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Prolog

Allein saß er in seiner abgedunktelten Wohnung. Die Gedanken kreisten um sein verpfuschtes Leben. Sollte er diesem ein Ende setzen? Sollte er sich einfach selbst erlösen? Nie würde etwas aus ihm werden. Denn sein Leben war ein einziger Trümmerhaufen.

 

Nichts ist mehr so wie es war - und es wird auch nie wieder so sein. 

Macht es noch einen Sinn weiterzuleben? Wofür? Für wen?

 

Immer wieder dachte er daran, sein Leben jetzt sofort für immer zu beenden. Er sollte einfach ein Zeichen setzen, der Welt zeigen das alles sinnlos ist.

 

Aber wen sollte er es zeigen? Er war allen. Niemand würde es auffallen, dass er nicht mehr da war, niemand würde ihn vermissen. Er wusste, daß er ein Niemand war. Aber er wusste auch, daß er kein Niemand sein wollte. Er wollte dass man wusste das es ihn gab. Er wollte, dass man wusste das es ihn gab wenn er seinem Leben ein Ende setzen würde - denn dann würde man auch wissen das er nicht mehr da war.

 

Langsam erhob er sich aus seiner Couch, machte den Fernseher an. Zappte ziellos durch die Programme. Es war alles so sinnlos. Sein Leben hatte keinen Sinn, er hatte die Lust auf alles verloren. 

 

Er zappte weiter.

 

Ein Nachrichtenkanal nach dem anderen. Naturkatastrophen - Feuer - Unfälle - Morde.

 

Er sah, daß nicht nur sein Leben sinnlos war. Er sah auch, das viele Leben endeten ohne das es jemand registrierte. Er sah auch, das man nicht auf die Opfer einging. Er sah, das man nach Mördern suchte. Und er sah, das viele Mörder nicht gefasst wurden.  Er sah, das die Medien berichteten, das wieder einer gesucht wird. Und er hörte wie die Nachrichtensprecherin sagte: "Wir werden Sie über die weiteren Entwicklungen der Ermittlungen der Mordkommision auf dem Laufenden. Vielleicht schafft es die Polizei diesmal den Täter zu finden …"

 

Er zappte weiter, wieder ein Nachrichtenkanal. Und wieder ging es um einen Mörder. Diesmal lag die Sache jedoch anders. Es ging um einen Mörder der gefasst wurde, dem der Prozess gemacht wurde.

 

Es ging um einen Mörder, dessen Schuld eindeutig bewiesen war, der jedoch wegen eines Verfahrensfehlers freigesprochen wurde.

 

Es ging um einen Mann der eine wehrlose Frau vergewaltigt und getötet hatte. Eine Frau deren Leben einen Sinn hatte...

 

Und in diesem Moment wusste er, dass auch sein Leben von nun an wieder einen Sinn haben würde ....

Michael Walters erster Tag

"Guten Morgen, Detective Walters, es freut mich, dass Sie zu unserer Truppe stoßen und unsere Mordkomission verstärken werden." wurde Michael Walters von Lieutenant Muller begrüsst.

 

"Jaja, das sagst du sowieso zu jedem der hier neu reinkommt" dachte sich Walters, machte aber gute Miene und bedankte sich für den netten Empfang.

 

Detective Michael Walters kam frisch von der Straße, er war ein guter Officer, viele meinten daß er als Straßencop sein wahres Talent verschwendete und er versuchen sollte als Detective zur Mordkommision zu kommen. Er hatte schon mit einigen Mordfällen zu tun, meist jedoch nur zur Tatortabsicherung oder zur Befragung von Nachbarn. Aber in seiner Freizeit versuchte er sich schon lange Zeit als Ermittler. So konnte er schon bei der Aufklärung einiger Mordfälle helfen, weil er den zuständigen Ermittlern seine Infos weitergab. Walters ist alles andere als jemand der den Ruhm wollte. Michael Walters wollte Gerechtigkeit für die Opfer, die Täter finden und sie vor Gericht bringen.

 

Er wußte, das er eigentlich zur Mordkommission gehörte. Aber sein Lebenswandel war alles andere als ein Grund dafür, ihm einen besseren Job anzubieten, das wußte er selbst.

 

Er wusste auch, daß er nur diese eine Chance bekäme, seinem dasein als Straßencop ein Ende zu bereiten. Eine zweite Chance würde er sicher nicht bekommen. Also würde er versuchen seinen Job gut zu machen und nicht durch irgendwelche Eskapaden aufzufallen. Er wusste, das er sich jederzeit im Griff haben müsste. Jeder der ihn kannte, wußte das er ein verdammt guter Cop war, aber viele wußten auch das er alles andere als ein Vorbild war und sein Geduldsfaden oft sehr kurz war. Leider war ihm das selbst auch klar. Aber er würde es schaffen, da war er sich sicher.

 

"Eigentlich ist gerade heute ja nicht der optimale Tag für Ihren ersten Tag bei uns, Walters" meinte Muller. "Da haben sie vermutlich recht Lieutenant Muller, das ist schon irgendwie eine Ironie des Schicksals", entgegnete Walters.

 

Er hatte recht. Die Vorzeichen waren irgendwie nicht die optimalen. Gerade heute wurde Mike Cooper wegen eines Verfahrensfehlers freigesprochen.

 

Mike Cooper hatte eine junge Frau, eine Mutter eines kleines Mädchens, brutal vergewaltigt und danach zu Tode geprügelt. Walters war der erste Cop, der am Tatort ankam. Die Streife wurde durch einen Anrainer alarmiert, weil diese laute Schreie einer Frau hörten. Als er am Tatort ankam, war die Frau noch am Leben. Walters sah sich um, und sah einen um die Ecke verschwinden. Er rief seinem Partner zu, dass er einen Notarzt rufen sollte. Er hatte etwas gesehen, und würde zu Fuß die Verfolgung aufnehmen.

 

In der Ferne sah er einen Mann, der sich später als Mike Cooper herausstellen sollte. Walters verfolgte ihn und sah ihn in einem Wohnblock verschwinden. Er folgte ihm ins Stiegenhaus, versuchte so leise wie möglich zu sein. Er sah, wie der Mann in eine Wohnung verschwand und alarmierte weitere Kollegen. Die Verfolgung dauerte einige Zeit, Walters war sich auch nicht sicher, ob es der Täter gewesen sein könnte. Denn der Mann machte keine Anstalten davonzulaufen, sondern ging einfach seelenruhig bis zu diesem Wohnblock. Wie sich später herausstellte handelte es dort wirklich um seine Wohnung.

 

Walters alarmierte seinen Kollegen, der ihm sagte das die Frau etwa eine Minute nachdem Walters die Verfolgung aufgenommen hatte verstorben ist. Durch Zufall hörte ein Team der Mordkommision die Funksprüche und war schon an Ort und Stelle.

 

Walters sagte seinem Partner, dass er glaubte zu wissen, wo der Täter wohnte. Er gab die Adresse durch. Keine 5 Minuten später waren Holsen und Myers von der Mordkommission beim Wohnblock. Walters schilderte Ihnen wie er die Verfolgung aufnahm und in welche Wohnung der vermutliche Täter verschwunden war.

 

"Den kaufen wir uns", sagte Myers, "ich hab keine Lust, das mir der Typ den Feierabend versaut". Ohne nachzudenken stürmten Holsen und Myers in den zweiten Stock, in dem sich die Wohnung Coopers befand. Sie schrien nur kurz Polizei, öffnen Sie die Tür". Kurz darauf hörte man einen Schuss und einen Krach und die beiden stürmten die Wohnung, schlugen Cooper nieder und durchsuchten die Wohnung. Cooper war nackt. Er hatte sich soeben ausgezogen, das blutverschmierte Gewand hatter er in einem Müllsack verstaut, den Holsen und Myers natürlich sofort fanden.

 

Tja - und genau das war das Problem: Alles passierte ohne irgendwelche Richterliche Anordnungen, wodurch sämtliche Beweisstücke vom Gericht nicht anerkannt wurden, was zum Freispruch Coopers führte.

 

Walters wußte, das ihm so ein Fehler niemals unterlaufen würde. Er hatte sogar noch versucht die beiden Detectives aufzuhalten. Denen war jedoch ihr wohlverdienter Feierabend wichtiger.

 

Und genau an Walters erstem Tag als Detective bei der Mordkommission wurde Cooper freigesprochen und konnte das Gericht als freier Mann verlassen.

 

Muller sagte Walters, daß er sich keinen Vorwurf deswegen machen müsste. Er habe damals nichts falsch gemacht. Aber er solle gerade diesen Fall als abschreckendes Beispiel für die Zukunft hernehmen. Er müsse sich unbedingt an die Vorschriften handeln, damit so etwas nicht auch einmal ihm passieren würde. Walters war sich sicher, das ihm dieser Fehler nie unterlaufen wäre, sagte dies Muller jedoch nicht.

 

"So, und wenn Sie nun schon mal da sind, werd ich sie auch gleich mal Ihrem Partner vorstellen, beziehungsweise Ihrer Partnerin.". Muller ging mit Walters ins Großraumbüro der Detectives. Dort fanden sich etwa 20 Schreibtische. 10 Tischgruppen, wobei sich immer zwei gegenüberstanden. Der Raum war lehr, bis auf einen schreibtisch in der letzten Reihe. Dorthin ging Muller mit Walters. "Sarah, darf ich Dir Detective Walters vorstellen, er ist ab sofort Dein neuer Partner. Er ist neu in der Mordkommission, genau wie Du, ich denke ihr beide werdet ein gutes Team abgeben.".

 

Sarah Wills war eine hübsche Frau. Sie war etwa 1,60 groß, schlank, hatte langes schwarzes Haar, ihr Körper - zumindest das was man sehen konnte - sonnengebräunt und - wie Walters gleich bemerkte - wunderschöne dunkelbraune Augen, in die man sich verlieren konnte. Sarah gefiel ihm von der ersten Sekunde an. Und so wie Sarah in ansah, dürfte auch Michael ihr gefallen. Sie musterte ihren 1,75 Meter großen neuen Partner, der mit ausgewaschen Jeans und einem sportlichen T-Shirt vor ihr stand. Er hatte dunkelbraunes Haar, einen Oberlippenbart, was ihr im allgemeinen nicht gefiel, aber zu ihm passte es einfach. Er war sportlich schlank und war ihr auf den ersten Blick sympathisch.

 

"Hi Sarah, ich bin Michael. Ich denke wir beide werden uns sicher gut verstehen und ein gutes Team abgeben". "Hi Michael, ja, das denke ich auch. Ich würde mal sagen, du richtest ich hier erstmal ein. Nachdem ich auch erst seit gestern da bin, haben wir noch keinen Fall zugeteilt bekommen, aber ich denke der Lieutenant wird uns bald in die Schlacht werfen. Also dann, auf gute Zusammenarbeit, Partner".

 

Muller sagte noch, das er die beiden jetzt mal alleine lassen würde, damit sie sich ein wenig kennen lernen konnten. Sie sollten sich beide mal die Arbeitsplätze einrichten, sich mit den Gepflogenheiten im Haus vertraut machen. Und alles weitere würde er Ihnen dann am nächsten Tag sagen.

 

Walters war happy darüber eine so hübsche Partnerin zugeteilt bekommen zu haben. Sie machte wirklich einen sympathischen Eindruck. Er schätzte, das sie in etwa in seinem Alter wäre. Und er nahm sich vor, es sich mit ihr nicht zu verscherzen und einen guten Job abzuliefern, damit sie nicht für sein manchmal sehr aufbrausendes Verhalten büßen müsste. Denn er wusste, das es gerade in diesem Department nicht so einfach war, sich als Frau durchzusetzen. Er nahm sich fest vor sich immer für sie einzusetzen. Denn Partner sollten immer füreinander da sein.

 

"Naja, wenn wir nun in Zukunft zusammenarbeiten sollten wir wirklich die Gelegenheit des ruhigen Tages nutzen, um uns ein wenig kennen zu lernen. Ich bin es noch von der Streife gewohnt, das mein Partner mir und ich ihm zu 100 Prozent vertrauen kann. Und das soll auch hier so bleiben. Ich hoffe du denkst da auch so wie ich?" sagte Sarah.

 

Michael bejahte dies sofort und sagte, das auch er es so gewohnt ist, und das sie sich immer auf ihn verlassen kann. Dafür sind Partner da. Er wußte, das es in der Mordkommission keine festen Arbeitszeiten gab, und das es auch üblich war, das man Überstunden ohne Bezahlung schob. Aber mit Sarah als Partnerin würde ihm das bestimmt nicht schwerfallen, was er ihr aber so nicht sagen konnte.

 

Gedanken sind frei

 

Er nahm seinen Laptop aus der Tasche, stellte ihn an seinen Schreibtisch, schaltete ihn ein und ging online.

Über eine gesicherte Leitung stellte er eine Verbindung zum Zeitungsarchiv der Chicago Tribune her. Er suchte nach Mike Cooper und fand einige Artikel über die Vergewaltigung und den Mord. Und er fand auch einige Informationen über den Prozess und die Fehler der Polizei. Er wusste, dass die Familie des Opfers Gerechtigkeit verdient hätte.

 

Und er wusste dass es nun der Sinn seines Lebens war, für Gerechtigkeit zu sorgen. Er würde den Fehler der Polizei bereinigen. Er würde für Gerechtigkeit sorgen.

 

Nun war seine Vergangenheit ein Vorteil. Er würde in Zukunft vorsichtiger sein und sich nicht erwischen lassen. Er würde seine Kenntnisse und Fähigkeiten nutzen um für Gerechtigkeit zu sorgen. Aber um seinen Plan umzusetzen würde es noch einiges an Vorarbeit benötigen. Er brauchte eine bessere Computerausstattung um sich die Informationen zu besorgen, die er benötigte. Aber Gott sei Dank hatte er einen sicheren finanziellen Polster, der es ihm ermöglichte über viele Jahre gut zu leben und sich alles leisten zu können, was er für die Umsetzung seines Planes benötigte. Es war gut, dass er das Geld das er von diversen Konten durch seine Hacks abgezogen hatte auf ein anonymes Konto verschieben konnte. Man konnte ihm zwar die Veruntreuung nachweisen, das veruntreute Geld wurde jedoch niemals gefunden.

 

Er wusste immer, das er gut in seinem Fach war, aber er war sich zu sicher und hat Fehler gemacht. Das würde ihm nicht nochmals passieren. Diese Fehler haben ihm seinen Job, seine Frau und einige Jahre seines Lebens gekostet. Und sie haben ihm den Sinn genommen, weiter zu leben.

Aber jetzt hatte sein Leben wieder einen Sinn.

 

Er würde noch mehr Informationen zusammentragen. Er musste herausfinden, wo er Cooper finden könnte. Und er würde herausfinden, wie er Cooper weh tun könnte. Sehr weh sogar.

 

Er würde für Gerechtigkeit sorgen. Und er würde es dem Mann der toten Frau wissen lassen, das er sie für ihn gerächt hatte. Die ganze Welt sollte es erfahren.

 

Aber er musste es schlau anstellen. Er wollte das Cooper leidet, wollte das man  Cooper findet. Die Rache an ihm sollte eine Warnung an alle Verbrecher werden, die unschuldigen etwas antaten.

 

Auch er war ein Verbrecher. Das wusste er. Und er wurde auch verurteilt. Aber er hat niemals einem unschuldigen etwas angetan. Im Grunde hat er niemandem etwas angetan. Er hat nur seine speziellen Fähigkeiten dazu genutzt um anderen etwas wegzunehmen was ihnen nicht zustand. Er hatte Geld abgezweigt. Sehr viel Geld. Er hat es von den Reichen genommen, es teilweise Armen zukommen lassen…. Und sich auch ein wenig davon gegönnt, falls man ihm auf die Schliche kommen sollte.

 

Aber er hat niemanden bestohlen der sich sein Geld hart verdient oder erarbeitet hat. Er hat nur Geld abgezweigt, das sich die Eigentümer durch Betrug angeeignet haben. Also war er im Grunde kein Verbrecher. Denn er hat nur etwas genommen, das gar nicht dort sein dürfte wo es war.

 

Man sollte ihm ein Denkmal aufstellen. Nun, er würde sich nun selbst ein Denkmal bauen.

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Tag der Veröffentlichung: 15.01.2015

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