Ich bin Cassandra. Aber alle nennen mich nur Cassy. Mein Leben war absoluter Durchschnitt. Ich war absoluter Durchschnitt. Ein Mädchen von 17 ein halb Jahren mit blondem lockigem Haar und blauen Augen. Für meine 17 Jahre war ich ziemlich klein und zierlich.
Ich hatte eine Mum einen Dad und viele Freunde mit denen ich auf die Schule ging. Außerdem hatte ich noch zwei Brüder einen Kleinen und einen Großen. Meine Noten waren durchschnittlich, mal besser mal schlechter. Das einzige was mich vielleicht noch als 'besonders' gelten lassen könnte, war mein Tagebuch. Vielleicht war 'besonders' auch nicht das richtige Wort... es ließ mich einfach 'anders' sein.
Schon klar, welches Mädchen schrieb denn noch mit 17 Tagebuch? ... Ich! Aber hätte ich es nicht getan, wäre ich vielleicht deswegen heute nicht mehr hier.
Außerdem hatte ich jede Nacht schreckliche Albträume, was sie mit mir zu tun hatten, habe ich lange nicht verstanden.
Doch ich möchte euch die Geschichte erzählen wie ich mich verändert habe und plötzlich Teil an einer etwas größeren Geschichte hatte.
Um es euch zu erzählen müsst ihr mir ganz einfach zuhören.
Meine Geschichte fing damit an wie ich einem riesen großen Idioten am Strand von Santa Fe, als ich gerade Urlaub mit meinen beiden Brüder machte, begegnete…
Gerade liege ich total entspannt auf meinem Handtuch auf einer Insel in Spanien. Mit einer Sonnenbrille auf der Nase und einen schwarzen Bikini. Meine beiden Brüder sind gerade im Wasser. Vom weiten kann ich sie erkennen wie sie sich gerade nassspritzen. Der Ältere hat braune etwas längere Haare, die er sich immer zu einer coolen Frisur stylt. Er ist schon 21 und ich bin immer noch verwundert darüber, dass ich ihn zu diesem Urlaub überreden konnte. Sein Name ist Riley und er hat einen total durch trainierten Körper, viele von meinen Freundinnen haben mir schon gesagt wie heiß sie ihn finden.
Mein kleiner Bruder, Robert, hat blondes Haar, die ihm immer abstehen was ihn unglaublich süß macht. Er ist erst 12 und ihn haben meine Eltern, die in Deutschland geblieben sind, nur ungern mit nach Spanien gehen lassen.
Beide haben diese grünen Augen von unserem Vater. Nur ich habe blaue Augen in der Familie. Ein strahlendes ziemlich helles blau. Woher ich die habe weiß niemand so genau, da unsere Mom grünbraune Augen hat. Ich beneide meine beiden Geschwister für diese Augenfarbe und liebe deshalb auch grüne Augen.
Derzeit lese ich ein Buch, das ich mir vor ein paar Tagen aus einer Bibliothek in Deutschland geholt habe. Ich liebe Bücher und lese in meiner Freizeit so oft es eben geht.
Das Buch, das ich gerade lese heißt Dash and Lily´s Book of Dare.
Es ist ein englisches Buch, aber ich will unbedingt mal das Original lesen. So sitze ich gerade am Strand mit dem Buch in der Hand und lese.
„Hey ähm sorry, can you tell me the way to the next good restaurant?” werde ich da von so einem Typen angesprochen. Genervt lege ich mein Buch zur Seite und sehe ihn an.
„No. Sorry.“ Antworte ich ihm knapp in der Hoffnung, dass er dann einfach abhaut. Gut so schlecht sieht er nicht aus, aber ich kann mir in diesen Ferien nicht leisten. Seine dunklen Haare fallen den Typen in Strähnen in die Augen und seine grünen Augen stechen dahinter hervor.
Ich sehe wie er noch etwas sagen möchte und ich flüstere schon vor mich hin.
„Komm schon verpiss dich…“ Er sieht genauso aus, wie ich mir meinen Traumtypen schon immer vorgestellt habe, aber ich muss mich an meine Regeln halten.
„Oh, du sprichst deutsch…“ sagt der Typ etwas verblüfft. „Tut mir leid ich habe gedacht du kommst aus England, wegen dem Buch…“
„Ja. Darf man etwa kein englisches Buch lesen, wenn man deutsche ist?“ frage ich ihn genervt.
„Natürlich darfst du das lesen! Warum bist du so abweisend zu mir?“
„Äh, ich kenn dich gar nicht…?“
„Na gut, das lässt sich aber ändern. Hast du Lust heute mit mir aus zu gehen?“ fragt er mich Machomäßig.
Ich stehe von meinem Handtuch auf und versuche mich vor ihm auf zu bauen, doch auch er stellt sich wieder hin. Mir kommt es vor als wäre ich geschrumpft, als dann in voller Größe vor mir steht. Okay, ich bin auch so nicht die Größte aber ihm gegen über fühle ich mich echt klein. Jetzt doch nicht mehr ganz so selbstbewusst stehe ich in meiner zierlichen Gestallt vor ihm.
„Natürlich werde ich NICHT mit dir ausgehen.“ Seine grünen Augen funkeln mich wissend an.
„Na gut.“ Schnell versucht er das Thema zu wechseln. „Du liest also…“
„Ja, ist das etwa ein Problem für dich?“
„Nö…“
Bevor er wieder zu Wort kommt, sehe ich aus dem Augenwinkel wie meine Brüder aus dem Wasser kommen.
„Tut mir leid aber da kommt mein Freund“ sage ich achselzuckend zu ihm.
„Das ist nie im Leben dein Freund!“ er verzieht seine Nase und seine Augenbrauen kräuseln sich verblüfft.
„Ach nein? Und wieso nicht?“ Riley und Robert kommen auf uns zu und als sie uns fast erreicht haben, laufe ich gezielt auf Riley zu.
„Bitte, spiel einfach mit.“ Flüstere ich Riley zu. Ich werfe mich ihm um den Hals, küsse ihn auf die Wange und sage: „Riley! Ist das Wasser schön, Schatz? Da ist so ein Arsch der mich zum Essen einladen will und einfach nicht geht…“
Riley sieht mich noch etwas verwirrt an, dann geht er zu dem komischen Typen.
„Was willst du von meiner Freundin?“ er bäumt sich vor ihm auf, doch mir fällt auf das auch er nicht ganz an seine Größe rankommt.
„Ihren Namen zu wissen, wäre toll. Vielleicht ein Date, aber sie hat mich abgewiesen…“ sagt dieser Lächelnd.
Idiot, denke ich mir. Wie kann man nur so dumm sein?
„Und warum bist du dann noch hier, wenn sie dir einen Korb gegeben hat?“ fragt ihn Riley drohend.
„Tja, ich wüsste einfach zu gerne den Namen von dieser Schönheit. Außerdem solltet ihr wissen, dass man euch ansieht das ihr nicht zusammen seid.“
Entgeistert sehe ich den Typen an.
Klar, er sieht gar nicht so schlecht aus mit seinen schwarzen Haaren und den grün funkelnden Augen, aber warum ist er so blöd und stellt sich hier weiterhin hin?
Ich gehe wieder zu Riley und umarme ihm von der Seite. „Wir sind wohl zusammen“ sage ich trotzig. „Und: bitte, wenn du endlich gehst wenn ich dir meinen Namen sage. Ich heiße Cassy.“
Lächelnd geht schaut er mich an, dann ohne ein weiteres Wort dreht er sich um und geht.
„Wer war das?“ fragt mich Robert von der Seite. Bis dahin hat er nichts gesagt.
„Ich habe keine Ahnung…“ antworte ich ihm von der Seite, dabei löse ich mich von Riley.
„Mist, jetzt ist mein Bikini ganz nass. Ich glaube, ich hätte doch mit euch ins Wasser gehen sollen.“ Etwas zerknirscht sehe ich zu meinem große Bruder. „Danke, dass du mir geholfen hast. Der Typ ging mir schon gewaltig auf den Sender.“
„Kein Ding, kleine Schwester, dafür hat man doch Brüder.“ Lächelnd nimmt er mich in die Arme. „Aber warum hast du ihn abblitzen lassen? Du stehst doch eigentlich auf dunkle Haare und grüne Augen.“
„Ich hatte dir doch bereits gesagt, dass ich in diesen Ferien keine Beziehung oder generell etwas mit Jungs machen möchte.“ Dabei knuffte ich ihn in die Seite.
Ich darf mich in diesem Urlaub nicht verlieben! Ich weiß, dass ich innerhalb von den nächsten Wochen sterben werde. Jedoch werde ich keinen natürlichen Todes sterben, im Gegenteil. Mein Mord wird gerade irgendwo auf der Welt geplant und ich träume jede Nacht davon.
Ich weiß nicht, wieso das ganze geschehen wird oder warum ich davon Träume. Aber durch verschiedene Geschehnisse in der Vergangenheit von denen ich geträumt hatte, sind alle wahr geworden. Niemandem habe ich von diesen Merkwürdigen Sachen erzählt. Dieser Urlaub sollte mich die letzten Wochen meines Lebens noch verschönern und insgeheim habe ich auch gehofft, dass die Albträume vergehen und sich das alles als großer Irrtum herausstellt. Doch seit gestern, in der ersten Nacht hier, weiß ich, dass ich in diesem Urlaub sterben werde. In etwas zwei Wochen…
Wenn ich mich verliebe, würde ich noch mehr Menschen verletzen… und das halte ich nicht aus.
Nachdem wir am Strand lange genug waren und die Jungs mich sogar dazu überreden konnten ins Meer zu gehen, gehen wir wieder nach Hause.
Tot müde und total kraftlos lasse ich mich am Ende dieses Tages in mein Bett fallen.
Und auch diese Nacht schleicht sich ein Albtraum speziell für mich ein.
Zehn komische Gestalten sitzen um einen Tisch herum, doch nicht ihr aussehen macht sie zu ´komischen Gestalten´. Es ist ihre Art zu reden, wie sie sich benehmen und über was sie reden. Es sind alles Männer nur eine Frau ist unter ihnen. Der größte und wildeste Mann sitzt am Ende der riesigen Tafel. Die Frau sitzt zu seiner rechten.
Sie reden und als ich ihnen bewusst zu höre, erfahre ich auch worüber.
„Nun gut, wir werden sie versuchen zu schnappen. Derzeit befindet sich Cassandra in Spanien, leider konnten wir sie noch nicht genau Orten. Sucht ganz Spanien ab, meine treuen Diener! Ihr müsst sie noch vor dem Sonnenuntergang der Sommersonne finden. Ihr wisst, dass die Zeit drängt, so macht euch doch gleich an die Arbeit!“ befiehlt der mächtige Mann am Ende des langen Tisches.
„Moment, bitte eure Boshaftigkeit, lasst mich auch noch ein Wort dazu sagen.“ Unterbricht ihn die Frau zu seiner rechten. Ohne seine Antwort ab zu warten spricht die Frau zu ihm. „Lasst doch das arme Kind, was hat sie das ich nicht habe. Bin ich dir nicht genug? Bin ich nicht Opfer genug für deine Taten?“
„Nein!“ die Stimme des Mannes hallt mit großer Autorität in dem kleinen Raum. Man kann sogar ein leises Echo vernehmen. „Ich brauche SIE! Egal ob tot oder lebendig! Bei mir hier unten, wird sie auch kein langes Dasein mehr fristen!“ Nun schallt ein böses Lachen durch den Raum.
„Du hast niemals davon gesprochen sie um zu bringen. Nimm mich an ihrer Stelle!“ fleht die Frau weiterhin.
Ich sehe dunkle Haare, die sich um ihr Gesicht kräuseln. Doch ihre Augen bleiben für mich unsichtbar. Genau wie bei den anderen auch. Von keinem in diesem Raum kann ich die Augen erkenne. Sie alle halten sie entweder verschleiert oder hinter den eigenen Haaren versteckt.
„Seit du hier bist, hast du auch nicht mehr so viel Macht wie früher! Mein Reich lässt dich schwächer werden, von Tag zu Tag mehr. Und nun bist du schon so lange hier bei mir.“
Mit schweißnassem Körper, wache ich auf.
Jedes Mal wenn ich von diesen Leuten träume, sehe ich die Geschehnisse aus der Perspektive einer der anwesenden Personen.
Bis jetzt hatte ich immer davon geträumt wie dieser bösen Mann sich mit Leuten trifft und ihnen einen Auftrag gibt. In dieser Nacht träumte ich zum ersten Mal von dem Mann, wie er vielen Männern einen Mord aufträgt. Doch auch eine Frau war dabei. Was hatte sie da nur zu suchen? Doch wenn ich das richtig verstanden habe, hat sie mich verteifigt.
Ich weiß nicht wer diese Leute sind, die diesen Tisch herum sitzen geschweige denn etwas über den bedeutenden Mann oder der verzweifelten Frau.
Ich habe sie versucht nach den Träumen zu beschreiben, doch wenn ich mich anstränge die Bilder mir klar ins Gedächtnis zurück zu holen, verschwimmen sie nur umso mehr.
Über keinen von diesen Leuten habe ich etwas herausgefunden. Das einzige was ich von ihnen weiß: Sie wollen mich. Egal ob tot oder lebendig.
Am nächsten Morgen schreibe ich wie jeden Tag in eine Art Tagebuch. Es ist Marineblau und ich habe, als das mit dem Träumen anfing, angefangen darin zu schreiben. Außerdem habe ich durch Zufall ein schönes Schloss mit einem wundervollen alt aussehenden Schlüssel gefunden. Außerdem ist er mit kleinen blauen Edelsteinen besetzt, doch was die betrifft bin ich mir ziemlich sicher, das sie nicht echt sind. Gerade weil ich sie in einer einfachen Schublade gefunden habe.
Irgendwie habe ich dieses Schloss an mein Tagebuch bekommen. Damit es, falls es jemals jemand in die Hände bekommen sollte, trage ich diesen Schlüssel immer an einer Kette um den Hals. Niemand würde auf die Idee kommen, das er zu einem Tagebuch gehört.
Ich schreibe den neuen Eintrag immer auf der rechten Seite und schreibe auch nur auf diese was ich an diesem Tag gemacht habe. Das wirklich wichtige jedoch befindet sich auf der nächsten Doppelseite, auf diese schreibe ich ganz genau was ich in der letzten Nacht geträumt habe.
Auch für die letzte Nacht kommt ein neuer Eintrag hinzu.
Auf der ersten Seite schreibe ich auf wie mich gestern dieser Idiot am Strand zu gelabert hat und anschließend nur meinen Namen wissen wollte.
Auf der nächsten Doppelseite schildere ich wie üblich alle Einzelheiten meines Traumes.
***
Nach dem Aufstehen schnappe ich mir meine Badesachen. Ich schlüpfe in meinen Bikini und ziehe mir eine kurze Hose und ein weites lila Oberteil an.
Dann renne ich nach draußen und zum Strand. Erst als ich dort an meiner Lieblingsstelle angekommen bin, fange ich an wieder ruhiger zu atmen. Ich kann mir vorstellen das sich die wenigen Touristen, die jetzt schon unterwegs sind, schauen mich kopfschüttelnd an.
Naja, ein Mädchen das morgens gegen halb acht zum Strand rennt als wären Furien hinter mir her… schon merkwürdig, das gebe ich zu, aber es ist mir egal.
Die Sonne arbeitet sich langsam über den Horizont und es ist wie jeden Tag noch so früh, dass kaum andere Touristen in meiner Nähe sind.
Ich versuche jeden Morgen ohne Wecker früh auf zu stehen um der Sonne beim Aufgehen zu zusehen oder eben wie sie sich hoch zu den Baumkronen bewegt.
Ich breite mein Handtuch in unmittelbarer Nähe eines Baumes aus, um später nicht in der prallen Sonne sitzen zu müssen. Meine Brüder sind gerade, ziemliche Langschläfer. Sie wissen wo sie mich finden können und kommen dann gegen Mittag zu mir. Bis dahin kann ich in Ruhe in meinen Büchern schmökern.
Schnell greife ich neben mich um aus meiner Strandtasche ein Buch zu ziehen. Außer diesem ist da noch mein iPod, meine Sonnenbrille, meine Sonnencreme und so was.
Bis die Sonne in etwa im Zenit steht, lese ich ununterbrochen. Nichts bringt mich so leicht davon ab meine Augen von den Wörter auf den Seiten zu lassen. Gerade schlage ich mein Buch zu, da ich mit diesem fertig bin, da kommen meine Brüder.
„Ach, sehe ich heute auch noch.“ Sage ich schmunzelnd. „Und ich habe schon gedacht, dass mir heute jemand von da oben“ ich deute in den Himmel „ einen ´Bruder- freien- Tag´ gönnt.“
„Wenn du möchtest, können wir auch gerne wieder gehen. Eine Stimme in meinem Hirn schreit immer noch `Schlaf! Ich brauche Schlaf!´ “ entgegnet Riley meine Stichelei.
„Kommt davon wenn man so lange in einem Club Party macht…“ sage ich verächtlich und zucke mit den Achseln.
Mein Bruder war bis Morgens in irgendeinem Club in der Stadt. Kein Wunder das er sich jetzt aus dem Bett quälen musste. Ich kann mir gut vorstellen wie Robert ihn so lange genervt hat bis er mit ihm an den Strand gegangen ist.
„Hey, was bist du so heute gereizt? Oder besser schon die ganzen Tage, auch zuhause!“ Riley sieht mich stirnrunzelnd an und mustert mich „Was ist nur los mit dir?“ flüstert er jetzt.
Ich sehe ihn nur an. Dann schüttele ich sanft den Kopf. Ich kann es ihr nicht erzählen.
Jetzt hebt er entnervt die Hände „Auch das mit gestern, früher hättest du dich einfach gefreut mit mir auf eine Party zu gehen. Du hast dich immer gefreut etwas mit mir zu unternehmen oder auf eine coole Party zu gehen. Genauso wie mit dem Typen gestern. Er war doch nett, oder nicht?“
„Aha er war also nett? Der Typ kannte mich gar nicht und wollte schon ein Date! Außerdem war er gar nicht so nett wie du dachtest. Er hat etwas gegen Bücher… Fazit: ich habe etwas gegen ihn!“
„Du hast mir früher alles erzählt, Cas. Ich weiß, dass etwas nicht mit dir stimmt. Ich hoffe einfach das du es mir erzählen wirst. Dadurch weiß ich übrigens immer noch, das du auf dunkle Haare und ganz besonders auf grüne Augen stehst. Warum hasst du diesen Typen?“ Riley sieht mir ins Gesicht und will endlich Antworten, doch gebe ihm keine…
„Du weißt gar nicht auf welche Art von Typ ich stehe! Und NEIN, es ist nichts!“ fahre ich ihn an.
Ohne es zu merken, bin ich von meinem Handtuch aufgestanden und habe mich vor meinem Bruder aufgebaut. Natürlich ist er viel größer als ich. Plötzlich nehme ich alles andere auch wieder war. Die Menschenmassen, die sich an unserem Platz vorbei schlängeln. Sie sehen immer wieder zu uns.
Oh, etwas zu laut gebrüllt…
Robert steht hinter mir und piekst mir leicht in die Seite. Er sieht mich aus traurigen Augen an und fragt: „Ist jetzt alles wieder gut? Ich will nicht das ihr euch streitet. Erst recht nicht im Urlaub!“
„Ach Rob, wir haben uns doch trotzdem lieb. Ich hole uns jetzt erst mal ein Eis.“
Um mich zu entschuldigen, dass ich nichts sage und um Rob zu beweisen, das alles gut ist, umarme ich Riley. Und es ist ernst gemeint, als ich ihm: „Tut mir leid ich kann nicht.“ Ins Ohr flüstere.
Wir haben uns als Geschwister immer nahe gestanden. Vor allem ich und Riley. Er war immer der Bruder, der sich für mich ein gesetzt und mir geholfen hat. Diese Geschwister wollen wir auch für Rob sein.
Schnell ziehe ich mir meine Sachen wieder an und mache mich auf zum nächsten Kiosk.
Ich komme an kleinen Kiosken und Shops vorbei. Sehe mich jedoch nicht richtig nach ihnen um.
Als ich endlich gefunden habe, was ich suche, kaufe ich schnell eines für mich und meine Brüder. Rob mag am liebsten Schokolade, Riley Kokos und ich liebe Zitrone. So hat jeder seinen eigenen Geschmack. Ich muss kichern, als ich mit drei Eis und jeweils zwei Kugeln davon wieder in Richtung Liegeplatz gehe. Leider rennt mir irgendetwas vor die Füße. Ich bin so fixiert auf das Eis gewesen, dass ich nicht gesehen hab wo ich hin gelaufen bin. Blöd wie ich bin, lasse ich das Eis fallen. Nur das leider nicht alles auf den Boden fällt…
Vor Schreck starre ich den kleinen Hundewelpen vor mir mit offenen Mund an.
„Oh du armer kleiner Kerl. Das wollte ich doch nicht.“ Sage ich zu dem Kleinen und gehe in die Knie. Ich kenne mich mit Hunderassen aus, da ich schon immer einen haben wollte und erkenn sofort das es sich um einen kleinen Sheltie handelt.
Er hat keine Leine um den Hals und schaut mich jetzt aus großen niedlichen Hundeaugen an.
„Na wer bist du denn?“ frage ich ihn ohne eine Antwort zu erwarten „Woher kommst du denn? Hast du kein Frauchen?“ Ich versuche das Eis aus seinem Fell zu bekommen, doch den Hund scheint das klebrige Zeug nicht zu stören.
„Also von einem Frauchen weiß ich nichts, aber die Kleine haut ständig ab.“
Jetzt sehe ich nach oben. Mein erster Gedanke dabei ist: „Du meine Güte! Von hier aus sieht er noch größer aus. Wie ist das möglich?“
„Cassandra! Hör auf mit der Scheiße!“ Doch eine Stimme sagt mir „Er sieht so gut aus!“ Ein Teil von mir will ihr sofort zu stimmen aber ich erinnere mich wieder an meinen Vorsatz.
KEIN URLAUBSFLIRT!
Doch da sagt sie nur: „Warum Urlaubsflirt? Könnte doch mehr werden…“
Nicht schwach werden, Cas, er ist nicht dein TYP!
Aber eben genau das ist er.
„Amy, du sollst doch keine Leute anrempeln. Wie oft denn noch? Sieh nur das ganze Eis.“ Der Hund dreht sich einmal im Kreis, als würde es ihm erst jetzt auffallen.
„Amy?“ frage ich. Meinen Blick habe ich noch immer nicht von dem dreisten Typen von gestern gewendet. Jetzt fällt sein Blick auf mich.
Augenblicklich erblasst er, als sein Blick auf mich fällt. Die gestrige Coolness ist verflogen und er steht wie angewurzelt vor mir den Blick unausweichlich auf mich gerichtet.
„Du bist so was von merkwürdig, weißt du das?“ auch ich sehe ihn an. Doch mein Blick ist sicher eher verwundert und erschrocken.
Cassy, wird jetzt nicht weich. Der Typ ist ein Arschloch und will bloß auf sich Aufmerksam machen.
„P… äh, Cassandra! Tut mir leid, dass ich…“
Ich unterbreche ihn. „Schon gut, lass mich einfach in Ruhe, verstanden?“
„A-aber Cassandra- Cassy“ berichtigt er sich schnell, als er meinen Misstrauischen Blick sieht.
Hatte ich mich ihm gegen über wirklich als Cassandra vorgestellt. Ich mag diesen Namen nicht besonders, aber Cassy gefällt mir…
„Unter diesen Umständen gestern- wegen deines Bruders- konnte ich dir nicht meinen Namen verraten.“
Er hält inne und sieht mir in die Augen. Für einen Moment denke ich wirklich, dass dies hier der Mann meiner Träume ist, doch ich entreiße mich aus dieser Schwärmerei.
SO sieht er sicher nicht aus und genau das versuche ich ihm zu verdeutlichen.
„Warum, um alles auf der Welt, sollte ich deinen Namen wissen wollen? Außerdem woher weißt du das Riley mein Bruder ist?“
„Also stimmt es?“ fragt er mich abgedroschen. Jetzt ist er wieder der blöde Kerl von gestern.
„Das geht dich doch gar nichts an!“ kreische ich verzweifelt. Was will dieser Typ denn von mir?!
Amy setzt sich hin und schaut von einem zum anderen.
Stille entsteht und dieser merkwürdige Typ und ich sehen uns einfach nur an. Ohne vor Warnung geht er dann einfach um mich herum und setzt seinen Weg fort.
Der Anblick seiner Augen aber hat mich nicht losgelassen. Ich drehe mich in die Richtung, in die er gerade geht. Als er fast aus meinem Sichtfeld verschwunden ist, von Menschen umgeben, renne ich los. Ich tappe in das klebrige Eis zu meinen Füßen und hätte fast einen Schuh verloren, so schnell renne ich.
„Hey!“ kreische ich wie eine verrückte. „Hey! Warte!“
Als ich hinter ihm zum stehen komme, tippe ich ihm vorsichtig auf die Schulter. „Wie heißt du den jetzt?“
Das habe ich gerade nicht getan! Ich bin gerade nicht wirklich diesem dämlichen Idioten hinter her gerannt und frage jetzt doch noch nach seinem Namen?!
Jetzt grinst er mich triumphierend an, doch er zögert. Ich sehe in seinen Augen, wie in ihm ein Kampf ausbricht.
Was hat er denn? Es ist doch bloß ein Name…
„Cedric“ antwortet er mit einem Grinsen, aber sehe, das es nicht echt ist.
Was ist mit ihm los? Was verheimlich er?
Diese Fragen sollten mich nicht beschäftigen. Es sollte mir egal sein. ER sollte mir egal sein. Aber ich weiß mit Sicherheit, dass mehr hinter ihm steckt.
„Ich finde der Name passt nicht zu dir… Hast du einen Zweitnamen?“
Er schüttelt nur den Kopf und aus irgendeinem Grund wird das Grinsen eine Spur echter.
Dann dreht er sich wieder um.
„Ich finde es heraus.“ Sage ich einem Ton, als würde er noch vor mir stehen und ganz normal mit mir reden.
Doch `Cedric` scheint mich gehört zu haben, denn er antwortet mir mit einem „Okay“. Er läuft weiter ohne sich ein letztes Mal um zu drehen.
Ist da vielleicht doch nichts? Bilde ich mir das alles nur ein? Vielleicht werde ich ihn nie wieder sehen… Vielleicht war das das letzte Mal, das ich ihn in meinem Leben gesehen habe. `Man sieht sich immer zwei Mal im Leben` und wir haben uns jetzt zwei Mal gesehen.
Aber da ist mehr. Er ist nicht nur der Idiot. Es steckt mehr hinter ihm und seiner Fassade, das kann ich spüren.
Oder ist das alles Einbildung? Wahnvorstellungen? Wunschdenken?
Eine Frau mit schwarzem Kleid und schwarzen Haaren. Sie arbeitet in einem beruhigenden kleinen Park. Doch die Pflanzen sehen nicht normal aus. Sie sind braun. Soweit ich sehen kann, gibt es nur braune vertrocknete Pflanzen. Die Frau dreht sich auf einmal ruckartig um, als hätte sie jemand gerufen.
„Ich wusste du würdest kommen!“ ruft sie erfreut.
Die Frau sieht in meine Richtung. Ich dreht mich um, um vielleicht jemanden sehen zu können, mit dem sie spricht.
Diesmal sieht mich die Unbekannte genau an. „Ja, du. Ich habe mit dir geredet. Es mag komisch für dich sein, aber hör mir gut zu.“
Die Frau tritt ein Stück zur Seite und offenbart mir eine einzige blühende Blume. Eine Lilie. Wunderschön sanft weiß, rein und makellos. Unverwundbar im gegen Satz zu den Anderen. Die einzigste blühende Blume in diesem ganzen Park. Nicht einmal die Torranken sind grün. Alles braun und dunkel, bis auf ihr.
Ich bin verzaubert vom Anblick der Blume. Da tritt die Frau wieder vor sie.
„Wunderschön nicht wahr?“ ich muss auf diese Frage nicht antworten denn es ist klar. „Das ist die Hoffnung der Menschen. Die einzigste Blume, die ich hier noch am Leben halten vermag. Oder die auch mich am Leben hält. Sterbe ich, stirbt die Pflanze und mit ihr die Menschheit. Stirbt sie, sterbe ich. Und es wird auch die Menschheit sterben.“
Es ist das erste Mal das ich die Augen von jemandem sehen kann. Die Augen der Frau sind blau… Ein schönes Blau, doch es sieht so aus, als würde sie verblassen.
Auf einmal wurde es etwas flauschig um mich herum. So weich…
„Oh nein! Du wachst auf! Pass auf Cassandra: Versuch dich zu schützen! SIE suchen dich. Wenn du nicht aufpasst holen sie dich!“ Die Frau redet immer schneller, aber ich kann mich kaum noch konzentrieren.
„Ich bin… Du musst… Suche… Bis bald… Monster“
Sanfte Wärme und Schwerelosigkeit umhüllt mich und ich bin weg.
Ich wache unsanft auf, als ich aus dem Bett falle. Erschrocken reiße ich die Augen auf. Meine beiden Brüder stehen wie versteinert vor mir und sehen mich verblüfft an.
„Du hast im Schlaf geredet. Wir wollten nur schauen was mit dir ist, aber als wir dich wecken wollten hast du uns gekratzt und… naja wir dachten erst du bist wach… Sorry“
„Schon gut“ sage ich etwas mürrisch.
„Es ist schon halb zwölf“ sagt Robert zu mir. „Seit wann schläfst du denn so lange? Ich dachte du bist schon längst am Strand“
„So spät?! Su meine Güte. Ich weiß gar nicht was mit mir los ist.
Schnell suche ich mir die Sachen für heute raus. In der Zeit gehen meine Brüder wieder in ihre Zimmer. Da krame ich schnell mein Tagebuch hervor.
Normalerweise kritzele ich die erste Seite mit Belanglosigkeiten voll, doch diesmal ist es mehr. Und für mich auch wichtiges Zeug. Ich schreibe über Cedric und das ich wissen will was hinter ihm steckt.
Danach schreibe ich alles aus meinem Traum auf. Als ich darüber nachdenke, war es das erste Mal das ich Gestallt angenommen habe und mich jemand sehen konnte. Ich habe mit jemandem Gesprochen. Eine Frau mit merkwürdigen blauen Augen. Die vertrockneten Sträucher und Bäume. Die weiße Lilie. Hoffnung.
Dieses Mal waren keine bösen Männer in meinem Traum. Eine Premiere und auch in diesem Park war ich noch nie.
Was hatte die Frau mir am Ende noch zugerufen? Ich habe nicht mehr alles verstanden. Nur noch Wortfetzen.
`Ich bin… Du musst…Suche… Bis bald… Monster`
Schreibe ich dazu.
Was ist sie?
Was muss ich tun?
Was wird gesucht? Oder muss ich etwas suchen?
Monster?!
Du meine Güte wie soll man so was verstehen ohne Panik zu bekommen?
Aber das Fazit nach diesem Traum: Vorsicht! Monster! SIE werden kommen, denn sie suchen mich schon. Also kann ich dem nahendem Tod doch nicht in Spanien entgehen.
Ob ich Kämpfen werde? Klar doch!... Die Frage ist nur wie…
Ich mache mich Strandfertig und laufe diesmal mit meinen Brüdern zu meiner Liege Ecke. Doch heute ist sie belegt.
Ich will mich schon abwenden und trotzig wieder verschwinden, als mir etwas auffällt.
Jemand der auf meinem Lieblingsplatz wendet sich mir zu und ich erkenne aus dem Augenwinkel schwarze Haare.
Ich werfe, schon wieder im gehen, einen Blick über die Schulter.
Falsche Entscheidung…
Der Typ fängt meinen Blick auf und lächelt mich kurz an, dann jedoch bricht das Lächeln plötzlich ab.
Ich will hier weg.
Schnell versuche ich außer Sichtweite zu kommen.
Ja, gestern bin ich ihm noch hinterher gelaufen, aber mir ist mein Vorsatz wieder eingefallen… Keine Jungs! Daran werde ich mich halten.
Eigentlich interessiert es mich immer noch was sein Geheimnis ist… aber er sieht gut aus. Ich darf mich nicht verlieben.
Mein Herz flüstert, du kannst sein Geheimnis herausfinden, doch verlieben musst du dich dabei nicht.
Mein Verstand antwortet, dass ich nicht in der Nähe eines heißen Typen bleiben kann, alle seine Geheimnisse oder das Geheimnis von ihm kenne und ihn dann nicht zu mögen.
Er könnte einfach ein Kumpel von mir sein…
„Cassy, warte!“ ruft er mir hinterher. Daraufhin beschleunige ich meine Schritte nur, doch nach kürzester Zeit versperrt er mir den Weg. Zuerst versuche ich ihn zu umgehen, aber er lässt sich nicht abschütteln.
„Was willst du von mir?!“ fahre ich ihn gereizter an als beabsichtigt.
„Du bist doch zu mir gekommen.“ Stellt er klar.
„Ich liege normal immer an dieser Stelle, da konntest du doch nur auf mich warten.“ Erkläre ich ihm darauf hin.
„Ach und woher sollte ich das wissen?!“
„Cedric“ ich spreche seinen Namen langsam aus. „Als wir uns das erste Mal begegnet sind, lag ich an dieser Stelle. Für dich ist es dann doch nur logisch, zu versuchen mich an dieser Stelle auch wieder zu sehen…“
„Okay.“ Gibt er endlich zu. Ich versuche mich wieder an ihm vorbei zu drücken, doch als ich fast vorbei bin, hält er meinen Arm fest. Ich zerre trotzdem an ihm.
Die Straße ist plötzlich dunkel, als wäre es Nacht geworden. Von irgendwo kommt ein scheußliches kratzen und fauchen. Ich blicke zum Himmel. Alles schwarz wie die Nacht und noch dazu wird der Mond (oder ist es wirklich die Sonne? Dafür ist es doch eigentlich zu dunkel…) von Wolken verdeckt. Kaum ein Lichtstrahl schweift über die Straße. Mein Standpunkt hat sich nicht verändert. Doch ich bin allein…
„Hallo?“ rufe ich laut in die Dunkelheit „Ist hier jemand?“
Das komische fauchen wieder. Es macht mir Angst, dass es sich so nah anhört.
Wo bin ich hier nur wieder reingeraten?!
Ich irre ein wenig durch die Straßen, doch jetzt wird das fauchen immer lauter. Ich will umkehren und in die andere Richtung laufen. Als ich mich jedoch umdrehe, steht ein riesiges Monster direkt vor mir.
Ein schreckenslaut kommt über meine Lippen und ich versuche instinktiv mich umzudrehen und weg zu laufen. Aber ich kann mich vor Schreck nicht bewegen.
Mit wahrscheinlich Schreck geweiteten Augen starre ich das Monster an. Was es ist kann ich nicht sagen. Es ist riesig, hat ein merkwürdig aussehendes Horn auf der Stirn und hat blau graue Haut.
„Liebes Tierchen…“ sage ich zögernd und mit bebender Stimme.
Das hätte ich mir sparen können, denn `lieb´ ist dieses Ding auf keinen Fall.
Das Ding macht einen Schritt auf mich zu und ich kreische.
„Hilfe!“ schreie ich, als hätte mich dieses Teil schon in den Klauen um mich zu verspeisen.
Es läuft weiter auf mich zu, streckt schon eine Hand nach mir aus, da kommt jemand hinter einem der Bäume hervor. „Lasst sie gehen.“ Ruft dieser „Und duelliert euch stattdessen mit mir.“
Noch immer starre ich das riesen Viech an.
Was will es von mir? Wie kam es hier her? Und wer wirft sich ihm gerade in den Weg?
„Renn weg.“ Befiehlt mir die Stimme des Fremden.
Erst jetzt sehe ich, dass er unbewaffnet ist. Wie soll er sich mit so einem Ding duellieren. Wäre er ein Prinz würde ich zumindest mit einem Schwert rechnen, doch da er auch nicht auf einem Pferd angeritten kam, glaube ich das weniger.
Vielleicht sollte ich wirklich wegrennen und doch bleibe ich.
Ich muss ihm doch helfen, denke ich verzweifelt.
Auf einmal ist alles um mich herum wieder hell und ich liege auf etwas hartem. Schnell schlage ich die Augen auf.
Was ist hier los?
Ich sehe grün…
Nein! Ich reiße mich aus Cedrics Blick und versuche klar zu denken.
Was ist gerade passiert?
Langsam setze ich mich auf und reibe mir die Schläfen.
Was ist mit dem Typen passiert, der mich vor dem Monster gerettet hat?
Er ist doch nicht gestorben, oder doch?
Lieber nicht darüber nachdenken. Er hat überlebt, rede ich mir ein.
Wer war das?
Mein Blick ist ins leere gerichtet und das merke ich erst, als Cedric mir mit der Hand vor meinen Augen auf und ab bewegt.
„Kannst du mich hören?“ fragt er mich verunsichert.
„Ja natürlich kann ich dich hören.“ Antworte ich ihm verärgert. „Warum auch nicht? Was ist passiert? Warum liege ich auf dem Boden?
Die Leute, die an uns vorbei gehen gucken schon merkwürdig. Schnell stehe ich wieder auf.
„Du… bist einfach umgekippt. Ich konnte dich nicht abfangen mehr, bevor du auf dem Boden gelandet bist. Alles ging so schnell.“
„Ich ähm… habe etwas merkwürdiges gesehen…“ gebe ich zu.
Was wenn das alles Einbildung war? Wenn ich jetzt völligen Stuss von mir gebe, hällt er mich für totalüber geschnappt.
Egal, ein Grund mehr auf Abstand zu gehen…
„Um mich herum war alles dunkel, wie in der Nacht und da war ein fürchterliches kratzen und schnauben… Ein Monster. So ein Typ hat mich vor ihm gerettet.“
„Ach ja?!“ sagt er abfällig „Und du glaubst, das ist wirklich passiert? Du meine Güte deine Fantasie will ich haben.“
Natürlich zweifelt er an meiner Geschichte. Es hört sich ja auch blöd an, aber es hat sich so real
angefühlt.
Schell mache einen Schritt auf ihn zu.
Ich weiß nicht wieso ich das tue.
Ein Stückchen weiter lehne ich mich zu ihm und flüstere: „Dann glaub mir eben nicht. Ist mir doch egal was du denkst.“ Danach sehe ich ihm einmal kurz in die Augen und möchte wieder wegsehen.
Seine grünen Augen hätten mich beinahe wieder in ihren Bann gezogen. Mist!
Ich bemerke wie sein Blick über meine Schulter huscht. Nur einen winzigen Augenblick lang, sodass ich nicht genau weiß ob ich es mir eingebildet habe. Ohne zu überlegen trete ich wieder einen Schritt von ihm weg. Aus seinen Taschen zieht er einen kleinen zerknitterten Zettel und einen Stift. Noch ein Blick über die Schulter, aber diesmal bin ich mir ganz sicher.
„Sieh dich jetzt nicht um.“ Warnt er mich mit einem drohen in der Stimme.
Fast platzt mir der Kragen. Keine Ahnung warum aber ich bin gerade tierisch gereizt.
Warum sollte ich auf diesen Arsch hören?!
„Vielleicht mach ich es gleich nur weil du gesagt hast, das ich es nicht darf!“ erwidere ich zickig.
Er kritzelt etwas auf den Zettel derweil sagt er: „das wirst du nicht tun!“ ein gefährlicher Unterton schwingt in seiner Stimme mit.
„Tut mir leid, Cassy.“ Er blickt mir tief in die Augen. Es kommt ehrlich rüber, doch ich habe nicht die geringste Ahnung wofür sich der Kerl entschuldigt.
Naja.. okay. Es könnte…
Mein Gedankengang wird abrupt abgebrochen, als ich bemerke wie er den Kopf weiter zu mir beugt. Er zieht mich näher an sich und gibt mir sanft einen Kuss auf den Mund.
Eigentlich möchte ich ihn dafür eine verpassen, doch ich hänge hilflos an seinen Lippen.
Er dreht uns ein Stück zur Seite und küsst mich heftiger. Ein kleines bisschen hat es den Eindruck als würde er sich nicht mehr beherrschen können, doch als ich mit einer Hand in seine Haare greife und ihn näher ziehen will, unterbricht er unseren Kuss. Wie belämmert stehe ich da und begreife nicht was gerade passiert ist. Noch immer kann ich seine weichen Lippen auf meinen Spüren und würde nichts lieber wollen, als ihn nochmals zu küssen.
Cedric stand vor mir und starrte mich einen Moment lang an, dann meine Lippen und wieder mich. Es kommt mir so vor wie wenn er vergessen hat, was genau er eigentlich gerade tun wollte. Mit den Fingern fuhr er sich durch die Haare. Im nächsten Augenblick griff er wieder nach dem Zettel und steckt ihn mir zu, dann schaut er weg.
„Warum hast du das gemacht?!“ stieß ich hervor. Er durfte mich nicht so ansehen, wie er es gerade gemacht hat, mich nicht küssen und ich auf keinen Fall dem ganzen Nachgeben.
Ich darf nicht.
„Mir war gerade danach“ gab er unbeeindruckt zu.
Oha. Dieser Dreckskerl bildet sich jetzt also sonst was drauf ein?! Idiot!
Ich laufe so schnell ich kann, ohne zu rennen denn meine Würde wollte ich behalten, lief ich in unsere Ferienwohnung. Am liebsten würde ich mich hinlegen und schlafen. Aber in der erholsamen Art und nicht in der `du wirst sterben`-Art.
Ich hatte keine Lust mehr etwas zu unternehmen. Mir ist es zu blöd wieder an den Strand zu gehen aber noch zu früh um hier rum zu sitzen. Fast wie von selbst zuckte meine Hand zu dem zugesteckten Zettel.
Treff mich heute, beim Luna Restaurant. 18.00.
Bitte.
Was sollte das?! Ich möchte doch kein Date mit diesem Typen!
Trotz allem wurde ich sofort nervös. Sollte ich wirklich hingehen?
Nein. Es wird das Beste sein, die Verabredung sausen zu lassen. Ich will nichts von Cedric!
Alles versuchte ich mir einzureden und doch ging ich im Kopf meinen Kleiderschrank durch. Mist, nichts passendes. Zeit shoppen zu gehen, ich brauchte dringend mal wieder was Neues. Das heißt allerdings noch lange nicht, das ich heute Abend ausgehe!
…
Pünklich um 18.00 stehe ich am Luna Restaurant. Ja, ich weiß. Eigentlich dürfe ich mich hier nicht mit Cedric treffen, aber wer kann was gegen einen Kumpel sagen?
Ich stehe hier also in einem schönen schwarzen Kleid, das ich mir am Nachmittag bei meiner Shoppingtour gemeinsam mit den neuen Schuhen gekauft habe.
Riley hat mich angegrinst, als ich versucht habe mich aus dem Haus zu schleichen und gefragt mit wem ich mich treffe. Er hätte nicht einmal fragen müssen. Mit niemandem außer Cedric habe ich hier gesprochen. Meine Brüder und meine Bücher sind alles was ich jetzt noch haben kann.
Cedric kommt von hinten zu mir. Er begrüßt mich mit einer kurzen Umarmung und wir gehen gemeinsam auf den Tisch zu den der Kellner uns zeigt.
„Also warum sollte ich heute her kommen?“ frage ich ihn sofort „Ich hoffe für dich das das hier kein Date ist.“
Er zögert bevor er antwortet „Ich muss dir einiges erklären. Viel steht dir bevor, aber ich bin der Meinung das wir erst das Essen genießen sollten. Alles was du heute noch von mir erfahren wirst, könnte dazu führen das du dein Essen nicht anrührst. Ich verspreche dir, dass ich dir versuche alles zu erklären.“
„Okaay… worum geht es eigentlich?“
Tag der Veröffentlichung: 31.07.2012
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