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-Er-

Ich stand an der Brücke, als du vorbeikamst. Du sahst mir einfach eine Ewigkeit in die Augen und sagtest nichts. Rein gar nichts. Die Stille war so schön, wenn du bei mir warst. Ich fühlte mich so sicher, ach was dachte ich auch schon…

Nach einer Weile stillem Schweigen, fragst du mich: “Wieso bist du weggelaufen?“

 

„ich konnte nicht mehr.“

 

„Erzähle mir nichts, ich weiß wie viel zu aushältst und wie stark du bist. Lüg mich nicht an.“

 

Ich sah dich eine Zeit lang an und mein Schmerz spiegelte sich anscheinend in meinen moosgrünen Augen wieder.

 

„Ja okay. Ich hatte Angst. Aber das ist beinahe dasselbe…“

 

„nein ist es nicht. Jeder hat einmal Angst. Es wäre schlimm, wenn das nicht so wäre. Das wäre nicht normal...ich kenne dich, du hast vor vielen Angst und es zieht dich trotzdem immer wieder automatisch an. Also erzähl mir bitte nicht, Angst wäre dein Grund weshalb du weggelaufen bist…“

 

Du sahst zu mir rüber und schmunzelte, danach sahst du wieder über die Stangen der Brücke und derselbe Gesichtsausdruck wie zuvor, war zu erkennen. Dies hier war mein Lieblingsort. So schön gefährlich und trotzdem sicher durch die Stangen, die mich vor der tosenden Strömung behutsam unter mir schützten. Der Boden war nicht erkennbar, aber ich versuchte es dennoch immer und immer wieder, wenn ich hier war. Nun stand ich hier, und wünschte mir -er- wäre wieder hier. Nicht du, der meinte, mich perfekt zu kennen. Du, der meinte mich zu verurteilen zu können, weil ich verschwunden war. Was ging dich das großartig auch schon an? Ich habe bisher noch nie jemanden wie -ihn- so nah an mich ran gelassen… Aber nein. Du, ja genau du. Du weißt nichts, garantiert nichts über mich. Ich will das nicht.

 

„Wie auch immer, ist doch egal.“

 

„Du magst mich nicht sonderlich, oder?“

 

Nun sah ich dir wieder in die Augen, die dunkel blau, wie der Himmel, nun waren und wollte dich nicht enttäuschen mit meiner Antwort.

Ich musterte dich. Doch du bist nicht -er-. Dunkel blondes Haar, ein markantes Gesicht und mit dünnen Handgelenken. Du denkst oft viel nach, dass weiß ich. Vor allem was in Zukunft irgendwann einmal passieren würde. Du hast es mir immer erzählt und ich habe dir immer zugehört. Ja ich mochte dich, aber nicht so wie du es gerne hättest. Deswegen kam nur eine knappes „doch“ von mir und das war es auch schon. Dies musste reichen. Du, der Junge mit dem dunklen blonden Haar, Daniel, bist aber leider nicht der -Junge-, der mein Herz besitzt oder je besessen hat. … Es tut mir leid… Nun, derzeit war niemand mehr erreichbar. Weder du noch -er-.

 

 

„Du vermisst -ihn- oder?“

 

Du wirkst ein wenig enttäuscht, aber ich konnte da nicht so viel Rücksicht darauf nehmen. Sollte ich dich denn anlügen? Nein, dass ist nicht meine Art und außerdem, weißt du es doch eh schon.

 

„Vielleicht.“

 

„Das ist also ein ja ? Ich versteh schon…“

 

Ich wende mich von dir ab und gehe, ohne ein Wort zu verlieren. Es gab nichts mehr zu sagen und das wusstest du auch. Ich wusste, dass das fies und mies war, aber nein ich hatte keine Angst. Ich konnte einfach nichts mehr sagen. Es war nur gerecht. Ich musste sein Herz nicht auch noch kaputt machen, sowie -er- es bei mir getan hatte. Du verdienst sowas nicht.

 

Ich gehe den schmalen Pfad entlang, hier und da wuchsen schon Blumen auf der kleinen Wiese. Ich denke über -ihn- nach. Wie -er- war. Was -er- aus mir machte. Was -er- mit mir machte und was das alles daraus machte. Ich lief weiter, Fuß vor Fuß, schweigend meinen Weg nach Hause. Nach Hause wo niemand war. Wo -er- nicht mehr war. Ich war allein und das war besser so. ´So ist es nun mal.` Das hatte -er- damals jedenfalls immer gesagt. Nur ich wusste nicht genau damals, wie es sich anfühlen würde. Das Letze mal, als ich diesen Satz von ihm gehört hatte war, als ich ihn mit jemand anderen gesehen hatte. Wie er mit ihr dieselben Sachen getan hatte, wie mit mir. Ich wusste leider, nach einer Zeit würde er sie genauso fallen lassen und verletzen wie er es mit mir getan hatte. Mit so einer Leichtigkeit, als würde er eine Feder fallen lassen. Ja aber wie sein letzter Satz zu mir auch war: „So ist es nun mal…“

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Tag der Veröffentlichung: 06.05.2019

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