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The Warrior Wolves Legend

 

The

Warrior Wolves

Legend

 

Band 1

The Beginning of the HerdClans

 

Prolog

Wölfe! Sie trafen sich auf einer Lichtung. Feindselig starrten sie einander an. In ihren Fellen glänzten die Sterne des Todes, denn sie alle sind bereits verstorben.

 

Eine alte weiße Wölfin humpelte hervor. <<Das muss ein Ende haben>>, rief sie laut. <<Wir können uns nicht Jahre lang immer gegenseitig jagen!>> Sie starrte in den Teich in der Mitte der Lichtung. Ein Teich mit denen die verstorbenen Wölfe sehen konnten, was auf der Erde geschah.

<<Seht her!>>, forderte sie die anderen auf, und berührte mit ihrer Schnauze den Teich. <<Wir Wölfe werden getötet. Die Beute wird immer weniger und trotzdem töten wir immer noch unseresgleichen. Irgendwann werden wir durch unsere Dummheit noch aussterben!>>, fauchte sie über die Lichtung. Die Wölfe auf der Lichtung sahen sich an. Die Ältesten und weisesten von ihnen, traten zu der Wölfin am Teich.

<<Sie hat Recht>>, sagte einer. Zustimmendes Gemurmel füllte die Lichtung. Dann traten fast alle der Wölfe zu ihnen zum Teich. Nur einige sture Wölfe drehten sich um und gingen in den 'Schwarzen Wald'

Der 'Schwarze Wald', war ein Wald in dem eigentlichem normalen Wald. Er unterschied sich mit dem 'Weißen', da zwischen dem Schwarzem und dem Weißen Wald ein Streifen war, auf dem nichts wuchs. Der Schwarze Wald, war außerdem dichter bewachsen und es war dort viel dunkler und grauer.

Die alte Wölfin sprang schwerfällig auf einen Felsen. <<Lasst uns ein Rudel bilden. Ein Rudel voller guten Wölfe. Die Bösen, sollen sie sich doch in den Schwarzen Wald zurückziehen, sie haben es nicht besser verdient. Von nun an, gilt der endlose Weiße Wald, als der Wald, des Sternenrudels>> Sie hob den Kopf gegen den dunklen Nachthimmel und heulte ein langes, aber stolzes Heulen. Und die anderen stimmten mit ein.

Kapitel 1: Der Anfang

Die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages erleuchteten den Himmel. Einsam und allein stapfte ein alter, grauer Wolf durch den Wald. Sein Fell war geprägt von Narben und Schmutz und er hatte eine schwere Verletzung auf seiner Flanke, weshalb er humpelte. Er war abgemagert, durch die wenige Beute, die im Wald noch übrig war und er war auf dem rechten Auge blind.

Langsam ging er, mehr oder weniger, durch den Schnee. Auf einer Lichtung blieb er plötzlich stehen. Er hob die Schnauze und prüfte die Luft. Tatsächlich! Ein Wolf! Er blickte mit seinem linken verbliebenen Auge durch den Wald Richtung Osten, wo die Sonne aufging. Ein Wolf kam auf ihn zu. Der Rüde war jung und sein Fell schwarz wie die Nacht. Ein paar Schwanzlängen vor den grauen Wolf blieb er stehen und musterte ihn. Dann ging er wortlos an dem alten Wolf vorbei, und verschwand im Wald. Der Ältere sah ihm nach, bevor er sich erneut auf den Weg nach Norden in die endlose Weite machte und hoffte irgendetwas zu finden.

 

Den ganzen Nachmittag lief der Wolf durch den Wald, als er plötzlich ein Wimmern hörte. Der Wolf war erfahren genug, um zu wissen, dass ein Junges um Hilfe rief. Kurz darauf, wusste der Wolf auch warum, denn es roch nach Luchs. Nur noch wenige Luchse waren in diesem Wald, aber der alte Wolf humpelte eilig dem Wimmern nach. Er fand das Junge zusammengekauert auf dem Boden liegen, über ihm der Luchs gebeugt. Er stürmte auf den Luchs zu, und versuchte ihn von dem Jungem weg zu lenken, und es gelang ihm. Der Wolf rempelte den Luchs von der Seite an, und hieb mit seinen noch heilen Pfoten nach ihm, bis es ihm gelang, dem Luchs übers Auge zu kratzen, der dann wimmernd im Wald verschwand. Schwer atmend drehte der Wolf sich zu dem Jungen um. Es hatte aufgehört zu wimmern und starrte ihn mit großen Augen an. Der Alte humpelte zu dem Jungen und beschnupperte es, um herauszufinden, woher es stammt, doch er erkannte den Geruch nicht.

<<Wie heißt du?>>, fragte der Alte mit kratziger, rauer Stimme. Zuerst schwieg das Junge, dann sagte es zitternd:

<<Chenoa>> Chenoa war eine Fähe. Sie war etwa drei Monde alt und ihr Fell war von einem Dunklem Braun.

<<In Ordnung>>, sagte der alte Wolf. <<Wo sind deine Eltern>>, fuhr er fort.

<<Ich weiß nicht genau, ich habe gespielt, und plötzlich bin ich gestolpert, und dann war ich plötzlich hier!>>, sagte Chenoa ängstlich.

<<Wo in etwa glaubst du sind sie?>>, fragte der Alte. Chenoa sah sich um, dann deutete sie mit dem Schwanz nach Westen. Der Alte nickte.

<<Komm mit!>>, sagte er rauchig, bevor er den schneebedeckten Hügel nach oben kletterte. Chenoa folgte ihm wortlos.

 

Nach einiger Zeit, trafen sie auf eine Lichtung. Der Alte blieb geduckt am Rand der Lichtung stehen. <<Erkennst du etwas wieder?>>, fragte der Alte leise. Chenoa sah sich um. Plötzlich blieb ihr Blick an einem kleinem Felsen hängen.

<<Ja, ich glaube schon>>, rief sie erfreut, und wollte schon auf die Lichtung stürzen, als der Alte gerade rechtzeitig, nach ihrem Schwanz packen konnte, und sie zurück in die Büsche zog.

<<Hat man dir nicht beigebracht, niemals einfach so auf eine Lichtung zu stürzen?!>>, fuhr er sie an.

Chenoa hatte sich unter den Harten Worten zu Boden gepresst, und sah ihn ängstlich an, bevor sie langsam den Kopf schüttelte.

<<Chenoa>>, sagte der Alte etwas ruhiger. <<Wir sind hier in Alaska. Wir Wölfe werden hier gejagt, und auf so einer Lichtung, gibt es keine Bäume und Büsche, wo wir und verstecken können!>> Er sah Chenoa noch einen Augenblick an, die sichtlich nicht wusste, was genau Alaska war, dann schlich er geduckt auf die Lichtung, hob die Schnauze und prüfte die Luft. Dann gab er Chenoa ein Zeichen, dass sie kommen könnte.

Chenoa lief zu ihm und ging dann zum Felsen. Sie schnupperte geräuschvoll daran, bevor sie geradeaus weiter sah.

<<Ich glaube da lang>> sagte sie, woraufhin die beiden weiter gingen.

 

Inzwischen war es Abend, und eine kühle Brise fuhr den beiden durchs Fell. Der Alte sah sich um, und fand einen alten Luchsbau.

<<Komm>>, sagte er zu Chenoa. <<Lass uns hier übernachten>>, sagte er, bevor er hineinkroch.

Chenoa folgte ihm unsicher, und legte sich im alten Luchsbau ganz hinten in die Ecke, wo sie bald einschlief. Der Alte war noch wach, und sah nach draußen. In der Ferne war das Heulen eines Wolfes zu hören. Ein Ruf. Ein Trauerruf.

Kapitel 2: Ein neuer Morgen

Die ersten Sonnenstrahlen weckten den alten Wolf im Luchsbau. Er versuchte sich zu erinnern, wohin er gestern überhaupt gelaufen war, und was passiert war. In der Ecke sah er Chenoa schlafen. Er ging hinaus in die verschneite Winterlandschaft, und streckte sich ausgiebig. Er hob die Schnauze und prüfte die Luft nach etwas Essbarem, auch wenn er wusste, dass es nichts gab.

Der Wald war leer. Wie ein großer Teich, und man hätte alle Fische gefangen. Außer die Haie. Die Fleischfresser, wie sie, die Wölfe, oder auch Bären und einige wenige Luchse. Aber mehr auch nicht.

Doch plötzlich roch er einen vertrauten und gleichzeitig fremdem Duft. Kaninchen! sagte seine Nase. Er sah sich um. Tatsächlich, sah er ein mageres Kaninchen durch den Wald hüpfen. Er nutze die Chance, und prüfte woher der Wind kam. Er näherte sich dem Kaninchen von der gegenüberliegenden Seite, als der, woher der Wind blies. Er musste sich bemühen, keinen Laut zu machen, denn seine Pfote schmerzte noch immer. Schließlich war er nah genug am Kaninchen dran, dass er mit einem Satz aus dem Gebüsch sprang, und das Kaninchen mit einem geschicktem Biss in den Nacken tötete. Schwerfällig hob er das Kaninchen auf.

Für einen so alten Wolf wie ich, bin ich ganz schön in Form, dachte er belustigt. Er schleppte das Kaninchen zurück zum Luchsbau. Aus der Ferne sah er Chenoa, die ihren Kopf aus dem Bau streckte, bevor sie raus trat. Der Alte kam angelaufen, und warf ihr das Kaninchen hin.

<<Na komm>>, sagte er. <<Friss etwas, man findet hier selten was zu Fressen>>, sagte er, als wäre Chenoa seine eigene Tochter.

Anscheinend dachte Chenoa das wohl auch, den sie sah ihn erst ein wenig verärgert an, bevor sie sich nur so auf das Kaninchen stürzte.

Der Alte setzte sich hin, und wärmte sich den Pelz in der schwach leuchtenden Sonne.

Als Chenoa die Hälfte des Kaninchens gefressen hatte, hielt sie plötzlich inne. Sie drehte sich zu dem Alten um, und fragte:

<<Willst du nicht auch was essen?>> Der Alte, der die ganze Zeit in den Wald gestarrt hatte, immer auf der Suche nach einem Anzeichen auf Gefahr, blinzelte und sah sie an.

<<Nein, nein>>, meinte er. <<Ist schon in Ordnung, ich brauche nichts>>

Chenoa sah ihn an. Sie glaubte ihm nicht, und so schob sie ihm das Kaninchen hin.

Der Wolf sah sie ebenfalls an.

<<Ich sagte, ich...>>

<<Doch du brauchst es!>>, fauchte Chenoa ihn beinahe wütend an.

Der Wolf sah sie überrascht an. Dann seufzte er, beugte sich hinab, und biss hungrig in das Kaninchen, bis er es verschlungen hatte. Er leckte sich über die Lippen, stand auf und streckte sich erneut ausgiebig.

<<Mach dich bereit>>, sagte er <<Wir ziehen gleich weiter>>

Chenoa setzte sich auf, leckte sich einmal über ihr dunkelbraunes Fell, bevor sie ihn ansah, und nickte.

Der Alte merkte, das Chenoa anfing, ihm zu vertrauen, und ihn zu mögen, und das fand er gar nicht gut. Er stand auf, prüfte noch einmal die Luft, und ging dann weiter, in die Richtung, in die Chenoa ihnen gestern gewiesen hatte. Chenoa lief neben ihm her, beinahe sprang sie. Der Alte musste lächeln, bevor er mit der Sonne weiter nach Westen zog.

 

Es war schon fast wieder Sonnenhoch, als der Alte den Geruch von etwa vier Wölfen wahrnahm. Aber drei von ihnen trugen den frischen Geruch nach Junge, also nahm der Alte an, dass der vierte Wolf ihre Mutter sein würde.

Auch Chenoa schien es gerochen zu haben, denn auf einmal hüpfte sie erfreut hin und her und rief:

<<Ich kann sie riechen! Ich kann sie riechen!!!!>>

Der Alte verdrehte belustigt die Augen, bevor er etwas vorsichtiger sein Tempo drosselte, und Chenoa führen lies. Er wusste nicht, wie Chenoas Mutter reagieren würde, wenn sie ihre Tochter mit einem fremden Wolf sehen würde.

Chenoa und er liefen eine kleine Ansteige hoch, hinter der sich eine kleine Lichtung befand. Stolz stand Chenoa an der Spitze des kleinen Hügels, als hätte sie ihn die ganze Zeit geführt. Der Alte Wolf kam neben ihr an und sah,dass rechts, auf der Lichtung in einem Felsen, ein kleines Loch war, der wohl als Bau genutzt wurde. Vor dem Eingang der Höhle, saß eine braune Wölfin, etwas heller als Chenoa selbst. Die Wölfin war noch jung, und um sie herum spielten drei Junge. Zwei Rüden und eine Fähe.

Bei dem Geruch eines fremden Wolfes sprang die Mutter auf, und sah sich hektisch um. Die Jungen schienen zu wissen, das etwas nicht stimmte, denn sie hörten abrupt auf zu spielen und sahen sich ängstlich um. Endlich erblickte die Mutter den Fremden, und wollte gerade ihre Jungen mit einer Geste ihrer Rute zurück in die Höhle schicken, als sie plötzlich inne hielt. Ungläubig starrte sie die beiden an, als der alte Wolf plötzlich ein Knurren hinter ihm vernahm.

Kapitel 3: Gefunden

Der Alte Wolf fuhr erschrocken zusammen, als er das Knurren vernahm. Instinktiv wirbelte er herum, und bleckte die Zähne zu einem gefährlichen Knurren. Jedoch schon am Knurren des anderen, hatte der Alte gehört, dass es ein junger und kräftiger Wolf war, gegen dessen der Alte mit seinem blinden Auge und seiner verletzten Pfote keine Chance hätte.

Der Alte stellte sich vor Chenoa, während er herumwirbelte, doch im selben Moment, in dem er sich umgedreht hatte, sprang sein Rivale ihn an, und drückte ihn, den Hügel hinunter, sodass er schmerzhaft mit dem Rücken auf den kalten Boden der schneebedeckten Lichtung fiel. Die Mutter scheuchte ihre Jungen sofort in die Höhle zurück und rannte zu Chenoa, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass ihre Jungen sicher im Bau waren.

Der Alte starrte seine Rivalen knurrend an, und plötzlich sah er, dass dieser nachtschwarzes Fell hatte. Nachtschwarz. Er kannte diesen Wolf, den er war ihm begegnet, als er gestern durch den Wald streifte. Er hatte ihn angesehen und war wortlos weitergegangen. Trotzdem wehrte der Alte sich mit Krallen und Zähnen. Er drückte ihm so heftig es ging, die Hinterpfoten in den Leib, und schleuderte ihn von sich. Wenige Schwanzlängen von dem Alten entfernt, prallte der Schwarze auf dem Boden und der Alte nutzte die Zeit um sich aufzurappeln. Auch sein Gegner war aufgestanden und feindselig knurrend standen sie einander gegenüber. Der andere blutete aus den Krallenwunden des Alten Wolfes am Bauch. Der Alte selbst hatte an den Schultern Bisswunden, und die Narbe, die er nach dem Kampf, an dem er sein rechtes Auge verloren hatte, davongetragen hatte, blutete erneut.

Plötzlich schrie Chenoa auf. Ihre Mutter war bei ihr angelangt, aber das war nicht der Grund, weshalb sie geschrien hatte. Sie stürzte den Abhang hinunter.

<<Nein!>>, schrie sie lauthals, und stellte sich vor den Alten. Der Schwarze sah sie an, ohne sein Knurren einzustellen. Der Alte jedoch war verwundert, er gab seine Kampfstellung auf und setzte sich ächzend auf. Er leckte sich über die schlimmsten Wunden, ohne den Schwarzen und Chenoa aus den Augen zu lassen. Endlich schwieg der Schwarze und sah Chenoa ebenfalls verwundert an.

<<Chenoa, ich..>>, fauchte der Schwarze, bevor er von Chenoa unterbrochen wurde.

<<Nein! Er hat nichts getan!>>, schrie sie ihn an, wobei sie fast anfing zu weinen. Der Schwarze schwieg, und musterte den Alten. Dann endlich setzte er sich ebenfalls auf, und leckte sich über die Wunden. Schweigen herrschte auf der Lichtung. Nur das schwere Atmen der beiden Rüden war zu hören. Die Mutter starrte entsetzt auf Chenoa und die Jungen im Bau lugten vorsichtig hervor, um ja nichts zu verpassen.

Plötzlich schlich sich ein Rüde der drei Jungen hinaus. Die anderen folgten ihm sofort, denn sie hatten alle dasselbe Ziel.

<<Bleibt in der Höhle>>, fauchte die Mutter, doch die Jungen rannten erfreut schreiend auf Chenoa zu. Chenoa lächelte und kam ihnen entgegen, bevor die drei Jungen sich auf Chenoa stürzten und spielerisch nach ihren Ohren schnappte.

<<Chenoa, du bist wieder da!>>, riefen sie erfreut. Der Schwarze hatte sich erneut in Kampfstellung fallen lassen und ging jetzt langsam seitwärts, um sich vor die Jungen zu stellen.

So allmählich verstand der Alte, welche Bedeutung der Schwarze in der Familie spielte. Chenoa hatte mitbekommen, dass der Schwarze den Alten wieder anknurrte und erneut stellte sie sich vor den Alten.

<<Hör doch erstmal zu, was eigentlich passiert ist!>>, knurrte sie wütend. Die Mutter der Jungen war heruntergekommen und stellte sich zu ihnen.

<<Ich glaube Chenoa hat Recht>>, mischte sie sich ein. <<Wir wissen ja nicht, ob er überhaupt etwas getan hat, vielleicht schätzen wir ihn bloß falsch ein. Das tun viele Wölfe in dieser Zeit>>, sagte sie traurig. <<Na kommt>>, sagte sie dann freundlicher und drehte sich um, um zurück zur Höhle zu gehen.

Sie legte sich an die Stelle zurück, wo sie vorher schon gelegen hatte. Ihre Jungen dackelten hinter ihr her. Chenoa eingeschlossen. Der Schwarze knurrte den Alten an.

<<Wenn du es wagst...>>, sagte er und setzte sich hinter seine Gefährtin. Der Alte folgte ihm und legte sich seufzend in die Mittagssonne. <<Erzähl!>>, forderte die Mutter ihn sanftmütig auf. <<Wie und wo hast du unsere Chenoa gefunden?>>

Kapitel 4: Mingan

<<Also>>, begann der Alte. <<Ich fand Chenoa, als eigentliche Beute eines Luchses. Sie hat um Hilfe gerufen, als ich sie gesehen habe und....>>

<<Und dann hat er mit seinen Krallen den Luchs vertrieben! Er hat soo... und soo... und sooo....>>, rief Chenoa, während sie mit den Krallen in der Luft herumfuchtelte, zur Verdeutlichung ihres Satzes.

<<Ja, ich habe ihn vertrieben>>, sagte der Alte und lächelte Chenoa an. <<Ich habe sie gefragt, woher sie kommt, sie sagte, sie habe gespielt und dabei habe sie sich verirrt. Ich habe sie gefragt, ob sie weiß, woher sie etwa gekommen ist, und so bin ich gestern mit ihr den Rest des Tages gelaufen. Am Abend haben wir in einem alten Luchsbau übernachtet, keine Sorge, nichts ist passiert. Am Morgen dieses Tages sind wir weitergelaufen, bis wir auf euch gestoßen sind>>, beendete der Alte mit einem Lächeln seine Geschichte.

<<Und er hat ein Kaninchen gefangen>>, rief Chenoa fiebrig.

Der Alte blinzelte, und er bereute es, dass Kaninchen gefangen zu haben. <<Ja, ich habe ein Kaninchen gefangen>>, bestätigte er. <<Ich habe es ihr gegeben>>, fügte er schnell hinzu. Eigentlich wollte der Alte nicht darüber reden, weil er befürchtete das Chenoas Vater, der Schwarze wahrscheinlich, wütend werden würde, weil er dachte, der Alte hätte das Kaninchen alleine gefressen.

Doch der Schwarze schwieg. Er nickte stattdessen und sagte:

<<Danke, dass du das Leben unserer Tochter gerettet hast. Wir stehen tief in deiner Schuld, und ich bereue es, dich einfach angegriffen zu haben. Du weißt sicherlich noch, dass ich dir gestern begegnet bin, oder?>>, fragte der Vater der Jungen.

Die Mutter und die Jungen sahen ihn überrascht an. Anscheinend hatte dieser nichts davon erzählt, es wäre ja auch nicht nötig gewesen.

<<Nun>>, fuhr er fort <<Ich habe gestern Chenoa gesucht, aus diesem Grund bin ich einfach weitergelaufen, falls du dich wunderst, dass ich dich nicht getötet habe>>, sagte der Wolf lachend.

Der Alte nickte <<Jetzt ist ja wieder alles gut>>, seufzte er.

Die Sonne ging bereits wieder unter, und der Alte Wolf sah nach Westen. Er erhob sich und streckte sich.

<<Nun wird es Zeit für mich wieder zu gehen>>, sagte der Alte, und wollte gerade weiter reden als Chenoa ihm dazwischen kam.

<<Was?! Du willst gehen? Du kannst doch bei uns bleiben!>>, bettelte sie.

<<Nein>>, sagte der Alte. <<Tut mir Leid, Chenoa, das geht nicht. Es sind schwere Zeiten, deine Mutter hat viel zu tun, da kann ich euch nicht helfen, und ich möchte euch nicht zur Last fallen. Tut mir Leid>>, wiederholte er. <<Aber ich muss gehen>>

<<Nein!>>, rief Chenoa wieder. <<Warum kann er nicht bei uns bleiben , Papa?>>, fragte sie den Schwarzen weinend.

<<Chenoa, hör zu>>, sagte dieser. <<Der ... Wolf hat recht, und wenn er es so will, kann ich auch nichts tun>>

<<Bitte, Papa! Sag du doch mal was, Mama!>>, forderte sie ihre Mutter auf, während ihr Tränen über die Wange rannen.

Doch diese schüttelte den Kopf. <<Er will es so>>

<<Aber er könnte doch bei uns bleiben!>>, weinte sie.

Chenoas Eltern sahen sich ratlos an. Der Alte kehrte ihnen den Rücken zu.

<<Nein!!!>>, hörte er Chenoa schreien, sie rannte ihm hinterher und stellte sich vor ihn. <<Bitte!!>>, flüsterte sie. Mehr Tränen rannen ihr über die Wangen und der Alte wusste nicht, wie lange es brauchte, bis sie vollständig zusammenbrach. Der Alte sah über die Schulter Chenoas Eltern an.

Ihre Mutter weinte fast selber. Anscheinend war es ihr wichtig, dass er blieb, da er Chenoa das Leben gerettet hatte. Auch der Vater nickte bittend.

<<Na gut. Ich bleibe>>, gab er nach.

Chenoa kreischte erfreut auf und hopste freudig im Kreis herum und ihre Geschwister schlossen sich ihr an. Fröhlich trollten sie umher. Ihre Mutter setzte sich auf und der Alte trottete zurück.

<<Mein Name ist Dyani>>, sagte die Mutter. <<Das>>, sie deutete auf den Vater der Jungen <<ist Dasan. Die Jungen sind: Chenoa, Kaya, Yuma und Tohon>> Sie deutete mit dem Schwanz auf die einzelnen Jungen. Kaya hatte eine etwas hellere Fellfarbe wie Chenoa, aber es war immernoch ein braun. Kaya und Chenoa waren die beiden Fähen der Jungen. Tohon hatte einfaches graues Fell, wie der Alte selbst und Yuma; Yuma kam ganz nach seinem Vater und dieser schien auch stolz darauf zu sein. Yumas Fell war schwarz. Schwarz wie die Nacht. Yuma und Tohon waren die beiden Rüden der Jungen.

<<Und wie heißt du?>>, fragte Tohon neugierig. Der Alte sah ihn an. Dann hob er den Kopf gegen den Nachthimmel und flüsterte leise: <<Mein Name... ist Mingan>>

Kapitel 5: Der Anfang des Alltags?

Der neue Tag brach an. Mingan, der Alte, war bereits wach, und trat aus der Höhle. Dyani, die Mutter der vier Jungen, hatte ihn gestattet mit ihnen in der Höhle zu schlafen. Die Höhle war größer als sie von außen aussah. Nein, sie war riesig. Die Decke war so hoch, dass Mingan zwei Mal reingepasst hätte, und so weit, dass drei Bären die hintereinander stehen reingepasst hätten. Zum Glück war der Höhleneingang jedoch so klein, dass man sich schon beinahe durch quetschen musste.

Mingan gähnte und streckte sich, bevor er ein wenig umher lief, um richtig wachzuwerden und gleichzeitig nach Gefahren Ausschau zu halten. Doch alles blieb ruhig. Tohon, dessen Fell exakt gleich war, wie das von Mingan stapfte aus der Höhle, und sah Mingan mit großen Augen an. Schließlich blinzelte Tohon und lächelte. Er trabte zu Mingan.

<<Guten Morgen>>, rief Mingan.

<<Guten Morgen>>, sagte Tohon fröhlich.

<<Na? Was hast du heute vor>>, fragte der Alte lachend.

<<Ich weiß noch nicht. Was hast du vor?>>, entgegnete Tohon neugierig.

<<Ich werde wahrscheinlich den Wald nach der nicht vorhandenen Beute absuchen>>, sagte Mingan, und wirkte plötzlich, seines Aussehens gleich, alt.

<<Darf ich mitkommen?>>, fragte Tohon und hüpfte auf der Stelle herum.

<<Wenn deine Mutter es erlaubt>>, sagte Mingan streng. Sofort sank die Fröhlichkeit des Jungen.

<<Aber Mama wird das nie erlauben. Nieeeeeee!!!>>, wimmerte er.

<<Ach, keine Sorge. Das wird sie schon irgendwann, wenn du alt genug bist>>, sagte Mingan mit kratziger Stimme.

<<Ja, und bis dahin bleibst du hier bei deiner Mutter, ja?>>, forderte Dasan seinen Sohn auf. Er war aus der Höhle getreten und hatte die letzten Sätze mitbekommen. Jetzt stellte er sich zu Mingan. Tohon jammerte vor sich hin, während er zurück zur Höhle ging.

<<Darf ich dich begleiten auf der Suche nach unserer 'nicht vorhandenen Beute'?>>, fragte Dasan. Der Alte sah ihn leicht verwundert an.

<<Nun ja>>, sagte Dasan. <<Du bist bereits alt, und ich schätze deine Weisheit. Ich wollte etwas von dir lernen, was mir hilft, meine Jungen besser zu beschützen>>, sagte er etwas zögernd. Mingan nickte.

<<Sicher. Das Erste was du lernen solltest ist, greife niemals einen fremden Wolf an, außer er greift dich an. Versuche aber so wenig wie möglich zu töten. Verletzen genügt, um sich Ansehen zu verschaffen. Wenn jetzt, wie ich gestern, ein alter Wolf kommt, oder ein Wolf der dich nicht angreift, versuche es friedlich zu regeln....>>, fuhr Mingan fort, während die beiden sich auf den Weg in den Wald machten.

 

Bis zum Abend hatte Dasan bereits eine Menge von Mingan gelernt. Gefangen hatten sie nichts. Der Wald war leer. Nichtmal ein Bär war mehr da. Erschöpft kamen die beiden am Abend an, auch wenn sie nichts gejagt hatten. Sie hatten Hunger und sie sind den ganzen Tag gerannt.

Dyani wusste von ihrer Mutter noch ein paar Heilrezepte, und sie versorgte die Schürf- und Dornenwunden der beiden Rüden, da es viele Dornenbüsche im Wald gab.

Lustlos lagen die Jungen im Schnee. Sie spürten die erneute Enttäuschung der Älteren, und schwiegen deshalb lieber. Die beiden Rüden wurden von Dyani zum Schlafen geschickt und auch die Jungen schickte Dyani hinein. Dasan schlief sofort ein, und drei seiner Jungen ebenfalls. Nur Mingan und Tohon waren noch wach.

Tohon schlich leise zu Mingan und schmiegte sich an sein Fell. Anscheinend mag Tohon mich, dachte Mingan erfreut und plötzlich merkte er etwas. Er war noch nie so glücklich gewesen, da er das Gefühl hatte, hier zuhause zu sein.

Kapitel 6: Die Fremde

Die Zeit verging. Einen Mond war es her, seit Mingan sich der Familie angeschlossen hatte. Mingans verletzte Pfote war durch Dyanis Heilkünste wieder wie neu, und er konnte wieder richtig laufen und springen. Die Familie vertraute ihm inzwischen, und sie schätzten ihn sehr. Besonders Tohon fand Gefallen an ihm.

Immer wieder bat er ihn darum, ihm das Jagen beizubringen, doch immer wieder musste Mingan ihn abweisen. Tohon gab jedoch nicht auf. Nachts schlief Tohon oft neben ihm, und die Familie gewöhnte sich daran.

 

Eines Tages bat Tohon Mingan wie jeden Morgen ihm das Jagen beizubringen.

<<Tohon, wie oft den noch? Nein, tut mir Leid>>, sagte Mingan.

<<Bitte! Wenigstens einen Spaziergang!>>, bat er.

<<Du weißt, nur wenn deine Mutter erlaubt>>

Dyani kam gerade bei den beiden an. Sie musterte ihren Sohn.

<<Tohon! Seit einem Monat nervst du Mingan mit demselben Spruch. Lass es doch einfach!>>, sagte sie.

<<Nur ein Spaziergang!>>, bettelte Tohon.

Eine Zeit lang diskutierten die beiden darüber, dann gab Dyani endlich nach.

<<Tohon. Du bist bereits vier Monate alt, und ich verstehe dich. Von mir aus darfst du mit Mingan mitgehen, aber nur, wenn dein Vater mitgeht>>

Dyani sah Mingan entschuldigend an, doch dieser nickte nur.

<<Dann möchte ich auch mit!>>, rief Yuma, der Schwarze.

<<Ich auch!>>, riefen Chenoa und Kaya im Chor.

<<Wie wäre es mit einem 'Familienausflug'?>>, fragte Mingan lachend.

<<Keine schlechte Idee>>, gab Dasan zu, und wechselte einen Blick mit seiner Gefährtin, diese nickte.

<<In Ordnung, lasst uns gehen!>>, verkündete Dasan.

Erfreut kreischend tollten die Jungen im Kreis umher, bevor sie Mingan und Dasan hinterherliefen. Dyani lief hinter ihnen, immer ein Auge auf die Jungen.

 

Auf einer Lichtung rasteten die sieben einmal, da die Jungen ständig herum sprangen und schnell außer Atem waren. Plötzlich hoben Mingan und Dasan gleichzeitig den Kopf. Dyani die mit dem Saubermachen ihrer Jungen beschäftigt war, bemerkte erst später, dass etwas nicht stimmte, ließ sich aber nichts anmerken.

Dasan und Mingan rochen eine Wölfin. Beide starrten nach Norden hoch in den Wald hinein. Mingan stand auf, und prüfte nochmal die Luft. Er wechselte einen Blick mit Dasan, dann ging er vorsichtig Richtung Norden in den Wald. Geduckt schlich er sich einem Gebüsch an. Er konnte hören, dass die Jungen hinter ihm verstummt waren. Auch Dyani hatte aufgehört ihre Jungen zu säubern.

Mit einem Satz sprang Mingan durchs Gebüsch und knurrte bedrohlich, griff die Wölfin aber auch nicht an. Die Wölfin vor ihm starrte ihn angsterfüllt an. Die Wölfin war trächtig, und schütze sichtbar ihren Bauch. Mingan schwieg. Er musterte die Wölfen, bevor er sanftmütig fragte:

<<Wo ist der Vater der Jungen?>>

<<Ich... ich weiß es nicht>>, gab die Wölfin mit zittriger Stimme zu.

<<Vor kurzem ist er Beute für mich suchen gegangen, aber er kam nicht zurück!>>, sagte sie traurig.

Mingan nickte. <<Komm mit>>, forderte er ruhig. Er drehte sich um, und trat zurück auf die Lichtung. Er konnte die Erleichterung spüren, die die Familie umgab, zu wissen, dass nichts passiert war. Bei der Wölfin wurde Dasan etwas misstrauisch, sagte aber nichts.

<<Es war bloß diese Wölfin hier>>, sagte Mingan und nickte auf die fremde rotbraune Wölfin. <<Wie sie heißt, hat sie allerdings noch nicht gesagt>>, fuhr er fort, und sah die Rotbraune an.

<<Mein Name ist Chocheta>>, sagte die Wölfin etwas unsicher. Mingan sah Dasan an. Dann stand Mingan auf, und gab Dasan ein Zeichen, dass er ihm folgen sollte, bevor er sich, ein paar Bärlängen von den anderen entfernt, setzte.

<<Ja?>>, fragte Dasan. Mingan hörte, dass er sich bemühte ruhig zu klingen und das freute Mingan.

<<Was willst du machen?>>, forderte Mingan Dasan auf.

Dasan zögerte <<Was sollte ich machen? Ich lasse sie einfach weiter ziehen>>, sagte Dasan unschuldig.

<<Nein>>, antwortete Mingan scharf.

<<Aber warum nicht...?>>

<<Ich weiß, ich sagte, dass man nicht jedem Wolf vertrauen sollte, aber ein stolzer Wolf lässt niemals eine trächtige Wölfin oder Junge alleine. Das Überleben unseresgleichen ist immer wichtig, besonders in dieser Zeit, wo wir gejagt werden. Du willst deinen Jungen helfen, und so musst du genauso ihren Jungen helfen. Du musst zusehen, dass sie gesund geboren werden, dann kannst du machen, was du willst>>

Mingan sah Dasan an. Dasan schwieg, bevor er nickte. Er hatte verstanden, aber er hatte auch verstanden Warum. Und das war wichtig.

Kapitel 7: Auf dem Weg der Besserung?

Dasan drehte sich zu Chocheta und den anderen um.

<<Chocheta!>>, sagte er. <<Ich bin sicher, dass du um deine Jungen Angst hast, und nur willst, dass es ihnen gut geht, habe ich Recht?>>, fragte er.

Chocheta nickte eifrig.

<<Wenn du möchtest, kannst du dich unserer Familie anschließen, bis deine Jungen geboren, gesund und munter sind>>, Dasan lächelte sie an.

<<Oh ja, bitte lasst mich mit euch gehen. Ich kann auch danach wieder gehen, wenn ihr wollt>>

Mingan war wieder zu ihnen getreten. <<Bleib, solange du willst>>, sagte er freundlich.

 

Mingan und Dasan führten die jetzt sechs anderen Wölfe zurück. Dyani und Chocheta schienen bald gute Freunde zu sein, denn sie konnten gar nicht aufhören miteinander zu reden. Dyani erklärte Chocheta alles über das Leben der Familie. Wie sie lebten, wo sie immer schliefen, und was sie den ganzen Tag so taten. Kurz darauf, wusste Chocheta schon fast alles über die Familie. Es war bereits Abend, als die acht Wölfe seelenruhig auf der Lichtung die letzten Sonnenstrahlen dieses Wintertages genossen.

Die Höhle wurde allmählich klein, und Mingan blieb länger als gewöhnlich wach. Er dachte nach. Schließlich schlich er sich hinaus, und ging zu einem kleinem Teich am Rande der Lichtung.

<<Helft mir, ihr Ahnen, was soll ich tun?>>, mit diesen Worten beugte er sich vor, und nahm einen Schluck des kalten Wassers, bevor er einschlief.

 

Am nächsten Morgen wurde er von Tohon geweckt. Er stand besorgt über ihm.

<<Alles in Ordnung?", fragte er vorsichtig. <<Keine Sorge, ich habe bloß was trinken wollen, gestern Abend, und dann bin ich wohl eingeschlafen>>, sagte Mingan ausweichend. Steifbeinig stand er auf und streckte die Glieder von sich. Er sah sich um. Alle waren bereits wach und standen gähnend oder streckend draußen vor der Höhle.

Guten-Morgen-Grüße und Wie-hast-du-geschlafen-Fragen wurden sich gegenseitig zugerufen. Wie wir alle doch so friedlich leben, ich wünschte alle wären so. Das hat sie ja auch so gesagt. Sie hatte recht gehabt. Auch er beteiligte sich an den morgendlichen Grüßen. Der Tag verlief wie jeder Tag. Die beiden Rüden gingen Jagen, und die jetztigen beiden Fähen und die Jungen blieben bei der Höhle. Dieses mal hatten die Jäger Glück.

Mingan roch plötzlich ein Reh, doch er ließ Dasan es finden. Tatsächlich hob Dasan kurz darauf den Kopf und gab ihm ein Zeichen stehen zu bleiben und leise zu sein. Mingan ließ ihn, und er war stolz auf Dasan. Auch wenn dieser bereits erwachsen war, hatte Mingan ihn trainiert, als wäre er sein Sohn. Dasan fand das Reh schnell. Es war abgemagert und alleine. Aber es würde Fressen für alle sein.

Dasan führte jetzt. Mit der Rute gab er Mingan ein Zeichen, was er vorhatte. Gegen den Wind umstellten die beiden das Reh von hinten. Auf Dasans Ohrenzucken stürmten die beiden los, wobei der Alte wesentlich langsamer war als der schwarze Rüde. Doch dieser erlegte das Reh, mit einem schnellen Biss in den Nacken.

Schwerfällig hoben die beiden das Reh auf, sahen sich stolz an, bevor sie es zurücktrugen. Die dort gebliebenen sechs waren überrascht, bei der erfolgreichen Jagd, und sie teilten sich das Reh, wobei Dyani darauf achtete, dass Chocheta ein größeres Stück als die anderen erhielt.

Nach dieser Jagd, waren alle satt wie noch nie und ruhten sich in der wärmenden Sonne aus. Sogar die Jungen lagen still im Schnee. Mingan lächelte den Himmel an. Er wusste doch, dass es richtig gewesen war. Wenn es soweit ist, würde er mit Dasan darüber reden. Er wird überrascht sein.

Dyani unterhielt sich mit Chocheta über die kommenden Jungen, und Mingan und Dasan unterhielten sich erfreut über die gute Jagd.

Kapitel 8: Die drei Neuen

Ein halber Mond war vergangen, seit Chocheta zu der Familie gestoßen ist. Sie hatte sich richtig gut eingelebt, und Dyanis Junge liebten sie. Dyani hatte Chocheta geholfen eine Geburtshöhle zu graben. Sie war nicht in der Schlafhöhle, sie war ein paar Wolfslängen davon entfernt, hatte aber einen genauso schmalen Eingang.

Eines Tages gingen Mingan und Dasan wie üblich jagen. Und wie üblich ließ sich nur an manchen Tagen ein Kaninchen erspähen. Vielleicht sieben Kaninchen in einem Viertel-Mond, fingen die beiden.

Heute erblickten die beiden zwei Kaninchen an einem Tag. Man konnte dies fast als Wunder bezeichnen, mal ganz abgesehen von dem Reh. Mingan schnappte sich das erste Kaninchen und als das zweite wegrannte, spurtete Dasan hinterher und fing es geschickt ein. Sie waren bereits seit Morgens jagen gewesen, doch es war bereits wieder Abend. Müde kehrten die die beiden heim.

 

Stille war auf der Lichtung. Niemand war da. Sofort stieg Panik in Dasan auf. Auch Mingan wurde panisch, ließ es sich aber nicht anmerken. Die beiden legten ihre Beute ab, und sahen sich um.

Mingan glaubte zu wissen, was geschehen war. Er ging zu Chochetas Höhle. Ein warnendes Knurren begrüßte ihn. In der Höhle war es warm. Und genau wie Mingan es gedacht hatte, hatte Chocheta in ihrer Abwesenheit geworfen. Schlau wie Mingan war, setzte er sich an den Eingang und sah hinüber. Drei Junge wimmerten an Chochetas Bauch. Chocheta selbst war sichtlich erschöpft, jedoch schaffte sie es, ein Auge auf ihre Jungen zu haben, und gleichzeitig ein Auge warnend auf Mingan gerichtet zu haben.

Dyani saß hinter Chocheta, und leckte abwechselnd Chocheta und Chochetas Junge sauber. Dyanis Junge selbst, waren nicht da. Dasan war ebenfalls eingetreten und ihn begrüßte ein noch unfreundlicheres Knurren. Dasan jedoch ging einfach sorglos an Mingan vorbei, und Mingan machte keinerlei Umstände ihn aufzuhalten. Dasan sollte aus seinen Fehlern lernen.

Chochetas Grollen wurde zu einem gefährlichem Knurren, und als Dasan ihr zu nah war, schnappte sie zu. Wütend biss sie nach seinen Vorderpfoten und erwischte seine Rechte. Während Dasan aufheulte und Chocheta böse knurrte, fingen Dyani und Mingan an wölfisch zu Lachen. Dasan knurrte wütend und stapfte ärgerlich umher, während Mingan aus der Höhle trat.

Er nahm die beiden Kaninchen auf, und trug sie zu Chochetas Höhle zurück. Vorsichtig kroch er Chocheta näher. Dasan beobachtete ihn genau, um zu wissen, wie Mingan es schaffte sich ihr zu nähern. Chocheta knurrte, doch als sie die Beute sah, verstummte sie.

Empört riss Dasan den Kopf hoch. Mingan legte vorsichtig das Kaninchen vor Chocheta. Dann machte er einen leichten Bogen, und gab das andere Kaninchen Dyani. Diese nickt dankbar, und beide Fähen fraßen die Kaninchen gierig auf. Mingan bedeutete Dasan mit einem Schwanzzucken ihm aus der Höhle zu folgen, und die beiden legten sich etwas abseits der Höhle hin.

Mingan sah Dasan belustigt an, bevor er ihm Chochetas natürliches Verhalten erklärte:

<<Dasan, du solltest dich niemals einer Wölfin nähern, die erst vor Kurzem geworfen hat. Es gibt Geschichten, da fressen Väter ihre eigenen Söhne auf, aus diesem Grund hatte Chocheta Angst. Dyani hatte dich bereits gekannt und wusste, dass du alles für ihr Leben tun würdest, aus diesem Grund reagierte sie bei dir nicht so feindlich. Aber Chocheta ist erst seit einem halben Mond bei uns. Sie kennt uns nicht so gut und außerdem ist ihr Gefährte verschwunden. Sie war sicher verzweifelt, und war dankbar für unsere Hilfe. Trotzdem hat sie Angst. Wenn du ihr immer wieder so vorsichtig wie ich Beute bringst, wird sie irgendwann nicht mehr so feindlich zu dir sein, aber pass trotzdem auf>> Er sah Dasan mit seinem linken Auge an, und lächelte, bevor er sich erhob, und zurück zu seiner Schlafhöhle ging.

In dieser fand er Dyanis Junge schlafend in einer Ecke. Dasan der ihm gefolgt war, legte sich sofort zu ihnen, und wärmte sie. Mingan legte sich ihm gegenüber und lächelte in die Dunkelheit hinein. Er versteht schnell, dachte Mingan. Bevor er sich bequemer hinlegte, und einschlief.

Kapitel 9: Der Anfang der Wirklichkeit?

Am nächsten Morgen wurde Mingan von einem erschrockenem Schrei geweckt. Sofort sprang er auf, nur um sich gleich wieder hinzulegen, da seine müden Knochen protestierten. Langsam erhob er sich erneut. Dasan war ebenfalls aufgewacht und spurtete nach draußen. Mingan folgte ihm, so schnell es ging.

Chocheta und Dyani standen draußen vor Chochetas Höhle. Am anderen Ende der Lichtung war ein fremder Wolf. Er war nicht viel älter als Dasan, jedoch schien er überrascht. Chocheta saß reglos da. Dann stand sie vorsichtig auf, und kam dem Fremden entgegen. Dasan reagierte schnell, und stellte sich ihr in den Weg

<<Lass mich das regeln>>, flüsterte er schnell.

<<Nein>>, flüsterte Chocheta, und ging an ihm vorbei.

Dasan blieb nichts anderes übrig, als neben ihr herzulaufen. Ein paar Wolfslängen von dem Fremden entfernt blieb sie stehen. Jetzt kam der Fremde vorsichtig näher.

<<Chocheta! Bist du das?>>, fragte er vorsichtig.

Ein Knurren entglitt Dasan.

<<Takenya?>>, flüsterte Chocheta fragend. So ziemlich jeder verstand gar nichts mehr. <<Takenya! Du bist es wirklich!>>, schrie Chocheta plötzlich erfreut auf, und stürmte zu ihm.

Takenya kam ihr entgegen und drückte seine Schnauze gegen ihre, und Chocheta tat es ihm gleich.

Mingan erhob sich, und stellte sich zu dem völlig verdutzten Dasan.

<<Chocheta>>, forderte Mingan Chocheta ruhig auf.

Sie drehte sich um.

<<Wer ist das? Kennst du ihn?>>, fragte Mingan.

<<Oh ja!>>, sagte Chocheta freudig. <<Das ist Takenya, mein Gefährte>>, sie zitterte.

<<Aber sagtest du nicht...>>, schielt Dasan sich ein.

<<Ja, er ist verschwunden,ich dachte er sei tot, aber er war es nicht!>>, rief Chocheta mit einen liebevollen Blick zu Takenya.

Mingan wandte sich an Takenya.

<<Wie ist das passiert?>>, fragte er.

<<Ich war jagen für Chocheta. Ich wurde von einem Luchs abgelenkt, und wusste danach nicht mehr wo ich war. Ich hatte Angst um Chocheta und unsere Jungen>>, sagte Takenya traurig.

Plötzlich blinzelte er, und riss den Kopf hoch. <<Die Jungen!>>, rief er entsetzt. Chocheta lachte, und ging zu ihrer Höhle. Sie winkte Takenya mit einem Schwanzwedeln herbei.

Mingan und die anderen folgten ihm, blieben jedoch vor dem Eingang sitzen. Takenya weinte fast vor Stolz, als er seine drei Jungen sah. Mingan forderte Dyani, Dasan und Dyanis Jungen mit einem Ohrenzucken auf, das glücklich, wiedervereinte Pärchen in Ruhe zu lassen.

Dyani blieb mit ihren Jungen draußen, die wie üblich spielten. Mingan und Dasan wollten gerade zur täglichen Jagd aufbrechen, als Takenya kam.

<<Ich möchte gerne mitkommen>>, sagte er zögernd. <<Ich möchte versuchen, alles wieder gut zumachen>>

Mingan und Dasan wechselten einen Blick, dann nickte Dasan und die drei brachen auf.

Mingan fiel auf, dass Takenya bereits geübt war in Sachen Jagen. Denn als Mingan gerade mit seiner alten Schnauze ein Kaninchen roch, hatte Takenya es bereits erspäht, und schlich sich an. Unter seinem Fell konnte man deutlich seine Muskeln sehen, und sein schleichender Gang, sowie der perfekte Sprung mit einem einzigem Biss verrieten viel. Außer dieses Kaninchen fingen die drei jedoch nichts, und alle waren sich einig, dass Chocheta das Kaninchen bekommen sollte, selbst wenn diese darauf bestand, dass auch Dyani einen Anteil bekommen sollte.

Dasan und Mingan setzten sich. Dasan seufzte.

<<Was ist?>>, fragte Mingan ihn.

<<Die Beute ist sehr rar. Ein Kaninchen für uns elf! Okay, drei von ihnen fressen noch kein Fleisch, aber trotzdem. Wir müssen in eine Gegend, in der es genug zu fressen gibt, dass wir überleben können!>>

Mingan nickte. <<Ich glaube jedoch, dass wir daran schuld sind, das es keine Beute gibt. Damals, als noch viele Rehe im Wald waren, haben wir immer alleine gejagt, und zwar so viel wie wir wollten. Wir haben ein halbes Reh gefressen, und es dann liegen gelassen, nur um kurz danach noch ein Reh zu töten und nur ein paar Bissen zu fressen. Wir haben getötet, und es nicht ausgenutzt. Deshalb ist die Beute jetzt rar>> Mingan holte tief Luft. <<Wir Wölfe sollten nicht mehr alleine sein. Je mehr wir sind, desto größer ist die Chance etwas zu fangen. Und desto besser können wir uns vor Feinden schützen. Wir sollten etwas bilden, ein... Rudel>>

Dasan sah ihn verwundert an. <<Ein... Rudel? Was meinst du mit einem 'Rudel'?>>

<< Ein Rudel ist etwas, wo alle Wölfe in Frieden miteinander leben, zusammen jagen und sich beschützen. Ich habe mit ihr darüber gesprochen, und sie haben es auch getan>>

Kapitel 10: Die Geschwister

 "In einem Rudel sollte es jedoch einige Regeln geben, sonst fällt alles auseinander!" Mingan sah Dasan an. "Du wirst es führen. Du kannst das, ich weiß es" Mingan lächelte. "Aber lass uns erst mal die anderen fragen, was sie davon halten."

 

Mingan erklärte Dyani und den anderen, was sie ihm gesagt hatte, und die anderen waren zuerst unsicher. "Es wird verschiedene Ränge geben.", sagte Mingan. "Ein Anführer, und ein Helfer, ein Heiler, Kämpfer, Schüler und natürlich Junge. Aufziehende Mütter sicherlich auch, jedoch ist das Wort ein wenig zu lang, da muss ich noch mal drüber nachdenken." Chocheta nickte. "Ich finde es eine gute Idee, endlich mal mit anderen Wölfen in Harmonie zu leben.", sagte sie verträumt. "Und was sind wir?", fragte Yuma schwanzwedelnd. "Ihr werdet noch Junge sein. Junge sollten alt genug sein, um Schüler zu werden. Vielleicht in ein paar Monden." "Erst?", rief Yuma enttäuscht, und seine Geschwister stimmten mit ein. "Sicherheit geht vor", sagte Dasan lächelnd. Mingan übernahm wieder: "Dyani und Chocheta sind dann 'Aufziehende' und ihre Jungen natürlich Jungen. Takenya wird ein Kämpfer sein, ich bin zu alt um so etwas zu tun. Dasan wird Anführer werden, er kann es, ich weiß es." Mingan lächelte und Chocheta und Dyani nickten zustimmend. "Ich wie gesagt, bin zu alt zum kämpfen ich werde so etwas wie... ja, ein Ältester sein. Der nur noch den Anführer hilft, aber mehr auch nicht.", sagte Mingan rau. Alle waren sich einig, dass es so sein sollte, sie brauchten nur noch genügend Mitglieder. Es war bereits Abend und ein kühler Wind wehte dem 'Rudel' durchs Fell. Lasst uns schlafen gehen!", sagte Dasan und die anderen gehorchten.

 

Am nächsten Morgen verlief fast alles wie normal. Es herrschte Ruhe und Gelassenheit. Die Freundschaften zwischen den einzelnen Wölfen entwickelte sich gut. Und wie jeden Tag bettelte Tohon mit ihm zu jagen. Die Jungen waren jetzt fast 5 Monate alt, und Mingan fragte Dyani, ob es in Ordnung sei, und sie stimmte zu. Nachdem Dyani dem armen Jungen viele verschiedene Regeln und Aufgaben aufgehalst hatte, konnten die beiden mit Dasan und Takenya jagen gehen.

 

Auch an diesem Tag fingen sie nichts. Deshalb wagten sie sich weiter in den Wald, was natürlich gefährlicher für Tohon war.

 

Als sie wieder nichts fanden kehrten sie heim. Eine weitere Wölfin saß bei Dyani. Mingan schätzte sie auf sieben ein. Das war schon älter als Dyani, die fünf war, und Chocheta die drei war. Neben der Wölfin saß ein Wolfsrüde. Ebenfalls etwa sieben Jahre alt, und er schien der Gefährte von ihr zu sein. Auf jeden Fall unterhielten sich die Fremde und Dyani gut. Dieses mal war es Dasan, der zuerst sprach. "Wer seid ihr?", fragte er gelassen. Das konnte er inzwischen schon richtig gut. "Ich bin Hakan", sagte der Rüde. "Und das ist Aponi. Wir sind Geschwister", fuhr er fort. Mingan fiel auf, wie ähnlich sich die beiden waren. Sie hatten beide hellbraun-graues Fell, und ihre Gesichtsform war ziemlich gleich. Nur ihre Augen waren unterschiedlich. Hakan hatte eisblaue Augen und Aponi dunkelblaue. "Was wollt ihr hier?", fragte Dasan. Die Geschwister sahen sich an, und zuckten die Schultern. "Sie können doch bei uns bleiben!", rief Kaya, die anscheinend großen Gefallen an den Besuchern hatte. Dasan sah zu Mingan, doch dieser sagte nichts. Dasan sollte selbst entscheiden. "Gut", sagte Dasan. "Ihr könnt hierbleiben, vorausgesetzt ihr benehmt auch anständig!", fuhr er fort. Sofort protestierte Hakan: "Wer hat dir erlaubt UNS Befehle zu erteilen?!", zischte er böse. "Weil ich hier der Alphawolf bin!", fauchte Dasan. Alphawolf. Da hatte Dasan aber perfekte Worte getroffen, dachte Mingan zufrieden. Aponi sah ihren Bruder an, und er gab nach. Beide waren zufrieden, mit dem was sich ihnen bot. Und sie akzeptierten Dasan als 'Alphawolf' an. Das Rudel wächst, dachte Mingan. Das ist gut, den wir brauchen sie.

Kapitel 11: Zeremonien?

Aponi und ihr Bruder Hakan lebten sich gut in die Gruppe ein. Am Anfang war Hakan relativ ungehorsam, und wollte nicht dabei sein. Er wollte nicht, dass Dasan das Rudel übernahm. Der Schwarze Wolf jedoch, ließ sich nicht umstimmen, und war irgendwann gezwungen Hakan zu zeigen, dass es besser war, wenn Hakan auf ihn hören würde. Yuma, Dasans Sohn, hatte großen Gefallen an Hakan, und war fast die ganze Zeit bei ihm. Aponi wusste erstaunlich viel über Heilkräuter, und das machte Mingan zufrieden. Die junge Chenoa schien sehr interessiert an Aponis Wissen über Heilkräuter zu sein, und wenn sie nicht gerade bei ihrer Mutter war, sah sie gerne zu, wie Aponi Heilsalben für die Rüden zubereitete, die immer wieder Schürfwunden und eingerissene Krallen von der Jagd mitbrachten. In dieser Zeit machte Mingan sich Sorgen, es gab kaum noch Beute, aber sie mussten etwas jagen. Besonders Chocheta benötigte das Fressen, um ihre drei Jungen zu füttern. Die drei Jungen hatten inzwischen Namen erhalten. Die beiden Töchter hießen Sanuye, eine hellgraue Wölfin und Chimalis eine hell grau-braune Wölfin. Ihr Sohn hieß Kele, ein grau-brauner Wolf. Mingan freute sich über die Namen, den sie besaßen eine Bedeutung.

 

Die Zeit verstrich, inzwischen waren Dyanis Junge alt genug, um das Jagen zu erlernen. Sie waren sechs Monate alt. Mingan sprach mit Dyani und Dasan darüber. Dasan war sofort dabei, den er wollte natürlich, das seine Jungen etwas konnten. Dyani hatte Angst um ihre Jungen, und wollte es zuerst nicht. Dasan und Mingan brauchten sehr viel Geduld und Überzeugungskraft, um ihr zu sagen, dass die Ausbildung ihrer Jungen wichtig sei. "Die Jungen sollten jedoch das Jagen und Kämpfen nicht von dir erlernen, Dyani. Es tut mir leid, aber ich glaube du würdest zu sanft mit ihnen umgehen", sagte Mingan vorsichtig. Dyani war entsetzt. "Es sind meine Jungen, und ICH werde ihnen das Jagen beibringen!", sagte sie entrüstet. "Aber würdest du ihnen auch das Kämpfen beibringen?", stocherte Mingan. Dyani setzte sich unruhig hin. "Nein", gab sie zu. "Das kann ich nicht, das würde ich meinen Jungen nicht antun." "Da hast du's", sagte Mingan. "Verstehst du, warum die anderen sie ausbilden müssen?", fragte Mingan. Dyani nickte traurig und ging. "Dasan", sagte Mingan. " Du solltest vielleicht eine Art:'Versammlung' einberufen, damit alle Bescheid wissen. Du musst wissen, dass in einem Rudel es Versammlungen geben muss, zu Ehren unserer Vorfahren.", sagte Mingan. Dasan blinzelte verwirrt. "Weißt du", sagte Mingan. "Unsere Vorfahren können uns sehen. Genau in diesem Moment" Dasan schüttelte ungläubig den Kopf. "Das ist doch Quatsch", sagte Dasan. "Ich glaube, es wird Zeit, das ich dir das Sternenrudel vorstelle" Dasan verstand immer noch nichts. Mingan lächelte "Euch allen", sagte er. "Morgen werden wir einteilen, wer deine Jungen ausbildet."

 

Inzwischen war es Abend geworden. Ein kalter Windstoß fuhr über die Lichtung. "Komm mit!", forderte Mingan Dasan auf, und dieser folgte ihm. Auch Chocheta, Dyani und Aponi forderte Mingan auf, mitzukommen. Er setzte sich an einen Teich am Rande der Lichtung. "Setzt euch um diesen Teich", forderte er auf. Die anderen sahen sich an, befolgten jedoch seinen Befehl. "Wie ihr wahrscheinlich wisst, haben Dasan und ich vorhin über die Ausbildung seiner Jungen gesprochen. Ich möchte gerne, das es im unserem Rudel Zeremonien gibt, zu Ehren unserer Vorfahren. Denn sie sehen uns. Genau in diesem Moment", wiederholte er die Worte, die er vorhin zu Dasan gesagt hatte. Ungläubig sahen die anderen sich an, schwiegen jedoch. "Sie haben sich das Sternenrudel genannt.", fuhr der alte Wolf fort. "In dieser Nacht, werdet ihr eure Vorfahren wieder sehen, den es ist Vollmond", sagte Mingan, und alle hoben den Kopf zum Nachthimmel, nur um zu sehen, dass Mingan Recht hatte. Der strahlend weiße Vollmond, hing über ihnen am Nachthimmel.

Kapitel 12: Glauben?

"Nun", sagte Mingan gelassen. "Um euch davon zu überzeugen, dass eure Vorfahren euch sehen können, müsst ihr an einer eurer bereits verstorbenen Vorfahren denken. Eure Mutter oder eure Großmutter", sagte er und sah in die Runde. Er legte sich so bequem wie möglich hin und beugte sich über das Wasser. Er wedelte leicht mit der Rute, zum Zeichen, die anderen sollten es ihm gleich machen. Die anderen sahen sich verwundert an, legten sich aber ebenfalls hin. "Also", wiederholte Mingan leise. "Denkt an einer eurer verstorbenen Vorfahren und trinkt von diesem Wasser" Zuerst rührte sich keiner. Auch Mingan nicht, den er wollte sehen, ob sie es tatsächlich glaubten. Die junge Dyani befolgte schließlich als erste seine Aufforderung. Sie beugte sich über das Wasser, schloss die Augen und trank. Plötzlich schien sie wie abwesend. Sie saß einfach nur da, sie trank nicht mehr, sie zuckte nicht mal mit der Wimper. Sie saß einfach da, als wäre sie ein Stein. Ihr Gefährte Dasan sprang sofort auf. "Dyani! Ist alles in Ordnung?", rief er entsetzt. "Lass sie", forderte Mingan ihn auf. "Ihr wird nichts geschehen, solange du sie nicht aufweckst!", zischte er leise. Dasan war sichtlich besorgt, tat aber was ihm befohlen worden war. Er setzte sich zurück an den Platz, an dem er vorher gesessen hatte. Auch Aponi schien allmählich zu glauben, was Mingan gesagt hatte, und trank ebenfalls einen Schluck des eiskalten Wassers. auch sie war plötzlich wie abwesend. Schließlich tranken auch die letzten beiden, Chocheta und Dasan, von dem Wasser. Auch sie waren dann plötzlich wie weg. Zufrieden trank Mingan als Letzter von dem Wasser.

 

Ein Platschen und ein entsetzter Schrei weckte Mingan am Morgen. Der neugierige Yuma strampelte heftig im Wasser. Mingan setzte sich auf, und zerrte das Junge aus dem Teich. Auch die anderen waren erwacht. Takenya und Hakan hatten über die Nacht auf die Jungen aufgepasst, schliefen jedoch morgens länger als sie, so dass sie nicht bemerkt hatten, dass diese sich weggeschlichen hatten. Erschrocken sprang Takenya aus dem Bau und suchte Dyanis Junge. Seine eigenen Jungen waren in der Höhle, da diese nicht mal laufen konnten. Yumas Geschwister saßen am Rand vom Teich und stießen ihre Mutter an, sie solle aufwachen. Dyani räkelte sich und stand müde auf. Sie blinzelte plötzlich erschrocken und sah Mingan an. "Ich habe sie gesehen", flüsterte sie leise. "Wie hast du das gemacht?", fragte sie plötzlich halb entsetzt, halb erfreut. "Nun", sagte Mingan, bereits zu allen, die aufgewacht waren und jetzt aufstanden "ihr werdet nicht immer eure Vorfahren sehen. Sie werden sich euch nur zeigen, wenn sie euch vor etwas Warnen müssen. Außerdem sprechen sie in Rätseln, und man muss viel darüber nachdenken um Geschehen voraus sehen zu können.", sagte er. Er sah in die Runde und sein Blick blieb an Dasan kleben. Dieser nickte. "In Ordnung", sagte er. "Ich habe meine Mutter gesehen, und sie sagte mir, was ich als Anführer zu tun habe und welche Zeremonien ich abhalten muss. Ich werde die Zeremonien zu Ehren unserer Vorfahren akzeptieren.", sagte er feierlich. Mingan nickte zufrieden. "Eigentlich soll man nicht darüber reden, was das Sternenrudel zu einem gesagt hat, aber heute ist eine besondere Ausnahme" Mingan fiel auf, das Dyanis Junge aufgehört hatten zu spielen und die Erwachsenen ansahen, als wären sie völlig bekloppt geworden. Mingan musste lächeln. "Ihr werdet es bald verstehen", sagte er zu ihnen. "Also", fuhr er an die Älteren gewandt fort. "Irgendjemand, ich glaube mal Dyani oder Chocheta muss eines ihrer Jungen gesehen haben im Bezug auf Kräutern!", sagte er und sah in die Runde. Dyani und Chocheta sahn sich an und schüttelten die Köpfe. Mingan war entsetzt. Das konnte nicht sein! Irgendjemand muss doch was gesehen haben! Wenn niemand eines der Jungen gesehen hat, dann ist das Rudel verloren!

Kapitel 13: Verloren und Verbannt

Mingan konnte es nicht fassen. Verwirrt schüttelte er den Kopf, aber sie hatte es mir doch gesagt! Plötzlich sah er auf. Die bereits etwas ältere Aponi rutschte unruhig auf ihrem Platz umher. „Was ist?“, fragte Mingan. Aponi zögerte, bevor sie antwortete: „Ich habe Chenoa gesehen“ Chenoa, dachte Mingan. Chenoa, Dasan und Dyanis Tochter, war perfekt. „Aber ich verstehe nicht wieso!?“, riss Aponis Stimme Mingan aus seinen Gedanken. „Keine Sorge, alles ist Bestens“, munterte Mingan sie auf. „Nun, möchte ich, dass ihr euren Gefährten und Geschwister“, fügte er mit einem Blick auf Aponi hinzu, „erzählt, was ihr gesehen habt. Ihr müsst ihnen sagen, was eure Vorfahren euch gesagt haben. Ihr MÜSST sie überzeugen.“ Mit einer Schwanzbewegung stand er auf, und ging fort. Dyanis Junge saßen immer noch ratlos da. Aponi erhob sich und ging gelassen zu ihrem Bruder. Chocheta begab sich zurück in ihre Höhle zu Takenya. Dyani und Dasan zogen sich mit ihren Jungen in ihre Höhle zurück um mit ihren Jungen darüber zu sprechen.

 

Mingan hatte das Lager verlassen, und saß nicht weit entfernt von dem Lager auf einem Felsen. Er sah der Sonne beim Aufgehen zu. Er war zufrieden, mit dem was passiert war. Insgesamt war das Rudel auf 14 Wölfe gewachsen. Dyani, Dasan und ihre Jungen, Chenoa, Yuma, Tohon und Kaya. Takenya und Chocheta mit ihren Jungen Kele, Chimalis und Sanuye. Aponi, Hakan und Mingan selbst. Er legte den Kopf auf die Pfoten und ließ sich von der trüben Sonne wärmen.

 

Am Nachmittag kehrte Mingan ins Lager zurück. Er hatte nach etwas gejagt, jedoch nichts gefangen. Takenya hatte mehr Glück. Er brachte ein mageres Kaninchen zu seiner Gefährtin Chocheta, die darauf bestand, das Takenya selbst auch etwas davon aß. Dasan und Dyani saßen auf der Lichtung, und sahen ihren Jungen beim Spielen zu. Mingan tapte zu ihnen. Er sah Dyani an. Sie nickte. „Dasan und ich wissen es ja bereits. Unsere Jungen dachten erst wir seien vollkommen verrückt“, sagte sie wölfisch lachend. „Aber wir haben sie überzeugen können. Sie glauben daran“ Sie nickte Mingan zu. Er nickte zufrieden zurück. Seine nächste Haltestelle war Takenya und Chocheta. Er sah Chocheta erwartungsvoll an. Sie zögerte aber nickte schließlich. „Takenya ist sich nicht ganz sicher, aber ich glaube er vertraut mir, das ich ihm die Wahrheit sage“, sagte sie und gab ihren Gefährten einen freundschaftlichen Klaps mit der Rute auf die Schulter. Takenya nickte. „Aber ich glaube unsere Jungen sind doch etwas zu jung um das zu verstehen.“ Mingan nickte. Da hatte sie Recht. Ihre Jungen waren erst etwa zwei Wochen alt. Zum Schluss ging er zu Aponi. Hakan war nicht bei ihr. Aponi schüttelte verzweifelt den Kopf. „Ich konnte ihn nicht überzeugen“, sagte sie traurig. Mingan nickte. Das hatte er sich gedacht. Hakan vertraute dem Rudel nicht und das machte Mingan Sorgen. „Wo ist er?“, fragte er. „Er war wütend auf mich, weil ich ihn genervt habe. Ich wollte ihn doch nur von der ganzen Sache überzeugen wollen, aber dann war er so wütend, dass er in den Wald gegangen ist, um zu jagen“, wimmerte Aponi leise. Traurig legte sie den Kopf auf die Pfoten. „Keine Sorge“, beruhigte Mingan sie. „Ich kümmere mich darum.“ Mingan lief los in den Wald und folgte Hakans Geruchspur.

 

Nach einiger Zeit fand Mingan ihn. Er saß mitten im Wald und fraß einen mageren Vogel. „Was machst du da?“, fragte Mingan ihn. „Fressen!“, entgegnete Hakan schroff. „Was willst du hier?“, fauchte er. „Warum glaubst du deiner Schwester nicht?“, kam Mingan gleich zum Thema. „Warum vertraust du ihr nicht?“ „Ich vertraue meiner Schwester! Aber wenn sie mir da ankommt und von irgendwelchen Geistern redet...“ Plötzlich hielt Hakan inne. „Warte kurz“, sagte er misstrauisch. „Du bist doch an allem Schuld“, fauchte er plötzlich. „Wegen dir ist meine Schwester jetzt so komisch! Was hast du mit ihr gemacht?!“, forderte er Mingan auf. Hakan hatte sich in Kampfstellung fallen lassen und Mingan sah, dass Hakan bereit war, sofort ihn zu töten. „Nein, Hakan“, erwiderte Mingan ruhig. „Aponi sagt die Wahrheit.“ „Ihr spielt mir doch alle einen Scherz!“, rief er aufgebracht. „Nein!“, fauchte Mingan jetzt ungeduldig. „Sie sagt die Wahrheit! Glaub ihr doch!“ „Ich werde euch niemals glauben! Ich habe Aponi gesagt, dass ihr bloß falsche Schlangen seid und ich hatte Recht! Ihr habt es geschafft meine Schwester zu manipulieren, aber mich kriegt ihr nicht!“, fauchte Hakan über die kleine Lichtung. Mingan hatte genug. Hakan sah ihn plötzlich erschrocken an. „Du bist raus!“, wiederholte Mingan etwas lauter. „Lass dich in unserem Rudel nicht mehr blicken! Du bist verbannt!“, fauchte der alte Mingan plötzlich aggressiv. Sein Fell war gesträubt, weshalb er doppelt so groß wirkte wie normal. Hakan duckte sich unter dem Älteren, obwohl ihm bewusst war, dass er Mingan mit Leichtigkeit töten könnte. Er riss sich zusammen. „Ich werde mich garantiert nicht blicken lassen, in eurem elendlichen Rudel!“, zischte Hakan leise. Stand auf, drehte sich empört um und ging fort. Als Hakan schon lange verschwunden war, seufzte Mingan traurig. Das war nicht gut für das Rudel gewesen.

Kapitel 14: Versammlung

Mingan seufzte. Traurig trabte er zurück ins Lager. Aus dem Augenwinkel sah er wie Aponi bei seinem Anblick aufsprang und zu ihm rannte. „Wo ist mein Bruder?“, fragte sie ängstlich. Mingan sah sie an und schüttelte den Kopf. „Er glaubt auch mir nicht. Aber es ist seine Entscheidung wohin er geht“, sagte Mingan etwas trauriger.

 

Am Abend setzte sich Mingan, mal wieder, an den Teich. „Was soll ich bloß tun?“, flüsterte er leise zu seinem Spiegelbild im Teich. „Wir haben einen starken Krieger verloren und das Rudel hungert. Wir müssen etwas tun, damit wir mehr Krieger bekommen! Sagt mir, was ich tun soll!“, forderte Mingan laut, bevor er sich vorbeugte und von dem eiskalten Wasser trank.

 

Am nächsten Morgen stand Mingan wie üblich auf. Es war soweit. Er musste noch einmal mit Dasan darüber sprechen. Also machte er sich zu Dyanis Höhle auf, vor der Dasan bereits saß und sein Fell pflegte. Er sah auf, als er Mingan bemerkte. „Guten Morgen!“, rief er freundlich. Mingan nickte ihm zu. „Komm mit“, forderte er. „Wir müssen das kurz besprechen“. Dasan folgte ihm, als Mingan an ihm vorbeilief. „Weshalb?“, fragte er schlicht. „Nun, wir müssen das wegen deinen Jungen besprechen. Also ich weiß ja nicht recht, sie hat mir nichts Besonderes gesagt...“ Dasan lächelte plötzlich. „Keine Sorge, meine Mutter hat mir die Worte sehr gut eingeprägt!“ Mingan sah auf und nickte erstaunt. Das hatte er nicht erwartet, aber nun gut. Er war gespannt auf das Ergebnis. „Du weißt das mit Chenoa?“, fragte Mingan sicherheitshalber. Dasan nickte bevor er fort ging. Mingan hoffte, das alles gutlief. Dasan sprang mit einem eleganten Sprung auf einen Felsen in der Mitte der Lichtung und setzte sich hin. Er zögerte und warf Mingan einen unsicheren Blick zu, doch Mingan nickte ihm ermutigend zu. Dasan holte tief Luft und rief laut und kräftig: „Alle Wölfe die alt genug sind ihre eigene Beute zu jagen, bitte ich sich hier beim... beim Schneefelsen zu treffen!“ Mingan staunte nicht schlecht. Der Felsen auf dem Dasan stand, war übrigens wirklich immer schneebedeckt. Yuma schob neugierig den Kopf aus der Höhle. Als er seinen Vater auf dem Felsen sah, und sah das dieser ihn erwartungsvoll ansah, drehte Yuma den Kopf und rief nach seinen Geschwistern, die sofort angesprungen kamen. Neugierig wollten sie zu ihrem Vater springen als Mingan gerade noch rechtzeitig die Rute vor die Jungen schlagen konnte um sie am Weiterlaufen zu hindern. Mingan setzte sich neben die Jungen hin und sah zu Dasan auf. Die Jungen taten es ihm gleich. Dyani kam aus der Höhle, sah verwundert zu Mingan, setzte sich aber dann hinter ihre Jungen und sah zu ihren Gefährten hoch. Auch Aponi kam aus der Höhle und setzte sich neben Dyani. Takenya streckte den Kopf aus Chochetas Höhle und sah sich verwundert um. Er ging zu Aponi. Chocheta selbst streckte ebenfalls den Kopf aus der Höhle, begriff was passierte und legte sich in den Eingang, um immer ein Auge auf die Jungen zu haben und gleichzeitig Dasan zuhören zu können. Nun, da alle da waren, richteten alle die Köpfe auf Dasan. Dieser fühlte sich sichtlich unwohl. Mingan sah ihn aufmunternd an und lächelte. Dasan schöpfte Hoffnung und holte erneut tief Luft. „Heute...heute haben wir uns hier versammelt um eine besondere Zeremonie abzuhalten“, sagte er fast wie auswendig. Seine Jungen quiekten aufgeregt, doch verstummten durch einen warnenden Blick ihrer Mutter. „Wir möchten heute drei neue Krieger in unserem... Rudel feiern“, fuhr Dasan fort. „Und zwar sollen die Jungen: Chenoa, Yuma, Tohon und Kaya zu Schülern werden.“ Dasan sprang vom Felsen und stellte sich vor seine Jungen. „Yuma!“, forderte er seinen Sohn auf. Mingan schob ihn leicht mit dem Schwanz nach vorne, bis Yuma begriff. Er ging zu seinem Vater und stellte sich vor ihn. Die beiden sahen so gleich aus! Dasan hob den Kopf zum Himmel „Ich bitte meine Ahnen auf dieses Junge herabzusehen und ihn als neuer Schüler unseres Rudels Willkommen zu heißen. Yuma. Versprichst du das Rudel zu schützen auch... auch wenn es dein Leben kostet?“, fragte Dasan seinen Sohn, was ihm sichtlich schwer fiel. Yuma zitterte, nicht genau wissend, was er sagen sollte. Schließlich holte Yuma Luft und flüsterte leise: „Ich verspreche es!“, bevor er lauter und kräftiger rief: „Ich verspreche es!“ Dasan sah stolz auf seinen Sohn herab. „Yuma. Von nun an wird dich das Rudel als Schüler anerkennen und dein Mentor...“, Dasan zögerte. „...dein Mentor sollte eigentlich Hakan sein. Aber da er leider gegangen ist, bin ich dazu verpflichtet sein Amt zu übernehmen. Ich werde dich lehren, was ich weiß, und ich hoffe ich kann das auch“ Damit beugte sich Dasan vor und berührte die Stirn seines Sohnes mit der Schnauze. Yumas Wurfgefährten jubelten und sprangen im Kreis umher, bevor sie zu Yuma rannten und ihn beglückwünschten. Yuma setzte sich zu seinen Wurfgefährten zurück. „Kaya!“, forderte Dasan auf.

Kapitel 15: Verasmmlung die II.

Kaya trat vor. Wieder sah Dasan in den Himmel. „Ich bitte meine Ahnen auf dieses Junge herabzusehen und sie als neue Schülerin unseres Rudels Willkommen zu heißen. Kaya. Versprichst du das Rudel zu schützen auch wenn es dein Leben kostet?“, fragte er. „Ich verspreche es!“, sagte Kaya fest. „Kaya. Von nun an wird dich das Rudel als Schülerin anerkennen und dein Mentor wird Takenya sein. Er wird dich lehren, was er weiß und ich vertraue ihm.“, sagte Dasan lächelnd. Kaya nickte eifrig und Dasan beugte sich erneut hinab und berührte Kayas Stirn. Kaya trat ein paar Schritte zurück zu ihren andere Geschwistern, bevor sie zu Takenya sprang und die beiden zusammen ihre Schnauzen berührten. „Tohon!“, rief Dasan jetzt. Tohon sprang förmlich vor. Erneut sah Dasan in den Himmel. „Ich bitte meine Ahnen auf dieses Junge herabzusehen und ihn als neuer Schüler unseres Rudels Willkommen zu heißen. Tohon. Versprichst du das Rudel zu schützen auch wenn es dein Leben kostet?“, fragte Dasan. „Ich verspreche es!“, sagte Tohon und sein Schwanz peitschte aufgeregt hin und her. „Tohon. Von nun an wird dich das Rudel als Schüler anerkennen und dein Mentor wird Mingan sein. Er ist zwar alt, aber dennoch weise und ich weiß, das er dir trotzdem alles beibringen wird“, erneut beugte sich Dasan vor und berührte die Stirn des jungen Schülers. Mingan war überrascht, aber dennoch war ihm bewusst, dass dem Rudel nichts anderes übrig blieb. Tohon hüpfte zu Mingan und die beiden berührten sich mit den Schnauzen, wie Takenya und Kaya es getan haben. „Chenoa!“, rief Dasan schließlich seinem letzten Kind zu. Chenoa stand auf und trat vor. Sie wirkte selbstbewusst, aber Mingan wusste das sie sich beherrschen musste. Noch einmal sah Dasan zum Himmel auf und rief: „Ich bitte meine Ahnen auf dieses Junge herabzusehen und sie als neue Schülerin unseres Rudels Willkommen heißen. Chenoa. Versprichst du das Rudel zu schützen auch wenn es dein Leben kostet?“ Chenoa nickte: „Ich verspreche es!“, rief sie fest. „Chenoa. Du wirst keine Kriegerschülerin werden. Du wirst Heilerschülerin werden, denn ich weiß, das du dafür gemacht bist. Von nun an wird dich das Rudel als Heilerschülerin anerkennen und deine Mentorin wird Aponi sein. Sie wird dich lehren, was sie über Heilkräuter weiß und wird dich zu einer wichtigen Person unseres Rudels machen.“ Chenoa hielt erst inne, als sie begriff, das sie keine Kriegerin werden würden. Doch Chenoa schien zu merken, dass ihr Kräuter und Heilen besser gefielen und nickte erfreut. Dasan beugte sich vor und berührte ihre Stirn. Dann drehte sich Chenoa um und trabte zu der sichtlich beeindruckten und erstaunten Aponi. Trotzdem berührte sie Chenoas Schnauze. Dasan drehte sich um und sprang auf seinen Felsen zurück. „Ahnen! Bitte akzeptiert diese vier neuen Schüler als richtige Schüler des Rudels an und lasst sie zu einem wichtigen Anteil unseres Rudels werden. Außerdem soll das Rudel Aponi jetzt offiziell als unsere Heilerin akzeptieren. Aponi weiß erstaunlich viel über Heilkräuter und soll uns in schweren Zeiten helfen.“ Dasan sah Aponi an, bevor er fortfuhr: „Sie soll unsere Krankheiten und Wunden heilen. Dies hilft uns dabei, uns schneller von etwas zu erholen und wird uns bei Angriffen schützen. Des Weiteren möchte ich Mingan gerne zu unserem zweiten Anführer ernennen. Den 'Helfer' des Anführers. Ich weiß, du glaubst du bist alt, aber genau wegen dir ist dieses Rudel entstanden und du hast mir immer wieder geholfen.“ Dasan sah in die Runde. „Jetzt möchte ich noch etwas gerne erwähnen. Wir sind ein Rudel. Wir sollten Platz genug zum Jagen und Ausbilden unserer Schüler haben. Es wird Zeit Grenzen zu setzten um unser Revier vor anderen Wölfen oder Feinden zu schützen. Ich schlage vor, wir setzen unsere Markierungen als erstes unten am Bach und ziehen sie weiter Richtung Sonnenaufgang an der großen Trauerweide vorbei. Im Norden am Fuß der Berge entlang sowie im Westen bis zu großen Lichtung. Die große Lichtung würde ich gerne mit ein beschließen, da diese des Öfteren Kaninchen bringt.“ Dasan sah seine Rudelmitglieder an. Sie schienen alle zufrieden mit der Entscheidung. „Nun“, sagte Dasan. „Unsere Zeremonie ist durchgeführt worden.“ Mit diesen Worten hob er den Kopf, holte tief Luft und heulte ein lang gezogenes Heulen. Yuma, Dasans Schüler, war der Erste, der in das Geheul seines Vaters einstimmte. Yumas Wurfgefährten sahen sich an und stimmten mit ein. Aponi tat es ihnen gleich und plötzlich heulte das ganze Rudel, dass man es weit über den ganzen Wald hören konnte.

Kapitel 16: Das neue Territorium

Am nächsten Morgen stand Mingan bereits früh auf. Er ließ Dasan und Takenya durch seinen Schüler Tohon rufen. Als die beiden ankamen schienen sie aufgeregt auf ihren ersten Tag mit ihren Schülern. Sogar Dasan war erfreut, hielt sich aber etwas zurück. „Wir möchten heute das neue Territorium festlegen und alle feindlichen Wölfe und andere Tiere aus diesem Ort entfernen, damit wir die Jungen dieses Rudels in Sicherheit wiegen können.“ Er sah erwartungsvoll in die Runde. „Wir legen die Grenze wie gestern besprochen fest, und fangen im Süden unten am Bach an“, sagte Dasan. „Wo ist der Bach?“, fragte Kaya, Takenyas Schülerin, neugierig. „Ihr kennt sie noch nicht, weil sie weit von hier entfernt ist, aber ihr werdet sehen“, sagte Dasan väterlich. „Also, Dasan, und sein Schüler Yuma, Takenya und seine Schülerin Kaya und ich, und mein Schüler Tohon werden jetzt gehen“, sagte Mingan zu der dazu gestoßenen Aponi. „Aponi, du kannst mitkommen, den auch die Heiler sollten das Territorium kennen und Kampftechniken zum Schutz beherrschen“, sagte Dasan zu ihr. Aponi sah Chenoa an und nickte. Mingan ging zu Dyani und sah sie an. „Ich überlasse das Lager deiner Obhut, Dyani, geht das in Ordnung?“, fragte er. Dyani nickte und es viel ihr sichtlich schwer, gegen die Natur der Wölfe, nicht selbst ihren Jungen zu trainieren. „Also los!“; sagte Dasan. „Ich führe!“ Er sah Mingan kurz an und dieser nickte. Dasan machte eine ausholende Schweifbewegung und lief voraus Richtung Süden. Sein Schüler Yuma lief an seiner rechten Flanke. Mingan etwas weiter hinten an seiner Linken mit Tohon an seiner eigenen Flanke. Dahinter liefen Aponi und Chenoa nebeneinander. Takenya und seine Schülerin Kaya bildeten das Schlusslicht. So streiften die acht Wölfe durch den Wald und ließen das Lager hinter sich.Eine lange Zeit liefen sie durch den Wald und witterten immer wieder nach Gefahr. Irgendwann lichtete sich der Wald langsam. Überall hörte man Mäuse umher laufen. Spatzen flogen über ihnen hinweg. Mäuse war zwar nicht die gewohnte Beute von Wölfen, trotzdem sagte Dasan: „Hier ist eigentlich ein gutes Jagdgebiet“ Takenya stimmte mit einem Nicken zu. Schließlich waren sie am Bach angelangt. Er war vier Wolfslängen breit, jedoch relativ ruhig. Steine ragten aus dem Wasser, über die man auf die andere Seite springen konnte. Die Schüler waren beeindruckt. Dasan markierte das lichte Schilf am Ufer und zuckte mit dem Schwanz, als Zeichen weiterzugehen. Die anderem folgten ihn. Inzwischen liefen die Schüler nebeneinander und unterhielten sich lautstark über die neue Grenze und ihr jetzt riesiges Territorium. Alle vier Bäume wurden von den Wölfen markiert. In einem großen Bogen, bei dem sie die Hälfte davon mit dem Bach liefen, gingen sie weiter Richtung Osten. Nachdem sie den Bach verlassen hatten, liefen sie an einer etwas lichteren Baumgrenze lang. Bis sie zu einer Lichtung kamen, wenn man es Lichtung nennen konnte, denn sie war sehr klein. In der Mitte stand eine große Trauerweide. Sie grünte allmählich, denn es wurde Blattfrische. Dasan machte einen Bogen um sie, so dass die Trauerweide mindestens fünf Fuchslängen in ihrem Territorium lag. Sie beanspruchten sie für sich. Dasan sah sich um, ob alle ihm folgten, bevor er weiter Richtung Norden wanderte.

Kapitel 17: Die neue Grenze

Die acht Wölfe, angeführt von Dasan, zogen weiter. Die vier Schüler tratschten fröhlich und Takenya verdrehte ärgerlich die Augen. Mingan ließ sich nach hinten fallen um neben Takenya zu Laufen. "Was ist?", fragte dieser belustigt. Takenya grummelte bloß leise.Inzwischen hatten die Wölfe die Trauerweide hinter sich gelassen und trotteten in einer weiteren großen Bogen auf die nördliche Bergkette zu, die sich über den Westen bis zum Bach der südlichen Grenze zog. Dasan führte die Truppe über einen flachen Hügel, der die Anhebungen der Berge andeutete. Auch hier markierte er die etwas lichter gewordene Waldfläche. Die Schüler tratschten weiter.Plötzlich hielt Tohon, der gerade direkt an der frisch gelegten Grenze lief, inne. Er hob die Schnauze in die Luft und schnüffelte lautstark. Sein Bruder Yuma schien sofort zu merken, das Tohon irgendetwas nicht passte und schnüffelte ebenfalls. "Was habt ihr?", fragte Mingan sie, obwohl er es bereits gerochen hatte. "Es riecht komisch", antwortete Yuma misstrauisch. Dasan bekam das an der Spitze der Truppe mit und hielt seine Patrouille mit einer Schweifbewegung an. Die Erwachsenen drehten den Kopf über die Grenze und spähten den Hügel mit seinen zehn, elf Bäumen in den dichteren Wald, am Fuße des Hügels, hinunter. Die Schüler folgten ihren Beispiel. "Bleibt zurück!", zischten Takenya und Dasan gleichzeitig zu den Schülern, die sich ängstlich ein paar Schritte in das Territorium zurückzogen . Dasan trat ein paar Schritte vor und verengte die Augen. "Wer ist da?", fauchte er den Hügel hinunter.Eine Wölfin trat aus dem Schatten des Waldes. Ihr Fell war braun, viel dunkler und kräftiger als das von Dyani. Ihre Pfoten hingegen waren bis zur Hälfte ihrer unteren Läufen weiß, sowie auch ihre Schwanzspitze. Die Wölfin war sichtlich abgemagert, obwohl ihr Fell glänzte. "Ich wollte euch nicht stören, tut mir Leid", sagte sie müde und setzte sich seufzend hin. Mingan schätzte sie auf zwei Wolfsjahre, eine sehr junge Wölfin also. "Ich bin Elsu. Ich habe auch eine Schwester Etu und einen Bruder Gosheven. Wir stammen aus den südlicheren Gebieten, weit weg von hier. Die Menschen haben uns hierher verschleppt und wir sind tagelang durch den Wald geirrt. Bei einem Unwetter habe ich meine Geschwister verloren und nie wieder gesehen", sagte sie betrübt. Dasan nickte gedankenverloren, bevor er zu Mingan aufblickte. Dieser sagte nichts, jedoch spiegelte sich in seinen Augen die Antwort. "Dasan nickte nochmal "Wie lange hast du nichts mehr gefressen?", fragte er sie. Sie zögerte. "Seit einem halben Mond etwa?", sagte sie unsicher. Dasan nickte erneut. "Du kannst dich unserem Rudel anschließen, bis du wieder gesund bist. Aber wir sind gerade dabei die Grenze zu erstellen und dies wird noch etwas dauern. Glaubst du du schaffst es noch eine lange Strecke zu laufen?", fragte er sie. Elsu nickte gleichgültig und stand auf. Vorsichtig trottete sie den Hügel hoch und blieb vor Dasan stehen. Dieser drehte den Kopf und sah die anderen an. Er zuckte mit der Schwanzspitze und lief weiter zu den nördlichen Bergen, die sie bereits fast erreicht hatten. Die Truppe folgte ihm, zuerst Aponi und ihre Schülerin Chenoa, dahinter die anderen Schüler Tohon, Kaya, Yuma und der Älteste Mingan und ganz zum Schluss Takenya und Elsu. Als Takenya an Elsu vorbeiging blieb er plötzlich stehen. Er sah Elsu eine Zeit lang in die Augen, bevor er verwirrt den Kopf schüttelte und weiterging. Elsu sah ihm ebenfalls verwirrt hinterher, bevor sie der Patrouille folgte.Dasan war kurze Zeit darauf mit seiner Patrouille am Fuß des ersten Berges angekommen und ließ Aponi einen Baum markieren. Inzwischen war es bereits kurz nach Sonnenhoch. Der Himmel war wolkenlos, was fast ein Wunder war, und die strahlende Sonne lachte warm zu ihnen hinunter. Das einzige was die Patrouille davon abhielt zu Reden, war die Anwesenheit Elsus. Die Schüler liefen schweigend nebeneinander her, kein Wort fiel, es wurde nicht einmal geflüstert. Sie werden sich daran gewöhnen, dachte Mingan.Inzwischen hatte die Patrouille das Ende der ziemlich gerade laufenden Bergkette erreicht. Die nördliche Bergkette und die westliche Bergkette waren wie eingeknickt. Am Fuß dieses komischen Knicks war ein See und ein Wasserfall toste vier Bärgrößen hoch, aus dem Berg hinaus. Mingan sah, das die Schüler sichtlich erschöpft waren. "Lasst uns kurz Rast machen", rief er zu Dasan vor. "Die Schüler brauchen eine kurze Pause" Dasan sah über die Schulter und nickte. Die Patrouille setzte sich erschöpft an den Rand des Sees. Mingan beugte sich übers Wasser und witterte. Das Wasser roch klar. Vorsichtig nahm er einen Schluck, bevor er sich aufrecht hinsetzte und zu den Schülern hinüber sah. "Ihr könnt das Wasser trinken. Es ist klares Bergwasser", rief er. Dankbar trank die Patrouille aus dem See.Einige Zeit später war die Patrouille weiter auf dem Weg, des ebenfalls ziemlich gerade laufenden westlichen Bergpasses. Da im Westen die Sonne unterging zogen sich jetzt schon lange Schatten über das Tal. Auf dem Weg begleitet sie stets ein eine Schwanzlänge großer Bach aus dem See. Am Ende des Bergpasses, wo der Fluss der südlichen Grenze seine Wege durch den Berg zog, sodass die Bergkette hinter dem Fluss genauso grade weiterlief, floss der kleine Bach in den Fluss. Die Patrouille lief noch bis zur Mitte der südlichen Grenze, wo sie begonnen hatten. Inzwischen war die Sonne untergegangen und die Patrouille trabte erschöpft zurück zum Lager. Dort angekommen dauert es nicht lange, bis alle schliefen.

Kapitel 18: Der Traum

Am nächsten Morgen erwachte Mingan im Bau. Seine Rudelgefährten Takenya, Dasan und Elsu schliefen noch. Inzwischen war der Bau recht voll, da auch Aponi und alle vier Schüler hier schliefen. Mingan beschloss, dass sich daran etwas ändern sollte. Plötzlich fiel ihm auf, dass einer der Schüler fehlte. Chenoa! Sofort sprang Mingan auf und eilte nach draußen. Er sah Chenoa am kleinem Teich sitzen. Er war erleichtert, bis er bemerkte, dass Chenoa lag und schlief. Mit der Schnauze berührte sie ganz leicht das Wasser. Mingan trabte verwirrt zu ihr hin. Er legte die Schnauze in ihr Fell und roch den leichten süßen Duft des Sternenrudels. Er zog den Kopf zurück und seine Augen leuchteten vor Erstaunen. Dasan kam gerade aus dem Bau, streckte sich und sah Chenoa und Mingan. Er ging zu ihnen. Mingan hob den Schwanz zum Zeichen, er solle schweigen. Rückwärts schlich er sich davon und ging zu Dasan. „Was ist mit meiner Tochter?“, fragte Dasan besorgt, als sie etwas weiter entfernt waren. „So was, finde ich eigentlich ungewöhnlich für einen Schüler, aber...“ Mingan blieb stehen und sah Dasan an. „Sie spricht mit dem Sternenrudel.“ Dasans Augen weiteten sich und es spiegelten sich mehrere Gefühle in ihnen. Stolz, Erstaunen und Angst. „Ich habe es erst mit acht Jahren geschafft, mit dem Sternenrudel zu sprechen und Chenoa ist erst sechs Monde alt! Aber sie wird Heilerin, deshalb ist das wohl so...“, sagte Mingan plötzlich nachdenklich. „Wir werden sehen!“, sagte Dasan entschlossen. Mingan sah Dasan an. „Du weißt, das man nur im Notfall mit dem Anführer, den Heilern und den Ältesten über seine Träume des Sternenrudels sprechen darf“, fragte Mingan vorsichtig. „Ich weiß. Aber Chenoa hat keine Erfahrung mit den Sternenrudel. Ich zwar auch nicht, aber ich glaube sie würde es jedem erzählen, wenn sie aufwacht.“ Mingan sah Dasan an, bevor er nickte. Er drehte den Kopf zu Chenoa und sah gerade, wie sie wach wurde. Mingan nickte Dasan zu und ging zu Chenoa. Er merkte das Dasan ihm folgte. Chenoa war sichtlich verwirrt, als sie sich aufsetzte und gedankenverloren ihre Pfote säuberte. „Was hast du?“, fragte Mingan ruhig. Chenoa riss erschrocken den Kopf hoch. „Ich... äh... Es war komisch. Mitten in der Nacht bin ich aufgewacht und ich war unglaublich durstig, obwohl ich, bevor ich schlafen gegangen bin, etwas getrunken habe. Also bin ich zum Teich gegangen um was zu trinken und plötzlich... war ich in einem ganz anderem Wald. Die Bäume waren weiß und leuchteten. Ich bin ein wenig durch den Wald gelaufen und plötzlich waren da... Wölfe. Es waren völlig normale Wölfe. Aber plötzlich griffen sie mich an. Und.. und du, Mingan, warst auch dabei! Sie jaulten und heulten. Sie haben dich getötet!“, flüsterte sie plötzlich leise. „Ihr Jaulen war einfach zu laut! Es hat mich erdrückt und ich hatte furchtbare Kopfschmerzen! Und einer dieser Wölfe kam mir so bekannt vor, aber ich konnte ihn nicht richtig sehen. Er hat das Ganze angeführt, aber alle Wölfe waren so verschwommen! Und... und dann bin ich aufgewacht!“ Chenoa schüttelte angstvoll den Kopf. „Chenoa!“, sagte Mingan und legte ihr beruhigend den Schwanz auf die Schulter. „Eigentlich soll man nur im Notfall über die Träume des Sternenrudels sprechen, und jetzt weißt du, was ich mit Notfall meine. In deinem Alter ist ein Traum mit dem Sternenrudel ungewöhnlich, aber so etwas ist eine schlimme Vorahnung. Etwas wird passieren, aber wir wissen nicht genau was es sein wird. Hör zu, Chenoa. Du sagst niemanden etwas über diesen Traum, nur Aponi darfst du das erzählen. Hast du das verstanden?“, fragte Mingan scharf. Chenoa sah ihn an und nickte. „Vergiss das einfach und geh bei Aponi etwas lernen“, sagte Mingan etwas beruhigender. Chenoa nickte wieder und trabte zum Bau zurück. Dasan hatte die ganze Zeit schweigend daneben gesessen. „Für ihr Alter sollte sie nicht so etwas Brutales träumen!“, zischte er böse, als Chenoa weg war. „Sie muss es aber, im Notfall. Sie beschützt das Rudel vor unserem Verschwinden hier.“, antwortete Mingan gelassen. „Ach ja, wir sollten mehrere Baue machen, es ist ziemlich voll geworden“, kam Mingan zum alten Thema zurück. Dasan sah ihn an: „Ja, ich habe heute fürchterliche Rückenschmerzen deswegen“ Dasan lächelte wölfisch. „Da Chocheta auch Junge hat und vielleicht später noch mehr Junge kommen könnten, glaube ich das wir Chochetas Höhle zur.. na ja... eine Art 'Geburtshöhle' machen. Aber das klingt irgendwie komisch. Wie können wir trächtige Wölfinnen nennen?“, fragte Dasan. „Na ja“, sagte Mingan. „Sie bringen dem Rudel eine bessere Zukunft, indem sie ihm mehr Krieger und somit Beschützer schenken. Es sollte also ein ehrenvoller Name sein“ Yuma kam gerade angetrabt und hatte die letzten Sätze mitbekommen. „Etwas Ehrenvolles...?“, fragte Yuma nachdenklich. „Wie wäre es mit einer Königin? Mama, hat uns immer über Könige erzählt!“, meinte Yuma und ließ seine Krallen mit einem gefährlichem Knurren durch die Luft fahren. Mingan und Dasan sahen sich an. „Gar keine schlechte Idee“, meinte Mingan. „Gut. Also ein 'Königinnenbau' einen ganz normalen Kriegerbau und da Chochetas Junge ja auch irgendwann Schüler werden, denke ich noch einen Schülerbau.“, sagte Dasan. Mingan nickte zustimmend. „Ich denke Aponi und Chenoa sollten auch einen eigenen Bau erhalten, damit sie sich einen Kräutervorrat anlegen können, dort wo wir die Kräuter nicht zertrampeln“, sagte Mingan lachend.

Kapitel 19: Lagereinrichtung

„Nun haben wir festgelegt“, rief Dasan auf seinem Felsen über die Wölfe hinweg. „Für die Krieger soll unser ältester Bau genutzt werden. Wir haben uns hier auf der Lichtung ein wenig umgesehen und denken das Dyanis Bau, unser erster Bau, der Kriegerbau werden soll. Für Aponi, also die Heiler des Rudels soll der Bau im Felsen neben dem Teich reserviert sein, da Aponi meint, dass sehr viel Platz für ihre Patienten frei wäre und ganz hinten im Bau wasserdichte Kräuterablagen wären. Außerdem fließt der kleine Bach, der den Teich füllt, auch in der Höhle ganz nah am Felsen entlang. Chochetas Bau soll der Königinnenbau werden. Da es die trächtigen Wölfinnen des Rudels sind, die immer wieder uns Schutz schenken, möchten wir den Wölfinnen, die Junge erwarten oder aufziehen, den ehrenvollen Namen: 'Königin' geben. Die Königinnen können aber, wenn sie wollen und ihre Jungen Schüler geworden sind, zurück zu einer Kriegerin werden.“ Dasan sah in die Runde. „Für die Schüler soll auch ein Bau gebaut werden. Er richtete seine Schnauze auf etwas hinter ihm. „Der Dornenbusch dort. Unter ihm ist ein alter Bau, so können wir die vordersten Ranken beiseite schieben und die Schüler sind gleichzeitig vor größeren Feinden wie Bären geschützt“ „Aber dann spießen wir uns ja die Felle auf!“, jammerte Tohon. „Solange der Eingang groß genug für euch alle ist, wird keiner sich das Fell aufspießen“, meinte Dasan belustigt. „Weiter zu den Ältesten!“ - Dasan warf einen kurzen Blick zu Mingan - „der alte umgefallene Baum direkt neben dem Lagereingang“ - er deutete mit der Schnauze nach rechts - „soll der Ältestenbau sein. Wir haben nachgeprüft, und zwar ist der Bau von dem Lagereingang durch Holz getrennt. Wenn man also vom Lagereingang zum Ältestenbau will, muss man außen herum gehen, was ein Schutz bei einem Überfall wäre. Für den Anführer soll es auch einen eigenen Bau geben.“ Er sah den Felsen,auf dem er saß, hinunter. Dort unten ist ein schmaler Eingang in eine Höhle. Er ist durch Felsbrocken und ein paar Brombeerranken ebenfalls gut geschützt. Außerdem wird rund um das Lager herum eine Brombeerrankenmauer erstellt werden. Ja, ich weiß, dass das viel Arbeit ist, aber so sind wir besser geschützt. In unserem gesamtem Territorium sind alte Brombeerbüsche, an denen wir uns bloß verletzten. Wir werden diese Büsche als Mauer für unser Lager einrichten, aber nur die Brombeerbüsche. Andere 'unstachelige' Büsche benötigen wir noch für die Jagd. Unsere heutige Aufgabe ist es, unser Lager optimal einzurichten. Dazu brauchen wir alle unsere Mitglieder. Außerdem brauchen wir viel frisches Moos, das uns als Betten dient. Aponi und Chenoa! Ihr richtet den Heilerbau ein, da dieser sowieso so gut wie fertig ist. Danach sucht ihr Brombeerranken um euren Bau sicher zu machen. Der Königinnenbau und der Kriegerbau sind eigentlich fertig. Das Einzige, was wir brauchen ist das Moos. Takenya, du hilfst Mingan beim Einrichten des Ältestenbaus. Er soll es so bequem und sicher, wie möglich haben. Kaya, Yuma und Dyani, ihr richtet den Schülerbau ein, weil dies etwas mehr Arbeit wird. Elsu und Tohon, ihr werdet Brombeerranken suchen. Wenn ihr mit eurer Arbeit fertig seid, sucht frisches Moos oder ebenfalls Brombeerranken. Ich selber kümmere mich um meinen eigenen Bau. An die Arbeit!“, rief Dasan, bevor er seinen Felsen hinunter sprang und die Wölfe sich an ihre zugeteilten Arbeiten machten. Mingan lief zu seinem zukünftigen Bau. Takenya folgte ihm. Sie schaufelten das Holz vom Boden und schoben es an die Wände, damit diese wasserdichter und sicherer waren. Kurze Zeit später hatten sie eine kleine Höhle geschaffen, in der sie bloß noch Moos zum Polstern brauchten. Die beiden gingen zufrieden wieder hinaus. Aponi und Chenoa kamen grade aus dem Heilerbau. Auch sie waren fertig, genauso wie Dasan. Nur Yuma, Kaya und Dyani arbeiteten noch. Dasan sah sich um. Aponi, Chenoa, Mingan, Takenya und ich, wir werden Brombeerranken holen. Mit einer Schweifbewegung verließ er das Lager. Auf dem Weg durch den Wald trafen sie auf Tohon, der mit einer Brombeerranke kämpfte, die sich in sein Fell verheddert hatte. Chenoa lief sofort zu ihm und versuchte ihn zu befreien. Es gelang ihr bis zur Hälfte, bevor sie den Überblick verlor. Aponi half ihr schließlich. „Gar nicht so schlecht“, sagte Aponi warm zu Chenoa. Chenoa strahlte. Elsu zerrte gerade Brombeerranken durch den Wald und blickte auf, als sie die sechs bemerkte. Dasan nickte ihr zu. „Ich würde sagen, da es hier ziemlich viele Brombeerbüsche gibt, sammeln wir hier erst mal die Ranken.“ Jeder machte sich vorsichtig an die Arbeit, bis sie am Abend einen ziemlich großen Haufen zusammengetragen hatten. „Lasst uns nach Hause gehen, wir haben heute viel geschafft“, meinte Takenya. Die anderen stimmten ein und sie trugen die Brombeerranken zurück ins Lager. Dyani kam gerade aus dem Schülerbau. Kaya und Yuma folgten ihr erschöpft. „Entschuldige, wir sind erst gerade eben fertig geworden. Der Bau war recht klein und so haben wir ihn etwas ausgehoben. Jetzt ist er fertig.“ Dasan legte seine Brombeerranken in der Mitte der Lichtung ab und ging die einzelnen Bäue überprüfen. Zufrieden kam er zurück getrabt. „Lasst die Ranken hier, wir kümmern uns morgen darum. Ich gehe noch schnell schauen, ob ich was Jagen kann.“

Kapitel 20: Gosheven und Etu

In dieser Nacht schliefen alle noch in ihren alten Bauen, da es dort noch am wärmsten war. Am nächsten Morgen erwachte das Rudel erst spät, durch die ganze Arbeit am Vortag. Aber widerwillig kam einer nach dem anderem aus dem Kriegerbau gekrochen. „Also“, meinte Dasan. „Mingan, Takenya, Dyani, Elsu und ich werden die Brombeerranken an die Büsche um unser Lager befestigen. Aponi, Chenoa, Kaya, Yuma und Tohon ihr sucht das Moos.“, sagte Dasan und ging zum Rankenhaufen. Aponi und die vier Schüler verließen das Lager, während die Anderen sich daran machten, die Brombeerrankenwand fertig zu stellen.

 

Im Laufe des Tages gingen ab und zu ein paar fort um mehr Brombeerranken zu holen. Bis zum Abend hatten sie eine dichte, sichere Mauer geschaffen. Diese würde das Rudel beschützen. Aponi und die Schüler hatten bis zum Mittag hin genug Moos für alle zusammengesammelt und sich im Heilerbau einen Vorrat davon gemacht, falls ein Patient eintreffen würde. Danach hatten sie bis zum Abend beim Aufbau der Brombeerrankenwand geholfen.

 

Das Rudel hatte ewig nichts mehr gegessen und so machten sich Takenya und Dasan nochmal zum Jagen auf. Am Abend kamen sie mit zwei Kaninchen zurück. Die Kaninchen waren nicht sonderlich fett, aber auch nicht mager. Der Frühling kommt und somit auch die Beute, dachte Mingan erfreut.

 

In dieser Nacht wachte Mingan auf. Er lag alleine im Ältestenbau, aber es war schön warm und gemütlich, dank des Mooses. Mingan hatte das Gefühl etwas vergessen zu haben. Ja, jetzt fiel es ihm wieder ein. Der Traum von Chenoa. Er war eigenartig und das Einzige was Mingan daraus schließen konnte war, das ein Kampf stattfinden würde und das er dabei vielleicht sterben würde. Mingan stellte fest, das ihm das keine Angst machte. Er war, dafür das es wenig Beute gab, relativ alt. Aber warum sollte er sterben, wenn die Beute doch jetzt zurückkam. Der Schnee war seit etwa zwei Monden schon geschmolzen. Er wusste gar nicht, das er schon so lange hier war. Vier Monde? Fünf? Na ja. Dieser Traum ging Mingan einfach nicht aus dem Kopf. Er versuchte Kontakt mit dem Sternenrudel aufzunehmen, doch es gelang ihm nicht. Er stand auf und wollte gerade hinausgehen, als er einen fremden Wolf roch. Der Wolf war außerhalb des Lagers und hatte schon mehrere Kreise um das Lager gezogen. Schließlich kam der Wolf dem Lagereingang erneut näher. Er schnupperte und fand den versteckten Eingang schließlich. Er kroch vorsichtig hindurch und Mingan merkte, dass er versuchte keinen Laut zu machen. Mit der Schnauze am Boden folgte er einer Geruchspur. Plötzlich merkte Mingan, dass der Wolf nicht alleine war. Etwas weiter vom Lager entfernt war der leichte Geruch einer fremden Wölfin zu finden. Mingan blieb in seinem Bau und wartete. Aus seinem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr und sah wie ein kaum sichtbarer schwarzer Pelz neben ihm auftauchte. Es war Dasan, der wahrscheinlich gerade sein Geschäft gemacht hatte und dann den Eindringling bemerkt hatte. Der Fremde näherte sich dem Kriegerbau, indem Takenya, Elsu und, inzwischen wieder, Dyani schliefen. Mingan fiel ein, dass sie wegen den ganzen Arbeiten vergessen hatten, Elsu vom Sternenrudel zu erzählen. Plötzlich kam die Wölfin durch den Tunnel geschlichen. „Komm schon, lass uns von hier verschwinden, sie ist nicht hier!“, zischte die Wölfin. „Natürlich ist sie hier! Ich kann sie riechen!“, antwortete der Wolf. „Bitte! Lass uns gehen, Gosheven!“, zischte die Wölfin wieder. Gosheven. Den Namen hatte Mingan schon einmal gehört. Sie hatte ihm davon erzählt, dass sie kommen würden. Er erinnerte sich an einen Traum, in der die weiße Wölfin wieder zu ihm gekommen war. Auch Elsu hatte den Namen genannt. Mingan stand auf und trat aus dem Schatten.

 

Er stellte sich rasch vor den Lagereingang, damit die beiden nicht wegliefen. „Ihr sucht Elsu, habe ich Recht?“, fragte er freundlich. Die beiden Wölfe fuhren erschrocken herum und sahen sich schnell nach einem Fluchtweg um. „Es gibt hierher nur einen Eingang, der Rest ist mit Dornenranken versperrt.“ Endlich konnte Gosheven reden. „J.. ja, wir suchen unsere Schwester, Elsu. Heute Abend haben meine Schwester, Etu und ich, einen schalen Geruch von Elsu wahrgenommen und der hat uns hierher geführt. Da dort aber eine Duftmarke gesetzt worden war, waren wir uns nicht sicher, ob wir gehen sollten.“, sagte er Wolf etwas zittrig. Dasan war Mingan aus dem Schatten gefolgt und ging zum Kriegerbau. Er rief nach Elsu und sagte kurz etwas zu ihr, bevor Elsu aus dem Kriegerbau stürzte und auf die Lichtung rannte. „Elsu? Bist du das?“, fragte Etu. Elsu rannte zu ihrer Schwester und drückte sich an sie. Gosheven kam dazu. „Ich habe euch so vermisst.“, flüsterte Elsu leise. „Was machst du hier?“, fragte Gosheven. „Was soll das hier werden? Warum sind so viele Wölfe hier?“ „Nun, um ehrlich zu sein, weiß ich das nicht. Ich bin ihnen begegnet und habe mich ihnen angeschlossen, auch wenn ich noch nie so viele Wölfe zusammen gesehen habe. Ich wollte schon oft fragen, warum wir das machen, aber ich habe einfach getan, was mir gesagt wurde.“, sagt Elsu zögernd. „Wir werden dir sagen, was hier los ist, wenn du uns glaubst“, sagte Dasan, der wieder zu ihnen gekommen ist. „Der Kriegerbau ist seit heute Nacht wieder viel leerer, also könnt ihr gerne für heute darin übernachten“, bot Dasan freundlich an. „Ein Platz zum Schlafen ist das Einzige was ich gerade will“, meinte Etu müde. „Wir sind tagelang herumgereist.“ Elsu nickte. „Kommt mit!“, sagte sie und lief zum Heilerbau, um sich Moos zu holen.. Gosheven und Etu folgten unsicher, aber dankbar. Die drei holten Moos für Gosheven und Etu und brachten es zum Kriegerbau. „Ich gehe auch zurück in meinen Bau!“, sagte Dasan und lief zum Anführerbau. Mingan fiel wieder ein, weshalb er hier war, doch er war zu müde dafür. Er ging zurück zu seinem Bau und schlief in seinem Nest ein.

Kapitel 21: Chenoas zweiter Traum

Am nächstem Morgen erwachte Mingan von Gejaule. Er sprang auf und rannte hinaus. Panisch sah er sich um. Das Gejaule kam vom Teich. Chenoa wälzte sich am Boden umher und jaulte laut vor Angst. Dasan war ebenfalls aus seinem Bau gespurtet und lief eilig zu Chenoa. Mingan folgte ihm. Als er bei ihr war, merkte er, dass Chenoa gar nicht wach war. Sie schlief und zwar tief und fest. Gosheven kam auf die Lichtung: „Was zum Teufel ist hier los?“, gähnte er ärgerlich. Mingan beugte sich jedoch rasch über Chenoa und leckte heftig über ihr Fell. Chenoa riss die Augen auf und sprang auf alle Viere. „Was ist passiert, Chenoa?“, fragte Dasan panisch. Mingan legte Chenoa den Schwanz über die Schulter und führte sie zum Anführerbau, in die er dann, gefolgt von Dasan, verschwand. Chenoa schnappte erst mal japsend nach Luft. „Ich war auf einer Insel. Mitten im Meer. Keine Bäume, kein Gras, aber die Insel war auch recht klein.“, murmelte sie zitternd. „Das Wasser war schwarz und schnappte nach mir, auch wenn es etwa vier Schwanzlängen immer von mir entfernt war. Plötzlich kamen da Wölfe aus dem Wasser. So schwarz, wie das Wasser selbst und knurrten mich an. Ihre Macht war riesig, denn sie haben mich zu Boden gedrückt und wollten mich verschlingen. Irgendwann habe ich nur noch Dunkelheit gesehen. Überall Dunkelheit...“ Chenoa schüttelte sich. „Ich will das nicht mehr!“, jaulte sie. „Ich will keine Heilerwölfin sein. Ich ertrage diese Träume nicht mehr!“ Sie kauerte sich in die Ecke. „Das musst du aber. Es wurde so, als dein Schicksal, bestimmt“, sagte Mingan beruhigend. „Keine Sorge, das überstehst du schon“ Mingan lächelte wölfisch und wandte sich an Aponi, die ihnen in den Bau gefolgt war. „Kein Wort!“, sagte er warnend. Aponi nickte, bevor sie mit Chenoa den Bau verließ. „Was meinst du?“, fragte Dasan ihn. „Auf jeden Fall werden uns Wölfe angreifen. Es wird eine Wahrscheinlichkeit geben, dass jemand sterben wird“ - er machte eine Pause - „und das einer von ihnen Chenoa bekannt vorkommt.“ Er sah Dasan an. „Es gibt viele die uns kennen...“, meinte er. „Lass uns sehen, was die Zukunft bringt. Erstmal beginnen wir richtig mit dem Training und ich versuche das mit Elsu zu klären.“ Er stand auf und verließ den Bau. Mingan ging zum Kriegerbau, in der Elsu und Etu noch schliefen. Gosheven stand draußen und streckte sich. „Elsu, Etu, Gosheven?“, forderte er die drei auf. Elsu und Etu sahen auf und standen müde und gähnend auf. Gosheven ging zu ihm hin. „Elsu hat uns gestern noch grob erklärt, was hier los ist. Du bist der '2. Anführer'“, fragte Gosheven. „Was soll das? Wer braucht einen Anführer?“, fragte er verwirrt. „Ein Rudel braucht einen Anführer.“, meinte Mingan. „Ohne einen Anführer wäre das Rudel verloren. Je mehr wir sind, desto stärker sind wir und desto mehr können wir erbeuten.“ Elsu und Etu krochen endlich aus dem Bau. Er sah die drei an, bevor er sich mit einem: „Kommt mit!“, umdrehte und zum Teich ging. Er legte sich wie damals an den Teich und erzählte ihnen, was er Dasan und den anderen erzählt hatte. Gosheven schüttelte ungläubig den Kopf und wollte schon aufstehen. „Bleib sitzen!“, forderte Mingan. „Wenn du deine Vorfahren nicht siehst, dann darfst du von mir aus das Rudel verlassen“, sagte Mingan. Er wusste, er riskierte viel, aber das war seine einzige Möglichkeit. Gosheven legte sich widerwillig hin. Elsu berührte bereits den Teich. Etu tat es ihr gleich, so dass Gosheven schließlich ebenfalls mitmachte.

 

Nach einiger Zeit erwachte Elsu wieder. Sie rappelte sich auf und schüttelte sich verwirrt. Etu und Gosheven regten sich auch wieder. Sie hatten nicht lange geschlafen. Aber sie waren überzeugt. Erfreut darüber, beschloss er seinem Schüler endlich etwas beizubringen. Aponi und Chenoa waren im Wald Heilkräuter sammeln, Dasan und Yuma trainierten in einer der Sandkuhlen nahe der östlichen Grenze, die sie bei der Reviermarkierung gefunden haben und Takenya und Kaya waren irgendwo im Wald jagen üben. Tohon saß alleine vor dem Schülerbau und betrachtete seine Pfoten. Mingan ging zu ihm. „Na komm, wir fangen auch an. Mit was möchtest du anfangen?“, fragte Mingan aufmunternd. Tohon wedelte erfreut mit der Rute. „Mit Jagen! Ich will der Beste Jäger im Rudel sein! Kämpfen ist nicht so etwas für mich“, fügte er murmelnd hinzu. Mingan lachte „Na gut. Komm mit. Wir gehen etwas noch Norden, da lässt sich ab und zu ein Kaninchen blicken.“ Er ging Richtung Ausgang. „Gosheven, Elsu und Etu“, rief er. „Entweder ihr könnt euch erst mal mit der Umgebung hier vertraut machen und lauft etwas durchs Gebiet oder ihr geht an der westlichen Grenze an der großen Wiese jagen.“, befahl er. Elsu nickte. Gosheven und Etu wechselten einen unsicheren Blick. Mingan lief aus dem Lager und Richtung einer kleinen Gras bewachsenen Lichtung. Tohon folgte ihm hin und her hüpfend. Irgendwann blieb Mingan stehen und sah Tohon an. Er setzte sich auf den Boden und Tohon tat es ihm gleich.

Kapitel 22: Erste Jagdstunde

„Das Wichtigste beim Jagen ist: So leise und unauffällig wie möglich zu sein. Schleiche dich dicht auf dem Boden liegend an deine Beute an. Halte deine Rute auf den Boden und die Ohren flach angelegt, sonst sieht dich deine Beute. Bleib ruhig und mache möglichst kein Geräusch, sonst hört dich deine Beute. Du musst deiner Beute aus der Richtung angreifen, wohin der Wind weht. Sonst riecht dich deine Beute und flieht.Natürlich solltest du auch das Gebüsch und alles in der Nähe als Tarnung nutzen. Dein Fell ist grau, also sind vertrocknete Büsche das Beste für dich, das heißt auch, das der Blattfall, der Herbst, deine Jahreszeit zum Jagen ist. Da im Blattfall Äste und Zweige von den Bäumen brechen, heißt das für dich auch, dass du besonders aufpassen musst, wohin du läufst. Deine Beute darf dich also weder hören, noch sehen, noch riechen. Alles verstanden? Ich weiß, es ist viel zu merken, aber du wirst es schon schaffen!“ Tohon hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört und nickte jetzt. „Ich glaube auch, dass ich das schaffe und habe mir alles genau gemerkt. Ich glaube ich könnte jetzt schon ein Kaninchen fangen.“, meinte er stolz. „Du hast es dir gemerkt! Aber so leicht kannst du das nicht in die Tat umsetzten. So vieles auf einmal zu beachten ist anfangs schwer...“ „Ich kann das schon!“, fiel ihm Tohon ins Wort. Mingan sah ihn an. „Wie du meinst. Dann hol mir dein versprochenes Kaninchen.“, sagte er und setzte sich an den Fuß eines Baumstamms. Tohon sah ihn an und schritt zur Wiese. Mingan folgte ihm im Gebüsch versteckt, so das Tohon ihn nicht sehen konnte. Tohon streckte die Nase in die Luft und schnüffelte laut. Er ging etwas umher und suchte nach Beute. Plötzlich sah er ein Kaninchen, doch dieses hatte ihn bereits gewittert und floh in seinen Bau, während Tohon noch dabei war, sich vorzubereiten. Tohon schnaubte und suchte ein anderes Kaninchen. Mingan schüttelte belustigt den Kopf. Tohon stapfte mit hoch erhobenen Schwanz über die Lichtung. Irgendwann setzte er sich traurig unter einen Baum, als er merkte, dass es doch nicht so einfach war. Mingan ging zu ihm. „Siehst du, es gleichzeitig in die Tat umzusetzen ist schwer.“ Tohon nickte stumm. „Na komm, hier hast du erstmals die ganze Beute verscheucht. Wir gehen etwas weiter nach Westen auf eine andere Lichtung, auf der Dasan und ich mal ein Kaninchen gefangen haben. Das war dein erster Versuch. Natürlich ging der schief. Ich habe erst nach dem siebten Mal etwas gefangen“, ermutigte Mingan ihn, bevor er sich etwas weiter nach Nordosten machte. Tohon tapste hinterher. Kurz vor der nächsten Lichtung blieb Mingan erneut stehen. Er drehte sich zu Tohon um und setzte sich. Tohon tat es ihm wieder gleich. „Schließ die Augen!“, befahl er. Tohon schloss die Augen. „Was hörst du?“, fragte Mingan ihn leise. „Versuche den Geruch eines Beutetieres aufzufangen!“, flüsterte Mingan leise. Tohon machte irgendwann schließlich die Augen auf und schüttele den Kopf. „Das wird schon! Schau mir am Besten erst mal zu, wie ich jage“, meinte Mingan. Mingan stand auf und blieb mitten im Schritt stehen. Er schloss die Augen und lauschte. Er hob die Schnauze und atmete die Luft ein. Der Wind kam von rechts von ihm. Außerdem roch er vor sich auf der Wiese ein Kaninchen. Er wanderte lautlos nach links und sah sich mit seinem linken verbliebenen Auge immer wieder um. Schließlich nutze er einen Busch als Tarnung und schlich sich an die Wiese heran. Ein etwas fetteres Kaninchen saß da und schnupperte an einem Grashalm. Geduckt schlich er näher und nutzte alle möglichen Tarnungen aus. Plötzlich sah das Kaninchen auf, doch es war zu spät. Mingan stürzte ich auf das Kaninchen und schlug seine Zähne in den Nacken des hilflosen Tieres. Er stand auf und ging zurück zu Tohon. Seine Augen waren groß vor Erstaunen. „Hast du dir alles gut gemerkt?“, fragte Mingan leise. Tohon nickte. „Gut“, sagte Mingan. „Da das Kaninchen keine Chance hatte, einen Warnlaut zu machen, sind noch ein paar andere Kaninchen da. Du kannst versuchen eins zu fangen“, bot Mingan an. Plötzlich fiel ihm etwas auf. Vor wenigen Monden war kaum noch ein Kaninchen zu sehen gewesen. Warum waren jetzt plötzlich wieder so viele da und warum waren sie sogar fetter. Er schob den Gedanken beiseite und beobachtete erst mal Tohon. Im Gegensatz zu vorher, hatte er schnell gelernt und verfolgte jeden Mingans Schritte nach. Er schlich sich an ein Kaninchen an. „Schwanz runter!“, zischte Mingan. Tohons Schwanz klatschte auf den Boden. Langsam, etwas zu Langsam, schlich sich Tohon an. In einem Moment, an dem der Wind aufhörte zu wehen, sprang Tohon vor und schnappte nach dem Kaninchen. Es machte einen Warnlaut und wollte gerade wegrennen, als Tohon es gerade noch packen konnte und sich in sein Fell verbeißen konnte. „Töte es! Beiß ihm in den Nacken!“, fauchte Mingan etwas lauter. Tohon war erst verwirrt und Panik blitzte in den Augen des Schülers. Doch er schaffte es, das Kaninchen los zu lassen und gerade noch rechtzeitig sich auf seinen Hals zu stürzen. Mit einer eigenartigen Taktik tötete er das Kaninchen. Mingan ging zu ihm. „Das hast du gut gemacht“, grollte Mingan lobend. Tohon lächelte stolz. Es verwunderte Mingan, das Tohon so schnell lernte, aber es machte ihn auch stolz. „Na komm, wir gehen zurück zum Lager. Es ist bereits spät“, sagte Mingan und deutete auf die untergehende Sonne im Westen. Er packte sein und Tohons Kaninchen und ging zurück. Tohon trabte mit stolz erhobenem Kopf und Rute neben ihm her.

Kapitel 23: Beute

Mingan und Tohon ereichten das Lager. Die anderen Schüler waren bereits da. Tohon sprintete sofort zu seinen Geschwistern, die sich austauschten. „Na? Was habt ihr den so gefangen?“, fragte Tohon übermütig. „Käfer?“, fragte er lachend. „Papa und ich haben Kämpfen gelernt nicht Jagen“, meinte Yuma. „Und ich habe Heilkräuter zu merken, also nicht so laut!“, rief Chenoa und sah wieder gedankenverloren auf den Boden. „Kaya, du warst doch Jagen, hab ich nicht recht?“, fragte Tohon. „Hast du den Käfer gefangen?“, lachte Tohon. Kaya sah betrübt zu Boden. „Ich hab ein Blatt gefangen“, gab Kaya traurig zu. Tohon lachte „Du warst sicher auch nicht besser!“, fauchte sie ihm ins Gesicht. „Natürlich!“, protzte Tohon. „Ich habe sogar ein Kaninchen gefangen!“, sagte er stolz. Seine Geschwister, sogar Chenoa, sahen auf. „Du hast ein Kaninchen gefangen!“, fragte Chenoa ungläubig. Tohon nickte stolz. Mingan ging zu ihnen und brachte ihnen Tohons Kaninchen. „Tohon! Das sind deine Geschwister, über die macht man sich nicht lustig!“, sagte Mingan ernst. „Ihr habt heute viel geschafft und wart sicher sehr angestrengt. Teilt euch Tohons Kaninchen.“, sagte Mingan. Tohon nickte traurig und Kaya streckte ihm belustigt die Zunge raus, bevor sie anfing das Kaninchen zu verschlingen. Tohon schnaubte, bevor auch er, sich an das Kaninchen machte. Schließlich ging Mingan zu Dyani und Chocheta die sich vor dem Königinnenbau unterhielten. „Ihr könnt mein Kaninchen haben. Du brauchst was zu Essen, Chocheta“, meinte er und schob ihnen das Kaninchen hin. Die beiden tauschten einen Blick. „Nimm du lieber das Kaninchen. Du hast sehr wenig gegessen, da du immer was für uns gelassen hast. Außerdem hat Dasan uns schon was gebracht. Er hat auch eines erbeutet“, sagte Chocheta lächelnd. Mingan sah zu Dasan. Dann nickte er dankbar und ging zu seinem Bau. Mit den Hinterteil im Bau und den Oberkörper außerhalb des Baus, saß er rechts im Eingang seines Baus und aß genussvoll das Kaninchen. Es tat ihm gut wieder etwas zu essen, und obwohl es noch früh war, gönnte er es sich dieses mal früher schlafen zu gehen. Er hörte noch, wie Dasan sich mit Takenya und Etu auf eine Abendpatrouille aufmachte, um die Grenzen zu erneuern, was sie seit zwei Tagen nicht getan hatten. Zumindest glaubte Mingan das.

 

Am nächstem Morgen wurde Mingan sehr freundlich geweckt. Er hatte lange geschlafen, da er früher schlafen gegangen ist und fühlte sich munter für einen neuen Tag. Die Frühlingssonne weckte ihn sanft auf und Mingan meinte sogar zwei, drei Vögel zwitschern zu hören. Er stand auf, verließ den Bau und streckte sich ausgiebig. Dasan erwachte ebenfalls gerade. Er ging zu ihm. „Wir sollten öfter patrouillieren“, meinte Dasan. „Gestern Abend haben wir einen Fuchs kurz über unsere Grenze gerochen, und dann ist der Geruch wieder über die Grenze weggegangen.“ Mingan nickte, während Dasan gähnte. „Wir machen heute mit dem üblichen Programm weiter?“, fragte Mingan und Dasan nickte. „Weißt du, was mir aufgefallen ist“, sagte Dasan plötzlich, kurz bevor Mingan gehen wollte. Mingan blieb stehen „Die Beute ist mehr geworden. Sogar etwas fetter.“ Mingan nickte. „Ich weiß. Komisch, nicht wahr. Besonders da es ja eigentlich normalerweise gar keine Beute gibt“, murmelte Mingan leise, damit die Schüler nichts mitbekamen. Dasan nickte. „Glaubst du, das hat etwas mit Chenoas Traum zu tun?“, fragte Dasan. Mingan hielt inne. Daran hatte er gar nicht gedacht. „Ja, könnte gut sein“, sagte er. „Aber lass uns erst mal schauen, ob noch mehr Beute kommt“, sagte Dasan bestimmend. „Ich gehe heute mit Yuma die Grenzen ablaufen. Kommst du mit?“, fragte er ihn. Mingan sah ihn an und wandte sich an Tohon, der gerade angeflitzt kam. „Wollen wir bei der heutigen Morgenpatrouille dabei sein?“, fragte Mingan ihn. Tohon nickte eifrig. „In Ordnung!“, sagte Dasan und stand auf um zum Schülerbau zu gehen und nach Yuma zu rufen.

 

Die vier verließen gemeinsam das Lager um an der Grenze zu patrouillieren. Sie fingen im Südwesten an und gingen weiter bis zur Mitte der südlichen Grenze. Plötzlich blieb Yuma stehen und schnüffelte. „Irgendetwas riecht komisch“, meinte er. Und auch Mingan mit seiner alten, verkratzten Schnauze roch plötzlich den Geruch eines fremden jungen Wolfes. Aber weit und breit war keiner zu sehen. Der Wolf war bis zu Grenze gelaufen, dort ein paar mal auf und ab gelaufen und dann wieder zurückgegangen. „Ein Glück, das wir gestern noch patrouilliert haben“, murmelte Dasan. Mingan nickte. „Wir werden vorerst nichts tun. Wir warten, bis er vielleicht noch einmal kommt oder die Grenze übertritt“, sagte Mingan. Dasan sah ihn zweifelnd an, nickte aber dann. Die Patrouille ging etwas beunruhigt weiter. Nach Ende der Patrouille teilten sich die Gruppe. Mingan beschloss mit Tohon erst mal das Jagen zu üben und ihn darauf zu spezialisieren, wenn es ihm so gut gefiel, bevor er mit dem Kämpfen anfing. Also gingen die beiden zurück zur Kaninchenwiese. Yuma und Dasan gingen ebenfalls zurück zu den Sandkuhlen, um zu trainieren.

 

An den Wiesen angekommen, trat Mingan ohne ein Wort an die Seite. Tohon sah ihn erst verwirrt an, bis er begriff, dass es versuchen sollte, alleine zu jagen ohne Mingans Hilfe, also nicht wie am Vortag. Tohon rief sich alles noch ein mal ins Gedächtnis zurück, bevor er anfing. Der Wind wehte schon wieder aus Osten, also ging Tohon nach Westen. Er erspähte ein Kaninchen, fast auf derselben Stelle wie das Kaninchen gestern. Er kroch mit erhobenem Schwanz vorwärts. Als er an der Stelle war, an der Mingan ihm gestern gesagt hatte, er solle den Schwanz runter machen, klatschte sein Schwanz automatisch auf den Boden. Leider war das etwas zu Laut und das Kaninchen sah erschrocken auf. Das Kaninchen stieß einen Warnschrei aus und entfloh Tohons Krallen, die versuchten es grade zu packen. Das Kaninchen rannte panisch in seinen Bau und die anderen Kaninchen taten es ihm gleich. „Das passiert, keine Sorge!“, meinte Mingan aufmunternd. „Üben wir weiter“

Kapitel 24: Wölfe

Gosheven trat nachdenklich ins Lager. Mingan merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Er stand auf und ging zu ihm: „Was hast du?“, fragte er so beiläufig wie möglich. „Es ist bloß... als Etu und ich durch den Wald gestreift sind, gab es so wenig Beute. Aber hier... gibt es so viel Beute. Viel mehr als irgendwo anders. Wie macht ihr das? Wie ist das möglich?“, fragte Gosheven und sah ihn an. Mingan sah ihn nachdenklich an. Den Gedanken hatte er auch schon gehabt. Irgendetwas stimmt da nicht. Irgendetwas geht hier vor. Wortlos lies er den verdutzten Gosheven stehen und setzte sich vor den Ältestenbau. Chenoas erster Traum. Wölfe fielen aus sie ein und Mingan selbst starb. Chenoas zweiter Traum war der, wo die Wölfe aus dem Meer kamen und nach ihr geschnappt haben. Alles in einem bedeutet: Kampf. Aber das eine Teil passte nicht. Wenn es einen Kampf geben würde, warum wird die Beute dann mehr. Warum verbreitet sich sich wieder und das nur in ihrem Gebiet. Er wurde daraus nicht schlau und schüttelte verwirrt den Kopf. Plötzlich hörte er rasche, panische Pfotenschritte. Takenya kam von der Morgenpatrouille mit Kaya und Elsu zurück. Sofort war Mingan draußen: “Was ist?“, fragten er und Dasan gleichzeitig, der ebenfalls aus seinem Bau gesprungen kam. Takenya kam abrupt zum stehen und schnappte erst mal nach Luft. Elsu trat panisch von einer Pfote auf die andere und Kayas Augen waren groß. Sie zeigten Angst und jede Menge Fragen. Takenya holte noch einmal tief Luft und sah die beiden an. „An der östlichen Grenze haben wir fremde Wolfsgerüche gefunden. Sie gehören nicht zu uns. Das habe ich erkannt, da wir alle sowieso schon denselben Geruch tragen. Diese Wölfe sind fremd, selbst Elsu kennt sie nicht.“ Dasan und Mingan wechselten einen Blick. Mingan sah mit seinem linkem Auge Takenya an. „Wo genau war das?“, fragte Mingan ruhig. In meinem langen Leben habe ich viele Gerüche gerochen, vielleicht erkenne ich ihn ja, selbst wenn meine Nase alt ist.“ Dasan nickte entschlossen „Ich auch“, sagte er. Takenya wirkte verunsichert, nickte aber dann. Tohon und Yuma kamen aufgeregt herbei gesprungen. Sie hatten das Gespräch mitgehört. „Dürfen wir mitkommen?“, fragten sie aufgeregt. „Vielleicht ist das unser erster Kampf, dann können wir ihm zeigen, was wir können“, meinte Yuma zu Tohon und fuhr mit den Krallen durch die Luft. Tohon wedelte begeistert mit der Rute. „Nein“, sagte Dasan streng. „Das ist zu gefährlich. Was ist, wenn der Feind noch in der Nähe ist? Eure Mutter wäre nicht gerade begeistert, zu wissen, dass zwei ihrer Jungen so schnell von ihr gegangen sind.“, sagte er etwas Ruhiger. Und wieder erfüllte stolz Mingan, als er sah wie weise und schlau sein 'Schüler' geworden ist. Tohon schnaubte beleidigt. „Ein anderes Mal“, ermunterte Mingan ihn. Dann drehte er sich um und folgte Dasan, der bereits vor gelaufen war, aus dem Lager. Die beiden preschten durch den Wald, so schnell sie konnten. Doch schon nach kurzer Zeit merkte Mingan, wie ihm seine Energiereserven ausgingen und er langsamer wurde. Dasan blieb stehen. „Was ist?“, fragte dieser außer Atem. „Dasan. Ich bin nicht mehr der Jüngste. Ich kann nicht mehr so schnell“, schnaufte er. Dasan sah ihn für einen Moment an, dann nickte er und lief etwas langsamer weiter.

 

An der Grenze angekommen suchte Takenya, der die beiden begleitet hatte, die Fährte wieder. Als er sie gefunden hatte, sah er die beiden an. Sie waren eher nach Südosten gelaufen, wo der Bach noch floss. Vorsichtig schritt Mingan über ein paar Steine auf die andere Seite. Hier konnte man deutlich riechen, wie ein paar Wölfe immer wieder an der Grenze auf und ab gelaufen sind. Doch Mingan kannte den Geruch nicht. Er lief immer weiter und auch Dasan erkannte den Geruch nicht. Plötzlich hielt Mingan inne. Ein bekannter Geruch stieß ihm in die Nase. Er erkannte ihn nicht genau wieder, aber er war so seltsam vertraut. Mingan runzelte die Stirn. „Was gibt’s? Hast du etwas wieder erkannt?“, fragte Dasan und trat zu ihm. Mingan sah ihn für einen Moment an und überlegte noch einmal. „Nein, leider nicht!“, antwortete er seufzend. Dasan runzelte die Stirn und wirkte sichtlich besorgt. „Lasst uns zurück gehen. Es wird bereits spät“, rief Dasan und das Trio trabte zurück auf ihr Gebiet, zum Lager.

 

Spät in der Nacht, lag Mingan immer noch wach in seinem Bau. Alles war so verwirrend. Und zum ersten Mal seit Langem fühlte sich Mingan hilflos. Sie hatte ihm immer gesagt, was er zu tun hatte. Er hatte ihr vertraut und das geschaffen, was sie auch getan hatte. Aber er wusste nicht, dass sie ihm am Schluss einfach so viele Rätsel aufgeben würde! Chenoas beide Träume. Die Beute. Die fremden Wölfe. Es hatte alles keinen Zusammenhang. Und so fiel Mingan in einen sehr unruhigen Schlaf.

Kapitel 25: Training

 Mingan erwachte am nächsten Morgen sehr früh. Dasan saß auf dem Schneefelsen, der zu dieser Zeit eigentlich gar nicht so schneebedeckt war. Er sah gedankenverloren in den Himmel. „An was denkst du?“, fragte Mingan ruhig und setzte sich neben ihm auf dem Schneefelsen. „Mich verwirrt das alles. Ich habe dir vertraut, auf das, was du sagst.“ Dasans pechschwarzes Fell wehte ihm Wind. „Aber jetzt ist alles so schwer geworden. So viele Fragen stehen offen und keiner gibt uns die Antwort. Selbst das Sternenrudel nicht!“, jaulte er verzweifelt. Mingan sah ihn an. „Das Sternenrudel warnt uns über bestimmte Wege, was passieren wird. Sie sagen uns aber nicht die Antworten darauf. Das ist ihnen verboten.“ Dasan sah ihn an. Plötzlich wurde sein Blick ernst. „Wir müssen den Weg also selbst finden!“, sagte er entschlossen.

 

Ein Vogel kreischte laut und flatterte davon. Stolz trug Tohon seinen Lemming im Maul. Eine schnelle, leicht entwischende Beute. Mingan war stolz auf ihn. Doch jedes mal, wenn Tohon jagte, war er etwas verunsichert, auch wenn er danach groß und stolz raus kam. „Zeig mehr Mut, Tohon. Du bist ein ausgezeichneter Jäger, aber jedes mal, wenn du ein Tier töten willst, zögerst du. Wovor hast du Angst? Glaubst du es wird sich in einen riesigen Bären verwandeln und dich auffressen?“, fragte Mingan besorgt. Tohon zögerte: „Ich werde versuchen mich zu bessern. Aber ich denke wir müssen wo anders weiter jagen, der Vogel hat die Beute verscheucht.“, meinte Tohon. Tohon war zwar erst sieben Monate alt, aber er lernte schnell. Seine Jagdkünste waren perfekt und er musste noch das Kämpfen lernen. Mingan war sich sicher, das Tohon in spätestens drei Monaten, wenn er zehn Monate alt ist, als Krieger des Rudels gelten wird. Mingan nickte. „Deine Jagdkünste sind perfekt, Tohon. Wir werden nur noch ab und zu, an manchen Tagen jagen üben“, sprach er seinen Gedanken aus. „Es wird Zeit, dich wie Yuma auf das Kämpfen einzustellen. Tohons Mut sank sichtlich. „Was ist?“, fragte Mingan erschrocken. „Es ist bloß so, dass ich Kämpfen nicht kann. Schon als Junges waren meine Geschwister immer besser als ich. Ich bin eben etwas zurückhaltender, deswegen zögere ich beim Töten eines Tieres immer ein wenig“, murmelte Tohon leise. Mingan sah ihn mitfühlend an. „Wir werden das Beste aus dir herausholen, Tohon. Wenn du besser Jagen kannst, wirst du dem Clan eben als guter Jäger dienen. Das ist sehr hilfreich, erst recht, in schwierigen Zeiten.“ Tohons Mut hob sich wieder ein bisschen. „Gut, fangen wir an...“ Mingan wollte gerade fortfahren, als Kaya und Takenya aus dem Gebüsch stürzten. Mingan sah die beiden überrascht an. „Ich dachte mir, die beiden könnten zusammen einmal üben. Das würde ihnen vielleicht Spaß machen“, sagte Takenya. Mingan nickte: „Gute Idee.“ „Wir Kämpfen!“, sagte Kaya sofort und ließ sich in eine perfekte Kampfstellung nieder. „Nein! Wir jagen“, sagte Tohon. „Aber ich weiß nicht, wie man jagt. Takenya und ich haben bisher eher Kämpfen geübt, da ich das besser kann. Ich hab dich ja eh damals schon immer geschlagen“, sagte Kaya plötzlich belustigt. “Und jetzt kann ich mich revanchieren“, jaulte Tohon. „Wie wäre es, wenn wir beides machen?“, fragte Takenya. „Ja, dann könnte Tohon Kaya etwas vom Jagen beibringen und Kaya Tohon etwas vom Kämpfen. Ich wollte sowieso jetzt mit Tohons Kampftraining beginnen.“, sagte Mingan. „Geht mir genauso“, sagte Takenya. Mingan überlegte kurz. „In Ordnung. Wir fangen mit dem Kämpfen an. Kaya! Zeig deinem Bruder, was du gelernt hast.“

 

Kaya stellte sich Tohon gegenüber und ließ sich in Kampfstellung fallen. Mingan und Takenya saßen nebenan und beobachteten die beiden. Tohon stand da und wusste nicht, was er tun sollte. „Na komm schon! Mach mir nach!“, sagte Kaya ungeduldig. Tohon ahmte unsicher Kaya nach. Kaya fletschte die Zähne und knurrte. Tohon tat es ihr gleich. Kaya wartete, was Tohon anscheinend zu lange dauerte. Tohon sprang vor und schnappte nach seiner Schwester. Sie wich ihm geschickt aus, drehte sich und schlug ihm mit der Pfote aufs Ohr. Tohon jaulte und kauerte sich auf den Boden. Kaya lachte, schwieg aber auf Takenyas Bösen Blick hin. „Keine Sorge, Tohon. Das wird schon, deine Schwester war am Anfang auch nicht viel besser als du“, ermutigte Takenya ihn. Tohon blieb unbegeistert, während Kaya beleidigt schnaubte. „Versuchen wir es noch einmal“, sagte Mingan freundlich.

 

Bis zum Mittag hin, hatte Tohon etwas dazu gelernt. Kaya hatte ihm einen Kampfzug beigebracht und versuchte ihren Bruder darauf zu spezialisieren. Tohon war sichtlich erschöpft und so machten sie eine Pause und tranken aus einem winzigem Bach in der Nähe. Nach einiger Zeit, war Jagen an der Reihe. Dieses mal, war Kaya die Unsichere, aber auch sie lernte etwas von ihrem Bruder. Das schöne jedoch war, dachte Mingan, war das sie für einen Tag all diese schlimmen Vorahnungen vergessen konnten.

Kapitel 26: Bedrohungen

Ein lauter Warnschrei riss Mingan aus dem Schlaf. Es war Chenoa. Sofort rannte Mingan hinaus und sah sich um. Chenoa stand mitten auf der Lichtung, völlig außer Atem. „Was ist?“, fragte Dasan panisch. „Irgendein Wolf war draußen vor dem Lager. Er wollte mich töten, aber ich bin zurück gerannt“, jaulte sie ängstlich. Sofort rief Dasan, Takenya, Elsu und Gosheven. Mingan brauchte einen Moment um zu Verstehen, da er noch im Halbschlaf war. Ein Überfall mitten in der Nacht? Mingan hob die Schnauze. Tatsächlich, er roch fremde Wölfe, gerade in dem Moment,als ein wildes Gejaule vor dem Lager losging. Mingan sprang auf, jetzt hellwach. „Etu, Dyani, wir brauchen euch“, meinte Mingan. Sofort stürzten die beiden mit Mingan aus dem Lager und brauchten nicht weit zu gehen. Direkt vor dem Lagereingang standen Takenya und die anderen, den sie konnten nicht weiter. Um den Lagereingang herum, haben sich fremde Wölfe versammelt und versperrten ihnen den Weg. Nach einer Schrecksekunde trat Dasan vor uns baute sich vor ihnen auf. „Was wollt ihr hier?“, fragte er gereizt. „Habt ihr unsere Markierungen nicht gerochen?“ Aus dem Augenwinkel merkte Mingan, wie Aponi auftauchte. Doch plötzlich kamen auch noch Yuma, Kaya und Tohon hinterher. „Was macht ihr hier?“, zischte Mingan böse. „Wir wollen helfen!“, antwortete Tohon fest. „Das könnt ihr nicht! Ihr seit zu jung!“, schnaubte Aponi, die bemerkt hatte, dass die Schüler ihr gefolgt waren. Doch die Schüler blieben, wo sie waren. Mingan seufzte und sah wieder nach vorne. Einer der Wölfe war vorgetreten. Mingan bemerkte, dass sie alle fast denselben Geruch trugen. Wie war das möglich? Sie mussten doch das erste Rudel sein. Außerdem fiel ihm auf, dass alle pechschwarzes Fell hatten. Doch beim Näheren hinschauen, wusste er warum beides so war. Ihre Felle waren vom Matsch verklebt. Mingan schnaubte verächtlich. „Was soll das hier werden?“, fragte der Wolf, der vorgetreten war. „Ihr schließt euch zusammen! Wieso?“ „Was geht euch das an!“, fauchte Yuma böse und trat einen Schritt vor. Mingan knurrte ihn an und scheuchte ihn zurück. “Was habt ihr in unserem Gebiet verloren?“, zischte Dasan nochmal. „Warum beansprucht ihr es? Das ist unser Gebiet!“, schnaubte der Fremde. „Ach ja? Das zeigt sich aber nicht!“, rief Dasan entrüstet. „Ja, weil alles unser Gebiet ist. Jeder Baum Alaskas, jede kleinste Pflanze gehört uns!“, lachte der Wolf. „Das könnt ihr nicht machen! Immerhin leben hier noch andere Wölfe“, fauchte Dasan. „Dieses Gebiet ist unser, alles gehört mir! Jedes einzelne Beutestück. Alle die hier leben schließen sich mir an oder sie werden getötet“, jaulte der Wolf. „Wir werden niemandem folgen außer Dasan“, antwortete Gosheven fest. Seine Geschwister traten zu ihm. Der Wolf schnaubte böse. „Attacke!“, jaulte er und alles verschwand in einem einzigen Wirrwarr. Einer der Wölfe stürzte sich auf Mingan und zielte auf sein verbliebenes linke Auge. Mingan wich geschickt aus und biss ihm in den Nacken. Der Wolf jaulte auf, ließ aber nicht locker. Mingan packte ihn fester und zerkratzte mit seinen Pfoten sein Fell. Schließlich winselte der Wolf und floh. Mingan sah, dass die Schüler nicht zugehört hatten und sie stürzten sich ins Getümmel. „Gosheven, Elsu!“, rief Mingan sofort. „Passt auf die Schüler auf! Ihnen darf nichts zustoßen!“ Die beiden nickten und machten sich auf die Suche nach den Schülern. Der Wolf hatte gesagt, das jede Beute ihm gehört hatte. Also haben sie in jedem Wald die Beute gejagt und gesammelt, damit die anderen verhungerten, dachte Mingan. Er wollte die Herrschaft über Alaska übernehmen. Oder zumindest über die Wälder hier, von denen es nicht wenige gab. Deshalb gab es so wenig Beute. Deshalb starben alle. Nicht weil sie selbst ihre Beute jagten und liegenließen, wie sie es ihm erzählt hatte. Dieser Wolf war an allem Schuld. Sie haben wahrscheinlich in Patrouillen alles niedergerissen, was es im Wald gab und sind dann abgehauen. Aber als sie ihr Revier markiert hatten, trauten sich die Patrouillen nicht mehr, da das Rudel in der Überzahl war. Schließlich hatten die Patrouillen ihrem Anführer davon erzählt und dieser ist persönlich hergekommen. Wenn wir diesem Spuk ein Ende setzten wollen, müssen wir diesem Wolfsleben ein Ende setzten.

Kapitel 27: Kämpfe

Mingan riss den Kopf herum und suchte den Anführer. Er war der Einzige, dessen Fell nicht mit Schlamm bedeckt war, was bedeutete, das er niemals ihr Lager verließ, wo immer es lag. Doch das Einzige was Mingan sah, war Schlamm. Irgendwie fand er Dasan. In Kurzfassung mit etwas Kampfgeheule erklärte Mingan Dasan, was er glaubte. Dasan nickte ihm zu und half ihm bei der Suche nach dem Anführer. Schließlich fanden sie ihn, wie er gerade mit Takenya kämpfte. Der Gegner schien stark. Denn Takenya war ein erfahrener, starker Kämpfer, trotzdem schien er zu verlieren. Aus dem Augenwinkel sah Mingan, wie Tohon, Yuma und Kaya sich gemeinsam auf den Wolf stürzten.Der Wolf schüttelte sich und Tohon und Kaya flogen unbeholfen auf dem Boden. Nur Yuma verbiss sich in dem Fell des Wolfes. Inzwischen hatte auch Takenya ein paar ordentliche Kratzer erhalten und fiel auf den Boden.Der Wolf drehte de Kopf zu Yuma, der sich in seine rechte Schulter verbissen hatte und nicht los ließ. Der Wolf knurrte. „Nein!“, schrie Dasan verzweifelt und wollte ihm zur Hilfe eilen. Doch der Wolf biss dem Schüler in den Nacken und zerrte ihn von seinem Fell. Belustigt sah er Dasan an und biss fester zu, bevor er Yuma weg schleuderte, wie eine lästige Fliege. Sofort stürzte Dasan zu seinem Sohn, der ihn eigentlich besonders stolz machte. Mingan konnte seinen Schmerz praktisch fühlen, immerhin war er der Vater und sein Mentor. Doch Yuma rührte sich nicht. Dasan presste seine Schnauze in das Fell des jungen Schülers. Einige Sekunden verstrichen. Plötzlich riss Dasan wütend die Augen auf und sah den Wolf an. „Du!“, zischte er böse. Er drehte sich um und rannte in einem Tempo auf ihn zu. Plötzlich sah Mingan, dass Dasan nicht alleine war. Um ihn herum, hatten sich, kaum sichtbare Wölfe versammelt. In ihrem Fell glitzerten Sterne. Mingan riss den Kopf hoch. Es war Vollmond. Die beste Zeit mit dem Sternenrudel zu sprechen. An Vollmond war das Sternenrudel einem besonders nah. Dasan hatte gebetet. Gebetet, dass er seinen Sohn rächen durfte und sie hatten sein Gebet erhört. Dasan würde es schaffen. Dasan stürzte sich zähnefletschend auf den Wolf und schlug ihn mit den Krallen übers Auge. Der Wolf schrie auf und sah sich verwirrt um. Er trat einen Schritt zurück und der Vollmond beleuchtete sein Fell. Jetzt fiel es Mingan wieder ein. Der vertraute Geruch an der Grenze war seiner gewesen. Die Fellfarbe, der Charakter. Alles passte. Er kannte diesen Wolf und es machte ihn traurig, dass dieser sich so entwickelt hatte. Dasan sprang den Wolf wieder an, dieses mal auf den Rücken. Er zerkratzte ihm den Pelz mit seinen Hinterläufen, während er seine Zähne in seinem Nacken vergrub. Dem Wolf gelang es, Dasan abzuschütteln, doch dieser verbiss sich fest in seinem Nacken. Dasan zog den Wolf auf die Seite, ließ ihn für eine Sekunde los, um auszuholen und seine Zähne tiefer in sein Fleisch zu bohren. Der Wolf jaulte auf. Dasan blickte sich wütend um, den Wolf immer noch festhaltend. Die Geisterwölfe um ihn herum, liefen immer im Kreis, bis sie zu einem einheitlichen Rotieren wurden. Der Kreis drehte sich schneller und immer schneller. Als sie sich urplötzlich in Luft auflösen wollten, biss Dasan fester zu.

 

Das laute Knacken erfüllte die Lichtung und jeder erstarrte. Alle sahen zu Dasan hinüber, der knurrend sein Maul öffnete. Die Leiche des Wolfes fiel zu Boden und rührte sich nicht mehr. Dasans Junge saßen bei ihrem Bruder Yuma, hatten aber alles mit angesehen und starrten ihren Vater ungläubig an. So allmählich löste sich die Starre von den Wölfen. Die ersten feindlichen Wölfe flohen. Einige jubelten, sie seien endlich frei. Anscheinend waren diese Wölfe nicht freiwillig bei ihm gewesen. Mingan ging zu der Leiche und stupste sie mit der Vorderpfote an. Ein lautes Jaulen einer einzelnen Wölfin zerriss die Luft. Eine schwarze Wölfin kam auf Mingan zu gerannt. Andere Wölfe folgten ihr. Die Wölfe stürzten sich auf das Rudel. Diese waren anscheinend freiwillig dort gewesen. Die Wölfin fiel Mingan an. Dieser wehrte sich mit Kratzer und Hieben. Doch die Wölfin war stark. Sie drückte ihn zu Boden und hielt ihn einen Moment fest. Mingan sah ihr tief in die Augen. Schließlich knurrte sie böse, ihr Kopf schoss hervor und ihre Zähne gruben sich in seinen Nacken.

Kapitel 28: Wahrheiten

Mingans Kopf fiel zur Seite. Er war noch nicht ganz tot, aber der Schmerz in seinem Körper verriet ihm, dass ihm nicht zu helfen war. Inzwischen hatten die anderen die feindlichen Wölfe getötet oder verjagt. Mingan konnte noch mit seinem linken verbliebenen Auge etwas sehen. Er sah, wie Aponi und Chenoa Heilkräuter geholt hatten und die Verletzten verheilten. Chenoa sah sich um, ob alle verheilt waren. Dann sah sie ihren Bruder und Dasan der neben ihm stand. Sie stürzte zu ihm und sah erleichtert, wie Yuma sich schwerfällig auf die Pfoten hievte. „Er wird es überleben“, sagte Aponi gerade. Mingan war froh darüber. Tohon sah sich um. Plötzlich rief er entsetzt: „Wo ist Mingan?“ Sofort waren alle auf Hochtouren und sahen sich um. Kaya sah ihn als erste. Sie stürzte zu ihm, die anderen folgten ihr. Aponi untersuchte ihn schnell, da Chenoa sichtlich unfähig dazu war. Sie richtete den Blick traurig auf Dasan und schüttelte den Kopf. „Mingan hate lange gelebt und ein großes Werk geschaffen. Wir können froh sein, dass wir ihn jemals gesehen haben. Aber seine Zeit ist gekommen uns zu verlassen“, sagte sie und eine Träne rann ihr über die Wange. Chocheta und ihre Jungen erschienen im Lagereingang und gingen ebenfalls zu ihm. „Mingan?“, flüsterte Dasan und legte sich zu ihm nieder. „Dasan“, ächzte dieser. „Ich bin froh, dich gefunden zu haben. Gosheven soll das Training von Tohon übernehmen. Dasan, du weißt, wie man eine Totenwache hält, und ich würde mich geehrt fühlen, als erster so zu gehen.“ - Er seufzte „Euere Namen sind übrigens nicht umsonst so, wie sie jetzt sind. Sie haben eine Bedeutung, denn alle eure Vorfahren stammen aus dem Sternenrudel. Dasan. Der Name Dasan bedeutet: Häuptling oder Führer. Deshalb habe ich dich dazu gewählt. Mein Name ist einfach nur: Grauer Wolf. Ein Zeichen dafür, dass er alt ist und nicht länger bei euch bleibt. Aponi heißt Schmetterling. Ein Zeichen der Heilung. Chenoa: weiße Taube. Ein Zeichen der Freiheit und des Friedens. Dyani. Dein Name bedeutet Reh. Das deutet auf Sanftmütigkeit und Liebe zu. Takenya.“ Mingans linkes Auge richtete sich auf den starken Krieger. „Dein Name bedeutet: zustoßender Falke. Ein Zeichen von Mut und Stolz. Elsu: der kreisende Falke. Bedeutet Wachsamkeit und Vorsicht. Zu deuch beiden komme ich noch gleich, wenn mir die Zeit bleibt. Etu. Dein Name bedeutet Sonne. Ein Zeichen der Freunde und der Glückseligkeit. Gosheven. Der große Springer. Tapferkeit und Stärke. Kaya“- er hustete heftig - „heißt: meine große Schwester. Ein Zeichen der Sanftmütigkeit und der Hilfsbereitschaft gegenüber anderer Wölfe. Tohon, der Puma. Ein Puma ist ein geschickter Jäger, und die bist es auch. Ein Zeichen der Schnelligkeit und der Geschicklichkeit. Yuma, der Häuptlingssohn. Ein Zeichen der Stärke und der Tapferkeit. Du sollst der spätere Anführer werden, nach deinem Vater. Kommen wir zu Chimalis. Elfenblauvogel. Ein Zeichen der Geschicklichkeit und der Freude. Sie wird später sicher eine schöne Wölfin“, flüsterte Mingan lächelnd. „Kele, der Sperber. Ein Zeichen der Mut und der Stärke. Er wird ein guter Kämpfer werden. Sanuye. Die Wolke im Abendrot. Eine Wölfin der Freude und der Schönheit. Und natürlich noch Chocheta, die Unbekannte. Ein Zeichen der Geschicklichkeit.“, Mingan stöhnte auf vor Schmerz. Ihm blieb nicht viel Zeit. „Ich habe fast alles gesagt, was ich zu sagen habe. Nur noch eins. Elsu. Als du zu uns kamst, kam dir Takenya so bekannt vor. Nun, ich denke, ich weiß, warum das so ist. Als Dasan den Wolf getötet hatte, fiel es mir ein. Dieser Wolf... dieser Wolf war mein Bruder, Wynono.“ Dasans Augen weiteten sich vor Schreck. „Nachdem wir beide ein Jahr alt waren, starb unsere Mutter. Mutter begegnete mir mit etwa acht Jahren in meinen Träumen und bat mich um das, was ich geschaffen habe. Doch mein Bruder Wynono, glaubte mir das nicht und zog auf eigene Faust los. Ich habe ihn bis heute nie wieder gesehen. Wynono bedeutet übrigens Erstgeborener. Ein Zeichen der Stärke und bei ihm wohl etwas des Eigensinns.“ Mingan lachte heiser. „Nun aber zurück zu Elsu. Der Wolf kam dir so bekannt vor, weil er dein Halbbruder ist. Takenyas Mutter ist dieselbe wie eure Elsu, Etu und Gosheven. Nur der Vater ist unterschiedlich. Takenyas Vater wurde getötet, meine Mutter hat mir das gesagt, und daraufhin hat sie Takenya alleine groß gezogen. Nachdem Takenya fortging und Chocheta fand, fand Takenyas Mutter einen anderen Wolf. Der Vater von Gosheven, Elsu und Etu. Deshalb kommt ihr euch so bekannt vor. Weil ihr in dem Anderen eure eigene Mutter seht“, Mingan hustete. „Jetzt ist alles gesagt. Dasan, du hast deine Mut bewiesen. Nächste Nacht sprichst du mit dem Sternenrudel. Du sollst deine neun Leben erhalten. Jedes Leben hat eine Bedeutung und jeder wahre, vom Sternenrudel akzeptierter Anführer soll neun Leben erhalten“ Dasan wirkte verwirrt, sagte aber nichts und nickte nur. „Meine Zeit ist gekommen zu gehen. Möge das Sternenrudel, und jetzt auch ich, euren Pfad leiten.“, flüsterte Mingan und schloss die Augen, als Dunkelheit ihn überkam. Er freute sich, der Anführerin des Sternenrudels, die weiße Wölfin, endlich wieder gegenüber zu treten. Das Letzte was er hörte war, das das Rudel heulte. Dasan angefangen schlossen sich ihm alle an, den Kopf zum Vollmond zu heben und einen Trauer- und Abschiedsruf zu heulen.

Epilog

 

Mingan schlug die Augen auf. Der Schmerz war aus seinem Körper verschwunden, und er fühlte sich wie neu geboren. Er sah sich um. Er saß auf einer Lichtung. Der riesige Vollmond stand am Himmel und die Bäume waren weiß und leuchteten wie die Sterne selbst am Himmel. Er richtete den Kopf nach vorne. Vor seinen Pfoten war ein klarer Teich, indem sich der Vollmond spiegelte. Gegenüber des Teiches war ein Felsen auf dem sie saß. Die weiße Wölfin, die Anführerin des Sternenrudels. Um ihn herum saßen andere Wölfe. In ihren Fellen hingen leuchtende Sterne und es schien, als könnte man durch sie hindurch sehen. „Willkommen, Mingan. Wir haben dich schon erwartet, grauer Wolf.“, sagte die Wölfin in einem warmen, einladenden Ton. Mingan neigte den Kopf. „Es ist mir eine Ehre, euch von nun an begleiten zu dürfen, dem Sternenrudel“, antwortete er ruhig. „Komm her!“, forderte sie ihn sanftmütig auf. Mingan stand auf und ging, wie befohlen, um den Teich herum und setzte sich neben die Wölfin auf den Boden, am Fuß des Felsens. Die weiße Wölfin sah ihn an. Doch bevor sie und die Sternenrudel-mitglieder den Kopf zu dem riesigen Vollmond an dem lila-dunkelblauen Himmel erhoben um ihn Herzlich Willkommen zu heißen, beugte sich die weiße Wölfin zu ihm hinunter und flüsterte: „Willkommen im Sternenrudel, mein Sohn“

 

 

- Ende des ersten Teils -

Danksagung & Nachwort

Ich bedanke mich ersteres bei all meinen Lesern. Ich bedanke auch mich bei meinen Freunden, die ich im Internet kennengelernt habe, und die mich dazu geleitet haben, dass Buch weiter zu schreiben. Ich bedanke mich bei Musikern wie: Rihanna, P!nk, aber auch eher private Musiker wie: KstBeats und Evanescence und vielen weiteren, die mir mit ihrer Musik Inspiration für dieses Buch geschenkt haben. Ich möchte noch hinzufügen, dass dieses Buch eine Fanfiction Version ist also eine andere Buchreihe als Grundidee hat!

 

Vielen Dank an alle die mein Buch gelesen haben

Sheetawolf

Impressum

Texte: Sheetawolf
Tag der Veröffentlichung: 24.04.2014

Alle Rechte vorbehalten

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