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Arbeit einer Doppelspionin



Ich hörte wie der Lift aufging und nahm vertraute Schritte wahr. Sofort spannte sich mein Körper an und ich kauerte auf meine Unterlippe. Die Hexe würde gleich wieder hereinschneien und uns die Hölle schmackhaft machen, dachte ich mir mit zitternden Händen. Das sich keiner gegen sie wandte, war eigenartig. Aber vielleicht hatten sie auch einfach nur zu viel Angst vor ihr. Sie marschierte an mir vorbei in ihr Büro.
"Folgen sie mir.", meinte sie herzlos.
Nervös kam ich ihrem Befehl nach und folgte ihr ins Büro. Als die Türe ins Schloss fiel, war ich nun ganz auf mich alleine gestellt. Als Vorgesetzte bereitete sie hier allen Angst und Schrecken. Und ich war ihre Spionin. Wie lange ich das wohl noch aushalten musste?
Ihr Blick ließ mich erstarren. Sie war noch schlimmer, als der Tod selbst.
„Und?“, fragte sie mich ausdruckslos, „Was planen sie?“
„I- ich“, fing ich stotternd an, „Ich habe herausgefunden, dass sie einen Attentat auf das Zentrum abgesehen haben.“
Dann sah sie nachdenklich auf ein Bild und knurrte hasserfüllt: „Also ist es wahr. Er wird uns angreifen.“
Zwar wusste ich nicht, was zwischen ihr und dem Magus Narcisho Einbern vorgefallen war, trotzdem wusste ich, dass sie sich rächen würde. Was sie jedoch plante, wusste ich noch nicht so genau. Aber wenn ich es wusste, musste ich sofort Bericht erstatten. Mein wirklicher Boss sollte schließlich nicht von mir enttäuscht werden. Ja, ich wusste, dass es riskant war, aber es war meine Bestimmung als Doppelspionin meine Arbeit zu verrichten. Außerdem hatte ich keine andere Wahl.
Sie bewegte sich kein Stückchen und starrte bloß auf ein Bild, worauf der Magus abgebildet war. Damals hatte er noch keine weißen, sondern silberne kurze Haare. Und seine strahlend grünen Augen stachen besonders hervor. Dort trug er noch seine schwarzsilberne Rüstung.
Auf diesem Bild lachte er und war anscheinend glücklich. Jetzt lachte er nur, wenn er schadenfroh war. Und besonders bei mir war es so. Der Magus hatte mal gemeint, dass ich ihn an irgendjemand erinnern würde. Ob er Cynthia meinte? Inständig wusste ich, dass etwas mehr als ein Biest in ihr steckte, doch anderseits wollte ich nicht mit einer Feindin verglichen werden.
Die Türe öffnete sich und ihr Blick erhob sich. Auch ich sah nun zur Person, die es sich wirklich erlaubte, sie zu stören. Und da wurde es mir klar. Es war ihr bester Mann, der Vampir Regan Abel Damian. Er trug seine schwarzen langen Haare offen. Seine Augen waren wie das Feuer so gefährlich und doch verbarg sich hinter diesen furchteinflößenden Augen ein dunkles Geheimnis. Ich fragte mich, ob sich bei allen Geschöpfen der Nacht ein Geheimnis verbarg.
Seine Kleidung bestand aus einem Umhang und schwarzen robusten Schuhen. Was er unter dem roten Umhang versteckte, wusste ich nicht.
Er trat vor und würdigte mich keines Blickes: „Ich habe meinen Auftrag erfüllt.“
„Gut.“, trafen sich ihre Augen, „Dann gönn dir jetzt einen Tag Pause.“
„Aber-“
„Du bist mein bester Mann“, erhob sie ihre Stimme, „Ich brauche dich bald für eine wichtige Aufgabe, also ruh dich aus. Schließlich wollen wir doch nicht, dass du unvorsichtig wirst, oder?“
Lange sah er Cynthia an, bevor er sich ergab: „Ja, ist gut. Aber länger als zwölf Stunden halte ich es nicht aus.“
„Ist in Ordnung.“
Kurz richtete er seinen hasserfüllten Blick auf mich, bevor er sich umdrehte und aus dem Büro trat. Wieso dachte ich jedes Mal, wenn er mir einen solchen Blick zuwarf, dass er mich durchschaut hätte? Wenigstens tat es der Schattendämon Cynthia nicht.
Ruhe kehrte ein, bevor sie einen Schluck ihres speziellen Tees nahm. Zum Glück brauchte ich wenigstens nicht wissen wie man so einen Tee kochte. Ich glaube, dass sie mich dann sofort rausgeworfen hätte.
„Du darfst jetzt gehen.“, meinte sie schroff, bevor sie sich wieder nachdenklich dem Bild widmete.
Nickend drehte ich mich um und ging zur Türe. Dann sah ich noch einmal zurück und musterte sie.
Eigentlich war sie wirklich wunderschön. Cynthia besaß rotrosa brustlange Haare, die sie sich zu einem Zopf band. Ihre Augen waren eisblau und glänzten wie eine Perle. Obwohl sie so glänzten, verschloss sie ihre Gefühle und Gedanken der Außenwelt und die blanke Kälte trotz nur so aus diesen Augen. Um ihre Iris wurden sie immer etwas dunkler, bei Nahe schon mitternachtsblau.
Ihre Kleidung bestand aus einer einfachen beige Bluse und einem dunklen Rock. An ihrem Gürtel waren ziemlich viele Waffen befestigt. Darauf trug sie meist hohe Stiefel, die ihr bis zu den Knien gingen.
Ihr Blick richtete sich auf ihre Unterlagen, die sie ruhig durchging. Ich drehte mich wieder um und öffnete die Türe, aus der ich ging. Irgendwie verstand ich noch immer nicht, warum sich Licht und Dunkelheit immer bekriegen mussten. Beide waren doch wichtig für die Menschenwelt und auch für ihre eigene war sie äußerst vom großen Wert.
Alle Geschöpfe der Nacht, die hier arbeiteten, achteten auf jeden Schritt, den ich machte. Sie wussten zwar nicht wer ich war, doch war ich eine Fremde für sie. Ich arbeite gerade mal drei Monaten und durfte bereits in alles eingeweiht werden. Es war auch ziemlich praktisch, da ich schließlich eine Doppelspionin war.
Mein Boss war Alicio Darcon Xylaniel. Er war der Herrscher des Lichts und somit genauso mächtig wie Cynthia Astat. Cynthia stellte mich ein, obwohl sie nicht mal wusste wer ich war oder für welche Seite ich kämpfte. Aber vielleicht tat sie ja genau das, weil es ihr egal war? Nein, das glaubte ich nicht. Da musste mehr dahinter stecken, da war ich mir sicher.
Ich spionierte für sie die Lichtseite aus, aber diese wusste, was ich machte und ließen mich alles wissen lassen, was sie vorhatten. Zwar war es gelogen, aber sie glaubte mir ja eh alles. Es sah auf jeden Fall so aus, als würde sie mir blind vertrauen. Trotzdem war ich noch vorsichtig und passte täglich auf, dass ich nichts Falsches sagte oder machte.
Und da sie mich ja in alles einweihte, konnte ich immer meinen Boss vorwarnen. Ein riskanter Job, aber meine Bestimmung.
Ich ging in den Lift und die Türe schloss sich, bevor er sich in Bewegung setzte. Da mich hier keiner beobachten konnte, entschloss ich mich genau hier vom Acker zu machen. Keine Sekunde verging und ich befand mich im Büro von meinem Chef. Durch den Teleportschlüssel konnte ich mich einfach immer überall in Luft auflösen und wieder auftauchen. Mittlerweile kannte mein Boss das von mir und es überraschte ihn nicht.
„Da bist du ja.“
Ich verbeugte mich höflich vor ihm: „Ja, Herr Xylaniel.“
Nach einem kurzen Moment richtete ich mich wieder auf und sah ihn genau in seine goldenen Augen. Seine Haare waren in einem dunkeln blau gefärbt. Ich fragte mich noch immer warum er seine Haare färben musste. Vielleicht wurden seine Haare ja grau? Oder hatte er ein anderes Geheimnis zu verstecken? Aber ich lernte keine Fragen zu stellen.
Er trug ein langes weißes Gewand und war ziemlich ernst gestimmt. Lag es an Cynthia oder an mir? Meine Gedanken sollten lediglich auf meine Mission bedacht sein und nicht von solchen Dummheiten geprägt sein.
„Hat sie es geschluckt?“
Ich nickte nur, als sich seine Lippen zu einem hinterhältigen Grinsen formten: „Sehr gut.“
Egal wie unterschiedlich doch beide Seiten waren, eins hatten sie gleich und zwar ihre Bosse. Sie könnten miteinander verwandt sein.
„Dann können wir ja mit dem Plan vorfahren.“, meinte er jetzt wieder kühl, „Miss Violetta, ich habe einen neuen Auftrag für sie.“
Meine Miene verzog sich kein Stückchen. Was wollte er wieder von mir? Ich wollte heute endlich mal einen Tag Ruhe bekommen. Hoffentlich musste ich nicht schon wieder seiner Frau Bescheid geben, dass er seine Verabredung mit ihr verschieben musste. Letztes Mal musste ich mir von ihr einen Vortrag anhören und sie sogar trösten. Und als Doppelspionin war ich eine reine gefühllose Marionette, die nur ihre Aufträge erfolgreich erfüllte.
„Sie werden sich mit Cynthia Astat anfreunden.“
Meine Augen weiteten sich und ich war sprachlos vor Entsetzen. Das durfte nicht wahr sein… Ich sollte mich mit dem Tod selber anfreunden? Verlangte er das gerade wirklich von mir?
„Nein.“, protestierte ich direkt, „Ich bin eine Doppelspionin und keine-“
Mein Boss unterbrach mich mit einem animalischem Geräusch: „Tun sie es oder sie müssen die Konsequenzen ziehen.“
Meine Stimme erstarb mit einem Mal und ein leichtes Nicken war seine Antwort. Schnell drehte ich mich um und verließ den Raum.
Es konnte nicht mehr schlimmer werden… Wie sollte ich das denn anstellen?! Ich glaubte, dass das Schicksal im Moment nicht auf meine Seite stand. Freundschaft mit Cynthia Astat sollte ich schließen und ich wusste sofort, dass es nur nach hinten losgehen konnte.

Impressum

Bildmaterialien: Cover von FFKHMangAnime
Tag der Veröffentlichung: 31.03.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich einer Freundin von mir, die mich bei dieser Idee unterstützt und natürlich an alle Leser.

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