelte Rick an den Seiten. Kichernd versuchte Rick den Fingern zu entkommen, wand sich hin und her, vergrößerte so Shanes Problem.

„Das wird ein schönes Leben.“ Mit diesen Worten hörte Shane auf, Rick zu kitzeln, zog ihn in eine feste Umarmung und hauchte ihm einen Kuss auf die Seite des Halses.

„Ich freue mich schon darauf, mit dir alt zu werden und wir werden alle Höhen und Tiefen gemeinsam bewältigen. Egal was uns das Leben für Steine in den Weg legt.“ Sich umdrehend, hockte Rick sich rittlings auf Shanes Schoss und küsste ihn zärtlich. Es würde Arbeit werden, doch sie schafften das garantiert. Gemeinsam.

Impressum

Texte: Josephine Wenig
Bildmaterialien: pixabay.com
Cover: Josephine Wenig
Tag der Veröffentlichung: 16.09.2018

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