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Titel

Misa Vebiletti: Burst

 

 

Bookrix Edition: Teil 2

 

 

 

F.W.G. Transchel

 

 

 

Copyright © 2016 F.W.G. Transchel

 

 

Rechtliche Hinweise am Ende des Buches.

1

 

Der Asteroid zerplatzte wie eine Seifenblase und die Schwerelosigkeit und Leere des Weltalls verwandelte sich in dicken, süßlichen Sirup, in dem Misa herum strampelte.

Obschon sie erschöpft die Bewegung spürte, kam sie nicht vom Fleck, doch auch das wusste sie nur, weil sie … es eben wusste. In diesem Universum gab es keine Sterne mehr, kein Raumschiff Leopold, nicht den Ganymed oder die Rettungsmission und das Rätsel um den Jupiter. Nur schweren, dicken Nebel, der Misas Verstand umwölkte und durch den sie wie in Watte gepackt Stimmen zu hören begann.

 

»… Scheiße.«

»Den Defibrillator, schnell.«

Sie verstand die Bedeutung der Sätze nicht und wusste nicht, wem, wo oder wann man das Gespräch zuordnen könnte, sondern umarmte die warme Erkenntnis, dass es etwas … irgendetwas außerhalb der sich immer weiter verfestigenden Glocke aus Nichts um sie herum gab. Sie erinnerte sich an einen dumpfen, fernen Schmerz, doch es gelang ihr nicht, eine Zuordnung zu finden. Hatte sie einen Unfall gehabt?

»Hier.«

»Gut. Aufladen.«

Es gab eine Art sensorisches Echo im Universum der Misa Vebiletti, doch war es nicht mehr als die unscheinbare, bescheidene Welle, die ein Wassertropfen hinterlässt, wenn er auf den Ozean trifft. Die Watte wurde zu Granit und Misa selbst wurde, noch während sie wieder mit den Armen ruderte – und jedenfalls war es das, was sie dachte, dass sie tat – zu einem einzelnen Block aus ewigem, kaltem Eis, der in einem Halo aus Überraschung zerbarst.

»Bereit?«

»Jetzt.«

 

Die Stimmen wurden klarer und wie bei einem Sprung in kristallklares Wasser vorher feststeht, dass man frieren wird, wusste der Verstand hinter dem Bewusstsein noch vor dem Elektroschock, was er zu tun hatte und beschleunigte zurück auf normales, lebendiges Niveau. Die Manifestation des Defibrillators in Misas Körper war ein einzelner, absurd hoher Ton, der einfach im Universum stand und, so schien es, nicht wieder weggehen musste. Für den Bruchteil eines Gedankens gab es keinen Schmerz, keine Fragen, keine Sorgen, doch auch keine Antworten dazu. Für die Spanne einer von der Unschärferelation eines zum Menschen zusammengesetzten, komplexen Systems aus Atomen und Elektronen namens Misa Vebiletti gab es nichts, nicht einmal mehr das Universum um sie herum. Und dann platzte die Seifenblase in der Seifenblase und das Universum um sie herum forderte ein, was ihm gehörte, während es seinerseits die Sorgen zurückgeben würde.

Misa fuhr hoch und schnappte nach Luft. Schädel und Knie dröhnten vor Schmerz, der voll süßer, warmer Gewissheit war, am Leben zu sein.

Ekstatisches Lachen erhellte den Korridor, als der Effekt des Schocks sie alles, was zuvor passiert war, vergessen ließ und nur die Wonne des Augenblickes zählte. Misa wusste nach einem Moment nicht mehr warum sie lachte, noch, warum ihr Tränen über das Gesicht liefen, noch, warum sie im aufgerissenen Weltraumanzug in der Luftschleuse lag.

Lethargisch verfolgte sie, wie zwei Paar starke Arme sie anhoben und irgendwohin trugen. Dann bekam sie eine Art Medikament und schließlich wurde es wieder dunkel.

 

***

 

Es war so dunkel, dass ihre Augen nicht begriffen, dass das Blinken und Leuchten der LEDs, die alle möglichen unwichtigen Funktionen vom Türöffner über die Schubladenbeleuchtung hin zum automatischen Haarföhn illustrierten, keine übersteuerten Supernovae des tristen, kalten Weltalls waren. Langsam gewöhnten die Augen sich schließlich an die Dunkelheit und Misa begriff, dass sie in ihrer Kabine sein musste, in völliger Finsternis und mit weniger Schmerz, als ihr Körper erinnerte. Sie spürte in gewisser Weise die groteske Inversion von Phantomschmerz, indem ihre Nerven, Zellen, Knochen … ja alles, was sie als Teil ihrer körperlichen Existenz begriff, laut aufschrien, weil sie nichts spürten. Das Fehlen des Schmerzes ließ sie, noch leicht benommen vom Schlaf, schlussfolgern, dass sie entweder tot oder sediert oder beides war, und führte zum unvermeidlichen Aufsetzen auf die Bettkante. Misa ächzte, bejubelte die Mühsal der körperlichen Aktivität und umarmte die zurückkehrende Benommenheit, die ihr zweifelsfrei existenter Kreislauf sich ob der überraschenden Aktivität in einer Mischung aus wütendem Aufruhr und beschwingter Funktionalität genehmigte. Sie genoss das Pochen ihres Herzens, das die ganze Brust auszufüllen schien, und lächelte in die Dunkelheit hinein.

Ja, sie war am Leben.

Kaum dass sie sich gefangen und beschlossen hatte, die jähe Ruhe und Geborgenheit im warmen Bett noch einen Moment zu liebkosen, surrte die servomechanische Tür zur Seite und blendete sie mit dem frischen, künstlichen Licht der Korridore der Leopold.

»Ich entschuldige mich, dass ich Sie so direkt aufsuche, doch ich hatte keine Ruhe, solange die Biosensoren nicht anzeigten, dass sie wach und erholt sind«, sagte die vertraute Stimme von Hugo Marcus, bevor sie ihn sehen konnte, was, ob er wollte oder nicht, dazu führte, dass Misa eine beinahe wahnhafte Erinnerung an Wortfetzen in einem vor Panik klirrenden Lautsprecher eines Weltraumhelms in den Kopf schoss.

Sie kämpfte gegen den beinahe reflexhaften Drang, klischeehaft und konformistisch zu fragen, was passiert sei, und brachte nur ein kurzes, kraftloses »Hallo« zurück.

»Hallo«, sagte auch Hugo Marcus sanft, als er vor ihr stand. Sein Gesicht wandelte sich von einer harten, überstrahlten Miene des Korridors in eine weiche, viel zu empathische Karikatur seines Wesens, als er in die Dunkelheit der Kabine trat und dankenswerterweise nicht das Licht aktivierte. »Es freut mich außerordentlich, dass Sie es geschafft haben«, sagte er umständlich und Misa begriff, dass ihr Verstand nun wieder auf normalem Niveau arbeitete, denn sofort fragte sie sich, ob er nicht eigentlich hätte sagen wollen, dass ein Verlust ihrer wichtigen, aber letztlich austauschbaren Existenz bedauerlich, aber doch zu kompensieren gewesen wäre. Sie schob den Gedanken achtlos beiseite und lächelte das aufrichtige Lächeln einer Genesenden.

»Die Hand wird noch eine Weile taub sein, aber unsere Projektionen zeigen, dass kein dauerhafter Schaden vorliegt«, sagte Hugo Marcus wie beiläufig, doch Misa verstand überhaupt nicht, was er meinte, bis sie an sich selbst herunter blickte.

Das war also der Grund für die flüchtige Assoziation des Phantomschmerzes. Ihre rechte Hand war beinahe abgefroren.

Panik stieg in ihr Gesicht und brachte das bekannte Gefühl der rauschenden Ohren und brennenden Wangen zurück. »Was ist passiert?«, fragte sie schließlich doch und ignorierte einfach den Selbsttadel, der eigentlich damit verbunden war.

»Sie haben die Dekompression verhindert, indem Sie Ihr Knie abdrückten«, sagte Hugo Marcus und lächelte. »Und zwar viel länger, als es, soweit ich weiß, menschenmöglich gewesen wäre. Doch selbst als Sie, nachdem Sie die Rettungsleine erreicht hatten, bewusstlos in die Luftschleuse schwebten, war die Mikrofraktur auf Höhe des linken Knies so fest umklammert, dass wir Mühe hatten, Sie in eine brauchbare Position zu bekommen. Als dann der Herzstillstand eintrat, konnten wir immerhin den Oberkörper frei bekommen, um Sie zu reanimieren«, sagte Hugo Marcus und setzte sich sachte neben Misa auf ihre Pritsche.

»Sie haben mich wiederbelebt?!«

Misas hörte, wie ihre Stimme zitterte, und ihre Eingeweide zogen sich zusammen. Fasziniert beobachtete sie, wie ihr Körper darauf reagierte, was ihr Verstand nicht fassen konnte.

Er nickte. »Die Dekompression nebst Temperaturgradient hätten Sie knapp überlebt, die Erfrierungen waren zweiten Grades. Doch die Umklammerung des Knies belastete ihr Herz-Kreislauf-System so stark, dass es schließlich aufgab …« Er musterte sie und machte eine kurze Pause, aus der aufrichtige Bewunderung sprach. »… weil Sie nicht aufgaben.«

Misa sah ihn fragend an.

»Sie haben starke Muskelbündelrisse in der Hand und dem Arm, doch das wird sich geben. Die Nerven sind durch die Hyperstimulation abgestorben, doch können sie leicht ersetzt werden. Zu diesem Zweck habe ich bereits ein enzymatisches Wachstumsgel vom Prototyper synthetisieren lassen. Ferner denke ich, dass ich nicht zu viel verspreche, wenn ich sage, dass Bavaria dafür aufkommen wird. Schließlich hat man mir auch neue Beine bezahlt.«

»Sie haben mir das Leben gerettet«, stammelte Misa ungelenk.

»Ja, und niemals werde ich vergessen, wie Sie mich auf dem Mars aus dem Sandsturm geholt haben. Wir sind nicht quitt, sondern viel mehr als das«, sagte er und lächelte sanft. Misa begriff, dass seine Dankbarkeit echt war und er sie erst jetzt, nachdem er sich revanchieren konnte, zu zeigen vermochte. Sie sah ihm in die Augen und nickte. »Partner im Überleben«, sagte sie und seufzte. »Wie geht es weiter?«

Hugo Marcus wischte mit einem Zwinkern die Melancholie in seinen Augenwinkeln weg und besann sich auf das hier und jetzt. »Nachdem wir Sie an Bord und auf der Krankenstation stabilisiert hatten, habe ich den Schub Richtung Ganymed eingeleitet. Die Patrouillen waren da, wo wir sie erwartet haben, und haben nun mehr als einen Tag Rückstand. Wir schaffen es.«

»Puh, Glück gehabt«, gab Misa lakonisch zurück, denn noch immer hatte sie Mühe, einfach zur Tagesordnung überzugehen, allein sie spürte, dass es notwendig war. »Was tun wir, wenn wir da sind? Man wird uns kaum mit offenen Armen empfangen«, sagte sie, während sie den Analysemodus in ihrem Sprachduktus aufrechterhielt.

Hugo Marcus nickte. »Da haben Sie Recht. Es gibt aber noch mehr Probleme, als nur einen Landeplatz zu suchen.«

Sie blickte ihn fragend an und sah, dass ihm unbehaglich wurde. Als wäre die gelähmte Hand nicht genug der Unbill, sah Misa, wie sich ein düsterer Schleier über Hugo Marcus‘ Gesicht legte.

»Die Detonation der Ladungen … war kein Unfall. Jemand hat sie vom Schiff aus absichtlich zu früh gezündet. Die Aufzeichnungen der vorderen Sensorenphalanx zeigen deutlich, dass das Steuersignal von der Leopold kam und sie sozusagen planmäßig detonierten.«

Misa erschrak, obwohl sie innerlich irgendwie schon damit gerechnet hatte. »Jemand will uns sabotieren«, flüsterte sie, als ob derjenige am Ende des Raumes hätte stehen und lauschen können.

Das Gesicht des Nankam-Spions blieb regungslos, doch der Raumschiff-Captain in ihm antwortete schließlich. »Jemand hat uns sabotiert. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass er als nächstes versuchen wird, die Leopold ebenso lahmzulegen, wie er es mit der Endeavour One getan hat. Der einzige Grund, dass es noch nicht passiert ist, wird sein, dass er nicht die Möglichkeit hatte, die Konstruktion ausgiebig zu prüfen, bevor man los flog.«

»Es kann keiner der Wissenschaftler sein«, sagte Misa.

»Und warum, bitteschön, nicht? Nach allem, was wir wissen, bleiben nur fünf Leute, wenn wir davon ausgehen, dass wir beide uns trauen können«, sagte er scharf, aber nicht verletzend. »Es wäre töricht, die Hälfte davon auszuschließen, nur weil Sie sie etwas besser kennen. Denken Sie nach, Misa. Können Sie wirklich sicher sagen, dass Rabinovic, van Hefeghem oder Schmitz nicht daran beteiligt sind?«

Misa musste nicht nachdenken. Resigniert senkte sie den Kopf.

»Gut. Da wir nun auf demselben Stand sind, schlage ich vor, dass wir beide beim nächsten Meeting genau beobachten, wie die anderen sich verhalten. Ich lasse die Schiffssensoren und Roboter alle … Passagiere und kritischen Sektionen des Schiffes überwachen, aber besser wäre es natürlich, wenn wir selbst herausfinden könnten, wer es ist.«

Misa spürte einen Stich in ihrem Verstand, stellte aber fest, dass sie ihn ausblenden musste, wenn Hugo Marcus keine Skrupel hatte, die Roboter zur Überwachung zu verwenden. Es war gewiss nicht unvernünftig, anzunehmen, dass er sie schon länger beobachtet hatte, vielleicht die ganze Zeit über. Was hatte er auf diese Weise über sie herausgefunden? Und sagte er die Wahrheit, wenn er meinte, dass er ihr jetzt vertraute? Misa seufzte einmal mehr und blickte nachdenklich auf die leblos und schlaff herabhängende Hand. »Wann treffen wir uns?«

»Zur Schiffszeit 11:45«, sagte Hugo Marcus geduldig, ehe er die Irritation in Misas Augen erkannte, die anzeigte, dass sie eine Weile kein Zeitgefühl gehabt hatte. »Verzeihung«, fügte er hinzu. »Das ist in drei Stunden.«

»In Ordnung«, gab sie zurück. »So lange werde ich dann noch die Ruhe und Abgeschiedenheit meiner Kabine genießen, wenn ich darf.«

»Selbstverständlich«, sagte Hugo Marcus und stand auf. Und mit einem Feixen fügte er noch hinzu: »Seien Sie ganz unbesorgt: Ohne Sie fange ich nicht an.«

Damit überließ er Misa, die sich dankbar zurück in den Schlafsack fallen ließ, wieder der Dämmerung ihrer Kabine.

 

***

 

Sie wurde wach, als Claudie van Hefeghem die Doppelkabine betrat, um sich frisch zu machen. Tatsächlich waren sie sich hier nur selten über den Weg gelaufen, da der Tagesablauf an Bord für die Passagiere wider Willen weit weniger geregelt war als beispielsweise für Hugo Marcus, der praktisch die ganze Zeit auf der Brücke der Leopold zu sein schien. Artig erkundigte die Mars-Niederländerin sich nach Misas Befinden, als sie endlich bemerkte, dass sie wach war, und ebenso höflich antwortete Misa auch.

»Die Spannung steigt«, sagte sie schließlich, ohne dass Misa sie sofort verstand, sondern sie stattdessen nur fragend anschaute.

»Ganymed. Bald haben wir das sozusagen inzwischen mystifizierte Ziel der Reise erreicht.«

»Genau«, sagte Misa. »Haben Sie eine Vorstellung davon, was wir dann tun werden?«

»Nicht wirklich«, meinte van Hefeghem, während sie mit einem seltsamen Werkzeug in ihren Haaren beschäftigt war. »Ich meine, wir müssen herausfinden, was dort passiert ist. Ob es wirklich ein Burst war, wie Rabinovic meint.«

»Millennium wird uns kaum ungestört herumlaufen lassen«, merkte Misa an.

»Ich mache mir eher Sorgen darüber, ob wir den Außenposten erreichen werden, aber natürlich haben Sie Recht. Es wäre nicht gut für ihr Image, wenn man uns abschießen würde, wenn man uns auch insgeheim und im Stillen zum Schweigen bringen kann.«

Sie war sich absolut nicht sicher, wie viel wirkliche Besorgnis im Zynismus der Funktionärin steckte. Van Hefeghem war lange Zeit schon nicht mehr mit der Forschung beschäftigt, sondern mit dem mühsamen Geschäft der Detailarbeit rund um Grünbaums Versuche, die Agentur zusammen zu halten, und deshalb war ihre zögerliche Antwort auf die Frage nach einer Forschungsstrategie nicht weiter verwunderlich. Dennoch fragte sich Misa, ob sie als Saboteurin in Frage kam. Immerhin, sie hatte auffälliges Interesse an ihren Entdeckungen über die Rückseite des Jupiters gezeigt, und wer konnte schon sicher wissen, ob sie nicht Millenniums Ohr in der MSA war? Misa schüttelte den Kopf, so sehr wühlten ihre Gedanken sie auf. Dies war nicht die Zeit für Vorverurteilungen und grundlose Verdächtigungen. Jedenfalls noch nicht.

»Wie bitte?« Van Hefeghem sah Misa fragend an. »Sie schütteln den Kopf. Sind Sie anderer Meinung?«

»Ich … Entschuldigung«, stammelte Misa. »Ich war mit den Gedanken woanders«, erwiderte sie wahrheitsgemäß, ohne jedoch den Grund für ihr Kopfschütteln zu verraten. 'Marcus hat Recht', dachte sie, man konnte sich bei niemandem sicher sein, wenn man auch über die Methoden streiten konnte.

»Wollen wir nicht schon einen Drink in der Messe nehmen?«, fragte Misa höflich und hoffte inständig, dass sich damit das Thema wechseln ließ. Sie fühlte sich einfach nicht wohl mit Spionageverdacht im Kopf. Hugo Marcus‘ Ansprache hatte in gewisser Weise viel mehr ihre Unbekümmertheit zerrissen, als es der nahe Tod außerhalb der Leopold vermocht hätte.

Sie befahl sich, einfach nicht weiter darüber nachzudenken, als sie, doch immer noch etwas wacklig auf den Beinen, Claudie van Hefeghem in die Offiziersmesse folgte.

 

***

 

Sie hatte kurz darüber nachgedacht, ob synthetischer Alkohol – wenn man davon absah, dass diese Beschreibung nur dazu diente, den Unterschied zu terranischer Trinkkultur deutlich zu machen und nicht, um eine chemische Unmöglichkeit zu persiflieren – ihren Zustand eher bessern oder verschlechtern würde und so saß sie auf dem gemütlichen viktorianischen Sofa und harrte der Dinge, die kommen würde, allen voran der bestellte Mango-Shake, den einer der Roboter gleich aus der Prototyping-Luke holen würde. Nachdenklich blickte sie Claudie van Hefeghem an, die arglos am Strohhalm einer Marsvariation eines sehr alkoholhaltigen Erdengetränkes namens Matrix Flash zog. Der Roboter kam zurück und stellte den geschlagenen Joghurt vor sie und war sich seiner Wirkung offenbar nicht bewusst, denn auch wenn es nicht direkte, vollkommene Abscheu war, der Gedanke daran, dass er alles, was in der Messe passierte, aufzeichnete und vom Hauptcomputer der Leopold analysieren ließ, versetzte ihr ganzes Wesen in Aufruhr. Immer wieder einmal ging es ihr so gut, dass die Hand, die noch immer reglos und schlaff herunter hing beinahe in Vergessenheit geraten wäre, doch dieses Überlebensmal, wie sie es nennen wollte, um den seelischen Schmerz zu lindern, schaffte es immer wieder im passenden Augenblick, ihre Aufmerksamkeit zu reklamieren.

»Herr Marcus sagte, dass Sie vollständig genesen würden?«, fragte van Hefeghem wie beiläufig, doch Misas Herzschlag beschleunigte und ließ ihr fast sofort Schweiß ausbrechen.

»Das hat er gesagt, ja«, meinte sie schmallippig. »Und, wenn ich so offen sein darf, für Zweifel ist in meinem Verstand auch kein Platz.«

Van Hefeghem nickte betreten. »Das verstehe ich.«

Misa war nicht danach, noch weiter über ihre Verletzung sprechen, aber auch nicht wieder über die Mission. So nahm sie einen Schluck des Mango-Lassis und lehnte sich betont bequem zurück.

»Misa … sagen Sie mal, glauben Sie, dass wir einen Saboteur an Bord haben?«, fragte van Hefeghem unvermittelt.

Sie riss überrascht die Augen auf, mahnte sich selbst jedoch zur Ruhe. »Wie meinen Sie das?«, fragte sie langsam.

»Es hat sich auf dem Schiff herumgesprochen, dass die zweite Sprengladung zu früh zündete«, sagte van Hefeghem ungerührt. »Und nachdem ich sicher war, dass Sie … nun ja, halbwegs gut damit umgehen können …«

»Machen Sie sich um mich keine Sorgen«, meinte Misa spitz, stellte jedoch fest, dass van Hefeghem die Bemerkung aus echtem Mitgefühl gemacht haben musste und nicht nur, weil sie sich dazu verpflichtet fühlte. Sie bemerkte einmal mehr, dass die lange Reise und die Tatsache, dass sie sich schon so lange alle gemeinsam auf der Leopold befanden, ihre Nerven strapazierten. Misa sehnte sich auf einmal seltsamerweise danach, vom Redeschwall ihrer Freundin Püppi in der alten Grotte unter Gagarin City hypnotisiert zu werden, gleichsam all die Wirrungen und Entbehrungen dieser seltsamen Reise, die noch nicht einmal ihr Ziel erreicht, geschweige denn das Rätsel um Ganymed und den Jupiter geklärt hatte, hinter sich zu lassen.

»Ich mache mir um uns alle Sorgen. Haben Sie vergessen, was mit der Endeavour One geschehen ist? Florian ist tot und wir haben nicht herausgefunden, wieso der Hauptenergiekern versagte …«

Die Betonung des Namens des Ingenieurs, der überdies hinter Captain Garriott der inoffizielle Missionsleiter von wissenschaftlicher Seite gewesen war, machte Misa klar, wie nahe Claudie van Hefeghem ihm gestanden haben musste – ein Umstand, der ihr bisher unbekannt gewesen war.

»Es … tut mir leid«, sagte sie vorsichtig und blickte Claudie van Hefeghem an. »Sie haben Recht.«

Misa entschloss sich, ehrlich zu ihr zu sein. Vielleicht war es töricht, ihr zu vertrauen, aber sie war nun schon ein paar Mal dem Tod von der Schippe gesprungen. Sie würde sie kaum hier angreifen, denn es konnte jeden Moment der Rest der Besatzung die Messe betreten. Irgendwie hatte Misa das Gefühl, dass sie, da sie die tödliche Kälte des Weltalls am eigenen Körper gespürt hatte, nicht nur gestärkt aus der Krise hervorging, sondern auch den nötigen Abstand zu den anderen gewonnen hatte, der ihr zuvor noch gefehlt hatte. Überrascht beobachtete Misa ihre eigenen Gedanken und dachte, wie seltsam es war, so über das eigene Beinahe-Ableben zu denken. Doch andererseits, was nützte es schon, sich hier einer fatalistischen Denkweise hinzugeben?

»Die Leopold mag in Gefahr sein«, sagte Misa schließlich, »doch glauben Sie, dass, wenn der Saboteur an Bord ist, wovon wir schon ausgehen sollten, er sich selbst mit opfern würde, nur damit wir Ganymed nicht erreichen?«

Van Hefeghem runzelte die Stirn. »Ich glaube, das hängt ganz davon ab, was uns dort erwartet«, meinte sie düster.

Misa nickte still, doch dann brach sich doch wieder die Neugier in ihr Bahn: »Was denken Sie denn, was uns dort erwartet?«

»Antworten, jedenfalls«, gluckste es von der Tür her. Pavel Rabinovic stand an den schweren Stahlrahmen gelehnt und musterte die Frauen, die verdattert in der Sitzgarnitur verharrten. Er grinste und schien gerade eine gute Phase zu haben.

»Werden Sie mit uns speisen?«, fragte Misa.

»Machen Sie Witze? Ich habe mittlerweile eine recht gute Technik entwickelt, die es mir erlaubt, meine Zeit auf der Weltraumtoilette zu minimieren, wobei ich gleichzeitig so viele Nährstoffe aufnehme, dass ich praktisch keinerlei physiologische Mangelerscheinungen bekommen sollte, bis wir auf dem Ganymed ankommen. Und es wäre höchst töricht, dieses zugegeben sehr persönliche Ritual zu unterbrechen, nur um mich direkt hier zu übergeben. Doch ich möchte Ihren Appetit nicht mit weiteren Details in Verlegenheit bringen, meine Damen.« Er zwinkerte, verbeugte sich theatralisch und setzte sich in den schweren Sessel gegenüber.

»Also Misa, schön, Sie wieder auf den Beinen zu sehen«, sagte er bedeutungsschwer und sie spürte, dass er noch etwas hinterher schieben würde. »Was halten Sie von unseren Saboteur-Mutmaßungen?«

Er hatte also mindestens mit Van Hefeghem darüber gesprochen. Waren jetzt etwa schon alle vom Spionage-Thema beseelt wie sonst nur Hugo Marcus?

Misa räusperte sich. »Ich habe mir noch keine rechte Meinung dazu gebildet«, sagte sie vorsichtig. »Und ich glaube auch nicht, dass ein Klima des Misstrauens unsere Mission vorantreiben wird.«

»Da könnten Sie Recht haben«, sagte Rabinovic, fügte jedoch hinzu: »Ich für meinen Teil werde mich nicht darauf verlassen, dass alles von allein gut geht, wenn Sie erlauben.«

»Natürlich«, antwortete sie und bleib gleichzeitig ratlos. Hugo Marcus hatte ihr eingeschärft, ganz besonders auf Reaktionen und Äußerungen der »Gäste« zu achten, und jetzt diskutierte sie stattdessen mit diesen Leuten, die sie immer noch als ihre Kollegen begriff, ganz offen über die Sabotage-These.

Misa bemerkte, dass langsam das unterschwellige Aroma von getrocknetem Erbrochenem zu ihr hinüber gekommen war, und empfand Mitleid für Rabinovic. Er war vermutlich jetzt der brillanteste Wissenschaftler jenseits der Marsumlaufbahn, und trotzdem hatte er so schwer unter der Raumkrankheit zu leiden. Gewiss war er der Letzte, der ein Interesse daran hatte, die Reise zu verzögern oder gar zu verhindern. Oder war all das am Ende nur vorgespielt? Misa konnte es nicht fassen. Da empfand sie echtes Mitgefühl für jemanden, und die Situation und Hugo Marcus und der Rest des Universums schafften es sogar jetzt noch, dass ein letzter Zweifel, heimlich und leise, in ihrem Verstand verblieb. Misa fluchte in Gedanken und lächelte. Sie würde mitspielen. Und die beiden Wissenschaftler würden ihre Arbeit machen.

»Nehmen wir für einen Moment an, Sie hätten Recht und es gäbe einen Saboteur oder Spion oder was auch immer. Ich habe eine Aufgabe für Sie beide: Die Person, die als nächstes den Raum betritt, ist Ihr Ziel. Versuchen Sie, anhand der Äußerungen, Regungen und dem allgemeinen Verhalten zu beweisen, dass es sich um die gesuchte Person handelt. Und: Sprechen Sie mit niemandem darüber«, sagte sie.

Verwirrt und etwas perplex nickten Van Hefeghem und Rabinovic. Misa wollte zunächst nur erreichen, dass ihr Aktionismus kanalisiert wurde. Und vielleicht kam ja wirklich etwas dabei herum.

Sie sprachen nicht mehr davon, denn, wie Misa feststellte, sie hatten jetzt eine geheime Absprache getroffen, nur sie drei. Sie wunderte sich, ob es wirklich klug war, derartige Ränke zu schmieden, aber immerhin behielt sie die Kontrolle. Oder so etwas in der Art.

Als wäre dies noch nicht genug Grund gewesen, ihre eigene Loyalität anzuzweifeln, kam es, wie sie es sich beinahe nicht schlimmer hätte ausmalen können. Mit breitem Grinsen und zufriedener Körperhaltung stapfte Hugo Marcus in die Offiziersmesse, scheinbar ganz ohne darauf zu achten, wer in der Couch-Garnitur saß, und gab erst mal einen kräftigen Drink in Auftrag. Rabinovic und van Hefeghem tauschten bedeutungsschwere Blicke, und Misa wusste, dass sie jetzt vielleicht ein Problem hatte.

»Guten Tag, die Herrschaften«, sagte Marcus und setzte sich, ganz der Herr im eigenen Haus, in den großen ausladenden Herrensessel gegenüber den anderen. Er schien die angespannte Stimmung so langsam wahrzunehmen und zog, ohne jedoch etwas zu sagen, die linke Augenbraue hoch. Ihm war klar, dass er, wenn es nicht sein Schiff gewesen wäre, unfassbar unhöflich gewesen wäre, doch schien er sich ganz und gar in dem Wissen zu suhlen, dass es sich eben doch anders darstellte und er als Captain den Konventionen des gestellten Umgangs entgehen konnte.

»Wir sprachen gerade über Loyalität«, sagte Misa und hoffte, dass es als Hinweis ausreichen müsste, ihm zu verdeutlichen, woher die plötzliche, angespannte Stille stammte. Aufmerksam verfolgten alle drei die Reaktion des Captains.

»Ah, Loyalität. Sie kann für beide Seiten überaus lästig sein«, sagte er mit dem unverwechselbaren Habitus eines Intellektuellen, der einen anderen Intellektuellen plagiierte, ohne dass Misa gewusst hätte, von wem der Aphorismus stammte. Seine Sichtweise war, und das hatte sie auch zuvor gewusst, dass Denken außerhalb von Einschränkungen wie Moral und Loyalität gewiss fruchtbarer war, doch dass er es hier so offen zur Schau trug, überraschte sie dann doch.

»So verhält es sich doch aber mit jeder Regung, finden Sie nicht?«, sagte Rabinovic und schien recht zufrieden über seine Erwiderung.

»Diese Verallgemeinerung lasse ich zu«, nickte Hugo Marcus und tötete damit den Diskurs. »Wo bleiben nur unsere anderen Gäste, dieses Mahl erlaubt ausnahmsweise keine Verzögerung«, sagte er mit einer gewissen Hast.

»Sie sind immer zu spät, denn es gibt keinen Grund, an Bord eines Raumschiffes, das viele Tage durch das wahrhaftige Nichts schaukelt, so etwas wie Gewohnheiten zu pflegen«, bemerkte van Hefeghem.

»Erzählen Sie mir nichts vom Schaukeln«, sagte Rabinovic und rollte mit den Augen.

Eine Welle des Mitleids durchlief Misa, doch wieder dieses eigenartige Gefühl der verlaufenen Loyalität. Sie musterte die Runde. Irgendwie hatte van Hefeghems Vorwurf die anderen ins Grübeln gebracht. Und doch hatte sie damit recht, denn Karl Schmitz oder Colonel McNamara hatte Misa seit der Rettung der Endeavour One tatsächlich nur selten gesehen – wobei sie nicht sagen konnte, dass es sie sehr störte. Erstaunt stellte sie fest, dass sie kaum wusste, was Karl während der letzten zwei Wochen gemacht haben mochte – er hätte ihr eigentlich dabei helfen können, noch mehr Informationen aus den spärlichen Emissionen von Ganymed holen zu können, doch innerlich wusste Misa, dass es auch an ihr lag, ihn nicht danach gefragt zu haben.

»Ich werde sie holen gehen«, sagte Misa und erhob sich. Anerkennendes Nicken von Hugo Marcus.

Dann ein seltsames Kribbeln. »Was …«, begann Misa, unfähig den Satz zu Ende zu bringen, denn Funken sprangen von den Wänden und Instrumenten. Ein seltsames Leuchten schien aus allen Dingen zu kommen, doch gleich darauf war es wieder verschwunden, sodass Misa sich unwillkürlich fragte, ob sie halluzinierte oder die anderen es auch sahen. In einem Moment der gespenstischen Stille erstarb das Schauspiel und die Offiziersmesse fiel in Dunkelheit.

2


Die Messe war vollkommen dunkel und niemand rührte sich, wenn Misa ihren Ohren trauen konnte.

»Was … was ist passiert?«, fragte Claudie van Hefeghems Stimme.

»Burst«, sagte Rabinovic in seiner tiefen, marso-russischen Bassstimme.

»Was auch immer, die Hauptenergie ist ausgefallen«, sagte Hugo Marcus‘ Stimme vom anderen Ende des Raumes, wobei Misa sich fragen musste, wie er in der Dunkelheit so schnell von seinem Sessel zur Konsole gekommen war. »Und erst, wenn wir wieder Energie haben, bekommen wir auch Antworten.«

Misa wollte etwas entgegnen, doch der jähe Lichtausbruch traf sie frontal und blendete sie stark. Sie würgte ein paar ablehnende Worte der Unbill hervor, so erschreckt war sie.

»Oh, Verzeihung«, sagte die Silhouette von Hugo Marcus, die schemenhaft hinter dem alles überstrahlenden Lichtkegel einer Akkulampe stand, als Misa die Hände vors Gesicht warf.

Als die Blendung nachließ, sah sie, dass er mit zwei weiteren Notlampen ausgerüstet wieder zur Sitzgruppe zurückkehrte. Er sprach ruhig und entspannt, als wäre es eine Übung, doch dessen war sich Misa ganz sicher: Das war kein Zufall.

»Ich möchte, dass Sie diese Lampen nehmen und zum Labor der Leopold gehen«, sagte er an Misa und Rabinovic gewandt. »Ich werde mit Frau van Hefeghem die Brücke überprüfen und falls nötig zum Maschinenraum gehen. Bewahren Sie Ruhe, die Lebenserhaltung wird für wenigstens zwanzig Minuten ohne Energie reichen. Sobald Sie Energie haben, machen Sie eine volle Selbstdiagnose …«

Es gab ein widerliches, klatschendes Geräusch, gefolgt von einem dumpfen Gurgeln. Dann der verräterische, metallisch-gärige Geruch von frisch Erbrochenem.

»Entschuldigung«, sagte Rabinovic und trat von der Pfütze weg.

»Kein Problem, die Roboter werden sich dessen annehmen, wenn sie wieder aktiv sind«, sagte Hugo Marcus ungerührt. »Kotzen Sie, soviel sie müssen, aber gehen Sie trotzdem mit Misa zum Labor. Wenn Sie Recht haben und es ein Burst war, dann brauchen wir Gewissheit.«

Rabinovic nickte betreten und nahm die zweite Lampe. Er würgte kurz, doch er schien sich für den Moment beherrschen zu können.

»Also dann«, sagte Marcus, gab Misa die letzte Lampe und öffnete die Tür zum Korridor der Leopold.


***


Als die Schritte von Hugo Marcus im Korridor verhallten, blickten Misa und Rabinovic ratlos in ihre gegenseitig fahl von den Taschenlampen erleuchteten Gesichter. Misa wusste, dass Rabinovic ohnehin blass gewesen wäre, doch im Schein der kalten LEDs wirkte er wie ein leibhaftiges Weltraumgespenst.

»Rechts um die Ecke, dann zweimal links«, erinnerte er sich an den Weg zum Wissenschaftslabor.

»Es ist doch erstaunlich, wie fremd bekannte Strukturen in der Dunkelheit wirken«, murmelte Misa und hatte Mühe, die erneut herbei schwirrenden Erinnerungen an Frachträume und Nuklearsprengköpfe und Dekompressionswarnungen zu vertreiben.

Rabinovic antwortete glücklicherweise nicht und Misa wusste auch wieso – er war genug mit sich selbst beschäftigt. Halb belustigt dachte sie daran, was für eine Chaotentruppe voller Handicaps und Psychosen den Ganymed retten sollte – selbst all die wirklich passierten, pompösen, glanzvollen Heldengeschichten der Welt waren in ihrem Kern nur erlogen, begriff sie.

»Wir sind da«, sagte das Gespenst vor ihr hohl und versuchte, am Schott zu drehen. Zwar gab es servomechanische Öffner an den Türen, aber auch die funktionierten nicht ohne Strom. Die altmodische, aber zweckmäßige Redundanz bestand in außen angebrachten, kleinen Schotträdern, die man manuell drehen konnte – wenn sie nicht festklemmten, so wie das vor Rabinovic und Misa.

»Auch das noch«, seufzte sie.

»Was denn, aufgeben? Misa, packen Sie mit an!« Rabinovics Entschlossenheit überraschte Misa, doch sein ungewohnt herrischer, sehr russisch akzentuierter Ton tat seine Wirkung.

Gemeinsam zogen sie am manuellen Öffner, bis ein tiefes Ächzen der Riegel das Schott beiseite laufen ließ.

Obschon das Labor in völliger Dunkelheit lag, bemerkten sie es sofort. Rabinovic legte den Zeigefinger an die Lippen und Misa verstand sofort. Irgendetwas stimmte hier nicht. Vorsichtig leuchteten zwei sich neugierig voran tastende Finger aus Taschenlampenlicht durch das Labor. Es war offenbar etwas unordentlicher als normalerweise, und man konnte einen der Roboter auf dem Boden liegen sehen, doch war das wirklich so unerwartet? Ungeduldig, aber dennoch mit der nötigen Bedächtigkeit setzte Misa langsam einen Schritt vor den nächsten, bis sie fast in der Mitte des Raumes stand. Was sie betraf, war anscheinend niemand hier, oder zumindest nicht mehr. Es war tatsächlich einiges unordentlich – einige Werkzeuge lagen nicht an ihrem Platz – doch im Großen und Ganzen sah es normal aus.

»Ich kann mir nicht helfen, mir gefällt das nicht«, sagte Rabinovic.

»Ist Ihnen nicht wohl?«, fragte Misa.

Rabinovic verzerrte gequält das Gesicht. »Natürlich ist mir nicht wohl, aber das meine ich nicht.«

Betreten blickte Misa zu Boden. »Moment mal!« War das Blut? Aufgeregt signalisierte sie Rabinovic, zu ihr zu kommen.

Der Mars-Russe ließ sich nicht lange bitten, blickte auf den Boden und erstarrte. Misa konnte sehen, wie er mit sich kämpfen musste. Dann sagte er: »Wir müssen das Labor absuchen. Vielleicht hat es einen Kampf gegeben.«

Sofort wusste Misa, was er dachte. Der Saboteur.

»Hier drüben«, flüsterte er schließlich, so laut er konnte. Misa eilte hinzu. Mehr Blut. Es sah beinahe aus wie Schleifspuren …

Gebannt rannten beide zur hinteren Wartungsnische des Labors.

Ein tiefes, grollendes Ächzen empfing sie, sodass Misa vor Schreck einen spitzen Schrei ausstieß. Captain James Garriott lag in einer kleinen Lache aus Blut hinter dem Vorhang der Wartungsluke und brummte undeutlich vor sich hin.

»McNamara«, flüsterte er, dann döste er wieder hinab in die Tiefen der Bewusstlosigkeit.

Wie paralysiert starrte Misa den massigen Körper des Militärs an. »Den Verbandskasten …«, stammelte sie, doch brauchte sie eine Weile, ehe sie begriff, dass Rabinovic nicht in der Lage war, ihr zu helfen. Sie hörte wieder das seltsam und widerlich vertraute Gurgelgeräusch und musste sich fragen, wie viel ein Mensch eigentlich ertragen konnte. Der leichenblasse Rabinovic kam schließlich mit dem Erste-Hilfe-Kit von der Wandbefestigung zurück und blickte so bedauernswert drein, dass Misa ihn am liebsten erst einmal umarmt hätte. Doch langsam dämmerte es ihr. Garriott hatte Colonel McNamara nicht umsonst erwähnt. Der musste ihn niedergeschlagen haben und dann getürmt sein. Fieberhaft überlegte Misa, was nun zu tun war. Zunächst musste Garriott natürlich versorgt werden, doch er schien trotz der Blutungen nicht schwer verletzt zu sein, sodass es ausreichte, wenn Rabinovic bei ihm bleiben würde. In einer offenen Konfrontation wäre er ohnehin keine große Hilfe, schloss Misa.

»Was würde Hugo Marcus tun?«, fragte sie sich und wusste es eigentlich noch im selben Moment. Erst einmal die Energie wiederherstellen. Misa blickte zwischen die umgeworfenen Werkzeugbänke und suchte nach etwas, das man zumindest zu rudimentärer Selbstverteidigung verwenden konnte. Zufrieden fand sie einen Taschenschweißer und einen großen Hyperschlüssel, musste jedoch wieder einmal überrascht erkennen, dass ihr momentan nur eine Hand gehorchte und die andere nach wie vor kraftlos herunter hing, sodass sie nur das Schweißgerät wählte und den Schraubenschlüssel genervt wieder hinlegte, ehe sie zu Rabinovic und Garriott zurückkehrte.

»Ich werde Sie beide jetzt verlassen«, sagte sie und deutete zaghaft auf ihre neu erlangte Waffe, die gewiss eindrucksvoller hätte sein können, doch Rabinovic war ganz und gar damit beschäftigt, Garriott zu verarzten. »Pavel, kommen Sie mit ihm zurecht?«

Garriott stöhnte hingebungsvoll, als wolle er insistieren, nicht mit dem Astrophysiker alleingelassen zu werden. Rabinovic nickte matt und kraftlos, doch erkannte Misa Dankbarkeit darin, sie nicht begleiten zu müssen. Bevor sie das Labor verließ, prüfte sie gewissenhaft die Verriegelung der gegenüberliegenden Tür, ehe sie aus der manuell geöffneten hinaus trat und sie unter großer Anstrengung wieder verschloss. Sie hatte keine Ahnung von der Entschlossenheit McNamaras, aber wenn er in das Labor zurück wollte, so fand er zwei vollkommen wehrlose Männer vor und sie konnte sich lebhaft ausmalen, wie gut deren Chancen dann standen, noch einmal mit einer blutenden Platzwunde davonzukommen. Keine Frage, sie wusste nun, wer der Saboteur war, und es bestand ebenso kein Zweifel daran, dass er den Energieausfall zu seinem Vorteil nutzen wollte. Misa überschlug erneut ihre Optionen. Es war klüger, nicht allein in Richtung der Maschinensektion zu gehen, sondern zunächst Hugo Marcus aufzusuchen. Auch wenn sie dadurch wertvolle Zeit verlor, so würde sie immerhin nicht ins offene Messer eines durchtrainierten Militärs laufen. Rasch machte sie sich auf den Weg.

Es war eigentlich gar nicht weit, nur zurück in den Ringkorridor und dann um die Ecke und in die vordere Sektion …

Wie der Ausbruch dutzender Supernovae zugleich vernebelten bunt aufblühende Sterne plötzlich Misas Verstand und der dumpfe, kalte Moment der Erkenntnis beschied ihr, dass sie nicht vorsichtig genug gewesen war. Sie begriff noch, dass ihr jemand auf den Kopf geschlagen hatte und dass sie zu Boden gehen würde, doch auch, dass es nichts gab, was sie dagegen tun konnte.


***


»Hallooooooo.« Langsam öffnete Misa die Augen. Geblendet durch eine Taschen-LED.

Zerknirscht blickte Hugo Marcus auf Misa, die erst langsam begriff, dass sie auf dem Boden lag, den Schweißbrenner noch immer umklammert.

»Äh, Verzeihung.«

»Das können Sie laut sagen«, meinte Misa, doch Marcus schüttelte den Kopf.

»Lieber nicht. Wir haben keine Ahnung, was hier vorgeht. Die Hauptenergie ist ebenso wie die Notenergie ausgefallen, und ich habe das Gefühl, dass der sogenannte Saboteur hier herumschleicht.«

»McNamara«, sagte Misa leise und ohne weitere Erklärungen, doch es verfehlte seine Wirkung nicht.

»Das hatte ich auch schon gedacht. Woher wissen Sie es?«, fragte er.

»Captain Garriott liegt blutend im Wissenschaftslabor und wird von Rabinovic versorgt. Er hat es mir gesagt. McNamara muss ihn überrascht haben.«

Hugo Marcus nickte nachdenklich.

»Wir müssen in den Maschinenraum«, sagte er.

»Ja.«

»Misa?«

»Ja?«

»Entschuldigung.«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich hätte es vermutlich auch nicht anders gemacht. Wir müssen vorsichtig sein.«

»Pssst.«

Sie sah, wie Hugo Marcus seine Lampe löschte und dann erst begriff sie, dass sie nun vor der Tür zum Maschinenraum standen. Sofort wurde es wieder stockfinster, und das ungute, schwindelerregende Gefühl, zu dessen brachialer Gewalt die Beule an Misas Stirn beitrug, kehrte zurück. Sie sah die Leopold in der Finsternis ihrer Gedanken, wie sie, während ihre Eingeweide langsam zu kochen begannen, immer kleiner wurde, bis nur noch ein einzelner Punkt übrig blieb. Misa würgte.

»Alles ok?«, fragte Hugo Marcus‘ Stimme neben ihr.

»Ja. Ja, es wird schon gehen«, sagte sie matt und konzentrierte sich. Sie hörte, wie ihr Kamerad sich an der manuellen Öffnung zu schaffen machte, und konnte nur hoffen, dass sie nicht schon zu spät waren. Ihr Unwohlsein schien angestrengter Konzentration zu weichen und der helle Punkt auf ihrer Netzhaut wurde etwas schwächer. Dann begriff sie, dass es die winzige, akkubetriebene Notbeleuchtungs-LED am Türöffner war, die nun erstarb, als Marcus sie betätigte, um die Verriegelung zu lösen. Das Schott ächzte, doch nicht so laut, dass man es in einigen Metern Entfernung hätte hören können. Misa roch den Luftaustausch mit dem Maschinenraum. Es war modrig-metallische Luft, die ihnen entgegen wehte. Dann, ganz langsam, gewann eine kleine, entfernte Lichtfigur Kontur. Misa kannte die Geometrie des Raumes nicht, doch auch sie konnte in der Finsternis des Energieausfalls sehen, wie jemand im Schein einer Taschenlampe ganz, ganz hinten an einem Aggregat hantierte. McNamara hatte gefunden, was er suchte.

»Kein Licht. Vertrauen Sie darauf, dass er sich sicher fühlt«, wisperte Hugo Marcus Misa zu.

»Wie gehen wie vor?«, fragte sie und merkte erst jetzt, dass sie zitterte.

»Was immer er tut, er darf es nicht abschließen. Vielleicht versucht er, den Reaktor zu sprengen.

»Geht das denn?«

Sie spürte, wie Hugo Marcus zögerte. »Vielleicht. Er ist jedenfalls mit dem Ziel an Bord, der Mission zu schaden. Und hatte genug Zeit, sich einen Plan zurechtzulegen. Vielleicht ist er für den Blackout verantwortlich, möglicherweise ist es auch ein Zufall.«

Misa dachte an das trocken dahin gesagt 'Burst', das Rabinovic in der Offiziersmesse ausgesprochen hatte. Sie wusste nicht recht, wem sie für den Moment glauben konnte, doch als Hugo Marcus »Also los!« flüsterte, wurde all das bedeutungslos. Sie wusste nur, dass sie ihn aufhalten mussten.

Hugo Marcus versuchte, Misa ein Zeichen zu geben, doch alles, was sie verstand, war, dass sie nun nicht mehr sprechen sollten. Im fernen Dämmerschein war jede Geste eine viel zu schnell verblassende Hieroglyphe in einem Labyrinth der Eile. Misa hielt sich an der rechten Wand. Langsam vortastend versuchte sie einerseits, nichts umzuwerfen oder andere Geräusche zu machen, aber andererseits in Richtung der Lichtquelle vorzudringen. Sie hielt den Handschweißer fest umklammert und ignorierte die pulsierenden Kopfschmerzen, die sich aus der Beule auf der Stirn entlang der Schläfen nach unten schlängelten.

Wieder Schwindel. Misa konnte sich kaum auf den Beinen halten und presste ihren Körper beinahe krampfartig an die Wand. Erst jetzt begriff sie, wie gespenstisch die Ruhe sein mochte, wenn der Reaktor nicht wie sonst das beruhigende, laute Grollen von sich annihilierender Materie abgab. Misa tat einen weiteren Schritt und diesmal schien sie wirklich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Statt jedoch den harten Aufprall auf dem eloxierten Boden zu spüren, passierte – nichts. Erschreckt stellte sie fest, wie sie mit den Beinen in der Luft herumruderte, und brauchte mehr als nur einen weiteren Moment lang, ehe sie begriff, dass die künstlichen Gravitationsgeneratoren offenbar auch ihre letzten Energiereserven aufgebraucht hatten. War das gut oder schlecht? Es würde jedenfalls schwieriger werden, McNamara, der sicher noch immer fünfzehn Meter entfernt war, zu erreichen, doch andererseits wäre ein Kampf aussichtsreicher, wenn der geübte Soldat seinen Technikvorteil nicht gegen die Gravitation nutzen könnte. Misa versuchte probeweise, sich ein wenig in die richtige Richtung abzudrücken und stellte irritiert fest, dass der nächste Bodenabschnitt wieder Gravitation aufwies. Sie sah aus dem Augenwinkel, wie eine Gestalt gegenüber wieder einmal mit den Händen herumfuchtelte, sah jedoch nur schwarze Leere, als sie den Kopf zu ihr hindrehte. Misa verfluchte das periphere Sehen und erkannte, dass sie Hugo Marcus von hier aus nicht verstehen würde, egal wie sie schaute, es sei denn, er machte den fatalen Fehler, die Taschenlampe zu aktivieren. Dann spürte sie einen Ruck und wusste, was er ihr zu verstehen geben wollte – er hatte offenbar absichtlich die Gravitation komplett abgestellt, denn mit einem maliziösen Seufzen begannen alle losen Teile im Maschinenraum zu schweben. Hinter einer Wolke aus sich verteilenden Containern, die ihr bedrohlich bekannt vorkam, verstarb das Licht der LED-Lampe. McNamara wusste also, dass sie da waren.

Unschlüssig, wie sie weiter vorgehen sollte, dachte Misa, dass sie auf jeden Fall den Ort seiner Bastelaktivität kontrollieren, und, wenn möglich, den Reaktor wieder aktivieren müssten. Langsam trieb sie ihren träge in der Luft hängenden Körper weiter an, wobei sie für diese Art Abenteuer eindeutig die falsche Seite gewählt hatte, denn die verletzte, immerhin leicht schmerzende Hand lag näher als die gesunde. Und so wankte Misa praktisch rückwärts gerichtet durch den Maschinenraum, immer genau horchend, ob McNamara nicht gerade direkt vor ihr auftauchte. Sie hatte Angst, die Orientierung zu verlieren, doch die beruhigende Nähe der Wand sorgte immerhin dafür, dass sie nicht in Panik verfiel. Ihr Magen drehte sich nach wie vor, doch die fehlende Schwerkraft war mithin etwas, von dem sie beschlossen hatte, dass sie sich daran gewöhnen würde.

Es gab ein weiteres, schwer ächzendes Geräusch, irgendwo vor ihr. Dann ein Lichtblitz, der kurz den Umriss von etwas … einem Knäuel von Extremitäten enthüllte und dann ob seiner Helligkeit und des jähen Verschwindens wegen als verbleichender Nachhall auf ihrer Netzhaut zurückblieb. Sie hörte Schreie und konnte sich nur vorstellen, dass Hugo Marcus Colonel McNamara gefunden hatte – oder umgekehrt. Misa beschloss, dass es nun einerlei war, die Lampe zu verwenden, und so würde sie wenigstens sehen, was geschah. Sie erschrak. Keine drei Meter entfernt im Todeskampf miteinander verschränkt, kamen zwei ebenso entschlossen wie verzweifelt wirkende Umrisse von Männern zum Vorschein, die in der Abwesenheit jeglicher Schwerkraft einander würgten.

Misa brauchte einen Moment, um das groteske Bild zu begreifen und entscheiden zu können, dass es echt war. Sie näherte sich langsam, immer fürchtend, dass sie Hugo Marcus schaden könnte, indem sie beim Versuch, ihm zu helfen, die Übersicht verlor. Entschlossen blickte sie auf den Schweißbrenner in der guten Hand und tastete sich weiter in den Raum hinein. Sie musste die Schutz und Stabilität verheißende Nähe der Wand verlassen, wenn sie ihrem Kameraden, nein, Captain, zu Hilfe kommen wollte. Die Taschenlampe nahm sie jetzt in den Mund, um die nötige Freiheit mit dem Brenner zu haben, und näherte sich weiter dem röchelnden, ringenden Haufen. Nach ihrer Einschätzung war es unwahrscheinlich, dass ohne Schwerkraft einer der beiden einen Vorteil erlangen könnte, denn schließlich gab es keine Möglichkeit, einen Druck ohne Gegendruck zu entfalten. Misa stellte sich die beiden vor wie zwei Flüssigkeiten, die man schüttelte, die sich jedoch von allein stets wieder entmischten.

Alarmiert stellte sie fest, dass es auf dem weiteren Weg zu den beiden keine Möglichkeit mehr geben würde, sich festzuhalten. Sie musste also langsam weiter schweben und dann, wenn sie ganz nah war, dem richtigen Opponenten, McNamara, eins überbraten. Misa wog ihre Möglichkeiten hab. Zwar konnte sie versuchen, einfach einen Schlag auszuteilen, doch der Schweißer war vermutlich die sicherere Wahl, auch weil die Zeit knapp wurde, denn es war eine halbe Ewigkeit her, da Hugo Marcus angekündigt hatte, dass der Sauerstoff bald aufgebraucht sei. Im heller werdenden Schein ihrer Taschenlampe blickten schließlich beide zuvor abgelenkten Männer sie in einer Mischung aus Panik und Überraschung an, und wie ein Racheengel aus höheren Sphären drehte sich Misa elegant über beide hinweg, hielt den Schweißbrenner erbarmungslos auf die Schulter des Marines gerichtet und drückte schließlich ab.

Sein Schrei wurde instantan vom widerlichen Geruch verbrannten Fleisches überlagert, doch es hatte offenbar gereicht. Hugo Marcus drehte geistesgegenwärtig die verletzte Schulter auf McNamaras Rücken. Misa konnte ihre Seite gegen eine im Raum schwebende Kiste drücken und schaffte es schließlich, sich umzudrehen. McNamara schrie noch immer und blickte voller Horror auf die rauchende Wunde, doch er hatte keine Chance mehr. Er zuckte und zeterte, doch Hugo Marcus' Griff war jetzt so fest wie eine Hyperschraubzwinge.

»Misa, sehen Sie nach dem Reaktor. Schnell!«, rief Hugo Marcus, der angestrengt, doch wieder beherrscht klang.

Sie brauchte einen Moment, um sich zu orientieren, denn mittlerweile war »gemischt« eine gute Beschreibung für den Zustand des Maschinenraumes. Sie wusste, dass der Reaktor die großen Instrumente und Aufbauten im hinteren Teil umfassen musste, doch hatte sie keine Ahnung, wo die Kontrollkonsole sich befand. Ahnungslos leuchtete Misa umher, ehe sie zumindest eine Konsole als Kandidaten ausgemacht hatte. Fünf Meter musste sie überbrücken, schnappte sich routiniert die Kiste, an der sie sich festgehalten hatte, und warf sie in die entgegengesetzte Richtung. Misa ignorierte das Gerumpel des Einschlags der Kiste an der Wand und konzentrierte sich

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 22.09.2015
ISBN: 978-3-7396-1497-7

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