KAPITEL 1
Rote Wangen, die mir glühend im Gesicht standen. Ich warf die Tür auf und taumelte aus der Taverne in den Schnee, der ungefähr fünf Zentimeter hoch lag. Doch durch den Alkohol, der durch mein Blut rann war es mir fast schon glühend heiß.
„Anera!“ Jackes Stimme, die wie ein Echo hinter mir erklang.
Ich lehnte mich gegen eine Hauswand, um nicht weiter zu taumeln. Eine in Lumpen gewickelte Hand griff nach mir und ich warf die Person blind von mir weg und merkte, wie mich diese unheimliche Magie durchströmte und eine rote Flamme stach aus meiner Hand hervor.
„Was willst du, du Penner!?“ warf ich dem Mann, der stumm und mit frostig-blauen Augen mich aus dem Dreck seines Gesichtes anstarrte entgegen. Das sonst schwarze verschlungene Symbol auf der Innenseite meines Unterarmes, das sich bis zum Daumen hochschlängelte leuchtete in hellem blau auf und ich spürte den unkontrollierbaren Puls, der durch die Linien des Musters sich bewegte.
„Anera, lass den Mann in Ruhe.“ Stand die Stimme von Jacke plötzlich neben mir.
Ich drehte mich um und hätte beinah dabei mein Gleichgewicht verloren und die Flamme in meiner Hand erlosch.
Jacke hielt mich fest ohne auf meinen Protest zu achten.
„Ich bringe dich besser nach Hause, bevor du noch die ganze Stadt abfackelst.“ Sagte er in einem fast schon genervten Ton.
Er öffnete die schwere Holztür und wir kamen in die kleine Küche, in der es nach warmer Suppe und verkohltem Holz roch.
„Du solltest doch auf sie aufpassen!“ Frennys wütende Stimme. Wobei ich jedoch merkte, dass die Wut eigentlich mehr gegen mich gerichtet war, als gegen Jacke.
„Du weißt, dass sie sich nie etwas sagen lässt.“ Sprach Jacke erheitert.
Er nahm mir meine dunkelgraue gestrickte Wolljacke ab und legte ihn über einen der Küchenstühle.
Jacke und ich taumelten dann gemeinsam die Treppe hoch in den Flur. In meinem Zimmer fiel ich förmlich ins Bett, um die Übelkeit, die um mich rang zu unterdrücken.
Jacke zog mir die dünnen Lederschuhe aus, die vom kalten Schnee durchnässt waren.
„Warum machst du das immer? Hm?“ eigentlich wusste er warum, doch es schien mir, als ob er immer das Gefühl hatte, dass er es doch nicht wusste.
Es war ein Wettbewerb gewesen. Melcam hatte mich herausgefordert und obwohl ich wusste, dass ich als Elfe niemals so viel Alkohol vertragen konnte wie ein Mensch hatte ich aus Stolz trotzdem die Wette angenommen.
Jacke versuchte mich immer an solchen Sachen zu hindern, doch allzu selten ließ ich mir wirklich etwas von ihm ausreden.
Frenny stand in der Tür mit einem Becher in der Hand.
Ich wusste was sie da hatte. Wasser in das sie Unmengen von Salz geschüttet hatte. Ich hatte schon längst aufgegeben mich dagegen zu wehren, weil ich wusste, dass sie es irgendwann sowieso hinbekamen mich zum trinken davon zu bringen.
Der übertriebene salzige Geschmack war mir noch nicht ganz den Hals herunter geronnen, da merkte ich schon wie die Übelkeit ohne zu zögern in mir aufbrannte.
Nach dem ich den Rest Alkohol, der sich noch in meinem Magen befunden hatte sich mir entleert hatte lag ich im Kissen ohne mich mehr zu rühren.
Obwohl ich jetzt ein wenig nüchtern sein müsste fühlte ich mich immer noch benommen.
Frenny zog die dünne Decke über meinen Körper.
„Ich muss wieder in die Küche.“ Sagte Frenny mit ihrer warmherzigen, dennoch rauen Stimme.
Jacke nickte. „Ich bleibe noch ein wenig.“
Ich schloss die Augen und blieb an der Stelle liegen an der ich schon davor lag.
Jackes Finger strichen mir vorsichtig durch das Haar, welches glatt, bis auf die unteren Spitzen, die sich leicht wellten war. Sie hatten eine kastanienbraune Farbe, welche mit den Farben des Herbstes romantisch in Einem war.
Er strich die Haare vorsichtig, fast zögerlich hinter mein Ohr. Wahrscheinlich das einzige, bis auf meine etwas exotischen grünen Augen, die im Dunkeln wie bei einer Katze leuchteten, dass mich als Elfe verriet. Feine filigrane spitze Ohren, die ungefähr so lang wie mein Zeigefinger waren.
Ein leichter Schauer durchzuckte mich und ich öffnete die Augen.
Jacke war verschwunden. Ich glaubte Jacke mein ganzes Leben schon zu kennen, auch wenn ich wusste, dass es nicht so war. Er war der Sohn eines Magiers in der Gilde von Dalaih, der aber keine Magie besaß, lebte in einem riesigen Haus mit seiner Mutter und einem Dienstmädchen, trotzallem Verbrachte er mehr Zeit in den Armenvierteln der Stadt – bei mir –, als irgendwo anders.
Mein Kopf dröhnte und ein widerwärtiger Geschmack stand in meinem Mund und das Symbol auf meinen Arm brannte. Das Symbol, das ich nicht verstand und das für mich ein Fluch war.
Wie Dornenranken ohne Stacheln formte es mit ein wenig Fantasie einen Drachen. Es hatte mir noch nie etwas Gutes gebracht sofern ich mich entsinnen konnte. Mein Leben war schlecht, auch wenn ich es Renald, Frennys Ehemann zu verdanken hatte, dass ich überhaupt lebte. Sie waren nicht das Problem. Ich war das Problem.
Ich stand zögerlich auf und wechselte meinen Pullover mit einem den Frenny über den einzigen Stuhl in meinem Zimmer gehängt hatte. Aus der Truhe am Ende meines Bettes kramte ich ein Paar neue warme Socken heraus. Die Truhe, der Stuhl und mein Bett waren das Einzige in diesem Zimmer. Mehr würde auch nicht reinpassen.
Ich ging die knarrende Holztreppe in die Küche herunter.
Frenny wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab und blickte zu mir herauf.
„Schon wach?“ sagte Frenny und blickte mit einem gemütlichen Lächeln zu mir auf.
Ich nickte lediglich und setzte mich wie so ziemlich jeden Morgen auf einen der vier Stühle um den Küchentisch.
Frenny wandte sich wieder um und holte Brot aus der Brotkiste, die sich in einem Schrank befand.
Die Küche war der eigentliche Aufenthaltsraum. In dem Kamin brannte ein Feuer, über dem abends immer eine warme Suppe gekocht wurde. Eine Spindel stand in der Ecke und eine Wanne mit einem Waschbrett war in dem großen Schrank, der neben der Treppe stand verstaut.
Neben dem Kamin war die ganze Wand mit einer Arbeitsoberfläche ausgestattet, unter der auch kleine Schränkchen waren, in denen Töpfe, Geschirr und so weiter untergebracht waren.
Ein einziges Bild war über der Arbeitsfläche an der Wand angebracht auf dem Frenny und ihr Ehemann Renald zu sehen waren, als sie noch etwa zehn Jahre jünger gewesen waren.
Renald war die ganze Zeit auf Handelsreisen zwischen der Stadt Marell und unserer Hafenstadt Dalaih. Er arbeitete für einen Händler, der Waren von der Hafenstadt beorderte und Renald beschaffte diese dann, auch wenn er damit nicht so viel verdiente, wie er am Anfang gehofft hatte.
Somit war Renald nur alle zwei Monate zu Hause und dann auch nur maximal für eine Woche.
Frenny legte mir zwei Scheiben Brot auf den Tisch mit einem Messer und Butter in einer Schale.
„Mehr gibt’s heut‘ leider nicht. Ich muss dann los. Bis heut‘ Abend.“ Sagte Frenny, gab mir einen leichten Kuss auf die Wange und zog ihre Schürze aus, zog einen Mantel an, der neben der Haustür hing und zog ihre beutelähnliche Tasche über.
Mehr gibt es nicht… Ich wusste, dass es gegen Monatsende war und dass dann das Geld immer besonders knapp war, aber viel waren zwei Brotscheiben trotzallem nicht - zumal mein Magen sich schon vor Hunger umdrehte. Jedoch wusste ich nicht genau ob es vom Kater war oder vom Hunger, dass mir so übel war. Vermutlich beides.
Die Tür hinter mir viel ins Schloss und ich blickte auf das Brot.
„Na toll…“ und ein Schnaufen entwich mir.
Auch wenn Frenny „Bis heut‘ Abend.“ gesagt hatte wusste ich, dass das nicht Stimmte sondern dass es Nacht werden würde, bis Frenny wieder da war. Sie arbeitete am Hafen in einem kleinen Laden und knüpfte dort schon seit Jahren Fischernetze oder flocht Seemannsseile. Je nach dem was gefragt war. Da der Hafen um keine Uhrzeit schlief, arbeitete Frenny auch bis tief in die Nacht und fing früh morgens an.
Ich strich mir eine dünne Schicht Butter auf beide Brote und aß sie dann gierig.
Nachdem ich fertig war legte ich das Messer auf die Arbeitsoberfläche und verstaute die Butter wieder im Schrank aus dem Frenny sie herausgeholt hatte.
Ich sah, dass meine Schuhe neben dem Kamin lagen, der nur noch leicht glühte.
Zu meinem Glück waren die Schuhe trocken und ich schlüpfte gleich hinein.
Neben dem Kamin stand ein Eimer mit Wasser. Eigentlich Schnee, das Frenny zum Schmelzen gebracht hatte, um nicht zum Brunnen in der Stadtmitte laufen zu müssen.
Wir lebten am äußeren Rand der Stadtmitte, in der nicht gerade reichesten Gegend, aber mehr konnten sich Frenny und Renald nicht leisten.
Ich wartete noch ungefähr eine Stunde, bis das letzte glühen des Holzes im Kamin erloschen war und warf mir dann meine Jacke über. Die graue Jacke war mir eigentlich zu groß und die Ärmel reichten mir über die Hände, in denen ich aber so meine Hände vor der Kälte vergraben konnte.
Mein Atem spiegelte sich mit weißem Nebel in der Kälte wieder und ich zog die Strickjacke enger um meinen Körper, als ein Wind durch die Straße fegte und den lockeren Schnee von den Dächern herunter wehte. Strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, die der Wind mir vor die Augen geworfen hatte.
Vorsichtig tapste ich durch den von anderen Füßen niedergedrückten Schnee, um nicht auszurutschen.
Obwohl es seit drei Tagen nicht mehr geschneit hatte waren die Straßen von Schnee gesäumt.
Ich bewegte mich auf die Hauptstraße zu, die vom äußersten Stadttor gerade durch die Stadt bis zur Gilde verlief.
Auf der Hauptstraße angelangt umschloss mich ein wildes Getümmel von Menschen.
Kutschen, die über die breite Straße aneinander vorbeifegten.
Karren, die von Händlern und Eseln mühselig durch die Straßen manövriert wurden.
Menschen, Elfen, die kreuz und quer über die Straße liefen und kleinen Gnomen, die sich schwermütig durch das Getümmel schlugen.
Zwei Edeldamen in breiten bestickten feinen Kleidern, die es amüsierend fanden, mit ihren spitzen Schühchen durch die Straße zu laufen.
Ich lief die Hauptstraße in Richtung Gilde, aber nicht um zur Gilde zu kommen sondern zum Marktplatz, der davor lag, durch den aber auch die Hauptstraße führte. Zum Marktplatz hin führte eine genau so große Straße, wie die Hauptstraße, zum großen Hafen, an dem ich mich aber eigentlich so gut wie nie aufhielt.
Die ganze Hauptstraße entlang gab es nur Geschäfte. Wenn man etwas suchte, dann fand man es hier. Vielleicht bis auf Lebensmittel, die zum Hauptteil auf dem Marktplatz verkauft wurden.
Ich lief wie immer an dem Schreibwarengeschäft vorbei, an dem Becker bei dem es so herrlich nach warmen Brot roch, an einem Schuhmacher, der wie so ziemlich immer am Fenster saß und Nägel in eine Fußsohle behutsam schlug.
Ich bewegte mich mit der Masse unscheinbar mit, wippte beinah mit ihr.
Am Marktplatz war die Menschenmasse noch enger auf den eigentlich so riesigen Platz verteilt, auf den gut zwei große Handelsschiffe gepasst hätten. Der Geruch vom Hafen schien wie selten auf den Markt getragen zu werden und ich rümpfte die Nase.
Der Schnee hatte sich hier in einen nassen Schlamm verwandelte, der sofort durch meine Schuhe drang. Ich unterdrückte den kältenden Schmerz und schlich mich förmlich in der Menschenmasse an den Ständen vorbei, an denen Leute um Ware feilschten oder ein Marktbrüller trotz der zerrenden Kälte aufputschend laut über den Markt seine Ware anpries.
Ich suchte nach etwas zum ergattern, nach einem günstigen Augenblick und der passenden Ware gegen den Hunger, der sich immer noch übelerregend in mir klammerte.
Um mich gab es etliche Stände mit Fisch und Krabben, aber ich hatte noch nie ein Tier gegessen. Frenny und Renald hatten es mir nie angeboten und Frenny hatte mir als ich klein war erklärt, dass Elfen keine Tiere essen würden, weil sie es abstoßen fanden. Mich hatte es nie gestört und ich verspürte auch keinen Drang danach, da ich es irgendwie tatsächlich abstoßend fand die leblosen Fische zu sehen, deren kalte Augen anklagend jeden einzelnen zu mustern schienen.
Ein Stand mit Äpfeln erhielt meine Aufmerksamkeit. Es war nicht ungewöhnlich, da alle Herbstfrüchte und Gemüsesorten über Winter gelagert wurden und was nicht gelagert wurde, schiffte man aus anderen Regionen her.
Der breitstämmige Verkäufer stand mit einer in die Hüfte gestemmten Hand da, während er mit der anderen mit einem Händler gestikulierte.
„Ihr wisst, dass der Preis untertrieben ist!“ sagte der Verkäufer zornig.
„Nun ja, es ist gerade keine Seltenheitsware.“ Sagte der Händler, gekleidet in einer feinen langen Robe ruhig. Die grüne Farbe und der Schnitt der Robe wiesen den Mann als einen Magier der Gilde aus.
„Denkt Ihr ich wüsste nicht, dass Ihr sie nach Devisch verschifft, wo Ihr sie für das Drei-, wenn nicht
sogar Vierfache verkauft!“
Meine Chance.
Auch wenn ich wusste, dass wenn ein Magier in der Nähe war es ziemlich riskant war etwas zu stehlen siegte der Hunger über meinen Verstand.
Ich näherte mich dem Apfelstand so unauffällig wie möglich, ließ meinen Blick stätig auf den Stand neben dran, wo Schuhe angeboten wurden heften.
Neben einem Fass von Äpfeln verlangsamte ich dann meine Schritte. Blickte unauffällig zu den beiden Händlern, um mich zu vergewissern, dass sie sich nur gegenseitig Aufmerksamkeit schenkten.
Vorsichtig streckte ich meine Hand über einen Apfel und ließ bevor ich selbst die Handlung sehen konnte ihn in der Vordertasche meiner Jacke verschwinden und blieb dann vor dem Schuhstand kurz stehen, wandte mich um, als ob sie mir doch nicht gefallen würden, wobei es auf den ersten Blick extrem gut verarbeitete, schöne und vor allem warme Lederschuhe waren. Dann verschwand ich in der Masse, ohne das jemandem der kleine Diebstahl aufgefallen wäre.
Frenny mochte es absolut nicht, wenn ich stahl. Sie nahm auch nie gestohlene Sachen, Geld oder Essen an. Deshalb sagte ich immer, wenn wir Geldprobleme hatten, dass ich das Geld oder Essen von den Webfrauen bekommen habe, weil ich ihnen beim Tragen einer Lieferung Seide geholfen hatte oder vom Bäcker, von einem Mann am Spielertisch im Wirtshaus, weil ich einen Falschspieler entlarvt hatte. Was immer mir auch gerade einfiel, obwohl alles ziemlicher Schwachsinn war, weil ich noch nie jemandem geholfen hatte.
Außer vielleicht den Kindern, die sich in dem Armenviertel aufhielten in dem ich lebte, die mich immer hunger gequält angestarrten und genau wussten, wie ihr Blick auf mich wirkte. In dem Blick sah ich irgendetwas, dass mir schmerzlich im Herz brannte, eine Erinnerung, die so quälend war und denen ich ein paar Münzen in die flehenden Hände legte, wenn ich welche zum Abgeben hatte. Von denen bekam ich aber nicht bis auf ein kleines Funkeln in ihren Augen, dass mir mehr wert war, als selbst etwas Geld zu besitzen. Jedoch brauchte ich das Geld, Frenny und Renald brauchten das Geld.
Ich folgte der Hauptstraße über den Marktplatz weiter in Richtung Gilde, sobald ich aber den Markt verlassen hatte bog ich die erste Straße rechts ein. Hier lief so gut wie niemand herum, außer vielleicht zwei Leute, die ich am Ende der Straße wahrnahm. In dieser Straße bog ich dann in eine kleinere Nebenstraße ein in der, wie ich wusste, niemand mehr sein würde.
Ich holte den Apfel aus meiner Wolljacke hervor, dessen rote Farbe ein herrlicher Kontrast in dem glänzenden weißen Schnee und der steingrauen Hauswand war.
Doch als ich wieder nach vorne sah, sah ich nicht allzu weit entfernt, zwei Menschen da stehen, die zu sehr interessiert für meinen Geschmack in meine Richtung blickten.
Ich wandte mich um, als mir plötzlich der Apfel aus der Hand gerissen wurde.
„Na wen haben wir denn da? Eine kleine Elfe!“ sagte eine amüsierte, jedoch nicht freundliche Stimme.
Ich blickte zu einem Jungen auf, der nicht etwas älter als ich erschien. Schwarzes kurzes Haar, das ihm fast in die Augen fiel. Ich wusste nicht, wie er sich mir hätte so schnell und unauffällig nähern können.
„Gib ihn wieder her!“ keifte ich ihn an, doch als Gegenreaktion erhielt ich nur ein höhnisches Lachen.
„Was sonst?“
Das Kribbeln in meinem Arm wurde wach und ich atmete tief ein.
Ich beherrschte Magie nicht, ich besaß sie nur und konnte sie lediglich ausbrechen lassen und ich wusste, wenn ich dieses Kribbeln spürte ich ihr nur freien Lauf lassen musste und sie dann aus mir herausbrach.
Oftmals half es schon, um Leute, die mich bedrohten Angst einzujagen, dennoch führte ich einen Dolch stets an meiner Seite mit, den ich nun fest mit meiner linken Hand umklammerte.
Ich hörte das Knatschen von Schnee hinter mir und warf einen Blick kurz hinter mich und sah, dass die anderen zwei Menschen, die ich aus der Ferne gesehen hatte sich hinter mich geschlichen hatten und grinsend auf mich herab sahen.
Ich war kleiner als sie. Wie hätte es auch anders sein können, da es nur extrem selten Menschen gab die kleiner als Elfen waren.
„Gib ihn her!“ fuhr ich ihn wütender an.
Er setzte an, um in den Apfel zu beißen, doch bevor er dies tat warf ich mich gegen ihn und riss ihn zu Boden. Die Kraftlosigkeit, die an meinem Körper zerrte ließ meine Hände anfangen zu zittern und ohne zu zögern brach eine sengende blaue Flamme aus meiner Hand hervor und ich holte zu einem Schlag aus, während ich ihm das Messer an die Kehle gelegte hatte. Jedoch traf mich ein unsichtbarer Schlag zuvor und warf mich gegen die harte Steinwand eines Hauses, wobei ich noch merkte, wie der Dolch in meiner Hand den Arm des Jungen aufschlitze.
Ich wollte aufstehen, doch etwas hielt mich am Boden.
Magier, verdammt… ging es mir durch den Kopf und ich versuchte den Schwindel und das brennen des Schnees in meinem Gesicht zu unterdrücken.
„Du kleines Miststück.“ Sagte der Junge und stand wieder auf. Es war ein zischendes Geräusch. Sein Fuß trat auf meine Hand, die immer noch den Dolch umklammerte. Ich schrie innerlich auf und vor Schmerzen ließ ich es los.
Er ging in die Knie und blickte mich mit einem fragend amüsierten Gesichtsausdruck an und er zog das Messer aus meiner Hand hervor, während ich protestierend mich gegen die Macht wehrte, die mich in den eisigen Schnee drückte.
„Du solltest nicht so frech gegenüber Magiern sein.“ Sagte er in ruhigen Ton und die zwei Jungen neben ihm lachten.
Er betrachtete mit gerunzelter Stirn, die Stelle an der die Klinge seinen Ärmel aufgerissen hatte und Blut den umliegenden Stoff dunkel färbte.
Ich versuchte aufzustehen, doch mehr als ein leichtes Zucken meiner Muskeln war nicht möglich.
Er legte einen Finger auf meine Schläfe und plötzlich durchstach meinen Kopf ein Schmerz und ich schrie unwillkürlich auf.
Das Bild von einem kleinen Mädchen tauchte plötzlich vor mir auf. Ein grüner verschwommener Wald entstand darum und ich sah meinen Vater wie er mich in die Luft warf.
Die Szene verschwamm und ich war in N’iaan und kleine blauleuchtenden Feen schwirrten um den heiligen N’iaanbaum, dessen Knospen in Phosphorgelb leuchteten. Meine Mutter stand neben mir und küsste mich zärtlich auf die Stirn.
„Ist ja süß…“ hörte ich die verschwommene Stimme des Jungen und ich spürte wie heiße Tränen meine Augen füllten. Der Puls in meinem Arm schlug so heftig, dass es noch einen weiteren Schmerz auslöste.
„Verschwinde aus meinem Kopf!“ schrie ich ihn an, doch nur ein weiterer Schmerz durchzuckte meine Gedanken.
Flammen zuckten auf und ich rannte in das tiefe Schwarz eines Waldes. Wie ein gehetztes Tier warf ich den Kopf zurück, rannte weiter. Hörte das Hallen meines Schluchzen, spürte wieder den Schmerz in mir.
Ich wollte meine Hände zusammenballen, doch mehr als das Vergraben meiner Finger im Schnee war nicht möglich.
Ich schrie auf als ich mir an einem hervorragenden Ast die Wade aufriss. Fiel, zog mich aber sofort wieder auf. Mein Atem der raste, meine Beine die zurück wollten, aber nicht aufhören konnten wegzulaufen.
„Was macht ihr hier!“ hallte plötzlich eine weitere fremde Stimme durch meinen Kopf und der Druck von meinen Schultern löste sich.
Mein Blick klärte sich und ich sah wie eine kleine Schneeflocke vor mir sanft zu Boden fiel.
Ich hob vorsichtig meinem Kopf und sah den Apfel ein paar Schritte von mir entfernt im Schnee, der drohte eingeschneit zu werden.
Eine sanfte Stimme neben mir sagte etwas doch ich verstand sie nicht mehr und mein Kopf fiel wieder zurück in den Schnee während mein Blick zu Schwarz verschwamm.
Tag der Veröffentlichung: 07.08.2010
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